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KERRY GREENWOOD Pasta, Panik und Pistolen

KERRY GREENWOOD Pasta, Panik und Pistolen · 2010. 10. 28. · Torten, Tod und Teufel (36457) Kuchen, Killer und Kanonen (36456) Kerry Greenwood Pasta, Panik und Pistolen Roman Ins

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KERRY GREENWOOD

Pasta, Panik und Pistolen

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Buch

Wenn es etwas gibt, das Corinna Chapman, Bäckerin aus Lei-denschaft und Inhaberin einer kleinen Backstube im Herzen Mel-bournes, wirklich nicht mag, dann sind es Menschen, die nicht or-dentlich essen – vor allem nicht, wenn es sich dabei um ihre eigenen feinen Köstlichkeiten handelt! Corinna ist also etwas verstört, als in ihrer Gegend ein seltsamer Kult Trend wird, der Fleisch ablehnt und nur Brot knabbert – und erst recht, als auch noch giftiger Kräu-tertee auftaucht. Aber das sind nicht Corinnas einzige Sorgen. Aus heiterem Himmel steht ihre verrückte Hippie-Mutter vor der Tür, die panisch nach ihrem ebenso durchgedrehten Ehemann fahndet, der auf der Suche nach amourösen Abenteuern ist. Als schließlich auch noch im nahe gelegenen Café Vlad Tepes seltsame Dinge vor sich gehen, macht sich Corinna auf, den Übeltätern auf die Schliche zu kommen. Und zum Glück hat sie Daniel, ein Mann wie süße Schokolade, der ihr bei allem zur Seite steht und jedes Pfund an

ihr liebt …

Autorin

Kerry Greenwood stammt aus Melbourne. Neben ihren Katzen liebt sie das Theater: Kerry Greenwood war schon Folk-Sängerin, Re-gisseurin, Kostümdesignerin und Köchin einer Kompagnie. In der Regel aber arbeitet sie als Notarin bei einer kostenlosen Rechtsbe-ratungsstelle und widmet sich dem Schreiben. Weitere Informati-onen über Kerry Greenwood finden Sie unter www.earthlydelights.

net.au

Von Kerry Greenwood bereits bei Blanvalet erschienen:

Torten, Tod und Teufel (36457)Kuchen, Killer und Kanonen (36456)

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Kerry Greenwood

Pasta, Panik und Pistolen

Roman

Ins Deutsche übertragen von Elfriede Peschel

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Die australische Originalausgabe erschien 2006 unter dem Titel»Devils’s Food« bei Allen & Unwin, Australien.

Verlagsgruppe Random House fsc-deu-0100Das für dieses Buch verwendete fsc-zertifizierte Papier

Holmen Book Cream liefert Holmen Paper, Hallstavik, Schweden.

1. AuflageDeutsche Erstveröffentlichung April 2008 bei Blanvalet,

einem Unternehmen der VerlagsgruppeRandom House GmbH, München.

Copyright © by Kerry Greenwood 2006Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2008 by

Verlagsgruppe Random House GmbHUmschlaggestaltung: HildenDesign, München

Umschlagmotiv: Eigenarchiv HildenDesign + Ulf HennigRedaktion: Ilse Wagner

ES . Herstellung: Heidrun NawrotSatz: DTP Service Apel, Hannover

Druck und Einband: GGP Media GmbH, PößneckPrinted in Germany

ISBN: 978-3-442-36846-4

www.blanvalet.de

SGS-COC-1940

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Dieses Buch widme ich Annette Barlow mit ih-rem großen Herzen, ihrer Güte, Intelligenz und verlässlichen Aufmerksamkeit.

Ein Dankeschön an David Greagg, Dennis Pryor, Belladonna und alle Fans.

Er übet Gewalt mit seinem Arm und zerstreuet, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn.Er stößet die Gewaltigen vom Thron und erhebet die Niedrigen.Die Hungrigen füllet er mit Gütern, und lässt die Reichen leer.

