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Kinder, die die Welt verändern

Kinder, die die Welt verändern...auf der Welt bestimmen! Aber es passiert nicht alle Tage, dass ein Kind die Gelegen-heit hat, Auge in Auge mit den Mächtigen der Welt zu reden und

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Kinder, die die Welt verändern

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Yann Arthus-BertrandAnne Jankél iow itch

Kinder, Die die Welt verändern

Gabr iel

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Wir Menschen verhalten uns oft so, wie wir es gewohnt sind, und schaffen es nicht, aus

alten Denkmustern auszubrechen. Das ist mit ein Grund für die Probleme, die wir mit

unserer Umwelt haben. Kinder und Jugendliche hingegen sind noch nicht so festgefahren

in ihrem Verhalten und probieren neue Ideen aus, und mit diesen neuen Ideen lässt sich

unglaublich viel verändern.

Meine Stiftung GoodPlanet legt deswegen besonderen Wert auf Bildung. Wir bauen Schu-

len in Entwicklungsländern und wir verteilen jedes Jahr in allen französischen und neuer-

dings auch belgischen Schuleinrichtungen kostenlose Aufklärungsplakate. An dieser Stelle

möchte ich mich besonders bei den Lehrern und Schülern der zwölf französischen Schulen

bedanken, die ihre Einrichtungen nach mir benannt haben. Sie wollten so ein Zeichen der

Anerkennung setzen für den pädagogischen Wert meiner Arbeit als Fotograf und meines

Engagements für unseren Planeten.

Junge Menschen tragen eine tiefe Zuversicht in sich, und diese positive Sichtweise können

wir alle gut gebrauchen. Sie haben noch nicht aufgegeben, sie empfinden hin und wieder

auch eine gesunde Wut gegenüber den Ungerechtigkeiten der Welt, die wir Erwachsenen

ihnen übergeben – so wie Severn Suzuki es uns gezeigt hat, als sie mit zwölf Jahren ihre

berühmte Rede in Rio hielt. Das ist jetzt schon über zwanzig Jahre her.

Kinder sind die Zukunft!

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Manchmal legen Jugendliche auch eine beeindruckende Energie an den Tag. Als ich Fe-

lix Finkbeiner kennenlernte, konnte ich kaum glauben, dass dieser damals 14 Jahre alte

Junge einen Verein anführte, dem die Vereinten Nationen die Verantwortung für ihre inter-

nationale Kampagne zum Pflanzen von Bäumen übertragen hatten.

Später hatte ich die Gelegenheit, andere Jugendliche wie Felix oder Severn kennenzuler-

nen; vor allem auf dem Internationalen Jugendgipfel des UNO-Umweltprogramms (TUN-

ZA, www.unep.org/tunza). Sie sind alle sehr unterschiedlich, kommen aus verschiedenen

Ländern und teilen alle zusammen einen unglaublichen Enthusiasmus. Und obwohl sie so

jung sind, können sie uns Erwachsene etwas lehren: Mit Durchhaltevermögen, Engage-

ment und Mut kann man eine Menge erreichen. Wir müssen an uns selbst und an unsere

Fähigkeit glauben, die Welt zu verändern. Denn die Zukunft ist nicht vorherbestimmt – sie

liegt in unseren Händen.

All diese Jugendlichen, die die Welt verändern, machen Hoffnung, dass es noch nicht zu

spät ist. In diesem Buch stellt Dir das Team meiner Stiftung 45 von ihnen vor, aber es gibt

noch viel mehr, Hunderte, Tausende, überall auf der Welt. Vielleicht bist Du selbst ja einer

von ihnen. Oder vielleicht wird Dich dieses Buch dazu einladen, einer von ihnen zu werden.

Yann Arthus-Bertrand

Präsident der Stiftung GoodPlanet

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Eine Piroge, ein traditionelles Boot, das aus einem einzigen Baumstamm gebaut wird, auf dem Niger

in der Nähe von Timbuktu. Der Fluss fließt durch 5 Länder, über eine Länge von 4200 Kilometern.

Rund 110 Millionen Menschen leben an den Ufern des Niger.

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Elefanten im Meru-Park in Kenia, Afrika.

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Das Mädchen, das die Welt sechs Minuten lang zum Schweigen brachte.

