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»Kunst & Kulturtourismus in Mecklenburg-Vorpommern« Dokumentation zur Fachtagung w Kultur- und Tourismuszentrum Alte Kachelofenfabrik Sandberg 3a | 17235 Neustrelitz 28. November 2011 Veranstalter »Die Kunst von Kunst zu leben – Kunst & Kulturtourismus in MV« im Frauenbildungsnetz Mecklenburg-Vorpommern e.V. Moderation der Fachtagung Ulrike Gisbier FRAUENBILDUNGSNETZ Mecklenburg-Vorpommern e.V. Künstlerbund Mecklenburg und Vorpommern e.V. im BBK

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»Kunst & Kulturtourismus in Mecklenburg-Vorpommern«

Dokumentation zur Fachtagung

w

Kultur- und Tourismuszentrum Alte Kachelofenfabrik

Sandberg 3a | 17235 Neustrelitz28. November 2011

Veranstalter»Die Kunst von Kunst zu leben – Kunst & Kulturtourismus in MV«

im Frauenbildungsnetz Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Moderation der FachtagungUlrike Gisbier

FRAUENBILDUNGSNETZMecklenburg-Vorpommern e.V.

KünstlerbundMecklenburg und Vorpommern e.V. im BBK

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Begrüßung Andreas Schrader, Kultur- und Tourismuszentrum Alte Kachelofenfabrik e.V., Neustrelitz 5

Eröffnung Dr. Birgit Gabler, Ministerium für Arbeit, Gleichstellung und Soziales 6

Statements zum Thema »Kunst & Kulturtourismus in Mecklenburg-Vorpommern«Frauke Lietz, »Die Kunst von Kunst zu leben« 8Tobias Woitendorf, Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern 12Jan Witte-Kropius, Künstlerbund Mecklenburg und Vorpommern e.V. im BBK 24

Statements w Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation auf Landesebene 26Konzeption eines neuen Kulturportals für das Land MVBeate Grohs, Agentur MVweb GmbH & Co. KG

w Engagement des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte im Bereich Kunst und Kultur 30Marcella Schröder, Landkreis Mecklenburgische Seenplatte, Fachbereich Kreisentwicklung

w Paradigmenwechsel! Die Herausforderung für Unternehmer und Künstler in der Entwicklung 31kulturtouristischer Angebote am Beispiel des Projektes »Mecklenburg Inspiriert«Katharina Trabert, Kulturverein Mecklenburg Inspiriert e.V.

Exkurs w Adele Krien, Kulturbeirat – Kultur und Kreativwirtschaft im Dialog 36Landkreis Mecklenburgische Seenplatte, Fachbereich Wirtschaftsförderung

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Workshop 1 Moderation: Juliane Krüger-Oechsle, Zusammenfassung 39

Impulsreferate w »Kunststück GARTEN« Ines Diederich, Künstlerin 40w »GRÜNerLEBEN – Gärten, Parks und mehr in der Mecklenburgischen Seenplatte« 42

Gundel Keil, Architekturbüro Keilw »Pilotprojekt Kulturwegweiser« Anke Müller, Neustrelitzer Kulturrat e.V. 43

und Kunsthaus Neustrelitz e.V.w »Gartenroute Mecklenburg-Vorpommern« Horst Forytta, Gartenakademie MV gGmbH 47w »Kirchliche Angebote am Radfernweg Berlin – Kopenhagen« Kersten J. Koepcke 48

Evang.-Luth. Landeskirche Mecklenburgs, AfG, Kirche+Tourismus, Vorstandsmitglied Tourismusverband Mecklenburgische Seenplatte

Workshop 2 Moderation: Georg Nikelski, Zusammenfassung 50

Impulsreferate w »Das Kontor Schwerin – Kunsthaus und Museum« 53innerstädische Kunstprojekte und Vernetzungen, Coco Radsack, Künstlerin

w Museumsverband in Mecklenburg-Vorpommern e.V. 54Dr. Steffen Stuth, Vorsitzender

w »Künstlerstätten 2011« – ein Spielstättenschwerpunkt der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern 55Ilka von Bodungen, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern

Workshop 3 Moderation: Marion Richter, Zusammenfassung 57

Impulsreferate w »Verband der Kunstmuseen & Kunstinstitutionen Mecklenburg-Vorpommern e.V.« 58Dr. Merete Cobarg, Vorsitzende

w »Der Garten von Marihn« Verena Hoppe, Landschaftsarchitektin 59w »10 Inseln der Glückseligkeit«, 1. Land Fleesensee-Symposium 60

Kerstin Borchardt, Künstlerin w »Kunst- und Kulturorte« am Beispiel der Burg Klempenow 61

Eva Thiele, KULTUR-TRANSIT-96 e.V.

Workshop 4 Moderation: Kristin Beckmann, Zusammenfassung 63

Impulsreferate w »MITTSOMMERremise« in Guts- und Herrenhäuser MV 65Dr. Robert Uhde, Sphinx ET

w Mecklenburgisches Künstlerhaus »Schloss Plüschow«Miro Zahra, Künstlerin 66

Markt der Möglichkeiten 67

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Sehr geehrte Damen und Herren,

als Vorsitzender des Vereins für Kultur, Umwelt und Kommunikation e.V. heiße ich Sierecht herzlich im Kulturzentrum Alte Kachelofenfabrik in Neustrelitz willkommen.

Es freut und ehrt uns sehr, Sie als Kulturschaffende, Vertreter der freien Kulturträger und von Tourismusverbänden, aber auch als Mitarbeiter der öffentlichen Verwaltung aus dem ganzen Land Mecklenburg-Vorpommern in der »fabrik« begrüßen zu dürfen. Das gilt insbesondere auch im Namen von Horst Conradt, Geschäftsführer der »basis-kulturfabrik gmbh«, der heute in Berlin in Sachen Kultur unterwegs ist.

Mit der Erwähnung der »basiskulturfabrik gmbh« bin ich auch schon beim Thema der Tagung, »Die Kunst von Kunst zu leben«.

Wichtig für die kulturelle Arbeit sind stabile verbindliche Bedingungen. Diese entwickeltensich hier nach der »Abwicklung« der Konsumgenossenschaft und der Rückübertragungder »Alten Kachelofenfabrik« 1992 an die Familie Conradt. Seitdem wurde die Alte Kachel-ofenfabrik vom Verein als Kulturzentrum genutzt.

Die »basiskulturfabrik gmbh« betreibt seit 2000 als private GmbH das Kulturzentrum »Alte Kachelofenfabrik«, bestehend aus einem Kino, einem Hotel mit acht Ferienhäusernund einem Restaurant. Die Verbindung Kultur und Tourismus ergibt sich hier in der Erar-beitung vielfältiger Pauschalangebote, die dem potentiellen Hotelgast angeboten werden.

Die Überschüsse fließen in den Veranstaltungs-, Kino- und Galeriebetrieb und garantierenso ein hohes inhaltliches Niveau. Das Kino »fabrikkino1« wurde bereits mehrmals für seinKinojahresprogramm mit dem Bundeskinopreis des Bundesbeauftragten der Bundesre-gierung für Kultur und Medien ausgezeichnet.

Der Verein für Kultur, Umwelt und Kommunikation e.V. ist Mitgesellschafter in der GmbH,betreibt hier ein kleines Kino und erfüllt unter anderem die Galerie durch Veranstaltungenmit Leben. Dazu gehören Ausstellungen – momentan eine Fotoausstellung mit Bildern ausRumänien – aber auch musikalische Events, unter anderem waren Norbert Leisegang von»Keimzeit«, Tino Eisbrenner und Barbara Thalheim und der Kabarettist Horst Buchholz zu Gast.

Dem Veranstalter, dem Frauenbildungsnetz Mecklenburg-Vorpommern e.V., und Ihnen alsTeilnehmern wünsche ich ein gutes Gelingen der Fachtagung und dass Sie sich wohlfühlenim Ambiente der »Alten Kachelofenfabrik«.

w Begrüßung

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Andreas SchraderVorsitzender des Vereins für Kultur,Umwelt und Kommunikation e.V.www.basiskulturfabrik.de

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w Eröffnung

Dr. Birgit GablerMinisterium für Arbeit, Gleichstellung und Sozialeswww.regierung-mv.de

Sehr geehrte Damen und Herren,ich möchte Sie ganz herzlich in Neustrelitz begrüßen, eingroßes Dankeschön an die Organisatorinnen der Fachta-gung und an die Referentinnen und Referenten. Ich freuemich, viele Gäste begrüßen zu können, die sich für diesesThema interessieren. Mein Name ist Birgit Gabler, ich stehe der Leitstelle fürFrauen und Gleichstellung im Ministerium für Arbeit,Gleichstellung und Soziales vor. Wie Sie sicher der Presseentnommen haben, ist der Bereich Frauen und Gleichstel-lung der Ministerin für Arbeit, Gleichstellung und Soziales,Frau Schwesig, zugeordnet worden mit dem Ziel, dieGleichstellungs- und Arbeitsmarktpolitik enger zu ver-knüpfen. Ich darf Sie von der Ministerin herzlich grüßen,sie wünscht der Veranstaltung viel Erfolg.

Für viele von Ihnen stellt sich sicherlich die Frage, was dieFrauen- und Gleichstellungspolitik mit Kunst- und Kultur-tourismus in Mecklenburg-Vorpommern und der heutigenFachtagung zu tun hat. Gestatten Sie deshalb, dass ichkurz darauf eingehe, wie es dazu gekommen ist. Seit mehr als zehn Jahren lenken verschiedene Studienden Blick auf die wirtschaftliche und soziale Situation von Künstlerinnen und Künstlern. Von der Kunst zu leben, ist für die meisten nach wie vor eine Herausforderung.Denn fundierte Ausbildung und langjähriges künstleri-sches Arbeiten reichen selten, davon leben zu können.Auch der neueste Bericht zur wirtschaftlichen und sozia-len Lage Bildender Künstlerinnen und Künstler1 machtdies deutlich, aber auch die Studie der FachhochschuleNeubrandenburg zur Kultur- und Kreativwirtschaft 2011 im Landkreis Mecklenburg-Strelitz und der Stadt Neu-brandenburg.2

Angeregt durch die bundesweite Diskussion und die Untersuchungen von Frau Hummel im Auftrag des BBK,die auch Unterschiede zwischen den Künstlerinnen undKünstlern aufgezeigt hat, haben wir 2004 in enger Zusam-menarbeit mit dem damaligen Vorstand des Künstlerbun-des Mecklenburg und Vorpommern e.V. im BundesverbandBildender Künstlerinnen und Künstler (BBK) ca. 100 Künst-lerinnen in Mecklenburg-Vorpommern zu ihrer Situationbefragt: Nur wenige (ca. 10 %) konnten von ihrem Beruf,der Kunst, leben. Für die anderen war es notwendig, dass

sie sich mehrere Standbeine schufen mit sogenannten»Brotberufen« und so ihren Lebensunterhalt sichertenoder auch auf staatliche Transferleistungen angewiesenwaren. Viele der Teilnehmerinnen hatten zwei und mehrKinder und standen auch vor dem Problem, künstlerischeTätigkeit und Familien- und Betreuungsaufgaben zu ver-einbaren.

Was war notwendig, um etwas zu ändern?Auch diese Frage haben wir damals mit den Künstlerinnengestellt und gemeinsam mit Ines Diederich, Tanja Zim-mermann und Monika Ringat ein Angebot an Seminarenund Workshops zu Themen wie Öffentlichkeitsarbeit, Projektentwicklung, Zeitmanagement, Marketing, Vernet-zung entwickelt. Das alles nicht am Grünen Tisch, sondernin Verbindung mit künstlerischen Projekten. Letzteres wardank der engen Zusammenarbeit mit dem Ministerium fürBildung, Wissenschaft und Kultur möglich, so dass einer-seits ESF-Mittel, aber auch Mittel des Landes eingesetztwurden.

Seit Beginn der neuen ESF-Förderperiode ab 2009 stehtdie Vernetzung von Künstlerinnen in der Region im Mittel-punkt. Es sollten Entwicklungsprozesse in Gang gesetztwerden, insbesondere auf regionaler Ebene, die dazu führen,w gemeinsame Interessen von Künstlerinnen und ande-ren Akteuren der regionalen Entwicklung aufzuzeigen,dass Künstlerinnen mit ihren kreativen Kompetenzen Impulse für die Regionalentwicklung geben und ernst genommen werden sollten,w dass auf der Grundlage von Interessenübereinstim-mung gemeinsame Projekte realisiert werden, die wie-derum die Künstlerinnen in der Öffentlichkeit sichtbarmachen,w dass diese positiven Erfahrungen nachhaltig die Künstlerinnen in regionalen Netzwerken platzieren undihre Rahmenbedingungen für die Arbeit verbessern.1

Statt unverbunden nebeneinander zu arbeiten, sollten dieVernetzung der Aktivitäten und die Zusammenarbeit in denRegionen die Ressourcen optimal genutzt und möglichstSynergien geschaffen werden.

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Großartige Projektideen sind entstanden, doch zu derenRealisierung wurden andere als die bisher üblichen Part-ner und Finanzierungsquellen gebraucht. Im Rahmen vonInformationsveranstaltungen haben das Landesamt fürGesundheit und Soziales, das Landesförderinstitut sowiedie Gesellschaft für Struktur- und Arbeitsmarktentwick-lung Wege aufgezeigt, die der einen oder anderen Idee zurUmsetzung verhalfen. Das Projekt »Die Kunst von Kunst zu leben« ist ein gelun-genes Beispiel dafür, wie Gleichstellung als Querschnitts-ziel in der Regionalentwicklung für eine bestimmte Ziel-gruppe umgesetzt werden kann. Denn entsprechend derZielsetzung der ESF-Förderung im Land werden Prozesseangeregt, die die Kreativität und die hoch motivierte Leistungsbereitschaft einer gut ausgebildeten Personen-gruppe – die Künstlerinnen – in die regionale Entwicklungeinbindet. Das alles ist ein Prozess, er braucht Mitwirkende mit Neugier, viel Geduld, denn es muss Vertrauen wachsenund Toleranz. Der Prozess zeichnet sich aus durch Leben-digkeit, Langsamkeit, Basisarbeit, unerwartete Ergeb-nisse, Missverständnisse, Höhen und Tiefen und stehtsomit modellhaft für die Integration von Gleichstellung ineiner Region. Neben dem Aspekt, dass hier Gleichstellungerfolgreich im Alltag umgesetzt worden ist, sind die Erfah-rungen aus dem Projekt auch Anlass und Modell für dieEntwicklung neuer Konzepte zur Netzwerkbildung in länd-lichen Regionen.

Ich habe schon mehrfach darauf hingewiesen, dass diesesProjekt aus Mitteln des ESF gefördert worden ist, undzwar aus den Richtlinien, die darauf hinwirken sollen, dieGleichstellung von Frauen und Männern auf dem Arbeits-markt zu unterstützen. Das machte allerdings die Sachenicht einfacher. Auf Seiten der Künstlerinnen musste derbekannte Weg der Kunst- und Kulturförderung verlassenwerden und auf Seiten der zuständigen Förderämtermusste sich auf ein Projekt mit nicht immer vorhersag-baren Ergebnissen eingelassen werden.

Zu dieser Erkenntnis kommt auch die Kultur- und Kreativ-wirtschaftsstudie der Fachhochschule Neubrandenburg.Dort heißt es: »Viele Kulturschaffende und Kreative haben

oft Probleme im Umgang mit der Verwaltung oder Kredit-instituten, speziell wenn es um Finanzierungs- und För-derangelegenheiten geht. Es zeigt sich immer wieder,dass dies oftmals auf ein grundlegendes Problem zurück-zuführen ist: Behörden, Banken und Kulturschaffendesprechen häufig nicht dieselbe Sprache und es kommthäufig zu Missverständnissen. Eine geeignete Person oderStelle könnte in Konfliktfällen lösungsorientiert zwischenden Parteien vermitteln und idealerweise auch Unterstüt-zung bei der Antragsstellung für Förderprogramme undFinanzierungshilfen bieten.« 4

Deshalb mein Dank an alle Beteiligten: w dem Träger, das Frauenbildungsnetz Mecklenburg-

Vorpommern e.V., w der unermüdlichen Projektleiterin, Frauke Lietz, mit

dem festen Willen, die Situation der Künstlerinnen und Künstler zu verbessern, und ihren Mitarbeiterinnen.

w Vor allem wäre es aber nicht denkbar, ohne die enga-gierten Künstlerinnen, die dieses Angebot genutzt haben, um sich mit hohem ehrenamtlichen Engage-ment in die Entwicklung des Landes einzubringen,

w sowie natürlich dem Berufsverband der Künstlerinnen und Künstler, dem Künstlerbund Mecklenburg und Vorpommern e.V. im BBK, und dem neuen Koopera-tionspartner dem Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern,

w der fachlichen Begleitung durch das Ministerium für Wissenschaft, Bildung und Kultur, großen Dank an Herrn Dr. Lemcke,

w der Verwaltung, Frau Tamm aus dem Ministerium für Arbeit, Gleichstellung und Soziales und Frau Jöcks aus dem Landesamt für Gesundheit und Soziales, den Mit-arbeitern und Mitarbeiterinnen im Landesförderinstitut und in der GSA, Gesellschaft für Struktur und Arbeits-marktentwicklung, die dieses Anliegen unterstützen.

Es ist ein Geben und ein Nehmen. Ich persönlich habesehr viel bekommen in den letzten sechs Jahren in der Zusammenarbeit mit den genannten Netzwerkpartnern,aber vor allen mit den Künstlerinnen.Ein solches Geben und Nehmen wünsche ich uns allenfür die heutige Tagung und bedanke mich für Ihre Auf-merksamkeit.

1 Hummel, Marlies (2011). Die wirtschaftliche und soziale Situation Bildender Künstlerinnen und Künstler. Ergebnisse der BBK-Umfrage 2011. Berlin: BBK.2 Hochschule Neubrandenburg & Kreisverwaltung Mecklenburg-Strelitz (2011). Kultur- und Kreativwirtschaft 2011 im Landkreis Mecklenburg-Strelitz und der kreisfreien Stadt Neubrandenburg.3 Gerdes, Johann (2010). Die Kunst, Netze zu knüpfen. Evaluation der Zweiten Phase des Projektes »Die Kunst von Kunst zu leben«. Leipzig: SOWI – Forschung und Evaluation.4 Hochschule Neubrandenburg & Kreisverwaltung Mecklenburg-Strelitz (2011).

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w Statement »Kunst & Kulturtourismus in Mecklenburg-Vorpommern«

Frauke Lietz»Die Kunst von Kunst zu leben – Kunst & Kulturtourismus in Mecklenburg-Vorpommern«www.kuenstlerinnen-mv.de

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Künstlerinnen und Künstler,gerade komme ich von einem schönen Wochenend-Kurz-urlaub. Zusammen mit einem Teil unserer Großfamiliehaben wir zu Gast sein können in einem gemütlich einge-richteten Landhaus mitten im Nirgendwo in den Weitenunseres Landes. Zum ersten Advent haben wir uns dortgetroffen – mit Zeit für Muße und Gespräche bei Kerzen-licht am Kamin, Spaziergänge auf Feldwegen, ausgiebigeMahlzeiten am großen Familientisch und einem Konzert-ausflug nach Ulrichshusen. Gut hätte dazu noch eine Galerie oder Ausstellung am Wegesrand gepasst – wennwir denn gewusst hätten, wo wir eine solche hätten findenkönnen …

»Die Kunst von Kunst zu leben«oder genauer: »Die Kunst von Kunst im Kontext von Kulturtourismus zu leben»

Wie Frau Dr. Gabler in ihrer Begrüßung bereits aufgezeigthat, ist die primäre Aufgabe des 2005 initiierten Projektes»Die Kunst von Kunst zu leben« insbesondere Künstlerin-nen, und seit dieser Förderperiode auch Künstler, darin zuunterstützen, künftig zumindest besser von ihrer Kunstleben zu können. Im Schwerpunkt richten sich die durchLandes- und EU-Mittel geförderten Angebote an profes-sionelle Künstlerinnen und Künstler aus dem Bereich Bildende Kunst. Sie stehen aber zugleich allen offen, die –zumindest theoretisch – Anspruch auf Leistungen derKünstlersozialkasse haben. Hierzu zählen u.a. auch die Bereiche Musik, Darstellende Kunst, Literatur und Publizistik.

Wie lang der Weg dahin ist, dass es der Mehrzahl tatsäch-lich möglich ist, von ihrer Kunst zu leben, zeigt die aktuelle»Studie zur wirtschaftlichen und sozialen Situation Bilden-der Künstlerinnen und Künstler« vom November diesesJahres, die der bundesweite Berufsverband BBK in Auf-trag gegeben hat. In dieser wird festgestellt: »Die Einkommenssituation […] ist nach wie vor diffizil. Ausschließlich vom Verkauf von Kunstwerken zu leben istfür die Mehrzahl nur schwer möglich. Sie sind auf zusätz-

liche Einnahmen, z.B. aus Lehrtätigkeiten und anderenAktivitäten angewiesen […] Die Meldungen aus den vorangegangenen Jahren zeigen,dass die jüngsten Rezessionsjahre in den Einkünften tiefeSpuren hinterlassen haben.« Viele bleiben deshalb unter der Mindestgrenze von3.900,00 € an Einnahmen aus künstlerischer Tätigkeit imJahr, die Voraussetzung ist, um in der Künstlersozialkasse(KSK) versichert zu sein bzw. zu bleiben. Die KSK umfasstdie Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung.

