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erleben KINDERHAUS 022011 in Münster Masume Parwaie ist Familienhebamme Seite 9 Ingeborg Mühlig und ihre Stiftung Seite 12 Brendo ist ein Naturtalent im Einradfahren Seite 28

Kinderhaus erleben 02

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Die Botschaft, die wir transportieren wollen: Das ist unser Kinderhaus, das sind die Menschen, die hier leben, die hier arbeiten, ihre Freizeit verbringen. Dieser Stadtteil hat Vergangenheit, ein wunderschönes, einzigartiges Umland. Dieser Stadtteil hat vor allem Zukunft. Doch über das Positive muss man reden, schreiben, es zeigen.

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erlebenKinderhaus

022011

i n M ü n s t e r

Masume Parwaie istFamilienhebammeSeite 9

Ingeborg Mühligund ihre StiftungSeite 12

Brendo ist ein naturtalent im einradfahrenseite 28

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Immer da, immer nah.

Wir sind da zu Hause, woSie es sind. Deshalb engagieren wiruns für Sie und fürWestfalen. Zuverlässig wieein Schutzengel.

210x130_4c_Motiv_Zuhause:A 19.10.2010 13:58 Uhr Seite 1

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editorial

wir alle, Verlagsleitung, Redaktion, Vertrieb und unsere Werbepartner waren sehr gespannt und – ich gestehe es – aufgeregt, wie die erste Ausgabe Kinderhaus erleben von den Menschen aufgenom­men wird. Beim ersten Redaktionsfest im Wuddi, beim verkaufsoffenen Sonntag, auf dem Markt, in den Geschäften, im Rathaus und in den vielen Verteilstellen in der Stadt. Die erste Bilanz: Kinderhaus erleben hatte einen Bilderbuchstart, entwickelt Dynamik und wird als Stadtteilmagazin wahrgenommen. Das zeigen uns spontane Lesermeinungen auf der Straße, Diskussionen mit den Profis der Tages­zeitung und ein Gespräch mit Oberbürgermeister Markus Lewe. Und auch die Reaktionen und neuen Themenvorschläge aus den Vereinen, Initiativen und der Unternehmerschaft. Beinahe überwältigend ist der Zuspruch, den wir insbesondere aus der Geschäftswelt in und um Kinderhaus erfahren. Das Ergebnis: 52 gewerbliche Anzeigen finden Sie in der aktuellen Ausgabe. Mit Produkten, Angeboten und Dienstleistungen direkt vor Ihrer Haustür. Und mit jedem Einkauf in einem dieser Geschäfte unterstützen Sie auch die Herausgabe unseres Magazins.

Ein größeres Lob können wir von der Verlagsleitung, kann das gesamte Redaktionsteam gleich nach der ersten Ausgabe gar nicht bekommen. Ein Stadtteilmagazin lebt von der Unterstützung durch die Werbekunden und den Gesprächen mit den Menschen. Wir hoffen, dazu lädt auch die zweite Ausgabe ein, die Sie in den Händen halten.

Hier ist sie und wir wünschen Ihnen allen wieder viel Spaß beim Lesen.

Oliver Mau, Redaktionsleiter

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

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Kiesekampweg 2 · 48157 Münster · Tel. 02 51 - 2 42 22 · Fax 02 51 - 24 70 03 · www.burlage.de · [email protected]

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inhaltsverzeichnis

Ort des Gebets 6

spende für das heimatmuseum 8

eine Frau zum Festhalten 9

das Präsent der Grande dame 12

das Bild wieder geraderücken 14

Leute heute 16

inhalt

Impressum Herausgeber: Otto Lerchenmüller

Verlag und Redaktion:Die bessere Umwelt Verlagsgesellschaft mbHAufEwaldLise­Meitner­Straße 11, 45699 HertenTel.: 0 23 66 / 88 70 9­0, Fax 0 23 66 / 88 70 9­19redaktion@kinderhaus­erleben.de

Redaktionsleitung: Oliver Mau

Verantwortliche Redaktion: Agnete Geißdörfer, Susanne Höltken

Schlussredaktion: Renate Da Rin

Mitarbeiter dieser Ausgabe:Dennis Dellbrügge, Birgit Frey, Bruni Frobusch, Heike Hänscheid, Agnete Geißdörfer, Irene Gratzfeld, Sophia Immohr, Tobias Kindel, Otto Lerchenmüller, Oliver Mau, Helga Reitter, Christoph van Bürk, Dr. Ramona Vauseweh

Fotos:Joachim Busch, Birgit Frey, Haidhausen­Verlag, Oliver Mau, Christoph van Bürk, Walter Schröer, Marco Stepniak, Hennig Stoffers, Dr. Ramona Vauseweh, Victor Wolf

Titelfoto:Marco Stepniak

Grafik Design: Jens Valtwies

Verlagsrepräsentant: Dr. Hans­Georg Geißdörfer

Gesamtherstellung und Anzeigen:Haidhausen­Verlag Grafik.PR.Werbung GmbH Niederlassung HertenAnschrift wie Verlag und Redaktion anzeigen@haidhausen­verlag.deAnzeigenverwaltung: Marianne Wissing, Tel.: 0 23 66 / 8 87 09 16

Kooperationspartner: Werbegemeinschaft Kinderhaus

Druck: Druckerei Burlage, Münster

Auflage: 8.000

Kostenlose Verteilung in MünsterKinderhaus erleben kann auch abonniert werden.

Aboservice: Die bessere Umwelt Verlagsgesellschaft mbHSedanstraße 14, Gartenhaus, 81667 MünchenFax 0 89 / 48 09 05 19Vier Ausgaben inkl. Versandkosten 18 Euro

Ausgabe April 2011

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ich bin immer seltsam berührt 17

ein Kreuz am Wegesrand 19

ein Chor trifft den richtigen Ton 20

stilles Wasser – nur zum Trinken! 22

Vom Kariestunnel bis zur rettungsbox 24

erinnerungen und entdeckerfreuden 25

Fordern und fördern 27

alles im Gleichgewicht! 28

die streetworker der schleife 30

Kunst trifft Kohl 34

Getanzter Glaube verbindet himmel und erde 35

alles im Plan 38

streifzug durch die stadtgeschichte 40

Wettbewerbsleistung mit hand und Fuß 42

Zwischen Wasser, Wiesen, Weiden 43

Bernd Feldhaus 47

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ansichten & aussichten

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Ort des GebetsWie schwester amanda kommen viele schwestern des Katharinenklosters am ermlandweg gerne an die rückseite des ehemaligen Provinzialhauses, um den rosenkranz zu beten oder mit Blick auf den Klostergarten zu meditieren. neben den stationen des Kreuzgangs hängt hier die Pieta, die darstellung der Gottesmutter Maria als Mater dolorosa mit dem Leichnam des vom Kreuz abge-nommenen Jesus Christus.

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hold Ostlinning (m.), Vorsitzender der Werbegemeinschaft, und Kassiererin Pia Schwitte (l.) waren mit dem Ergeb­nis zufrieden: „Die Aktion war einmal mehr ein Erfolg.“ Walter Schröer, Vorsitzender der Bürgervereinigung,

bedankte sich für die Zuwendung im Jubiläumsjahr. Die Vereinigung feiert ihr 25­Jähriges. „Wir sind kein reicher Verein. Wir leben von Mitgliedsbeiträ­gen und Spenden.“ www.heimatmuseum-kinderhaus.de

Eintausend Euro für Walter Schrö­er (r.) und das Heimatmuseum Kinder­haus. So viel spielte die Wallnussaktion der Werbegemeinschaft Kinderhaus ein. Und das trotz Schnee und Glatteis während des Aktionszeitraums. Bert­

leute heute

spende für das heimat-museumWalnussaktion bringt eintausend Euro.

8 Kinderhaus erleben 2|2011

St. Franziskus-Hospital Münster, Hohenzollernring 72, 48145 MünsterTel. 0251 935 – 0]Fax 0251 935 – 40 60][email protected]]www.sfh-muenster.de

Das St. Franziskus-Hospital Münster ist ein modernes Krankenhaus der Schwerpunktversorgung. Es ist ausgewiesen als Perinatalzentrum Level 1 und betreibt ein Gefäß-, ein Bauch- und ein Endoprothetikzentrum. Gemeinsam mit anderen Partnern kooperiert es im Darmzentrum und im Brustzentrum Münster. Das direkt an das Hospital ange- gliederte FranziskusCarré ist ein modernes, medizinisches Dienstleistungszentrum mit insgesamt 17 Facharztpraxen.

Eine Einrichtung der St. Franziskus-Stiftung Münster

St. FranziSkuS-HoSpital MünSterDen Patienten im Blick

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nachbarn & freunde

eine Frau zum FesthaltenMasume Parwaie ist Familienhebamme. Sie hilft jungen Müttern, bis ihre Babys ein Jahr alt sind.

Text von Helga Reitter, Fotos von Joachim Busch.

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Ein leises „hüäh“ klingt aus dem Schlaf­zimmer. Vanessa ist wach geworden. Masume Parwaie lächelt, geht langsam aber bestimmt zu ihr hinüber. Als hätte die Kleine auf die Hebamme gewartet, lässt sie sich friedlich von ihr auf den Arm nehmen, anschließend auf dem Wickelbrett untersuchen. Das Baby ist erst zwei Wochen alt, Masume Parwaie kennt es aber schon viel länger. Als Familienhebamme besucht sie Mütter bereits während der Schwangerschaft und dann regelmäßig bis ein Jahr nach der Geburt.

Die 49­Jährige klopft sanft auf den Bauch des Babys, das mit seinem dich­ten dunklen Haar schon viel älter als zwei Wochen wirkt. „Eine Kümmel­salbe für eine Bauchmassage könnte ihr gegen das Bauchweh helfen“, sagt sie an Mutter Janina Kajtazi gewandt, die neben ihr steht und aufmerksam zu­schaut. Janina ist erst 18 Jahre alt, und Vanessa ist ihr zweites Baby. Sie wohnt mit Mann und Schwiegereltern in einer Wohnung im dritten Stock an der

Josef­Beckmann­Straße. Janina, hübsch geschminkt, serviert starken Kaffee mit Gebäck am weißen Tisch mit orienta­lischen Verzierungen. Ihre Familie ist vor zehn Jahren aus dem Kosovo nach Deutschland gekommen, die Einge­wöhnung war nicht immer einfach.

Gut, dass es Masume Parwaie gibt. Sie hat sich um Janinas Mutter geküm­mert, als sie vor vier Jahren noch ein Baby bekam. Und als Janina dann mit 17 Jahren Gabriella auf die Welt brachte, war die Familienhebamme von Anfang an zur Stelle. Sie weiß, wie schwierig für viele Zuwanderer die Eingewöhnung in einem fremden Land ist, sie selbst kommt aus dem Iran und betreut gern Ausländerinnen. „Wir reden dann über alles, von Heimweh bis zur Politik.“ Und natürlich über die Babys. „Die Frau­en wissen nichts über Vorsorge und Kinder ärzte, Kindergeld oder Jugend­amt. Das zeige ich ihnen.“

Die Hebamme nickt energisch mit dem Kopf. Selbstbewusst schildert sie, wie wichtig ihr Beruf ist. Dass sie

bei den Frauen so gut ankommt, liegt auch an ihrer Vielsprachigkeit. Neben deutsch und persisch spricht sie rus­sisch und türkisch. Viele Frauen fühlen sich verloren in diesem fremden Land und sind so froh, endlich mal in ihrer Muttersprache reden zu können. Man­che sind mit ihrer neuen Rolle überfor­dert, wissen nicht, was für ihre Kleinen gut ist. „Sie geben ihren Kindern Cola, weil es lecker schmeckt. Dass sie da­von schlechte Zähne kriegen, wissen sie nicht.“ Hier klärt Parwaie auf. Sie spricht mit den Frauen über die richtige Ernährung, hilft bei Bauchweh, Eltern­geld und Erziehungsfragen. „Wenn ein fünf Monate altes Baby in der Wippe direkt vor dem Fernseher steht, ist das nicht gut. Das sage ich der Mutter.“ Und natürlich hat sie auch viele Informati­

hebamme Masume Parwaie (l.) versorgt Vanessa. im Partner-look: Oma asija Jahic (r.) mit Baby Vanessa.