Severn Cullis-Suzuki12 Jahre in 1992

Kanada

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„Ich bin nur ein Kind, und ich habe für vieles

keine Lösung. Aber ich möchte, dass Ihnen

eines bewusst ist: Sie auch nicht! Sie wissen

nicht, wie Sie das Ozonloch reparieren sol-

len. Sie wissen nicht, wie Sie die Lachse in

die verseuchten Flüsse zurückbringen kön-

nen. Sie können eine ausgestorbene Tierart

nicht mehr zum Leben erwecken. Und Sie

können auch nicht die großen Wälder dort-

hin zurückholen, wo jetzt nur noch Wüste

ist. Wenn Sie nicht wissen, wie man all das

repariert, dann, bitte, hören Sie auf, es zu

zerstören!“ So klare Worte würde man

gern mal an alle Erwachsenen richten, die

auf der Welt bestimmen! Aber es passiert

nicht alle Tage, dass ein Kind die Gelegen-

heit hat, Auge in Auge mit den Mächtigen

der Welt zu reden und ihnen solche Dinge

zu sagen.

Nicht alle Tage, nein ... Aber manchmal

doch! Die Erste, die es getan hat, war Severn

Cullis-Suzuki im Jahr 1992. Sie war damals

12 Jahre alt. Zusammen mit drei Freun-

den ihres Vereins ECO (Environmental

Children’s Organization, Kinder-Umwelt-

organisation) war Severn zur ersten Um-

weltkonferenz der Erde in Rio de Janeiro

gereist. „Wir haben das Geld, um hierher-

zukommen, selbst aufgetrieben und sind

5000 Meilen gereist, um Euch zu sagen,

dass Ihr Erwachsenen Euer Verhalten än-

dern müsst. Ich kämpfe für meine Zukunft.

Meine Zukunft zu verlieren ist nicht das

Gleiche wie eine Wahl zu verlieren oder ein

paar Punkte an der Börse.“

An dieser internationalen Konferenz über

die Zukunft der Erde nehmen nicht viele Kin-

der teil, und es ist auch gar nicht vorge-

sehen, dass die Jugendlichen eine Rede

halten. Wie hat Severn es also geschafft,

vor all den Teilnehmern zu sprechen? Es

war pures Glück, denn einer der Vortragen-

den ist ausgefallen! So kommt es also, dass

zwischen all den Erwachsenen ein junges

Mädchen an das Rednerpult tritt und zu

den Delegierten der Vereinten Nationen

spricht. „Meine Rede war reiner Zufall:

Wir hatten uns als NGO (Nicht-Regie-

rungsorganisation) angemeldet und wur-

den wegen einer Absage eingeladen, vor

einer der Vollversammlungen zu spre-

chen“, erklärt Severn heute.

Mit klarer, ruhiger Stimme wendet sich

Severn an alle anwesenden Erwachse-

nen, hohe Staatsbeamte, führende Politi-

ker, Unternehmer und Journalisten. „Ich

habe davon geträumt, in meinem Leben

große Wildherden zu sehen, Dschungel,

Tropenwälder voller Vögel und Schmet-

Im Jahr 1992 fand in Rio de Janeiro die

erste große internationale Umwelt-

konferenz, die „Konferenz der Verein-

ten Nationen über Umwelt und Ent-

wicklung“ statt, auch Erdgipfel oder

Rio-Konferenz genannt. An ihr nah-

men 2400 Vertreter aus 178 Ländern

teil. Zwanzig Jahre später im Jahr

2012 wurde in Rio erneut ein Umwelt-

gipfel veranstaltet, „Rio +20“.

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Bild rechts: Die 38 Meter hohe Christusstatue blickt auf die Guanabara-Bucht und Rio de Janeiro

herunter. Rio de Janeiro ist die zweitgrößte Stadt Brasiliens mit über 6 Millionen Einwohnern.

terlinge. Aber heute frage ich mich, ob es

sie noch geben wird, wenn ich Kinder habe.

Haben Sie sich auch solche Fragen gestellt,

als Sie so alt waren wie ich?“

In Severns Worten liegen so viel Aufrichtig-

keit und Ernst, dass die Zuhörer erschüttert

sind. Jeder fühlt sich für ein paar Minuten

so, als würde die eigene Tochter, die eigene

Enkelin von ihm Rechenschaft verlangen.