In Zahlen: Die durchschnittlichen Einkünfte aus dem Verkauf vonKunstwerken lagen im Jahr 2010 bei 5.346 €; das sind monatlich 445,50 €. Deutlich unterscheiden sich hier ins-besondere die Einkünfte der männlichen Künstler, derendurchschnittliche Einkünfte im Jahr 2010 bei 7.443,00 €lagen, von denen ihrer Kolleginnen. Bei letzteren betrugendie Einkünfte durchschnittlich nur 3.224,00 € – also unge-fähr die Hälfte. Die o.g. Auswirkungen der Rezession sindbesonders drastisch bei der Gruppe der befragten Künst-lerinnen und Künstler, deren Einkünfte aus dem Verkaufvon Kunstwerken zwischen Null und 5.000 € im Jahr liegen: Die Einkünfte gingen hier im Jahr 2010 im Vergleichzum Jahr 2009 um fast 40 % zurück – und lagen 2010 imSchnitt bei 1.362 € – das sind durchschnittlich 113,50 € imMonat. Dieser Einkünfte-Gruppe gehören im Kontext derBBK-Studie etwa 70 % aller beteiligten professionellenBildenden Künstlerinnen und Künstler an.In ihrem Fazit zeigt die Studie auf, was aus Sicht derKünstlerinnen und Künstler förderlich ist, künftig besservon ihrer Kunst leben zu können. Hierzu zählen insbeson-dere »Ausstellungsmöglichkeiten im Allgemeinen [… ] undkonkret mit Ausstellungsvergütungen und angemessenenAusstellungsrahmenbedingungen (Transportkostenüber-nahme, Versicherung)«, »eine größere Verfügbarkeit von erschwinglichen Atelierräumen, eine bessere Zusammen-arbeit mit Galeristen« oder eine »städtische oder staatli-che Galerie, wo Kunstwerke […] zum Verkauf angebotenwerden können.« Als wichtig werden u.a. »Netzwerke, die tatsächlich unter-stützen mit Hang zur Überregionalität/Internationalität«erachtet. Die Wichtigkeit von tragfähigen Netzwerken ins-

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besondere auf regionaler Ebene ist eine der zentralen Erkenntnisse auch der Kulturanalyse unseres Bundeslan-des aus dem Jahr 2010. Hierdurch angeregt hat das Minis-terium für Bildung, Wissenschaft und Kultur in diesemJahr einen Arbeitszusammenhang ins Leben gerufen, mitdem Ziel einer grundlegenden Neugestaltung unseresKulturportals.

Was nun soll und kann das Projekt »Die Kunst von Kunstzu leben« mit aktuellem Förderschwerpunkt »Kulturtou-rismus« in diesem Zusammenhang leisten? Der Zuwendungszweck der aktuellen Förderphase, die ausder Richtlinie C 3.1. zur Förderung von Maßnahmen zumAbbau der geschlechtsspezifischen horizontalen und verti-kalen Teilung am Arbeitsmarkt gefördert wird, lautet wiefolgt: »Die Kunst von Kunst zu leben – Kunst & Kulturtou-rismus in MV« – Herstellen von Synergien zwischen Kunstund Kultur, Wirtschaft und Kulturtourismus und Unter-stützung von Künstlerinnen«. Soweit der Zuwendungs-zweck. Hierdurch soll das Projekt auch dazu beitragen,Mecklenburg-Vorpommern als »Kunst- und Kulturland«zu befördern.

Vor diesem Hintergrund freut es uns sehr, dass wir für dieaktuelle Förderphase als Kooperationspartner im engerenSinn zusätzlich zu dem Künstlerbund Mecklenburg undVorpommern e.V. im BBK, mit dem wir bereits seit Beginndes Projektes zusammenarbeiten, auch den Tourismus-verband Mecklenburg-Vorpommern gewinnen konnten.

Zentraler Aufgabenschwerpunkt der aktuellen Förder-phase ist es, ausgehend von drei regionalen Modellprojek-ten, Arbeitszusammenhänge im Bereich Kulturtourismusauf regionaler bzw. auf Landesebene zu entwickeln undauszubauen. Wir knüpfen dabei an Entwicklungen an, diewir bereits in der zurückliegenden Förderphase auf denWeg gebracht haben. Ausführlicher werden diese drei Modellprojekte heute Nachmittag in den Workshops vorgestellt – hier vorab ein kurzer Überblick.

Im ländlichen Raum gibt es zwei Modellprojekte: Zum einen das Kunststück GARTEN in der FeldbergerSeenlandschaft / Uecker-Niederung unter Federführung

unserer Regionalkoordinatorin Ines Diederich – ein Gemein-schaftsprojekt mit den Künstlerinnen Jutta Bressem, Sabine Kalicki und Christina Pohl. Mittlerweile ist es ein-gebunden in die Park- und Gartenroute GRÜNerLEBENdes Landkreises Mecklenburgische Seenplatte.

Zum anderen das von unserer Regionalkoordinatorin SilkePeters initiierte und engagiert aufgebaute Netzwerk Lite-ratur Nordost. Ausgangspunkt hierfür ist die Burg Klem-penow. Die Regionalkoordination für die Verknüpfung derLiteratur- und Kunstangebote mit dem Kulturtourismusauf der Burg Klempenow verantwortet Tine Löber in Zu-sammenarbeit mit der Künstlerin Christina Rode und EvaThiele aus dem Vorstand von KULTUR-TRANSIT-96 e.V.

Das dritte Modellprojekt ist in unserer LandeshauptstadtSchwerin verortet und wird von der RegionalkoordinatorinCoco Radsack vom KONTOR verantwortet. Arbeitsschwer-punkt in diesem Jahr war die erstmalige Ausrichtung des»Grafikfestivals Druckstock«. Zum Organisationsteam gehören außerdem die Künstlerinnen Kerstin Baarmann,Ute Laux und Barbara Wetzel.

Für die Realisierung der regionalen Netzwerkarbeit undfür die Umsetzung der Modellprojekte stehen uns pro Region Fördermittel für Honorare der Regionalkoordinato-rinnen und PR-Mittel, wie Flyer etc. als erste Anschub-finanzierung in kleinem Rahmen zur Verfügung. Für allegrößeren Vorhaben sind zusätzliche Mittel zu akquirierenund/oder Arbeitszusammenhänge und Marketingbünd-nisse regional bzw. landesweit zum gegenseitigen Vorteilaufzubauen.

Ein wichtiger Bereich, der in diesem Kontext in den Blickzu nehmen ist, ist die Frage nach der Qualitätssicherung.Ein sehr gelungenes Beispiel ist aus meiner Wahrneh-mung die Bewerbung der Kulturnacht Schwerin am 29.10.dieses Jahres anlässlich von »KUNST HEUTE«, dem Tagder zeitgenössischen Kunst in MV. In dem Programm sindverschiedenste Angebote aus den Bereichen Kunst undKultur aufgeführt. Die Angebote aus dem Bereich profes-sionelle zeitgenössische bildende Kunst sind gut erkenn-bar durch das »KUNST HEUTE«-Logo.

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Wer stattdessen lieber z.B. die historischen Warteräume»für Allerhöchste und Höchste Herrschaften« des »Ver-eins Fürstenzimmer Schweriner Hauptbahnhof e.V.« an-schauen will, weiß, da hier kein »KUNST HEUTE«-Logosteht, dass ihn hier keine zeitgenössische professionelleKunst erwartet – aber sicher auch ein sehr interessanteskulturelles Highlight der Kulturnacht. Wichtig ist, soweitich das einschätzen kann, dass salopp gesagt »drin ist,was drauf steht«. Auf diese Weise können sich die Kunst-und Kulturtourismus-Kunden einen verlässlichen Über-blick darüber machen, was sie jeweils erwartet und sichauf dieser Grundlage bewusst für das eine oder je nachVorlieben und Interesse eben für das andere Angebot bzw.touristische Produkt entscheiden.

Die Durchführung der heutigen landesweiten Fachtagung –angesiedelt im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte –ist ein zweiter Arbeitsschwerpunkt unseres Projektes.Weitere Veranstaltungen, dann auf regionaler Ebene, sind 2012 in den Landkreisen Vorpommern-Greifswald mit Usedom, Vorpommern-Stralsund mit Rügen und an der Ostseeregion im Bereich Nordwestmecklenburggeplant. Zum Abschluss der Förderperiode wird es 2013 eine weitere landesweite Fachtagung geben.Bei der Planung der Fachtagung war für uns in keinerWeise absehbar, wie die Reaktion auf unsere Einladungsein wird. Umso mehr hat uns die ausgesprochen großeResonanz wirklich sehr gefreut – angefangen von den vielen Referentinnen und Referenten, die sich mit ihremKnow-how und ihren jeweiligen Erfahrungen aus so unter-schiedlichen und hoch interessanten Bereichen einbrin-gen, bis hin zu den zahlreichen Anmeldungen von Teil-nehmerinnen und Teilnehmern, die ihrerseits weitreichendeFachkenntnis und Erfahrungen aus je ihrem Bereich mit-bringen. Vielen Dank allen an dieser Stelle dafür! Mögendie Anliegen, mit denen Sie heute gekommen sind, ihrer-seits auf Resonanz treffen. Ein besonderer Dank gehtzudem an die Moderatorinnen und Moderatoren, an HerrnConradt und seine Mitstreiter von der Kachelofenfabriksowie an meine Mitarbeiterinnen aus dem Frauenbil-dungsnetz für ihren großen Einsatz bei der Vorbereitungder Tagung.

Ich wünsche uns für die heutige Tagung, dass interessanteAnsätze und Ideen ausgetauscht und entwickelt werdenund sich viele spannende Kontakte und Arbeitszusammen-hänge ergeben sowie angeregte Diskussionen und weiter-führende Impulse im Bereich Kunst & Kulturtourismus fürLand und Region in unserem besonderen »Garten der Metropolen«.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

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w Statement »Kleine Flamme oder touristischer Leuchtturm?« Kulturtourismus in Mecklenburg-Vorpommern(Auszug)

Tobias Woitendorf

Leiter Kommunikation/Stellv. Geschäftsführer Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommernwww.auf-nach-mv.de, www.urlaubsnachrichten.de

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Was ist Kulturtourismus?Einige definitorische Ansätze

w allgemein: Bewegung zu kulturellen Attraktionen, um Eindrücke/Wissen zu sammeln

w World Tourism Organization: Eintauchen in die natürliche Geschichte, das menschliche und kulturelle Erbe, Künste, Philosophie und die Institutionen anderer Länder bzw. Regionen

w Martin Lohmann: Als Faktor des touristischen Ange-botes ist Kultur […] einer der Aspekte, die die Anzie-hungskraft einer Region ausmachen, sie kann aber auch eigens zur Ergötzung der Touristen geschaffen worden sein. Nachfrageseitig ist Kulturtourismus zunächst eine motivationale Haltung, d.h. der Wunsch oder die Erwartung, im Urlaub etwas mit Kultur zu tun zu haben.

w Begriff nicht klar abgegrenzt:w im engeren Sinne: Event- und Veranstaltungsreisen,

Ausstellungsreisen, Studien- und Besichtigungsreisen (Spezialisten: Kulturkenner, Eventsucher), eher Hoch-kultur, Potenzial: 5 bis max. 10%

w im weiteren Sinne: Gelegenheitskulturtouristen (Generalisten: Kulturkonsumenten, kulturinteressierte Erholungsurlauber), eher Populär- und Alltagskultur

w Unterscheidung:w einerseits: lokaler Markt, regionaler Markt, über-

regionaler Markt (nachfragebezogen)w andererseits: lokale Angebote (kein Reiseanlass),

regionale Programme (eher kein Reiseanlass), überregionale Höhepunkte (Reiseanlass, Chancen für Kulturpauschalen)

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Bedeutung von Kulturtourismus in Deutschlandw zweitbeliebtestes Kulturreiseland in Europa

nach Frankreich w etwa 80 Millionen Kulturausflüge/Jahrw der jährliche Bruttoumsatz, der durch Städte- und

Kulturtourismus in Deutschland erwirtschaftet wird, liegt bei 82 Mrd. Euro und 1,56 Millionen Menschen bestreiten ihr Einkommen in diesem Bereich

w Ziele: 33 UNESCO-Welterbe-Stätten, 1.100 historischeStadt- und Ortskerne, 6.000 Museen, 130 Berufsor-chester, 180 thematische Straßen, Kulturwege und historische Routen, 360 öffentliche und private Bühnen, 12.000 Kultur- und Volksfeste, Kunstschätze, Bauwerke, Kirchen

w starke Konkurrenzsituation für MV, eher hintere Platzierung CDU/CSU/FDP-Antrag Bundestag 2010 (DS 17/676)

w 77 % der Deutschen besuchen im Urlaub zumindest gelegentlich kulturelle Sehenswürdigkeiten wie z.B. Museen

w 37 % der Bundesbürger besuchen Musikaufführungen in ihrem Urlaub

w etwa 18 Mio. Bundesbürger unternehmen jährlich eine Reise zu einer bestimmten Veranstaltung bzw. Event

w 12 % der Bundesbürger, ca. 7,7 Mio. Personen, planen »ziemlich sicher« bzw. »wahrscheinlich« in den nächsten drei Jahren eine Kulturreise zu einem ausgewählten Kulturangebot

w der Deutsche Tourismusverband (DTV) schätzt, dass im Deutschlandtourismus jährlich Umsätze in Höhe von etwa 45 % des Gesamtumsatzes durch kulturorientierte Reisen und Städtereisen erwirtschaf-tet werden – das sind ca. 32 Mrd. Euro

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Wer hat Kulturtouristen im Fokus?Bildende Kunst: Lücke zwischen Ausrichtung und Nachfrageaus Kulturanalyse MV 2008

Kultureinrichtungen Insgesamt mehr als 10 Millionen Besucher (2008)aus Kulturanalyse MV 2008

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Bedeutung von

Kulturtourismus

in MV

aus Gästesicht

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Studie zur Themenkompetenz deutscher Urlaubsziele

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Grundlegende Thesen

w Tourismus löst nicht das Spannungsfeld zwischen Kunst und Markt.

w Kulturtourismus ist ein wichtiger Entwicklungsmarkt für MV.

w Bei der Attraktivität kultureller Angebote bewegt sich MV (noch) nicht im vorderen Feld der Bundesländer.

w Die Veranstaltungsstruktur in MV hebt sich nicht von den Angeboten anderer Bundesländer ab.

w Es gibt nur wenige überregional bedeutende kulturelle Marken (Festspiele MV, Usedomer Musikfestival, Störtebeker, Dt. Meeresmuseum, Kunst:Offen, Backstein, Schlösser/Gutshäuser, Bäderarchitektur, Hanse, Hanse Sail, Bachwoche …).

w Der Mangel an Metropolen und größeren Städten ist ein Nachteil im innerdeutschen Wettbewerb.

w Kultur ist ein essentielles Komplementärelement der Urlaubsgestaltung in MV (attraktivitätssteigernd, saisonverlängernd).

w Urlaubsreisen nach MV werden seltener als Kultur-reisen angetreten (nur für 1 % Haupturlaubsart).

w Die touristische Nachfrage katalysiert die Anzahl und Qualität von Kulturveranstaltungen in MV (auch für Bewohner; Vgl. Sommer und Winter).

w Kultur/Geschichte sind wichtige Determinanten für den Ausbau des internationalen Tourismus.

w Kulturelles Erbe ist touristisch stärker nachgefragt als moderne Kunst und Kultur.

w Touristische Nachfrage nach Angeboten der U-Kultur ebenso gestiegen wie nach E-Kultur.

w Die Abgrenzung von Touristenkultur und übriger Kultur ist nicht zulässig.

w Interesse an Kultur unterstützt bei der Bewahrung/dem Hervorkehren von Traditionen.

w Kultur (Kunst/Literatur/Musik) in Ostdeutschland ist stark von öffentlicher Hand abhängig (wenig Mäzena-tentum, Stiftungswesen, gewachsenes Selbstverständ-nis gegenüber Kultur).

w Kultur muss weg vom Image als Subventionsempfängerhin zur Kulturwirtschaft (Arbeitskräfte).

w Management an der Nahtstelle von Tourismus und Kultur zu schwach ausgeprägt.

w Kooperation mit Tourismus: langfristige Programm-planung (klare Programmatik/Profil), Vertrieb, Zusam-menarbeit mit Reisemittlern, Kombi-Angebote, Kultur-routen, Buchbarkeit, Pauschalen, differenzierte Ange-bote, Veranstaltungskalender.

w Kultur fördert Kreativität und Offenheit und damit die Fähigkeit zur Innovation, zur Identitätsbildung und zur Ausprägung von Selbstbewusstsein in Regionen.

w Das Image von MV braucht eine stärkere kulturelle Aufladung.

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w Statement »Kunst & Kulturtourismus in Mecklenburg-Vorpommern«

Jan Witte-KropiusVorsitzender Künstlerbund Mecklenburg und Vorpommern e.V. im BBKund Kulturwerk des Künstlerbundeswww.kuenstlerbund-mv.org

Vorweg an dieser Stelle erst einmal vielen Dank an FraukeLietz und alle Mitwirkende, die diese Fachtagung hier ermöglicht haben.

Anknüpfen möchte ich an meine Vorredner, die von denProblemen des Verständnisses untereinander bzw. zu-einander sprachen. Ich versuche kurz die Position desKünstlerbundes Mecklenburg und Vorpommern zu skizzieren. Es freut mich persönlich, dass viele Künstlerheute anwesend sind und ihr Interesse am Thema damitdokumentieren.

Der Künstlerbund Mecklenburg und Vorpommern e.V. imBBK ist der Landes- und Berufsverband der professionellarbeitenden Bildenden Künstlerinnen und Künstler in denBereichen Malerei, Grafik, Bildhauerei, Objektkunst, Foto-grafie, Installation, Konzept, Medienkunst, Performanceund Kunstwissenschaft mit mehr als 300 Mitgliedern – einnicht unbeträchtlicher Anteil der in Mecklenburg-Vorpom-mern lebenden und arbeitenden Künstler.

Zur Lebenssituation der Künstler möchte ich einen Ge-sichtspunkt hinzufügen, der auch touristische Relevanzhat. Grundlage hierfür ist unsere gemeinsame Kenntnisder bundesweiten Studie zur wirtschaftlichen und sozialenSituation der Künstlerinnen und Künstler, die vor zwei Wochen in Berlin vorgestellt wurde. Nicht nur die Fragenach der Lebenssituation der Künstler ist bemerkenswert,sondern auch die, warum immer mehr freischaffende Bildende Künstler nach Mecklenburg-Vorpommern ziehen – ganz im Gegentrend zur ansonsten typischen,statistisch belegten Abwanderung. Hier ergeben sich Fra-gen, über die – z.B. im weiteren Verlauf der Tagung – nochausführlicher beraten oder gesprochen werden kann.

Aus Sicht der Künstler ist Mecklenburg-Vorpommern aus-gesprochen interessant. Es ist ein sehr weites Land undbietet kulturelle und künstlerische Möglichkeiten, die manin Ballungszentren in dieser Weise nicht hat. Wir habeneine Vielzahl einzigartiger und besonderer Orte, die einekulturell gewachsene Identität bewahrt haben. Das sind –aus meiner Sicht – Gegebenheiten, die für Künstler undfür kreatives Arbeiten Herausforderungen darstellen.

Darüber hinaus gibt es noch weitere zu erwähnende Ge-sichtspunkte. Dazu gehören die Anbindung an Zentren wieBerlin und Hamburg, aber auch die Nähe zu Skandinavien –also Voraussetzungen, mit denen wir in MV punkten kön-nen. Doch ist es letztlich auch immer eine Frage der Le-benshaltungskosten: Hier in Mecklenburg-Vorpommernkann ich mir große Arbeitsmöglichkeiten und -räumeschaffen und leisten, wie ich sie in Berlin oder Hamburgnicht haben könnte.

Nichtsdestotrotz ist die Lebenssituation nicht wirklich gut für Bildende Künstler in Mecklenburg-Vorpommern,zumindest für den allergrößten Teil der Künstler nicht. Wie schon gesagt, die aller-, allerwenigsten können aus-schließlich von ihrer Kunst leben. Die meisten sind ge-zwungen, ARTfremde Jobs nebenher oder gar zumgrößten Anteil ihrer Arbeitszeit auszuführen. Wenn sieGlück haben und sich ihnen eine derartige Möglichkeit eröffnet, haben sie einen Zuverdienst für ihren Lebens-unterhalt, der ihr eigentliches Tun, nämlich Kunst zu machen, wenigstens peripher tangiert.

Nun möchte ich auf das Engagement von Künstlern zusprechen kommen, ihre Kunst, die ja eigentlich im Stillen,in der »Isolation« und in der Regel im Atelier passiert undentsteht, in die Öffentlichkeit zu bringen. Viele Künstlersetzen sich sehr dafür ein, um mit ihrer Kunst in der Öf-fentlichkeit präsent zu sein. Sie suchen nach Wegen, dasAnliegen ihrer Kunst zu kommunizieren, darüber in denAustausch zu treten und sich mitzuteilen. Und da sind wirdann mitten in der Frage nach Kunst im Kontext von Tou-rismus. Voranstellen will ich meinen Überlegungen hierzu,dass es jedem Künstler ganz sicher freigestellt ist, auf seinem Hof oder wo auch immer er lebt und arbeitet, eintouristisches Angebot zu unterbreiten, das heißt: Ferien-unterkünfte zu erschaffen und zu vermieten, Workshopsanzubieten o.ä.

Nichtsdestotrotz denke ich aber für die Mehrheit oder zu-mindest für die meisten Mitglieder des Künstlerbundes zu sprechen, wenn ich sage, dass sich Künstler nicht inerster Linie als touristische Anbieter sehen, sondern zual-lererst und vor allem als Kunstschaffende. Ergo: Sie sehen

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sich nicht als »touristische Gewerbetreibende« und wollenauch nicht als solche wahrgenommen werden. Das Haupt-anliegen ist mit Sicherheit das »Kunstmachen«. Nichtsdestotrotz ist eine Vernetzung mit der touristischenEntwicklung in Mecklenburg-Vorpommern, denke ich,auch von den meisten Künstlern sehr gewollt. Hierin wirdeine Chance kreativer wirtschaftlicher Vermarktung gese-hen, die in die Breite, in die Flächigkeit des Landes geht, z.T. auch mit kleinen Kultur- und Kunstangeboten. Vondaher finde ich es schön, dass man heute mal auslotenkann, wo die Grenzen sind, wo die Möglichkeiten und diePerspektiven.

An dieser Stelle möchte ich zurückkommen auf dasSelbstverständnis des Künstlerbundes Mecklenburg undVorpommern. Er sieht sich in zwei wichtigen Funktionen.Die eine ist, sich auf politischer Ebene für die Interessenseiner Mitglieder einzusetzen. Die andere wichtige Funk-tion ist, für und mit seinen Mitgliedern Kunstprojekte zuinitiieren und zu fördern, die die Wahrnehmung und Wert-schätzung der Kunst in der Öffentlichkeit steigern, undauch auf diesem Weg den Lebensunterhalt, die Arbeits-und Lebensbedingungen der Künstler zu verbessern.Dafür suchen wir uns Partner. Und da haben wir dankens-werterweise das Frauenbildungsnetz wie auch den Touris-musverband des Landes als Kooperationspartner.

