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DAS LABYRINTH DER WÖRTER (LA TÊTE EN FRICHE) von Jean Becker Mit Gérard Depardieu und Gisèle Casadesus Bundesweiter Kinostart: 06. Januar 2011

(LA TÊTE EN FRICHE) von Jean Becker Mit Gérard · PDF fileOriginal-Musik LAURENT VOULZY Kamera ARTHUR CLOQUET Ton JACQUES PIBAROT VINCENT MONTROBERT FRANÇOIS GROULT Schnitt JACQUES

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DAS LABYRINTH DER WÖRTER (LA TÊTE EN FRICHE)

von

Jean Becker

Mit Gérard Depardieu und Gisèle Casadesus

Bundesweiter Kinostart: 06. Januar 2011

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Verleih CONCORDE FILMVERLEIH

Luise-Ullrich-Str. 6 82031 Grünwald

Tel. 089/45 06 10-0 Fax: 089/45 06 10-10

www.concorde-film.de Material zum download: www.concorde-film.medianetworx.de

Pressebetreuung WOLFGANG WERNER PUBLIC RELATIONS

Hohenzollernstraße 10 80801 München

Tel. 089/38 38 67-0 Fax: 089/38 38 67-11 [email protected]

82 MIN - DTS DIGITAL / Dolby SR - SRD - 35 MM - FARBE - FORMAT : 1.85

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DARSTELLER GÉRARD DEPARDIEU Germain GISÈLE CASADESUS Margueritte FRANÇOIS-XAVIER DEMAISON Gardini CLAUDE MAURANE Francine PATRICK BOUCHITEY Landremont JEAN-FRANÇOIS STÉVENIN Jojo CLAIRE MAURIER Die Mutter SOPHIE GUILLEMIN Annette STAB Regie JEAN BECKER Produktion LOUIS BECKER Drehbuch und Adaption JEAN-LOUP DABADIE

JEAN BECKER Dialoge JEAN-LOUP DABADIE Nach dem Roman von MARIE-SABINE ROGER EDITIONS DU ROUERGUE Original-Musik LAURENT VOULZY Kamera ARTHUR CLOQUET Ton JACQUES PIBAROT

VINCENT MONTROBERT FRANÇOIS GROULT

Schnitt JACQUES WITTA Bauten THÉRÈSE RIPAUD Kostüme ANNIE PERIER BERTAUX Casting SYLVIA ALLEGRE Regieassistenz DENIS IMBERT Produktionsleitung BERNARD BOLZINGER Produktionsbeauftragte KJB Production Coproduktion STUDIOCANAL –

FRANCE 3 CINÉMA – DD PRODUCTIONS

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Kurzinhalt Es ist die Geschichte über eine dieser Begegnungen, die das ganze Leben verändern können: das Zusammentreffen in einem Park zwischen Germain (Gérard Depardieu), um die 50, praktisch Analphabet, und Margueritte (Gisèle Casadesus), einer kleinen alten Dame und leidenschaftlichen Leserin. Vierzig Jahre und hundert Kilo trennen sie. Eines Tages setzt sich Germain zufällig neben sie. Margueritte liest ihm Passagen aus Romanen vor und eröffnet ihm die Welt und die Magie der Bücher, von denen sich Germain immer ausgeschlossen fühlte. Für sein Umfeld, die Freunde im Bistro, die ihn bis jetzt für einen Einfaltspinsel hielten, wechselt die Dummheit mit einem Mal die Seite ... Aber Margueritte verliert immer mehr ihr Augenlicht und aus tief empfundener Freundschaft zu dieser charmanten, verschmitzten und aufmerksamen alten Dame, übt Germain lesen und zeigt ihr, dass er in der Lage sein wird, ihr vorzulesen, wenn sie selbst es nicht mehr kann. Pressenotiz DAS LABYRINTH DER WÖRTER ist eine Geschichte voller Humor und Lebensfreude, mit einem bemerkenswert guten Gérard Depardieu und einer Hauptdarstellerin an seiner Seite, Gisèle Casadesus, der das Alter nichts von ihrem Charme genommen hat. Mit wunderbarem, feinem Sprachgefühl – der Originaltitel LA TÊTE EN FRICHE bedeutet so viel wie „Der brach liegende Kopf“ – ist Regisseur Jean Becker ein zu Herzen gehender, lustiger, durch und durch menschlicher Film gelungen. Zärtlich, voller Hoffnung erzählt DAS LABYRINTH DER WÖRTER davon, dass es nie zu spät ist, Neues zu lernen und glücklich zu sein. Wie schon in „Dialog mit meinem Gärtner“ und „Ein Sommer auf dem Land“ beschwört Becker einmal mehr mit meisterhafter, auf den Punkt gebrachter Leichtigkeit sein Thema: die Menschlichkeit, den Realismus des Landlebens, den Charme und die Kultiviertheit des Herzens der so genannten „Kleinen Leute“... „Dieser Germain, das hätte ich sein können“, so charakterisiert Depardieu eine Rolle, die ihm geradezu perfekt auf den eindrucksvollen Leib geschrieben scheint. Ihn als tollpatschigen, gutmütigen, vom Leben gezeichneten Germain zu sehen, zählt zu den großen Momenten der Filmgeschichte.

