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Charité Universitätsmedizin Berlin Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie www.charite.de/psychiatrie Dr. med. Meryam Schouler-Ocak [email protected] (Klinikdirektor: Prof. Dr. med. Andreas Heinz) Interkulturelle Aspekte in der Arbeit mit Familien Fachtagung Mädchennotdienst 16.3.2011

(Klinikdirektor: Prof. Dr. med. Andreas Heinz) … · Charité – Universitätsmedizin Berlin Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Dr. med. Meryam Schouler-Ocak [email protected]

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Charité – Universitätsmedizin BerlinKlinik für Psychiatrie und Psychotherapie

www.charite.de/psychiatrie

Dr. med. Meryam [email protected]

(Klinikdirektor: Prof. Dr. med. Andreas Heinz) Interkulturelle Aspekte in der Arbeit mit Familien

Fachtagung Mädchennotdienst 16.3.2011

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Migrationsprozess nach C E SluzkiMigrationsprozess nach C. E. Sluzki

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Belastende Faktoren

EinsamkeitH i hHeimwehStatusverlustSprachliche ProblemeAufenthaltsstatusAufenthaltsstatusArbeitslosigkeitÖkonomische Unsicherheit, Armut Schlechte WohnverhältnisseSchlechte WohnverhältnisseSchlechte BildungOffener und latenter RassismusStigmatisierungDiskriminierungserfahrungenDissonanzen zwischen Normen und Werten

der Herkunftsgesellschaft der Aufnahmegesellschaft

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Protektive FaktorenProtektive Faktoren

Starker Glaube (Religion, aber auch andere Ideologien) schützt vor psychischer Störung

Tradition: sowohl protektiver (Identitätsstiftung) als auchTradition: sowohl protektiver (Identitätsstiftung) als auch Risikofaktor (mangelnde Integration: Segregation)

Einfluss der Familien: stärkster protektiver Faktor, aber hohe emotionale Belastung und mangelnde Integration

Sprache: Reden können

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In der Familie gesprochene Sprache

45

137

andere

keine Angaben

34

15

türkisch

polnisch

388

39

deutsch

russisch

388

0 100 200 300 400 500

deutsch

(Schouler-Ocak et al., 2008)

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Interkulturelle Kompetenz:p

sich über den kulturellen Hintergrund anderer kundig machen g gkönnensich über den kulturellen Hintergrund des eigenen Handelns klarer werdensich die Relativität von Werten bewusst zu seinStereotypien nicht zu erliegensich verbal und nonverbal für beide Kulturen akzeptabel pausdrücken könnenmit Menschen unterschiedlicher Kulturen gemeinsame Realitäten und Lösungen finden zu könnenmit Dolmetschern arbeiten zu können

• (Hegemann und Slaman 2001)(Hegemann und Slaman 2001)

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G dl i t k lt ll th ti hGrundlagen interkulturell-therapeutischer Kompetenz

Interesse und Wertschätzung als BasisKenntnisse der eigenen kulturellen IdentitätArbeit mit Kulturvermittlern die auch qualifiziert dolmetschenArbeit mit Kulturvermittlern, die auch qualifiziert dolmetschen Beachten und Erkennen der Idioms of distressKrankheitsverständnis des Patienten beachtenAusarbeiten kulturell passender Erklärungen und BehandlungsangeboteBiographie beachteng p

(modifiziert nach Kirmayer 2001)

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B i i l fü k lt ifi h B d h itBeispiel für kulturspezifische Besonderheit

•Wert- und Sinnfragen des Lebens: Ehre

•Türk SprichwortTürk. Sprichwort•„Es ist besser, das Leben als die Ehre zu verlieren“ •„Die Ehre ist das Einzige, wofür es sich lohnt zu leben“-

•Semantisch lässt sich die Ehre in drei Hauptbereicheaufteilen:

Namus = EhreSeref = EhreOnur = Ehre

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• Namus = Ehre die Gefühle eines Menschen, die er gegenüber den moralischend e Ge ü e e es e sc e , d e e gege übe de o a sc e

regeln hatnamuslu = ehrenhaft: eine Person, die nach den Regeln der Moral lebt

h h ft i P di di R l d M lnamussuz= unehrenhaft: eine Person, die die Regeln der Moralmißachtet, mit den Füßen tritt

bezieht sich bei der Frau vor allem auf die Sexualität, Keuschheit und Enthaltsamkeit

kann nicht erworben werdeneine Frau kann nur namus besitzen oder diese beflecken bzw. verliereneine Frau kann nur namus besitzen oder diese beflecken bzw. verlieren

