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240 AGRARForschung Kurzbericht Vitamine und Zusatzstoffe in der Ernährung von Mensch und Tier Rainer Schubert, Institut für Ernährungswissenschaften, Friedrich Schiller Universität Jena, D-07743 Jena Gerhard Flachowsky, Institut für Tierernährung, Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft, D-38116 Braun- schweig Auskünfte: Gerhard Flachowsky, e-mail: [email protected], Fax +49 531 596 376, Tel. +49 531 596 433 AGRARForschung 7 (5): 240-241, 2000 D as 7. Symposium «Vitamine und Zusatzstoffe in der Ernährung von Mensch und Tier» wurde vom In- stitut für Ernährungswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena sowie dem Institut für Tierernährung der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) Braunschweig zusammen mit der Gesellschaft für angewandte Vitaminforschung in Jena durchgeführt. Es diente vor allem dem Austausch von Forschungsergebnissen zwischen Human- und Tierernährung sowie der Diskussion zwischen den Fachgebieten Medizin, Veterinärmedi- zin, Ernährungswissenschaft und Agrarwissenschaft. Die Tagung wurde von 193 Teilnehmen- den besucht und 105 Beiträge präsen- tiert. Als thematische Schwerpunkte des Symposiums sind hervorzuheben: Ana- lytik, Biochemie und Wirkungsweise von Vitaminen, sekundären Pflanzen- und Zusatzstoffen, Einflussfaktoren auf den Vitamingehalt und die Qualität von Nahrungsmitteln, Auswirkungen des Versorgungsgrades mit Vitaminen und sekundären Pflanzenstoffen auf die Ge- sundheit und Leistung, Wirksamkeit von Zusatzstoffen wie Probiotika, Enzyme und anderen Substanzen sowie deren Einfluss auf die Gesundheit von Mensch und Tier. Konjugierte Linolsäuren (CLA) Die in den letzten Jahren berichteten Wir- kungen konjugierter Linolsäuren, wie zum Beispiel ein herabgesetzter Körperfettge- halt, eine erhöhte fettfreie Körpermasse und ein verändertes Fettsäurenmuster sind bei Nagern teilweise beeindruckend. Es konnte festgestellt werden, dass diese Wirkungen bei Schweinen und besonders beim Menschen nicht so deutlich auftre- ten. Trotzdem wurden einige übereinstim- mende Effekte bei den meisten Spezies gefunden, wie Erhöhung aller CLA-Iso- mere in den Körper-Lipiden, beeinflus- ste Fettspeicherung, erhöhter Anteil an gesättigten Fettsäuren in den Muskel-Li- piden und Fettgeweben, verminderte Ara- chidonsäure-Konzentration in Geweben und damit ein beeinflusster Eicosanoid- Stoffwechsel. Bei Schweinen im Abschnitt 23,5 bis 114 kg Lebendgewicht führte die Gabe von Rationen mit 2 % CLA-Öl (Gesamt- CLA: 54,2 %) gegenüber 2 % Pflanzen- öl (Kontrolle) zu keiner Leistungsverbes- serung, aber der Muskelfleischanteil war mit 58,7 % in der CLA-Gruppe signifi- kant höher als in der Kontrollgruppe (57,2 %), die Rückenspeckdicke war tenden- ziell geringer. Der CLA-Gehalt im Milchfett von Milch- kühen kann zwar durch CLA-Zusatz im Futter erhöht werden, aber die absorbier- te CLA oder deren Derivate (konjugierte C20-Metabolite) inhibieren die Fettsyn- these in der Milchdrüse, so dass der Milchfettgehalt sinkt. Antimikrobielle Wirkstoffe Es wurde hervorgehoben, dass sich die in verschiedenen Bereichen mit unterschied- lichem Ziel eingesetzten Substanzen anti- mikrobiellen Wirkstoffe im gleichen Öko- system gegenseitig beeinflussen. Deshalb ist darauf zu achten, dass diese Substan- zen in allen Einsatzgebieten umsichtig verwendet werden, wie zum Beispiel in der Medizin, Veterinärmedizin, Tierernäh- rung und im Pflanzenschutz. Ein Umden- ken bei der Herstellung tierischer Lebens- mittel wurde angeregt. Vitamine In Untersuchungen mit Sauen hatte eine Supplementierung mit Folsäure einen si- gnifikanten Einfluss auf die Höhe der Folsäurekonzentration im Serum (45,8 ng/ml bzw. 61,7 ng/ml; p < 0,05) h, aber nicht auf die Homocysteinkonzentration (Kontrolle 16,94 µmol/l, Versuchsgrup- pe 15,15 µmol/l) und die Reproduktions- leistung der Sauen. β-Carotin-Zulagen bei Hochleistungskü- hen beeinflussten die Zellzahl in der Roh- Eine erhöhte Dosis von Vitamin E an Mastschweine in der Endmastphase erhöhte diese Konzentration im Gewebe und in der Rohwurst, wodurch sich die Oxidationsstabilität verbesserte. (Foto: RAP Posieux)