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Inhalt Eine Kleinstadt irgendwo in der französischen Provinz. Hier ist Germain (GÉRARD DEPARDIEU) geboren und aufgewachsen. Er geht verschiedenen Jobs nach und kultiviert mit Hingabe seinen Garten. Die Erträge verkauft er auf dem Wochenmarkt. Regelmäßig trifft sich Germain mit seiner jüngeren Freundin Annette (SOPHIE GUILLEMIN), einer Busfahrerin, und er kümmert sich um seine Mutter, eine laute, streitsüchtige alte Frau (CLAIRE MAURIER), obwohl die es ihm zeitlebens nicht einfach gemacht hat. Germain ist zufrieden mit seinem bescheidenen Leben – er kennt nichts anderes. Die Arbeit, die Gespräche und Dart-Spiele mit den Kumpels im Bistro, der Garten, Holzschnitzereien zur Entspannung. Bis er eines Tages im Park Margueritte (GISÈLE CASADESUS) trifft, mit Doppel T, wie sie betont. Gemeinsam betrachten sie die Tauben, denen Germain Namen gegeben hat. Eine heißt wie sie, Margueritte. Eine zierliche, elegante, überaus gebildete alte Dame, neben der Germain in seinen karierten Hemden und Arbeitshosen wie ein ungehobelter, aber gutmütiger Elefant wirkt. Sie kommen ins Gespräch, und schließlich liest sie ihrem neuen Bekannten eine Passage aus Albert Camus „Die Pest“ vor. „Schlafen Sie?“, fragt Margueritte irritiert. Doch Germain hat nur die Augen geschlossen, um dem Text intensiver lauschen zu können. Vor seinem inneren Auge läuft ein Film ab zu den Worten, die er hört. Ob er gerne lese, will Margueritte wissen, die das tiefe Interesse ihres Zuhörers spürt. Oh nein, antwortet Germain, er besitze keine Bücher. Tatsächlich ist er fast Analphabet geblieben, den bis zum heutigen Tag die Erinnerung an die Schule und den Lehrer schmerzt, der ihn regelmäßig vor versammelter Klasse lächerlich machte. „Sie sind ein guter Leser“, sagt ihm Margueritte. „Lesen ist auch zuhören.“ Ganze Bücher liest die alte Dame dem „jungen Mann“, wie sie ihn nennt, bei ihren regelmäßigen Treffen auf der Parkbank vor. Bücher, die Germain eine neue Welt eröffnen, die er begierig in sich aufnimmt. Das macht sein Leben allerdings erheblich komplizierter. Die Kumpels im Bistro reagieren aggressiv, denn ihr Germain verändert sich. Er gebraucht Wörter, die sie nicht verstehen, hat neue Interessen und verbringt immer weniger Zeit mit ihnen. Dabei ist Germain so etwas wie die gute Seele der Kneipe, er schlichtet Streit, tröstet die Wirtin (CLAUDE MAURANE), als sie von ihrem jüngeren Mann verlassen wird, und kümmert sich um seinen Freund Landremont (PATRICK BOUCHITEY), als der mal wieder einen moralischen Durchhänger hat. Er besucht Margueritte in ihrem Zimmer im Altersheim und beschwert sich bei ihr: Sein Leben sei einfacher gewesen, bevor sie sich kannten. Bücher seien nun einmal nichts für Leute wie ihn, an denen die Versprechungen des Lebens vorbeigegangen seien. Es sei zu schmerzhaft, sagt er seiner alten Freundin, durch sie immer wieder daran erinnert zu werden, was das Schicksal ihm vorenthalten habe. Er gibt ihr das Geschenk zurück, das sie ihm gemacht hat: ein Wörterbuch, „Le petit Robert“, DAS Nachschlagewerk der französischen Sprache. Doch kaum hat sie angefangen, aus einem neuen Buch vorzulesen - bezeichnenderweise Luis Sepúlvedas „Der Alte, der Liebesromane las“ - ist er wieder fasziniert und gefangen in dieser neuen Welt, die sich ihm erschließt. Margueritte, die seine Verzweiflung spürt, fragt behutsam nach seiner Vergangenheit, der Beziehung zu seiner Mutter. Schmerzhaft steigen die Bilder in Germain hoch: einen Vater gab es nicht, die Mutter betrachtete ihn als den „Unfall“ einer Feier zum 14. Juli und behandelte ihn als unerwünschtes, lästiges Anhängsel. Aber er erinnert sich auch daran, dass die Mutter ihn einmal verteidigte, als einer ihrer Liebhaber ihn schlug, und den Mann mit der Mistgabel davonjagte.

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Auch für Margueritte ist das Leben, seit die beiden sich kennen, nicht einfacher geworden. Mit zunehmendem Alter verliert sie ihr Augenlicht und sie kündigt Germain an, dass sie ihm nicht mehr lange wird vorlesen können. Um ihr das Gehen zu erleichtern, schnitzt Germain ihr einen Stock. Vor allem aber übt er, von seiner Freundin ermutigt, laut und flüssig zu lesen. Schließlich nimmt er all seinen Mut zusammen, leiht aus der Bibliothek ein Buch aus und überrascht Margueritte bei einem ihrer Treffen auf der Parkbank damit, dass er ihr laut vorliest. Als seine Mutter überraschend stirbt, erbt Germain ihr Haus. Bisher hatte er in einem alten Campingwagen auf dem Grundstück logiert. Seine Mutter hat ihm ein Foto hinterlassen, auf dem sie als junge Frau mit seinem Vater zu sehen ist. Und wie im Leben manchmal einschneidende Erlebnisse unmittelbar aufeinander folgen, eröffnet ihm seine Freundin, dass sie schwanger sei. Germain ist glücklich. Und will sofort Margueritte davon erzählen. Doch die ist von ihrer an der belgischen Grenze lebenden Familie abgeholt worden. Sie hat dem bestürzten Germain ein Geschenk dagelassen: „Le petit Robert“, das Wörterbuch ... Nun sitzt Germain allein auf seiner Bank und betrachtet die Tauben. Da kommt ihm eine Idee ... Mit dem Lieferwagen des Bistros macht er sich auf den Weg zu Marguerittes Familie. Doch der Neffe hat die Tante schon in ein schäbiges, billigeres Altersheim abgeschoben. Welche Freude, als Margueritte und Germain sich dann letzten Endes wiederfinden, er sie kurzerhand im Rollstuhl entführt und mit nach Hause nimmt. Endlich hat er ein Zuhause gefunden - und eine Familie.

