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/ Name der Forschungsstelle(n) AiF-Vorhaben-Nr. / GAG Bewilligungszeitraum Schlussbericht für den Zeitraum : . zu dem aus Haushaltsmitteln des BMWA über die geförderten IGF-Forschungsvorhaben Normalverfahren Fördervariante ZUTECH Forschungsthema : Für ein ZUTECH-Vorhaben sind folgende zusätzliche Angaben zu machen: Der fortgeschriebene Plan zum Ergebnistransfer in die Wirtschaft ist beigefügt liegt bereits vor wird fristgerecht nachgereicht Ort, Datum Unterschrift der/des Projektleiter(s) Stand: Juni 2005 IGF-Vordruck der AiF [4.1.10] Laser Zentrum Hannover eV 15660 1 01.06.2008 - 31.05.2010 01.06.2008 - 31.05.2010 Aufbau und Erprobung eines Laryngoskops mit integrierter OCT-Bildgebung zur Beurteilung von Stimmlippenveränderungen Hannover, 01.06.2010

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Name der Forschungsstelle(n) AiF-Vorhaben-Nr. / GAG

Bewilligungszeitraum

Schlussbericht für den Zeitraum : .

zu dem aus Haushaltsmitteln des BMWA über die

geförderten IGF-Forschungsvorhaben

Normalverfahren

Fördervariante ZUTECH

Forschungsthema :

Für ein ZUTECH-Vorhaben sind folgende zusätzliche Angaben zu machen:

Der fortgeschriebene Plan zum Ergebnistransfer in die Wirtschaft

ist beigefügt

liegt bereits vor

wird fristgerecht nachgereicht

Ort, Datum Unterschrift der/des Projektleiter(s)

Stand: Juni 2005 IGF-Vordruck der AiF [4.1.10]

Laser Zentrum Hannover eV 15660 1

01.06.2008 - 31.05.2010

01.06.2008 - 31.05.2010

Aufbau und Erprobung eines Laryngoskops mit integrierter OCT-Bildgebung zur Beurteilung von Stimmlippenveränderungen

Hannover, 01.06.2010

HL
Textfeld
Anhang
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OCT-gestützte Laryngoskopie Schlussbericht Seite 1

Dieses IGF-Vorhaben (15660 N) der Forschungsvereinigung (Feinmachanik, Optik und

Medizintechnik e.V.) wurde über die AiF im Rahmen des Programms zur Förderung der

industriellen Gemeinschaftsforschung und –entwicklung (IGF) vom Bundesministerium für

Wirtschaft und Technologie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages

gefördert.

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OCT-gestützte Laryngoskopie Schlussbericht Seite 2

Zusammenfassung

Mit konventionellen Techniken ist es bei der Stimmlippenuntersuchung oft nicht möglich,

zwischen gutartigen Veränderungen, Krebsvorstufen und malignen Tumoren zu unterschei-

den. Meist können die Pathologien nur nach einer Biopsieentnahme histologisch differenziert

werden, die neben der Gefahr einer Stimmveränderung oder sogar einer irreversiblen Hei-

serkeit die üblichen Risiken einer Vollnarkose birgt. Bei der Beobachtung eines Krankheits-

verlaufs sind oft wiederholte Biopsieentnahmen nötig, um zuverlässig entscheiden zu kön-

nen, ob und wann eine Gewebeveränderung entartet. In der Laryngologie gibt es daher ei-

nen großen Bedarf an einer nicht-invasiven Bildgebungsmethode, die bereits beim niederge-

lassenen HNO-Arzt am wachen Patienten eingesetzt werden kann.

Zur kontaktfreien Untersuchung am wachen Patienten wurde im Rahmen dieses Projektes

erstmals ein integriertes OCT-Laryngoskop entwickelt, das die Strahlengänge für OCT- und

konventionelle Videolaryngoskopie in nur einem Optiksystem kollinear führt. So kann der

Platzbedarf im Rachen des Patienten gegenüber Realisierungen mit zwei getrennten Endo-

skoprohren erheblich reduziert werden. Die kollineare Strahlführung erlaubt zudem eine syn-

chrone Fokussierung von OCT- und Videostrahlen zur schnellen Anpassung des Arbeitsab-

standes an die Anatomie des Patienten über einen sehr großen Bereich. Mit diesem System

können Querschnittsbilder sowohl von der Gewebemorphologie als auch von der Dynamik

der Stimmlippenschwingen bis zu einer Tiefe von 1-2 mm erstellt werden.

Während der kontaktfreien OCT-Untersuchung treten Bewegungen z.B. durch den Tremor

des Arztes oder Vibrationen der Stimmlippen auf. Diese Bewegungen führen zu Artefakten,

die die Qualität und die Interpretierbarkeit der OCT-Bilder erheblich beeinträchtigen können.

Im Rahmen dieses Projektes wurden die Bewegungsartefakte verschiedener OCT-Methoden

untersucht. Auf Basis dieser Ergebnisse und unter Berücksichtigung der Scanraten aktueller

kommerzieller OCT-Systeme wurde ein Time Domain OCT für die kontaktfreie Untersuchung

an wachen Patienten ausgewählt und erfolgreich in das Laryngoskopsystem integriert. Mit

diesem System können Bildraten von 8 Bildern/s erreicht werden.

Das Ziel dieses Vorhabens, die Evaluierung der OCT für den Einsatz als kontaktfreies, nicht-

invasives Diagnoseverfahren zur prä-, intra- und postoperative Beurteilung der Stimmlip-

penmorphologie, konnte innerhalb der Projektlaufzeit erreicht werden.

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OCT-gestützte Laryngoskopie Schlussbericht Seite 3

Inhaltsverzeichnis

1. Wissenschaftlich-technische Problemstellung und Forschungsziel ...........................4

2. Planung und Ablauf des Projektes ..................................................................................6 2.1. Arbeitsplanung ...........................................................................................................6 2.2. Teilergebnisse der Arbeitspakete...............................................................................6

3. Wissenschaftlich-technische Ergebnisse .......................................................................7 3.1. Konstruktion der Optik................................................................................................7 3.2. Konstruktion der Mechanik.......................................................................................12 3.3. Validierung verschiedener OCT-Systeme ................................................................13 3.4. Fertigung der Optik und Mechanik ...........................................................................19 3.5. Implementierung der Software und Integration eines OCT-Systems .......................20 3.6. Evaluierung des Funktionsmusters ex vivo ..............................................................23 3.7. Erste klinische Erprobung ........................................................................................25 3.8. Eruierung weiterer Einsatzgebiete ...........................................................................25

4. Wertung und Ausblick.....................................................................................................26

5. Nutzen und wirtschaftliche Bedeutung des Forschungs-themas für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ..........................................................................................29 5.1. Nutzung der Forschungsergebnisse ........................................................................29 5.2. Beitrag zur Steigerung der Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der KMU .........29

6. Transfer der Forschungsergebnisse .............................................................................30

7. Im Berichtszeitraum veröffentlichte Literatur ...............................................................30

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1. Wissenschaftlich-technische Problemstellung und For-schungsziel

Die Optische Kohärenztomographie (OCT) ist eine bildgebende Methode zur Darstellung einzelner Schichten von biologischem, transparentem und streuendem Gewebe. Ähnlich der Sonographie werden rückgestreute und reflektierte Signale zur Bilderzeugung herangezo-gen. Anstelle von Schallwellen wird jedoch infrarotes Licht verwendet, was eine bessere Auf-lösung ermöglicht. Nachdem das grundlegende Potential der OCT für klinische Anwendun-gen ansatzweise bereits 1991 demonstriert worden war, wurde dieses Verfahren weiter op-timiert. Die OCT fand ihren Einsatz bisher hauptsächlich in der Ophthalmologie und in der Dermatologie.

Die Möglichkeit, Aussagen über oberflächennahe Tiefenstrukturen zu erhalten, ohne invasiv tätig zu sein, ist jedoch nicht nur für äußerlich einfach zugängliche Hautareale bzw. für Ge-webestrukturen innerhalb des Auges interessant. Ebenso ist die Untersuchung von Gewebe-strukturen in Hohlorganen des Körpers von außerordentlich großer Bedeutung und verspricht ein besonders hohes Anwendungspotenzial.

Als Pilotanwendung weiterer Einsatzgebiete der OCT in der diagnostischen Praxis eignet sich hervorragend die Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Hier werden beispielsweise endoskopi-sche Untersuchungen der Stimmlippen routinemäßig durchgeführt. Jedoch können auf diese Weise nur strukturelle, oberflächlich lokalisierte Stimmlippenveränderungen erkannt werden. Auf funktionelle Veränderungen kann bislang nur indirekt über die Stroboskopie rückge-schlossen werden. Es wird üblicherweise angenommen, dass Stimmlippenveränderungen, die das Schwingungsverhalten der Stimmlippe nicht beeinträchtigen, gutartig sind.

Ist das Schwingungsverhalten der Stimmlippe in dem Bereich der Stimmlippenveränderung stark reduziert oder gar nicht mehr feststellbar, stellt dieses eine Indikation zur Probenent-nahme aus der Stimmlippe dar. In diesem Fall muss angenommen werden, dass die Gewe-beveränderung in die Tiefe gewachsen ist und somit die Verschiebbarkeit zwischen den Stimmlippenschichten aufgehoben ist. Die Indikation zur Probenentnahme, die üblicherweise eine Operation in Vollnarkose bedeutet, wird also nur indirekt über die Beobachtung der Stimmlippenoberfläche getroffen. Es ist mit herkömmlichen Diagnostikverfahren bis dato nicht möglich, eine sichere Information über Tiefenausdehnungen struktureller Veränderun-gen zu erhalten, ohne einen invasiven Eingriff durchzuführen. Dieser birgt jedoch immer die Gefahr eines phonatorischen Stimmlippenstillstandes und damit das Risiko einer irreversib-len Heiserkeit.

