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E 3988 Oktober–Dezember 2008 Heft 4/2008 Kinder- und Jugenddorf Klinge www.klinge-seckach.de Individuelle Förderung von Vorschulkindern Wieder eine Reise zu unserer Partnerschule in Polen Über den Wolken... Fachkongress der Arbeitsgemeinschaft Kinderdörfer Starke Familien Starke Kinder Foto: P. Schmackeit E 3988 Oktober–Dezember 2008 Heft 4/2008 Schulkindergarten »St. Theresia« in der Klinge eröffnet

Kinder- und Jugenddorf Klinge · schen Skandal und wirtschaftlichem Druck – die Zukunft erfolgreicher Erziehungshilfen«. Der Kongress sollte das Potenzial der Erzie-hungshilfen

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Page 1: Kinder- und Jugenddorf Klinge · schen Skandal und wirtschaftlichem Druck – die Zukunft erfolgreicher Erziehungshilfen«. Der Kongress sollte das Potenzial der Erzie-hungshilfen

E 3988Oktober–Dezember 2008

Heft 4/2008

Kinder- und Jugenddorf Klinge www.klinge-seckach.de

Individuelle Förderung von Vorschulkindern

Wieder eine Reise zuunserer Partnerschule in Polen

Über denWolken...

Fachkongress derArbeitsgemeinschaftKinderdörfer

Starke FamilienStarke Kinder Fo

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E 3988Oktober–Dezember 2008

Heft 4/2008

Schulkindergarten »St.Theresia« in der Klinge eröffnet

Klinge_Zeitung_4/08 02.12.2008 10:48 Uhr Seite 17

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hilfe unter dem Gene-ralthema »Starke Fa-milien – Starke Kin-der«. Mitarbeiter, diedaran teilgenommenhaben, schildern ihreEindrücke.

Bereits seit einemhalben Jahr veran-stalten wir eine umfassende interne Fortbil-dung für alle pädagogischen Mitarbeiter. Insieben Arbeitsblöcken arbeiten über einhun-dert unserer Pädagogen an einem Erziehungs-konzept, welches unseren christlichen Wertenentspricht. Unter der Überschrift »Autoritätdurch Beziehung – professionelle Beziehungs-arbeit im Kinder- und Jugenddorf Klinge«wollen wir Mahatma Ghandis Ideen desgewaltlosen Widerstands, bearbeitet undpropagiert für die heutige Erziehungspraxisvon Haim Omer aus Israel, für unsere Arbeitmit Kindern und Jugendlichen nutzen. DieVision: Die Klinge, ein Ort zum Leben, in demsich Erwachsene, Kinder und Jugendlicheerkennbar ohne Gewalt und mit gegenseiti-

gem Respekt und Wertschätzung begeg-nen und Konflikte lösen können. Eine aus-führliche Darstellung des Konzeptes wer-den wir in der nächsten Ausgabe bringen.

So bietet Ihnen diese Ausgabe der KLINGE-ZEITUNG wieder einen interessantenEinblick in unsere Arbeit.

Wir wollen Ihnen aber auch danken:Durch Ihre Hilfe, durch Ihre Spendenkonnten und können wir unseren Kindernund Jugendlichen vieles Zusätzliche zuGute kommen lassen. So wird auch anWeihnachten für sie etwas unter demWeihnachtsbaum liegen, und sie werdensich darüber freuen.

Ihnen und Ihren Familien wünschen wirein gesegnetes Weihnachtsfest und eingutes und friedliches Neues Jahr 2009.

In Dankbarkeit Ihr

Dr. Johann Cassar, Dorfleiter

LIEBE LESERINNEN UND LESER,

in der vorliegenden Ausgabe der KLINGE-ZEITUNG haben die Ereignisse der Zeit nachdem Klingefest ihren Platz gefunden. ImMittelpunkt steht die Eröffnung unseresSchulkindergartens als präventives Ange-bot für Kinder mit Problemen im Sozial-verhalten und mit Entwicklungsrückstän-den. Heil- und sonderpädagogische Maß-nahmen wirken ineinander und sollenden Kindern einen guten Start ins Schul-leben ermöglichen.

Im Sommer hat eine Kindergruppe mitihren Erziehern nach fünf einzelnen Jah-resetappen ihr Ziel am Jakobspilgerweg,die Stadt Santiago de Compostela, er-reicht. Eine großartige Leistung und sicherein besonderes Erlebnis und eine bleiben-de Erfahrung für die Teilnehmer.

Im Herbst fand nach sieben Jahren wie-der ein Kongress der Kinderdörfer statt,diesmal in Berlin. An zwei Tagen reflek-tierten und diskutierten Mitarbeiter derKinderdörfer und der öffentlichen Jugend-

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...für das Leben stark werden

Die »Bundesarbeitsge-meinschaft Kinderdör-fer« (BAG) veranstalte-te am 9. und 10. Ok-tober 2008 in Berlinnach sieben Jahren ih-ren zweiten Fachkon-

gress im Jahre ihres Jubiläums zum 30-jährigenBestehen. Die Gründung dieser Arbeitsgemein-schaft geht zurück auf eine Initiative unseresfrüheren Dorfleiters Pfarrer Herbert Duffner.

Der Parlamentarische Staatssekretär imBundesfamilienministerium, Dr. HermannKues, eröffnete den Fachkongress mit demThema »Starke Familien – Starke Kinder. Zwi-schen Skandal und wirtschaftlichem Druck –die Zukunft erfolgreicher Erziehungshilfen«.

Der Kongress sollte das Potenzial der Erzie-hungshilfen herausstellen und neue Wege inder Jugendhilfe entwickeln. In mehreren Fach-foren sowie Themen- und Praxisworkshops diskutierten rund 250 Teilnehmerinnen undTeilnehmer neueste wissenschaftliche Er-kenntnisse über erfolgreiche Erziehungshilfen.Der Kongress bot eine Plattform für den Aus-tausch zwischen Praxis und Wissenschaft, bei-spielsweise über die Frage, wie Jugendämteröffentliche Mittel wirksam einsetzen können.

Dr. Hermann Kues betonte in seinem Gruß-wort die Verantwortung des Staates für denaktiven Kinderschutz: »Dort, wo Eltern über-

Fachkongress der Bundesarbeits-

gemeinschaft Kinderdörfer (BAG)

fordert sind, ist es die Aufgabe des Staates,Hilfe- und Unterstützungsmaßnahmen fürMütter, Väter und deren Kinder anzubieten.«Dabei sei es wichtig, »Hilfen dort anzubieten,wo sie gebraucht werden«. Das Bundespro-gramm »Frühe Hilfen für Eltern und Kinderund soziale Frühwarnsysteme« will genau dieserreichen. Möglichst früh sollen Risiken fürKinder erkannt und die Erziehungskompetenzder Eltern verbessert werden.

Prof. Christian Schrapper von der Univer-sität Koblenz hielt einen beachtenswerten Ab-schlussvortrag, in welchem er seine Vision voneiner starken Gesellschaft für Kinder und Fa-

milien entwickelte. Seine Kernaussage »Einestarke Gesellschaft ist eine Gesellschaft, in derjedes Kind sein Recht bekommt« müsste sichjeder verantwortliche Politiker hinter die Oh-ren schreiben. Schrapper forderte eine Politik für Kinder mit Nachhaltigkeit als Zu-kunftsgestaltung, betreffend die Lebensum-welt und das Selbstbestimmen von Lebens-zielen. Er nannte einen zweiten wichtigenAspekt: »Kinder kommen zu ihrem Recht,wenn sie erzogen werden«. Dabei stellen sichFragen der Kinder: »Wie funktioniert die Welt?Wie komme ich zu dem, was ich zum Lebenbrauche?« und »Wie finde ich Zugehörigkeitund Unabhängigkeit?« Erzieher sollten »verlo-ckende Zugänge eröffnen zu fremden Welten«. Ebenso fordern Kinder die Gesellschaft he-

»Starke Familien – Starke Kinder«

� Die BAG-Fachtagung in Berlin fand regesInteresse bei den verschiedenen Kinderdörfern.

»Starke Familien – Starke Kinder«

Dr. Johann Cassar

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raus, die Spannung zwischen Eigennutz undGemeinwohl zu gestalten, beides auszubalan-cieren und auszuhandeln. Kinder brauchenOrte, Beziehungen, Modelle und Vorbilder, wosich für sie die Mühe des Aushandelns zwi-schen Eigennutz und Gemeinwohl lohnt.Schrappers Schlussappell: »Schaffen Sie in ih-ren Kinderdörfern solche Orte mit Zutrauenund Optimismus«.