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Interview mit Jean Becker Wie sind Sie auf den Roman von Marie-Sabine Roger aufmerksam geworden und was hat Sie gereizt, ihn zu adaptieren? Ich habe jemanden, der mir bei der Recherche hilft und der mich auf das Buch von Marie-Sabine Roger „La tête en friche“ hingewiesen hat. Schon bei der Lektüre bin ich seinem Charme verfallen. Die Figur dieses freundlichen, etwas ungehobelten Kerls, der unter seiner mangelnden Bildung leidet, hat mich gleich gefangen genommen. Man könnte denken, er sei etwas simpel, auch wenn er es überhaupt nicht ist. Und durch das unvorhergesehene Zusammentreffen mit einer alten, sehr gebildeten Dame, die ihm den Reichtum der Literatur nahebringt, entwickelt er sich weiter. Sie „erschließt“ sozusagen seinen Geist, macht ihn urbar. Warum haben Sie Jean-Loup Dabadie gebeten, mit Ihnen zusammen den Stoff zu adaptieren? Wir wollten schon seit langer Zeit einmal zusammen arbeiten. Ich gab ihm „La tête en friche“ zu lesen, das Buch gefiel ihm sehr – et voilà, die Gelegenheit hatte sich endlich gefunden. Ist das Schreiben für Sie ein Vergnügen? Das Schönste für mich im Entstehungsprozess eines Films sind das Schreiben und der Schnitt. Den Dreharbeiten sehe ich mit einer gewissen Bangigkeit entgegen, weil ich immer die Sorge habe, dem Geschriebenen nicht standhalten zu können. Und pausenlos ganz gewissenhaft sein und aufpassen muss, dass ich mich nicht zu weit davon entferne. Haben Sie die Dreharbeiten immer schon so erlebt? Es ist natürlich immer angenehm, sich jeden Tag, sechs Wochen lang, mit der kleinen Schar zu treffen, die man um sich versammelt hat. Aber ich will Ihnen ein Geständnis machen: Es kann auch sehr lästig sein, immer wieder auf die gleiche Frage antworten zu müssen: „Was machen wir?“ Ich denke immer an die Antwort, die Sébastien Japrisot gab: „Ich weiß es nicht, aber das machen wir gut“. Beim Drehen, ich gebe es zu, bin ich eher schwierig. Ich schreie viel, das stimmt, aber ich bin mir immer dessen bewusst, dass jeder Fehler, einmal gemacht, mich von meinem Ziel entfernen wird: Die Richtigkeit dessen, was geschrieben ist, wiederzugeben. Jedes Detail ist in meinen Augen entscheidend. Wann haben Sie daran gedacht, Gérard Depardieu, mit dem Sie bereits bei ELISA gedreht haben, in der Rolle des Germain Chazes zu besetzen? Sehr früh. Sogar ehe ich mich aufs Schreiben des Drehbuchs gestürzt habe. Ich habe das Buch von Marie-Sabine Roger meinem Agenten und Freund Bertrand de Labbey zu lesen gegeben. Er hat mir dann den Namen Depardieu nahe gelegt und gefragt, ob er ihm das Buch schicken dürfe. Gérard hat mich drei Tage später angerufen und mit mir über eine Stunde lang eifrig darüber geredet, bis in die kleinsten Details. Ich glaube, er verstand das Buch so gut wie ich, wenn nicht besser, was das Fließende und die Kraft seiner Interpretation erklärt. Jedenfalls hat mich seine tiefe Liebe zu dieser Geschichte darin bestärkt, diesen Film zu machen – zumal mit der Aussicht, ihn an Bord zu haben! Und schließlich auch diese alte Dame, eine außergewöhnliche Schauspielerin von 95 Jahren: Gisèle Casadesus! Nach einer Vorführung sagte mir jemand ‚Diese beiden sind dazu bestimmt, sich zu treffen’. Diese Bemerkung hat mich wirklich gefreut, weil sie genau das Thema des Films wiedergibt.

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Sie haben mit ihr bereits LES ENFANTS DU MARAIS gedreht. Warum wollten Sie ihr diese Rolle anbieten? Gisèle verfügt, ungeachtet ihres zerbrechlichen Äußeren, über eine beachtliche Charakterstärke, die hervorragend zu dieser Figur passt. Ich glaube, es ist überflüssig, ihr Talent zu rühmen. Schauen wir uns die Nebenrollen an, und erklären Sie uns Ihre Kriterien für deren Auswahl, angefangen mit Claire Maurier, die die Mutter von Germain Chazes spielt ... Als ich im Fernsehen eine Ausstrahlung von Cédric Klapischs UN AIR DE FAMILLE sah, war das der Auslöser: Ich wusste gleich, dass Claire die Figur dieser wilden, gewalttätigen Mutter verkörpern könnte. Claude Maurane? Sie hat sofort zugesagt, zum einen weil sie die Rolle spielen wollte, zum anderen aber auch ein bisschen Angst hatte, sie vielleicht nicht spielen zu können. Aber sie ist sofort ganz natürlich in die Haut ihrer Figur geschlüpft. Sie ist wirklich bewundernswert, diese Frau ... Patrick Bouchitey als Bistro-Kumpel? Das ist ein Schauspieler, den ich immer gut und passend finde, und der unter anderem, eine erstaunliche Persönlichkeit hat. Sophie Guillemain in der Rolle von Germains Freundin? Eine sehr natürliche Schauspielerin. Sie bildet mit Gérard ein glaubwürdiges Paar. Klar, es gibt einen großen Altersunterschied zwischen den beiden, aber letztendlich ist sie es, die ihn bemuttert. Und ich finde, das funktioniert wirklich gut auf der Leinwand. Fällt es Ihnen leicht, die Schauspieler zu finden, die Ihren Figuren entsprechen? Ich vertraue unbedingt dem Urteil meiner Casting-Agentin. Was für eine Art Regisseur sind Sie am Set? Ich mag es, einfaches Kino zu machen. Wie mein Vater mir oft erklärt hat, zeichnet eine gute Regie aus, dass man sie nicht bemerkt. Wenn man sie bemerkt, geht das zu Lasten der Geschichte, weil man sich auf alles andere als das Wesentliche konzentriert. Mein Regieführen beschränkt sich also darauf, die Entwicklung meiner Figuren im Verlauf der Handlung zu begleiten mit dem immer gleichen Ziel: dass die Zuschauer meiner Filme nicht als genau dieselben den Saal verlassen, als die sie gekommen sind. Alle Ihre Filme haben etwas gemeinsam: Sie sind nostalgisch, ohne rückständig zu sein. Wie gelingt Ihnen dieses schwierige Unterfangen immer wieder? Ich weiß nicht ... Jedes Mal bin ich einfach berührt von den Themen, meist Stoffe aus Büchern. Ich bediene mich vor allem den Kreationen anderer und erzähle ihre Geschichten.