Die OCT wäre hervorragend für die Diagnostik der Stimmlippenmorphologie geeignet. Die Eindringtiefe der verwendeten nah-infraroten Strahlung von bis zu 2 mm reicht vollkommen aus, um schichtenübergreifende Prozesse darzustellen. Entzündliche Prozesse, die über die obersten Zellschichten hinaus in die Tiefe reichen, sind verdächtig, maligne (bösartig) zu sein. Hier ist dann die Indikation für eine Probenentnahme in Narkose gegeben.

Die OCT wurde bisher nur experimentell im Kontaktverfahren an der Stimmlippe eingesetzt, indem der Strahlengang entweder in ein starres Endoskop eingekoppelt wurde oder ein fle-

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xibler Lichtleiter über ein Führungsröhrchen direkt an die Stimmlippe herangeführt wird. Das Handling im Kontaktmodus bedingt allerdings eine Lokal- bzw. Vollnarkose des Patienten. Nicht bei jedem Patienten ist die Untersuchung problemlos möglich. Insbesondere bei erhöh-tem Würgereiz ist die Untersuchung nur unter Vollnarkose durchführbar, was für ein Scree-ning-Test nicht akzeptable Nachteile (Personalkosten, Narkoseaufwand und -folgen) verursacht. Zudem ist es teilweise sehr schwierig, zu lokalisieren, wo die Scan-Optik auf der Stimmlippe aufgesetzt wurde, da die Spitze der Scan-Optik partiell das Blickfeld des Unter-suchers einschränkt.

Ziel dieses Vorhabens war es, durch den Bau eines Funktionsmusters, die OCT im Non-Kontaktverfahren als prä-, intra- und postoperatives Diagnoseverfahren zur Beurteilung der Stimmlippenmorphologie zu evaluieren. Mit diesem Funktionsmuster soll gezeigt werden, dass die OCT das Potenzial besitzt, als Screening-Gerät am Kehlkopf eingesetzt zu werden. Es soll bei der Beurteilung von Stimmlippen eingesetzt werden, um zwischen benignen und malignen Stimmlippenbefunden zu unterscheiden, aber auch bei einer Indikation zur Pro-benentnahme aus der Stimmlippe zu helfen, die Entscheidung zu einer solchen Operation selektiver und sicherer zu gestalten.

Um die OCT in Kombination mit der Laryngoskopie einem großen Patientenkollektiv zugäng-lich zu machen, wurde der Strahlengang des OCT-Messstrahls mit dem abbildenden Strah-lengang des Laryngoskops gekoppelt werden. Mit einem entsprechend kompakten Funkti-onsmuster wurde im Rahmen einer ersten klinischen Erprobung, die OCT-Untersuchung parallel zur Laryngoskopie eingesetzt. Die Laryngoskopie ist ein in der HNO-Heilkunde und in der Phoniatrie routinemäßig eingesetztes Untersuchungsverfahren, welches einen Zeit-aufwand von ungefähr zwei Minuten beansprucht. Durch die Kopplung der OCT mit einem Laryngoskop könnten im Rahmen eines Screenings zusätzliche Informationen über die Ge-webebeschaffenheit der Stimmlippe unter der Oberfläche gewonnen werden, ohne einen weiteren Untersuchungsgang einzuleiten.

Der Innovationsgehalt des Vorhabens steckt in der Kopplung der OCT-Technologie mit ei-nem herkömmlichen Lupenlaryngoskop, welches routinemäßig in der HNO-Heilkunde und der Phoniatrie zur Stimmlippenbeurteilung eingesetzt wird. Dieses System kann erstmalig verlässliche Aussagen zur Schichtenbegrenzung der Stimmlippe bis zu 2 mm unterhalb der Epitheloberfläche liefern. Das Gerät soll die Größe eines konventionellen Lupenlaryngosko-pes, welches täglich zur Kehlkopfspiegelung eingesetzt wird, nicht überschreiten, um den Würgereiz des Patienten während der Untersuchung möglichst gering zu halten, was die Untersuchung eines größeren Patientenkollektivs bedeutet.

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2. Planung und Ablauf des Projektes

2.1. Arbeitsplanung

2008 2009 2010 Arbeitspakete III IV I II III IV I II

i Konstruktion der Optik ii Konsruktion der Mechanik iii Validierung verschiedener OCT-Systeme iv Fertigung der Optik und Mechanik v Implementierung der Software vi Evaluierung des Funktionsmusters ex vivo vii Erste Klinische Erprobung viii Eruierung weiterer Einsatzgebiete ix Abschlussbericht

2.2. Teilergebnisse der Arbeitspakete

Arbeitspakete / -schritte Status wiss. Personal [Mannmonate]

i. Konstruktion der Optik planmäßig mit gewünschten Ergebnissen abgeschlossen 7

i.i Konzeption des Gesamtsystems planmäßig mit gewünschten Ergebnissen abgeschlossen 1/7

i.ii Optikdesign der Subsysteme planmäßig mit gewünschten Ergebnissen abgeschlossen 4/7

i.iii Zusammenführung des Gesamtsystems planmäßig mit gewünschten Ergebnissen abgeschlossen 2/7

ii. Konstruktion der Mechanik planmäßig mit gewünschten Ergebnissen abgeschlossen 4

ii.i Konstruktion der Unterbaugruppen planmäßig mit gewünschten Ergebnissen abgeschlossen 3/4

ii.ii Zusammenführung der Unterbaugruppen planmäßig mit gewünschten Ergebnissen abgeschlossen 0,5/4

ii.iii Elektromechanische Fokussiereinheit planmäßig mit gewünschten Ergebnissen abgeschlossen 0,5/4

iii. Validierung verschiedener OCT-Systeme planmäßig mit gewünschten Ergebnissen abgeschlossen 7

iii.i Analyse der Bewegungsartefakte planmäßig mit gewünschten Ergebnissen abgeschlossen 5/7

iii.ii Vergleich der OCT-Methoden planmäßig mit gewünschten Ergebnissen abgeschlossen 2/7

iv. Fertigung der Optik und Mechanik planmäßig mit gewünschten Ergebnissen abgeschlossen 7

v. Implementierung der Software planmäßig mit gewünschten Ergebnissen abgeschlossen 6

vi. Evaluierung des Funktionsmusters ex vivo planmäßig mit gewünschten Ergebnissen abgeschlossen 3

vii. Erste klinische Erprobung planmäßig durchgeführt, jedoch unerwartete Bewegungsartefak-te festgestellt

2

viii. Eruierung weiterer Einsatzgebiete planmäßig mit gewünschten Ergebnissen abgeschlossen 0,5

Inhaltliche Erläuterung der einzelnen Arbeitsschritte siehe Abschnitt 3.

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3. Wissenschaftlich-technische Ergebnisse

3.1. Konstruktion der Optik

Im Rahmen des Arbeitspaketes „Konstruktion der Optik“ wurde der Beobachtungsstrah-lengang des Laryngoskops mit dem eines OCT-Systems gekoppelt. Bei der Realisierung einer kollinearen Strahlführung für OCT- und Videobildgebung muss das Optiksystem für zwei verschiedene Funktionen und Wellenlängenbereiche ausgelegt und optimiert werden. Zudem stellt auch der variable Arbeitsabstand zwischen 40 und 100 mm, bedingt durch die unterschiedliche Anatomie der Patienten, eine weitere Herausforderung an das Optikdesign.

3.1.1. Konzeption des Gesamtsystems

Das Gesamtkonzept des OCT-gestützten Laryngoskops verknüpft insgesamt vier unter-schiedliche Funktionen (siehe Abb. 1). Neben den kollinearen Strahlengängen für die OCT- und Videobildgebung wird der Strahlengang eines sichtbaren Pilotlasers durch dasselbe op-tische System übertragen. Er dient der Visualisierung des OCT-Scanbereichs auf der Ober-fläche der Stimmlippen. Zudem werden in einem äußeren Hüllrohr Faserbündel zur Beleuch-tung der Probe mit sichtbarem Licht geführt.

Abb. 1: Optischer Aufbau des OCT-gestützten Laryngoskops. Der OCT-Strahl (orange) wird, vom OCT-System kommend, durch den dichroitischen Spiegel und die Fokussierlinse in das Laryn-goskopsystem eingekoppelt und anschließend im 90°-Winkel in die Proben fokussiert. Dort wird ein Teil des OCT-Lichts gestreut und kehrt durch die Optik in das OCT-System zurück. Das sichtbare Licht für das Abbildungssystem gelangt über Lichtleitfasern durch das Laryngoskop auf die Stimmlip-pe. Dort wird dieses Licht zurückgestrahlt und über das Abbildungssystem auf einem CCD-Chip ab-gebildet. Ein sichtbarer Pilotstrahl visualisiert die OCT-Scanlinie im Videobild.