INTERVIEWmit Kongressteilnehmern aus dem

Kinder- und Jugenddorf Klinge

Herr Dr. Cassar, Sie waren an der Vorbereitungdieses Fachkongresses beteiligt und haben auchein Fachforum zum Thema »Starke Einrichtun-gen« geleitet. Was waren Ihre Beweggründe, die-sen Kongress mitzugestalten?Dr. Cassar, Dorfleiter: Kurz nach der Übernahmeder Dorfleitung im Kinder- und Jugenddorf Klingekonnte ich an der Vorbereitung des ersten Kon-gresses, damals in Erfurt, mitwirken. In den zweiJahren der Vorbereitungszeit konnte ich durch denKontakt zu den Kollegen aus den anderen Kinder-dörfern viel für meine Arbeit lernen. So war es auchjetzt meine Motivation, da mitzumachen und auchein Fachforum zu leiten. Die Kinderdörfer sind»Starke Einrichtungen« und brauchen sich mit ih-rer fachlich kompetenten Arbeit nicht zu verste-cken. Sie arbeiten ständig an ihrer qualitativenWeiterentwicklung, und dieser Fachkongress inBerlin konnte in seinen Veranstaltungen die breitePalette dieser Entwicklung aufzeigen. Es ist wich-tig, dass die Kinderdörfer in der Fachöffentlichkeitpräsent sind, und das ist durch diese Veranstaltunggelungen. Schön war auch der zusätzliche Tag, ge-meinsam mit den Mitarbeitern ein wenig Berlin erleben zu können, so die Fahrt auf der Spree, derBesuch der Gedächtniskirche, des Holocaust-Mahn-mals und des Kabaretts »Stachelschweine«.

Frage: Eine Gruppe von Mitarbeiterinnen undMitarbeitern des Kinder- und Jugenddorfes Klingehat ebenfalls am Kongress teilgenommen. Wiewaren Ihre Erfahrungen bei diesem Kongress?Karin Heidl-Olliges, Heilpädagogin: Der Bundes-

basiert auf der Grundlage des wechselseitigen Ver-stehens. Nicht nur das Kind erklärt mir seine Welt,seine Gedanken und Emotionen, sondern auch ichversuche, dem Kind unter anderem meine Welt,meine Gedanken, meine Werte, meine Religiositätzu erklären.

Wichtig sind auch die Rahmenbedingungeninnerhalb eines Dorfes. Die Strukturen geben demKind Orientierung und Sicherheit, sich in dermanchmal schon für uns als Erwachsene sehr kon-fusen Welt zurechtzufinden. Dies braucht aberMenschen, die bereit sind, mit dem Kind eine ver-lässliche Beziehung einzugehen und mit ihm einStück seines Lebensweges zu gehen, sodass dasKinderdorf immer wieder ein Ort ist, an den gernezurückgedacht wird und der Heimat war.

Erzieherin Karin Huber und Heilpädagoge ThomasWinkler: Wir beide nahmen an verschiedenenFachforen des Fachkongresses teil. Herausragend

für uns erschienen der Vortrag von Professor Dr.Wolf aus Siegen zum Thema »Starke Erziehungs-hilfen« und der darauf folgende Workshop. Profes-sor Dr. Wolf stellt zu Beginn die absolute, neue, ein-zigartige, sensationelle Frage: »Was wirkt? Wasrichten wir an? Sind wir Künstler oder Handwer-ker?« Aus diesem Workshop kamen wir mit derÜberzeugung heraus, dass wir hier im Kinder- undJugenddorf Klinge nach den verschiedenen Wirk-samkeiten von Prof. Dr. Wolf arbeiten, z.B.: · Anpassung des Hilfe-Arrangements

des jungen Menschen· Partizipation von Jugendlichen und Eltern · Qualität der Beziehung von Pädagoginnen

und Pädagogen zu jungen Menschen· klare Orientierung durch Strukturen und Regeln · Respekt vor den bisherigen Lebenserfahrungen

des jungen Menschen · realistische Betreuungs- und Beziehungsziele· Lebensqualität in der Einrichtung. hc

kongress in Berlin war eine Bestätigung meiner bis-herigen Arbeit. Auch wenn Dr. Georg Kormannkein Unbekannter in unserem Dorf ist, so war ichdoch in seinem Workshop »Resilienz und Bezie-hung im Kinderdorf«. Ich habe für mich folgendeGedanken daraus mitgenommen: Die Gestaltungder Beziehung kann nur dann gelingen, wenn ichdas Kind verstehen lerne und die Welt mit seinenAugen betrachte. Mein pädagogisches Handeln

»Da nützt der beste Professor nichts, wenn man kein Vertrauen hat!« (Prof. Wolf)

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� In den Pausen gab es auch Gelegenheitenzum fachlichen Austausch mit den Mitarbei-tern der anderen Einrichtungen.

� In den Workshops wurde allseits mit hoherKonzentration gearbeitet.

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An einem Samstag im September fuhren 21kleine Prinzen und Prinzessinnen aus derKlinge in drei Kleinbussen und in Begleitungvon fünf Erzieherinnen zum Schloss Weikers-heim im Taubertal. Als wir an dem prunkvollenRenaissance-Schloss ankamen, wurden wir voneiner Hofdame in stilvoller barocker Hofklei-dung empfangen.

In der Sattelkammer des Schlosses wurdenalle Prinzen und Prinzessinnen mit einemUmhang oder mit Rock und Krone ausgestat-tet. Die Hofdame erklärte der »feinen Gesell-schaft« das Benehmen und Auftreten bei Hofe,

übte das Knicksen und Verbeugen vor den ho-hen Herrschaften und den Umgang mit dem»gemeinen Volk«.

Wir konnten die früheren Herrschaften aufGemälden kennenlernen und staunten überdie damaligen Modetrends. Die Hofdame er-zählte uns aus deren Leben und von denSchicksalen, die ihnenwiderfahren waren.

In den Möbeln, mitdenen man das Schlossausgestattet hat, istder Verlauf der Jahr-hunderte mit den Stil-entwicklungen der Re-naissancezeit, des Ba-rock, des Rokoko bishin zum Biedermeiererhalten geblieben.

Wir staunten überdie üppigen Betten mit

den kostbaren Stoffen und Stickereien undüber die prächtigen Gemächer, ausgestattetmit prunkvollen Kronleuchtern, handgearbei-teten Möbeln und reichen goldenen Verzie-rungen. Wir schritten über lange, hohe Flureund auf endlosen breiten Wendeltreppen. Diekleinen Prinzen und Prinzessinnen wurden

beim Eintreten in denRittersaal, der mit auf-wendigen Jagdszenenbeeindruckte, einzelnund persönlich ange-sagt. In diesem über-aus festlichen Ambientewurden wir zum Tanzgeladen.

Wir konnten sogar einen Blick auf die fürdamalige Verhältnissehöchst moderne Toilettewerfen, auf welcher derGraf auch gerne in Ge-sellschaft »thronte«.

Danach lag der pracht-volle Schlossgarten voruns, der uns mit seinersymmetrischen baro-

cken Anordnung zum Spazieren einlud. Dienette Hofdame lüftete dabei nun endlich ihrGeheimnis: Sie verriet uns den Inhalt ihresBeutels, den sie mit sich trug: An die Prinzenund Prinzessinnen verteilte sie Futter für dieFische im Teich.

Zum Abschluss und nach einer Stärkung inder Sattelkammer ge-staltete sich jeder Prinzund jede Prinzessin ei-nen Bilderrahmen inForm einer goldenenKrone und besetzte ihnmit farbenprächtigenEdelsteinen. Dieser ziertnun ein eigenes Foto fürjeden Prinzen und jedePrinzessin zum Anden-ken an diesen unver-gesslichen Tag.

Katja Winter

Einmal Prinz und Prinzessin sein

� Eine Hofdame inbarocker Gewandungempfing die jungenGäste und führt siedurch die prachtvolleSchlossanlage.

Kinder besuchen Schloss Weikersheim

Das prächtige Renaissance-SchlossWeikersheim im Taubertal mit

seinen herrlichen Parkanlagen.

� Auch die höfischenSitten mussten geübtwerden. Es war offen-bar nicht immer leicht,ein Prinz oder einePrinzessin zu sein.

� Es zeigte sich, wieschwierig es ist, einenperfekten Hofknickshinzulegen.

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KLINGE UNTERWEGS

Mittwoch, 14. MaiHeute können wir uns Zeit lassen, vor unsliegt eine kurze Tagesetappe ohne Steigung.Wir fahren mit Rückenwind den Vorderrheinaufwärts, erreichen bereits um 14.30 Uhr un-ser Tagesziel Triesenz in Liechtenstein. Dortlebt ein Verwandter von Georg als Pfarrer, wirwollen ihn besuchen. Wir lassen uns mit demBus nach dem Bergdorf Triesenberg hinauf-fahren, weil wir uns den Weg dorthin mit demFahrrad nicht zumuten wollen; eine Streckevon 4 km mit bis zu 10 % Steigung. Besteigenden Kirchturm, lassen uns die Glocken zeigen,anschließend kleine Andacht in der Kirche.

