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Tipps und Anregungen für Lehrpersonen Krummer Schnabel, spitze Krallen Natur-Museum Luzern, 17. Mai - 16. November 2014

Krummer Schnabel, spitze Krallen - naturmuseum.ch · die Stimmen angehört sowie ein Quiz zur Arterkennung gespielt werden. ... Lebensgrosse Silhouetten Bartgeier (am grössten),

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Allgemeine Infos zum Natur-Museum Luzern Kasernenplatz 6 CH-6003 Luzern Öffnungszeiten Dienstag – Sonntag: 10 – 17 Uhr durchgehend Montag: geschlossen Schulklassen können das Museum nach vorheriger Vereinbarung von Montag-Freitag auch ausserhalb der Öffnungszeiten ab 8.30 Uhr besuchen (tel. Anmeldung unter 041 228 54 11).

→ Achtung: Bitte melden Sie Ihre Schulklasse auch dann telefonisch an, wenn Sie einen Besuch während den offiziellen Öffnungszeiten planen. Wir versuchen so – im Interesse aller – «Überbelegungen» von Ausstellungen zu verhindern. Danke für Ihr Verständnis! Auskunft Tonbandauskunft: 041 228 54 14

(Auskunft über Öffnungszeiten und aktuelle Ausstellungen) Kasse/Auskunft: 041 228 54 11 E-Mail: [email protected] Internet: www.naturmuseum.ch Eintrittspreise Einzeln Gruppen Erwachsene CHF 8.- CHF 6.- AHV, Studenten CHF 7.- CHF 5.- Kinder (6-16 J.) CHF 3.- CHF 2.-

Schulklassen des Kt. Luzern und Mitglieder des Museumsvereins besuchen das Museum gratis! Museumspädagogik (Marie-Christine Kamke, Anna Poncet) ... für Ideen, Fragen, Anregungen, Kritik zum Thema Schule und Museum und zu aktuellen Sonderausstellungen! Telefon: 041 228 54 11 Telefon direkt: 041 228 54 02 E-Mail: [email protected]

Inhaltsverzeichnis Infos zur Ausstellung 2 Infos zum ergänzenden Ausstellungsteil Bartgeier 3 Materialkiste für den Gebrauch während eines Ausstellungsbesuches 4 Hintergrundwissen: Systematik der Greifvögel und Eulen 5 Ideen rund um den Ausstellungsbesuch 6 Arbeitsblätter A1: Wer gehört zu den Greifvögel und Eulen? 8

A2: Jagdausrüstung und Federn 9 A3: Nahrung und Nachwuchs 10 A4: Eulen und Greifvögel in unserer Umgebung 11 A5: Erkennungsmerkmale der Greifvögel und Eulen 12 A6: Krummer Schnabel, spitze Krallen 13 A7: Herrscher der Lüfte 14 A8: Jäger und Beute, Kinderstube 15 A9: Die endlichen Jagdgründe 16

Lösungen zu den Arbeitsblättern 17 Medienliste 19 Vollständige Ausstellungstexte

Modul Jagdausrüstung 21 Modul Flugausrüstung 23 Modul Nahrung 25 Modul Fortpflanzung 27 Modul Arten und Lebensräume 29 Modul Kulturgeschichte 32

Hinweise: Diese Unterlagen stehen auch auf www.naturmuseum.ch zum kostenlosen Downloaden als

pdf-Datei zur Verfügung ( Lehrpersonen Unterlagen für Lehrpersonen).

Die Texte und Arbeitsblätter dieser «Tipps und Anregungen» stammen grösstenteils von der Museumspädagogik der Naturmuseen St. Gallen, Olten, Frauenfeld und Solothurn. Wir von der Museumspädagogik des Natur-Museums Luzern haben sie nur neu zusammen-gestellt und geringfügig ergänzt. Ein grosses Merci in die Runde!

Titelbild «Steinadler» by Fishing4 / Tanja Askani

Natur-Museum Luzern «Krummer Schnabel, spitze Krallen - Greifvögel und Eulen» Tipps und Anregungen für Lehrpersonen

Infos zur Ausstellung Allgemeines Die Sonderausstellung «Krummer Schnabel, spitze Krallen» wurde von den Naturmuseen Olten und St. Gallen sowie von der Schweizerischen Vogelwarte Sempach konzipiert und realisiert. Im Natur-Museum Luzern ist sie vom 17. Mai bis 16. November 2014 im Ausstellungssaal im 1. Stock zu sehen. Inhalt Verblüffende Flugakrobatik, scharfe Sinne und hohe Präzision machen Greifvögel und Eulen zu Königen der Lüfte, rund um die Uhr. Als Spitzenprädatoren beflügeln sie die menschliche Fantasie und wurden als Wappentiere zu Insignien der Macht. In der arabischen Tradition sind Jagdfalken Familienmitglieder. Doch wer an der Spitze der Nahrungskette steht, ist umso verletzlicher. Die Hälfte unserer 22 einheimischen Greifvogelarten steht auf der roten Liste. Die Ausstellung zeigt Fakten und Mythen zu Greifvögeln und Eulen. Aus aktuellem Anlass ergänzt das Natur-Museum Luzern die Ausstellung mit einem zusätzlichen Ausstellungsteil zum Thema Bartgeier: 2015 werden erstmals junge Bartgeier in der Zentralschweiz ausgesetzt. Aufbau Die Ausstellung ist aus 6 Modulen aufgebaut, die je einem Aspekt zu den Eulen und Greifvögeln gewidmet sind: • Flugausrüstung und Flug («Herrscher der Lüfte») • Jagdausrüstung («Scharfe Sinne - spitze Krallen») • Nahrung («Jäger und Beute») • Fortpflanzung («Kinderstube») • Arten und Lebensräume («Bedrohte Vielfalt», «Die endlichen Jagdgründe») • Kulturgeschichte («Macht und Mythos») Die einzelnen Module bestehen aus kistenartigen Möbeln, die unterschiedlich bespielt sind: manche sind als Vitrinen genutzt, andere enthalten Schubladen, wieder andere haben Gucklöcher oder andere spielerische Elemente, die auf ebenso einfache wie charmante Weise Einblick ins Thema bieten. Die Ausstellungsmodule stehen in keiner Reihenfolge und funktionieren unabhängig voneinander! Alle Eulen und Greifvögel, die bei uns beobachtet werden können, sind mit einem Präparat präsent. Auf einem Touchscreen können die wichtigsten Informationen zu den Arten abgerufen, die Stimmen angehört sowie ein Quiz zur Arterkennung gespielt werden. Zur Vor- und Nachbereitung des Ausstellungsbesuchs sind alle Ausstellungstexte samt den Exponaten nach Modulen geordnet im hintersten Teil der Unterlagen aufgeführt. Ausstellungsbroschüre Zu dieser Ausstellung existiert ein Begleitheft, welches an der Museumskasse zum Preis von CHF 10.- erhältlich ist:

→ Krummer Schnabel, spitze Krallen – Greifvögel und Eulen Tobler, F., T. Bürgin u. P. F. Flückiger. Begleithefte zu Sonderausstellungen des Naturmuseums Olten, Nr. 16, 2009

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Natur-Museum Luzern «Krummer Schnabel, spitze Krallen - Greifvögel und Eulen» Tipps und Anregungen für Lehrpersonen

Infos zum ergänzenden Ausstellungsteil Bartgeier

→ Anlässlich der im 2015 geplanten Wiederansiedlung des Bartgeiers in der Zentralschweiz ergänzt das Natur-Museum Luzern die Ausstellung «Krummer Schnabel, spitze Krallen - Greifvögel und Eulen» mit Informationen zum Bartgeier und zum internationalen und nationalen Wiederansiedlungsprojekt.

Kurzinfo zum Bartgeier-Wiederansiedlungsprojekt Der Bartgeier - unser grösster einheimischer Vogel - wurde im frühen 20. Jahrhundert in den Alpen, seinem angestammten Verbreitungsgebiet, vollständig ausgerottet. 1978 startete ein internationales Projekt zur Wiederansiedelung des Bartgeiers: Vertreter aus Zoos und Wissenschaft legten die Grundlage für Zucht der Vögel und leisteten intensive Öffentlichkeitsarbeit. 1986 konnten die ersten Vögel in Österreich ausgewildert werden, 1991 erfolgten die ersten Freilassungen auf Schweizer Boden im Schweizerischen Nationalpark. Rund 200 Bartgeier leben heute im Alpenraum. Alpenweit sind 109 erfolgreiche Freilandbruten bekannt geworden. Für das Jahr 2015 konnten nun auch in der Zentralschweiz die Voraussetzungen geschaffen werden, junge Bartgeier wieder anzusiedeln. Im Jahr 2015 soll der Bartgeier deshalb zum ersten Mal in der Zentralschweiz, im Kanton Obwalden, ausgewildert werden. Weiterführende Informationen finden sich bei

• Robin, K., Müller, J.P. & Th. Pachlatko. 2003. Die Rückkehr des Bartgeiers. 25 Jahre Wiederansiedlung. In: Zoologische Gesellschaft Frankfurt ZGF 4/2003: 10 - 17

• Robin, K., Müller, J.P., Pachlatko, Th., & Ch. Buchli. 2004. Das Projekt zur Wiederansiedlung des Bartgeiers in den Alpen ist 25-jährig: Ein Überblick. In: Der Ornithologische Beobachter 101: 1–18 (2004)

• Stiftung Pro Bartgeier: http://www.wild.uzh.ch/bg/frame.php?bi=0&bg=0&ya=0&la=d&th=proj&st=0

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Materialkiste für den Gebrauch während eines Ausstellungsbesuches

→ Die Materialien in dieser Kiste sind explizit zum «Be-Greifen» gedacht! Bitte dennoch alles sehr sorgfältig behandeln, damit auch die nächste Schulklasse noch Freude daran haben kann.

Inhalt Kiste:

• Präparat Schleiereule Weiche, lautlose Federn! Die ausgefransten, gezahnten äusseren Handschwingen sind sehr schön erkennbar. Bitte Vorsichtig streicheln, nicht gegen den «Strich». Und Achtung: alle anderen Tierpräparate in der Ausstellung dürfen nicht angefasst werden.

