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In Zusammenarbeit mit Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlast- bedarfs in Süddeutschland Endbericht einer Studie von Fraunhofer ISI und der Forschungsgesellschaft für Energiewirtschaft Studie

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In Zusammenarbeit mit

Lastmanagement als Beitragzur Deckung des Spitzenlast-bedarfs in SüddeutschlandEndbericht einer Studie von Fraunhofer ISI und derForschungsgesellschaft für Energiewirtschaft

Studie

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Lastmanagement alsBeitrag zur Deckungdes Spitzenlastbedarfsin Süddeutschland

impreSSum

Studie

Lastmanagement als Beitrag zur Deckung desSpitzenlastbedarfs in Süddeutschland

Endbericht einer Studie von Fraunhofer ISIund der Forschungsgesellschaft für Energiewirtschaft

erStellt im AuftrAg von

Agora EnergiewendeRosenstraße 2 | 10178 Berlin

Projektleitung: Alexandra [email protected]

Redaktion: Nikola Bock

in KooperAtion mit

Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaftdes Landes Baden-WürttembergKernerplatz 9 I 70182 Stuttgart

Bayerisches Staatsministeriumfür Umwelt und GesundheitRosenkavalierplatz 2 | 81925 München

Korrektorat: Infotext GbR, BerlinSatz: UKEX GRAPHIC, EttlingenDruck: Oktoberdruck AG, BerlinTitelbild: ©iStockphoto.com/Olivier Lantzendörffer

Autoren

Dr. Marian Klobasa (Projektkoordination)Dr. Gerhard Angerer, Dr. Arne Lüllmann,Prof. Dr. Joachim SchleichFraunhofer-Institut für System- undInnovationsforschungBreslauer Straße 48 | 76139 Karlsruhe

Tim Buber, Anna Gruber, Marie Hünecke,Dr. Serafin von RoonForschungsgesellschaft für Energiewirtschaft mbHAm Blütenanger 71 | 80995 München

019/07-S-2013/de

Veröffentlichung: August 2013Gedruckt auf 100% Recycling NaturpapierCircleoffset Premium White

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Erst das Engagement und die Unterstützung vieler Akteurehat diese Studie möglich gemacht. Bedankenmöchten wiruns daher

■ bei denMitarbeitern der befragten Unternehmen,Dienstleister, Energieversorger und Netzbetreiber fürIhre Bereitschaft, Zeit für Interviews und Onlinebe­fragungen aufzuwenden,

■ bei denWirtschaftsverbänden und den Industrie­ undHandelskammern in Baden­Württemberg und Bayern,durch deren Fürsprache sich viele Türen geöffnet haben,

■ bei den Teilnehmern unserer Expertenworkshops fürihren Input.

Unser besonderer Dank gilt dem Bayerischen Staats­ministerium für Umwelt und Gesundheit sowie demMinisterium für Umwelt, Klima und EnergiewirtschaftBaden­Württemberg. Durch die tatkräftige und unbüro­kratische Unterstützung der beiden Häuser war die Studiein einem Zeitraum von nur wenigenMonaten zu bewälti­gen.

Die Verantwortung für die Studie und deren Ergebnisse liegtausschließlich bei Agora Energiewende sowie den beteilig­ten Forschungsinstituten.

Danksagung

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Die Studie unterstützt haben (u.a.):

AGFAHealthCareBMWGroupCeramTec GmbHChrom­Müller MetallveredelungcyberGRID GmbHDaimler AGE&B engelhardt und bauer, Druck und Verlag GmbHEnBWVertrieb GmbHEntelios AGFreudenberg Service KGGroßabnehmerverband Energie Baden­Württemberg e.V. (GAV)Industrie­ und Handelskammer KarlsruheIndustrie­ und Handelskammer fürMünchen und OberbayernKBR EnergyManagement GmbHLandesverband der Baden­Württembergischen Industrie e.V. (LVI)LEWVerteilnetz GmbHLinde AGLinzmeier Bauelemente GmbHMAN Truck & Bus AGRadici Chimica Deutschland GmbHA. Raymond GmbH & Co. KGRegulatory Assistance Project (RAP)Schreiner Group GmbH & Co. KGSchwenk Zement KGSüdwestdeutsche Salzwerke AGTransnet BWGmbHVerband der Chemischen Industrie e.V. (VCI), Landesverband Baden­WürttembergVerband der Industriellen Energie­ und Kraftwirtschaft e.V. (VIK)Verband kommunaler Unternehmen e.V. (VKU), Landesgruppe Baden­Württemberg

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Vorwort

Bis 2022 werden in Deutschland alle Atomkraftwerkeabgeschaltet. Ihre Stromproduktion wird weitgehend vonWind­ und Solaranlagen übernommenwerden. An Tagenmit sehr hoher Stromnachfrage könnte es – bei Dunkelheitund Flaute – vor allem in den süddeutschen Bundeslän­dern zu Engpässen bei der Stromversorgung kommen, wennnicht rechtzeitig die erforderlichen Kapazitäten geschaffenwerden. Denn in Süddeutschland gehen die meisten Atom­kraftwerke vomNetz und es ist offen, ob bis dahin die Über­tragungsnetze in andere Regionen des Landes ausgebautwerden können.

Zeiten der Spitzennachfrage bei gleichzeitigem Ausbleibender Stromproduktion vonWind­ und Solarkraft wird es nuran sehr wenigen Tagen und Stunden im Jahr geben. Hier­für neue, hochflexible Kraftwerke zu bauen, die nur wenigeStunden im Jahr gebraucht werden, kann teurer werdenals ein zeitliches Verschieben der Stromnachfrage. Es kannökonomisch sinnvoller sein, die Stromverbraucher auf frei­williger Basis in die Lösung des Problems einzubeziehen.Alleine in Süddeutschland könnten bereits heute durch ak­tives Verbrauchsmanagement die Leistung mehrerer gro­ßer Kraftwerke eingespart werden, gleichzeitig ließen sichsolcheMaßnahmen in vergleichsweise kurzer Zeit umset­zen – zu Kosten, die voraussichtlich unter den Baukosten

für gasbetriebene Spitzenlastkraftwerke liegen. Das zeigtdie vorliegende Studie, die unterMitwirkung zahlreicherUnternehmen in Bayern und Baden­Württemberg sowie derjeweiligen Staats­ und Landesregierung zustande gekom­men ist.

Allerdings kann das aktive Verbrauchsmanagement nur zueinem Teil des Stromsystems werden, wenn die Verbraucher– vor allem Gewerbe­ und Industrieunternehmen – etwasdavon haben, ihren Stromverbrauch kurzfristig und auf An­forderung von außen zu drosseln. Hierfür muss der beste­hende Strommarkt verändert und ergänzt werden. Dass einezeitliche Verschiebung des Stromverbrauchs einen finanzi­ellenWert bekommt, dafür gibt es genügend Vorbilder, etwaimweltgrößten Strommarkt in den USA. Lernt Deutschlanddavon, so wird nicht nur die hohe Versorgungssicherheithierzulande erhalten bleiben, gleichzeitig lassen sich auchdie Kosten der Energiewende begrenzen.

Ich wünsche Ihnen interessante Einsichten bei der Lektüreder Studie.

IhrRainer BaakeDirektor Agora Energiewende

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Agora Energiewende | Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlastbedarfs in Süddeutschland

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Inhalt

1. Abstract 11

2. Zusammenfassung 12

3. einleitung 223.1 Zielsetzung und Vorgehensweise 223.2 Definition der Lastmanagementpotenziale 23

4. Bestimmung der Anwendungsfälle für ein lastmanagement in Süddeutschland 254.1 Geeignete Kompensationsmaßnahmen durch Lastmanagement 254.2 Analyse der relevanten netzkritischen Situationen in Süddeutschland 264.3 Entwicklung der Erzeugungsleistung im süddeutschen Raum 274.4 Analyse der Abrufe von Sekundärregelleistung 294.5 Fazit zu Anwendungsfällen für ein Lastmanagement 30

5. ergebnisse der unternehmensbefragungen (iSi) 315.1 Vorgehensweise und Methodik 315.2 Kenngrößen zur Bewertung des Lastmanagementpotenzials 315.3 Auswertung der Onlinebefragung 32

6. Bewertung der verfügbaren lastmanagementpotenzialein der energieintensiven industrie (iSi) 44

6.1 Zement 446.2 Papier 466.3 Elektrostahl- und Metallindustrie 476.4 Chemie 496.5 Zusammenfassung energieintensive Industrie 50

7. Bewertung der verfügbaren lastmanagementpotenzialeim Bereich Querschnittstechnologien (ffe) 52

7.1 Datengrundlage und Methodik 547.2 Potenziale 60

8. Bewertung der verfügbaren lastmanagementpotenziale im Bereichelektrische Speicherheizungen und Wärmepumpen (ffe) 64

8.1 Technische Rahmenparameter 648.2 Datengrundlage 658.3 Methodik zur Ermittlung der Lastmanagementpotenziale 708.4 Potenziale 74

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9. realisierbares potenzial für ein lastmanagement in der industrieund bei Wärmepumpen/elektrischen Speicherheizungen 79

9.1 Potenziale im Bereich energieintensive Industrie und Querschnittstechnologien 799.1.1 Beitrag zur Versorgungssicherheit 799.1.2 Hemmnisse und Ansätze zur Umsetzung 809.2 Potenziale im Bereich Wärmepumpen und elektrische Speicherheizungen 829.2.1 Beitrag zur Versorgungssicherheit 829.2.2 Hemmnisse und Ansätze zur Umsetzung 82

10. Wirtschaftliche Betrachtung von lastmanagement 85

11. Schlussfolgerungen 90

12. Anhang 9312.1 Netzkritische Situation im Einzelnen 9312.2 Analyse der Sekundärregelleistungsabrufe im Detail 9612.3 Positive und negative Leistung durch die Flexibilisierung von Querschnittstechnologien 9812.4 Berechnungsgrundlage zur Potenzialermittlung für Wärmepumpen

und elektrische Speicherheizungen 10012.5 Berechnungsannahmen Gasturbine 106

literaturverzeichnis 107

Inhalt

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Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abbildung 1: Aktuell durchgeführtes Lastmanagement in Unternehmen 13Abbildung 2: Einschätzung zum technischen Lastmanagement in Unternehmen 14Abbildung 3: Abschaltbare Leistung durch Flexibilisierung von Querschnittstechnologien

in Süddeutschland (Normalbetrieb) in Abhängigkeit der Abrufdauer – technisches Potenzialfür geeignete Betriebe ohne Kostenbetrachtung für die Implementierung (Personal und I&K) 17

Abbildung 4: Maximale undminimale abschaltbare Leistung der Querschnittstechnologien über eine Stunde 18Abbildung 5: Ladeleistung von elektrischen Speicherheizungen (el. Sph.) undWärmepumpen (WP)

in Süddeutschland auf Grundlage der gültigen Testreferenzjahre 19Abbildung 6: Verlauf derWindenergieeinspeisung in Deutschland (pink) sowie der Einspeisung

der Reservekraftwerke in Österreich (blau) am 8. und 9. Dezember 2011 25Abbildung 7: Voraussichtliche Entwicklung gesicherter Kraftwerkskapazitäten im Zeitraum

2013 bis 2015 Frankfurt amMain und südlicher 27Abbildung 8: Stand der vordringlichen Stromtrassen gemäß EnLAG 28Abbildung 9 Scatter Plot der Abrufe positiver und negativer Sekundärregelleistung

im Jahr 2012 im deutschen Netzregelverbund 29Abbildung 10: Anteil einzelner Industriesektoren an den Antworten 33Abbildung 11: Umsatz der beteiligten Unternehmen 33Abbildung 12: Anteil der Stromkosten amUmsatz 34Abbildung 13: Jährlicher Stromverbrauch der Standorte 34Abbildung 14: Anteil der Verbrauchseinrichtungen am Gesamtstrombedarf 35Abbildung 15: Elektrischer Leistungsbedarf der Standorte 35Abbildung 16: Erfahrungen der Unternehmenmit dem Lastmanagement 36Abbildung 17: Kenntnis und Teilnahme an der Verordnung zu abschaltbaren Lasten 36Abbildung 18: Gegenwärtig praktiziertes Lastmanagement 37Abbildung 19: Technisches Lastmanagementpotenzial für Lastabschaltung 37Abbildung 20: Technisches Lastmanagementpotenzial für Lastabschaltung in Abhängigkeit von

der mittleren Last des Standorts 38Abbildung 21: Technisches Lastmanagementpotenzial für Lastabschaltung in Abhängigkeit

von der Energieintensität des Standorts 38Abbildung 22: Wirtschaftliches Potenzial für Lastverschiebungen 38Abbildung 23: Geeignete Stromverbraucher für Lastverschiebungen/Abschaltungen 39Abbildung 24: Mögliche Schaltdauer der Lastreduktion bei weitgehender Aufrechterhaltung derWertschöpfung 39Abbildung 25: Benötigte Vorankündigungszeit für die Lastenreduktion 40Abbildung 26: Zulässige Häufigkeit von Lastschaltungen im Jahresgang 41Abbildung 27: Tageszeitliche Verfügbarkeit der Lastmanagementpotenziale 41Abbildung 28: Geforderte finanzielle Anreize für Lastverschiebungen in kritischen Systemsituationen 41Abbildung 29: Motivationsmuster für das netzorientierte Lastmanagement am Produktionsstandort 42Abbildung 30: Hemmnismuster für das netzorientierte Lastmanagement am Produktionsstandort 43Abbildung 31: Antworten der Unternehmen derMetallindustrie in der Onlinebefragung zu Lastabschaltpotenzialen 48Abbildung 32: Stromverbrauch nach Regierungsbezirken und Branchen (Schmid et al. 2010) 52Abbildung 33: Methodik zur Ermittlung des Lastmanagementpotenzials industrieller Querschnittstechnologien (QST) 54Abbildung 34: Aufteilung des Stromverbrauchs nach Technologien am Beispiel Maschinen­ und Fahrzeugbau 56Abbildung 35: Mittlere Last in Abhängigkeit des Betriebszustands am Beispiel eines Tageslastgangs 57

