kinofenster-monatsausgabe-07-08- · PDF file07-08/10 Themenausgabe Juli/August 2010: Martial-Arts-Filme Seite 2 von 27 Einführung Von Hongkong nach Hollywood Oder: Wie der Eastern

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  • 07-08/10Themenausgabe Juli/August 2010: Martial-Arts-Filme Seite 1 von 27

    Themenausgabe Juli/August2010: Martial-Arts-Filme

    Einfhrung

    Von Hongkong nach Hollywood

    Filmbesprechung

    Karate Kid

    Filmbesprechung

    Die Legende von Aang

    Filmbesprechung

    Tiger & Dragon

    Interview

    "Ich habe noch nie ein Brett durchgeschlagen"

    Hintergrund

    Martial-Arts-Filme

    Hintergrund

    Kampfknste

    Anregungen fr den Unterricht

    Arbeitsblatt

    Verfgbarkeitsliste von Martial-Arts-Filmen mit Rechten fr dienicht-gewerbliche ffentliche Vorfhrung

  • 07-08/10Themenausgabe Juli/August 2010: Martial-Arts-Filme Seite 2 von 27

    Einfhrung

    Von Hongkong nach HollywoodOder: Wie der Eastern den Westen eroberte

    Martial-Arts bei diesem Begriff denken die einen an asiatische Kampfknste wie Karateund Kung-Fu, andere wiederum assoziieren damit ein Subgenre des Actionsfilm undhaben etwa Bruce Lee in Todesgre aus Shanghai (Jing wu men/Fist of Fury, Wei Lo,Hongkong 1972) oder Uma Thurman in Quentin Tarantinos beiden Kill Bill-Filmen (USA2003, 2004) vor Augen. Mit letzterem schuf der US-Regisseur eine Hommage an dieShaw Brothers-Studios in Hongkong, die in den 1960ern mit ihren Produktionen einstden internationalen Erfolg von Martial-Arts-Filmen ankurbelten.

    Vom Bahnhofskino in den FilmpalastBis in die frhen 1980er-Jahre fand der so genannte Eastern vor allem einNischenpublikum jenseits der etablierten Kinopalste, zumal ein Groteil der Filmespeziell fr den Videomarkt als "Direct-to-Video-Verffentlichungen" hergestellt wurde.Ursprnglich basierten Martial-Arts-Filme made in Hongkong auf traditionellen und imchinesischen Raum uerst populren Schwertkmpfer-Romanen. Entsprechend fandendie Handlungen in der Regel an (pseudo-)historischen Schaupltzen statt. Danebenentwickelte sich als weitere Kategorie der Kampfkunstfilm, in der die Akteure/innen inspektakulr inszenierten Duellen akrobatische Leistungen vollbrachten. Untrennbardamit verbunden ist der Name des 1973 verstorbenen Bruce Lee, der international alseiner der ersten Superstars des Genres gilt.

    Ein Genre wird salonfhigMittlerweile sind das (Sub)Genre und seine theatralisch berhhten Action- undGewaltszenen salonfhig geworden, hat ein westliches (Arthouse-)Publikum etwa dieFilme von Tsui Hark oder Zhang Yimou fr sich entdeckt und sind Motive und Elementedes Martial-Arts-Films im Mainstream- und Hollywood-Kino fest etabliert. Als Beispieldafr kann etwa der Kinder- und Animationsfilm Kung Fu Panda (Mark Osborne, JohnStevenson, USA 2008) dienen, in dem ein pummeliger Br dank seines Shifus, alsoseines Meisters, als "Drachenkmpfer" ber sich hinauswchst. Es zeigt sich, dass derMartial-Arts-Film wiederholt genrebergreifende Kombinationen eingeht undbeispielsweise Elemente der Komdie oder des Agentenfilms integriert, wobei dieartifiziell inszenierten Kampfszenen und Martial-Arts-Choreografien jedoch immerelementare Bestandteile des Geschehens sind.