Magnifikat, Lukas 1;51–53

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Insula

Dachgarten

8A CERESTrudi und Lucifer

8B PERSEUSleer

7A HERCULESgehört der Viehzüchterfamilie

7B PLUTOgehört der Viehzüchterfamilie

6A NEPTUN Jon und Kepler

6B FLORAleer

5A ARACHNE Therese Webb und Carolus

5B JUNOMrs. Pemberthy und Traddles

4A DAPHNE Andy und Cherie Holliday und Calico

4B MINERVA Mrs. Sylvia Dawson

3A DIONYSOSProfessor Monk und Nox

3B MARS leer

2A PANDORA Kylie und Gossamer und Tori

2B VENUS Mistress Dread (Pat)

LADEN 1 CAFÉ DELICIOUS/HESTIAFamilie Pandamus

LADEN 3 SIBYLLENHÖHLE/ LEUCOTHEA Meroe und Belladonna

LADEN 2 NERDS INC/ HEPHAISTOSTaz, Rat, Gully

LADEN 4 IRDISCHE FREUDEN/HEBE Corinna und Horatio

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Es war einer der entsetzlichsten Geräuscheffekte, die ich je gehört hatte. Ein dumpfer Schlag, dann ein ekliges, feuchtes Knacken, als würde der Schädel des Opfers ge-spalten und Blut und Hirnmasse so großzügig verspritzt wie im ersten Kapitel eines Krimis von Patricia Corn-well. Ich saß senkrecht im Bett und tastete nach Daniel, meinem Geliebten. Er war nicht da. Dann tastete ich nach meinem Kater Horatio, aber auch von ihm keine Spur. Da es nichts anderes zum Festhalten gab, griff ich mir meine Fellstiefel, zog sie an – während sich wegen des entsetz-lichen Geräusches meine Nackenhaare aufstellten, sodass sie sich zu einem prima Besen fürs Grobe geeignet hät-ten –, nahm meinen restlichen Mut in beide Hände und ging dann nach unten.

Ich wohne über der Bäckerei in der Calico Alley mitten in Melbourne, im Allgemeinen kein Ort, der von Köpfe abschlagenden Ungeheuern heimgesucht wird. Jedenfalls nicht in der Vergangenheit. Ich weiß, ich hätte mir vor dem Schlafengehen zu meiner üblichen frühen Bettgeh-zeit nicht den alten Hammer-Horrorfilm anschauen dür-fen, früh deshalb, damit ich in der verdammten Herr-gottsfrühe um vier Uhr rauskomme, um Brot zu backen. Meine Bäckerei heißt Irdische Freuden, und bis gerade eben war die frühe Morgenstunde das Einzige, was einem Angst machen konnte. Oder vielleicht war es dieser Song »Dead« von They Might Be Giants, der mir im Kopf he-

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rumging. Oder Erinnerungen an die Französische Revolu-tion, wie sie uns Mr. Dickens in Eine Geschichte aus zwei Städten überliefert. Er hat genau beschrieben, wie der ab-getrennte Kopf von der Guillotine fiel. Ganz kurz drängte sich mir die Frage auf, woher er das wusste. Mein Gott, hatte ich eine Angst. Aber es war nichts gewonnen, wenn ich in meiner fürchterlichen Angst wie festgewurzelt ste-hen blieb. Meroe sagte immer, was die Hexen ausmache, sei, dass sie vor dem, was ihnen Angst machte, nicht da-vonliefen. Wo war nur Horatio, mein Katzenkavalier und Hüter meiner Schlafkammer? War er, Gott behüte, jeman-dem zum Opfer gefallen?

Diese Überlegung trieb mich weitere zehn Stufen nach unten. Jeder, der meine Katzen angriff, beschwor für sich ein Grimm’sches Märchenschicksal herauf: ab in den Backofen. Wieder ein ekliger dumpfer Schlag – wie viele Menschen wurden in meinem Anwesen denn hingerich-tet? –, und ich entriegelte die Backstubentür mit der Vor-sicht, die jeder mitfühlende Mensch auch beim Aufschla-gen der Morgenzeitung walten lässt, angesichts der mo-mentanen Beschaffenheit der Welt.

Das Geräusch wurde lauter und auf noch widerwär-tigere Weise fleischig, dazu murmelte eine männliche Stim-me: »Ich zeig’s dir, du Fotze!« Die Mäusepolizei schlich um meine Beine und bedachte mich mit jenem Blick, den Katzen sich für die Augenblicke reservieren, in denen sie die Menschenwelt als unglaublich belastend empfinden und kurz davor stehen, ihre Gewerkschaft einzuschalten. Für gewöhnlich vermag die Nagetierpolizisten nichts aus der Ruhe zu bringen, aber dies war eindeutig mehr als selbst sie, die ehemaligen Straßenkatzen mit ihren über-aus flexiblen Maßstäben, zu tolerieren bereit waren.

