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Je Woche 10. Jahrgang ISSN 1862 - 1996 Kulturexpress unabhängiges Magazin Ausgabe 26 22. 28. Juni 2014 . Zeitschrift für Kunst, Kultur, Philosophie, Wissenschaft und Wirtschaft Kulturexpress verpflichtet sich unabhängig über wirtschaftliche, politische und kulturelle Ereignisse zu berichten. Kulturexpress ist deshalb ein unabhängiges Magazin, das sich mit Themen zwischen den Welten aus Wirtschaft und Kultur aber auch aus anderen Bereichen auseinandersetzt. Das Magazin bemüht sich darin um eine aktive und aktuelle Berichterstattung, lehnt jedoch gleichzeitig jeden Anspruch auf Vollständigkeit ab Impressum Herausgeber und Redaktion Rolf E. Maass Adresse Postfach 90 06 08 60446 Frankfurt am Main mobil +49 (0)179 8767690 Voice-Mail +49 (0)3221 134725 www.kulturexpress.de www.kulturexpress.info www.svenska.kulturexpress.info Kulturexpress in gedruckter Form erscheint wöchentlich ISSN 1862-1996 Finanzamt IV Frankfurt a/M St-Nr.: 148404880 USt-idNr.: DE249774430 E-Mail: [email protected]

Kulturexpress 26 2014

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Page 1: Kulturexpress 26 2014

Je Woche 10. Jahrgang ISSN 1862 - 1996

Kulturexpress unabhängiges Magazin

Ausgabe 26

22. – 28. Juni 2014

.

Zeitschrift für Kunst, Kultur, Philosophie, Wissenschaft und Wirtschaft Kulturexpress verpflichtet sich unabhängig über wirtschaftliche, politische und kulturelle Ereignisse zu

berichten. Kulturexpress ist deshalb ein unabhängiges Magazin, das sich mit Themen zwischen den Welten

aus Wirtschaft und Kultur aber auch aus anderen Bereichen auseinandersetzt. Das Magazin bemüht sich

darin um eine aktive und aktuelle Berichterstattung, lehnt jedoch gleichzeitig jeden Anspruch auf

Vollständigkeit ab

Impressum

Herausgeber und Redaktion

Rolf E. Maass

Adresse

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Kulturexpress in gedruckter Form

erscheint wöchentlich

ISSN 1862-1996

Finanzamt IV Frankfurt a/M

St-Nr.: 148404880

USt-idNr.: DE249774430

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Page 2: Kulturexpress 26 2014

Inhalt

Musiktheater im Bockenheimer Depot. Uraufführung 'Der goldene Drache' Komposition Péter Eötvös am 29. Juni 2014

Mission oder Passion - die Postmoderne überlebt sich selbst

Architekturkritik im Museum, geht das? Zwei Anläufe am Normalfall

EU kann Energieimporte durch Erneuerbare Energien erheblich senken

DAM Gründungsgeschichte und Bau des Museums

Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 26 - 2014

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am 29. Juni 2014 um 19:30 Uhr

Musiktheater im Bockenheimer Depot. Uraufführung 'Dergoldene Drache' in einer Komposition von Péter Eötvös Foto: © Kulturexpress

Das Theaterstück handelt von einem Asylantenjungen, der sich

sein Geld in einem asiatischen Restaurant verdient und dann

auf tragische Weise ums Leben kommt. Drastisch, was im

Stück geboten wird, war mein erster Eindruck. Dabei fließt Blut

wie in einem echten Krimi. Gerade dafür sind Opern besonders

geeignet. Demaskierung der Gesellschaft, galt schon bei

Mozart. Vor Jahren führte der schwedische Krimi-Autor

Henning Mankell ein zwei Personen Stück "Zeit im Dunkeln" mit Einwanderer Problematik im

Kammerspiel Frankfurt auf. Das handelte vom Versteckspiel, welches illegale Einwanderer, Vater

und Tochter, leisten müssen, um nicht entdeckt zu werden. Udo Samel war seinerzeit einer der

Schauspieler im Kammerspiel. Auch im 'Goldenen Drachen' geht es um Entdeckung bzw.

Aufdeckung, wobei die vielen Akteure auf der Bühne einbezogen sind. Fünf Sänger wechseln

ständig die Rollen: Kateryna Kasper, Hedwig Fassbender, Simon Bode, Hans-Jürgen Lazar und

Holger Falk.

