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Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer Kulturbesitz Zu einigen Zeichnungen des "Rembrandt-Schülers" Lambert Doomer in den Staatlichen Museen zu Berlin Author(s): Wolfgang Schulz Source: Forschungen und Berichte, Bd. 17, Kunsthistorische und volkskundliche Beiträge (1976), pp. 73-94 Published by: Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer Kulturbesitz Stable URL: http://www.jstor.org/stable/3880769 . Accessed: 25/06/2014 02:04 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer Kulturbesitz is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Forschungen und Berichte. http://www.jstor.org This content downloaded from 188.72.96.114 on Wed, 25 Jun 2014 02:04:28 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Kunsthistorische und volkskundliche Beiträge || Zu einigen Zeichnungen des "Rembrandt-Schülers" Lambert Doomer in den Staatlichen Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer Kulturbesitz

Zu einigen Zeichnungen des "Rembrandt-Schülers" Lambert Doomer in den Staatlichen Museenzu BerlinAuthor(s): Wolfgang SchulzSource: Forschungen und Berichte, Bd. 17, Kunsthistorische und volkskundliche Beiträge(1976), pp. 73-94Published by: Staatliche Museen zu Berlin -- Preußischer KulturbesitzStable URL: http://www.jstor.org/stable/3880769 .

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ZU EINIGEN ZEICHNUNGEN D-ES ,,REMBRANDT-SCHULERS" LAMBERT DOOMER IN DEN STAATLICHEN MUSEEN ZU BERLIN

Wolfgang Schulk

Die kategorisierenden Arbeitsvorgainge in der Kunstgeschichtsschreibung des I9. Jahrhunderts erinnert sei vor allem an die Versuche, erste praktikable Handbiicher und Sammlungskataloge

herauszugeben - ordneten in nutzbringender Weise die damaligen Kenntnisse uiber Kuinstler und Kunstproduzenten vergangener Jahrhunderte. Einteilungen in historische Stile und geographisch bestimmte Schulen offneten die Augen der Kunstwissenschaftler fur AbhIngigkeitsverhaltnisse zeit- licher, lokaler und personaler Art unter den Kiinstlern; Lehrer-Schiiler-Beziehungen wurden erstmals prizisiert. Dieses richtungweisende Denken stiitzte sich auf das Material der Versteigerungskataloge des I8. Jahrhunderts, die oft als einziges Schrifttum Namen und Werke bestimmter Kiunstler uiber- liefert hatten und die Objekte in ,,Schulen" klassifizierten. Wenn C. F. v. Rumohr, Sammler und Kunsthistoriker, eine Mlethode entwickelte, die jeglicher Arbeit in Sammlungen von Kunstobjekten eine neue Basis gab, sollte an die Hintergriinde gedacht werden. Eine von G. F. Waagen und W. Bode in Berlin gepragte Methodik wissenschaftlichen Ordnens, die z. B. auch den neuen Typ von Galerie- Katalogen fand, konnte auf Jahrzehnte hinaus vorbildlich sein, ehe sie - dann in der Ungunst der Verhaltnisse - abgel6st wurde durch den Anspruch wissenschaftlich vervollkommneter Arbeits- apparate etwa der Londoner Museen und daraus resultierender richtungweisender Publikationen.

Einordnendes Denken in ,,Stilen" und ,,Schulen" vernachlassigte allerdings Fragen nach der Moti- vation und den kausalen Entstehungsvorgaingen eines Kunstwerkes und verbreitete innerhalb der angewandten Methodik wissenschaftliche Assoziationsreihen, die in der zugleich ergriindenden und deutenden Kunstwissenschaft der Gegenwart sich eher als Belastung, jedenfalls kaum als Hilfe er- wiesen. Ein Beispiel hierfiir scheint der Terminus ,,Rembrandt-Schule" zu sein, der sich bis in die franzdsische Aufklarung zuruickverfolgen liBt und vor allem durch die Arbeiten W. Bodes zum Standardbegriff in der Erforschung niederlindischer Kunst des I7. jahrhunderts wurde. Als Be- lastung wird dieser Begriff empfunden, weil er in der kunstwissenschaftlichen Darstellung weder zu Prizisierung der Sachverhalte fiihren kann noch die Darstellung selbst erleichtert.

Rembrandts Ausbildungsbetriebl darf - unter einem modernen Blickwinkel betrachtet - als kommerzielles Mal- und Zeicheninstitut angesehen werden. Aber nicht nur Sohne des Amsterdamer GroBbiirgertums durften sich hier - weil dies in einer biirgerlich-kapitalistischen Erziehung a la mode

Zu den Schulern Rembrandts vgl. die Erwaihnungen von Arnold Houbraken: De Groote Schouburgh der Neder- lantsche Konstschilders en Schilderessen. i. Aufl. Amsterdam I7I8-2I; bes. Band 2, S. 53, 57, I00, I53, 155, 273 und Band 3, S. 6I, 78ff., 392. - Zusammenstellungen finden sich in den Katalogen der Ausstellungen in London, Galerie Matthiesen 1953, Leiden I956, Montreal I969 und Leiden I969; ferner u. a. in den Arbeiten von A. Laurie: The Brush-work of Rembrandt and his school. London 1932, S. 42-43; 0. Benesch: Rembrandt. Wien I935,

S. 70-71; W. Martin: Rembrandt en zijn tijd. Amsterdam I936, S. 502-505; S. Slive: Rembrandt and his Critics. Den Haag I953, S. I92. - Zum Unterricht Rembrandts vgl. 0. Benesch: Rembrandt's artistic Heritage, in: Gaz. des Beaux-Arts Per. 6, Band 33. Paris I948, S. 283; C. Hofstede de Groot: Rembrandt's onderwijs aan zijne leerlingen, in: Feest-Bundel Bredius. Amsterdam I9I5, S. 79-94; E. Haverkamp-Begemann: Rembrandt as Teacher, in: Ausstellungskatalog Chicago I969, S. 2I-30.