Ich entspannte mich ein wenig, weil ich die Stimme

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kannte. Jason Lewis, mein Beinahe-Lehrling, Schöpfer der berühmten Muffins, auf die sich die frühstückshungrige Welt stürzt. Aber ganz beruhigt war ich noch nicht, denn Jason war ein ehemaliger Heroinabhängiger, der offen-bar eine unglückliche Seele auf meinem Backstubenbo-den hinzumetzeln schien. Was schließlich auch bedacht werden musste, denn Backstubenböden müssen wirklich sauber sein, und wie sollten wir die Blutflecken wieder wegkriegen?

Ziemlich außer Atem und frierend, stieß ich die Tür auf, um die Mordszene in ihrer ganzen Schrecklichkeit zu enthüllen. Tatsächlich waren Körperteile weit gespreizt. Dunkle Flecken zierten eine meiner makellosen Rühr-wannen. Jason, bekleidet mit seiner alten Jogginghose, schwang ein Beil mit kurzem Griff. Sein Gesicht war fle-ckig, und erschreckend organische Flüssigkeiten tropften von seinen Jünglingswangen und – igitt – dem Beil.

»Oh«, sagte er, als er mich in Fellstiefeln, einem schweren blauen Morgenmantel und mit dem Ausdruck wachsender Verwunderung oben auf der Treppe ent-deckte. »Corinna«, ergänzte er, als er mein sich vor Wut verhärtendes Gesicht sah. Er hielt es für das Beste, mir eine Erklärung zu geben. »Ich wollte Suppe für den La-den machen, wissen Sie, zu den Kräutermuffins, und da dachte ich, ich überrasche Sie mit einer, Sie wissen ja, da-mit ich sie Ihnen zeigen kann, und dann …«

»Es reicht«, sagte ich und hob eine Hand. Ich begriff alles. Jason, das arme Unschuldslamm, hatte sich für eine einfache Suppe entschieden, was bei seiner nicht beson-ders ausgeprägten Lesefertigkeit und angesichts der Tat-sache, dass er noch nie eine Suppe gekocht hatte, auch vernünftig war. Da lag Kürbis auf der Hand, nur zwei Zutaten, und eine davon der Kürbis. Und da er sich bei

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Gemüse nicht auskannte, war er losgezogen und hatte ei-nen Queensland Blue angeschleppt. Diese Kürbisse sind von einer Haut wie bei einem Salzwasserkrokodil überzo-gen (ebenfalls ein Ureinwohner von Queensland), an dem selbst Kugeln abprallen. Wenn die Marine jemals das Ge-heimnis des Queensland Blue knackte, hätte sie wirklich ein unversenkbares Schiff.

Und das erklärte auch die Reihe stumpf gewordener Küchenmesser, die zerstörten Kürbisecken auf einer sau-beren Mülltüte, die Axt und die peinliche Verlegenheit. Auch das Geräusch knackender Schädel.

Man kann auf Jason nicht lang sauer sein. Kein ande-rer hätte so was gemacht. Suppe zu kochen, um mir zu zeigen, dass es eine gute Idee war, meine ich, und dann, als die Festigkeit des hartnäckigen Gemüses ihm einen Strich durch die Rechnung machte, noch so viel Initiative aufzubringen und eine Feueraxt zu benutzen.

»Und es ist eigentlich nichts passiert«, schloss ich. »Wenn du damit einverstanden bist, in Zukunft einen Rat in Sachen Kürbis anzunehmen, dann mach hier sau-ber, bring meine sämtlichen Messer runter zum Messer-schleifer bei Maison, ehe du Schluss machst, und wir ver-lieren kein Wort mehr darüber. Wie spät ist es?«, fragte ich. Draußen war es tiefschwarze Nacht, und für früh-morgens kam es mir viel zu früh vor.

»Es geht auf vier Uhr zu«, sagte Jason und atmete erleichtert auf. In seinen fünfzehn Lebensjahren hat er schon so oft versagt, dass er noch immer glaubt, jeder Fehler führe zu einem sofortigen Rauswurf.