    Kampfkunst fr den Unterricht im Kino und auf DVDDiese Themenausgabe stellt drei Filme vor, die auf jeweils unterschiedliche WeiseMartial-Arts-Elemente integrieren. Harald Zwart liefert mit Karate Kid (USA 2010) einRemake des gleichnamigen Erfolgsfilms aus dem Jahre 1984. Im Mittelpunkt steht einezeitgenssische Lehrer-Schler-Beziehung, wodurch der Film auch als Coming-of-Age-Geschichte lesbar wird. In der Neuverfilmung hat Jackie Chan, ein auch im Westenpopulrer Martial-Arts-Star, die Rolle des Kung-Fu-Meisters bernommen. Die Legendevon Aang (The Last Airbender, M. Night Shyamalan, USA 2010) ist ein Fantasy-Abenteuerfilm, der auf der gleichnamigen TV-Zeichentrickserie basiert. Im Mittelpunktsteht der zwlfjhrige "Avatar"-Krieger Aang, der das Schicksal der Welt in seinenHnden hlt. Das bereits im Jahr 2001 in deutschen Kinos gestartete und als nicht-gewerbliche DVD fr die ffentliche Vorfhrung im Schulunterricht erhltliche Epos Tiger& Dragon (Crouching Tiger, Hidden Dragon, Hongkong, Taiwan, China, USA) von Ang Leespielt dagegen im historischen China und erzhlt eine klassische Schwertkmpfer-Geschichte. Der mit einem Oscar prmierte Film vereint westliches Erzhlkino mitasiatischen Martial-Arts-Elementen und besticht durch seine zurckgenommeneErzhlweise und die sthetik der Kampfszenen.

    Autor/in: Kirsten Taylor, Redakteurin bei kinofenster.de, 20.06.2010

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    Karate KidThe Karate Kid

    Karate Kid 1984Im Kinojahr 1984 mauserte sich der US-amerikanische Teenagerfilm Karate Kid (TheKarate Kid, John G. Avildsen) zu einem groen berraschungserfolg. Es geht darin umeinen 16-jhrigen Halbwaisen, der mit seiner Mutter von New York nach Los Angeleszieht und in seiner neuen Heimat nicht glcklich wird. Nachdem er mit dem "falschen"Mdchen angebndelt hat, wird er von einem Schulschlger mit schwarzem Karate-Grtel fortwhrend schikaniert. Seiner Mutter und den Lehrern/innen mag er sich nichtanvertrauen, stattdessen nimmt sich ein japanischer Hausmeister seiner an. Derunscheinbare ltere Herr entpuppt sich als Karate-Meister und lehrt den Jungen aufhchst unkonventionelle Weise erst Disziplin und dann die hohe Kunst derSelbstverteidigung. Im Finale des Films, einem groen Karateturnier, kommt es zumWiedersehen der beiden jugendlichen Kontrahenten. Der Held siegt im sportlichenWettkampf, verdient sich den Respekt der Mitschler/innen und geht mit dem Mdchenheim.

    Coming-of-Age-GeschichteEs ist eine simple, geradezu archetypische Geschichte, die zwei Fortsetzungen hatte undfr eine allgemeine Kampfsportbegeisterung sorgte. Nun erlebt sie mit Harald ZwartsKarate Kid ihre Auferstehung. Das Remake erzhlt im Wesentlichen die gleicheGeschichte und wandelt diese lediglich in Details ab. Am aufflligsten sind der Wechselder Sportart (Kung-Fu ersetzt dem Titel zum Trotz Karate) sowie die Verlegung desSchauplatzes nach China. Die Mutter des amerikanischen Protagonisten zieht aus Detroitnach Peking, wo der junge Dre eine internationale Schule besucht. Ansonsten bedientsich auch Zwart der klassischen Dramaturgie des Coming-of-Age-Genres: Derjugendliche Held ist zunchst auf sich allein gestellt und orientierungslos. Er findet einenvterlichen Freund, lernt durch die sportliche Unterweisung sich selbst und dieAnforderungen des Lebens besser verstehen, meistert seine Probleme und berwindetseine Furcht. Es ist deswegen etwas erstaunlich, dass die Hauptfigur im Remake erstzwlf Jahre alt ist. Diese "Verjngung" soll offenbar die Beobachtung unterstreichen,dass Jugendliche immer seltener in behteter Umgebung gro werden und deshalbfrher "erwachsen" werden mssen.