Inhalt:

Im Mittelpunkt steht das China-Vietnam-Thai Schnellrestaurant 'Der goldene Drache'. Hier

wird in der winzigen Küche einem Chinesen ohne Aufenthaltsgenehmigung ein furchtbar

schmerzender Schneidezahn mit einer Rohrzange gezogen. Dieser Schneidezahn gelangt

über die Thai-Suppe, in der dieser aus versehen landete, in den Mund einer Stewardess,

Stammkundin im Schnellrestaurant. Als der junge Chinese nach der Rohrzangenoperation

verblutet, wickelt man ihn in einen großen Drachenteppich und wirft ihn in den Fluss. Von

dort schwimmt er endlich wieder nach Hause, nach China.

Die Komposition von Péter Eötvös kommt durchaus als ein

harmonisches Klangspiel zusammen. Die Bühne erinnert an die

Vielfältigkeit einer Wohngemeinschaft. Im Hintergrund des

Bühnenbildes, in der Gestaltung von Hermann Feuchter, steht

der übergroße Drache, der sich ohne Beleuchtung eher wie

blauer Dunst als Rauchfahne nach oben räkelt. Wenn die

Lichterketten dann angehen, ist der Drache wirklich golden

geworden. Die Beleuchtung wirkt ausgewogen. Die Bühne ist hell. Die Lichtgestaltung war Jan

Hartmanns Aufgabe. Schauspieler und Sänger bleiben weithin sichtbar auf der Bühne. Nicht

Dunkelheit überwiegt im Stück trotz Thematik. Die Kostüme entwarf Nicole Pleuler.

Das Orchester mit 14 Musikern und zwei Schlagzeugern füllt den Orchestergraben im

Vordergrund. Blechblasinstrumente sowie Streicher und Xylophon waren zu hören, während die

gesanglichen Akteure auf der Bühne in Bewegung sind. Hier ein Topf, dort ein Tisch. Getränke

stehen bereit, falls jemand durstig ist. Das wirkt sehr locker und erinnert in manchen Zügen an ein

Szenario wie aus der Sesamstraße.

Die Freizügigkeit verspricht unterhaltsame Leichtigkeit, zu etwas was im Grunde schwer ist. Die

Unterhaltung erinnert nicht an langatmige Opernabende. Ein wenig wie ein Kindertheaterstück

von F.K. Waechter, ein kleines Tohuwabohu, das nur dem Asylantenjungen gerecht werden kann.

Nennt sich komisch-dramatische Oper. Wo liegt die Tragik an der Sache? Oder ist der hier

inszenierte Fall mittlerweile schon zum Alltag geworden und der Eindruck der Sesamstraße

vermittelt nur Mainstream mit Asylanten.

Ein Zahn soll es kitten. Dieser steht für Erlösung, nicht der Zahn selbst, sondern ihn ins Wasser

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Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 26 - 2014

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werfen, ist der Akt der Erkenntnis. Danach ist die Welt anders. Das Leben bekommt einen Sinn,

wenn alte Lasten über Bord geworfen werden.

Das Libretto schrieb Roland Schimmelpfennig nach dem gleichnamigen Theaterstück eingerichtet

von Péter Eötvös. Die Inszenierung gestaltete Elisabeth Stöppler in Zusammenarbeit mit dem

Ensemble Modern. Die Musiktheaterproduktionen des Ensemble Modern werden unterstützt

durch die Aventis Foundation, wie Ensemble Modern Sprecher Roland Diry am 25. Juni im

Bockenheimer Depot erklärte, im Bemühen die finanzielle Kulturförderung durch die Firmen und

Unternehmen stetig voranzutreiben.