Der Tourismusverband veranstaltet, wie bereits von HerrnWoitendorf ausgeführt, seit vielen Jahren das PfingsteventKunst:Offen. Als Künstlerbund Mecklenburg und Vorpom-mern haben wir 2008 zusammen mit dem Verband derKunstmuseen und Kunstinstitutionen das Projekt KUNSTHEUTE als Tag der zeitgenössischen Kunst ins Leben gerufen. Dieser gemeinsame Aktionstag, der immer amletzten Sonnabend im Oktober stattfindet, will das öffent-liche Interesse an zeitgenössischer Kunst fördern undrichtet den Fokus auf das Entstehen, Vermitteln und Vermarkten aktueller Bildender Kunst im Land. VielfältigeAngebote: Führungen, Kunstaktionen, Künstlergesprächein Ateliers, Einzel- und Gruppenausstellungen lassen neugierige Kunstfreunde und solche, die es werden möch-ten, am aktuellen Kunstgeschehen teilhaben. Das »jüngste Kind« der Kooperation zwischen dem

Landestourismusverband und dem Künstlerbund ist derGrafikwettbewerb »Urlaubsland Mecklenburg-Vorpommern«.

Soweit in aller Kürze einiges über den Künstlerbund, demnoch manches zu den geplanten Initiativen des vor einemJahr als gemeinnütziger Verein gegründeten Kulturwerkesdes Künstlerbundes hinzugefügt werden könnte. Im Verlauf der Tagung werden die hier anwesenden Kolle-ginnen und Kollegen sicher noch ihre ganz privaten eige-nen Sichten, Vorstellungen und Erwartungen in RichtungKunst und Kulturtourismus einbringen.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und weise alle Interessierten für weiterführende Informationen auf unsere Homepage www.kuenstlerbund-mv.org hin.

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Vorwegw Kulturportal MV 2002 gestartet auf Initiative von MVweb

(Tochter der Tageszeitungsverlage in MV)w Technischer und redaktioneller Betrieb seitdem

durch MVwebw Weiterentwicklung des Portals durch Kulturförder-

projektew soll als Instrument für Marketing/ Vernetzung neu

aufgestellt werdenw Arbeitsgruppe Kulturportal gegründet/ Konzept

vorgelegt

Was soll das neue Kulturportal sein?w zeitgemäßes, hochwertiges und ausbaufähiges

Onlineangebotw effektives Präsentations- und Vermarktungs-

instrument für Kulturschaffende und –einrichtungen, für Mecklenburg-Vorpommern als Kulturreiseland

w Vernetzungsinstrument für die Kulturtreibenden in MVBrücke zur realen Vernetzung

w Mehrwert für alle Beteiligten und Nutzer

Schlüssel zum Erfolgw Qualitätw Mitwirkungw Marketingw Organisation/ Kommunikationw Sicherheit

w Nutzwert für Aktive und Besucher

w Statement »Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation auf Landesebene – Konzeption eines neuen Kulturportals für das Land Mecklenburg-Vorpommern«

Beate GrohsAgentur MVweb GmbH & Co. KGwww.kulturportal-mv.de

NUTZERgenerieren eigenen Inhalt des Portals

Bildende Kunst Literatur

Kuturelle Kinder- und Jugendbildung

Musik Soziokultur Festivals Weblog

Foren

Festspiele Kultureinrichtungen

Empfehlungen

MV-Karte Darstellende Kunst

Architektur und Baukunst Kulturerbe

Geschichte und Heimat Film und Medien

Kulturregion

Kulturreiseland MV

Kultur am Weg Aktuelle Meldungen

Museen und Gedenkstätten Künstler

Veranstaltungen Netzwerke Projekte

Kultur- und Kreativwirtschaft Kulturgut

Informieren und partizipieren

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NUTZER

WEBSITEBESUCHER

KunstschaffendeKultureinrichtungen

Die Basis Veranstaltungen

Meldungen

Kulturtouristische Angebote

Kulturgut

KontaktinfosLink zur eigenen WebsiteBild(er), VideoBeschreibungstextPartner | Angebote (Hotels, Gastronomie, Verkehrsbetrieb,Künstler | Einrichtungen)Eigene soziale Netzwerke

+Eigene VeranstaltungenEigene AngeboteEigenes KulturgutEigene Meldungen

PROFIL

KulturinteressierteKulturbegleiter

Registrierung

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Vermarkten und vernetzen

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Veranstaltungsseite mit:

VeranstaltungsinformationenKontakt VeranstalterBild(ern)ggf. VideoVeranstaltungsort auf Karte

Anzeige von NutzerEmpfehlungen

Share-Funktionen(Facebook, Twitter u.a.)

PROFIL

Veranstaltungen

Meldungen

VeranstaltungskalenderKulturreiseland MV / MV KarteThematisch passende SeitenEigene Profilseite

Tourismusverband MVRegionale TourismusverbändeLandesportal MVLandkreise | Ämter | Städte… weitere Partner

Applikation (APP)Mobile Website

eMail-Verteilerzum Beispiel:

MedienStammkundenFreunde

KULTURPORTAL

WeitereWebsites

und Portaleim Land

Mobile Anwendungen

Beispiel

Veranstaltungen

KULTURPORTAL

Kulturgut

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Beate GrohsSeit 2000 bei MVweb / 2008 PLANET IC, Projektleitung, Leitung Onlineredaktion1991 bis 2000 bei Schweriner VolkszeitungMarketing, Vertrieb

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PROFIL

PROFIL PROFIL PROFIL

PROFIL

Ich schreibe Nachrichten

an anderen Profile.

Ich wirke in einer Gruppe mit, z.B. im regio-nalen kulturtouristischen

Netzwerk.

Ich schreibe imWeblog

und kommentiere.

Ich knüpfe Kontakte

mit anderen Profilen.

Ich empfehleanderen

Veranstaltungen,Kulturgut, Meldungen.

Ich lade andere zum Mitmachen

im Portal ein.

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w Statement »Engagement des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte im Bereich Kunst und Kultur«

Landkreis Mecklenburgische SeenplatteMarcella SchröderSachgebietsleiterin Kreisentwicklung, tätig im Amt für Wirtschafts-förderung und Kreisentwicklung am Regionalstandort Waren (Müritz)www.lk-mecklenburgische-seenplatte.de

1. Der Landkreis betreibt zwei Museen in eigener Trägerschaft

AGRONEUM, Alt Schwerinw ehemals Agrarhistorisches Museum Alt Schwerinw Ausstellungsziel: Darstellung der Großflächenwirt-

schaft von 1848 bis zur Gegenwartw endgültige Fertigstellung 2013 zum 50. Jubiläum

des Museums

Heinrich-Schliemann-Museum, Ankershagenw Es ist weltweit das einzige Museum mit so umfassen-

den Informationen über das Leben und Wirken Heinrich Schliemanns.

w Der Landkreis würde auch hier gerne Investitionen im Umfang von ca. 4-5 Mio. Euro umsetzen (Votum Kreis-tag notwendig).

2. Kulturelle ProjektförderungGefördert werden – im Rahmen der Mittelverfügbarkeit im Kreishaushalt – seit vielen Jahren verschiedene Kunst- und Kulturprojekte aus den Bereichen Soziokultur,Museen, Heimatpflege, Kunst und Musik.Dazu gab es bisher in jedem Landkreis eine entsprechendeRichtlinie, aktuell wird eine einheitliche Richtlinie ange-fertigt.

3. KünstlerförderungDie Altkreise fördern seit vielen Jahren einzelne Künst-lerinnen und Künstlera. im Rahmen der o.g. Projektförderung

(z.B. finanzieller Zuschuss für die Erstellung eines Künstler-Kataloges o.ä.),

b. durch Vergabe von Aufträgen.

4. Beteiligung an der Organisation großer Veranstaltungen

KUNST:OFFENw Pfingsten und »KUNST:OFFEN« gehören in unserer

Region seit 1995 zusammenw Die alten Landkreise Müritz und Mecklenburg-Strelitz

sowie die Stadt Neubrandenburg haben hier bereits seit Jahren eine lobenswerte Zusammenarbeit geleistet (finanzielle Unterstützung, gemeinsame Organisation der Eröffnungsveranstaltungen).

w evtl. Initiierung eines »KUNST:OFFEN+« für Profikünstler/innen und Kunsthandwerker/innen, als Ergänzung zu »KUNST:OFFEN«(zeitlich abgegrenzt, so wie jetzt »KUNST HEUTE«)

Kultur-Herbst am Tollenseseew wurde 2004 ins Leben gerufen, als zusätzliche Attrak-

tion in der Nebensaisonw enge Zusammenarbeit der Altkreise und der Stadt

Neubrandenburg (z.B. gemeinsamer Flyer)

Festspiele MVw seit 1994 in Ulrichshusen auf Initiative von Familie

von Maltzahn, heute drittgrößtes Klassikfestival in Deutschland

w der Landkreis unterstützt die Festspiele finanziell

5. BibliothekswesenDer ehemalige Landkreis Müritz hat sich bis heute sehrintensiv der Problematik der bibliotheksmäßigen Versor-gung im ländlichen Raum gewidmet und fördert seit über 17 Jahren den Müritz-Bibliotheksverein, der unter ande-rem auch eine Fahrbibliothek betreibt.

6. AusstellungenSeit 1997 werden im Verwaltungsgebäude des ehemaligenLK Müritz regelmäßig Ausstellungen von einheimischenKünstlerinnen und Künstlern gezeigt (aktuell bereits die88. Ausstellung).

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w Statement »Paradigmenwechsel! Die Herausforderung für Unternehmer und Künstler in der Entwicklung kulturtouristischer Angebote am Beispiel des Kulturvereins Mecklenburg Inspiriert e.V.«

Katharina TrabertKulturverein Mecklenburg Inspiriert e.V.www.mecklenburg-inspiriert.com/verein

Sehr geehrte Damen und Herren,mein Name ist Katharina Trabert, ich vertrete den Kultur-verein »Mecklenburg Inspiriert«, der in der Region in undum Kühlungsborn, Heiligendamm und Bad Doberan tätigist. Mein Berufsprofil ist ein Hybrid, ich habe mich von derKunst über das Kulturmanagement zur Regionalentwick-lung bewegt und bin nach wie vor in diesen drei Bereichentätig. Mein Hauptinteresse gilt der Schnittstelle Kunst &Tourismus und den Möglichkeiten, die sich auf dieserSchnittstelle für eine nachhaltige Regionalentwicklung, die den Bürger ins Zentrum stellen, ergeben.

In den Projekten, für die ich arbeite, geht es sowohl umKunst als Inhalt als auch um Kunst als Instrument für dasErreichen von anderen Zielsetzungen, so z.B. die Entwick-lung von touristischen Destinationen oder neuen Produk-ten, die Gewinnung neuer Zielgruppen, die Kompetenz-entwicklung von touristischen Unternehmern oder kultu-rellen Akteuren, die Vermittlung zwischen Institutionenund Bürgern.Da ich viel für öffentliche Institutionen und europäischeNetzwerke arbeite, stellen die EU-Politiken eine wichtigeArbeitsgrundlage dar, auf die ich auch in meiner Arbeit fürden Kulturverein »Mecklenburg Inspiriert« Bezug nehme.

Ich erwähne an dieser Stelle kurz drei Diskurse, die für die Kooperation von Kultur, Kunst und Tourismus von Bedeutung sind.

w Überall ist von Kreativwirtschaft die Rede. Das im letzten Jahr veröffentlichte »Grünbuch zum Potential derKultur- und Kreativindustrie« betont u.a. die Wichtigkeitder Entwicklung der Kreativindustrie im ländlichen Raum,wo durch innovative und krosssektorielle Kooperationenneue Potentiale aufgedeckt und derzeit noch ungeahnteArbeitsplätze geschaffen werden können.

w Von großer Bedeutung ist die Rolle von Kultur in denStrukturfonds: Es wird zunehmend erkannt, dass Kultureinen wichtigen Beitrag zu w wirtschaftlicher Entwicklung,w sozialer Integration w und Innovation leistet.

Dies sind die wichtigsten Zielsetzungen der Europa 2020Strategie für smartes, inklusives und nachhaltiges Wachs-tum, die Ziele, auf die sich ab 2013 alle Anträge um öffent-liche Fördermittel beziehen werden müssen.

w Es ist natürlich zu beachten, was Kultur für die touris-tischen Zielsetzungen Europas bedeutet – denn Europa, so die Kommission, soll das wichtigste Reiseziel der Weltbleiben. Dabei ist ein wichtiges Thema die Entwicklungdes »Europäischen Erlebnisses« – und wer, wenn nicht Akteure aus Kunst und Kultur, ist in der Lage, dieses Erlebnis zu entwickeln und zu vermitteln!

Sowohl diese als auch weitere europapolitische Diskurseweisen wichtige Nischen und Potentiale für die Entwick-lung kultur-, kunst- und kulturtouristischer Produkte undLeistungen auf.

Letzten Dezember, ich wohnte noch in Mailand, lernte ichzufällig auf dem Schloss Bröllin in Vorpommern ein paarengagierte und visionäre Hoteliers kennen und erfuhr vonderen Projekt »Mecklenburg Inspiriert«. InternationaleKünstler werden in der Nebensaison für Arbeitsaufent-halte eingeladen, um die Region in und um Kühlungsborn,Heiligendamm und Bad Doberan im Ausland bekannter zumachen. Fünf Hoteliers und Gutshausbesitzer in und umKühlungsborn und Bad Doberan beherbergten in den Win-termonaten kostenlos Künstler für teilweise mehr als achtWochen, die ihnen von Botschaften oder über andere guteKontakte empfohlen wurden. Die Arbeiten wurden gegenEnde des Aufenthaltes dem Publikum präsentiert.

Ich war fasziniert von der Tatsache, dass hier ein kultur-bzw. kunsttouristisches Projekt aus Initiative von Unter-nehmern entwickelt wurde. Gleichzeitig war jedoch auchspürbar, dass ein weitgehend nicht ausgeschöpftes Poten-tial vorhanden war, da sich die Aktivität rein ehrenamtlichund von Personen ohne spezifische Kenntnisse im Künst-lerischen entwickelte. Dem ersten Treffen folgte ein Bera-tungsbesuch und dieser führte rasch zu einer Zusammen-arbeit mit dem Verein. Diese wurde ermöglicht durch Gelder des Europäischen Sozialfonds, die ich beim Landes-förderinstitut akquirierte.

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Mein Arbeitsauftrag ist in diesen 12 Monaten die »Entwick-lung eines Kreativtourismussegments als saisonverlän-gernde Maßnahme« auf Grundlage des Künstlerresidenz-programms »Mecklenburg Inspiriert«.

Wichtige Ziele sind dabeiw Ansätze für Nebensaison- und Hinterlandentwicklung w und das Erreichen neuer und kulturell interessierterPublikumsgruppen mittels Kunst und Kultur.

Der Begriff des Kreativtourismus basiert auf den Prinzi-pien nachhaltiger Entwicklung. Darum ist von zentralerBedeutung die Zusammenarbeit mit den »Kreativakteuren«der Region, d.h. Künstlern, Kunsthandwerkern, Köchen,Erfindern etc. Deren Einbeziehung in die touristische Ent-wicklung soll die soziale und wirtschaftliche Entwicklungauf breiter Basis fördern.Der Kreativtourismus hat zum Ziel, authentische Erleb-nisse für Touristen zu schaffen und somit dem sich steigernden Individualitätsbedürfnis des Konsumentenentgegenzukommen. Kunst und Kreativität können Erlebnisse schaffen, da sieunsere Emotionen ansprechen.Darum geht es in der Entwicklung des Kreativtourismus-segments, die derzeit in meiner Arbeit unter dem Namen»Kreativsaison« vonstattengeht und ihren Höhepunkt inzweimal jährlich stattfindenden Kunsttagen finden sollund neben der Zusammenarbeit mit den internationalenauch die mit den hiesigen Künstlern anstrebt.

Ebenso ist das Anliegen, die »Kreativsaison« unter Einbe-ziehung der Einheimischen zu entwickeln, die nicht instouristische Gewerbe oder den kulturellen Sektor einge-bunden sind. Denn nur eine touristische Entwicklung, dievon der Bevölkerung positiv gelebt und so auch nachaußen kommuniziert wird, kann zu einem lebendigen undauthentischen Erlebnis beim Touristen führen.

Hier ein paar Beispiele der aktuellen Künstler:Kate Nolan, irische Fotografin, entwickelt ein fotodoku-mentarisches Projekt in Bad Doberan. Sie lässt sich vonBürgern durch die Stadt führen und sammelt so individu-elle Sichtweisen über den Ort. Diese werden in kleinen

Heften durch Fotos, Geschichten und Zeichnungen festge-halten und können so auch künftig von Besuchern auf Entdeckung in der Stadt genutzt werden. Kate Nolan kenntinzwischen die halbe Stadt.

Stephanie Imbeau nimmt in ihrer Installationsarbeit dasThema der Fluchten auf, die von Kühlungsborn nach West-deutschland versucht wurden. Für die Konstruktion ihrerKartonboote arbeitet sie täglich in der Schule, unterstütztdurch eine Gruppe von Teenagern. Das Projekt steht au-ßerdem im Austausch mit dem örtlichen Grenzturmverein,für den der künstlerische Ansatz eine innovative Umset-zung historischer Themen darstellt.

»réaltympanica« ist ein Trio aus London, das eine Perfor-mance in einem Hotelzimmer entwickelt und dabei vonden Angestellten unterstützt wird.Dies sind drei Beispiele künstlerischer Arbeit, die sowohltouristische Aspekte als auch Werte für Einheimische mit-einschließen, ohne die Qualität der künstlerischen Arbeitaufs Spiel zu setzen.

Die Umsetzung bedeutungsvoller Kooperationen für einekunst-, kreativ- und kulturtouristische Entwicklung be-deutet jedoch eine Herausforderung für alle Beteiligten. w Für die Künstler, von denen verlangt wird, unternehme-rischer zu denken, statt nur in ideellen Werteparadigmen.w Von den Entscheidungsträgern, die sich der zunehmen-den Bedeutung von Kreativakteuren in der Entwicklungvon Städten und Regionen bewusst werden und innovativePolitiken entwickeln müssen, die diese fördern können.

Aber insbesondere ist es auch eine Herausforderung fürdie touristischen Unternehmen, die sich in dem Vorhaben,Kunst und Kultur als Potential für ihre wirtschaftliche Ak-tivität und die Entwicklung der Destination annehmen wol-len, mit einer neuen Logik, einem anderen Wertesystemkonfrontieren müssen.Denn der Wert, den künstlerische Arbeit produziert, istselten zählbar oder kalkulierbar, während Kalkulieren fürjeden Unternehmer eine existentielle Aktivität ist. Trotz-dem führt die Integration künstlerischer Aspekte dazu,dass Besucher sagen: »Wir kommen wieder – was wir hier

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erlebt haben, war einzigartig!«. Allein die Tatsache, dassdie Arbeit von Künstlern nicht primär finanziell motiviertist, aber trotzdem entlohnt werden muss wie jede andereArbeit, kann schnell zu Missverständnissen führen.Außerdem ist künstlerische Arbeit, insbesondere wenn sieexperimentell und prozess- oder ortsbezogen ist, oftschwer planbar, erfordert Flexibilität und Spontanität.Und vieles mehr gäbe es zu sagen.

Den touristischen Unternehmer interessiert es, innovativeund einzigartige Angebote für seine Besucher oder Kun-den zu entwickeln. Er selbst ist jedoch dazu nicht in derLage und muss auf die Zusammenarbeit mit Menschenvertrauen, deren Ideen und Vorschläge er eventuell an-fangs nicht einmal nachvollziehen kann, eben weil sie auseiner anderen Logik – und zwar selten einer Marktlogik –und motiviert durch Werte, statt durch Gewinnorientierungentstehen. Um jedoch diese neuen Angebote entwickeln zu können,ist der Unternehmer genötigt, dem Künstler oder demKreativen die bestmöglichen Arbeitsbedingungen zu er-möglichen. Dies beinhaltet auch die finanzielle Bereitwilligkeit desUnternehmers, dem Künstler oder Kreativen gegenüber.So wie Geld in Marketinginstrumente, Beratungen, Pro-duktentwicklung etc. investiert werden muss, so hat dieArbeit des Künstlers oder des Kreativen ihren Wert.Künstler sein ist zu guter Letzt auch ein Beruf, von dem der Künstler leben muss, kein Hobby, das er in derFreizeit verfolgt.

Es ist also ein großes Vertrauen von beiden Seiten gefor-dert. Denn ebenso muss der Künstler vertrauen, von demUnternehmer ernst genommen zu werden und nicht alleinals Marketinginstrument missbraucht zu werden.Die notwendige Vertrauensbasis und die Grundlage füreine fruchtbare Zusammenarbeit ist meiner Meinung nachnur dann möglich, wenn alle Beteiligten ihre Arbeit nichtallein im Dienst ihres eigenen Gewerbes und Sektorssehen (der Unternehmer im Touristischen, der Künstlerim Kulturellen, etc.), sondern im Dienst einer nachhaltigenEntwicklung, die sowohl Künstler als auch Bevölkerung,Touristen und Unternehmen in Betracht zieht. Für Unter-

nehmer bedeutet das, über die morgige Kassenlage hinaus mit Visionssinn an eine langfristige Entwicklungdes Unternehmens zu denken und das eigene Unterneh-men in Beziehung und Abhängigkeit von der Entwicklungder Destination oder Region zu sehen. Die substantielle Begegnung von Tourismus, Kunst undKultur im Rahmen einer tatsächlichen Zusammenarbeit,einem organischen Dialog und nicht dem einfachen Ein-kaufen von Dienstleistungen wie z.B. einem Konzert odereinem Bild, bedeutet eine Herausforderung, die der Kul-turtourismus als solche nicht kennt, da der Künstler hierfür gewöhnlich keine aktive Rolle einnimmt. Es ist eine spannende Herausforderung!

