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° Kurzreferat | Textanalyse 1 von 3
KURZREFERAT | TEXTANALYSE
Autorin: Sarah Seefried
Datum: 05.06.2012
Textart: Kurzreferat Textanalyse
Titel: Willibald Sauerländer. Das Alte immer neu genießen. SDZ
06.11.1999
Vortrag: TU Dresden. Fakultät Architektur. Institut für Baugeschichte,
Architekturtheorie und Denkmalpflege. Professur für
Denkmalpflege und Entwerfen. Seminar Musealisierung.
Endstation oder Aufwertung? Dozent Prof. Thomas Will
Korrektur: 19.05.2014
IM Rahmen der Serie „Gegenwart und Zukunft“ der Süddeutschen Zeitung verfasste Willibald
Sauerländer, ein renommierter Kunsthistoriker und -kritiker, einen kurzen Artikel zu Wesen und
Entwicklung der Museumslandschaft. Unter Berücksichtigung des Werte- und Zweckwandels
musealer Einrichtungen in den vergangenen Jahrhunderten erörterte er deren
Anpassungsfähigkeit an die gesellschaftlichen Gegebenheiten und ihre Tragfähigkeit für die
Zukunft. Dabei betonte er, dass sich sowohl das Publikum als auch dessen Intention in Bezug auf
das Museum deutlich gewandelt hätten. Die vielfachen Funktionen als Ort der Kontemplation, der
Konservierung, der Forschung und der Bildung seien in der Gestaltung eines Museums in jedem
Fall zu berücksichtigen. Das Potential musealer Einrichtungen liege vor allem in ihrer Funktion als
Bildungseinrichtung und sei durch die multimediale Entwicklung der modernen Zeit nicht
gefährdet, sondern eher noch gestützt, da der vorinformierte Besucher mit größerer
Aufnahmefähigkeit und Wissbegier das Museum betrete. Nichtsdestotrotz wurde und wird das
Museum als solches von verschiedenen Krisenelementen geprägt, die vor allem aus der direkten
Konkurrenz zur Schnelllebigkeit und Aktualität sowie Plakativität moderner Unterhaltungsformen
resultieren. Das Museum als renommierter und erhabener Konservator und Präsentator von
Ästhetik und Erbe kämpfe seit Beginn der Moderne mit der Balance zwischen Kategorisierungen
wissenschaftlicher Natur und notwendigem Unterhaltungswert, um Exponate auch für Laien
erfahrbar zu machen. Die vielerorts angestrebte Privatisierung gefährdet Sauerländers Meinung
nach die höheren Funktionen musealer Einrichtungen zu Gunsten ihrer Rentabilität. Der öffentliche
Zweck und Bildungsauftrag müsse zuallererst von der Allgemeinheit gestützt werden.
AUS dem Artikel hervorgehend lassen sich zwei polarisierte Auffassungen des musealen Begriffes
feststellen: der konservierende, respektive „statische und verstaubte“ Museumsbegriff sowie der
virtuell repräsentierende, sozusagen „erlebbare“ Museumsbegriff. Die bei derartiger Polarisierung
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° Kurzreferat | Textanalyse 2 von 3
entstehende Anforderung an das Museum als solches ist eine entsprechende Ausgewogenheit, die
einerseits der forschungsgeschichtlichen, bewahrenden Funktion Rechnung trägt und andererseits
seinen Bildungsauftrag durch aktualisierte Visualisierungen gemäß zeitgenössischer
Wahrnehmungsprofile ausführt. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass es sich bei dem vorliegenden
Text nicht um eine wissenschaftliche Abhandlung handelt, sondern um eine Zeitungskolumne, die
darauf abzielt im Leser ein Bewusstsein für den Umgang mit gesellschaftlichem Erbe zu
unterstützen. Daher bleibt er in gewissem Maße offen und spekulativ und leitet über stichpunkthaft
erwähnte Beispiele wie den Louvre in Paris, die Pinakothek in München und das Museum of
Modern Arts in New York eine schlagzeilenhafte Entwicklungsgeschichte der Museumslandschaft
her, die sich innerhalb einer andauernden Krise der Anforderungen der gesellschaftlichen
Schnelllebigkeit vollzieht.