• Materialien zum Aspekt Jagdausrüstung: Fuss Sperber, Fuss Schleiereule

• Materialien zum Aspekt Flugausrüstung und Flug: Oberschenkelknochen Steinadler (leicht!), Unterschenkelknochen Biber (schwer) Flügel Waldkauz, Flügel Wanderfalke

• Materialien zum Aspekt Nahrung: Gewölle Uhu, Waldkauz, Schleiereule, Turmfalk

• Materialien zum Aspekt Arten und Lebensräume: Lebensgrosse Silhouetten Bartgeier (am grössten), Rotmilan, Mäusebussard (am kleinsten) inkl. zugehöriger Bildkarten und ein Doppelmeter um die eigene Flügel- bzw. Armspannweite zu messen.

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Hintergrundwissen: Systematik der Greifvögel und Eulen Die untenstehende Darstellung ist eine sehr vereinfachte und nicht vollständige Übersicht über die zoologische Systematik der Greifvögel und Eulen. Wichtig zu wissen ist, dass Eulen und Greifvögel nicht näher miteinander verwandt sind, als dass beide Gruppen zu den Vögeln gehören. Dass Eulen und Greifvögel dennoch Ähnlichkeiten in Aussehen und Verhalten aufweisen, liegt daran, dass beide Vogelgruppen den gleichen «Beruf» haben - sie sind Jäger. Die ähnlich ausgebildeten Körperteile sind wichtige Werkzeuge dafür.

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Natur-Museum Luzern «Krummer Schnabel, spitze Krallen - Greifvögel und Eulen» Tipps und Anregungen für Lehrpersonen

Ideen rund um den Ausstellungsbesuch Weise Eulen, stolze Adler Eulen und Greifvögel machen uns Menschen seit jeher Eindruck. Mit ihren tatsächlichen oder zugedachten Eigenschaften tauchen sie in zahlreichen Bildern und Geschichten, in Wappen oder auch in Produktelogos auf. Die SchülerInnen sammeln verschiedenste Darstellungen von Eulen und Greifen, die ihnen im Alltag begegnen. Anschliessend diskutieren, warum die Vögel in einem bestimmten Kontext erscheinen, bzw. was die Vögel in diesen Darstellungen verkörpern. Merkmale der Eulen und Greifvögel Dank des markanten Äusseren der Eulen und Greifvögel haben die meisten Menschen ein klares Bilder von ihnen im Kopf. Die SchülerInnen zeichnen aus dem Gedächtnis eine Eule oder einen Greifvogel und benennen, was für sie ‹typisch Eule› oder ‹typisch Greifvogel› ist. Anhand von Bildern oder in der Ausstellung können die Merkmale anschliessend im Detail betrachtet und auch zwischen den beiden Gruppen verglichen werden: Welche Ähnlichkeiten, welche Unterschiede zeigen Eulen und Greife? In höheren Stufen kann weiter über die Gründe dafür diskutiert werden.

Portrait einer Eule oder eines Greifvogels Rund 20 verschiedene Eulen und Greifvögel können in der Schweiz beobachtet werden. Einzeln oder in Gruppen wählen die SchülerInnen eine einheimische Art. In Büchern, im Internet oder in der Ausstellung suchen sie Infos zum Aussehen und zur Lebensweise und stellen so einen kurzen Steckbrief oder ein ausführlicheres Portrait zusammen. Mit Bildern ergänzt kann schliesslich ein Poster gestaltet werden oder die SchülerInnen stellen ihre Art mit einem Vortrag vor.

Greifvögel beobachten Verschiedene Greifvogelarten können in der nahen Umgebung, über Siedlungsgebiet oder landwirtschaftlichen Flächen, leicht beobachtet werden, allen voran Mäusebussard, Rotmilan oder Turmfalke; sie sind typische Bewohner des Kulturlandes und recht häufig. Mit einer sachkundigen Person (z.B. aus dem örtlichen Vogelschutzverein) auf Exkursion gehen. Vorgängig können die SchülerInnen Fragen zu den Vögeln vorbereiten, die sie sich dann von der Fachperson beantworten lassen.

Spuren von Greifvögeln und Eulen suchen Greifvögel und Eulen hinterlassen Spuren, die gar nicht so schwer zu finden sind: nebst Federn, die sie selbst verlieren, sind es hauptsächlich Nahrungsreste. Häufchen mit kleinen Federn auf einem Baumstupf oder einem Stein im Wald weisen auf Sperber und Habicht hin. Die Vogeljäger rupfen ihre Beute sorgfältig vor dem Verzehr. Unter grossen Bäumen, Telefonmasten o.ä., liegen manchmal wurstförmige, grauschwarze, filzige Gebilde, sogenannte Gewölle. Eulen und Greifvögel (aber auch andere Vogelarten!) würgen in dieser Form unverdauliche Nahrungsreste, wie Insektenpanzer, Haare, Federn, Knochen, etc. aus. Die Zusammensetzung eines Gewölles gibt Hinweise auf den Jäger und zeigt dessen Speisezettel.

Die Spuren im Klassenzimmer soweit möglich bestimmen (was nicht immer ganz einfach ist...), mit Funddatum und -ort anschreiben und damit eine kleine Sammlung anlegen.

Folgendes Buch hilft bei der Bestimmung: «Tierspuren: Fährten, Frassspuren, Losungen, Gewölle und andere» Bang, P. u. P. Dahlström, blv, 2000

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Natur-Museum Luzern «Krummer Schnabel, spitze Krallen - Greifvögel und Eulen» Tipps und Anregungen für Lehrpersonen

Untersuchung eines Eulengewölles Ein Gewölle auseinanderzuklauben und zu sehen, was es enthält, ist spannend und unterhaltsam. Eulengewölle enthalten im Gegensatz zu den Gewöllen der Greifvögel Knochen, da ihre Magensäure zu schwach ist, diese zu verdauen. Weil Eulen Beutetiere ausserdem in der Regel ganz schlucken, können häufig vollständige Skelette zutage gefördert und einzelne Beutetiere bestimmt werden.

Getrocknetes Gewölle mit Pinzette und einer grossen Nadel vorsichtig auseinanderzupfen. Die Knochen mit einem Pinsel von Dreck befreien. Die Knochen können nach Form sortiert oder entsprechend ihrer Lage im Skelett ausgelegt und auf Karton aufgeklebt werden.

Eine detaillierte Anleitung für SchülerInnen samt Hilfe zur Bestimmung der Knochen findet sich auf: www.naturama.ch/bildung/schulraum/pdf/3_lautlose.pdf

Gesichtsausdrücke der Eulen Der Gesichtsausdruck gehört zu den wichtigen Erkennungsmerkmalen der Eulen – sie sind alle Charakterköpfe. Ausgewählten Eulenarten auf Bildern oder in der Ausstellung betrachten und diskutieren, welche Ausdrücke ihre Gesichter zeigen: schauen sie grimmig, ernst, weise, verschlafen, erstaunt, erschrocken, ...? Die SchülerInnen anschliessend die Gesichtsausdrücke imitieren lassen: während ein Kind ein Eulengesicht zeigt, können die anderen raten, um welche Art es sich handelt. Wenn sie dabei fotografiert werden, kann das Schulzimmer mit Bildern von Eulen- und Kindergesichtern dekoriert werden.

Flugbilder der Greifvögel Bei der Arterkennung der Greifvögel ist das Flugbild entscheidend. Ausgeschnittene Silhouetten, zum Vergleich nebeneinander gehängt, helfen, sich die verschiedenen Formen einzuprägen.

Als Vorlage dienen Bilder von fliegenden Greifen aus Büchern oder aus dem Internet. Umrisse auf schwarzes Papier übertragen und ausscheiden. Wenn die Flugbilder in Originalgrösse hergestellt werden, sind sie natürlich umso eindrücklicher (anstelle von Papier schwarzen Stoff verwenden). Steinadler und Bartgeier haben mit ihrer imposanten Grösse auch kaum mehr auf Stoff Platz. Deren Silhouette auf die Wandtafel skizzieren. Zum Grössenvergleich kann sich ein Kind mit ausgebreiteten Armen davor stellen.

In der Materialkiste zur Ausstellung ist die Bartgeiersilhouette in Originalgrosse vorhanden, ebenso diejenigen von Mäusebussard und Rotmilan.

Spiel zum Gehörsinn der Eulen Eulen jagen im Dunkeln der Nacht hauptsächlich mit Hilfe ihres ausgezeichneten Gehörs. In einem Spiel können die Kinder ihre Ohren spitzen: In der Klasse eine Eule und ein Mäuschen bestimmen, der Rest der Klasse bildet im Kreis stehend die Spielfeldbegrenzung. Der Eule werden die Augen verbunden, das Mäuschen reiht sich in den Kreis ein. Die Eule dann in die Mitte des Kreises führen. Das Mäuschen macht sich mit leisem Scharren auf dem Boden bemerkbar. Anhand des Geräusches versucht die Eule das Mäuschen zu finden. Wenn die Eule das Mäuschen berührt hat, werden die Rollen neu verteilt. Um der Eule die Jagd zu erschweren, können die anderen Kinder Störgeräusche, z.B. leises Windrauschen oder Regentropfen, machen.

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A1: Wer gehört zu den Eulen und Greifvögeln?

Erkennst du die Eulen und Greifvögel? Streiche die anderen Vögel durch. Schreibe die Namen der Eulen und Greifvögel dazu, die du kennst.

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A2: Jagdausrüstung und Federn 1) Für die Jagd sind Eulen und Greifvögel mit scharfen Sinnen und spitzen Krallen

ausgerüstet.

a Mit welchem Sinnesorgan entdecken Greifvögel ihre Beute? Mit welchem Sinnesorgan können Eulen auch in dunkler Nacht Beute finden? Schreibe ein E für die Eulen und ein G für die Greifvögel.

Auge Nase Ohr

b Schaue dir die Füsse in der Schublade an. Welcher Fuss gehört dem Steinadler, welcher dem Uhu? Zähle, wie viele Zehen beim Steinadler nach vorne gerichtet sind und wie viele beim Uhu.