Der Pfarrer lädt uns noch in ein Café zu einemEis ein. Herrlicher Blick auf Liechtenstein unddas Rheintal. Da es wieder ein sehr heißer Tagwar, sucht die Hälfte der Gruppe Abkühlung ineinem Schwimmbad in Vaduz, der andere Teilspielt auf dem Campingplatz oder bereitet dasAbendessen.

Donnerstag, 15. Mai»Frage nie einen Einheimischen nach demWeg!« Statt uns auf unsere Karte zu verlassenund den Weg am Rhein entlang fortzusetzen,üben wir schon einmal für unsere Pass-Strecke über den San Bernardino. Wir fahrenüber den Mariensteig und landen schließlichwieder am Rheinufer.

Kevins Rennrad geht auf einem geschotter-ten Weg zu Bruch. Wir versuchen, eine Gabel

zu bekommen, finden aber keine. Für Kevin istan diesem Tag die Radtour beendet. Auch inChur kein Ersatzteil aufzutreiben. Hier rastenwir und setzen dann unsere Fahrt in RichtungThusis fort. Der Wind hat gedreht, kommennur langsam voran, finden schließlich den

Campingplatz. Unter Kiefern bauen wir un-sere Zelte auf und lassen den Tag ausklingen.

Freitag, 16. MaiHeute ist die kürzeste, aber auch schwersteEtappe zu bewältigen. Wir fahren durch dieVia-Mala-Schlucht nach Splügen. ImposanteFelsformationen und tief eingeschnittene Was-serläufe bieten ein gewaltiges Naturschau-spiel. Wir lassen uns viel Zeit, machen immerwieder Pausen, schauen und staunen. Leiderschlägt das Wetter um. In Splügen beginnt eszu nieseln. Nehmen ein festes Quartier, weildie Temperatur stark gesunken ist. In einembeheizten Aufenthaltsraum wärmen wir unsauf und verbringen den Abend mit Spielen.Überraschung: der San Bernardino ist nochnicht offen. Auf die Fahrt über diesen Pass hat-ten wir uns alle gefreut, muss leider ausfallen.Zerlegen unsere Räder und laden sie auf denAnhänger, den wir mitführen.

Samstag, 19. MaiEs regnet in Strömen, und es ist kalt. Mit Müll-tüten wollen wir uns vor dem Regen und derKälte schützen. Mit dem Bus durch den San-

Am10.Mai2008 mach-te sich die Truppe aufdie Reise nach Italien.Nach mehreren anstren-genden Tagen kommendie Alpen in Sicht. Über diese hinweg solldie Reise nach GazzadaSchianno gehen

10 Jugendliche undzwei Erwachsene der

Klinge beschlossen, inden Schulferien diemehr als 400 Kilo-

meter lange Streckevon Seckach nach

Gazzado Schianno perFahrrad zu bewältigen

Von der Klinge über die Alpen nach Gazzada Schianno

Zweiter Teil

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Tagebuch einer Radtour

� Via Mala, Fels und Wasser – diesbeeindruckende Sze-nario bietet sich aufdem Weg zum SanBernardino.

� Hat man die Platt-form des »Carlone« erstiegen, genießtman einen einma-ligen Blick über denLago Maggiore.

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Bernardino-Tunnel, Vor-bereitung auf die Ab-fahrt: Plastiktüten sol-len unsere Füße gegenNässe schützen. Mülltü-ten werden zu Regen-jacken zugeschnitten.Die Abfahrt ist kein Ver-gnügen. Starker Auto-verkehr und nasse Stra-ßen zwingen uns, lang-sam zu fahren. Schonnach wenigen Kilome-tern bergab: Philipp steigtdurchnässt und durch-gefroren vom Rad, kann

nahme, bekom- men unser Quar-

Sonne und Wärme?Von wegen: Den ganzenSonntag Regen. Wirverbringen die Zeit imQuartier mit Spielen.Montag bei besseremWetter Radtour nachArona am Lago Mag-giore. Von der riesigenStatue des Hl. Karl Bor-romäus herrlicher Blickauf den See.

Der Höhepunkt un-seres Italienaufenthal-tes ist der Besuch derStadt Mailand. Nebendem imposanten Dombleibt uns auch der

hohe Preis fürs Eis in Erinnerung. Am letztenAbend lassen wir die Radtour Revue passie-ren. Es wird deutlich, dass die Reise für unsein großes Erlebnis war. Häufigste Frage: »Undwohin fahren wir im nächsten Jahr?« h.h.

tier für die nächsten Tage zugewiesen.

Sonntag, 20. MaiIn Gazzada von Sonntag bis Mittwoch. Italien,

nicht mehr weiterfah-ren. Abbruch der Rad-tour, Weiterfahrt nach Gazzada mit dem Busund mit dem Zug. Wer nicht mehr kann, steigtin den Bus. Die anderen fahren bis Bellinzonaund versuchen von dort, die Nähe von Gazza-da zu erreichen. In Gazzada freundliche Auf-

Sie bedeutet bereitsseit vielen Jahren ei-nen Schwerpunkt imRahmen des Festak-tes am Klingefest: dieEhrung langjährigerMitarbeiterinnen undMitarbeiter. In diesem

Jahr waren es 27 Damen und Herren, derenTreue zu unserer Einrichtung besonders her-vorgehoben wurde. Unter ihnen befanden sichauch sechs »20-Jährige«, die als besondere Be-lohnung zu einer Ausflugsfahrt mit DorfleiterDr. Cassar eingeladen waren.

An einem Dienstag Mitte Juli machte sich diekleine Reisegruppe auf den Weg, ohne das Zielzunächst zu kennen. Daraus pflegt unser Dorflei-ter stets ein Geheimnis zu machen, dessen Auflö-sung erst unterwegs erfolgt. Ein Rastplatz auf hal-ber Strecke bot dazu Gelegenheit, wo man einenHalt einlegte und mit einem Glas Sekt und einerBrezel der Lösung des Rätsels näherkam: die Lan-deshauptstadt Stuttgarthatte er dieses Mal aus-gewählt. Zunächst führteder Weg zum Wahrzei-chen der Stadt, dem be-

rühmten »Stuttgarter Fernsehturm«. Dort fandeine Besichtigung mit Führung dieses Bauwerksvon Professor Fritz Leonhardt statt. Es gilt als äs-thetisches und architektonisches Meisterwerk.Künstlerisches Vorbild für seine zeitlos klassisch-elegante Form sind antike Säulen, die sich nichtlinear, sondern in einer leichten Parallelkurve ver-jüngen. Nicht zuletzt unterstützt die 50 m hohe,rot-weiß gestreifte Antenne den ästhetischen Ge-samteindruck des Bauwerks. Der nadelförmigeStahlgittermast mit quadratischer Grundflächesetzt die Verjüngung des Schafts fort.

Der Fernsehturm besteht aus einer Art Beton-schornstein mit aufgesetzter Antenne und ange-hängtem Turmkorb. Der Stahlbetonschaft desTurmes verjüngt sich von unten nach oben von11 auf 5 Meter und ruht auf einem kegelförmi-gen, mit 3000 Tonnen Erde bedeckten Funda-ment. Mit seinen 217 m ist der Stuttgarter Fern-sehturm sozusagen das Urmodell für alleanderen Fernsehtürme in der Welt. Der Veteranunter den Fernsehtürmen fand wie kein anderes

Bauwerk großes internationales Echo und lösteeine globale Turmbau-Welle aus.

Zum Mittagessen traf man sich imBiergarten des Restaurants »Primafila«am Fuß des Fernsehturms.

Danach ging es zum Mercedes-Benz-Museum, das mit seiner beein-druckenden futuristischen Architek-tur einen besonderen Blickfangdarstellt. Dort kamen die Liebha-ber eleganter Wagen voll aufihre Kosten, ebenso ließ die Ga-lerie der gepflegten Oldtimer ei-nen Blick in die Geschichte desAutomobilbaus zu.

Auf halbem Weg nach Hauseging es noch nach Beilstein, an derA 81 beim Wunnenstein gelegen,wo die Jubilare am Ende diesesschönen Tages in der Weinstube»Zur Bütte« zu einem ausgiebigenVesper erwartet wurden.

