Upload
others
View
4
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
Kinder, die die Welt verändern
Innenteil_KinderWelt_K09.indd 1 30.01.14 14:17
Yann Arthus-BertrandAnne Jankél iow itch
Kinder, Die die Welt verändern
Gabr iel
Innenteil_KinderWelt_K09.indd 3 30.01.14 14:17
4
Wir Menschen verhalten uns oft so, wie wir es gewohnt sind, und schaffen es nicht, aus
alten Denkmustern auszubrechen. Das ist mit ein Grund für die Probleme, die wir mit
unserer Umwelt haben. Kinder und Jugendliche hingegen sind noch nicht so festgefahren
in ihrem Verhalten und probieren neue Ideen aus, und mit diesen neuen Ideen lässt sich
unglaublich viel verändern.
Meine Stiftung GoodPlanet legt deswegen besonderen Wert auf Bildung. Wir bauen Schu-
len in Entwicklungsländern und wir verteilen jedes Jahr in allen französischen und neuer-
dings auch belgischen Schuleinrichtungen kostenlose Aufklärungsplakate. An dieser Stelle
möchte ich mich besonders bei den Lehrern und Schülern der zwölf französischen Schulen
bedanken, die ihre Einrichtungen nach mir benannt haben. Sie wollten so ein Zeichen der
Anerkennung setzen für den pädagogischen Wert meiner Arbeit als Fotograf und meines
Engagements für unseren Planeten.
Junge Menschen tragen eine tiefe Zuversicht in sich, und diese positive Sichtweise können
wir alle gut gebrauchen. Sie haben noch nicht aufgegeben, sie empfinden hin und wieder
auch eine gesunde Wut gegenüber den Ungerechtigkeiten der Welt, die wir Erwachsenen
ihnen übergeben – so wie Severn Suzuki es uns gezeigt hat, als sie mit zwölf Jahren ihre
berühmte Rede in Rio hielt. Das ist jetzt schon über zwanzig Jahre her.
Kinder sind die Zukunft!
Innenteil_KinderWelt_K09.indd 4 30.01.14 14:17
5
Manchmal legen Jugendliche auch eine beeindruckende Energie an den Tag. Als ich Fe-
lix Finkbeiner kennenlernte, konnte ich kaum glauben, dass dieser damals 14 Jahre alte
Junge einen Verein anführte, dem die Vereinten Nationen die Verantwortung für ihre inter-
nationale Kampagne zum Pflanzen von Bäumen übertragen hatten.
Später hatte ich die Gelegenheit, andere Jugendliche wie Felix oder Severn kennenzuler-
nen; vor allem auf dem Internationalen Jugendgipfel des UNO-Umweltprogramms (TUN-
ZA, www.unep.org/tunza). Sie sind alle sehr unterschiedlich, kommen aus verschiedenen
Ländern und teilen alle zusammen einen unglaublichen Enthusiasmus. Und obwohl sie so
jung sind, können sie uns Erwachsene etwas lehren: Mit Durchhaltevermögen, Engage-
ment und Mut kann man eine Menge erreichen. Wir müssen an uns selbst und an unsere
Fähigkeit glauben, die Welt zu verändern. Denn die Zukunft ist nicht vorherbestimmt – sie
liegt in unseren Händen.
All diese Jugendlichen, die die Welt verändern, machen Hoffnung, dass es noch nicht zu
spät ist. In diesem Buch stellt Dir das Team meiner Stiftung 45 von ihnen vor, aber es gibt
noch viel mehr, Hunderte, Tausende, überall auf der Welt. Vielleicht bist Du selbst ja einer
von ihnen. Oder vielleicht wird Dich dieses Buch dazu einladen, einer von ihnen zu werden.
Yann Arthus-Bertrand
Präsident der Stiftung GoodPlanet
Innenteil_KinderWelt_K09.indd 5 30.01.14 14:17
Eine Piroge, ein traditionelles Boot, das aus einem einzigen Baumstamm gebaut wird, auf dem Niger
in der Nähe von Timbuktu. Der Fluss fließt durch 5 Länder, über eine Länge von 4200 Kilometern.
