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ZEITSCHRIFT DES LCH 4/2002 Krisen & Chancen • Supervision: Professionell mit Spannungen umgehen • Jede dritte Lehrperson «emotional erschöpft»? Neue Lehrerbildung • Kanton Bern in der Sackgasse

Krisen & Chancen Neue Lehrerbildung · 2020. 6. 2. · Der Hauptpreis (Fr. 6000.–) ging an «Globalisierung und Gerechtigkeit» von Richard Gerster (2001, h.e.p. Verlag) für seine

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Z E I T S C H R I F T D E S L C H 4 / 2 0 0 2

Krisen & Chancen• Supervision: Professionell mit Spannungen umgehen• Jede dritte Lehrperson «emotional erschöpft»?

Neue Lehrerbildung• Kanton Bern in der Sackgasse

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Inhalt

Aktuell5 Schaffhauser Lehrerschaft im

Clinch mit dem Kanton5 Nachrichten6 Basel-Stadt: Sprachkompetenz för-

dert Integration8 «Blauer Planet»: Was Gerechtigkeit

mit Jeans zu tun hat

Krisen & Chancen9 Supervision: Professionell mit Span-

nungen umgehen14 Jede dritte Lehrperson zeigt Anzei-

chen «emotionaler Erschöpfung»

LCH-Meinung16 Lehrerinnen- und Lehrerbildung im

Kanton Bern – ein Pionierprojektführt ins Debakel

Magazin19 LCH-Dienstleistungen25 So viele? – Das BILDUNG SCHWEIZ-

Team unterwegs26 Wozu prüfen? – Neue Bücher

Lehrerinnen- und Lehrerbildung29 Hochschulfenster öffnen, Umwelt

hereinlassen

Bildungsnetz31 Expo.02: Es geht (auch) um die

Wurst

Bildungsforum33 Leserbriefe

Bildungsmarkt37 Hinweise, Impressum

Abbildung Schweiz39 «Ich habe ein zweites Leben erhal-

ten» – Der Zuger Lehrer und Regie-rungsrat Joachim Eder

Titelbild: Von der Krise zur Chance– Diskussion im LehrerzimmerFoto: Peter Larson

Nummer 4 . 2002, 26. Februar 2002

Zeitschrift des Dachverbandes Schweizer Lehrerinnen und Lehrer (LCH)147. Jahrgang der Schweizer Lehrerinnen-und Lehrerzeitung (SLZ)

Guten Schultag!

Zwölfeinhalb Millionen im Voraus für einen neuen Chef bei Swiss-air, 148 Millionen für einen alten bei ABB, ungezählte Millionen fürManager und Politiker bei Enron... Jeder Tag beschert uns zurzeitseine Meldung aus der Welt derjenigen, die den Hals nicht vollgenug kriegen. Dazu passt auch die Nachricht, dass ein BaselbieterPädagoge eine knappe Million Franken mehr verdient als seine Kol-legin im Kanton Appenzell Ausserrhoden. Gemeint ist hier aller-dings der «Lebenslohn», den eine Lehrperson – theoretisch – in 40Amtsjahren verdienen könnte. Die Information findet sich in derStudie «Lehrermangel in der Schweiz», soeben veröffentlicht vonRemo Ganther, einem Sekundarlehrer, der ein Nachdiplomstudiumin Betriebswirtschaft absolvierte*. Dieses habe seinen Berufsalltagbereichert, schreibt er im Vorwort, «denn die Schule ist im Innernauch nichts anderes als ein Betrieb, nur dass hier gewisse Regelnund Ziele anders sind als in der Privatwirtschaft».Ganther stellt Aussagen und Forderungen zum Thema Lehrermangelder Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) und des LCH einandergegenüber. Er kommt zum Schluss: «Die EDK-Massnahmen fallenvor allem dadurch auf, dass sie wenig kosten.» Das wundert nicht,kann doch die EDK kaum etwas für dringlich erklären, was ihre Mit-glieder respektive deren Parlamente dann für durchaus verzichtbarhalten. Der Autor lässt aber keinen Zweifel daran, welche Verbesse-rungen der Arbeitssituation der Lehrkräfte er nötig findet: «DerBerufsstand wird aufgewertet durch Entlastung, zusätzliche Betreu-ung, bessere Gehälter, moderne Arbeitsplätze, breitere Weiterbil-dungsmöglichkeiten etc. Damit würde der Lehrerberuf schlagartigwieder attraktiv und die Probleme des Lehrermangels lösten sich vonselbst. Doch der Spargedanke des Bundes und der Kantone scheintgrösser als der Wunsch nach guter Bildung.»Weil mir das Wort «Lebenslohn» im erwähnten Zusammenhangfast unpassend poetisch erschien, suchte ich es (via Internet) in derLiteratur. Und wurde fündig bei Henrik Ibsen: «Doch immer, wennder Stürme Wiederkehr / Ein Boot voll Idealen kentern machte, /Erschien ein ander Boot auf hohem Meer, / Das neuen Lebenslohnzur Küste brachte.»Wer das sagt, und welche Firma er vertritt? Wäre nicht schlecht zuwissen. Vielleicht könnte man ja anheuern.

Heinz Weber

* Die Studie «Lehrermangel in der Schweiz» ist gegen Unkostenbeitrag erhältlichbeim Autor: Remo Ganther, Huebstrasse 5, 9443 Widnau, Telefon 071 722 40 92.

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Diplommittel-schulen wohin?Zur künftigen Ausrichtungder Diplommittelschulen(DMS) führt die Konferenzder kantonalen Erziehungs-direktoren (EDK) zurzeit eineVernehmlassung durch. Ne-ben Matura und Berufslehreführt die DMS heute als«dritter Weg» auf Sekundar-stufe II zur tertiären Berufs-bildung an einer HöherenFachschule oder Fachhoch-schule. Die EDK will in erster Linieklären, ob die DMS als Voll-zeitschulen der Sek II, welcheden Zugang zur tertiärenBerufsbildung öffnen, beibe-halten werden und zu wel-chen Berufsausbildungen siehinführen sollen. Die Ver-nehmlassung dauert bis 31.Mai. Daraufhin soll der Ent-wurf für ein Reglement zurAnerkennung der Abschlüssevon Diplommittelschulenüberarbeitet und noch 2002verabschiedet werden.

Der neue, provisorisch inKraft gesetzte Lehrplan desKantons Schaffhausen mussim Unterricht umgesetztwerden. Diesen Standpunktvertreten Erziehungsdeparte-ment und -rat des Kantonsund stellen sich damit gegendie Lehrerschaft, welche ge-droht hatte, den Lehrplannicht umzusetzen. Zwischen der SchaffhauserLehrerschaft und der Exeku-tive herrschen derzeit Span-nungen, weil die Lehrer-schaft findet, ihre Arbeitwerde nicht gewürdigt. Aneiner ausserordentlichenKantonalkonferenz hatte dieLehrerschaft beschlossen, dieErprobungsphase des neuenLehrplans abzubrechen.Zudem sistierte sie die Mitar-beit in allen Kommissionenund Arbeitsgruppen. Mit die-sen Massnahmen will sie

dagegen protestieren, dassExekutive und Legislativeihrer Meinung nach keineRücksicht auf die gestiegeneBelastung der Lehrkräftenehmen.So sei eine vom Erziehungs-rat beantragte Reduktion derLehrpensen um eine Lektionabgelehnt worden. Und stattdrei sei nur ein Prozent Lohn-erhöhung gewährt worden.Beides sei von Regierungund Parlament mit derschlechten Finanzlage desKantons begründet worden.Gleichzeitig werde der Steu-erfuss um drei Punkte ge-senkt. Das empfinde man als«Ohrfeige und mangelndeWertschätzung unserer Ar-beit», teilten die Lehrkräftemit und beschlossen «arbeits-entlastende» Massnahmen.Gegen diese Art der Ent-lastung haben nun Erzie-

hungsdepartement und Er-ziehungsrat Stellung bezo-gen: Die Mitarbeit in Kom-missionen und Arbeits-gruppen gehöre zum «eigent-lichen Amtsauftrag der Lehr-personen», und der neueLehrplan sei verbindlich unddamit im Unterricht umzu-setzen.Beide Streitparteien betonenihre Gesprächsbereitschaft.Man wolle nach Lösungensuchen, die der Problematikgerecht würden und Unter-richt und Schule nicht belas-teten. Allerdings hält die Lehrer-schaft «einstweilen» an denbeschlossenen Massnahmenfest, wie das Sekretariat desVerbandes Lehrerinnen undLehrer Schaffhausen (LSH)auf Anfrage von BILDUNGSCHWEIZ erklärte.

sda/hw.

Protest nach LehrplanKonflikt zwischen Lehrerschaft und Regierung im Kanton Schaffhausen.

PISA: Was machen die anderen besser?

«PISA ernst nehmen heisst: keine Schnellschüsse produzieren»,schreibt die EDK in einer Medienmitteilung. Im Jahre 2002 will siefünf Vertiefungsstudien zu folgenden Fragen durchführen lassen:1. Relevante Unterschiede zwischen den Schulsystemen der Länderder «Spitzengruppe» und der Schweiz; 2. Jugendliche mit schwieri-gem sozialem und/oder sprachlichem Hintergrund: Gelingt Län-dern mit vergleichbarer Ausgangslage eine bessere Integrationund Leistungsförderung; 3. Zusammenhang zwischen Anforderun-gen, Leistungserwartungen und Leistungen im Bildungsbereich;4. Vertiefte Analyse der Lesekompetenzen der Schülerinnen undSchüler des 9. Schuljahres; 5. Übergang zur Sekundarstufe II: Aus-bildungswünsche und deren Realisierungschancen.

Weiter im Netz: www.edk.ch

Löhne 2002: Schaffhausen erhöhteIn der Tabelle zur Lohnsituation für Lehrpersonen in Ausgabe2/02 hiess es beim Kanton Schaffhausen wegen eines Über-mittlungsfehlers, es habe keine Individuelle Erhöhung statt-gefunden. Richtig sind folgende Angaben: Teuerung Nein;Individuelle Erhöhung Ja, Generelle Erhöhung 1%. Wir bit-ten um Entschuldigung.

Bundesfinanzen

Abstriche beider Bildung

Die Departemente des Bun-des müssen im Budget fürdas Jahr 2003 gegenüber derFinanzplanung 910 Millio-nen Franken einsparen. DerBundesrat verlangt dies, da-mit er den Räten im Herbsteinen Voranschlag unterbrei-ten kann, welcher der vomVolk abgesegneten «Schul-denbremse» gerecht wird.Für 2004 und 2005 fordertdie Landesregierung Kürzun-gen von je 870 Millionen.Der Sparbeschluss fiel aufAntrag von FinanzministerKaspar Villiger an der Bun-desratssitzung vom 20. Fe-bruar. Wer wie stark «bluten»muss, dürfte erst im Sommerbekannt werden. Es ist aberdavon auszugehen, dass derBereich Bildung entschei-dend mitbetroffen sein wird.

Laut Medienberichten solldie Erhöhung der Budgetsfür Berufsbildung und Hoch-schulen geringer ausfallenals vorgesehen. Auch die 100Millionen Franken zur För-derung der Kinderbetreuung(BILDUNG SCHWEIZ 2/02)scheinen akut gefährdet.In den Medien wehren sichvor allem die Sozialdemokra-ten gegen die «Sparhysterie»des Finanzministers. «Wenndas Sparprogramm so durch-geht, ist das eine Katastro-phe», erklärte SP-PräsidentinChristiane Brunner im «Ta-ges-Anzeiger». FDP-PräsidentGerold Bührer hingegenmeinte in der selben Zei-tung, es müsse auch in derBildung möglich sein, Be-schlüsse zu hinterfragen,«die in der Ausgabeneupho-rie zu Stande gekommensind». Insbesondere geltedies im Bereich der Infor-matikausrüstung und -aus-bildung für Schulen. hw.

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«Integrationsmassnahmen stellen einenDauerauftrag dar und können nicht nurvorübergehend angeboten werden»,sagte der Basler ErziehungsdirektorChristoph Eymann an einer Medienori-entierung. Anlass war die Umsetzungvon Integrationsprojekten auf StufeKindergarten. Praktisch jedes zweiteKind in Basel wachse heute zwei- odermehrsprachig auf. Das Erlernen derStandardsprache hat deshalb Priorität.Dabei ist auch an die Eltern ausländi-scher Kinder zu denken. Man prüfe,Sprachkurse für Eltern von Tagesheim-Kindern anzubieten.

Einsatz von FörderlehrpersonenJudith Strub-Keller, Rektorin Kindergär-ten Basel-Stadt, betonte, die Sprach-kompetenz bilde die Grundlage für eineerfolgreiche Integration oder frei nachWittgenstein: «Die Grenzen unsererSprache sind die Grenzen unserer Welt.»Die Erweiterung der Grenzen beginntbereits im Vorschulalter: «Wir müssendie Voraussetzungen schaffen, damitdiese Kinder sich möglichst schnell orien-tieren und verständigen können.» Alseinen Schwerpunkt nannte sie die Un-terstützung von Lehrkräften. Zusätz-liche Förderlehrpersonen übernehmenneu an vier Tagen der Woche Einzel-

oder Gruppenstunden, um den Kindernden Einstieg in die ihnen fremde Spra-che zu erleichtern.Von diesen «Fördermorgen» werden inden nächsten zwei Jahren 20 Klassen inBasel (von insgesamt 176 Kindergärten)mit jeweils höchstens zwei Deutschsprechenden Kindern profitieren. Theo-retische Grundlagen zur Sprachförde-rung hat im weiteren die Kindergarten-lehrkraft Eveline Riederer in ihrem vorkurzem erschienenen Buch «Deutsch-lich besser» erarbeitet.

17 Kinder, 10 SprachenAnne Tüscher und Bettina Schibler-Hediger führen seit 13 Jahren zusam-men einen Kindergarten im St. Johann-Quartier. Im laufenden Schuljahr setztsich ihre Klasse aus 17 fremdsprachigenKindern mit zehn Muttersprachen zu-sammen. Was dies im Alltag bedeutenmag, konnten sie nur andeutungsweisewiedergeben. Jedenfalls sind Sprach-kenntnisse und Entwicklungsstand beiden Kindern sehr unterschiedlich. DieEltern können meist kaum mehr als einpaar Brocken Deutsch. Für Elternge-spräche ist der Einsatz einer Dolmet-scherin unumgänglich. Weil die Kommunikation mit den Kin-dern zu Beginn kaum funktioniert, set-

zen Tüscher und Schibler-Hediger Hilfs-mittel wie Gestik, Handpuppen, Musikzum Singen und Tanzen oder Bilder-bücher ein. Gelernt sein wollen auch«einfache» Dinge wie das Auffindenund Benutzen der Toilette oder derUmgang miteinander.