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Abbildung 36: Mittlere Last bezogen auf die installierte Leistung in Abhängigkeit desBetriebszustands am Beispiel Maschinen­ und Fahrzeugbau 57

Abbildung 37: Technologien mit größtem beziehungsweise zweitgrößtem Potenzial fürLastmanagementmaßnahmen laut Antworten im Onlinefragebogen 59

Abbildung 38: Maximale Abrufdauer für Lastmanagementmaßnahmen laut Antworten im Onlinefragebogen 59Abbildung 39: Abschaltbare Leistung durch Flexibilisierung von Querschnittstechnologien in

Süddeutschland (Normalbetrieb) in Abhängigkeit der Abrufdauer – technisches Potenzial fürgeeignete Betriebe ohne Kostenbetrachtung für die Implementierung (Personal und I&K) 61

Abbildung 40: Abschaltbare Leistung durch Flexibilisierung von Querschnittstechnologien inSüddeutschland (reduzierter Betrieb) in Abhängigkeit der Abrufdauer – technisches Potenzialfür geeignete Betriebe ohne Kostenbetrachtung für die Implementierung (Personal und I&K) 62

Abbildung 41: Jahresstromverbrauch von elektrischen Speicherheizungen undWärmepumpen inBayern und Baden­Württemberg 66

Abbildung 42: Temperaturabhängige Lastprofile fürWärmepumpen auf dem Gebiet derLEWVerteilnetz GmbH 66

Abbildung 43: Temperaturabhängige Lastprofile für elektrische Speicherheizungen auf dem Gebiet derLEWVerteilnetz GmbH 66

Abbildung 44: Varianten der Ladungssteuerung von elektrischen Speicherheizungen 67Abbildung 45: Lastgang der elektrischen Speicherheizungen undWärmepumpen in Baden­Württemberg

und Bayern (äquivalente Tagesmitteltemperatur 10 °C) 68Abbildung 46: Lastgang der elektrischen Speicherheizungen undWärmepumpen in Baden­Württemberg

und Bayern (äquivalente Tagesmitteltemperatur 0 °C) 69Abbildung 47: Lastgang der elektrischen Speicherheizungen undWärmepumpen in Baden­Württemberg

und Bayern (äquivalente Tagesmitteltemperatur ­10 °C) 69Abbildung 48: Variante 1: Darstellung der Lastmanagementpotenziale von elektrischen Speicherheizungen

durch Verschiebung des Lastprofils 70Abbildung 49: Variante 2: Darstellung der Lastmanagementpotenziale von elektrischen Speicherheizungen

durch vorgezogene Ladung 71Abbildung 50: Variante 3: Darstellung der Lastmanagementpotenziale von elektrischen Speicherheizungen

durch Reduktion der Last auf denWärmebedarf 72Abbildung 51: Variante 4: Darstellung der Lastmanagementpotenziale von elektrischen Speicherheizungen

mit Berücksichtigung des Speicherfüllstands 73Abbildung 52: Häufigkeit der Temperaturbereiche in Süddeutschland nach gültigen Testreferenzjahren und

zugehörigeMittelwerte des Ladelastgangs von elektrischen Speicherheizungen undWärmepumpen 75Abbildung 53: Ladeleistung von elektrischen Speicherheizungen (el. Sph.) undWärmepumpen (WP) in

Süddeutschland auf Grundlage der gültigen Testreferenzjahre 75Abbildung 54: Maximal undminimal abschaltbare Leistung der Querschnittstechnologien über eine Stunde 80Abbildung 55: Bilaterales Vertragswerk eines Demand-Response-Aggregators 82Abbildung 56: Vergleich der jährlichen Kosten proMW einer Gasturbine und der Vergütung nach der AbLaV 86Abbildung 57: Theoretische Erlöse für die Bereitstellung vonMinutenreserve auf Basis

der mittleren Leistungspreise 87Abbildung 58: Theoretische Erlöse für die Bereitstellung von Sekundärregelleistung auf Basis

der mittleren Leistungspreise 88

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

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Abbildung 59: Mittlere Arbeitspreise fürMinutenreserve 88Abbildung 60: Mittlere Arbeitspreise für Sekundärregelleistung 89Abbildung 61: Verlauf derWindenergieeinspeisung in Deutschland (pink) sowie der Einspeisung der

Reservekraftwerke in Österreich (blau) am 8. und 9. Dezember 2011 94Abbildung 62: Wirksamkeit der österreichischen Reservekraftwerke auf Stromkreise imNetz der TenneT

am 8. Dezember 2011 94Abbildung 63: Übersicht über unterschiedliche Redispatch­Maßnahmen in der 50Hertz­Regelzone am

15. Februar 2012 95Abbildung 64: Gemittelte typische tageszeitliche Verläufe positiver Sekundärregelleistungsabrufe im

Jahr 2012 im deutschen Netzregelverbund 96Abbildung 65: Gemittelte typische tageszeitliche Verläufe negativer Sekundärregelleistungsabrufe im

Jahr 2012 im deutschen Netzregelverbund 97Abbildung 66: Clusterstruktur der Tagesgänge der Sekundärregelleistungsabrufe für positive und negative

Leistung auf selbstorganisierenden Karten 97Abbildung 67: Positive und negative Leistung durch Flexibilisierung von Querschnittstechnologien

in Süddeutschland (Normalbetrieb) – realisierbares Potenzial ohne Kostenbetrachtung für dieImplementierung (Personal und I&K) 98

Abbildung 68: Positive und negative Leistung durch Flexibilisierung von Querschnittstechnologienin Süddeutschland (reduzierter Betrieb) – realisierbares Potenzial ohne Kostenbetrachtung für dieImplementierung (Personal und I&K) 98

Abbildung 69: Positive und negative Leistung durch Flexibilisierung von Querschnittstechnologienin Süddeutschland (Grundlastbetrieb) – realisierbares Potenzial ohne Kostenbetrachtung fürdie Implementierung (Personal und I&K) 99

Abbildung 70: Grafische Darstellung der Datengrundlage 100Abbildung 71: Lastreduzierungspotenziale von elektrischen Speicherheizungen in Bayern und

Baden­Württemberg bei einer Verschiebung des Lastprofils um zwölf Stunden(äquivalente Tagesmitteltemperatur 10 °C) 101

Abbildung 72: Lastreduzierungspotenziale von elektrischen Speicherheizungen in Bayern undBaden­Württemberg bei einer Verschiebung des Lastprofils um zwölf Stunden(äquivalente Tagesmitteltemperatur 0 °C) 101

Abbildung 73: Lastreduzierungspotenziale von elektrischen Speicherheizungen in Bayern undBaden­Württemberg bei einer Verschiebung des Lastprofils um zwölf Stunden(äquivalente Tagesmitteltemperatur ­10 °C) 102

Abbildung 74: Lastreduzierungspotenziale von elektrischen Speicherheizungen in Baden­Württembergund Bayern bei einer vorgezogenen Speicherbeladung 102

Abbildung 75: Lastreduzierungspotenziale von elektrischen Speicherheizungen in Bayern undBaden­Württemberg bei Reduzierung der Last auf denWärmebedarf(äquivalente Tagesmitteltemperatur 10 °C) 103

Abbildung 76: Lastreduzierungspotenziale von elektrischen Speicherheizungen in Bayern undBaden­Württemberg bei Reduzierung der Last auf denWärmebedarf(äquivalente Tagesmitteltemperatur 0 °C) 103

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

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Abbildung 77: Lastreduzierungspotenziale von elektrischen Speicherheizungen in Bayern undBaden­Württemberg bei Reduzierung der Last auf denWärmebedarf(äquivalente Tagesmitteltemperatur ­10 °C) 104

Abbildung 78: Lastreduzierungspotenziale vonWärmepumpen in Bayern und Baden­Württembergbei einer Referenztemperatur von 10 °C 104

Abbildung 79: Lastreduzierungspotenziale vonWärmepumpen in Bayern und Baden­Württembergbei einer Referenztemperatur von 0 °C 105

Abbildung 80: Lastreduzierungspotenziale vonWärmepumpen in Bayern und Baden­Württembergbei einer Referenztemperatur von ­10 °C 105

Tabelle 1: Realisierbare Lastmanagementpotenziale bei energieintensiven Prozessen 16Tabelle 2: Übersicht der Lastmanagementpotenziale von elektrischen Speicherheizungen undWärmepumpen 20Tabelle 3: Zusammenfassung der realisierbaren, inkl. bereits genutzter, Lastmanagementpotenziale

in Baden­Württemberg 20Tabelle 4: Einsatz von Redispatch­, Countertrading­ und SIV­Maßnahmen 26Tabelle 5 Übersicht zu den vier grundlegenden Tagesgängen Sekundärregelleistungsabrufe für jeweils

positive und negative Leistung 30Tabelle 6: Leistungsbedarf von energieintensiven Prozessen in Süddeutschland 50Tabelle 7: Zusätzlich verfügbare Lastmanagementpotenziale zur Nutzung im Regelenergiemarkt

beziehungsweise für Redispatch­Maßnahmen 51Tabelle 8: Lastmanagementpotenzial für ausgewählte Querschnittstechnologien 53Tabelle 9: Übersicht der vier Varianten der Potenzialermittlung von elektrischen Speicherheizungen 74Tabelle 10: Übersicht der Lastmanagementpotenziale von elektrischen Speicherheizungen undWärmepumpen 77Tabelle 11: Realisierbares und bisher genutztes Lastmanagementpotenzial in energieintensiven Anwendungen 79Tabelle 12: Darstellung der Einflüsse auf das Potenzial 90Tabelle 13: Zusammenfassung der realisierbaren, inkl. bereits genutzter, Lastmanagementpotenziale

in Baden­Württemberg 90Tabelle 14: Realisierbares Lastmanagemenpotenzial in Abhängigkeit der Verlagerungsdauer

im industriellen Bereich 91Tabelle 15: Berechnungsannahmen Gasturbine 106

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

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STUDIE | Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlastbedarfs in Süddeutschland

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Hintergrund der Studie ist die Frage, welchen Beitrag einLastmanagement von Stromverbrauchern zur Versorgungs­sicherheit in Süddeutschland leisten kann. Ziel der Unter­suchung ist es dabei, ein möglichst konkretes realisierbaresPotenzial in einer Region zu ermitteln, die bereits von Net­zengpässen und knapperen Erzeugungskapazitäten be­troffen ist. Der Fokus lag daher auf kurzfristig umsetzbarenPotenzialen, die vor allem bei industriellen Anwendungenund bei heute bereits schaltbaren Anwendungen wieWär­mepumpen zu erwarten sind. Dazu wurden InterviewsmitUnternehmen, Energieversorgern und Dienstleistern sowieeine Onlinebefragung von circa 300 Unternehmen durch­geführt. Für die Datenerhebung und Potenzialermittlungwurden bestehende Studien und Statistiken sowie Datenvon 40 Betriebsbegehungen ausgewertet.

Insgesamt ergibt sich ein realisierbares Potenzial in Süd­deutschland von circa einem GW, das für eine Zeitdauer voneiner Stunde zur Verfügung gestellt werden kann. Knappdie Hälfte davon kann durch Anwendungen und Prozesse inder energieintensiven Industrie bereitgestellt werden. DiesePotenziale werden heute bereits für eine optimierte Strom­beschaffung eingesetzt und reduzieren dadurch die system­weite Spitzenlast. Sie stehen aber als zusätzliche Potenzi­ale im Regelenergiemarkt und als Redispatch­Potenzial zurVerfügung. Die andere Hälfte wird durch industrielle Quer­schnittstechnologien bereitgestellt. Diese Potenziale könnenauch zu einer Spitzenlastreduktion sowie zum Regelener­giemarkt und Redispatch beitragen. Schaltbare Anwendun­gen wieWärmepumpen oder elektrische Speicherheizun­gen können zur Versorgungssicherheit beitragen, indemsie einen Beitrag zum Regelenergiemarkt beziehungsweiseRedispatch liefern. Ihr Beitrag zur Reduktion der Spitzenlastist jedoch wie bei den energieintensiven Prozessen sehr be­grenzt, da diese Anwendungen in der Regel zu Spitzenlast­zeiten nicht amNetz sind.

