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KRITIK UND NACHRICHTEN ADDRESS Die durch Pr of. Dr. Manf red Speidei in Semio - sis Nr. 2 u nd Nr. 4 vorgestellte ADDRESS (Associa ti on _ fo r Designers and Design Research- ars of Environmental Semiotic Systems, Tokyo, Japan) ist inzwischen auf 30 Mitglieder ange - wachsen. Über ihre Aktivitäten in den vergan- genen Monaten sei im nachstehenden ergän- zend berich tet: 1. Herausgabe des Informationsblattes ADDRESS L ETTER. Der Zweck ist, die Mit - glieder über Neuigkeiten des In- und Auslandes vor alle m...._bezügl ich der Fo rschung der Semio - tik zu inf ormieren . D iese LETTERs erscheinen unregelmäßig. l n Nr. 1 wurde über das im Oktobe r 197 5 in Berl in stat tgefundene "Semio t ische Koll oquium " be r ichtet. 2. Als Do ku ment bezüglich der Fo rschung der Semio ti k wir d das ADDRESS DOCUMENT ebenfal ls unregelmäßig herausgegeben. Im Juli 19 76 ersch ien d as ADDRESS DOCUMENT Nr . 1, d as u .a . eine Übersetzung des Aufsatzes "On a new Ii st of categori es " von C.S. Peirce, s owie die Wiedergabe von Max Benses " Mode rne Äs th etik" aus dem Fachjournal Design, 1967 , bracht e. 3. Die jungen ADDRESS -Mitgliede r kommen alle zwei Wochen einmal im Inst it ute of lndus- t rial Science, T okyo Uni versity, zusammen und befassen sich unter Lei tung von Herrn D r. T. Toyama m it der Literaturfo rschung über Pai r ce s Semio tik. Se i ne Arbeiten "On a new Iist of cat egories ", " Division of Signs" s owie "T o L ady Welby " sind bereits ins Japa- ni sche überset zt wo rden. Nebenlaufend hierzu wi rd an einer Chr ono logie von Peirce gearbei- t et, um die Entf al tun g se iner Gedanke nwelt im Zusa mmenh ang mit dem geistigen H inte r- gr und der Ze it zu erf assen . Ein weiteres regelmäßiges Forschu ngs tr effen der ADDR ESS fin det in den Science of Design- umen der Musashi no Art University, Tok yo, unter Leitung von S. Muka i st att , wo Fo r- schungen zur Erfass u ng der i nternati onal en Ri chtung in der Semio t ik und Semiologie so- wie über die semio ti sche Terminologie - den Schwerpunkt auf Pe irces Semio t ik legend - durchgeführt we rd en . Im Somme r dieses Jahres haben 14 ADDREss·- Mitgliede r vom 23 .8. bis 26 .8. in der Hütte -jer Musashino Art Univers it y in den Shinshu- Bergen ein Somme r-Seminar du rchgefüh rt. Prof. Dr . Manfred Speidel, der gerade von der Universität Aachen nach Japan gek omme n war, nahm an diesem Seminar teil. Al s Texte für dieses Seminar dien t en " T o La dy Wel by " aus Pairces Goileeted Papers so w ie Semiosis Nr . 1 und 2. 4. Studienbe r ichte der ADD RESS-M itglieder: Die nachstehenden Arbeiten über die An wen- dung der Semiotik im Design wurd en als master dissertations der G raduat e Schoo l, Science of Design Division der M usash in o Art Universi ty seit 1975 unte r Le itung von S. Mukai geschrieben: 1975 " Ciassification of Grap hie Sign" von Jyutaro Kamed a 1976 "Medium" von Y oichi T akahashi 1976 "The Semiotic Approach to Man-Made- Environment" von Tetsuo Kawama Durch die ADDRESS-M itgli eder des Institute of l ndustr i al Science, To kyo, Univer sity, ent - standen folgende Ar beite n: " Semiotic Studi es on Design Methods" ( Report of the Institute of I ndustri al Science, Th e Uni- versity of Tokyo) von To mo no ri Toyama " Basic Problems in Design Sem io ti cs ", Seisan- Kenk - yu Vol. 28, No . 12, von T. Toyama und T. Monnai "Advantages of Charles Peirce's Semiotics for Design Science" von T . Toya ma un d T. Monnai. Sh ut aro Mukai Arbeitsgr uppe Semiot ik Aache n Seit Her bs t 1975 treff en sich in Aac hen im I nte r esse in terdiszipl inärer Er we it erung und Ver tie fung se m iot ischer Stu dien A achener, Banne r und lner Ko llegen aus der A rchi tek- tu r, A rch it ek tur so zi ologie , Ba u ko nstr uk ti on, Germanistik, K un stwissenschaf t, Musikwissen - schaft , Ph i losophie und Soziologie . Die regel - mäßigen Ar beitssitzungen dienen einerseits 61

