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GEISLING. Brechend voll war das Gast- haus „Zum Posthorn“ beim Hochwas- serdialog in Geisling. „Wir alle schwanken zwischen Resignation und Ärger. Wir werden den Dialog aber trotzdem sehr ernst nehmen, denn das ist die einzige Chance für uns. Haltet durch“, appellierte eingangs Landrätin Tanja Schweiger an die Anwesenden. In Richtung Staatsregierung gerichtet betonte sie ganz klar: „Wir sind keine Protestbürger, wir bringen lediglich die Tatsachen auf den Tisch“. „Gerade heute bietet sich die Gele- genheit, sich zu äußern“, betonte Bür- germeister Jürgen Koch. Dieser hofft, baldmöglichst konkrete Informatio- nen zu bekommen. Skeptisch steht Markus Hörner, der Sprecher der IG Flutpolder, den Versprechungen ge- genüber, denn negative Erfahrun- gen im Zusammenhang mit dem Donauausbau schüren sein Miss- trauen in Behörden und Politik. Um Vorurteile auszuräumen, wünschte sich Josef Feuchtgruber einen vernünftigen und qualifizier- ten Dialog mit den Betroffe- nen. „All die Sorgen, Bedenken und In- formationen, die wir heute bei Ihnen abrufen, sollen in die Planungen mit einfließen“, versicherte der Behörden- leiter. Über vier Stunden lang stand der Leiter des Wasserwirtschaftsamts Rede und Antwort. Als Moderatoren führten Michel Melauner und Franz Tragner von den beiden Wiener Büros „Plansinn“ und „tatwort“ durch die Veranstaltung. In ihren Vorworten stellten sie heraus, dass ein möglicher Knockout für die geplanten Polder die Beherrschbarkeit des Grundwassers sei. Außerdem in- formierten sie, dass derzeit ein Exper- tenteam in mehreren Workshops das gesamte Spektrum beleuchtet. Sorge um Eindeichung Gleich zu Beginn stellte Markus Bauer, der für die Kreisgeschäftsstelle des Bauernverbands sprach, die Sinnhaf- tigkeit des Projekts infrage. „Für die 700 Hektar an Polderflächen müssen 2000 Hektar an Ausgleichsflächen aus- gewiesen werden, die den Landwirten damit genommen werden“. Landwirt Bernhard Raith, dessen Anwesen mitten in der vorläufig gesi- cherten Flutpolderfläche Elt- heim liegt, befürchtet eine Ein- deichung rings um seine Hof- stelle, was eine Einschränkung einer möglichen Hoferweite- rung bedeute. „Eine solche In- sellage wird es definitiv nicht geben“, versprach Josef Feuchtgruber. Paul Beimler, der durch den Polder- bau einen weiteren Anstieg des Grundwassers befürchtet, schilderte, dass bereits jetzt Waldstü- cke längere Zeit unter Wasser stehen würden. Diese Tatsache überraschte den Leiter des Wasserwirtschaftsam- tes. Ganz aktuell gab Feuchtgruber be- kannt, dass derzeit aufgelistet werde, wo punktuell Grundwasserprobleme auftreten. In puncto Staustufenmanagement räumte der Behördenleiter ein, dass dieses, entgegen erster Meinungen, doch mehr bewirke als ursprünglich angenommen. Alleine die Absenkung der Staustufe Geisling könnte rund zwei Millionen Kubikmeter an Hoch- wasser auffangen. „Die Hochwasser- spitzen können dadurch jedoch nicht gekappt werden, da der Stauraum beim Ankommen des Hochwasser- scheitels bereits vorher vollgelaufen sein wird“, so Feuchtgruber. Den Ernteausfall trägt der Staat Für Klaus Pitzer aus Geisling haben al- leine der Inn und die Isar die großen Probleme in Deggendorf und Passau verursacht. „Es kann nicht sein, dass in Niederbayern erlaubt wird, innerhalb der bekannten Risikogebiete zu bau- en“, richtete Sylvia Stierstorfer (MdL) ihren Unmut donauabwärts. Rudolf Koch junior wollte eine ganz klare Aussage, wer für einen möglichen Ernteausfall aufkomme, wenn überflutete Gebiete für lange Zeit nicht mehr genutzt werden kön- nen. „Die durch einen unabhängigen Schätzer ermittelten Beträge wird der Staat übernehmen“, so Feuchtgruber. Ähnliche Bedenken äußerten die Teil- nehmer tags darauf in Pfatter. POLDER Viele Bürger brachten ihre Bedenken vor. Josef Feuchtgruber vom Wasser- wirtschaftsamt kämpfte ge- gen das Misstrauen an. VON HANS BIEDERER, MZ Hochwasser: Vier Stunden intensiver Dialog in Geisling Behördenleiter Josef Feuchtgruber war Ansprechpartner für die besorgten Bürger. Fotos: Biederer Junglandwirt Bern- hard Raith bringt sei- ne Bedenken vor. WEITERE FRAGEN BEIM HOCHWASSER-DIALOG Zeitpunkt der Flutung: Wann werden die Polder geflutet? Die Polder sollen ausschließlich die ankommende Hoch- wasserspitze kappen, wenn sich donau- abwärts eine Katastrophe anbahnt. Dauer der Flutung: Wann die Polder wieder abgelassen werden, lässt sich nicht genau bestimmen. Das WWA geht von etwa einer Woche aus. Mückenplage: Mücken könnten biolo- gisch bekämpft werden. Welche Auswirkungen hätte eine Flu- tung der beiden Flutpolder donauab- wärts? In Straubing würde der Pegel um 30 Zentimeter sinken. In Deggendorf verringere sich der Wasserstand, ge- messen am Hochwasser 2013, immerhin noch um 15 bis 20 Zentimeter, infor- mierte das Wasserwirtschaftsamt. Sind Anwesen und Gebäude noch versicherbar? Nein, so die Auskunft von Thomas Schaffner aus Eltheim. Eigenanteil: Wenn eine Versicherung noch möglich ist, dann nur mit extrem hoher Beitragsrate mit hohem Eigenan- teil. Als Grund führen die Versicherun- gen die gestiegenen Grundwasserpegel an, informierte Schaffner. Vertreibt das Grundwasser große Firmen? Wie sicher sind die großen Fir- men gerade in Neutraubling vor dem Grundwasser? Tausende Arbeitsplätze hängen daran, so Markus Hörner.