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Page 11: Kinderhaus erleben 02

Masume Parwaiehebamme / heilpädagoginTel.: 02 51 / 77 68 28Mobil: 01 73 / 26 5 20 14

Dr. Dagmar Schwarte Beratungsstelle für entwicklungsfragen im Kindes- und Jugendalter stolbergstraße 2a Tel.: 02 51 / 4 92 54 34

Kita KillingstraßeVon-humboldt-straße 1 48159 MünsterTel.: 02 51 / 21 47 00sprechstunde Familienhebamme donnerstags, 8.15 uhr

Infotipps

onen zum Thema Verhütung. „In ihrer Heimat ist es völlig normal, dass sie ein Kind nach dem anderen bekommen. Hier aber haben die Frauen die Wahl.“

Die Hebamme sitzt am Tisch im Wohnzimmer mit den königlich verzier­ten Tapeten an den Wänden und nippt an ihrem Kaffee. „Nicht wahr? Zwei Kinder reichen jetzt erst einmal“, sagt sie und zieht ihre Augenbrauen streng nach oben. „Sie sind jung, dann können Sie ja demnächst über einen Beruf nach­denken.“ Vanessas Mutter nickt brav. Die Hebamme als Aufklärerin, Sozialarbeit direkt an der Quelle zum Leben.

Seit 2004 arbeitet Masume Parwaie als Familienhebamme und ist fast je­den Tag in Kinderhaus unterwegs. Etwa 90 Frauen betreut sie im Jahr. Bezahlt wird ihre Arbeit von der Stadt Münster und der Franz­Bröcker­Stiftung, die ihre Unterstützung des Projekts bis Ende 2012 zugesagt hat. Neben ihr sind noch drei andere Frauen in diesem Beruf für das Gesundheitsamt Münster tätig. Ziel ist es, schon während der Schwangerschaft und im ersten Lebensjahr des Babys die Weichen für die spätere Gesundheit zu stellen. Aufklärung und Hilfe zur Selbst­hilfe stehen auf dem Programm. Mitt­lerweile hat auch die Politik erkannt, wie wichtig diese Art der frühen Hilfe ist. Bundesfamilienministerin Kristina Schröder hat ein Investitionspaket von 30 Millionen Euro für den Ausbau der Familienhebammen in Aussicht gestellt.

„Man erlebt in diesem Job unglaub­liche Dinge“, sagt Dagmar Schwarte vom Gesundheitsamt, die das Projekt „Familienhebamme“ aufgebaut hat. Sie erzählt von einer 17­Jährigen, die mit ihrem 13 Monate alten Baby jede Woche den Kinderarzt aufsuchte, weil es unter Verdauungsbeschwerden litt.

„Es stellte sich heraus, dass sie ihrem Baby nur Tomatensuppe aus der Tüte fütterte.“ Mutter und Hebamme gingen gemeinsam einkaufen, nach kurzer Zeit war das Problem beseitigt.

„Hebammen genießen Vertrauen durch alle Kulturen hinweg“, so Schwar­te. Kaum jemand kommt den Familien so nah, fast niemand weiß so genau, wie sie ticken. Oft vertrauen Frauen sich ihnen an, erzählen von Hilflosigkeit und Gewalt in der Familie. „Dass es so etwas wie ein Frauenhaus gibt, wissen längst nicht alle“, so Masume Parwaie. „Und wer das nicht kennt, kann auch nicht hingehen.“ Mit diesen Hinwei­sen machen sie und Dagmar Schwarte die Frauen im Stadtteil fit für ihre Rol­le als Mutter. Damit ihre Kinder eine Zukunft haben.

Vanessa ist frisch gewickelt. In ihrem Leopardenstrampler wirkt sie schon richtig groß. Furchtlos schaut sie der Hebamme in die dunklen Augen und schnauft wohlig. Vanessa ist nicht allein. Noch ein ganzes Jahr lang wird die Hebamme für sie da sein. Ein gutes Gefühl.

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das Präsent der Grande dameBesondere Geburtstage erfordern besondere Geschenke. Als Ingeborg Mühlig vor zehn

Jahren ihren 75. Jahrestag feierte, tanzte die vornehme Dame gehörig aus der Reihe:

Sie machte dem ganzen Stadtteil ein Präsent. Mit einer Erbschaft ihres verstorbenen

Mannes gründete sie eine Stiftung, die soziale Projekte in Kinderhaus unterstützt.

Das Geschenk war eine Million Euro schwer. Text und Foto von Christoph van Bürk.

Ihr 85. Wiegenfest hätte Ingeborg Mühlig in wohliger Wärme genießen können, auf einer schmucken Finca auf Mallorca vielleicht. Es würde je­denfalls zu einem bewegten Leben passen, in dem sie 16 Mal umgezogen ist, seit sie ihre Geburtsstadt Iserlohn verlassen hat. Und in dem sie als Freie Mitarbeiterin für eine Zeitung schrieb – „Modell Treppenterrier“, wie sie schmunzelnd verrät –, eine Ausbildung zur Keramikerin machte und schließ­lich auf Grundschullehrerin umsattelte. Aber Ingeborg Mühlig feiert den Ge­burtstag im februarkalten Kinderhaus,

blickend erinnert sich die Ehrenvor­sitzende des Fördervereins an ständige Kämpfe – um Geld, um Personal, um mehr Möglichkeiten. „Wir wollten natürlich auch mal etwas anderes machen. Einen Ausflug oder einen Jugendaustausch zum Beispiel. Das konnten wir nie bieten.“

Bis ein langjähriger Prozess um eine Erbschaft zu Ende ging. Ihr ver­storbener Mann hatte ein Haus im Ostteil Berlins geerbt, aber erst nach der Wiedervereinigung und etlichen Verhandlungstagen vor Gericht gehör­te das Haus Ingeborg Mühlig. Und wur­

aus einem Beamtenhaushalt stamme, in dem regelmäßig Geld aufs Konto kam“, sagt Ingeborg Mühlig. Ihr Vater war Bankdirektor.

Mittlerweile hat die Werner­und­Ingeborg­Mühlig­Stiftung mehr als 250.000 Euro für das soziale Zusam­menleben in Kinderhaus bereitgestellt. Vieles, zum Beispiel die Bürokratie, hatte sich Ingeborg Mühlig einfacher vorgestellt. Es gab auch Rückschläge. Doch die „Grande Dame“, wie alle die Trägerin des Bundesverdienstkreu­zes liebevoll nennen, ist eine Frau mit Prinzipien und hat sich nie entmutigen

nachbarn & freunde

im Kulturzentrum Atrium. Dort, wo sie 1988 zufällig las, dass die Begegnungs­stätte am Sprickmannplatz (BGZ) Freiwillige für die Hausaufgabenhilfe suchte. Dort, wo sie sich engagierte vor allem für Kinder aus der „Schleife“, als sie nach zehn Jahren Unterricht an einer Sonderschule in Neuwarendorf in den Vorruhestand ging. Und wo sie die Erfahrung machte, dass es „immer finanziell geklemmt hat“. Rück­

de ihr gleich zum Problem: „Das Erbe erschlug mich“, erzählt sie. Nach dem Verkauf war sie plötzlich um eine Milli­on Euro reicher. Als ihr in Münsters In­nenstadt ein Flyer in die Hände fiel, der für die Einrichtung privater Stiftungen warb, „war mir sofort klar: Das mache ich!“ Mit der gesamten Summe? „Selbst­verständlich. Ich habe einfach nicht so ein inniges Verhältnis zum Geld. Meine Tochter sagt, das liege daran, dass ich

lassen. Entschlossen und resolut ist sie bis heute mit sich selbst. Jeden Tag einen Pflichtgang, den hat sie sich auf­erlegt für die Beine, die nicht immer so recht wollen. Schlechtes Wetter als Gegenargument lässt sie sich nicht durchgehen. Eine Augen­OP gegen den Grauen Star hat sie sich im betagten Alter zugemutet, damit ihr das geliebte Lesen nicht so schwer fällt und sie wei­terhin ihrem Literaturkreis angehören

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Internationaler Kulturverein Atriumsprickmannplatz 148159 MünsterTel.: 02 51 / 21 69 58www.bgz-kinderhaus.de

Infotipps

kann. Wenn die Mutter sie früher be­strafen wollte, hat sie Ingeborg Mühlig das Lesen verboten. „Da habe ich die Bücher im Spülkasten des Klos ver­steckt und dort geschmökert“, verrät sie. So jemand ist beharrlich. Selbst wenn sie sich aus der aktiven Arbeit zurück­gezogen hat, „kann sich das BGZ immer auf mich und die Stiftung verlassen“.

Aber hätte die Finca im sonnigen Süden nicht ihren Reiz gehabt? Sie habe

mit ihrem Mann genug von der Welt gesehen, „und der Mittelpunkt meines Interesses liegt in Kinderhaus. Ich fühle mich hier verbunden.“ Zumal für sie die Rechnung immer aufgegangen ist. Was sie hineingegeben habe, bekomme sie jetzt zurück: Hilfe im Garten oder bei den Einkäufen. Das reicht ihr. Ohnehin findet Ingeborg Mühlig, „dass man ein­fach etwas abgeben muss, wenn man kann. Zeit oder Geld, am besten beides.“

Auf persönliche Geschenke zu ihrem 85. verzichtet sie – stattdessen bittet sie um Spenden. Das BGZ braucht drin­gend neue Stühle.

Bescheiden, zupackend, engagiert: stiftungsgründerin ingeborg Mühlig.

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macher & malocher

das Bild wieder geraderückenSeit November 2009 gibt es die Imagewerkstatt Schleife. Heike Siemann

ist deren Sprecherin. Im Gespräch mit Michael Sackermann beschreibt

sie die Grundlagen und Ziele der Initiative. Fotos von Joachim Busch.

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Kinderhaus erleben: Wie kam es zu

der Gründung?

Heike Siemann: Im vergangenen Jahr wurde in den Tageszeitungen immer wieder Kritik am baulichen Zustand und an mangelhafter Unterhaltung mancher Häuser in der Schleife geäußert. Die erhebliche Nachläs­sigkeit eines Vermieters wurde so in der öffentlichen Wahrnehmung zu einem generellen Makel für das Vier­tel. Bei einem gemeinsamen Grillfest von Vertrauensmietern, Wohnungs­unternehmen und dem Amt für Wohnungswesen der Stadt Münster im Herbst 2009 kam dann von Seiten der Mieter der Wunsch, dass etwas geschehen müsse, um das Bild wieder geradezurücken. Kinderhaus erleben: Wer ist an der

Imagewerkstatt beteiligt?

Heike Siemann: In erster Linie die Bewohner aus dem Viertel, die sich als Vertrauensmieter engagieren. Darüber hinaus wirken bei uns der Kulturverein Atrium, das städtische Wohnungsamt und die Wohnungs­unternehmen Wohn­ und Stadtbau,

Sahle Wohnen, Hermes Hausverwal­tung und WohnSieGer mit.Kinderhaus erleben: Was prägt denn

das Image des Viertels in besonderem

Maße?