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• Seref = Ehre:• Seref = Ehre: der Wert, der durch den Respekt einem anderen entgegengebracht

wirdserefsizlik=Unehrenhaftigkeit: die Situation seine Ehre nicht

schützen zu könnenseref bezieht sich auf Männerseref können nur Männer besitzenspielt in den öffentlichen und politischen Beziehungen eine Rollebezieht sich auf die Stellung des Mannes in der Gesellschaftbezieht sich auf die Stellung des Mannes in der Gesellschaftmit Ehrbegriff des Mannes wird Männlichkeit, Stärke,

Selbstbewußtsein assoziiertV l t d Eh i t it d öff tli h V l t d G i ht “Verlust der Ehre ist mit dem öffentlichen Verlust des „Gesichts“

gleichzusetzen• Onur = Ehre:

Ehrgefühl, stolz sein auf, sich geehrt fühlen

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WerteweltWertewelt der Deutschen (DT), Deutsch-Türken (TiD) und Türken (Tü)

(INFO GmbH, Berlin, ILJEBERG International Research, Nov. 2009)

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DT TiD TüKein Mitspracherecht bei der Wahl des Eh t

5 % 48 % 68 %Ehepartners

Zulassung gleichgeschlechtlicher Ehen 57 % 30 % 16 %

Geben an, an Gott zu glauben 51 % 89 % 98 %

Erziehung ist Frauensache 9 % 32 % 52 %

Mann repräsentiert die Familie nach außen 15 % 41 % 62 %p 15 % 41 % 62 %

Jungfräulichkeit als Grundvoraussetzung für die Eheschließung

6 % 48 % 72 %Eheschließung

(INFO GmbH, Berlin, ILJEBERG International Research, Nov. 2009)

Charité – Universitätsmedizin BerlinKlinik für Psychiatrie und PsychotherapieMigranten-Miliues

SINUS SOCIOVISIONSINUS SOCIOVISION

(Presseinformation. vhw‐Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e.V., 2009)

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Türkischstämmige Migranten bilden keine homogene Gruppe –g pp

SINUS SOCIOVISION

(Presseinformation. vhw‐Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e.V., 2009)

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Rollenbilder in Migranten-Milieus

• In dem überwiegenden Teil der Migranten-Miliues herrschen traditionelle Rollenbilder vor

• Miliues, in denen Gleichberechtigung als gesellschaftlicher Wert Fuss gefasst hat, decken sich teilweise mit denen der deutschen Gesellschaft

• Hier handelt es sich um gut ausgebildete Migrantinnen und Migranten

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Rollenbilder in Migranten-MilieusA3 R li iö l Mili (19 %)A3 Religiös-verwurzeltes Miliue (19 %)

- Archaisch, bäuerlich geprägtes Miliue, verhaftet in den sozialen und li iö T diti d H k ft ireligiösen Traditionen der Herkunftsregion

- Traditionell patriarchalische Rollen- und Aufgabenteilung- Ungebrochene Identifikation mit den klassischen

Geschlechterstereotypen

Rollenbild männlich:Rollenbild männlich:Ernährer und Beschützer seiner FamilieFührt seine Familie, vertritt sie nach außen und kümmert sich um den guten RufGradlinig aufrichtig ehrenvoll und tapferGradlinig, aufrichtig, ehrenvoll und tapferArbeitet bis zum „Umfallen“ für seine FamilieErfüllt seine religiösen Pflichten und vermittelt seinen Kindern die richtigen WerteWerte

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Rollenbilder in Migranten-MilieusA3 R li iö l Mili (19 %)A3 Religiös-verwurzeltes Miliue (19 %)

Rollenbild weiblich

V i ht t lä i ll hä li h Täti k itVerrichtet zuverlässig alle häuslichen Tätigkeiten Ordnet sich unter und ist immer für ihren Mann und vor allem für ihre Kinder da Ist bescheiden, fleißig, treu und pflichtbewusst Mütterlich, warmherzig und respektvollAchtet auf die Einhaltung der moralischen und religiösen Gebote in der Familie