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GEISLING. Brechend voll war das Gast-haus „Zum Posthorn“ beim Hochwas-serdialog in Geisling. „Wir alleschwanken zwischen Resignation undÄrger. Wir werden den Dialog abertrotzdem sehr ernst nehmen, denn dasist die einzige Chance für uns. Haltetdurch“, appellierte eingangs LandrätinTanja Schweiger an die Anwesenden.In Richtung Staatsregierung gerichtetbetonte sie ganz klar: „Wir sind keineProtestbürger, wir bringen lediglichdie Tatsachen auf den Tisch“.

„Gerade heute bietet sich die Gele-genheit, sich zu äußern“, betonte Bür-germeister Jürgen Koch. Dieser hofft,baldmöglichst konkrete Informatio-nen zu bekommen. Skeptisch stehtMarkus Hörner, der Sprecher der IGFlutpolder, den Versprechungen ge-genüber, denn negative Erfahrun-gen im Zusammenhang mit demDonauausbau schüren sein Miss-trauen in Behörden und Politik.

Um Vorurteile auszuräumen,wünschte sich Josef Feuchtgrubereinen vernünftigen und qualifizier-ten Dialog mit den Betroffe-

nen. „All die Sorgen, Bedenken und In-formationen, die wir heute bei Ihnenabrufen, sollen in die Planungen miteinfließen“, versicherte der Behörden-leiter. Über vier Stunden lang standder Leiter des WasserwirtschaftsamtsRede undAntwort.

Als Moderatoren führten MichelMelauner und Franz Tragner von denbeiden Wiener Büros „Plansinn“ und„tatwort“ durch die Veranstaltung. Inihren Vorworten stellten sie heraus,dass ein möglicher Knockout für diegeplanten Polder die Beherrschbarkeitdes Grundwassers sei. Außerdem in-formierten sie, dass derzeit ein Exper-tenteam in mehreren Workshops dasgesamte Spektrum beleuchtet.

Sorge um Eindeichung

Gleich zu Beginn stellteMarkus Bauer,der für die Kreisgeschäftsstelle desBauernverbands sprach, die Sinnhaf-tigkeit des Projekts infrage. „Für die700 Hektar an Polderflächen müssen2000 Hektar an Ausgleichsflächen aus-gewiesen werden, die den Landwirtendamit genommenwerden“.

