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MITTAGS EINKAUFEN •• LADEN-HUTER Ob Maultaschen, Marzipan oder Mint-Pralinen - diese sechs Berliner betreiben ihr Handwerk mit Leidenschaft. Kulinarische Erfolgsgeschichten jenseits des Supermarkts Fotos Gerd Metzner DAS SÜSSE LEBEN Schokolade, Pralinen und Kakao sind die Leidenschaft von Ingrid Lang. Diese gibt sie in ihrem Laden an ihre Kunden weiter Keine zwei Minuten dauert es, da fühlt man sich im Süßen Leben so, als wäre man bei Ingrid Lang im Wohnzimmer gelandet, zu Besuch bei einer guten Freundin. Das liegt zwar auch an Langs sympathischem Wesen, aber vor allem daran, dass man sofort merkt: Alles hier wurde mit viel Liebe ausgesucht - und nach eigenen Vorlieben. Ob erlesene Pralinen, Sekt mit Blattgold oder coole Berliner Backmischungen mit Namen wie "Hasenheide" oder "Nollendorfplatz": "Ich verkaufe nur das, was ich selbst gerne esse", sagt Ingrid Lang - und man glaubt es ihr sofort. "Noch einen Schokokuss? Den hab ich extra von einem klei- nen Lieferanten aus Bremen", lockt sie und platziert das verführerische kleine Kunstwerk griffbereit auf dem Tresen, der wie die gesamte Einrichtung im soer-Jahre-Stil gehalten ist. Zusammen mit einer Freundin eröffnete die 58-jährige Bäckerstochter aus Hessen, die noch von ihrem Großvater zur Konditorin ausgebildet wurde, vor zwölf Jahren Das süße Leben. Der Laden selbst blickt auf eine lange Tradition zurück, mehr als 50 Jahre wurde hier bereits Konfekt angeboten, als Ingrid Lang ihn übernahm. Die Kunden sind so loyal wie die Besitzerin selbst - die deshalb auch Fragen nach ihren berühmtesten Abnehmern empört zurückweist. Stimme es, will ein Kunde wissen, dass der Bundespräsident, der früher hier im Viertel wohnte, angeblich noch höchstpersönlich für eine PraJinenmischung vorbeischaue? "Dazu sage ich nichts", antwortet Ingrid Lang streng. Ganz wie eine treue Freundin eben. Johanna Rüdiger Das süße leben Salzburger Straße 7, Schöneberg, Tel. 74 76 05 00, www.das-suesse-Ieben.de 40 POT AND PEPPER Michael Stümpert herrscht über mehr als 240 verschiedene Würzmittel Eigentlich weiß man genau, was man kaufen will: grobkörnige Chili-Flocken, so scharf wie möglich. Doch Michael Stümpert schüttelt den Kopf: "Nein, kommt nicht infrage" , sagt er bestimmt, dreht sich um und geht zu einem hohen Regal mit riesi- gen Gewürzdosen. Dort wählt er zwischen zwölf verschiedenen Chili-Essenzen, bis er die richtige gefunden hat. ,;Vertrau mir, das passt besser zu dir als Gewürz-Einsteiger, es hat eine viel fruchtigere Note", sagt der 46-Jährige und wiegt 30 Gramm ab, die er in einer kleinen Plastiktüte verstaut. Aber nicht nur wegen der detaillierten Beratung ist Pot & Pepper längst eine Institution: Berlins einziger Gewürzfachhandel bietet seit fast zehn Jahren mehr als 240 verschiedene Würzmittel. Darunter so exotische Gewächse wie etwa die südamerikanische Tonkabohne, die nach Vanille riecht und etwa für Creme brulee verwendet wird. Oder hawaiianisches Black-Lava-Salz, das pechschwarz in einer Schale funkelt und einen knusprigen Meersalzgeschmack liefert. Doch ei- gentlich geht 'es Stümpert gar nicht um Exotik, sondern um Qualität: "Den Leuten den Unter- schied zwischen diesem Supermarkt-Mist und echten Gewürzen zu erklären, ist mein missio- arisches Werk", sagt er. "Riechst du die ätheri- scaen Öle, das Aroma, die erdige Schärfe?", fragt E: und hält Kunden frisch gemahlenen schwarzen ?:Eer unter die Nase. Tatsächlich, ein ganz an- deres Sinnes erlebnis als der normale Discounter- ?:~E:, der oft zu schnell angebaut wird und des- 2D porös und sehr leicht ist. Da kauft man auch ge::::e ~ was der Experte empfiehlt - oder eher sC::= befiehlt. Johanna Rüdiger Kieler Straße 9, Steglitz, Tel. 81 82 79 83, ••• ="lIEpper.de tip Berlin Speisekarte 2014

LADEN-HUTER · 2017. 10. 16. · Eigentlich weiß man genau, was man kaufen will: grobkörnige Chili-Flocken, so scharf wie möglich. Doch Michael Stümpert schüttelt den Kopf:"Nein,