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Rollenbilder in Migranten-MilieusA 23 T di i ll G b i ili (14 %)A 23 Traditionelles Gastarbeitermilieu (14 %)

- Traditionelle Arbeitsmigranten, die den Traum einer Rückkehr in die H i t f b h bHeimat aufgegeben haben

- Traditionelle Vorstellung von der männlichen und weiblichen Rolle:Eine Frau findet ihre Erfüllung in erster Linie in der Familie und sucht im Mann jemanden, den sie respektieren kann

Rollenbild männlich:Rollenbild männlich:Ernährer der Familie, die Frau darf dazu verdienenMuss hat arbeiten, zielstrebig sein und für seine Familie sorgen könnenZuständig für äußere“ Angelegenheiten der Familie und fürs Technische undZuständig für „äußere Angelegenheiten der Familie und fürs Technische und HandwerklicheDominant und gibt den Ton an, wenn er seine Familie beschützt darf er auch mal grob seinDarf gelegentlich über die Strenge hauen, wenn er seiner Familie gegenüber ehrlich und solidarisch ist

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Rollenbilder in Migranten-MilieusA 23 Traditionelles Gastarbeitermilieu (14 %)

Rollenbild weiblich:Kümmert sich um den Haushalt und die KinderMenschlich klug intuitiv und klug deshalb zuständig für innere Harmonie in derMenschlich, klug, intuitiv und klug, deshalb zuständig für innere Harmonie in der FamilieSauber, fleißig, ordentlich, gut organisiert und verantwortungsbewusstGeduldig hilfsbereit opfernd verständnisvoll gibt Liebe und GeborgenheitGeduldig, hilfsbereit, opfernd, verständnisvoll, gibt Liebe und GeborgenheitDarf ihren Mann gelegentlich zu Hilfstätigkeiten im Haushalt verpflichten

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Rollenbilder in Migranten-MilieusSi BC3 H d i ti h bk lt ll Mili (18 %)Sinus BC3 Hedonistisch- subkulturelles Milieu (18 %)

• Die unangepasste zweite Generation mit defizitärer Identität und Perspektive, die Spaß haben will und sich den Erwartungen der Mehrheitsgesellschaft verweigertverweigert

• Starke Rollenkonflikte: Stilisierung überkommener Geschlechtersymbolik im Widerstreit mit Freiheits- und Entpflichtungssehnsüchten; konfligierende Rollenzuschreibungen und Bedürfnisse von Frauen und MännernRollenzuschreibungen und Bedürfnisse von Frauen und Männern

Rollenbild männlich:• ist stark hart selbstbewusst ohne Komplexe und genießt Respekt• ist stark, hart, selbstbewusst, ohne Komplexe und genießt Respekt• ist Versorger und Beschützer der Familie, verdient das Geld und gibt seiner

Frau Sicherheit und Geborgenheit• ist zielstrebig erfolgreich risikobereit und mutig• ist zielstrebig, erfolgreich, risikobereit und mutig• ist faul, aggressiv, gewalttätig und untreu• ist naiv, kindisch, hilfsbedürftig, abhängig von Anerkennung, braucht eine

"Mama"Mama• ist ein fairer Partner, ein guter Vater, ist offen und ehrlich, liebesfähig und

verständnisvoll

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Rollenbilder in Migranten MilieusRollenbilder in Migranten-MilieusSinus BC3 Hedonistisch- subkulturelles Milieu (18 %)

Rollenbild weiblich:• ist weich, sensibel, gefühls- und verständnisvoll, gibt Wärme, Liebe und

GeborgenheitGeborgenheit• ist Hausfrau und Mutter, kümmert sich um die Kinder, ist fleißig, sozial

kompetent und kommunikativ• ist berufstätig selbstständig und selbstbewusst kann gut organisieren und• ist berufstätig, selbstständig und selbstbewusst, kann gut organisieren und

mehrere Dinge auf einmal tun• ist schutzbedürftig, hektisch und leicht beeinflussbar, ist eifersüchtig und

nervend• kleidet und verhält sich weiblich, ist sexy, hat eine schöne Stimme und lange

Haare• ist emanzipiert, wehrt sich gegen patriarchalische Zumutungen.