Das optische System setzt sich aus mehreren Subsystemen zusammen. Im Endoskoprohr befinden sich zum einen das Objektiv, und zum anderen ein dreistufiges Relaysystem, wel-ches das Zwischenbild des Objektivs an das proximale Ende des Endoskopschaftes über-trägt. Distal befindet sich ein Prisma oder ein Spiegel zur Umlenkung der Strahlengänge um 70° oder 90°. Durch eine bewegliche Fokussieroptik proximal des Endoskopschaftes kann die Bildweite des Objektivs und damit der Arbeitsabstand für die OCT- und Videobildgebung synchron verändert werden. Ein dichroitischer Strahlteiler transmittiert das sichtbare Licht

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des Videostrahlengangs und des Pilotlasers, dass anschließend mit Hilfe eines Kameraoku-lars auf einen Kamerasensor abgebildet wird. Für nahinfrarotes Licht ist der Strahlteiler da-gegen hochreflektiv, so dass der OCT-Strahlengang um 90° umgelenkt wird.

Der laterale OCT-Scan kann bei kollinearer Strahlführung nicht distal durchführt werden, da der Videostrahlengang durch einen distalen Scanspiegel ebenfalls umgelenkt werden würde und sich die Abbildung kontinuierlich mit der Scangeschwindigkeit auf dem Kamerasensor bewegen würde. Bei parallelem Durchgang des Videostrahlengangs durch den Strahlteiler wäre ein Scan durch Verkippen des Strahlteilers möglich, ohne die Abbildung sichtbar zu beeinträchtigen. Hier wird der laterale Scan jedoch bereits vor dem Strahlteiler und der Kol-limationsoptik in der Spitze der optischen Faser durchgeführt, mit der das Laryngoskop mit dem eigentlichen OCT-System verbunden ist.

3.1.2. Optikdesign der Subsysteme

Das optische Design wurde entsprechend des Entwurfs in Abb. 1 mit Hilfe der Optikdesign-Software ZEMAX umgesetzt. Die einzelnen Subsysteme wurden zunächst durch paraxiale Gleichungen entsprechend der Spezifikationen für einen Arbeitsabstand von 70 mm entwor-fen und mittels computergestütztem geometrisch-optischen Raytracing optimiert.

Innerhalb des Endoskopschafts befindet sich zum einen das Objektiv, das die wichtigsten Abbildungseigenschaften des Systems wie Vergrößerung, Apertur und Größe des Gesichts-feldes bestimmt (Abb. 2). Das Objektiv wurde so konstruiert, dass es bildseitig telezentrisch ist, um einen fehlerfreien Anschluss an das weitere optische System zu ermöglichen.

Abb. 2: Bildseitig telezentrisches Objektiv mit einem Gesichtsfelddurchmesser von ca. 20mm.

Zum anderen wurde für die Übertragung des vom Objektiv erzeugten Zwischenbildes durch den Endoskopschaft ein Relaysystem bestehend aus drei symmetrischen Stufen entwickelt (Abb. 3). Es handelt sich jeweils um 1:1-Abbildungen, die Bildgröße und -weite nicht verän-dern.

Abb. 3: Symmetrische Relaystufe bestehend aus zwei Achromaten als Relaylinsen und zwei Meni-kuslinsen als Feldlinsen.

Proximal außerhalb des Schaftes befindet sich eine elektromechanisch getriebene Fokus-sieroptik, die der Einstellung des für den jeweiligen Patienten richtigen Arbeitsabstandes

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OCT-gestützte Laryngoskopie Schlussbericht Seite 9

dient (Abb. 4). Dieser deckt einen Bereich von 40-100mm, gemessen von der distalen Spitze des Endoskops, ab.

Abb. 4: Fokussieroptik bestehend aus einer symmetrischen Anordnung zweier identischer Achroma-ten. Die Strahlen laufen parallel durch den dichroitischen Strahlteiler, um Abbildungsfehler an der planparallelen Platte zu vermeiden.

Die Optik fokussiert den OCT-Strahl in ein Zwischenbild vor dem Relaysystem und sorgt au-ßerdem für eine synchrone Scharfstellung des Videobildes. Zusammen mit einem Doppela-nastigmaten, bestehend aus einer symmetrischen Anordnung von je zwei identischen Ach-romaten und Plankonvexlinsen wurde somit eine fokussierende Kameraoptik erstellt (Abb. 5). Gleichzeitig dient dieses Subsystem der Abberationskorrektur für den sichtbaren Strah-lengang.

Abb. 5: Kameraobjektiv bestehend aus zwei Achromaten und zwei Plankonvexlinsen (Doppela-nastigmat). Durch die symmetrische Anordnung können die anteiligen Aberrationen teilweise ausge-glichen werden.

3.1.3. Zusammenführung Gesamtsystem

Nach dem Design der einzelnen Subsysteme wurden diese zu einem Gesamtsystem zu-sammengeführt und erneut durch Raytracing für Arbeitsabstände zwischen 40 mm und 100 mm optimiert (Abb. 6).

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OCT-gestützte Laryngoskopie Schlussbericht Seite 10

Abb. 6: Gesamtsystem für den Videostrahlengang bestehend aus Umlenkspiegel, Objektiv, drei iden-tischen symmetrischen Relaystufen, Fokussieroptik, Strahlteiler und Kameraokular. In der Bildebene befindet sich ein CCD-Sensor.

Abschließend wurde der OCT-Strahlengang (siehe Abb. 7) mit Hilfe der Physical Optics Pro-pagation (POP) in ZEMAX berechnet und hinsichtlicht der Rückkopplungseffizienz in die op-tische Faser optimiert.

Abb. 7: Gesamtsystem des OCT-Strahlengangs bestehend aus Umlenkspiegel, Objektiv, drei identi-schen symmetrischen Relaystufen, Fokussieroptik, Strahlteiler, asphärischer Kollimationslinse und Faserscanner.

Die Positionen der Fokussieroptik für die verschiedenen Arbeitsabstände wurden sowohl für den OCT- als auch für den Videostrahlengang getrennt ermittelt. Für den OCT-Strahlengang wurde dazu für jede Position der Fokussieroptik die Fokuslage am Ort des kleinsten Strahl-radius bestimmt, für den Videostrahlengang wurden die Positionen der Fokussieroptik für verschiedene Arbeitsabstände anhand des kleinsten Spotradius in der Bildebene der Kame-raokulars ermittelt (siehe Abbildung 8).

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OCT-gestützte Laryngoskopie Schlussbericht Seite 11

Abb. 8: Relative Position der Fokussieroptik in Abhängigkeit vom Arbeitsabstand für OCT (schwarz) und Videobildgebung (grau).

Die Verläufe zeigen für Arbeitsabstände zwischen 60-100 mm einen exakt gleichen Verlauf, so dass die Fokussierung in diesem Bereich synchron ist. Zwischen 40-60 mm finden sich leichte Abweichungen, die lediglich unterhalb von 45 mm größer sind als der Tiefenscanbe-reich des OCT-Systems von 3,5 mm. Abbildung 9 zeigt in ZEMAX simulierte Videobilder für verschiedene Arbeitsabstände des OCT-Strahlengangs.

Abb. 9: Simulierte Abbildungen durch den Video-strahlengang für verschiedene Arbeits-abstände. Die Bildfläche entspricht jeweils der kurzen Seite der aktiven Sensorfläche von 4,8 mm.

Abb. 10: Die Feldgröße nimmt aufgrund des konstanten Feldwinkels des Objektivs linear mit dem Arbeitsabstand zu.

Die Größe der Bildausschnitte entspricht der kurzen Seite der aktiven Sensorfläche eines 1/2“-Chips, die hier in etwa der optischen Bildgröße des Kameraokulars entspricht. Neben der Unschärfe für den Arbeitsabstand 40mm ist eine variable Vergrößerung des Objektivs für verschiedene Arbeitsabstände deutlich zu erkennen. Die Vergrößerung nimmt mit kleineren Arbeitsabständen zu, da bei konstantem Feldwinkel nur ein entsprechend kleinerer Aus-schnitt des Linienpaarmusters abgebildet werden kann (siehe Abbildung 10). Zudem ist leichte Vignettierung am Rand des Bildes zu erkennen sowie Verzeichnung und Bildfeldwöl-bung, die die Bildqualität bei sehr kleinen bzw. sehr großen Arbeitsabständen beeinflussen.

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3.2. Konstruktion der Mechanik

Bei der Konstruktion der Mechanik wurde bereits in der Anfangsphase ein Schwerpunkt auf die Handhabung des OCT-gestützten Laryngoskops gelegt. Um dem untersuchenden Arzt die Verwendung zu erleichtern, wurde der Aufbau ergonomisch gestaltet. So wurden die ein-zelnen Komponenten in ein kompaktes Handstück aus sehr leichten Materialien integriert, um es sicher einhändig führen zu können.

Das Gesamtsystem besteht aus folgenden Funktionsuntereinheiten: dem Laryn-goskopschaft mit aufsteckbarer Spitze zur Strahlumlenkung, einer elektromechanischen Fo-kussiereinheit zur Anpassung des Arbeitsabstandes, dem Kamerasystem für die Videobild-gebung, der OCT-Einkopplungseinheit bestehend aus dichroitischem Strahlteiler und Kolli-mationseinheit inklusive einem Faserscanner sowie dem Kern als Trägerstruktur, an der alle Komponenten befestigt werden (siehe Abbildung 11).

Abb. 11: 3D-Modell des modular aufgebauten mechanischen Grundgerüstes des Laryngoskops.