Für eine stärkere Nutzung der identifizierten Potenzi­ale fehlen derzeit jedoch die geeigneten Programme undRahmenbedingungen. So erfüllt ein Großteil der identifi­zierten Lasten nicht die Anforderungen, um an der Verord­nung zu abschaltbaren Lasten teilzunehmen. Damit Lasteneinen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten können,sollten die Anforderungen anMindestleistungen, Vor­ankündigungszeiten etc. die Charakteristika von Lastenauch entsprechend berücksichtigen. Damit können flexibleStromverbraucher eine kostengünstige Alternative zu kon­ventioneller Erzeugungskapazität sein.

1. Abstract

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Agora Energiewende | Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlastbedarfs in Süddeutschland

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Hintergrund

Der Ausbau der Erneuerbaren Energien hat den Anteil fluk­tuierender Einspeisung deutlich erhöht und steigert da­mit den Bedarf an Flexibilitätsoptionen undmittelfristigauch an Systemdienstleistungen. Mit dem Ausstieg aus derKernenergie in Deutschland und dem damit verbundenenAbschalten von fünf Kernkraftwerken in Süddeutschlandhat sich dadurch eine angespannte Versorgungssituationim süddeutschen Raum ergeben. Aufgrund des verzögertenNetzausbaus ergibt sich heute bereits ein erhöhter Redis-patch­Bedarf im Netz. Um eine sichere Versorgung dennochweiterhin zu gewährleisten, ist als kurzfristigeMaßnahmebereits die Beschaffung einer Kaltreserve von 2,5 GWdurch die Netzbetreiber umgesetzt worden. Mit der geplan­ten Reservekraftwerksverordnung sind weitereMaßnah­men geplant, wie etwa die Ausschreibung von zusätzlicherKraftwerkskapazität durch die Netzbetreiber, um die Ver­sorgungssicherheit zu erhöhen.

Grundsätzliche können hier flexible Stromverbraucher ei­nen Beitrag leisten, indem sie Systemdienstleistungen (zumBeispiel Redispatch oder Regelenergie) beziehungsweiseeine Spitzenlastreduktion zur Verfügung stellen. An dieserStelle setzt das Vorhaben an, um praxisnah und in Diskus­sion mit den beteiligten Akteuren die verfügbaren Potenzi­ale, notwendigen Anreize und bestehenden Hemmnisse zuermitteln. Ziel ist es dabei, die spezifischen Unternehmens­strukturen und die Produktionsprozesse in Süddeutschlandzu berücksichtigen. Der Schwerpunkt der Potenzialanalyseliegt dabei auf folgenden Bereichen:

→ industrielle Anwendungen (inklusive Querschnittstech­nologien)

→ Wärmepumpen und elektrische Speicherheizungen

Auf dieser Basis soll der Beitrag eines Lastmanagements zurVersorgungssicherheit ermittelt werden und dabei auch insVerhältnis zu anderen Optionen gesetzt werden.

Vorgehen und Methode

Ausgangspunkt der Untersuchung ist die Analyse der heutebereits kritischen Versorgungssituationen, ummöglicheAnforderung an flexible Lasten zu identifizieren. Die Ablei­tung der realisierbaren Potenziale basiert auf einer Auswer­tung bestehender Studien und Statistiken. Darüber hinauswerden Angaben zum Stromverbrauch, zum Leistungsbe­darf, zur Betriebsweise und zu den technischen Anlagen voninsgesamt 40 Unternehmen ausgewertet, die aus den Ler­nenden Energieeffizienz­Netzwerken der Forschungsge­sellschaft für Energiewirtschaft verfügbar waren.

Zur Validierung der abgeschätzten Potenziale sowie zur Be­stimmung der notwendigenAnreize und auch bestehenderHemmnisse bei denUnternehmen hat ein intensiver Aus­tauschmit allen relevantenAkteuren stattgefunden. Dazuwurden eine Onlinebefragung von circa 300Unternehmensowie Interviewsmit zehn größerenUnternehmen in Süd­deutschland durchgeführt. Diesewurden unterstützt durchdie Industrie­ undHandelskammern sowieWirtschaftsver­bände in Baden­Württemberg und Bayern. Darüber hinauswurdenGesprächemit verschiedenen Energieversorgern undDienstleistern geführt, umErkenntnisse bei der Umsetzungvon Lastmanagement zu gewinnen. Der Beitrag eines Lastma­nagements zur Versorgungssicherheitwird vor allem in einerReduktion der Spitzenlast, in einer Teilnahme amRegelener­giemarkt und durch einen Beitrag zuRedispatch­Maßnah­men erwartet.

Die ermittelten Potenziale stellen die realisierbaren Potenzialedar, die bereits aus technischer und ökonomischer Sicht be­schränkt sind. Grundlage für die Abschätzung derwirtschaft­lichen Potenziale ist die Bedingung, dass es durch Lastma­nagement bei denUnternehmen zu höchstens sehr begrenztenEinschränkungen derWertschöpfung beziehungsweise beidenWärmepumpen und elektrischen Speichern nur zu einerbeschränkten Einschränkung des Komforts kommt. Als finan­zieller Anreizwird die Vergütung, die imRahmen der Verord­nung zu abschaltbaren Lasten gezahltwird, zugrunde gelegt.

2. Zusammenfassung

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STUDIE | Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlastbedarfs in Süddeutschland

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nehmen am Regelenergiemarkt oder an bilateralen Verein­barungenmit Netzbetreibern beteiligt (siehe Abbildung 1).Knapp die Hälfte der befragten Unternehmen nutzt bereitsein Lastmanagement, um ihre betriebliche Spitzenlast zureduzieren. Ein Viertel der Unternehmen hat bisher keineErfahrungenmit Lastmanagement gemacht.

Die Unternehmen schätzen ihre LastmanagementpotenzialeimMittel auf circa fünf bis sechs Prozent der mittleren Lastein, wobei die Einschätzung der Potenziale von weniger alszwei Prozent der aktuellen Last bis zu mehr als 15 Prozentreicht (siehe Abbildung 2). Eine Abhängigkeit von der ab­soluten Höhe des Leistungsbedarfs ließ sich nicht zeigen. Ineinem begrenzten Umfang ist die Einschätzung des Last­managementpotenzials von der Stromintensität der Unter­nehmen abhängig. Je höher diese war, desto eher haben dieUnternehmen ihre Potenziale höher eingeschätzt. Dies hatsich auch in den Vor­Ort­Interviews bestätigt.

Netzanforderungen für Lasten

Die Versorgungssituation im süddeutschen Raumwirdvermutlich auchmittelfristig weiter angespannt bleiben,da sowohl ein Ausbau der Netzkapazitäten als auch der Er­zeugungskapazitäten eher mittelfristig zu erwarten ist. DieAuswertungen zum Redispatch als auch zum Regelenergie­bedarf zeigen, dass es hier in der Regel in einer begrenztenAnzahl an Stunden zu einem hohen Bedarf kommen kann.Die benötigten Leistungen liegen dabei in einer Leistungs­klasse von einem GW bis zu mehreren GW. Damit ergibtsich eine grundsätzliche Passfähigkeit mit den Anforderun­gen, die auch durch Lasten erfüllt werden können.

Ergebnisse der Onlinebefragung vonUnternehmen zu Lastmanagement

Bei der Onlinebefragung hat sich gezeigt, dass sich bishernur ein Anteil von unter vier Prozent der befragten Unter­

Aktuell durchgeführtes Lastmanagement in Unternehmen Abbildung 1

Darstellung Fraunhofer ISI

50 %

45 %

40 %

35 %

30 %

25 %

20 %

15 %

10 %

5 %

0 %

Bitte geben Sie an, über welche Erfahrungen Ihr Einzelbetrieb/Standort mit dem Thema Lastmanagement verfügt?in % der Antworten, N = 97

N.B.: Summe der Prozentsätze > 100% weil mehrere Antworten möglich waren

bilaterale

Vereinbarungen

mit

Netzbetreibern

Beteiligungam

Regelenergiem

arkt

genutztzu

einem

optim

ierten

Stromeinkauf

Reduktion

betrieblicher

Spitzenlast

geprüft,

nicht

umgesetzt

sonstige

keine

Erfahrungen

2 % 4 %

16 %

47 %

21 %

13 %

26 %

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Bei circa 45 Prozent der antwortenden Unternehmen sinddie Potenziale kontinuierlich von 0 bis 24 Uhr verfügbar.Bei acht Prozent der antwortenden UnternehmenwarenPotenziale nur in der Zeit von 18 bis 8 Uhr verfügbar, dafürkonnte in diesem Zeitraum häufig länger als zwei Stundenverlagert werden. DieAnzahl der Aktivierungen, die vonüber 70 Prozent der Unternehmen als realisierbar einge­schätzt wurde, lag beimaximal 50 pro Jahr. Ein Anteil voncirca zehn Prozent der Unternehmen hält auchmehr als 100Aktivierungen pro Jahr für möglich.

Realisierbare Potenziale in derenergieintensiven Industrie

Zur Bestimmung der Potenziale wurden zunächst Standorteidentifiziert, an denen diese Prozesse eingesetzt werden. Dieverfügbaren technischen Potenziale wurden anhand vonProduktions­ und Stromverbrauchsdaten sowie weiterertechnischer Kennzahlen wie Teillastfähigkeit abgeleitet.

Auf Grundlage der Unternehmensbefragung hat sich gezeigt,dass die typischerweise zur Verfügung stehenden Lastenim Leistungsbereich von einigenHundert kW bis zu eini-genMW liegen. Die notwendigenVorankündigungszeitenbetragen dabeimindestens 15Minuten, wobei circa 40 Pro­zent der befragten Unternehmen auch Vorankündigungs­zeiten vonmindestens acht Stunden genannt haben.

Die angegebenenVerlagerungsdauern sind bei 81 Prozentder befragten Unternehmen kleiner als zwei Stunden. Nur19 Prozent der Befragten haben Verlagerungsdauern vonvier undmehr Stunden als möglich genannt. Die Unter­nehmenmit langen Verlagerungsdauern haben sehr häufigProduktionsanlagen und Prozesswärme als größte Potenzi­ale genannt. Als weitere Anwendungenmit langen Verlage­rungsdauern sind Belüftungs­ und Klimatisierungsanwen­dungen genannt worden.

Einschätzung zum technischen Lastmanagement in Unternehmen Abbildung 2

Darstellung Fraunhofer ISI

100 %

90 %

80 %

70 %

60 %

50 %

40 %

30 %

20 %

10 %

0 %

> 15 %

11 % - 15 %

7 % - 10 %

4 % - 6 %

2 % - 3 %

< 2 %

Technisches Potenzial für Abschaltung(in % bei normaler Auslastung) über Durchschnittslast

in % der Antworten je Lastkategorie

> 100 kW - 1 MW (N=24) > 1 MW - 10 MW (N=44) > 10 MW - 100 MW (N=13)

AnteilAntworten

Durchschnittslast

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elektrostahlindustrie

In Süddeutschland existieren zwei Stahlstandorte, die ei­nenmittleren Leistungsbedarf für ihre Elektrostahlöfen voncirca 150MW aufweisen. Dieses Potenzial würde auch fürein Lastmanagement zur Verfügung stehen. Die Aktivierungmüsste in die Produktionsplanung eingebunden werden, daein Abschalten während des Betriebes möglichst zu vermei­den ist. Lastmanagement kann bei diesem Batchprozess, derzwischen 30 und 120Minuten läuft, durch einen verzöger­ten Start realisiert werden. In der Regel lassen sich Ab­schaltdauern von bis zu zwei Stunden realisieren.

Zusammenfassung

Ein zusätzliches Potenzial besteht für die untersuchten An­wendungen insbesondere durch eine stärkere Beteiligungim Bereich der Regelenergiemärkte als auch bei netzent­lastendenMaßnahmen zum Redispatch. Nach Angaben derÜbertragungsnetzbetreiber (ÜNBs) sind bisher circa 76MWan Lasten in Süddeutschland für den Regelenergiemarktpräqualifiziert. Die Berechnungen zeigen daher, dass inSüddeutschland ein zusätzliches Potenzial für ein system­stützendes Lastmanagement von 400 bis 450MWalleinin den vier im Detail untersuchten Anwendungen besteht(siehe Tabelle 1). Darüber hinaus sind weitere Anwendun­gen im Bereich derMetallindustrie, der Chemie­ und derPapierindustrie verfügbar, die dieses Potenzial noch weitererhöhen sollten.

Realisierbares Lastmanagementpotenzialmit industriellen Querschnittstechnologien

Neben den energieintensiven Prozessen eignen sich auchQuerschnittstechnologien zum Lastmanagement. Quer­schnittstechnologien werden branchenübergreifend einge­setzt und zeichnen sich durch eine hohe zeitliche Verfüg­barkeit und eine regionale Verteilung aus. So gehören zumBeispiel Pumpen, Kompressoren, Verdichter und Ventilato­ren zu den Querschnittstechnologien.

Darüber hinaus wurden Gespräche mit Unternehmen ge­führt, um die ermittelten Potenziale zu validieren und eineEinschätzung für die wirtschaftliche Umsetzbarkeit zu be­kommen.