    USA 2010Actionfilm, Coming-of-Age

    Kinostart: 22.07.2010 Verleih: Sony Pictures Releasing GmbHRegie: Harald ZwartDrehbuch: Christopher MurpheyDarsteller/innen: Jackie Chan, Jaden Smith, Taraji P. Henson,Han Wen Wen, Yu Rongguang u.a.Kamera: Roger PrattLaufzeit: 142 min, dt.F., OmUFormat: 35mm, FarbeFSK: ab 6 J.Altersempfehlung: ab 12 J.Klassenstufen: ab 7. KlasseThemen: Coming of Age, Vorbilder, Fremde Kulturen, Kampf,Trauer/TrauerarbeitUnterrichtsfcher: Chinesisch, Ethik, Deutsch, Englisch,Sachkunde/Lebenskunde, Sport, Musik

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    Philosophie des KampfsWie im Original wird auch in Zwarts Karate Kid wenig gekmpft. Es gibt eine in rasanteSchnittfolgen aufgelste Verfolgungsjagd, bei der Dre vor seinen Peinigern durch engeGassen flieht und in einem Hinterhof gestellt wird. Hier tritt der von Jackie Chandargestellte Hausmeister Mr. Han zum ersten Mal als Kampfknstler in Erscheinung. Errettet den jungen Helden vor einem halben Dutzend Schlgern, indem er an ihnen dasPrinzip seiner Kampfkunstschule demonstriert: Mr. Han nimmt die Energie der Angreiferauf, um sie gegen diese selbst zu richten. Spter fasst er diese defensive Philosophie indie Worte "der beste Kampf ist der, den man vermeidet", was in scharfem Kontrast zumCredo des konkurrierenden Kung-Fu-Lehrers der jungen Schlger steht. Letzterer weistseine Schler an, weder Schwche noch Gnade zu zeigen, und schreckt whrend desTurniers auch vor unfairen Mitteln nicht zurck. Leider wird dieser Gegensatz in denfinalen Kampfszenen verwischt. Die teilweise recht brutalen Auseinandersetzungenwirken durch den Einsatz von Handkamera und rasch wechselnden Einstellungen sehrdynamisch und realistisch, da auf spektakulre Actionszenen, wie man sie etwa ausFilmen wie Hero (Ying xiong, Zhang Yimou, Hongkong, China 2002) verzichtet wurde.Allerdings lassen die Kmpfe kaum Rckschlsse auf die jeweiligen Kampfstile zu.Dadurch bt auch am Ende des Films der kollektive bertritt der unterlegenenMannschaft zu Chans Trainerfigur etwas von der intendierten Wirkung ein. Die Rolle des Lehrers

    Obwohl Karate Kid ganz auf das krnende Finalezugeschnitten ist, bildet die ungewhnliche Lehrzeit dasHerz des Films. Zunchst lsst der Hausmeister Mr. Hanseinen nachlssigen Schler ber Stunden und Tagehinweg seine Jacke ablegen, vom Boden aufheben und aufeinen Haken hngen. Als Dre der bung mde wird, zeigtihm Han, dass sich jede Bewegung fr die Kampfkunstnutzen lsst. Fr den Lehrer ist Kung-Fu eine in Fleischund Blut bergegangene Lebenseinstellung, die er seinem

    Schler beispielsweise bei der Besteigung eines heiligen Berges nahe bringt. Im Laufedes Trainings nhern sich die Hauptfiguren auf anrhrende Weise an, zumal wirerfahren, dass Mr. Han Frau und Kind bei einem tragischen Unfall verloren hat. So lsstsich verschmerzen, dass die ganzheitliche Philosophie der Kampfkunst letztlich reineBehauptung bleibt. hnlich wie in Fightgirl Ayse (Fighter, Natasha Arthy, Dnemark2007) und The Forbidden Kingdom (Rob Minkoff, USA, China 2008) machen weniger dieMartial-Arts-Elemente die Erziehung aus als das gelungene Rollenbild des Lehrers.

    Jackie Chan als VaterersatzIn der Rolle des guten Vorbilds ist Mar