Noch ein paar Worte hinsichtlich der Künstler: Selbst ausder Kunst kommend weiß ich, dass wir sehr empfindlichsind, was die Zusammenarbeit mit Unternehmen angeht,da wir uns schnell als Marketinginstrumente missbrauchtfühlen. Damit machen wir es uns jedoch beizeiten rechteinfach und entziehen uns der Verantwortung, die auch wirmit unserer Arbeit in der Gesellschaft tragen. Ich denke,es ist ein grundlegender Paradigmenwechsel nötig, wasRolle, Raum und Aufgaben der Kunst angeht. Die Welt verändert sich, dem können wir uns nicht sperren, insbe-sondere in Zeiten von Finanzkrisen, Klimawechsel, tech-nologischer Revolution etc. Kreativität ist ein viel missbrauchtes Wort, doch die Weltheute bedarf mehr Kreativität und dazu kann die Kunstverhelfen. Dem Unternehmer z.B. muss jedoch die Zeit zugestanden werden, zu erkennen, wo für ihn die wahrenMöglichkeiten in der Zusammenarbeit mit Kreativen bzw.mit Künstlern liegen können. Nicht jeder Unternehmerwird die wahren Möglichkeiten erkennen.Ebenso wird nicht jeder Künstler bereit sein, seine ge-wohnten vier Wände zu verlassen und offen für neue auf-regende Wege zu sein.Ich sehe Künstler als unabdingbares Triebmittel für einenachhaltige Entwicklung und somit auch für die touristi-sche. Wenn positive und respektvolle Kooperationen zwischen Künstlern und anderen Sektoren, wie dem touristischen, entstehen, so kann das einen erhöhten Erlebniswert für Besucher, Wirtschaftlichkeit für Künstlerund Unternehmer, Lebensqualität für Einheimische und

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Internationale Künstlerinnen des Residenzprogramms »Mecklenburg Inspiriert«

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Zukunftsvisionen für junge Menschen bedeuten.Ich sehe den Künstler nicht als Instrument, sondern alsBotschafter einer kulturellen Dimension, d.h. einer Di-mension, in der ideelle Werte im Austausch mit finanziel-len stehen und durch die eine Wertsteigerung für dieGesellschaft ermöglicht werden kann.

Die Ergebnisse der bisherigen Arbeit zur Entwicklung desKreativsegments sind folgende:w 11 Hotels und Gutshäuser beherbergen über 30 Künst-

ler aus mehr als 10 Ländern und allen künstlerischen Sparten. Die Künstler wurden von einer Fachjury ausgewählt.

w Jeder Künstler bietet neben der eigenen Arbeit eine Parallelaktivität an, von der Einheimische oder Touris-ten profitieren, z.B. Workshops. Dies hat zu einer intensiven Zusammenarbeit mit der Schule sowie anderen Vereinen geführt und fördert die Identifizie-rung Einheimischer mit dem Projekt – ebenso die Teilnahme von Touristen.

Der Großteil der künstlerischen Projekte setzt sich darü-ber hinaus mit der Region auseinander und öffnet so neuePerspektiven für kulturelles Erbe und Geschichte.w Für jede der zwei Perioden der Künstlerresidenzen,

vor und nach Weihnachten, werden die Ergebnisse der künstlerischen Arbeit im Rahmen der Kunsttage mit einem reichhaltigen Angebot von Konzerten, Auffüh-rungen, Ausstellungen, Installationen und Kunstaktio-nen der Öffentlichkeit präsentiert. Diese Veranstaltunghat durch ihre Einmaligkeit das Potential, sich zu einerwichtigen Veranstaltung in der zeitgenössischen Kunst- und Kulturszene zu entwickeln.

w Es wurde eine Arbeitsgruppe eingerichtet, in der Touristiker und Künstler gemeinsam Angebote für die Kreativsaison entwickeln.

w Die örtliche Jugendherberge sponsert Unterkünfte für Kunst- und Tourismusstudenten während der Kunst-tage, womit allmählich auch ein junges und kreatives Publikum für die Destination interessiert wird.

w Bereitstellung von Fahrrädern und Mobilität werden durch lokale Fahrradverleiher und Lokaltransport-unternehmen ermöglicht.

w Eine Vielzahl von Gastronomiebetrieben sponsert Mahlzeiten und Zusammenkünfte für Künstler.

w Die Resonanz nationaler Medien ist sehr positiv und erkennt die Einmaligkeit des Projektes an.

w Es gibt zunehmend junge Menschen, die sich für das Projekt engagieren.

Es gibt jedoch auch Schwierigkeiten bzw. Heraus-forderungen:w Die Zusammenarbeit mit den regionalen Künstlern

entwickelt sich nur sehr langsam, bisher gibt es wenige Kooperationen. Die Haltung der Künstler den touristischen Unternehmern gegenüber ist noch sehr skeptisch.

w Ein so komplexes Projekt mit unzähligen Beteiligten bedürfte eines starken Teams, wird derzeit aber von nur einer Vollzeitkraft und drei jungen Freiwilligen umgesetzt.

w Es fehlt an Finanzmitteln, um gewisse Qualitätsele-mente zu sichern. Noch fließen keine Gelder der lokalen Behörden in das Projekt.

w Das Projekt wird derzeit als neuer Player im örtlichen Geschehen wahrgenommen und hat es noch nicht geschafft, sich ausreichend in bereits vorhandene Strukturen und Organisationen zu integrieren.

Das gewünschte Potential kann es jedoch nur in Zusam-menarbeit mit den seit Jahren existierenden erfolgreichentouristischen und kulturellen Instanzen entfalten.Dies waren in Kürze ein paar Erfahrungen und Reflexionen,die aus der Zusammenarbeit mit touristischen Unterneh-mern und Künstlern entstanden sind. Wenn Sie neugierig geworden sind und weitere Fragenhaben, kommen Sie gerne auf mich zu. Ich danke Ihnen fürs Zuhören und wünsche weiterhineinen interessanten Tag!

[email protected]

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w Exkurs »Kulturbeirat – Kultur und Kreativwirtschaft im Dialog«

Landkreis Mecklenburgische SeenplatteAdele KrienFachbereich Wirtschaftsförderung www.lk-mecklenburgische-seenplatte.de

Studie zur Kultur- und Kreativwirtschaft im LandkreisMecklenburg-Strelitz und der kreisfreien Stadt Neubrandenburg

2011 wurde die Studie »Kultur- und Kreativwirtschaft imLandkreis Mecklenburg-Strelitz und der kreisfreien StadtNeubrandenburg« von der Hochschule Neubrandenburgerstellt. Auftraggeber war die Kreisverwaltung des ehe-maligen Landkreises Mecklenburg-Strelitz, FachbereichWirtschaftsförderung.

Ziele w Erfassung der Akteure der Kultur- und Kreativwirt-

schaft (KKW) im Landkreis Mecklenburg-Strelitz und der kreisfreien Stadt Neubrandenburg

w Ableitung von Strukturen und Entwicklungspotentialen der Akteure der Kultur- und Kreativwirtschaft, sowie von Synergien mit weiteren Branchen (z.B. Tourismus)

w Formulierung von Zielen und Empfehlungen für die Förderung der Kultur- und Kreativwirtschaft im Land-kreis Mecklenburg Strelitz und der kreisfreien Stadt Neubrandenburg

Auswahl von Ergebnissen der Studiew Erfassung von 254 Akteuren der KKW im Landkreis

Mecklenburg-Strelitz und Neubrandenburg w alle Teilbranchen der KKW im Untersuchungsgebiet

vertreten

»Ohne Grundvertrauen und Sympathie läuft da nichts. Ver-trauensverhältnis ist eigentlich das A und O. Wenn man unsnicht vertraut, kriegen wir auch keinen Auftrag.« Zitat eines Interviews, Thema Netzwerk

w Hälfte der Teilnehmer sind selbständig oder freiberuf-lich in der KKW tätig

w 400 Beschäftigte in der KKW, davon 85 % in Vollzeit w 50 % der Befragten gaben an, weniger als 17.500 €

Umsatz im Jahr zu erwirtschaften (im Jahr 2009), 35 % erwirtschafteten mehr als 50.000 € im Jahr

w Mehrheit der Befragten finanzieren sich vor allem

über eigene Einnahmen, Förderungen werden auf allenEbenen, aber nur im geringen Umfang, in Anspruch genommen

»Die kurzen Zeiträume, kaum Personalkostenförderung,hoher Verwaltungsaufwand – das sind die eigentlichen Hürden bei den Förderprogrammen« Zitat eines Interviews

w Auf Bundes- und Landesebene kooperieren vor allemprivatwirtschaftliche Akteure, Kooperationen innerhalb der Gemeinden und Landesgrenzen finden vor allem im öffentlichen und intermediären Sektor statt

w privatwirtschaftliche Akteure gaben hauptsächlich Erwachsene als Zielgruppe an, öffentliche und inter-mediäre Akteure trennen nicht zwischen den Alters-gruppen

Empfehlungenw Erweiterung der Anwendung von Fördermitteln und

-instrumenten und Schaffung zusätzlicher Instrumentefür bisher unberücksichtigte Branchen und Akteure

w Förderung von Dialog und Austausch zwischen Akteu-ren und Teilbranchen und bessere/intensivere Betreu-ung für die Kultur- und Kreativwirtschaft

w Verknüpfungen kreativer/kultureller Einrichtungen und Angebote mit touristischen Angeboten

Kulturbeirat Im Ergebnis der Vorstellung der Studie auf einer Veran-staltung zur »Kultur- und Kreativwirtschaft« am 23.06.2011in Carwitz wurde auf Initiative des Landrates, Herrn Kär-ger, ein Kulturbeirat gegründet. Anliegen und Aufgabedieses Beirates ist es, Kunst- und Kulturschaffende derRegion zu vernetzen, die Interessen der Kultur-, Kunst-und Kreativschaffenden der Region Mecklenburg-Strelitzzu vertreten und die Koordination und Präsentation ihrerkulturellen Angebote für Einheimische, Gäste und Touris-ten zu optimieren. Der Kulturbeirat versteht sich als Kata-lysator für die Verwaltung, der strategische Prozesse inGang setzt und sie beschleunigt.

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ZieleStärkung von Kunst und Kultur (kulturgeschichtlichen Besonderheiten), um die Region insgesamt nachhaltig zuentwickeln und zu vermarkten, d.h. Standortprofilierungals »Kulturregion«w die bessere Verknüpfung kreativer/ kultureller

Einrichtungen mit touristischen Angeboten (DIALOG)w eine effizientere Ausnutzung der bestehenden

Synergien und die Entwicklung gemeinsamer Produktew die Erweiterung der Anwendung von Fördermitteln

und –programmen sowie die Schaffung weiterer Instrumente für bisher unberücksichtigte Branchen und Akteure

w Einflussnahme bei der Erarbeitung von Rahmenbedin-gungen für die wirtschaftliche Betätigung der Akteure

Aufgabenw Einleiten eines kulturellen und kulturhistorischen

Lernprozesses; wichtig ist hierbei das WIE und welche Partner einbezogen werden

w Entwicklung von Kooperationsprojekten zwischen Leistungsträgern und Akteuren aus der touristischen Wirtschaft und dem Kulturbereich

w Erarbeitung von vermarktbaren, zielgruppenorientier-ten Angeboten

w Entwicklung und Pflege eines Kulturführers und Erar-beitung einer benutzerfreundlichen Internetplattform inkl. eines einheitlichen Veranstaltungskalenders –angestrebt ist die Verknüpfung auch mit dem landes-weiten Kulturportal Mecklenburg-Vorpommern

w Marketingmaßnahmen – Innen/Außen – (Corporate Identity/Design)

w qualifizierte Zusammenarbeit zwischen den kulturellen Akteuren der Region und den kommunalen Verwaltungen und die damit verbundene Einfluss-nahme auf kulturpolitische Zielsetzungen

w Kulturförderungw Öffentlichkeitsarbeit unter dem Motto

»Tue Gutes und sprich darüber«w Einrichten einer Koordinierungsstelle

(LEADER/SEM-Förderung)

Organisationw Tagungsmodus: einmal im Quartal (2012) /

Tagungsort: variabelw Bildung von thematischen Arbeitsgruppen und Wahl

eines Sprechersw Organisation/Vorbereiten der Beiratssitzungen

durch den Sprecher in engem Zusammenwirken mit der Kreisverwaltung

Fachbereichew Musik, Literatur, Bildende Kunst, Darstellende Kunst,

Film, Video, Foto, Design, Architektur, Werbung, kulturelles Erbe, Software, Rundfunk

Handlungsempfehlungenw Kulturmarketing/Logo: Kulturportal MV (Internet-

auftritt), Publikationen, Medienpräsens/Öffentlichkeitsarbeit

w Veranstaltungen wie Messen, Leistungsschauenw Vorhandene Aktivitäten nutzen wie:

jährliche sogenannte Planerwerkstätten der Architektenkammerthematische WorkshopsSeminarangebote von Bildungsträgern

w Förderung (ideell/finanziell)w Potentiale in der Region kennen lernen –

Kultur inszenieren.

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Fragestellung 1Was läuft erfolgreich? Welche Voraussetzungen machendas möglich?

Fragestellung 2Welche Ressourcen gibt es? Was ist hinderlich?

Fragestellung 3Wo wollen wir hin? Was benötigen wir dafür?

w Wir wollen voneinander wissen und Synergieeffekte und Kommunikationswege mitgestalten. Dazu müssen wir uns gegenseitig einladen und bereitwillig sein zu kooperieren. Dazu gehört auch, sich gegenseitig weiterzuempfeh-len, wobei hier auch Qualitätskriterien eine große Rolle spielen. Des Weiteren sollten wir uns themenübergrei-fend vernetzen, also nicht nur Künstler untereinander, sondern auch mit Hoteliers, Unternehmern etc.

w Der Gast soll im Fokus sein. Es sollten Fragen beant-wortet werden, wie: Wer genau ist es, der unsere Angebote, Veranstaltungen etc. nutzt bzw. besucht? Es bedarf hierbei Vermittlungskompetenzen und es sollte auch eine Überflutung von Angeboten vermieden werden.

w Parallelstrukturen sollen vermieden werden. Es gibt viele ähnliche Vermarktungsideen, vor allem auch Websites. Diese könnten in einheitlichen Datenbank-strukturen miteinander verbunden werden, unter-füttert von den Akteuren selbst und auf längerfristiger Basis.

w Wir benötigen ökologische Verträglichkeit, Aufmerk-samkeit für das Thema wecken, eine bessere Verknüp-fung vom Umwelt- und Landwirtschaftsministerium. Wichtige Faktoren für gelingenden Kulturtourismus: IndividualitätRegionalitätDachmarken

Abschließende Wünsche w Kompetenzentwicklung von der Basis unter

Einbeziehung der Akteur/innenw Journalisten, die über kulturpolitische Aktivitäten

berichtenw »über den Gartenzaun schauen«w Marke MV entwickelnw mehr Optimismus und Visionen auch beim

Umsetzen von Ideenw Koordinator/innen

w Workshop 1 Zusammenfassung

ModerationJuliane Krüger-Oechsle

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1 Klingholz, Reiner (2011). Zukunft hoch drei. GEO SPECIAL – Mecklen-burg-Vorpommern, 3/2011, 99.

Wir sind im Jahr 2050 – »Irgendwo im Keller des ehemali-gen Statistischen Landesamtes von Schwerin findet man[…] einen Ordner mit historischen Einwohnerzahlen Meck-lenburg-Vorpommerns: 1,92 Millionen Einwohner 1990,1,64 Millionen 2010. Danach ging es immer schnellerbergab. Der Kollaps des Euros 2018 brachte selbst den bisdahin noch umsatzstarken Tourismus zum Erliegen. Wer auch nur in der Lage war, einen Koffer zu packen,wanderte ab. Ein halbes Jahr später wurde das Bundes-land mit Teilen Schleswig-Holsteins und Brandenburgszum »Reservat Nordost« zusammengelegt. Die letzte Notierung datiert aus dem Jahr 2041: Zwischen Rügen undder Müritz lebten noch 5492 Einwohner, die Hälfte vonihnen über 70 Jahre alt. Danach wurden keine Statistikenmehr geführt [...].« 1Szenarien wie diese grassieren. Aber auch andere Vorstel-lungen sind denkbar: die Ostseeküste als die zukünftigebaltische Riviera, das ganze Bundesland MV ein Mosaikder Gärten der Metropolen Hamburg, Berlin und Stettin ...

Kunststück GARTEN pflanzt und sät unverdrossen.Es wird seit zwei Jahren als eine Initiative der Künstlerin-nen Jutta Bressem, Sabine Kalicki, Christina Pohl und InesDiederich durchgeführt. Primär ist es Ziel unserer Aktion, die Rahmenbedingungenfür unsere künstlerische Arbeit zu optimieren.

Netzwerkarbeit ist hier das Zauberwort.Die begünstigte Position, in einem funktionierenden Netz-werk zu arbeiten, erlebten wir Künstlerinnen im »Kunstvon Kunst zu leben« – Projekt schon seit dem Ende derersten Projektphase. Unter den Prämissen der Netzwerk-arbeit waren hier bereits potente Vernetzungen entstanden. Aktuell wird an der Vernetzung mit »GRÜNerLEBEN – regionale Garten- und Parkroute des Landkreises Meck-lenburgische Seenplatte« gearbeitet.

Für das Kunststück GARTEN öffnen wir unsere Ateliersund Gärten an zwei Wochenenden im Jahr: um die Som-mersonnenwende herum und zur Zeit der Herbstfärbungin den Gärten, sowie nach telefonischer Vereinbarung.Während künstlerischer Arbeitssymposien entwickeln wir neue Konzeptideen und erarbeiten Installationen für

gemeinsame Ausstellungen wie z.B. für die Ausstellungs-aktion »S’Attabler zum Kunststück GARTEN« im Dominika-nerkloster Prenzlau vom 06. Oktober bis 19. November 2011.Symposien- und Ausstellungsaktionen sollen auch 2012weitergeführt werden.Zusätzlich soll die Entwicklung von Angeboten für indivi-duellen Kulturtourismus verstärkt werden. Dabei wollenwir kleinen Gruppen von Besuchern nach Vereinbarungund gegen ein Honorar unsere Route auch außerhalb derveröffentlichten Termine öffnen.Eine Aktion zum zweiten deutschlandweiten Tag »Kulturgut stärken« 2012 ist bereits organisiert. Am 21. Mai wirdder Volkshochschulverband Mecklenburg-Vorpommern e.V.seinen Jahresausflug zu unseren Gärten und Ateliers machen.

Öffentlichkeits- und PR-Arbeit spielen eine zentrale Rollebei der Entwicklung unserer Aktivitäten. Welche Werbe-strategien machen am meisten Sinn? Wie werden wirsichtbar? Wie bringen wir die Informationen über unsereAngebote an die potentiell Interessierten?Dabei ist festzustellen, dass es immer schwerer wird, Artikel gut in Presseerzeugnissen zu platzieren. Wie kannes uns also gelingen, wahrgenommen zu werden? Außer-dem stellt es sich als schwierig dar, zweimal pro Jahr dasgleiche Presseerzeugnis »bemühen« zu wollen.Der moderne Konsument ist tagtäglich über 1.000 Werbe-botschaften ausgesetzt. Der Anteil an nicht beachteter In-formation liegt bei 95 % mit steigender Tendenz. In Anbetracht dessen ist es von essentieller Bedeutung,die richtigen Strategien für die Vermarktung unserer Ideenzu entwickeln. Stets haben wir hierbei darauf gesetzt, den künstlerischenAnsatz unserer Aktion gegenüber dem Gärtnerischen zubetonen.

Publikationen zur Herbstaktion von Kunststück GARTENgab es im Nordkurier, der Schweriner Volkszeitung, zwei-mal im Blitz, auf der NDR-Plattform »WasWannWo«.

w Workshop 1 »Kunststück GARTEN«

Ines DiederichKünstlerinwww.kuenstlerinnen-mv.de, www.kunststueck-garten.de

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Ebenso gab es den Hinweis auf unsere Aktion im NDR-Radio. Versuche, Beiträge in Presseerzeugnissen wie »Das Magazin«, »Emma«, im Presseerzeugnis des »Deutschen Frauenrates« und im Journal »Landlust« zu veröffentlichen, waren nicht erfolgreich.

Neben der Bewerbung in Presseerzeugnissen und Radionutzten wir Flyer, die an gezielten Orten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Hamburg verteilt wurden. Ein Schuber mit Booklet, das unser KunststückGARTEN vorstellt und Klappkarten, die die Arbeit einerjeden von uns zeigen, sind seit dem Sommertermin 2011im Umlauf. Für den Termin im Herbst 2011 haben wir einPlakat erstellt und sowohl ausgehängt als auch zur Aus-hängung verschickt.Über die vielfältigsten Mailverteiler kündigen wir die Termine ebenfalls an und laden gezielt ein.

Derzeit sind wir dabei, unsere Internetpräsenz auszubauen:www.kuenstlerinnen-mv.de, www.kunststueck-garten.de.

Nach wie vor ist es allerdings problematisch, von unserenAktivitäten auch finanziell bestehen zu können. Einnahmengibt es durch Eintrittsgelder, Verkauf von Beköstigung,Flyern, Katalogen, Postkarten und Schubern und zuneh-mend auch Kunst selbst. Zum Teil ergeben sich weiterfüh-rende Kontakte, die zu Anschlussaufträgen führen.

Kunststück GARTEN ist auf dem Weg. Eine einladendeWebsite wird uns neue Möglichkeiten eröffnen helfen.

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Die strategische Positionierung des Tourismus in MV weistals eines von drei Top-Themen aus:»Starkes Ausbaupotential, auch für Ganzjahrestourismus:Gesundheitstourismus, Aktivsegmente wie Wandern, Golfen und Reiten, Kulturtourismus (z.B. Schlösser undGärten)«.1

Daher hat der ehemalige Landkreis Mecklenburg-Strelitzim Jahr 2007 die Erarbeitung der Konzeption einer Garten-und Parkroute und dessen Weiterführung in einer 1. Stufeim Jahr 2010 beauftragt. Diese dienten dem Projekt als Grundlage zur Festlegunginvestiver Maßnahmen und Maßnahmepläne sowie derEntwicklung touristischer Angebote für das SegmentzielGRÜNerLEBEN im ehemaligen Landkreis Mecklenburg-Strelitz.