Zement

In der Zementindustrie sind insbesondere die Zementmüh­len, aber auch die Rohmehlmühlen für ein Lastmanagementgeeignet. Sie werden bereits heute vor allem in den Nacht­stunden und amWochenende genutzt. In Bayern und Ba­den­Württemberg wurde der Leistungsbedarf für insgesamt14 Standorte für diese Anwendungen auf circa 130MWabgeschätzt, wovon circa 50MW für ein Lastmanagementgenutzt werden könnten. Die Verlagerungsdauern betragenbis zu vier Stunden. Bei den Rohmühlen sind aufgrund derbegrenzten Speicherkapazitäten zum Teil deutlich kürzereZeiten realisierbar. Vorankündigungszeiten sollten mindes­tens bei 30Minuten liegen.

papier

Die Anwendungmit der größten Bedeutung für ein Lastma­nagement sind die Holzschleifer bei der Holzstoffherstel­lung. Für zwölf Standorte in Bayern und Baden­Württem­berg wurde der Leistungsbedarf der Holzschleifer auf circa90MW geschätzt. Die Verlagerungsdauern liegen bei circazwei Stunden, wobei Vorankündigungszeiten von wenigerals einer Stunde als realisierbar angesehen wurden.WeiterePotenziale bestehen in der Altpapieraufbereitung sowie inder Zellstoffherstellung.

Chemieindustrie und Chlorherstellung

Bei der Chemieindustrie ist die Chlorherstellung für einLastmanagement sehr geeignet. In Süddeutschland beträgtder Leistungsbedarf für die Chlorelektrolyse circa 250MW,wovon bei Teillastbetrieb circa 160MW für ein Lastma­nagement genutzt werden können. Neben dem Teillastbe­trieb ist auch ein Lastabwurf möglich, der jedoch zu höherenKosten führt. In diesem Fall sind 250MWan Leistung ver­fügbar. Die Abschaltdauern betragen zwei Stunden, zum Teilkönnen auch längere Abschaltdauern realisiert werden.

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Die Höhe der Lastmanagementpotenziale von Querschnitts­technologien ist von unterschiedlichen Faktoren abhängig.Die Betriebszeiten (Ein­Schicht, Zwei­Schicht oder Drei­Schicht) bestimmen imWesentlichen die tageszeit­ undwochentagsabhängigen Lastzustände. Neben der Bedin­gung, dass die Produktion nicht eingeschränkt wird, gibt esweitere limitierende Faktoren für eine flexible Fahrweise:die Nichtverfügbarkeit von Anlagen (zum Beispiel wegenWartung etc.), nicht abschaltbare Anlagen (zum BeispielAbsauganlagen), Größe und Art von vorhandenen Spei­chern und eineMindestbetriebsgröße. Das Zuschalten vonAnlagen ohne Speicherwirkung (zum Beispiel Beleuchtung,Lüftung) wird nicht betrachtet, da damit ein elektrischerMehrverbrauch generiert würde, dem kein Nutzen auf Be­triebsebene gegenübersteht.

Betrachtet man die geeigneten Betriebe in Süddeutschlandentsprechend der vorher genannten limitierenden Faktoren,ergibt sich die größte Leistung für ein Lastmanagement beiden Querschnittstechnologien in den SektorenMaschinen­bau und Fahrzeugbau.

Die verfügbaren Leistungen pro Betrieb sind üblicherweisedeutlich geringer als bei den Unternehmenmit energiein­tensiven Prozessen, dennoch gibt es insbesondere zweiGründe, die Querschnittstechnologien für ein Lastmanage­ment so interessant machen. Die verfügbaren Lastmanage­mentpotenziale wurden unter der Prämisse erhoben, dasskeine wesentliche Einschränkung des Komforts und derWertschöpfung beim Betrieb auftreten. Nach einer erfolg­reichen undmit Investitionen verbundenen Implementie­rung des Lastmanagements verursachen seltene und kurz­zeitige Aktivierungen der verfügbaren Leistungen somitnahezu keine weiteren Kosten bei den Teilnehmern. Derzweite Aspekt sind die zu erwartenden geringen Transakti­onskosten aufgrund der Übertragbarkeit erfolgreicher Um­setzungen. Lösungen für Lastmanagement, die einmal ent­wickelt worden sind, zum Beispiel im Bereich der Lüftung,können in vielen Betriebenmit geringfügigen Anpassungenzum Einsatz kommen. Die hohe zeitliche Verfügbarkeit unddie regionale Verteilung der Querschnittstechnologien spre­chen darüber hinaus für eine Teilnahme von Querschnitts­technologien an einem Lastmanagementprogramm.

Realisierbare Lastmanagementpotenziale bei energieintensiven Prozessen Tabelle 1

Abschätzung Fraunhofer ISI

Anwendungmax. leistungs-bedarf in mW

verlagerungsdauer in h HäufigkeitÖkonom. potenzialnach Ablav in mW

Zement (Rohmehl- undZementmühlen)

130 bis zu 4, z. T. länger 20- bis 50-mal ca. 50

Papier (Holzschleifer) mind. 90 2, z. T. länger 20- bis 50-mal ca. 90

Chlor (Elektrolyse) 250 ca. 2 20- bis 50-mal ca. 160

Stahl (Elektro-Stahlofen) 200 ca. 2 20- bis 50-mal ca. 150

Summe ca. 2 20- bis 50-mal 400 bis 450

bisher im Regelenergiemarkt genutzt 76

bisher für optimierte Beschaffung genutzt 300 bis 400

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lich. Die mittlere Last im Normalbetrieb kann in Abhängig­keit der Branche um 0,4 Prozent bis maximal 4,6 Prozentreduziert werden.

Aus der Abbildung 3 geht hervor, dass hohe Leistungennur für kurze Zeiträume zur Verfügung stehen. Je längerdie Leistung benötigt wird, desto kleiner wird imMittel dieLeistung aus der Verbraucherlast, die verschiebbar oder ab­schaltbar ist. Daher eignet sich Lastmanagement vorrangig,um kurzzeitige Systemdienstleistungen bereitzustellen oderSpitzenlasten zu decken.

Der funktionale Zusammenhang zwischen Dauer und Höhedes Lastmanagements könnte auch der Grund für Diskre­panzen zwischen den in der Onlinebefragung genanntenund den rechnerisch ermittelten Potenzialen sein. Vieleder Unternehmen gaben an, dass sie im Bereich Druck­luft Potenziale zur Lastflexibilisierung sehen. Diese Angabeerscheint bei genauerer Betrachtung eher zu optimistisch.Wird Druckluft für Produktionsprozesse benötigt, hat eine

Bei einer ausschließlichen Betrachtung der Leistungen ohneBerücksichtigung der Dauer des Abrufs besteht in den Be­reichen Druckluft, Kälte und Lüftung hohes Potenzial. Etwaein Viertel der Abschaltpotenziale lassen sich allein über dieReduzierung der Lüftungsleistung realisieren. Der Leis­tungsbedarf ist auch für die Druckluft sehr hoch, allerdingssind diese Anwendungen nur sehr kurzzeitig zu verlagern.

Bei einer Abrufdauer von einer Stunde könnten imNormal­betrieb 480MWabgeschaltet werden (siehe Abbildung 3),wovon die größten Potenziale bei Lüftungsanlagen undKälteerzeugern zu erwarten sind. Im Verhältnis zur mitt­leren Last der betrachteten Querschnittstechnologien, diebei circa 4.350MW liegt, entspricht der insgesamt flexibi­lisierbare Anteil etwa elf Prozent. Im Vergleich zur gesam­tenmittleren Verbrauchslast der Industrie von 14 GW inSüddeutschland beträgt der Anteil lediglich drei Prozent.Der relative Beitrag der einzelnen Branchen zu den Lastma­nagementpotenzialen von Querschnittstechnologien übereinen Zeitraum von einer Stunde unterscheidet sich deut­

Abschaltbare Leistung durch Flexibilisierung von Querschnittstechnologien in Süddeutschland (Normalbetrieb)in Abhängigkeit der Abrufdauer – technisches Potenzial für geeignete Betriebe ohne Kostenbetrachtung fürdie Implementierung (Personal und I&K) Abbildung 3

Darstellung FfE

5.000

4.500

4.000

3.500

3.000

2.500

2.000

1.500

1.000

500

0

Pumpen

Lüftung

Kälte

Beleuchtung

Druckluft

Leistung

inMW

Zeitdauer

mittlereLast

abschaltbareLast

Minuten5

Minuten30

Stunden1

Stunden2

Stunden4

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längeren Zeitraum (zum Beispiel vier Stunden) gedimmtwerden. Dies kann jedoch die Arbeitsproduktivität vonMitarbeitern beeinflussen.

Da Querschnittstechnologien branchenübergreifend zumEinsatz kommen, sind ihre Lastmanagementpotenziale ähn­lich verteilt wie der Industriestromverbrauch. Die regionaleVerteilung der minimalen undmaximalen Lastmanage­mentpotenziale geht aus Abbildung 4 hervor. Die minimaleabschaltbare Last wurde für einen typischen Sonntagnach­mittag berechnet und ist mit etwa 240MWetwa halb sohoch wie das Potenzial an einemWerktag imNormalbetrieb.

Abschaltung häufig Produktionsausfälle zur Folge. Die Spei­cher sind in der Regel lediglich so groß dimensioniert, dassdie Druckluftkompressoren nur im Sekundenbereich Lastenzu­ oder abschalten können. Für eine Abschaltung könnendaher nur Druckluftanwendungen genutzt werden, die nichtdirekt mit dem Produktionsprozess verknüpft sind, zumBeispiel Drucklufteinsatz für Reinigungszwecke.

Trotz der häufigen Nennung von Beleuchtung als Option beider Onlinebefragung, ist dieses Potenzial begrenzt, da einemögliche Reduzierung der Beleuchtungsstärke generell derEnergieeffizienzsteigerung zuzuschreiben ist. In Ausnah­mefällen kann die Beleuchtungsstärke, sofern sie höher istals nach Arbeitsstättenrichtlinie vorgegeben, über einen

Maximale und minimale abschaltbare Leistung der Querschnittstechnologien über eine Stunde Abbildung 4

Darstellung FfE, basierend auf Daten des Statistischen Bundesamts und eigenen Berechnungen

76

96

24

34

23

4643

27

36

24

57

37

46

11

11

1724

22

13 11

18

30

Hof

Ulm

Fürth

Aalen

Passau

München

Neu-Ulm

Kempten

Bamberg

Augsburg

Würzburg

Erlangen

Bayreuth

LandshutTübingen

Konstanz

MannheimNürnberg

Rosenheim

Offenburg

Pforzheim

Karlsruhe

Heilbronn

GöppingenEsslingenS tuttgart

Regensburg

Reutlingen

Heidenheim

WaiblingenIngolstadt

S chweinfurt

Ludwigsburg

Baden-BadenS indelfingen

Aschaffenburg

Friedrichshafen

Villingen-S chwenningen

Gesamtstromverbrauch derbetrachteten Branchen

Abschaltbare LeistungQuerschnittstechnologienin Baden-Württembergund Bayern

für eine Stundein MW

maximal abschaltbare Leistung

minimal abschaltbare Leistung

3,5 - 4,5

> 4,5 - 6,5

> 6,5 - 8

> 8 - 12

> 12

in TWh/a

0 50 100 km

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zungen kann darüber hinaus, abhängig von Tageszeit undTemperatur, die Last auch erhöht werden.

Die jahreszeitliche Abhängigkeit der Lasten ist in Abbil­dung 5 dargestellt. DerMaximalwert der mittleren Tageslastfür Speicherheizungen undWärmepumpen in Summe liegtim Testreferenzjahr bei 2.900MW. DasMinimumwird imSommer mit rund 100MWerreicht.

Die Lastgänge wurden unter Berücksichtigung der Tem­peraturen der betrachteten Zeiträume und der jeweiligentemperaturabhängigen Lastprofile der Verteilnetzbetreibererstellt. Diese wurden als Basis für die Potenzialermittlungeiner flexibilisierten Fahrweise verwendet.

Für Süddeutschland ergibt sich an einem Referenztag miteiner mittleren Außentemperatur von null Grad Celsius einLastmanagementpotenzial elektrischer SpeicherheizungenundWärmepumpen von fast 3.400MW für eine Stunde.Dies ist allerdings nicht für jede beliebige, sondern nur füreine bestimmte Stunde möglich.

Realisierbares Lastmanagementpotenzial beiWärmepumpen und elektrischen Speicherhei-zungen

Die Potenzialermittlung basiert auf Daten zu Stromanwen­dungen imWärmebereich, die von Verteilnetzbetreibernund Energieversorgern zur Verfügung gestellt wurden. Mit­tels der Datensätze konnten 67 Prozent der Gemeinden inSüddeutschland erfasst werden. Nach der Validierung derDaten erfolgte die Hochrechnung auf die Gebiete, für diekeine Daten vorlagen.

