Klimabeilage "Kopenhagen 2 Grad - Wärmer ist uncool"

Embed Size (px)

Citation preview

  • 8/14/2019 Klimabeilage "Kopenhagen 2 Grad - Wrmer ist uncool"

    1/7

    Kopenhagen

    2

  • 8/14/2019 Klimabeilage "Kopenhagen 2 Grad - Wrmer ist uncool"

    2/7

    Es gibt keine Alternative: Die Klimaverhandlungen in Kopenhagenmssen das Zeitalter der Kooperation zwischen reichen und armenLndern einleiten. Weil davon alle proftieren.von Tilman Santarius, Barbara Unmig und Lili Fuhr

    Was ist so schlecht daran, wenn es in Deutschland ein bisschen wr-mer wird? Die Nordsee wird zum Mittelmeer verkndet die Sd-deutsche Zeitung, vor dem inneren Auge pilgern Touristenscharenaus dem heien Italien nach Norden. Toskana, Rom, Sizilien? Wir ha-ben Wangerooge! Schon heute reuen sich die deutschen Weinbauern,dass jetzt auch sdliche Sorten wie der Bordeaux gedeihen. So leckerkann Klimawandel sein. Wirklich?

    Wrmer ist uncool

    mpressum: Hrsg.: Heinrich-Bll-Stitung Redaktion: Tilman Santarius und Annette Maennel (V.i.S.d.P) Layout: Elke Paulbersetzung: Jochen Schimmang Fotos: S. 3 - 9: dpa - Report / S. 10: epa-Bildunk und dpa - Report Auage: 200.000 Berlin,

    m November 2009 Druck Allprint Media Berlin

    erffentlicht von der Heinrich-Bll-Stiftung in Zusammenarbeit mit ihren Landesstiftungen

    einrich-Bll-Stitung Schumannstrae 8 10117 Berlin T 030 285 34-0 [email protected] www.boell.de

    Heinrich-Bll-Stitung

    www.boell.de

    Heinrich-Bll-Stitung Baden-

    Wrttemberg e.V., Stuttgart

    www.boell-bw.de

    etra-Kelly-Stitung, Mnchen

    www.petra-kelly-stiftung.de

    Umdenken Politisches Bildungswerk

    Heinrich-Bll-Stitung Hamburg

    www.umdenken-boell.de

    Heinrich-Bll-Stitung Hessen, Frankurt

    www.hbs-hessen.de

    Stitung Leben und Umwelt

    Niedersachsen, Hannover

    www.slu-boell.de

    Heinrich-Bll-Stitung

    Nordrhein-Westalen, Dortmund

    www.boell-nrw.de

    Heinrich-Bll-Stitung Tringen, Erurt

    www.boell-thueringen.de

    Heinrich-Bll-Stitung

    Rheinland-Palz, Mainz

    www.boell-rlp.de

    Bildungswerk Weiterdenken in der

    Heinrich-Bll-Stitung, Dresden

    www.weiterdenken.de

    Bildungswerk Anderes Lernen Heinrich-Bll-StitungSchleswig-Holstein, Kielwww.boell-sh.de

    Eisguren au den Treppen des Konzerthauses am Berliner Gendarmenmarkt. Mit 1000 Dahinschmelzenden hat die Umwelt-stitung WWF im September 2009 vor den dramatischen Folgen der Arktis-Erwrmung gewarnt.

    Liebe Leserin und lieber Leser,

    Kopenhagen muss den Durchbruch bringen. Das

    sagen Nichtregierungsorganisationen rund um den

    Globus und sie rsten sich, um im Voreld und vor

    Ort Druck au die Politik und die Delegierten der

    UN-Klimakonerenz auszuben.

    Die einen per Klimadiplomatie in d en Konerenz-

    rumen, die anderen mit Aktionen und Demons-

    trationen. So unterschiedlich die Strategien seinmgen, das Ziel ist das Gleiche.

    Der Klimawandel und seine Folgen werden heute

    weder von Wissenschatlern noch von den Regie-

    rungen angezweielt. Dar sind die Auswirkungen

    rund um den Erdball zu oensichtlich. Maximal

    zwei Grad dar die Erderwrmung im Vergleich

    zum vorindustriellen Zeitalter betragen, um die

    Folgen des Klimawandels gerade noch bewltigen

    zu knnen. Klimapolitik ist eine globale, nationale

    und lokale Augabe, die ein rad ikales Umsteuern in

    eine nicht ossile Zukunt von allen verlangt.