Bei dem Endoskopschaft handelt es sich um ein an der distalen Spitze leicht modifiziertes konventionelles Lupenlaryngoskop des Herstellers Richard Wolf, auf das eine speziell entwi-ckelte, austauschbare Kappe aufgesetzt wurde. Diese enthält einen Spiegel zur Umlenkung der OCT- und Videostrahlengänge um 90° und ein Fenster zum Schutz der Optiken vor Flüssigkeiten und den Atemgasen des Patienten. Durch entsprechende Modifikation der Kappe ist es möglich, einen 70°-Blickwinkel zu realisieren.

Die synchrone Fokussierung von Video- und OCT-Bildgebung erfolgt durch eine proximal außerhalb des Endoskoprohres integrierte Fokussieroptik (siehe Abschnitt 3.1.2.). Die Optik wird durch eine elektromechanische Antriebseinheit bestehend aus einem Gleichstrommotor mit Encoder und angepasster Getriebemechanik sowie einem Gewindetrieb auf einer Stre-cke von ca. 3 mm in axialer Richtung positioniert. Aufgrund der Abbildungsvorschriften des Optiksystems besteht zwischen der Bewegung der Fokussieroptik und der Änderung des Arbeitsabstandes eine nichtlineare Beziehung (siehe Abbildung 8).

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OCT-gestützte Laryngoskopie Schlussbericht Seite 13

Über einen Taster, der in das Gehäuse integriert ist, kann der behandelnde Arzt die Fokus-siereinheit mit nur einem Finger ansteuern und somit den Arbeitsabstand an die Anatomie des jeweiligen Patienten schnell und präzise anpassen. Die Geschwindigkeit ist dabei je nach gewünschter Präzision variabel einstellbar. Die bestmögliche bidirektionale Wiederhol-genauigkeit beträgt ca. 1 µm bei entsprechend langsamer Geschwindigkeit. Die Verschie-bung der Fokussieroptik hat eine Veränderung der Fokuslage und damit eine Veränderung der Probenarmlänge des OCT-Interferometers zur Folge, daher müssen dazu synchron zu-sätzlich die Armlängen des Interferometers aufeinander abgestimmt werden, um ein Interfe-renzsignal für die OCT-Bildgebung zu erhalten.

Zur Aufnahme der Videobilder wurde eine 1/2“-CCD-Farbkamera (Watec WAT-221S) ver-wendet, die sowohl einen manuellen oder automatischen Weißabgleich als auch die Variati-on der Belichtungszeit ermöglicht. Auf diese Weise kann eine ideale Anpassung an die je-weilige Beleuchtungssituation während der Untersuchung erfolgen.

Die OCT-Einkopplungseinheit ermöglicht den Anschluss verschiedener OCT-Systeme durch einfachen Einbau einer Kollimationsoptik. Zudem ist es möglich die Längenanpassung der Interferometerarme, die bei der Variation des Arbeitsabstandes nötig ist, durch Verschieben der Kollimationsoptik im Probenarm zu realisieren. Diese Bewegung kann mit der Verschie-bung der Fokussieroptik synchronisiert werden, so dass eine gleichzeitige Einstellung des Arbeitsabstandes und der Probenarmlänge in Echtzeit möglich ist. Somit können also auch OCT-Systeme angeschlossen werden, die keine Möglichkeit zur Armlängenanpassung im Referenzarm bieten.

Durch die modulare Bauweise ist es möglich, einzelne Elemente oder Funktionseinheiten im weiteren Verlauf der Entwicklung zu modifizieren oder auszutauschen. So können zum Bei-spiel verschiedene Verfahren zum lateralen Scannen des OCT-Strahls wie zum Beispiel Fa-serscanner (siehe Abschnitt 3.5.) oder Galvanometerscanner implementiert werden. Zudem könnten zwei laterale Scanner integriert werden, um eine dreidimensionale OCT-Bildgebung zu ermöglichen.

Alle elektrischen Leitungen, zum Beispiel für die Scannersteuerung oder die Videokamera, sowie die optische Faser zum Anschluss des OCT-Systems werden zusammen an der Un-terseite des Handstücks abgeführt, um mögliche Störungen während der Untersuchung zu vermeiden.

3.3. Validierung verschiedener OCT-Systeme

Die Untersuchung der Stimmlippen mit OCT ist wegen des auf wenige Millimeter beschränk-ten lateralen Scanbereichs und einem Signalverlust bei nicht senkrechtem Lichteinfall am besten bei geschlosser Stimmritze möglich. Ist die Stimmritze nämlich während der Untersu-chung geöffnet, muss das Laryngoskop um einen bestimmten Winkel um die Achse des En-doskoprohres gedreht werden, um den Scan auf der jeweiligen Stimmlippe positionieren zu können. Die Stimmritze kann allerdings nur bei Phonation geschlossen werden, so dass während der OCT-Untersuchung immer auch Vibrationen der Stimmlippen auftreten. Diese

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OCT-gestützte Laryngoskopie Schlussbericht Seite 14

Bewegungen führen zu Artefakten, die die Qualität und die Interpretierbarkeit der Bilder er-heblich beeinträchtigen können. Im folgenden Abschnitt werden daher die Bewegungsarte-fakte der verschiedenen OCT-Methoden beschrieben und auf der Basis dieser Ergebnisse die geeignete Methode für die kontaktfreie Untersuchung an wachen Patienten ausgewählt.

3.3.1. Analyse der Bewegungsartefakte

Im Rahmen dieses Arbeitspaketes wurde die Eignung der Messmethoden Time Domain OCT (TDOCT), Spectral Domain OCT (SDOCT) und Swept Source OCT (SSOCT) für eine kontaktfreie Untersuchung am wachen Patienten evaluiert. Dabei entstehen durch die axiale Bewegung des Applikators oder des Patienten sowie durch die Schwingungen der Stimmlip-pen bei der Stimmgebung je nach Messmethode unterschiedliche Artefakte, die die Bildquali-tät zum Teil erheblich beeinträchtigen. In der TDOCT entstehen Fehler in der axialen Positi-onsdarstellung (Abb. 12) sowie ein SNR-Verlust, der jedoch erst bei sehr hohen Geschwin-digkeiten auftritt.

Abb. 12: Positionsfehler in Abhängigkeit von der maximalen Geschwindigkeit sinusförmiger Bewe-gungen für ein TDOCT-System mit einer A-Scanrate von 2 kHz. Die eingezeichneten Beispiele ent-sprechen typischen menschlichen Stimmlippenschwingungen.

Im Fall von SDOCT entsteht ebenfalls ein geschwindigkeitsabhängiger Signalverlust, hier kann es sogar zum vollständigen Signalverlust kommen (Abb. 13).

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Abb. 13: Vergleich zwischen theoretischer und experimenteller Analyse des SNR-Verlusts in Relation zur Bewegung eines Silberspiegels mit f=140 Hz und A=48 μm. Die Integrationszeit des SDOCT-Systems betrug 50 μs. Links: SDOCT-Aufnahme des bewegten Spiegels mit 200 A-Scans.

Auch in der SSOCT tritt ein axialer Positionsfehler (Dopplerfehler) auf (Abb. 14), zudem ver-breitert sich die axiale Auflösung bei hohen Geschwindigkeiten um ein Vielfaches (Abb. 15).

Abb. 14: Abhängigkeit des Dopplerfehlers von der Geschwindigkeit für ein SSOCT-System mit einer Sweeprate von 16 kHz.

Abb. 15: Verbreiterung der axialen Auflösung in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit für ein SSOCT-System mit einer Sweeprate von 16 kHz.

Zur Untersuchung des Einflusses axialer Bewegungen auf die Qualität von OCT-Aufnahmen schwingender Stimmlippen wurden extrahierte Schweinestimmlippen mit den drei verschie-denen OCT-Systemen bei verschiedenen Geschwindigkeiten vermessen (siehe Abb. 16). Hierbei ist zu berücksichtigen, dass für die verschiedenen Messmethoden unterschiedliche Proben verwendet wurden, so dass sich Gewebestrukturen leicht unterscheiden. Zudem muss berücksichtigt werden, dass aufgrund der unterschiedlichen Scanraten der Systeme die Zahl der dargestellten Perioden bei gleicher Frequenz verschieden ist.

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OCT-gestützte Laryngoskopie Schlussbericht Seite 16

Abb. 16: Vergleich der axialen Bewegungsartefakte bei TDOCT, SDOCT und SSOCT anhand von extrahierten Schweinestimmlippen für verschiedene Schwingungsgeschwindigkeiten. Die Bildgröße beträgt jeweils 2×2 mm.

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OCT-gestützte Laryngoskopie Schlussbericht Seite 17

In den Aufnahmen der bewegten Proben sind die vorab genannten Artefakte zum Teil deut-lich zu erkennen. In den TDOCT-Aufnahmen hat der SNR-Abfall erst bei hohen Geschwin-digkeiten einen sichtbaren Einfluss, zudem wird die Abgrenzung des Epithels von der Lami-na propria bei hohen Geschwindigkeiten durch den Positionsfehler erschwert bzw. unmög-lich. Die einzelnen Gewebeschichten schwingen zur selben Zeit mit unterschiedlich hohen Geschwindigkeiten, so dass es in den OCT-Bildern aufgrund der unterschiedlichen Positi-onsfehler zu einer Überlagerung der Strukturen kommt. In den SDOCT-Aufnahmen macht der Signalverlust die Erkennbarkeit der Gewebestrukturen schon bei sehr kleinen Geschwin-digkeiten unmöglich. Nur noch in der unmittelbaren Nähe der Umkehrpunkte ist ein Signal vorhanden, so dass eine Abgrenzung des Epithels von darunter liegenden Schichten ledig-lich an diesen wenigen Stellen möglich ist. Bei der SSOCT beeinträchtigt der Dopplerfehler die Qualität der Aufnahmen entscheidend. Mit zunehmender Geschwindigkeit treten immer stärkere Überlagerungen der Gewebestrukturen auf, die in einer Unschärfe resultieren. Bei sehr hohen Geschwindigkeiten ist der Dopplerfehler so stark ausgeprägt, dass die dadurch entstandene Bildinformation fälschlicherweise als Epithel interpretiert werden könnte. In allen Aufnahmen ist jedoch die Amplitude und Frequenz der Grundschwingung eindeutig messbar, so dass alle Verfahren gleichermaßen für eine Untersuchung von Stimmlippendynamik ge-eignet sind.