Die Lastprofile von elektrischen Speicherheizungen undWärmepumpen unterliegen starken temperaturabhängigenSchwankungen. Ein Lastmanagementpotenzial steht daherüberwiegend an kalten Tagen während der Nacht zur Verfü­gung. In den Spitzenlastfenstern imWinter (18 bis 20 Uhr)ist in der Regel nur ein geringes Potenzial verfügbar. DieVerfügbarkeit der Lastreduzierungspotenziale vonWär­mepumpen ist durch das relativ homogene Tageslastprofilhöher, sodass hier jederzeit für eine kurze Dauer Lasten re­duziert werden können. Bei den elektrischen Speicherhei­

Ladeleistung von elektrischen Speicherheizungen (el. Sph.) und Wärmepumpen (WP) in Süddeutschlandauf Grundlage der gültigen Testreferenzjahre Abbildung 5

Darstellung FfE

2.500

2.000

1.500

1.000

500

0

Leistung

[MW]

Jan

Feb

Mrz

Apr

Mai

Jun Jul

Aug Sep

Okt

Nov

Dez

Tagesmittelwerteder temperatur-abhängigenLastprofile derel. Sph. in BWund BY

Tagesmittelwerteder temperatur-abhängigenLastprofile derWP in BW und BY

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Schlussfolgerungen

Aus Netzsicht können Lastmanagementpotenziale danneinen Beitrag zur Versorgungssicherheit liefern, wenn siein kritischen Netzsituationen verfügbar sind. Ein Beitragzur Versorgungssicherheit kann dann in einer Reduktionder systemweiten Spitzenlast oder in der Bereitstellung vonRegelenergie oder der Deckung eines Redispatch­Bedarfesliegen.

Als zentrale Anwendungsfelder stehen zum einen die ener­gieintensiven Prozesse im Fokus, die neben dem heutebereits umgesetzten betrieblichen Lastmanagement auchfür ein netzkonformes Lastmanagement genutzt werdenkönnten (siehe Tabelle 3). Darüber hinaus existieren zu­sätzliche Potenziale im Bereich der Querschnittstechnolo­gien insbesondere bei den Lüftungs­ und Klimatisierungs­anwendungen im industriellen Bereich, die häufig auchLeistungsklassen vonmehreren Hundert kW umfassenkönnen. Schließlich bietet sich auch im Bereich der elekt­rischenWärmeerzeugung (Wärmepumpen und elektrischeSpeicherheizungen) dieMöglichkeit, bestehende Potenzi­ale stärker netzkonform zu betreiben. In Summe bestehen inSüddeutschland Lastmanagementpotenziale bei den indus­

Aus Tabelle 2 geht hervor, dass mit steigenden Temperatu­ren die Lastmanagementpotenziale fallen. Im ungünstigs­ten Fall liegt lediglich ein Lastmanagementpotenzial von denWärmepumpen vor, das dann 340MWbeträgt. Im Sommerkann dasMinimum tagsüber auf 30MWabfallen.

Zusammenfassung der realisierbaren, inkl. bereits genutzter, Lastmanagementpotenzialein Baden-Württemberg Tabelle 3

Darstellung Fraunhofer ISI und FfE

Übersicht der Lastmanagementpotenzialevon elektrischen Speicherheizungenund Wärmepumpen Tabelle 2

Darstellung FfE

el. Speicherheizungenvariante 1

Wärmepumpen

äquivalentetagesmittel-temperatur

Abschaltdauer 1 Stunde

Minimumin MW

Maximumin MW

Minimumin MW

Maximumin MW

-10 °C 0 4.610 550 630

0 °C 0 3.010 340 400

10 °C 0 1.620 110 180

lastreduzierungspotenzial für eine Stunde Bereits genutztes potenzial

Minimumin MW

Maximumin MW

Beitrag zurSpitzenlastreduktion

in MW

Regelenergiein MW

energieintensive prozessenahezu zeitunabhängig

> 400300 - 400 76

Querschnittstechnologien industrieGrundbetrieb, Sonntag

≈ 240

Normalbetrieb,Werktag, Tag

≈ 4800 0

WärmepumpenSommer≈ 30

Winter (-10 °C)≈ 630

geringer Beitrag 0

elektrische SpeicherheizungenSommer, Tag

0

Winter, Nacht(-10 °C)≈ 4.610

kein Beitrag, daAnlagen nicht am Netz

0

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triellen Querschnittstechnologien und energieintensivenProzessen von über einem GW, die über einen Zeitraum von30Minuten bis zu zwei Stunden aktiviert werden können.

Diese Potenziale stehen insbesondere zur Bereitstellung vonRegelenergie oder zur Deckung eines Redispatch­Bedarfeszur Verfügung. Zur Reduktion der systemweiten Spitzenlastkommen vor allem Querschnittstechnologien im industriel­len Bereich infrage. Energieintensive Prozesse und auch dieelektrischen Speicherheizungen sind in Zeiten der system­weiten Spitzenlast typischerweise nicht mehr amNetz.

Die finanziellen Anreize für ein Lastmanagement solltenzunächst ausreichend sein, um die Anfangsinvestitionen(Implementierung und Planung eines Lastmanagementssowie Kosten für notwendige Steuerungstechnik) abzude­cken. Typischerweise erwarten die Unternehmen Kostenvon einigen Tausend Euro als Anfangsinvestition, bevor siean einem Lastmanagementprogramm teilnehmen können.Attraktiv wird es für die Unternehmen, wenn sie durch eineBeteiligung mehr als fünf Prozent ihrer Stromkosten spa­ren können. Bei größeren Unternehmen sind gegebenenfallsauch geringere Anreize ausreichend.

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Die verfügbaren Lastmanagementpotenziale in der Indust­rie, aber auch imHaushaltssektor und im GHD­Sektor (Ge­werbe, Handel, Dienstleistungen) sind in der Vergangenheitin verschiedenen Studien untersucht worden. Hier zeigtsich, dass in allen Sektoren beachtliche technische Potenzi­ale vorliegen. Zum Teil sind industrielle Anwendungen be­reits in denMinutenreservemarkt integriert worden. Durchdie sinkenden Preise seit 2007 ist der Anteil hier vermutlichin den letzten Jahren gesunken. Aktuelle Schätzungen fürDeutschland gehen von circa 500MWauf Bundesebene aus(Langrock 2013).

An dieser Stelle setzt das vorgeschlagene Projektvorha­ben an, um zu einer detaillierten Einschätzung der Last­managementmöglichkeiten zu kommen, insbesondere auchhinsichtlich des tatsächlich ausschöpfbaren beziehungs­weise ökonomischen Potenzials. Von zentraler Bedeutungist die Frage, ob die bestehenden wirtschaftlichen Anreizeund Anforderungen geeignet sind, um für die Versorgungs­sicherheit im sich wandelnden Stromversorgungssystemeinen relevanten Beitrag durch das Lastmanagement derStromverbraucher zu erzielen. Darüber hinaus bestehenheute schon einzelne Anwendungen (insbesondere elektri­sche Speicherheizungen), die grundsätzlich zur Stützung derNetzstabilität eingesetzt werden könnten. Im Rahmen desProjektes soll erstmalig eine detaillierte Erfassung der mög­lichen Anwendungen im süddeutschen Raum als auch dernotwendigen Anreize erfolgen, um denmöglichen Beitrageines Lastmanagements zur Deckung des Spitzenlastbedar­fes sowie zu anderen Systemdienstleistungen und damit zurSteigerung der Versorgungssicherheit insgesamt zu bestim­men.

3.1 Zielsetzung und Vorgehensweise

Die zentrale Zielsetzung des Vorhabens ist es, Lastmanage­mentpotenziale in einer definierten Region – Süddeutsch­land – zu ermitteln und ein realisierbares Potenzial darausabzuleiten. Der Fokus liegt dabei auf solchen Potenzialen,

Der Ausbau der Stromerzeugung aus den fluktuierendenerneuerbaren Energiequellen Sonne undWind steigert denBedarf nach Systemdienstleistungen wie zum Beispiel Re­gelenergie. Außerdem sinkt der Anteil der fossilen Kraft­werke, auf welchem heute die Erbringung dieser System­dienstleistungen weitgehend basiert. Der bevorstehendeEinstieg in die Offshore­Windenergie, verbundenmit demKernenergieausstieg, bringt zudem das Problem einer kon­zentrierteren Erzeugung in Norddeutschlandmit größerenEntfernungen zu den Verbrauchsschwerpunkten in Süd­undWestdeutschlandmit sich. Durch den derzeit verzöger­ten Netzausbau ergibt sich bereits ein erhöhter Redispatch­Bedarf. Darüber hinaus hat die Bundesnetzagentur denÜbertragungsnetzbetreibern die Akquisition einer Kaltre­serve von 2,5 GW für denWinter 2012/13 empfohlen, umeinen sicheren Netzbetrieb zu gewährleisten. Diese wirdbisher nicht wettbewerblich beschafft und ist nur auf dieErzeugungsseite fokussiert. Anfang 2013 wurde die Verord­nung zu abschaltbaren Lasten neu eingeführt. Eine Abschal­tung von Lasten in Süddeutschland wird als grundsätzli­cheMöglichkeit zur Unterstützung der Netzstabilität undVersorgungssicherheit von der Bundesnetzagentur bereitsgenannt, detaillierte Untersuchungen dazu sind allerdingsbisher nicht durchgeführt worden.

Lastmanagement von Stromverbrauchern kann zur Sys­temstützung beitragen, wenn es in die bestehendenSystemdienstleistungen integriert oder aber zur Reduktionder Spitzenlast genutzt wird (Hurley 2013). Durch geeigneteLasten ist sowohl eine Bereitstellung von Regelenergie alsauch von Kapazität zum Redispatch vorstellbar, womit Teileder konventionellen Systemdienstleistungen ersetzt werdenkönnen. Bisher ist die Bereitstellung von Redispatch­Kapa­zität durch Lasten jedoch noch nicht möglich. Diese erfolgtauf Anforderung des Netzbetreibers, der auch die betrof­fenen Kraftwerksbetreiber entschädigt. Lastmanagementkann zudem für Zeiträume im Stundenbereich den Spit­zenlastbedarf und damit den Bedarf an gesicherter Erzeu­gungskapazität reduzieren, der zur Deckung des Strombe­darfs benötigt wird.

3. Einleitung

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der Unternehmenwurde durch die Industrie­ und Han­delskammern sowieWirtschaftsverbände in Baden­Würt­temberg und Bayern unterstützt. Darüber hinaus wur­den Gespräche mit verschiedenen Energieversorgern undDienstleistern geführt, um Erkenntnisse bei der Umsetzungvon Lastmanagement zu gewinnen.

Auf Basis dieser Erkenntnisse werden Handlungsempfeh­lungen abgeleitet, wie Lastmanagementpotenziale zukünftigeinen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten können. Indiesem Zusammenhang werden insbesondere die relevan­ten Hemmnisse und notwendige Anreize für eine Umset­zung diskutiert. Der mögliche Beitrag der Lastmanagement­potenziale zur Versorgungssicherheit wird im Rahmen derStudie dabei vor allem in drei verschiedenen Anwendungs­bereichen gesehen. Dies sind:

→ Reduktion der Spitzenlast→ Teilnahme am Regelenergiemarkt→ Beitrag zu Redispatch­Maßnahmen.

3.2 Definition der Lastmanagement-potenziale

Bei der Bestimmung der Lastmanagementpotenziale istes hilfreich zu definieren, wie die ermittelten Potenzialecharakterisiert sind und welcher Potenzialbegriff dahin­ter steckt. Hier lassen sich im Allgemeinen das technische,wirtschaftliche und realisierbare Potenzial unterscheiden.Theoretisch kann die gesamte Stromnachfrage für ein Last­management genutzt werden, wenn beispielsweise ein ge­samtesWerk seine Produktion einstellt. Solche Extremfällesollen hier jedoch nicht betrachtet werden.

Ausgangsbasis ist zunächst das technische Potenzial. Dastechnische Potenzial leitet sich aus dem Leistungsbedarfrelevanter Anwendungen ab und berücksichtigt dabei ins­besondere technische Randbedingungen, zum Beispiel Teil­lastbetriebsmöglichkeiten beziehungsweise Speichermög­lichkeiten, tageszeitliche und saisonale Verfügbarkeiten.

Auf Basis des technischen Potenzials lässt sich bei einemVergleich mit ökonomischen Anreizen einwirtschaftliches

die aufgrund ihrer Größe sowie einer schnellen Umsetzbar­keit am relevantesten sind:

→ industrielle Anwendungen (inklusive Querschnitts­technologien)

→ Wärmepumpen und elektrische Speicherheizungen

Die Analyse berücksichtigt dabei, soweit dies möglich ist,die spezifischen Unternehmensstrukturen sowie Produk­tionsprozesse in Süddeutschland. Auf Basis der ermitteltenLastverlagerungspotenziale (Leistung, Verlagerungsdauer)wird der Beitrag dieser Potenziale zur Versorgungssicher­heit bestimmt und auch ins Verhältnis zu anderenMaßnah­men gesetzt.

Die Vorgehensweise basiert dabei auf folgenden Schritten.

Ausgangsbasis bildet eine Analyse der heutigen kriti­schen Versorgungssituationen, auf die ein Lastmanagementreagieren sollte. In diesem Zusammenhang werden ver­schiedene Arbeiten, die insbesondere durch die Bundes­netzagentur durchgeführt worden sind, ausgewertet. DieseAuswertung bildet die Basis, um ein Anforderungsprofil anLastmanagementpotenziale zu stellen.