Verschiedene Objekte wie Gärten, Parks, Steingärten,Friedhöfe, Kirchhöfe u.ä. wurden evaluiert – insgesamt 130 – und 64 in der ersten Stufe nach Kriterien ausgewählt.Es wurde ein Flyer erstellt, in dem alle 64 Objekte darge-stellt sind, der von individuellen Interessenten für Besich-tigungen genutzt werden kann.In der letzten Stufe des Projektes, in der u.a. erste buch-bare Angebote erarbeitet wurden, wurde auch das Kunst-stück GARTEN/Vogelsang Bestandteil der Route.Die Entwicklung eines solchen Angebotes im LandkreisMecklenburg-Strelitz wird von allen Beteiligten und Akteu-ren als ein wichtiges und notwendiges Projekt angesehen.Eine touristische Inwertsetzung der Garten- und Parkan-lagen hat auch immer positive Folgen hinsichtlich der Erhaltung und der Bestandspflege. Soll ein positiver Effektfür die Entwicklung von Garten- und Parkanlagen erzieltwerden, obliegt dies der Sensibilität, der Verantwortungund der Professionalität der Beteiligten. Neben der Bewahrung historisch gewachsener Strukturen gilt es, bei der weiteren Inwertsetzung von Gärten und Parkseinen Konsens zwischen Belangen der Gartendenkmal-pflege, des Naturschutzes, forstlicher Belange und desAusbaus notwendiger Infrastrukturmaßnahmen für einegezielte touristische Nutzung zu finden. Mit dem Projektsind untrennbar die positiven wirtschaftlichen Wirkungenund die Wertschöpfung, gerade im Wirtschaftszweig Tourismus, verbunden.

Zur Unterstützung der touristischen Entwicklung der LEADER-Region wurde die Erarbeitung des Folgeprojek-tes, Stufe 2, von der Europäischen Union, Bund und Landgefördert.Von der Sinneswahrnehmung her können Besucher derGarten- und Parkanlagen »GRÜN« – »erLEBEN«.

w Workshop 1 »GRÜNerLEBEN – Gärten, Parks und mehr in der Mecklenburgischen Seenplatte«

Gundel KeilArchitekturbüro Keil, Meilenstein TOURISMUSAGENTURwww.architekturbuero-keil.de

1 Fortschreibung Landestourismuskonzeption M-V 2010, S. 58

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Projektentwicklungw Kulturrat Neustrelitz e.V.

Hohenzieritzer Straße 8, 17235 NeustrelitzTelefon 03981-205476

w Kunsthaus Neustrelitz e.V.Schlossstrasse 2, 17235 NeustrelitzTelefon 03981-256040

Standortw Neustrelitz – Alte Kachelofenfabrik oder Kunsthaus

Status/DefiziteDie Region Mecklenburgische Seenplatte weist eine Viel-zahl aktiver Künstler, Kulturschaffender und – zum Groß-teil ehrenamtlich geführter – Kultureinrichtungen auf, die die Region mit kulturellen Angeboten bereichern. Die Vermittlung dieser kulturellen Angebote in ihrer Gesamtheit ist jedoch nur mangelhaft. Die Kulturveran-staltungen werden unabhängig voneinander geplant undveröffentlicht und sind für Einheimische und Besucher der Region nicht zu überschauen. Die Informationsstellen im Bereich des Tourismus sinddeshalb auch nicht ausreichend informiert, so dass dieAngebotserstellung in den Informationszentren nur will-kürlich erfolgen kann. Wenn ortsfremde Kulturinteres-sierte sich ein auf ihre speziellen Bedürfnisse zugeschnit-tenes Kulturprogramm erstellen lassen wollen, kann demoft nicht Rechnung getragen werden.Hinzu kommt, dass sich während der Saison viele Ange-bote und Termine überschneiden und die Kulturschaffen-den sich somit untereinander Besucherpotentiale streitigmachen. Dies ist einer fehlenden Gesamt-Koordinationund Vernetzung der Initiativen und einer unzureichendenPräsentation ihrer Angebote geschuldet.Die Kulturschaffenden unserer Region bieten ein äußerstvielfältiges kulturelles Angebot, aber eine gezielte räum-lich und zeitlich aufgelöste Suche nach Angeboten ist sowohl für Einheimische als auch für Touristen kaummöglich. Des Weiteren ist es für einheimische Unternehmer, diegezielt nach kreativen Dienstleistungen im lokalen Raumsuchen, um sich beispielsweise eine attraktive Webprä-senz erstellen oder ihre Innenräume gestalten zu lassen,

schwer, sich diesbezüglich einen Überblick zu verschaffen.Aus diesem Defizit resultierend werden viele kreative Arbeitsleistungen für die Wirtschaft im ersten Sektor aus kreativen Räumen wie Berlin oder Hamburg erstellt. Die Stagnation der so genannten »Kreativwirtschaft« inMecklenburg ist die Folge.

ProjektinhaltIn dem Projekt soll eine Koordinierungsstelle für kultu-relle Angebote des Großkreises Mecklenburgische Seen-platte aufgebaut und ein medienübergreifendes Konzeptfür einen »Kulturwegweiser« zur Orientierung für Touris-ten und Einheimische entwickelt und umgesetzt werden.Gleichzeitig gibt es den kreativen Akteuren vor Ort dieMöglichkeit, sich besser mit ihrer Arbeit innerhalb der bereits bestehenden Kulturlandschaft zu identifizieren,indem die Bereicherung, die unser Land durch die vielfäl-tigen Kulturangebote erfährt, für unser Land durch die imFolgenden genannten Produkte und Institutionen sichtbargemacht wird.

KulturredaktionDie Text-, Ton- und Bildbeiträge der Kulturredaktion wer-den in der Internetpräsenz/Startseite/Aktuelles veröffent-licht.Um die Profile der Kulturschaffenden und Kultureinrich-tungen zu schärfen und sichtbar zu machen, wird qualita-tiv hochwertig über die Kulturlandschaft in den Grenzendes neuen Großkreises berichtet. Dazu werden die Kunst-und Kulturschaffenden porträtiert, Veranstaltungen ange-kündigt, Informationen über Hintergründe geliefert, überbereits durchgeführte Veranstaltungen berichtet, Kom-mentare und Rezensionen geschrieben.

PrintmediumEs entstehen drei in periodischen Abständen zu aktualisie-rende Broschüren. Die Gliederung der Broschüren erfolgtregional, also nach Orten und Menschen.Der Kunst- und Kulturreiseführer ermöglicht es, regionalgut über die Anbieter von Kunst und Kultur informiert zusein. Hierbei kann der Nutzer von dem Wissen über nützliche Zusatzinformationen profitieren: Ist ein Veran-staltungsort barrierefrei, gibt es eine Anbindung durch

w Workshop 1 »Pilotprojekt Kulturwegweiser«

Anke MüllerNeustrelitzer Kulturrat e.V. und Kunsthaus Neustrelitz e.V.www.kunsthaus-neustrelitz.de

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öffentliche Verkehrsmittel, sind Kinderspielplätze in derNähe, Reiserouten, Fahrradwege, Badeseen, gibt es Hotels und Gaststätten in der Umgebung etc.

InternetpräsentationDie Angebote werden gut sortiert, überschaubar, anschau-lich und vor allem möglichst vollständig präsentiert – mit einem ansprechenden und wirkungsvollen Design. Sie werden leicht aktualisierbar, beliebig erweiterbar, einfach zu bedienen und zu pflegen sein. Die Kulturschaf-fenden haben die Möglichkeit, Termine, Veranstaltungen,Öffnungszeiten usw. selbst in die Seite einzufügen.Die Internetpräsenz wird aus verschiedenen, miteinanderverknüpften Portalen bestehen:w Veranstaltungsportal

Übersichtliche Darstellung aktueller Veranstaltungen im Großkreis Mecklenburgische Seenplatte mit verschiedenen Suchfunktionen,Kennzeichnung der Veranstaltungen nach verschiede-nen Richtlinien (wie kinder-, behinderten-, senioren-freundlich auch im Hinblick auf Verkehrswege, Zugangsmöglichkeiten und Barrierefreiheit)Aktuelle Beiträge, Rückblicke, Rezensionen aus der Kulturredaktion

w KünstlerportalVorstellung einzelner Künstlerinnen und Künstler, Kulturinitiativen, Vereine und Kultureinrichtungen mit Hilfe von Text, Fotos und Imagefilmen

w DienstleistungsportalEinerseits bieten Künstler ihre Leistungen an (Erstel-len von Webpräsenzen, Raumgestaltungen usw.), andererseits können Unternehmer Suchanfragen für kreative Dienstleistungen starten

w SchulportalEinerseits bieten Künstler ihre speziell für Schulen und Kitas entwickelten Programme an (Kurs- und Work-shopangebote usw.), andererseits können Schulen sich einen Überblick verschaffen, gezielt bestimmte Akteure engagieren oder für ihre Projekte und Vorhaben konkrete Suchanfragen starten (hier bietet sich eine Kooperation mit den Kinder- und Jugendkunstschulen des Großkreises an)

w Internes Forumw erhöhte Wahrnehmung der Angebote der Kulturschaf-

fenden untereinanderw verstärkte Teilhabe an Projekten und Veranstaltungen

(Kooperationen)w zeitliche und räumliche Koordinierung von Veran-

staltungenw Informationsaustausch

Die Webseite muss ausgestattet sein mit einer gut gefüt-terten Datenbank und einer intelligenten Struktur, die einegezielte zeitliche und räumliche Suche der Angebote er-möglicht und dabei überschaubar und leicht zu bedienenund zu nutzen ist. Damit der Informationstransfer beimNutzer auch nachhaltig wirkt, muss die Seite klar und an-sprechend sein, mit einem wirkungsvollen Design. Qualitativ hochwertiges Foto-, Bild- und Tonmaterial sorgtfür die nötigen sinnlichen Eindrücke, die es dem Nutzererlauben, sich ein umfassendes Bild von der Art der Ver-anstaltungen bzw. den Angeboten zu machen. Es unter-stützt den Nutzer in seiner Entscheidungsfindung.

ImagefilmeDie zentrale Internetpräsenz soll filmische Porträts derKulturschaffenden, ihrer Arbeit und ihrer Angebote ent-halten, die unmittelbare, anschauliche und ansprechendeEinblicke in die kulturelle Vielfalt der Region der Mecklen-burgischen Seenplatte gewähren sollen. Hierfür wird dieRegion sinnfällig in vier Einzugsgebiete aufgeteilt. In die-sen Einzugsgebieten werden für die kulturellen Vertreterund ihre kulturellen Veranstaltungen bzw. Arbeiten kleineEinzelportäts erstellt, die über die Suchfunktion innerhalbdes Internetportals einzeln angesteuert werden können.Darüber hinaus entsteht für jedes Einzugsgebiet ein ge-sondertes filmisches Porträt, in dem die Einzelportäts derKulturschaffenden und ihre kulturellen Angebote zusam-menmontiert und in der Landschaft verortet werden. Die vier regionalen Porträts werden wiederum zu einemImagefilm zusammengeschnitten, der den Touristinforma-tionsstellen zugänglich gemacht wird, um nicht nur dieklassischen Sehenswürdigkeiten der Region, sondernauch die kreativen Impulse für die Region, ausgehend voneinzelnen Akteuren, Vereinen etc., transparent zu machen.

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Ziele des Projektsw Standortprofilierung des Großkreises Mecklenburgi-

sche Seenplatte als Kulturregionw Förderung von Kunst & Kultur sowie deren wirtschaft-

licher Nutzbarkeitw gemeinsame Vermarktung der kulturellen, touristi-

schen und naturräumlichen Potenziale der Region und bessere Auslastungen bei Kultur-, Kur- und Touris-museinrichtungen

w Aktivierung und Stärkung der kulturellen Kräfte in der Region. Ein dadurch entstehendes regionales Selbst-bewusstsein verbunden mit der Nutzung von Synergie-effekten trägt zur Erhöhung der regionalen Wertschöp-fung und damit zur wirtschaftlichen Stabilisierung in der Region bei.

w Schaffung einer Plattform für die Künstler und Kultur-schaffenden der Region

w Unterstützung der Arbeit der verschiedensten Tourist-informationsstellen

w Verwendung einfacher, aber wirkungsvoller und wieder erkennbarer Designs

w Erhaltung, Verbesserung und Ausbau der vielfältigen Kulturangebote trotz sinkender institutioneller Förderung

w Bessere Nutzung vorhandener Ressourcen durch effiziente Koordination und Abstimmung

w Einbeziehung von gewerblichen und schulischen Einrichtungen

w Erschließung der tatsächlichen Breite der kulturellen Vielfalt vor Ort

Indirekt erwarten wir eine erhöhte Motivation der Akteureund damit auch eine stärkere Bindung an die Region durchein Bewusstmachen der Vielfalt und Qualität des Kultur-angebots. Wir verstehen die Förderung und Entwicklungder Kultur als innovative Daseinsvorsorge, um die Attrakti-vität der Region zu erhöhen – insbesondere auch für Kinder, Jugendliche und qualifizierte Fachkräfte.

Um die Nachhaltigkeit des Projektes zu gewährleisten, ist die dauerhafte Einrichtung einer Kulturredaktion not-wendig.

Primäres Ziel des Projektes »Kulturwegweiser für dieMecklenburgische Seenplatte« ist es, das reichhaltige Angebot der Kunst- und Kulturschaffenden des Landkrei-ses Mecklenburgische Seenplatte in seiner Gesamtheitund Vielfalt zu erfassen, zu präsentieren und sichtbar zumachen – für Touristen, aber auch für Einheimische, undnicht zuletzt für die Wirtschaft, die Dienstleistungen ausdiesem Sektor in Anspruch nehmen will.

SchlussbemerkungDie Entwickler des Kulturwegweisers für die Mecklen-burgische Seenplatte kommen selber aus der Kunst undKultur. Sie sehen es als ihre Aufgabe an, dieses Projektauf den Weg zu bringen und zu begleiten, damit stellver-tretend durch sie die Kunst und Kultur im Konzept derVermarktung der Region Berücksichtigung findet.Vor allem aber wollen wir, dass die Kunst und Kultur an der Umsetzung dieses Projektes beteiligt ist, um ihrerProfession gemäß eine weitere Qualitätssicherung vorzu-nehmen: in Bezug auf eine intuitive Bedienbarkeit undeine einfache, klare, aber ansprechende und wirkungs-volle Gestaltung.

Uns ist durchaus bewusst, dass es eine Vielzahl von Inter-netpräsenzen gibt, die in ihrer Grundfunktionalität sehrgut sind. Für die Umsetzung des Kulturwegweisers ist esnicht erforderlich, den vielen vorhandenen Web-Portalenein weiteres hinzuzufügen. Es reicht aus, ein bereits be-stehendes Portal so zu modifizieren, dass es für die vor-und nachgenannten Voraussetzungen geeignet ist. Dieses Portal könnte das Kulturportal Mecklenburg-Vorpommern sein. Für die Startphase ist die Nutzung derInternetseite des Touristikverbandes möglich, da geplantist, diese nach der Überarbeitung mit dem neuen Landes-kulturportal zu synchronisieren.

Wir können uns eine Zusammenarbeit mit den »Machern«des Landesportals gut vorstellen. Wir sind der festenÜberzeugung, dass für die tatsächliche Funktionalitäteiner kulturellen Internetpräsenz eine dauerhaft einge-setzte Kulturredaktion erforderlich ist. Auch die Datener-hebung kann unserer Meinung nach nur in den unteren

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regionalen Ebenen erfolgreich und vollständig durchge-führt werden.Der Kulturwegweiser für die Mecklenburgische Seenplatteist als Pilotprojekt konzipiert. Dieses Projekt ist nach Ab-schluss auf die anderen Landkreise Mecklenburg-Vorpom-merns übertragbar. Struktur und Layout der Webseitekönnen dabei übernommen werden. Nach einem erfolgrei-chen Start und einer guten Vermarktung des Projekteswird die Erhebung der Daten in anderen Landesteilen umein Vielfaches einfacher sein.

Die Zusammenarbeit von Partnern auf Stadt- und Land-kreisebene, von Vertretern der verschiedenen Tourismus-verbände, den Betreibern der diversen kommerziellenWeb-Portale und den Betreibern des Kulturportals Meck-lenburg-Vorpommern mit Vertretern der Kunst- und Kulturschaffenden erfolgt mit dem einen Ziel: Eine gemeinsame Vermarktung der kulturellen, touristi-schen und naturräumlichen Potentiale Mecklenburg-Vorpommerns kann somit wegweisend sein.

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1. Was sind die Ziele? Ziel der »Gartenroute Mecklenburg-Vorpommern« ist die Kooperation der Gärten und Parks in Mecklenburg-Vorpommern. Die Schwerpunkte der Zusammenarbeitsind die touristische Erschließung, die nachhaltige Nut-zung sowie die Entwicklung bzw. Erhaltung der Anlagen.Ziel ist es, die Gärten und Parks in Mecklenburg-Vorpom-mern miteinander zu verknüpfen, zu entwickeln und ge-meinsam zu vermarkten.

2. Was sind die Inhalte?Inhalte der »Gartenroute Mecklenburg-Vorpommern« sind u.a.:w Qualitätsentwicklung,w Partnerfindung, Informationsaustausch,w Lobbyarbeit für die Gärten und Parks,w Kooperationsentwicklung,w Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,w Messeauftritt, Vertrieb undw Angebotsentwicklung.

3. Wer sind die Partner?Partner der Gartenroute sind Gärten und Parks, die öffent-lich zugänglich sind, die über eine entsprechende Qualitätverfügen und deren Vertreter sich eine höhere Bekannt-heit und steigende Besucherzahlen wünschen. Die Gartenroute verknüpft die Vielfalt an Gärten und Parksin Mecklenburg-Vorpommern. Dazu gehören:w Schlossgärten und -parks,w Gutshäuser und Parkanlagen,w zeitgenössische Gärten, Gartenanlagen, w Kräutergärten, Lehrgärten,w Schauanlagen, Pfarrgärten,w private Gärten etc.

4. Welche Marketingaktivitäten werden getätigt?Das Marketing der Gartenroute Mecklenburg-Vorpom-mern beinhaltet zahlreiche Aktivitäten, z.B.:w geschützte Wort-Bild-Marke, w Internetauftritt (www.gartenroute-mecklenburg-

vorpommern.de): Darstellung der einzelnen Gärten, Garten-Veranstaltungskalender, Tourentipps und weitere Informationen,

w hochwertige Broschüre mit Darstellung der einzelnen Gärten,

w Vertrieb der Broschüren im Direktvertrieb, beim Messeauftritt »Grüne Woche Berlin« oder über Partner,

w intensive Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Presseartikel, Meldungen in Funk und Fernsehen, Vorträge, Präsentationen auf Veranstaltungen,

w Lobby- und Imagearbeit: regional, deutschlandweit und international,

w Kooperationen mit Slow Food Deutschland, Tourismus-organisationen sowie Incoming-Agenturen und Reise-veranstaltern,

w Mitglied im Gartennetz Deutschland (www.gartennetz-deutschland.de).

5. Welche Erfolge wurden erzielt?w Akzeptanz in den Medien: Berichterstattung in den

Zeitschriften BRIGITTE, COUNTRY, WIENER STANDARD, QUELL etc.

w Akzeptanz bei Reiseveranstaltern / Gartenreise-Veranstaltern

w seit 2011 Unterstützung durch das Landesmarketing MVw Veröffentlichung in Büchern und Reiseführern

w Workshop 1 »Gartenroute Mecklenburg-Vorpommern«

Horst ForyttaGartenakademie MV gGmbHwww.gartenroute-mecklenburg-vorpommern.de

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w Workshop 1 »Kirchliche Angebote am Radfernweg Berlin – Kopenhagen «

Aus den Erfahrungen der vergangenen drei Jahre mit derInitiative »Kirchliche Angebote am Ostseefernradweg« istbekannt, dass ein großes Interesse der Gäste an kulturel-len Angeboten generell und an kirchlichen Angeboten ins-besondere zu verzeichnen ist. Dabei handelt es sich nichtnur um besondere Angebote wie Kirchenmusik, Lesungenoder Theater, sondern um Räume der Stille, Möglichkeitender Begegnung und des Verweilens. Generelle Vorausset-zung bilden »offene Kirchen«. Diese müssen sich unterder Berücksichtigung des vorrangigen Besuches durchRadtouristen mit ihrer örtlichen Infrastruktur besondersdarauf einstellen und ausrichten. Das jedoch bedarf be-sonderer Anstrengungen und erfordert ggf. eine Neuaus-richtung.

Der Radfernweg Berlin – Kopenhagen zählt zu einem derDeutschen Radfernwege, die sich wachsender Beliebtheiterfreuen. Mit einer Gesamtlänge von 630 km verbindet erdie dänische mit der deutschen Hauptstadt und ist Teil derEuroVelo-Route 7 und Bestandteil der D-Netz-Route D11 –Alpen – Ostsee. Der Streckenverlauf in Mecklenburg führtüber: Rostock, Schwaan, Bützow, Güstrow, Krakow amSee, Waren (Müritz), Wesenberg, Stechlin weiter ins brandenburgische Fürstenberg. Die RadverkehrsanalyseBrandenburg (eine vergleichbare Analyse fehlt derzeitnoch in MV), verzeichnete in den Monaten Juli und August2009 ca. 3.000 Radfahrer je Monat.