Rund 110 Millionen Menschen leben an den Ufern des Niger.
Innenteil_KinderWelt_K09.indd 6 30.01.14 14:17
Innenteil_KinderWelt_K09.indd 7 30.01.14 14:17
Elefanten im Meru-Park in Kenia, Afrika.
Innenteil_KinderWelt_K09.indd 8 30.01.14 14:17
Innenteil_KinderWelt_K09.indd 9 30.01.14 14:17
10
Das Mädchen, das die Welt sechs Minuten lang zum Schweigen brachte.
Severn Cullis-Suzuki12 Jahre in 1992
Kanada
Innenteil_KinderWelt_K09.indd 10 30.01.14 14:17
11
„Ich bin nur ein Kind, und ich habe für vieles
keine Lösung. Aber ich möchte, dass Ihnen
eines bewusst ist: Sie auch nicht! Sie wissen
nicht, wie Sie das Ozonloch reparieren sol-
len. Sie wissen nicht, wie Sie die Lachse in
die verseuchten Flüsse zurückbringen kön-
nen. Sie können eine ausgestorbene Tierart
nicht mehr zum Leben erwecken. Und Sie
können auch nicht die großen Wälder dort-
hin zurückholen, wo jetzt nur noch Wüste
ist. Wenn Sie nicht wissen, wie man all das
repariert, dann, bitte, hören Sie auf, es zu
zerstören!“ So klare Worte würde man
gern mal an alle Erwachsenen richten, die
auf der Welt bestimmen! Aber es passiert
nicht alle Tage, dass ein Kind die Gelegen-
heit hat, Auge in Auge mit den Mächtigen
der Welt zu reden und ihnen solche Dinge
zu sagen.
Nicht alle Tage, nein ... Aber manchmal
doch! Die Erste, die es getan hat, war Severn
Cullis-Suzuki im Jahr 1992. Sie war damals
12 Jahre alt. Zusammen mit drei Freun-
den ihres Vereins ECO (Environmental
Children’s Organization, Kinder-Umwelt-
organisation) war Severn zur ersten Um-
weltkonferenz der Erde in Rio de Janeiro
gereist. „Wir haben das Geld, um hierher-
zukommen, selbst aufgetrieben und sind
5000 Meilen gereist, um Euch zu sagen,
dass Ihr Erwachsenen Euer Verhalten än-
dern müsst. Ich kämpfe für meine Zukunft.
Meine Zukunft zu verlieren ist nicht das
Gleiche wie eine Wahl zu verlieren oder ein
paar Punkte an der Börse.“
An dieser internationalen Konferenz über
die Zukunft der Erde nehmen nicht viele Kin-
der teil, und es ist auch gar nicht vorge-
sehen, dass die Jugendlichen eine Rede
halten. Wie hat Severn es also geschafft,
vor all den Teilnehmern zu sprechen? Es
war pures Glück, denn einer der Vortragen-
den ist ausgefallen! So kommt es also, dass
zwischen all den Erwachsenen ein junges
Mädchen an das Rednerpult tritt und zu
den Delegierten der Vereinten Nationen
spricht. „Meine Rede war reiner Zufall:
Wir hatten uns als NGO (Nicht-Regie-
rungsorganisation) angemeldet und wur-
den wegen einer Absage eingeladen, vor
einer der Vollversammlungen zu spre-
chen“, erklärt Severn heute.
Mit klarer, ruhiger Stimme wendet sich
Severn an alle anwesenden Erwachse-
nen, hohe Staatsbeamte, führende Politi-
ker, Unternehmer und Journalisten. „Ich
habe davon geträumt, in meinem Leben
große Wildherden zu sehen, Dschungel,
Tropenwälder voller Vögel und Schmet-
Im Jahr 1992 fand in Rio de Janeiro die
erste große internationale Umwelt-
konferenz, die „Konferenz der Verein-
ten Nationen über Umwelt und Ent-
wicklung“ statt, auch Erdgipfel oder
Rio-Konferenz genannt. An ihr nah-
men 2400 Vertreter aus 178 Ländern
teil. Zwanzig Jahre später im Jahr
2012 wurde in Rio erneut ein Umwelt-
gipfel veranstaltet, „Rio +20“.