Landwirt Bernhard Raith, dessenAnwesen mitten in der vorläufig gesi-

cherten Flutpolderfläche Elt-heim liegt, befürchtet eine Ein-deichung rings um seine Hof-stelle, was eine Einschränkungeiner möglichen Hoferweite-rung bedeute. „Eine solche In-

sellage wird es definitiv nichtgeben“, versprach Josef

Feuchtgruber.Paul Beimler, derdurch den Polder-bau einen weiteren

Anstieg des Grundwassers befürchtet,schilderte, dass bereits jetzt Waldstü-cke längere Zeit unter Wasser stehenwürden. Diese Tatsache überraschteden Leiter des Wasserwirtschaftsam-tes. Ganz aktuell gab Feuchtgruber be-kannt, dass derzeit aufgelistet werde,wo punktuell Grundwasserproblemeauftreten.

In puncto Staustufenmanagementräumte der Behördenleiter ein, dassdieses, entgegen erster Meinungen,doch mehr bewirke als ursprünglichangenommen. Alleine die Absenkungder Staustufe Geisling könnte rundzwei Millionen Kubikmeter an Hoch-wasser auffangen. „Die Hochwasser-spitzen können dadurch jedoch nichtgekappt werden, da der Stauraumbeim Ankommen des Hochwasser-scheitels bereits vorher vollgelaufenseinwird“, so Feuchtgruber.

Den Ernteausfall trägt der Staat

Für Klaus Pitzer aus Geisling haben al-leine der Inn und die Isar die großenProbleme in Deggendorf und Passauverursacht. „Es kann nicht sein, dass inNiederbayern erlaubt wird, innerhalbder bekannten Risikogebiete zu bau-en“, richtete Sylvia Stierstorfer (MdL)ihrenUnmut donauabwärts.

Rudolf Koch junior wollte eineganz klare Aussage, wer für einenmöglichen Ernteausfall aufkomme,wenn überflutete Gebiete für langeZeit nicht mehr genutzt werden kön-nen. „Die durch einen unabhängigenSchätzer ermittelten Beträge wird derStaat übernehmen“, so Feuchtgruber.Ähnliche Bedenken äußerten die Teil-nehmer tags darauf in Pfatter.

POLDERViele Bürger brachtenihre Bedenken vor. JosefFeuchtgruber vomWasser-wirtschaftsamt kämpfte ge-gen dasMisstrauen an.● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●

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VON HANS BIEDERER, MZ

Hochwasser: Vier StundenintensiverDialog inGeisling

Behördenleiter Josef Feuchtgruber war Ansprechpartner für die besorgten Bürger. Fotos: Biederer

Junglandwirt Bern-hard Raith bringt sei-ne Bedenken vor.

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WEITERE FRAGEN BEIM HOCHWASSER-DIALOG

➤ Zeitpunkt der Flutung:Wann werdendie Polder geflutet? Die Polder sollenausschließlich die ankommende Hoch-wasserspitze kappen, wenn sich donau-abwärts eine Katastrophe anbahnt.➤ Dauer der Flutung:Wann die Polderwieder abgelassen werden, lässt sichnicht genau bestimmen. DasWWAgehtvon etwa einerWoche aus.➤ Mückenplage: Mücken könnten biolo-gisch bekämpft werden.

➤ Welche Auswirkungen hätte eine Flu-tung der beiden Flutpolder donauab-wärts? In Straubing würde der Pegel um30 Zentimeter sinken. In Deggendorfverringere sich derWasserstand, ge-messen amHochwasser 2013, immerhinnoch um 15 bis 20 Zentimeter, infor-mierte dasWasserwirtschaftsamt.➤ Sind Anwesen und Gebäude nochversicherbar?Nein, so die Auskunft vonThomas Schaffner aus Eltheim.

➤ Eigenanteil: Wenn eine Versicherungnochmöglich ist, dann nurmit extremhoher Beitragsratemit hohem Eigenan-teil. Als Grund führen die Versicherun-gen die gestiegenen Grundwasserpegelan, informierte Schaffner.➤ Vertreibt das Grundwasser großeFirmen?Wie sicher sind die großen Fir-men gerade in Neutraubling vor demGrundwasser? Tausende Arbeitsplätzehängen daran, soMarkus Hörner.

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Wörther Anzeiger (MZ) 01.08.2015