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war - im Malen und Zeichnen, vielleicht auch im Radieren versuchen, sondern es waren auch als Lehrling oder Geselle ernsthafte Kunststudenten tatig, die spaiter Bedeutendes leisteten. Indessen rechtfertigt die Existenz eines derartigen Kunstinstitutes nicht den Begriff ,,Rembrandt-Schule". Auch die paidagogische Methode, die Rembrandt beim Unterricht anwandte, wird durch den Terminus nicht charakterisiert. Individuelle Talente innerhalb der Schiilerschaft konnten sich entfalten, keine gleichf6rmige Manier wurde aufgezwungen. Es scheint eher gerade Methode gewesen zu sein, daB jeder Schiiler sich in seiner ganz persbnlichen Sprache ausdrucken sollte und wohl auch - nach den uns heute bekannten, bestimmten Lehrlingen ziiweisbaren Kopien zu urteilen - jeder seinen Fort- schritten in der Ausbildung und seinen Anlagen und Fahigkeiten nach Aufgaben gesteilt bekam. Insbesondere scheint dies fur Rembrandts Malstudio zuzutreffen. Weder technisch noch stilistisch wurde wahrend der jeweiligen Ausbildungszeit bzw. des Aufenthaltes in Rembrandts Werkstatt ein Zustand angestrebt, der - analog zu Rubens in Antwerpen - Lehrlinge und Gesellen zu Vollstrek- kungsgehilfen des Meisters werden lieB. Gerade der Vergleich mit Methoden der Rubens-Werkstatt und - in anderer Ebene - der Gedanke an die Assoziationen des Kunstwissenschaftlers unserer Zeit beim Wort ,,Rubens-Schule" offenbart die Nutzlosigkeit einer aihnlichen Begriffsbildung, Rem- brandt betreffend.

Nur wenige Maler-Schiiler Rembrandts gaben nicht irgendwann nach ihrer Ausbildungszeit die Prinzipien des Lehrers mehr oder weniger deutlich auf oder schwenkten nicht wenigstens in popu- Iirere, damit ertragreichere Moglichkeiten der Malerei ein. Die Ausstrahlung des Frans Hals-Kreises, der Werke A. Hannemans und der Hofkiinstler in Den Haag sowie von Van der Helst sollte nicht unterschitzt werden, abgesehen von flimischen Einfliussen und dem zunehmenden franzdsischen Kulturimperialismus. Rembrandts Malweise bestimmte keineswegs die hollandische Malerei der zweiten Hilfte des 17. Jahrhunderts, obwohl er auch - zwischen I630 und I650 in recht starkem MaBe - Maler beeinflussen konnte, die nicht in einer direkten personlichen Verbindung zu ihm standen und meist seiner eigenen Generation angehorten. ,,Schulbildend" wirkte Rembrandt hier nicht, und von einer nationalen, hollandischen ,,Rembrandt-Schule" kann nicht gesprochen werden. Eine Bezeichnung wie ,,Rembrandt-Kreis", die Schuler, BeeinfluBte und zeitgen6ssische Nachahmer zusammenfaBt, waire also vorzuziehen.

Indessen: eine weitreichende Qbereinsdimmung in kiinstlerischen Mitteln und im Ausdrucksgehalt ist festzustellen im Zeichenwerk Rembrandts und seiner Schiiler, so daB sich hier tatsachlich eine ,,Rembrandt-Schule" bildete mit Gemeinsamkeiten in Themenwahl, technischen Mitteln, Komposition und Ausdrucksverlangen; nicht nur waihrend der Zeit unmittelbarer Beeinflussung, sondern bei den BeeinfluBten meist ein Leben lang. Nur hier k6nnte also verniinftigerweise weiterhin bei der Be- trachtung eigenstaindiger Kunstprodukte des niederlindischen 17. Jahrhunderts mit dem Begriff ,,Rembrandt-Schule" gearbeitet werden, nicht ohne ihn vorher wissenschaftlich zu definieren.

Verschwommen wie Begriff und Definierung der ,,Rembrandt-Schule" sind die Vorstellungen vom Umfang des Kreises der von Rembrandt beeinfluBten Kiinstler. Nach den Erfahrungen des Verfassers scheint trotz bewunderswerter Leistungen vornehmlich niederlandischer Kunstwissen- schaftler die Durchdringung der heimatlichen Archive noch nicht in genuigender Weise geschehen zu sein; nur selten konnen so die Ausbildungsverhaltnisse exakt nach Jahren bemessen werden. Vereinzelt nur sind ,,Schiiler" in den Quellen ausdriicklich als solche erwaihnt. Dabei muB unter- schieden werden zwischen Kunststudenten und auch weiter fortgeschrittenen, mitunter fertigen Kiinsdern einerseits, die im Hause Rembrandts oder in der Nachbarschaft in Kost und Logis lebten, und andererseits solchen, die nur zu den Mal- und Zeichenstunden in die Werkstatt kamen. Zur zweiten Gruppe von in Amsterdam Ansassigen zaihlten z. B. die jungen Angehbrigen der Amster- damer privilegierten Oberschicht. Auch Lambert Doomer aus der Hartenstraat, Sohn von Rembrandts Rahmenmacher Harmen Doomer, stand in einem derartigen Ausbildungsverhiltnis, ohne daB wir ihn als ,,Schuler Rembrandts" kategorisieren diirfen.