Innenteil_KinderWelt_K09.indd 11 30.01.14 14:17
12
Bild rechts: Die 38 Meter hohe Christusstatue blickt auf die Guanabara-Bucht und Rio de Janeiro
herunter. Rio de Janeiro ist die zweitgrößte Stadt Brasiliens mit über 6 Millionen Einwohnern.
terlinge. Aber heute frage ich mich, ob es
sie noch geben wird, wenn ich Kinder habe.
Haben Sie sich auch solche Fragen gestellt,
als Sie so alt waren wie ich?“
In Severns Worten liegen so viel Aufrichtig-
keit und Ernst, dass die Zuhörer erschüttert
sind. Jeder fühlt sich für ein paar Minuten
so, als würde die eigene Tochter, die eigene
Enkelin von ihm Rechenschaft verlangen.
„In der Schule, sogar in der Krippe, bringt
Ihr uns bei, wie wir uns auf der Erde ver-
halten sollen. Ihr sagt uns, wir sollen uns
nicht prügeln, selbst Lösungen für unsere
Probleme finden, die anderen respektie-
ren, unseren Müll aufsammeln, anderen
Lebewesen nicht wehtun, teilen und nicht
egoistisch sein. Warum macht Ihr dann dort
draußen all die Dinge, die wir nicht machen
sollen?“ Was kann man auf so eine Frage
antworten? Rein gar nichts. Deshalb hat
man Severn auch „das Mädchen, das die
Welt sechs Minuten lang zum Schweigen
brachte“ getauft.
„Wir wollten das Gewissen dieser Ent-
scheidungsträger sein und sie daran erin-
nern, wer sie wirklich sind: nicht nur Poli-
tiker, sondern auch Eltern und Großeltern“,
erinnert sich Severn heute im Rückblick.
Und man kann nur verstummen, wenn diese
Stimme des Gewissens zu einem spricht:
„Mein Vater sagt immer: ‚Man ist das, was
man tut. Nicht das, was man sagt.‘ Also,
das, was Ihr tut, bringt mich nachts zum
Weinen. Ihr sagt immer, dass Ihr uns liebt.
Dann fordere ich Euch auf: Bitte macht, dass
Eure Taten Eure Worte widerspiegeln.“
Zwanzig Jahre später wird Severns Rede
im Internet immer noch sehr oft angeklickt.
Dass das Video so viel Erfolg hat, liegt ihrer
Meinung nach daran, „dass es zeigt, dass
auch die Jugendlichen eine Stimme haben
und zu Wort kommen wollen. Man muss
die Erwachsenen an die Folgen ihres Han-
delns erinnern, auch wenn sie häufig ihre
eigentlichen Interessen und Absichten ver-
schweigen.“
Innenteil_KinderWelt_K09.indd 12 30.01.14 14:17
13
Hat Severns Aufruf an die Führungskräfte
der Erde etwas verändert? Er hat sie zumin-
dest zum Nachdenken gebracht. „Heute
ist das Bewusstsein der Menschen für die
Umweltprobleme sicherlich größer, aber
die direkten Auswirkungen von damals sind
schwer zu messen“, meint Severn zwanzig
Jahre später. „Manches hat sich verändert,
das stimmt. 1992 machten wir uns große
Sorgen wegen des Ozonlochs; inzwischen
ist dieses Problem dank des Montreal-
Protokolls nicht mehr so dringlich.“
Severn hat heute selbst zwei Kinder. Seit
ihrer Rede hat sie nicht mehr aufgehört,
sich für die Erhaltung unseres Planeten
einzusetzen. Sie hat eine Arbeits- und
Diskussionsgruppe gegründet, ein Buch
geschrieben, sie moderiert mehrere Fern-
sehsendungen über Umweltfragen, arbei-
tet als Forscherin und hat zahlreiche
Vorträge gehalten. Und sie ist 2012 nach
Rio zurückgekehrt, zum Erdgipfel Rio +20.
