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politik 20 DFZ 2 · 2014 Der neue FVDZ-Bundesvorstand Seit Oktober 2013 hat der Freie Verband Deutscher Zahn- ärzte (FVDZ) neben einer neuen Verbandschefin auch einen neuen Bundesvorstand (BV). Wir stellen in einer Serie alle BV-Mitglieder vor. In dieser Ausgabe ist der stellvertreten- de Bundesvorsitzende Joachim Hoffmann dran. Joachim Hoffmann, stellvertretender FVDZ-Bundesvorsitzender im Porträt „Keine Erfolgsgarantie für Ideen“ Selbstbewusst, selbstreflektiert – der Zahnarzt Joachim Hoffmann, seit Herbst vergangenen Jah- res stellvertretender Bundesvorsitzender des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte (FVDZ), hat genaue Vorstellungen, wie das zahnmedizinische Fach in der Praxis umgesetzt werden kann: Zahn- ärzte, die mit zahnmedizinischer Kompetenz die Patienten aufklären und behandeln – am Anfang und Ende steht für ihn die Wahlfreiheit des Patienten. „Zahnärzte sind Individualisten“ sagt der 54-jährige Hoffmann, der eine eigene Praxis in Kirchhundem im Sauerland hat – er sieht es als Herausforderung und Ziel, Meinungsverschiedenheiten im Verband zu glätten und die Kommunikation am Laufen zu halten – inhaltlich „harte Diskussionen“ und ein „geschlossener Auf- tritt gegenüber der Politik“ – für ihn kein Widerspruch? „Nein, Zahnärzte sind ja nicht von ungefähr Individualisten; sie müssen gegenüber dem Patienten und mit ihrer Praxis viel Verantwortung tragen“, führt Hoffmann aus. Wenn aber der Austausch zwischen Individualisten gelingt, könnten tragfähige Netzwerke entstehen. Kollegiale Hilfe und nicht zuletzt Freundschaſt haben ihren Platz in einem Berufsverband. Hoffmann spricht aus Überzeugung, wenn es um Kommuni- kation und Offenheit geht. Beispiel: Bei einer 85-jährigen Patien- tin heißt die Diagnose „dicker Mundboden“ durch „Speichel- stein“. „Das war eine Nummer zu groß für mich“, sagt Hoffmann. Im Krankenhaus aber habe sich die Patientin nicht aufgehoben gefühlt. Was macht Hoffmann? Er fährt mit der Patientin zum befreundeten Oralchirurgen – 100 Kilometer und eine geglückte Operation später ist die Patientin wieder zufrieden. Zum Verband kommt Hoffmann ebenso unaufgeregt, wie er aus seinem Leben erzählt: Während der Studienzeit radelt er mit einem Freund zur Uni; dieser schlägt Joachim Hoffmann vor, zum Verband zu kommen. Unter anderem habe dies den Vor- teil, umsonst eine Zeitschriſt zu bekommen, nämlich das hiesi- ge Magazin Der Freie Zahnarzt. Zwanzig Jahre ist das nun her – während seiner Arbeit für den Verband glättete er als Landesvor- sitzender ab 2004 unter anderem den einen oder anderen verfah- renen Zwist innerhalb der Kollegenschaſt. Bereits von 2005 bis 2009 war Hoffmann im Bundesvorstand des FVDZ; unter ande- rem trat er 2011 gegen den ehemaligen FVDZ-Bundesvorsitzen- den Dr. Karl-Heinz Sundmacher an, dem er unterlag: „Ich habe mich dann bewusst zurückgezogen, da ich gerade im Bezug auf die Frage, wie sich er Verband gegenüber der Politik vertreten soll- te, anderer Auffassung war und bin als der ehemalige Bundesvor- stand. Aber ich war der Meinung, dass ein Vorstand seine ver- bandspolitischen Ideen eigenständig realisieren muss; das Ergeb- nis wird immer zeigen, was richtig gewesen wäre .“ sagt Hoffmann. Wie kam es zum Traumjob? Wie ist Hoffmann zu seinem Traumjob gekommen? „Mein Vater ist Gynäkologe“, überlegt Hoffmann. „Aber Sie sind Zahnarzt geworden?“ „Mich hat schon immer alles Handwerkliche inter- essiert!“, sagt Hoffmann. „Gab es jemanden, der Sie auf die Idee gebracht hat, dass man in der Zahnmedizin gut Handwerk und Heilen verbinden kann?“, „Nein“, schmunzelt Hoffmann, „auf die Idee bin ich schon selber gekommen.“ Er studiert zunächst im belgischen Gent, dann in Heidelberg und zuletzt in Kiel, wo es ihm am besten gefiel, weil dort das Meer so nah ist. Hoffmann zieht es schon früh aufs Wasser – mit 16 macht er seinen Segel- schein auf dem Edersee. Irgendwann einmal träumte er davon, seine Landpraxis mit acht Mitarbeiterinnen und einer angestell- ten Kollegin, die in Teilzeit mit Hoffmann zusammenarbeitet, gegen eine kleinere Praxis an der Ost- oder Nordsee eintauschen zu können, um mehr Zeit für sein Hobby, das Segeln, zu finden. Doch schon die Gesundheitsreform unter Norbert Blüm und 1997 unter Seehofer, mit der die Budgetierung eingeführt wurde, haben die betriebswirtschaſtlichen Rahmenbedingungen für Zahnärz- te mit eigener Praxis kontinuierlich verschlechtert – daher bleibt Hoffmann nun in Kirchhundem und möchte mit seinem berufs- politischen Engagement ein unbürokratischeres, selbstständigeres Arbeiten für den „normalen Behandlungsbedarf“ ermöglichen. Von preiswert bis teuer Wie lebt Hoffmann selbst dieses Berufskonzept in seiner Praxis? „Mein Patient ist immer versorgt – für jeden Geldbeutel gibt es eine Lösung!“, sagt Hoffmann. Konkret erstelle der Zahnarzt bis zu sechs verschiedene Heil- und Kostenpläne für den Patienten – verschiedene Behandlungskonzepte von „preiswert bis ganz teuer“ werden angeboten. „Der Anspruch an die eigenen Zähne ist ganz individuell und sollte auch beim Patienten belassen wer- den – dieser kann vom Alter, aber auch von persönlichen Präfe- renzen abhängen.“ „Ich finde im intensiven Gespräch mit dem Patienten die opti- male Lösung im Rahmen seiner Möglichkeiten und Wünsche.“ Eva Britsch