Das Werk einiger bedeutender Maler und Zeichner, die vor allem oder ausschlieBlich im Land- schaftsfach Hochstleistungen erzielten, ist ohne Rembrandts direkten EinfluB nicht vorstellbar. Es seien Philips Koninck und Roelant Roghman als wichtigste Kuinstler genannt, Jacob Koninck, An-

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thonie van Borssum, Johannes Leupenius, Abraham Furnerius, Jacob Esselens, Abraham Rutgers. Nur weil die Zeitgenossen und deren unmittelbare Nachfahren sowie die einschlagigen Urkunden diese Kiinstler nicht als Schiiler nennen, duirfen wir nicht einen direkten EinfluB Rembrandts aus- klammern, den der stilistische Befund ergibt.

Z.

Qber Leben und Werke eines dieser von Rembrandt abhangigen Amsterdamer Kiinstler sind wir neuerdings durch eine Monografie besser informiert: Lamb e r t D o o me r2. Als Sohn eines deutschen Emigranten ist der i 624 in Amsterdam Geborene fuir uns auf Grund fast Iickenlos vorhandenen Archivmaterials besonders interessant. Nach einer handwerklichen Kunsttischler-Lehre, die mit einem Priifungsstiick fur die Zimmermannsgilde endete, besuchte Doomer I644, wahrscheinlich auch noch I645, Rembrandts Kunstunterricht und bildete sich im Zeichnen aus. Dies geschah teilweise auch

durch Kopieren Rembrandtscher Zeichnungen und anschlieBendes Verwenden des dabei Gelernten in eigenstandigen Zeichnungen. Da bereits im Jahre I644 Gemailde von der Hand Doomers entstanden sein kbnnen, wie das heute in Chatsworth bewahrte ,,Bildnis der Mutter"3 -wiederum in Anlehnung an eine Originalarbeit Rembrandts4-, muB Doomer die technischen Grundlagen der Malerei in dieser Zeit beherrscht haben. I646 unternahm er eine Fahrt durch Frankreich, die Loire aufwarts von Nantes bis Orleans, dann fiber Paris nach Dieppe. Diese Fahrt sollte fur seine Entwicklung und spatere kiinstlerische Produktion ebenso entscheidend werden wie eine I663 durchgefiihrte Rheinreise bis Bingen. Von beiden Unternehmungen brachte Doomer Reiseskizzen mit, die er dann in der Heimat fulr Sammler wiederholte. Diese topographischen Federzeichnungen, meist sehr effektvoll laviert,

Abb. I. Lambert Doomer Nantes, Mus6e Dobr6e Loireufer bei Nantes

2 Wolfgang Schulz, Lambert Doomer. I624-1700. Leben und Werke. Dissertation Berlin 1972. Bd. i. 2.

3 Chatsworth, Devonshire Collections Inv.-Nr. I45. - W. Schulz I972, Nr. G I4.

4 Leningrad, Ermitage Nnv.-Nr. 729. - A. Bredius I935, Nr. 357.

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sowie niederlandische Ansichten bilden den Grund fir Doomers konstante Wertschatzung durch die Jahrhunderte bis in unsere Tage. Als charakteristische Beispiele seien bisher nicht reproduzierte Zeich- nungen aus dem Musee Dobree in Nantes (Abb. I)5, den Staatlichen Kunstsammlungen in Weimar (Abb. 2)6 und dem Institut Neerlandais in Paris (Abb. 3)7 abgebildet. Jedoch nicht diese typischen und in der Art wohlbekannten Sch6pfungen Doomers sollen Thema die'ses Berichtes sein, sondern - an1dBlich einer Neubestimmung eines Blattes im Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin - rembrandteske friihe Zeichnungen des Kiinstlers.

Zu den friihesten Zeichnungen Doomers gehort die allein entwicklungsgeschichtlich wichtige Dar- stellung einer ,,Rast vor dem Wirtshaus" in Budapest, Szepmiiveszeti Muzeum (Abb. 4)8, die m6glicherweise in Zusammenhang mit dem im Rembrandt-Kreis vielfach gewahlten Thema des

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Abb. 4. Lambert Doomer

Budapest, Szepmiiveszeti Muzeum

Rast vor dem Wirtshaus (Vorderseite)

5 Inv.-Nr. 56-5248. - W. Schulz I972, Nr. 103. - Wiederholung vom Anfang der siebziger Jahre des I7. Jahr- hunderts einer verschollenen Reiseskizze von i646. 235: 390 mm; braun Feder, laviert.

6 Inv.-Nr. 4894. - W. Schulz I972, Nr. 271. - Wiederholung vom Anfang der siebziger Jahre des 17. Jahrhunderts einer Reiseskizze von i646 in Wien, Osterreichische Nationalbibliothek Atlas van der Hem (Band I5, Bl. 6, 2) oder deren Wiederholung in Haarlem, Teyler's Stichting Inv.-Nr. Q. 50. 234:408 mm; braun Feder, grau und braun laviert; bezeichnet (RUckseite, von der Hand Ploos van Amstels in grau Feder) ,,Het Valkhoff te nimwegen". Aus den Sammlungen J. Tonneman, Ploos van Amstel, Abraham de Haas, A. v. d. Willigen.