»Also gut, dann werde ich jetzt Kaffee kochen. Und du wirst sicherlich duschen wollen, damit du den Kürbissaft aus deinen Haaren kriegst.« Er strich mit seiner freien Hand durch seine blonden Haare und meinte: »Krass.«

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»Und gib der Mäusepolizei ein extra Leckerchen, die hat Todesängste ausgestanden. Mach weiter«, wies ich ihn an. Dann näherte ich mich ihm und streckte meine Hand aus. »Und, Jason?«

»Ja?«, fragte er und spannte sich wieder an.»Ich denke, du solltest mir diese Axt geben.«Er gab mir die Axt. Ich stieß meine angehaltene Luft

aus und ging nach oben, um mich für den Tag zu wapp-nen, was nichts anderes hieß, als dass ich mich anzog, während der Kaffee durchlief. Eure Energiedrinks mit ih-rem seltsam aufdringlichen Geschmack nach gestriegel-tem Gras könnt ihr euch schenken. Ich bleibe der Super-bohne treu. Kein Kaffee, kein Backen. So einfach ist das.

Ich stellte den Wecker ab, ehe er klingelte, setzte die Leben spendende Flüssigkeit auf, machte mein Bett, zog ein paar Trainingshosen in Größe XXL und ein Oberteil in Vergiss-es-kein-Mensch-ist-so-dick, meinen Kleidungs-größen, an. Ich bin dick, so wie Kate Moss dünn ist. De-finitiv. Und auch trotzig. Die einzige Diät, der ich mich je unterwerfe, verlangt: Hör auf zu essen, wenn du satt bist, und daran halte ich mich immer. Außer bei Himbeeren.

Doch zu jeder Regel gibt es schließlich eine Ausnah-me.

Horatio kroch unter meinem Bett hervor. Er setzte sich mit gefalteten Pfoten, den Schwanz sorgfältig angelegt, in die Küche – ein Bild von einer Katze, die viel zu schläfrig gewesen war, um einem Menschen zu Hilfe zu kommen, was ohnehin keiner von einer Katze erwarten würde, da dies in den Aufgabenbereich von Rudeltieren niedrigerer Intelligenz fiel, wie etwa Hunden. Wäre er sich meiner Not bewusst gewesen, hätte er es sich vielleicht noch mal überlegt.

Perfide Bestie. Seine Hemdbrust war jedoch so schön

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gepflegt, dass ich ihm verzieh und ihm sein Frühstück reichte, während ich meines toastete. Ein gutes solides Sauerteigbrot aus Roggenmehl mit Himbeermarmelade für einen Tag, der sicherlich anstrengend werden würde.

Kleine Regentropfen prasselten wie geworfener Sand gegen die Fensterscheiben. Die unverwüstlichen Pflanzen, die Trudi in den großen blau glasierten Töpfen auf mei-nen Balkon gestellt hatte, ließen im Sturm die Köpfe hän-gen. Kein schöner Tag. Aber meine Küche ist kein schlech-ter Ort bei dem beruhigenden Geräusch einer Katze, die Milch schlürft, wenn der Kaffee lecker schmeckt und die Wärme von den Öfen nach oben steigt, vor allem, wenn die Backstube letztendlich doch nicht von Serienkillern verseucht ist. Ich wackelte in meinen Schaffellstiefeln mit den Zehen, trank und aß und richtete meine Gedanken auf die bevorstehenden Aufgaben.

Es war Montag. Ich hatte keinen Daniel, weil er ei-ner Überwachungsaufgabe nachkam und in seiner Woh-nung übernachten wollte. Daniel ist ein umwerfend gut aussehender Israeli, dunkel, mit einem Mund so süß wie Honig. Er findet mich schön. Er ist Privatdetektiv und darauf spezialisiert, vermisste Kinder zu finden. Großma-ma Chapman, die mich großgezogen hat, hätte ihn als Geschenk des Himmels bezeichnet, das man nicht allzu genau unter die Lupe nehmen sollte. Aber natürlich erst, wenn sie sich damit abgefunden hätte, dass er Jude ist, was eine Weile gedauert hätte. Meine eigenen Eltern, die sich als unfähig erwiesen hatten, ein Kind aufzuziehen, lebten noch immer in ihrer Hippie-Enklave irgendwo bei Sunbury, wohin sie vor ein paar Jahren von Nimbin gezo-gen sind. Ich habe sie eine Ewigkeit nicht gesehen, nicht seit Großmama starb und mir genug Geld hinterließ, um meine Karriere als Wirtschaftsprüferin aufzugeben und

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in meinem Eigentum mit unermüdlichem Eifer eine neue Karriere als Bäckerin zu beginnen.