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Page 1: LADEN-HUTER · 2017. 10. 16. · Eigentlich weiß man genau, was man kaufen will: grobkörnige Chili-Flocken, so scharf wie möglich. Doch Michael Stümpert schüttelt den Kopf:"Nein,

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LADEN-HUTEROb Maultaschen, Marzipan oder Mint-Pralinen - diesesechs Berliner betreiben ihr Handwerk mit Leidenschaft.Kulinarische Erfolgsgeschichten jenseits des Supermarkts

Fotos Gerd Metzner

DAS SÜSSE LEBENSchokolade, Pralinen und Kakao sind die Leidenschaft von IngridLang. Diese gibt sie in ihrem Laden an ihre Kunden weiter

Keine zwei Minuten dauert es, da fühlt man sich im Süßen Leben so, als wäre man beiIngrid Lang im Wohnzimmer gelandet, zu Besuch bei einer guten Freundin. Das liegt zwarauch an Langs sympathischem Wesen, aber vor allem daran, dass man sofort merkt: Alles

hier wurde mit viel Liebe ausgesucht - und nach eigenen Vorlieben. Ob erlesene Pralinen,

Sekt mit Blattgold oder coole Berliner Backmischungen mit Namen wie "Hasenheide" oder

"Nollendorfplatz": "Ich verkaufe nur das, was ich selbst gerne esse", sagt Ingrid Lang - undman glaubt es ihr sofort. "Noch einen Schokokuss? Den hab ich extra von einem klei-nen Lieferanten aus Bremen", lockt sie und platziert das verführerische kleine Kunstwerkgriffbereit auf dem Tresen, der wie die gesamte Einrichtung im soer-Jahre-Stil gehaltenist. Zusammen mit einer Freundin eröffnete die 58-jährige Bäckerstochter aus Hessen, die

noch von ihrem Großvater zur Konditorin ausgebildet wurde, vor zwölf Jahren Das süßeLeben. Der Laden selbst blickt auf eine lange Tradition zurück, mehr als 50 Jahre wurde

hier bereits Konfekt angeboten, als Ingrid Lang ihn übernahm. Die Kunden sind so loyalwie die Besitzerin selbst - die deshalb auch Fragen nach ihren berühmtesten Abnehmern

empört zurückweist. Stimme es, will ein Kunde wissen, dass der Bundespräsident, derfrüher hier im Viertel wohnte, angeblich noch höchstpersönlich für eine PraJinenmischungvorbeischaue? "Dazu sage ich nichts", antwortet Ingrid Lang streng. Ganz wie eine treueFreundin eben. Johanna Rüdiger

Das süße leben Salzburger Straße 7, Schöneberg, Tel. 74 76 05 00, www.das-suesse-Ieben.de

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POT ANDPEPPERMichael Stümpert herrscht über mehrals 240 verschiedene Würzmittel

Eigentlich weiß man genau, was man kaufen will:grobkörnige Chili-Flocken, so scharf wie möglich.

Doch Michael Stümpert schüttelt den Kopf: "Nein,kommt nicht infrage" , sagt er bestimmt, dreht

sich um und geht zu einem hohen Regal mit riesi-

gen Gewürzdosen. Dort wählt er zwischen zwölf

verschiedenen Chili-Essenzen, bis er die richtigegefunden hat. ,;Vertrau mir, das passt besser zu dirals Gewürz-Einsteiger, es hat eine viel fruchtigere

Note", sagt der 46-Jährige und wiegt 30 Grammab, die er in einer kleinen Plastiktüte verstaut.

Aber nicht nur wegen der detaillierten Beratung

ist Pot & Pepper längst eine Institution: Berlinseinziger Gewürzfachhandel bietet seit fast zehn

Jahren mehr als 240 verschiedene Würzmittel.

Darunter so exotische Gewächse wie etwa diesüdamerikanische Tonkabohne, die nach Vanilleriecht und etwa für Creme brulee verwendetwird. Oder hawaiianisches Black-Lava-Salz, das

pechschwarz in einer Schale funkelt und einenknusprigen Meersalzgeschmack liefert. Doch ei-

gentlich geht 'es Stümpert gar nicht um Exotik,

sondern um Qualität: "Den Leuten den Unter-schied zwischen diesem Supermarkt-Mist undechten Gewürzen zu erklären, ist mein missio-arisches Werk", sagt er. "Riechst du die ätheri-

scaen Öle, das Aroma, die erdige Schärfe?", fragtE:und hält Kunden frisch gemahlenen schwarzen

?:Eer unter die Nase. Tatsächlich, ein ganz an-deres Sinnes erlebnis als der normale Discounter-?:~E:, der oft zu schnell angebaut wird und des-

2D porös und sehr leicht ist. Da kauft man auchge::::e ~ was der Experte empfiehlt - oder ehersC::= befiehlt. Johanna Rüdiger

Kieler Straße 9, Steglitz, Tel. 81 82 79 83,••• ="lIEpper.de

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