7 Collection Frits Lugt, Inv.-Nr. 3535. - W. Schulk 1972, Nr. 248. - Wiederholung vom Anfang der siebziger Jahre des I7. Jahrhunderts einer verschollenen Reiseskizze von I646.

8 Inv.-Nr. I497. - W. Scbul 1972, Nr. 3, 4. - 125: I87 mm; braun Feder, auf der Riickseite etwas verwischt; be- zeichnet (Ruickseite, braun Feder, 17. Jh., eigenhandig?) ,,Lang veer" und (Ruckseite, Kreide, spater) ,,Rembrandt". In der Sammlung Esterhazy (Inv.-Nr. I8-22) als Rembrandt, spiiter als ,,Ostade". Lit.: E. Hoffmann, Nemetalfoldi rajzok 15-19. sz'azad. Szepmuveszeti Muzeum. Budapest 1932, Nr. 164.

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,,Barmherzigen Samariters vor dem Wirtshaus" entstand. Deutliche Schwaichen, so die unsicher ge- zeichneten Strichlagen, die zum Teil sinnentstellend iibereinanderliegen, weisen die Zeichnung als friiheste Schiilerarbeit aus. Mit viel Tinte driickte der junge Zeichner die Feder auf das saugfahige Papier, so daB sich die Linien auf der Riickseite zeigen (Abb. 5). Auf ihr wurde die Figur eines die Stufen zum Wirtshauseingang Hinaufgehenden der Gesamtkomposition im Detail wiederholt. Be- merkenswert bei der Primititait der riaumlichen Vergegenwairtigung ist der Versuch, im Hinter- grund einen Diinenweg mit Staffage zu skizzieren. Diesem Motiv werden wir noch oft im Werke Doomers begegnen.

Mit der Budapester Zeichnung kann ein Blatt zusammengesehen werden, das sich zuletzt I928 in der Sammlung Victor Koch, London, befand: ,,Rast vor einer Hiitte" (Abb. 6)9. Es zeigt u. a. detailreicher den uns aus dem Budapester Blatt bereits vertrauten eigenartigen gedeckten Zweirad- wagen mit Zugtier. Andere Motive der verschollenen Zeichnung, wie Typ der Hiitte mit dem hinter der Haustiir stehenden Mann, dem Baumstamm mit zwei kiirzelartig gezeichneten Hiihnern entnahm Doomer seiner Zeichnung ,,Hiitte am Waldrand" in Paris, Institut Neerlandais von i64410, die Rembrandts I644 datierte Zeichnung Benesch Nr. 8 i511 kopierte.

Abb. 5. Lambert Doomer Budapest, Szepmuveszeti Muzeum

Rast vor dem Wirtshaus (Ruckseite)

9 W. Schulz 1972, Nr. 2. - MaB3e unbekannt; braun Feder, etwas laviert. Das Blatt befand sich nicht auf der Ver- steigerung V. Koch London 29. 6. 1949.

10 Collection Frits Lugt, Inv.-Nr. 8236. - W. Schulz I972, Nr. i. - 297:437 mm; braunschwarz Feder, braun laviert, etwas Rotel. Aus der Sammlung der Maharanie von Podukota (Versteigerung London, Sotheby, i. i2. I964, Nr. 9). Die Zeichnung diente auch als Vorlage fur Doomers Zeichnung in Paris, Musee du Louvre Cabinet des Dessins (W. Schulz I972, Nr. 23). - Lit.: W. Schukl, Doomer and Savery, in: Master Drawings Jahrgang 9, New York I97I,

S. 254, Abb. P1. 28. 1O Q. Benesch, The Drawings of Rembrandt Band 4, London I955, Nr. 8I5, Abb. 965. - Vgl. auch W. Schulz 197I

(s. Anm. IO), S. 254, 257, Abb. P1. 29.

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Abb. 6. Lambert Doomer Verschollen -Rast vor einer Hutte

Ab. . Labr_Doe Leidn, Pentnkabnet-UmumiOseternAseda

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Wahrscheinlich dazu angehalten von Rembrandt, uibte sich Doomer in der Folge in einer mehr skizzierenden Zeichenweise, mit der vor allem Gliederung einer Szene und Bewegungsablaufe erfaBt werden sollten. Die auch kulturhistorisch interessante Zeichnung in Leiden, Prentenkabinet (Abb. 7)12 ,,Umzug mit Osterstier in Amsterdam" kann als erste ansprechende Leistung des Zeichners gesehen werden. Die Periode anfangerhaften Wirkens ist uiberwunden. Wiederum ein in die Zukunft weisendes Detail: die Andeutung bestimmter topographischer Gegebenheiten (hier das alte Stadthaus in Amsterdam). Die vorerst zum letzten Male auftauchende Verlegenheitsschraffur wird iiberspielt von der mutig vereinfachten Darstellung, die entscheidend von der Laviertechnik belebt wird.

Nach anscheinend verlorengegangenen Zwischenstufen entstand dann Doomers erstes kleines Meisterwerk, die Zeichnung Inv.-Nr. I3735 des Kupferstichkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin (Abb. 8)13. Wiederum ist es eine ,,Rast vor dem Wirtshaus", die nun aber iiberzeugend

Abb. 8. Lambert Doomer Berlin, Kupferstichkabinett und Sammlung der Zeichnungen Rast vor dem Wirtshaus

12 Inv.-Nr. AW I96. - W. SchulZ I972, Nr. 8. - I2I: 170 mm; braun Feder, braun laviert; bezeichnet (auf Extrazettel, braun Feder) ,,Het Oude Stadhuis te Amsterdam met omgang op Kopper-Maandag"; Wasserzeichen: Wappenschild. Aus den Sammlungen H. Prins, A. Saportas, E. Perman, A. Welcker.