Mehr Sicherheit durch Rituale«Durch das Ritualisieren der Alltagsab-läufe gewinnen die Kinder zunehmenderste sprachliche Sicherheiten und übensich in verschiedenen Ausdrucksfor-men», so Tüscher. Die Standardspracheim Kindergarten ist vorläufig Dialekt.Ein Wechsel zu Hochdeutsch werdegeprüft, ergänzte Judith Strub.Cécile Bühlmann, Beauftragte für Inter-kulturelle Erziehung und Vizepräsiden-tin der Eidgenössischen Kommissiongegen Rassismus, gab dem Basler Modellgute Noten, gehe doch der Trend inmehreren Kantonen in Richtung vongetrennten Schulklassen für Schweizerund ausländische Kinder.

Madlen Blösch

Weiter im TextMiryam Eser Davolio: «Viele Sprachen,eine Schule»; Kronig, Häberlin, Eckhard«Immigrantenkinder und schulische Se-lektion», beide Verlag Paul Haupt, Bern

«Bunte Klassen» sindzunehmend nicht mehr derSonder-, sondern der Nor-malfall. Bild aus einemDurchgangszentrum fürAsylsuchende und Kriegs-flüchtlinge im KantonZürich, zur Verfügunggestellt von Lehrerin StojicaMataruga.

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g.

Sprachkompetenz fördert IntegrationJedes zweite Kind in der Stadt Basel wächst heute zwei- oder mehrsprachig auf. Die Umsetzungdes kantonalen Integrationsleitbildes setzt schon im Vorschulalter ein.

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Alle zwei Jahre vergibt die Stiftung Bil-dung und Entwicklung den mit insge-samt 10 000 Franken dotierten Preis«Blauer Planet» an Lehrmittel, die glo-bales Lernen besonders fördern. DiesesJahr stiftete der Kanton Graubünden diePreissumme, weshalb die Auszeichnungam 29. Januar in Chur von Regierungs-rat Claudio Lardi übergeben wurde.Der Hauptpreis (Fr. 6000.–) ging an

«Globalisierung und Gerechtigkeit»von Richard Gerster (2001, h.e.p.Verlag) für seine «anschaulicheDarstellung von Globalisierungshin-tergründen und Folgen». EinBegleitbuch für Lehrkräfte derSekundarstufe II stammt von ArminTschenett.

Mit dem Förderpreis (Fr. 4000.–) ausge-zeichnet wurde das Dossier «Frauen-rechte – Menschenrechte: VomTraum zur Wirklichkeit» (1999,Österreichischer EntwicklungsdienstÖED). Autorin Brita Neunhold prä-sentiert eine Fülle von Informationüber die Situation der Frauen welt-weit. Konzipiert ist das Lehrmittelfür die Sekundarstufen I und II.

«Nur» zu einem Anerkennungspreisreichte es dem Lehrmittel für inter-konfessionellen Unterricht «Men-schen leben in Religionen und Kul-turen» (2000, LehrmittelverlagZürich). Grund für das «nur»: DiesesWerk war bereits an der FrankfurterBuchmesse 2001 ausgezeichnet wor-den. Es behandelt zentrale Fragenwie «Woher kommen wir?», «Wel-chen Sinn hat unser Dasein?», «Wasgeschieht nach dem Tod?». Men-schen aus den grossen Weltreligio-nen stellen im Lehrmittel dar, wiesie diese Fragen angehen.

Die Preise werden aufgrund eines auf-wändigen Evaluationsverfahrens verge-ben. Jeweils zwei Lehrpersonen prüfendie zum Wettbewerb zugelassenen Lehr-mittel im Unterricht und beurteilen sienach speziell entwickelten Kriterien fürglobales Lernen. Aufgrund dieser Aus-wertung nimmt eine Fachjury, in derauch der LCH vertreten ist, die endgülti-ge Auswahl vor.

Ein Lehrmittel nimmt Partei«Es ist die Pflicht der Menschheit, also

auch unsere Pflicht, die Armut, woimmer sie auftritt, zu bekämpfen. Wirdürfen das Zusammenleben der Men-schen nicht einfach der unsichtbarenHand des freien Marktes überlassen, wirmüssen Verantwortung tragen und mit-helfen, dass die Vorstellung einer fried-lichen, gerechten, solidarischen undmenschenfreundlichen Welt keine Uto-pie bleibt.» – Dies schreibt nicht derAutor von «Globalisierung und Gerech-tigkeit», Richard Gerster, sondern Mo-ritz Leuenberger, zum Zeitpunkt desErscheinens schweizerischer Bundes-präsident. Sein Geleitwort gibt die Ton-art an für ein Buch, das in seiner Dar-stellung der Situation klar Partei nimmtfür die Benachteiligten der Globalisie-rung, wie sie heute weitgehend verstan-den und praktiziert wird. Es zeigt zum Beispiel auf, unter welchenVoraussetzungen wir uns im «Welt-supermarkt» der Nahrungsmittel frei be-dienen können. Es beschreibt die Wege,welche die Baumwolle aus Kasachstanoder Indien zurücklegt, bis sie zu einemPaar Jeans an den Beinen von Schweize-rinnen und Schweizern geworden ist.Schätzungsweise 19 000 Transport-kilometer stecken in so einer Hose.Das Buch beschreibt die unterschiedli-chen Auswirkungen von Überschul-dung im Drittweltland Mosambik undder Walliser Gemeinde Leukerbad. Fol-gerung daraus: «Wenn es in der Schweizeinen Schutz auch für jene gibt, die vordem Ruin stehen, ist das nicht Altruis-mus. Mit einem geordneten Verfahrensoll auch einem zahlungsunfähigenSchuldner ein Neuanfang ermöglichtwerden.»Wir haben ja in der Schweiz gelegent-lich das Gefühl, die Unterschiede zwi-schen Arm und Reich seien zu gross.Konkret ist der Anteil der reichsten 20%der Bevölkerung am Volkseinkommenrund 6 mal so hoch wie der Anteil derÄrmsten 20%. In einem Entwicklungs-land wie Brasilien aber beansprucht dasreichste Fünftel 25,7 Mal so viel vom«Kuchen» des Volkseinkommens wiedas ärmste Fünftel.Gersters Fazit: «Globalisierung im Sinneeiner drastischen Verkürzung von Raumund Zeit dank der technischen Revoluti-on im Transport- und Kommunika-tionswesen ist eine Tatsache und unum-kehrbar. Globalisierung im Sinne derLiberalisierung und Deregulierung hin-gegen ist ein politischer Prozess unddementsprechend verhandel- und ge-staltbar.»

Heinz Weber

Was Gerechtigkeit mit Jeanszu tun hatDer Lehrmittelpreis «Blauer Planet» der Stiftung Bildung undEntwicklung (SBE) ging dieses Jahr an das Buch «Globalisie-rung und Gerechtigkeit».

«Blauer Planet» – die Preisträger und -stifter: Bernhard Probst vom Verlag h.e.p.,Mit-Autor Armin Tschenett, Regierungsrat und Präsident SBE Claudio Lardi, AutorRichard Gerster (von links nach rechts).

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führen zu verhärteten Fronten. Einschwelendes Problem eskaliert an einerKleinigkeit. Solche Konflikte gehörenzum menschlichen Alltag, der Umgangmit ihnen ist ein anderes Thema.

Unterwegs zu neuen SichtweisenHäufig trägt eine Supervision zum Ab-bau von Stressfaktoren bei. Eine Fach-kraft entwickelt mit den Betroffenenneue Sichtweisen. Die Beteiligten ler-nen, professioneller mit Belastungenumzugehen. Supervision ist Anleitungzum Überdenken der eigenen Handlun-gen und zur Entwicklung neuer Visio-nen und Verhaltensmuster.Im modernen Schulalltag ist ein vielfäl-tiges Supervisionsangebot nötig:

Mit einer Wut im Bauch schlage ich dieTüre zum Lehrerzimmer zu. Natürlichbin ich schuld am Absturz des Compu-ters. Doch den Ton, der unser «Fach-mann» mir gegenüber anschlägt, lasseich mir nicht mehr bieten: «Inkompe-tenz, typisch Frau!» Wenn er nicht jedeWoche etwas Neues installieren würde,hätte ich die Sache im Griff. Ein Gefühlvon Ohnmacht und Ausgeliefertseinbegleitet mich in den Unterricht...

Ruth Bernhard

Unausgesprochenes Rollenverhaltenprägt unsere tägliche Kommunikation.Vorgefasste Meinungen und Zeitdruck

Einzelsupervision beansprucht eineLehrperson meist aus eigener Initiative,als individuelle Hilfe in Bezug auf eineStandortbestimmung, ein Problem ausdem Schulalltag oder eine Kriseninter-vention.Gruppensupervision ist sinnvoll beispezifischen Problemen und als allge-meine Weiterbildung im Hinblick aufeine «Weitsichtigkeit» im Berufsumfeld.Eine heterogen zusammengesetzteGruppe tauscht Erfahrungen aus unddiskutiert über Problemlösungsmög-lichkeiten.Teamsupervision bezieht sich aufganze Arbeitsgruppen, die gemeinsameLösungsstrategien in ihrem Arbeitsbe-reich suchen. Hier handelt es sich meist

Supervision:Professionell mit Spannungen umgehenViele Lehrpersonen sind überlastet und fühlen sich mit ihren beruflichen Problemen alleingelassen. Wer in der heutigen Schullandschaft bestehen will, braucht Perspektiven undAnregungen, um seine Tätigkeit zu reflektieren. Supervision kann einen Beitrag dazu leisten.

Vorbeugen ist besser als Heilen: Supervision hilft, Probleme frühzeitig zu erkennen und Lösungen zu finden.

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um prozessorientierte Beratung oder umKrisenintervention. Ein typisches Bei-spiel ist die Planung, Entscheidung undUmsetzung von Schulentwicklungspro-zessen.Coaching fördert Führungskräfte inallen Belangen ihrer Aufgaben undunterstützt sie in ihrer Professionalität.Im Bildungswesen wird diese nochwenig bekannte Beratungsart mit demEinrichten von Schulleitungen inZukunft an Bedeutung zunehmen.

«Ich fühlte mich ernst genommen»Lisbeth W. arbeitet seit Jahren als Unter-stufenlehrerin und hat soeben eineSupervision abgeschlossen: «Meine Erfahrung mit Einzelsupervi-sion ist eine persönliche. Hier konnteich vorerst Dampf ablassen, Frustratio-nen loslassen und fühlte mich ernstgenommen. All die Widersprüchlichkei-ten, die ich in meinem Umfeld wahrge-nommen habe, kamen zur Sprache. Wasdrückt persönlich? Was wird bemän-gelt? Wo sind persönliche Stärken undSchwachstellen? Die Gespräche im Laufe der Supervisiongingen in die Tiefe, zu Problemfeldern,die man nicht mit Kollegen diskutierenkann. Sie verlangen viel Ehrlichkeit vonsich selber und die Bereitschaft zu Ver-änderungen. Die Hinterfragung dereigenen Erziehung bewirkte, dass ichUnausgesprochenes, das mich verunsi-cherte, einordnen und meine Reaktio-nen besser verstehen lernte. Bestärktbegann ich eine gezielte Weiterbildung.Meine Supervision habe ich teilweiseselber finanziert. Der Kanton über-nimmt einen Drittel der Kosten. DieSchulpflege wollte ich nicht bitten. Eswar meine persönliche Sache. Das ersteTelefon ans Pestalozzianum war einegrosse Hürde.Trotzdem wünschte ich mir ein nieder-schwelligeres Angebot im persönlichenArbeitsfeld. Es wäre sinnvoll, Problemefrüher anzugehen.»

Verhaltensmuster aufdeckenVreni W. hat Erfahrungen als Primarleh-rerin auf allen Stufen und arbeitetmomentan als Förderlehrerin undSchulleiterin:«Teamsupervision dient zur Vorbeu-gung von Konflikten und zu professio-nellerem Umgang mit Krisen und derenBewältigung. Die Beratung mit ihrerAussenschau deckt Mechanismen in derRollenverteilung des Teams auf undspiegelt Verhaltensmuster, die sich injeder Gruppe ergeben. Wenn eine unbe-

teiligte Person reflektiert, wagt der Ein-zelne eher, persönliche Berührungs-punkte auszusprechen.Eine Supervision ist kein Wundermittel.Sie macht hellhörig und sensibilisiert.Man reflektiert eigenes Verhalten undlernt Formen kennen, wie man Konflik-te ansprechen kann. Wichtig ist, dassdas Team gemeinsam nach Lösungensucht. Wir nehmen Supervision regel-mässig in unterschiedlichen Abständenin Anspruch, auch als Instrument zurProzessberatung in Bezug auf Qualitätsi-cherung. Mir hilft Beratung in meinerFunktion als Schulleiterin.Für mich muss ein Gesinnungswandeleintreten, der Supervision als Zeichenvon Stärke interpretiert. Als Selbstver-ständlichkeit soll sie beansprucht undim Budget berücksichtigt werden. Aller-dings darf kein Kult daraus entstehen.»

Verordnete Supervision – ein UndingFrüher wurde Supervision in Krisensi-tuationen verordnet, ein Unterfangenauf verlorenem Posten. Supervision alsPrävention hilft, Konflikte früh zu er-kennen und sie gekonnt anzugehen imSinne von Vorbeugen ist besser als Hei-len. So ist zum Beispiel Kommunikationauf sachlicher Ebene ein wichtiges Trai-ningsfeld auf dem Weg zu konstruktiverZusammenarbeit.Im Sinne von Prozessbegleitung übtSupervision mehr die Funktion einerVerkehrsanlage aus. Sie blinkt bei kriti-schen Nahtstellen und zeigt Wege zumFinden von Strategien auf. Krisenbera-tung ist heikel, wird oft nicht von allenBeteiligten getragen und bringt nichtimmer den erwünschten Effekt. Trotz-dem ist Krisenintervention die häufigsteSupervisionsart. Man handelt erst,wenn das Geschirr schon zerschlagenist.

Tendenz zum ZuwartenMartin Pfrunder ist ehemaliger Sekun-darlehrer; er hat sich 1990–1993 zumSupervisor ausgebildet und arbeitet zur-zeit am Pestalozzianum in Zürich: «Bei Schulentwicklungsaufgaben habenSchulen Anrecht auf eine externe Be-gleitung. Meine Mitarbeit besteht vorallem im Vermitteln von Projektwissen

und im Spiegeln von Rollenverhaltenbei Entscheidungsabläufen. Häufig hät-ten Schulen eigene Fachleute für dieseAufgabe. Diese haben jedoch gleichzei-tig die internen Leitungsaufgaben inne,so dass Rollenkonflikte entstehen könn-ten. Im Kanton Zürich wird das Ange-bot bis jetzt nicht in vollem Umfang ge-nutzt.Es gibt kaum Zwangsberatungen,jedoch häufig Konfliktberatungen. DieTendenz zum Zuwarten bei Schwierig-keiten zeigt sich überall, ob Schule oderWirtschaftsbereich. Eine Besonderheitvon Schulen ist sicher, dass Problemeeinzelner Lehrkräfte sehr spät wahrge-nommen werden. Hier hoffe ich, dassSchulleitungen, die die personelleFührung übernehmen, eine Früherken-nung herbeiführen und präventiv kolle-giale Unterstützung bieten können.»