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c Zeichne die Kralle eines Adlers in echter Grösse!

2) Schaue dir die grossen, einzelnen Federn an.

a Findest du heraus, welche der Eule und welche dem Greifvogel gehört?

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b Welchen Vorteil bieten die Eulenfedern? ......................................................................

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A3: Nahrung und Nachwuchs

1) Wer frisst was?

a Finde heraus, was die Eule und die beiden Greifvögel fressen. Verbinde unten mit Strichen.

b Neben dem Bartgeier hat noch ein anderer Greifvogel eine besondere Lieblingsnahrung. Um welchen Vogel handelt es sich und was frisst er?

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2) Suche die unteren Formen in der Ausstellung. Es sind verschiedene Nistplätze der Eulen und Greifvögel.

Zeichne in die Skizzen ein, was du in den Nistplätzen entdeckst und schreibe dazu, welcher Vogel da seine Jungen grosszieht.

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Natur-Museum Luzern «Krummer Schnabel, spitze Krallen - Greifvögel und Eulen» Tipps und Anregungen für Lehrpersonen

A4: Eulen und Greifvögel in unserer Umgebung

Schaue dir die vielen verschiedenen Arten von Eulen und Greifvögeln an. Sie stehen auf farbigen Flächen. Jede Farbe steht für einen Lebensraum.

Ordne die Eulen und Greife ihrem Lebensraum zu und verbinde mit Strichen. → Achtung: manchmal sind zwei Verbindungen möglich.

Waldohreule

Schleiereule

Waldkauz

Sperber

Mäusebussard

Rotmilan

Turmfalke

Wald (grüne Fläche)

Städte und Dörfer (graue Fläche)

Felder und Äcker (orange Fläche)

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A5: Erkennungsmerkmale der Eulen und Greifvögel

Eulen und Greifvögel sind kaum zu verwechseln. Aber was genau ist «typisch Eule» oder «typisch Greifvogel»? Betrachte verschiedene Eulen und Greife. Notiere möglichst viele Merkmale, an denen du die beiden Vogelgruppen erkennen kannst. Eulen und Greife zeigen manche Ähnlichkeit. Unterstreiche diese Merkmale farbig. Findest du eine Erklärung für die Ähnlichkeiten?

Merkmale der Eulen

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Merkmale der Greifvögel

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z.B. grosser, runder Kopf

z.B. stechender Blick

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A6: Krummer Schnabel, spitze Krallen 1) Der «Adlerblick» ist ein Markenzeichen der Greifvögel – sie sehen viel schärfer als wir

Menschen. Welche anderen Sehleistungen sind bei ihnen ebenfalls besser ausgebildet?

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2) Welcher Sinn ermöglicht es den Eulen, ihre Beute auch in völliger Dunkelheit zu finden und was zeichnet ihn aus?

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................................................................................................................................................ 3) Zeichne in der Abbildung ein, wo sich die Ohren der Eulen befinden.

4) Vergleiche die Füsse des Steinadlers und des Uhus in der Schublade. Skizziere sie unten und notiere, wie sie sich unterscheiden.

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5) Fühle die Krallen an den drei Füssen. Bei welchem Vogel sind sie kürzer und stumpfer und was ist der Grund dafür?

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Natur-Museum Luzern «Krummer Schnabel, spitze Krallen - Greifvögel und Eulen» Tipps und Anregungen für Lehrpersonen

A7: Herrscher der Lüfte 1) Je nach Flugstil eines Vogels sind seine Flügel anders geformt. Ordne die Flugbilder den

Flugstilen zu und verbinde mit Strichen.

2) Falken zeigen beim Jagen besondere Flugtechniken. Suche die folgenden Abbildungen. Benenne und beschreibe die Flugtechnik und nenne dazu die Falkenart.

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3) Erkläre, warum Eulen lautlos fliegen können und was die Vorteile davon sind. Zeichne dazu einen Ausschnitt einer Eulenfeder.

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Segelflieger

Schneller Flieger (Falken)

Wendige Flieger

Langsame Flieger

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Natur-Museum Luzern «Krummer Schnabel, spitze Krallen - Greifvögel und Eulen» Tipps und Anregungen für Lehrpersonen

A8: Jäger und Beute, Kinderstube 1) Sicher weisst du, dass sich Eulen und Greifvögel hauptsächlich von kleinen Säugetieren,

wie z.B. Mäusen, und Vögeln ernähren – aber längst nicht alle!

Was steht bei den unteren drei Vögeln auf dem Speisezettel?

Uhu: ....................................................................................................................

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Bartgeier: ....................................................................................................................

Wespenbussard: ....................................................................................................................

2) Eulen und Greifvögel hinterlassen sogenannte Gewölle. Erkläre, was genau ein Gewölle ist. Was unterscheidet die Gewölle der Eulen und der Greifvögel?

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3) Eulen und Greife ziehen ihren Nachwuchs an unterschiedlichsten Plätzen gross – dabei bauen nicht alle ein Nest. Welche bauen kein Nest und wo nisten sie stattdessen?

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4) Betrachte die Eier in der Schublade. Finde heraus, woran ein Eulen- von einem Greifvogelei unterschieden werden kann. Skizziere je ein Ei und notiere die Kennzeichen der Eier.

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Natur-Museum Luzern «Krummer Schnabel, spitze Krallen - Greifvögel und Eulen» Tipps und Anregungen für Lehrpersonen

A9: Die endlichen Jagdgründe

1) Findest du heraus, wie die abgebildeten Eulen und Greifvögel heissen und wo sie leben? Unten stehen die richtigen Namen zur Auswahl. Bezeichne ihren Lebensraum, indem du sie mit den Farben wie unten angegeben unterstreichst.

→ Dörfer und Städte = schwarz, Landwirtschaftsgebiet = orange, Wald = grün, Gebirge = grau → Achtung: einige Vögel sind in mehr als einem Lebensraum zu Hause. Bartgeier Mäusebussard Rotmilan Schleiereule Sperber

Steinkauz Turmfalke Waldkauz Waldohreule

2) Zwei der oben abgebildeten Arten sind sehr selten in der Schweiz. Welche sind das und was sind die Gründe für ihre Seltenheit?

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Natur-Museum Luzern «Krummer Schnabel, spitze Krallen - Greifvögel und Eulen» Tipps und Anregungen für Lehrpersonen

Lösungen zu den Arbeitsblättern A1 Eulen: Uhu, Schleiereule, Steinkauz;

Greife: Wanderfalke (fliegend), Sperber oder Habicht (die beiden Arten haben die gleiche Gestalt), Steinadler andere Vögel: Spatz (fliegend), Rauchschwalbe, Elster, Eisvogel, Buntspecht, Haushuhn

A2 1) a Greifvögel: Auge, Eulen: Ohr b Fuss Steinadler: 3 Zehen nach vorne, 1 nach hinten, unbefiedert Fuss Uhu: 2 Zehen nach vorne, 2 nach hinten, befiedert c individuell

2) a Greifvogelfeder: glatte Oberfläche Eulenfeder: flaumige Oberfläche und gezähnte Aussenkante b ermöglichen lautlosen Flug

A3 1) a Schleiereule - Feldmaus, Feldsperling Turmfalke - Feldmaus, Feldsperling, Heuschrecke Bartgeier - Knochen 2) Nest: 3 Nestlinge Sperber; Baumhöhle: 1 Ei und 1 Nestling Eule (+ eine tote Maus); Felsnische: 3 Eier Falken

A4 Lösung entsprechend Platzierung der Präparate in der Ausstellung Wald – Waldohreule, Waldkauz, Sperber Dörfer und Städte – Schleiereule, Turmfalke Felder und Äcker – Schleiereule, Mäusebussard, Rotmilan, Turmfalke

A5 Merkmale Eulen: grosse, nach vorne gerichtete Augen; Augen von trichterförmig angeord-neten Federn umrahmt (Gesichtsschleier); kleiner, hakenförmiger Schnabel; menschen-ähnliches Gesicht; grosse Füsse mit langen, spitzen Krallen; 2 Zehen nach vorne, 2 nach hinten gerichtet; Füsse (mehr oder weniger) befiedert; aufrechte Körperhaltung; weiches Gefieder Merkmale Greifvögel: grosse, nach vorne gerichtete Augen; grosser, hakenförmiger Schnabel; Schnabelbasis mit oft auffallend gefärbter Haut (Wachshaut), die bis über die Nasenlöcher reicht; kräftige Füsse mit langen, spitzen Krallen; 3 Zehen nach vorne, 1 Zehe nach hinten gerichtet; Füsse unbefiedert Ähnlichkeiten zeigen Eulen und Greifvögel bei den Augen, dem Schnabel und den Füssen. Beiden Vogelgruppen haben den gleichen ‹Beruf› – sie sind Jäger, die ähnlich ausgebilde-ten Körperteile sind wichtige Werkzeuge dafür.

A6 1) Schärferes Sehen = höhere Auflösung, feineres Kontrast- und Farbempfinden, ev. Zoom-Funktion, Wahrnehmung Ultraviolett

2) Gehör: als Schalltrichter geformter Gesichtsschleier (verbessert Hörleistung), Gehöröffnungen auf unterschiedlicher Höhe (ermöglicht Richtungshören)

3) seitlich der Augen auf unterschiedlicher Höhe

4) Fuss Steinadler: 3 Zehen nach vorne, 1 nach hinten, mit grossen Schuppen bedeckt Fuss Uhu: 2 Zehen nach vorne, 2 nach hinten, befiedert

5) Bartgeier: diese Art jagt im Gegensatz zu den anderen keine lebenden Tiere sondern ernährt sich ausschliesslich von Aas und Knochen

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Natur-Museum Luzern «Krummer Schnabel, spitze Krallen - Greifvögel und Eulen» Tipps und Anregungen für Lehrpersonen

A7 1) Breite, kurze Flügel – wendige Flieger; breite (lange) Flügel – Segelflieger; gerundete, breite Flügel – langsame Flieger; schlanke, spitze Flügel – schnelle Flieger

2) Sturzflug: mit angezogenen Flügeln steil nach unten stechend, dabei wird eine sehr hohe Geschwindigkeit erreicht, Wanderfalke (Vogeljäger) Rüttelflug: mit schnellen Flügelschlägen in der Luft stehend und nach Beute Ausschau haltend, Turmfalke

3) Die fransenartigen Verlängerungen am vorderen Rand der Federn und die flaumige Oberfläche wirken als Schalldämpfer und schlucken die Fluggeräusche. Dank des lautlosen Flugs hören Eulen einerseits ihre Beutetiere besser, andererseits hören die Beutetiere nicht, wenn sich die Eule nähert.

