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Kontinuität-Diskontinuität

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Kontinuität-Diskontinuität. Raul Hilberg (1961): Kontinuität „Die Vernichtung der europäischen Juden“ Radikalisierungsthese : Inhaltswandel der Judenfeindlichkeit. Dieser wird als Radikalisierung gedacht, welche letztlich im Holocaust mündet. - PowerPoint PPT Presentation

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Kontinuität-Diskontinuität• Raul Hilberg (1961): Kontinuität• „Die Vernichtung der europäischen Juden“• Radikalisierungsthese: Inhaltswandel der

Judenfeindlichkeit. Dieser wird als Radikalisierung gedacht, welche letztlich im Holocaust mündet.

• Parallelexistenzthese: Es gibt inhaltliche Überschneidungen zwischen Antijudaismus und Antisemitismus, aber keinen Übergang. In der Moderne existieren beide Spielarten der Judenfeindlichkeit parallel nebeneinander.

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• Léon Poliakov: Geschichte des Antisemitismus in 8 Bänden, Heintz Verlag, Worms:

• Von der Antike bis zu den Kreuzzügen. - 1977 • Das Zeitalter der Verteufelung und des Ghettos. - 1978• Religiöse und soziale Toleranz unter dem Islam. - 1979 • Die Marranen im Schatten der Inquisition. - 1981 • Die Aufklärung und ihre judenfeindliche Tendenz. - 1983• Emanzipation und Rassenwahn. - 1987 • Zwischen Assimilation und "jüdischer Weltverschwörung". - 1988 • Am Vorabend des Holocaust. - 1988 • Léon Poliakov: Vom Antizionismus zum Antisemitismus, Ça-Ira-Verlag,

Freiburg 1992

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Detlev Claussen (Hrsg.): Vom Judenhass zum Antisemitismus. Materialien einer verlängerten

Geschichte. Darmstadt: Luchterhand, 1987

• „Die Interpretationen, die einen ewigen Antisemitismus am Werke sehen, gehen fehl, weil sie die bestimmten Unterschiede nicht sehen wollen. Judenfeindliche Tendenzen hat es zweifellos in der Antike gegeben, und es hat solche Tendenzen im ersten christlichen Jahrtausend gegeben. Aber es läßt sich kein identisches System hinter den Unruhen in Alexandria (38 nach christlicher Zeitrechnung) und den antijüdischen Attacken der Kirchenväter entdecken, - wenn man nicht ein nationales Modell mystifiziert, wie es in der zionistischen Literatur meist geschieht.“

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Jacob und Wilhem Grimmsches Wörterbuch (Bd. 10, Sp. 2351 bis 2354), die 1838 mit dem DWB begonnen haben. Erst

1961, nach 123 Jahren, wurde es beendet.

• 3) von ihren schlimmen eigenschaften werden namentlich ihre unreinlichkeit, sowie ihre gewinnsucht und ihr wuchersinn in mannigfachen wendungen betont. schmierig wie ein alter jude; er stinkt wie ein jude; daran angelehnt, schmecken wie ein jude, widerlich, und verstärkt schmecken wie ein todter jude: man musz euch vor (zuvor) die gurgel schmieren, es schmackt sonst ohn schmalz wie ein toder jud.; ein kraut so nicht gesalzen schmeckt wie ein todter judt. wuchern, betrügen, leihen, borgen wie ein jude; darauf geben wir nichts, darum leihet kein jud noch pfaff drauf.

• 4) sprichwörtliches. willst du einen juden betrügen, must du ein jude sein; er ist ärger als ein jüde,

• 10) jude, ein stachlichter bart; so osterländisch: ich habe einen wahren juden im gesicht, musz mich balbieren lassen. ostfriesisch ist jude eine mahlzeit ohne fleischspeise. rheinisch heiszt jude ein theil des rückgrats eines schweines.

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• 17. / 18. Jahrhundert• Gegenreformation – Judenmission mit

„sanfteren“ Mitteln - Argumentation

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• Leyden 1602 „Kurtze Beschreibung und Erzehlung von einem Juden mit Namen Ahasverus, welcher bey der Creutzigung Christi selbst Persönlich gewesen“ 4 Seiten

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Die Plünderung der Frankfurter Judengasse während des Fettmilch-Aufstands; Stich von Matthäus Merian aus dem Jahr

1628

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• Rivka Ulmer: Turmoil, Trauma, and Triumph. The Fettmilch Uprising in Frankfurt am Main (1612-1616) According to Megillas Vintz. A Critical Edition of the Yiddish and Hebrew Text Including an English Translation (= Judentum und Umwelt. Realms of Judaism; Bd. 72), Bern / Frankfurt a.M. [u.a.]: Peter Lang 2001

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• Lustiger, Arno, Der Fettmilchaufstand in Frankfurt und die Juden, in: Preussens Himmel breitet seine Sterne...; Beiträge zur Kultur-, Politik- und Geistesgeschichte der Neuzeit. Bd. 1-2. Hrsg.: Willi Jasper, Joachim H. Knoll. Hildesheim: Georg Olms Verlag, 2002

• Jütte, Robert, Der Frankfurter Fettmilch-Aufstand und die Judenverfolgung von 1614 in der kommunalen Erinnerungskultur., in: Memoria - Wege jüdischen Erinnerns; Festschrift für Michael Brocke zum 65. Geburtstag. Hrsg. von Birgit E. Klein und Christiane E. Müller. Berlin: Metropol, 2005

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• 1462• Das Jüdische Ghetto war ca. 300 Meter lang, hatte drei Tore und 193 Häuser.• Die maximale NordSüdausdehnung des jüdischen Viertels betrug ca. 330

Meter, die Gesamtbreite schwankte zwischen etwa 45 und 50 Metern, die Gasse selbst war zwischen 3,70 und 7,30 Meter breit.