20 Jahre Arbeitin der Klinge

wurde mit einemAusflug belohnt

Dienstjubilare unterwegs nach Stuttgart

� Unsere »zwanzig-jährigen« Dienstjubi-lare unternahmen mitDorfleiter Dr. Cassareinen Ausflug, der siezum Stuttgarter Fern-sehturm führte.

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Tagebuch einer Radtour (Forts.)

Geschafft: Auf der Piazzavor dem Mailänder Domangekommen, hat manguten Grund, stolz zu sein.

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Aber noch nicht genug: Nach einem ausgiebi-gen Mittagessen ging es hinauf auf den Wawel-Hügel, wo das Königsschloss, das Macht undGlanz des polnischen Königsreiches verkörpert,und die aus dem Mittelalter stammende Kathe-drale, die Zeuge fast aller Krönungen und Be-gräbnisse der polnischen Monarchen war, stehen.Wir besichtigten die Kathedrale mit der Gruft undeinen großen Teil des Schlosses, das uns durch sei-nen Prunk und seine Eleganz beeindruckte.

Voll von Eindrücken kamen wir abends in unse-rer Unterkunft an und mussten packen, denn amnächsten Tag traten wir vom Flughafen Kattowitzden Heimflug an. Wir waren uns einig, diese Reisewird uns unvergessen bleiben! B. Kellner-Ix

EIN ORT ZUM LEBEN KINDER- UND JUGENDDORF KLINGE

Fünf Schülerinnen und Schüler derSt. Bernhard-Schule besuchten vom15. bis 18. August 2008 mit Schul-leiterin Frau Kellner-Ix und ErzieherinFrau Woll die Partnerschule in Baszków.

Dank eines gesponserten Billigflugs konn-ten wir in diesem Jahr unsere polnische Part-nerschule mit dem Flugzeug besuchen, ein ein-maliges Erlebnis! Voll Spannung starteten wirmorgens um 5.30 Uhr in Frankfurt-Hahn nachBreslau. Es war ein unbeschreibliches Gefühl,als sich das Flugzeug in die Lüfte hob, dieHäuser unter uns immer kleiner wurden undwir uns plötzlich über den Wolken befanden. Vielzu schnell kamen wir in Breslau an.

Gegen 10 Uhr waren wir dann in Baszków, derGemeinde, wo sich unsere Partnerschule befindet,und starteten sofort unser Programm. Der ersteTag galt dem Kennenlernen der Partnerschuleund der näheren Umgebung. Wir beteiligten unsam Unterricht, trafen uns mit polnischen Schüle-rinnen und Schülern in der neu renovierten Turn-halle zum Basketball-Spiel und lernten bei einemSpaziergang die Kleinstadt Krotoszyn kennen.

Schon am zweiten Tag galt es jedoch von Basz-ków Abschied zu nehmen, denn nun machten wiruns zusammen mit Frau Antczak, der Schulleite-rin, auf den Weg nach Krakau. Unterwegs be-suchten wir das 800 Jahre alte Salzbergwerk inWieliczka. Über 360 Treppenstufen mussten wirin die Tiefe des Salzbergwerks hinabsteigen, wowir auf eine riesige »Stadt« mit gewaltigen Höh-len und geheimnisvollen Seen trafen. Diese unter-irdische Welt steht dank der Schöpferkraft derBergleute, die Hunderte von Metern unter derErde ganze Sakralräume aus Stein gehauen ha-ben, auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes.Die größte dieser Kapellen, die Kapelle der heili-gen Kinga, der Schutzpatronin der Salzbergleute,ist prächtig mit aus Salz geschaffenen Kron-leuchtern, Skulpturen und Reliefs geschmückt.Auf der 2,5 km langen Route begegneten wir ei-ner Reihe weiterer Statuen, die bis ins 18. Jahr-hundert zurückgehen und mythische, historischeund religiöse Gestalten darstellen.

Abends erreichten wir Krakau und machten ei-nen ersten Orientierungsgang durch die wunder-schöne Altstadt. Am nächsten Morgen wurde die-ser Besichtigungsgang mit Hilfe einer Stadt-führerin intensiviert. Wir besichtigten das älteste

Über den WolkenÜber den Wolken

� Über 360 Treppenstufen mussten wir in die Tiefe des 800 Jahre alten Salzbergwerks in Wieliczka hinabsteigen, wo wir auf eine riesige »Stadt« mit gewaltigen Höhlen undgeheimnisvollen Seen trafen.

� Am Rande desHauptmarktes vonKrakau bewundertenwir in der Marienkir-che den großartigen,von Meister Veit Stoßgeschnitzten Altarund hörten dem Turm-bläser zu, der jede vol-le Stunde von einemder Türme in alle vierHimmelsrichtungenbläst.

Wieder eine Reise zur Partnerschule in Polen

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� Früh am Morgenstartete unsere Ma-schine vom FlugplatzFrankfurt-Hahn nach Breslau,für unsein ganz besonderesErlebnis.

Gebäude der Krakauer Akademie, das CollegiumMaius mit seinem herrlichen gotischen Innenhof,verschiedene beeindruckende Kirchen, kamenvorbei am Erzbischöflichen Palast, wo Papst Jo-hannes PaulII. als Erzbischof residierte, bis er1978 nach Rom zog. Bewunderten am Randedes Hauptmarktes in der Marienkirche den groß-artigen, von Meister Veit Stoß geschnitzten Altarund hörten dem Turmbläser zu, der jede volleStunde von einem der zwei unterschiedlich hohenTürmen in alle vier Himmelsrichtungen bläst. Aufdem Hauptmarkt, das Herz der Stadt, beeindruck-ten uns die Tuchhallen der Jahrhunderte altenMarkthalle, wo es eine Vielzahl von Souvenirs zubewundern und zu kaufen gab.

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B

Gerade rechtzeitig zum Schuljahresbeginn kamdie Genehmigung des Sozialministeriums, dasfür die Finanzierung zuständig ist, zur Eröff-nung unseres neuen Schulkindergartens.

Bereits zu Jahresbeginn hatte die St. Bern-hard-Schule gemeinsam mit der Schulauf-sichtsbehörde des Neckar-Odenwald-Kreisesdie notwendigen Anträge für einen Schulkin-dergarten gestellt. Die zunehmende Zahl vonVorschulkindern mit Entwicklungsrückstän-den und sozialen Auffälligkeiten machte dieseMaßnahme im wahrsten Sinne des Wortesnotwendig. Der Schulkindergarten steht nichtnur den Kindern des Kinderdorfes, sondern al-len betroffenen Kindern im Einzugsbereichdes früheren Landkreises Buchen offen.

Aufgabe des Schulkindergartens ist die in-dividuelle Förderung des Sozial- und Leis-tungsverhaltens von Kindern durch sonder-und heilpädagogische Methoden im Rahmen

einer ganzheitlichen Erziehung, orientiert amkindlichen Verhalten und an den Bedürfnissender Kinder. Wichtig ist die Zusammenarbeitunter den beteiligten Fachkräften und mit denEltern. Ziel des Schulkindergartens ist es, dasVerhalten der Kinder soweit zu stabilisieren,dass eine Rückführung in den Regelkinder-garten oder ein erfolgreicher Besuch der Re-gelschule möglich wird.

Schulkindergarten »St.INDIVIDUELLE FÖRDERUNG

VON VORSCHULKINDERN

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� Die kleinen Arbeitsgruppen ermöglicheneine individuelle Förderung.

Ziel des Schulkindergarten ist es unteranderem , das soziale Verhalten soweit zu stabilisieren, das ein Besuchder Regelschule möglich wird.

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Der Schulkindergarten wird mit zwei Gruppen zu je 8–10 Kindern ganztags von 8:30 Uhr bis 15 Uhr geführt.

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kind-Betreuungsgruppe, Frau Ugowski undFrau Felch. Mit Beginn der zweiten Gruppewerden noch zwei weitere Fachkräfte in Teil-zeit dazukommen. Die Dienst- und Fachauf-sicht obliegt der Schulleiterin der St. Bernhard-Schule, Frau Brigitte Kellner-Ix. Die Schul-aufsichtsbehörde des Landkreises ist für dieFeststellung der Bedürftigkeit zuständig. DieFinanzierung der Personal- und Sachkostenerfolgt durch das Sozialministerium. Die not-wendigen Räumlichkeiten stellte das Kinder-und Jugenddorf Klinge zur Verfügung. Auchdie Investitionen werden aus Eigenmitteln desVereins »Kinder- und Jugenddorf Klinge e.V.«finanziert. Die Kosten für die Beförderung derexternen Kinder übernimmt der Landkreis.