Eigenständige Suche lohnt sichViele Anbieter befinden sich auf demheutigen Bildungsmarkt. Die kantona-len schulischen Fortbildungsinstitutio-nen in der Schweiz haben ein umfassen-des Angebot an fachspezifischenBeratungen. Sie arbeiten zum Teil mitprivaten Stellen zusammen. Einzelneprivate Institutionen befassen sichebenfalls mit professioneller Schulbera-tung. Eine eigenständige Suche nach einerpassenden Fachperson lohnt sich. Ofthelfen Empfehlungen weiter. Der Erfolgeiner Supervision hängt stark von ge-genseitigen Zugang und Vertrauen vonBeratung und Beratenden ab. Der Funkemuss am Anfang springen.

Gute Angebote nützen nur, wenn siebezahlt werden (können). Die Stunden-ansätze bewegen sich zwischen Fr. 120.–und Fr. 300.– resp. Fr. 800.– und 1300.–pro Tag. Wichtig ist eine genaueAbklärung, wie weit der Kanton oder dieGemeinde die Supervisionskosten über-nehmen. Teambegleitungen im Rah-men von Schulentwicklung gehen inder Regel auf Kosten von Kanton undGemeinde. Die kantonalen Institutio-nen haben oft einen Pool anerkannterSupervisions-Fachleute, deren Angebotesubventioniert sind. Ebenso finanzieren

«Eine Team-Supervision ist kein Wundermittel. Sie macht hell-hörig und sensibilisiert. Man reflektiert eigenes Verhalten undlernt Formen kennen, wie man Konflikte ansprechen kann.Wichtig ist, dass das Team gemeinsam nach Lösungen sucht.»

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• wirkt präventiv einem Burnout ent-gegen

Behörden sind noch zu sensibilisierenIn der Lehrerschaft ist die Supervisionheute weitgehend akzeptiert. Ihr Erfolghängt von persönlicher Wahl, Fach-kompetenz, Unabhängigkeit und Ver-trauen in die Supervision ab.Eine Sensibilisierung bei Behörden undPolitikern hat erst zum Teil stattgefun-den, noch immer bezahlen Lehrperso-nen ihren persönlichen Einsatz oft ausder eigenen Tasche.

Weiter im Netz:www.lsh.chwww.bso.ch www.fsb-luzern.chwww.lebe.chwww.lflb.chwww.pestalozzianum.chwww.coaching-point.chwww.mentorat.chwww.ppz.uster.ch

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die Schulbehörden Coachingprojektezur Unterstützung von Schulleitungen. Für Einzelsupervision sollte im Weiter-bildungsbudget einer geleiteten Schuleein Betrag vorgesehen sein. Lehrkräfte,die sich zu einer Supervision entschlies-sen, handeln im Interesse der Sache undhaben Anrecht auf finanzielle Abgel-tung. Eine Umfrage bei Lehrkräften, Lehrper-sonen in Ausbildung und Ausbildendeim Lehrberuf von J. Müller / U. Stüssibestätigt folgende Aussagen:

Supervision...• motiviert, stärkt das Selbstvertrauen

und hilft Ressoucen besser zu nutzen• verbessert die Zusammenarbeit im

Team, wenn alle Beteiligten Einsichtund Verständnis dafür haben

• soll als fester Bestandteil an Schulenzur Verbesserung der Berufssituationbeitragen

• gehört bereits in die Ausbildung, hilftbei der Berufsfindung und bautSchwellenängste ab

• braucht noch mehr Sensibilisierungbei Behörden und Politikern

Ausbildung zurSupervisorin,zum SupervisorInformationen über Ausbildungs-

lehrgänge unter www.bso.ch(Berufsverband Schweizeri-scher Supervisoren)

Dauer der Ausbildung: ca. zweibis drei Jahre, berufsbeglei-tend

Kosten: In der Regel zwischen Fr. 20 000.– und Fr. 35 000.–

Voraussetzungen: Grundausbil-dung (anerkannter Berufs-abschluss), fünf Jahre Berufs-praxis, eigene Erfahrung mit Supervision, zum Teil Eintrittstest

In den Klassen, unter Schülerinnen und Schülern, wird zunehmend im Team gearbeitet. Lehrerinnen und Lehrerhaben oft noch Mühe, sich als Teil eines Teams zu sehen.

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Niedrige SchwelleEin privater Anbieter mit eigenem Profil ist das ppz (Pädagogisches Praxis Zentrum)in Uster. Es versteht sich als Ergänzung zum kantonalen Angebot. Das ppz-Team hatsich auf das «Kerngeschäft» Schulpraxis/Unterricht spezialisiert und besitzt eineMediothek mit modernen Lehrmitteln.Im Unterschied zu kantonalen Stellen legt es Wert auf ein niederschwelliges Ange-bot. Wer eine Frage oder ein Problem im Umfeld Schule hat, geht vorbei undbekommt sofort Tipps, Beratung, Lösungshilfe. Aus der Praxis für die Praxis verste-hen sich die ehemaligen Lehrpersonen nah an der Schule, beim Kind, bei der Lehr-kraft. Präventiv und direkt am Geschehen soll ihre Anlaufstelle Krisen im Lehrper-sonen-Alltag frühzeitig auffangen. Nach einem ersten, unverbindlichen Besuchwird zur Mitgliedschaft im ppz aufgefordert. Sie kostet Fr. 120.– pro Jahr undberechtigt zu kostenloser Beratung, Diskussion mit Fachleuten und Nutzung derMediothek während der Öffnungszeiten (vgl. unten). Einzelberatungen oder Coa-chings sind für Mitglieder günstiger.Dank einfachen Strukturen kann das Supervisorenteam schnell und flexibel auf dasFeld Schule reagieren, sich an den Bedürfnissen der Lehrpersonen orientieren undihre persönlichen Wünsche abdecken.Das ppz wendet sich mit seinem Angebot auch an Kantone, Gemeinden und Leh-rerorganisationen. Es bemängelt die uneinheitlichen Strukturen der kantonalenAnbieter und die unterschiedliche finanzielle Unterstützung ihrer Angebote. DasTeam strebt eine interkantonale Zusammenarbeit im Sinne der Nutzung von Res-sourcen an und möchte ein gesamtschweizerisches Netz von spezialisierten Schul-supervisoren-Teams aufbauen, die eng zusammenarbeiten. Anderseits befürwortetes eine gesunde Konkurrenz nach dem Motto «Wir bürgen mit unserem Namen fürQualität». Momentan arbeitet das ppz intensiv mit der Gemeinde Uster und demKanton Glarus zusammen.Interessierten Lehrkräften bietet das ppz einen berufsbegleitenden Nachdiplomstu-diengang für zertifizierte Schulpraxis-Beratende an. Es handelt sich um ein Pilotpro-jekt, das nur auf Supervision im Schulbereich zielt. Verhandlungen um eine Aner-kennung durch die BSO (Berufs-Supervisoren-Organisation) sind im Gange.Kontakt: ppz, Bahnstrasse 21, 8610 Uster, Fax 01 825 47 86, Info-Tonband01 941 83 86. Geöffnet jeden Samstag von 8 bis 15 Uhr ohne Voranmeldung. Infor-mationen unter www.ppz.ch oder [email protected]. Ruth Bernhard

Vernetzung imVordergrund Die Schulgemeinde Flawil geht mitihrem Coaching-Angebot einen beson-deren Weg.

«Wir pflegen einen etwas anderenAnsatz als die meisten Lehrer- und Lehrerinnenberatungsangebote in derSchweiz», so Esther Graf, Sozial-arbeiterin HFS. Zusammen mit einemweiteren Mitarbeiter betreut sie dieZepra-Schulberatung Flawil in einem40-Prozent-Umfang. Während sich vieleSupervisions- und Coachingformen imSchulbereich an psychotherapeutischenSicht- und Arbeitsweisen orientieren,legt man im Flawiler Modell dasSchwergewicht auf vernetztes Handelnund auf die Ressourcenförderung. DieseStrategie kommt nicht von ungefähr,denn die beiden Beratenden werdenvom Zentrum für Prävention undGesundheitsförderung (Zepra), einerEinrichtung des Gesundheitsdeparte-mentes des Kantons St. Gallen, gestellt.Vor rund eineinhalb Jahren wurde zwi-schen dem Zepra und der Schulgemein-de Flawil eine Leistungsvereinbarunggetroffen. Seither läuft das Modell alsPilotprojekt, welches fortlaufend voneiner aussenstehenden Fachperson eva-luiert wird. Das Coaching-Angebot richtet sich aus-drücklich nicht nur an die Lehrperso-nen, sondern auch an die Schulbehör-den, die Hauswarte und das gesamteSchulpersonal. Gemäss Angaben vonEsther Graf sind die bisherigen Erfah-rungen sehr positiv: «Im vergangenenJahr haben wir rund 80 Beratungendurchgeführt. Es muss aber betont wer-den, dass eine Beratung mehrereGespräche und unter Umständen auchKlasseneinsätze umfassen kann. Des-halb ist diese Zahl nicht unbedingt aus-sagekräftig.» Vor ihrem Wechsel zumZepra arbeitete Esther Graf als Erzie-hungs-, Familien- und Lehrerinnen-und Lehrerberaterin beim Schulpsycho-logischen Dienst der Stadt St. Gallen. Inihre Arbeit fliessen auch ihre Ausbildun-gen in systemischer Beratung und The-rapie sowie in Organisationsentwick-lung ein. «Nach heutigen Erkenntnissenberuht Gesundheitsförderung in derSchule vor allem auf Organisations-entwicklung», erklärt die Fachfrau.

Adrian ZellerAls «Einzelkämpfer» im Schulzimmer. Umso wichtiger ist die Verankerungund Vernetzung in der beruflichen und privaten Umgebung.

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«Lehrpersonen sollen ihre Kräfte inerster Linie auf den Unterricht konzent-rieren können. Ihre Arbeitsbedingun-gen müssen sich so gestalten, dass dieSchule ihren Bildungsauftrag optimalerfüllen kann.» Das schreibt nicht etwaein LCH-Funktionär in einem gewerk-schaftlichen Kommentar, sondern Re-gierungsrat Christoph Eymann, Erzie-hungsdirektor des Kantons Basel-Stadt,im Vorwort der Untersuchung «Arbeits-bedingungen, Belastungen und Ressour-cen der Lehrkräfte des Kantons Basel-Stadt».

«help our teachers»Bereits kurz nach Amtsantritt vor rundeinem Jahr hatte Eymann seinen Willenzur Verbesserung der Arbeitsbedingun-gen des Lehrpersonals bekundet undeine «hotline» eingerichtet, bei der das«hot» für «help our teachers» stand. Imvergangenen Herbst folgte dann einewissenschaftliche Erhebung – die bisheraufwändigste ihrer Art im deutschenSprachraum, so jedenfalls die Aussagevon Projektleiter Professor EberhardUlich vom Institut für Arbeitsforschungund Organisationsberatung (ifab) inZürich. Von über 3000 versandten Fra-gebogen konnten 51% ausgewertet wer-den.

Lohn nicht prioritärÄhnlich wie in der laufenden LCH-Er-hebung zur Berufszufriedenheit (derenErgebnisse im Mai in BILDUNGSCHWEIZ erscheinen werden), wollteman zunächst von den Basler Lehrper-sonen wissen, welche Werte ihnen imBeruf wichtig sind und wie stark siediese an ihrer Schule antreffen respekti-ve vermissen. An oberster Stelle derWunschliste steht eine «Kultur der Of-fenheit und Toleranz» – und diese Kul-tur wird gleichzeitig stark vermisst. Hiermachten Eberhard Ulich und sein Teamdas grösste Defizit aus.

Als sehr wichtig eingestuft werden imWeiteren ein «Gutes Verhältnis zu denKollegen» und «Interessante Aufgaben»– diese Werte werden aber auch weit-gehend angetroffen. Erhebliche Defizitezeigen sich bei den Positionen «Ver-ständnisvolle Vorgesetzte», «Klare Füh-rung» und «Mitsprache bei wichtigenDingen». Die Position «Gute Bezahlung,guter Lohn» folgt erst an zehnter Stellevon insgesamt 32 abgefragten Werten.

Partnerschaft als RessourcePositiv werten die Lehrerinnen undLehrer an ihrer Arbeit die Anforderungs-vielfalt und den grossen Tätigkeitsspiel-raum. Bei der erlebten sozialen Unter-stützung rangiert überraschend klar anerster Stelle die Lebenspartnerin resp.der Lebenspartner.

Jede dritte Basler Lehrperson zeigtAnzeichen «emotionaler Erschöpfung»Knapp ein Drittel der Lehrerinnen und Lehrer im Kanton Basel-Stadt leidet an«mengenmässiger Überlastung», ebenso hoch ist der Anteil von Lehrpersonenmit Anzeichen von «emotionaler Erschöpfung». Das ergibt eine Studie, die dasBasler Erziehungsdepartement durchführen liess. Nun sollen Taten folgen.

Deutlich weniger fühlen sich dieLehrpersonen durch Arbeitskollegin-nen/-kollegen und noch weniger durchVorgesetzte unterstützt. Hier zeigt sichallerdings eine starke Streuung nachSchultypen, die auch regional bedingtsein dürfte, da Basel-Stadt in den letztenJahren eine grundlegende und umstrit-tene Schulreform erlebte.

Problem Nr. 1: «Schwierige Schüler»Nach den beruflichen Belastungenbefragt, gaben 29% der Lehrpersonen(und 38% der Schulhausleiterinnen-und leiter!) eine «mengenmässige Über-forderung durch Arbeitsaufgaben» zuProtokoll. Inhaltliche Überforderung(oder Unterforderung) treten wenigerstark auf. Je nach Schultyp werden auch«belastendes Sozialklima» und «belas-

Eine «Kultur der Offenheit und Toleranz» steht ganz oben in der Werteskalader Lehrerinnen und Lehrer, wird aber auch häufig vermisst.