„Keine Erfolgsgarantie für Ideen“

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DFZ 2 · 2014

Der neue FVDZ-BundesvorstandSeit Oktober 2013 hat der Freie Verband Deutscher Zahn-ärzte (FVDZ) neben einer neuen Verbandschefin auch einen neuen Bundesvorstand (BV). Wir stellen in einer Serie alle BV-Mitglieder vor. In dieser Ausgabe ist der stellvertreten-de Bundesvorsitzende Joachim Hoffmann dran.

Joachim Hoffmann, stellvertretender FVDZ-Bundesvorsitzender im Porträt

„Keine Erfolgsgarantie für Ideen“Selbstbewusst, selbstreflektiert – der Zahnarzt Joachim Hoffmann, seit Herbst vergangenen Jah-res stellvertretender Bundesvorsitzender des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte (FVDZ), hat genaue Vorstellungen, wie das zahnmedizinische Fach in der Praxis umgesetzt werden kann: Zahn-ärzte, die mit zahnmedizinischer Kompetenz die Patienten aufklären und behandeln – am Anfang und Ende steht für ihn die Wahlfreiheit des Patienten.

„Zahnärzte sind Individualisten“ sagt der 54-jährige Ho�mann, der eine eigene Praxis in Kirchhundem im Sauerland hat – er sieht es als Herausforderung und Ziel, Meinungsverschiedenheiten im Verband zu glätten und die Kommunikation am Laufen zu halten – inhaltlich „harte Diskussionen“ und ein „geschlossener Auf-tritt gegenüber der Politik“ – für ihn kein Widerspruch? „Nein, Zahnärzte sind ja nicht von ungefähr Individualisten; sie müssen gegenüber dem Patienten und mit ihrer Praxis viel Verantwortung tragen“, führt Ho�mann aus. Wenn aber der Austausch zwischen Individualisten gelingt, könnten tragfähige Netzwerke entstehen. Kollegiale Hilfe und nicht zuletzt Freundscha� haben ihren Platz in einem Berufsverband.