Im Zählzeitraum 01.04. – 01.09. 2010 wurde ein durchschnitt-liches Radverkehrsaufkommen im Wochenwert von 80Fahrern je Tag festgestellt. Überträgt man diese Angabenunter der Berücksichtigung des Radnahverkers, der beider Zählung mit erfasst wurde, auf die Strecke von Ros-tock bis nach Fürstenberg, so ist selbst bei einer vorsichti-gen Annahme von einer Radfahrerfrequenz von 20 – 30 proTag in der Hauptsaison auszugehen, die den Radfernwegnutzen und an entsprechenden Angeboten interessiertsind. Es ist zu beobachten, dass das Interesse der Gästean Kirchen entlang des Fernradweges Berlin-Kopenhagenin einzelnen Orten (z. B. Güstrow, Bellin) ebenso vorhan-den ist wie am Ostseeradweg. Hier stellt sich die Situationbisher allerdings so dar, dass die Vernetzung und planmä-ßige Entwicklung mit einer entsprechenden Beratung für

derartige Angebote, sowie deren Publikation weitestge-hend fehlt. Die Zahl der möglichen Kirchen am Radweg in Mecklenburg beträgt 35 bei 15 Gemeinden. Da Kirchge-meinden keine touristischen Leistungsträger im eigentli-chen Sinne und stark vom Ehrenamt abhängig sind, wirdhier eine besonders intensive Begleitung und Unterstüt-zung benötigt. Es ist davon auszugehen, dass z.T. vor Ortwirkende Kirchbaufördervereine sowie die politischen Gemeinden und Tourismusorganisationen mit zu involvie-ren sind. Der lokale Schwerpunkt wird dabei in der Meck-lenburgischen Seenplatte liegen. Hier verstärkt sich derHandlungsbedarf, da bisher während der Saison den Gäs-ten durch das Projekt »Offene Kirche« vom CJD die Kir-chen der Region offen standen. Seit 2010 ist diese Möglich-keit weggebrochen, so dass für die Gäste ein bisher gutgenutztes und für die Region wertvolles Angebot verlorengeht. Hier bedarf es der Anknüpfung, der Grundstein istgelegt, das personelle Potenzial ist noch vorhanden.

Dieses Projekt trägt zudem einen Modellcharakter, wennes um die Verschränkung von Kirche und Tourismuswirt-schaft in der Mecklenburgischen Seenplatte geht. MitBlick auf die Situation im benachbarten Brandenburg istfestzustellen, dass sich diese dort bereits schon jetzt deut-lich besser darstellt und in der Mecklenburgischen Seen-platte auch hin zur Ostseeküste ein »Lückenschluss« zuvollziehen ist.Es ist davon auszugehen, dass sich mit der weiteren Steigerung der Attraktivität des Radweges im Territoriumder Mecklenburgischen Seenplatte etc. auch die Nach-frage nach den weiteren touristischen Angeboten (Gastro-nomie, Beherbergung), aber auch Service steigern wird und damit zur Stärkung der Tourismusbranche beiträgt.

ZielZiel dieser Maßnahme ist es, Kirchen zu öffnen und ent-sprechende Angebote zu entwickeln, auch um Kirche alsein touristisch interessantes Segment (Kultur- und Glau-bensgeschichte) weiträumiger zu implementieren, die Ver-netzung zu organisieren und gemeinsam mit dem Mitar-beiter im Amt für Gemeindedienst zwei Workshops durch-zuführen. Das Amt für Gemeindedienst steht generell fürdie Beratung der einzelnen Kirchgemeinden bzw. Akteure

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Kersten J. KoepckeEv.-Luth. Landeskirche Mecklenburgs, AfG, Kirche + Tourismus, Vorstandsmitglied Tourismusverband Mecklenburgische [email protected]

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zur Verfügung. Ziel der Beratungen selbst ist es: zu ermu-tigen, erforderliche Informationen für die Errichtung/Einrichtung von Infrastruktur zu beschaffen und weiter zu geben (Wasseranschlüsse, Toiletten, Gästebücher, Gebetsleuchter etc.). Darüber hinaus soll der Radweg inMecklenburg insgesamt an Attraktivität und damit auch an Frequenz gewinnen.

Im Ergebnis des Projektes soll es einen Flyer nach demMuster »Kirchliche Angebote am Ostseeradweg« geben,der alle Orte und ihre Angebote in einer Kurzform benennt. Der Flyer und die Informationen werden den entsprechen-den Touristeninformationen zur Verfügung gestellt sowieim Internet hinterlegt. Das Projekt selbst wird in der Formeiner Initiative geführt und mit begleitender Öffentlich-keitsarbeit in der Region versehen, um zusätzliche Beteili-gung und Integration zu generieren. Mit diesem Projekt istauch eine weitere Sensibilisierung der Bevölkerung ver-bunden, die nicht ausschließlich im Tourismus beschäftigtist (Crosseffekte). Mit der Erfassung der kirchlichen Angebote am Radfern-weg sind zudem auch die übrigen Serviceangebote im Umfeld der einzelnen Orte zu erfassen. Die Notwendigkeitergibt sich, da die Kirchen im ländlichen Raum als Anlauf-stellen wahrgenommen werden und vor Ort Hinweise aufz.B. Betten, Reparatur gefragt werden. Die Informationensind als Service dort in geeigneter Form zu hinterlegen(Hinweistafel, Handzettel etc.).

Dieses Projekt berücksichtigt eine Kooperation zwischender Ev.-Luth. Landeskirche Mecklenburgs und dem Tou-rismusverband Mecklenburgische Seenplatte e.V. (TMS), in dem beide Partner beteiligt und deren Kirchgemeindenbzw. deren Mitglieder sowie aktive Beteiligte Nutznießersind. Dabei kommt dem TMS insbesondere die Aufgabeder Kommunikation mit den Mitgliedern und den Touris-musorganisationen in der Region zu. Außerdem wird sichder TMS beratend an der Entwicklung eines Befragungs-rasters für Gäste beteiligen. Ziel der persönlichen Befra-gungen (sowohl der Gäste wie auch der Einheimischen)soll es sein, die verschiedenen Bedürfnisse und Interes-senlagen zu benennen und diese dann bei der systemati-schen Angebotsentwicklung wie auch der Umsetzung

berücksichtigen zu können. Die entstehenden neuen Kooperationen in örtlichen Netzwerken und die vorhande-nen Strukturen werden dadurch insgesamt gestärkt. Auf dem »tausendseenforum« 2011 erfolgte eine Präsenta-tion der bis dahin erreichten Ergebnisse sowie Möglich-keiten für eine weitere Vernetzung. Für Veranstalter wieauch für Touristeninformationen ergibt sich damit dannauch die Möglichkeit, die neuen Angebote zu kommuni-zieren und im Marketing für den Radfernweg zu nutzen.

StruktureffekteInsbesondere das qualifizierte Coaching von Leistungs-trägern zieht wirtschaftliche Effekte nach sich. Das gilthier in gleichem Maße auch für Kirchgemeinden und ihreEntscheidungsträger. Im Zuge der Verbesserung der Angebotsdichte am Radweg Berlin-Kopenhagen ist voneiner Verlängerung der Aufenthaltsdauer auszugehen. Darüber hinaus werden Synergieeffekte für sämtliche Bereiche des öffentlichen Lebens in den Orten selbst(z.B. Identifikation) sowie für Betriebe, die vom Tourismusebenfalls ihren Nutzen ziehen, wie zum Beispiel Geschäfte,Bäcker etc. für das Binnenland erwartet.Bei Schaffung von guten Grundlagen für die weiteren Arbeitsaufgaben ist eine eigenständige Finanzierung einesArbeitsplatzes in naher Zukunft denkbar. Damit ist es dann möglich, Arbeitskräfte in der Region zubinden, die die fachgerechte und spezifische Beratung vonKirchgemeinden und touristischen Leistungsträgern –auch in anderen Themenschwerpunkten – qualitativ undkontinuierlich sichern.

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1. Alle Teilnehmer haben sich vorgestellt mit ihrem Format/Angebot und sich dazu geäußert, was möglicheErfolgsbedingungen sind:

Anknüpfungspunkte im Bereich Kunstw Coco Radsack, Künstlerin und Leiterin »DAS KONTOR

Kunsthaus und Museum« Schwerin, Anwesenheit der Künstler/innen, gute Lage, finanzielle Beteiligung

w Udo Radke, Schloss Plüschow: Ausstellungen, Ateliers künstlerische Qualität

w Christa Mahl, Mahl PR, Ueckermünde: Eventmanagement, gute Qualität

w Uwe Moritz Eichler, Ballhaus Ost/Projekt Schloss Quilow, Berlin: Theater Ballhaus Ostvier Säulen: künstlerische Räume, pädagogisch, Fortbildung, Gastronomie

w Annett Riedel, Bühne & Tanz, Güstrow: Tanz Zeit, persönliche Zuwendung

w Reinhard Thürmer, Bildhauer, Wolthof: Werkstattarbeit Nossendorfspannende, anregende Atmosphäre, Offenheit

Vernetzung, Finanzierung, Unterstützungw Joachim Manger, Stadtbildhauer & Katharina

Husemann, Schloss Bröllin e.V.: Ateliers, StudiosInternationalität, Netzwerke

w Frank Götz, Netzwerkmanagement Naturtourismus, Roggenhagen: Abenteuer FlusslandschaftVorteile für Netzwerkpartner

w Pat Wunderlich »Wunderliche Frauenreisen«, Die Beginen e.V. DiF, Rostock: Reiseveranstalterin 54°Kontakte zu Frauennetzwerken

w Sabine Steffens, Kulturwissenschaftlerin MA, Schwerin: Backsteingotik & Musik, fachliches Arbeiten eines interdisziplinären Netzwerkes

w Dr. Steffen Stuth, Vorsitzender Museumsverband MV: Kulturbildung in Museen, AusstellungenAkzeptanz, Finanzen

w Elke-Annette Schmitt, IMPULS MV, Waren: ProjektberatungSynergien Kunst und Tourismus, kleinteilig

w Angelika Grohs, drei Königinnen Palais, MirowKontinuität, Unterstützung durch Politik

w Antje Schunke, Kunsthistorikerin, Zingst: Fotofest, HorizonteGeld von Touristen/Industrie, Hartnäckigkeit

w Thea Homberg, Geschäftsführerin Künstlerbund Mecklenburg und Vorpommern, Schwerin: KUNST HEUTE, Unterstützer: Land, Tourismusverband

w Peter Dreier, Künstler, Waren: Keramiker, MusikerKommunikation Förderer-Künstler

Marketingw Christian Meyer, Pressestelle Ev.-Luth. Landeskirche

Mecklenburgs, Schwerin: Kino/FilmMarke »Starke Stücke«

w Tobias Woitendorf, Tourismusverband MV, Rostock: thematische Pressereise (Netzwerk Literaturorte?), Kunst:Offen… wenn Kunst Betrachter sucht (Rezipienten)

w Helmut Geisler, STATTwerke Consult GmbH, Berlin, Röbel: Galerie & Verkauf, KonzeptentwicklerVermarktung, Finanzen

w Janine Hartwig, Landesvertretung M-V, Berlin: slow food, Dachmarke, Authentizität

Sonstigesw Ilka v. Bodungen, Festspiele MV, schöne Ortew Wettbewerbe, z.B. Bau, Reinhard Buch, Künstler,

Hirschburg: Bildhauerei, Galeriew Christine Jamm, Vereinigung Kirchturm Mirow e.V.:

Kirchturm Welcome-Centerwissenschaftliche Aufarbeitung

w Anke Fabian, Künstlerin, Neustrelitz: Restauratorin (Galerie), »Geheimtipps«

w Workshop 2 Zusammenfassung

ModerationGeorg Nikelski

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2. Gruppenarbeit zu den Themen

a. Was wollen wir erreichen? b. Was brauchen wir dafür? Oder auch: Was gibt es für Potentiale und was behindertmöglicherweise deren Erschließung?

Ergebnisse Gruppe 1Es soll zum einen eine Anpassung der Förderstrukturenan die reale Situation stattfinden. Zum anderen möchteman eine Wirtschaftsförderung für Kunst ermöglichen(Kultur- und Kreativwirtschaft). Dazu benötigt werden eine»Hybridförderung« (interministeriell etc.) und Sponsoringfür Kunst (bislang »Fremdwort« in MV).

Ergebnisse Gruppe 2w Was wollen wir? Leben und arbeiten;

Management (Verkauf, Förderung, Organisation), MV als Kulturland positionieren

w Welche Potentiale haben wir? Kultureller Reichtum; ländliches Flair, natürlicher Reichtum, Mehrwert von Kunst und Kultur darstellen

w Wie kommen wir dahin? Lobbyarbeit, Schaffen von Kulturbeiräten, interdisziplinäre Kommunikation

Ergebnisse Gruppe 3 Dienstleistungskette, Destinationsmanagement, Regionalplanung/-entwicklung

Ergebnisse Gruppe 4Wichtig ist die permanente Präsentation der kulturellenLeistung von Kunstschaffenden. Voraussetzungen dafürsind Akzeptanz und Sensibilisierung.

3. Zusammenfassung:Ideen und was wir für deren Umsetzung brauchen

a. Anpassung der Förderstrukturen an die reale Situation, z.B. »Hybridförderung« durch Wirtschafts- und Bildungsministerium

b. Funktionierende Dienstleistungskettenc. Dachmarkend. Regionalproduktee. Information & Kommunikationf. mehr ins Gespräch kommeng. permanente Präsentation der kulturellen Leistung

der Kunstschaffendenh. Leben und arbeiten, gutes Management:

Verkauf, Förderung, Organisationi. mehr kulturelle Bildungj. Lobbyarbeit, z.B. Kulturbeirat, Mecklenburgische

Seenplatte

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Zusammenfassung durch den ModeratorIm Mittelpunkt unseres Workshops stand im Wesentlichendie Frage »Wo wollen wir hin im Bereich Kunst und Kultur-tourismus in Mecklenburg-Vorpommern und was wirddafür gebraucht?« In unserer Gruppe waren 25 verschiedene Teilnehmer,Künstlerinnen und Künstler, aber auch Vertreter von Institutionen und Verwaltung. Wir haben nach Ideen ge-sucht, die Antworten geben können auf die Frage, was fürden Bereich Kunst und Kulturtourismus in Mecklenburg-Vorpommern nützlich ist, was gebraucht wird und welcheIdeen die Künstlerinnen und Künstler haben und die Ein-richtungen, die kulturelle Angebote unterbreiten; was istbereits vorhanden und was können sie zusätzlich machen.

Im Rahmen der Workshop-Arbeit haben wir insbesonderenach den Erfolgsbedingungen gefragt, die notwendig sind,um kulturelle Veranstaltungen und Angebote bestmöglichzu platzieren und hierfür erfolgreich Menschen zu interes-sieren. Wir haben über 30 Erfolgsbedingungen festge-stellt. Natürlich braucht man Finanzen und Partner undNetzwerkarbeit, aber darüber hinaus gab es eine ganzeReihe weiterer Dinge wie Hartnäckigkeit, Kontinuität, dienotwendig sind, um kulturelle Angebote tatsächlich erfolg-reich in Mecklenburg-Vorpommern zu platzieren. Das zentrale Ziel der Workshop-Arbeit ist gewesen, diewesentlichen Faktoren herauszuarbeiten, die notwendigsind, um die Ideen, die es gibt innerhalb der Kulturschaf-fenden, innerhalb der Anbieter, der Museen, der Galerienerfolgreich in Mecklenburg-Vorpommern umsetzen zukönnen. Als sehr wichtig wurde hier zum einen die Lobby-arbeit herausgestellt. Ein guter Ansatz ist z.B. die Gründung eines Kulturbeira-tes in Mecklenburg-Strelitz im Sommer dieses Jahres.Aber ganz wichtig ist zudem, mehr kulturelle Bildung,dass diese Möglichkeiten tatsächlich in der gesamtenBreite der Gesellschaft angeboten werden – einerseits in-nerhalb der Schule, zum anderen im Kontext lebenslangenLernens; kulturelle Bildung gehört aus Sicht der Work-shop-Teilnehmer ganz wesentlich dazu. Ein wichtigerPunkt ist darüber hinaus, dass Formate geschaffen wer-den, die die Möglichkeit eröffnen, dass Kulturschaffendeund deren Rezipienten / Kunden ins Gespräch kommen.

Sinnvoll ist es auch, dass innerhalb der einzelnen Genresdie Möglichkeit besteht, dass sich die Kulturschaffendenaustauschen und gemeinsam kreativ sein können, z.B.über die Möglichkeiten, wie ihre Angebote einerseits genutzt und im Sinne des Tourismus besser vermarktetwerden können, aber andererseits natürlich auch als kulturelles Angebot das Leben in Mecklenburg-Vorpom-mern bereichern. Ein wichtiger Punkt waren dabei funktio-nierende Dienstleistungsketten, durch die die kulturellenAngebote eingebunden werden in touristische Abläufe.Hierdurch soll die Voraussetzung geschaffen werden, dassdie Gäste, die nach Mecklenburg-Vorpommern kommen,die Angebote, die sie suchen und die sie interessieren,auch finden. Zudem ist es sinnvoll, ihnen einen Überblicküber besondere kulturelle Angebote in Mecklenburg-Vor-pommern zu geben und ihr Interesse dafür zu wecken.

w Zusammenfassung

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w Workshop 2 »Das KONTOR Schwerin – Kunsthaus und Museum« innerstädtische Kunstprojekte und Vernetzungen

Coco RadsackKünstlerinwww.kontor-schwerin.de

Das Kontor – Kunsthaus im ältesten Haus von Schwerin –wurde vor vier Jahren ins Leben gerufen. Zuerst möchteich erklären, was wir nicht sind: Wir sind keine Galerie, wir machen keine Ausstellungen und arbeiten mit wenigenAusnahmen ohne Fördermittel.

Das Kontor befindet sich im Zentrum der Stadt Schwerin,in dem einzigen komplett erhaltenen Renaissancehandels-haus der Landeshauptstadt und versteht sich als Plattformfür Künstler/innen und Kunsthandwerker/innen aus MVund auch aus anderen Regionen.

Im Kontor geht es um Verkauf und Vermarktung. Kunstund Handwerk stehen dabei gleichberechtigt nebeneinan-der – wie bereits in den zwanziger Jahren des letztenJahrhunderts durch die Gründungsväter der KunstschuleBurg Giebichenstein in Halle formuliert – ein Impuls, derin fast hundert Jahren durch andere Menschen weiterge-tragen wurde. In unserem Haus ist folgend dem »Burg-geist« nicht das Werkzeug oder das Material eines Künst-lers das Entscheidende, sonders einzig die Art, mit der erdie Welt betrachtet und verarbeitet – wie er sich ausdrücktund schöpft. Das schafft aus unserer Sicht und in unseremHaus Vielfalt.

Das Unternehmen Kunstkaufhaus hat sich gut entwickelt.Es gibt inzwischen eine kleine Außenstelle auf Hiddenseeund zwei Verkaufsstellen in Schweriner Museen. Zwei weitere Außenstellen sind in Planung. Durch die anfallende Arbeit – die natürlich im selben Maß wie derErfolg gewachsen ist – müssen wir Künstler eng zusam-menarbeiten. Das ist ein schwieriges und anstrengendesGeschehen. Irgendwie aber auch amüsant, spannend undwitzig. Wir merken immer sofort, wenn wir unklar oderungenau arbeiten. Kein schlechtes Training, wenn es umVermarktung geht!

Durch den direkten Kontakt zu Besucher/innen,Käufer/ innen und vor allem zu den Touristen bekommenwir eine Sofort-Rückmeldung und haben so die Chance,uns immer wieder zu verändern – z.B. unsere aus den Originalkunstwerken entwickelten Produkte wie Druckeetc. zu verbessern.

Unser Projekt arbeitet mit einer kleinen Grundmiete. Die müssen alle Mitglieder der halbjährlich wechselndenGemeinschaftsausstellungen monatlich einzahlen. Oft ist das schwer zu vermitteln, obwohl es ein winzigerBetrag ist – gemessen an der finanziellen Verantwortung,die wir als Kontor insgesamt zu tragen haben. Angesichts ihrer angespannten finanziellen Situation be-reitet es vielen Künstlern jedoch Schwierigkeiten, sich andem Projekt regelmäßig finanziell zu beteiligen. Zweitens passiert es auch, dass ein Teil der »zahlenden«Künstler denkt, sie würden den Betrag an uns in unsereprivate Tasche zahlen – und fragen sich, wieso sie das tunsollten. Wie bereits gesagt, brauchen wir diese Gelder jedoch, um die Grundmiete zu finanzieren.

Durch unseren öffentlichen Ort, unsere ständige Präsenzim Zentrum der Stadt und unsere ganz tägliche, praktischeArbeit konnten sich in den letzten Jahren mehrere interes-sante Pilotprojekte entwickeln, die dann wieder vielenKünstler/ innen zu Gute kamen. Beispiele hierfür sind derKultursommer 2011 der Stadt Schwerin oder das ersteSchweriner Grafikfestival »Druckstock« im Oktober 2011.

Die kleine Monatsmiete von den Teilnehmern des Kunst-kaufhauses hilft, die Verantwortung nicht an einen Kunst-mäzen delegieren zu müssen, sondern sie breit auf dieSchultern Vieler zu verteilen. Wir bleiben so unabhängigund beweglich.

Wenn mehrfach kleine Geldsummen in einem Topf landenund sich Künstler/ innen für temporäre Arbeitsintervalleverbinden, kann eben eine ganze Menge auf den Weg gebracht werden. Aktuell macht das erstaunlich viel Sinn!

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w Workshop 2 »Museumsverband in Mecklenburg-Vorpommern e.V.«

Dr. Steffen StuthMuseumsverband in Mecklenburg-Vorpommern e.V.Vorsitzenderwww.museumsverband-mv.de

Gegründet wurde der Museumsverband 1990 als Selbst-hilfeorganisation der Museen in MV. Aus 36 Gründungs-mitgliedern sind inzwischen über 150 geworden. Der Verband hat sich seit seiner Gründung zum kompe-tenten und repräsentativen Vertreter der Museumsland-schaft in MV entwickelt. Der Museumsverband bietetkostenlose Beratung auf Fachtagungen, in Seminaren zumuseumsrelevanten Fragestellungen und vor Ort in denMuseen und musealen Einrichtungen des Landes zu Themen wie Förderung, Finanzierung, Konzeption usw.

In Mecklenburg-Vorpommern gibt es derzeit rund 230 Museen mit rund 4,5 Millionen Besucherinnen und Besu-chern. Besucht von mehr als vier Millionen Besucherinnenund Besuchern im Jahr, bilden die Museen ein landesweitflächendeckendes Netz von Kultur- und Bildungsange-boten in unserem Land, das insbesondere im ländlichenRaum zu den tragenden Angeboten der kulturellen Bildung zählt.