Ich hatte diese Bäckerei und die dazugehörige Woh-nung in Insula gekauft, einem ausgefallenen Gebäude, das nach den Vorstellungen eines Mannes errichtet wor-den war, der laut Professor Monk offenbar einmal zu oft für seine Fehler bei den Lateinhausaufgaben geschla-gen worden war. Und zudem auch noch auf den Kopf gefallen war. Insula war acht Stockwerke hoch, beher-bergte ein Sammelsurium faszinierender Bewohner un-ter seinem Dach und war ein reizender Ort zum Leben. Hier wohnte auch meine beste Freundin, Meroe, eine arbeitende Hexe, die einen Laden mit dem Namen Si-byllenhöhle unterhielt. Und hier gab es auch den ent-zückenden Professor, ein wenig betagt, aber mit allen Wassern gewaschen. Der große Webstuhl unseres Neu-zugangs gab Anlass für vier Beschwerden von Mrs. Pem-berthy, die dies jedoch zu ihrem Lebensinhalt gemacht hat. Wenn man äußerst angestrengt lauschend das Ohr auf ein Glas presste und an die Wand hielt, könnte man vielleicht das Geklapper hören, das beim Weben entsteht. Ich hab’s nie gehört und sagte das auch. Und kein an-derer hat sich beschwert. Therese Webb war in Arachne eingezogen, der Wohnung, die der Spinnerin der Götter gewidmet war, eine äußerst passende Wahl für ihren Be-ruf, dem Spinnen und Weben. Ich hatte ein Stück ihres feinen Tweeds in dunkler Holzkohlenfarbe gekauft, um einen Wintermantel daraus zu machen. Es war ein sehr guter, fest gewebter Stoff, der nicht fusselte, doch wenn ich mir das Wetter draußen ansah, könnte ich meinen Anlauf für einen neuen Mantel womöglich ein wenig zu spät genommen haben.

Nachdem ich gefrühstückt hatte, nahm ich einen Teller

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Toast mit hinunter zu Jason, damit er was im Magen hat-te, ehe er etwas Richtiges aus dem Café Delicious bekam. Bei der Familie Pandamus konnte man schöne Wetten auf die Geschwindigkeit abschließen, mit der Jason ihr Tru-ckers Spezial hinunterschlang, und er enttäuschte sie nie, weil er meist ein wenig über seiner Rekordzeit von drei Minuten und siebzehn Sekunden blieb. Was nicht lang ist für drei Eier, Toast, Schinken, Tomaten, Pilze und Kartof-felpfannkuchen oder Hashed Browns, je nachdem, wen das Los für die Frühschicht ereilt hatte – Yai Yai Panda-mus oder die Ungarin Kristina.

Ich ging, vorsichtig den Teller balancierend, die Trep-pe hinunter. Die Backstube war sauber. Heckle und Jekyll aßen ihre Katzenleckerchen, ehe sie hinaus auf die Gasse gingen, um sich drüben bei Kiko oder bei Ian vom japa-nischen Schnellimbiss für rohe Fischstückchen anzustel-len, ihrer immergleichen Morgenübung. Jason hatte den Kürbis aufgeschnitten und in den größten Topf gesteckt, um ihn einzukochen. Keine Spur mehr vom Gemüsemas-saker. Er hatte sogar noch Zeit gefunden, die untere Kaf-feemaschine anzuwerfen, und stürzte sich jetzt mit einem Freudenschrei auf meinen Toast. Mein Bedürfnis, hung-rige Wesen zu füttern, könnte in Jason seine Erfüllung finden. Er ist noch immer sehr dünn, aber nicht mehr das klapprige Gestell, das er einmal war. Sein Haar war kräftiger geworden und plusterte sich zu einem blonden Lockenkranz auf, der merkwürdig an Harpo Marx er-innerte. Während der Backzeit werden die Locken unter eine Kappe verbannt.

»Roggen«, sagte ich beim Lesen meiner Liste. »Wir müssen Eierwecken machen – haben wir die Eier be-kommen? Gut. Und den üblichen Hefeteig. Hast du dich schon entschieden, welche Muffins es heute geben soll?

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»Ich dachte, ich versuche heute mal die mit Rosenwas-ser«, sagte er mit vollem Mund. »Und Gewürzapfel.«

Die Muffins überließ ich Jason. Seine sind besser als meine, trotz gleichem Mehl, gleichem Ofen und gleicher Methode. Kochen ist natürlich eine Art von Zauber, und gäbe es spezialisierte Hexer, wäre Jason der Muffin-Ma-gier.