Heike Siemann: Ohne Zweifel die hoch verdichtete Bebauung und das Erscheinungsbild der Häuser. Müns­teraner verbinden mit der Schleife meist die vor 36 Jahren absolut im Trend liegenden, heute aber wenig ansehnlich und düster wirkenden Fassaden. Im Stadtteil selbst gibt es unsichtbare Trennlinien. So etwa zwischen den Vierteln um den Iden­brockplatz und den Sprickmannplatz. Dass es in der Schleife unsicherer ist als in anderen Vierteln oder Stadt­teilen von Münster, ist ein Vorurteil, das in keiner Statistik belegt wird. Kinderhaus erleben: Das Image ist

äußerlich. Mit welchen inneren

Werten kann die Schleife punkten?

Heike Siemann: Im März traf sich die Imagewerkstatt zum dritten Mal. Un­ter dem Motto „Meckern verboten“ haben alle Beteiligten eine Bilanz der Stärken erarbeitet. Viel Grün und

eine gute Infrastruktur in nächster Nähe wurden dabei mehrfach ge­nannt, besonders häufig aber die gute Nachbarschaft.Kinderhaus erleben: Wie lautet das Fa-

zit nach einem Jahr Zusammenarbeit?

Heike Siemann: Das Treffen im März war sicherlich ein großer Gewinn. Wichtig ist, dass unsere Arbeitsgruppe regelmäßig zusammenkommt und wir deshalb die Themen, die uns bewegen, kontinuierlich weiterver­folgen können. In einigen Fällen konnten wir dazu beitragen, dass positive Entwicklungen und Ergeb­nisse im Stadtteil entsprechend wahr­genommen und gewürdigt wurden. Darüber hinaus haben wir sie unseren Möglichkeiten nach unterstützt und öffentlich gemacht.

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Page 16: Kinderhaus erleben 02

Antonius „Toni“ Niemeyer hat Grund zur Freude: Sein Café­Restaurant, der Landgasthof Wilhelmer, erhielt mit ei­ner Benotung von 1,87 den Titel „Land­gasthof des Jahres 2010“. Niemeyers Erfolgsrezept: traditionelle Küche mit münsterländischen Spezialitäten; Fleisch aus einer Landmetzgerei der

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16 Kinderhaus erleben 2|2011

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Page 17: Kinderhaus erleben 02

nachbarn & freunde

ich bin immer seltsam berührtLesepaten erschließen in der Grundschule Kinderhaus­West Schülern die Welt der Bü­

cher – ein Gewinn für alle Beteiligten. Text von Bruni Frobusch, Fotos von Joachim Busch.

„Fevzy!“ Annette Holtkamp erhebt mahnend die Stimme und erntet einen schrägen Seitenblick. Schwupps steckt der Zehnjährige die Nase wieder ins Buch. Für drei Minuten. Die Lese patin weiß, wie sie den Zappelphilipp bei der Stange hält. Mit liebevoller Stren­ge, Aufmerksamkeit und Geduld. Das hilft, denn der Viertklässler behauptet

sich gerne mit Krach und Kraft. Bei der 78­Jährigen aber kommt der Junge aus Albanien damit nicht weit. Wenn die Konzentration schwindet, schlägt die erfahrene Oma andere Saiten an. Sie bas­teln, haben Spaß, reden. Fevzy erzählt von Zuhause, vom neuen Schwester­chen, vom Umzug der Familie, bei dem er mitgeholfen hat.

„Du, Frau Holtkamp“, guckt das kleine Schlitzohr schelmisch, „Ich muss bald auf eine andere Schule. Wenn ich sitzenblei­be, könnte ich weiter mit dir lesen …“ – „Tu mir das bloß nicht an“, kontert die resolute Rentnerin mit einem Augen­zwinkern. „Nee, Fevzy, lieber nicht.“ In der letzten Viertelstunde, seufzt sie, „ist er oft nicht zu bändigen“. Dagegen gibt’s Rezep­te. Kochrezepte. Die liebt Fevzy. Jetzt weiß der Viertklässler, was eine Prise Salz ist, was ein gestrichener Teelöffel. Nur Schweine­fleisch gibt’s nicht. Fevzy ist Muslim.

Mitschülerin Madlena ist stiller. Und wissbegierig. „Wenn ich etwas nicht verstehe, erklärt mir Frau Micheel alles.“ Worte wie ‚Bouillon‘ etwa. „Ich freue mich immer auf die Stunde.“ Zur­zeit ist die Zehnjährige in „Das doppelte Lottchen“ vertieft. „Meistens lesen wir, manchmal reden wir“, lächelt sie. Dann erzählt das albanerische Mädchen von sich. „Zuhause lese ich jeden Tag“, sagt sie. Und ihre dunklen Augen leuchten.

Szenen einer Lesestunde in der Grund­schule Kinderhaus­West. 45 Minuten, die mit Nachhilfe nichts zu tun haben. Das ehrenamtliche Förderprojekt „Leselern­

Geduldig: Lesepatin annette holtkamp mit dem zehnjährigen Fevzy.

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Page 18: Kinderhaus erleben 02

helfer in Kinderhaus“ will zwar Lese­ und Sprachkompetenz vor allem bei Kindern aus Migrantenfamilien fördern, denn: „Sie ist Grundlage für ein gelingendes Leben“, weiß Professor Dr. Erich Hollenstein. Er hat vor fast drei Jahren unter dem Dach des „Begegnungszentrums Sprickmannstraße e. V.“ die Initiative ergriffen. Die Begegnung der Generationen indes bringe allen Ge­winn. Den Kindern, auch den deutschen, den Paten und der Schule, in der 60 Prozent der Schüler aus 24 Nationen kommen. 35 Lesepaten, die meisten über 65 Jah­re alt, und einige Studenten wollen die ihnen am Herzen liegende Grundschule unterstützen. Eine Schulstunde pro Woche kommen so Zweit­ bis Viertklässler in den Genuss des „Exklusivunterrichts“.

„Wir werden von den Kindern belohnt. Ich bin immer seltsam berührt“, sagte jüngst eine Patin. Die Aufgabe ist biswei­len schwierig. Kinder ohne Motivation, verunsicherte Kinder öffnen sich nicht auf Knopfdruck, auch wenn man es noch so gut meint. Hartnäckigkeit aber führt zum Erfolg. Wie bei jenem schwierigen Schüler, dessen verzweifelte Patin nach über einem halben Jahr jubelte: „Ich habe ihn geknackt. Er liest.“ Die Nachricht ging um wie ein Lauffeuer. Ein bewegender Moment. An­

fängliche Zurückhaltung ist verflogen, heu­te wünschen sich viele Kinder einen Paten.

Für Konrektorin Ute Zimmermann ist das Projekt ein Glücksfall. Vertrauensvolle Beziehungen haben sich entwickelt. Ein Zoobesuch oder kleine Feste tragen dazu bei. Die Paten werden nicht allein gelassen. Regelmäßiger Erfahrungsaustausch und Fortbildungen begleiten sie. „Den Draht zum Kind und die Liebe zum Buch, mehr braucht man nicht. Der Rest ergibt sich von allein“, sagt Zimmermann. Das Projekt wurde mit dem Bürgerpreis 2010 in Silber ausgezeichnet. Anerkennung und Ansporn zugleich. Vielleicht auch für neue Paten?

Städt. Gemeinschaftsgrundschule Kinderhaus-Westute ZimmermannJosef-Beckmann-straße 3348149 MünsterTel.: 02 51 / 21 17 81www.kiwest.info

Begegnungszentrum Sprickmannstr. e. V.2. Vorsitzender Prof. dr. erich hollensteinsprickmannplatz 7 48159 Münster Tel.: 02 51 / 21 57 38www.bgz-kinderhaus.de

Infotipps

Professor dr. erich hollenstein (l.), hier mit Madlena, hat vor drei Jahren die initiative ergriffen und das Projekt „Lese-paten“ gegründet.

18 Kinderhaus erleben 2|2011

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Page 19: Kinderhaus erleben 02

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Auf der Gasselstiege in Kinderhaus lädt eine kleine

Andachtsstätte ein zum Innehalten. Karl Heinz Knubel

erzählt ihre Geschichte. Text von Agnete Geißdörfer,

Foto von Oliver Mau.

Wer auf der Gasselstiege stadteinwärts in Richtung Wilkinghege wandert, er­blickt gegenüber dem Löwentor des Hofes Schulze Gassel ein schlichtes Steinkreuz auf verklinkertem Sockel; und neben ihm eine in gleichem Stil gestaltete Bank, die Wanderer und Radler zur Rast einlädt. „Immer wieder wird das Kreuz von Men­schen, die hier Dank sagen oder Trost

suchen, mit Blumen geschmückt“, freut sich Karl Heinz Knubel. Er hat einen ganz persönlichen Grund zur Freude, denn er war es, der Kreuz und Bank Mitte der 80er Jahre nach einem Entwurf des Architek­ten Christoph von Hausen errichten ließ.

Nur wenige Schritte entfernt ist die Familie Knubel seit 1965 zuhause. Damals hatten Karl Heinz Knubel und seine Frau

Karl Heinz Knubelalte schanze 29a, 48159 MünsterTel.: 02 51 / 21 14 46

Infotipps

Ursula ein altes, baufälliges Kötterhaus erworben, das zu einem Fachwerkhaus mit Blick in die weitläufige Landschaft umgestaltet wurde. Als problematisch erwies sich allerdings die Zufahrt. Denn es führte nur ein unwegsamer Feldweg von der Gasselstiege dorthin. Karl Heinz Knubel bot den Anrainern – unter ande­rem einer Ziegelei, die damals noch in der Nähe produzierte – eine faire Lösung an: „Wir bauen die Straße aus und teilen die Kosten durch drei!“

So entstand das Sträßchen Brüning­hagen, die kurze Verbindung von der dichten Bebauung der „Nord­West­Schleife“ zur Gasselstiege, einem der beliebtesten Wan­derwege Münsters. Sie führt direkt in das hügelige Waldgebiet rund um den „Vor­bergs Hügel“, wo im Frühling die ersten Buschwindröschen locken, später Mai­glöckchen, Bärlauch und Beeren und im Oktober die Farbenpracht des Herbstlaubs.

Im Jahr 2006 tauschte das Ehepaar Knubel sein Domizil mit Sohn Johann Friedrich, dessen inzwischen sechsköpfige Familie mehr Platz benötigte, und zog in ein unmittelbar benachbartes Haus an der Alten Schanze. Aber auch hier genießen die Knubels das Leben am Rande der Na­tur. Dies umso mehr, als Karl Heinz Knubel nach der Übergabe seines Unternehmens an den Sohn „nur“ noch durch die Mit­wirkung im Firmenbeirat sowie durch verschiedene ehrenamtliche Aufgaben beansprucht wird. So bleibt ihm endlich mehr Zeit für die Familie. Und für Spazier­gänge, die ihn immer wieder am Kreuz, an der Bank und am Löwentor vorbeiführen.

2|2011 Kinderhaus erleben 19

Page 20: Kinderhaus erleben 02

kult & kultur

Lebensfreude und Trost – ein Chor trifft den richtigen TonVater und Sohn Rath singen das Hohe Lied der

Gemeinschaft im MGV Cäcilia 1890 Kinderhaus.

Text von Bruni Frobusch, Fotos von Joachim Busch.

ben. „Das Vereinsleben hat an Bedeu­tung verloren“, bedauert der 42­Jährige. „Viele haben den Rückzug ins Private angetreten. Dabei bedeutet der Chor einen Gewinn, ob ich 18 bin oder 80.“

Musik verbindet die Generationen. So singen Andreas Reher (20), Robert Dlugos und Anton Bölte (beide 84) Seite an Seite. „Clübchenbildung gibt‘s nicht. Jeder steht jedem bei“, schätzen Vater und Sohn Rath den guten Umgangston. Gesungen wird nicht nur beim Jah­reskonzert, gesungen wird immer. Bei Ausflügen oder Feiern sind Melodien das Salz in der Suppe, sind Lebensfreu­de pur. Bei traurigen Anlässen spenden sie Trost. „Anteilnahme in guten und schlechten Zeiten, das macht uns aus“, stimmen die MGV­Solisten Rath das Hohe Lied der Gemeinschaft an.

