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Kohärenz
Kohärenz ist ein komplexes Phänomen, an dem verschiedene Mechanismen beteiligt sind
Kohärenz ist ein Produkt mentaler Prozesse und keine Texteigenschaft
Kohärenz resultiert aus dem Zusammenwirken von Produzent, Text und Rezipient
Kohärenz entsteht aus dem Zusammenwirken von Wissensbeständen und grammatikalischen Strukturen (top down und bottom up)
Kohärenz
Arbeits-speicher
(2-5 Teilsätze, 8-20 sec wörtlicher Text)
Episodisches Gedächtnis
(kontext-gebundene mentale Re-präsentation des Texts; „persönliches Wissen“)
Semantisches Gedächtnis
(dekontext-ualisierte mentale Re-präsentation des Texts; „Geteiltes Wissen“)
Grammatische Strukturen als „cues“
Ein Gedächtnismodell
KohärenzSemantische Netze
(hierarchisch)
Warmblütler
Vögel Säugetiere
Primaten PaarhuferPinguine Singvögel
Königspinguin Rotkehlchen
Saatkrähe
Orang Utan
Gorilla
Kohärenz
Tür
Wand Keller
Fenster
Dach
Haus
durch-sichtig
dünn
zerbrech-lich
Glas
Semantische Netze
eckig
hart
schwer
rot/grau
Ziegel
Kohärenz
Heim
Schutz
wohnen
Tür
Wand
Keller
Fenster
Dach
Haus
Frame
KohärenzSchema
Restaurantbesuch
Betreten Essen Verlassen
Tür öffnen Tisch suchen Karte lesen Bestellen Essen Zahlen Aufstehen
KohärenzPlan
Muster, die zu einem bestimmten Ziel führen:
• schnell Essen gehen: Besuch eines Fastfood Restaurants
• gut Essen gehen: Besuch eines Gourmetlokals
• billig Essen gehen: Würstlstand
Skript
Standardisierter Plan, der oft ausgeführt wird
Kohärenz Mentale Textstrukturen:
Hierarchisch: Knoten sind nach „oben“ und nach „unten“ mit hierarchisch angrenzenden Knoten verbunden
Sequentiell: Knoten sind mit sequentiell vorhergehenden und nachfolgenden Knoten auf der gleichen Ebene verbunden
Kohärenz Vom Text zur mentalen Repräsentation:
Äußerung Propositionen und ihre Verbindungen
Situationsmodell (sprachliches Material wird in Hintergrundwissen integriert)
Äußerungen sind „unterspezifiziert“, d.h. dass in ihnen nur ein Teil der intendierten Bedeutung kodiert wird, der Rest wird auf der Basis des Rezipientenwissens erschlossen
Kohärenz
Kohärenz Kohärenzmechanismen:
Referentielle Kohärenz: Wiederholte Verweise auf dieselbe Einheit ( Kohäsion)
Relationale Kohärenz: Bedeutungsrelationen, die zwei Textsegemente miteinander verbinden:
Sprachliche Realisierung: Junktionen Semiotische „Signalisierung“: z.B. gepunktete Listen Interpretation durch RezipientInnen:
Hintergrundwissen, Textsortenwissen
Kohärenz Relationale Kohärenz:
Welche Relationen gibt es? Welchen Status haben die Textelemente, die
durch eine Relation verbunden werden? Welche Relationstypen gibt es?
Kohärenz Z.B: Rhetorical Structure Theory (RST,
Mann & Thompson, 1987; http://www.sil.org/~mannb/rst): eine funktionale Theorie der Textstruktur, die auf folgenden Grundlagen beruht: Relationen Schemata Schema Anwendungen Textstrukturen
Kohärenz Relationen:
Bestehen zwischen zwei aneinandergrenzen-den Textabschnitten, die durch keinen anderen Textabschnitt unterbrochen werden
Bestehen (in den meisten Fällen) aus einem Nukleus: Jener Textabschnitt, der die zentrale
Information trägt Satellit: Jener Textabschnitt, der ergänzende
(periphere) Information trägt Sind universell, werden aber sprachspezifisch
realisiert
Kohärenz Relationsdefinitionen beinhalten:
Bedingungen für den Nukleus Bedingungen für den Satellit Bedingungen für die Kombination von Nukleus
und Satellit Die Beschreibung des Effekts (d.h. die von der
TextproduzentIn intendierte Wirkung bei den Rezipierenden)
Textanalysen (d.h. Relationszuschreibun-gen) sind Plausibilitätsurteile
Kohärenz Schemata definieren die strukturellen
Arrangements, die in durch Relationen verbundenen Textabschnitten (= Textspannen) (und Texten) auftreten können.