Die Erhebung der verfügbaren Potenziale basiert auf einerAuswertung bestehender Studien und Statistiken. Darüberhinaus werden Angaben zum Stromverbrauch und Leis­tungsbedarf von insgesamt 40 Unternehmen ausgewertet,die aus den Lernenden Energieeffizienz­Netzwerken derForschungsgesellschaft für Energiewirtschaft (FfE) verfüg­bar waren (FfE GmbH 2012).

Zur Validierung der abgeschätzten Potenziale sowie zur Be­stimmung der notwendigen Anreize und auch bestehenderHemmnisse bei den Unternehmen hat ein intensiver Aus­tauschmit relevanten Akteuren stattgefunden. Eingebun­den wurden Netzbetreiber, Energieversorger, Dienstleisterfür ein Energiemanagement, Unternehmen und Unterneh­mensverbände sowie politische Entscheidungsträger. Da­rüber hinaus wurden eine Onlinebefragung von circa 300Unternehmen sowie Interviewsmit zehn größeren Unter­nehmen in Süddeutschland durchgeführt. Die Ansprache

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Potenzial ableiten, das unter gegebenen Randbedingungenwirtschaftlich umsetzbar ist. Tatsächlich lässt sich davonjedoch aufgrund von nicht monetären Hemmnissen nurein Teil tatsächlich realisieren. Dies entspricht dann demrealisierbaren oder praktischen Potenzial. Das realisierbarePotenzial wird im Rahmen der Studie so aufgefasst, dass esbei den Unternehmen zu keiner größeren EinschränkungderWertschöpfung kommt. Im Bereich der Haushalte wirddavon ausgegangen, dass keine größere Einschränkung desKomforts gegenüber dem Status quo (zum Beispiel beiWär­mepumpen) vorkommt. Für die Umsetzung der Potenzialesind schließlich die konkreten Bedingungen und Hemm­nisse innerhalb der Unternehmen relevant sowie die tat­sächlichen finanziellen Anreize. Als wirtschaftlicher Anreizwerden die Vergütungen im Rahmen der Verordnung zu ab­schaltbaren Lasten als Referenz unterstellt. Dies entsprichteiner Vergütung von 2.500 Euro/MWproMonat und einemArbeitspreis bei Abruf von 100 bis 400 Euro/MWh.

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tromotoren beeinflussen die Blindleistungsbilanz. Somitkann eine Lastverlagerung aus dem Lastmanagement nichtin jedem Fall unmittelbar einer Regelleistung, zum Beispielaus konventionellen Kraftwerken, die zu weiteren System­dienstleistungen in der Lage sind, gegenübergestellt werden.

Zur Bewertung des Beitrags von Lastmanagementpoten­zialen im süddeutschen Raum zur Entschärfung kritischerSituationen sind detaillierte Analysen der Netzsituatio­nen in Verbindungmit geografisch und hinsichtlich derzeitlichen Verfügbarkeit aufgelösten Lastmanagementpo­tenzialen notwendig. Innerhalb des Projektes konnten imGespräch mit der Bundesnetzagentur und den ÜNBs keinespezifischeren Erkenntnisse über die Anforderungen an dieLastmanagementpotenziale gewonnenwerden. Als erstegrobe Orientierung hinsichtlich der Größenordnungen kanndie Einspeisung der österreichischen Reservekraftwerke,die zur Klärung der Systemsituation am 8. und 9. Dezember2011 benötigt wurden, dienen. Anhand des Zeitverlaufs der

4.1 Geeignete Kompensationsmaßnahmendurch Lastmanagement

Die Bundesnetzagentur hat imMonitoringbericht 2012 eineLeistungsreserve von 2,5 GW zur erfolgreichen Beherr­schung des Systembetriebs ausgewiesen. Die Zahl basiertauf Analysen der ÜNBs. Grundsätzlich bietet die ermittelteLeistungsreserve eine Größenordnung zu Bewertung vonLastmanagementpotenzialen, die als Regelleistung bezie­hungsweise Redispatch fungieren können. Zwei Funktionensind dabei zu unterscheiden:

(1) Redispatch­Potenzial zur Beseitigung von Überlastun­gen einzelner oder mehrerer Netzelemente. Hierbei istdie Position der beteiligten Regelleistungen imNetz vonWichtigkeit.

(2) Ausgleich der Systembilanz durch zusätzliches Regel­potenzial. Der Ausgleich zielt dabei rein auf die summa­rische Balance zwischen Erzeugung und Verbrauch underfordert freie Netzkapazitäten.

Der Beitrag zur Systemstabilisierung ist in beiden Fällenzusätzlich vom Zeitraum abhängig, in dem die abgeschalteteLeistung zur Verfügung steht. Bei der durch Lastmanage­ment zur Verfügung gestellten Regelleistung ist dies vonbesonderer Bedeutung, da die abgeschaltete Last nach Ab­lauf desWirkzeitraumes zum Teil nachgeholt wird, das heißtlasterhöhend wirkt.

Herstellung von Systemstabilität erfordert neben der Be­reitstellung vonWirkleistung weitere Systemdienstleis­tungen. Zu den sogenannten Systemdienstleistungen gehörtunter anderem die Bereitstellung von Blindleistung. Regel­leistung durch Lastmanagement hat in erster Linie einenEinfluss auf dieWirkleistungsbilanz, wobei die Verände­rung des Blindleistungsbedarfs im Netz von der Art derVerbraucher abhängt, die Bestandteil der Lastmanagement­maßnahme sind. Anlagenmit großer Induktivität wie Elek­

4. Bestimmung der Anwendungsfälle für einLastmanagement in Süddeutschland

Verlauf der Windenergieeinspeisungin Deutschland (pink) sowie der Einspeisungder Reservekraftwerke in Österreich (blau)am 8. und 9. Dezember 2011 Abbildung 6

Netzbericht zum Zustand im Winter 2011/2012,Bundesnetzagentur (Mai 2012)

WindenergieeinspeisungD[MW]

ReservekraftwerkseinspeisungÖ[MW]

25.000

20.000

15.000

10.000

5.000

0

2.0001.8001.6001.4001.2001.0008006004002000

0:00

6:00

12:00

18:00

0:00

0:00

6:00

12:00

18:00

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Vorjahreszeitraum beobachten. Tabelle 4 zeigt die inner­halb derMaßnahmen eingesetzte Energiemenge. Es wirddeutlich, dass das eingesetzte Volumen [MWh] mehr als demDoppelten des Vorjahreszeitraums entspricht (Bundesnetz­agenturMai 2011).

Das eingesetzte Volumen inMWh zur Sicherstellung derNetzstabilität lag im Zeitraum nach demMoratorium (April/Mai 2011) bei circa 280 GWh proMonat im Vergleich zu120 GWh im Vorjahr (April/Mai 2010) und bei circa 55 GWhim Vergleich zur Sommerperiode im Vorjahr (April bis Sep­tember 2010). ImMittel über den gesamtenMonat betrach­tet bedeutet dies eine eingesetzte Leistung (Redispatch,Countertrading, SIV) von 380MW im Frühjahr 2011 imVergleich zu 160MW im Frühjahr 2010 beziehungsweise75MW in der Sommerperiode 2010. Der tatsächliche Ein­satz derMaßnahmen findet jedoch nur in einer begrenztenAnzahl an Stunden proMonat statt, sodass die eingesetztenLeistungen deutlich höher liegen. Im Anhang sind einzelneBeispiele dargestellt, in denen bis zu fünf GW und ein Volu­men von bis zu 80 GWh an einem Tag in den hier beschrie­benenMaßnahmen eingesetzt wurden.

Die Entwicklung der gesamten Erzeugungsleistung inDeutschland führt im Übertragungsnetz zu einem höhe­ren Bedarf an Übertragungskapazitäten vor allem in Nord­Süd­Richtung (insbesondere die Vollendung der Netzaus­bauprojekte Görries – Krümmel, Osterath –Weißenthurmund Remptendorf – Redwitz). Im Kontext desMoratoriums

Einspeisung (siehe Abbildung 6) ist eine abgerufene Ener­giemenge von circa 17 GWh und eine mittlere Leistung voncirca 600MWablesbar. Die Spitze der Einspeisung lag bei935MW.

Um die Anforderungen, die Lasten erfüllen sollen, zu iden­tifizieren, werden zum einen netzkritische Situationenanalysiert, die in der Regel mit einem Redispatch­Bedarfeinhergehen. Dem schließt sich die Analyse eines Regel­energieabrufes an, um denmöglichen Beitrag eines Last­managements im Regelenergiemarkt zu bestimmen.

4.2 Analyse der relevanten netzkritischenSituationen in Süddeutschland

der Zeitraum des moratoriums im Vergleich

Aus Berechnungen der Übertragungsnetzbetreiber für dieBundesnetzagentur zeigt sich, dass die gleichzeitige Ab­schaltung von acht Kernkraftwerken und damit fünf GWErzeugungsleistung im süddeutschen Raum und das länger­fristige Fehlen von 8,5 GW Leistung die Übertragungsnetzein einer Reihe von Situationen an ihre Belastbarkeitsgrenzegebracht haben (BundesnetzagenturMai 2011). Zur Siche­rung der Netzstabilität stehen den ÜNBs diverseMaßnah­men, wie Redispatch, Countertrading und sicherheitsbe­dingte regelzoneninterne Verkäufe (SIV) zur Verfügung.Es lässt sich für denMoratoriumszeitraum ein verstärkterEinsatz dieser Handlungsinstrumente im Vergleich zum

Einsatz von Redispatch-, Countertrading- und SIV*-Maßnahmen Tabelle 4

Moratoriumsbericht, Bundesnetzagentur (Mai 2011)

netzbetreiber

moratoriumszeitraum15.03. bis 15.05.2011

vorjahr – frühjahr01.04. bis 31.05.2010

vorjahr – Sommer01.04. bis 30.09.2010

Volumen in MWh MWh/Monat Volumen in MWh MWh/Monat Volumen in MWh MWh/Monat

Amprion 0 0 0 0 14.011 2.335

Transnet-BW 0 0 0 0 0 0

50Hertz 414.845 207.422 205.763 102.882 276.184 46.031

TenneT 140.264 70.132 33.130 16.565 40.938 6.823

Gesamt 555.108 277.554 238.893 119.447 331.132 55.189

*SIV: sicherheitsbedingte regelzoneninterne Verkäufe

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Ausschöpfung der zur Verfügung stehendenMaßnahmen(wie Redispatch, Countertrading und SIV) zu beobachten.Damit sind die vollständige Beseitigung aller auftretendenLeitungsüberlastungen und die Garantie von (n­1)­Sicher­heit zu jedem Zeitpunkt in kritischen Situationen nicht zugewährleisten. Es wird zusätzliche Reserveleistung im süd­deutschen Raum sowie zusätzlicher Netzausbau als Not­wendigkeit angesehen.

4.3 Entwicklung der Erzeugungsleistungim süddeutschen Raum

entwicklung der erzeugungskapazitäten

Derzeit ist im deutschen Netz eine Gesamterzeugungsleis­tung von circa 172 GWmit einem Anteil Erneuerbarer Ener­gien von circa 71 GW angeschlossen. Davon sind 2,7 GW dergesamten Erzeugungsleistung der Kaltreserve zuzuschrei­ben, allerdings größtenteils mit Standorten nördlich von

sind Verzögerungen bei Netzausbaumaßnahmen und auchbeiWartungsarbeiten zu beobachten. VieleWartungsarbei­ten können nur bei wenig oder unbelasteten Netzen durch­geführt werden, sodass die veränderte Netzbelastung zuVerzögerungen bei geplantenWartungs­ und Instandhal­tungsarbeiten im Übertragungsnetz führt. So wurden zumBeispiel an einem zentralen Nord­Süd­Knotenpunkt, Um­spannwerk Großkrotzenburg nahe Frankfurt, wegen Unent­behrlichkeit der betroffenen StromkreiseWartungsarbeitenausgesetzt (BundesnetzagenturMai 2011).

relevanz von Lastmanagement im süddeutschenraum

Die Analysen der Bundesnetzagentur einer Reihe simulier­ter und tatsächlich eingetretener konkreter Situationen imÜbertragungsnetz im Zeitraum 2011/12 zeigt die Bedeutungder Schaffung zusätzlicher Flexibilität der Last­ und Erzeu­gungssteuerung im süddeutschen Raum (siehe dazu Detailsim Anhang): In bestimmten Situationen ist eine vollständige

Voraussichtliche Entwicklung gesicherter Kraftwerkskapazitäten im Zeitraum 2013 bis 2015Frankfurt am Main und südlicher Abbildung 7

Monitoringbericht 2012, Bundesnetzagentur (Februar 2013)

3.000

2.000

1.000

0

-1.000

-2.000

-3.000

-4.000

68

2013

2014

2015

Jahrunbestimmt

2013-2015

774

MW

Abfall

-882

-1.639 -1.679

Aufnahme kommerzielle Stromeinspeisung/Endgültige Aufgabe von dargebotsunabhängigen Kraftwerken(Plandaten südlich Frankfurt am Main 2013 - 2015)

Braunkohle Erdgas Pumpspeicher Steinkohle Mineralölprodukte Kernenergie SaldosonstigeEnergieträger

mehrereEnergieträger

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verbindung führt zu einer deutlich vergrößerten Belastungder sonstigen Teile des Übertragungsnetzes. Zur kurativenBearbeitung dieses Engpasses wird ein erheblicher Teil desvorhandenen Redispatch­Potenzials gebunden. Eine Frei­setzung dieser Kapazitäten würde die Situation im gesamtensüddeutschen Raum deutlich entspannen. Daher werden diezuständigen ÜNBs und die zuständigen Landesplanungsbe­hörden von der Bundesnetzagentur aufgefordert, die erfor­derlichen Planungsverfahren so schnell wie möglich einzu­leiten beziehungsweise abzuschließen.