Zur Untersuchung des Einflusses transversaler Bewegungen auf die Qualität von OCT-Aufnahmen wurden extrahierte Schweinestimmlippen mit den drei verschiedenen OCT-Methoden bei einer konstanten Geschwindigkeit vx=10mm/s vermessen und mit Bildern von nicht bewegten Stimmlippen verglichen (siehe Abbildung 17). In den OCT-Aufnahmen aller Methoden sind keine Artefakte erkennbar. Erst Auslenkungen der Probe um das Vierfache des ursprünglichen Strahldurchmessers auf der Probe während eines A-Scans zu merkli-chen Beeinträchtigungen der Bildqualität führen. Zu solch großen Auslenkungen würde es bei dem hier verwendeten TDOCT-System erst ab Geschwindigkeiten von etwa 100 mm/s, bei den beiden SDOCT- und SSOCT-Systemen sogar erst ab Geschwindigkeiten von etwa 500-600 mm/s kommen. Während der normalen Untersuchungssituation mit einem OCT-gestützten Laryngoskop treten weder durch den Tremor des Arztes und bei der Bewegung des lateralen Scanners, also bei der Bewegung des Applikators, noch bei der Kopfbewegung des Patienten solch hohe Geschwindigkeiten auf. Artefakte durch transversale Bewegungen beeinträchtigen die Bildqualität der OCT-Aufnahmen während der Untersuchung nicht und können daher vernachlässigt werden.

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OCT-gestützte Laryngoskopie Schlussbericht Seite 18

Abb. 17: Vergleich von TDOCT-, SDOCT- und SSOCT-Aufnahmen extrahierter Schweinestimmlippen ohne Bewegung (a,c,e) und mit einer transversalen Geschwindigkeit von v=10 mm/s (b,d,f).

3.3.2. Vergleich der OCT-Methoden

Auf Basis der Ergebnisse der Untersuchungen zu den Bewegungsartefakten wurde TDOCT im Hinblick auf die Performance kommerziell erhältlicher Systeme als zur Zeit am besten geeignete Methode für kontaktfreie Stimmlippenuntersuchungen ausgewählt. SDOCT ist bei den momentanen Scanraten kommerzieller Systeme aufgrund der starken Signalabnahme, die die Darstellung von Gewebestrukturen unmöglich macht, nicht brauchbar. Bei SSOCT wirken sich der Dopplerfehler, der bei den hier verwendeten Scanraten mehr als das Zweifa-che des Positionsfehlers bei TDOCT beträgt (vgl. Abb. 12 und 14), und die Verbreiterung der axialen Auflösung negativ aus. Auch hinsichtlich des Kontrastes in größeren Tiefen ist TDOCT den beiden FDOCT-Verfahren überlegen. In der TDOCT wird die Referenzarmlänge geändert, um einen Tiefenscan auszuführen. Der Tiefenscanbereich ist daher nur durch den maximalen Stellweg des Scanmechnismus limitiert, die Signalqualität bleibt aber unter Ver-nachlässigung des Fokussierungseffektes konstant. In der FDOCT dagegen ist die Signal-

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qualität nicht über den gesamten Tiefenscanbereich gleich bleibend. Die tatsächliche Bildge-bungstiefe in der SDOCT ist durch die Auflösung des Spektrometers begrenzt. Mit zuneh-mender Tiefe können die höheren Modulationsfrequenzen des Interferenzsignals vom Spektrometer nicht mehr gut aufgelöst werden und es kommt zu einem Verlust des Interfe-renzkontrastes und damit zu einem Signalabfall in der Tiefe. In der SSOCT kommt es auf-grund der endlichen instantanen Linienbreite des durchstimmbaren Lasers, die über die Fou-riertransformation mit der Kohärenzfunktion verknüpft ist, ebenfalls zu einem Verlust der zeit-lichen Kohärenz in der Tiefe und somit zu einem ähnlichen Signalabfall. Gerade bei der kon-taktfreien Untersuchung ist eine konstante Signalqualität über dem gesamten Scanbereich von großer Bedeutung, da die Bewegungsamplituden mehrere Millimeter betragen können.

3.4. Fertigung der Optik und Mechanik

Mit Hilfe einer Toleranzanalyse in ZEMAX wurden die Spezifikationen für die Fertigung der Optiken definiert. Hierzu wurde der Einfluss der Oberflächenqualität, der Zentrierung und der Abweichungen von den idealen geometrischen Maßen wie Mittendicke, Durchmesser und Radien auf die Abbildungsqualität analysiert. Ein Teil der Optiken konnte unter Berücksichti-gung der Toleranzen durch Katalogoptik substituiert werden, die übrigen Linsen wurden ent-sprechend der Spezifikationen kundenspezifisch gefertigt. Die Linsen, die sich sowohl im Strahlengang der OCT als auch im Strahlengang der Videobildgebung befinden, wurden für die zwei verschiedenen spektralen Bereiche der beiden Verfahren mit Antireflexbeschichtun-gen versehen, um eine möglichst hohe Transmission zu erzielen und gleichzeitig einen Kon-trastverlust durch Streuung an den Oberflächen zu vermeiden. In das Design der Coatings wurden die Spektren der Kaltlichtlichtquelle zur Beleuchtung der Probe und der SLD des OCT-Systems einbezogen. Zudem wurden die Beschichtungen auf die verschiedenen Glassorten der beteiligten Linsen angepasst, so dass für jede Oberfläche eine Restreflexion von <0,5% erreicht werden konnte. Die Katalogoptiken wurden bereits vergütet mit Reflexi-onswerten von jeweils <0,5% geliefert.

Zur Trennung von OCT- und Videostrahlengang wurde ein dichroitischer Strahlteiler integ-riert, der hochtransmittierend für sichtbares Licht und hochreflektierend für das nahinfrarote Spektrum der SLD ist. Der Pilotlaserstrahl mit einer Wellenlänge von 635nm, der bereits im OCT-System in die Probenarmfaser eingekoppelt wird, erfährt zunächst eine Reflexion am Strahlteiler mit R=20% und in rückwärtiger Abbildung eine Transmission mit T=80%, so dass insgesamt 16% der Leistung genutzt werden können.

Bei der Materialauswahl für den mechanischen Aufbau war entscheidend, dass das Ge-samtgewicht möglichst gering gehalten wird. So wurden neben dem Grundgerüst aus Alumi-nium sehr viele Bauteile aus Kunststoffen wie z.B. dem hochsteifen Polyoxymethylen (POM) oder dem biokompatiblen Polyetheretherketon (PEEK) hergestellt.

Abbildung 18 zeigt ein Foto des Funktionsmusters inklusive angeschlossenem Faserscanner des OCT-Systems und Lichtleitkabel der Kaltlichtquelle zur Beleuchtung der Stimmlippen.

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Abb. 18: Foto des OCT-gestützten Laryngoskops inklusive Faserscanner des OCT-Systems und angeschlossenem Faserbündel der Kaltlichtquelle.

3.5. Implementierung der Software und Integration eines OCT-Systems

In das Laryngoskopsystem wurde der Strahl eines mobilen faserbasierten TDOCT-Systems der Firma BioMedTech, Nischni Nowgorod, Russland in den Laryngoskop-Aufbau integriert (siehe Abb. 19).

Abb. 19: Mobiles TDOCT-System des Herstellers BioMedTech, Nischni Nowgorod, Russland.

Mit diesem System ist bei idealer Balancierung der Dispersion theoretisch eine axiale Auflö-sung von 10,5 μm in Luft und 7,5 μm in Gewebe mit einem Brechungsindex von n=1,4 mög-lich. Der Tiefenscanbereich von 3,5 mm in Luft besteht aus 450 Messpunkten, jeder B-Scan setzt sich aus 256 A-Scans zusammen, wobei die Breite der Scanlinie abhängig von Arbeits-abstand des Objektivs variiert (siehe Abb. 24). In die Probenarmfaser des OCT-Systems wird zusätzlich der Strahl eines Pilotlasers mit λ=635nm eingekoppelt, der während der Untersu-chung die Position des OCT-Scans im Videobild visualisiert.

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Das OCT-System ist aus einer Kombination eines Common-Path-Interferometers mit einem Michelson-Interferometer aufgebaut (siehe Abbildung 20).

Abb. 20: Aufbau des TDOCT-Systems als Kombination aus Common-Path- und Michelson-Interferometer.