Immer wieder stellt sich heraus, dass Museen über ihreFunktionen als Orte der Sammlung, der Bewahrung, derErforschung und der Präsentation des kulturellen Erbesauch wesentliche und zentrale Bildungseinrichtungen zurVermittlung historischer, künstlerischer und kulturhistori-scher Zusammenhänge am Beispiel und durch originaleSachzeugen sind. Sie dienen der musischen und ästheti-schen Erziehung, der Vermittlung kultureller Werte alsGegenpol zur zunehmenden orientierungslosen Konsum-gesellschaft.

Das Museum als durch kulturelle Vermittlung Identitätstiftende Institution hat den Auftrag, Menschen eine geis-tige Orientierung zu geben und durch Auseinandersetzungeigene Meinungsbildung anzuregen. Museen erfüllen ihrebildungspolitische Aufgabe, wenn sie ihre SammlungenMenschen aus allen Bereichen der Gesellschaft zugäng-lich machen und vermitteln können. Einen besonderenStellenwert nimmt hierbei die Ergänzung und Erweiterungschulischer Bildung und Erziehung ein. Ebenso sind dieMuseen das größte und besucherstärkste Netzwerk desKulturtourismus in Mecklenburg-Vorpommern, unver-zichtbar für den Fremdenverkehr.

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w Workshop 2 »Künstlerstätten 2011« Ein Spielstättenschwerpunkt der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern

Ilka von BodungenPresse- und Öffentlichkeitsarbeit Festspiele Mecklenburg-Vorpommernwww.festspiele-mv.de

Die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern sind mit mehrals 120 Konzerten an über 80 Orten das drittgrößte Klassik-festival in Deutschland. 2011 zählten die Festspiele MV68.000 Besucher, die ungefähr jeweils zur Hälfte aus MVund aus anderen Bundesländern kamen. Viele davon reisten aus Anlass der Konzerte nach Mecklenburg-Vorpommern. Damit sind die Festspiele MV ein wichtigertouristischer Faktor für das Land.

Ausschlaggebend für den Erfolg der Festspiele MV istneben dem hohen künstlerischen Niveau der Konzerteauch deren Zusammenspiel mit der unvergleichlichenLandschaft MVs als Kulisse. Die Spielstätten sind über dasganze Land verteilt, das mit seinen Schlössern, Scheunen,Kirchen, Industriegebäuden und auch Parks von den großen Städten bis zu den kleinsten Dörfern jedem Kon-zert einen ganz eigenen Charme verleiht. Diese Verteilungüber das ganze Land an kleinen und großen Orten spiegeltsich auch u.a. im Sponsoring wider, das 50 % der Finan-zierung ausmacht (bei 40 % Karteneinnahmen und 10 %öffentlichen Mitteln) und sich aus insgesamt ca. 100 gro-ßen und kleinen, regionalen und überregionalen Unter-nehmen und Betrieben zusammensetzt.

Jedes Jahr erschließen die Festspiele MV neue Orte alsSpielstätten. Thematische Schwerpunkte rücken außer-dem ausgewählte Besonderheiten in den Fokus: 2010waren es mit den »Sleeping Beauties« vom Verfall be-drohte Schlossruinen, die mit Musik erfüllt wurden. 2011 haben die Festspiele MV mit den »Künstlerstätten«einerseits auf bedeutende Künstler der Vergangenheit hingewiesen und andererseits verdeutlicht, was für eingroßes kreatives Potential auch heute noch im Land vorhanden ist. Denn in der Vergangenheit lieferten dieLandschaft und die Abgeschiedenheit MVs zahlreichenKünstlern Inspiration und Impulse für ihre kreativenSchaffensprozesse und auch heute noch ist Mecklenburg-Vorpommern Heimat oder Zufluchtsort von Künstlern ver-schiedenster Couleur, die sich hier ihr Atelier oder ihrenkreativen Arbeitsplatz eingerichtet haben.

Da sich die Saison der Festspiele MV zeitlich mit der inhaltlich verwandten, sehr erfolgreichen Ausstellung

»Sommergäste« im Staatlichen Museum Schwerin über-schnitt, gab es außerdem eine Kooperation zwischen demMuseum und den Festspielen MV, die sich u.a. in gegen-seitigen Hinweisen aufeinander in den jeweiligen Publika-tionen zeigten.

Folgende Veranstaltungen fanden im Rahmen der»Künstlerstätten« statt: In Nossendorf, dem Geburtsortvon Regisseur Hans Jürgen Syberberg, wo er mit dem»Projekt Nossendorf« eine Verbindung von Realität, Virtualität und Kunst eingeht, spielten das Gesangsensem-ble Teatro del Mondo und Percussionist Lukas Grunert. Im Gerhart-Hauptmann-Haus auf Hiddensee gab der Rezitator Clemens von Ramin Einblicke in das Leben desLiteraten, der dort 17 Jahre seines Lebens verbracht hat.Den Geist von Hans Fallada, der seinerzeit in Carwitz einenOrt der Inspiration fand, ließ die Sängerin Gisa Flake mitChansons und akustischen Proben aus der privaten Mu-siksammlung des Vertreters der Neuen Sachlichkeit amOriginalschauplatz wieder aufleben. Gegenwart und Ver-gangenheit verschmolzen in Lüttenort, wo sich der Malerund Schriftsteller Matthias Wegehaupt an Otto Niemeyer-Holstein erinnerte und ein Konzert mit Geigerin ChristinaBrabetz die Eindrücke auf musikalische Weise vertiefte.

Von der Wirkungsstätte der Malerin Marie Hager, die dieLandschaft Mecklenburg-Vorpommerns so eindrucksvollauf die Leinwand brachte, dem Marie-Hager-Haus, wan-delten Konzertbesucher, begleitet von der Mecklenburgi-schen Bläserakademie, zur Burg Stargard und der jungeGeiger Callum Smart war in der Ernst-Barlach-Stiftung inGüstrow zu hören. Das Harfenspiel Emmanuel Ceyssons bildete als musikalische Klangfarbe neben Fotografie, Installation und Malerei eine weitere Dimension im Zusammenwirken der verschiedenen Künste im Atelier-haus des Ende 2011 verstorbenen Medienkünstlers York der Knoefel in Mestlin. Ein Gesamtkunstwerk war in Loitz zu erleben, wo dieKünstlerin Barbara Tucholski ihr Geburtshaus, das HotelTucholski, mit Zeichnungen, Gemälden und Installationensukzessive in das »Schloss ihrer Erinnerung« verwandelte. Das Kunstwerk wurde zum Klangraum, als es durch dasDavid Orlowsky Trio und Geiger Daniel Hope mit Musik

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erfüllt wurde. Wendorf war nicht nur der Geburtsort desbekannten Objektkünstlers Günther Uecker, sondern fungiert heute auch als Wirkungsstätte des holländischenKonzept- und Installationskünstlers Ton Matton. In der Alten Schule trat der weltbekannte Pianist Francesco Tristano auf, der unter anderem für seinegrenzüberschreitenden Programme aus Klassik undTechno bekannt ist, mit denen er weltweit die Konzertsälefüllt.

Die »Künstlerstätten 2011« waren sowohl von der öffentli-chen Aufmerksamkeit als auch von der Resonanz des Publikums ein Erfolg. An einigen der Künstlerstätten, wiez.B. im Ausstellungsforum der Ernst-Barlach-Stiftung inGüstrow, in der Gerhart-Hauptmann-Gedenkstätte aufHiddensee und im Atelier von Otto-Niemeyer-Holstein fin-den bereits seit einigen Jahren in regelmäßigen Abstän-den Konzerte statt.Zwischen den Festspielen MV und den beteiligten Künst-lern und Institutionen sind aber auch neue, bereicherndeVerbindungen entstanden. Das Hotel Tucholski in Loitz gewann 2011 den Nordkurier-Spielstättenpreis der Festspiele MV, der neuen Spielstättenden Ausbau ermöglichen soll, und ist 2012 als Gastgeberfür ein Konzert mit anschließendem Mitsommerfest wie-der dabei. Und auch in Nossendorf findet 2012 wieder einKonzert statt.

In der Saison 2012 stellt der Spielstättenschwerpunkt»Komponierte Landschaften« die zahlreichen, sehr unter-schiedlichen Parks und Gärten in Mecklenburg-Vorpom-mern in den Vordergrund.

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Der Workshop 3 konzentrierte sich auf folgende Fragestellung: Wohin wollen wir und was wird dafür gebraucht?

w 1. Kunst und Kultur sollen als touristischer Faktor von den Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft beachtet werden, auch international.

w 2. Es sollen mehr junge Menschen für das kulturelle Gut begeistert und miteinbezogen werden. Kultur soll im Bewusstsein als Wert begriffen werden. Dazu gehört auch das Zulassen von anderen, neuen Strukturen (z.B. Internet).

w 3. Kultur soll als Standortfaktor stärker im Fokus sein und somit das Herziehen bzw. Hierbleiben von Bürger/innen in MV beeinflussen.

w 4. Es wird ein bedingungsloses Grundeinkommen gefordert.

w 5. Es soll eine Kulturabgabe von den Tourismusein-nahmen eingeführt werden.

w 6. Es bedarf einer Agentur als Mittler zwischen Kunst, Kultur und Wirtschaft. Die Leistung dieser Agentur kann möglicherweise auf Erfolgsbasis honoriert werden.

w 7. Eine Schwachstellenanalyse soll durchgeführt werden.

w 8. Die kulturelle Bildung soll verbessert werden.

w 9. DSL muss überall verfügbar sein.

w 10. Künstler/innen sollen für Ausstellungen bezahlt werden.

w Workshop 3 Zusammenfassung

ModerationMarion RichterFrauenbildungsnetz Mecklenburg-Vorpommern e.V.

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w Workshop 3 »Verband der Kunstmuseen und Kunstinstitutionen Mecklenburg-Vorpommern e.V.« (KUKI)*künftig: »Verband der Kunstinstitutionen in Mecklenburg-Vorpommern e.V.«

Dr. Merete CobargVorsitzendeVerband der Kunstmuseen und Kunstinstitutionen Mecklenburg-Vorpommern e.V.www.kunstorte-mv.de

w wurde im Herbst 1998 gegründet

w Voraussetzungen zur Mitgliedschaft: Mitglied bietet kontinuierlich ein professionelles Forum für Kunst der Gegenwart (Ausstellungen) + Vermittlung (ideal: Museumspädagogik, Vorträge ...)

w veröffentlicht seit 2000 ein handliches Faltblatt der Ausstellungsaktivitäten seiner z.Zt. 37 Mitglieder halbjährlich, Auflage von 15.000, landesweite Verteilung

w KUKI setzt sich auf politischer Ebene für die Verbesse-rung der Infrastruktur im Flächenland Mecklenburg-Vorpommern ein

w Kunstinstitutionen benötigen auch in finanziell schwierigen Zeiten eine dauerhafte Basis (finanziell, personell, räumlich) für eine interessante Ausstel-lungspolitik mit abwechslungsreicher und nachhaltiger Bildungs- und Vermittlungsarbeit

w Mitglieder bieten vielfältige Angebote und Netz von attraktiven Ausstellungs- und Kommunikationsorten

w jede einzelne Institution leistet sowohl kulturell als auch touristisch einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung und zum Kulturtourismus des Landes Mecklenburg-Vorpommern (viele Mitglieder an Ostsee-küste oder in einwohnerschwachen Regionen)

w Angebote der Mitglieder tragen dazu bei, dass sich Menschen aller Altersgruppen zu selbstständigen und schöpferischen Persönlichkeiten entwickeln, die wissen, dass Kooperationen in einer globalisierten Welt stark machen – Haltung: Jede Investition in Kulturarbeit ist eine Investition in die Zukunft, in Bildung und Wirtschaft

w seit 2008 Aktion KUNST HEUTE, Tag der zeitgenössi-schen Kunst in Mecklenburg-Vorpommern (alljährlich am Samstag des letzten Oktoberwochenendes vor der Umstellung auf die Winterzeit gemeinsam mit dem Künstlerbund Mecklenburg und Vorpommern e.V. im BBK)

w KUNST HEUTE lockt Kunstfreunde und versucht, neue Zielgruppen für Kunst zu begeistern

w KUNST HEUTE schafft wertvolle Synergien im Touris-mus- und im Freizeitbereich und zeigt die vorhandenen Möglichkeiten auf, sich ganzjährig mit aktueller Kunst auseinander zu setzen

w Spagat zwischen großen Institutionen in Städten mit Museumsnächten und kleinen in bevölkerungs-schwachen Regionen

w Gemeinsam ist man stärker, auch in punkto Finanzen und Werbung. Pro Jahr finanziert der Verband eine ganzseitige Anzeige mit den Namen seiner aktuellen Mitglieder in der Kunstzeitschrift »KUNSTTERMINE«, die im deutschsprachigen Raum gut wahrgenommen wird

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w Workshop 3 »Der Garten von Marihn«

Verena HoppeLandschaftsarchitektin GP concepts + services UGwww.dergartenvonmarihn.de

StandDer Garten von Marihn ist eine ca. 30 ha große Parkanlagemit weitläufigen Flächen und etwa 6 ha intensiven Schau-bereichen. Er wurde angelegt seit etwa 2007, mit einerVoreröffnung 2008 und der offiziellen Eröffnung als Korres-pondenzprojekt der BUGA 2009 Schwerin. Seit Beginn der ersten Gartensaison war Kunst und Kulturhier in Form von Tapisserien, Gemälden, temporären In-stallationen und Skulpturen sowie klassischen Konzerten, Lesungen etc. in das Konzept eingebunden. Zudem finan-ziert sich der Garten aus Produktion und Verkauf von Gar-tenprodukten. Die Anzahl der Gartenbesucher lag bereitsim BUGA Jahr bei 30.000.

Ziele Als langfristiges Ziel steht die erfolgreiche Weiterführungund Aufrechterhaltung des Gartenbetriebes – mit kontinu-ierlichen Veranstaltungsterminen (Guitars`n Roses, Tagder Rose etc.) sowie expliziten künstlerischen Beiträgen.Kurzfristiges Ziel für den Erfolg des Projektes ist die Re-sonanz und Akzeptanz der regionalen Bevölkerung der In-Wert-Setzung von Garten und Kultur. Langfristig sollsich der Garten als hochqualitativer Anlaufpunkt für Inte-ressierte von Gartenkultur und nachhaltiger Bewirtschaf-tung, Bildende und Darstellende Künstler/ innen undKunstinteressierte sowie als Bildungsstätte für Land-schaftskultur im weitesten Sinne etablieren.

Notwendige Voraussetzungenklare Zielsetzungpassendes, gut ausgearbeitetes KonzeptBündelung von Aktivitäten professionelles Marketing und ÖffentlichkeitsarbeitNetzwerke mit Gleichgesinnten der Szene(z.B. Gartennetz Deutschland, Gartenroute etc.)private Unterstützer dauerhafter Rückhalt in der Tourismus- und politischen Szene

Ressourcen und Potentiale Erweiterung der Schaubereiche im ParkVerlängerung der Hauptsaison durch Bepflanzung und kulturelle Events

hochqualitative Kultur-Events dauerhaft etablierenKunst in Form von Dauerausstellungen für z.B. Landart,Skulpturen wechselnde Ausstellungen von Skulpturen, Gemälden, Fotografien, temporärer Kunst etc.

Was ist hinderlich?kurzfristige Planungen Verzicht auf Qualität mit Blick auf Quantitätkleinteilige Einzelaktivitäten außerhalb des Konzeptesfehlende oder unklare Kommunikation nach innen und außen Verzicht auf Hilfe/Erfahrungen von gleichgesinntenMitstreitern

Wo wollen wir hin?Kombination aus Garten und KulturAnlaufpunkt für Garten, Gartenkultur, KulturVerlängerung der Saisonfeste Institution für die hiesige Bevölkerung mit über-regionaler AußenwirkungEtablierung des »Garten von Marihn« als Kultur- und Begegnungsstätte

Was brauchen wir dafür?strukturierte und langfristige Planungstetige Zurückbesinnung auf die Zielsetzung: Passt das in den Garten? Passt das zum Konzept? klare Kommunikation nach innen und außen;Wer sind unsere Partner? Wer hat ähnliche Ziele? Wer kann uns helfen, wen können wir unterstützen?Netzwerkbildung notwendige In-Wert-Setzung von Kultur im Landprofessionelles MarketingBindung von Partner/innen und Kunden (Reiseagenturen, Veranstalter, Künstlerbund Mecklenburgund Vorpommern e.V. im BBK)interessante und wiederkehrende AngeboteLobbyarbeitintensive und wiederholte gute Medienauftritte

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w Workshop 3 »10 Inseln der Glückseligkeit –1. Land Fleesensee-Symposium 2010«

Kerstin BorchardtKünstlerin und Mitinitiatorinwww.fleesensee.de

Das größte Ferien- und Freizeitobjekt in Nordeuropa, das»Land Fleesensee«, feierte im vergangenen Jahr sein 10-jähriges Bestehen mit einem vielfältigen Konzert- undVeranstaltungsprogramm.Unter dem Thema: »10 Jahre Land Fleesensee – Golfstromzu den 10 Inseln der Glückseligkeit« plante die Land Flee-sensee Tourismus Marketing GmbH im Rahmen der obengenannten Feierlichkeiten vom 24. Juli – 08. August 2010ein Symposium Bildender Künstlerinnen und Künstler alsbesonderes Highlight, welches publikumswirksam vomVeranstalter beworben wurde. Zur Teilnahme waren 10 Künstler aus Mecklenburg-Vorpommern eingeladen. Im Park Schloss Blücher des Radisson Blu Resort SchlossFleesensee konnten Besucher ihnen beim Schaffen ihrerSkulpturen und Installationen zuschauen.

Jeder Künstler erhielt für den oben genannten Zeitraumein Teilnahme-Honorar/Aufwandsentschädigung in Höhevon 700 €, kostenfreie Verpflegung und bei Bedarf kosten-lose Unterkunft. Die Materialbeschaffung wurde in Ab-sprache mit den Künstlern entweder vom Veranstalterorganisiert bzw. bei Beschaffung durch den Künstler vomVeranstalter bezahlt. Die Skulpturen sollten sicherheits-technischen Vorgaben genügen und den Witterungsbedin-gungen standhalten.

Für die Dauer von drei Monaten bis Ende Oktober verblie-ben die Kunstwerke als Leihgabe der Künstler in derParkanlage. Vertraglich vereinbart war außerdem, dassdie Kunstwerke Eigentum der Künstler bleiben, soweit siekeinen Käufer fanden.Die Land Fleesensee Tourismus Marketing GmbH erhieltdas Vorrecht zum Ankauf der Skulpturen bzw. Installatio-nen. Die vom Veranstalter zur Verfügung gestellten Mate-rialkosten wären in diesem Fall vom Endverkaufspreis inAbzug gebracht worden. Bei Verkäufen an Dritte hätte derVeranstalter 15 % vom Verkaufspreis erhalten, wenn esVerkäufe im Zeitraum vom 24.07.2010 – 30.10.2010gegeben hätte.

Das Thema: »Zehn Jahre Land Fleesensee – Golfstrom zuden zehn Inseln der Glückseligkeit« schuf im weitestenSinne inhaltliche Verbindungen zu der Tatsache, dass sich

in der landschaftlich reizvollen Umgebung des Fleesen-sees mehrere Golfplätze befinden, die außer den Betrach-tungen der positiven Aspekte menschlicher Urlaubs- undFreizeitgestaltung auch den künstlerisch-kritischen Blickauf die nicht immer harmonischen Beziehungen des Menschen zu seiner natürlichen und seiner sozialen Umgebung zulassen. Darüber hinaus war eine Material-vielfalt sehr erwünscht.Bis zum 01. April baten wir die eingeladenen Künstler, ihrInteresse zur Teilnahme an diesem Symposium schriftlichzu bekunden und 1 – 2 Ideen für jeweils eine »Insel derGlückseligkeit« zu skizzieren und gegebenenfalls in einemText zu beschreiben.Der Golfstrom aus tausenden Golfbällen war unter diehohen Bäume des Parks gelegt. Seine Verzweigungen wiesen zu den »10 Inseln der Glückseligkeit«, die währenddes 1. Land Fleesensee-Künstlersymposiums vom24.07.2010 – 08.08.2010 entstanden sind.

Neben den Geschäftsführern der Land Fleesensee Tourismus Marketing GmbH und dem Hotelmanager desRadisson Blu Resort hatte das Symposium Unterstützeraus der regionalen Wirtschaft.

Kerstin Borchardt, Müritzweg 7, 17207 Gotthun, [email protected]

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w Workshop 3 »Kunst- und Kulturorte« am Beispiel der Burg Klempenow

Eva ThieleKULTUR-TRANSIT-96 e.V.www.burg-klempenow.de

Unser Verein wurde 1991 von Kunst- und Kulturschaffen-den, kunstinteressierten Menschen gegründet. Seitherverbindet sie das Ziel, das malerische, im Tollensetal gelegene Denkmal Burg Klempenow schrittweise behut-sam zu sanieren und kulturell zu beleben.

20 Jahre KULTUR-TRANSIT-96 e.V. sind auch 20 Jahre engagierte und erfolgreiche Arbeit des Vereins. Die Besucherzahlen sind seit einigen Jahren annäherndstabil, liegen im Durchschnitt der letzten Jahre bei 18.000 Gästen, die Märkte/Feste eingeschlossen. Das Gros der Veranstaltungen konzentriert sich auf dieHauptsaison. Hier gab es im Laufe der Jahre eine steteEntwicklung in Anzahl, Spektrum und Qualität.Die Öffnung der Burg für Besucher begann vor 20 Jahrenmit dem Jahrmarkt – ein Sommerfest, das sich durch aus-gewähltes Kunsthandwerk und Lifeauftritte von Musikern,Theatergruppen und Versorgung durch regionale Biohöfeauch überregional zu einer festen Größe entwickelt hat. Es folgen jährlich ein Appel- und Adventsmarkt – sie werden nach ähnlichen Prämissen gestaltet.

Literaturveranstaltungen finden seit Jahren ein interes-siertes Publikum. Sie waren und sind in wechselnden Ver-anstaltungsformen zu erleben – im Rahmen von kleinenBücherfesten, Autorenlesungen oder als Poesiefrühstück.Seit 1998 präsentiert eine Galerie Zeitgenössische Kunst.Die Burg ist dafür ein Ort, der mit seiner RaumdimensionSpannung erzeugt, die wiederum Kreativität in ihrer Kom-plexität von Wahrnehmen, Denken, Fühlen, Schaffen undErkennen befördert. Künstler mit sehr unterschiedlichenHandschriften haben diese Herausforderung für sich an-genommen und mit ihren Werken zum Diskurs eingeladen.