13 W. Schul/ I972, Nr. 9. - I 5 : 15 5 mm; braun Feder, braun laviert. Aus der Sammlung A. v. Beckerath; I902 vom Kupferstichkabinett erworben. Lit.: E. Bock/J. Rosenberg, Die niederlandischen Meister (im Kupferstichkabinett Berlin), Berlin 1930, S. 120.

6 Forsch. u. Ber. Bd. 17 81

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komponiert wurde und deren geschickt erfaBte Staffage es verstehen IiBt, daB das Blatt lange Zeit unter Rembrandts Namen ging. Sehr gut offnet Doomer mit wenigen Federziigen und sicherer Pinsellavierung den Platz vor dem Wirtshaus zur Landschaft, liot ihn iibergehen in einen von Sand- abhiingen begleiteten Weg; k6stlich der von hinten wahrgenommene kleine Junge des Vorder- grundes.

Mit der nachsten Entwicklungsstufe, die durch den ,,Auszug Rebekkas" auf einer Zeichnung wiederum in Leiden, Prentenkabinet (Abb. 9)14 vertreten wird, hatte Doomer zeitlich die ein oder zwei Jahre des Ausbildungsverhiiltnisses hinter sich, wohl auch schon die Frankreich-Fahrt.

Bei der unlangst erfolgten Bearbeitung der Zeichnungen Doomers ergaben sich Datierungs- schwierigkeiten bei rein figiirlichen, meist vom Stile Rembrandts ausgehenden Darstellungen. Nicht selten ist man geneigt, eine friihe Entstehung (Zeit des Ausbildungsverhaltnisses i644/45 und die

zweite Halfte der vierziger Jahre) vorzuschlagen, wenn nicht auBere Griinde eine spatere beweisen. Konnen die gezeichneten Genreszenen eines I966 im Londoner Kunsthandel befindlichen Blattes (Abb. 0o)15 noch in die vierziger Jahre datiert werden (Schraffurtechnik, Lavierung, Grad der Be- herrschung in Personen- und Bewegungswiedergabe), so muB die mythologisch verbraimte ,,bor-

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Abb. 9. Lambert Doomer Leiden, Prentenkabinet -Auszug Rebekkas

14 Inv.-Nr. AW 309. - V. Schult 1972, Nr. I4. - 206:277/282 mm; etwas Blei, braun Feder, braun laviert; bezeichnet (rechts oben, braun Feder) ,,Rembrandt f." und (rechts unten, braun Feder) ,,146". Aus einer franzosischen Privat- sammlung des i8. Jhts und den Sammlungen Suminsky, Hofstede de Groot, Paul Brandt und Alexander Welcker.

15 W. Schulz I972, Nr. 5. - I65: 197 mm; braun Feder, braun und grau laviert. Aus der Sammlung P. Crozat (nicht auf Versteigerung Paris Io. 4. I74I). - Craddock & Barnard/Turnbridge Wells (Magazinkatalog I9I8, Nr. z5o). -

Versteigerung Ursula Vernon u. a. London (Sotheby) I5. 3. I966, Nr. 78 (als Maes).

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deeltje"-Szene in Oxford, Ashmolean Museum: ,,Hermes, Herse und Aglauros" (Ovid, Meta- morphosen Buch 2, 708-832a) (Abb. i i)16 trotz aller Schwaichen in der Zeichnung nach i654 ent- standen sein, da die junge Frau am Spiegel dem I654 datierten Rembrandt-Gemailde in Leningrad, Ermitage (Bredius Nr. 387) nachempfunden ist.

3.

Ahnliche Schwierigkeiten ergaben sich bei dem hier vorzustellenden Blatt des Kupferstich- kabinettes Berlin, Inv.-Nr. 13065: ,,Ein Zahnzieher bei der Arbeit" (Abb. IZ)17. Die I902 mit der Sammlung Adolf von Beckeraths (i 834-I9I5) erworbene Zeichnung war bisher als ,,in der Art

des Philips Koninck" verkannt worden. Bei einer 1972 erfolgten Untersuchung ergab sich auf den ersten Blick, daB weder thematisch noch stilistisch Zusammenhange mit Philips Koninck bestehen. Weitgehende stilistische Gemeinsamkeiten mit Zeichnungen Doomers, die bereits das hier abgebildete Material bestaitigt, ergaben die Zuschreibung an diesen. Kurz seien thematische Eigentumlichkeiten des Blattes genannt: der Quacksalber bei der Arbeit an einem Patienten, mit Assistentin, so daB eine Dreiergruppe entstand, das Ganze im Innenraum, da rechts im Hintergrund sich zwei Personen an einem Kamin unterhalten.

Abb. io. Lambert Doomer Verschollen - Genreszenen vor einem Bauernhaus

"I Inv.-Nr. I 27***. - . Schult 1972, Nr. I . - I 94: 220 mm; Blei, braun Feder, braun laviert, weiB gedeckt. Aus der Sammlung L. Lucas.

17 I38:185 mm; braun Feder, braun laviert, grau gedeckt. - Lit.: E. Bock/J. Rosenberg, Die niederlandischen Meister (im Kupferstichkabinett Berlin), Berlin I930, S. 172 (als ,,Art des Philips Koninck").