• Das etwa 15000 Quadratmeter umfassende Areal war bei seiner Einrichtung als Lebensraum für 10bis 15 Familien gedacht.

• Da der Rat eine nennenswerte Erweiterung des jüdischen Viertels jedoch nicht erlaubte, war eine enorme Wohnraumverdichtung die unausweichliche Folge. So gab es im 18. Jahrhundert schließlich fast 200 Häuser, viele davon mit Hinterhäusern, in denen ca. 3000 Menschen lebten.

• 1603 Rabbinerversammlung als „Verschwörung“ gedeutet.• Von 110 1463 auf 2270 1610 – je Quadratmeter 1 Mensch

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• Ställe oder Laubhütten wurden zu Wohnhäusern umgebaut. Die anfänglich recht großen Gebäudegrundstücke wurden sukzessive aufgeteilt und so zwar zahlenmäßig vermehrt, aber auch jeweils verkleinert. Viele Häuser wurden dabei abgerissen und beim Neuaufbau in zwei oder mehrere Häuser oder Hinterhäuser aufgespalten.

• Von den so neu entstandenen Häusern wurden oft wiederum andere abgeteilt, so daß sich insbesondere im Nordteil der Gasse die Häuserverdichtung fast stammbaumartig nachzeichnen läßt. So war die Gasse am Ende sehr dicht bebaut. Die meisten Häuser waren sehr schmal und lang nach hinten gezogen. Das vermutlich kleinste Haus, der Rote Hase war nur etwa eineinviertel Meter breit.

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• Frankfurt a. M. 1612-1616• Aufstand des Calvinisten und Metzgers (A.

Lustiger) / Lebkuchenbäckers (C. von Braun) Vinzenz Fettmilch

• Unmut gegen den Stadtrat, Haß auf die im Ghetto lebenden Juden – Stadtrat: Juden sind „Kammerknechte“ und gehören nicht den Bürgern der freien Stadt Frankfurt.

• Juden als Sündenböcke

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• Fettmilch 1565/70 in Büdesheim geboren• Advokatenschreiber, achtköpfige Familie, geriet in Schulden – die

er bei jüd. Geldverleihern hatte.• Aufstand der Zünfte - Stadtrat wurde entmachtet, eingesperrt

oder sind geflohen.• August 1614: Ghetto angezündet, Juden mißhandelt, 2 ermordet

– 5 Stunden dauerte der Kampf, bis die Juden auf dem Friedhof zusammen getrieben wurden, dann wurde 13 Stunden lang das Ghetto geplündert, bis der Bürgermeister mit Militär einschritt und unter seinem Schutz:

• Vertreibung der Juden aus Frankfurt, die u.a. nach Hanau flohen.

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• Frankfurter Bürger nahmen Eigentum der jüdischen Familien und bewahrten das bis zu der Rückkehr, christliche Familien versteckten Juden.

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• November wurde die Rebellion niedergeschlagen und Fettmilch und 38 Mitverschwörer des Majestätsverbrechens angeklagt.

• Fettmilch wurde 1616 geköpft und gevierteilt.

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• Juden kehrten unter kaiserlichem Schutz wieder nach Frankfurt zurück, mit Schutzbrief und das kaiserl. Wappen wurde auf die Ghettotore angebracht.

• Rabbiner war damals Jesaja Horovitz (1555-1625), Autor der „Sch‘ne Luchot Ha-Brit“.

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• Auf eine Entschädigung ihrer geraubten Habe mußten sie nach langen Verhandlungen vollständig verzichten. Rabbiner Juspa Hahn, ein Zeitzeuge, hat in seinem Werk "Josif Ometz" eine genaue Darstellung der Ereignisse wiedergegeben. In Andenken an die Errettung vor der Vernichtung feierten die Frankfurter Juden ein besonderes Fest, den "Purim Vinz".

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• Fettmilch nicht nur von den Nazis geehrt, sondern immernoch auf einer Liste der Namen für Straßenbenennungen in Frankfurt !