KRITIK UND NACHRICHTEN - zkm.de · Ri chtung in der Semiotik und Semiologie so wie über die semiotische Terminologie - den Schwerpunkt auf Pe irces Semiotik legend - durchgeführt

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KRITI K UND NACHRICHTEN

ADDRESS

Die durch Prof. Dr . Manfred Speidei in Semio­sis Nr. 2 und N r. 4 vorgestellte ADDRESS (Associati on_ fo r Designers and Design Research­ars of Environmental Semiotic Systems, Tokyo, Japan) ist inzwischen auf 30 Mitglieder ange­wachsen . Über ihre Aktivitäten in den vergan­genen Monaten sei im nachstehenden ergän ­zend berichtet:

1. Herausgabe des Informationsblattes ADDRESS L ETTER. Der Zweck ist, die Mit­glieder über Neuigkeiten des In- und Auslandes vor allem...._bezügl ich der Forschung der Semio­tik zu informieren . D iese L ETTERs erscheinen unrege lmäßig. l n Nr. 1 wurde über das im Oktober 1975 in Berl in stat tgefundene "Semiot ische Ko lloquium " ber ichtet.

2. Als Doku ment bezüglich der Forschung der Semioti k wird das ADDRESS DOCUMENT ebenfal ls unregelmäßig herausgegeben. Im Juli 1976 ersch ien das ADDRESS DOCUMENT Nr. 1, das u .a . eine Übersetzung des Aufsatzes "On a new Ii st of categor ies " von C.S. Peirce, sowie die Wiedergabe von Max Benses " Moderne Ästhetik" aus dem Fachjournal Design, 1967 , bracht e.

3. Die jungen ADDRESS -Mitglieder kommen alle zwe i Wochen einmal im Inst itute of lndus­t rial Science , T okyo Un iversity, zusammen und befassen sich unter Le itung von Herrn Dr. T. T oyama m it der Literaturforschung über Pai rces Semiotik. Se ine Arbeiten "On a new Iist of cat egories ", " Division of Signs" sowie "To Lady Welby " sind bereits ins Japa­nische überset zt worden. Nebenlaufend h ierzu wi rd an einer Chrono logie von Peirce gearbei­tet, um die Entfal tung se iner Gedankenwel t im Zusammenhang mit dem geistigen H inte r­grund der Ze it zu erf assen .

Ein weiteres regelmäßiges Forsch ungstreffen der ADDR ESS findet in den Science of Design ­Räumen der Musash ino A rt Un iversi t y , Toky o , unter Leitung von S. Mukai st att , wo For­schungen zur Erfassung der internati onalen Ri chtung in der Semiot ik und Semiologie so­wie über die semiotische Terminologie - den Schwerpunkt auf Pe irces Semiot ik legend -durchgeführt werden .

Im Sommer dieses Jahres haben 14 ADDREss·­Mitglieder vom 23.8 . bis 26.8 . in der Hütte -jer Musashino Art Univers ity in den Sh inshu­Bergen ein Sommer-Seminar du rchgefüh rt. Prof. Dr. Manfred Speidel, der gerade von der Universität Aachen nach Japan gekommen war, nahm an diesem Seminar teil. Al s T ext e für dieses Seminar dient en " T o Lady Welby " aus Pairces Goileeted Papers sow ie Semiosis Nr. 1 und 2.