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Indessen war das Motiv im Werk Doomers nicht unbekannt. Auf einer Zeichnung des Ashmolean Museum Oxford findet sich eine vielfigurige Komposition des gleichen Themas (Abb. 13)18: An einer Hauswand haben sich bei einem jungen Quacksalber, der, assistiert von einer jungen Dame, einem Patienten einen Zahn zieht, zehn Mainner, Frauen und Kinder versammelt. Der Zusammen- hang beider Zeichnungen bleibt zu kliren. Ferner sei an ein verschollenes Gemailde erinnert, das zu- letzt I943 bei H. J. Spiller in London war und ,,L. Doomer i668" bezeichnet und datiert ist'9. i668 kann auch die Zeichnung in Oxford entstanden sein, jedenfalls nicht wesentlich friiher.

Bei Weglassung der Kamingruppe der Berliner Zeichnung erscheint das Dreigestirn Quacksalber- Assistentin-Patient wieder auf dem Blatt in Oxford. Die tYbereinstimmungen der Hauptgruppen beider Blitter in Haltung und Gestus sind so groB, daB ohne Zogern gesagt werden darf, Doomer griff mit der Oxforder Darstellung auf die Berliner ,,Vor"-Zeichnung zuriick. In der Berliner Zeich- nung wurde die Gruppe unmittelbar bei der Arbeit festgehalten; ihr kann ein visuelles Erlebnis

Abb. i i. Lambert Doomer Oxford, Ashmolean Museum - Hermes, Herse und Aglauros

18 Inv.-Nr. I27*. - W. Schulz 1972, Nr. 39. -2287:402 mm; braun Feder, braun un,d grau lav. Sammlung Seymour Haden.

19 W. Schulz 1972, Nr. G 34. - Holz 5pid:6pid. Aus den Sammlungen J. A. Brentano; Versteigerung Amsterdam I3. 5. i82z, Nr. 83 (oder Nr. 85). - Hendrik Reydon; Versteigerung Amsterdam (Vries) 5. 4. I827, Nr. 32; an Roos/Amsterdam.

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Abb. I2. Lambert Doomer Berlin, Kupferstichkabinett und Sammiung der Z:eichnungen -Zahnzieher bei der Arbeit

Ab. 3. Labr Doomer.

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zugrunde liegen. Fast einen Bewegungsablauf widerspiegelnde Veranderungen in den Beinhaltungen von Zahnzieher und Patient weisen darauf hin. Neu ist die Versetzung ins Freie und die gesamte Zuschaueransammlung auf der spiteren Zeichnung. Waihrend man dliese nur hochst ungern vor den sechziger Jahren des 17. Jahrhunderts entstanden sehen m6chte, trifft dies fur die Berliner Zeichnung nicht zu. Doch der Gedanke, diese Zeichnung, die im Stil der figuralen Zeichnungen Doomers zur

Zeit des Ausbildungsverhaltnisses oder der Zeit kurz danach gehalten ist, waire vom Kiinstler nach vielen Jahren fur das Blatt in Oxford benutzt worden, erweist sich als voreilig, sobald wir themen- gleiche Darstellungen im Werk anderer Angehoriger des Rembrandt-Kreises beriicksichiigen. Arbeiten von Jan Miense Molenaer20, Isaak van Ostade2 , Jan Steen22, Cornelis Dusart23 u. a. sollen ausgeklammert bleiben.

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Ab.ig anVctr Lepi,Msu de Bldne Kust -ZhnierbidrAet

20 Molenaer-Gemalde in Braunschweig, Herzog Anton Ulrich-Museum, Inv.-Nr. 668 (Katalog I969, S. 97, Abb. S.? Leinwand 66: 8i cm; bezeichnet und I630 datiert).

21 I. v. Ostade-Gemiilde in Weimar, Staatliche Kunstsammlungen, Inv.-Nr. G 1133 (HdG I 39. - Holz 6I:83 cm; bezeichnet und I640 datiert).

22 Jan-Steen-Gemilde in Den Haag, Mauritshuis, Inv.-Nr. i65 (Katalog I968, S. I36. - Leinwand 33:27 cm; I65 1 datiert), in Amsterdam, Rijksmuseum, Inv.-Nr. 2241 (Katalog I960, S. 29z. - HolZ 38:52 cm) und Inv.-Nr. 2247

(Katalog I960, S. 292. - Holz 27:23 cm). 23 Dusart-Gemtalde in Bremen, Kunsthalle, Inv.-Nr. 35 (Katalog I935, S. 3'.- Leinwand 64:78 cm; bezeichnet und

1702 datiert).

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Bereits um I637 befaBte sich Rembrandt mit dem Thema des Quacksalbers intensiv, wenngleich nicht in der speziellen Ausformung, die wir von den beiden Zeichnungen Doomers kennen: die Zeich- nung des Berliner Kupferstichkabinetts Inv.-Nr. 5 z68 (Benesch Nr. 4I6), dann die Zeichnungen in London, Sammlung A. Seilern (Benesch Nr. 417) und ehemals in London, Sammlung Spencer- Churchill (Benesch Nr. 4I8). Gerrit Dous groBartiges Gemailde in Rotterdam, Museum Boymans- van Beuningen24 von I652 nahm den Gedanken auf. Jan Victors (I620-76, Amsterdam) schlieBlich gelang es, mit seinen Gemailden das Thema ,, Zahnzieher bei der Arbeit" wahrhaft volkstiimlich zu machen. Wir kennen Gemailde im Museum der Bildenden Kiinste in Leipzig (Abb. I4)25, im Szep-

miiveszeti Muzeum in Budapest (Abb. I )26, in der Ermitage in Leningrad (Abb. i6)27, im Rijks- museum Amsterdam das durch seine Jahreszahl ,,I65 4" besonders wichtige Bild (Abb. I7)28 und die Gemailde auf den Versteigerungen M. Komyakoff Paris 5. 3. I920, Nr. 15629 und B. A. Meyer/Mainz Berlin 25. 6. x934, Nr. 47 (Abb. i8)30.