A8 1) Uhu: Fisch, Frosch, Blindschleiche, Rabe, Ratte, Igel – als Exponate auf einem Teller, + Fledermaus, Maulwurf, junge Füchse und Insekten – in Legende genannt; Bartgeier: Knochen, Wespenbussard: Wespenlarven und -puppen

2) Gewölle sind filzige, grau-schwarze Gebilde, sie enthalten unverdauliche Nahrungsreste (z.B. Insektenpanzer, Federn, Haare, Zähne, Knochen) und werden von den Vögeln ausgewürgt. Die Gewölle von Eulen enthalten im Gegensatz den denen von Greifvögeln Knochen (ihre Magensäure ist zu schwach, um Knochen auflösen zu können).

3) Falken brüten in einfachen Nestmulden auf Felsnischen oder am Boden, übernehmen aber auch verlassene Nester von anderen Greifvögeln oder von Rabenvögeln. Die meisten Eulenarten brüten in Baumhöhlen (Schleiereule, Waldkauz u.w.), manche ebenfalls in alten Greifvogel- oder Krähennestern oder auf einem Felsvorsprung.

4) Euleneier: weiss, mehrheitlich fast kugelrund Greifvogeleier: mehrheitlich farbig gesprenkelt, eiförmig (Da die meisten Eulen in Nisthöhlen brüten, müssen ihre Eier weder farblich getarnt sein, noch können sie herausrollen.)

A9 1) Lösung entsprechend Platzierung der Präparate in der Ausstellung Dörfer und Städte: Turmfalke, Schleiereule Landwirtschaftsgebiet: Rotmilan, Mäusebussard, Turmfalke, Schleiereule, Steinkauz Wald: Habicht, Waldkauz, Waldohreule Gebirge: Bartgeier

2) Steinkauz: Verlust Lebensraum (Obstgärten), d.h. Mangel an Nisthöhlen und Nahrung Bartgeier: jahrhunderte lange Verfolgung, letztes Exemplar in den Alpen wurde 1914 geschossen (durch Wiederansiedlung kehrt der Bartgeier seit ein paar Jahren zurück)

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Natur-Museum Luzern «Krummer Schnabel, spitze Krallen - Greifvögel und Eulen» Tipps und Anregungen für Lehrpersonen

Medienliste Ausstellungsbroschüre

• «Krummer Schnabel, spitze Krallen – Greifvögel und Eulen» Tobler, F., T. Bürgin u. P. F. Flückiger. Begleithefte zu Sonderausstellungen des Naturmuseums Olten, Nr. 16, 2009 → Offizielles Begleitheft zur Ausstellung, erhältlich an der Museumskasse zum Preis von CHF 10.-

Sach- und Fachliteratur

• «Greifvögel und Eulen» Schmid, H., Schweizerische Vogelwarte Sempach, 2009 → Broschüre mit kompakter Information zu den Eulen und Greifen, passend zur Ausstellung

• «Greifvögel und Eulen – Alle Arten Europas» Aus der Reihe: Kosmos Naturführer. Heintzenberg, F., Franckh-Kosmos, 2007 → Bestimmungsbuch mit Portraits aller Arten, reich mit Fotos illustriert auszuleihen in der MDZ-Bibliothek, Signatur WS 3200 H471

• «Greifvögel und Eulen – Alle Arten Europas erkennen und bestimmen» Thiede, W., blv, 2008 → Jede Art kompakt auf einer Doppelseite mit Text und mit Fotos vorstellt, gute Einführung in beide Vogelgruppen

• «Eulen und Käuze – Auf den Spuren der nächtlichen Jäger» Aebischer, A., Haupt, 2008 → Flüssig lesbares Fachbuch; für diejenigen, die sich vertiefen möchten

• «Vögel in der Schweiz» Burkhardt, M. u. H. Schmid, Schweizerische Vogelwarte Sempach, 2001 → Standartwerk mit übersichtlichen Kurzportraits der 150 wichtigsten einheimischen Vogelarten und guter Einführung der Lebensräume

Unterrichtsmaterialen, Filme

• «Greifvögel» Tschofen, M., in: Thema 4/2003, Kant. Lehrmittelverlag St.Gallen. 2003

Mit Lehrmittelkommentar → Mittelstufe

• «Eulen und Greifvögel» Schimanski, G., FWU, 2001. 37 Min. → Ab Mittelstufe

• «Eulen – Lautlose Jäger» Beeley, F., National Geographic Deutschland, 2005. 54 Min. → Ab Mittelstufe

• «Greifvögel – Die gejagten Jäger» Melzac, M., Time Life Books, 1997. 60 Min. → Ab Mittelstufe

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Kinderbücher

• «Der Adler, der nicht fliegen wollte» Aggrey, J., Hammer, 1990 → Bilderbuch über einen Adler, der meinte, er sei ein

• «Die müde Eule» Pfister, M., Nord-Süd, 1992 → Bilderbuch über die Freundschaft zwischen einer Eule und einem Buben

• «Familie Steinkauz» Aus der Reihe: Atlantis-Thema. Möller, A., Atlantis, 2005 → Wunderschön illustriertes und sehr informatives Sachbilderbuch mit Begleitbroschüre für Lehrpersonen, die viele Ideen zum Thema bietet; Kindergarten bis Unterstufe

• «Greifvögel» Aus der Reihe: Pixi Wissen, Band 5. Borowski, B. u. J. Winecker, Carlsen, 2008 → Kindersachbüchlein mit kurzen Texten und naturgetreuen Illustrationen; Unterstufe

• «Die kleine Eule» Tomlinson, J. u. C. Georg, Ravensburger Buchverlag, 2007 → Lesebuch über eine junge Schleiereule, die die Nacht und sich selbst kennenlernt; Unterstufe

• «Greifvögel und Eulen – Jäger der Lüfte» Aus der Reihe: sehen, staunen, wissen. Parry-Jones, J., Gerstenberg, 1993 (div. Neuauflagen) → Kindersachbuch, thematisch vielfältig, reich illustriert und gut verständlich; ab Mittelstufe

Internet

• www.vogelwarte.ch → Erste Adresse, wenns um einheimische Vögel geht! Unter dem Reiter «Vögel der Schweiz» können kurze, übersichtliche Portraits zu allen einheimischen Vogelarten abgerufen und gleich auch ihre Stimmen gehört werden.

• www.eulenwelt.de → Reichhaltige Seiten rund um die Eulen: nebst biologischer Info auch Geschichten und Spiele u.w.m.

• www.eulenmanie.de → Wie oberer Link

• www.greifvogel.npage.at → Mässig gute Seite zu Greifvögeln und Eulen; Kürzeststeckbriefe aller einheimischen Arten sind allerdings mit einem Hörbeispiel ihrer Stimmen sowie einer Filmsequenz ergänzt.

• www.kindernetz.de > Oli’s wilde Welt > Das grüne Buch > Vögel > diverse Arten (in Liste) → Seite für Kinder mit Steckbrief zu Steinadler, Rotmilan, Falke(n), Uhu und Schleiereule sowie Information zu deren Lebensweise und Verhalten

• www.kinder-tierlexikon.de > Tierlexikon > Vögel > diverse Arten (in Liste) → Unterschiedlich ausführliche Portraits von Kindern für Kinder geschrieben zu Steinadler, Mäusebussard, Rotmilan, Habicht, Schleiereule, Sperber, Turmfalke, Wanderfalke, Uhu, Waldkauz, Waldohreule, Steinkauz

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Vollständige Ausstellungstexte

→ Grosse Schrift = Einleitungstexte zu den Modulen, → kleine Schrift = Legenden zu den Exponaten

Modul Jagdausrüstung: Scharfe Sinne - spitze Krallen

Eulen und die meisten Greifvögel jagen lebende Beutetiere. Das ist oft schwierig. Doch die Jäger der Lüfte sind bestens ausgerüstet: Dank scharfem Blick und feinem Gehör, dank Schnelligkeit und festem Griff ist selbst eine gut versteckte, flinke Maus nicht sicher vor ihnen. Und auch Vögel müssen die Gefahr aus der Luft immer gut im Auge behalten...

Der Adlerblick ist ein Markenzeichen der Greifvögel: Sie sehen wesentlich schärfer als wir Menschen. Zudem können Taggreifvögel Ultraviolett wahrnehmen und darum aus der Luft die Urinspuren von Mäusen am Boden erkennen.

Die Augen der meisten Eulen sind spezialisiert auf das Sehen bei Dämmerung und in der Nacht. Im Gegensatz zu den Taggreifvögeln haben Eulen unbewegliche Augen, was ihnen den typischen starren Eulenblick verleiht.

Eulen hören gut und können genau orten, woher ein Ton kommt. Wenn sich das Beutetier durch ein Geräusch verrät, kann eine Eule auch bei völliger Dunkelheit zielsicher zuschlagen. Die spezielle Lage der Gehöröffnungen und der bei einigen Eulenarten als Schalltrichter geformte Gesichtsschleier ermöglichen diese hervorragenden Hörleistungen. Die „Federohren“ bei verschiedenen Eulenarten haben nichts mit dem Hören zu tun, sondern dienen als optische Signale und tragen möglicherweise zur besseren Tarnung bei.

«Vogel gryff!» heisst es, wenn die Beute geortet ist. Mit scharfen, spitzen Krallen packen die Greife zu – zielsicher, blitzschnell und tödlich. Bei Taggreifvögeln sind drei Zehen nach vorne, eine nach hinten gerichtet; bei Eulen je zwei nach vorne und nach hinten. Der Schnabel dient zugleich als Zange und Schere beim Zerlegen der Beute.