Als er seinen Toast verputzt hatte, begannen wir ab-zuwiegen, einzufüllen und zu backen. Draußen war es Nacht, und außer der Mäusepolizei regte und rührte sich nichts, nur Wasserrauschen, das Blubbern des Vorteigs für das Roggenbrot, der warme elektrisierende Duft der Hefe und die Süße von Jasons Rosenwasser – alles äu-ßerst beruhigend. Maschinen kamen rumpelnd in Gang. Das »Quatsch-Quatsch« der Knethaken. Das Prasseln, wenn die Öfen geöffnet wurden. Ich streckte mich. Der Tag, der so ungünstig begonnen hatte, wurde zusehends besser.

Um sieben Uhr öffnete Jason die Tür zur Straße und sammelte eine auf den Boden geworfene Zeitung auf. Die Mäusepolizei stakste hinaus zu ihrer schicksalhaften Be-gegnung mit den gefährdeten Tierarten der Südsee. Dies war auch das Signal für Jason, im Café Delicious den Kampf gegen die Uhr aufzunehmen, und für mich, mich auf meinen Bäckerstuhl fallenzulassen und meine drit-te Tasse Kaffee zu trinken. Es dämmerte in gedämpftem Grau, gemischt mit Holzkohle. Leute regten sich. Lichter, die in manchen dieser Hochhäuser gar nicht ausgegan-gen waren, schalteten sich andernfalls wieder ein. Men-schen in Anzügen mit Aktenmappen kamen vorbei, die Köpfe an die Schultern geklebt, da sie eindringlich in ihre Mobiltelefone flüsterten – was hatten sie nur Wichtiges mitzuteilen, das nicht warten konnte, bis sie an einem

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Schreibtisch saßen? Meiner Meinung nach besteht die Notwendigkeit für ein Mobiltelefon nur bei drohendem Krieg, Schiffbruch oder Herzattacke. Hatten die armen Schweine nicht bemerkt, dass sie nie wieder einen Au-genblick für sich allein waren, sobald sie so ein Pestge-schwür ihr Eigen nannten? Weder beim Schlafen noch beim Reisen und nicht einmal in der früher so sicheren Rückzugszone der Damentoilette konnten diese schick gekleideten Frauen das beflügelnde Vergnügen erleben, allein zu sein.

Doch ich denke, es gibt den Leuten das Gefühl, wich-tig zu sein. Gebraucht zu werden. Ich wurde von allem Möglichen gebraucht, so etwa von Jason und dem Brot und den Katzen, ohne dazu ein lästiges Mobiltelefon zu benötigen. Früher oder später würde ich es ohnehin aus dem Fenster werfen und durch den Abfluss jagen, und das würde dann teuer. Wenn auch nicht so teuer wie die momentane Saisonmode, rosa und weiß karierte Bouclé-jacken, die aussahen, als hätte man sie aus Pferdedecken geschneidert. Mit einem Spaten. Sie zu recyceln, wenn der Glanz dahin war, kostete ihre Trägerinnen bestimmt ei-nen Batzen. Doch in meinem alten blauen Trainingsanzug war ich wohl kaum eine Augenweide.

Die ersten Laibe raus, die nächste Fuhre rein, alles tipp-topp und in bester Ordnung, wie Großpapa Chapman immer bemerkte, wenn Großmama und ich die Küche ge-putzt hatten. Weil er es einmal zu oft gesagt hatte, hatte ich an einem ziemlich überdrehten Tag ein Geschirrtuch nach ihm geworfen. Doch er war Seemann, und als Groß-mama ihm die Küche überlassen musste, nachdem sie sich den Arm gebrochen hatte, brummelte er nur: »Raus aus der Kombüse, altes Mädchen«, und schloss sie aus, wäh-rend er lobenswerte Mahlzeiten kochte und auftischte.

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Aber dass er ihr liebstes Geschirrtuch anbrennen ließ, ver-zieh sie ihm nie.

Um sieben Uhr morgens neige ich dazu, frei zu asso-ziieren. Aber weiter im Tanz. Bleich wurden die Laibe in den Ofen geschoben und kamen braun und glänzend wie-der heraus. Die Eierwecken gingen wunderbar auf und dufteten köstlich. Sie lockten das Bild von einem ewigen Juden aus der Kälte herein.