    Barbara Unmig, Vorstand Heinrich-Bll-Stitung

  • 8/14/2019 Klimabeilage "Kopenhagen 2 Grad - Wrmer ist uncool"

    3/7

    Die ersten 70.000 Generationen der Menschheithaben ihr Leben allein mit nachwachsendemrennholz, mit Frchten und Wild aus Wldernnd Steppen bestritten. Das war nicht immer lustig.ber jetzt haben es die letzten n Generationenden reichen Lndern geschat, groe Teile der

    l-, Gas- und Kohlevorrte zu verbrauchen, die dierde in der unvorstellbaren Zeit von 500 Millionenhren ausgebrtet hatte. Die ossilen Rohstoe ver-hwinden im Augenblick eines erdgeschichtlichen

    Wimpernschlags. Und den chemischen Restmlleses Energiekonsums deponieren wir in der At-osphre. Der Anteil des Kohlendioxids liegt in-

    wischen bei 390 Moleklen je einer Million Lut-

    ilchen (Parts per Million, ppm). Zum Vergleich:evor die ossilen Brennstoe die Industrialisie-ung wie ein Turbolader geboostet haben, lag dernteil bei 280 ppm! Die vernderte Zusammenset-

    ung verwandelt die Atmosphre in ein Treibhaus:ie Hitze der Sonne erreicht uns ungebremst, aberachts entweicht weniger Wrme in das Weltall. Soird die Nordsee zur Riviera.

    Den Anfang machtdie Tigermcke

    Doch auch an der Nordsee hrt der Spa amKlimawandel schneller au als der Tourist sei-e Badematte zusammenrollen kann: Durch dasrmere Klima schmilzt das Eis an den Polen, dieeere steigen und berschwemmen nicht nur den

    rand, sondern auch das Wattenmeer wenn derte deutsche Nationalpark verschwindet, ms-n die Nordseeinseln die Watthrungen aus ihrem

    ngebot streichen. Mehr Wrme bedeutet mehr En-

    ergie in der Atmosphre, Stdte wie Hamburg rech-nen darum schon heute mit einer greren Zahlvon Sturmuten und Hochwassern. Am Oberrheinsteigen die Pegel der Flsse in den Weiten Meck-lenburgs und Brandenburgs regiert dagegen balddie Trockenheit. Die Alpen werden ohne Gletscher

    und mchtige Schneeelder kaum noch wieder zuerkennen sein und in den Stdten haben schon jetzt neue Krankheitserreger wie die asiatische Ti-germcke ein neues Zuhause geunden. Schlimm?Im Gegensatz zu den Lndern des Sdens geht esuns immer noch ziemlich gut.

    2008 hat die bisher geringe Erwrmung welt- weit 0,8 Grad - schon rund 300.000 Menschendas Leben gekostet. Sie sind an Hunger in Drre-

    gebieten gestorben, weil das Wasser ihre Erntenweggeschwemmt hat oder an Durchall inolge ver-seuchten Trinkwassers. Natrlich kann man nichtbei jedem Sturm gleich Klimawandel schreien.

    Zu warm ist nicht cool

    Wissenschatler sind sich heute sicher, dass diesteigende Zahl solcher Katastrophen au die Klima-nderung zurck zu hren ist. In Zukunt wirdder Klimawandel nicht radikal gebremst kannder Anstieg des Meeresspiegels ganze Inseln imPazischen Ozean versenken und Kstenstdte wieDhaka in Bangladesch, Mogadischu, Venedig oderNew Orleans langsam bersplen. Millionen vonMenschen mssen dann eine neue Bleibe ndenoder ein Leben als Klimachtlinge in Auangla-gern risten. Der Klimawandel ist die grte Be-drohung des vor uns liegenden Jahrhunderts. UndVerursacher sind vor allem die Industrielnder desNordens, wir alle durch unseren tglichen Konsum

    und die Art und Weise, wie unsere Gesellschatunktioniert. Das steht lngst auer Frage.