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SINUS Sociovision hat einen sog. SINUS Sociovision hat einen sog. „Wendekreis der Gleichstellung“ herausgearbeitet, der die Grenze der Geschlechter-Gleichstellungsakzeptanz zwischen den Milieus darstelltMilieus darstellt

Abgleich der hier identifizierten Milieus mit der Darstellung der H k ft th iHerkunftsethnien:Migrantinnen und Migranten 2. Generation aus der Türkei, Ex-Jugoslawien und aus südeuropäischen Ländern habenGleichstellung für sich adaptiert

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Verschiedene Studien konnten ein höheres Risiko für das Vorliegen psychischer Beschwerden wie Depression Ängstlichkeit oder ein erhöhtesDepression, Ängstlichkeit oder ein erhöhtes

Suizidrisiko bei Menschen mit Migrationshintergrund aufzeigen.

Migration(J l 1992 H & M ñ 2000 M b h t l 2008)(Jerusalem, 1992; Hovey & Magaña, 2000; Merbach et al. 2008)

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Suizidraten unter M h it Mi ti hi t dMenschen mit Migrationshintergrund

in Deutschland im Allgemeinen niedriger l b i Ei h i i hals bei Einheimischen

Niedrigen Raten können jedoch auch daran liegen dass die Statistiken zuNiedrigen Raten können jedoch auch daran liegen, dass die Statistiken zu Suizid sich nur auf die Menschen mit ausländischer Nationalität beziehen

(R t l 1998 R t l 2000 R & S 2001 R & Z b 2004)(Razum et al. 1998; Razum et al. 2000; Razum & Swamy, 2001, Razum & Zeeb, 2004)

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Suizidalität bei Menschen mit türkischem Migrationshintergrund

Analyse der Todesursachenstatistik 1980-1997

Suizidraten niedriger als bei Deutschen (Relatives Risiko: 0,3)

Rate bei jungen türkischen Frauen fast doppelt so hoch wie bei gleichaltrigen einheimischen Frauen(Relatives Risiko:1,8)

(Razum & Zeeb, 2004)

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Suizidalität bei Menschen mit türkischemSuizidalität bei Menschen mit türkischem Migrationshintergrund

Suizidversuche in der AkutpsychiatrieSuizidversuche in der Akutpsychiatrie(32,2% türkische Migranten)

Erhöhtes Risiko um den Faktor 3,02 wenn • MigrantenstatusMigrantenstatus,• niedriges Alter und • weibliches Geschlecht

gleichzeitig vorlagengleichzeitig vorlagen (Grube, 2004)

Suizidversuche von türkischen Migranten in der NotfallstationNotfallstation

Gruppe mit höchstem Risiko: o Zweite Generation, davon

75 6% Frauen Durchschnittsalter: 22 6 Jahro 75,6% Frauen, Durchschnittsalter: 22,6 Jahr(Yilmaz & Riecher-Rössler, 2008)

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Suizidalität bei Menschen mit türkischemSuizidalität bei Menschen mit türkischem Migrationshintergrund

Türkische Migranten (Alter 16‐24) haben signifikant mehr Suizidgedanken (38,1%) 

im Vergleich zu niederländischen Altersgenossen (17,9%) 

im Vergleich zu marokkanischen Altersgenossen (12,8%)

→ Rate der türkischen Mädchen und Frauen: 45,5%→ Rate der türkischen Mädchen und Frauen: 45,5% 

(van Bergen et al., 2008)

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Suizidraten und Suizidprävention bei Berliner Frauen mit türkischemSuizidraten und Suizidprävention bei Berliner Frauen mit türkischem Migrationshintergrund

vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert

Psychiatrische Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig-KrankenhausGroße Hamburger Straße 5 – 11

10115 Berlin

in Kooperation mitUniversitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (Prof. Dr. med. Uwe Koch)

Berliner Bündnis gegen Depression e.V.Berliner Krisendienst Region Berlin-Mitte

Projektleitung: Prof. Dr. med. Andreas HeinzStudienleitung: Dr. med. Meryam Schouler-Ocak