4 . Studienber ichte der ADD RESS-M itglieder: Die nachstehenden Arbeiten über d ie An wen­dung der Semiotik im Design wurden als master dissertations der Graduate Schoo l, Science of Design Division der Musash ino Art Univers ity seit 1975 unter Le itung von S. Mukai geschrieben:

1975 " Ciassification of Graphie Sign" von Jyutaro Kameda

1976 "Medium" von Yoichi T akahashi 1976 "The Semiotic Approach to Man-Made­

Environment" von T et suo Kawama

Durch die ADDRESS-M itglieder des Institute of l ndustr ial Science, To ky o , University, ent­standen folgende A rbeiten:

" Semiotic Studies on Design M ethods" ( Report of the Institute of I ndustri al Science, The Uni­versity of Tokyo) von Tomonor i Toyama

" Basic Problems in Design Sem iotics ", Seisan­Kenk-yu Vol. 28, No . 12, von T . Toyama und T. Monnai

"Advantages of Charles Peirce 's Semiotics for Design Science" von T . Toyam a und T. Monnai.

Shutaro Mukai

A rbeitsgruppe Semiot ik Aachen

Sei t Herbst 1975 t reffen sich in Aachen im Interesse in terdiszipl inärer Erwe iterung und Vertief ung sem iot ischer Studien A achener, Banner und Kölner Ko l legen aus der A rchi tek­tu r, A rch itektursoziologie , Baukonst ruktion, Germ anistik, K unst wissenschaft, Musikwissen­schaft , Ph i losophie und Soziologie . Die regel ­mäßigen Arbeitssitzungen d ienen einerseits

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dem Informationsaustausch ( Buchneuerschei­nungen, Kongreßberichte etc.) und anderer­seits der kontinuierlichen Arbeit an einem gemeinsamen Rahmenthema.

Im SS 76 wurde der Versuch unternommen, den ,Lustgarten des 16. Jahrhunderts' einer gemeinsamen Analyse zu unterziehen. Nach (Bild und Ton) Vorträgen von Herrn H. Kümmerling (Köln) konzentrierte sich die Diskussion auf die Frage nach der Fiktiona­lität in der darstellenden Kunst. Die Frage­stellung anhand der Lustgarten-Bilder erwies sich als sehr komplex. Es fehlten Kriterien, die eine Entscheidung ermöglichten, ob die Fiktion auf der Ebene der Verknüpfung der Elemente oder bereits der Ebene der Element­konstitution entsteht. Auf Anregung von Herrn H. Brög (Köln) sollte diese Problema­tik der Fiktionalität in Bildern an einem ein­facheren Fall untersucht werden, nämlich dem des zentralperspektivisch gebauten B il­des. Diskussion und Fragestellung wurden folgendermaßen präzisiert: Gibt es für die perspektivische Wahrnehmung (und Darstel­lung) ein anthropologisch konstituiertes Raster, das historisch modifiziert wird, oder ist das nicht der Fall? ln Analogie zu den konträren Sprachtheorien Chomskys und Saussures könnte ein Konstitutionsprozeß der Wahrnehmung wie der Sprache vorausge­setzt werden, aus dem sich Modelle abstra­hieren lassen, die diesen vorausgegangenen Prozeß beschreibbar machen.

Während der Sommersemester-Ferien wurde in organisatorischer Vorbereitung eine Kon­zeption entwickelt, wonach in einem Kurz­referat jede vertretene Disziplin den ihr ge­läufigen Begriff von ,Perspektive' entwickelt, der in anschließender Diskussion in Beziehung zu den anderen Aufsätzen gebracht wird. Gemäß diesem Vorhaben wurden verschiedene Positionspapiere und Referate angefertigt, die den augenblicklichen Diskussionsgegenstand bilden. Im einzelnen wurden folgende Arbeits­papiere und -Referate vorgelegt: "Zur Perspek­tive" (Brög/Sturm; Kunstwissenschaft); "Peirce, Mead und Morris über Perspektive" (Eschbach); "Entwicklung der malerischen Zentralperspektive" (Gerlach); "Tiefenwahr­nehmung durch gebaute Architektur" (~pei­del) und "Soziologische Aspekte der Archi­tekturzeichnung des 20. Jahrhunderts" (Gieichmann).