    Die jngsten Berechnungen von Wissenschatlernzeigen, dass wir von heute an bis zum Jahr 2050nur noch 750 Milliarden Tonnen Kohlendioxid indie Atmosphre blasen dren, wenn wir den welt-

    weiten Temperaturanstieg unter 2 Grad haltenwollen jede Steigerung darber hinaus gilt wederals technisch noch nanziell beherrschbar. Dasheit, dass jedem der heute knapp sieben Milliarden

    Erdenbrger noch rund 110 Tonnen CO2 zustehen.Doch bei dieser Verteilung hakt es gewaltig.

    Mehr als 2 Grad Plusbekommen uns schlecht

    Denn bei den Pro-Kop-Emissionen liegt ein US-Amerikaner heute bei 20 Tonnen CO2, eine Deut-sche bei 11 Tonnen. Ein Chinese bringt es auchschon au 4 Tonnen, eine Inderin erreicht blo 1,8Tonnen und Menschen in Madagaskar, Nepal oderUganda kommen nur au mickrige 0,1 Tonnen. Siebruchten sich ber ihre Emissionen eigentlich kei-

    ne Gedanken zu machen. Ein Amerikaner drtedagegen nur noch neinhalb Jahre Kohlendioxidin die Lut pusten, eine Deutsche noch ganze zehnJahre. Soll es gerecht zugehen au der Welt, wredann Schluss. Da Nullemissionen in der kurzen Zeitaber nicht mglich sind, mssen die Industrieln-der die Nicht-Industriestaaten dabei untersttzen,ihre Emissionen ebenalls zu verringern. Das ist die Art von neuem, grnem Deal, der in Kopenhagenbeschlossen werden muss.

    Klimawandel Bekmpfung der Wstenbildung in China

    Vermeiden, was nicht zu beherrschen istWie hoch soll der Meeresspiegel ansteigen? Wie viele Inseln sollen im Meer versinken? Wenn der Temperaturanstieg

    au gerade noch beherrschbare 2 Grad begrenzt werden soll, sind ab soort d rastische Einsparungen in den Industri-

    lndern ntig. Die Emissionen mssen gegenber 1990 bis zum Jahr 2020 um 40 Prozent, bis 2030 um 60 Prozent

    und bis 2050 um 90 Prozent heruntergeahren werden. Wir mssen also in weniger als zwei Generationen neun

    Zehntel unserer Emissionen berssig machen! Eine gigantische Herausorderung. Aber jenseits von 2 Grad, so war-

    nen uns die Klimaorscher, werden wir die Folgen des Klimawandels berhaupt nicht mehr beherrschen knnen.

  • 8/14/2019 Klimabeilage "Kopenhagen 2 Grad - Wrmer ist uncool"

    4/7

    Grner Dealr die ganze Welt

    och Entwicklungsland ist nicht gleich Entwick-ngsland. Zwar sind die Industriestaaten historischr 70 bis 80 Prozent aller Emissionen verantwort-

    ch. Der grte Zuwachs an Treibhausgasen ndetber derzeit nicht mehr im Norden statt, sondern inen austrebenden Schwellenlndern. China, In-onesien, Sdarika, Mexiko, Indien oder Brasilienin der Summe werden in den Entwicklungsln-

    ern inzwischen mehr als die Hlte der jhrlichenweltweiten Treibhausgase emittiert. Natrlich le-

    Wrmer ist uncool

    Dossier zum Klimagipfel:Au dem Weg nach Kopenhagen

    Die Heinrich-Bll-Stiftung begleitet die internationalen

    Klimaverhandlungen vom 7. - 18. Dezember 2009 in

    Kopenhagen mit aktuellen Informationen, Hintergrund-

    artikeln, internationalen Beitrgen und Publikationen.

    www.boell.de/oekologie

    ben hier auch die meisten Menschen der Welt. Unddennoch: so lange nicht auch diese Lnder Energiesparen und ihre Wirtschat au erneuerbare Ener-gien umstellen, geht der Klimawandel weiter.Wenn ein internationales Klimaschutz-Abkommenin Kopenhagen gelingen soll, dann mssen wir inden Industrielndern ehrgeizige Minderungszieler uns selbst verbindlich zusagen und die Entwick-lungslnder au zwei Arten untersttzen: Erstens,indem wir ihnen helen, sich an jene Folgen des Kli-mawandels anzupassen, die wir gar nicht mehr ver-meiden knnen. Sei es durch den Bau von Deichen,durch die Erorschung angepasster Getreidesortenoder indem die Lnder Versicherungen gegen Ern-teauslle von uns bezahlt bekommen. Schlielichhaben wir ihnen den Klimawandel eingebrockt.