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tendes Vorgesetztenverhalten» mehroder weniger stark empfunden.Problem Nr. 1 für die Basler Lehrerinnenund Lehrer (unter 42 erfragten Punkten)ist das «Verhalten schwieriger Schüler».71% fühlen sich dadurch stark bis sehrstark belastet. In der Rangliste folgen«Heterogenität der Klasse» (55%), «aus-serunterrichtliche Pflichten» (54%) und«administrative Pflichten» (53%).Dauerbelastung führt zum sogenanntenBurnout. Ulich und sein Team verwen-den dafür den Begriff «emotionaleErschöpfung», verbunden mit «beein-trächtigter Zuwendungsbereitschaft»und «reaktivem Abschirmen». DieseMerkmale wurden nicht direkt erfragt,sondern aufgrund einer ganzen Reihevon Punkten diagnostiziert (z.B. «Ichhabe den Eindruck, nicht alles schaffenzu können», «Ich muss mich manchmalzwingen, nicht grob zu den Schülern zusein», «Die Sorgen anderer nehme ichnicht mehr so wichtig»). Kritische Werte für emotionale Erschöp-fung zeigen knapp 30% der Lehrperso-nen. Von beeinträchtigter Zuwendungs-bereitschaft muss bei 21% gesprochenwerden, von reaktivem Abschirmen bei27,4%.Naheliegend, aber nun immerhin wis-senschaftlich erhärtet ist die Korrela-tion, dass sich bei mengenmässiger Über-lastung die Neigung zu emotionalerErschöpfung um ein Vielfaches erhöht.Ausserdem korrelieren hohe Defizite inKultur und Führung mit geringen Parti-zipationsmöglichkeiten.Der Lehrberuf gehört unbestritten zuden erschöpfungs-anfälligsten. Nochgefährdeter sind laut Ulich allerdingsAssistenzärzte an Spitälern mit Arbeits-zeiten von mehr als 50 Stunden. Hierliegt die «Burnout-Rate» bei 40%.

Zeitliche Entlastung dringendWas wünschen sich die Basler Lehrper-sonen zur Verbesserung ihrer Situation:An vorderster Stelle steht eine zeitlicheEntlastung für ausserunterrichtlicheAufgaben (85%). Im Weiteren geht esum mehr finanzielle Mittel für die Schu-len, eine Reduktion der Pflichtstunden-zahl sowie klare Regelungen bezüglichKerngeschäft und Zusatzaufgaben. 74%wollen eine Entschädigung für ausser-unterrichtliche Aufgaben. 76% verlan-gen von ihren Vorgesetzten eine «klareUnterstützung der Lehrkräfte». 68%sprechen sich für eine Verbesserung desImages der Schule aus.

An vorderster Stelle der Wünsche steht eine zeitliche Entla-stung für ausserunterrichtliche Aufgaben (85%). Im Weiterengeht es um mehr finanzielle Mittel für die Schulen, eineReduktion der Pflichtstundenzahl sowie klare Regelungenbezüglich Kerngeschäft und Zusatzaufgaben. 74% wolleneine Entschädigung für ausserunterrichtliche Aufgaben.

Die Basler Schulbehörden unter Erzie-hungsdirektor Eymann wollen auf-grund der Untersuchung keine Schnell-schüsse abfeuern, sondern «gemeinsammit den Betroffenen auf Lösungssuchegehen». 1,5 Millionen Franken jährlichstehen in den nächsten Jahren fürUmsetzungsmassnahmen zur Verfü-gung. Priorität geniessen die Bereiche«Kultur und Führung» sowie «Kernge-schäft und Zusatzaufgaben». Bereits seitJahresbeginn aktiv ist eine (bisher feh-lende!) Beratungsstelle für Lehrperso-nen, bei der sich eine Psychologin undein Psychologe eine 100-Prozent-Stelleteilen.

Heinz Weber

Weiter im TextEberhard Ulich, Simone Inversini, MarcWülser: «Arbeitsbedingungen, Belastun-gen und Ressourcen der Lehrkräfte desKantons Basel-Stadt», erhältlich beimErziehungsdepartement des KantonsBasel-Stadt, Postfach, 4001 Basel, Tel.061 267 84 08.«Wie lebt sichs gesund mit 200 Ent-scheidungen in der Stunde?», Artikel inBILDUNG SCHWEIZ thema 1/2002.

Weiter im Netzwww.unibas.ch/schulen/

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1995 hat der Grosse Rat des KantonsBern das neue Gesetz für die tertiarisier-te Lehrerinnen- und Lehrerbildung ver-abschiedet. Damit wurde ein Projekt inAngriff genommen, das ursprünglichbei allen Beteiligten grosse Akzeptanzgefunden hatte, jedoch durch Fehl-management zusehends in eine Schief-lage geriet.

Irene Hänsenberger,Geschäftsführerin LEBE

Drei wesentliche Punkte im Gesetz soll-ten sich bei der Umsetzung als Pferde-füsse erweisen:1.Die neue Lehrerinnen- und Lehrerbil-

dung soll der Universität angegliedertsein.

2.Die neue Lehrerinnen- und Lehrerbil-dung soll grundsätzlich in zentralenund regionalen Instituten angebotenwerden.

3.Es soll keine Delegation von Kompe-tenzen von der Regierung nach untenmöglich sein.

Diese drei gesetzlichen Vorgaben erwie-sen sich nun bei der Umsetzung in diePraxis als fatale Fehleinschätzungen derstrategischen Ausrichtung der LLB.

Angliederung an die UniversitätEine Angliederung an die Universitätbedeutet keine Vollintegration, ob-schon offensichtlich niemand klareVorstellungen darüber hatte, wie eineAngliederung in der Praxis ausgestaltetwerden sollte. Die Universität, welchedazu ein gewichtiges Wort mitzuredengehabt hätte, wurde jedoch von der Pro-jektleitung zu wenig in den Prozess ein-bezogen. Entsprechende Abgrenzungs-konflikte wurden erst zu spätthematisiert und bedürfen noch heuteder Klärung.

Dezentrale Lehrerinnen- und LehrerbildungMit dem Argument, dass in Zeiten desLehrerinnen- und Lehrermangels dieSchaffung von regionalen Seminareneine wirksame Methode zur Rekrutie-rung neuer Lehrerinnen und Lehrerwar, forderte der Grosse Rat entgegender Meinung der Erziehungsdirektion,die Lehrerinnen- und Lehrerbildungauch als tertiarisierte Ausbildung dezen-tral, das heisst an den Standorten deralten Seminare weiterzuführen. Nichtberücksichtigt hat der Grosse Rat dabei,dass die Studierenden bei der tertiärenAusbildung älter und im Besitz einerMatura sind. Für dieses Zielpublikum ist

die Universität in der Stadt Bern attrak-tiver und die Nähe zum eigenen Wohn-ort kaum mehr ein bedeutsames Kriteri-um.

Fehlende Kompetenzen für die neueLehrerinnen- und LehrerbildungWeil das Gesetz vorsieht, dass alle Ent-scheidungskompetenzen beim Regie-rungsrat verbleiben müssen, konnte dieneue Lehrerinnen- und Lehrerbildungkeine Führungsverantwortung überneh-men. Zieht man das Organigramm derneuen Lehrerinnen- und Lehrerbildungzu Rate, muss man zum Schluss kom-men, dass hier offensichtlich bewusstund gezielt von Seiten der Projekt-leitung diese Führungskompetenzenfaktisch bei der Erziehungsdirektionbelassen wurden, um die Fäden auchweiterhin in den Händen zu behalten.In der Folge musste eine Expertengrup-pe in diesem Sommer eine 423 Artikelstarke Verordnung zum Gesetz erarbei-ten. Dieser riesige Umfang war nötig,weil eben diese Delegation nicht mög-lich war, so dass der Regierungsrat inder Verordnung sämtliche Studienregle-mente, Bewertungen der ECTS-Punkte(European Credit Transfer System) usw.zu regeln hatte.

Traurige Bilanz einer fehlgeleitetenProjektleitungNachdem LEBE und vpod zusammenmit den betroffenen Dozierendenimmer lauter und unmissverständlicherund damit auch immer öffentlicher da-rauf hinwiesen, dass die Projektleitungin eine Richtung steuerte, die ins De-saster führen musste, wurde ihnen derVorwurf gemacht, sie trügen die Schuldam schlechten Image der Lehrerinnen-und Lehrerbildung. Erst als auch die

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Lehrerinnen- und Lehrerbildung im KantonBern – ein Pionierprojekt führt ins DebakelAls erster Kanton in der Schweiz hat Bern mit der tertiarisierten Lehrerinnen- und Lehrerbildung (LLB) gestartet. Viel zu wenig Studierende und untaugliche Organisations-strukturen gefährden nun die Rekrutierung genügender Lehrerinnen und Lehrer für dieZukunft. Ein Kommentar aus der Sicht des Berner Berufsverbandes LEBE.

Irene Hänsenberger, Geschäftsführerin LEBE

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Geschäftsprüfungskommission desGrossen Rates unsere Botschaft ernstnahm und bei zwei unabhängigenExperten einen Bericht bestellte, kamallmählich Bewegung in das fehlgeleite-te Projekt. In einer umfassenden Lage-beurteilung zeigten die beiden ExpertenCriblez und Reusser auf, wo Fehlergemacht wurden und Korrekturen not-wendig sind.

Es müssen Köpfe rollen!Unsere Basis verlangte zunehmend, dassendlich auch Köpfe rollen müssten.Inzwischen stellt sich jedoch die Situa-tion so dar, dass alle Verantwortlichendas sinkende Schiff verlassen haben.Alt-Erziehungsdirektor Peter Schmid,welcher verantwortlich für die Projekt-organisation und die wichtigsten Eck-pfeiler der Neuausrichtung war, hatdemissioniert, sein Nachfolger MarioAnnoni führte das Projekt in der aufge-gleisten Form weiter.Die von der Erziehungsdirektion einge-setzte Projektleiterin Heidi Marti, Ehe-frau des Generalsekretärs der Erzie-hungsdirektion, hat in der wichtigstenPhase des Projektes gekündigt. DerGeneralsekretär hat wenige Monate spä-ter die Projektverantwortung für dasgeplante Klee-Museum übernommenund ist ebenfalls nicht mehr in derErziehungsdirektion. Der direkte Vorge-setzte der Projektleiterin, der Vorsteherdes Amtes für Lehrerinnen- und Lehrer-bildung, Erwachsenenbildung und Wei-terbildung, Hanspeter Riesen, tratAnfang 2001 in den Ruhestand.Köpfe rollen zu lassen, macht also kei-nen Sinn mehr. Heute kann es nur nochdarum gehen, dass die jahrelange Fehl-leitung korrigiert wird, dass Strukturenbesser definiert und Inhalte überprüftwerden müssen.

Forderung nach einer pädagogischenHochschuleLeider hat nun aber der Grosse Rat diedazu notwendige Grundlagenarbeitbereits wieder mit einer neuen strategi-

schen Ausrichtung beeinflusst und ineiner Motion der Erziehungsdirektionden Auftrag erteilt, eine pädagogischeHochschule analog denjenigen andererKantone zu konzipieren.Wieder wissen also die heutigen Studi-enanfängerinnen und -anfänger nicht,ob sie das Studium, das sie im vergange-nen Herbst an der Universität Bernbegonnen haben, auch dort beendenkönnen.

Wie motivierend diese Ungewissheit fürdie Maturandinnen und Maturandendieses Jahres ist, sich für die LLB zu ent-scheiden, werden erst die neuen Anmel-dezahlen zeigen.Klar ist jedoch, dass der Kanton Bernneben dem bereits wahrnehmbaren,auch einen hausgemachten Lehrerin-nen- und Lehrermangel produziert, derdie Qualität unserer zukünftigen Schulemassiv gefährden wird.

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«Die heutigen Studienanfängerinnen und -anfänger wissennicht, ob sie das Studium, das sie im vergangenen Herbst ander Universität Bern begonnen haben, auch dort beendenkönnen.»

SackgasseNicht nur in Sachen Lehrerbildung liegt der Berner Berufsverband LEBE mit denPolitikern und Bildungsbehörden im Clinch. Im vergangenen Herbst hatte LEBE– erfolgreich – Grossrätinnen und Grossräte zum Schulbesuch eingeladen undihnen die Praxis der Bildungspolitik erläutert. Anstelle der nötigen Mehr-investitionen folgte kurz darauf jedoch die Lancierung eines rigorosen Sparpro-gramms per 2003 durch die grossrätliche Finanzkommission. Die mit rund 9000Mitgliedern grösste Sektion des LCH wird sich damit nicht abfinden. Sie ruft zueinem Aktionstag auf. Hier die LEBE-Medienmitteilung dazu:

Harter finanzpolitischer Veränderungsprozess auf demBuckel des PersonalsDie Regierung präsentiert ihre Pläne zur Umsetzung der unsäglichen Fiko-Motion vom vergangenen November und kündigt wie erwartet einen Verände-rungsprozess an, der vor allem durch Leistungsabbau gekennzeichnet wird undHärtefälle für das Personal prognostiziert. LEBE kann darauf nur mit der Forde-rung reagieren, dass es jetzt einen Richtungswechsel in der Politik braucht undruft deshalb am 19. März zu einer zentralen Aktion in Bern auf. Wie bereits seit November erwartet, präsentiert die Regierung ihr Vorhaben,gemäss den Vorgaben des Grossen Rates die jährlichen Ausgaben um 270 Mio.zu kürzen. Parteipolitische Aussagen wie «Investition in die Bildung sind Inves-titionen in die Zukunft» verkommen damit zu reinen Lippenbekenntnissen.Währenddem der Erziehungsdirektor zugibt, dass die Bildung eigentlich rund120 Mio. mehr Geld bräuchte, geschieht nun genau das Gegenteil: Leistungenwerden abgebaut, das Personal wird die Konsequenzen zu tragen haben. Das Bil-dungswesen im Kanton Bern befindet sich in einer Sackgasse, wenn nicht ein-deutige und unmissverständliche Änderungen kommen. Deshalb rufen dieBerufsverbände zu einem Richtungswechsel in der Politik auf. Dieser muss mitden Grossrats- und Regierungsratswahlen vollzogen werden. An einer gemeinsa-men Aktion verschiedener Berufsverbände werden wir unserer Forderung nachanderen Signalen Nachdruck verleihen. – Richtungswechsel jetzt! Am 19. Märznach Bern!

(Weiter im Netz: www.lebe.ch)

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Wie man aus der Tabelle ersehen kann,schlägt die Einmaleinlagenversiche-rung wegen der besonderen steuerli-chen Rahmenbedingungen (Laufzeitmindestens 5 Jahre, Abschlussalterunter 66 Jahren, Auszahlung nach dem60. Altersjahr) unter finanziellen Ver-gleichspunkten die Obligation. Die beiden Anlageformen unterschei-den sich jedoch noch in anderen Punk-ten.

Die ObligationDie Vorteile der Obligation sind ein-leuchtend. Sie sind handelbar (ausserKassenobligationen) und die Laufzeitist bei einer festen Verzinsung freiwählbar.Bei einem Verkauf über dem Kaufpreiskann ein steuerfreier Kapitalgewinnerzielt werden. Dies ist für den Laiennicht ganz einfach und verlangt oft dieBeratung einer professionellen Vermö-gensverwaltung.Als Nachteile fallen – besonders beiohnehin hohem Einkommen – dieBesteuerung der Zinsen als zusätzlichesEinkommen ins Gewicht. Die Steuer-progression wird dadurch angehoben.Der Wert der Obligation wird als Ver-mögen besteuert.