Frankfurt amMain. Somit ist kein Beitrag zurMinderungder angespannten Lage im süddeutschen Raum zu erwarten.Laut Bundesnetzagentur ist derzeit die Frage schwer zu be­antworten, ob im deutschen Regelblock in der bestehendenNetzstruktur bei entsprechendenMarkt­, Netz­ undWet­tersituationen ausreichend Erzeugungskapazität vorhan­den ist. Beispielsweise zeigte sich am 13. Februar 2012 inDeutschland erzeugungsseitig eine maximale Unterdeckungvon 6,2 GW, die durch Regelenergiereserven in Höhe von3,8 GWnicht ausgeglichen werden konnte. Eine Kontra­hierung von Erzeugungsleistung im angrenzenden Auslandwurde dadurch notwendig. Laut Bundesnetzagentur kannderzeit nicht beantwortet werden, ob die Unterdeckunggrundsätzlich durch den deutschen Regelblock hätte ge­deckt werden können. Es wird jedoch geschlussfolgert, dassdie derzeitige Erzeugungskapazität im besten Fall „knappausreichend“ sei und deshalb die Sicherung und nachMög­lichkeit ein Ausbau der bisherigen Kapazitäten sinnvollwären. Hier wird bis 2015 mit einer leichten Überdeckungund bis 2020mit einer Unterdeckung der Leistungsbilanzgerechnet.

Besonders die Entwicklung von Kraftwerkskapazitäten (Zu­und Rückbau) in Süddeutschland ist für die Systemstabilitätim Übertragungsnetz von Bedeutung (Bundesnetzagentur2013). Während bundesweit nach den Plandaten bis 2015ein Zuwachs an gesicherter Erzeugungsleistung von unge­fähr 5,5 GW als Saldo zwischen Zu­ und Rückbau erwartetwird, sinkt die gesicherte Erzeugungsleistung nach aktu­ellen Einschätzungen im süddeutschen Raum saldiert bis2015 um circa 1,7 GW unter anderem aufgrund fehlenderWirtschaftlichkeit der Anlagen (Abbildung 7). In der geplan­ten Reservekraftwerksverordnung ist vorgesehen, einenzusätzlichen Ausbau gegebenenfalls auch durch den Netz­betreiber sicherstellen zu lassen.

entwicklung der Netzsituationen

Ein Großteil der bundesweit geplanten vordringlichen Netz­ausbauprojekte ist verzögert (Abbildung 8). Die sogenannteThüringer Strombrücke bildet die 380­kV­Verbindung des50Hertz­Netzes mit dem TenneT­Netz von Halle bis nachSchweinfurt. Das Fehlen dieser leistungsfähigen Transport­

Stand der vordringlichen Stromtrassengemäß EnLAG Abbildung 8

Monitoringbericht 2012, Bundesnetzagentur (Februar 2013)

genehmigt oder im Bau

realisiert

Übertragungsnetz

Vorhaben im Zeitplan verzögertes Vorhaben

nicht im Genehmigumgsverfahren

im Raumordnungverfahrenvor oder im Planfeststellungs-verfahren

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Sekundärregelleistungen jeder Viertelstunde in einem Dia­gramm auf (sogenannter Scatter Plot), zeigt sich die Häufig­keit eines gleichzeitigen Aufrufs von positiver und negati­ver Sekundärregelleistung. Im Scatter Plot in Abbildung 9wird dies durch die hohe Verteilungsdichte der Punktpaare(positive Leistung / negative Leistung) entlang der jewei­ligen Achsenränder deutlich. Der gleichzeitige Abruf (dieGenauigkeit der Analyse liegt allerdings bei einer vier­telstündlichen Auflösung) von Leistungen über 500MWkommt praktisch nicht vor. Die Notwendigkeit gleichzeiti­ger Abrufe kann aus Restriktionen, die mit demNetzbetriebverbunden sind (zum Beispiel Redispatch), resultieren.

Die Tageszeitreihen der Regelleistungsabrufe zeigen so­wohl bei positiver als auch bei negativer Leistung in ihremGesamtverlauf über den Tag eine hohe Heterogenität (siehedazu Abbildungen im Anhang 12.2). Eine gemeinsame Cha­rakteristik aller Zeitreihen (positiv wie negativ) liegt in denPeaks der Leistungsabrufe vor und nach der vollen Stunde

4.4 Analyse der Abrufe von Sekundär-regelleistung

Neben einem Beitrag von Lastmanagement zum Redis-patch bietet sich auch die Bereitstellung von Regelleistungan. Daher wird nachfolgend der Abruf an Sekundärregel­leistung detaillierter analysiert, um die Passfähigkeit vonLasten zur Bereitstellung dieser Systemdienstleistung näherzu bestimmen. Die Sekundärregelleistung gleicht Diffe­renzen zwischen Stromangebot und Stromnachfrage aufZeitskalen bis 15Minuten aus. Der Bedarf an Regelleistungim sogenannten Netzregelverbund wird in Deutschland ineinem Bieterverfahren durch die Übertragungsnetzbetrei­ber gedeckt. Regelleistung wird notwendig, wenn es durchPrognosefehler bei der Stromnachfrage beziehungsweise beider Einspeisung Erneuerbarer Energien oder zum Beispieldurch Kraftwerksausfälle zu Abweichungen zwischen An­gebot und Nachfrage kommt.

Regelleistung umfasst sowohl positive als auch nega­tive Leistung. In Deutschland beträgt das zeitlicheMaxi­mum der Regelleistungsabrufe circa plus/minus zwei GW.Lastmanagementpotenziale sind grundsätzlich geeignet,zur Sekundärregelleistung beizutragen. Aus diesem Grundschließt sich eine Analyse der zeitlichen Verläufe der Se­kundärregelleistungsabrufe des Jahres 2012mit dem Ziel an,

→ den Bedarf von Regelleistung im zeitlichenZusammenhang

→ und typische Tagesprofile der Regelleistungsabrufezu ermitteln.

Die Bedarfsprofile werdenmit der in dieser Studie ermittel­ten zeitlichen Verfügbarkeit von Lastverlagerungspotenzia­len verglichen (siehe dazu Kapitel 5.3).

Die Analyse erfolgt auf Basis von Tageszeitreihenmit einerviertelstündlichen Auflösung für positive und negative Re­gelleistung. Die Analyse der zeitlichen Korrelation zwischenAbrufen positiver und negativer Regelleistung ergibt einegeringeWahrscheinlichkeit gleichzeitiger Abrufe größererpositiver und negativer Sekundärregelleistung. Trägt mandie positiv (Y­Achse) und negativ (X­Achse) abgerufenen

Scatter Plot der Abrufe positiver und negativerSekundärregelleistung im Jahr 2012 imdeutschen Netzregelverbund Abbildung 9

Darstellung Fraunhofer ISI

2.000

1.500

1.000

500

0

76571767062257452647843138333528824019214496491

Counts

negative Leistung [MW]

0 500 1.000 1.500 2.000

positiveLeistung

[MW]

Zeitliche Korrelation zwischen den Abrufen positiver und nega-tiver Leistung. Danach ist der gleichzeitige Abruf größererpositiver und negativer Sekundärregelleistungen selten.

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Gegensatz dazu beschreibt die vierte Variante einen Tag, derdurch einen hohen Sekundärregelleistungsabruf gekenn­zeichnet ist. Diese Variante tritt an circa zehn Prozent derTage im Jahr auf.

Eine Betrachtung des Viertelstundenmaximums im Tages­verlauf zeigt, dass zu allen Tageszeiten grundsätzlich einRegelleistungsbedarf nahe dem gehandeltenMaximum auf­treten kann. Die Häufigkeit des Vorkommens hängt aller­dings, wie oben geschildert, stark von der Tageszeit ab.

4.5 Fazit zu Anwendungsfällen für einLastmanagement

Als Fazit aus den vorhergehenden Analysen lassen sich fol­gende Punkte zusammenfassen:

→ Es besteht einMangel an Flexibilität hinsichtlich derLast­ und Erzeugungssteuerung im süddeutschen Raum.

→ Zu allen Tageszeiten kann ein hoher Bedarf an Sekundär­regelleistung entstehen.

→ Der gleichzeitige Abruf von positiver und negativer Se­kundärregelleistung ist selten.

→ Häufig herrscht ein geringer Bedarf an Sekundärregel­leistung (positiv wie negativ) (50 Prozent der Tage).

→ Der Bedarf an hoher Sekundärregelleistung ist auf wenigeTage beschränkt (zehn Prozent der Tage im Jahr).

→ Zusätzlicher Netzausbau vor allem in Nord­Süd­Rich­tung setzt Kapazitäten fürMaßnahmen zur Systemstabi­lisierung frei und wirkt hinsichtlich der Problematik ent­schärfend. Die Zeitdauer für die Realisierung ist jedochunsicher.

→ Zusätzliche Erzeugungskapazität in Süddeutschland ent­schärft die Situation ebenfalls. Die Zeitdauer für die Rea­lisierung ist ebenfalls unsicher. Erste Schritte sind mit derReservekraftwerksverordnung eingeleitet.

Die zentrale Schlussfolgerung ist daher, dass der Bedarf fürein Lastmanagement und die Passfähigkeit der zeitlichenVerfügbarkeit für Regelleistung beziehungsweise Redis-patch grundsätzlich gegeben ist. Aus diesem Grundwirderwartet, dass mithilfe des Lastmanagements ein Beitrag zurSystemstabilität geleistet werden kann.

besonders in denMorgenstunden zwischen 6 und 8 Uhr undin den Nachmittags­ und Abendstunden zwischen 16 und24 Uhr (morgens positiv vor der vollen Stunde, negativ nachder vollen Stunde; abends vice versa). Dieses Phänomen istteilweise demMarktdesign und der Praxis der Gestaltunggehandelter Produkte in Blöcken von ganzen Stunden anden Energiemärkten zuzuschreiben.

Für die Analyse des Beitrags von Lastmanagementpotenzi­alen zur Reserve wird deshalb hier auf das zeitliche Pro­fil der Leistungsniveaus fokussiert. Dabei lassen sich vierunterschiedliche Tagesgänge (positiv wie negativ) überdas zeitliche Verhalten in drei Tagesbereichen –morgens,mittags und abends/nachts – differenzieren, die in dieserForm typischerweise auftreten. Die folgende Tabelle stelltdie Varianten eins bis vier jeweils für positive und nega­tive Sekundärregelleistung zusammen und verknüpft siemit der Häufigkeit des Vorkommens. Die erste Variante be­schreibt einen typischen Verlauf eines Tages mit niedrigemSekundärregelleistungsabruf über den gesamten Tag. DieseVariante tritt an circa 50 Prozent der Tage im Jahr auf. Im

Übersicht zu den vier grundlegenden TagesgängenSekundärregelleistungsabrufe für jeweilspositive und negative Leistung Tabelle 5

Darstellung Fraunhofer ISI

Kurve/Zeitphase

vormittags mittagsAbends/nachts

Häufigkeitim Jahr (ca.)

positiv 1(schwarz)

niedrig niedrig niedrig 50 %

positiv 2(grün)

niedrig hoch niedrig 15 %

positiv 3(blau)

höher niedrig höher 25 %

positiv 4(rot)

hoch hoch hoch 10 %

negativ 1(rot)

niedrig niedrig niedrig 50 %

negativ 2(grün)

niedrig hoch höher 20 %

negativ 3(blau)

hoch niedrig höher 20 %

negativ 4(schwarz)

hoch hoch hoch 10 %

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5.2 Kenngrößen zur Bewertung des Last-managementpotenzials

Bei der Ermittlung von Potenzialen zur Verschiebungelektrischer Lasten in Betrieben kommt es neben der Höhein kW auf weitere technische Parameter an. Darunter:

→ die Dauer, über die Lasten ab­ oder zugeschaltet werdenkönnen;

→ die Tageszeit, in der die Lastschaltung zur Verfügungsteht;

→ die Häufigkeit im Jahresgang, in der die Lastschaltung ak­tiviert werden darf, ohne dieWertschöpfung signifikantzu stören;

→ die benötigte Zeitspanne zwischen der Ankündigung undder Auslösung einer netzseitig angeforderten Lastschal­tung (Vorankündigungszeit) und

→ die Geschwindigkeit der Laständerung.

Bei der Aggregation der auf Ebene der Produktionsstättenermittelten Einzelpotenziale sind diese weiteren techni­schen Parameter zu berücksichtigen. So dürfen Lasten, dienur in den Nachstunden zur Verfügung stehen, nicht ein­gerechnet werden, wenn die Netzlasten tagsüber abgesenktwerden sollen. Dies trifft beispielsweise für die Zementin­dustrie zu, die ihre stromintensiven Zementklinkermühlenin der Regel nachts betreibt, um Stromkosten einzusparen.