    Eine Politik derKlimagerechtigkeit

    Zweitens brauchen die Lnder des Sdens Geld,um dreckige Kohlekratwerke durch hochef-ziente Wind-, Wasser- oder Solarkratwerke zu er-setzen und zugleich ihren Energiebedar etwa durchHuser au Null-Energie-Standard deutlich zu sen-ken. Auch wenn sich solche Investitionen langristigrechnen es erordert zunchst erhebliches Start-kapital, das die meisten Entwicklungslnder nichthaben. Sie knnen es sich einach nicht leisten,gleichzeitig die Armut zu bekmpen und in den Kli-maschutz zu investieren. Sie brauchen unsere nan-zielle und technische Untersttzung um den Klima-wandel auch in unserem Interesse zu stoppen.

    Zu teuer, nicht mglich? Bis zum Jahre 2020 sollendie Kosten r Anpassungsmanahmen bei 50 bis86 Milliarden Dollar pro Jahr liegen. Deutschlandsairer Beitrag lge bei zwei bis drei Milliarden Dol-lar pro Jahr. Der bekannte Klimakonom Lord Ni-cholas Stern hat in einem Ausehen erregendenReport ausgerechnet, dass die zustzlich notwen-digen Investitionen r den Einstieg in eine solareWirtschat im Sden 2020 bei rund 100 MilliardenDollar liegen. Deutschland msste davon rund nMilliarden Dollar aubringen.

    Ohne Waldschutz

    reichts nichtDas sind zwar keine Peanuts. Aber doch weniger alsein Prozent unserer jhrlichen Wirtschatsleistungvon 3000 Milliarden Dollar. Es ist ein winzig er Obu-lus um das zu verhindern, was Stern als Mensch-heitskatastrophe bezeichnet: Bei einem Klimawan-del deutlich ber die 2-Grad-Grenze hinaus wirddie Welt, wie wir sie kennen, ihr Gesicht grndlich verndern: Ksten werden nicht mehr da sein wosie heute sind, Wsten breiten sich aus. Und soStern viele hundert Millionen Menschen werdenihre Stdte und Drer verlassen, weil man in ihnennicht mehr leben kann.Ingenieure, Wissenschatlerinnen und Unterneh-mer haben mit den erneuerbaren Energien lngsteine Zukuntswirtschat geschaen, die die Weltschon in zwei bis drei Jahrzehnten vollstndig mitStrom, Treibsto und Wrme versorgen kann. Doch

    das alleine reicht nicht. Die 2-Grad-Grenze kann nurgehalten werden, wenn auch die Wlder weltweitgeschtzt werden. Ein Viertel des von Menschen ge-machten Ausstoes an Treibhausgasen stammt ausder Entwaldung; wegen des Raubbaus an ihren Wl-dern liegen Indonesien und Brasilien au Rang vierund n der groen Klimaverschmutzer. Immerhinhat die Regierung Brasiliens angeboten, die Entwal-dung bis 2020 um 80% zu reduzieren, wenn sie hier-r nanzielle Untersttzung erhlt. Das wre der wohl grte Einzelbeitrag zum Schutz des Klimasweltweit. Und nebenbei wrden die letzten Urwl-der mit ihrer enormen Vielalt an Panzen und Tie-ren sowie als Lebensraum etlicher Vlker bewahrt.

    Die USA sind keinMastab

    Es ist erreulich, wie Obama in Amerika einengrundlegenden Richtungswechsel eingeleitethat. Trotzdem bleibt der Energieverschwender USAder grte Bremser au dem Weg zu konkreten Fest-legungen in Kopenhagen. Aber egal wie sie sich inKopenhagen verhalten: Au keinen Fall dren dieUSA r uns zum Mastab und zur Entschuldi-gung werden. Denn wenn die Staatsches sich nurau den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen,bedeutet das nichts anderes als die grtmglicheKlimakatastrophe.