Termine

Sonntag 29.06.2014

Weitere Termine:01.07.2014 | 04.07.2014 |06.07.2014 | 07.07.2014 |09.07.2014 | 11.07.2014 | Tickets online buchen

Kultexpress ISSN 1862-1996 vom 27. Juni 2014

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Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 26 - 2014

Page 5: Kulturexpress 26 2014

bis 19. Oktober 2014

Mission oder Passion - die Postmoderne überlebt sich selbst Foto: © Kulturexpress

Die Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum nennt

sich Mission Postmoderne. Eine Mission beinhaltet immer

eine Aufgabe, die auf etwas zukünftiges noch nicht erfülltes

verweist. Dabei könnte man sich fragen, ist die

Postmoderne nicht schon ein wenig veraltet? Doch gerade

in Frankfurt a/M, wo sich zahlreiche Bauten der

Postmoderne behauptet haben, war dies im Stadtbild nur

von Vorteil. Wenn die postmoderne Häuserzeile in der

Saalgasse auch dazu verdammt scheint, hinter Schirn Kunsthalle und Historischem Museum

kaum sichtbar ihr Dasein in beengten Verhältnissen fristen zu müssen. Dann kommt das schon

einem Bauirrtum gleich. Denn wozu werden schöne Häuser gebraucht, die von außen nicht

eingesehen werden können? Ein reich bebilderter Band zu Formen und Bauten der Postmoderne

in Frankfurt a/M und anderswo ist 'Pininski: Architektur und der Traum von Orpheus' (1985).

Viele Meinungen zur Postmoderne kursieren, die einen sind begeistert wegen der Formenvielfalt

und der Möglichkeit dekoratives bis hin zum kitschigen zu schaffen, was in unserer tristen

Betonwelt selten genug vorkommt. Andere sagen, die Postmoderne sei der letzte Kunststil

überhaupt gewesen. Danach gibt es keine Stile mehr, weil die Zeit für Stile vorüber ist.

Informationsvielfalt durch Elektronik und Globalisierung in der Welt verhindern eine solche

Übereinkunft auf einen festen Stil. Vielleicht existieren irgendwann einmal mehrere Stile

nebeneinander, die sich als etwas besonderes herausgebildet haben. Andere meinen dazu, ja,

die Postmoderne sei der letzte Stil, der auch nicht mehr aufhöre, weil dieser sich in einem

permanenten Wandlungsprozess befinde und die Fähigkeit habe, unterschiedliche Stilformen in

sich zu vereinen. Manchen wird postmodern dann schnell zu viel. Ein zurück zu einfachen und

klaren Formen sei gefordert. Antwort darauf geben minimalistische Tendenzen in der Architektur

wie bei Kulka oder ähnlichen. Oder die Formensprache bei M. O. Ungers, den ich nicht unbedingt

zu den Postmodernen zähle, sondern als Verfechter einer strukturell bedingten Formgebung

einstufe, wie die der 'verlorenen Form', einer Technik wie sie bei Scherenschnitten vorkommt.

Oder Hans Hollein der schon dekonstruktives produziert hat. Vieles hängt ab vom Stand der

Technik, die sich gerade durchgesetzt hat und aufrecht erhält. Aktuell sind das zumeist

geschwungene Formen, die dank computergestützter Berechnung in Holz oder Kunststoff

handwerklich einfacher umzusetzen sind, als dies noch am Olympia Stadion in München durch

Frei Otto der Fall war. Ein anderer Aspekt ist Mobilität, der Mehrzweckraum bestimmt Büros

durch Büro-Sharing. Verschiebbare Trennwände können einen Raum von einem Moment zum

anderen in sein Gegenteil verwandeln. Durch ausgefeilte Lichttechnik werden unterschiedliche

Stimmungen erzeugt. Dimmer variieren die Beleuchtung im Hell-dunkel, wobei die

Energieeinsparungen im Vordergrund stehen. Hieraus einen Stil zu entwickeln, ist fast unmöglich.

Die Funktion und das funktional nützliche Denken überwiegen den Kriterienkatalog. Insofern

bleibt die Ausstellung im DAM ein Rückblick auf vergangene Zeiten. Einer Einrichtung, welche

den steten Blick nach vorne verdient hat.

