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Heimbacher Schäf im Glabbacher Feld vor den Toren Heddesdorfs – was für eine tierische Grenzüberschrei- tung! Auffällig: die Tiere sind scheinbar auf sich allein gestellt, das Zusammenleben funktioniert ohne den Hirten. Biblisch gesehen haben Schafe ihren Namen von dem Verb: vorwärts gehen, voran schreiten, so wie es die Tiere heute noch über die Gemarkungsgrenzen hinweg tun. In übertragenen Sinn heißt es auch: sich entwickeln. Evangelische Friedenskirchengemeinde Neuwied Kirchenfenster GEISTLICHE GEDANKEN ZUM WOCHENSPRUCH Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören mei- ne Stimme und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben. Joh 10, 11a. 27–28a. Jesus, der Gesalbte Gottes, nennt die Seinen „Scha- fe“. Und damit spielt er auf niemandes Intelligenz an (was den Tieren auch Unrecht tun würde), sondern macht Mut zu einem behüteten Voranschreiten. Men- schen dürfen sich entwickeln unter Gottes Schutz. Wenn nicht nur Schafe die Gemarkungsgrenzen wie selbstverständlich überschreiten, sondern auch die verschiedenen OrtsvertreterInnen im Naiwidder Stadtrat friedlich miteinander zum Wohl der Stadt beraten, dann ist das eine segensreiche Entwicklung

Kirchenfenster - Ev. Friedenskirchengemeinde Neuwied · Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören mei-ne Stimme und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe

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Page 1: Kirchenfenster - Ev. Friedenskirchengemeinde Neuwied · Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören mei-ne Stimme und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe

Heimbacher Schäf im Glabbacher Feld vor den Toren Heddesdorfs – was für eine tierische Grenzüberschrei-tung! Auff ällig: die Tiere sind scheinbar auf sich allein gestellt, das Zusammenleben funktioniert ohne den Hirten.

Biblisch gesehen haben Schafe ihren Namen von dem Verb: vorwärts gehen, voran schreiten, so wie es die Tiere heute noch über die Gemarkungsgrenzen hinweg tun. In übertragenen Sinn heißt es auch: sich entwickeln.

EvangelischeFriedenskirchengemeindeNeuwied

Kirchenfenster

GEISTLICHE GEDANKEN ZUM WOCHENSPRUCH

Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören mei-ne Stimme und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben. Joh 10, 11a. 27–28a.

Jesus, der Gesalbte Gottes, nennt die Seinen „Scha-fe“. Und damit spielt er auf niemandes Intelligenz an (was den Tieren auch Unrecht tun würde), sondern macht Mut zu einem behüteten Voranschreiten. Men-schen dürfen sich entwickeln unter Gottes Schutz.

Wenn nicht nur Schafe die Gemarkungsgrenzen wie selbstverständlich überschreiten, sondern auch die verschiedenen OrtsvertreterInnen im Naiwidder Stadtrat friedlich miteinander zum Wohl der Stadt beraten, dann ist das eine segensreiche Entwicklung

Page 2: Kirchenfenster - Ev. Friedenskirchengemeinde Neuwied · Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören mei-ne Stimme und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe

nach der letzten großen Katastrophe. Die Anfeindungen zwischen den Ortschaften sind Geschichte, es wird sich regelmäßig besucht, konfessionelle Unterschiede spielen keine Rolle mehr. Darin lassen sich auch Spuren eines vorwärts gehen unter dem Geleit eines guten Hirtens erkennen.

Denn auch die Heimbacher Schäf im Glabbacher Feld vor den To-ren Heddesdorfs sind natürlich nicht ohne Hirte unterwegs. Er sorgt für die guten Weideplätze und durch einen modernen Zaun sorgsam für ihren Schutz. Und genauso sagte es auch Jesus Christus uns Men-schen zu:

Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben.

Schon damals schwang biblisch beim „Hirten“ das „hüten“ und „lenken“ der Schafherde mit. Jesus sagt uns als guter Hirte zu, seine Menschen zum Guten zu leiten. Wie Schafe auf ihren Hirten hören Menschen auf sein Wort. Denn sein „kennen“ beinhaltet auch, dass er keines seiner Schafe verloren gehen lässt (Lk 15,3–7).

Wir aber sind eingeladen, ihm nachzufolgen. Der „Hirte“ kann in Verbindung mit den „Völkern“ auch den „Völkerhirt“ meinen. Seine Herde ist also über den ganzen Erdball verteilt und wir sollten lernen, wie Schafe als Menschheitsfamilie friedlich zusammen zu leben. Für mich bedeutet dies weniger, dass möglichst viele Menschen Gren-zen überschreiten und hier in Europa leben, als vielmehr, dass wir endlich beginnen, einen fairen Lohn für gute Arbeit zu zahlen: sei es für die Näherinnen in Asien oder den Kaffeebauern in Südamerika, sei es den polnischen Pflegekräften oder den rumänischen Spargel-stechern, die nach Deutschland zum Arbeiten kommen. Und akut: sich weltweit und vor Ort über Grenzen hinweg in der Corona-Krise zu helfen!

Anfang des Jahres haben aus Syrien Geflüchtete in Neuwied den Verein „Tawasol“ gegründet. Eigentlich sollte er den Austausch und die Integration fördern. Jetzt produziert er mit 5 Schneidern Ge-sichtsmasken für die Neuwieder Bevölkerung. Was für ein schönes Beispiel eines neuen Zusammenlebens über die Grenzen von Kultur und Religion hinweg!

Es ist an der Zeit, voran zu schreiten und sich mit seiner je eige-nen Identität grenzüberschreitend zum Guten zu entwickeln. Den Schafen Jesu Christi ist auf diesem Weg ist nichts weniger als das Le-ben verheißen, welches bleibt bis ins ewige Leben.

Bleiben Sie behütet! Amen. Pfarrer Tilmann Raithelhuber