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Krise in Korea Kim Jong Un ruft zur Kriegsbereitschaft auf Der nordkoreanische Machthaber hat seine Truppen in den Kriegszustand versetzt. Zuvor gab es Gefechte an der Grenze zu Südkorea. DSt./(ap/dpa) Es ist nicht das erste Mal, dass das Regime in Pjongjang seinem Nachbarn im Süden droht. Doch angesichts neuer Spannungen an der innerkoreanischen Grenze ist die Besorgnis gross, dass die Situation diesmal eskalieren könnte. So hat Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un die Truppen an der Frontlinie am Freitag in einen «Quasi-Kriegszustand» versetzt. Sie sollten «vollauf gefechtsbereit» für Überraschungseinsätze sein, hiess es aus Pjongjang. Provokationen am Donnerstag Vorausgegangen waren Gefechte zwischen Nord- und Südkorea am Donnerstag. Nach Angaben des südkoreanischen Verteidigungsministeriums in Seoul feuerte die Artillerie Dutzende Geschosse in Richtung Norden, nachdem dieser eine Rakete in Richtung Süden abgeschossen habe. Wie Nordkoreas amtliche Nachrichtenagentur KCNA berichtete, habe Kim Jong Un daraufhin ein Notfalltreffen der zentralen Militärkommission seiner Regierungspartei einberufen, und angeordnet, dass die Armee am Freitagnachmittag ab 17 Uhr (Ortszeit) bereit für jegliche Militäroperationen sein müssten. Die nordkoreanische Volksarmee dementierte zuvor die Berichte, wonach sie zuerst Schüsse auf den Süden abgegeben habe. «Psychologische Kriegsführungseinrichtungen» Laut dem KCNA-Bericht wurden die Kommandeure der Volksarmee ausserdem mit der Situation vertraut gemacht, gegen die «südkoreanische psychologische Kriegsführungseinrichtungen» vorzugehen, sollte der Süden diese nicht stoppen. Dabei handelt es sich um Lautsprecher, die Seoul an der Grenze aufgestellt hat und dort Propaganda-Übertragungen in Richtung Norden ausstrahlt. Auslöser dieser südkoreanischen Aktion war eine Landminenexplosion an der gemeinsamen Grenze, bei der Anfang August zwei südkoreanische Soldaten verstümmelt wurden. Dafür machte der Süden den Norden verantwortlich und startete die Propagandaaktion mit Lautsprechern. Auch Südkorea wappnet sich Auch in Südkorea wurde die Militärbereitschaft auf das oberste Level angehoben. Stabschef Jeon Ha Kyu sagte auf einer Pressekonferenz, Südkorea sei bereit, um jegliche zusätzliche Provokation zurückzudrängen. Die 21.8.2015, 08:19 Uhr Krise in Korea: Kim Jong Un ruft zur Kriegsbereitschaft auf ... http://www.nzz.ch/international/kim-jong-un-ruft-zur-kriegsbe... 1 von 2 21.08.15 10:16

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Krise in Korea

Kim Jong Un ruft zurKriegsbereitschaft aufDer nordkoreanische Machthaber hat seine Truppen in den Kriegszustandversetzt. Zuvor gab es Gefechte an der Grenze zu Südkorea.

DSt./(ap/dpa) Es ist nicht das erste Mal, dass das Regime in Pjongjangseinem Nachbarn im Süden droht. Doch angesichts neuer Spannungen an derinnerkoreanischen Grenze ist die Besorgnis gross, dass die Situation diesmaleskalieren könnte. So hat Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un die Truppenan der Frontlinie am Freitag in einen «Quasi-Kriegszustand» versetzt. Siesollten «vollauf gefechtsbereit» für Überraschungseinsätze sein, hiess es ausPjongjang.

Provokationen am DonnerstagVorausgegangen waren Gefechte zwischen Nord- und Südkorea amDonnerstag.Nach Angaben des südkoreanischen Verteidigungsministeriums in Seoulfeuerte die Artillerie Dutzende Geschosse in Richtung Norden, nachdemdieser eine Rakete in Richtung Süden abgeschossen habe.

Wie Nordkoreas amtliche Nachrichtenagentur KCNA berichtete, habe KimJong Un daraufhin ein Notfalltreffen der zentralen Militärkommission seinerRegierungspartei einberufen, und angeordnet, dass die Armee amFreitagnachmittag ab 17 Uhr (Ortszeit) bereit für jegliche Militäroperationensein müssten. Die nordkoreanische Volksarmee dementierte zuvor dieBerichte, wonach sie zuerst Schüsse auf den Süden abgegeben habe.

«Psychologische Kriegsführungseinrichtungen»Laut dem KCNA-Bericht wurden die Kommandeure der Volksarmeeausserdem mit der Situation vertraut gemacht, gegen die «südkoreanischepsychologische Kriegsführungseinrichtungen» vorzugehen, sollte der Südendiese nicht stoppen.Dabei handelt es sich um Lautsprecher, die Seoul an der Grenze aufgestellthatund dort Propaganda-Übertragungen in Richtung Norden ausstrahlt.

Auslöser dieser südkoreanischen Aktion war eine Landminenexplosion an dergemeinsamen Grenze, bei der Anfang August zwei südkoreanische Soldatenverstümmelt wurden. Dafür machte der Süden den Norden verantwortlichund startete die Propagandaaktion mit Lautsprechern.

Auch Südkorea wappnet sichAuch in Südkorea wurde die Militärbereitschaft auf das oberste Levelangehoben. Stabschef Jeon Ha Kyu sagte auf einer Pressekonferenz, Südkoreasei bereit, um jegliche zusätzliche Provokation zurückzudrängen. Die

21.8.2015, 08:19 Uhr

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Lautsprecher-Übertragungen sollten darüber hinaus fortgeführt werden.

Die Beziehungen zwischen den beiden Staaten sind derzeit unter anderemwegen der alljährlichen südkoreanisch-amerikanischen Manöver angespannt,in denen der Norden eine Vorbereitung für eine Invasion sieht. Washingtonund Seoul sagen dagegen, die Übungen seien defensiver Natur. NordkoreasUN-Botschafter Ja Song Nam bat den Weltsicherheitsrat in einem Schreiben,die Manöver als Angelegenheit des internationalen Friedens und derSicherheit auf die Agenda des Rates zu stellen.

Kriegszustand seit über 60 JahrenKorea wurde 1945 in einen von den USA gestützten Süden und einen von derSowjetunion protegierten Norden geteilt.Der Koreakrieg von 1950 bis 1953änderte diese Teilung letztlich nicht. Beide Staaten sind nach wie vorverfeindet, es gibt einen Waffenstillstand, aber keinen Friedensvertrag. Daherbefindet sich die koreanische Halbinsel formal gesehen weiter imKriegszustand.

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