„Immerhin sind inzwischen die Jugendli-
chen, die über die Hälfte der Weltbevöl-
kerung ausmachen, an diesem Gipfel aktiv
beteiligt“, stellt Severn fest.
Mehr auf die Jugendlichen zu hören, das
ist ein Fortschritt! Für Severn finden die
größten Veränderungen aber nicht auf den
internationalen Konferenzen statt. Was die
Lage wirklich verbessert, sind die Verän-
derungen auf individueller Ebene, bei je-
dem Einzelnen. Und das haben auch viele
andere Kinder begriffen! So wie Severn
engagieren sich viele Millionen Kinder auf
der ganzen Welt und setzen sich für die
Erhaltung des Planeten ein. Ohne noch
lange darauf zu warten, dass die Erwach-
senen endlich reagieren …
Auszüge aus der Rede von Severn Cullis-Suzuki anläss-
lich der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt
und Entwicklung in Rio 1992 und Zusammenfassung
ihrer Aussagen bei einem Interview, veröffentlicht in
TUNZA am 19. September 2011.
Innenteil_KinderWelt_K09.indd 13 30.01.14 14:17
Der Strand von Ipanema, Rio de Janeiro, Brasilien. Tonnen von Abfällen werden täglich durch die
Menschen weggeworfen und in den Meeren und Ozeanen entsorgt.
Innenteil_KinderWelt_K09.indd 14 30.01.14 14:17
Innenteil_KinderWelt_K09.indd 15 30.01.14 14:17
16
Computern ein zweites Leben zu geben, ist einfach!
Alex Lin11 Jahre in 2005Westerly, Rhode Island, USA
WWW.W-I-N.WS
Innenteil_KinderWelt_K09.indd 16 30.01.14 14:17
17
Elektromüll enthält giftige Schadstoffe.
Wenn er auf der Müllhalde entsorgt
wird, ist er schädlich für die Umwelt.
In der Familie Lin sind alle im Einsatz für
die Umwelt: der Vater, die Schwester,
der Bruder ... „Das ist eine bestimmte
Einstellung zum Leben“, meint Alex. Seit-
dem er in einem Zeitungsartikel gelesen
hat, dass elektronischer Müll die Umwelt
mit Schadstoffen belastet und sich überall
auf der Welt millionenfach anhäuft, gilt sein
Kampf dem Elektronikschrott.
„Am Anfang fühlt man sich, als stünde man
am Fuße eines riesigen Berges. Ich wusste
nicht, wie und wo ich das Problem angehen
sollte“, erinnert sich Alex. Aber zusammen
mit seinen Freunden findet er schnell eine
Methode, sie setzen sich einzelne Ziele
und gehen Schritt für Schritt vor.
Zuerst organisieren sie das Recycling: Sie
überreden die Gemeinde, auf der Müllsam-
melstelle einen gesonderten Container für
Elektro- und Elektronikschrott aufzustellen,
und nehmen Kontakt zu einem zuverlässi-
gen Recycling-Unternehmen auf, um den
Elektromüll einzusammeln. Seitdem es den
Container gibt, landen die ausgesonderten
Computer nicht mehr auf der Müllhalde –
das ist schon mal ein Fortschritt!
Dann kümmern sie sich um die Wiederver-
wendung: „Das ist siebenmal effizienter
als zu recyceln“, erklärt Alex. Die Freunde
treffen sich regelmäßig bei Alex, um an
alten Computern herumzubasteln, die von
Firmen ausgemustert wurden. „Wir wech-
seln die Festplatte, erweitern die Speicher-
kapazität und laden ein paar Programme
auf das Gerät, das ist schnell gemacht.“ Die
so aufgemöbelten Computer erhalten ein
zweites Leben an ihrem neuen Standort.
„Wir haben Informatikräume in Schulen auf
Sri Lanka, den Philippinen, in Mexiko und
in Kenia ausgestattet und ein Cybercafé in
Kamerun eingerichtet.“
Und schließlich ändern sie das Gesetz: Seit
2006 ist es dank Alex und seinen Freunden
in Rhode Island gesetzlich vorgeschrieben,
dass man seine Elektrogeräte recyceln
muss.