Kurzbericht - agrarforschungschweiz.ch · Vakuum, Lagerung bei niedriger Tempe-ratur, Verkürzung der Lagerdauer sowie Erhöhung des Vitamin E-Gehalts (Rang-folge der Effizienz)

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240 AGRARForschung

KurzberichtVitamine und Zusatzstoffe inder Ernährung von Mensch und Tier

Rainer Schubert, Institut für Ernährungswissenschaften, Friedrich Schiller Universität Jena, D-07743 Jena

Gerhard Flachowsky, Institut für Tierernährung, Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft, D-38116 Braun-

schweig

Auskünfte: Gerhard Flachowsky, e-mail: [email protected], Fax +49 531 596 376, Tel. +49 531 596 433

AGRARForschung 7 (5): 240-241, 2000

Das 7. Symposium «Vitamine und

Zusatzstoffe in der Ernährung

von Mensch und Tier» wurde vom In-

stitut für Ernährungswissenschaften

der Friedrich-Schiller-Universität Jena

sowie dem Institut für Tierernährung

der Bundesforschungsanstalt für

Landwirtschaft (FAL) Braunschweig

zusammen mit der Gesellschaft für

angewandte Vitaminforschung in Jena

durchgeführt. Es diente vor allem dem

Austausch von Forschungsergebnissen

zwischen Human- und Tierernährung

sowie der Diskussion zwischen den

Fachgebieten Medizin, Veterinärmedi-

zin, Ernährungswissenschaft und

Agrarwissenschaft.

Die Tagung wurde von 193 Teilnehmen-den besucht und 105 Beiträge präsen-tiert. Als thematische Schwerpunkte desSymposiums sind hervorzuheben: Ana-lytik, Biochemie und Wirkungsweisevon Vitaminen, sekundären Pflanzen-und Zusatzstoffen, Einflussfaktoren aufden Vitamingehalt und die Qualität vonNahrungsmitteln, Auswirkungen desVersorgungsgrades mit Vitaminen undsekundären Pflanzenstoffen auf die Ge-sundheit und Leistung, Wirksamkeit vonZusatzstoffen wie Probiotika, Enzymeund anderen Substanzen sowie derenEinfluss auf die Gesundheit von Menschund Tier.

Konjugierte Linolsäuren (CLA)Die in den letzten Jahren berichteten Wir-kungen konjugierter Linolsäuren, wie zumBeispiel ein herabgesetzter Körperfettge-halt, eine erhöhte fettfreie Körpermasseund ein verändertes Fettsäurenmustersind bei Nagern teilweise beeindruckend.Es konnte festgestellt werden, dass dieseWirkungen bei Schweinen und besondersbeim Menschen nicht so deutlich auftre-ten. Trotzdem wurden einige übereinstim-mende Effekte bei den meisten Spezies

gefunden, wie Erhöhung aller CLA-Iso-mere in den Körper-Lipiden, beeinflus-ste Fettspeicherung, erhöhter Anteil angesättigten Fettsäuren in den Muskel-Li-piden und Fettgeweben, verminderte Ara-chidonsäure-Konzentration in Gewebenund damit ein beeinflusster Eicosanoid-Stoffwechsel.