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Wenn man DAS LABYRINTH DER WÖRTER gesehen hat, ist man überwältigt, ohne den Eindruck zu haben, emotional erdrückt worden zu sein. Wie schaffen Sie das? Es geht mir nicht darum, larmoyant zu sein, auch wenn manche das meinen, und ich glaube, ich habe auch nicht auf den Knopf der Gefühlsduselei gedrückt. Ich versuche einfach, das zu erzählen, was mich bewegt hat, und diese Emotion auf die Leinwand zu bringen. Haben Sie als Filmemacher mit den Jahren gelernt, die Geschichten, die Sie berühren, besser zu erzählen? Ich glaube, ich werde mit jedem Mal besser (lacht). Nein, ein Scherz, ich möchte sagen, man lernt mit jedem seiner Filme etwas dazu und achtet darauf, nicht zweimal den gleichen Fehler zu begehen. Erfahrung, die hilft von Zeit zu Zeit ... Ist DAS LABYRINTH DER WÖRTER im Schneideraum noch sehr verändert worden? Ich versuche, die Momente zu vermeiden, wenn der Zuschauer schon ahnt, was in der nächsten Szene passieren wird und sich sagt ‚Schon gut, wir haben’s ja verstanden’. Ich zögere nie, etwas wegzuschneiden. Das ist schwierig, wenn man seine ersten Filme macht, weil man an seinen Bildern hängt. Aber man sollte als Regisseur nie in seine Bilder vernarrt sein. Ich habe gelernt, es nicht mehr zu sein und mich auf den Rhythmus zu konzentrieren. Warum haben Sie Laurent Voulzy mit der Filmmusik beauftragt? Ganz einfach – und nicht gerade originell – weil ich seine Chansons und seine Melodien liebe. Am Anfang hat er sich geweigert, weil er dachte, er würde es zeitlich nicht schaffen. Aber als ich ihm den Film zeigte, hat er schließlich zugesagt. Danach ging alles sehr schnell. Einen Monat später schickte er uns ein sehr schönes Thema, das mir sehr gefiel. Sind Sie nervös vor dem Filmstart? Man sagt oft, wenn der Schnitt erledigt ist, gehört der Film dir nicht mehr. In meinem Fall stimmt das nicht. Ich bin involviert, bis er in die Kinos kommt. Es hat drei Jahre gedauert, um ihn zum Leben zu bringen, und ich möchte nicht, dass irgend ein Detail all unsere Mühen zunichte macht am Ende der Kette, der Promotion des Films. Ich schulde es mir, da mitzuwirken. Meiner Meinung nach läuft ein Film, wenn er dem Publikum übergeben ist, entweder gut, mittelmäßig oder gar nicht. In all diesen möglichen Fällen muss man die Ärmel hochkrempeln und an den nächsten denken.

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Interview mit Gérard Depardieu Jean Becker war bereits bei ELISA Ihr Regisseur, Mitte der 90er Jahre. Aber wie lange kennen Sie beide sich schon? Ich habe das Gefühl, wir kennen uns schon immer. Denn durch seine Herkunft ist Jean Teil einer Cineasten-Familie, deren Mitglieder mehr oder weniger alle für mich wie Väter sind: Seien es Schauspieler wie Gabin, Blier, Paul Meurisse, Pierre Brasseur oder Michel Simon, oder Autoren wie Michel Audiard mit seinem unvergleichlichen Gespür für Dialoge, für die französische Sprache generell – das ist etwas, das mehr und mehr verloren geht. Es ist kein Zufall, dass Jean, neben Claude Chabrol, einer der wenigen Filmemacher ist, der diesen Geist aufrecht erhält und zum Leben erweckt. Er repräsentiert diesen Typ des populären Kinos, das langsam verschwindet. Man muss nur seine Filme anschauen: Was ihn interessiert, sind die kleinen Details. Wie in DAS LABYRINTH DER WÖRTER das Zusammentreffen zwischen dieser alten Dame, wunderbar gespielt von Gisèle Casadesus, und meiner Figur – scheinbar, ich sage bewusst scheinbar – dem Einfaltspinsel des Ortes. Hat sich Jean Becker sehr verändert seit ELISA? Nein, außer dass er noch anspruchsvoller geworden ist. Weil er sich selbst misstraut. Jean ist davon besessen, Emotionen einzufangen. Er will, dass man die Wahrheit in seinen Filmen spürt. Kein Eskapismus! Die wahren Künstler sind die, deren Kunst sich nicht durch Worte ausdrückt. Wie sind Sie bei DAS LABYRINTH DER WÖRTER ins Boot gekommen? Bertrand de Labbey hat mir das Buch von Marie-Sabine Roger zu lesen gegeben. Gleich als ich es ausgelesen hatte, habe ich ihn angerufen um ihm zu sagen, dass Jean es wirklich versteht, großartige Bücher auszuwählen. Denn was braucht es sonst im Kino, wenn nicht eine schöne Geschichte wie diese? Ich hasse Effekte – die in Filmen immer mehr zum Einsatz kommen. Jean verweigert sich diesem Trend. Und der Roman, den er sich zur Adaption ausgesucht hat, ist einfach umwerfend, im wahrsten Sinne des Wortes. Also, um Germain Chazes zu spielen, muss man sich nur treiben lassen ... Was sehen Sie in diesem Germain Chazes? Er sieht nicht das Schlechte in den Dingen. Er hat seine Komplexe, aber man kann ihn nur schwer wütend machen. Er ist von einer ungewöhnlich positiven Grundstimmung, das ist das Schöne an ihm. Aber deshalb ist er noch lange kein Dummkopf. Dieser Germain, das hätte ich sein können. Jedenfalls ist er so, wie ich war, als ich jung war, in Châteauroux, bevor ich losgezogen bin, mit 13 Jahren. Wie er habe ich alles beobachtet, habe gesehen, was passiert ist. Es ist also jemand, den ich sehr gut kenne. Er hat viel Humor und viel Liebe in sich. Schaut man sich zum Beispiel die Beziehung zu seiner Mutter an. Auch wenn er von ihr keine Liebe bekommen hat, hat er sie nie verdammt. Und dann wird er von diesem jungen Mädchen geliebt, gespielt von Sophie Guillemin. Wenn man sie zusammen sieht, scheint der Altersunterschied gar nicht zu existieren, weil er so rein ist. Und im Gegensatz zu dem, was viele denken, ist Germain eine echte Figur unserer Zeit. Für mich repräsentiert er das, was erhalten bleibt, wenn man dem entkommt, was die Gesellschaft für uns vorsieht: Schulen, die unsere Kinder normieren und naturgemäß dabei ihre Träume zerstören. Germain ist ein Außenseiter, aber er glaubt an bestimmte Werte und liebt das Leben, auch wenn er von ihm herumgestoßen wurde.