Innenteil_KinderWelt_K09.indd 17 30.01.14 14:17
18
Mein Ziel:Ich wollte die Menge an Elektromüll verringern.
Wie ich vorgegangen bin: Ich habe Elektrogeräte recycelt und alte Computer repariert und aufgerüstet.
Was ich erreicht habe:Von 2005 bis 2011 wurden 180 Tonnen Elektromüll recycelt. 350 Computer wurden
er-neuert und erhielten so ein zweites Leben. Sieben Informatikräume in Entwicklungs-
ländern wurden mit erneuerten Computern ausgestattet. Rund 1 Million Menschen
wurde für das Recyceln von elektronischen Geräten sensibilisiert.
Was mich am meisten freut: Die Schule in Sri Lanka, die wir mit Computern ausgerüstet haben, hat sich umbenannt
in „WIN Schule“ – nach dem Namen unserer Aktionsgruppe für die Umwelt (WIN –
Westerly Innovations Network)! Es war wirklich klasse zu sehen, dass unser Projekt am
anderen Ende der Welt etwas bewirken konnte.
Worauf ich besonders stolz bin: Dass ich in meiner Stadt und in meinem Bundesstaat etwas verändert habe, was langfris-
tig ist, selbst wenn ich mich eines Tages nicht mehr um dieses Projekt kümmern werde.
Innenteil_KinderWelt_K09.indd 18 30.01.14 14:17
19
Mein größter Fehler: Unser erster Gesetzesentwurf war zu kompliziert und ist deshalb abgelehnt worden.
Aber wir haben ihn überarbeitet, eine Unterschriftensammlung veranstaltet und unser
Projekt in den Medien beworben. 2006 ist das Gesetz dann verabschiedet worden.
Mein Tipp:Finde ein Projekt, das Dich begeistert. Wenn Du nicht von Deinem Projekt überzeugt bist,
könnte es schwierig sein durchzuhalten, wenn es mal kompliziert wird.
Was ich als Nächstes tun werde: Ich möchte andere Jugendgruppen, die sich für die Umwelt einsetzen, begleiten und
anleiten, damit sie von meiner Erfahrung profitieren können.
Weggeworfene Küchengeräte auf einer Deponie in Aspropyrgos in Griechenland. In Deutschland
schreibt das Gesetz vor, dass Elektroschrott recycelt werden muss. Am besten bringt man seinen
Apparat zur Wertstoffsammlung oder zurück zu dem Händler, bei dem man ihn gekauft hat.
Innenteil_KinderWelt_K09.indd 19 30.01.14 14:17
Opfer eines Hochwassers im Süden von Dakka, Bangladesch.
Innenteil_KinderWelt_K09.indd 20 30.01.14 14:17
Innenteil_KinderWelt_K09.indd 21 30.01.14 14:17
22
Die Umwelt zu schützen, ist eine Frage der Logik!
Cassandra Lin10 Jahre in 2008
Westerly, Rhode Island, USA
www.w-i-n.ws/index_f
iles/Page391.htm
Innenteil_KinderWelt_K09.indd 22 30.01.14 14:17
23
Cassandra, die sich schon immer dafür in-
teressiert hat, was um sie herum vorgeht,
fallen in ihrer Stadt einige Ungereimtheiten
auf: Zum einen gibt es arme Familien, die
nicht genug Geld haben, um im Winter zu
heizen … ungerecht. Dann verstopfen die
Kanalisationsrohre der Abwasserleitun-
gen, weil in den meisten Haushalten die
Öl- und Fettreste in den Abguss gegossen
werden ... merkwürdig. Und schließlich
belastet das Heizöl, das die meisten Haus-
halte zum Heizen benutzen, die Umwelt …
besorgniserregend.
Cassandra spricht mit ihren Freunden
über diese Probleme. Auf einer Umwelt-
Ausstellung erfährt sie eines Tages, dass
man gebrauchtes Speiseöl in Biodiesel
verwandeln kann, ein Treibstoff, der für die
Umwelt weniger belastend ist als Heizöl.