„In der Schule, sogar in der Krippe, bringt

Ihr uns bei, wie wir uns auf der Erde ver-

halten sollen. Ihr sagt uns, wir sollen uns

nicht prügeln, selbst Lösungen für unsere

Probleme finden, die anderen respektie-

ren, unseren Müll aufsammeln, anderen

Lebewesen nicht wehtun, teilen und nicht

egoistisch sein. Warum macht Ihr dann dort

draußen all die Dinge, die wir nicht machen

sollen?“ Was kann man auf so eine Frage

antworten? Rein gar nichts. Deshalb hat

man Severn auch „das Mädchen, das die

Welt sechs Minuten lang zum Schweigen

brachte“ getauft.

„Wir wollten das Gewissen dieser Ent-

scheidungsträger sein und sie daran erin-

nern, wer sie wirklich sind: nicht nur Poli-

tiker, sondern auch Eltern und Großeltern“,

erinnert sich Severn heute im Rückblick.

Und man kann nur verstummen, wenn diese

Stimme des Gewissens zu einem spricht:

„Mein Vater sagt immer: ‚Man ist das, was

man tut. Nicht das, was man sagt.‘ Also,

das, was Ihr tut, bringt mich nachts zum

Weinen. Ihr sagt immer, dass Ihr uns liebt.

Dann fordere ich Euch auf: Bitte macht, dass

Eure Taten Eure Worte widerspiegeln.“

Zwanzig Jahre später wird Severns Rede

im Internet immer noch sehr oft angeklickt.

Dass das Video so viel Erfolg hat, liegt ihrer

Meinung nach daran, „dass es zeigt, dass

auch die Jugendlichen eine Stimme haben

und zu Wort kommen wollen. Man muss

die Erwachsenen an die Folgen ihres Han-

delns erinnern, auch wenn sie häufig ihre

eigentlichen Interessen und Absichten ver-

schweigen.“

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Hat Severns Aufruf an die Führungskräfte

der Erde etwas verändert? Er hat sie zumin-

dest zum Nachdenken gebracht. „Heute

ist das Bewusstsein der Menschen für die

Umweltprobleme sicherlich größer, aber

die direkten Auswirkungen von damals sind

schwer zu messen“, meint Severn zwanzig

Jahre später. „Manches hat sich verändert,

das stimmt. 1992 machten wir uns große

Sorgen wegen des Ozonlochs; inzwischen

ist dieses Problem dank des Montreal-

Protokolls nicht mehr so dringlich.“

Severn hat heute selbst zwei Kinder. Seit

ihrer Rede hat sie nicht mehr aufgehört,

sich für die Erhaltung unseres Planeten

einzusetzen. Sie hat eine Arbeits- und

Diskussionsgruppe gegründet, ein Buch

geschrieben, sie moderiert mehrere Fern-

sehsendungen über Umweltfragen, arbei-

tet als Forscherin und hat zahlreiche

Vorträge gehalten. Und sie ist 2012 nach

Rio zurückgekehrt, zum Erdgipfel Rio +20.

„Immerhin sind inzwischen die Jugendli-

chen, die über die Hälfte der Weltbevöl-

kerung ausmachen, an diesem Gipfel aktiv

beteiligt“, stellt Severn fest.

Mehr auf die Jugendlichen zu hören, das

ist ein Fortschritt! Für Severn finden die

größten Veränderungen aber nicht auf den

internationalen Konferenzen statt. Was die

Lage wirklich verbessert, sind die Verän-

derungen auf individueller Ebene, bei je-

dem Einzelnen. Und das haben auch viele

andere Kinder begriffen! So wie Severn

engagieren sich viele Millionen Kinder auf

der ganzen Welt und setzen sich für die

Erhaltung des Planeten ein. Ohne noch

lange darauf zu warten, dass die Erwach-

senen endlich reagieren …

Auszüge aus der Rede von Severn Cullis-Suzuki anläss-

lich der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt

und Entwicklung in Rio 1992 und Zusammenfassung

ihrer Aussagen bei einem Interview, veröffentlicht in

TUNZA am 19. September 2011.

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Der Strand von Ipanema, Rio de Janeiro, Brasilien. Tonnen von Abfällen werden täglich durch die

Menschen weggeworfen und in den Meeren und Ozeanen entsorgt.

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Computern ein zweites Leben zu geben, ist einfach!

Alex Lin11 Jahre in 2005Westerly, Rhode Island, USA

WWW.W-I-N.WS

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Elektromüll enthält giftige Schadstoffe.

Wenn er auf der Müllhalde entsorgt

wird, ist er schädlich für die Umwelt.