Das Common-Path-Interferometer nutzt die Anschlussfaser des Applikators gleichermaßen als Referenz- und Probearm. Das hat den Vorteil, dass Störungen des Signals durch Polari-sationsdrehungen bei der Biegung der Faser vermieden werden können, da sie gleichzeitig in Proben- und Referenzarm auftreten und somit keinen Einfluss haben. Zudem kann der Probenarm beliebig lang sein, was die Flexibilität des Systems erheblich steigert, da der An-schluss verschiedener Applikatoren problemlos möglich ist. Das von der SLD emittierte Licht wird zunächst über einen optischen Zirkulator in die Faser eingekoppelt. An der distalen Fa-serspitze wird ein Teil des Lichtes reflektiert und als Referenzarmsignal genutzt. Der trans-mittierte Teil wird durch das optische System zur Probe übertragen, dort zurückgestreut und wieder in die Faser eingekoppelt. Das Probensignal hat also gegenüber dem Referenzsignal einen Offset ΔL, der dem zweifachen optischen Weg von der Faserspitze bis zur Probe ent-spricht. Beide Signale werden anschließend durch den Zirkulator in ein Michelson-Interferometer eingekoppelt, dessen Armlängen sich um den Offset unterscheiden. Erst nach diesem Ausgleich ist eine Interferenz zwischen Proben- und Referenzsignal möglich, die nach erneutem Durchgang durch den Zirkulator von der Photodiode detektiert wird. Im Mi-chelson-Interferometer wird zudem der Tiefenscan durch zwei identische Faserstretcher durchgeführt. In dem Interferometerarm mit Offset, der dem Referenzarm des Common-Path-Interferometers entspricht, kann die Dispersion der des Probenarms zum Beispiel durch Einbringen von Substraten angeglichen werden. Common-Path-Interferometer können aber auch so konstruiert werden, dass keine Dispersionsanpassung notwendig ist. Wird nämlich die letzte optische Oberfläche des Applikators als Referenzfläche genutzt, entsteht in Pro-ben- und Referenzarm die gleiche Dispersion und hat somit keine Verbreiterung des Signals zur Folge. Da jedoch ein unsauberes Referenzsignal, das zum Beispiel durch Mehrfach-reflektionen an verschiedenen optischen Oberflächen entsteht, zu einer vielfachen Überlage-

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rung von gleichen Bildern an verschiedenen axialen Positionen führen würde, wird hier auf-grund der Vielzahl der Oberflächen im Laryngoskop die Endfläche der optischen Faser als Referenz genutzt. Dabei hat der Reflektivitätswert einen entscheidenden Einfluss auf das SNR und muss daher sorgfältig ausgewählt werden, da hier kein kontiniuerliches Abschwä-chen der Reflektivität wie im Referenzarm eines Michelson-Interferometers möglich ist. Die Reflektivität kann also nur durch ein angepasstes Coating oder durch Polieren eingestellt werden. Unter Berücksichtung der Vielzahl von Linsenoberflächen im Laryngoskopsystem wurde hier eine Referenzarmreflektivität von R=0,1 % gewählt.

In dem hier verwendeten OCT-System wird außerdem die optische Weglängenänderung im Probenarm, die bei der Anpassung des Arbeitsabstandes entsteht (siehe Abschnitt 3.1.3), durch Verschieben eines der Endspiegel im Michelson-Interferometer dynamisch kompen-siert. Diese Bewegung ist synchronisiert mit der Verschiebung der Fokussieroptik im Laryn-goskopapplikator.

Der laterale Scan wird durch eine magnetisch induzierte Auslenkung der Faserspitze im Ap-plikator durchgeführt. Das Faserende wird dabei um ±0,25mm transversal bewegt und gleichzeitig um einen Winkel von ±0,1° gedreht. Der Strahl wird zunächst aus der Faser aus-gekoppelt und durch eine asphärische Linse kollimiert (siehe Abb. 20).

Abb. 21: OCT-Einkopplung in den Strahlengang des Laryngoskops. Nach Auskopplung aus der Faser wird das Licht kollimiert, vom Strahlteiler reflektiert und durch die Fokussieroptik in die erste Zwi-schenbildebene fokussiert.

Anschließend erzeugt die Fokussieroptik ein erstes, leicht verkleinertes Bild der Faseraus-trittöffnung in Form einer Scanlinie. Dabei wurde der Abstand zwischen Asphäre und Fokus-sieroptik so gewählt, dass die Abbildung bildseitig telezentrisch ist. Auch bei Bewegung der Fokussieroptik zur Anpassung des Arbeitsabstandes bleibt die Telezentrie annähernd erhal-ten.

Die Steuerung der Komponenten im Applikator wurde im Rahmen einer auf der Program-miersprache C++ basierenden Software mit der Steuerung des OCT-Systems synchronisiert. Die Software ist ressourcensparend programmiert und auf jedem handelsüblichen Notebook ausführbar.

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3.6. Evaluierung des Funktionsmusters ex vivo

Die axiale Auflösung in Luft kann direkt in OCT-Bildern als FWHM-Breite der Kreuzkorrelati-onsfunktion bestimmt werden. Hierzu wurde das Intensitätsprofil des OCT-Signals einer Ob-jektträgeroberfläche an verschiedenen lateralen Positionen ausgewertet. In der Bildmitte wurde eine axiale Auflösung von 12,9 μm gemessen, am Rand betrug der Wert von 11,7 μm (siehe Abbildung 21). Der Unterschied ist auf verschiedene Glaswege für die Mitte bzw. den Rand der Optiken im Probenarm zurückzuführen, der durch die Dispersionskompensation mit planen Substraten im Referenzarm nicht ausgeglichen werden konnte. Die laterale Auflö-sung wurde für den mittleren Arbeitsabstand von 70 mm mit Hilfe eines positiven 1951-USAF-Auflösungstargets gemessen. Aus OCT-Aufnahmen wurden dazu laterale Intensitäts-profile extrahiert und hinsichtlich des Kontrastes in Anhängigkeit von der Linienfrequenz un-tersucht. Bei Element 3 aus der Gruppe 2 des USAF-Targets mit einer Linienfrequenz von 10,1 Linienpaaren/mm sank der Kontrast erstmals unterhalb einenWert von 0,5 (siehe Abb. 22). Nimmt man dies als Unterscheidungskriterium zweier Bildpunkte, beträgt die laterale Auflösung 49,5 μm.

Abb. 22: Axiale Auflösung gemessen in Grauwert-profilen einer Glasoberfläche angegeben für die Bildmitte und den Bildrand.

Abb. 23: Laterales Intensitätsprofil einer Linien-struktur mit einer Ortsfrequenz von 10,1 LP/mm. Die graue Linie zeigt die ideale Kontrastfunktion.

Mit Hilfe von OCT-Aufnahmen des 1951-USAF-Auflösungstargets wurde die Breite der OCT-Scanlinie in Abhängigkeit vom Arbeitsabstand bestimmt. Hierzu wurde eine vertikal stehende Liniengruppe mit einer Frequenz von 1 Linienpaar/mm lateral gescannt. Abbildung 23 zeigt beispielhaft die OCT-Aufnahme des USAF-Targets im Arbeitsabstand von 60 mm und den linear steigenden Verlauf der Scanlinienbreite.

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Abb. 24: Messung der Scanlinienbreite in Abhängigkeit vom Arbeitsabstand (links) mit Hilfe von OCT-Aufnahmen eines USAF-Auflösungstarget (rechts).

Zur ersten Erprobung des OCT-gestützten Laryngoskops wurden extrahierte Schweine-stimmlippen mit OCT und gleichzeitig mit der Videobildgebung aufgenommen. In Abbildung 24 ist links ein OCT-Bild und rechts ein Videobild beispielhaft dargestellt, aufgenommen mit fixiertem Applikator und ebenfalls fixierten Stimmlippen in einem Arbeitsabstand von 70 mm. Aufgrund von geringer Rückkopplungseffizienz durch Fehlanpassungen bei der Faserein-kopplung und Abberationen sowie Vignettierung im Endoskopsystem ist das OCT-Signal sehr schwach und die Eindringtiefe entsprechend gering. Das Epithel grenzt sich jedoch trotz des kleinen SNR von der Lamina propria ab.

Abb. 25: OCT- und Videoaufnahmen von extrahierten Schweinestimmlippen mit dem OCT-Laryngoskop in einem Arbeitsabstand von 70 mm. Die Pfeile im OCT-Bild (links) markieren die Dicke des Epithels (EP). LP=Lamina propria (Bindegewebe).

Durch Applanation der Stimmlippenoberfläche mit einem Deckglas kann der Kontrast leicht verbessert werden. So ist es sogar möglich ist, die Epitheldicke mit Hilfe eines mit dem Bre-chungsindex für Stimmlippengewebe von n=1,4 skalierten Intensitätsprofils zu messen (sie-he Abb. 25).

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OCT-gestützte Laryngoskopie Schlussbericht Seite 25

Abb. 26: OCT-Aufnahme einer mittels eines Deckglases applanierten Schweinestimmlippe (links). Aus dem Intensitätsprofil (rechts) kann die Epitheldicke als Abstand zwischen den markierten Maxima bestimmt werden.

3.7. Erste klinische Erprobung

Erste klinische Erfahrungen mit dem fertig gestellten Funktionsmuster wurden an Mitarbei-tern der Arbeitsgruppe gesammelt. Mit Hilfe der synchronen Fokussierung von OCT- und Videostrahl konnte jeweils der Arbeitsabstand für die OCT unter Sichtkontrolle korrekt einge-stellt werden. Waren die Stimmlippen im Videobild scharf abgebildet, konnten sie gleichzeitig auch im Tiefenscanbereich der OCT erfasst werden.