Ho�mann spricht aus Überzeugung, wenn es um Kommuni-kation und O�enheit geht. Beispiel: Bei einer 85-jährigen Patien-tin heißt die Diagnose „dicker Mundboden“ durch „Speichel-stein“. „Das war eine Nummer zu groß für mich“, sagt Ho�mann. Im Krankenhaus aber habe sich die Patientin nicht aufgehoben gefühlt. Was macht Ho�mann? Er fährt mit der Patientin zum befreundeten Oralchirurgen – 100 Kilometer und eine geglückte Operation später ist die Patientin wieder zufrieden.

Zum Verband kommt Ho�mann ebenso unaufgeregt, wie er aus seinem Leben erzählt: Während der Studienzeit radelt er mit einem Freund zur Uni; dieser schlägt Joachim Ho�mann vor, zum Verband zu kommen. Unter anderem habe dies den Vor-teil, umsonst eine Zeitschri� zu bekommen, nämlich das hiesi-ge Magazin Der Freie Zahnarzt. Zwanzig Jahre ist das nun her – während seiner Arbeit für den Verband glättete er als Landesvor-sitzender ab 2004 unter anderem den einen oder anderen verfah-renen Zwist innerhalb der Kollegenscha�. Bereits von 2005 bis 2009 war Ho�mann im Bundesvorstand des FVDZ; unter ande-rem trat er 2011 gegen den ehemaligen FVDZ-Bundesvorsitzen-den Dr. Karl-Heinz Sundmacher an, dem er unterlag: „Ich habe mich dann bewusst zurückgezogen, da ich gerade im Bezug auf die Frage, wie sich er Verband gegenüber der Politik vertreten soll-te, anderer Au�assung war und bin als der ehemalige Bundesvor-stand. Aber ich war der Meinung, dass ein Vorstand seine ver-bandspolitischen Ideen eigenständig realisieren muss; das Ergeb-nis wird immer zeigen, was richtig gewesen wäre .“ sagt Ho�mann.

Wie kam es zum Traumjob?Wie ist Ho�mann zu seinem Traumjob gekommen? „Mein Vater ist Gynäkologe“, überlegt Ho�mann. „Aber Sie sind Zahnarzt geworden?“ „Mich hat schon immer alles Handwerkliche inter-essiert!“, sagt Ho�mann. „Gab es jemanden, der Sie auf die Idee gebracht hat, dass man in der Zahnmedizin gut Handwerk und Heilen verbinden kann?“, „Nein“, schmunzelt Ho�mann, „auf die Idee bin ich schon selber gekommen.“ Er studiert zunächst

im belgischen Gent, dann in Heidelberg und zuletzt in Kiel, wo es ihm am besten ge�el, weil dort das Meer so nah ist. Ho�mann zieht es schon früh aufs Wasser – mit 16 macht er seinen Segel-schein auf dem Edersee. Irgendwann einmal träumte er davon, seine Landpraxis mit acht Mitarbeiterinnen und einer angestell-ten Kollegin, die in Teilzeit mit Ho�mann zusammenarbeitet, gegen eine kleinere Praxis an der Ost- oder Nordsee eintauschen zu können, um mehr Zeit für sein Hobby, das Segeln, zu �nden. Doch schon die Gesundheitsreform unter Norbert Blüm und 1997 unter Seehofer, mit der die Budgetierung eingeführt wurde, haben die betriebswirtscha�lichen Rahmenbedingungen für Zahnärz-te mit eigener Praxis kontinuierlich verschlechtert – daher bleibt Ho�mann nun in Kirchhundem und möchte mit seinem berufs-politischen Engagement ein unbürokratischeres, selbstständigeres Arbeiten für den „normalen Behandlungsbedarf“ ermöglichen.

Von preiswert bis teuerWie lebt Ho�mann selbst dieses Berufskonzept in seiner Praxis? „Mein Patient ist immer versorgt – für jeden Geldbeutel gibt es eine Lösung!“, sagt Ho�mann. Konkret erstelle der Zahnarzt bis zu sechs verschiedene Heil- und Kostenpläne für den Patienten – verschiedene Behandlungskonzepte von „preiswert bis ganz teuer“ werden angeboten. „Der Anspruch an die eigenen Zähne ist ganz individuell und sollte auch beim Patienten belassen wer-den – dieser kann vom Alter, aber auch von persönlichen Präfe-renzen abhängen.“

„Ich �nde im intensiven Gespräch mit dem Patienten die opti-male Lösung im Rahmen seiner Möglichkeiten und Wünsche.“

Eva Britsch