Die offizielle Einweihung konnte im Dezem-ber vorgenommen werden. Weitergehende In-formationen erhält man unter der Telefon-nummer 06292-78230 oder -78227. hc

Der Schulkindergarten soll mit zwei Grup-pen zu je 8 bis 10 Kindern ganztags von 8:30Uhr bis 15 Uhr geführt werden. Für das Mittag-essen wird die dorfeigene Gaststätte St. Be-nedikt sorgen. Als Leiter konnte Klaus-GeorgMüller gewonnen werden. Er ist Heilpädagogeund bereits seit vielen Jahren als Mitarbeiterin der Klinge tätig. Ihm zur Seite stehen diebisherigen Mitarbeiterinnen des früheren Be-triebskindergartens und der jetzigen Klein-

� Das Besprechungszimmer wurde neu und zweckmäßig eingerichtet.

t.Theresia« neu eröffnet...für das Leben stark machenUNTER LEITUNG

DER ST. BERNHARD-SCHULE

t.Theresia« neu eröffnet

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Als Leiter des Schulkindergartens wurde Klaus-Georg Müller gewonnen. Er ist Heilpädagoge und bereits seit 20 Jahren in der Klinge tätig.

Gemeinsames Singen und Spielen kommt der Entwicklung des Sozial-verhaltens zu Gute.

Das Mittagessen nehmen Kinder und Betreuer gemeinsam im Schulkinder-garten in ihren beiden Gruppen ein. Zuvor wird gebetet und gesungen.

Donnerstags wird in der Küche des Kindergartens für alle selbst gekocht. An den anderen Tagen kommt das Essen aus der Gaststät-te St. Benedikt. Die Kinder holen es mit dem Bollerwagen ab.

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AUGUST 2008 (FERIENFREIZEIT)So. 31.8. In der Eucharistiefeier Gedenken unse-rer verstorbenen ehemaligen Mitarbeiter desMonats August.

SEPTEMBER 2008:So. 14.9. In der Eucharistiefeier Gedenken unse-rer verstorbenen Wohltäter, Mitarbeiter undEhemaligen. Mo. 22.9.–24.9. Interne Fortbildung, Workshopsnach Haim Omers Konzept im Haus Rafael.Fahrsicherheitstraining für Praktikantinnen undPraktikanten in Heilbronn.Do. 25.9. Praxisbegleitung für Praktikantinnenund Praktikanten im sozialen Jahr.Fr. 26.9. Pädagogische Führungskonferenz (PFK)im Konferenzraum der Verwaltung.Di. 30.9. Treffen des Arbeitskreises »ReligiösesLeben«.

OKTOBER 2008:Mi. 1.10. Hausleitungskonferenz (HLK) imKonferenzraum.

Fr. 3.10. Eucharistiefeier, von der Verbindung »UNITAS« gestaltet.So. 5.10. Das Erntedankfest begehen wir in einemKindergottesdienst.Di. 7.10. Öffentliche Sitzung des Pfarrgemeinderats. Fr. 10.10. Tiersegnung in der Arena.Mi. 15.10. Mitarbeitertreff in der Gaststätte St. Benedikt.Do. 16.10. Seminartag – Praxisbegleitung fürPraktikantinnen und Praktikanten im sozialen Jahr.So. 19.10. Pfarrfest mit Eucharistiefeier in derKirche, mitgestaltet vom jungen Kirchenchor

JEZIMUS. Gedenken unserer verstorbenen Wohl-täter, Mitarbeiter und Ehemaligen. Die neuen Ministranten werden in der Eucharistie-feier in ihren Dienst aufgenommen. Im Anschluss an den Gottesdienst: Preisverleihungfür Wettbewerb »Religiöse Symbole«. Nachmittags: Radelrutsch-Theater Heilbronn mit»Die Kinder aus Bullerbü«.Di. 21.10. Fahrsicherheitstraining fürPraktikantinnen und Praktikanten in Heilbronn.

Im Berichtszeitraum feierten verschiedene Häuserihr Hausfest.

BESUCHE

SEPTEMBER 2008Mi. 10.9. Damen und Herren mit Pfarrer Ghiraldinvom Senioren-Erzählkaffee.Sa. 20.9. Herr Sebald mit einer Gruppe vonTeilnehmern aus Karlsruhe.

Am Freitag, dem 4. Juli2008, gingen wir sehrgerne einer Einladungnach und planten einsportliches Fußballtur-nier mit unseren Gäs-ten von der Partner-schule aus Baszków in

Polen. Dies ist eine sechsklassige Grundschulein der Nähe der Stadt Krotoszyn und gehört zurGemeinde Zduny.

Am Freitag Nachmittag war das eine nichtso leicht zu organisierende Veranstaltung, daviele Kinder wegen des»Heimfahrwochenen-des« nach Hause fah-ren durften. Dennochbot sich an diesem Tageinmal die Gelegenheit,auch Kinder spielen zu

lassen, die bei Turnieren sonst kaum zum Ein-satz kommen würden. So war die Freude beieinigen Kindern groß, einmal für die »Klinge«spielen zu dürfen und das sogar gegen »Polen«.

Das neue Minispielfeld am Sportplatz botinsgesamt vier Mannschaften eine schöne Ku-lisse, um dieses Kleinturnier auszurichten.

Zwei Teams aus dem Kinderdorf und zweiTeams, gestellt von unseren Gästen, erschie-nen pünktlich um 15.30 Uhr vor Ort, und sokonnte Dank einer Dolmetscherin dieses Tur-nier reibungslos über die Bühne gehen.

Unsere Gäste aus Polen, die mit sehr guten,fast ausschließlich weiblichen Spielern antra-ten, wurden von den Kindern unseres Dorfesin ihrer Spielleistung stark unterschätzt. Sogab es in den einzelnen Begegnungen die eineoder andere Überraschung, da sich die Mäd-chenmannschaft aus Polen als sehr starkesTeam präsentierte. Doch mit guter, geschlos-sener Mannschaftsleistung stellte sich auchdie erste Mannschaft der »Klinge« dar und si-cherte sich am Ende mit zwei Siegen und ei-nem Unentschieden den ersten Tabellenplatz. Die einzelnen Spiele waren sehr fair und ge-

stalteten sich spiele-risch auf gutem Niveau.Als kleines Gastge-schenk wurde unserenGästen ein Emblem mitdem Motiv des Klinge-Tores überreicht.

Am Ende kam es zufolgender Ergebnis-Ta-belle:1. Klinge 1 7 Punkte2. Polen 2 4 Punkte3. Klinge 2 3 Punkte4. Polen 1 3 Punkte

P. Novak

� Auf unserem neu-en Minispielfeld tra-fen sich Buben undMädchen aus Polenund der Klinge zueinem freundschaft-lichen Fußballwett-bewerb.

Freundschaftsturnier auf dem Minispielfeld

WIR SETZEN UNS GANZ FÜR KINDER EIN,DENEN DIE GEBORGENHEIT EINER FAMILIE FEHLT

... indem wir sie aufnehmen in unsere Lebensgemeinschaften, mit ihnen gehen, bis sie ein später selbstverantwortliches Leben führen können und zu vollwertigen Gliedern unserer Gesellschaftwerden. Wir sind auf die Unterstützung von Freunden undFörderern angewiesen und für jede Hilfe dankbar. Wir sichernIhnen zu, dass alle Spenden satzungsgemäß verwendet werden.

Auf Wunsch und bei Beträgen ab 50,– Euro senden wir Ihneneine Spendenbescheinigung zu. Falls Sie weitere Informationenwünschen, nehmen Sie bitte Kontakt zu uns auf. Wir freuen uns über Ihr Interesse!Unsere Bankverbindung: Sparkasse Neckartal-Odenwald Konto-Nr. 4 203139 (BLZ 674 500 48)

SportlicheBegegnung mit

unseren pol-nischen Gästen

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KINDER- UND JUGENDDORF KLINGE

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Im Herbst 2008 gab es reichlich Äpfel zu ern-ten. Die Kinder von Haus Sebastian essengerne knackige, saftige Äpfel. Wir haben auchschon vielerlei aus Äpfeln zubereitet: Apfelku-chen, Apfelpfannkuchen, Apfelmus, gedörrteApfelringe, Obstsalat und vieles Leckere mehr.Aber wir hatten noch etwas ganz Besonderesvor: Wir wollten auch unseren eigenen Apfel-saft herstellen.

Zuerst musste der Baum kräftig geschütteltwerden. Alle Kinder halfen rasch, die Äpfeleinzusammeln. Dann schleppten sie die Säckeund Kisten in unseren Bus. In der Mostereiwurden unsere Äpfel zunächst einmal gewa-schen, dann in der Maschine weiterbefördertund kleingeraspelt. In einem traditionellenVerfahren wurde dieser »Apfelbrei« in mehrerebraune Tücher gefüllt, mit einigen hölzernenRosten dazwischen auf-einander gestapelt undausgepresst. Dann end-lich tropfte unser Saftin einen großen Behäl-ter. Gleich an Ort undStelle kosteten wir die-sen leckeren frischenApfelsaft. Wir füllten

ihn in unser Fass, das wir mitgebracht hatten.Als die Presstücher geöffnet wurden, stauntendie Kinder, was von unseren Äpfeln übrig ge-blieben war.