Für eine Positionierung des OCT-Bildausschnitts auf dem zu untersuchenden Gewebeareal sowie die spätere Zuordnung der OCT-Bilder wurde der laterale Scanbereich mit Hilfe eines Pilotstrahls dargestellt. Bei den Untersuchungen traten allerdings starke Bewegungsartefakte auf, welche die die Qualität der OCT-Aufnahme verschlechtern. Die Bewegungen, die zu den Bildverschlechterungen führten traten einerseits durch den natürlichen Tremor des Untersu-chenden und andererseits durch die Stimmlippenschwingungen des Untersuchten auf. Die dabei entstehenden Artefakte können bei der Untersuchung der Stimmlippen die Beurteilung der Stimmlippenstruktur deutlich erschweren oder sogar zu Fehlbefunden führen. Aus die-sem Grunde wurde auf eine umfangreiche klinische Studie an Patienten mit entsprechenden Stimmlippenbefunden verzichtet, bzw. auf einen späteren Zeitpunkt (nach Ende der Förder-periode) verschoben.

3.8. Eruierung weiterer Einsatzgebiete

Basierend auf den Erfahrungen mit dem OCT-gestützten Laryngoskop können künftig ver-gleichbare Einsatzgebiete aus den Bereichen HNO, Urologie, Gynäkologie identifiziert wer-den in denen ebenfalls endoskopisch wertvolle Patientendaten gesammelt werden können und im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen ein Screeninggerät Einsatz finden könnte. Dazu ist eine detaillierte Kosten-Nutzen-Analyse notwendig, die zur Entscheidung über eine weitere Verwertung führt. Eine derartige Analyse wurde im Rahmen des Projektes nicht durchgeführt.

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4. Wertung und Ausblick

Im Rahmen dieses Projektes wurde ein OCT-gestütztes Laryngoskop für die kontaktfreie Untersuchung am wachen Patienten entwickelt. Durch eine kollineare Strahlführung von OCT- und Videobildgebung kann einerseits der Platzbedarf im Rachen des Patienten ge-genüber bisherigen Applikatoren mit zwei Rohren reduziert werden. Andererseits wird da-durch eine synchrone Fokussierung von OCT- und Videostrahl ermöglicht, so dass der Ar-beitsabstand des Laryngoskops für beide Verfahren in einem Bereich von 40-100mm auf die Anatomie des jeweiligen Patienten angepasst werden kann.

Gegenüber konventionellen Laryngoskopen entspricht hier die Tiefenschärfe im Videobild aufgrund der bevorzugten Auslegung des Systems für die OCT-Bildgebung in etwa dem Tie-fenscanbereich der OCT von 3,5 mm, so dass die Videobildgebung als Hilfe für die Einstel-lung des korrekten Arbeitsabstands genutzt werden kann. Sind die Stimmlippen im Videobild scharf abgebildet, liegen sie entsprechend auch im OCT-Scanbereich.

Die Änderung des Arbeitsabstandes führt zu einer variablen Vergrößerung des Gesamtsys-tems. Das hat zur Folge, dass sich die vom OCT-Strahl beleuchtete Fläche auf bzw. in der Probe sowie die NA entsprechend der jeweiligen Vergrößerung ändert, so dass die Qualität des detektierten OCT-Signals schwankt. Zudem variiert neben der lateralen Auflösung und der Breite der OCT-Scanlinie auch die Feldgröße im Videobild. Diese Probleme könnten in Zukunft durch Integration eines Zoom-Systems gelöst werden, das die Bewegung der Fo-kussieroptik ausgleicht. Dies wäre an verschiedenen Positionen im Optiksystem möglich, zum Beispiel als Zoom-Objektiv in der distalen Spitze. Eine weitere Möglichkeit wäre, syn-chron zur Bewegung der Fokussieroptik auch ihre Brennweite zu ändern. Dies könnte bei-spielsweise durch Flüssigkeitslinsen realisiert werden, die momentan jedoch noch keine aus-reichend großen Aperturen besitzen.

Aufgrund der Aberrationen und Reflexionsverluste im Optiksystem ist die Rückkopplungseffi-zienz in die OCT-Faser sehr gering und hat einen starken Signalverlust zur Folge. Durch Reduktion der Oberflächenzahl könnte die Faserkopplungseffizienz in Zukunft möglicherwei-se verbessert werden. So könnte zum Beispiel das 12-linsige Relaysystem durch ein GRIN-Relay mit lediglich zwei Oberflächen ersetzt werden. Hier gilt es allerdings zu klären, ob GRIN-Linsen für OCT- und Videobildgebung gleichzeitig gute Abbildungseigenschaften er-reichen. Zudem ist es aufgrund der kleinen Durchmesser von maximal 2mm nicht möglich, gleichzeitig eine hohe laterale Auflösung für die OCT und ein großes Objektfeld für die Vi-deobildgebung zu realisieren. Eine weitere Möglichkeit wäre, alle optischen Elemente in die distale Spitze zu integrieren, ohne eine Relayoptik zu benötigen Durch die Integration des Kamerachips in die Spitze (Chip-on-the-tip-Technologie) müsste das nach dem dichroiti-schen Spiegel folgende Optiksystem nur für die OCT-Wellenlänge optimiert und vergütet werden, so dass hier eine höhere Abbildungsqualität zu erwarten wäre.

Wegen des großen Arbeitsabstandes ist die NA für die OCT-Bildgebung bisher sehr klein, was in einer geringen lateralen Auflösung resultiert. Durch Änderung des Beleuchtungskon-

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zeptes, z.B. durch Integration von LEDs in die Spitze, könnten die Durchmesser der Endo-skopoptiken in Zukunft vergrößert werden. So wäre eine um bis zu 30% bessere laterale Auflösung möglich, wenn der Außendurchmesser des Endoskoprohres nicht geändert wird.

Zur Evaluierung der Methode wurde der Strahl eines faserbasierten TDOCT-Systems in das Laryngoskop eingekoppelt, das unter Berücksichtigung der möglichen Bewegungen während der Untersuchung bei kleinen Geschwindigkeiten noch ausreichend kontrastreiche Bilder mit nur geringen Bewegungsartefakten liefert. Das OCT-System ist als Kombination eines Common-Path- mit einem Michelson-Interferometer aufgebaut. Durch das Common-Path-Interferometer werden Signalstörungen durch Polarisationsdrehungen bei Biegung der Faser vermieden, da diese in beiden Armen gleichermaßen auftreten. Die Position des OCT-Scans auf der Stimmlippe kann in dem hier realisierten Aufbau bisher nur durch Bewegen des ge-samten Laryngoskops verändert werden. Durch Integration eines zweiten Scanners wäre die Einstellung der Scanposition in einer Raumrichtung möglich. Hier wäre auch die Auswahl der Position im Videobild denkbar. Zudem könnten mit zwei Scannern 3D-Datensätze aufge-nommen werden.

Da der Messbereich der OCT im Vergleich zur konventionellen Laryngoskopie, bei der die Tiefenschärfe in etwa den gesamten Kehlkopfbereich abdeckt, nur etwa 3,5 mm beträgt, ist die Untersuchungsmethode sehr empfindlich gegenüber Bewegungen. Durch den Tremor des Arztes oder Bewegungen des Patienten kann der zu untersuchende Bereich der Stimm-lippen nur schwer innerhalb des Bildausschnitts gehalten werden. In Zukunft müssen diese zufälligen Bewegungen durch ein Autofokussystem mittels einer schnellen Anpassung der Proben- oder Referenzarmlänge kompensiert werden, um eine Untersuchung auch für Un-geübte zu ermöglichen.

Bei einer kontaktfreien Untersuchung am wachen Patienten treten immer auch schnelle axia-le Bewegungen der Stimmlippen durch Phonation auf, die die Qualität der OCT-Aufnahmen beeinträchtigen.

Im Rahmen dieser Arbeit wurden die möglichen Bewegungsartefakte für die verschiedenen OCT-Methoden theoretisch und experimentell untersucht. In der TDOCT entsteht ein Fehler in der axialen Positionsdarstellung sowie ein SNR-Verlust, der jedoch erst bei sehr hohen Geschwindigkeiten auftritt. Im Fall von SDOCT kann es sogar zum vollständigen Signalver-lust kommen. Auch in der SSOCT tritt ein axialer Positionsfehler auf, zudem verbreitert sich die axiale Auflösung bei hohen Geschwindigkeiten um ein Vielfaches. Während die Positi-onsfehler bei Kenntnis der Geschwindigkeit numerisch korrigiert werden können, kann einem Signalverlust bzw. einer Auflösungsverschlechterung nur durch höhere Scangeschwindigkei-ten entgegengewirkt werden. Die TDOCT ist aufgrund des mechanischen Scannens des Referenzarmes auf wenige kHz beschränkt und wird in Zukunft wahrscheinlich keinen ent-scheidenden Geschwindigkeitszuwachs mehr erfahren. In der SDOCT sind die Ausleserate der Zeilenkamera und die full well capacity die limitierenden Größen. Bei steigender Auslese-rate zum Beispiel durch den Einsatz von CMOS-Kameras sinkt die Integrationszeit, so dass bei gleicher full well capacity entsprechend mehr Lichtleistung benötigt wird. Die Bestrah-lungsstärke darf jedoch einen gewissen Grenzwert nicht überschreiten, so dass dadurch die Scangeschwindigkeit begrenzt wird. Eine Geschwindigkeitssteigerung bei konstanter full well

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capacity ist dann nur noch über die Steigerung der Quanteneffizienz des Sensormaterials möglich. In der SSOCT entspricht die A-Scanrate der Durchstimmrate der Lichtquelle. Diese kann über die Anpassung der Resonatorlänge skaliert werden und übersteigt potentiell die Geschwindigkeiten von SDOCT-Systemen. Kürzlich wurde die experimentelle Realisierung einer durchstimmbaren ASE-Lichtquelle demonstriert, bei der keine fundamentalen Grenzen in der Durchstimmgeschwindigkeit existieren. Da SSOCT zudem auch die Möglichkeit einer balanced detection bietet, wird sie in Zukunft am besten für die kontaktfreie Stimmlippenun-tersuchung geeignet sein.