    Von Kopenhagen muss eine klare Ansage anBundes- wie Kommunalpolitiker, Managerinnenund Ingenieure ausgehen, dass jetzt die Weichenr den Einstieg in die solare Weltwirtschat ge-stellt werden. Und an Konsumentinnen und Kon-sumenten, dass wir unsere Lebensstile gehrig inFrage stellen mssen. Nur dann werden Wohlstandund Gerechtigkeit eines Tages r alle Menschengreibar sein. Es muss uns gelingen, das ossile Zeit-alter zu beenden, lange bevor wir alle Vorrte an l,Gas und Kohle verbraucht haben. Sonst macht dasKlima uns das Leben au der Erde z ur Hlle.Aber warum sollte es nicht gelingen? Die Steinzeitist auch nicht zu Ende gegangen, weil die Steineausgegangen sind. Sondern weil die Menschen einStck schlauer geworden sind.

    KlimaclipFr ein Klima der Gerechtigkeit

    www.youtube.com/boellstiftung

    olarbetriebenes Fahrrad in Hangzhou, China. Das Rad

    mit 0.6 Quadratmeter Solarzellen wrde in der Serienpro-

    uktion rund 498 Euro kosten.

    Wrmer ist uncool 7

    Grati in Dominica: Rettet die Natur Keine Abholzung Keine ausgetrockneten Flsse Kein Bergbau

  • 8/14/2019 Klimabeilage "Kopenhagen 2 Grad - Wrmer ist uncool"

    5/7

    beleuchten, hinterragen, was das mit Gerechtigkeit zu tun

    hat. Klicken Sie sich ein! Hier nden Sie pointierte Mei-

    nungen, lustige Fotos, kurze Video-Clips und jede Menge

    weiterhrende web-links rund um die Themen Klima und

    Gerechtigkeit.

    Und Sie selbst knnen mitmachen! Geben Sie einen Kommen-

    tar ab, bringen Sie Ihr Wissen ein. Au Ihre Rckmeldungen

    reuen sich Lili Fuhr und Tilman Santarius.

    www.klima-der-gerechtigkeit.de

    Brasilien

    der Gruppe der rasch wachsenden Schwellenln-er spielt Brasilien eine Sonderrolle. Laut Energiebi-nz ist es eines der grnsten Lnder der Welt: Etwa

    5 Prozent des Stroms stammen aus der CO2-armenWasserkrat, hinzu kommt ein steigender Einsatz von

    grartreibstoen. Mit einem Anteil von 45 Prozent er-

    neuerbarer Energien am Primrenergieverbrauch istBrasilien Weltspitze. Der Durchschnitt in den Indus-trielndern liegt bei 6,2 Prozent. Aber der CO2-Musterknabe wandelt sich zumSchmuddelkind, wenn Emissionen aus der Entwal-dung und der Landwirtschat eingerechnet werden.Etwa zwei Drittel der Emissionen entstehen beimAbbrennen von Wldern. Rechnet man sie in die na-tionale Bilanz ein, rckt Brasilien au Platz n derWeltverschmutzer vor.Bei den internationalen Verhandlungen bringt Bra-silien daher die Vernichtung des amazonischenRegenwalds au die Tagesordnung. Die Regierungwartet indes nicht ab, sondern hat bereits einen Planvorgelegt, der die Entwaldung in Amazonien bis 2017um achtzig Prozent im Vergleich zum Durchschnittder Jahre 2005/06 verringern soll.Um diese Ziele zu erreichen, braucht es Geld etwaeine Milliarde pro Jahr. Die Regierung hat einen Ama-zonasonds augelegt, in den Norwegen bereits 100Millionen US-Dollar eingezahlt hat. Die Bundesre-gierung will sich vorlug nur mit 18 Millionen betei-ligen. Es wre ein wichtiger Schritt r den Schutz derRegenwlder weltweit, wenn das geplante Abkom-men in Kopenhagen alle Industrielnder zur Bereit-stellung von ausreichend Finanzen bewegen knnte.