Ein guter Grund für den Junior, mit 19 dem Chor beizutreten. „Wir pas­sen das Repertoire behutsam an“, stellt

„Das schönste Instrument? Die menschliche Stimme!“ sagt Hans Rath im Brustton der Überzeugung. Gesang ist seine Leidenschaft. Sie wurde ihm vom Vater in die Wiege gelegt, sie hat er Sohn Guido vererbt. Einträchtig singen beide im Chor der 67 Aktiven des MGV

Cäcilia 1890 Kinderhaus unter Leitung von Frank Graczol.

Der Männergesangverein – für Rath senior spiegelt er ein positives Lebens­gefühl. Seit 1965 schon. Heute ist der 70­Jährige Ehrenpräsident. Den Vorsitz hat er an den jüngeren Rath abgege­

20 Kinderhaus erleben 2|2011

Page 21: Kinderhaus erleben 02

MGV Cäcilia 1890 Kinderhaus e. V.1. Vorsitzender: Guido Rath Janningsweg 46a, 48159 MünsterTel.: 02 51 / 21 78 23www.mgv-caecilia-kinderhaus.de

Infotipps

schon treffen“, schmunzelt Rath. Der MGV: für ihn ein „Glücksfall und Kultur­träger aus Kinderhaus für Kinderhaus“.

immer wieder montags: die Chorprobe des MGV Cäcilia im Pfarrzentrum st. Josef.

stimmgewaltig: Guido rath, ewald

niermann und hans rath (v. l.).

er heute Weichen. So werden neben Volks liedern, alten Meistern, Opern und sakraler Musik Musicalmelodien, Gospels oder Schlager einstudiert.

„Die Probe am Montag ist mir heilig“, erzählt Hans Rath, der als Präsident der Handwerkskammer einen vollen Ter­minkalender hat. Interesse bekommen? Einfach um 20 Uhr ins Pfarrzentrum St. Josef gehen, dann klappt’s auch mit der Aufnahme. Na ja: „Den Ton muss man

2|2011 Kinderhaus erleben 21

Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt.

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Page 22: Kinderhaus erleben 02

sport & freizeit

stilles Wasser – nur zum Trinken!Aus dem Dunkel des Abends strömen die Damen durch die Tür in die Papst­

Johannes­Schule. Ihre Ausweise mögen es nicht mehr belegen, aber sie sind allesamt

eines geblieben: jung. Weil sie jeden Dienstag bei der Aquafitness des SC Westfalia

Kinderhaus die Welle machen. Text und Foto von Christoph van Bürk.

Das sanfte Gluckern der kleinen Wellen, die über den Beckenrand abfließen, ist nicht lange zu hören. Schnell die Schläpp­chen abgestellt, die Stufen in die 29 Grad warme Wonne, ein paar Bahnen einge­schwommen, noch ein bisschen herum­gehüpft, und „dann geht’s los“, ruft Renate Baumeister vom Beckenrand herunter. Ihre erste Amtshandlung lässt auf einen flotten Abend schließen: Sie hat die CD mit der Aufschrift „Aquajogging – schnell“ ein­gelegt. Aber erst einmal „looocker durch­ziehen, die Fußspitzen einsetzen und mit den Armen arbeiten“. Die Übungsleiterin hält die Frauen im Alter von Mitte 50 bis 80 Jahren mit vollem Körpereinsatz auf Trab. „Und jetzt rückwärts laufen und nach vorne kicken“, gibt Baumeister die Marsch­route vor, die sie unten im Wasser konzen­triert nachmachen.

Zum 90­jährigen Bestehen hat der Verein in einer Imagekampagne kleine Jugendkicker als „Rabaukentruppe“ insze­niert. Die Damen von der Aquarobic sind so etwas wie der Gegenentwurf auf der an­deren Seite der Alterspyramide. Ernsthaft bei der Sache, aber immer für ein Späßchen zu haben und einen flotten Spruch auf den Lippen. Treue Seelen sind sie. Wie Marlene Hesselkamp, die seit elf Jahren dabei ist.

Personifizierte Vereinsgeschichte wie Mechthild Schulze Relau, 41 Jahre West­falia­Mitglied, 27 Jahre Handballspiele­rin und ebenfalls Wassergymnastin aus Überzeugung, seitdem die Aquafitness­kurse im Jahr 2000 aus der Taufe und ins Becken gehoben wurden. Der harte Hallen­boden hatte ihren Knochen zugesetzt, aber im Wasser bereitet selbst das lädierte Knie keine Probleme. „Und es ist genauso effektiv. Morgen merken wir, was wir heute Abend gemacht haben“, erzählt sie. „Immer brav dabei“, schmunzelt derweil die 73­jäh­rige Frau Hesselkamp und erklärt, warum das ganz selbstverständlich ist: „Weil die Bewegung im Wasser besser ist als auf dem Trockenen und wir ohne wohl starr wie ein hartes Brötchen wären.“

Das Ganzkörpertraining im Wasser boomt. Selbst Schwergewichte sind im nassen Element federleicht. Aquafitness schont die Gelenke, trainiert Kraft und Ausdauer und ist für jedes Alter geeig­net. Die Massagewirkung des Wassers entspannt den Körper. Lediglich Schwan­gere und Menschen mit Herzproblemen sollten ihren Arzt konsultieren, bevor sie mitmachen.

Nach dem Hüpfen auf der Stelle gibt’s für die Kinderhauser Wassernixen jetzt

Poolnudeln. „Mit dem linken Arm links rum ziehen, mit dem rechten in die andere Richtung“, erklärt Renate Baumeister und malt am Beckenrand Kreise in die Luft, die die Damen nachzeichnen. Zum Schluss noch ein paar Sprints: Die Poolnudeln zum Auftrieb unter die Arme packen, auf den Rücken legen und kräftig strampeln. An dem Wassergespritze hätten auch die Jungs aus der Fußballjugend ihre helle Freude.

Und sie alle lächeln entspannt, als sie nach dem Training aus der Umkleide kom­men. Man fühle sich hinterher irgendwie leichter, sagt die eine. Und dass ihr etwas fehle, wenn in den Ferien Kurspause ist. Wenn sie sich auf die Koordination kon­zentrieren müsse, fördere sie auch den Geist mit, meint die andere. Und schließ­lich fällt der Satz, der ihre pure Lebensfreu­de trefflich auf den Punkt bringt: „Wer sich nicht bewegt, der lebt irgendwann nicht mehr.“ Wie gesagt: Stilles Wasser ist mit diesen Damen nicht zu haben.

SC Westfalia KinderhausWangeroogeweg 1848159 MünsterTel.: 02 51 / 21 41 98www.westfalia-kinderhaus.de

Infotipps

22 Kinderhaus erleben 2|2011

Page 23: Kinderhaus erleben 02

die aquafitnessgruppe des sC Westfalia

Kinderhaus: Jeden dienstag treffen sich bis zu 20 damen zwischen 50 und 80 Jahren in der

Papst-Johannes-schule zur Wassergymnastik.

2|2011 Kinderhaus erleben 23

Page 24: Kinderhaus erleben 02

Initiative der Zahnärzte Münster-Nordansprechpartnerin für Kinderhaus: ute ingelmannam Burloh 99 48159 MünsterTel.: 02 51 / 21 82 92

Infotipps

gesunde kinder

In Münsters Norden wird viel für gesunde

Kinderzähne getan. Text von Agnete Geißdörfer,

Fotos von Birgit Frey.

Vom Kariestunnel bis zur rettungsbox

Neugierig betrachtet Merthe das Plas­tikkästchen in ihrer Hand. Vorsichtig öffnet es die Sechsjährige. Es ist eine Zahnrettungsbox. Die drei mal sechs Zentimeter große Kiste ist ausgestattet

mit einem kleinen Schraubbehälter und einer speziellen Flüssigkeit, mit deren Hilfe sich ein ausgebrochener Zahn so lange konservieren lässt, bis der Zahnarzt ihn wieder eingepflanzt

hat. Die Initiative der Zahnärzte Müns­ter­Nord verteilt Boxen dieser Art an Grundschulen und Kindergärten in Kinderhaus. Denn dass ein Kind einen bleibenden Zahn beim Spiel oder Sport durch ein Missgeschick verliert, kommt immer wieder vor. Und dann ist der Kummer groß. Wird der mitsamt sei­ner Wurzel ausgeschlagene Zahn sofort feucht gehalten, können die Zellen in der Wurzelhaut überleben. Dann be­steht die Chance, dass der Zahn wieder anwächst – vorausgesetzt, er wird mög­lichst umgehend vom Zahnarzt wieder reimplantiert.

Merthe findet die Rettungsbox mit dem blauen Boden und dem durch­sichtigen Deckel cool – ebenso wie den Kariestunnel, den sie zu den Zahn­gesundheitstagen im Bürgerhaus in Kinderhaus besucht hat. In diesem Schwarzlichttunnel wird Zahnbelag sichtbar. „Erst haben sie uns die Zähne eingepinselt“, erinnert sich die blonde Merthe, „und dann konnte man sehen, wenn man sie nicht richtig geputzt hatte.“ Auch die „Zahnmonster“ hat sie dort kennen gelernt: „Bonbons und so. Lieber soll man Äpfel essen – oder Möh­ren. Aber die mochte ich schon als Baby nicht.“

Bereits zum elften Mal haben die Zahnärzte aus Münster­Nord die Infor­mationstage durchgeführt, die turnus­mäßig zwischen Kinderhaus, Nienberge und Coerde wechseln.

neugierig unter-sucht Merthe die Zahnrettungsbox. Besonders die Flasche mit dem gelben deckel fasziniert die sechsjährige.

24 Kinderhaus erleben 2|2011

Page 25: Kinderhaus erleben 02

kunst & kultur

erinnerungen und entdeckerfreudenAuf dem Edeltrödelmarkt werden nicht nur Sammler fündig. Walter Schröer

kümmert sich darum. Text und Fotos von Ramona Vauseweh.

Im Februar ging es wieder los. Fünf, sechs Fahrten jede Woche. Von Coerde bis Hil­trup, von Nienberge bis Gremmendorf. „Nach unserem Aufruf in der lokalen Pres­se steht das Telefon nicht still“, bestätigt Walter Schröer. Die Bürgervereinigung Kinderhaus e. V. bittet um Gaben für den Edeltrödelmarkt. Die Münsteraner spen­den eifrig. Und der Vorsitzende holt die Sachen persönlich ab.

Schließlich war die Veranstaltung seine Idee. „Die besten Einfälle habe ich nachts“, schmunzelt Walter Schröer. Und ein guter Einfall musste dringend her. Die Miete für die Räume des Heimatmuse­ums war durch Mitgliedsbeiträge allein nicht mehr aufzubringen. Ein sommer­licher Kitsch­ und Krempelmarkt vor Fachwerkkulisse brachte ersten großen Erfolg, „den Edeltrödel haben wir 2009 zum ersten Mal veranstaltet“, sagt sein Initiator. Ein Spagat zwischen Antiqui­tätenverkauf und Flohmarkt sei diese Veranstaltung, erklärt er den Namen.

