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KU Rechtsethik in der Medizin; SS 06 Ingrid Wöll-Reichert Care Ethik Begriff Care: lat. cura Carol Gilligan 1980er Jahre Conradi (2001): Care umfasst eine ganze Bandbreite an Bedeutungen, die von Zuwendung und Anteilnahme über Versorgung bis zur Mitmenschlichkeit und Verantwortung reicht. Care ist eine Praxis der Achtsamkeit und Bezogenheit, die Selbstsorge und kleine Gesten der Aufmerksamkeit ebenso umfasst wie pflegende und versorgende menschliche Interaktionen sowie kollektive Aktivitäten. Dimensionen des Begriffs Care: caring about: Anteilnahme taking care of: Unterstützen caring for: Sorgen care-giving: Versorgen care-receiving: Reaktion Inhaltliche Eckpunkte: Interaktionen Beziehung Aspekt der Bezogenheit / sorgende Aktivitäten Zuwendung Asymmetrien Handlungsautonomie Reziprozität auch non-verbal Fühlen, Denken und Handeln Care in der Ethik: keine eigenständige umfassende Theorie Care – Ethik korrigiert Ansätze, den Menschen als reines Vernunftwesen zu sehen. Moralität liegt in der Suche nach der bestmöglichen Entscheidung. (Handeln in konkreter Situation) erleichterter Zugang zu bioethischen Belangen Biller – Adorno (2001): Eine integrative Medizinethik, die die zentralen Aspekte der Ethics of care in Form einer Fürsorge – Perspektive in einen deontologischen (Kant!) Rahmen einbindet, bietet eine Möglichkeit, auf die aktuellen Erfordernisse zu reagieren. Care im Recht: klare Grenze des Care – Ethik – Ansatzes Bedeutung bei Reflexion des derzeitigen Status – Frage nach Autonomie, Gleichheit und Gegenseitigkeit Care und Selbstsorge (Burn – out) weiterführende Literatur: Biller – Adorno, Nikola (2001); Gerechtigkeit und Fürsorge. Zur Möglichkeit einer integrativen Medizinethik; Frankfurt / Main Conradi, Elisabeth (2001); Take Care. Grundlagen einer Ethik der Achtsamkeit. Diss.; Frankfurt / Main Gilligan, Carol (1991); Die andere Stimme. Lebenskonflikte und Moral der Frau. 5. Auflage; Zürich

KU Rechtsethik in der Medizin - Persönliche Webseitenhomepage.univie.ac.at/gerhard.luf/rem2006_02.pdf · Begriff Care: lat. cura Carol Gilligan 1980er Jahre Conradi ... keine eigenständige

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KU Rechtsethik in der Medizin; SS 06 Ingrid Wöll-Reichert

Care Ethik Begriff Care: lat. cura Carol Gilligan 1980er Jahre Conradi (2001):

Care umfasst eine ganze Bandbreite an Bedeutungen, die von Zuwendung und Anteilnahme über Versorgung bis zur Mitmenschlichkeit und Verantwortung reicht. Care ist eine Praxis der Achtsamkeit und Bezogenheit, die Selbstsorge und kleine Gesten der Aufmerksamkeit ebenso umfasst wie pflegende und versorgende menschliche Interaktionen sowie kollektive Aktivitäten.

Dimensionen des Begriffs Care: caring about: Anteilnahme taking care of: Unterstützen caring for: Sorgen care-giving: Versorgen care-receiving: Reaktion

Inhaltliche Eckpunkte: Interaktionen Beziehung Aspekt der Bezogenheit / sorgende Aktivitäten Zuwendung Asymmetrien Handlungsautonomie Reziprozität auch non-verbal Fühlen, Denken und Handeln

Care in der Ethik: keine eigenständige umfassende Theorie Care – Ethik korrigiert Ansätze, den Menschen als reines Vernunftwesen zu sehen. Moralität liegt in der Suche nach der bestmöglichen Entscheidung. (Handeln in konkreter Situation) erleichterter Zugang zu bioethischen Belangen Biller – Adorno (2001): Eine integrative Medizinethik, die die zentralen Aspekte der Ethics of care in Form einer Fürsorge – Perspektive in einen deontologischen (Kant!) Rahmen einbindet, bietet eine Möglichkeit, auf die aktuellen Erfordernisse zu reagieren.

Care im Recht: klare Grenze des Care – Ethik – Ansatzes Bedeutung bei Reflexion des derzeitigen Status – Frage nach Autonomie, Gleichheit und Gegenseitigkeit

Care und Selbstsorge (Burn – out) weiterführende Literatur:

Biller – Adorno, Nikola (2001); Gerechtigkeit und Fürsorge. Zur Möglichkeit einer integrativen Medizinethik; Frankfurt / Main Conradi, Elisabeth (2001); Take Care. Grundlagen einer Ethik der Achtsamkeit. Diss.; Frankfurt / Main Gilligan, Carol (1991); Die andere Stimme. Lebenskonflikte und Moral der Frau. 5. Auflage; Zürich