• www.frankfurt.de

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• Literatur• Gerber, Barbara: Jud Süß. Ein Beitrag zur historischen Antisemitismus- und

Rezeptionsforschung, Hamburg 1990. • Hollstein, Dorothea: Antisemitische Filmpropaganda. Die Darstellung des

Juden im nationalsozialistischen Spielfilm, Pullach b. München 1971.• Knilli, Friedrich, Zielinski, Siegfried, u.a.: "Jud Süss". Filmprotokoll,

Programmheft und Einzelanalysen, Berlin 1983. • Kugelmann, Cilly, Backhaus, Fritz (Hrsg): Jüdische Figuren in Film und Karikatur,

Die Rothschilds und Joseph Süss Oppenheimer, Sigmaringen 1995. • Mannes, Stefan: Antisemitismus im nationalsozialistischen Film. Jud Süß und

Der Ewige Jude, Köln 1999.

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„Ostjuden“

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König KASIMIR III der Große (1310-1370)

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• 1264 erließ dann der großpolnische Herzog Bolesław (1221-1279) der Fromme das 'Statut von KALISZ', ein Privileg das den Juden freien Handel erlaubte; sie waren „Kammerknechte“ des Fürsten. König KASIMIR III der Große (1310-1370), der weitere Juden ins Land rief, dehnte das alte Privileg 1334 auf ganz Polen aus und schützte sie, nachdem sie vor den Pest-Verfolgungen von 1349 geflohen waren.

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Privileg von 1334

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• Das viel gerühmte goldene Zeitalter der Juden in Polen blühte als auch Polen auf dem Zenit stand: ca. 1500-1648. Sehr berühmt ist der herausragende Krakauer Talmudgelehrte R. Moses b. Israel Lazarus Isserles (gen. ReMa, 1525-1572), der die Glossen zum Schulchan Aruch verfasst hatte.

• Im 15. Jahrhundert gab es mehr als 60 Gemeinden, zwischen 20. und 30.000 Juden, im 16. 100.000, um 1648 300.000.

• Im 14. und 15. Jahrhundert waren Juden in allen Sparten des Handels tätig, von Vieh bis Kleidung, handelten mit Venedig und Italien, Krim und Konstantinopel. Aber auch Litauen, vor allem Wilna, sollte eine Hochburg der rabbinischen Tradition werden. Im 16. und 17. Jahrhundert war Polen, gleich mit dem ökonomischen und demographischen Wuchs, das Zentrum der Aschkenasischen Kultur.

• Mordechai b. Abraham Jaffe, Schalom Schachna aus Lublin, Salomo Luira, große Talmudgelehrte.

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• Nach der Einschränkung der Handelsrechte wandten sich die Juden verstärkt der Pacht zu. Als Verwalter polnischer Güter gerieten sie zwischen zwei Fronten - auf der einen Seite standen die katholischen adligen Gutsbesitzer und auf der anderen die entrechteten russisch griechisch-orthodoxe Leibeigenen. Die Gleichgültigkeit und Verachtung des Pan („Herr“) gegenüber seinen Knechten wurde mit grenzenlosem Haß vergolten, der meist die verwaltenden Juden traf.

• Die Bauern schlossen sich hier und dort zu kriegerischen Verbänden zusammen, die von Beutezügen lebten. Die unterdrückte Leibeigenenschaft sah in ihnen eine „nationale Garde“, von denen sie sich die Freiheit erhofften.

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Nathan Hannover:

• „Die Massen der orthodoxen Bevölkerung verarmten immer mehr. Man betrachtete sie als minderwertige Wesen und als Sklaven und Dienerinnen der Polen und Juden .... Die Tätigkeit als Steuerpächter der Adligen war der häufigste Beruf der Juden ..., was die Missgunst der Bauern weckte und zur Ursache für die Massaker wurde."

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Massaker 1648

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• Der große Kosakenaufstand von 1648 unter Bohdan Khmelnytsky(1595-1657) sollte als gezerot tach we-tat (Vertreibungen der Jahre [5]408 und [5]409 nach jüdischer Zählung) in die jüdische Geschichte eingehen.

• R. Shabbetai Sheftel Horowitz bezeichnete die Massaker als „dritte Tempelzerstörung“.

• Durch den Kosakenaufstand, der sich gegen Polen und Juden richtete, wurden zahlreiche jüdische Gemeinden vernichtet und Juden auf grausame Weise ermordet

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• Khmelnytsky schloss sich mit dem Krimer Chan zusammen – vereinigtes Kosaken- und Tatarenheer.

• Besiegten im Mai das polnische Heer und die russischen Bauern- und Stadtbewohner begannen Pogrome…

• Im Mai starb der polnische König Wladislaw IV.• Ukraine, Wolhynien, Podolien.

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• Die genaue Anzahl der ermordeten Juden ist nicht bekannt. Zeitgenössische jüdische Berichte nennen unterschiedliche Zahlen (von 20 – 100.000 Opfern), bei vernichteten jüdischen Gemeinden und ermordeten Gemeindemitgliedern.

• Eine Rekonstruktion war für die damaligen Schreiber auch kaum möglich. Sie waren auf Berichte von Betroffenen angewiesen, die selber auf der Flucht waren.

• Was bleibt, ist die Tatsache, dass die Ereignisse in der Folge des Aufstandes, den größten Umbruch in der jüdischen Geschichte des Abendlandes brachte, die man bis zu diesem Zeitpunkt erlebt hatte.