Cassandra weiß sofort: Das ist die Lösung
des Problems!
Die fünf Freunde ziehen ins Rathaus, um
beim Bürgermeister vorzusprechen. Sie
überreden ihn, auf der Müllsammelstelle
einen neuen Container für Fette und Öle
aufzustellen. Dann rühren sie die Werbe-
trommel: Sie stellen ihre Initiative im Ra-
dio vor, bieten Informationsveranstaltun-
gen an den Schulen an und sprechen die
Leute vor den Supermärkten an, damit
sie ihre Speiseölabfälle recyceln. Außer-
dem besuchen sie auch die Restaurants
der Stadt, um die Küchenchefs von ihrem
Projekt zu überzeugen. Ein Unternehmen
wird Partner ihres Projekts und sammelt
das Öl an der Müllsammelstelle ein, um
es anschließend in einer Fabrik in Biodie-
sel zu verwandeln. Ein Teil des Biodiesels
wird von humanitären Hilfsorganisationen
abgeholt, die es kostenlos an arme Fami-
lien verteilen … die damit im Winter ihre
Häuser heizen. Logisch, oder?
Um Erdöl oder Heizöl zu sparen, kann
man gebrauchtes Pommes-frites-Öl
recyceln und damit Häuser beheizen
oder sogar Autos antreiben!
Innenteil_KinderWelt_K09.indd 23 30.01.14 14:17
24
Mein Ziel:Ich wollte Energiequellen entwickeln, die nicht zur Klimaerwärmung beitragen.
Wie ich vorgegangen bin:Ich habe das Recycling von Speiseöl organisiert.
Was ich erreicht habe:Durch unsere Aktion wurden jährlich 190.000 Liter Speiseöl gesammelt und zu Biodiesel
recycelt. Jeden Winter konnten so 50 Familien kostenlos mit Biodiesel heizen.
Was mich am meisten freut: Dass mein Projekt gleichermaßen der Umwelt nützt und den Menschen in meiner Stadt.
Innenteil_KinderWelt_K09.indd 24 30.01.14 14:17
25
Worauf ich besonders stolz bin:Wir haben die Gesetzgebung verändert! Dank unseres Einsatzes wurde ein Gesetz erlas-
sen, das die Restaurants, die Speiseöl verwenden oder verkaufen, dazu verpflichtet, es
zu recyceln.
Mein größter Fehler:Mit den Restaurants haben wir uns am Anfang ungeschickt angestellt. Wir sind unan-
gekündigt hingegangen, und meistens hatten die Restaurantbesitzer dann keine Zeit
für uns. Also haben wir unsere Methode geändert: Erst haben wir angerufen und einen
Termin ausgemacht, dann unser Projekt mit einem kurzen Video vorgestellt. Das war
viel erfolgreicher! Heute haben wir über 100 Restaurants in 12 Städten davon überzeugt,
ihr Speiseöl zu recyceln!
Die Rolle meiner Eltern:Sie haben mir immer geholfen und mich dazu ermuntert, mich für meine Umwelt zu
interessieren!
Mein Tipp:Versuche, nicht zu viel auf einmal erreichen zu wollen! Besser ist es, erst einmal ehren-
amtlich in einem Tierheim mitzuarbeiten oder seinen Müll zu trennen. Dann kannst Du
Schritt für Schritt weitermachen. Aber nimm Dir nur Projekte vor, die Du auch tatsächlich
verwirklichen kannst.
Was ich als Nächstes tun werde:Ich möchte das Projekt auf andere Städte in unserer Region ausdehnen.
Innenteil_KinderWelt_K09.indd 25 30.01.14 14:17
Ein Reh in einem Rapsfeld im französischen Chevreuse-Tal. In Deutschland wird Biodiesel vor allem
aus Raps gewonnen.
Innenteil_KinderWelt_K09.indd 26 30.01.14 14:17
Innenteil_KinderWelt_K09.indd 27 30.01.14 14:17
28
Auch meine Kinder sollen Dromedare in freier Wildbahn sehen können.