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Wenn Sie ihn so gut kennen, war es für Sie einfach, Germain Chazes zu werden? Ja, wie ich sagte, es reichte, sich mitnehmen zu lassen von den Situationen und dem Text. Wenn ich spiele, versuche ich immer, so nah wie möglich an dem zu sein, was die Zuschauer sehen oder sehen könnten. Ich weiß nicht, was man sonst noch zu der gegebenen Situation beitragen könnte und zu den Worten, die zu sprechen sind. Vor allem sollte man nichts einstudieren. Einstudiertes stört empfindlich und führt zu einer Art von Stereotypen, die ich zu vermeiden suche. War es ein Vergnügen, mit Giselè Casadesus zu spielen? Ein großes Vergnügen, denn ich bin in solchen Momenten Zuschauer. Es ist beachtlich und ermutigend zu sehen, wie eine Frau ihres Alters ihren Text lernt und es schafft, sich auf den Punkt zu konzentrieren. Was mich aber wirklich angezogen hat, ist ihre immer noch unglaubliche Weiblichkeit, ihr Flirten, das ich als Resultat eines schönen Lebens und einer bestimmten Art Liebe sehe, einer Hoffnung oder eines Glaubens. Jemand, der an nichts glaubt, kann nicht so altern. Gisèle glaubt an die Vögel, an die Schönheit, den Kummer, die Traurigkeit ... nicht viele Menschen haben den Mut, sich heftigen Gefühlen wie Leid auszusetzen. Und wenn ich mit ihr spiele, sehe ich all das, alle ihre Erschütterungen. An ihrer Seite bin ich frei. Freiheit bedeutet, keine Angst vor irgendetwas zu haben, genauso stark wie das Leben zu sein. In dem Moment, wo man anfängt, Angst zu haben, ist es vorbei. Ich habe vor nichts Angst, vor allem nicht davor, zu existieren, im Gegensatz zu vielen Leuten, die im Angesicht des Alterns Schutz brauchen. Giselè Casadesus vergleicht Sie mit einem Orkan, wenn Sie den Set betreten. Erkennen Sie sich in dieser Beschreibung wieder? Ja, weil ich so bin! Aber wenn ich das Wort „Action“ höre, bin ich sofort in der Szene drin. Woanders kann ich auch gut auf einem Stuhl einschlafen statt rumzuzappeln. Aber das einzige, was zählt, ist die Szene. Unwichtig, was vorher war. Wie Claude Zidi sagte: „So oder so, du musst es machen!“ Und haben Sie immer noch so viel Spaß dabei? Aber ja! Weil ich so viele andere Dinge tue neben den Dreharbeiten, ist es letztendlich erholsam für mich, einen Film zu machen. Und auch wenn das Kino sich verändert hat, bleiben die Mannschaft und die Leute im Grunde dieselben. Ich habe viele amerikanische Produktionen erlebt, ausgestattet mit Mega-Budget und einer riesigen Schar von Assistenten. Mir ist das zu viel. Es gibt da keinen Platz mehr für das Spontane, Natürliche. Im Grunde bin ich so wie die Figur in DAS LABYRINTH DER WÖRTER: ich lebe in der Gegenwart. Denn: der Augenblick ist schon da. Man muss ihn nicht suchen. Ich zehre von der Permanenz des Gegenwärtigen, damit meine ich alles, was man erlebt: wenn man schläft, wenn man liebt, wenn du beobachtet. All das hinterlässt Spuren in deiner Erinnerung: Schmerzen, Gefühle, Töne, Farben und Gerüche, die dich nähren. Das ist der Grund, warum ich vor Beginn des Drehs überhaupt nicht an die Figur denke, die ich spielen werde, außer wenn der Regisseur mit mir darüber spricht. In DAS LABYRINTH DER WÖRTER musste ich mich nicht großartig auf Germain Chazes vorbereiten, weil das ganz einfach ein Mann ist, der die Menschen betrachtet und ihnen zuhört. Es reicht also für mich, zuzuschauen und zuzuhören, um er sein zu können.

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Interview mit Gisèle Casadesus Welche Erinnerungen haben Sie an LES ENFANTS DU MARAIS, Ihren ersten Film mit Jean Becker? Eine wunderbare Erinnerung, die zudem noch ganz frisch ist. Dieser Film hat die Menschen wirklich beeindruckt, ich werde noch oft darauf angesprochen. Was mich übrigens nicht überrascht: Er erzählt eine dieser ganz einfachen, mächtig menschlichen Geschichten, aus denen oft die schönsten Filme resultieren. Auf jeden Fall die, die im kollektiven Gedächtnis haften bleiben. Wie kam Ihre neuerliche Zusammenarbeit mit Jean Becker in DAS LABYRINTH DER WÖRTER zustande? Jean rief mich an, um mir zu sagen, dass er mir ein Buch schicken würde und möchte, dass ich es lese, weil er darin eine Rolle für mich sieht. Mir hat die Lektüre sehr gefallen, vor allem wegen der jungen Umgangssprache der Autorin Marie-Sabine Roger (lacht). Aber natürlich auch wegen dieser Beziehung voller Zartheit zwischen dieser alten Dame, die ich spielen sollte, und diesem gutmütigen Bär, den Gérard Depardieu spielt. Also habe ich zugesagt. Und gleich darauf das Drehbuch erhalten. Jean folgt genau dem Buch und verleiht ihm eine sehr persönliche Note: diese Liebe zur Natur, die so ganz unverfälscht herüberkommt. Dabei lebe ich gar nicht so verbunden mit der Natur. Ich bin eine waschechte Pariserin, die immer schon im 18. Arrondissement gelebt hat! (lacht). Auch wenn ich nicht so landverliebt bin, hat mich dieser Aspekt sehr berührt. Jedenfalls hätte ich Jean auch zugesagt, ohne das Drehbuch zu kennen, weil ich ihm völlig vertraue. Was gefällt Ihnen besonders an der Zusammenarbeit mit ihm? Ich habe bei ihm dieselbe Liebenswürdigkeit gefunden, die LES ENFANTS DU MARAIS auszeichnet. Außerdem eine große Effizienz: an seinen Sets vergeudet man nie seine Zeit. Jean ist sehr angenehm in dem Sinne, dass er einen um etwas bittet, einen aber nie bedrängt. Alles geht seinen natürlichen Gang mit ihm, man muss nie kämpfen. Und das umso mehr, als die Figur, die ich zu spielen hatte, mir nicht völlig fremd war. Wie würdne Sie diese Margueritte charakterisieren? Sie ist eine Frau, bei der man, dank der vielen Reisen, die sie unternehmen konnte, eine Art Abstand und humorvolle Betrachtung ihrer Umwelt ausmachen kann. Sie ist sensibel, aber nicht weinerlich. Ohne dass sie den Anschein erweckt, ist sie eine echte Autorität. Warum lässt sie sich Ihrer Meinung nach auf Germain Chazes, der Figur von Gérard Depardieu, ein? Die Ernsthaftigkeit und die Natürlichkeit dieses Mannes berühren sie auf Anhieb. Sie wecken in ihr den Wunsch, mehr über ihn zu erfahren. Sie sieht jemanden, der enttäuscht ist, der aber gerne weiterkommen möchte, Dinge lernen, die ihm das Leben bisher nicht geben konnte.