Cartoon und kleine Installationen zum Sehsinn der Eulen und Greifvögel

Taggreifvögel sehen wesentlich schärfer als der Mensch. Ihr Kontrast- und Farbempfinden ist viel feiner und zudem können sie sowohl sehr langsame als auch blitzschnelle Bewegungen gut wahrnehmen. Untersuchungen lassen vermuten, dass Greifvögel die Möglichkeit haben, Bilder mit einer Zoom-Funktion ihrer Augen stark zu ver-grössern. Das Zusammenspiel der verschiedenen Sehleistungen bewirkt, dass Greifvögel die Welt ganz anders sehen als wir Menschen.

Urinspuren von Mäusen und anderen kleinen Säugetieren reflektieren ultraviolettes Licht. Dieses ist für den Menschen unsichtbar, nicht aber für Taggreifvögel. Sie erkennen anhand der Urinspuren sofort, wenn es in einem Gebiet viele Beutetiere gibt. Greifvögel können wesentlich feinere Farb- und Kontrastunterschiede wahrnehmen als der Mensch. Wo wir nur Weiss sehen, kann ein Steinadler leicht ein weisses Alpenschneehuhn im Schnee ausmachen...

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Die Augen der meisten Eulenarten sind lichtempfindlicher als Menschenaugen. Ein Waldkauz benötigt fünfmal weniger Licht, um gleichviel zu erkennen wie ein Mensch. Dies ermöglicht ihm, auch bei Dämmerung oder in der Nacht erfolgreich zu jagen. Bei völliger Dunkelheit können aber auch Eulen nichts mehr sehen. Eulen sehen nicht schärfer als der Mensch, und ihr Farbsehen ist nur wenig entwickelt. Ihre Augen sind starr, doch ihr Kopf ist sehr beweglich: Sie können ihn um 180° neigen und um 270° drehen!

Gesichtspräparat Eule und Foto Frau mit Hörrohr «Tonbild» (über 2 Kopfhörer)

Eulen jagen nachts vor allem mit dem Gehör. Wenn sich ein Beutetier in der Dunkelheit durch ein Geräusch verrät, wird es von der Eule kaum verfehlt. Das hervorragende Richtungshören ist möglich, weil die Gehöröffnung auf der linken Seite des Eulenkopfs nicht auf derselben Höhe liegt wie rechts. Dadurch kann die Eule sehr genau erkennen, wo die Schallquelle ist. Der als Schalltrichter geformte Gesichtsschleier der Schleiereule und anderer Arten verbessert die Hörleistung zusätzlich.

Im Dunkeln auf der Jagd: Der blinde Tonjäger Michael P. Haessig hat versucht, mit einem Tonbild das Richtungs-hören der Eulen nachzuempfinden. Die Aufnahme vermittelt einen Eindruck davon, wie eine Eule mit Hilfe ihres Gehörs eine Maus ortet und erbeutet – lassen Sie sich überraschen!

Modelle Köpfe Steinadler, Wanderfalke, Uhu Präparate Füsse Steinadler, Bartgeier, Uhu

Mit dem Schnabel zerlegen Eulen und Greifvögel ihre Beute. Doch der Schnabel ist weit mehr als nur Geflügel-schere und Fleischermesser. Der Schnabel ist ein hochentwickeltes Mehrzweckinstrument, mit dem die Vögel auch feinste Bewegungen ausführen können, etwa bei der Gefiederpflege, beim zärtlichen Schnäbeln mit dem Partner, beim Nestbau oder beim Füttern der frisch geschlüpften Jungvögel mit kleinen Futterportionen

Der Name «Greifvogel» weist auf ein typisches Merkmal der Taggreifvögel und Eulen hin: die krallenbewehrten Füsse. Bei den meisten Arten dienen die Krallen zum Fangen und Festhalten der Beute. Ein Steinadler kann mit seinen kräftigen Füssen selbst wehrhafte grössere Tiere wie einen Fuchs überwältigen. Die Krallen des Bartgeiers sind weniger spitz. Er braucht sie nicht zum Töten sondern nur zum Festhalten.

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Modul Flugausrüstung und Flug: Herrscher der Lüfte

Elegant, rasant, wendig, akrobatisch – Greifvögel verkörpern den Traum vom Fliegen. Es ist ein besonderes Erlebnis, einen Wanderfalken beim Luftangriff, einen Rotmilan beim eleganten Segeln oder einen Mäusebussard im spielerischen Balzflug zu beobachten. Hochentwickelte Flugapparate und ein auf fliegerische Höchstleistungen ausgerichteter Körperbau ermöglichen den Jägern der Lüfte diese fantastischen Flugleistungen.

Die unterschiedlichen Flugstile erfordern einen entsprechenden Körperbau: Schnelle Flieger wie die Falken sind an ihren schlanken, spitzen Flügeln erkennbar. Segelflieger wie der Bart-geier hingegen haben breite Flügel. Breite und kurze Flügel sind Kennzeichen von besonders wendigen und beweglichen Jägern wie dem Sperber. Eulen haben gerundete, breite und stark gewölbte Flügel, die einen langsamen, weichen Flug ermöglichen.

Greifvögel und Eulen haben ganz verschiedene Jagdtechniken entwickelt: Sperber und Habichte überraschen ihre Beute mit einem Blitzangriff aus einem Versteck heraus, Falken schlagen im rasanten Sturzflug zu, Weihen suchen das Gelände im Tiefflug nach Beutetieren ab. Der Rüttel-flug ermöglicht einem Turmfalken, in der Luft an Ort zu verharren und nach Beute Ausschau zu halten.

Wachsame, gesunde Beutetiere haben trotz allem gute Chancen, den Jägern aus der Luft zu entrinnen: Verschiedene Eulenarten schlagen, je nach Beute, in zehn Versuchen nur zwei- bis fünfmal erfolgreich zu. Bei Taggreifen sind die Werte ebenfalls in diesem Bereich.

Skelett Greifvogel, aufgeschnittener Knochen Vogel und Säuger historische Abbildung

Kompakt und leicht ist der Körper von Greifvögeln und Eulen gebaut. Die Flugmuskulatur ist am starken Brustbein verankert. Weil sie sich am Rumpf befindet, bleiben die Flügel leicht und schlank und das Gewicht liegt in der Mitte des Körpers. Dadurch bleibt der Vogel im Flug stabil. Die Leichtbauweise der Vogelknochen zeigt sich beim Vergleich von einem schweren, kompakten Biberknochen mit einem leichten, dünnwandigen Adlerknochen.

Durch das Guckloch unten sehen Sie eine Zeichnung von Pierre Belon (1517–1564), der als Erster Ähnlichkeiten im Grundbauplan des Skelettes der Wirbeltiere entdeckte.

«Federkleid» Sperber; Kontur- und Daunenfedern Greifvogel, Eulenfeder mit Lupe

Verschiedene Federtypen am Beispiel des Sperbergefieders. Die Konturfedern, die den Rumpf bedecken, lassen sich gut von den Schwungfedern der Flügel und den Steuerfedern des Schwanzes unterscheiden. Die Flügel- und die seitlichen Schwanzfedern weisen eine schmale und eine breite Seite auf. Die schmale Seite ist wesentlich stabiler als die breite. Je stärker eine Feder dem Wind ausgesetzt ist, umso deutlicher ist der Unterschied zwischen der schmalen und der breiten Seite.

Daunenfedern schützen den Vogelkörper gegen Kälte; Konturfedern bilden das sichtbare Federkleid. Die Kontur-federn, die den Rumpf bedecken, sind das Kleingefieder; die Schwungfedern des Flügels und Steuerfedern des Schwanzes das Grossgefieder.

Lautlose Angriffe aus dem Dunkeln sind Eulen dank «Federzähnen» an den Flügelkanten möglich. Diese sowie die weiche Oberfläche der Federn wirken als Schalldämpfer und vermindern die Fluggeräusche. Die Eule fliegt lautlos und hört darum ihre Beutetiere gut.

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Kinematoskop und Abbildungen zum Greifvogelflug Modelle Kampfflugzeuge

Der Rüttelflug ist eine typische Jagdtechnik des Turmfalken. Beim Rütteln bleibt der Falke an einem fixen Punkt in der Luft stehen und hält nach Beutetieren Ausschau. Diese Art des Jagens benötigt zwar viel Energie, sie ist aber erfolgreicher als die Jagd von einem Ansitz. Im Winter, wenn weniger Beutetiere zur Verfügung stehen und der Falke Energie sparen muss, jagt er vermehrt von einem Ansitz aus. Drehen Sie das Rad und drücken Sie den Knopf. Segelflug, Geradeausflug, Pirschflug und Sturzflug entdecken Sie, wenn Sie die Schieber an der Seite ziehen.

Die Segelflieger unter den Greifvögeln können in warmen Aufwinden und in Aufwinden an Berghängen und Küsten mühelos Höhe gewinnen. Die besten Segler gibt es unter den Geiern, Milanen, Bussarden und Adlern. Der Segelflug ist vor allem auf dem Zug wichtig, weil er den Vögeln ermöglicht, sich sehr energiesparend fortzubewegen. Weil es über dem Wasser keine warmen Aufwinde gibt, umfliegen die meisten Greifvögel grosse Wasserflächen.

Der Sturzflug ist die Jagdmethode des Wanderfalken. Mit angezogenen Flügeln stechen die Falken steil nach unten und prallen mit hoher Geschwindigkeit auf ihre Beute. Bereits die Wucht des Aufpralls kann tödlich sein. Es wurde errechnet, dass ein senkrecht fallender Falke theoretisch Geschwindigkeiten bis zu 600 km/h erreichen könnte. Experimente mit gezähmten Wanderfalken ergaben Sturzgeschwindigkeiten von maximal 320 km/h. Eine Forschungsgruppe der Schweizerischen Vogelwarte Sempach ermittelte mit einem Zielfolgeradar 184 km/h, die höchste bisher in freier Wildbahn gemessene Geschwindigkeit.

Der Pirschflug lässt sich bei Weihen, Milanen und Schleiereulen beobachten. Aus geringer Höhe werden Felder und Wiesen nach Beutetieren abgesucht. Dabei wechseln sich Phasen mit aktiven Flügelschlägen und ruhige Gleitphasen ab. Der Kopf ist nach unten gerichtet, damit auch kleine Beute am Boden erspäht werden kann.