Denn viele der Spenden haben einen Hauch von Antik. „Von den Sachen fällt so manches Mal etwas für das Museum ab“, freut sich der 66­Jährige. Zum Beispiel die Porzellanpuppen aus der Jahrhundert­wende. Sie sitzen nun in der Museums­küche. Auch die Jugendstil­Puppenstube und eine alte eisenbeschlagene Truhe wurden zu Exponaten. Eine Familie habe Zinngefäße gespendet, so Walter Schröer.

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Page 26: Kinderhaus erleben 02

„Die Becher und Kannen sind eine echte Zierde für unseren Trauraum.“

Manchmal wird der Vorsitzende auch zu Haushaltsauflösungen gebe­ten. In Kinderhaus angekommen, muss die Ware sortiert werden. Mitglied Karl­Heinz Husmann taxiert die interes­santesten Stücke. Der Inhaber des Kunst­ und Antiquitätengeschäftes Am Burloh ist selbst Sammler. „Er hat unter den Gaben schon ein Ölgemälde entdeckt, das wir in eine Auktion gegeben haben“, erzählt Walter Schröer, „das brachte mehr ein als ein Verkauf.“

Zusammen mit den Museumskus­toden, die die Ausstellung ehrenamtlich betreuen, hat der Vorsitzende alles vorbe­reitet. Auf dem geräumigen Dachboden des Museums warten die Waren, „unab­hängig von Wind und Wetter“. Lange Tische unter alten Balken, darauf Tas­sen und Teller mit asiatischen Motiven, Blüten oder Goldrand, Gläser und Dekofigürchen von Eule bis Taube, „und schauen Sie mal das Hündchen hier“, sagt Walter Schröer und hält das Porzellan­tier lachend in die Höhe. In der Ecke eine hübsche Kinderwiege aus Holz, im Gang

eine Kiste mit Rezeptbüchern, gerahmte Aquarelle und Drucke. Ohne Preisschilder geht es nicht. Ware zwischen zwei und 100 Euro, vom Fingerhut bis zum großen Böhmischen Bowletopf aus geschliffenem Glas. Schnell werden die Kunden fündig, zahlen gleich oder versuchen zu feilschen. Besonders Porzellan geht immer, haben die fleißigen Helfer festgestellt.

Der Vater des Kinderhauser Edeltrö­dels hat vor der Eröffnung sogar die eige­nen Bestände durchgeschaut. Das schafft ein bisschen Platz. Andererseits: Walter Schröer ist auf dem Museumsdachboden auch selbst Kunde. „Einen Nussknacker und eine Krippe habe ich gekauft“, verrät er. Holzprodukte aus dem Erzgebirge, da kommt er schwer dran vorbei, „schließ­lich stamme ich von dort!“

Edeltrödelmarkt im HeimatmuseumBürgervereinigung Kinderhaus Vorsitzender: Walter schröerKinderhaus 1548159 Münsterbis 26. Juni immer sonntags ab 15 uhrTel.: 02 51 / 21 16 09

Infotipps

auf dem edel-trödelmarkt findet man skurriles und seltenes wie diese alte schreibmaschine.

26 Kinderhaus erleben 2|2011

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Page 27: Kinderhaus erleben 02

wurzeln & zukunft

Ganztag in der Schule: Last oder doch der große Spaß?

Text von Dennis Dellbrügge, Klasse 6b.

Fordern und fördernViele Kinder stehen dem Ganztag skeptisch gegenüber, aber nicht die Schülerinnen und Schüler der Geschwister­Scholl­Realschule. Kann gar nicht sein, denken Sie? Dann kom­men Sie doch am besten mal vorbei.

Ganztag bedeutet an der Geschwis­ter­Scholl­Realschule, dass alle Schüle­rinnen und Schüler dreimal die Woche bis um 15 Uhr Schule haben und dann noch bis um 16 Uhr an freiwilligen Angeboten teilnehmen können. So gibt es die Möglichkeit, Fußball zu spielen, tolle Sachen aus Holz herzustellen, in einer Trommelgruppe mitzuspielen, in einer Medien­AG Filme zu drehen und noch vieles mehr.

Bis 15 Uhr bedeutet aber nicht, bis 15 Uhr nur Unterricht. Es gibt eine 60­minütige Mittagspause, und die ist ein Heidenspaß. Man kann im Chor sin­gen, mit älteren Schülerinnen und Schü­

lern in der Sporthalle tolle Spiele ma­chen, in der Garten AG Blumen pflanzen, lesen oder im Spieleraum kickern und Air­Billard spielen. Oder ganz einfach nur chillen.

Vor der Mittagspause findet noch eine Lernzeit statt. Hier wird geübt, das hat den großen Vorteil, dass es kei­ne Hausaufgaben mehr gibt. Natürlich knurrt einem nach der 6. Stunde der Magen, aber man kann in die Mensa gehen. Dort gibt es jeden Mittag ein

leckeres Essen. An der Geschwister­Scholl­Realschule werden die Kinder und ihre Talente gefordert. Und sehr gefördert!

Geschwister-Scholl-Realschule schulleiterin: Kathrin von hagenVon-humboldt-straße 1448159 Münster Tel.: 02 51 / 21 10 28

Infotipps

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Page 28: Kinderhaus erleben 02

sport & freizeit

alles im Gleichgewicht!Florian und seine Mitschüler lernen an der Papst­Johannes­Schule das Fahren

mit dem Einrad. Ein wahrer Balanceakt …

Text von Tobias Kindel, Foto von Marco Stepniak.

Der Blick ist konzentriert geradeaus ge­richtet, der rechte Arm leicht ausgestreckt, der Rücken gerade. Die kleinen Beine treten tapfer in die Pedale, etwas unsicher sitzt Flo­rian im Sattel. Deswegen hält er sich beim Fahren an einer Bank fest. Kein Wunder: An seinem Fahrrad gibt es keinen Lenker und keine Bremse, noch nicht einmal zwei Räder! Der achtjährige Schüler der Papst­Johannes­Schule lernt das Einradfahren.

„Ich kann es erst ein bisschen“, gibt der Junge mit den blonden Haaren zu und hangelt sich ehrgeizig weiter die Übungs­strecke in der Turnhalle entlang. Wie alle Mitglieder der Einrad­AG trägt er Knie­ und Handprotektoren, damit bei Stürzen nichts Schlimmes passiert. Die Atmosphäre in der Turnhalle ist sehr angenehm: Warmes Licht fällt durch die Oberlichter, die Wände sind aus hellgrau­

em Holz, der Hallenboden leuchtet in einem kräftigen Rot und aus den Boxen schallt Musik – genau das Richtige, um das schwierige Sportgerät zu erlernen.

Jeden Mittwochmorgen sausen die Schüler der AG auf ihren bunten Ein­rädern durch die Halle. In der Mitte steht Gudrun Hickey und gibt Tipps und Anweisungen. Die Kinder und Jugendlichen fahren Slalom, werfen

28 Kinderhaus erleben 2|2011

Page 29: Kinderhaus erleben 02

sich während der Fahrt Bälle zu oder dü­sen im Kreis umher. Vor drei Jahren rief die Sportlehrerin die Einrad­AG an der Schule ins Leben. „Meine Tochter fährt schon lange sehr erfolgreich Einrad, auch bei den deutschen Meisterschaften. Da kam mir die Idee, das als AG in der Schule anzubieten. Die Kinder können hier viel für ihr Selbstbewusstsein tun. Sie können plötzlich etwas, was andere nicht können. Das ist sehr wichtig“, sagt die 54­Jährige mit den braunen Haaren. Zwölf Schüler nehmen an der AG teil, zehn Mädchen und zwei Jungen.

Die Einradtruppe ist nur eine Ar­beitsgruppe von vielen an der Schule: Die Kinder und Jugendlichen spielen Fußball zusammen, lernen Judo oder Tanzen. Das Schulen der Motorik ist ein wesentli­ches Konzept der Förderschule für Geistige Entwicklung. Die Papst­Johannes­Schule wurde 1972 mit dem Ziel gegründet, geis­tig behinderte Kinder und Jugendliche zu fördern und durch Selbstverwirklichung zu ihrer Integration in die Gesellschaft beizutragen. 182 Schüler besuchen die Förderschule, maximal dreizehn von ihnen bilden eine Klasse, die jeweils von

Papst-Johannes-SchuleBischöfliche Förderschule für Geistige entwicklungdiesterwegstraße 8048159 MünsterTel.: 02 51 / 92 10 50www.papst-johannes-schule.de

Infotipps

zwei Pädagogen unterrichtet wird. Die Einrichtung ist eine staatlich anerkannte Ersatzschule und offen für alle Konfes­sionen. Das wichtigste Schulmotto ist „Hilf mit es selbst zu tun.“ Genau wie in der Einrad­AG …

Auf dem Sommerfest der Schule sind die „Einradler“ schon aufgetreten und erhielten viel Applaus. Der Trick beim Einradfahren: „Die Schüler sollen im­mer so tun, als hätten sie eine Krone auf dem Kopf. So bleibt der Kopf oben und bildet mit dem Körper eine Linie. Ich sage immer: Wenn die Krone fällt, fallt auch ihr!“ freut sich Gudrun Hickey.

Jessica fährt schon seit vielen Jahren Einrad, und das merkt man ihrer sicheren Fahrweise auch an. Sie trainiert gerade das Rückwärtsfahren – eine besonders schwierige Übung. „Am schwersten ist es, nach hinten zu gucken. Ich muss ja aufpassen, dass ich mit keinem zusam­menstoße“, erklärt die 18­Jährige.

Das Aufsteigen auf ein Einrad ist we­sentlich schwerer als bei einem normalen Fahrrad. Die 17­jährige Carmen zeigt am Rand der Turnhalle zwei Arten des Auf­steigens. „Ich kann mich entweder irgend­

wo festhalten und dann aufsteigen. Oder ich steige ohne Halt auf und muss sofort Schwung holen.“ Auch das Fahren ist ganz anders als bei einem „normalen“ Rad mit Lenker und Bremsen. „Beim Einrad wird alles mit dem Körper gemacht. Bremsen und Lenken geschieht durch die Verlage­rung des Gewichts“, erklärt die Sportlehre­rin. Ihr Schüler Brendo ist darin ein wahres Naturtalent. Erst seit einem halben Jahr nimmt der Zehnjährige an der Arbeits­gruppe teil, aber er flitzt schon sicher um Kurven, fährt Slalom oder über eine Wip­pe. „Ich konnte das sofort“, erzählt er stolz und fährt zu den anderen Schülern rüber. Sie fassen sich an den Händen und fahren im Kreis. Es sieht aus, als würde sich ein großer Stern drehen. Diese Schüler bringt eben nichts aus dem Gleichgewicht …

2|2011 Kinderhaus erleben 29

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Page 30: Kinderhaus erleben 02

nachbarn & freunde

die streetworker der schleifeIhr Arbeitsplatz ist die Straße. Jeden Tag sind Gordon, Diana und Hendrik in der

Hochhaussiedlung an der Brüningheide unterwegs und unterstützen dort Kinder

und Jugendliche. Sie helfen mit Gesprächen, Verständnis und Anerkennung.

Text von Tobias Kindel, Fotos von Marco Stepniak.