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-~~~~~~Ab I a itr Budapest, Szepmiiveszeti Muzeum - Quacksalber bei der Arbeit~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

24 Inv.-Nr. St. 4 (Katalog I962, S. 45-46; Katalog 1972, Abb. S. 97). 25 Inv.-Nr. I637 (Katalog I967, S. 2I2. - Leinwand 74,5:87,5 cm; bezeichnet ,,J. Victors f.". Aus der Sammlung

Speck von Sternberg, Lutzschena). 26 Inv.-Nr. 1331 (Katalog I968, S. 755; Katalog I967 Genre Painting, Farbabb. 29. - Leinwand 79:99 cm; be-

zeichnet ,,iohanes Victors". I894 von Colnaghi/London erworben). 27 Katalog 1958, Nr. 3748, Abb. I52. - Leinwand 94: Io8 cm; bezeichnet ,,Jan Victors fec.". 28 Inv.-Nr. 2555 (Katalog I920, S. 437.- Leinwand 76:94,5 cm; bezeichnet ,,Jan Victors fc I654" datiert). 29 Leinwand 74:90 cm; bezeichnet ,,Jan Victors". - Abbildung im Versteigerungskatalog. 30 Holz 75:95 cm; bezeichnet. - Abbildung im Versteigerungskatalog. - W. Bernt, Die niederlindischen Maler des

17. Jahrhunderts. Munchen 197I, Band 3, Nr. und Abb. 1306.

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Der Blick auf diese Gemailde lIBt erkennen, daB sowohl die Grundkonzeption von Doomers Zeichnung in Oxford wie Details den Werken von Victors entnommen wurden. Die Hauswand in der rechten Halfte der Zeichnung, der davor aufgebaute Tisch, neben und hinter ihm die neugierigen Zuschauer, rechts vorn der Patient im Profil, sitzend, hinter ihm der Quacksalber, unter groBem Schirm die Assistentin entsprechen dem Gemalde in Leipzig, wo allerdings eine Magd Patient ist.

Die junge Assistentin, die Doomer zeichnete, erscheint unter dem Schirm auch auf dem Gemalde der Ermitage, zur Seite geriickt im Budapester Bild und dem I934 versteigerten; den Schirm zeigt eben- falls das Amsterdamer Gemalde. Doomers mit Obst gefiillter Henkelkorb gleicht denen der Dar- stellungen in Amsterdam, Leningrad und der Versteigerung Meyer. Perspektivische Durchbildungen sind bei Doomer ungeschickter, schmerzerfiillte Gebarden des Patienten heftiger und bewegter. Un- wichtig ist der Umstand, daB Victors seine Quacksalber teils beim Zahnausbrechen, teils bei anderen Verrichtungen zeigt. Es ergibt sich: Doomers Zeichnung in Oxford (Abb. I 3) folgt mit Wahrschein- lichkeit einem oder mehreren - uns teilweise vielleicht nicht bekannten - Gemialden von Jan Victors.

Da die Dreiergruppe der Berliner Zeichnung (Abb. iz), die aus den schon genannten Griinden kaum Kopie nach einem Motiv eines fremden Kunstwerkes sein kann, in Haltung und Bewegung

Abb. I6. Jan Victors Leningrad, Ermitage - Quacksalber

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Abb. I7. Jan Victors Amsterdam, Rijksmuseum -Zahnzieher bei der Arbeit

Veshle - QIcsle bidrAet

.... . ....... .. . 7

Abb I 711 nVitr

Amserdm,Rjs muslen-uacksahnzeh eer AbeideArit

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in der Oxford-Zeichnung wiederholt wurde, ergibt sich eine eigenartige Situation: Doomer benutzte zur spaiteren Zeichnung - und wohl auch fiur das entsprechende und gleichzeitige Gemailde - sowohl die friuhe Berliner Skizze wie Gemalde aus den fiinfziger Jahren des Amsterdamer Jan Victors.

4.

Neben der ,,Rast vor dem Wirtshaus" Inv.-Nr. I3735 (Abb. 8) und dem ,,Zahnzieher bei der Arbeit" Inv.-Nr. 13o65 (Abb. iz) bewahren die Staatlichen Museen zu Berlin im Kupferstich- kabinett auf der Museumsinsel zwei weitere Zeichnungen Lambert Doomers.

Eine mehrfarbig lavierte Kreidezeichnung ,,Diinenlandschaft mit Wanderer" Inv.-Nr. I2760 (Abb. 19)31 kann durch die eigenhandige Beschriftung Doomers auf der Riickseite in die Umgebung von Naarden, 6stlich von Amsterdam ehemals an der Zuiderzee gelegen, lokalisiert werden. Eine zeitliche Festlegung des Blattes gelang bisher nicht. - In Naarden besafB der Zeichner ein Haus. Auch das spatest datierte Werk Doomers wurde I698 im Landstreifen zwischen Naarden und dem Meer gezeichnet, die ,,Landschaft mit einem Kiepentraiger" in New Yorker Privatbesitz (Abb. 20)32.