    Von Thomas Fatheuer

    Klima der Gerechtigkeit ein Blog der Heinrich-Bll-Stiftung

    Sie mchten Inormationen

    zur Klimapolitik stets ak-

    tuell verolgen und leicht

    verstndlich nachvollziehen

    knnen? Die Heinrich-Bll-

    itung bietet unter www.klima-der-gerechtigkeit.de einen

    ternet-Blog an.

    eit nun schon zwei Jahren spieen wir au diesem Blog ak-

    elle Entwicklungen rund ums Klima au, kommentieren,

    e Industrielnder tragen nach wie vor die Hauptverantwortung fr den Klimawandel. Sie mssen bei der

    ekmpfung des Treibhauseffekts vorangehen. Doch auch der Sden muss mitmachen. Vier Schwellenlnder zei-

    en, wie das geht und das obwohl in diesen Lndern mehr al s die Hlfte der rmsten Menschen der Welt leben.

    Die Vorreiter des Sdens

    ChinaDas bevlkerungsreiche China ist nach den USAdas Land mit den meisten Treibhausgasemissi-onen in Summe. Pro Kop und Jahr allerdings liegtChina mit gut 4 Tonnen CO2 noch bei knapp einem

    Drittel des deutschen bzw. einem Fntel des US-amerikanischen Ausstoes. Nichts desto trotz hat diechinesische Regierung 2007 einen Nationalen Berichtber die Auswirkungen des Klimawandels und einenNationalen Aktionsplan zu seiner Bekmpung vor-gelegt.Die Energieintensitt der Wirtschat soll um 20Prozent gesenkt werden. Der Anteil nicht os-siler Energietrger soll bis 2020 um 16 Prozenterhht werden. Allerdings schliet das auch denBau von Grostaudmmen und Atomkratwer-ken ein. Zur Anpassung an den Wandel werdenlokale Untersuchungen vorgenommen und Pilotpro-

    jekte gestartet.Die Verringerung der Energieintensitt wird in dennchsten Fnjahresplan eingearbeitet. Sie lieesich leicht zu einem nationalen Ziel der CO 2 Re-duktion transormieren. Prsident Hu Jintao hat imSeptember 2009 bereits angekndigt, dass Chinabereit wre, in Kopenhagen ein verbindliches Reduk-tionsziel r den Anteil seiner Treibhausgasemissi-onen am Volkseinkommen einzugehen. Um dies zuerreichen, mchte China in Zukunt auch einen nati-onalen Emissionshandel einhren.Von Chen Jiliang und Kimiko Suda

    Die Vorreiter des Sdens

    China will die Energieintensitt seiner Wirtschaft um20%senken. SostehtesimnchstenFnfjahresplan.

    Die Heinrich-Bll-Stitung in Sdarikawww.boell.org.za

    Die Heinrich-Bll-Stitungin Indienwww.boell-india.org

    Die Heinrich-Bll-Stitungin Chinawww.boell-china.org

    Die Heinrich-Bll-Stitungin Brasilienwww.boell-latinoamerica.org

    Brasilien gewinnt fast die Hlfte seiner Energie aus Er-

    neuerbaren. Das Abholzen des Regenwaldes verschlech-

    tert jedoch die kobilanz.

    Alle Auslandsbros der Heinrich-Bll-Stitung fnden Sie au:www.boell.de/weltweit

  • 8/14/2019 Klimabeilage "Kopenhagen 2 Grad - Wrmer ist uncool"

    6/7

    berschrit 11

    Bll.Thema. Das Magazin der Heinrich-Bll-Stitung

    Ausgabe 2.2009Klima und Gerechtigkeit. Unterwegs nach Kopenhagen

    Ausgabe 1.2008 (nur als Download)

    Biodiversitt. Bedrohung und Erhalt

    Ausgabe 1.2009 (nur als Download)

    New Green Deal. Investieren in die Zukunft

    Schriften zur kologie, Hrsg. Heinrich-Bll-Stiftung

    Deutschlands Vorreiterrolle au dem PrstandKlimagerechtigkeit nach dem Greenhouse-

    Development-Modell

    Tilman Santarius, Berlin Oktober 2009, 32 S.

    Grne Wege aus der AutokriseVom Autobauer zum Mobilittsdienstleister

    Weert Canzler u. Andreas Knie, Berlin 2009, 32 S.

    Visionen kntigen Stdtebausund urbaner Lebensweisen Berlin, Juni 2009, 96 S.