Das Risiko einer solchen Anlage istnicht «Null»: Bei einem schlechtenSchuldner kann ein Teil oder der ganzeWert verloren gehen (z.B. bei der gegen-wärtigen Swissair-Affäre ein heisser Dis-kussionspunkt).

Dann bedingen Obligationen aucheinen gewissen Aufwand, z.B: müssenbei einer Schweizer-Franken-Obligationeines Schweizer Schuldners jährlich dieabgezogenen 35% Verrechnungssteuerzurückgefordert werden.

Die gemischte Versicherung als EinmaleinlageDer grösste Vorteil dieser Anlage ist diegarantierte steuerfreie Auszahlung desKapitals im Erlebensfall inklusive deraufgelaufenen Zins- und Zinseszinsen.Zusätzlich darf der Investor mit einerebenfalls steuerfreien, aber nicht garan-tierten Überschussbeteiligung rechnen.Der garantierte Todesfallversicherungs-schutz zählt ab dem ersten Tag unddient der Absicherung der Hinterbliebe-nen. Bei einem finanziellen Engpasskann die eingesetzte Summe belehntwerden.Das Kapital wird in der Höhe des jähr-lich ändernden Rückkaufswertes als Ver-mögen besteuert. Während der fixenLaufzeit ist eine Auflösung zwar mög-lich, aber nur unter erschwerten Bedin-gungen.Um zu erfahren, welches Anlageinstru-ment zu Ihnen passt, vereinbaren Sieeinen Termin mit der LCH-Finanzpla-nung. Willy Graf, LCH Finanzplaner

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Vergleich Obligation und Einmaleinlage als KapitalanlageTurbulente Börsenzeiten verlangen diversifizierte Anlagen!

Die Ergebnisse der Aktienbörse in den letzten beiden Jahren haben Obligationen und Einmaleinlagen zu einer Renaissanceverholfen. Die Anlegerinnen und Anleger verstehen nun: Nur die Diversifikation des Kapitals auf verschiedene Produktebringt langfristig das gewünschte Ergebnis.

Renditevorteile einer Lebens-versicherung im Vergleich zu einerObligationBasis: 50-jähriger Mann, Grenzsteuersatz 30%, steuerbaresEinkommen ca. Fr. 100 000.– (Beträge in CHF)

Anlage Obligation Versicherung (3.7 %) (Einmaleinlage)

Anlagebetrag 100 000.– 100 000.–

Belastungen:Steuerbelastung:– Steuerbelastung auf Zinsen 11 110.–– Staatliche Stempelsteuer 2 439.–

Spesen (Courtage, Depotgebühr) 2 800.– 0.–Total Belastungwährend Laufzeit 13 910.– 2 439.–

Erfolg Ende LaufzeitKapital nach 10 Jahren 137 035.– 146 264.–*Investition 100 000.– 100 000.–Belastungen 13 910.–

Total Ertrag netto 23 125.– 46 264.–Jahresrendite bezogen auf investiertes Kapital 2.10% 3.88%

Mehrertrag der Versicherung 23 139.–*inkl. Überschussanteile und Berücksichtigung desStempelsteuerabzuges

20DIENSTLEISTUNGENCH

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Im vergangenen Novemberhat Herr Pier-Angelo Pina-rello, Sekundarlehrer ausBasel, bei den LCH-Versiche-rungen zwei Policen abge-schlossen. Aufmerksam ge-worden auf dieses Angebotist er durch die Beiträge undBeilagen in der BILDUNGSCHWEIZ. Als «unkompli-ziert, unbürokratisch undschnell» hat er die Dienstleis-tung der LCH-Versicherun-gen beim Abschluss erfahren!

Damit geht Herr Pinarello als2500. Kunde in die bereits sechsjährige Geschichte derPartnerschaft zwischen demLCH und Züritel ein. Und dieZusammenarbeit ist erfolg-reicher denn je – heute profi-tieren schon bald 3000 Mit-glieder von den vorteilhaftenAngeboten der LCH-Versi-cherungen!

Anlässlich eines Abendessensin Basel konnten die Verant-wortlichen des LCH und vonZüritel dem glücklichen2500. Kunden im Beisein sei-ner Frau – die notabene auchKundin ist – einen Gutscheinim Wert der Jahresprämie sei-ner Autoversicherung über-reichen! Und weil das sym-pathische Paar schon baldNachwuchs erwartet, kommtder Betrag gerade zur rechtenZeit... Der LCH und Züritelwünschen der Familie Pina-rello dafür alles Gute!

Knapp verpasst haben den«2500. Kunden» Frau UrsulaGraf aus Müllheim Dorf undHerr Andi Imlig aus Goldau.Den beiden LCH-Mitgliedernkonnten die LCH-Versiche-rungen einen Gutschein fürein gediegenes Abendessenzustellen.

Und dies sind die speziellenDienstleistungen der LCH-Versicherungen: Die attraktive Autoversiche-rung bietet unter anderemfolgende Vorteile:• speziell attraktives Preis-

Leistungs-Verhältnis fürMitglieder

• bedürfnisgerechte Deckun-gen

• ausschliesslich kunden-freundliche 1-Jahres-Ver-träge

• Bezahlung von bis zu 95%des Katalogpreises im 1.Betriebsjahr bei einem ver-sicherten Totalschaden(Zeitwertzusatz)

• Möglichkeit, bei der Haft-pflichtversicherung denMaximalbonus zu schüt-zen.

Ausserdem können Kundenfür eine unkomplizierteSchadenabwicklung am Auto

die Help Points der Zürichnutzen. Neben einem kun-denfreundlichen Service bie-ten die Help Points Gewährfür die Erhaltung der Mobi-lität. Bei der Abwicklungeines versicherten Schaden-ereignisses über den HelpPoint erhalten Kunden bei-spielsweise kostenlos einErsatzfahrzeug oder Gut-scheine für Taxi oder öffent-liche Verkehrsmittel.

Für die Hausrat- bzw. Pri-vathaftpflichtversicherunghat der LCH mit Züritelexklusive Zusatzversiche-rungen unter dem Label«Lehrer plus» ausgearbeitet.Lehrerinnen und Lehrer kön-nen damit folgende berufs-spezifische Risiken abdecken:• Reiseschutz für Schüler,

Lehrer und Begleitperso-nen auf Schulreisen

• Rettungsaktionen und Ret-tungstransporte

• Versicherung von persön-lichen Gegenständen imKlassenzimmer

• Schlossänderungskostenbei Verlust von Schulhaus-schlüsseln

Weitere Versicherungen imBereich Assistance undRechtsschutz runden dasAngebot der LCH-Versiche-rungen ab.

Und so einfach erhaltenLCH-Mitglieder Informatio-nen oder ein unverbindli-ches Angebot: einfach anru-fen unter 0848 807 804.Oder im Internet unterwww.LCH. ch/dienstleis-tung.htm (Benutzername:LCH; Kennwort: zuritel)

Die LCH-Versicherungen feiern ihren 2500. Kunden!Vorteilhafte Versicherungen für LCH-Mitglieder dank der Partnerschaft des LCH mit Züritel, dem Direktversicherer der Zürich.

Pier-Angelo Pinarello erhält aus der Hand von Jürg Ratkovic, Leiter Affinity GroupPartners bei Züritel, den symbolischen Check im Wert seiner Autoversicherungs-Jahresprämie. Weiter von rechts: Urs Schildknecht, Zentralsekretär LCH; MatthiasWendel, Züritel; Manuela Pinarello; Martin Schröter, LCH; Sämi Rohner, Züritel.

21DIENSTLEISTUNGENCH

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MAGAZIN HinweiseKids und ihr GeldEine Wanderausstellung zum

Thema Geld und Geltung von

JugendreporterInnen der Kinder-

lobby Schweiz/kinag pressebüro.

geht auf Tournee. Zwölf moti-

vierte Kinder und Jugendliche

von 9 bis 15 Jahren trafen sich

mehrmals in Lenzburg, um an

verschiedenen Ausstellungs-

teilen zu arbeiten. Herausge-

kommen ist eine gut transpor-

tierbare Ausstellung, die für alle

Sinne etwas bietet: «Geld stinkt

nicht» heisst eine bekannte

Redensart, das Gegenteil wird

Ihre Nase erfahren! Während

des Rundgangs werden Besuche-

rinnen und Besucher von teils

verblüffenden Geräuschen be-

gleitet, die immer etwas mit

Geld zu tun haben. Die Ausstel-

lung eignet sich für Schulen und

Bildungszentren, Bibliotheken,

Kirchgemeinden, Jugendverbän-

de, Elternorganisationen usw.

und kann für drei Wochen oder

länger gemietet werden. Kon-

takt: Kinderlobby Schweiz, Post-

fach 416, 5600 Lenzburg, Tel.

062 888 01 88, Fax 062 888 01 01,

E-Mail [email protected].

Lampenfieber 2002Am 22. und 23. März 2002 fin-

det in Sarnen erstmals ein Tref-

fen der Schultheatergruppen, die

an Gymnasien spielen, statt.

Unter dem Titel «Lampenfieber

2002» zeigen 14 Truppen aus der

Deutschschweiz, der Romandie

und aus Deutschland an drei

verschiedenen Spielstätten ihre

Produktionen. Die Spielvorlagen

stammen von Autoren wie Ari-

stophanes, Shakespeare, Dürren-

matt und vielen anderen. Die

Theatertage sollen den Mitwir-

kenden gegenseitige Einblicke in

die Produktionen ermöglichen

und der Öffentlichkeit zeigen,

dass das Schultheater ein selbst-

verständlicher Bestandteil der

Schul- und Bildungskultur an

den Schweizer Gymnasien ist.

Programm: Adrian Hossli, Kan-

tonsschule Obwalden, Postfach

1464, 6061 Sarnen, Telefon pri-

vat 041 675 28 61, Schule

041 660 48 44.

(Weitere Hinweise Seite 37)

den journalistischen Mitar-beiterinnen und Mitarbei-tern auch die Partnerinnenund Partner von den Zürich-see-Medien, welche unsereZeitschrift dank Inseratenam Leben erhalten und da-für sorgen, dass das, was wirschreiben und fotografieren,auch gedruckt wird. Ausser-dem die Mitglieder der LCH-Medienkommission, unserVerwaltungsrat sozusagen.Schliesslich die Kolleginnenund Kollegen vom LCH-Sek-retariat, welche die Adress-karte à jour halten, am Telefon Fragen beantwortenund auch sonst BILDUNGSCHWEIZ in vielfältiger Artunterstützen. Ihnen allennochmals: Danke! hw.

TermineVirtuelle BegegnungenVom 8. April bis zum 9. Mai

2002 treffen sich Tausende euro-

päischer Schulen im Web auf

http://eschola.eun.org, um Er-

fahrungen auszutauschen, zu-

sammenzuarbeiten und gemein-

sam zu lernen. eSchola bezweckt

die Förderung neuartiger päda-

gogischer Nutzungen der Infor-

mations- und Kommunikations-

technologie (ICT). Es ist eine

virtuelle Veranstaltung, die vier

Wochen dauert. Darauf begrenzt

ist eSchola aber nicht: Die Veröf-

fentlichungen, Projektbeispiele

und weiteren Vorhaben bleiben

während des ganzen Jahres 2002

zugänglich, so dass Schulen sie

auch nach dem Mai verwenden

und ihre Nutzung von ICT wei-

ter entwickeln können. Info:

Pierre Bernasconi, Schweizeri-

sche Fachstelle für Informations-

technologien im Bildungswesen

SFIB, [email protected].

Freinet-KongressAm Freinet-Kongress vom 17. bis

20. Mai im Seminar in Solothurn

sind Lehrpersonen eingeladen,

diese Art von Lernen und Lehren

in verschiedenen Ateliers auszu-

probieren und zu erleben. Es

geht nicht darum, das Metho-

denrepertoire zu erweitern, son-

dern sich grundsätzlich mit dem

Arbeits- und Lernfeld Schule aus-

einander zu setzen. Celestin Frei-

net (1896–1966) war Volksschul-

lehrer und Reformpädagoge.

Infos zu seinen Ideen und zum

Kongress auf www.schulnetz.

ch/freinet, oder bei Liliane Grüt-

ter, Allmend 84, 4617 Gunzgen

SO, Telefon 062 216 29 48.

Bewegung & Musik«Musik – Bewegung – Rhyth-

mik» heisst das berufsbegleiten-

de Erfahrungs- und Gestaltungs-

studium für praktizierende

Pädagoginnen und Pädagogen

am Rhythmikseminar Luzern.

Am 16. März findet dazu ein

Schnuppertag statt.

Kontakt: Musikhochschule

Luzern, Fakultät 1, Dreilinden-

str. 93, 6006 Luzern, Telefon

041 422 45 15, E-Mail fakulta-

[email protected].

So viele?Auch wenn wir nur denengsten Kreis zählen, sind esrund zwei Dutzend Perso-nen, die regelmässig dazubeitragen, dass BILDUNGSCHWEIZ, die Berufs- undVerbandszeitschrift des LCH,erscheint. Dieser engste Kreistraf sich am 18. Januar inZürich zu einem Besuch aufder Redaktion der «grossenSchwester» NZZ und an-schliessender Geselligkeit –als Anerkennung für enga-gierte, gute Arbeit in mittler-weile mehr als zwei JahrenBILDUNG SCHWEIZ.So viele Leute für ein Heft?Also: Dazu gehören neben

Als InteressendetektivinunterwegsInteressen haben eine grosse

Bedeutung für die Lebendigkeit

im Beruf und die persönliche

Entwicklung. Fest steht: Seine

eigenen Interessen kann man/

frau nur selber entdecken. Schon

haben über 4000 «Detektivin-

nen» sich auf Spurensuche bege-

ben – so wurde eine Neuauflage

des Praxisheftes mit diesem Titel

nötig. Jetzt liegt die leicht adap-

tierte Ausgabe vor. Durch vier

kurzweilig gestaltete Kapitel

machen sich Frauen mit dem

Stift auf den Weg, um ihre eige-

nen Interessen und Visionen zu

ergründen. «Unterwegs als Inte-

ressendetektivin» kann beim

Schweizerischen Verband für

Berufsberatung SVB bezogen

werden, Telefon 01 801 18 99,

[email protected].

Das BILDUNG SCHWEIZ-Team (fast vollständig).Foto: Peter Larson

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In «Mehr fördern – weniger auslesen»stellte ich als Autor Ende 1999 fest, dass neue und förderorientierte Beur-teilungsmodelle vorwiegend an derPrimarschule und dort speziell auf derUnterstufe Fuss gefasst haben. Die Se-kundarstufe I blieb noch weitgehendunberührt; die selektiv bilanzierendenPrüfungen galten als Normalfall.