Die kurze strichelnde Linie der altgewordenen Hand hat hier die Herrschaft iiber die wieder tonig ge- wordene Lavierung erlangt; Federstrich und vom Spitzpinsel gezogener Strich sind nicht mehr unterscheidbar.

Abb. i9. La-mbert Doomer Berlin, Kupferstichkabinett und Sammlung der Zeichnungen- Diinenlandschaft bei Naarden

81 W. Schulz I972, Nr. 229. - i I8: I 8o mm; schwarz Kreide, mehrfarbig laviert; bezeichnet (Ruckseite, braun Feder, eigenhaindig) ,,by Naarden Doomer f.". - Sammlung A. de Lange; Versteigerung Amsterdam i2. I2. i803, F-I5.

82 W. Schulz I972, Nr. 230. - 207:3I7 mm; braun Feder, braun Pinsel, grau und braun laviert; bezeichnet (Ruickseite, braun Feder, eigenhandig) ,,t oude Naarden Doomer f Ao i698" datiert. - Aus den Sammlungen G. Waal, C. Hof- stede de Groot, H. S. Reitlinger, E. J. Otto.

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Abb. zo. Lambert Doomer New York, Privatbesitz - Landschaft bei Naarden

Abb. z i Lambert Doomer Wien ,Osterreichische Nationalbibliothek -Blick vom Grebbeberg auf Wageningen

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Abb. zz. Lambert Doomer Paris, Institut NMerlandais Collection Frits Lugt -Blick vom Grebbeberg auf Wageningen

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Abb. 23.- Lam'bert Doomer Berlin., Kupferstichkabinett und Sammlung der Zeichnungen -Blick vom Grebbeberg auf Wagenlingen

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Abb. 24. Jan Steen Den Haag, Mauritshuis -Zahnzieher bei der Arbeit. 165 I

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Bei einem Ausflug von Amsterdam oder Alkmaar aus, den Wohnorten Doomers, nach Arnheim kam der Kiinstler auf dem alten Postweg Utrecht-Nimwegen durch die Gegend von Rhenen, Wageningen und Doorwerth (siehe auch Abb. 3). Hier entstanden - Ende der vierziger oder Anfang der fiinfziger Jahre des 17. Jahrhunderts - einige Zeichnungen, die sich sehr deutlich durch eine etwas grobe Technik und starker als sonst im Werk Doomers gewohnte Helldunkel-Gegensatze von den um I663 entstandenen Blattern mit Ansichten aus der gleichen Gegend unterscheiden. Die friihen Zeichnungen verkaufte Doomer groBtenteils an den Amsterdamer Rechtsanwalt und Sammler Laurens van der Hem, von dem sie in den Besitz der Osterreichischen Nationalbibliothek Wien kamen (Atlas van der Hem). Dazu geh6rt der Ausblick vom Grebbeberg auf ,,Wageningen und Wageningenberg" (Abb. zi)33. Doomer selbst wiederholte die Zeichnung, vielleicht beim Ver- kauf an Van der Hem, im Blatt in Paris, Institut Neerlandais (Abb. z2)34, nunmehr in der Technik der lavierten Federzeichnung. SchlieBlich entstand eine weitere eigenhandige Wiederholung der interessanten Ansicht in der Berliner Zeichnung Inv.-Nr. I276I (Abb. z3)35. tberraschenderweise zeichnete Doomer hier im Gegensinn, also entgegengesetzt zur natiirlichen Lage. Dieses Verfahren, das sonst auf der Basis von Gegendrucken von Pijnacker und Hackaert z. B. gewahlt wurde, taucht bfter im Werk Doomers auf, ist aber bei einer lokalisierbaren Ansicht eigenartig. Vielleicht war das Blatt vom Kiinstler nicht fur einen Samunler, sondern zum Aufbewahren in den eigenen Mappen bestimmt.

33 Atlas van der Hem Band 15 (Belgica Foederata), Bi. I2. - W. SchulkZ 1972, Nr. 242. - 262:4I4 mm; schwarz Kreide; braun, gelbgrun, rotlich, graublau, blau laviert; breite schwarze Einfassungslinie; bezeichnet (unten rechts spater, Blei, kaum lesbar); Wasserzeichen: Gekr6nter Schild mit ,,WR".

34 Collection Frits Lugt, Inv.-Nr. I777. - W. Scbulz 1972, Nr. 243. - 208:389 mm; braun Feder, braun und blaugrau laviert; bezeichnet (unten rechts, braun Feder, spater) ,,Domer". - Aus den Sammlungen J. Tonneman, H. Busserus

35 W. SchulZ I972, Nr. 244. - 255:403 mm; schwarz Kreide, mehrfarbig laviert; bezeichnet (Ruckseite, braun Feder, eigenhandig) ,,de greb buyte Reene"; Wasserzeichen: IHS-Monogramm. Aus den Sammlungen Ploos van Amstel, A. G. de Visscher und A. v. Bcckerath; I902 erworben. Lit.: E. Bock/J. Rosenberg, Die niederlandischen Meister (im Kupferstichkabinett Berlin), Berlin 1930, S. I20. - F. Lugt, Beitrage zu dem Katalog der niederlandischen Handzeichnungen in Berlin, in: Jb. d. Preuf3. Kunstsammlungen Band 52, Berlin 193I, S. 44.

* RedaktionsschluB war Januar 1973. -Die Zeichnungen der Collection Frits Lugt sind Eigentum der ,Fondation Custodia' in Paris, Institut Neerlandais, bei der auch die Copyrights sich befinden.

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