„MUSEEN wurden im bürgerlichen Zeitalter sowohl ästhetische Bildungsstätten als auch Speicher
des kulturellen und patriotischen Gedächtnisses. Mit der Moderne und ihren sich ständig
überholenden Avantgarden haben die alten Kunsttempel ihre Funktion ändern müssen und sind
durch die sich beschleunigenden Wechsel der Moden in eine Krise geraten. Langsam beginnen sie,
sich aus den Zwängen alter und neuer Traditionen wieder zu befreien. Teils öffnen sie sich dabei
fragwürdiger Eventkultur. Teils aber wandeln sie sich zu Erprobungsstätten geduldiger
Wahrnehmung und Empfindung. Damit nehmen sie Bildungsaufgaben wahr, die öffentliche
Förderung verdienen.“, schreibt Sauerländer und kennzeichnet den Zeitungsartikel damit klar als
subjektives Programm. Die Frage nach der zukunftsfähigen Form des Museums bleibt weitgehend
offen, wenn auch die Wortwahl persönliche Präferenzen für ein ausgewogenes Medium der
Möglichkeiten nahelegt. So schließt er seine Ausführungen mit folgenden Worten:
„IN der Zeit des virtuellen Experimentierens mit Lebewesen und Robotern sind Aussagen über die
Zukunft ihrerseits virtuell geworden. Immerhin dürfen wir annehmen, dass auch in der Welt von
morgen viele Museen boomen werden. Doch was werden sie sein? Grabkammern der
Geschichte? Disneyland für Zerstreuung in der Freizeit? Oder Traumhäuser des virtuellen Lernens,
in denen Besucher sehend über die erstaunlichen Artefakte nachdenken können, die Menschen
seit den Tagen des Höhlenbewohners erfunden haben? Aber das ist fast eine moralische Frage, die
weit über die Mauern der Museen hinaus reicht. Ihre Beantwortung wird davon abhängen, wie
viel Erinnerung Menschen sich in der Zukunft noch zumuten wollen.“
INWIEWEIT ein musealisiertes Objekt den Besucher einbinden und einen modernen
Unterhaltungswert neben seiner konservierenden Funktion bereitstellen kann, wird von
verschiedenen Faktoren beeinflusst. Zum einen hängt es von der Art des Objektes ab: Ein Großer
Garten in Dresden, der öffentlich zugänglich ist und dessen Pflegemaßnahmen den Besucher
ungestört lassen, kann als Ort vielfältiger Veranstaltungen und des Müßigganges genutzt werden
und so die Finanzierung seiner Erhaltung unterstützen, ohne tiefgreifende Veränderungen über
sich ergehen lassen zu müssen. Allerdings bedeutet hier die notwendige, ständige Veränderung
und die beinahe vollkommene Öffentlichkeit aller Bereiche auch stets die Gefahr
unwiederbringlicher Verluste in Kauf zu nehmen, die gegen die Bedeutung des Großen Gartens als
Denkmal im Stadtbild abgewogen werden muss. Zum anderen spielt die Finanzierung und
Rentabilität vor allem bei privatisierten, aber auch bei öffentlichen Denkmalen eine Rolle. Die
Beseitigung der Trümmer der Frauenkirche in Dresden und ihr originalgetreuer Wiederaufbau
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befreiten das Stadtbild nicht nur von einer unangenehmen Vergegenwärtigung der
Vergangenheit, sondern sicherten der touristischen Wirtschaft ebenfalls steigende Einkünfte. Dafür
musste wiederum das ursprüngliche Denkmal vollkommen erneuert und so gut es ging in die
Neukonstruktion eingebunden werden. Dabei erschien dieser Prozess weniger eine Frage des
Denkmalschutzes zu sein, als vielmehr eine der öffentlichen Wahrnehmung. Diese ist also ein
weiterer, entscheidender Faktor bei dem Umgang mit unserem Erbe.
ALL diese Faktoren müssen Berücksichtigung finden, wenn sich die Frage nach Erhalt oder
Erneuerung alter Substanz stellt. Zum Wohle des Denkmals empfiehlt sich hierbei sicherlich ein
ausgewogener Interessenkreis der involvierten Instanzen, der leider nicht immer gewährleistet
werden kann, was – wie zum Beispiel im Falle der Dresdner Sophienkirche, die einer geplanten
Großküche weichen musste – auch den vollständigen Verlust bewahrenswerter Kultur zur Folge
haben kann.