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War es kompliziert, diese Figur zu werden? Ich habe eine Theorie, die ich von Pierre Fresnay übernommen habe: Man taucht nicht ein in einen Charakter, sondern der Charakter taucht in uns ein. Auch wenn ich nicht eine so gebildete Frau bin wie diese Margueritte, fiel es mir gar nicht schwer, sie in mich aufzunehmen. Ich weiß nicht, ob das Resultat überzeugend ist, aber es hat mir keine Probleme gemacht, in diese Figur einzutauchen. Wie haben Sie diese Szenen auf der Bank mit Gérard Depardieu erlebt, die den Rhythmus des Films bestimmen? Zu aller erst einmal war ich entzückt, Gérard kennen zu lernen. Es entwickelte sich alles ganz natürlich zwischen uns. Zum einen, weil ich seine Großmutter sein könnte! (lacht). Wenn der liebe Gott mir noch ein bisschen Zeit gewährt, werde ich im Juni 96. Zum anderen, weil es angenehm ist, mit einem so großen Profi zu arbeiten. Ich hab mich sehr über ihn amüsiert, denn während der Vorbereitung auf eine Szene gestikuliert er, macht Späße, spricht sehr laut. Und dann, wenn es „Action“ heißt, hört alles auf und er trifft sofort den richtigen Ton. Man fühlt sich getragen von ihm. Meine einzige Befürchtung war, ob es mir gelingen würde, auf seinem Niveau zu spielen. Haben Sie immer noch Lampenfieber, wenn Sie spielen? Auf der Bühne habe ich es immer gehabt, bis zum Auftritt, jedes Mal. Beim Film gibt es auch Lampenfieber, aber anders. Mein Herz kann zwar auch laut schlagen, aber ich bin in den Händen des Regisseurs und der Technik, also nicht allein verantwortlich für meine Arbeit. Und weil man sich gewissermaßen selbst aufgibt, ist es gut zu wissen, dass man sich in den Händen eines guten Regisseurs befindet wie Jean. Man weiß, es reicht, auf ihn zu hören und seine Anweisungen zu befolgen. Hat Ihre Freude an der Arbeit an einem Filmset im Lauf der Jahre zugenommen? Ich fühle mich dort so entspannt wie nirgendwo sonst. Am Set kümmert man sich um dich, anders als am Theater. Das ist wie in einem Kokon. Im Film, um das aufzugreifen was Louis Jouvet sagte, schafft man um sich herum eine Atmosphäre, die verhindert, dass man unter Druck gerät. Man bekommt das Gefühl vermittelt, jemand sehr Wichtiges zu sein! (lacht). Man wird ständig gefragt, ob alles in Ordnung ist. Wer würde sich da beklagen? Aber darüber hinaus bin ich immer genauso hingerissen vom Spiel, davon, da zu sein, um Gefühle auszudrücken, die einem nicht gehören, die man aber als seine annimmt. Und es macht Spaß, diese Gefühle im Lauf der Zeit in sich selbst aufsteigen zu fühlen.