Zuhause hatten wir dann alle viel zu tun:Flaschen wurden gespült, der Saft erhitzt undin Flaschen abgefüllt. Einige Apfelstückeschnitten die Kinder zu Modeln zurecht,tauchten sie in Farbe und gestalteten mit Apfeldruck die Etiketten, die auf die Flaschengeklebt wurden. In den nächsten Tagen konn-ten wir noch leckeren, frischen Saft genießen.

Für besondere Anlässe öffnen wir nun imHaus Sebastian von Zeit zu Zeit »ein edlesTröpfchen« Apfelsaft. Katja Winter

� In der Mosterei wan-dern die Äpfel in eineMaschine, wo sie sichnach dem Waschen undZerkleinern in einen Brei verwandeln. Daraustropft beim Pressen dersüße Apfelsaft.

Vom 1. bis 23. Dezember findet im Kinderdorfbereits zum achten Mal unser Dorf-Advents-kalender statt. Unter dem Motto »Wie Aaronnach Betlehem kam« trifft man sich jedenAbend um 17 Uhr in der Arena hinter der Kir-che. Von Hausgemeinschaften, Familien oderEinzelpersonen wird jedesmal eine Episode vor-gelesen oder nachgespielt.

Erzählt wird die Geschichte des kleinenEsels Aaron, mit dem sich Maria und Josef aufden Weg nach Betlehem machen. Unterwegsgibt es viel zu erleben. Man trifft Menschen,die wegen der Volkszählung ebenfalls auf demWeg sind. Wir hören von überfüllten Herber-gen, von Hirten und Engeln und schließlichvon der Geburt des kleinen Jesus im Stall.

Die Gestaltung übernehmen die jeweiligenVorleser, und nicht selten gibt es nach der Ge-schichte Tee, Gebäck oder ein kleines Ge-schenk für alle Teilnehmer. Ständiger Beglei-ter ist unser lebensgroßer Esel Aaron, für denjede Gruppe ein kleines Teil gestaltet. Von Tag

zu Tag wird so unser Aaron immer bunter.Am Ende jeder Geschichte erhalten die Vorle-ser zudem einen kleinen Esel für ihre Haus-gemeinschaft. Bis zum Heiligen Abend be-gleitet er so die ganze Dorfgemeinschaft zumWeihnachtsfest.

Auch in diesem Jahr kann unser Dorf-Ad-ventskalender wieder auf der Klinge-Home-page täglich neu miterlebt werden. KlickenSie doch mal bei uns rein! Thomas Erl

� Jeden Abend kommt man zusam-men und hört eineGeschichte.

� Wenn die Abendekälter werden, tut allen ein warmerTee gut.

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Apfelernte

Kinder von Haus Sebastian im Großeinsatz

� Aus kleinen Apfelstücken kann man Stempel schnitzen und damit Etiketten für dieFlaschen drucken.

� Die fertigen Schildchen klebt man auf diegefüllten Flaschen mit dem leckeren Apfelsaftund freut sich, denn alles ist selbst gemacht.

8. DORF-ADVENTSKALENDER8. DORF-ADVENTSKALENDER

EIN ORT ZUM LEBEN – DIE KLINGE

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Die Eheleute Franz und Anna Pitronik in Eppelheim(sie waren vor Jahrzehnten als Lehrer an unsererSchule tätig) konnten Goldene Hochzeit feiern undüberwiesen uns aus diesem Anlass 100,00 @.Das Fest der Goldenen Hochzeit feierten ebenfalls dieEheleute Otto und Helga Schmiederer in Breisach. Sieverzichteten zu unseren Gunsten auf Geschenke underbaten von ihren Gästen eine Spende für unsere Ein-richtung. So durften wir voll Freude 1.570,00 @ inEmpfang nehmen.

In Bietigheim-Bissingen wurde Herr Axel Schnauber50 Jahre »jung«. Auch seine Gäste spendeten anläss-lich seines Geburtstages die beachtliche Summe von1.610,00 @. Den 80. Geburtstag beging Frau Anne-marie Waldmann in Ludwigshafen. Von ihr bekamenwir aus diesem Anlass 375,00 @.Zum Trauerfall Anna Müller in Osterburken gingen200,00 @ bei uns ein.Allen Spendern hier nochmals unseren besonderenDank für ihre Unterstützung. V. Schmackeit

Eigentlich können wir die Nachricht aus Louisia-na noch immer nicht einordnen, die uns MitteSeptember vom überraschenden Tod unseres lie-ben Freundes Adrian Adams in Kenntnis setzte.

In den siebziger Jahren kam er zum ersten Malaus dem Süden der USA zu uns in die Klinge, umgemeinsam mit anderen amerikanischen Studen-ten einen Sommer lang das damalige Schwimm-bad in der Klinge als Bademeister zu betreuen, ge-gen Kost und eine bescheidene Unterkunft.

25 Jahre lang leisteten amerikanische jungeMänner und auch Frauen diesen Dienst bei uns. Ei-ner hatte dem anderen davon erzählt, und so ent-stand eine Tradition, die ein Vierteljahrhundert an-dauerte, sehr zur Freude unserer Kinder und vielerMitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Kontakte wur-den geknüpft, Freundschaften entwickelten sichüber den »großen Teich«, gegenseitige Besuche för-derten die transatlanti-schen Beziehungen undhalten zum Teil bis heute.

Und so erschien einesTages auch AdrianAdams in der Klinge,seine KunstprofessorinMarchita Mauck hatteihm an der »LouisianaState University« (LSU)von der Klinge erzählt,und er war neugierig ge-worden auf diese Auf-gabe.

Und sofort war er allseits beliebt. Es gefiel ihmso gut bei uns, dass er auch in den folgenden Jah-ren mehrmals seine Ferien mit anderen amerikani-schen »bademeisters« in unserem Schwimmbadverbrachte, beim »absauging« des Beckens, beimReinigen der Kabinen, als Wächter am Becken-rand, als gestrenger Bademeister, aber auch alsFreund und Tröster vieler Kinder, als Spaßmacher,als Sänger, Gitarrist und Unterhalter. Seine Fröh-

lichkeit und Herzlichkeit steckte jeden an, der ihmbegegnete.

Eines Tages, dann schon als Kunsterzieher tätig,fasste er den Entschluss, ein »Sabbatjahr« bei unszu verbringen und ein ganzes Jahr lang das Lebenmit unserer Dorfgemeinschaft zu teilen. Er setztesich in verschiedenen Freizeitbereichen und in ei-nigen Kindergruppen ein, ohne Bezahlung, ver-steht sich. So blieb es auch nicht aus, dass er an ei-nem Faschingsfest zum Prinzen gekürt wurde,zusammen mit Prinzessin Maria, eine Rolle, die ermit großer Freude zu spielen wusste.

In Thibodaux, Louisiana, wirkte er als Lehrer fürKunst an der Schule des »Lafourche Parish«. Mit 48Jahren wurde er dort entlassen, da die Schulge-meinde zu arm war, den Kunstunterricht weiter zufinanzieren. Mit einer bescheidenen Rente lebte erin seinem Haus, danach in dem seiner inzwischen

gestorbenen Mutter undrestaurierte alte Möbel,malte und gestaltete Fest-zugswagen für den »MardiGras«, fertigte Wandge-mälde und Dekorationen.

Am 9. September 2008erlitt er im Alter von 61Jahren einen schwerenHerzinfarkt, von dem ersich nicht mehr erholte.

Wer ihn kannte, wird»unseren Adrian« nichtvergessen!

Adrian Adams, der beliebte Bademeister und Sommergast aus Louisiana, starb überra-

schend in seiner Heimatstadt Thibodaux. So kannten wir Adrian bei seiner Arbeit in

unserem ehemaligen Freibad, hier zusammenmit David Chan, ebenfalls aus USA.

IN MEMORIAM

Im Monat Septemberstarb in Freiburg der Ehe-malige Manfred Sievert,geb. am 7. September1946, gest. 23. September2008. Er wurde 62 Jahrealt. Manfred wohnte inder Gruppe St. Marienbei Herrn Daumann.