Schirmherren: Prof. Dr. med. Jürgen Zöllner, Dr. med. Frank Ulrich Mongomery

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Zi l d St diZiel der Studie

Senkung der S• Inzidenz von Suiziden und

• Suizidversuchen bei Berliner Frauen mit türkischem Migrationshintergrund über eine primärpräventive g g p pIntervention

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Zeitlicher Ablauf2009 2011Monat 1-6 Monat 7- Monat 13-36

12/18Entwicklung: FokusgruppenFokusgruppen

Durchführung: gMedienkampagne, Hotline, MultiplikatorenschulungEvaluation:Evaluation: 1) Erfassung Suizidraten2) Erfassung der

S i id hSuizidversuchsraten 3) Epidem. Befragung

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Fokusgruppen: Gesprächsleitfaden(gestellte Fragen)

1. Wie könnte sich eine psychische Krise bei einer Frau mit türkischem p yMigrationshintergrund typischerweise äußern?

2. Was könnte so schwerwiegend sein, dass eine türkische Frau oder ein türkisches Mädchen sich das Leben nehmen möchte?

3. Wie könnte sich eine solche Krise bei türkischen Frauen auf ihr Leben auswirken?

4. Wohin bzw. an wen kann sich eine Frau wenden, wenn sie in einer Krise i t? W i d di Z b i ?ist? Was sind die Zugangsbarrieren?

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Hintergründe J FJunge Frauen u. a.

• Verbote/Einschränkungen Dr ck on der Familie oder Ge alt Z angs erheirat ng• Druck von der Familie oder Gewalt, Zwangsverheiratung

• Identitätsprobleme, Zwischen zwei Kulturen sein

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Hintergründe gHeiratsmigrantinnen u. a.

• Erwartungen und Träume werden nicht erfüllt• Sprachprobleme• Anpassungsprobleme an deutsche Gesellschaft und Familie des Mannes • Lebensstil der Heimat kann nicht vermittelt werden

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ZugangsbarrierenZugangsbarrieren Wohin bzw. an wen kann sich eine Frau wenden, wenn sie in einer Krise ist?

• Suizid ist ein Tabuthema • Angst, dass es jemand erfährt • Jeder kennt jeden

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ZUGANGSBARRIEREN Zugangsbarrieren

• Fehlende Information über Hilfseinrichtungen• Zu wenig Angebote in türkischer Sprache• Stigmatisierung von (psychisch) Kranken• Stigmatisierung von (psychisch) Kranken• Geheimhaltung: Verbergen von Hilfesucheverhalten

Bedürfnis, anonym zu bleibenFrauen gehen eher zum HausarztFrauen gehen eher zum Hausarzt

• Abblocken von Hilfsangeboten: „Probleme werden in der Familie gelöst“.

• Durch Diskriminierung: Misstrauen gegenüber deutschen• Durch Diskriminierung: Misstrauen gegenüber deutschen Hilfseinrichtungen

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Interventionen:Inhalte der Gesundheitskampagne

1. Medienintervention

I l k l tü ki h M di (T it R di B li F t Pl k t )In lokalen türkischen Medien (Tageszeitungen, Radio, Berliner Fenster, Plakate) werden regelmäßig Beiträge zu den Themen  Konflikte, Krisen, Depression, 

Suizidalität und Hilfsangebote in Berlin durchgeführt. 

Beginn: 22. Juni 2010

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Interventionen:Interventionen:Inhalte der Gesundheitskampagne

2. Multiplikatorenschulungen

Multiplikatoren also Personen die im regelmäßigem professionellen Kontakt mit derMultiplikatoren, also Personen, die im regelmäßigem professionellen Kontakt mit der Zielgruppe arbeiten, werden in interaktiven Workshops qualifiziert.

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Interventionen:I h lt d G dh it kInhalte der Gesundheitskampagne

3. Telefonhotline

Einführung einer deutsch‐türkischen Krisenhotline, an die sich Menschen in Krisensituationen wenden können.Krisensituationen wenden können.

Montags‐Freitags 9‐16h

(B i 22 J i 2010 fü 9 M )(Beginn: 22. Juni 2010 für 9 Monate)

In Kooperation mit dem Berliner Krisendienst, Region Mitte

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Homepage

www.beende-dein-schweigen.de

www.suskunlugunasonver.de

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