In der Familie Lin sind alle im Einsatz für

die Umwelt: der Vater, die Schwester,

der Bruder ... „Das ist eine bestimmte

Einstellung zum Leben“, meint Alex. Seit-

dem er in einem Zeitungsartikel gelesen

hat, dass elektronischer Müll die Umwelt

mit Schadstoffen belastet und sich überall

auf der Welt millionenfach anhäuft, gilt sein

Kampf dem Elektronikschrott.

„Am Anfang fühlt man sich, als stünde man

am Fuße eines riesigen Berges. Ich wusste

nicht, wie und wo ich das Problem angehen

sollte“, erinnert sich Alex. Aber zusammen

mit seinen Freunden findet er schnell eine

Methode, sie setzen sich einzelne Ziele

und gehen Schritt für Schritt vor.

Zuerst organisieren sie das Recycling: Sie

überreden die Gemeinde, auf der Müllsam-

melstelle einen gesonderten Container für

Elektro- und Elektronikschrott aufzustellen,

und nehmen Kontakt zu einem zuverlässi-

gen Recycling-Unternehmen auf, um den

Elektromüll einzusammeln. Seitdem es den

Container gibt, landen die ausgesonderten

Computer nicht mehr auf der Müllhalde –

das ist schon mal ein Fortschritt!

Dann kümmern sie sich um die Wiederver-

wendung: „Das ist siebenmal effizienter

als zu recyceln“, erklärt Alex. Die Freunde

treffen sich regelmäßig bei Alex, um an

alten Computern herumzubasteln, die von

Firmen ausgemustert wurden. „Wir wech-

seln die Festplatte, erweitern die Speicher-

kapazität und laden ein paar Programme

auf das Gerät, das ist schnell gemacht.“ Die

so aufgemöbelten Computer erhalten ein

zweites Leben an ihrem neuen Standort.

„Wir haben Informatikräume in Schulen auf

Sri Lanka, den Philippinen, in Mexiko und

in Kenia ausgestattet und ein Cybercafé in

Kamerun eingerichtet.“

Und schließlich ändern sie das Gesetz: Seit

2006 ist es dank Alex und seinen Freunden

in Rhode Island gesetzlich vorgeschrieben,

dass man seine Elektrogeräte recyceln

muss.

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Mein Ziel:Ich wollte die Menge an Elektromüll verringern.

Wie ich vorgegangen bin: Ich habe Elektrogeräte recycelt und alte Computer repariert und aufgerüstet.

Was ich erreicht habe:Von 2005 bis 2011 wurden 180 Tonnen Elektromüll recycelt. 350 Computer wurden

er-neuert und erhielten so ein zweites Leben. Sieben Informatikräume in Entwicklungs-

ländern wurden mit erneuerten Computern ausgestattet. Rund 1 Million Menschen

wurde für das Recyceln von elektronischen Geräten sensibilisiert.

Was mich am meisten freut: Die Schule in Sri Lanka, die wir mit Computern ausgerüstet haben, hat sich umbenannt

in „WIN Schule“ – nach dem Namen unserer Aktionsgruppe für die Umwelt (WIN –

Westerly Innovations Network)! Es war wirklich klasse zu sehen, dass unser Projekt am

anderen Ende der Welt etwas bewirken konnte.

Worauf ich besonders stolz bin: Dass ich in meiner Stadt und in meinem Bundesstaat etwas verändert habe, was langfris-

tig ist, selbst wenn ich mich eines Tages nicht mehr um dieses Projekt kümmern werde.

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Mein größter Fehler: Unser erster Gesetzesentwurf war zu kompliziert und ist deshalb abgelehnt worden.

Aber wir haben ihn überarbeitet, eine Unterschriftensammlung veranstaltet und unser

Projekt in den Medien beworben. 2006 ist das Gesetz dann verabschiedet worden.

Mein Tipp:Finde ein Projekt, das Dich begeistert. Wenn Du nicht von Deinem Projekt überzeugt bist,

könnte es schwierig sein durchzuhalten, wenn es mal kompliziert wird.

Was ich als Nächstes tun werde: Ich möchte andere Jugendgruppen, die sich für die Umwelt einsetzen, begleiten und

anleiten, damit sie von meiner Erfahrung profitieren können.

Weggeworfene Küchengeräte auf einer Deponie in Aspropyrgos in Griechenland. In Deutschland

schreibt das Gesetz vor, dass Elektroschrott recycelt werden muss. Am besten bringt man seinen

Apparat zur Wertstoffsammlung oder zurück zu dem Händler, bei dem man ihn gekauft hat.