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BESETZUNG

Gérard Depardieu (Germain Chazes) Gérard Xavier Marcel Depardieu, geboren 1948 in Châteauroux, startete seine Schauspielkarriere auf der Wanderbühne ‚Café de la Gare'. Nach kleineren Kinorollen bekam er seine große Chance in Bertrand Bliers LES VALSEUSES („Die Ausgebufften“, 1973). Seine enorme darstellerische Bandbreite reicht von der Komik wie in LOULOU („Der Loulou“, 1980), TENUE DE SOIRÉE („Abendanzug“, 1986) oder LE PLACARD („Ein Mann sieht rosa“, 2001) bis zu großen dramatischen (Liebhaber-)Rollen, etwa in LA FEMME D’À COTÉ („Die Frau nebenan“, 1981) oder QUAND J’ETAIS CHANTEUR („Chanson d’Amour“, 2006). Unvergessen die Klassiker LE CHOIX DES ARMES („Wahl der Waffen“, 1981), POLICE („Der Bulle von Paris“, 1985), LE HUSAR SUR LE TOIT („Der Husar auf dem Dach“, 1995), THE MAN IN THE IRON MASK („Der Mann in der eisernen Maske“, 1997) oder die TV-Produktion „Le comte de Monte Cristo“ (1998). Depardieu verkörperte zahlreiche historische Figuren: von Auguste Rodin, über Danton, Balzac und Columbus bis zu Cyrano de Bergerac. Außerdem war er Obelix in mehreren Asterix-Verfilmungen. Mühelos gelingt ihm der Spagat zwischen komischen und tragischen, derben und feinsinnigen Charakteren.Er arbeitete mit zahlreichen namhaften Regisseuren, u.a. Claude Berri, Bernardo Bertolucci, Marco Ferreri, Jean-Luc Godard, Alain Resnais, Ridley Scott, Francis Veber und Peter Weir. Mit Maurice Pialat drehte er vier Filme, darunter POLICE („Der Bulle von Paris“, 1984 – Darstellerpreis in Venedig) und SOUS LE SOLEIL DE SATAN („Unter der Sonne Satans“, 1986), der mit der Goldenen Palme in Cannes ausgezeichnet wurde. Zu seinen weiteren Preisen zählen Césars für Truffauts LE DERNIER MÉTRO („Die letzte Métro“, 1980) und CYRANO DE BERGERAC („Cyrano de Bergerac“, 1989), der ihm auch seine einzige Oscar@-Nominierung einbrachte. Für Peter Weirs GREEN CARD („Green Card – Scheinehe mit Hindernissen“, 1990), sein US-Debüt, wurde er mit dem Golden Globe ausgezeichnet. 1996 wurde Gérard Depardieu für seine Verdienste ums französische Kino mit dem höchsten Orden geehrt, dem Chevalier du Légion d'Honneur. Der französische Superstar spielte in über 180 Filmen. In PARIS, JE T’AIME („Paris, je t’aime“, 2006) setzte er als Regisseur einer Episode des Ensemblefilms seiner Stadt ein Denkmal. Der leidenschaftliche Winzer betreibt in der Region Anjou mehrere Weingüter, besitzt zwei Restaurants und hat ein Kochbuch geschrieben. Er ist nicht nur ein Genussmensch, sondern auch ein unermüdlicher Arbeiter, der sich auch für den kleinsten Cameo-Auftritt nicht zu schade ist. In Claude Chabrols letztem Film BELLAMY („Kommissar Bellamy“, 2009) spielte er den Kommissar. Zuletzt war Depardieu in der Martin Suter-Verfilmung SMALL WORLD unter der Regie von Bruno Chiche zu sehen. Sein nächster Film POTICHE („Potiche“, 2010), das neueste Werk von François Ozon, kommt 2011 in die deutschen Kinos. Filmografie – Auswahl 1973 VALSEUSES (Die Ausgebufften), Regie: Bertrand Blier 1980 JE VOUS AIME, Regie: Claude Berri

LE DERNIER MÉTRO (Die letzte Métro), Regie: François Truffaut LOULOU (Der Loulou), Regie: Maurice Pialat

1981 LA FEMME D’À CÔTÉ (Die Frau nebenan), Regie: François Truffaut LE CHOIX DES ARMES (Wahl der Waffen), Regie: Alain Corneau

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1982 DANTON (Danton), Regie: Andrzej Wajda 1983 LES COMPÈRES (Zwei irre Spaßvögel), Regie: Francis Veber 1984 RIVE DROITE RIVE GAUCHE (Die Enthüllung), Regie: Philippe Labro 1985 POLICE (Der Bulle von Paris), Regie: Maurice Pialat

JEAN DE FLORETTE (Jean Florette), Regie: Claude Berri 1986 LES FUGITIFS (Zwei irre Typen auf der Flucht), Regie: Francis Veber

SOUS LE SOLEIL DE SATAN (Unter der Sonne Satans), Regie: Maurice Pialat TENUE DE SOIRÉE (Abendanzug), Regie: Bertrand Blier

1987 CAMILLE CLAUDEL (Camille Claudel), Regie: Bruno Nuytten 1988 TROP BELLE POUR TOI (Zu schön für Dich!), Regie: Bertrand Blier

DRÔLE D’ENDROIT POUR UNE RENCONTRE (Nächtliche Sehnsuch – hemmungslos), Regie: François Dupeyron

1989 CYRANO DE BERGERAC (Cyrano de Bergerac), Regie: Jean-Paul Rappeneau 1990 GREEN CARD (Green Card – Scheinehe mit Hindernissen), Regie: Peter Weir 1991 MON PÈRE CE HÉROS (Mein Vater der Held), Regie: Gérard Lauzier

TOUS LES MATINS DU MONDE (Die Siebente Saite), Regie: Alain Corneau 1992 GERMINAL (Germinal), Regie: Claude Berri 1993 LE COLONEL CHABERT (Die Auferstehung des Colonel Chabert),

Regie: Yves Angelo 1994 LES ANGES GARDIENS (Die Schutzengel), Regie: Jean-Marie Poiré 1995 ELISA (Elisa), Regie: Jean Becker LE GARÇU (Mein Vater, das Kind), Regie: Maurice Pialat 2000 VATEL (Vatel), Regie: Roland Joffé

UN PONT ENTRE DEUX RIVES, Regie: Gérard Depardieu und Frédéric Auburtin 2001 LE PLACARD (Ein Mann sieht rosa), Regie: Francis Veber 2002 ASTÉRIX ET OBÉLIX : MISSION CLÉOPÂTRE

(Asterix & Obelix: Mission Kleopatra), Regie: Claude Zidi 2003 NATHALIE… (Nathalie – Wen liebst du heute Nacht?), Regie: Anne Fontaine 2004 LES TEMPS QUI CHANGENT (Changing Times), Regie: André Techiné

36, QUAI DES ORFÈVRES (36 – Tödliche Rivalen), Regie: Olivier Marchal 2006 QUAND J’ETAIS CHANTEUR (Chanson d’Amour), Regie: Xavier Giannoli 2007 ASTÉRIX AUX JEUX OLYMPIQUES (Asterix bei den Olympischen Spielen)

Regie: Frédéric Forrestier und Thomas Langmann LA MÔME (La Vie en Rose), Regie: Olivier Dahan MICHOU D’AUBER, Regie: Thomas Gilou

2008 MESRINE : L’INSTINC DE MORT (Public Enemy No. 1 – Mordinstinkt) Regie: Jean-François Richet BABYLON A.D. (Babylon A.D.), Regie: Mathieu Kassovitz

2009 BELLAMY (Kommissar Bellamy), Regie: Claude Chabrol À L’ORIGINE, Regie: Xavier Giannoli

MAMMUTH (Mammuth), Regie: Benoît Délepine und Gustave Kervern L’AUTRE DUMAS, Regie: Safy Nebbou

2010 LA TÊTE EN FRICHE (DAS LABYRINTH DER WÖRTER), Regie: Jean Becker POTICHE, Regie: François Ozon SMALL WORLD, Regie: Bruno Chiche