    Download und Bestellung: www.boell.de/publikationen

    Ich bestelle die oben angekreuzten Publikationen

    Ich interessiere mich r die Arbeit der Heinrich-Bll-Stitung. Bitte senden Sie mir Inormationsmaterial zu.

    Frau Herr

    Name:

    Vorname:

    Institution:

    Anschrift:

    Telefon:

    E-Mail:

    Ihre Angaben werden gem Bundesdatenschutzgesetz vertrau-lich behandelt. Sie knnen jederzeit der Nutzung Ihrer Datenwidersprechen. Die Daten werden dann umgehend gelscht.

    Datum/Unterschrift:

    Bitte einsenden an: Heinrich-Bll-Stiftung, ffentlich-keitsarbeit, Schumannstrae 8, 10117 Berlin oder aufunserer Website eintragen: www.boell.de/kopenhagen

    Immer dringender stellt sich die Frage, wie der kolo-gische Umbau unserer Gesellschaten vorangetriebenwerden kann. Der Klimawandel verlangt von allen denschnellen Umstieg au kohlenstoreies Wirtschaten.

    Investieren in die ZukuntWir mssen uns vom ossilen Industriezeitalter ver-abschieden, erneuerbarer Energien und Rohstoerdern. Das erordert tiegreiende politische Re-ormen und technische Innovationen in groem Stil.Es geht um nichts weniger als um die kologischeTransormation des globalen Kapitalismus.

    Der Global Green New Deal steht r einen langri-stig angelegten Politikentwur, der den Zielen ko-logischer Nachhaltigkeit, sozialer Gerechtigkeit undgleichberechtigter Teilhabe im internationalen Kon-text verpfichtet ist. Die Heinrich-Bll-Stitung siehtdarin Chancen r unternehmerische Initiative, neueArbeitspltze, neue Mrkte und einen ebenso ve rant-wortungsbewussten wie genusshigen Lebensstil.

    Eine rasche konomische Transormation ist mg-lich, viele Technologien stehen bereits zur Vergung.Doch nicht jede technologische Innovation ist kolo-gisch vertretbar oder sozial. Technologische Irrwegeund Sackgassen mssen politisch verhindert werden.

    EcoFair rules - Von Doha nach Rom, Gen und KopenhagenGibt es eine Rckkehr zur nachhaltigen lndlichen Entwick-lung Konerenz, 12.1.2010, in Kooperation mit Misereor,Mit u.a.: O. de Shuttler (UN-Sonderbeauftragter), J. Sayer

    (Misereor), B. Unmig (Heinrich-Bll-Stiftung)

    Die groe Transormation, Konerenz, 29./30.4.2010, inZusammenarbeit mit dem Center or American Progress,IDEAS (Spanien), Green European Foundation, u.a.

    ERENE eine Europische Gemeinschat r ErneuerbareEnergien. Eine Machbarkeitsstudie von Michaele Schreyerund Lutz Mez. Hrsg. Heinrich-Bll-Stitung. 2008, 96 S.ERENE im Netz: www.erene.org

    Au dem Weg zu einem Green New Deal.Die Klima- und die Wirtschatskrise als transatlantischeHerausorderungen. Ein Strategiepapier von Hilary French,Michael Renner und Gary Gardner

    ndien

    ro Kop und Jahr liegen die TreibhausgasemissionenIndien mit rund 1,8 Tonnen weit unter den 20 Ton-

    en in den USA beziehungsweise den 11 Tonnen ineutschland. Wegen seines Bevlkerungsreichtumst das Land aber bereits der viertgrte Treibhaus-asemittent weltweit. Daher spielt Indien eine wich-ge Rolle r das Klimaabkommen von Kopenha-en. Weil es aber zu den Schwellenlndern gehrt,

    dem Armut noch weit verbreitet ist, wird nichtwartet, dass das Land internationale Reduktions-rpichtungen eingehen wird.

    ntsprechend hat Indien bislang noch keine natio-alen Ziele zur Treibhausgasreduktion bestimmt.est steht aber, dass Indien die Treibhausgasinten-

    tt in der Wirtschat bis zum Jahr 2020 um 15 bis0% verringern will. Auch die Ziele zum Ausbau derolarenergie knnen sich sehen lassen: 20 Gigawattstallierte Solarstromkapazitt bis 2020, 100 Giga-att bis 2030 und 200 Gigawatt bis 2050. Zudem hater Umweltminister Indiens angekndigt, bis 2011nen verpichtenden Efzienzstandard r Autosnhren zu wollen.