Seit 2005 findet Ende August das Filmfest »der NEUE HEIMAT film« statt. Es hat sich in der soziokulturellenSzenerie des Bundeslandes etabliert, gehört zu den gro-ßen, überregional ausstrahlenden Ereignissen auf BurgKlempenow. »Wo leben wir denn?« – der Frage wird mit aktuellen Kino- und TV-Dokumentationen aus demdeutsch- und fremdsprachigen Raum und sich daran an-schließenden moderierten oder freien Gesprächsrundenzwischen Zuschauern und Filmemachern nachgegangen.

Diese bleiben nicht im Lokalen haften, sondern werden imgesamtgesellschaftlichen Kontext diskutiert, richten denBlick auch international aus. Das Festival wird in Zusam-menarbeit mit der LAG Soziokultur durchgeführt.

Mit der Aufnahme von Vorträgen/Themenabenden, Kin-der- und Jugendarbeit sowie Kreativangeboten in das Jahresprogramm fand eine Erweiterung der Angebotestatt. Sie richtet sich zuerst an Bewohner der Region, wird aber auch von Gästen umliegender Pensionen gut angenommen. Die Räumlichkeiten der Burg werden darüber hinaus für Seminare, Workshops, aber auch für private Feiern genutzt. Den Mitgliedern des KULTUR-TRANSIT-96 e.V. liegt daran,durch unser Wirken bei jungen Menschen einen Bezug zuden historischen Plätzen und kulturellen Zentren unsererRegion zu entwickeln. Es ist auch ein Blick in die Zukunftund auf die Frage, was es braucht, um hier im Land zubleiben oder herzuziehen, sich einzubringen, zu gestalten.

In Verantwortung des KULTUR-TRANSIT-96 e.V. wurde erreicht, dass die Burg Klempenow durch die Arbeit des Vereins: w ein Ort der Begegnung in einem lebendigen Denkmal ist, w auch überregional geachtete Angebote zur Kunst und

Kultur bietet,w mit zahlreichen Programmteilen soziokulturelle

Aufgaben für die Region erfüllt, w Menschen für verantwortungsvolle Arbeit im Ehrenamt

aktiviert, w Arbeitgeber oder Arbeitsort für viele Menschen ist

(jährlich 4 – 6 MAE-Arbeitskräfte / 2 Bürgerarbeit /2–3 Zuverdienste/ 2 Projektstellen / unzählige Honorar-vereinbarungen im Bereich Kunst und Kultur) – das beschreibt eine nicht zu unterschätzende soziale Verantwortung / Aufgabe,

w der wirtschaftliche Geschäftsbetrieb so ausgebaut werden konnte, dass Rücklagen für Sanierung gebildet werden, geförderte Kulturprojekte und Arbeitsstellen gegenfinanziert werden können und Ausgründungen (Café, Laden, Kanustation) erfolgten und eine Ansiede-lung eines Investors (Gutshaus) möglich ist,

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w das hier entwickelte Welcome Center mit seiner Lage ein Tor in die Region und damit zunehmend Anlauf- und Informationspunkt für Gäste aus Nah und Fern ist.

Wir haben den Anspruch, qualitativ hochwertige sozio-kulturelle Veranstaltungen, Kunst und Kultur anzubieten.Dieses bedarf einer intensiven ideellen Vorarbeit und einersicheren materiellen und finanziellen Basis. Der dem Ver-ein mögliche wirtschaftliche Geschäftsbetrieb hat nicht dieGröße, die eine Unabhängigkeit von Förderung jeder Artbedeutet.Daher sind, neben sich selbst tragenden Veranstaltungs-reihen und Kulturfesten, Projektanträge an das Land undden Landkreis für einen wichtigen Teil des Kulturangebo-tes des Vereins die Finanzierungsgrundlage. Bisher wur-den diese immer positiv votiert, wenn auch ein erheblicherRückgang der Zuschüsse zu verzeichnen ist.Unser Appell richtet sich daher an regionale und Landes-politik, diese Arbeit nicht zu gefährden, indem »Leucht-turmpolitik« präferiert wird, Budgets für Zuschüssezusammengestrichen und Vereine und Projekte in dieserstrukturschwachen Region zum Aufgeben zwingt.

Für uns als KULTUR-TRANSIT-96 e.V. ist es entscheidend,dass die kommunale und Landespolitik, eine verlässlicheBasisfinanzierung garantiert, die nicht Jahr für Jahr vakant ist und so die Grundlage für das Kulturmanage-ment und die Koordinierung des Burgbetriebes gesichertist. Eigene Ressourcen zur Mitfinanzierung werden gese-hen in der weiteren Entwicklung des Welcome Centers.Hierzu gibt es seit einem Jahr zwei SEM-Stellen, die ver-antwortlich Potentiale von touristischen Anbietern sowieKunst- und Kulturschaffenden der Region am Tollensetalsondieren und die speziellen Möglichkeiten und Stärkender Region, die in der Verbindung von Kunst – Kultur –Natur liegen können, herausarbeiten, gemeinsam Ange-bote entwickeln und in einem Netzwerk zusammenführen.

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Anfängliche Fragestellungen der Runde waren:w Was läuft erfolgreich, unter welchen Bedingungen?w Welche Ressourcen und Potentiale liegen noch brach?

Warum?w Wohin wollen wir? Wie kommen wir dahin?w Der Kulturtourist das (un-)bekannte Wesen!

Was sucht er? Was will er? Was können wir ihm geben?Was haben wir davon?

1. Beispiele guter Praxisw Dr. Robert Uhde: MITTSOMMERremisew Miro Zahra: Schloss Plüschoww Beate Grohs: Kulturportal MV

MITTSOMMERremise:w Was läuft gut?

Gut angenommen wird das Angebot in der Region rund um Städte, dort ist das Kulturerbe »angekommen«.Es erfolgt ein internationaler Austausch, dessen Qualität gehalten werden muss. Es gibt jedoch auch eine Vernetzung mit regionalen Künstlerinnen und Künstlern.

w Welche Ressourcen & Potentiale liegen noch brach?w Warum?

Das Thema ist von großem Interesse, aber die inter-ministeriellen Strukturen sind zum Teil hinderlich und sollten ausgebaut/verbessert werden. Die Kontakte zwischen Kulturkäufer und Künstler sollten intensiviert werden.Kunst als Potential muss noch mehr wahrgenommen werden und es bedarf kompetenter Partner auf allen Ebenen.

Schloss PlüschowEs bedarf der Moderation (z.B. via eines Transfer-beauftragten, der überall gehört und verstanden wird) zwischen den diversen Ministerien! für Kunst & Kultur

Kulturportalw Was läuft gut?

Junge Leute werden das neue Kulturportal gut nutzen können.

w Was ist eher kritisch zu betrachten?Generiert das Kulturportal ggf. mehr Aufwand (statt der Verknüpfung mit bestehenden Internetseiten)?Kunst/Kulturgut im Internet verkaufen?

2. Ziele, Visionen, Wünsche, Fragenw Bedarfsanalyse: Wer (Kultur / Künstler) möchte

touristisch »belagert« werden? Was wird »verwertet«, ist relevant?

w Reflexion über mein Kulturgut im Kontext Tourismus seitens künstlerischer Kulturschaffender

w Entschleunigung durch Kunstw Strukturen der Vermittlung von Lebenskultur / Kunstw Wahrnehmung von Kunst und Kultur in der Öffent-

lichkeit und in der politischen Ebene / Akzeptanz vom Künstler als Einmann/frau-Wirtschaftseinheit Förderung/ Entlohnung

w »Ich will mein Kulturgut nicht kostenlos abgeben!«

3. Wege, Mittel, Methodenw Klare Ansage, wen möchte ich wann als Tourist »haben«w Künstler als Raumpioniere im touristischen Kontextw Wertschätzung des Künstlers / der Künstlerin

4. Schlussfolgerungenw Primärer Punkt: Unternehmen, Touristiker, Künstler,

Verwaltungen (als Begleiter) und Politik, Kultureinrich-tungen, Kulturvermittlungen brauchen ein gemein-sames Kommunikationsinstrument.

w Workshop 4 Zusammenfassung

ModerationKristin Beckmann

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Zusammenfassung durch die Moderatorin

Die Statements der Podiumsgäste beleuchteten dasThema Kunst und Kulturtourismus aus verschiedenen, interessanten Blickwinkeln. In der Diskussion mit denWorkshopteilnehmern ergab sich:Kunst muss als Wert in der Gesellschaft anerkannt werden.Es ist kein Beiwerk, kein Schmuck, sondern elementarwichtiger Bestandteil der Gesellschaft. Daher ist es erfor-derlich, diesen Wert in Politik und Verwaltung auch anzu-erkennen und zu leben. Kunst soll als Querschnittsauf-gabe in den politischen Gremien und Verwaltungsebenendurch Transferbeauftragte transportiert werden. Entschei-dungen müssen auch unter dem Aspekt Kunst und Künst-ler/innen getroffen werden.

Künstler/innen leben größtenteils unter prekären Einkom-mensverhältnissen. Sie müssen sich Nebenverdiensteschaffen, die sie mitunter weit weg von künstlerischer Ar-beit führen. Kulturtourismus ist dabei kein Heilmittel. Es müssen angemessene Vermittlungs- und Kooperati-onsformen zwischen Tourismus und Kunst gefunden werden. Dabei ist die Zusammenarbeit gleichberechtigt zu führen. Tourismus ist nicht »mehr wert«, weil hier aufschnellem Weg mehr Geld fließt. Es müssen auch die jeweiligen Grenzen von Kunst und Kulturtourismus aner-kannt werden. Jede/r Künstler/in muss für sich entschei-den, welche Form und welches Maß an Tourismus verträg-lich ist. Nützlich scheinen landesweite Kunstaktionen wie»KUNST HEUTE« oder »Kunst:Offen«, bei denen Kunst sowohl Objekt als auch Subjekt ist.

Der Tourist, der sich unterwegs für Kunst interessiert, sierezipiert und möglicherweise Geld dafür ausgibt, ist in derUnterzahl. Es sind Individualreisende, die schwer in nen-nenswerten Strömen zu kanalisieren sind.Ein sich leicht erschließender Katalog an Angeboten wärehilfreich. Hier sollte die Kunst als solche deutlich gekenn-zeichnet sein. Das hemmungslose Zusammenbringen vonKunst mit Kunsthandwerk und Volkskunst ist unnütz, weil die Rezipienten/Touristen jeweils andere sind.

Es ist ein Weg zu finden zwischen individuellen Aktivitätenvon Künstler/innen und engagierten Kunstort-Manager/innen und einem landesweiten Bestreben, Kunst als Zielfür Tourismus zu etablieren. Wie findet der kunstinteres-sierte Tourist zur Kunst, zur/m Künstler/in? Was willer/sie da? Schauen, erleben, kaufen? Wie wollen sichKünstler/innen im Kontext von Tourismus präsentieren und präsentiert sehen?

Für die Etablierung von lebendigen, nutzvollen Konzeptenund Strukturen braucht es Expert/innen. Eine Tourismus-zentrale oder eine Künstler/innengruppe kann das nichtleisten.

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w Workshop 4 »MITTSOMMERremise – in Guts- und Herrenhäusernin Mecklenburg-Vorpommern«

Dr. Robert UhdeSphinx ETwww.mittsommer-remise.de

Kulturschwärmer wissen, dass Mecklenburg-Vorpommerndas Land der Gutshäuser und Schlösser ist. Mehr als2.000 herrschaftliche Wohnsitze sind in unserer Region zufinden. Umgeben von oft einzigartigen Parks und Gärtenbesitzen diese Gebäude ihren eigenen Charme und nichtselten eine sagenhafte Geschichte. Um dieses Kulturgutfür die Öffentlichkeit erlebbar zu machen, findet am 16. Juni 2012 die fünfte »MITTSOMMERremise – Die Nachtder nordischen Guts- und Herrenhäuser« statt.

Zwischen 15 und 22 Uhr begeben Sie sich in eine andereWelt, die durch eine Reihe von kulturellen Leuchtfeuerndas gemeinsame Erbe aufleuchten lässt und die Gäste inalte Zeiten – reich an genussvollen Momenten – entführt:Klassische Klänge auf einer Insel mit Herrenhauskulisse,Abendsonne beim Spaziergang durch historische Parkan-lagen, Kutschfahrten durch die umliegenden Ländereien,Gespräche mit Gutshausbesitzern bei einem Glas Wein am Lagerfeuer vor tanzenden Flammen und vieles mehr.

Nach den ersten vier erfolgreichen Jahren öffnen auch2012 wieder zahlreiche Anwesen in den Regionen Meck-lenburger Parkland und Mecklenburger Schweiz für Sieihre Tore. Vor allem die Erweiterung auf Außenstandortewird, wie 2011 begonnen, fortgesetzt. Ob als Einstieg, Abschluss oder zum Wechsel zwischenden einzelnen Regionen, diese Anwesen locken äußerstengagiert mit einem reichhaltigen Programm aus Ge-schichte und Kultur. Verpassen Sie nicht die Gelegenheit,diese glänzenden Perlen außerhalb des Stroms zu bewun-dern.

Die Eintrittskarten zum Besuch eines (5 €), zweier (10 €)oder aller Gutshäuser (12 €) erhalten Sie in den Touris-muszentralen des Landes MV, bei der Agentur Sphinx ETin Rostock (Telefon: 0381. 1289392) oder am Veranstal-tungsabend in sämtlichen teilnehmenden Häusern.

Wir freuen uns darauf, den Sommer gemeinsam mit Ihnenherrschaftlich zu begrüßen! Informationen und Tickets erhalten Sie unter www.mittsommer-remise.de.

PS: Konkretes Herzensthema bei der Fachtagung war für Dr. Robert Uhde als Leiter der verantwortlichen AgenturSphinx ET, dass das Kulturerbe Guts- und Herrenhäuser mit ihren Parkanlagen für die diversen Ministerien unseres Landes gleichermaßen ein wichtiges Arbeitsthema ist, aberdie Kooperation über ministeriale Grenzen hinweg noch viel Entwicklungsspielraum und Chancen hat, die derzeitschmerzlich vermisst werden.

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w Workshop 4 »Mecklenburgisches Künstlerhaus Schloss Plüschow«

Miro ZahraKünstlerin und Leiterin des Mecklenburgischen Künstlerhauses Schloss Plüschowwww.plueschow.de

Schloss Plüschow ist vor allem eine Produktions- und Präsentationsstätte für internationale zeitgenössischeKunst und Künstler und ein wirksames Instrument derzeitgenössischen Künstlerförderung.Kunstvermittlung und Öffentlichkeitsarbeit gehörenselbstverständlich zu den Aufgaben eines Künstlerhauses.Ein Künstlerhaus ist ein Ort der Einkehr und Konzentra-tion in der Stille, die Künstlerinnen und Künstler zum Arbeiten benötigen, und es ist gleichzeitig ein Ort des Austausches und der Kommunikation. Denn Kunst willund soll von der Öffentlichkeit wahrgenommen werden.Kulturtouristen sind das Publikum, das wir uns für diePräsentation der zeitgenössischen Kunst wünschen. Auch die Künstler/innen, die sich in den Ateliers einmie-ten, könnte man als »Kulturtouristen« bezeichnen, dennsie nehmen als Gäste des Künstlerhauses das Angebot der Arbeitsmöglichkeit in den Ateliers des Künstlerhausesgegen Bezahlung wahr. Dieses Angebot wird seit vielenJahren sehr gut angenommen. Auch wenn wir unsere Sti-pendiaten, die von uns finanziert werden, nicht zu den Mie-tern zählen würden, hätten wir mit den zahlendenKünstlerinnen und Künstlern, die sich im Schloss zum Ar-beiten einmieten, eine sagenhafte 95 % ganzjährige Aus-lastung des Hauses vorzuweisen.

Um auswärtige Besucher für die kulturellen Angebote zuinteressieren, ist es nötig, nicht nur ein hochqualitativeskulturelles Produkt anzubieten, sondern eine spannungs-volle anregende Atmosphäre zu schaffen, die Menschennach Plüschow, das weit weg von touristischen Zentrengelegen ist, locken kann. Hierzu haben wir vielfältige Präsentationsformen in denletzten Jahren geschaffen – Ausstellungen mit Begleitpro-gramm, Plüschow Lounges, musikalische Sommerfeste,Performances, Symposien u.a.Nicht die zu erbringende hohe Qualität der angebotenenkulturellen Produkte ist ein Problem für uns, sondern eherdie Frage, wie erfahren unsere potentiellen Kulturtouristenvon unserem Ort und unseren Angeboten? Bisher gibt eskeine Kulturtourismusmesse in Mecklenburg-Vorpom-mern. Es gibt auch kein funktionierendes Netzwerk zwischen den Tourismusverbänden und den kulturellenAnbietern in unserer Region.

Ein/e »Transferbeauftragte/r« zwischen potenziellen Partnern wäre hilfreich, um für beide Seiten gewinn-bringende Kommunikation in Gang zu setzen.

Unsere jüngsten Umfragen ergaben, dass bis zu 70 % un-serer Besucher aus der Region Hamburg und Schleswig-Holstein zu uns kommen. Das sind klassische Tagestou-risten. Durch die Förderstruktur des Landes ist es leidernicht möglich, finanzielle Mittel für Werbung zu erhalten,um gezielt z.B. in diesen Regionen zu werben. Es ist auchnicht möglich diese oder ähnliche Maßnahmen durch dasWirtschaftsministerium MV gefördert zu bekommen.

Seit vielen Jahren haben wir uns selbst in verschiedenenProjekten in Form von Symposien und Workshops demThema der Vernetzung der kulturellen und touristischenAkteure in unserer Region gewidmet, ohne einen nennens-werten nachhaltigen Erfolg erzielt zu haben. Das Einzige,was als Ergebnis unseres Engagements übrig blieb, ist dieKulturdatenbank, die wir auf unserer Website installierthaben.

Fragen zur Diskussionw Wieviel Tourismus verträgt eine Kulturinstitution?w Welchen Touristen wünschen wir uns? w Wie erfährt dieser von unserem Angebot? w Wie kommen Kulturinstitutionen und klassische

Tourismusanbieter (Hotels) zueinander? w Wo sind die Schnittstellen der Kommunikation,

wer sind die Vermittler?w Welche Erfahrungen haben Sie in Ihrer Institution oder

Region gemacht? Sind möglicherweise landesweit die gleichen negativen Symptome zu erkennen?

w Welche Instrumente sind nötig, um funktionierende regionale Netzwerke zu schaffen und regionale und überregionale Transferbeauftragte zu installieren?

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w MARKT DER MÖGLICHKEITEN

»Die Kunst von Kunst zu leben« – Regionalprojekte

w Grafikfestival Druckstock, Kontor, www.kontor-schwerin.dew Kunststück GARTEN, www.kunststueck-garten.dew Kooperation Kulturtourismus Burg Klempenow, www.burg-klempenow.de

Kunst, Kultur und Tourismus in MV

w ARTROUTE Vorpommern / KunstgARTen Pasewalk / Schloss Bröllinwww.pasewalk.de | www.broellin.de

w Festspiele Mecklenburg-Vorpommernwww.festspiele-mv.de

w Gartenroute Mecklenburg-Vorpommern / Garten von Marihnwww.gartenroute-mecklenburg-vorpommern.de

w GRÜNerLEBEN – Gärten, Parks und mehr… in der Mecklenburgischen Seenplattewww.lk-mecklenburgische-seenplatte.de

w Guts- & Parkanlagen in Vorpommernwww.rpv-vorpommern.de

w arte deposito, Herrenhaus Libnowwww.artedeposito.de

w Kirche und Tourismus / Pilgerweg Mecklenburgische Seenplattewww.pilgerweg-mecklenburgische-seenplatte.de

w Künstlerbund Mecklenburg und Vorpommern e.V. im BBKwww.kuenstlerbund-mv.org

w Land-ART-Kunst im Recknitztal e.V.http://land-art-kunst.de

w »Leuchttürme« Innovative Tourismusangebote in Westmecklenburgwww.100leuchttuerme.de

w Kulturverein »Mecklenburg inspiriert e.V.« Kultur- und Kreativtourismuswww.mecklenburg-inspiriert.com

w MITTSOMMERremise in Guts- und Herrenhäusern in Mecklenburg-Vorpommernwww.mittsommer-remise.de

w Pilgerweg-Mecklenburgische-Seenplatte www.pilgerweg-mecklenburgische-seenplatte.de

w Skulpturenweg Burg Schlitz-Görzhausen e.V.http://www.skulpturenweg-ev.de

w Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommernhttp://www.auf-nach-mv.de

w Verband der Kunstmuseen & Kunstinstitutionen Mecklenburg-Vorpommern e.V.http://www.kunstorte-mv.de

w Vereinigung Kirchturm Mirow e.V.www.johanniterkirche-mirow.de

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Herausgegeben

vom Frauenbildungsnetz MV e.V.Heiligengeisthof 3, 18055 Rostockwww.frauenbildungsnetz.de

Erschienen aus Anlass der Fachtagung

»Kunst und Kulturtourismus in Mecklenburg-Vorpommern« am 28.11.2011 in der Alten Kachelofenfabrik in Neustrelitzim Kontext des Projektes »Die Kunst von Kunst zu leben – Kunst und Kulturtourismus in Mecklenburg-Vorpommern«.www.kuenstlerinnen-mv.de

Veranstalter der Fachtagung

»Die Kunst von Kunst zu leben – Kunst und Kulturtourismus in Mecklenburg-Vorpommern«c/o Frauenbildungsnetz MV e.V.

Gefördert

aus Mitteln des Landes Mecklenburg-Vorpommern und des Europäischen Sozialfonds

Mit freundlicher Unterstützung

der Alten Kachelofenfabrik e.V. Neustrelitz

©2012 Alle Rechte liegen bei den Textautoren und Fotografen.

Redaktion

Frauke LietzFotos

Silke Paustian, Manon Heuer S. 34, Festspiele MV S. 55Gestaltung

G4 grafikdesign, RostockDruck

Stadtdruckerei Weidner GmbH, RostockAuflage

2.000 Stück

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