Bei Schweinen im Abschnitt 23,5 bis 114kg Lebendgewicht führte die Gabe vonRationen mit 2 % CLA-Öl (Gesamt-CLA: 54,2 %) gegenüber 2 % Pflanzen-öl (Kontrolle) zu keiner Leistungsverbes-serung, aber der Muskelfleischanteil warmit 58,7 % in der CLA-Gruppe signifi-kant höher als in der Kontrollgruppe (57,2%), die Rückenspeckdicke war tenden-ziell geringer.

Der CLA-Gehalt im Milchfett von Milch-kühen kann zwar durch CLA-Zusatz imFutter erhöht werden, aber die absorbier-te CLA oder deren Derivate (konjugierteC20-Metabolite) inhibieren die Fettsyn-these in der Milchdrüse, so dass derMilchfettgehalt sinkt.

Antimikrobielle WirkstoffeEs wurde hervorgehoben, dass sich die inverschiedenen Bereichen mit unterschied-lichem Ziel eingesetzten Substanzen anti-mikrobiellen Wirkstoffe im gleichen Öko-system gegenseitig beeinflussen. Deshalbist darauf zu achten, dass diese Substan-zen in allen Einsatzgebieten umsichtigverwendet werden, wie zum Beispiel inder Medizin, Veterinärmedizin, Tierernäh-rung und im Pflanzenschutz. Ein Umden-ken bei der Herstellung tierischer Lebens-mittel wurde angeregt.

VitamineIn Untersuchungen mit Sauen hatte eineSupplementierung mit Folsäure einen si-gnifikanten Einfluss auf die Höhe derFolsäurekonzentration im Serum (45,8ng/ml bzw. 61,7 ng/ml; p < 0,05) h, abernicht auf die Homocysteinkonzentration(Kontrolle 16,94 µmol/l, Versuchsgrup-pe 15,15 µmol/l) und die Reproduktions-leistung der Sauen.

β-Carotin-Zulagen bei Hochleistungskü-hen beeinflussten die Zellzahl in der Roh-

Eine erhöhte Dosis von Vitamin E an Mastschweine in der Endmastphase erhöhte dieseKonzentration im Gewebe und in der Rohwurst, wodurch sich die Oxidationsstabilitätverbesserte. (Foto: RAP Posieux)

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milch. Hingegen hatte eine solche bei Sau-en keinen Einfluss auf die Fruchtbarkeit.

Die Verfütterung einer erhöhten Dosisvon Vitamin E (400 gegenüber 20 ppm∝ -Tocopherol) an Mastschweine in derEndmastphase erhöht die ∝ -Tocophe-rolkonzentration im Gewebe und in derRohwurst, wodurch sich die Oxidations-stabilität verbesserte. Sauerstoffarme Ver-packung verbesserte die Farbhaltung derRohwurst. Der beste Oxidationsschutz fürKoteletts und Rohschinken besteht auseiner Kombination von Verpackung imVakuum, Lagerung bei niedriger Tempe-ratur, Verkürzung der Lagerdauer sowieErhöhung des Vitamin E-Gehalts (Rang-folge der Effizienz).

Durch Zulagen bis zu 120 mg α-Toco-pherol/kg Futter im Futter von Legehen-nen erhöhten sich die α-Tocopherolkon-zentrationen im Eidotter hochsignifikant.

Nicht essentielle ZusatzstoffeUnter den nicht essentiellen Zusatzstof-fen hat man dem Carnitin besondere Auf-merksamkeit geschenkt. Bei Kühen wur-den vor der Geburt wesentlich höhereCarnitin-Konzentrationen im Blut be-stimmt als nach der Geburt.

Bei Absetzferkeln erbrachte der Zusatzvon 50 mg L-Carnitin je kg Futter in 35Tagen keine Leistungsverbesserung.