30 Kinderhaus erleben 2|2011

Page 31: Kinderhaus erleben 02

Aus einem der Hochhäuser am Sprick­mannplatz dringt Geschrei, an einer Mauer lehnen kaputte Fahrräder. Drei Männer stehen an einer Hauswand und trinken Bier. Die Häuser werfen lange Schatten auf den Platz, Tauben bevöl­kern die Balkone und die Fenster der leer stehenden Wohnungen glotzen stumpf aufs Viertel. Ein schwarzer Sportwagen mit glänzenden Felgen fährt vorbei, die lauten Bässe hallen in den Straßen wi­der. Mitten auf dem Platz stehen Diana Schirasi, Gordon Müller und Hendrik Schomakers. Es ist ihr „Arbeitsplatz“. Sie wollen Dinge verändern in einem Viertel, das andere vielleicht längst auf­

an der Schleife. Während sein kleiner Bruder auf der Betoneinfassung einer Mülltonne herumklettert, erzählt der junge Afrikaner Gordon ganz stolz von seinen schulischen Leistungen. „Ich habe einen Notendurchschnitt von 1,4! Und das in der achten Klasse“, sagt der Realschüler. Er sagt es mit Stolz, ohne dabei überheblich oder angeberisch zu wirken. „Alle, die einen besseren Notendurchschnitt als zwei haben, können aufs Gymnasium gehen. Das will ich “, sagt er lächelnd. Er verabschie­det sich höflich, nimmt seinen Bruder an die Hand und zieht weiter durch die Hochhausschluchten der Schleife. „Er

einsatzbesprechung im Wuddi: dieter schmitz koordiniert die streetworker in Kinderhaus.

gegeben haben. Sie sind die Streetwor­ker der „Schleife“.

Ihre Arbeit hier im nordwestli­chen Teil von Kinderhaus ist nicht hoffnungslos. Das zeigen ihnen junge Männer wie Chuma*. Er hat seinen klei­nen Bruder an der Hand und geht quer über den Sprickmannplatz. Er grüßt Diana, Gordon und Hendrik mit Hand­schlag. Seine Familie kommt aus Afri­ka, lebt jetzt in einem der Hochhäuser

kommt oft zum Basketballspielen in unser Kinder­ und Jugendzentrum. Dort ist uns aufgefallen, dass er sich nach jedem erzielten Korb bei Allah bedankt. Die Familie ist sehr religiös, jeden Tag lesen die Kinder im Koran. Die Eltern kümmern sich um ihre Kinder und das wirkt sich positiv auf die schuli­schen Leistungen aus“, erklärt Gordon und blickt den beiden hinterher. Der Diplom­Sozialpädagoge ist seit 13 Jah­*

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2|2011 Kinderhaus erleben 31

WILHELMER Landgasthof und Café

Osterbuffet (24. und 25.04. ab 12 Uhr) Salatbuffet mit Räucherlachs

**Sauerampfercreme

**Geflügel-Spargel-Garnelen-Ragout

Kalbsrouladen mit Bärlauchfrischkäse und Pilzen gefülltSchweinemedaillons mit Sherrysauce

Lammgulasch mit SchmorgemüseLachs-Spinat-Lasagne mit Tomatensauce

Salz- und Rosmarinkartoffeln, Thymian-Polenta und RieslingnudelnFrühlingsgemüse

**Vanille-Sahne-Schaum mit Rhabarber-Ingwer-Sauce

**27,80 EURO

Gasselstiege 631 - MS 21 39 37www.landgasthaus-wilhelmer.de

Page 32: Kinderhaus erleben 02

ren Streetworker und seit drei Jahren in Münsters Norden tätig. Zusammen mit Diana und Hendrik geht er zu den Kindern und Jugendlichen, besucht sie in ihrem Umfeld, kennt manch­mal ihre Eltern und oft ihr Schicksal. Sie versuchen, die jungen Menschen aufzufangen, die es nicht immer zum Kinder­ und Jugendzentrum „Wuddi“ im Bürgerhaus des Stadtteils schaffen.

Das ist sehr niederschwellige Ju­gendarbeit“, sagt Gordon. „Ich habe auch schon am Essener Hauptbahnhof als Streetworker gearbeitet. Da ging es

bei den Junkies um ganz andere Dinge: Wo kann ich heute Nacht pennen, wo kriege ich den nächsten Schuss her. Das war eine andere Liga als hier in Kinder­haus. Hier beschäftigen wir uns eigent­lich mit viel geringeren Problemen“, sagt der 37­Jährige. Manchmal sprechen ihn Jugendliche an: „Mensch, ich habe einen Haftbefehl laufen. Was kann ich machen?“ Der Sozialpädagoge ruft dann beim Staatsanwalt an und verhandelt über Sozialstunden oder spricht mit den örtlichen Polizisten – die Streetworker sind hervorragend vernetzt im Stadtteil

und in Münster. Sozialstunden können auch im „Wuddi“ abgeleistet werden.

Kampfsport oder Selbstvertei­digungskurse macht er nicht. Ist er schon mal bedroht worden? „Das kam schon vor. Ich sagte dann im­mer: In zehn Minuten sitze ich mit der Polizei bei deinen Eltern. Das wirkt eigentlich immer“, sagt Gordon.

Er trägt eine Cargohose, einen Kapuzenpulli und eine Gürteltasche, seine Haare sind kurz geschoren. So sieht niemand aus, der im Büro arbei­tet – und der Sozialpädagoge hat auch

der sprickmannplatz in Kinderhaus: einsatzort der sozialarbeiter.

32 Kinderhaus erleben 2|2011

Seit 27 Jahren immer die schönsten Karten ...... für jeden Anlass.

Öffnungszeiten: 9.00 - 18.30 UhrSamstag durchgehend 8.30 - 16.00 UhrIdenbrockplatz 24

Page 33: Kinderhaus erleben 02

WuddiZentrum für Kinder und Jugendliche im Bürgerhaus Kinderhausidenbrockplatz 848159 MünsterTel.: 02 51/ 4 92 16 16www.muenster.de/stadt/wuddi

Infotipps

sozialarbeiter Frank edeler schlägt die Brü-cke von den streetworkern ins Wuddi-Café.

keins. Fragt man seinen Chef Dieter Schmitz danach, erzählt er lachend: „Er kann hier jederzeit telefonieren oder unsere Schreibtische nutzen, aber ein eigenes Büro hat er im Wuddi nicht. Das würde nicht zu seiner Arbeit passen.“ Der 49­jährige Leiter des Jugendzentrums spricht wie jemand, der die Wirklichkeit nicht ausblendet, nicht totquatscht, sondern der sie als Ansporn für die tägliche Arbeit nimmt. „Ja, es gibt hier Jugendliche, gerade 13 bis 14 Jahre alt, die Überfälle verüben. Ja, wir müssen Jugendliche aus dem Wuddi aussperren, weil sie eine Gefahr darstellen für die anderen Besucher. Aber wir schließen die Tür nie ganz. Wir stellen Regeln auf für Kinder und Jugendliche, die zu Hause keine lernen. Regeln machen das Zusammenleben leichter, das müssen manche junge Menschen hier lernen. Unsere Arbeit ist dabei nicht nur stationär, wir sind viel vor Ort unterwegs.“

Jeden Tag gehen die Streetworker ins Viertel, umrunden die Schleife, kennen fast jedes Kind und jeden Jugendlichen hier beim Namen. Ein

kleines Mädchen stürmt auf Diana zu und umarmt sie, als die Street­worker gerade die Sprickmannstraße entlanggehen. Die 27­Jährige mit den dunklen Haaren und den dunklen Augen studiert Diplom­Pädagogik in Münster. Hat sie als Frau keine Angst beim Streetworking? „Nein. Ich habe mal eine Rangelei unter Jugendlichen geschlichtet. Da sagte mir später jeder: Das war mutig und stark, dass du eingeschritten bist. Ich hab’s mir ehrlich gesagt hier rauer vorgestellt. Und die Situation, dass ich als Frau nicht respektiert werde, habe ich noch nicht gehabt“, sagt Diana.

Die drei Streetworker wissen, dass ihre Arbeit im Viertel etwas bewegt. Oft helfen sie den Jugendli­chen bei ihren Bewerbungen. „Viele wissen nicht, wie das Foto auszu­sehen hat oder haben Probleme mit der Rechtschreibung. Wir lesen über die Bewerbungen, geben Tipps, bes­sern Fehler aus“, erklärt Gordon. Erst letztens hat ein Jugendlicher einen Ausbildungsplatz in einem Schuh­geschäft bekommen. Eben auch, weil die Sozialpädagogen über die Bewer­bung geschaut haben. Gordon erzählt nicht ohne Stolz: „Derjenige kam zu uns und hat sich bedankt. Das ist ein sehr gutes Gefühl!“ Denn ihre Arbeit lässt Hoffnung keimen zwischen den Hochhäusern …

2|2011 Kinderhaus erleben 33

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Page 34: Kinderhaus erleben 02

die Kuratoren dr. annette Georgi und roland seim sowie Projekt-leiterin ute Behrens-Porzky vom Bürgerhaus Kinderhaus und dr. Wolfgang Weikert, Präsident des Golfclubs Wilkinghege (v. r.), freuen sich auf die Verleihung der skulpturenpreise.

Was in Kinderhauser Kleingärten be­gann, wurde zu einem weit über den Stadtteil hinaus beachteten Projekt und schickt sich nun an, das Münsterland und die Niederlande zu erobern. In Zu­sammenarbeit mit den Kreisen Steinfurt,

Coesfeld und Borken sowie dem Kultur­büro Münsterland werden die Kunstobjek­te in 2011 überall in der Region ausgestellt. Zudem ist „Kunst trifft Kohl“ Bestandteil des Kooperationsprojektes „GrensWerte“, das gemeinsam vom Verein Münster­

land Kunst & Cultuur Overijssel und der EUREGIO gestaltet wird. Das Event wird am 19. Juni eröffnet. Die Preisverleihung findet voraussichtlich am 11. September auf dem Clubgelände statt.www.kunst-trifft-kohl.de

leute heute

Kunst trifft KohlKinderhauser Initiative wird in 2011

international. Foto von Joachim Busch.

34 Kinderhaus erleben 2|2011

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kult & kultur

Getanzter Glaube verbindet himmel und erdeGruppe VIDA auf neuen Wegen in der Kinderhauser St. Josefs­Gemeinde.

Text von Heike Hänscheid.

Ja, eine große Herausforderung sei es gewesen, das geben die acht Frauen ger­ne zu. Dass sie durch den Wunsch des Kinderhauser Pfarrers Egbert Reers nach einem sakralen Tanz als neue Art der Verkündigung dann ganz persönliche, unbezahlbare Erfahrungen gemacht haben, dazu stehen die Mitglieder der Gruppe VIDA. Und wenn sie davon berichten, wird klar, dass es getanzter Glaube war, den sie im vergangenen Advent mit Leib und Seele in den Got­tesdienst eingebracht haben.

„Drei Minuten, das ist das Äußerste, was wir uns zutrauen, so dachten wir am Anfang“, lacht Birgit Siepmann, als die Frauen beim Donnerstagstraining von der Geschichte dieses Experimen­tes erzählen. Dann holten sie sich den brasilianischen Tänzer und Choreogra­fen Vinicius an ihre Seite, den einige der Tänzerinnen bereits aus seinen Samba­Kursen kannten. „Wir haben den Text der Lesung gemeinsam ange­schaut, haben ihn wirken lassen und unseren Assoziationen und Gefühlen

dabei nachgespürt“, beschreibt Vini­cius den Beginn des Prozesses, an des­sen Ende eine etwa 25 Minuten lange Choreografie stand. Auf diese Art lässt der inzwischen in Münster heimisch gewordene Künstler viele seiner Arbei­ten entstehen: Aus dem, was jeder der Tänzer beizutragen hat an Erfahrungen, Wissen und Inspiration, wächst ein gemeinsames Projekt heran, dem er dann aus langer Show­, Theater­ und Coaching­Erfahrung den entscheiden­den Schliff geben kann.

ein Gebet mit der ausdruckskraft des Tanzes: der sakrale Tanz der Gruppe Vida.