Im Geradeausflug wurden bei Greifvögeln auf dem Zug Reisegeschwindigkeiten zwischen 30 und 65 km/h gemessen. Viele Greifvögel nutzen auf dem Zug warme Aufwinde über erwärmten Stellen: Sie lassen sich in die Höhe tragen und gleiten dann zur nächsten Warmluftzone. Auf ihrem Weg ins tropische Afrika nutzen erfahrene Wespenbussarde die Aufwinde entlang der längeren Route über Land via Gibraltar oder den Bosporus. Junge Vögel hingegen nehmen den direkten, anstrengenderen und gefährlicheren Weg über das Mittelmeer.

Eagle, Falcon, Hawk, Harrier sind typische Namen für Kampfflugzeuge. Adler, Falke, Habicht und Weihe stehen für Stärke, Schnelligkeit und Gefährlichkeit dieser Flugzeuge. In der Bionik werden Erfindungen der Natur für die Technik genutzt. Beispiele sind die «Winglets», die aufgerichteten Flügelenden von Verkehrsflugzeugen, die den Treibstoffverbrauch senken, oder die verstellbaren Flügelflächen bei Überschalljets. Im ersten Fall sind Adler und Geier die Vorbilder, im zweiten die Falken.

Kurze Filmsequenz von fliegender Schleiereule und Habicht in Zeitlupe (auf Leinwand)

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Modul Nahrung:

Jäger und Beute

Greifvögel und Eulen sind hervorragende Jäger. Die Bestände ihrer Beutetiere können sie aber kaum entscheidend vermindern oder gar gefährden. Dennoch geraten sie als vermeintliche Konkurrenten immer wieder unter Beschuss. Umgekehrt werden von den „biologischen Mäusebekämpfern“ oft Wunder erwartet – beides zu Unrecht.

Kleine Greifvögel und Eulen müssen regelmässig fressen. Ein 60 Gramm schwerer Sperlings-kauz benötigt täglich 30 Gramm Nahrung. Aus diesem Grund legt er sich reichliche Vorräte an. Der 3.5 Kilo schwere Steinadler braucht knapp 300 Gramm Nahrung pro Tag und kann im Gegensatz zu den kleinen Arten einige Tage hungern. Der Nahrungsmangel im Winter ist aber für viele Greifvögel und Eulen eine der häufigsten Todesursachen, beispielsweise für Schleier-eulen oder Mäusebussarde.

Mit Haut und Haar werden die Beutetiere verschlungen. Zähne, Schnäbel, Stacheln, Federn, Haare oder Insektenpanzer werden als Speiballen oder Gewölle wieder ausgewürgt. Diese geben Hinweise auf die jeweilige Greifvogel- oder Eulenart und auf deren Nahrung. Greifvögel können im Gegensatz zu Eulen Knochen verdauen. Entsprechend enthalten ihre Gewölle kaum Knochenreste.

Je grösser der Greifvogel oder die Eule, desto grössere Beutetiere können erlegt werden und desto grösser sind die Jagdreviere. Ein Turmfalkenpaar jagt auf einem Gebiet von etwa 1 km2, der dreimal grössere Steinadler benötigt ein Revier von durchschnittlich 50 km2. Ein Uhu kann vom Maikäfer bis zum Feldhasen alles überwältigen. Der viermal kleinere Sperlingskauz hin-gegen hat viel weniger Auswahl. Sein Vorteil ist aber seine Wendigkeit, die ihm ermöglicht, auch im dichten Wald Beute zu schlagen.

Diverse Exponate zur Nahrung von Uhu, von Bartgeier und Wespenbussard Gewölle Schleiereule und Turmfalke Spiel Jäger–Beute, Cartoon Nahrungskette

Die Speisekarte des Uhus reicht von der Fledermaus bis zum Igel, vom Maulwurf bis zum jungen Fuchs und von der Rabenkrähe bis zur Stockente. Auch Überreste von Fischen, Fröschen und Insekten können in den von Uhus aus-gewürgten Gewöllen gefunden werden. Normalerweise aber konzentrieren sich Uhus und andere Eulen auf wenige Beutetierarten, die sie leicht und gefahrlos jagen können und die möglichst nahrhaft sind. Bunt gemischte Speise-karten weisen auf ein knappes Beuteangebot hin.

Der Bartgeier ist ein Aasfresser. Knochen sind ein wichtiger Teil seiner Nahrung. Sind diese zu gross, so trägt er sie in die Luft und lässt sie aus 50 bis 80 Meter Höhe auf Felsen fallen, wo sie in schnabelgerechte Trümmer zersplittern.

Der Wespenbussard frisst vor allem Wespenlarven und -puppen. Diese sind auch die Hauptnahrung für die heran- wachsenden Jungvögel. Weiter stehen Heuschrecken, Käfer, Frösche und Jungvögel auf der Speisekarte des Wespenbussards.

Gewölle werden von Greifvögeln und Eulen ausgewürgt und enthalten die unverdaulichen Überreste von Beutetieren. Gewölle geben Hinweise auf den Jäger und seine Beute. Hier zu sehen sind die Gewölle von Schleiereulen und Turmfalken. Im Gegensatz zu Greifvögeln können Eulen keine Knochen verdauen. Entsprechend unterschiedlich sind ihre Gewölle.

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Wer frisst was? Den hier abgebildeten Arten Schleiereule, Turmfalke und Bartgeier (von links nach rechts) bieten wir folgende Beuten zur Auswahl an: eine Feldmaus, einen Feldsperling, eine Heuschrecke und einen Knochen. Wer frisst was? Lösungen Schleiereule: Feldmaus, Feldsperling; Turmfalke: Feldmaus, Feldsperling, Heuschrecke; Bartgeier: Knochen

Ein Mäusebussard frisst Mäuse und diese wiederum ernähren sich von Pflanzen. Die Grössenordnung der jährlich benötigen Nahrungsmengen ist hier dargestellt. Wenn Giftstoffe über die Pflanzen in die Nahrungskette kommen, so reichern sie sich an. In diesem Beispiel sind sie im Mäusebussard 1000-mal stärker konzentriert als in den Pflanzen. Aus diesem Grund reagieren Greifvögel sehr empfindlich auf Umweltgifte.

Präparate Waldkauz mit Waldmaus im Schnabel, Wanderfalke mit Taube in Fängen

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Modul Fortpflanzung: Kinderstube Greifvögel und Eulen sind fürsorgliche Eltern. Besonders die Mütter kümmern sich intensiv um ihre Jungen und lassen sie während Wochen kaum aus den Augen. In den ersten Tagen werden die Küken nur mit bestem Fleisch gefüttert, das die Mutter sorgfältig in kleine Portionen zerkleinert und mit dem Schnabel an die Jungen reicht.

Die Balz vieler Greifvögel beginnt im Vorfrühling. Mäusebussarde und andere Arten vollführen dann spektakuläre Kunstflüge. Damit beeindrucken die Männchen mögliche Partnerinnen und markieren gleichzeitig ihr Revier. Eulenpaare dagegen finden über Balzgesänge zueinander. Mit der Balz stimmen sich die Partner auf die Paarung und die Aufzucht ihres Nachwuchses ein. Viele Greifvogelpaare bleiben das ganze Leben zusammen, dennoch balzen sie jeden Frühling.

Das starke Geschlecht sind bei den meisten Greifvögeln die Weibchen. Besonders gross sind die Unterschiede beim Sperber: Bei diesem Vogeljäger ist das Weibchen um gut zwei Drittel schwerer als das Männchen. Das grössere, kräftigere Weibchen beschützt die Jungen im Horst, während das kleinere, wendigere Männchen in der Umgebung des Nestes im Wald jagt, um das Weibchen und den Nachwuchs zu ernähren.

Das Weibchen brütet bei kleinen Arten während drei bis vier Wochen, bei grösseren Arten während sechs bis acht Wochen. Anschliessend müssen die Jungvögel mindestens nochmals so lange im Nest aufgezogen werden. Die Betreuung des Nachwuchses nach dem Ausfliegen dauert beim Turmfalken einen Monat, beim Waldkauz drei Monate und beim Steinadler sechs Monate!

Nur etwa die Hälfte der Nachkommen überlebt das erste Jahr. Kälte, Nässe, Nahrungsmangel, Geschwistermord oder Beutegreifer sind einige der tödlichen Gefahren für die Jungvögel.

Eier der Eulen und Greife Brutplatz bzw. Nest Falke, Sperber, Eule Nistmaterial Die Eier der Greifvögel sind in Form, Farbe und Grösse so unterschiedlich wie die Vögel selbst. Wie bei den Eulen schlüpfen auch bei den Greifvögeln die Jungvögel in der Reihenfolge, in der die Eier gelegt wurden. Der zuletzt geschlüpfte Nestling hat von allen Geschwistern die schlechtesten Überlebenschancen.

Falken sammeln kein Nistmaterial. Sie formen eine Nestmulde in lockerem Untergrund auf einem Felsband, in einer Nische oder am Boden. Oft übernehmen sie auch verlassene grosse Nester von anderen Greifvögeln oder von Rabenvögeln. Für Wanderfalken, Baum- oder Turmfalken sind solche Baumnester wichtig.

Sperber bauen ihre Nester meist auf Nadelbäumen, nahe beim Stamm. Das Nest ist so platziert, dass die Sperber freien An- und Abflug haben. Das Sperbernest wirkt ein wenig wie ein wahllos zusammengetragener Haufen dünner Zweige. In der Regel bauen Sperber jedes Jahr ein neues Nest.

Die meisten Eulenarten bauen keine Nester. Sie legen ihre Eier in eine Baumhöhle, in ein altes Krähen- oder Greif-vogelnest oder auf einen Felsvorsprung. In Nisthöhlen brüten die Schleiereule, der Waldkauz, die Zwergohreule, der

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Sperlingskauz und der Raufusskauz. Wie bei den Taggreifvögeln, wählt auch bei den Eulen das Weibchen den Nistplatz aus.