Siehe auch: Wunderkammer im DAM Klotz Tapes - das Making-of der Postmoderne Siehe auch: DAM Gründungsgeschichte und Bau des Museums Siehe auch: Architekturkritik im Museum, geht das? Zwei Anläufe am Normalfall

Kultexpress ISSN 1862-1996 vom 26. Juni 2014

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Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 26 - 2014

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bis 19. Oktober 2014

Architekturkritik im Museum, geht das? Zwei Anläufe amNormalfall Meldung: DAM, Frankfurt a/M, den 23. 04. 2014 Foto: © Kulturexpress

Heinrich Klotz half, die Marburger Altstadt vor dem

Abriss zu retten. Ein Kapitel, das auch innerhalb der

Klotz-Ausstellung im DAM anschaulich gemacht

wurde. Ab 1972 war dieser Professor für

Kunstgeschichte in Marburg gewesen. Schon seit

den 1960er-Jahren setzte er sich für den

Denkmalschutz ein. Als Universitätsassistent in

Göttingen besetzte er mit Studierenden ein vom

Abriss bedrohtes Universitätsgebäude. In Marburg

kämpfte er für den Erhalt der vernachlässigten

Fachwerkhäuser. Nicht nur konservieren wollte Klotz

damit, sondern er lud Architekten ein,

zeitgenössische Entwürfe für die Altstadt anzufertigen. Obwohl keiner realisiert wurde,

qualifizierte er sich als „Macher“, der Politiker überzeugen konnte. Mit der Ausstellung

'Heimatkunde, Heimatkritik: Hessen vermessen / Bau, Steine, Scherben' aus dem Jahr 1984, die

Klotz initiiert hat, werden Akzente gesetzt.

Architekturkritik im Architekturmuseum lässt sich das

zusammenbringen? Oder bringt man damit einen wichtigen Teil

des Publikums, die Architekten, gegen sich auf? Eine schwierige

Frage die sich hier die Institution Museum stellt. Heinrich Klotz

unternimmt zwei Anläufe zur Kritik am Normalfall des Bauens:

„Hessen vermessen“, eine fotografische Bestandsaufnahme der Künstler Helmut Baruth und

Klaus Steinke sowie „Bau, Steine, Scherben“, eine Ausstellung mit Karikaturen.

Ein anderer Versuch, das umstrittene Bauprojekt in Marburg, postmoderne Architektur auf den

Weg zu bringen, ist die Beteiligung an der Architekturbiennale in Venedig im Jahre 1980.

Architekten wie Hans Hollein, Oswald Mathias Ungers, Aldo Rossi oder Roberto Venturi nahmen

an der Biennale teil.

Auf dem Foto: Oswald Matthias Ungers: Koje mit den

„Marburger Häusern". Architekturbiennale Venedig

1980

Die kleinen Modellbauten verlieren sich

etwas in dem großen Ausstellungsraum auf

der Architekturbiennale von 1980. Sie waren

jedoch der Versuch neben anderen

Ausstellungsstücken, darunter von Hans

Hollein die Fassade an der „Strada

Novissima" mit Säulenreihen welche am

ausdrucksstärksten zeigte, was Postmoderne

auf großem Parkett darstellen konnte.

Siehe auch: Wunderkammer im DAM Klotz Tapes - das Making-of der Postmoderne Siehe auch: DAM Gründungsgeschichte und Bau des Museums Siehe auch: Mission oder Passion - die Postmoderne überlebt sich selbst

Kultexpress ISSN 1862-1996 vom 26. Juni 2014

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Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 26 - 2014

Page 7: Kulturexpress 26 2014

EU kann Energieimporte durch Erneuerbare Energien erheblichsenkenMeldung: Greenpeace Deutschland, Hamburg, den 25. 06. 2014

Zu diesem Schluss zumindest gelangt ein Greenpeace-Report vom 25. Juni. Die

Europäische Union kann demnach ihre Energieimporte bis zum Jahr 2030 um 40

Prozent senken. Voraussetzung dafür ist der konsequente Ausbau der Erneuerbaren

Energien und mehr Energieeffizienz.

Die EU könnte eine echte Energiewende in Europa einleiten und ihren klimaschädlichen CO2-

Ausstoß mindern. Auf dem EU-Gipfel in Brüssel wollen die Staats- und Regierungschefs ab

Donnerstag über einen Weg aus der Energieabhängigkeit von russischem Öl und Gas beraten.