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Die Aufgabe, Bibelworte eines Propheten in Bewegung umzusetzen, passte genau ins Konzept des Tänzers und Lehrers: „Ich bin ständig auf der Suche nach dem, was der Tanz über alle Religionen und Kulturen hinweg ausdrücken kann“, so sinniert der in Rio de Janeiro geborene Tanzpädagoge, der Ethnologie mit dem Schwerpunkt „Tanz in der Gesellschaft“ studiert hat. Das Transzendentale – „die Verbindung zwischen Himmel und Erde“ – sollten die Zuseher im Gottesdienst erleben

können. „Und die Reaktionen der Kin­derhauser haben gezeigt, dass wir auf einem guten Weg sind“, finden Annette Liedtke, Bettina Keitmeier, Birgit Siep­mann, Hildegard Ostlinning, Jola Kusz, Karin von Borzyskowski, Klaudia Asma­cher und Silke Droste, die gemeinsam die Gruppe VIDA (Leben) bilden.

Ihre Kostüme haben sie selbst geschneidert; die duftigen Tüllgewän­der im dunklen Lila zu den schwarzen Hosen unterstützen den meditativen Charakter der Bewegungen. Die Lich­

Leidenschaftliche arbeit: Vinicius (r.) hilft annette Liedtke und der Gruppe Vida bei der Choreografie.

36 Kinderhaus erleben 2|2011

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Page 37: Kinderhaus erleben 02

ter in den Händen der Tänzerinnen sprechen ihre eigene Sprache, während die acht Frauen im ganzen Kirchen­raum ruhig, ernst und beinahe in sich versunken Musik, Worte und eigene Erfahrungen umsetzen.

Nachdem zwischenzeitlich die acht ihre „andere Seite“, nämlich die als Gruppe „Lady Dance“, im örtlichen Karneval gerade voll ausgelebt haben, reifen nun neue Pläne: „Denn es war hoffentlich nicht das letzte Mal, dass wir so einen sakralen Tanz erarbeiten

Pfarrgemeinde St. JosefPfarrer egbert reers Kristiansandstraße 70 48159 Münster-Kinderhaus Tel.: 02 51 / 21 40 00www.st-josef-kinderhaus.de

Choreograf und Tänzer ViniciusPötterhoek 41, 48145 MünsterTel.: 02 51 / 9 32 55 81www.vinicius.de

Sakraler Tanz im Gottesdienst15. april, 18 uhr, st. Josef Kinderhaus

Infotipps

durften“, das wünschen sich alle Betei­ligten. Zunächst werden sie am 15. April um 18 Uhr diesen ersten Tanz noch ein­mal in der Kirche zeigen.

Vinicius und die Mitglieder von VIDA würden übrigens gerne auch in anderen Gemeinden die Faszina­tion dieses liturgischen Tanzes und seiner Kraft vorstellen. Und natürlich neue Choreografien erarbeiten. Für würdige Gottesdienste, aber ein gan­zes Stück auch für sich selber, denn „diese intensive Erfahrung will keine von uns missen!“.

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Page 38: Kinderhaus erleben 02

stadt & bürger

alles im PlanDie neue Straßenführung am Idenbrockplatz zeigt Gesicht.

Text von Agnete Geißdörfer, Fotos von Joachim Busch.

Ludger Niehoff, Mitarbeiter für Baustel­lenkommunikation beim Tiefbauamt der Stadt Münster, ist zufrieden: Trotz des harten, schneereichen Winters gehen die Tiefbauarbeiten rund um den westlichen Teil des Bürgerzent­rums Idenbrockplatz zügig voran. „Wir sind voll im Plan. Die Bürger sehen, dass es ständig weitergeht und dass es keinen Stillstand auf der Baustelle gibt. Das ist ganz wichtig!“ sagt er. Denn die Kinderhauser haben sich inzwischen mit der Baustelle arrangiert. Längst werden nicht mehr so viele Fragen an ihn herangetragen wie zu Beginn. „Kürzlich wurde von Anwohnern des Langebusch zwar noch angefragt, ob es nicht möglich wäre, auch nach rechts

in die Westhoffstraße abzubiegen. Aber dem Wunsch konnten wir leider nicht entsprechen“, fügt er mit einem Fin­gerzeig auf die Baustelle hinzu, in der gerade ein großer Radlader rangiert. „Sonst würden die Autofahrer voll in den Baustellenverkehr hineinfahren. Das wäre viel zu gefährlich.“

Inzwischen wird das neue „Ge­sicht“ der nach Westen verlagerten Straßenführung deutlich erkennbar. Und die Fertigstellung der einzelnen Bauabschnitte ist abzusehen. „Der Kreisverkehr an der Kristiansandstra­ße wird etwa Mitte April fertig sein“, erläutert Bauleiter Jürgen Vollenbrö­ker. „Dann wird die Baustellenampel zurück gebaut, damit der Kreisel befah­

ren werden kann.“ Der zweite Kreisver­kehr an der Westhoffstraße / Abzweig Burloh soll bis Juni fertig werden. Denn zum Glück – so Vollenbröker – „sind im Mai keine Feiertage, sodass wir durcharbeiten können. Wenn alles planmäßig weiterläuft, sollen alle mit der Straßenverlegung verbundenen Bauarbeiten bis Anfang September ab­geschlossen sein.“

Tiefbauamt der Stadt MünsterLudger niehoffstadthaus 3 albersloher Weg 33 48155 MünsterTel.: 02 51 / 4 92 66 66

Infotipps

Ludger niehoff und Jürgen Vollenbröker (v. l.) sind die Männer von der Baustelle.

38 Kinderhaus erleben 2|2011

Page 39: Kinderhaus erleben 02

Leute heute

Mit 14 Jahren frisierte sie ihrer Freundin die Haare, in Bischkek, der Hauptstadt Kir­gisistans, wo sie aufwuchs. Schon damals stand ihr Berufsziel fest: Friseurin! Seit fünf Jahren lebt die junge Frau mit ihrer Familie in Münster, wo sie 2008 ihre Lehre im Friseurhandwerk begann. Ausbilderin Gisela Grundmann hatte ihr zunächst

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einen Praktikumsplatz in ihrem Friseur­salon am Idenbrockplatz angeboten. „Da habe ich gesehen, dass sie begabt ist.“ Sie sollte Recht behalten: Im dritten Lehrjahr erzielte Daria bei der Teilnahme am Bun­desweiten Lehrlingsfrisieren den 1. Platz mit einer perfekten Damenfrisur.

2|2011 Kinderhaus erleben 39

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Page 40: Kinderhaus erleben 02

geschichte & geschichten

streifzug durch die stadtgeschichteHenning Stoffers hat historische Bilder von Münster

und Kinderhaus ins Netz gestellt.

Text und Fotos von Ramona Vauseweh.

Mit einer alten Ansicht vom Aasee fing es an. Als Henning Stoffers vor sechs Jahren die erste historische Postkarte kaufte, hat er es nicht geahnt: „Heute ist das Foto eins von mehr als 5.000 Bildern.“ Alle Motive aufgenommen in Münster und um Münster herum. Der alte Bahnhof im Jahr 1907. Die Kreuz­kirche noch ganz ohne Turm. Die alte Windmühle an der Aa. Der Drubbel, als dort noch die Straßenbahn vorbeikam. Wer einen Blick in längst vergange­ne Jahrzehnte wagen will – viele der

Momentaufnahmen sind inzwischen nur einen Mausklick entfernt. Fotos, zumeist in Schwarz­Weiß oder hand­coloriert. Vom Gang der Geschichte mit einem Gelbstich angehaucht. Teils handschriftliche Grüße in verblass­ter Tinte. Dazu alte Eintrittskarten, historische Stadtpläne und mehr. „Münster gestern und heute“ hat Henning Stoffers seine Webpräsenz genannt.

Auf Materialsuche ist Henning Stoffers in der virtuellen Welt ebenso

40 Kinderhaus erleben 2|2011

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Page 41: Kinderhaus erleben 02

wie im richtigen Leben: Ob Antiquari­ate, Privatleute oder Online­Auktions­häuser wie eBay oder Delcampe, es gibt stets Neues zu entdecken. Auch bei den Bildern selbst lohnt ein genauer Blick. Ein minimaler Schatten, eine leichte Unschärfe, im Glücksfall eine zweite Aufnahme desselben Motivs. „Schauen Sie, der Baum vor dem Hauptbahnhof wurde wegretuschiert.“ Oft wirklich saubere Arbeit für eine Zeit, in der noch niemand an digitale Fotografie gedacht hat, findet er.

„Seinem“ Kotenbeis – „das ist das plattdeutsche Wort für Kinder­haus“ – hat er auf seiner Webpräsenz eine eigene Rubrik gewidmet: „Aus Verbundenheit und weil ich seit elf Jahren hier wohne.“ Dabei sei er gar kein Ureinwohner, sagt er, „meine Eltern haben 1950 aus Halle an der Saale rübergemacht“. Dem kleinen Henning sind Münster und Umgebung schnell zur Heimat geworden.

Seine virtuelle Bilddokumentation will der Sammler in Zukunft durch

Münster gestern und heutehenning stoffersLangeworth 7548159 Münsterwww.sto-ms.de

Infotipps

informative Texte ergänzen. Hinweise zu den alten Fotos bekommt er oft auf Veranstaltungen. Besonders zahlreich seien die Rückmeldungen nach Presse­berichten. Viele Menschen begeistern sich für die alten Bilder, hat Henning Stoffers festgestellt. Und manche Be­trachter entdecken Motive, die berüh­ren: „Ein Bäckermeister berichtete mir, dass er Tränen in den Augen hatte, als er seinen alten Betrieb zwischen den Kriegsruinen wiedersah.“ Persön­liche Begegnungen genauso für den Webseiten betreiber: „Ich habe über die Webpräsenz sogar alte Klassenkamera­den wiedergefunden.“ Dazu haben sich viele neue Kontakte ergeben. Für wei­tere Kommunikation in der Zukunft gibt es jetzt im Web ein Gästebuch.

neben seiner Webseite bietet henning stoffers auch persönliche Bildspaziergänge an. Fünf bis sieben solcher Wanderungen unternimmt er pro Jahr, ehrenamtlich, anruf genügt. Für 45 Minu-ten bis anderthalb stunden, „ganz nach Publikum“.

2|2011 Kinderhaus erleben 41

Page 42: Kinderhaus erleben 02

nachbarn & freunde

Wettbewerbsleistung mit Hand und FußJanis Fiffka vom Geschwister­Scholl­Gymnasium

zählt zu den Landesbesten im Fach Biologie. Text von

Agnete Geißdörfer, Foto von Marco Stepniak.

Geschwister-Scholl-GymnasiumJanis FiffkaVon-humboldt-straße 1448159 MünsterTel.: 02 51 / 21 10 28www.scholl-muenster.de

Infotipps

Nein, ein konkretes Berufsziel hat Janis Fiffka noch nicht. Aber dafür einen ausgeprägten Interessenschwer­punkt: die Naturwissenschaften. Und so beteiligt sich der 17­jährige Schüler des Geschwister­Scholl­Gymnasiums regelmäßig beim Schülerwettbewerb „bio­logisch“ des Landes NRW. Mit ste­tig wachsendem Erfolg: 2005 landete

er – damals noch als Fünftklässler – mit der Bearbeitung des Generalthemas „In die Nesseln setzen“ auf Platz 113. Drei Jahre später arbeitete er sich schon auf Platz 21 vor und in 2009 auf Platz Sechs. Im Rekordjahr 2010, in dem fast 7.000 Schüler Arbeiten zum Thema „Hand und Fuß“ einreichten, erzielte er einen fantastischen vierten Platz.