Urs Vögeli-Mantovani

Diese Feststellung muss zwei Jahre spä-ter korrigiert werden, denn in den meis-ten aktuellen Publikationen wird dieSekundarstufe I einbezogen. So zum Bei-spiel mit den drei Bänden «Beurteilenund Fördern im Deutschunterricht»,wovon der dritte auf die Schuljahre 7bis 9 ausgerichtet ist und die anderenzwei auf das 1. bis 3. bzw. das 4. bis 6.Schuljahr. In mehr als 20 erprobtenUnterrichtsbeispielen pro Band wirdgezeigt, wie mit individuellen und för-dernden Beurteilungsformen gearbeitetwerden kann. Die Beispiele stammenalle von erfahrenen Lehrkräften derbetreffenden Stufen und decken Lern-ziele aus den Bereichen Lesen, münd-liche und schriftliche Kommunikationab.Zu Beginn in Kürze und ausführlich imAnhang wird das Konzept «Beurtei-lungskreislauf» anschaulich erläutert.Dieses Konzept liegt den Beispielenzugrunde und vermittelt die einfache,aber nicht alltägliche Beurteilungs-philosophie, die beim Lehrplan beginntund nicht schon bei den Prüfungsver-besserungen aufhört, wie die vier Schrit-te im Beurteilungsprozess verdeutli-chen:

1. Lehrplangerechte Lernziele und Er-folgskriterien festlegen

2. Spontan und geplant zielorientierteBeobachtungen durchführen

3. Zielorientiertes Beurteilen von Beo-bachtungen und Lernergebnissen undderen Interpretation und Mitteilungan die Lernenden

4. Zielbezogene, individuelle Förderungund den weiteren Lernweg planen

Erfreulich an den drei Bänden ist auch,dass diese von Werner Senn, Fachdidak-tiker für Deutsch, initiiert und heraus-gegeben wurden, weil die Fachdidaktikbisher das Feld der Beurteilung öffent-lich eher gemieden hat.

Neue Formen der BeurteilungEin erweiterter Lernbegriff führt zuerweiterten Lernformen und muss kon-sequenterweise auch zu erweiterten For-

men der Leistungsbeurteilung führen.Speziell für die Sekundarstufe I und IIwerden in «Neue Formen der Leistungs-beurteilung» von H.U. Grunder und Th.Bohl Wege und Beispiele aufgezeigt, dieim Rahmen eines schulpädagogischenForschungsprojekts an der UniversitätTübingen entstanden. Mit der Schweiz hat dieses Projekt inso-weit zu tun, als Grunder «Schweizer Pro-fessor» in Tübingen ist und auch dieZielstufe in der Schweiz im Auge behält,denn er war vorher in Bern in der Aus-bildung für Lehrkräfte der Sekundar-schule engagiert.In zehn Fallbeispielen werden neueLernformen mit erweiterten Beurtei-lungsformen verknüpft. Dadurch ent-stehen zehn Antworten auf die ver-breitete Frage: Ich bin für Projekt-,Gruppenarbeit und andere neue Unter-

264 • 2 0 0 2

Neue Bücher: Wozu prüfen?Nie zuvor sind so viele neue Publikationen aus der Schweiz dem Thema Beurteilenin der Schule gewidmet worden wie in den Jahren 2000/2001. Bei aller Vielfalt lässtsich erkennen, dass förderorientierte und lernzielorientierte Beurteilung unter Ein-bezug der Lernenden das bedeutende Thema ist und die Sekundarstufen I und IInicht ausgeklammert werden.

Im Zentrum des Projektes «Ganzheitlich Beurteilen und Fördern» steht daseinzelne Kind mit seinen individuellen Bedürfnissen und Kompetenzen.

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richtsformen und setze diese auch gele-gentlich ein, aber wie beurteile ich dieSchüler mit den bisherigen Prüfungsfor-men und dem Notenzwang? Die Fallbei-spiele sind detaillierte, chronologischstrukturierte Erfahrungsberichte ausHaupt-, Realschulen und Gymnasien,die den Zusammenhang zwischen Ler-nen und Beurteilen aus der Praxis ver-deutlichen. Es wird auch nicht verschwiegen, dassim Laufe des Projekts immer wiederHürden zu nehmen waren und dass dieNotengebung und die Kommunikationder Noten am Schluss eines Projekteskeineswegs einfacher wurden.

«Wer lehrt, prüft»Ebenfalls für die Sekundarstufe II undspeziell für die Berufsbildung ist 2001ein Büchlein (75 Seiten) erschienen, indem Willy Obrist und Christoph Städeli«Aktuelle Prüfungsformen konkret» vor-stellen. Da an den Berufsschulen diezentralen Schlussprüfungen aufgegebenund durch das Prinzip «Wer lehrt, prüft»ersetzt wurde, werden die Lehrkräfteund Schulen eingeladen bzw. aufgefor-dert, das Prüfungswesen selbst zu über-nehmen und gleichzeitig zu erneuern. Das Stichwort heisst «Erweiterte Prü-fungsformen» und meint in der Konse-quenz Beurteilungsformen, die schüler-orientiert sind, die Selbstbeurteilungeinbeziehen, die auch den Lernprozessbei Semester- und Schlussarbeiten(«Selbständige Vertiefungsarbeit» bzw.Maturaarbeit) zum Beurteilungsthemamachen. Die Autoren stellen klar, dass erweitertePrüfungsformen nicht Ersatz für schrift-liche Einzelprüfungen im Unterrichtund im Schulhaus sind und räumendiesen den gebührenden Platz ein. Dasses dabei um Erweiterungen geht, machtallein schon das Kapitel «Prüfungsge-spräch» im Umfang von acht Seitendeutlich.

Weitgehend akzeptiertViele erweiterte Beurteilungs- und Prü-fungsformen basieren auf neuenKonzepten, die erst eine schmale Erfah-rungsbasis aufweisen. Anders das Pro-jekt «Ganzheitlich Beurteilen und För-dern an der Primarschule» (GBF) imKanton Luzern, das seit 1988 läuft undauf eine mehr als zehnjährige Entwick-lungsarbeit mit einem konsequentförderorientierten Beurteilungskonzeptzurückblicken kann. 1999/2000 wurdeGBF von Markus Roos wissenschaftlichevaluiert und grundsätzlich als wirksambeurteilt. Der Untertitel verrät bereitsmehr: «Eine Untersuchung, wie erwei-terte Beurteilungsformen erfolgreichumgesetzt werden können.» Die Ergebnisse machen deutlich, dassdas Projekt mehrheitlich auf Akzeptanzstösst, vor allem bei den beteiligtenLehrpersonen. Auch die Eltern freuensich über den individuelleren, ganzheit-licheren Unterricht, fürchten sich abervor dem Übergang zur Notenbeurtei-

lung. Die Furcht reduziert sich deutlich,wenn ihre Kinder diesen Übergang sel-ber erlebt haben. Durch die Implemen-tierung einer Kultur der regelmässigenReflexion (Lerntagebücher, Lernpartner-schaften, formative Lernkontrollenusw.), aber teilweise auch durch einegrössere Lernzieltransparenz wird dieUnterrichtsqualität messbar verbessert.Ein Vergleich mit Kontrollklassen zeigt,dass viele der vom Projekt intendiertenWirkungen auch von den Kindernwahrgenommen werden. Für anderelaufende Projekte kann von besonde-rem Interesse sein, welche GBF-Erfolgs-kriterien Roos vorfand und welcheEmpfehlungen zur Optimierung derpraktischen Umsetzung der Projektzieleer vorschlägt.

Urs Vögeli-Mantovani

Weitere Besprechungen zu diesemThema folgen in der März-Ausgabe (Nr.6/02) von BILDUNG SCHWEIZ.

27M A G A Z I N4 • 2 0 0 2

Auch die Eltern freuen sich über den individuelleren, ganz-heitlicheren Unterricht, fürchten sich aber vor dem Über-gang zur Notenbeurteilung. Die Furcht reduziert sich deut-lich, wenn ihre Kinder diesen Übergang selber erlebthaben.

Weiter im Text

• Roos M., 2001: «Ganzheitliches Be-urteilen und Fördern in der Primar-schule. Eine Untersuchung, wie erwei-terte Beurteilungsformen erfolgreichumgesetzt werden können»,Chur/Zürich (Rüegger, www.ruegger-verlag.ch), 274 Seiten, Fr. 56.–.

• Grunder H.-U. / Bohl Th. (Hg.) 2001:«Neue Formen der Leistungsbeurtei-lung in den Sekundarstufen I und II»,Baltmannsweiler (Schneider-VerlagHohengehren), 389 Seiten, Fr. 58.–.

• Obrist W. / Städeli Ch., 2001: «Werlehrt, prüft. Aktuelle Prüfungsformenkonkret», Bern (hep-Verlag: www.hep-verlag.ch), 76 Seiten, Fr. 29.–.

• Amstutz G. / Imstepf D. / Widmer P.,2000: «Beurteilen und Fördern imDeutschunterricht. Praktische Model-le für individualisierende und för-dernde Beurteilungsformen», Band 3(7. bis 9. Klasse). Zürich (sabe-Verlag),160 Seiten, Fr. 66.–. Im gleichen Ver-lag sind auch Band 1 und 2 mit glei-chem Titel für die 1. bis 3. Klasse bzw.4. bis 6. Klasse erschienen (je Fr. 45.–).

• Vögeli-Mantovani U., 1999: «Mehrfördern, weniger auslesen. Zur Ent-wicklung der schulischen Beurteilungin der Schweiz», Aarau (SKBF, E-Mail:[email protected]), 283 Seiten, Fr.30.–.

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29L C H - M E I N U N G4 • 2 0 0 2

Gegenwärtig werden in 15 Regionen derSchweiz Pädagogische Hochschulen(PH) bzw. Institute aufgebaut. Der struk-turbildende Teil der Reform ist in denmeisten Regionen abgeschlossen, nunfolgt die Benennung der Inhalte, welchevon den künftigen PHs vermittelt wer-den sollen. Damit die Umweltbildungdabei gebührend berücksichtigt wird,hat das Bundesamt für Umwelt, Waldund Landschaft (BUWAL) der StiftungUmweltbildung Schweiz (SUB) einenLeistungsauftrag erteilt. Ohne verstärkteAnstrengung droht der Umweltbildung– und ähnlich gelagerten Anliegen – einAbseitsstehen in der künftigen Lehre-rinnen- und Lehrerbildung (LLB). Dennsie wird zwar überall als wichtig, abernur selten als dringend eingestuft.

Christoph FrommherzInformationsbeauftragter SUB

Eine Vielfalt von Initiativen und Ange-boten der Umweltbildung wurde in denletzten Jahrzehnten geschaffen. Sie sindoft sehr gut, kreativ und faszinierend.Sie haben aber eine Schwäche: Wenndie Aktion vorbei ist, das Thema ausserMode ist oder ein neues Lehrmittel dasalte abgelöst hat, geht die Schule zurTagesordnung über.Oft erfassen darum solche Bemühungennur einen oder wenige Schülerjahrgän-ge. Eine Umweltbildung, welche in derBildung nachhaltige Spuren hinterlas-sen will, ist daher in der Lehrerinnen-und Lehrerbildung verankert. Dies hatteman zwar auch schon früher festge-stellt, jedoch nur mit mässigem Erfolgumgesetzt. Gegenwärtig scheinen – mitder Bildung der PHs – die Chancen füreine Integration der Umweltbildung indie Aus- und Weiterbildung von Lehr-kräften jedoch günstig.

Netzwerk und BeratungsstelleDer vom BUWAL erteilte Leistungsauf-trag schafft die notwendigen Vorausset-zungen auf Seite der Umweltbildung.Geplant sind u.a. folgende Aktivitäten:

• Aufbau eines Netzwerks der Verant-wortlichen für die Planung derStudiengänge an pädagogischenHochschulen sowie FachdidaktikerUmweltbildung resp. Natur/Mensch/Mitwelt

• Verfassung eines Didaktischen Kon-zepts zur Umweltbildung

• Empfehlungen für die Integrationvon Umweltbildung in der LLB

• Sammlung, Diskussion und Weiter-entwicklung vorhandener Module

• Kurs- und Kompetenzbörse für Um-weltbildung

• Aufbau einer Beratungs- und Kontakt-stelle für Umweltbildung in der LLBbei der SUB

• Unterstützung und Beratung derDokumentationszentren beim Auf-und Ausbau des Bereichs Umweltbil-dung

Blick nach ÖsterreichBereits im vergangenen Jahr fand inSolothurn die Tagung zum Thema«Integration Umweltbildung konkret»statt. Sie war gleichzeitig Auftakt zur Bil-dung des oben umschriebenen Netz-werks. Die rund 30 Teilnehmerinnenund Teilnehmer aus fast allen deutsch-schweizerischen Lehrerbildungsinstitu-ten profitierten u.a. von den in Öster-reich von Franz Rauch, UniversitätKlagenfurt, mit dem Programm «Um-welt in der LehrerInnenausbildung»(UMILE) gemachten Erfahrungen (vgl.Literaturhinweis und Internetadresse).Regula Graber-Kyburz, Universität Zü-rich, stellte das Netzwerk «Environmentand School Initiatives» (ENSI) vor, dasauch Fachleuten aus der Schweiz offensteht. Die Teilnehmerinnen und Teil-nehmer hatten die Gelegenheit, eigeneEntwicklungsprojekte vorzustellen und

zu diskutieren (Information zur Tagungsiehe Kontaktadresse).Damit das mit der Tagung begründeteNetzwerk auf ein solides Fundament zustehen kommt, wurde als weitererSchritt in Zusammenarbeit mit demPestalozzianum Zürich das didaktischeKonzept Umweltbildung herausgegeben(Autoren: B. Sieber, C. Affolter, U.Nagel). Es enthält die Leitideen undInhalte einer aktuellen Umweltbildungund gibt konkrete Empfehlungen fürdie Integration von Umweltbildung indie neue LLB. Das Konzept ist erhältlichbei der SUB (vgl. Kontaktadresse).Die geplanten und bereits erfolgtenAktivitäten haben eine nachhaltigeIntegration der Umweltbildung in dieLLB zum Ziel. Die «Integration» als zentrales Anliegen ist nötig, da «Fremd-angebote» – wie sie seitens der Umwelt-bildung bis anhin die Regel waren – dienötige Entwicklung und Übernahmevon Verantwortung für das Themadurch das Bildungssystem langfristigbehindern.