Der Vorschlag der Europäischen Kommission zur künftigen Energieversorgung setzt weiter auf

klimaschädliche fossile Brennstoffe. „Die Pläne der EU-Kommission sind völlig unzureichend“,

sagt Sven Teske, Greenpeace-Energieexperte und einer der Studienautoren. „Europas

Abhängigkeit von fossiler Energie und von riskanten sowie teuren Importen sind zwei Seiten

derselben Medaille. Erneuerbare Energien nutzen dem Klimaschutz, schaffen Arbeitsplätze und

sind das beste Rezept für Energieunabhängigkeit.“

Die Basis für das Greenpeace-Szenario lieferten Berechnungen des Deutschen Zentrums für

Luft- und Raumfahrt (DLR). Hinzu kam eine Analyse der in Europa verfügbaren fossilen

Brennstoffe durch die Ludwig Bölkow Systemtechnik. Greenpeace schlägt vor, den Anteil der

Erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2030 auf 45 Prozent zu steigern und 40 Prozent Energie

einzusparen (im Vergleich zu 2005). So könnte die EU im Vergleich ihre Gasimporte um rund 25

Prozent und ihre Ölimporte um bis zu 40 Prozent senken. Kohleimporte liefen 2030 aus und

heimische Kohlendioxid-Emissionen sänken um 65 Prozent (im Vergleich zu 1990). Die EU

benötigte nach dem Greenpeace-Vorschlag 45 Prozent weniger Energieimporte als nach ihren

eigenen Plänen. Die EU-Kommission will Europas Treibhausgasemissionen um 40 Prozent

senken, aber den Anteil Erneuerbarer Energien auf lediglich 27 Prozent bis 2030 steigern.

EU muss sich vom Diktat der Energiekonzerne befreien

Im Greenpeace-Energieszenario stiege der Anteil von Wind, Wasser und Sonne in der

Stromerzeugung bis 2030 auf 74 Prozent, während die EU nur auf 50 Prozent kommt. An

Investitionskosten veranschlagt die unabhängige Umweltorganisation rund 1,75 Billionen Euro bis

zum Jahr 2030. Das sind rund 10 Prozent oder zehn Milliarden Euro jährlich mehr als im EU-

Szenario, das von 1,55 Billionen Euro an Investitionen ausgeht.

„Die Staatschefs haben es in der Hand, Europas Energieunabhängigkeit voran zu treiben. Wenn

jeder begriffen hat, dass Effizienz für die Energiesicherheit und den Klimaschutz eine wichtige

Rolle spielt, müssen jetzt ambitionierte Ziele folgen“, so Teske. „Die Energiekonzerne wollen

Europa weiter abhängig halten von Öl und Gas. Die EU muss sich vom Diktat der Oligarchen

endlich befreien.“

Kultexpress ISSN 1862-1996 vom 25. Juni 2014

Seite 7

Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 26 - 2014

Page 8: Kulturexpress 26 2014

bis 19. Oktober 2014

DAM Gründungsgeschichte und Bau des MuseumsMeldung: DAM, Frankfurt a/M, den 23. 04. 2014 Foto: © Kulturexpress

Tagebuchaufzeichnungen von Heinrich Klotz bilden den

Aufhänger der Klotz-Ausstellung zum 30-jährigen Jubiläum im

DAM. Bisher unveröffentlichte Tonbanddiktaten und

Diaaufnahmen schildern den Aufbau der Sammlung, die

Errichtung des Museumsgebäudes und Begegnungen mit

wichtigen Architekten der Gegenwart: Frank Gehry, Hans

Hollein, Rem Koolhaas, Richard Meier, Aldo Rossi, Denise

Scott Brown, Robert Venturi und andere mehr.

Zugleich eröffnen diese Aufzeichnungen eine Insider-

Perspektive auf die Entstehung des Frankfurter

Museumsufers. Das DAM wurde am 1. Juni 1984 als das erste neugestaltete Museum am

Museumsufer eingeweiht. Klotz musste etliche Kämpfe in der neuen Museumslandschaft

ausfechten, zu denen sein Tagebuch wertvolle Informationen liefert. In der Ausstellung im DAM

werden daher immer wieder Originalzitate aus diesen Jahren verwendet.

“Laß doch den ganzen Bau leer und kauft Euch einen Schuppen nebenan, wo Ihr all Euer Zeugausstellen könnt!” hat der Architekt des Umbaus, Oswald Mathias Ungers gesagt. So zitiert aus

dem Tagebuch von Heinrich Klotz, vom 3. Februar 1984.