Oft beginnen die Männchen bei den Greifvögeln mit dem Bau des Nestes. Wenn sie verschiedene Nester anlegen, wählt das Weibchen den besten Horst aus und beteiligt sich am Ausbau. Der Nestrand wird in der Regel mit einem Kranz aus Zweigen gefertigt und das Innere mit feinerem Pflanzenmaterial ausgepolstert. Rohrweihen kleiden ihr Nest mit Schilfhalmen aus, Milane verwenden dazu unter anderem auch Abfälle. Wespenbussarde und Habichte erneuern ihre Horste während der Brut laufend mit frischem Grün.

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Modul Arten und Lebensräume:

Die endlichen Jagdgründe

Heute sind alle 22 einheimischen Greifvogel- und Eulenarten geschützt. Doch jede zweite steht

auf der Roten Liste! In den übernutzten und verbauten Landschaften der Schweiz gibt es zu wenig Nahrung und Nistplätze. Weiter fordern Umweltgifte und technische Gefahren wie Stras-sen- und Schienenverkehr, Freileitungen sowie Glasflächen zahlreiche Opfer. Mit der «Arten-

förderung Vögel Schweiz» wollen die Schweizerische Vogelwarte, der Schweizer Vogelschutz und das Bundesamt für Umwelt die Lage für Turmfalke, Schleiereule, Steinkauz, Zwergohreule

und alle weiteren Greifvögel und Eulen landesweit verbessern.

Die verschiedenen Greifvögel und Eulen haben unterschiedliche Ansprüche an ihren Lebens-raum. Darum können in geeigneten Landschaften mehrere Arten nahe beieinander leben, ohne sich in die Quere zu kommen. Turmfalke und Waldkauz beispielsweise ernähren sich vor allem von kleinen Säugetieren, doch der Turmfalke jagt tags im offenen Gelände, der Waldkauz nachts im Wald.

Waldkauz und Mäusebussard kommen in verschiedensten Lebensräumen vom Mittelland bis hinauf zur Baumgrenze vor. Steinkauz, Zwergohreule oder Weihen sind stärker an bestimmte Lebensräume und Klimabedingungen gebunden und daher weniger verbreitet. Die Zwergohr-eule brütet in der Schweiz nur im klimatisch milden Mittelwallis. Weihen benötigen grosse Sumpflandschaften oder steppenartige Gebiete, die sie bei uns kaum mehr finden.

Für den Abschuss von Greifen und Eulen wurden in der Schweiz noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Bund und Kantonen Prämien bezahlt. Der Steinadler war in den Alpen stark dezimiert und brauchte fast hundert Jahre, bis sich sein Bestand wieder erholte. Der Bartgeier ist dank eines erfolgreichen Wiederansiedlungsprogramms als Brutvogel in die Schweizer Alpen zurückgekehrt.

Präparate einheimische Greifvogel- und Eulenarten (nach Lebensräumen gruppiert, Lebensräume mit Farben gekennzeichnet) → graue Flächen (Präparate Wanderfalke, Turmfalke, Schleiereule)

In Städten und Dörfern finden verschiedene Greifvögel und Eulen Nistplätze und oft einen reich gedeckten Tisch. Turmfalken und Wanderfalken können mitten in Grosstädten brüten, und Waldkäuze nisten hin und wieder in Stadt-parks. Doch in der Nähe des Menschen lauern auch Gefahren: Zusammenstösse mit spiegelnden oder durch-sichtigen Glasfassaden und mit Fahrzeugen und Leitungen fordern viele Opfer.

Ein Wanderfalkenpaar brütete 1995 erstmals mitten in der Stadt Basel in einem Nistkasten an einem Fernheiz-kamin. Die vielen Stadttauben sind für diesen noch vor wenigen Jahren stark bedrohten Greifvogel eine leichte Beute. Inzwischen ist der Wanderfalke auch in anderen Schweizer Städten heimisch geworden.

Der Turmfalke ist von den tiefen Lagen im Mittelland bis auf über 3000 m ü. M. anzutreffen. In Städten findet der Felsenbrüter an Gebäuden viele «Felsnischen», wo er brüten kann.

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→ grüne Flächen (Präparate Sperber, Habicht, Wespenbussard, Waldkauz, Waldohreule)

In artenreichen Wäldern mit Bäumen verschiedenen Alters und mit viel Totholz finden besonders viele Vogelarten Nistplätze und Nahrung. Der Waldkauz ist die häufigste und verbreitetste Eule der Schweiz. Unterhalb von 1000 m ü. M. kommt diese Art in jedem grösseren Wald vor. Die Waldohreule jagt nachts im offenen Gelände und schläft am Tag. Im Winter verbringen oft Gruppen von zehn oder mehr Eulen den Tag auf Schlafbäumen in einem Feldgehölz oder manchmal mitten in einem Wohnquartier.

Der Habicht ist nach dem Steinadler und dem Bartgeier der kräftigste einheimische Greifvogel. Dank seiner kurzen Flügel und des langen Schwanzes ist er ein sehr wendiger Flieger, der seine Beute im Überraschungsangriff schlägt. Da der Habicht auch Hausgeflügel schlägt, wurde er stark verfolgt. Zudem setzten Umweltgifte den Beständen zu. Mit verbessertem Schutz und dem Verbot der gefährlichsten Umweltgifte erholte sich der Bestand.

Der Sperber ist der kleine Verwandte des Habichts. Er ernährt sich vor allem von Singvögeln, die er im Flug erbeutet. Sperber wurden früher als Feinde der Singvögel stark bejagt. Zusätzlich führte die Wirkung von Umweltgiften, die bis in die 1960er Jahre verwendet wurden, wie beim Habicht zu einem starken Rückgang. Der Sperber ist heute in den meisten europäischen Ländern geschützt, und seine Bestände haben sich wieder erholt.

Der Wespenbussard ernährt sich vor allem von Bienen, Wespen, Hummeln und ihren Larven. Da er diese Nahrung bei uns nur im Sommer findet, zieht er in der kalten Jahreszeit ins tropische Afrika.

→ orange Flächen (Präparate Mäusebussard, Rotmilan, Turmfalke, Schleiereule, Steinkauz, Zwergohreule)

Im Landwirtschaftsgebiet kommen der Rotmilan und der Mäusebussard vor. In den 1960er Jahren brüteten nur noch rund 90 Rotmilanpaare in der Schweiz, heute sind es gegen 1’500! Rotmilane haben gelernt, das reichliche Nahrungsangebot in Landwirtschaftsgebieten sowie in Dörfern und Städten ganzjährig zu nutzen und bei uns zu überwintern. Da die Lage für den Rotmilan in den meisten europäischen Ländern schlechter ist als in der Schweiz, hat unser Land eine besondere Verantwortung für diese Art.

Der Turmfalke kommt vom Mittelland bis hinauf in die Alpen vor. Er kann über Feldern und Wiesen beobachtet werden, doch es gibt auch Turmfalken mitten in Städten. Die intensive Landwirtschaft macht dem Turmfalken zu schaffen: Das Angebot an Beutetieren ist kleiner geworden, und rasch wachsende, dichte Kulturen erschweren die Jagd. Im Rahmen des Projekts „Turmfalke und Schleiereule“ setzt sich die Schweizerische Vogelwarte für diese beiden Arten ein.

Die Schleiereule brütet in Kirchtürmen, Scheunen und anderen offenen Gebäuden. Sie jagt auch die von Katzen und Füchsen verschmähten Spitzmäuse. Weil Schleiereulen sich nur kleine Fettreserven anfressen können, fordern harte Winter viele Opfer.

Der Steinkauz findet heute in den Landwirtschaftsgebieten kaum noch alte Obstbäume mit Nisthöhlen. Zudem sind grosse Insekten, seine Hauptnahrung, selten geworden. Förderungsprogramme und spezielle Nisthilfen sollen den Steinkauz wieder zurückholen

Die Zwergohreule ist stark bedroht. Die Schweizerische Vogelwarte setzt sich mit einem Schutzprojekt im Wallis für die insektenfressende kleine Eule ein. Als Ersatz für die verloren gegangenen Nisthöhlen in alten Obstbäumen werden spezielle Nisthilfen montiert. Die am Projekt beteiligten Landwirte legen entlang von Wiesen Krautsäume an. Dort kommen dreimal so viele Insekten vor wie in den angrenzenden Flächen, und es zeigte sich dass die Zwergohreulen die von ihnen verlassenen Gebiete wieder neu besiedeln.

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→ blaue Flächen (Präparate Rohrweihe, Schwarzmilan, Baumfalke)

An Seen und Flüssen finden Schwarzmilan, Baumfalke und Rohrweihe ihre Lebensräume. Weil in der Schweiz im 19. Jahrhundert grosse Feuchtgebiete trockengelegt wurden, verlor die Rohrweihe ihre Brutplätze und ihre Nahrung. 1975 brütete die Art letztmals in der Schweiz. Der Bestand des Schwarzmilans nahm bis Mitte 1980er-Jahre zu und liegt seither bei rund 1'500 Brutpaaren. Der Grund: In den überdüngten Schweizer Seen und Flüssen wurden die Weissfische – eine Hauptbeute des Schwarzmilans – häufiger.

Schwarzmilan, Baumfalke und Rohrweihe sind in der Nähe von Gewässern anzutreffen. Doch nicht nur: Der Schwarzmilan kommt auch in Landwirtschaftsgebieten vor, der Baumfalke sowohl im Wald, als auch in Landwirt-schaftsgebieten und in Siedlungen. Wie viele andere Taggreife und Eulen sind diese beiden Arten nicht an einen einzigen Lebensraum gebunden. Alle drei Arten sind Zugvögel, die den Winter südlich der Sahara verbringen. Der Baumfalke zieht bis ins südliche Afrika. → weisse Flächen (Präparate Bartgeier, Steinadler, Uhu, Raufusskauz, Sperlingskauz)

Stille Täler, weisse Gipfel, grossartige Panoramen – die Alpen sind ein verlockendes Reiseziel für Erholungssuchende. In den Bergen gibt es mehr Natur als im stark genutzten Schweizer Mittelland. Entsprechend gross ist der Druck auf die Gebirgslandschaften. Verschiedene Bergvogelarten geraten in Bedrängnis und sind auf Schutzmassnahmen angewiesen. Als Bewohnerinnen und Bewohner des Alpenlandes Schweiz tragen wir eine besondere Verantwortung für diesen einzigartigen Lebensraum!