• Die jüdischen Gemeinden des Heiliges Römisches Reich mussten zehntausende von Flüchtlingen aufnehmen und versorgen.

• Eine Leistung, die umso nennenswerter ist, als der Dreißigjährige Krieg kaum beendet war. Aber auch die jüdischen Gemeinden der Niederlande, Italiens nahmen Flüchtlinge auf. Italienische und osmanische Gemeinden brachten riesige Summen Geldes auf, um von den Tataren in die Gefangenschaft verbrachte Juden auszulösen.

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Nathan HANOVER, Abyss of Despair, the famous 17th century chronicle depicting Jewish life in Russia and Poland during the Chmielnicki massacres of

1648 – 1649, New Brunswick 1983

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• Siehe: Joel Raba, Between Remembrance and Denial, the Fate of the Jews in the War of the Polish Commonwealth during the Mid-Seventeenth Century as shown in contemporary Writings and Historical Research, New York 1995;

• Jewish History 17/2 (2003), Gezeirot Ta''h, Jews, Cossacks, Poles and Peasants in 1648 Ukraine.

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• Nathan Hanover

• »Den einen zogen die Kosaken die Haut ab, um das Fleisch den Hunden vorzuwerfen. Den anderen brachten sie schwere Wunden bei, ohne ihnen jedoch den Gnadenstoß zu versetzen , und warfen sie sodann auf die Straße hinaus, um ihre Todesqual zu verlängern. Andere wieder wurden bei lebendigem Leibe begraben. Sie erdolchten Säuglinge in den Armen der Mütter und rissen viele wie einen Fisch in Stücke. Schwangeren Frauen schlitzte man den Bauch auf, riß die Frucht aus dem Leibe und schleuderte sie der Mutter ins Gesicht. Anderen preßte man lebende Katzen in den Leib hinein, nähte ihn dann wieder zu und hieb den Unglücklichen die Arme ab , damit sie sich nicht helfen könnten. Säuglinge wurden auf der Brust ihrer Mütter aufgehängt. Manche wurden auf Lanzen aufgespießt, gebraten und den Müttern gereicht, damit sie ihr Fleisch kosten mögen. Mitunter warf man Haufen jüdischer Kinder ins Wasser, um die Furten zu ebnen . . . Die Tataren aber machten die Juden zu Gefangenen; doch vergewaltigten auch sie Frauen vor den Augen ihrer Gatten…«

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• Nemirow:• Kosaken verkleideten sich als polnisches Entsatzheer und man öffnete ihnen die Tore,

10. Juni 1648• Männer ermordet, Frauen vergewaltigt, Kinder in die Brunnen geworfen…einige

Tausend Opfer.• Tulczyn• Verschanzten sich 1500 Juden mit 1600 Polen.• Die Polen ließen sich jedoch auf einen Handel mit den Kosaken ein – Fürst

Czetwertinsky – und nur die Juden wurden massakriert.• Später fielen die Kosaken dann noch einmal in Tulczyn ein und ermordeten auch die

Polen…• Ebenfalls in Polonnoje..• Nach der Niederlage des polnischen Heeres kämpfte allein Fürst Jeremias

Wischniewecki gegen den Aufstand.

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• Der Aufstand zog sich weiter bis Galizien, bis nach Lemberg, wo man sich mit Lösegeld freipressen konnte.

• Als die Kosaken nach Warschau rückten, fand gerade die Königswahl statt. Jan Kasimir konnte mit den Kosaken Frieden schließen.

• Nach weiteren Kämpfen - 1651.

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Bohdan Khmelnytsky (1595-1657)

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Ukraine: Nationalheld, Stadt und Region nach ihm benannt.

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• R. Shabbetai Sheftel Horowitz bezeichnete die Massaker als „dritte Tempelzerstörung“.

• Tossafot Yom Tov ben Nathan Heller verfasste unter dem Eindruck der Massaker das Klagelied „El Male Rachamin“.

• Polen wurde durch die Invasion Moskaus (1654) erschüttert, wobei es zu weiteren Massakern an der jüdischen Bevölkerung während des Schwedeneinfalls (1655) kam. In Folge des sogenannten „Krieges der blutigen Sintflut“ blieben von etwa

450 000 Juden 180 000 übrig. • Der „Große Nordkrieg“ (Ende 1721), Hungersnöte, Pest, Zerstörung der

Städte, Inflation taten ein Übriges, um das soziale Gefüge zu unterhöhlen. Bei den Hajdamakenrevolten (1734-1736) wurden wiederum jüdische Gemeinden vernichtet und ca. 100 000 polnische und jüdische Menschen fanden den Tod.

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Szenenfoto Jud Suess (D 1940)

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Der historische Jud Süß• Joseph Süß Oppenheimer wurde in den 90er Jahren des 17.

Jahrhunderts in Heidelberg geboren. • 1732 lernte er in dem Kurort Wildbad den Prinzen Karl Alexander von

Württemberg kennen. • Noch im selben Jahr ernannte er Süß Oppenheimer zu seinem Hof- und

Kriegsfaktor, ein Amt, das sich ausschließlich damit beschäftigte, den Hofstaat des Fürsten zu organisieren und zu finanzieren.