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Opfer eines Hochwassers im Süden von Dakka, Bangladesch.

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Die Umwelt zu schützen, ist eine Frage der Logik!

Cassandra Lin10 Jahre in 2008

Westerly, Rhode Island, USA

www.w-i-n.ws/index_f

iles/Page391.htm

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Cassandra, die sich schon immer dafür in-

teressiert hat, was um sie herum vorgeht,

fallen in ihrer Stadt einige Ungereimtheiten

auf: Zum einen gibt es arme Familien, die

nicht genug Geld haben, um im Winter zu

heizen … ungerecht. Dann verstopfen die

Kanalisationsrohre der Abwasserleitun-

gen, weil in den meisten Haushalten die

Öl- und Fettreste in den Abguss gegossen

werden ... merkwürdig. Und schließlich

belastet das Heizöl, das die meisten Haus-

halte zum Heizen benutzen, die Umwelt …

besorgniserregend.

Cassandra spricht mit ihren Freunden

über diese Probleme. Auf einer Umwelt-

Ausstellung erfährt sie eines Tages, dass

man gebrauchtes Speiseöl in Biodiesel

verwandeln kann, ein Treibstoff, der für die

Umwelt weniger belastend ist als Heizöl.

Cassandra weiß sofort: Das ist die Lösung

des Problems!

Die fünf Freunde ziehen ins Rathaus, um

beim Bürgermeister vorzusprechen. Sie

überreden ihn, auf der Müllsammelstelle

einen neuen Container für Fette und Öle

aufzustellen. Dann rühren sie die Werbe-

trommel: Sie stellen ihre Initiative im Ra-

dio vor, bieten Informationsveranstaltun-

gen an den Schulen an und sprechen die

Leute vor den Supermärkten an, damit

sie ihre Speiseölabfälle recyceln. Außer-

dem besuchen sie auch die Restaurants

der Stadt, um die Küchenchefs von ihrem

Projekt zu überzeugen. Ein Unternehmen

wird Partner ihres Projekts und sammelt

das Öl an der Müllsammelstelle ein, um

es anschließend in einer Fabrik in Biodie-

sel zu verwandeln. Ein Teil des Biodiesels

wird von humanitären Hilfsorganisationen

abgeholt, die es kostenlos an arme Fami-

lien verteilen … die damit im Winter ihre

Häuser heizen. Logisch, oder?

Um Erdöl oder Heizöl zu sparen, kann

man gebrauchtes Pommes-frites-Öl

recyceln und damit Häuser beheizen

oder sogar Autos antreiben!

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Mein Ziel:Ich wollte Energiequellen entwickeln, die nicht zur Klimaerwärmung beitragen.

Wie ich vorgegangen bin:Ich habe das Recycling von Speiseöl organisiert.

Was ich erreicht habe:Durch unsere Aktion wurden jährlich 190.000 Liter Speiseöl gesammelt und zu Biodiesel

recycelt. Jeden Winter konnten so 50 Familien kostenlos mit Biodiesel heizen.

Was mich am meisten freut: Dass mein Projekt gleichermaßen der Umwelt nützt und den Menschen in meiner Stadt.

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Worauf ich besonders stolz bin:Wir haben die Gesetzgebung verändert! Dank unseres Einsatzes wurde ein Gesetz erlas-

sen, das die Restaurants, die Speiseöl verwenden oder verkaufen, dazu verpflichtet, es

zu recyceln.

Mein größter Fehler:Mit den Restaurants haben wir uns am Anfang ungeschickt angestellt. Wir sind unan-

gekündigt hingegangen, und meistens hatten die Restaurantbesitzer dann keine Zeit

für uns. Also haben wir unsere Methode geändert: Erst haben wir angerufen und einen

Termin ausgemacht, dann unser Projekt mit einem kurzen Video vorgestellt. Das war

viel erfolgreicher! Heute haben wir über 100 Restaurants in 12 Städten davon überzeugt,

ihr Speiseöl zu recyceln!

Die Rolle meiner Eltern:Sie haben mir immer geholfen und mich dazu ermuntert, mich für meine Umwelt zu

interessieren!

Mein Tipp:Versuche, nicht zu viel auf einmal erreichen zu wollen! Besser ist es, erst einmal ehren-

amtlich in einem Tierheim mitzuarbeiten oder seinen Müll zu trennen. Dann kannst Du

Schritt für Schritt weitermachen. Aber nimm Dir nur Projekte vor, die Du auch tatsächlich

verwirklichen kannst.