Fünf Möglichkeiten: Ein Nukleus + ein Satellit Ein Nukleus + mehrere Satelliten Exakt zwei Nuklei (z.B: Kontrast) Mehrere Nuklei mit einer bestimmbaren Relation (z.B:
Sequenz) Mehrere Nuklei ohne bestimmbare Relation (z.B.:
Gemeinsamkeit)
Kohärenz Schemaanwendungen und Textstrukturen:
Eine Textanalyse besteht aus der rekurrenten Anwendung von Schemata, die folgenden Bedingungen genügen soll: Vollständigkeit: Es gibt eine Schemaanwendung, die den gesamten Text umfasst. Verbundenheit: Jede Textspanne ist entweder eine minimale (= terminale) Einheit oder besteht aus Textspannen auf einem hierarchisch niedrigeren Niveau. Eindeutigkeit: Jede Textspanne kann auf einem hierarchischen Niveau nur durch eine einzige Schemaanwendung beschrieben werden. Adjazenz: Die Textspannen einer Schemaanwendung sind nur Bestandteil einer einzigen Textspanne auf der nächsthöheren Ebene.
Kohärenz1-4
1-3
Wie Radel (1996) inihrer Diplomarbeitanmerkt, wird unterDominanz dasMachtverhältniszwischen Partnern inBeziehungenverstanden.
List
Macht ist nachHuston (1983,zitiert in Radel,1996) diewillentlicheKontrolle, die einePerson über eineandere ausübt
und bei Corfman undLehman (1987, zitiertin Radel, 1996) wirdMacht als dieFähigkeit einerPerson, Einstellungen,Meinungen oderVerhalten eineranderen Person inbeabsichtigter Weisezu ändern,bezeichnet.
Hölzl & Kirchler(1998) zeigen in ihrerUntersuchung, dasssich dieMachtverteilungzwischen denPartnern auf dieBeeinflussungstaktikenauswirken, (...)
Elaboration
„Macht und Dominanz“
Kohärenz
Umstand (circum-stance)
S: S ist nicht hypo-thetisch
S setzt einen thematischen Rahmen in dem der/die Lesende N interpretieren soll
Der/die Lesende erkennt, dass S einen Inter-pretations-rahmen für N bietet
Relation Bedingungen für S oder N
Bedingungen für S und N
Intention der Schrei-benden
Kohärenz
Immer, wenn die Prüfungszeit beginnt,
leidet Hans an Magenschmerzen
Umstand
Kohärenz
Relation Bedingungen für S oder N
Bedingungen für S und N
Intention des Schreiben-den
Evidenz N: Die Lesende würde N nicht in dem Ausmaß glauben, den die Schreibende intendiertS: Die Lesende findet S glaub-würdig
Das Verstehen von S durch die Lesende erhöht ihre Überzeugung der Glaubwürdig-keit von N
Die Überzeugung der Lesenden von N wird erhöht
Kohärenz
Das Buchhaltungs-programm funktioniert wirklich gut.
Innerhalb kurzer Zeit konnte ich damit meine Steuererklärung für das Vorjahr erstellen.
Evidenz
Kohärenz
3-12
4-12
8-12
9-12
9-11
9-10
Kap. 2.2.: 361-547 Kap. 2.3.: 551-725
Antithes is Kap. 2.4.: 730-832
Volitional-result
Kap. 3.: 834-889
Interpretation
Kap. 2.1.: 290-356
Background
4-7
Background
5-7
Sequence
6-7
Kap. 2.1.: 200-270 Kap. 2.1.: 271-289
Antithes isKap. 1.2.: 178-194
Content-preparation
Kap. 1.2.: 90-178
Kap. 1.1.: 85-88
Content-preparation
1-2
Background
Kap. 1.1.: 17-76 Kap. 1.1.: 76-84
Evaluation
1-12
Kohärenz Die Funktion von Nuklearität:
Figur-Grund Relation eines Texts Symmetrie vs. Asymmetrie eines Texts
Relationale Propositionen:Jene Propositionen, die in einem Text nicht durch das Erkennen der propositionalen Struktur explizit inhaltlich, sondern durch das Erkennen der Relation zwischen den Textteilen vermittelt werden.
Kohärenz - Relationstypen RST:
Gegenstandsbezogene Relationen:
z.B.: Umstand, Bedingung, Elaboration, Evaluation etc.
Präsentations-relationen:
z.B.: Evidenz, Hintergrund, Rechtfertigung etc.
Multinukleare Relationen:
z.B.: Kontrast, Liste
Klassifikationsdimen-sionen nach Sanders, Spooren & Noordman (1992): kausal vs. additiv semantisch vs.
pragmatisch Anordnung der
Propositionen und der Textsegmente: übereinstimmend vs. nicht übereinstimmend
positive vs. negative Polarität
Basiert auf dem „Relationskriterium“: Kohärenzrelationen vermitteln Information, die über die der durch die beiden Propositionen, die sie verbinden, vermittelte Information hinausgeht (vgl. relationale Propositionen)
Kohärenz - Relationstypen semantische vs. pragmatische Relationen:
semantische Relationen: die entsprechende Relation besteht zwischen den zugrunde liegenden Propositionen („Er fiel hin, weil er über den Ast stolperte“).
pragmatische Relationen: die entsprechende Relation besteht auf der Ebene der Illokutionen. D.h. die Kohärenz des Texts lässt sich auf die Intention der ProduzentIn zurückführen („Er kommt nicht, denn er hat gerade angerufen“).