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• 1733 wurde Karl Alexander Herzog von Württemberg. • Das neue Amt brachte den katholischen Herzog zwangsläufig in Konflikte

mit den protestantischen Landständen, die nicht gewillt waren, die Prunksucht des neuen Herzogs zu finanzieren.

• Ein Novum stellte die Ernennung Oppenheimers zum Direktor der staatlichen Münze dar, einer ungewöhnlich exponierten Stellung, die Juden bis dahin verschlossen war.

• Seine Beförderung zum Geheimrat stellte in einem deutschen Land der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts einen bis dahin beispiellosen Vorgang dar.

• Der Herzog, der auf sein Steuererhebungsrecht ohne Mitwirkung der Landstände pochte, führte mehrere Steuern ein, die die Bevölkerung verbitterten.

• Dennoch galt der Jude nach wie vor in der Öffentlichkeit als der Urheber aller Missstände…

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• Als am 12. März 1737 der Herzog unerwartet einem Schlaganfall erlag, wurde Süß Oppenheimer sofort verhaftet.

• Die Anklageschrift lautete auf • Hochverrat, Majestätsbeleidigung, Beraubung der staatlichen Kassen,

Amtshandel, Bestechlichkeit und Schändung der protestantischen Religion.

• Der Anklagepunkt "fleischlicher Umgang mit Christinnen" wurde fallengelassen, da das entsprechende Gesetz den Tod beider Beteiligten vorsah und die Geliebten des Juden zum großen Teil der württembergischen Oberschicht angehörten.

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• Die Gerichtskommission, die die Verteidigung Süß Oppenheimers mutwillig behinderte, konnte zwar für keinen der Anklagepunkte einen Beweis finden, aber dennoch wurde am 13. Dezember 1737 das Todesurteil verkündet.

• Am 4. Februar 1738 wurde Josef Süß Oppenheimer vor den Toren Stuttgarts an einem zehn Meter hohen Galgen in einem eisernen Käfig gehängt.

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• Lion Feuchtwangers Roman Jud Süß wurde 1925 mit seiner Veröffentlichung ein Welterfolg. Darin zeichnete er das Bild eines zwischen Assimilation und Emanzipation hin- und hergerissenen jüdischen Intellektuellen.

• In Anlehnung an diesem Roman erschien die erste Verfilmung von Jud Süß 1934 in England. Jew Suess, unter der Regie von Lothar Mendes mit Conrad Veidt in der Titelrolle, war als eine Warnung der Weltöffentlichkeit vor dem deutschen Antisemitismus gedacht.

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• Im Gegensatz zu der von Hitler favorisierten Form der direkten Propaganda, ist er ein Beispiel für die von Goebbels bevorzugte indirekte Form der Propaganda.

• Veit Harlan konstruiert anhand der Protagonisten und unter Aufsicht des Propagandaministers eine jüdische Kultur mit explizit negativen Eigenschaften und gegenüber eine moralisch gute und aufrichtige deutsche Kultur.

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• Auf den Gesang eines Rabbiners, folgt eine Tonsequenz aus einem Volkslied und diese werden dann übereinander gemischt.

• Der auf hebräisch vorgetragene und somit für die meisten Zuschauer unverständliche Gesang aus der Anfangssequenz steht für die jüdische Kultur.

• Diese trifft auf die reine deutsche Volkskultur, symbolisiert durch das Motiv der Dorothea.

• Sie singt das alte Volkslied `All meine Gedanken die ich hab´. Durch das Mischen der Tonspuren und den daraus folgenden dissonanten Klang wird angedeutet, das auch die beiden Kulturen nicht zusammen passen.

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• Juden werden entweder als orthodoxe Juden, als Rabbiner, Schächter oder arme, zerlumpte Personen dargestellt, welche mit Hilfe von Joseph Süß in die judenfreie Stadt Stuttgart einströmen.

• Sie sprechen falsches deutsch - „jiddisch“ - kleiden sich rituell mit Kaftan etc. Vier dieser Rollen werden von Werner Krauss dargestellt

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• Oppenheimer wird als chamäleonartiger Jude dargestellt, der aufgrund von Gier und Machtstreben seine `wahre´ Identität verleugnet, um den eigenen Einflußbereich auszudehnen.

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• :"Ich mach die Tür auf für Euch alle. In Samt und Seide werdet ihr gehen, es kann sein morgen, es kann sein übermorgen. Aber sein wird es!" . Und so legt er ohne lange nachzudenken seine jüdisch-orthodoxe Identität ab und wird in der nächsten Szene als eleganter Weltenbürger präsentiert.

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• Das Joseph Süß während des Films nicht nur als falscher und geldgieriger Dämon auftritt, sondern sich durchaus positiv als intelligente und charmante Person von seinem plumpen höfischen Umfeld abhebt, verdeutlicht nur mehr die Gefahr, die angeblich von den Juden für die ausschweifenden und schwachen Arier ausgeht.

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• Die Hauptdarstellerin Dorothea verübt Selbstmord - der Grund für Dorotheas Entscheidung liegt in der erfolgten "Rassenschande" durch die Vergewaltigung Oppenheimers.