Mit großer Überraschung vernahmen wirauch die Nachricht vom mysteriösen Tod un-serer Ehemaligen Erdmuthe Theuer-meister. Sie wohnte vor mehr als vierJahrzehnten im Haus St. Michael. Spä-ter verloren sich ihre Spuren. Sie zogwohl nach Berlin und lebte dort vieleJahre. Nach einem Feuer in ihrer La-denwohnung wurde sie wegen angeb-

licher vorsätzlicher Brandstiftung verurteilt.Dagegen setzte sie sich gegen den Richter der-maßen zur Wehr, dass man sie in psychiatri-sche Behandlung gab. Sie kämpfte jedoch wei-

ter gegen dieses Urteil und erreichteeine Verurteilung wegen fahrlässigerBrandstiftung. Die psychiatrische Be-handlung hat ihr wohl sehr zugesetzt.(Siehe Google – »Erdmuthe Theuer-meister«). Man fand sie tot im Wald, wosie zuletzt einige Zeit gelebt haben soll.

Manfred Sievert

Adrian Adams

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Wie uns auch geholfen wurde

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Eigentlich war das eine großartige Idee, diePfarrer Magnani zu Beginn der 60er Jahreentwickelt hatte. Damals gab es im Gegensatzzu heute in Deutschland noch zahlreiche kin-derreiche Familien, deren Eltern jedoch häu-fig nicht in der Lage waren, sich vom beruf-lichen und häuslichen Alltag zu erholen.

Ein Ferienaufenthalt mit der ganzen Fami-lie scheiterte entweder an den finanziellenMitteln, denn die Gehälter waren zu jener Zeitkeineswegs üppig, und die ersten 20 DM Kin-dergeld gab es erst für das zweite Kind, oderder Urlaub scheiterte an der man-gelnden Betreuung der Kinder.

So entstand der Plan, in derKlinge das »FamilienferienwerkHaus Odenwald« zu gründen. MitHilfe von Zuschüssen des Bundes-Familienministeriums in Bonn ge-lang es schließlich, diese Einrich-

tung in mehreren Abschnitten zu schaffen. Siebestand am Ende aus drei Gebäudekomple-xen: Haus »St. Ursula« sollte die Eltern beher-bergen, »Haus St. Nikolaus« diente den Kin-dern als Unterkunft. Die erste Gaststättebefand sich zunächst im Kellergeschoss desHauses »Ursula«; erste Leiterin war Frau En-

gelhard, die Dame mit dem Schlüsselbund.Später baute man an der Straße das Gast-haus »Odenwald« mit der Großküche, dieauch für die Verköstigung der Familien zu-ständig war.

kinderreiche Familien nutzten über Jahrewährend der Sommermonate dieses Angebotzur Erholung. Gleichzeitig stand die Einrich-tung »Haus Odenwald« aber auch als »Bil-dungsstätte des Frankenlandes« der Region

zur Verfügung. Tagungen, Semi-nare, Exerzitien, Vorträge und an-dere Veranstaltungen fanden inden Gebäuden statt, wenn außer-halb der kurzen Sommersaisonkeine Familien zu Gast waren.

Doch alle diese Veranstaltungenreichten nicht aus, das Erholungs-

werk auf die Dauer kostendeckend auszu-lasten, zumal das Personal und die Unterhal-tung der Gebäude auch in den langen Zeitengeringer Belegung bezahlt werden mussten.

Die Kinder wurden von Fachkräften beauf-sichtigt und geführt, so dass den Eltern Gele-genheit geboten wurde, ohne ihren Nach-wuchs einmal wieder Zeit für einander zufinden und die notwendige Erholung ohne fa-miliäre Belastung zu genießen. Zahlreiche

liebe ehemalige,

Die beiden Häuser St.Ursula und dahinter St.Nikolaus waren kaum erstellt, als der Ferienbetrieb bereits in Gang kam.

RING DER EHEMALIGEN DES KINDER- UND JUGENDDORFES KLINGE

Das Haus St. Ursula war das erste Gebäude des künftigen Familien-Ferienwerks »Haus Odenwald«.

� Eine Familie mit vier Kindern und die Betreuerinnen der kleinen Gäste, unsere Mitarbeiterinnen FrauCyffka (re.) und ihre Tochter Gerda.

� Pfarrer Magnani pflegte die kinderreichen Familien häufig zu besuchen und erkundigte sich nachihrem Wohlergehen.

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Im Album geblättert (Fortsetzung)

Nachdem Pfarrer Duffner die Leitung desKinder- und Jugenddorfes übernommenhatte, ergab sich nach einem Kassensturz einso empfindliches Defizit, dass es nicht längerzu verantworten war, das Erholungswerk für

kinderreiche Familien in der alten Weisefortzuführen. Zum Leidwesen des Gründersmusste der Betrieb mit der Zeit aus finan-ziellen Gründen eingestellt werden.

Danach wurden noch etliche Jahre Kin-dergruppen der Klinge darin untergebracht,so die Gruppen »Nikolaus« mit Frau Lucenzund »Barbara« mit Frau Büche. Aber auchdiese Maßnahmen wurden schließlich aufge-geben. Da die Gebäude außer der Gaststättewegen der ungeeigneten Architektur und wei-

weiteren Renovie-rung der gesamtenRegion und unserenMitarbeitern als be-

liebtes Restaurant, in dem zahlreiche Festeund Feiern auch von außerhalb stattfinden.

Vor einiger Zeit habe ich mit einer Familiein Holland telefoniert, die in jenen Jahren mit

terer Mängel für andere Zwecke nicht ver-wendbar erschienen, wurden die Häuser »Ursula« und »Nikolaus« vor einigen Jahrenabgerissen. An ihrer Stelle entstand ein hufei-senförmiger Bau mit einzelnen Appartementsfür alleinstehende Mitarbeiter, z.B. Praktikan-ten oder Zivildienstleistende.

Die Gaststätte wurde in den 70er Jahrenumgestaltet und dient bis heute nach einer

� Die Kinder der Gäste wurden durchqualifiziertes Personal betreut.

� So präsentiertesich das Familien-Ferienwerk »HausOdenwald« in den 70er Jahren. Das Spielgeländebestand damals noch nicht.

� Zahlreiche kinderrei-che Familien nahmen dasAngebot der Klinge wahr.In einem heißen Sommerbrach für Wochen die alte Wasserversorgungzusammen. Das schaffteschwere Probleme.

ihren Kindern manchen Sommer in derKlinge verbrachte. Man erinnerte sich mitFreude an die schönen Zeiten in unseremKinderdorf vor vier Jahrzehnten.

Herzliche Grüße aus der Klinge

P. Schmackeit

� Man sieht, dass der Dorfwegwegen der neuen Gaststätte in ei-nem Bogen verlegtwerden musste. Das Grundstück rechts befand sichjedoch noch nicht im Besitz der Klinge.

� Die vorgesehene Wohnung für den Leiter der künftigen Gaststättewurde sofort mit Kindern belegt. Daseigentliche Gaststättengebäude wurdeerst später rechts daneben errichtet.

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RING DER EHEMALIGEN

Ehemalige aus der früheren Gruppe »St.Bernhard« trafen sicham 6. und 7. Septem-ber zum 50-jährigenWiedersehen im Kin-der- und JugenddorfKlinge. Das Treffen war

von Georg Dittrich bestens vorbereitet und or-ganisiert worden. Es hatte viel Mühe bereitet,die aktuellen Adressen und Telefonnummernder Teilnehmer ausfindig zu machen, denn dasletzte Treffen von 1983 lag 25 Jahre zurück.

Georg war mit seiner Frau Christa bereits dreiTage früher angereist, um mit dem ehemaligenLehrer Herrn Schmackeit weitere Einzelheiten desTreffens zu besprechen und um genügend Zeit zuhaben, sich in den umliegenden Ortschaften wieSeckach, Adelsheim und im Schloss Sennfeld um-zuschauen, wo man damals als Kinder oder Ju-gendliche lebte.

Sieben Ehemalige hatten sich verbindlich ange-meldet, zwei mussten leider kurzfristig absagen.Die weiteste Anreise hatte Marian Galbas aus Ber-lin zu bewältigen, der zum ersten Mal nach 50 Jah-ren dabei war. Die weiteren Teilnehmer waren Ge-org Dittrich und Frau, Michael Konik und Frau,Johannes »Ritschel« Klin, Stefan Raffei und natür-lich unsere damalige Gruppenleiterin Frau Ferdi-nande Klaas (Wegener) und unser Erzieher HerrWalter Choynowski. Leider konnte das Lehrerehe-paar aus jenen Tagen, Anna und Franz Pitronik,wegen anderer Verpflichtungen nicht teilnehmen.

Sonntags trudelten die ehemaligen »Bernhardi-ner« nach und nach in derGaststätte St. Benedikt ein.Es war spannend zu erle-ben, ob man die nachein-ander Eintreffenden wohlwiedererkennen würde.Tatsächlich erkannte manjedoch jeden an der Mimikund Gestik, die über dieJahre geblieben war, wo-hingegen sich das äußereErscheinungsbild im Laufder Zeit deutlich veränderthatte.