Der Ausspruch zeigt die Rauheit der Sprache, die damals in Frankfurt herrschte und es war

manchmal besser diesen Köpfen nicht persönlich zu begegnen. Eine Schopenhauersche

Verneinungstrategie wohnte dem inne, weshalb es schwierig war, diesen Stimmungen etwas

positives abzugewinnen. Die Frankfurter betrachteten nur argwöhnisch, was in den Köpfen der

Stadt vor sich ging. Jedenfalls ist erstaunlich, mit welcher Willenskraft die Umwälzungen in

Frankfurt a/M dann doch umgesetzt wurden. Die Vorgänge liefen parallel zu den Hochhäusern,

die jetzt zur Skyline in Frankfurt zählen. Die nicht ohne Widerspruch aus den Reihen der

Bevölkerung nach und nach und eines höher als das andere realisiert wurden.

Oswald Mathias Ungers, Skizze zum „Haus im Haus" als Bibliotheksturm, 8. Dez. 1980

Die „Wunderkammer" von der in der Ausstellung die Rede ist, baute Heinrich Klotz in den Jahren

zwischen 1979 und 1989 auf. Die Sammlung – von Architekt Oswald Mathias Ungers salopp als

'Zeug' bezeichnet, ist zum Jubiläum neu ausgepackt worden. Anhand des Tagebuchs und des

Bildarchivs von Heinrich Klotz wird nachvollziehbar, nach welchen Kriterien beim

Sammlungsaufbau vorgegangen worden war. Die ersten Ausstellungen belegen, dass Klotz eine

Verbindung von Kunst, Alltagskultur und Design wollte. Ab Mitte der 1970er Jahre entwickelte er

Ideen zur Gründung eines Architekturmuseums. Mit Charme und Charisma trägt er sie den

Frankfurtern vor. Seine Wege führten ihn dann ins Direktorenzimmer des Museums, so erklärt die

Medienmitteilung aus dem DAM.

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Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 26 - 2014

Page 9: Kulturexpress 26 2014

Kalte Pracht der Bankentürme trifft auf bröckelnde Altbauten entspricht in etwa einem

Stimmungsbild im Frankfurt der 1970er Jahre. „Bankfurt“ und „Krankfurt“ waren die Namen für

eine ausgelaugte Stadt.

Foto: nach Vorlage von Hagen Stier/DAM

Hausbesetzungen im Westend, ständige Demonstrationen in

der Innenstadt und Straßenschlachten mit der Polizei schufen

ein Reizklima. Kultur sollte ein neues Band zwischen Stadt und

Bürgern knüpfen: „Kultur für alle“, forderte Hilmar Hoffmann,

der von 1970 bis 1990 Kulturdezernent der Stadt Frankfurt

war.

Oberbürgermeister Walter Wallmann setzte sich ab 1977 für

ein ehrgeiziges Bauprogramm ein. Die Römerberg-Ostzeile,

die Kunsthalle Schirn, das MMK und die Kette der neuen

Museen am Main, die das Museumsufer bilden – Die

Wallmann-Amtszeit dauerte von 1977–1986. Die Villen am

Schaumainkai wurden vorm drohenden Abriss bewahrt. Nicht

Neubau, sondern Integration des Bestands lautete das neue

Planungsziel.

Das Bauprogramm, mit dem die Stadt Frankfurt seither ein

neues Image anstrebte, war seinerzeit heftig umstritten: Sind

die neuen Museen überflüssiger Luxus und stehen in

Konkurrenz zu den etablierten Institutionen wie dem Städel?

Wird die Förderung der Stadtteilkultur vernachlässigt? Steht die Architektur der neuen Bauten für

eine konservative Wende? Inmitten dieser Diskussionen stand ab 1977 Heinrich Klotz, der die

Politiker überzeugen konnte, ein Architekturmuseum zu gründen.

Bau des DAM, 1979 - 1984

Das DAM war das erste Architekturmuseum in Deutschland – und weltweit das erste Museum

seiner Art, für das eigens ein Gebäude errichtet wurde. Der Architekt Oswald Mathias Ungers

entwarf den Umbau der Villa nicht allein nach funktionalen Gesichtspunkten. Ihm und seinem

Bauherrn Heinrich Klotz ging es um ein Manifest. Die Frage, wie Architektur ausgestellt werden

kann, obwohl sich Gebäude nicht transportieren und ins Museum bringen lassen, sollte im DAM

auf grundsätzliche Weise beantwortet werden. Daher ist das Innere der Villa ein „Haus im Haus“:

Die sonst nur mit Plänen, Modellen, Fotos oder Filmen darstellbare Architektur kann am „Haus

im Haus“ in realer Größe erfahren werden. Die historische Villa wird ebenfalls wie ein

Ausstellungsstück behandelt: Eine Mauer erzeugt einen Sockel, der den Altbau zum

Ausstellungsstück macht.