• Der vorsitzende Richter gibt als Grund für die Verurteilung nicht die Vergewaltigung an, sondern zitiert das alte Reichskriminalgesetz:

• "So aber ein Jude mit einer Christin sich fleischlich vermenget, soll er mit dem Strang vom Leben zum Tode gebracht werden."

• Das das Gesetz auch den Tod der Frau vorsieht, wird durch die Filmhandlung geschickt gelöst. Ebenso entgeht Dorothea als Arierin selbstlos der `Schande´ der Geburt eines "Judenkindes“.

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• Auch wenn nicht eindeutig geklärt werden kann wie der Film auf die damaligen Zuschauer gewirkt haben mag, muß er als ein weiteres Mittel gewertet werden, mit dem die Führung des NS-Staates sich bei der Bevölkerung auf subtile Art und Weise Akzeptanz für ihre Maßnahmen gegen jüdische Mitbürger verschaffen wollte.

• Nicht zuletzt wurden antijüdische Maßnahmen, wie die Einführung des Judensterns, oder Deportationen aus den jüdischen Getthos mit Vorführungen einer der beiden bekanntesten antisemitischen Hetzfilmen `Jud Süß´ und `Der ewige Jude´ begleitet.

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• Für die Herstellung und Produktion des seit 1945 mit einem öffentlichen Aufführungsverbot belegten Films `Jud Süß´ wurde niemals ein Beteiligter zur Rechenschaft gezogen.

• Aufgrund dieses Films wurde gegen Harlan nach dem 2.Weltkrieg zweimal Anklage erhoben wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit (1949 und 1950). Jedoch wurde er freigesprochen, da man ihm die Verantwortung für die Endfassung des Filmes nicht eindeutig nachweisen konnte.

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Jakob Frank 1726-1791• „1. Wir glauben, was immer Gott im Alten Testament zu glauben

vorschrieb und lehrte; 2. Die Heilige Schrift kann vom Menschen nicht ohne göttliche Gnade erklärt werden; 3. Der Talmud ist abzulehnen, da er voll von unerhörter Blasphemien gegen Gott ist; 4. Gott ist Einer und der einzige Schöpfer aller Dinge; 5. Derselbe Gott ist dreifach in Personen, diese Personen sind hinsichtlich der Göttlichkeit unteilbar; 6. Es ist möglich, daß Gott einen menschlichen Körper annimmt, und die Leidenschaften außer der Sünde auf sich nimmt; 7. Jerusalem wird nach den Prophetien nicht wieder erbaut werden; 8. Der in den Schriften verheißene Messias wird nun nicht mehr kommen; 9. Gott allein wird den Fluch der ersten Eltern und ihrer Nachkommen tilgen, und dieser ist der inkarnierte Messias.“

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• Das Rabbinat hatte bei seinen Ermittlungen festgestellt, daß ein weit gesponnenes Netz von Sabbatianern in Polen, Ungarn und der Ukraine existierte, wobei sie nicht zwischen Sabbatianern und Frankisten unterschieden.

• Man erkundigte sich bei Jakob Emden, wie sie weiter mit den Häretikern umzugehen haben. Er gab ihnen den Rat, sich an die katholischen Kirchenbehörden zu wenden.

• Am 18. Juni 1756 wurde in Brody der Bann über die Frankisten verhängt. Sie wurden zu keinerlei religiösen Funktionen, wie Rabbiner und Vorbeter, zugelassen. Allerdings verloren sie auch durch ihre Trennung von der Gemeinde die meisten Möglichkeiten, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Ihre Frauen und Töchter galten als Prostituierte und ihre Kinder als uneheliche Bastarde. Der Kontakt und der Handel mit ihnen galt somit als strengstens verboten und jeder Jude wurde dazu aufgefordert, ihm „verdächtige Sektierer“ anzuzeigen.

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• Die Vierländersynode, der man auch die Thesen übergeben hatte, schickte Simon Herszkowicz zum Bischof, der eine weitere Verschiebung auf der Disputation auf den 25. Februar 1757 aushandelte.

• An diesem Datum kam allerdings wiederum nur Herszkowicz. Er berief sich auf ein Gesetz aus der Zeit des Königs Kazimierz des III. (1333-1370), daß eine öffentliche Disputation zwischen Religionen in Polen nicht stattfinden dürfe. Die ganze Angelegenheit fand in der damaligen Presse ihren Niederschlag. Der missionsfreudige Graf Zinzendorf schickte sogar noch 1758 den Konvertiten David Kirchhof nach Podolien, um die Frankisten für den Protestantismus zu gewinnen.

• Die meisten polnischen Rabbiner besaßen keine Kenntnisse der christlichen Theologie. Die neun Thesen zu widerlegen beinhaltete zwangsläufig einen Angriff auf das Christentum, was fatale Konsequenzen nach sich gezogen hätte. Herszkowicz sollte die Disputation abwenden, was ihm mißlang.