KontaktStiftung Umweltbildung Schweiz (SUB),Christine Affolter, Rebbergstrasse 6,4800 Zofingen, Telefon 062 746 81 20,E-Mail [email protected]

Weiter im TextSieber, B./ Affolter, C./ Nagel, U.: Didak-tisches Konzept UmweltbildungPosch, P./ Rauch, F./ Kreis, I. (Hrsg.): Bil-dung für Nachhaltigkeit. Studien zurVernetzung von Lehrerbildung, Schuleund Umwelt

Weiter im Netzwww.umweltbildung.chwww.umweltbildung.at/projekte/umile

Hochschulfenster öffnen, Umwelt hereinlassenEin Netzwerk soll helfen, die Umweltbildung an den neuen Pädagogischen Hochschulen (PH) zuverankern. Das Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) hat der Stiftung Umwelt-bildung Schweiz (SUB) dafür einen Leistungsauftrag erteilt.

Eine Umweltbildung, welche nachhaltige Spuren hinterlassenwill, ist in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung verankert.Dies hatte man zwar auch schon früher festgestellt, jedochnur mit mässigem Erfolg umgesetzt.

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Wer www.expo.ch eintippt,landet schon mal falsch,nämlich auf einer Werbeseitefür Events – von «Party» bis«Bildung» und «Sport». Undwer www.expo02 wählt, wirdauf wundersame Weise ent-führt zu www.lyoba.ch – «leportrait de la Gruyère». Daerfährt man zum Beispiel,was «Kan le Bon Dyu và, ipyà» heisst.Also aufgepasst: Die erste(eigentlich die einzige) An-laufstelle für Informationenist die offizielle Websitewww.expo.02.ch. Die gefälligaufbereitete und übersicht-lich präsentierte Fülle anFakten ermöglicht einenraschen Überblick.Direkt zu den schulspezifi-schen Angeboten gelangtman über die Rubrik «Prakti-sche Infos»: Dort lassen sichHintergründe zum Besuchder Arteplages abrufen. «DieExpo.02 macht Schule»,ermuntert Hans Ambühl, Ge-neralsekretär der Konferenzder kantonalen Erziehungs-direktoren (EDK), und meintzuversichtlich: «Eine Schul-reise an die Expo.02 odersogar eine Projektwoche zueinem ihrer thematischenSchwerpunkte verspricht vielGewinn.»

Pädagogische AnregungenLeckerbissen für Lehrkräftesind die pädagogischen An-regungen, die sich für die Pri-marstufe sowie die Sekundar-stufen I und II herunterladenlassen. Die mehrseitigenPDF-Dateien, für deren In-halt der Berner Lehrmittel-und Medienverlag (blmv)verantwortlich zeichnet,sind ein alltagsnahes Instru-ment: Themen der Artepla-ges wie «Macht und Freiheit»oder «Natur und Künstlich-keit» werden erläutert. Die

Unterlagen geben Anregun-gen, was in der Klasse vordem Besuch aufgegriffenbzw. danach weitergeführtwerden kann. BesondererService: Per E-Mail könnenden AusstellungsmachernFragen gestellt werden([email protected]).All diese pfannenfertigen Im-pulse haben letztlich nichtviel mit dem Internet alsMedium zu tun. Sie machenaber einmal mehr die Mög-lichkeiten des Internets fürdie Vorbereitung des Unter-richts deutlich.

Wer bezahlt wieviel?Natürlich finden sich auf derExpo.02-Website auch Anga-ben zum SBB-Angebot für diePauschalreise von 48 Fran-ken (Bahn und Eintritt). DasTicket gilt allerdings nurvom 15. Mai bis 12. Juli, undwer noch nicht gebucht hat,muss andere Wege suchen.Eine Übersicht orientiert da-rüber, wie die Finanzierungder Expo-Expedition in denKantonen geregelt ist. In derRegel übernehmen Kantonund Gemeinden die Hälfteder Kosten. Viele Kantone

lassen den Schulgemeindengrossen Spielraum – indemsie nämlich selbst keinenRappen bezahlen. In derganzen Tabelle ist kaum he-rauszufinden, wie tief ineiner bestimmten GemeindeSchülerinnen und Schülerrespektive deren Eltern zu-sätzlich in die Tasche greifenmüssen. Mit der Präsentationdieses finanzpolitischen Bir-chermüeslis wird unser Landschon vor der Expo ziemlichrealistisch ausgestellt.So ausführlich auf der offizi-ellen Expo.02-Website allesaufgeführt und erläutert ist,so rar sind weitere Auftrittezur Landesausstellung imInternet. Das erstaunt. Inte-ressant sieht ein Angebot derZentralschweizer Kantone inZusammenarbeit mit UNO-Hilfsorganisationen auswww.kids-expo.ch. Die Web-site ist auch hübsch gestaltet– nur so richtig auf Touren istdie Sache noch nicht gekom-men. Kinder und Jugendli-che, die 13 Jahre alt oder jün-ger sind (das Zielpublikum),werden sich hier kaum zu-rechtfinden, um ihre Ideen,Gedichte, Zeichnungen oder

was sonst immer der Öffent-lichkeit vorzustellen. Die Zentralschweizer Kanto-ne möchten eine Plattformfür Kinder schaffen, die auchauf einer grossen Ausstel-lungsfläche in Yverdon-les-Bains präsentiert werdensoll. «Spielerisch, archaisch,poetisch, unbeschwert» willKids.Expo sein. Schön for-muliert, aber da hat wohl eincleveres Werbebüro den be-teiligten Kantonen ein rich-tig kostspieliges Konzept auf-geschwatzt.Einen sec gestalteten Auftrittbietet das «Projekt 14–19» an(www.14-19.ch). Jugendlichesind eingeladen, ihr Bild derSchweiz von morgen zu ent-werfen und an die Expo.02einzuschicken. Die 400 span-nendsten Visionen werdenfür sechs Tage an die Landes-ausstellung eingeladen. Ein-sendeschluss ist allerdingsbereits der 28. Februar. Jetztschon sind bemerkenswerteVisionen zu durchstöbern.Beispiele: «Das Handy derZukunft» oder «On ne voitbien qu’avec le cœur».Voll aufs Internet setztwww.cyberhelvetia.ch. Umwas gehts? «Unter fiktiverIdentität bewohnen realeMenschen eine virtuelleStadt und entdecken neueFormen des Zusammenle-bens im virtuellen Raum»,steht in einem Text für dieMedien. Was das heisst, ver-sucht man am besten imInternet zu ergründen.

Mangel: Linkliste fehltWas fehlt? Eine Website, diealle wichtigen Expo.02-Auf-tritte bzw. -Projekte als Link-Sammlung auflistet. Wer ineinem Suchprogramm «ex-po.02» eintippt, findet näm-lich mitunter Erstaunliches:Da bietet der VerbandSchweizer Metzgermeistertatsächlich eine «Expo-Wurst» an – zum «kalt, undheiss Geniessen und zumGrillieren». Klar: Auch dieWurst gehört zum Volksfest.

Thomas Gerber

31B I L D U N G S N E T Z4 • 2 0 0 2

Es geht (auch) um die WurstDie Klassenreise zur Expo.02 will vorbereitet sein. Wirkliche Hilfe aus dem Internet bieteteinzig die offizielle Website der Landesausstellung: Von Unterrichtsmaterialien bis zu Infosüber die Finanzierung von Tagesreisen liegt manches bereit.

Vielfältige und vielfarbige Expo.02-Homepage.

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33B I L D U N G S F O R U M4 • 2 0 0 2

Für blöd verkauft«Löhne 2002: Verlust nicht ausgeglichen», BIL-DUNG SCHWEIZ 2/2002

Der Artikel über unsere Löhne ent-spricht hundertprozentig meinem Emp-finden, das ich seit einigen Jahren inmir trage. Letzten Sommer musste ichmeine Berufstätigkeit aus gesundheitli-chen Gründen aufgeben. Bald werde ichIV-genössig. Beim Abschätzen des künf-tigen, reduzierten Renten-Einkommensstelle ich fest, dass sowohl die IV- alsauch die LPK-Rente merklich kleinersind. Das wäre ja nicht so gravierend,wenn sie auf Grund der früheren Kauf-kraft berechnet würden. Man hatte jaimmer die Gewissheit, dass wir im Alteroder eben in anderem Notfall gut versi-chert seien. Dem ist nun aber nichtmehr so, weil ja eben die Kaufkraftunserer Löhne nicht erhalten blieb. DieRenten werden nun aber nach den«zurück gebliebenen» Löhnen ausge-richtet werden.Wir Lehrer sind halt Jahre lang zu bravgewesen und haben alle Rückschritte imSinne des «Gesamtinteresses» oder un-ter Festlegung anderer (auch wichtiger)Schwergewichte brav hingenommen,anstatt auf die Barrikaden zu steigen.Auch ich habe Schwerpunkte mehr aufmeine Schularbeit und auf das Gesamt-interesse/Gesamtwohl gelegt. Lehrer/-innen sind eben zu edel, zu altruistisch.Man kommt sich nun aber besonders inder jetzigen Zeit der Absahner von derGesellschaft «bschisse» und für blödverkauft vor. Ich werde nicht verhungern, aber dieganze Angelegenheit stimmt traurig,und ich gehe mit einem schalen Gefühlim Mund in die (zwangsläufige) Pen-sion. Toni Keller, Amriswil

PISA-Prügelknaben Internationale Leistungsmessungen PISA, BILDUNGSCHWEIZ 20/2001

Voller Scham wird festgestellt, dass dieSchweiz im Lesen viel schlechter ab-schneidet als etwa Kanada, Australienoder Neuseeland, die eine ähnlich gros-se Zahl von Einwanderern verzeichnen.Es lohnt sich, diesen Punkt ein weniggenauer zu betrachten. Die drei Länder wählen ihre Einwande-rer nämlich nach Beruf und Vermögenaus, was zur Folge hat, dass im Schnittnur gut ausgebildete und/oder einiger-massen wohlhabende Menschen insLand gelassen werden, deren Kinder

wohl in eher «bildungsnahen» Verhält-nissen aufwachsen. In der Schweizdagegen sind in den letzten JahrenKriegsvertriebene aufgenommen wor-den, die eben keine Aus- bzw. Einwan-derer sind, und die gerade deswegenauch nicht immer gewillt sind, sich zuintegrieren und oft eher als «bildungs-fern» gelten dürften.Was meines Erachtens massiv Einflusshat auf die Lernerfolge, ist das sozialeKlima, in dem die Schule steht. Kaumeine Zeitung, kaum ein Fernsehsender,kaum eine Radiostation, die sich in denletzten zehn Jahren nicht herablassendoder verächtlich über die Schule unddie Lehrpersonen geäussert hätten, denBerufsstand des Lehrers oder der Lehre-rin geradezu verunglimpften, wackerunterstützt von rechtsbürgerlichen Poli-tikern, die damit ihr politisches Süpp-chen kochten. Gegen Kritik ist nunwirklich nichts einzuwenden, aber esschien und scheint geradezu, dass alleermächtigt sind, sich in die Schule ein-zumischen, was heute ganz praktischmessbar ist an der epidemisch zuneh-menden Zahl von Eltern, die sich teilsschamlos (und manchmal fast täglich)in den Schulbetrieb einmischen. Wennein Jugendlicher bei einer «phone-in»-Sendung am Radio sagt, er sei noch einSchüler, wird er vom DJ bemitleidet undnicht selten lässt man dann eine paarlocker-lässige Sprüche über die Lehrper-sonen los. Wozu das alles führt, kannman sich leicht vorstellen: Lernen istnicht «in», Lehrpersonen sind faul unddoof und machen ohnehin nichts rich-tig. Sie sind die Prügelknaben (und -mädchen) der Nation geworden.Es wäre wohl wichtiger, sich dieser Fra-gen anzunehmen, u.a. also gesellschaft-liche Fakten einmal genauer zu betrach-ten, als stümper- und amateurhaft inRäten und in der Öffentlichkeit immerneue Reformen zu fordern, unsernSchulen betriebswirtschaftliche Modelleüberzustülpen, ankündigen, man werde

Qualität sichern (welche Qualität?), undnach «Professionalisierung» zu rufen!

Ueli Haenni-Reich, Wettingen, Lehrer an der Kantonsschule Baden

Autonome Bildung«Für Schulqualität, gegen Mogeltheater», BILDUNGSCHWEIZ 19/2001

In BILDUNG SCHWEIZ Nr. 19/01 fälltwieder einmal der Tenor auf: Wir Leh-rende sind selbstverantwortliche Fach-leute; wir brauchen keine lohnwirksameMitarbeiterbeurteilung, der LCH ver-langt den Vorrang der Selbstverantwor-tung und Selbstevaluation.Das sind wachsende Willenskundge-bungen angesichts des Druckes vonWirtschaft und Staat. Deren «NewPublic Management» hat die teilauto-nome Schule kreiert. Das heisst, derLehrkörper soll die Arbeitsresultateselbst verantworten, der Staatskopf aberwill die Finanzen und somit das Heft inder Hand behalten (und «Geld sparen»bzw. umverteilen). Der Staat – sind dasnicht wir? Eigentlich schon, und so-lange wir nur Berufs-, Parteien- undInteressenvertreter abordnen anstattMenschlichkeitsvertreter, dürfen wiruns nicht wundern, dass auch der LCHdie Vergeschäftung des Erziehungswe-sens und Verarmung des Staates nichtverhindern kann (GATS).Dazu müssten wir konsequenter dieWillenskundgebung Richtung Selbstver-antwortung weiter denken: Die Erzie-henden sind ganz autonom (natürlichinnerhalb der Verfassung und der Men-schenrechte), der Staat sorgt nur dafür,dass die Bildung öffentlich und sozialbleibt und nicht im üblen Sinn privati-siert (d.h. geraubt) wird. Wie früher dieKirche so wird nun auch der Staat dieSchule abgeben müssen an die Direkt-betroffenen und nur subsidiär für denservice public sorgen.Zurzeit könnten wir diesen Übergang zu einem freien, selbstverwalteten Bil-dungswesen noch sozial verträglichsuchen und gestalten. Verteidigen wiraber weiterhin – wenn auch aus gutgemeinten Gründen – das Staatsmono-pol und damit die Teilunmündigkeit derErziehenden, dann wird uns «das Lebenbestrafen». Ruedi Höhn, Zürich

Ihre MeinungBriefe von Leserinnen und Lesern sindin BILDUNG SCHWEIZ willkommen –am liebsten kurz und prägnant. Wir bit-ten um Verständnis dafür, dass umfang-reiche Texte gekürzt werden müssen.

«Wir Lehrer sind halt Jahrelang zu brav gewesen undhaben alle Rückschritte imSinne des ‹Gesamtinteres-ses› oder unter Festlegunganderer (auch wichtiger)Schwergewichte brav hin-genommen anstatt auf dieBarrikaden zu steigen.»