Kohärenz - Relationstypen Anordnung der Propositionen und der
Textsegmente: übereinstimmend: „Er stolperte über den Ast
und deshalb fiel er hin.“ nicht übereinstimmend: „Er fiel hin, weil er
über den Ast stolperte.“
Kohärenz - Relationstypen Positive vs. negative Polarität:
positive Polarität: Zwei Textsegmente, von denen keines verneint ist, werden durch die Relation verbunden („Er fiel hin, weil er über den Ast stolperte“)
negative Polarität: Zwei Textsegmente, von denen mindestens eines verneint ist werden durch die Relation verbunden („Er fiel hin, weil er nicht aufgepasst hatte.“)
Kohärenz - Relationstypen
Kohärenz - Propositionen
•Was sind Propositionen?
•Wozu werden sie in der Kohärenzforschung verwendet?
•Woraus bestehen Propositionen?
•Prädikate und Argumente
Kohärenz - Propositionen
•Darstellung von Propositionen (nach Bovair/ Kieras, 1985):
„Die dicke Katze fraß die graue Maus.“
P1 (FRESSEN KATZE MAUS)
P2 (MOD KATZE DICK)
P3 (MOD MAUS GRAU)
„Die Katze fraß die Maus schnell.“
P1 (FRESSEN KATZE MAUS)
P2 (MOD P1 SCHNELL)
Kohärenz - Propositionen
•Die Anordnung von Argumenten:
P1 (FRESSEN KATZE MAUS) vs.
P2 (FRESSEN MAUS KATZE)
P3 (MOD KATZE SCHWARZ)
P4 (WEIL A-WAHR B-WAHR)
Kohärenz - Propositionen
•Die Konstruktion von Propositionen:
•Verb-basierte Propositionen:
„Wissenschaftler nennen die Radiogalaxie DA240“
P1 (NENNEN WISSENSCHAFTLER RADIOGALAXIE DA240)
„Die Radiogalaxie wird von den Wissenschaftlern DA240 genannt“
P1 (NENNEN WISSENSCHAFTLER RADIOGALAXIE DA240)
Kohärenz - Propositionen
•Die Konstruktion von Propositionen:
•Verb-basierte Propositionen:
„Metalle werden verwendet.“
P1 (VERWENDEN $ METALL)
„Metalle können auf verschiedene Art verwendet werden.“
P1 (KÖNNEN $ P2)
P2 (VERWENDEN $ METALL)
Kohärenz - Propositionen•Die Konstruktion von Propositionen:
•Verb-basierte Propositionen:
„Asteroiden können Planeten beeinflussen.“
P1 (BEINFLUSSEN ASTEROIDEN PLANETEN)
P2 (MOD P1 MÖGLICH)
•Objektsätze:
„Astronomen glauben, dass Röntgensterne schwarze Löcher sind.“
P1 (GLAUBEN ASTRONOMEN P2)
P2 (ISA RÖNTGENSTERN SCHWARZES LOCH)
Kohärenz - Propositionen•Die Konstruktion von Propositionen:
• „Sein“:
„Die Korona ist die äußere Sonnenatmosphäre“
P1 (REF KORONA SONNENATMOSPHÄRE)
„Ein Klavier ist ein Tasteninstrument“
P1 (ISA KLAVIER TASTENINSTRUMENT)
• Modifikatoren (Adverbien und Adjektive):
„Die dicke Katze...“
P1 (MOD KATZE DICK)
Kohärenz - Propositionen•Die Konstruktion von Propositionen:
•Modifikatoren (Adverbien und Adjektive):
„Die dicke, schwarze Katze ...“
P1 (MOD KATZE DICK)
P2 (MOD KATZE SCHWARZ)
„Die Katze ist dick“
P1 (MOD KATZE DICK)
„Die Katze ist nicht dick“
P1 (MOD KATZE DICK)
P2 (MOD NEGATION P1)
Kohärenz - Propositionen• Propositionsorientierte Kohärenztheorien:
z.B. Teun van Dijks Texttheorie
Die Katze ist fett und schwarz. Sie frisst eine graue Maus, danach wird ihr übel...
P1, P2 P3, P4, P5, P6,...
M1 M2 M3
M1
Makro-ebene 1
Makro-ebene 2
Mikro-ebene
Kohärenz - Propositionen• Propositionsorientierte Kohärenztheorien:
Teun van Dijks Texttheorie:
„Makroregeln“:
•Auslassen
•Selektieren
•Generalisieren
•Konstruieren oder Integrieren