Der Zusatz des Probiotikums Toyocerin(B. cereus) im Sauenfutter 14 Tage vordem Abferkeln, im Ergänzungsfutter fürSaugferkel und im Aufzuchtfutter be-wirkte bei In-vitro-Ansätzen aus Verdau-ungsproben von Saugferkeln eine gerin-gere Wachstumskapazität der Enterobak-terien. Milchsäurebakterien zeigten in derSäugeperiode und zum Zeitpunkt desAbsetzens ein höheres Wachstumsvermö-gen, während Enterokokken eine Wochenach Ergänzungsfutteraufnahme eine ge-ringere Wachstumskapazität aufwiesen.

Bei Kälbern (Beginn mit 45 kg Lebend-masse) verbesserten Milchsäurebakteri-en, ein sporenbildendes Bakterium undHefekulturen die geprüften Leistungs-merkmale nicht. In anderen Untersuchun-gen mit Kälbern erbrachte das Probioti-kum Toyocerin (B. cereus; 1 x 109 KBE/kg Futter) gegenüber unbehandelten Käl-bern bei unbeeinflusster Futteraufnahme

eine signifikant gesteigerte Zunahme(6 %) sowie eine tendenzielle geringereDurchfallhäufigkeit in den ersten 56 Le-benstagen (um 12 %).

Bei Broilern verbesserten 50 beziehungs-weise 100 mg Toyocerin im Broilerstar-ter- beziehungsweise BroilermastfutterSchlachtmasse und Futteraufwand zumTeil signifikant und senkten die Verlust-rate.

Das Enzym Endo-1,4 β-Xylanase alleinoder kombiniert mit dem AntibiotikumFlavophospholipol hatte bei Legehennenkeinen Einfluss auf die Leistungs- undEiqualitätsparameter, die Verdaulichkeitvon Rohnährstoffen und die Darmflora.

Der Zusatz des Enzymkomplexes ZY 38(Energex) zu Broilerstarter- und Mastfut-ter mit 20 % Erbsen verbesserte die Kör-permassezunahme um 2,5 % und senkteden Futteraufwand um 1,7 %. Der Zu-satz des verwendeten Enzymkomplexeszu leinhaltigen Rationen an ausgewach-sene Legehennen ergab keine Vorteile.

Der Zusatz des Enzyms Xylanase zu Ra-tionen auf Roggen/Weizen-Basis fürBroiler bewirkte eine Verminderung dergallensäureresistenten Mikroflora, wor-aus sich möglicherweise positive Effek-

te auf die Fettresorption durch eine Re-duzierung derjenigen Mikroflora, dieGallensäuren dekonjugiert, und dadurcheine bessere Fettverdaulichkeit erklärenlassen.

Der Einsatz des Detoxifikationsmittels«Mycofix® Plus» bei männlichen Broi-lern, die mit Fusarientoxinen (21,2 mgDON/kg) belasteten Weizen erhielten,wirkte sich nachteilig auf die Leistungs-parameter aus.

Schubert R., Flachowsky G., Bitsch R.,

Jahreis G. (Hrsg.). 7. Symposium «Vitami-

ne und Zusatzstoffe in der Ernährung von

Mensch und Tier», 23. bis 24.09.1999,

Jena/Thüringen; Gebr. Frank KG Graphi-

scher Betrieb, Gera 1999, 538 Seiten,

ISBN 393480500-0.

Bestellung: Friedrich-Schiller-Universi-

tät, Biologisch-Pharmazeutische Fakul-

tät, Institut für Ernährungswissenschaf-

ten, LS Ernährungsphysiologie, Dornbur-

ger Strasse 24, D-07743 Jena, Germany,

Tel.: 03641 949610, Fax: 03641 949612,

e-Mail: [email protected]

Das nächste Symposium ist bereits in

Vorbereitung und wird am 26./27.09.2001

in Jena stattfinden (http://www.uni-

jena.de/biologie/ieu/vit2001).