• Sämtliche jüdischen Gemeinden in der Region des Bischofs bekamen am 25. März 1757 eine Geldstrafe und wurden dazu verpflichtet, Vertreter zur Disputation zu senden, die schließlich am 20. 6. 1757 in Kamieniec-Podolski stattfinden sollte.

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• Acht Tage dauerte die Disputation an. Der Ablauf war stets folgender: einer der Frankisten erklärte eine ihrer Thesen, worauf er die Mitschrift seiner Aussage unterschrieb. Dasselbe geschah mit der Antwort der Rabbiner.

• These 3 bildete das Zentrum der Disputation, in der die Rabbiner die Frankisten aufforderten, ihre Ansicht, dass der Talmud nur „Märchen, Lügen und Blasphemien“ enthalte, zu beweisen. Sie wiesen auch darauf hin, dass im Talmud nichts Negatives gegen Christen stünde und dass Juden jeden Sabbat für die Gesundheit des Königs beten würden. Schließlich wurde die Disputation ohne ein endgültiges Ergebnis beendet.

• Dembowski entschied, dass sie am 14. Oktober wieder aufgenommen werden sollte, wo man weiter über die These 3 diskutieren werde. An diesem Termin sollten die Rabbiner mit Talmudbänden erscheinen. Doch es erschienen nur wenige und diese ohne Talmud.

• Daraufhin verschob er die Urteilsverkündung auf den 17. Oktober und drohte Prügelstrafe, falls die Rabbiner nicht erscheinen sollten.

• Es kamen schließlich 20 Rabbiner, ebenso viele Frankisten. Es wurde wieder heftig über den Talmud diskutiert. Die Frankisten verlangten dass der „verdammenswerte Talmud“ zerstört werden sollte.

• Die rabbinischen Ankläger erhielten eine Geldstrafe von 8, 835 Zloty, die allerdings auf 5000 Zloty reduziert wurde. Da sie den Schutzbrief des Bischofs ignoriert hatten, wurden sie zu einer weiteren Geldstrafe von 152 ungarischen

• Dukaten für die Reparatur des Domes von Kamieniec-Podolski verurteilt.

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• Vor allem sei der Talmud ein gefährliches Buch, das öffentlich verbrannt werden soll. Nach der Urteilsverkündigung, die von mehreren kirchlichen Würdenträgern unterschrieben wurde, hielt der Gerichtsschreiber und Übersetzer, Jan Białowolski eine flammende Rede, in der er Dembowski als den „neuen Moses“ pries. Der Archidiakon Franciszek Konarski nannte in seiner Predigt den Talmud eine Sammlung von „Märchen und Falschheit“ und lobte die Frankisten, dass sie dies erkannt hatten. Das Stadtgericht bestätigte am 18. Oktober die Talmudverdammung des Urteils.

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• „Das Dekret bessagt, dass gewisse Bücher, Talmud genannt (...), die blasphemisch, hinterlistig, (...) voll von Aberglauben sind (...) von den öffentlichen Vollstreckern der Justiz verbrannt werden sollen..“

• Sehr plastisch wird dies von einem anonymen Zeitgenossen geschildert: • „Nunmehr trat (...) der Stadtschreiber auf das Podium und verkündete vor der

versammelten Christenmenge, vor den aus der Umgegend herbeigeholten Rabbinern und anderen zum Anhören der Schimpferei gegen uns und unseren Talmud gezwungenen Juden mit lauter Stimme das Urteil. Mitten auf dem Platze wurde aber ein großer Scheiterhaufen angezündet, und der Henker zog aus dem Sack einen Band nach dem anderen hervor, schlug sie auf, zeigte dem Volke die mit hebräischen Lettern bedruckten Blätter, um sie dann in die Flammen zu werfen. Die Rabbiner und alle anwesenden Juden brachen in lautes Wehklagen aus.”

• Graetz spricht von 1000 Kopien, die allein in Kamieniec-Podolski verbrannt wurden. Diese Verbrennungen seien in größeren Städten, wie Lwów oder Brody wiederholt worden.

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Disputation 1759• „1. Alle Prophezeiungen der Propheten über den Messias haben

sich bereits erfüllt; 2. Der Messias war der wahre Gott mit dem Namen ADONAI. Er hatte unsere Gestalt angenommen und erlitt daher zum Heil und der Erlösung der Menschen das Martyrium; 3. Durch das Kommen des wahren Messias haben die Opfer und Zeremonien des Judentums aufgehört; 4. Das heilige Kreuz ist der Ausdruck der Dreieinigkeit. Es ist das Allerheiligste und das Siegel des Messias; 5. Jeder Mensch soll der Lehre des Messias gehorchen, denn nur in ihr ist die Erlösung; 6. Zum Glauben an den König Messias kann man nur durch die Taufe kommen; 7. Der Talmud lehrt, daß Christenblut notwendig sei, und wer an den Talmud glaubt, benötigt es deswegen.“

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• In Żytomierz starb ein Kind und der korrupte Bischof Kajetan Sołtyk hatte 33 Juden verhaften und foltern lassen. Der Bischof konnte während der Untersuchungen 500 Dukaten und Pelze erpressen. Der dänische Botschafter in Warschau Beregard berichtete über ihn:

• „Der Bischof spielt gerne Karten und liebt den Luxus, spielt aber den Glaubenseiferer, um der Königin zu gefallen...“

• Und Beregards Nachfolger Haxthausen schrieb über Sołtyk: • „Sołtyk hat sich auf 200.000,- Dukaten verschuldet - sein jährliches Einkommen

beträgt 45.000,- fl., er fährt daher aufs Land, läßt einige der Magie verdächtige Juden verbrennen, um sie zu beerben.“

• Die meisten der verhafteten Juden wurden zu einem grausamen Tod verurteilt: • „Der Henker soll ihnen die Arme und Hände mit Baumwolle umwickeln, dieselben

mit Pech belegen und anzünden. So sollen sie mit brennenden Armen und Händen durch die Stadt getrieben werden, wonach der Henker einem jeden drei Hautstreifen schinden und dann alle lebend vierteilen soll.“

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• Auf Betreiben des Bischofs Anton Wołłowicz wurde versucht, den Juden von Jampol einen Ritualmord unterzuschieben. Man verhaftete 15 und folterte sie, wobei zwei starben. Einer von ihnen, Eliakim ben Asser Selig, konnte fliehen und informierte die Vierländersynode, die wiederum Selig als Vertreter zu Papst Benedikt XIV schickte.

• Der Papst beauftragte im Sommer 1758 den Nuntius Visconti in Warschau mit einer Untersuchung. Diese zog sich in die Länge. Die angeklagten Juden in Jampol, sowie die gesamte Judenschaft, als auch die Frankisten, gerieten als Spielball in eine Affäre der Kirche. Denn die Bischöfe Sołtyk und Wołłowicz wurden nun angeklagt und in Lwów vernommen.

• Die Bischöfe hätten durch einen öffentlichen Beweis des Ritualmordes entlastet werden können. Das ist der Hintergrund für den Versuch Bischofs Mikulskis und verschiedener Geistlicher, die Ritualmordlüge zu „beweisen.“

• Nuntius della Serra lenkte schließlich ebenfalls ein, aber mit dem Hinweis darauf, dass alle Frankisten nach der Disputation geschlossen zur Taufe schreiten.

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• Als Mikulski den Rabbinern seiner Diözese mit 1000 Talern Strafe drohte, sich zur Disputation einzufinden, wandten diese sich an Lubieński und della Serra, um einer weiteren Disputation zu entgehen.

• Trotz der Bedenken ließ Mikulski am 17. Juli um 14 Uhr in der Kathedrale von Lwów den Vorhang zur Disputation heben.

• Vertreter der Kirche, des Adels und der Behörden waren anwesend. Wachen hatten die Kathedrale zum Schutz umstellt. Das Eintrittsgeld sollte in einen Fond zur Unterstützung der Frankisten fließen. Zehn Frankisten standen drei Sprechern des rabbinischen Judentums gegenüber: Chajim Kohen Rappoport, Nathan ben Mosche und David ben Abraham.

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• Rappoport wurde die schriftliche Begründung der These übergeben, worin die Frankisten bewußt falsch Zitate aus der rabbinischen Literatur übersetzten. Sie setzten das Gebot des Schulchan Aruch, sich für den Pessach-Seder roten Wein (jain adom) zu besorgen in fatale Verbindung mit dem auf hebräisch gleichgeschriebenen „Edom“, das in den rabbinischen Schriften als Synonym für die Christenheit gebraucht wird.

• „Die Rabbiner erklären dieses Geheimnis den Menschen so, daß adom roter Wein bedeute. Doch heißt es in Wahrheit Edom: Christenblut. (...) Nach Rambam, fol. 55, bezeichnet man als Edom diejenigen, die den ersten Tag in der Woche feiern, also die Christen.Adom und Edom wird gleich geschrieben, Alef, Dalet, Waw, Mem. (...) Rabbi Juda faßte die Anfangsbuchstaben der Plagen in ein kabbalistisches Notarikon (... ) Doch dieses kabbalistische Notarikon hat eine andere Bedeutung: (...): Blut brauchen wir alle auf die Art, wie es die Weisen mit jenem Mann [Jesus] in Jerusalem gemacht haben.“

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• „Eure Behauptung, daß der Rambam Menschenblut zu essen gestattet hätte, ist eine freche Lüge. Der Rambam verbietet unter Androhung schwerer Strafen nicht nur Menschenblut zu essen, sondern sogar hinunter zu schlucken. Wenn einem der Zahn blutet, soll er den Zahn erst säubern und danach Brot essen.“

• Mikulski beendete die Disputation. • Die Blutbeschuldigung konnten die Frankisten natürlich

nicht beweisen, daher überließ Mikulski diesen Punkt dem Konsistorialgericht, die Frankisten schritten zur Taufe.

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• 23.1. Klausur• Filme:• The Fixer (1968)• The Odessa-File (1974)• Julia (1977)• Holocaust 1-4 (1978)• The Chosen (1981)• Enemies: a Love Story (1989)• Schindler‘s List (1993)• The Grey Zone (2001)• Defiance (2008)• Inglorious Basterds (2009)