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Training für die WirtschaftDas «JA Company Program» ist ein praxisori-

entiertes Wirtschaftsbildungsprogramm für

SchülerInnen und Lehrlinge von 16 bis 20

Jahren. Junior Achievement Switzerland bie-

tet am 20./21. März 2002 kostenlose Trai-

nings an für Lehrpersonen und ehrenamtli-

che «Consultants», die an diesem Programm

teilnehmen möchten. Beim JA Company

Program plant, gründet und betreibt eine

Gruppe von Jugendlichen ein Unternehmen.

Die «Student Companies» stellen reale Pro-

dukte her bzw. bieten eine Dienstleistung an

und verkaufen diese. Dabei lernen die

Jugendlichen auf praxisnahe Weise, wie ein

Unternehmen in einer Marktwirtschaft funk-

tioniert. Sie übernehmen Führungsaufgaben

und müssen als Team entscheiden und

zusammenarbeiten. Als Abschluss wird nach

ca. 12 Wochen die Student Company liqui-

diert. Junior Achievement Switzerland sucht

sowohl Gruppen/Klassen, die am Programm

mitmachen wollen, als auch Consultants, die

eine Company begleiten möchten. Kontakt:

Junior Achievement Switzerland, Schänzli-

strasse 10, 4500 Solothurn; Telefon 032

621 74 10, E-Mail [email protected];

Homepage www.jaswitzerland.ch.

Power beim Bauer

Der Landdienst («Power beim Bauer») startet

mit Partnern eine nahrhafte Aktion: Im März

werden in den Schulhäusern der deutsch-

und französischsprachigen Schweiz 200 000

«Pausenriegel» samt Wettbewerb an Jugend-

liche verteilt. Es winken Preise für Schulklas-

sen oder das ganze Schulhaus im Wert von

10 000 Franken. Durch die neue Kampagne

will der nicht gewinnorientierte Landdienst

den jugendkulturellen, erlebnishaften und

Sprachgrenzen überschreitenden Charakter

seines Angebots betonen. Kontakt: Land-

dienst-Zentralstelle, Postfach 728, 8025 Zü-

rich, Tel. 01 261 44 88, www.landdienst.ch.

Jüdische Kultur im Netz

Der Schweizerische Israelitische Gemeinde-

bund SIG bietet auf seiner Internet-Seite

www.swissjews.org neu ein Verzeichnis von

aktuellen Bildungsveranstaltungen zu jüdi-

scher Philosophie, Geschichte und Religion

an, welche von jüdischen Gemeinden und

Organisationen, Universitäten und Volks-

hochschulen und kirchlichen Organisatio-

nen in der deutschsprachigen Schweiz ange-

boten werden. Aktuell sind 60 Vorträge oder

Semesterkurse in den Regionen Baden, Basel,

Bern, Biel, Luzern, St. Gallen, Zug und Zürich

gelistet. Der SIG möchte mit dieser Dienst-

leistung den Zugriff auf Weiterbildungsmög-

lichkeiten erleichtern und die Vielfältigkeit

der behandelten Themen dokumentieren.

Der SIG lädt Veranstalter ein, ihr Angebot

über die Internet-Seite des SIG zu publizieren

und [email protected] zu kontaktieren.

Bildung im Jahr 2020?

Politik, Wirtschaft, Staat und Gesellschaft

sind gemeinsam für die Zukunftsgestaltung

der Bildung verantwortlich. Um die Bildung

der Zukunft prospektiv und unvoreingenom-

men von Grund auf zu diskutieren, veran-

staltet die Schweizerische Vereinigung für

Zukunftsforschung in Zusammenarbeit mit

Avenir Suisse am 22. März in der Hochschule

für Kunst und Gestaltung, Zürich, eine

Tagung zur Bildung im Jahr 2020. Ziel der

Tagung ist es gemäss den Organisatoren, die

wesentlichen Fragen zur Zukunft des Lernens

zu suchen und zu formulieren. Es ist geplant,

die Ergebnisse der Tagung an jene Einrich-

tungen weiterzuleiten, die sich mit der

Gestaltung der Zukunft der Schweiz ausein-

ander setzen. Zielpublikum sind Entschei-

dungsträger aller Stufen im Bildungswesen.

Weitere Informationen: Anita Anthon, Sekre-

tariat SZF, Bruggstrasse 26, 8942 Oberrieden,

E-Mail [email protected], Internet www.szf-

future.ch.

Literatour in die Bretagne

Im kommenden Sommer, vom 2. bis 9.

August, führt die «Schreibwerk und Sprech-

statt Wortraum» eine «Literatour» nach Cap

Sizun in der Bretagne durch. Sie richtet sich

an Personen, die intensive Naturerfahrung

mit eigenem Schreiben verbinden wollen. Sie

wird geleitet von den erfahrenen Autoren

Markus Bundi, Andreas Neeser und Markus

Ramseier. Kontakt: Wortraum, Schreibwerk

und Sprechstatt, Postfach 4207, 5001 Aarau,

Tel. 079 308 49 89, Fax 062 724 13 11, Inter-

net www.wortraum.ch.

Der Wert unbezahlter Arbeit

Wie viele Franken ist eine Stunde Haus- und

Familienarbeit wert? Welches ist der Stellen-

wert der hauswirtschaftlichen und familien-

bezogenen Tätigkeiten in unserer Kultur und

in den verschiedenen Teilbereichen unserer

Gesellschaft? Diesen Fragen will eine Fachta-

gung nachgehen, die am Samstag, 27. April,

9.30–16 Uhr im Campus Muristalden in Bern

stattfindet. Die Leitung hat Christof Arn,

Kanton und Universität Bern, Lehrerinnen

und Lehrerbildung. Informationen und

Anmeldung (bis 20. März): Tagung «Wie

viele Franken...?», Sekretariat Muristalden,

Frau Barbara Nobs, Muristrasse 8, 3000 Bern

32, Tel. 031 350 42 50, Internet www.ethik-

projekte.ch/franken/franken.htm.

Impressum BILDUNG SCHWEIZ erscheint monatlichBILDUNG SCHWEIZ thema erscheint zwei-monatlichBILDUNG SCHWEIZ-Stellenanzeiger erscheint inallen Ausgaben sowie zweimal jährlich separat; 146. Jahrgang der Schweizer Lehrerinnen- undLehrerzeitung (SLZ)

Herausgeber/VerlagDachverband Schweizer Lehrerinnen und Lehrer

(LCH)• Beat W. Zemp, Zentralpräsident, Erlistrasse 7,

4402 Frenkendorf E-Mail: [email protected]

• Urs Schildknecht, ZentralsekretärE-Mail: [email protected]

• Anton Strittmatter, Leiter PädagogischeArbeitsstelle LCH, Jakob-Stämpflistr. 6, 2504 Biel-BienneE-Mail: [email protected]

• Walter Herren, Präsident Medienkommission,Kreuzwegacker 18, 3110 MünsingenE-Mail: [email protected]

Zentralsekretariat/Redaktion: Ringstrasse 54, Postfach 189, 8057 ZürichTelefon 01 315 54 54 (Mo bis Do 8.00 bis 9.00 und

13.00 bis 17.00 Uhr, Fr bis 16.30 Uhr)Fax 01 311 83 15, E-Mail: [email protected]

Redaktion• Heinz Weber (hw.), Verantwortlicher Redaktor

E-Mail: [email protected]• Peter Waeger (wae), Grafik/Layout

E-Mail: [email protected]

Ständige MitarbeitMadlen Blösch (mbl.), Doris Fischer (dfm.), Thomas Gerber (ght.), Martin Schröter (ms.), Adrian Zeller (aze.)

Internetwww.lch.chwww.bildungschweiz.chAlle Rechte vorbehalten.

Abonnemente/AdressänderungenZentralsekretariat LCH, Postfach 189, 8057 Zürich,Telefon 01 315 54 54, E-Mail: [email protected]ür Aktivmitglieder des LCH ist das Abonnementvon BILDUNG SCHWEIZ inklusive BILDUNGSCHWEIZ thema im Verbandsbeitrag enthalten.

Schweiz AuslandJahresabonnement Fr. 95.50 Fr. 162.–Studierende Fr. 67.50

Einzelexemplare: Fr. 12.– jeweils zuz. Porto/Mwst. (ab 5 Exemplaren halber Preis)

DienstleistungenBestellungen/Administration: Zentralsekretariat LCHE-Mail: [email protected]/Reisedienst: Martin SchröterE-Mail: [email protected]

Inserate/DruckInserate: Zürichsee Zeitschriftenverlag, 8712 StäfaTelefon 01 928 56 09, Fax 01 928 56 00Postscheckkonto 80-3-148Anzeigenverkauf: Martin Traber E-Mail: [email protected]: Zürichsee Druckereien AG, 8712 Stäfa

ISSN 1424-6880

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Page 24: Krisen & Chancen Neue Lehrerbildung · 2020. 6. 2. · Der Hauptpreis (Fr. 6000.–) ging an «Globalisierung und Gerechtigkeit» von Richard Gerster (2001, h.e.p. Verlag) für seine

«An jenem 27. September hatte ichunheimliches Glück. Denn ich stand anvorderster Front einer Dreiergruppe, aufdie der Mörder zuerst schoss. Zudemrannte ich im Schock an ihm vorbei –dass ich dies überlebte, konnte ich langenicht nachvollziehen. Ich war wie inTrance. Dass meine Vorgängerin Mo-nika Hutter neben mir tödlich getroffenwurde, realisierte ich beispielsweise garnicht.Als die Anfrage kam, ob ich Regierungs-rat werden möchte, stand ich vor einerschwierigen Entscheidung. Sollte ichmich aus einer gesicherten und befriedi-genden Position – denn der Lehrerberuf,den ich 26 Jahre ausübte, gefiel mir aus-gezeichnet – in eine Situation begeben,von der man weiss, dass sie nicht mehrdiese Art der Lebensqualität bringt?Rational wusste ich allerdings, dass ichnicht ein Leben lang Lehrer sein wollte.Ich liebäugelte immer mit einer Verän-derung, wollte mein Hobby Politik – seit19 Jahren bin ich im Zuger Parlament –zum Beruf machen. Somit wäre einTraum in Erfüllung gegangen. Ichbrauchte unter den gegebenen Um-ständen jedoch lange, um mich zu ent-scheiden, so stark war ich emotionalhin und her gerissen. Wichtig war fürmich auch, dass ich eine riesige Solida-rität erfahren durfte. Im Zusammen-hang mit meiner Zusage habe ichunglaubliche Zeichen erhalten: über500 Briefe, mehr als 200 Mails, einen

Lebensbaum in Teppichform, eine Kris-tallkugel, Kerzen und vieles mehr. Dieswar für mich der Nährboden, in dieserschwierigen Situation hauptberuflich indie Politik einzusteigen.Der Abschied von der Sekundarschulein Unterägeri war ‹brutal›; ich konntemeinen Schülerinnen und Schülernkaum richtig adieu sagen, so schnellging alles. Wir hatten noch ein Lagergeplant. Ich habe mir vorgenommen,dann wenigstens einen kurzen Besuchzu machen und im Frühling ein Ab-schiedsfest zu organisieren. Noch im-mer erhalte ich Reaktionen aus derSchule. So trage ich stets einen Hosenta-schen-Schutzengel bei mir, den mir einSchüler schenkte. Psychologisch betreutwerde ich heute noch von einem Bau-ernsohn, welchen mir das Care-Teamzuteilte. Er war immer zur Stelle, wennes mir schlecht ging. Ich bin für dieseUnterstützung dankbar. Als engagierter Lehrer war ich bildungs-politischen Neuerungen gegenüber stetsaufgeschlossen. Was mich aber sehr ent-täuschte, war die Art und Weise, wie dieEDK – es ging damals um den Erhalt desseminaristischen Weges in der Lehrer-Ausbildung – fernab von demokrati-schen Prozessen einfach etwas festsetz-te. So wurde die Petition mit über90 000 Unterschriften aus der ganzenSchweiz mit einem müden Lächelnquittiert. Diese Art frustrierte michenorm. Den Entscheid galt es dann zu

akzeptieren und das Bestmögliche da-raus zu machen. Enttäuscht hat mich inletzter Zeit auch, dass man in der Schulezu viele Reformen in zu kurzer Zeitdurchboxen will. Möglicherweise mitguten Absichten, aber die Basis hattekaum je Chancen, diese richtig umzu-setzen, geschweige denn Erfahrungenzu sammeln. Wir müssen wirklich auf-passen, dass am Schluss die Lehrkräftenicht nur noch von Sitzung zu Sitzungrennen und dabei das Kerngeschäft, derUnterricht, auf der Strecke bleibt.Nach etwas mehr als vier Monatenregierungsrätlicher Tätigkeit kann ichsagen, dass mein Entscheid richtig war.Ob ich den Schritt bereue, werde ichnoch immer von Eltern und ehemaligenSchülern gefragt. Ich sage dann jeweils,es bringt nichts, wenn man zurück-schaut. Ich kann auch in meiner jetzi-gen Position in einer Regierung, diestark mit bildungspolitischen Fragenkonfrontiert ist, einen wesentlichen Bei-trag leisten. Ich weiss, wovon ich rede.Ich bin zwar Gesundheitsdirektor, aberauch stellvertretender Direktor für Bil-dung und Kultur.Wenn ich Bilanz ziehe, habe ich einzweites Leben erhalten. Dieses ge-schenkte Leben möchte ich in denDienst der Öffentlichkeit stellen. Ichmöchte zur Vermenschlichung in derPolitik beitragen und Brückenbauer seinzwischen der Bevölkerung und der clas-se politique. Persönlich setze ich nachdem 27. September andere Schwerpunk-te, gehe Sachen bewusster an. Ich binruhiger und abgeklärter geworden undfrage mich, ob es sich wirklich lohnt,sich wegen jeder Kleinigkeit aufzuregen.Das Äussere ist für mich nebensächlichgeworden: so habe ich beispielsweisemein Büro noch nicht neu eingerichtetund auf Bilder an den Wänden verzich-tet. Das ist nicht wichtig. Ich nehmemir lieber Zeit für die Mitmenschen undversuche, ihre Bedürfnisse und Anliegenernst zu nehmen.»

Aufgezeichnet von Madlen Blösch

Weiter im Netzwww.jeder.ch (persönliche Homepage)

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«Ich habe ein zweites Leben erhalten»Am 27. September vergangenen Jahres ermordete ein Amokschütze im Zuger Kantonsparlament 14 Menschen. Joachim Eder überlebte mit Glück. Noch unter dem Eindruck der Schreckenstat entschieder sich, in den Regierungsrat nachzurücken – nach 26 Jahren engagierter Arbeit als Sekundarlehrer in Unterägeri. Seine Berufserfahrung kann der FDP-Politiker als stellvertretender Bildungs- und Kultur-direktor in die Exekutive einbringen.

Joachim Eder (50), ehemaliger Lehrer, seitvergangenen OktoberRegierungsrat des Kantons Zug.

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: Mad

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