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Gisèle Casadesus (Margueritte) Geboren 1914 in Paris, zählt Gisèle Casadesus heute zu den ganz großen Actricen ihres Jahrhunderts in Frankreich. Nach ihrem Auftritt an der Seite von Michel Simon in VAUTRIN spielte sie immer wieder die Rolle jugendlicher Heldinnen. In VERDICT („Das Urteil“) stand sie als Frau von Jean Gabin vor der Kamera. Sie trat auf den großen Theaterbühnen ihrer Heimatstadt auf, ist Mitglied der Comédie Francaise und kann auf eine kontinuierliche, bis ins hohe Alter fortdauernde Karriere in Film- und Fernsehen zurückblicken. Filmografie – Auswahl 1934 L’AVENTURIER (Die Ausgebufften), Regie: Marcel L’Herbier 1942 GRAINE AU VENT, Regie: Maurice Gleize 1943 VAUTRIN, Regie: Pierre Billon

COUP DE TÊTE, Regie: René Le Henaff 1944 PALEMA, Regie: Pierre de Herain 1946 CASANOVA, Regie: Jean Boyer L’HOMME AU CHAPEAU ROND (Der ewige Gatte), Regie: Pierre Billon 1947 ROUTE SANS ISSUE (Im Schatten einer Lüge), Regie: Jean Stelli 1948 ENTRE ONZE HEURE ET MINUIT, Regie: Henri Decoin 1949 DUGUESCLIN, Regie: Pierre Billon 1973 VERDICT (Das Urteil), Regie: André Cayatte 1976 LE COLLECTIONNEUR DES CERVEAUX (TV, Schach dem Roboter),

Regie: Michel Subiela 1977 UN CRIME DE NOTRE TEMPS (TV), Regie: Gabriel Axel 1992 ROULEZ JEUNESSE, Regie: Jacques Fansten 1996 HOMMES, FEMMES, MODE D’EMPLOI (Männer & Frauen –

Die Gebrauchsanleitung), Regie: Claude Lelouch 1998 LES ENFANTS DU MARAIS, Regie: Jean Becker 1999 AÏE, Regie: Sophie Filieres 2000 LE BOUQUET, Regie: Jeanne Labrune 2003 LE PROMENEUR DU CHAMP DE MARS (Letzte Tage im Elysée),

Regie: Robert Guediguian 2005 TRAVAUX (Hilfe, bei mir wird renoviert), Regie: Brigitte Rouan

PALAIS ROYAL (Palais royal!), Regie: Valérie Lemercier 2006 LE GRAND APPARTEMENT, Regie: Pascal Thomas 2008 LE PREMIER CERCLE, Regie: Laurent Tuel 2009 LE HÉRISSON (Die Eleganz der Madame Michel), Regie: Mona Achache CES AMOURS LÀ, Regie: Claude Lelouch

ELLE S’APPELAIT SARAH, Regie: Gilles Paquet-Brenner 2010 LA TÊTE EN FRICHE (DAS LABYRINTH DER WÖRTER), Regie: Jean Becker

Jean Becker (Regie) Jean Becker wurde 1938 in Paris als Sohn der Regisseurs Jacques Becker geboren. Er arbeitete als Regieassistent für seinen Vater und für Henri Verneuil. Als sein Vater 1960 plötzlich verstarb, führte Jean die Dreharbeiten von dessen Ausbruchsdrama LE TROU „Das Loch“ zu Ende. Danach blieb er dem Metier treu, drehte drei Krimis bzw. Kriminalkomödien mit Jean-Paul Belmondo (UN NOMMÉ LA ROCCA, „Sie nannten ihn Rocca“;

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ÉCHAPPEMENT LIBRE, „Der Boss hat sich was ausgedacht“, TENDRE VOYOU, „Geliebter Schuft“) und arbeitete fürs Werbefernsehen. 17 Jahre später feierte er mit seinem Leinwandcomeback L’ÉTÉ MEURTRIER („Ein mörderischer Sommer“) Triumphe. Der in der Provinz angesiedelte Thriller, ein großer Boxoffice-Erfolg in Frankreich, brachte Isabelle Adjani den César als Beste Hauptdarstellerin. Nach einer weiteren mehrjährigen Auszeit sorgte er mit ELISA („Elisa“) mit Gérard Depardieu für Furore. Der Film machte Sängerin Vanessa Paradis zum Star und wurde mit dem César in der Kategorie Beste Musik ausgezeichnet. In der Literaturverfilmung LES ENFANTS DU MARAIS („Ein Sommer auf dem Lande“) mit Gisèle Casadesus schuf er ein stimmungsvolles Porträt der „kleinen Leute“ und ein Plädoyer für Menschlichkeit. Die Drehbücher seiner Filme schreibt Becker meist selbst, häufig sind es Adaptionen von Romanen. Die Familie Becker hat sich inzwischen in der dritten Generation dem Filmemachen verschrieben: Jean Beckers Sohn Louis produzierte seit 2006 drei Filme seines Vaters, DIALOGUE AVEC MON JARDINIER („Dialog mit meinem Gärtner“), DEUX JOURS À TUER („Tage oder Stunden“) und DAS LABYRINTH DER WÖRTER. Filmografie – Auswahl 1961 UN NOMMÉ LA ROCCA (Sie nannten ihn Rocca) 1964 ÉCHAPPEMENT LIBRE (Der Boss hat sich was ausgedacht) 1965 PAS DE CAVIAR POUR TANTE OLGA (Kein Kaviar für Tante Olga) 1967 TENDRE VOYOU (Geliebter Schuft) 1983 L’ÉTÉ MEURTRIER (Ein mörderischer Sommer) 1995 ELISA (Elisa) 1998 LES ENFANTS DU MARAIS (Ein Sommer auf dem Lande)

Nach dem gleichnamigen Roman von Georges Montforez 2000 UN CRIME AU PARADIS Nach dem Stück von Sacha Guitry 2003 EFFROYABLES JARDINS

Nach dem gleichnamigen Roman von Michel Quint 2006 DIALOGUE AVEC MON JARDINIER (Dialog mit meinem Gärtner)

Nach dem gleichnamigen Roman von Henri Cueco 2008 DEUX JOURS À TUER (Tage oder Stunden) Nach dem gleichnamigen Roman von François d’Epenoux 2010 LA TÊTE EN FRICHE (DAS LABYRINTH DER WÖRTER) Nach dem gleichnamigen Roman von Marie-Sabine Roger