Neusprachlich nennen sich dieser Art Baumaßnahmen auch lapidar: Entkernung. Ein Begriff, der

synonym steht für viele Umbauten aus historischer Bausubstanz nicht nur in der Frankfurter

Innenstadt. Kritisch kann natürlich hinterfragt werden, ist das Gebäude noch das

Ursprungsgebäude von vorher, wie jenes von Fritz Geldmacher entworfen oder ist daraus

praktisch ein Neubau entstanden.

Ähnliches Beispiel in Frankfurt a/M ist auch das frühere TAT, Theater am Turm, wo sich später

das Volksbildungsheim befand und jetzt das „Metropolis" ist, ein Kino-Center mit zahlreichen

Kinosälen. Trotzdem kann der Umbau als gelungen gelten. Im Jahr 1998 wurde das

Volksbildungsheim entkernt und zum Kinocenter umgebaut. In 12 Sälen haben 3.550 BesucherPlatz.

Denn letztlich bedeutete eine komplette Entkernung der Geldmacher Villa, dass

denkmalschützerischen Gründe nicht mehr beachtet würden. Trotzdem setzte sich die Idee

durch, indem das „Haus im Haus" nach seiner Grundeinstellung ganz im Sinne nach Ungers

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Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 26 - 2014

Page 10: Kulturexpress 26 2014

Strukturierung seinen unaufhaltsamen Weg geht.

Fritz Geldmacher, Architekt der Gründerzeitvilla am Schaumainkai

Über den Architekten der

„Geldmacher-Villa", die ab 1979 zum

Deutschen Architekturmuseum

umgebaut wurde, ist wenig bekannt.

Die Architektur der Villa gilt vielen

noch 1980 als suspekt. »Protzig«, so

urteilte damals Die Zeit, den

„düsternen Prunk" beklagt die FAZ zur

Einweihung 1984.

Nach dreißig Jahren wurde der

Versuch unternommen, mehr über

Fritz Geldmacher herauszufinden.

Fritz (urspr. Friedrich) Arthur Geldmacher wird am 3. April 1880 in Elberfeld, heute Wuppertal,

geboren. Fritz Geldmacher kann als junger Architekt eine beachtliche Anzahl an Wohn- und

Geschäftshäusern in Frankfurt und Umgebung realisieren, einige in einer

Architektengemeinschaft mit Willi Lutz (*31.1.1881). Die beiden prominentesten Bauten

Geldmachers sind die neobarocke „Kopfapotheke“ an der Ecke Neue Kräme/ Braubachstraße

(1926) und die neoklassizistische Doppelhausvilla am Schaumainkai (1912), die heute das

Deutsche Architekturmuseum beherbergt. Zwischen 1915 und 1924 lebt Geldmacher zeitweise in

Frankfurt und München. In München ist Fritz Geldmacher nicht mehr als Architekt, sondern als

Kaufmann und Baustoffhändler tätig. Er stirbt am 18. Oktober 1963.

Lebenslauf Heinrich Klotz

1935 geboren in Worms

Studium der Kunstgeschichte, Germanistik, Archäologie und Philosophie

1969–1970 Gastprofessur an der Yale University

1972 Gastprofessur an der Washington University, St. Louis

1972–1989 Professor für Kunstgeschichte an der Universität Marburg

1987 Gastprofessur am Williams College, Williamstown

1979–1989 Gründungsdirektor des Deutschen Architekturmuseums

Ab 1989 Gründungsdirektor des ZKM Zentrum für Kunst und Medientechnologie, Karlsruhe und

Gründer der Hochschule für Gestaltung, Karlsruhe

1999 verstorben in Karlsruhe

Siehe auch: Wunderkammer im DAM Klotz Tapes - das Making-of der Postmoderne Siehe auch: Architekturkritik im Museum, geht das? Zwei Anläufe am Normalfall Siehe auch: Mission oder Passion - die Postmoderne überlebt sich selbst

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