Der Bartgeier wurde bis Anfang des 20. Jahrhunderts gnadenlos verfolgt. 1914 wurde im Aostatal der letzte Bart-geier in den Alpen geschossen. Der Schutz durch das Bundesgesetz über die Jagd und den Vogelschutz von 1926 kam zu spät; der Bartgeier kehrte nicht mehr zurück. Erst ein langfristiges, internationales Wiederansiedlungs-programm brachte Erfolg: Bis 2008 flogen wieder 51 Jungvögel aus Horsten in freier Natur aus, und im Jahr 2007 brüteten Bartgeier erstmals wieder in den Schweizer Alpen.

Der Steinadler erlitt ein ähnliches Schicksal wie der Bartgeier: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war er in der Schweiz fast ausgerottet. Im Gegensatz zum Bartgeier erholten sich die Bestände aus eigener Kraft. Allerdings nur sehr langsam: Bis in den Schweizer Alpen der optimale Bestand von rund 300 Brutpaaren erreicht wurde, dauerte es fast 100 Jahre. Da die besten Brutfelsen mittlerweile besetzt sind, bauen Steinadler jetzt auch vermehrt Horste auf Bäumen.

Der Uhu brütet auf Felsen in der Nachbarschaft zum offenen Gelände. Dort sind Strassen und Stromleitungen meist nicht weit. Viele Uhus kommen unter die Räder oder verunfallen an Leitungen. Der Tod auf Strassen, an Bahnlinien und an Stromleitungen sind der Hauptgrund, dass die Bestände seit einigen Jahren wieder zurückgehen. Fachleute der Schweizerischen Vogelwarte arbeiten mit Behörden und der Elektrizitätswirtschaft daran, die tödlichen Fallen zu entschärfen.

Der Raufusskauz macht sich in den Bergwäldern in den Alpen und im Jura durch sein stundenlanges Rufen im Spätwinter bemerkbar. Er brütet in leeren Schwarzspechthöhlen und in speziellen Nistkästen.

Der Sperlingskauz ist die kleinste europäische Eule. In seiner Schlafhöhle lagert er oft grosse Vorräte von erbeute-ten Vögeln und Mäusen. Vor dem Verzehr setzt er sich auf die tiefgefrorenen Beutetiere und taut diese mit seiner Körperwärme auf.

Tonstation (über «Telefonhörer», Dauer: 5 min) Alfred Häller, Greifvogel- und Eulenschützer sowie ehrenamtlicher Mitarbeiter der Vogelwarte berichtet.

Touchscreen Portraits aller einheimischen Arten (Foto, Verbreitungskarte CH, Rote Liste, Lebensraum, Zugverhalten, Nahrung, Grösse + Gewicht) mit Stimme sowie ein Quiz zur Arterkennung

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Natur-Museum Luzern «Krummer Schnabel, spitze Krallen - Greifvögel und Eulen» Tipps und Anregungen für Lehrpersonen

Modul Kulturgeschichte:

Macht und Mythos

Die Kraft und Grösse der Greifvögel und das geheimnisvolle nächtliche Leben der Eulen beflügeln seit jeher die menschliche Fantasie. Mit scharfen Sinnen, tödlichen Waffen und atemberaubenden Flugleistungen beherrschen Greifvögel und Eulen den Himmel – Tag und Nacht. Als Wappentiere verkörpern Adler und Falken Macht und Stärke. Eulen stehen für Weisheit, wurden aber auch als Todesboten aus dem Dunkel gefürchtet...

Adlerfedern waren ein Machtsymbol der Häuptlinge und Krieger vieler Indianervölker Nord-amerikas. Für Macht und Reichtum steht auch die Falknerei: Im Mittelalter war sie einem kleinen Kreis von Adligen vorbehalten, heute wird sie besonders intensiv von wohlhabenden Scheichs in arabischen Ländern betrieben.

Zauberkräfte wurden vor allem den Eulen zugeschrieben. Ihre geheimnisvolle nächtliche Lebensweise, ihr starrer Blick aus grossen Augen und ihre ausdrucksvollen Gesichter gaben Anlass zu mancherlei dunklen Vermutungen...

Im Alltag begegnen uns Greifvögel und Eulen auf Münzen, Briefmarken und Wappen oder als Markenzeichen. Bis heute ist ihre Symbolkraft ungebrochen: Greifvögel stehen für Stärke, Schnelligkeit und scharfen Blick; Eulen für Weisheit.

In der Literatur und Kunst aller Epochen treten Greifvögel und Eulen in verschiedensten Zusammenhängen und Rollen auf. Harry Potter’s Schneeeule Hedwig befindet sich in bester Gesellschaft.

Präparat Schneeeule und Bücher zum Blättern Fahne, Abzeichen und Schilder Produkte mit Greifvögeln als Markenzeichen Gipskopf Göttin Athene und alte Münzen Falknerhandschuh und Präparat Falke mit Kappe Die Schneeeule Hedwig – wer kennt nicht Harry Potters Botin aus dem Roman von Joanne K. Rowling? In vielen Geschichten und Märchen spielen Greifvögel und Eulen wichtige Rollen. Bereits in den Erzählungen der Antike hatten Greifvögel und Eulen oft grosse Bedeutung. Viel Beachtung fanden sie auch im Mittelalter als Symbolträger.

Der Adler verkörpert Macht und Stärke und ist darum ein viel verwendetes Wappentier. Deutschland, Österreich, Polen und Russland sind Beispiele von Ländern, die den Adler im Wappen führen. Die Vereinigten Staaten von Amerika wählten 1782 den Weisskopfseeadler zu ihrem Wappentier. Allerdings nicht diskussionslos: Benjamin Franklin, einer der Gründerväter der USA, war gegen diese Wahl, weil sich Weisskopfseeadler gegenseitig die Nahrung stehlen. Er schlug stattdessen den Truthahn vor...

Falkenbier ist stark, könnte eine Botschaft auf der Flasche sein. Eigenschaften wie Kraft, Schnelligkeit und scharfe Sinne werden von vielen Herstellern als Werbesymbole für ihre Erzeugnisse verwendet. Auch als Embleme und Abzeichen begegnen uns Greifvögel in vielfältigster Form. Besonders häufig finden wir diese Symbole im militärischen Bereich. Viele Jagd- oder Kampfflugzeuge tragen die Namen von Greifen.

Als Vogel der Weisheit war der Steinkauz der Begleiter der griechischen Göttin Athene. Eine Eule zierte die silbernen Tetradrachmen-Münzen. Diese Darstellung ist auch auf den heutigen griechischen Ein-Euro- Münzen zu sehen. Im antiken Athen gab es so viele Eulendarstellungen zu Ehren der Stadtgöttin, dass der Ausdruck «Eulen nach Athen tragen» für die Bezeichnung einer sinnlosen Handlung entstand.

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Natur-Museum Luzern «Krummer Schnabel, spitze Krallen - Greifvögel und Eulen» Tipps und Anregungen für Lehrpersonen

Die Falknerei wurde möglicherweise schon vor 3000 Jahren von Nomadenvölkern in Mittelasien betrieben. Mit speziell trainierten Greifvögeln und Eulen machten Falkner Jagd auf Kleinwild. Im Mittelalter war die Falknerei den Adligen vorbehalten. Kaiser Friedrich II. verfasste um 1240 ein berühmtes Lehrbuch über die Falkenjagd. Heute wird die Falknerei weltweit betrieben. In der Schweiz gibt es acht so genannte Beizjäger.

«Wohnzimmer» mit Eulennippes und skurrilem Kurzfilm (ab Fernseher, Dauer: 2 min)

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Das Lehrpersonen-@bo Liebe Lehrerin, lieber Lehrer Möchten Sie in Zukunft stets und ganz automatisch auf dem Laufenden sein, was die Aktivitäten im Natur-Museum Luzern betrifft? Wir schicken Ihnen die Informationen (Infos über neue Sonderausstellungen, Themen und Daten der Veranstaltungen für Lehrpersonen, Sonderangebote für Schulklassen), die wir ca. drei- bis viermal jährlich an alle Schulhäuser des Kantons Luzern versenden, auch gerne direkt zu Ihnen nach Hause. Per E-Mail. Schnell, kostenlos, praktisch .... und erst noch recht ökologisch! Sind Sie an diesem Service interessiert? Senden Sie einfach ein E-Mail mit Ihrer Mail-Adresse und dem Vermerk «Mail-Service für Lehrpersonen» an [email protected] und schon sind Sie dabei. Natürlich können Sie ihre Adresse auch jederzeit wieder von dieser Verteilerliste streichen lassen .... das versteht sich von selbst! Eine E-Mail genügt!

Natur-Museum Luzern «Krummer Schnabel, spitze Krallen - Greifvögel und Eulen» Tipps und Anregungen für Lehrpersonen

«Krummer Schnabel, spitze Krallen» für Lehrpersonen Für Lehrpersonen findet an folgenden Abenden eine Einführungsveranstaltung zur neuen Sonderausstellung «Krummer Schnabel, spitze Krallen - Greifvögel und Eulen» statt: • Donnerstag, 22. Mai 2014 • Montag, 26. Mai 2014 • Mittwoch, 04. Juni 2014 • Dienstag, 12. August 2014 Diese Veranstaltungen dauern jeweils von 17.30-19.00 Uhr und sind kostenlos. Bitte melden Sie sich bis drei Tage vor der Veranstaltung telefonisch (041 228 54 11) während unseren Öffnungszeiten oder rund um die Uhr per E-Mail ([email protected]) an!

Führungen und Workshops für Schulklassen: Auch zu dieser Sonderausstellung bieten wir Führungen und Workshops für Schulklassen aller Stufen an. Eine Führung dauert eine Stunde und kostet CHF 75.-, ein Workshop dauert zwei Stunden und kostet CHF 100.-. Termine auf Anfrage.

Kopieren und Weiterverwenden für schulische Zwecke mit Quellenangabe erlaubt und erwünscht. mck, Juli 2014