Was ich als Nächstes tun werde:Ich möchte das Projekt auf andere Städte in unserer Region ausdehnen.

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Ein Reh in einem Rapsfeld im französischen Chevreuse-Tal. In Deutschland wird Biodiesel vor allem

aus Raps gewonnen.

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Auch meine Kinder sollen Dromedare in freier Wildbahn sehen können.

Cameron Oliver11 Jahre in 2008

lebt in den Vereinigten Arabischen Emiraten

kommt aus Südafrika

WWW.CAMERONSCAMELCAMPAIGN.COM

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Abfälle in der Natur sind nicht nur häss-

lich und verschmutzen die Umwelt. Sie

können auch zahlreichen Tieren zum

Verhängnis werden, die sie fressen und

daran kläglich verenden.

Alles begann mit einem Zeitungsartikel.

Darin stand, dass jedes zweite Dromedar

stirbt, weil es Müll frisst, den die Menschen

in die Natur werfen. Cameron ist von dieser

Nachricht schockiert und beschließt, etwas

zu tun, um die Öffentlichkeit zu mobilisie-

ren. „Die Dromedare gehören zu diesem

Land! Die Menschen hier brauchen sie und

trotzdem töten sie sie! Ich kann es einfach

nicht glauben“, empört sich Cameron.

Cameron geht damals in die sechste

Klasse. Er organisiert eine Ausstellung an

seiner Schule, die die Gründe für das Mas-

sensterben unter den Dromedaren erklärt.

Langsam, aber sicher gewinnt seine Kam-

pagne an Fahrt: eine eigene Webseite, Auf-

kleber, Schirmmützen, Broschüren, Plakate

und sogar ein Fernsehspot klären die Men-

schen darüber auf, was für schlimme Folgen

es hat, wenn sie ihren Müll gedankenlos in

die freie Natur werfen.

Aber Cameron geht noch weiter: Zusam-

men mit seinen Klassenfreunden und einem

Geländewagen-Club organisiert er Reini-

gungsaktionen in der Wüste, bei denen sie

Plastiktüten und andere lebensbedrohliche

Abfälle einsammeln. Cameron hat ein klares

Ziel vor Augen: „Ich werde diese Kampagne

so lange weiterführen, wie die Dromedare

durch unser Verschulden sterben. Meine

Kinder sollen auch noch Dromedare in

freier Wildbahn sehen können, nicht nur auf

Fotos in Büchern.“

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Mein Ziel:Ich wollte die Dromedare retten, die wegen des herumliegenden Abfalls sterben.

Wie ich vorgegangen bin:Ich habe die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisiert und den Müll aufgesammelt.

Was ich erreicht habe:Meine Aktion hat Tausende von Menschen auf das Problem des herumliegenden Mülls in

der Natur aufmerksam gemacht.

Worauf ich besonders stolz bin: Meine Aufklärungskampagne ist 2008 mit dem Abu Dhabi Preis ausgezeichnet worden.

Ich bin der Jüngste, der diesen Preis je erhalten hat, und wurde unter 43.000 Bewerbern

ausgesucht!

Die Rolle meiner Eltern:Am Anfang waren meine Eltern meine einzige Unterstützung. Sie haben das gesamte

Projekt finanziert.

Was meine Freunde darüber denken:Sie stehen hundertprozentig hinter meiner Kampagne!

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Mein tipp: Mein Vater sagt immer: „Aus kleinen Bächen werden reißende Ströme.“ Die Größe

Deiner Aktion ist gar nicht so wichtig. Schon kleine Dinge können eine Menge bewirken!

Was ich als Nächstes tun werde: Ich möchte meine Aufklärungskampagne in den großen Läden und Supermärkten

weiterführen; alle Taxifahrer bitten, meinen Aufkleber auf ihre Taxis zu kleben;

und meinen Einsatz an den Schulen und in den Medien fortsetzen, um weiter auf meine

Kampagne aufmerksam zu machen.

Eine Karawane mit Dromedaren in der Nähe von Nouakchott in Mauretanien .

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Page 31: Kinder, die die Welt verändern...auf der Welt bestimmen! Aber es passiert nicht alle Tage, dass ein Kind die Gelegen-heit hat, Auge in Auge mit den Mächtigen der Welt zu reden und

Rinderherden an der Lagune bei Punta Magro in Uruguay

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