»Challah-Brot«, sagte Daniel mit einem hungrigen Atemzug und griff nach einem Laib. »Aber es ist doch Montag«, fügte er hinzu und wartete auf Erlaubnis, be-vor er es auseinanderriss.

»Hier ist jeden Tag Freitag«, sagte ich mit großzü-giger Geste, die in meiner unmittelbaren Umgebung ei-nen Mehlregen niedergehen ließ. »Hallo, Daniel.«

Er küsste mich mit einem Mund, der köstlich nach Challah schmeckte. Der schöne Daniel mit seinen dunk-len Augen, in denen man versinken möchte, und seinen länger werdenden Haaren. Herr, ich bin seiner nicht wür-dig, aber sprich nur das eine Wort.

Er schleppte den Sack mit Brot nach draußen, den ich jeden Tag der Suppenküche vermache, und sagte dabei: »Bis später, Ketschele«, und weg war er, den Sack hatte er sich mit Leichtigkeit auf seine Lederjackenschulter ge-hievt. Ich seufzte und machte mich daran, Jasons Muf-fins aus dem Ofen zu holen, während dieser die Brotlaibe für die diversen Restaurants abzählte. Das beste Geschäft mache ich mit Lieferungen, aber mir gefällt es, einen La-den zu haben.

Ich ging in die Irdischen Freuden, um die Tür aufzu-schließen und die Rollladen zu öffnen, die meine Kas-se vor all den Leuten mit Radkreuzen schützen, die wo-möglich nach Einbruch der Dunkelheit die Flinders Lane

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heimsuchen. Mir ist zwar nie einer aufgefallen, aber ge-ben muss es sie, wozu sonst wäre die Nachbarschaftswa-che gut? Außer dazu, dass Mrs. Pemberthy mit dem Fern-glas an der Scheibe klebte und nach Bösewichten Aus-schau hielt. Und nach Liebespaaren. Und nach Leuten, die ihre Hunde ausführten, und nach Betrunkenen, die die Wände voll pissten.

Beim Öffnen der Tür lieferten sich meine heutige La-denhilfe, Gossamer Judge, bekannt als Goss, und Sylvia Dawson, die bestgekleidete ehemalige Gesellschaftsda-me der Stadt, ein totes Rennen. Goss trug ein flauschiges rosa Bolero mit passender Gänsehaut auf ihrem nackten Bauch, und Mrs. Dawson war in einen Freizeitanzug in der Farbe von dunkler Schokolade gekleidet. Dazu trug sie rote Lederhandschuhe und einen bezaubernden kirsch-roten Wollhut mit Schal.

»Guten Morgen«, begrüßte ich die beiden und ließ Goss an mir vorbei ins Warme. Mrs. Dawson schüttelte liebevoll den Kopf.

»Die jungen Leute haben Körper mit Zentralheizung«, meinte sie. »Mir wäre es zu kalt, meine Leibesmitte zu entblößen, selbst wenn ich eine hätte, die eine Entblö-ßung verdient hätte. Was in meinem Alter nicht mehr der Fall ist. Ah, gut. Ich rieche Sabbatbrot, meine liebe Corin-na, wenn dem so ist, würde ich gern eins kaufen.«

»Es ist sehr klug von Ihnen, rasch zuzugreifen«, erklär-te ich ihr. »Daniel hat bereits einen Laib angebrochen, und das meiste davon ist für eine Hochzeit bestimmt. Ich mache es nicht oft, weil das Aufschlagen der vielen Eier sehr arbeitsintensiv ist. Hier haben Sie eins.«

Tabletts wurden in ihre Gestelle gerammt. Meine Hilfs-kraft fing zu arbeiten an. »Wie geht’s dir denn, Goss?«

»Ganz gut«, sagte sie mit recht schwacher Stimme. Ob

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das von einer anstrengenden Nacht auf der Rolle kam oder wieder mit einer ihrer kleinen Liebesaffären zu tun hatte? Goss und ihre Freundin Kylie sind achtzehn und Möchtegern-Schauspielerinnen. Wegen ihrer fast mager-süchtigen Statur essen sie nichts, wenn sie trinken, und dies kann zu abrupten, gewaltsamen Stimmungsschwan-kungen führen, bei denen selbst Frauen mitten in der Me-nopause nicht mithalten können. Ich habe ihnen zu be-denken gegeben, dass es meinem Ruf im Nahrungsmit-telgewerbe nicht gerade zuträglich ist, Ladenhilfen zu beschäftigen, die aussehen, als wären sie kurz vor dem Verhungern, aber noch hatte ich keine Einbußen zu be-klagen. Ich hoffe nur, dass mir, sollte die neueste Mode den Nabel wieder bedeckt halten, eine andere Methode einfällt, Kylie und Goss auseinanderzuhalten, denn sie se-hen fast identisch aus. Vielleicht mit Etiketten? Broschen mit ihrem Namen drauf? Aber das wäre für die beiden viel zu vorgestrig.