Mögliche Einsatzgebiete für das OCT-gestütze Laryngoskop sind die Detektion von Läsionen im Reinke-Raum wie Zysten, Polypen, Reinke-Ödeme, Narben und Knötchen, die mit kon-ventionellen oberflächlichen Techniken nicht zu erkennen sind, sowie die frühzeitige Erken-nung von Dysplasien und frühen invasiven Karzinomen über den Zustand der Basal-membran bzw. die Epitheldicke. So könnten verdächtige Stellen mit unklarem oberflächli-chem Erscheinungsbild in Form einer optischen Biopsie auch in der Tiefe untersucht werden, ohne einen Eingriff vornehmen zu müssen. Zudem wäre mit diesem System ein Monitoring, also eine wiederholte Beobachtung verdächtiger Bereiche denkbar, ohne bei jeder Untersu-chung eine mit hohem Risiko verbundene Biopsie entnehmen zu müssen. Muss im Falle eines fortbestehenden Verdachts dennoch eine Biopsie entnommen werden, kann die OCT durch präzise Vermessung der Läsionsgrenzen eine gezieltere Biopsieentnahme ermögli-chen und somit helfen, die Zahl fehlerhafter Probenentnahmen zu verringern. Ein großes Potential der Methode liegt außerdem im Einsatz bei Nachsorgeuntersuchungen zum Bei-spiel nach Entfernung von Karzinomen. So könnte auch hier im Rahmen eines Monitoring geklärt werden, ob und wann Rezidive auftreten. Auch der Erfolg einer bestimmten Behand-lungsmethode, z.B. einer Strahlentherapie, könnte mit dem OCT-gestützten Laryngoskop im zeitlichen Verlauf beobachtet werden.

Neben der Gewebemorpholgie könnte mit dem entwickelten System auch die Dynamik der Stimmlippenschwingungen während der Phonation dargestellt und quantitativ bestimmt wer-den. So kann über die Zahl der Perioden in einem B-Scan die Frequenz berechnet werden und die Amplitude direkt aus den OCT-Bildern unter Berücksichtigung der Bewegungsarte-fakte bestimmt werden. Da die Schwingungsverläufe und deren Geschwindigkeiten in den einzelnen Gewebeschichten jedoch unterschiedlich sind, ist diese Auswertung streng ge-nommen nur für die Oberfläche gültig. Möglicherweise könnte die Geschwindigkeit in Abhän-gigkeit von der Tiefe mit Hilfe von Doppler-OCT bestimmt werden, die bewegungsinduzierte Dopplerverschiebungen, mit denen das Interferenzsignal moduliert wird, auswertet. Diese Methode könnte neben der Detektion von Funktionsstörungen auch wichtige Daten für die Stimmforschung liefern. Zudem könnte mit Hilfe der gemessenen Schwingungsgeschwindig-keiten eine numerische Korrektur der Bewegungsartefakte realisiert werden.

Da es sich bei der Laryngoskopie um einen kleinen, spezialisierten Markt handelt, müssten für einen zukünftigen kommerziellen Erfolg und damit der Etablierung dieser Methode die Systeme auch für niedergelassene HNO-Ärzte und Phoniater preislich attraktiv werden. Da-zu müssten die Kosten für Lichtquellen und Computerhardware noch weiter sinken, um einen gewissen kritischen Preis unterschreiten zu können. Schnelle Scanraten haben immer den

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Nachteil eines hohen Datenaufkommens, das bei gewünschter Speicherung der Daten nur durch kostenintensive Digitalisierungshardware oder bei ausschließlicher Darstellung nur mit modernen Grafikkarten kontrolliert werden kann. Hier muss also ein sinnvoller Kompromiss gefunden werden zwischen Geschwindigkeit und Kosten der Komponenten, um die Methode in Zukunft als Routineverfahren etablieren zu können.

5. Nutzen und wirtschaftliche Bedeutung des Forschungs-themas für kleine und mittlere Unternehmen (KMU)

5.1. Nutzung der Forschungsergebnisse

Eine hauptsächliche Nutzung der angestrebten Forschungsergebnisse wird in den Fachge-bieten Medizintechnik und Mikrosystemtechnik erwartet. In den Fachgebieten Werkstoffe, Materialien und Chemie ist ebenfalls eine Nutzung denkbar. Hinsichtlich der Wirtschaftszweige erstreckt sich die Nutzung in die Bereiche Maschinenbau sowie Feinmechanik und Optik. Ebenso ist eine Nutzung der Forschungsergebnisse durch Erbringung von Dienstleistungen möglich.

5.2. Beitrag zur Steigerung der Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der KMU

Allein in Deutschland sind 3.400 HNO-Ärzte / Phoniater niedergelassen. Hinzu kom-men ca. 200 Unikliniken und Lehrkrankenhäuser mit entsprechenden Abteilungen. Konservativ ge-schätzt, würden ca. 5 % der niedergelassenen HNO-Ärzte / Phoniater das OCT-gekoppelte Laryngoskop als Screening-Gerät erwerben. Bei einem ange-strebten Verkaufspreis von ca. 30.000 – 40.000 € ergibt sich damit allein in Deutschland ein Marktvolumen von ca. 6 Mio. Euro. Weltweit wird der Markt für ein OCT-gestütztes Laryngoskop, ebenfalls konservativ betrachtet, auf über 80 Mio. Euro geschätzt. Für KMU aus der Medizintechnik und der optischen Zulieferindustrie stellt dies einen interes-santen Markt dar. Zumal zahlreiche weitere potenzielle Anwendungen in anderen Diagnos-tikbereichen erwartet werden können, die gerade von kleineren Unternehmen schnell und flexibel bedient werden können.

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6. Transfer der Forschungsergebnisse

Über die ohnehin bestehenden Verpflichtungen hinaus (Projektbegleitender Ausschuss / Zwischenbericht / Schlussbericht / Veröffentlichung) wurde weitere Transfermaßnahmen durchgeführt. Dazu gehörten Vorträge und Publikationen auf nationalen und internationalen Kongressen bzw. Fachjournalen (s. Kap. 7) sowie die Einbeziehung von Multiplikatoren (Publikationen durch Ärzte aus anderen Kliniken). Ebenso sind Pilotanwendungen in ande-ren medizinischen Fachbereichen geplant und entsprechend Förderanträge bei der DFG eingereicht. Der enge Kontakt zur Medizinischen Hochschule Hannover bietet dafür optimale Vorraussetzungen. Schließlich erfolgte auch eine Übernahme der Ergebnisse in die akademische Lehre, insbe-sondere an der Leibniz Universität Hannover (Vorlesung Lubatschowski: Grundlagen der Lasermedizin und Biophotonik).

7. Im Berichtszeitraum veröffentlichte Literatur

Kraft M, von Gerlach S, Aleksandrov K, Wisweh H, Lubatschowski H, Glanz H, Arens C, Significance of optical coherence tomography in the assessment of laryngeal lesions, Pro-ceedings of SPIE Vol. 6842, 2008.

Kraft M, Glanz H, von Gerlach S, Wisweh H, Lubatschowski H, Arens C, Clinical value of optical coherence tomography in laryngology, Head Neck, 30: 1628-1635, 2008.

Rohrbeck N, Wisweh H, Aleksandrov K, Lubatschowski H, Entwicklung eines OCT-gestützten Endoskops zur kontaktfreien Untersuchung von Stimmlippenerkrankungen, DPG-Frühjahrstagung der Sektion AMOP, Paper Q65.4, 2009.

Wisweh H, Rohrbeck N, Krüger A, Kraft M, Aleksandrov K, Lubatschowski H, A laryngoscope for office-based imaging of human vocal folds using OCT, Proceedings of SPIE Vol. 7372, 2009.

Wisweh H, Martinez Mateu L, Kraft M., Krüger A, Lubatschowski H, Automatic segmentation of clinical OCT images for the determination of epithelial thickness changes in laryngeal lesi-ons, BiOS - Conferences on Biomedical Optics, Paper 7548C-76, 2010.

Kraft M, Glanz H, von Gerlach S, Wisweh H, Lubatschowski H, Arens C, Morphologische Klassifikation des Reinke-Ödems mittels optischer Kohärenztomografie, Laryngorhinootolo-gie, 89(4): 224-227, 2010.

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Kraft M, Glanz H, von Gerlach S, Wisweh H, Lubatschowski H, Arens C, Optische Kohä-renztomographie - Stellenwert einer neuen Methode bei der Abklärung unklarer Kehlkopfver-änderungen, HNO, 58(5): 472-479, 2010.

Wisweh H, Optische Kohärenztomographie der Stimmlippe zur Diagnostik und bildgebungs-gestützten Laserchirurgie, Dissertation, Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover, 2010.

Hannover, 30.8.2010 Ort, Datum Rechtsverbindliche Unterschrift des Leiters

und Stempelabdruck der federführenden Forschungsstelle