Cameron Oliver11 Jahre in 2008
lebt in den Vereinigten Arabischen Emiraten
kommt aus Südafrika
WWW.CAMERONSCAMELCAMPAIGN.COM
Innenteil_KinderWelt_K09.indd 28 30.01.14 14:17
29
Abfälle in der Natur sind nicht nur häss-
lich und verschmutzen die Umwelt. Sie
können auch zahlreichen Tieren zum
Verhängnis werden, die sie fressen und
daran kläglich verenden.
Alles begann mit einem Zeitungsartikel.
Darin stand, dass jedes zweite Dromedar
stirbt, weil es Müll frisst, den die Menschen
in die Natur werfen. Cameron ist von dieser
Nachricht schockiert und beschließt, etwas
zu tun, um die Öffentlichkeit zu mobilisie-
ren. „Die Dromedare gehören zu diesem
Land! Die Menschen hier brauchen sie und
trotzdem töten sie sie! Ich kann es einfach
nicht glauben“, empört sich Cameron.
Cameron geht damals in die sechste
Klasse. Er organisiert eine Ausstellung an
seiner Schule, die die Gründe für das Mas-
sensterben unter den Dromedaren erklärt.
Langsam, aber sicher gewinnt seine Kam-
pagne an Fahrt: eine eigene Webseite, Auf-
kleber, Schirmmützen, Broschüren, Plakate
und sogar ein Fernsehspot klären die Men-
schen darüber auf, was für schlimme Folgen
es hat, wenn sie ihren Müll gedankenlos in
die freie Natur werfen.
Aber Cameron geht noch weiter: Zusam-
men mit seinen Klassenfreunden und einem
Geländewagen-Club organisiert er Reini-
gungsaktionen in der Wüste, bei denen sie
Plastiktüten und andere lebensbedrohliche
Abfälle einsammeln. Cameron hat ein klares
Ziel vor Augen: „Ich werde diese Kampagne
so lange weiterführen, wie die Dromedare
durch unser Verschulden sterben. Meine
Kinder sollen auch noch Dromedare in
freier Wildbahn sehen können, nicht nur auf
Fotos in Büchern.“
Innenteil_KinderWelt_K09.indd 29 30.01.14 14:17
30
Mein Ziel:Ich wollte die Dromedare retten, die wegen des herumliegenden Abfalls sterben.
Wie ich vorgegangen bin:Ich habe die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisiert und den Müll aufgesammelt.
Was ich erreicht habe:Meine Aktion hat Tausende von Menschen auf das Problem des herumliegenden Mülls in
der Natur aufmerksam gemacht.
Worauf ich besonders stolz bin: Meine Aufklärungskampagne ist 2008 mit dem Abu Dhabi Preis ausgezeichnet worden.
Ich bin der Jüngste, der diesen Preis je erhalten hat, und wurde unter 43.000 Bewerbern
ausgesucht!
Die Rolle meiner Eltern:Am Anfang waren meine Eltern meine einzige Unterstützung. Sie haben das gesamte
Projekt finanziert.
Was meine Freunde darüber denken:Sie stehen hundertprozentig hinter meiner Kampagne!
Innenteil_KinderWelt_K09.indd 30 30.01.14 14:17
3131
Mein tipp: Mein Vater sagt immer: „Aus kleinen Bächen werden reißende Ströme.“ Die Größe
Deiner Aktion ist gar nicht so wichtig. Schon kleine Dinge können eine Menge bewirken!
Was ich als Nächstes tun werde: Ich möchte meine Aufklärungskampagne in den großen Läden und Supermärkten
weiterführen; alle Taxifahrer bitten, meinen Aufkleber auf ihre Taxis zu kleben;
und meinen Einsatz an den Schulen und in den Medien fortsetzen, um weiter auf meine
Kampagne aufmerksam zu machen.
Eine Karawane mit Dromedaren in der Nähe von Nouakchott in Mauretanien .
Innenteil_KinderWelt_K09.indd 31 30.01.14 14:17
Rinderherden an der Lagune bei Punta Magro in Uruguay
Innenteil_KinderWelt_K09.indd 32 30.01.14 14:17
Innenteil_KinderWelt_K09.indd 33 30.01.14 14:17