Ich befand mich in der Backstube, um die Mäusepoli-zei zu begrüßen, die ins Warme zurückgekehrt war (nicht einmal für Thunfisch treibt sie sich bei einem so kal-ten und gemeinen Wind wie diesem im Freien herum), als ich im Laden Geschrei hörte. Ich seufzte. Seit unse-re letzte Regierung die »Gemeindefürsorge« eingeführt und die meisten Krankenhäuser für Psychiatrie geschlos-sen hat, kriegen wir alle unseren Teil an umherirrenden Verrückten ab, meist harmlose, arme Geschöpfe. Kylie und Goss sind von mir angewiesen worden, ihnen ein Brötchen oder ein Muffin zu geben und sie freundlich, aber bestimmt aus dem Laden zu führen. Normalerweise funktioniert das. An diesem Tag – natürlich – verfehlte es seine Wirkung.

»Ich will Bäcker sehen!«, sagte eine protestierend er-

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hobene, osteuropäische Stimme. Jason wog gerade Kar-damomschoten ab, die für seine Rosenwassermuffins pul-verisiert werden mussten, also öffnete ich die Tür und ging in den Laden. Horatio saß unerschütterlich auf sei-nem gewohnten Platz auf der Verkaufstheke, was darauf schließen ließ, dass sich nichts besonders Gefährliches ab-spielte, denn ansonsten hätte er wohl wie heute Morgen das Weite gesucht. Ein kleiner kahlköpfiger Mann im An-zug lieferte sich ein lautstarkes Wortgefecht mit Goss.

»Guten Morgen«, sagte ich, und Goss wandte sich pi-kiert mir zu und sagte: »Er möchte die Bäckerin sehen, aber ich sagte, Sie haben zu tun, und dann schrie er mich an!«

»Ja, das tat er«, pflichtete ich ihr bei und fixierte den Herrn unbeeindruckt mit finsterer Miene. »Nun, hier bin ich«, sagte ich kühl. »Ich bin die Bäckerin. Was wollen Sie von mir?« Schließlich hatte ich oben immer noch die Axt.

Plötzlich fing er zu strahlen an. Sein kahler Kopf glänzte, und aus seinem zu einem Lächeln breit geöff-neten Mund blitzten, ich schwöre es, Goldzähne. »Junge Frau«, sagte er zu Goss und machte dabei fast eine Ver-beugung, »mir so leid tut, Stimme zu erheben, aber ich werde so …«

»Frustriert?«, fragte ich, die Pantomime aus zusam-mengebissenen Zähnen und geballten Fäusten überset-zend. Offenkundig war er völlig normal. Jedenfalls für diesen Teil der Stadt um diese Zeit.

Er nickte begeistert. »Frustriert, ja, ja. Wenn keiner versteht. Mein Englisch sehr schlecht, ich bedauere. Aber muss Bäcker sehen, bevor Brot kaufen!«

»Warum?«, fragte ich argwöhnisch.Er nahm meine mehlige Hand und küsste sie. »Ihre

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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

Kerry Greenwood

Pasta, Panik und PistolenRoman

DEUTSCHE ERSTAUSGABE

Taschenbuch, Broschur, 352 Seiten, 11,5 x 18,3 cmISBN: 978-3-442-36846-4

Blanvalet

Erscheinungstermin: März 2008

Eine hinreißende Heldin – mit üppigen Rundungen und großem Herz! Wenn es etwas gibt, das Corinna Chapman, Bäckerin aus Leidenschaft, nicht mag, dann sindes Menschen, die nicht ordentlich essen! Als in ihrem Viertel plötzlich Fleisch out ist, vergifteterKräutertee auftaucht und schließlich eine Leiche im Park gefunden wird, macht sie sich auf, diegefährlichen Genussverächter zu stellen. Zum Glück hat sie Daniel, der ihr zur Seite steht undjedes Pfund an ihr liebt … Romantik, Spannung und jede Menge leckerer Rezepte!