Nach dem gemeinsa-men Mittagessen wurdendie Zimmer im Tagungs-haus Rafael belegt. Nacheiner Kaffeepause holteHerr Schmackeit die Grup-pe zu einem ausführlichenRundgang durch das heu-tige Kinderdorf ab. Es fielauf, in welch gepflegtemZustand sich das Jugend-

dorf befindet, ebenso die St. Bernhard-Kirche. In de-ren neu gestaltetem Eingangsbereich beeindru-ckte vor allem das neue Portal. Auf diesem Rund-gang besuchte man auch den Friedhof und dasGrab Pfarrer Magnanis.

Abends trafen sich dieTeilnehmer in froher Run-de im Haus Rafael. Herrund Frau Schmackeit er-zählten von den Ereignis-sen der vergangenen Jah-re. Es entstand ein regerAustausch, zumal einigeihre Fotoalben mitgebrachthatten, die herumgereichtwurden. Beim »Weißt dunoch...?« verging die Zeitwie im Flug, so dass allerecht »früh« ins Bett ka-men.

Am nächsten Morgenweckten die 6-Uhr-Glo-cken der St. Bernhard-Kir-che. Nach einem gemein-samen ausgiebigen Früh-stück verabschiedeten sichdie ersten und machtensich auf die Heimreise.

Johannes Klin

Ein nicht alltägliches Ehemaligentreffen

� Treffen nach 50 Jahren (vordere Reihe v.l.):Ferdinande Klaas ( Wegener), WalterChoynowski, Stefan Raffei, Georg Dittrich;(hintere Reihe): Klothilde und Michael Konik,Hans Klin, Marian Galbas nicht abgebildet.� So verändern sich unsere Ehemaligen: Hans Klin an Pfingsten 1958 vor dem Ein-gang der St. Bernhard-Kirche und an Pfings-ten 2008, nun nicht mehr in den feschen Lederhosen der 50er Jahre.

Gestärkt mit der Krankensalbung, starb am Freitag, dem 7. November 2008 unser ehemaliger Mitarbeiter

Hans-Joachim SchülerSonderschulrektor a.D.

Geboren 1930 in Mühl-hausen/Thüringen, durfte er

78 Jahre leben, davon 48 Jahre in der Dorfgemeinschaft der

Klinge. Bis 1995 wirkte er 35 Jahre bei uns als Lehrer,

34 Jahre leitete er unsere St. Bernhard-Schule für

Erziehungshilfe. Ihm verdanken wir den inhaltlichen Aufbau und die

Gestaltung dieser Kernaufgabe unsererJugendhilfeeinrichtung.

Er besaß ein ausgeprägtes Berufs-ethos, hohe Fachkompetenz und ein

ausgeglichenes Einfühlungsvermögen.

Durch seine Kooperations-bereitschaft und sein bewun-dernswertes Pflichtbewusstseingelang ihm ein erfolgreiches Miteinander mit allen in derSchule Beteiligten.Uns allen war er ein Vorbild,

fest im Glauben und in seinen Werken.

Wir bleiben ihm dankbar für die vielen Jahre der Sorge um das Wohl unzähliger junger Menschen und ein immer gutes Zusammenleben in der Kinderdorfgemeinschaft.Vielen, die ihn kannten, bleibt er in lebendiger Erinnerung.

»Bernhardiner« begegneten sichnach 50 Jahren

in der Klinge

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Ein nicht alltägliches Ehemaligentreffen

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Postvertriebsstück · E 3988 · DPAG · Entgelt bezahlt

Kinder- und Jugenddorf Klinge, Werbeabt., 74743 Seckachwww.klinge-seckach.de

Herausgeber: Kinder- und Jugenddorf Klinge e.V. 74743 Seckach Tel. 0 62 92 /7 80 Fax 0 62 92 /7 82 00www.klinge-seckach.de [email protected]änderungen und Abbestellungenbitte an: Klinge-Werbeabteilung, z.H. Frau Verena Schmackeit, 74743 Seckach

Ständige Mitarbeiter: Peter Schmackeit (verantwortlich), GabrieleHaas (Chronik), Anne Knecht (Besuche), Thomas Erl (Freizeit), Verena Schmackeit(Spenden), Peter Novak (Sport), Elfriede Scholer (Ressort Klinge)Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung derRedaktion wieder.

Für unverlangt eingesandte Berich-te und Bilder übernimmt die Redak-tion keine Gewähr. Es bestehenauch keine Rechtsansprüche. Der Bildernachweis wird, so weitmöglich, im Einzelfall geführt. Anschrift der Redaktion:

Kinder- und Jugenddorf Klinge e.V. Klingestraße 30, 74743 Seckach.Gestaltung, Satz, Repro, Betreuung: Ulrich Kolb, 71397 Leutenbach. Layout: Ralf Krischok und Ulrich Kolb.Bezugsgebühr: 8 r jährlich, bei viertel-jährlichem Erscheinen und Postzustellung. Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag (8 r) enthalten. Bankverbindung: Sparkasse Neckartal-Odenwald Nr.4203139 (BLZ 67450048).

Anfang Oktober war derentscheidende Tag, andem das neue Spielge-rät, eine richtige Spiele-Kombination, von unse-

rem Mitarbeiter Lars Heldewig zusammengebautund im Garten aufgestellt wurde. Die Freude derGallus-Kinder war natürlich riesig groß, als derhölzerne Turm mehr und mehr Gestalt annahm.Eine großherzige Spende des »Lions Club Ma-donnenland« unterstützte die Anschaffung dieserbesonderen Attraktion für die Bewohner des Hau-ses, zumal in dieser Hausgemeinschaft vorwie-gend kleinere Kinder leben.

Am 22. Oktober gab es mit Dorfleiter Dr. Cas-sar ein gemütliches Kaffeetrinken, bei dem die

Kinder in einer kleinen Feier von dieser neuenMöglichkeit der Freizeitgestaltung und der kör-perlichen Ertüchtigung Besitz ergriffen.

Was man damit alles machen kann: rutschen,klettern, steigen, schaukeln, springen, schlüpfen,schwingen, hängen, und es wird den Kindern

noch viel mehr einfallen,dessen kann man sichersein. Wenn das kleineDach noch eine Mütze ausDachpappe erhält, ist essogar vor dem Nasswer-den geschützt. Die neueErrungenschaft hat demHaus und seinen kleinenund großen Bewohnerngroße Freude gebracht. IhrDank gilt den großzügigenSpendern.

In der Ausgabe Nr. 3der KLINGE-ZEITUNG wa-ren Ehemalige aus derZeit zwischen 1980und 1990 zu einem

Treffen im Kinder- und Jugenddorf eingeladenworden, welches am 25. und 26. Oktober statt-finden sollte.

Natürlich ist es nicht einfach, nach so langerZeit die nötigen Adressen zu finden, und es be-darf schon beinahe kriminalistischer Fähigkeiten,um die Zielgruppe zu erreichen und anzuspre-chen. Dennoch gelang es, einige von ihnen aus-findig zu machen und sie auf dieses Wiedersehenneugierig zu machen.

Die Anreise der Teilnehmer erfolgte amSamstag ab 12 Uhr. Man traf sich im Heinrich-Magnani-Raum, um die Schlüssel für die Quar-tiere in den Häusern St. Bonifatius und Don Bosco entgegenzunehmen.

Der Nachmittag stand der Kontaktaufnahmezur Verfügung. Bei Kaffee und Kuchen kam vielFreude auf beim Austausch der zahlreichen Er-innerungen, und man berichtete von den sounterschiedlichen eigenen Werdegängen in denletzten Jahren. Ein gemeinsames Foto vor dem

Kirchenportal durfte nicht fehlen. Der Abend botdann Gelegenheit, Bilder anzuschauen aus dergemeinsamen Vergangenheit, und es nimmt

nicht Wunder, dass dabei auch herzlich gelachtwurde.

Nach dem Frühstück am Sonntag ging dasTreffen dieser Gruppe von Ehemaligen nach undnach zu Ende. Es war für alle eine große Freude,sich wiederzusehen.

Großzügige Spendeermöglichte die

Beschaffung einesSpieleturms

� Ehemalige aus den Jahren 1980 bis 1990trafen sich im Kinder- und Jugenddorf.

Noch ein Wiedersehen in der Klinge

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Neues Spielgerät für Haus St. Gallus

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Ehemalige aus der Zeit von 1980bis 1990 feierten

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Noch ein Wiedersehen in der Klinge

Neues Spielgerät für Haus St. Gallus

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