Der Aufgabenkatalog ist anspruchs­voll und komplex. „Wir bekamen ins­gesamt sechs Einzelthemen vorgelegt, nach unterschiedlichen Schwierigkeits­graden gestaffelt. Die Schüler der Jahr­gangsstufe 10 mussten alle Fragen be­antworten, die jüngeren Schüler ihrem Alter entsprechend weniger“, erläutert Janis. Beim Thema Nr. 6 war der Stamm­baum von Links­ und Rechtshändern zu untersuchen. In der Biologie­AG der Schule überlegten die Teilnehmer des Geschwister­Scholl­Gymnasiums ge­meinsam mögliche methodische Ansät­ze und entschieden sich für Umfragen. Aber dann musste jeder seine eigenen Lösungen finden und seine Arbeit eigen­ständig erstellen. „Das fing mit der Frage­stellung an: Wenn man die Hände faltet, welcher Daumen liegt dann oben? Der linke oder der rechte? Außerdem ging es um die erbliche Veranlagung.“ In Ja­nis’ rund 25 Seiten starke Wettbewerbs­arbeit flossen 75 Umfrageergebnisse ein.

Als Belohnung winkt den Preisträ­gern die Teilnahme an einer viertägigen Schülerakademie in Düsseldorf, in de­ren Rahmen sie im Schülerlabor bei Bay­er ihre eigene DNA analysieren.

„So ein Wettbewerb motiviert, weiter dranzubleiben“, bekennt Janis. Eine wei­tere Teilnahme ist ihm „aus Altersgrün­den“ nicht mehr möglich. Sein erwor­benes Wissen möchte er dazu nutzen, jüngere Schüler in den Arbeitsgemein­schaften seiner Schule zu begleiten.

42 Kinderhaus erleben 2|2011

Page 43: Kinderhaus erleben 02

kult & kultur

Zwischen Wasser, Wiesen, WeidenFrühlingserwachen am Kinderbach.

Text und Fotos von Ramona Vauseweh.

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Page 44: Kinderhaus erleben 02

Lotti nimmt ein Bad. Ihr Frauchen ist nicht begeistert. Doch den kecken Spani­el kann gar nichts erschüttern. Erst nach dem dritten Rufen kommt er aus dem Bach zurück. Mit fröhlichem Gekläff und tropfnassen Locken. „So darfst du nicht ins Haus!“ kündigt die Spaziergängerin mit erhobenem Zeigefinger an. „Und nun?“ fragen wir sie. Die Antwort: „Erst mal in der Sonne trocknen.“ Und Sonne gibt es heute endlich reichlich.

Spaziergänger, Radfahrer, Jogger, Walker und sogar drei junge Leute mit großen Rucksäcken hat das Licht ins Freie gelockt. Als farbenfrohe Tupfen bewegen sie sich in der Ferne zwischen Buschwerk und Stoppelfeld. Später Vor­mittag, wir haben uns für eine kleine Wanderung entschieden. Aufgebrochen sind wir am Hallenbad Kinderhaus. Eine Brücke hilft uns über den nahen Bach, ein

Fußweg führt an der Böschung durch das erwachende Grün.

Am Wasser melden die Haseln hellgelb den frühen Frühling an. Den Bachlauf säumt vereinzelt eine Grup­pe niedriger Kopfweiden. Hinter den Büschen blitzt am anderen Ufer ab und an eine rote Bank hervor. Auf den bunten Spielplätzen ist es noch still. Hektisch dagegen geht es über unseren Köpfen zu. Buchfinken bevölkern die Baumkronen. Mit lautem „pink, pink!“ erklärt jeder der Vogelschar, dass er der Wichtigste ist. Moment, da hat sich jemand dazwischen­gemogelt. Ein kleiner Grünling sitzt auf dem obersten Zweig und singt dem Himmel so nah sein „djüp­rüp­rüp“.

Der Regen vergangener Tage bildet silbrige Spiegel auf den Wiesen. Noch silbriger glänzen die Kätzchen der ho­hen Salweiden. Jenseits der Gasselstiege

impressionen aus Kinderhaus (v. l. n. r.): zwei Lämmer auf der Weide, der Kinderbach im Frühdunst und ein insektenhotel nahe hof lütke Jüdefeld.

44 Kinderhaus erleben 2|2011

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Page 45: Kinderhaus erleben 02

öffnet sich der Blick in die Ferne. Zäune, Weiden, Äcker, und wieder Zäune. Wir halten kurz und schauen über das weite Land. „Was gibt’s denn da zu gucken?“ fragt uns ein Radfahrer und hält ebenfalls an. Zu entdecken gibt es immer etwas! Die winzigen Schneeglöckchen, die sich in eine Mulde kuscheln. Die Dohlenver­sammlung in der Krone einer knorri­gen Eiche. Oder den Greifvogel, der auf weiten Schwingen geduldig Ausschau nach Beute hält.

Am Knick steht zwischen Bäumen ein Wegekreuz. Es geht leicht bergan, breit und asphaltiert ist der Pfad. Der Mittag leuchtet uns direkt ins Gesicht, Stämme werfen klare Schatten. Zur Rech­ten grasen Pferde, Dunst steigt aus den Wiesen und schmückt sie mit einem zarten Schleier. Höfe träumen am Ho­rizont. Zur Rechten die hellen Gebäude

zwischen Fresno­ und Dreizehnerstraße. Dann teilt sich die Strecke. Einmal scharf rechts und wir stehen vor einer hübschen Häusergruppe aus rötlichem Backstein.

Der Hof „lütke Jüdefeld“ liegt nicht all­ zu einsam: Neben der „KiTa Pustekuchen“ parken Kinderräder in gerader Reihe. Vor dem Bioladen „Slickertann inner Schop­pe“ stehen Einkaufswagen und im geräu­migen Inneren bekommt man alles, was man braucht. Der kleine Kunde vor uns bekommt eine Zebra­Ecke: Gebäck, lecker verziert mit dunklen Schokostreifen. Saft, Obst, Gemüse und sogar Naturkosmetik füllen die Regale. „Eröffnet haben wir im August 2010“, sagt uns Frank Schröder, einer der Inhaber. „Wir arbeiten vom Hof getrennt, bieten im Laden aber Produkte des Hofes an“, erklärt er das Konzept.

Das Fleisch stammt von nebenan. Das Mehl ist ebenfalls aus dem Natur­landbetrieb von Josef und Daniela lütke Jüdefeld. Ein Bäcker verarbeitet es zu Biobrot, dann kommt es hier ins Regal. „Wir liefern unsere Bioprodukte auch direkt ins Haus“, bietet der Ladeninhaber an. Draußen üben Gänse den Angriff auf Zaungäste. Mit schlagenden Flügeln und wildem Geschnatter sprinten die großen Vögel uns entgegen. Durch die kleine Lücke im Zaun passt nur das schwarze Zwerghuhn. Still nutzt es die Gelegenheit zu einem Spaziergang durch das Gras.

Wir wandern am Hofkreuz vor­bei Richtung Westen. Erneut begleiten knorrige Weiden die schmale Straße, ein Bächlein plätschert das Grün entlang. Zaunpfähle aus grobem Holz zeigen den Wegverlauf an. Ein Wohnhaus mit Garten, das Wirtschaftsgebäude dane­ben hat viele Tore und wurde aus gelben und roten Ziegeln errichtet. Hoch über seinen Dächern eine Wetterfahne: Unter geblähten Segeln reist ein Schiff durch

eine malerische Wetterfahne: ein schiff am Giebel vor blauem himmel.

2|2011 Kinderhaus erleben 45

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Page 46: Kinderhaus erleben 02

Die Tour den Kinderbach entlang und über die Gasselstiege, Wendepunkt hof lütke Jüdefeld

Länge: kurzer spaziergang bis zur steinbrücke und zurück ca. 3 km, kleine Wanderung ca. 7 km

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Infotippsdas Blau. Still ist es zwischen den Äckern, und es wird noch

stiller. Den kleinen Ehrenfried­hof am Feld säumt eine niedrige

Hecke. Birken und Buchen sind licht, nur ein paar Nadelbäume gedenken der schlichten Steinkreuze mit stetigem Schatten. Dicht am nächsten Acker war­tet bereits ein roter Hänger auf Arbeit.

Hinter dem nächsten Wäld­chen hat sich ein stattlicher Hof

versteckt. Satte Weide, Schafe und ihre Lämmchen genie­

ßen die späte Mittagssonne. Die Steinbrücke über den Kinderbach lassen wir rechts liegen. Zwischen schlanken Stämmen, vorbei an den roten Bänken und den klei­

nen Spielplätzen geht es Richtung Ort. Langsam werden

die Hände kalt. Was macht das schon? Nur noch ein paar hundert Me­

ter, wohlige Wärme schlägt uns entge­gen und eine freundliche Stimme fragt: „Darf’s auch ein großer Kaffee sein?“

14 Uhr 30, wir stehen in der Bäckerei Schrunz am Kuchenbuffet.

46 Kinderhaus erleben 2|2011

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Page 47: Kinderhaus erleben 02

kinderhauser köpfe

Bernd FeldhausAgnete Geißdörfer sprach mit dem ehemaligen

SPD-Landtagsabgeordneten über Vergangenes,

seine Wünsche und Pläne.

Foto von Joachim Busch.

Achtzig Jahre und kein bisschen leise:

Womit beschäftigen Sie sich zurzeit?

Ich schreibe auf, was ich im Kopf habe. Denn ich möchte meinen Kindern et­was Lesenswertes hinterlassen. Wird es ein neues Buch von Bernd

Feldhaus geben?

Der Bernd Feldhaus hofft darauf. Ich denke oft an früher. Auch in damals schwierigen Zeiten – Faschismus und Wiederaufbau – haben wir gesellschaft­liche Verantwortung wahrgenommen. Das war nicht ganz einfach. Ich möchte gern einige Lebenserfahrungen an meine Kinder weitergeben.Sie waren politisch aktiv. Was würden

Sie jungen Politikern heute raten?

Dass Demokratie nichts mit Tempo zu tun hat. Entscheidungen müssen reifen können, und das kann sehr anstrengend werden. Sei es, weil Politiker persönlich behelligt werden, oder weil man ihre Meinung in Frage stellt.

Der SC Westfalia Kinderhaus ist mit

Ihrem Namen untrennbar verbunden.

Was bedeutet Vereinssport für Sie?

Mehr als Sport treiben: In der sich ver­zweigenden Gesellschaft ist der Verein die Einrichtung, die Integration be­treibt, ohne dass es auf der Fahne steht. Ohne Anweisung – einfach durch das gemeinsame Spiel. Im SC Westfalia trei­ben Kinder und Jugendliche aus über 20 Nationen zusammen Sport. Hier lernen sie ein faires Miteinander. Verhaltensweisen, die man nicht nur hinnehmen, sondern auch wollen muss. Was schätzen Sie an Kinderhaus?

Die Menschen. Es ist ein besonderer Reichtum unseres Stadtteils, dass hier Menschen unterschiedlicher Herkunft friedlich miteinander leben. Ich nehme auch alle gern in die Arme ...!Die Münsteraner haben Sie als

Fürsprecher einer Musikhalle kennen

gelernt. Warum?

Weil ich gern singe! Gemeinsames Singen bedeutet Geselligkeit. Musik ist eine Sprache, die jeder versteht. In Vreden, wo ich aufgewachsen bin, hatte ich als Junge einen Auftritt im Kirchen­chor, ein Solo. Ich stand in der zweiten Reihe. Mein Freund, so ein Langer mit guter Stimme, stand vor mir. Nachher wurden meine Eltern gefragt, wie es denn gewesen sei. Sie meinten: Schön, aber „von use Bernd häbb wie nix sehen und nix hört!“Welchen persönlichen Wunsch haben

Sie für die Zukunft?

Sie soll nicht so schnell zu Ende gehen!

Bernd Feldhausam Knapp 1648159 MünsterTel.: 02 51 / 21 16 00

Infotipps

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Page 48: Kinderhaus erleben 02

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