Für Raumgestaltung und Darstellung von Tiefenraum als Manipulation von Wahrneh-

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mung gilt wie für das Sprechen, daß es sich um Gedeutetes handelt, d.h. um Schlußpro­zesse. Wie diese Schlußprozesse beschrieben werden können, ob sie berechenbar sind und Prognosen abgeleitet werden können, stellt nun das weitere Programm dar.

Als weitere Veranstaltungen sind geplant: Ein Psychologe, ein Literaturwissenschaftler und ein Ökonom werden in den folgenden Sitzungen über die Verwendung des Perspektive-Begriffs in ihrem Bereich sprechen. Die Arbeitsergebnisse sollen in einer zusammenfassenden Veröffent­lichung vorgestellt werden.

K ontaktadresse: Arbeitsgruppe Semiotik Aachen, Lehrgebiet Architekturtheorie, Prof. Dr.-lng. (Japan) M . Speidel, Institut für Kunstgeschichte der RWTH-Aachen, Schinkelstr. 1, 5100 Aachen

A. Eschbach P. Gerlach M. Speidei

Klaus Kowalski, Oie Wirkung visueller Zeichen, Stuttgart 1975

Die Forschungsergebnisse der Semiotik für den Kunstunterri.cht fruchtbar zu machen, ist eine Aufgabe der Didaktik, die vor allem angesichts der neuen Lehrpläne und des üblichen Kennt­nisstandes· der Kunsterzieher verdienstvoll sein muß. So erscheint das Unternehmen von Kowalski, einen Abriß der Semiotik visueller Zeichen mit Beispielen für den Kunstunterricht zu verbinden, als sehr sinnvoll. Doch wie ist dieser Versuch hinsieht! ich seines wissenschaft­lichen Gehalts - denn wissenschaftliche Quali­tät und Haltbarkeit ist notwendige (wenn auch nicht hinreichende) Voraussetzung aller didak­tischen Überlegungen - zu werten?

Was den ersten und umfangmäßig größten Bereich des Buchs betrifft, nämlich Kowalskis Anspruch, in die "Wissenschaft von den Zei­chen einzuführen", so muß er als mißlungen betrachtet werden. Der Hauptgrund hierfür liegt - trotz Kowalskis positiver Abgrenzung von modischen Soziologismen bei der gegenwär­tigen Debatte über visuelle Kommunikation -in dem Fehlert eines schlüssigen, wissenschaft­lich haltbaren theoretischen Ansatzes. Statt dessen findet sich der Leser mit einem Pot­pourri von Bruchstücken verschiedener, einan­der teilweise widersprechender Theorien kon­frontiert. Das wird extrem deutlich an Kowals-

Zeitschrift für Internationale Semiotik und ihre Heft 1 , 1 977

Anwendungen,

Inhalt

Hanna Buczynska-Garewicz: Sign and Evidence

Max Bense: Das "Zeichen" als Repräsentationsschema und als Kommunikationsschema

Mihai Nadin: Sign and Fuzzy Automata

Raimo Anttila: Toward a Semiotic Analysis of Expressive Vocabulary

Siegtried Zellmer: Das Pädagogische Prinzip der semiotisch kleinen Schritte

Renate Kübler: Wissenschaftliche Anforderungen zur Gestaltung positiver Erlebniswerte im Krankenhaus

Elisabeth Walther: Ein als Zeichen verwendetes Natur­Objekt

ADDRESS (Shutaro Mukai)

Arbeitsgruppe Semiotik Aachen (Eschbach, Gerlach, Speidel)

Die Wirkung visueller Zeichen von K. Kowalski (Udo Bayer)

Anzeigen - Inserate von Stankowski und Partner ( Renate Kübler)

Funktionaler Strukturalismus von L. Fietz (Gudrun Scholz)

Das 3. Europäische Semiotik-Col/oquium, veranstaitet vom 11. - 13.2.1977 in Stuttgart

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