    Weil das Land besonders stark von den Auswirkungenes Klimawandels betroen ist, wird Indiens Klima-olitik zunchst mehr durch Manahmen zur Anpas-ng an den Klimawandel als durch Manahmen zur

    missionsminderung geprgt sein, Die Regierung hat

    bereits groe Auorstungsprogramme angekndigt,Notallmanahmen gegen berutungen und gegenDrren sowie Programme zur Sicherung der Kstenund auch der Gletschergebiete, die ein zentrales Was-serreservoir r den Subkontinent darstellen.Von Sanjay Vashist

    SdarikaSdarika hat im Jahr 2008 eine Strategie zur Reduk-tion seiner Treibhausgasemissionen vorgelegt, obwohles als Entwicklungs- bzw. Schwelle nland laut Kyoto-Protokoll nicht dazu verpichtet wre. Doch gemessenam Niveau der pro-Kop-Emissionen rangiert Sdari-ka weltweit unter den zwanzig grten Verschmut-zern. Bisher werden rund neunzig Prozent der Elektri-

    zitt aus Kohlekratwerken gewonnen.Bis 2020/25 sollen die Gesamtemissionen Sdari-

    kas ihren Hchststand erreicht haben und ab 2035

    schrittweise gesenkt werden durch verbesserte Ener-

    gieefzienz, Investitionen in erneuerbare Energien,

    neue Technologien r Kohlekratwerke (CO2-Abschei-

    dung und -speicherung) und eine Modernisierung des

    Transportwesens. Eine CO2-Steuer r die Industrie

    und r verbrauchsstarke Luxusahrzeuge soll schon

    in den kommenden Jahren eingehrt werden. Auch

    Investitionen in die Nuklearenergie sind vorgesehen,

    wenngleich Umweltschutzgruppen den Ausbau der

    Atomwirtschat als gehrlichen Irrweg kritisieren, der

    gar nicht ntig wre, um Sdarikas Ziele zu erreichen.

    Von Antonie Nord

    0 Die Vorreiter des Sdens

    Indienwillbis 2011einenverpfichtende

    n Ezienzstan-

    dardrAutoseinhren.

    Sdafrikawill ab 2020/25seine Emissionen u.a. durch

    Investitionen in erneuerbare Energien senken.

  • 8/14/2019 Klimabeilage "Kopenhagen 2 Grad - Wrmer ist uncool"

    7/7

    Fr ein Klima

    der Gerechtigkeit

    Die Heinrich-Bll-Stitung isteine Agentur r grne Ideenund Projekte, eine reormpolitischeZukuntswerkstatt und ein inter-

    nationales Netzwerk mit weit ber

    100 Partnerprojekten in rund 60

    Lndern.

    Demokratie und Menschenrechte

    durchsetzen, gegen die Zerstrung

    unseres globalen kosystems ange-

    hen, patriarchale Herrschatsstruk-

    turen berwinden das sind die

    Ziele, die das Denken und Handeln

    der Heinrich-Bll-Stitung und das

    ihrer Partner bestimmen.

    Die Energiepolitik globalverndern

    Der globale Temperaturanstieg

    muss auf unter zwei Grad Celsius

    begrenzt werden.

    Alle tragen Verantwortung

    fr den Klimaschutz

    Daher mssen die Bemhungen zur

    Abschwchung des Klimawandels

    und zur Anpassung air und sozial

    sein.

    Schutzbedrftige verdienenunsere Untersttzung

    Schon heute leiden viele Menschen

    in den Lndern des Sdens an den

    Folgen des Klimawandels.

    Zur Erreichung der Klimaziele

    braucht es eine nachhaltige An-

    passungspolitik

    Die hat die grten Erolgsaus-

    sichten, wenn die Vorhaben Ge-

    schlechtergerechtigkeit bercksich-

    tigen.

    Heinrich-Bll-Stitung Schumannstrae 8 10117 Berlin T 030 285 34-0 [email protected] www.boell.de

    Die Stiftung als Akteur in der internationalen Klima- und Energiepolitik

    Unsere Haltung in der Klima- und Energiepolitik