An dieser Stelle sei nochmals auf die PotenzialdefinitionvomAnfang des Berichts verwiesen. Das Potenzial lässt sichin das technische, wirtschaftliche und realisierbare Poten­zial unterscheiden. Neben technischen undwirtschaftlichenRestriktionen, die das Potenzial einschränken, ergeben sichweitere Restriktionen, die das Potenzial weiter reduzieren.Dies können zum Beispiel Informationsdefizite, Personal­engpässe, finanzielle Restriktionen oder andere Hemmnissesein. Letztendlich definiert dieses realisierbare Potenzialden möglichen Einfluss, den ein Lastmanagement auf denSystembetrieb und die Systembelastung haben kann.

5.1 Vorgehensweise und Methodik

Ziel der Unternehmensbefragung ist es, die Abschätzung derPotenziale für die Verschiebung elektrischer Lasten und dieVoraussetzungen und notwendigen Anreize, diese zu akti­vieren, auf empirisch ermittelte Grundlagen und Daten zustützen. Dies wurde durch eineMethodenkombination vonBreiten­ und Tiefenerhebung realisiert. Zur Breitenerhe­bung wurde der speziell für die Erhebungsziele entwickelteFragebogen online gestellt. Mehr als 3.000 Unternehmenin Baden­Württemberg und Bayern wurden angeschriebenbeziehungsweise per E­Mail auf den Fragebogen hingewie­sen und gebeten, diesen auszufüllen. Insgesamt haben 297Unternehmen auf die Onlinebefragung geantwortet, sodasssich eine Rücklaufquote von vermutlich etwa zehn Prozentder angeschriebenen Unternehmen ergeben hat. Das Ant­wortverhalten zeigt, dass die Unternehmen neue Herausfor­derungen der Energiewende wahrnehmen und sich diesenstellen wollen.

Erhebungsbasis des Fragebogens waren einzelne Produkti­onsstandorte der Unternehmen. Jedes Unternehmen konntemehrere Fragebögen ausfüllen, wenn es über mehrere Pro­duktionsstandorte verfügte.

Ergänzend zur Onlinebefragung wurden Interviewsmitzehn Unternehmen vereinbart und durchgeführt. Sie dien­ten dazu, die Ergebnisse der Onlinebefragung zu vertiefen,Hintergrundinformationen zu erhalten undMotivations­muster bestimmter Haltungen zu erkennen.

Die Ansprache von Unternehmen ist durch die für Energie­fragen zuständigen Referenten der Industrie­ und Handels­kammern in Karlsruhe undMünchen unterstützt worden.Sie haben ausgewählteMitgliedsunternehmen auf die lau­fende Befragung hingewiesen und empfohlen, daran teilzu­nehmen. Die übrigen Firmenadressen und Ansprechpartnerwurden aus den Kontaktnetzwerken von ISI, FfE und derHoppenstedt Firmendatenbank gewonnen.

5. Ergebnisse der Unternehmensbefragungen (ISI)

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5.3 Auswertung der Onlinebefragung

Insgesamt liegen 297 Fragebögen vor. Durch Konsistenz­checks wurden offensichtlich irrtümliche Antworten zueinzelnen Fragen identifiziert und bei der Auswertung nichtberücksichtigt. Auch sind die Fragebögen oft nicht vollstän­dig ausgefüllt worden und einzelne Fragen blieben unbeant­wortet. Die Zahl der auswertbaren Antworten der einzelnenFragen wird im Folgenden durch die Fallzahl „N = ...“ angege­ben. N ist die Anzahl der auswertbaren Produktionsstand­orte.

Angaben zum unternehmen

Die wichtigsten vertretenen Einzelbranchen sind dieMe­tallverarbeitung, die chemische Industrie, die Papierindust­rie, das Ernährungsgewerbe und die Kunststoffverarbeitung(Abbildung 10). Das entspricht der Industriestruktur im Er­hebungsgebiet Süddeutschland. Etwa die Hälfte der antwor­tenden Betriebe hat mehr als einen Produktionsstandort.Gut drei Viertel der Unternehmen liegen mit demUmsatzzwischen 100Millionen Euro und 10Milliarden Euro (Ab­bildung 11).

Für 68 Prozent der antwortenden Produktionsstandorte lie­gen die Stromkosten unter fünf Prozent, für 14 Prozent zwi­schen sechs und zehn Prozent und für 18 Prozent über zehnProzent des Umsatzes (Abbildung 12). Das arithmetischeMittel aller Antworten ergibt als Stromkostenanteil sechsProzent des Umsatzes. Das zeigt, dass vorwiegend Standortemit stromintensiven Produktionen an der Befragung betei­ligt waren. 40 Prozent der Befragten geben an, die Strom­kosten seien wichtiger oder viel wichtiger im Vergleich zuanderen Betriebskosten. Dies deutet auf ein strategischesAntwortverhalten hin, denn tatsächlich belasten die Per­sonal­ oder gar dieMaterialkosten mit 20 Prozent bezie­hungsweise 40 Prozent die Produktion um ein Vielfachesstärker.

20 Prozent der Standorte produzieren im Einschichtbetrieb,21 Prozent in zwei Schichten und 59 Prozent in drei Schich­ten. 54 Prozent arbeiten immer oder häufig auch amWo­chenende, 46 Prozent selten oder nie. 16 Prozent der Stand­

Aus dem Gesagten ergibt sich, dass zur Abschätzung dertatsächlich erreichbaren Auswirkung des betrieblichenLastmanagements auf die Systembelastung beziehungs­weise Versorgungssicherheit neben technischen Parame­tern auch ökonomische Parameter, notwendige finanzielleAnreize und andere Umsetzungstreiber sowie die Umset­zungshemmnisse erhoben werdenmüssen. Sie sind Be­standteil des entwickelten Fragebogens, der wie folgt geglie­dert ist:

A Angaben zumUnternehmenB Angaben zur Struktur des StromverbrauchsC Fragen zum LastmanagementD Fragen zum technischen PotenzialE Fragen zumwirtschaftlichen Potenzial und zu

finanziellen AnreizenF Treiber und Hemmnisse für das LastmanagementG Fragen zur Sicherheit der Stromversorgung im

UnternehmenH Angaben zur Person (freiwillig)

Die Angaben zumUnternehmen und zur Struktur desStromverbrauchs erlauben die Gewinnung von branchen­spezifischen Kenndaten, die genutzt werden, um aus derStichprobe der vorliegenden Fragebögen auf die Grund­gesamtheit der Unternehmen in Baden­Württemberg undBayern hochzurechnen. Der Teil C lässt erkennen, wie weitdieWerke mit dem Lastmanagement bereits vertraut sindund wie weit technische Einrichtungen und Schaltungenvorhanden sind, die genutzt werden können. Teil G lässt er­kennen, wie die Auswirkungen der Energiewende auf dieVersorgungssicherheit eingeschätzt werden. Je kritischerdie zukünftige Lage beurteilt wird, desto größer wird dieBereitschaft sein, durch betriebliches Lastmanagement Vor­sorge zu treffen.

Die Auswertung der Onlinefragebögen und Unternehmens­interviews erfolgte anonymisiert, sodass Rückschlüsse aufdie Angaben einzelner Unternehmen nicht möglich sind.

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Anteil einzelner Industriesektoren an den Antworten Abbildung 10

Darstellung Fraunhofer ISI

Umsatz der beteiligten Unternehmen Abbildung 11

Darstellung Fraunhofer ISI

Ernährung

Holz

Gummi, Kunststoff

Maschinenbau

Textil,Bekleidung

Papier, Verlag, Druck

Glas,Keramik

Elektrotechnik

Steine/Erden

chem. Erzeugnisse

Metall

Fahrzeugbau

sonstige

25 %

20 %

15 %

10 %

5 %

0 %

Zu welcher Branche gehört Ihr Unternehmen?in % der Antworten, N = 177

Einzelbetrieb/Standort (N = 100) Unternehmen (N = 52)

< 10 Mio. 10 - 50 Mio. 50 - 100 Mio. 100 Mio. - 1 Mrd. 1 - 10 Mrd. > 10 Mrd.

Wie hoch war der Umsatz Ihres Einzelbetriebs/Standorts und Unternehmens im Jahr 2012 (in Mio. EUR)?in % der Antworten

60 %

50 %

40 %

30 %

20 %

10 %

0 %

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orte produzieren an bis zu 3.000 Stunden, 42 Prozent an biszu 6.000 Stunden und 41 Prozent an über 6.000 Stundenpro Jahr.

Stromverbrauch

Bei zwei Dritteln der Standorte liegt der jährliche Stromver­brauch zwischen 1 und 100 GWh (Abbildung 13). Über 40Prozent der Standorte weisen einen Stromverbrauch vonmehr als 10 GWh bis zu 100 GWh auf. Der Anteil an Unter­nehmenmit einem noch höheren Stromverbrauch (über 100GWh) lag bei circa zehn Prozent.

Der mit Abstand größte Stromverbrauch entfällt auf die Pro­duktion, gefolgt von der Drucklufterzeugung, von Raumkli­matisierung und ­belüftung, Prozesskälte, Prozesswärmeund Beleuchtung (Abbildung 14). Bei 53 Prozent der Stand­orte liegt der elektrische Leistungsbedarf zwischen ein undzehnMW, bei 35 Prozent unter einemMWund bei 12 Pro­zent über zehnMW (Abbildung 15).

erfahrungen mit Lastmanagement

Knapp die Hälfte der Standorte nutzt heute schon Lastma­nagement zur Vermeidung von Lastspitzen. Hier liegt dieMotivation in der Senkung der leistungsabhängigen Kos­tenkomponenten. Einige dieser Unternehmen nutzen einLastmanagement zusätzlich auch für eine optimierte Be­schaffung, wobei dies nur einen kleineren Anteil der Un­ternehmen ausmacht. Immerhin 26 Prozent haben sich mitdem Thema Lastmanagement noch nicht beschäftigt (Abbil­dung 16). Wenig verbreitet sind auch Erfahrungenmit demnetzgesteuerten Lastmanagement. Vier Standorte beteiligensich am Regelenergiemarkt und zwei Standorte haben einebilaterale Vereinbarung zur Lastschaltung mit demNetzbe­treiber abgeschlossen. Bereits in der Vergangenheit konntenNetzbetreiber mit Stromkunden bilaterale Vereinbarungentreffen, dass sie im Falle eines Frequenzeinbruchs imNetzautomatisch einen Lastabwurf durchführen, um das Netzzu stabilisieren. Diese bilateralen Vereinbarungen werdenjetzt durch die Verordnung zu abschaltbaren Lasten zum Teilersetzt. In der Verordnung zu abschaltbaren Lasten werden

Anteil der Stromkosten am Umsatz Abbildung 12

Darstellung Fraunhofer ISI

Jährlicher Stromverbrauch der Standorte Abbildung 13

Darstellung Fraunhofer ISI

0- 10MWh/Jahr

> 10- 100MWh/Jahr

> 100- 1.000MWh/Jahr

> 1- 10GWh/Jahr

> 10- 100GWh/Jahr

> 100- 1.000GWh/Jahr

Wie hoch war für Ihren Einzelbetrieb/Standortder Stromverbrauch in 2012?in % der Antworten, N = 101

Wie hoch war der Anteil der Stromkosten am Umsatzfür Ihren Einzelbetrieb/Standort im letzten Jahr?in % der Antworten, N = 102

45 %40 %35 %30 %25 %20 %15 %10 %5 %0 %

35 %

30 %

25 %

20 %

15 %

10 %

5 %

0 %

unter1 %

1-2 %

3-5 %

6-10 %

11 -15 %

16-20 %

21-30 %

über30 %

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jetzt auch die Vergütung und die Beschaffung durch den Ge­setzgeber geregelt.

Die neu eingeführte Verordnung zu abschaltbaren Lasten(AbLaV) für eine Anschlussspannung von 110 kV undmehrist circa 30 Prozent der Unternehmen bekannt, wobei nurein sehr kleiner Anteil davon, nämlich vier Unternehmen,gesagt hat, dass sie eine Teilnahme planen (siehe Abbildung17). Ein Großteil der Unternehmen kennt diese Verordnungnicht. Für eine Teilnahme infrage kommen allerdings nurUnternehmenmit einem sehr hohen Leistungsbedarf von50MW. Bei einer Poolung vonmehreren Unternehmen, dieim Rahmen der Verordnung erlaubt ist, können gegebenen­falls auch Unternehmenmit einer Leistung von circa zehnMW teilnehmen. Von den Unternehmen, die eine mittlereLast vonmindestens zehnMW in der Onlinebefragung an­gegeben haben, kannte knapp die Hälfte der Befragten dieAbschaltverordnung nicht.

Für 33 Standorte liegen Angaben zum heute bereits prakti­zierten Lastmanagement vor. Davon verringern 19 Stand­

Anteil der Verbrauchseinrichtungen am Gesamtstrombedarf Abbildung 14

Darstellung Fraunhofer ISI

Elektrischer Leistungsbedarf der Standorte Abbildung 15

Darstellung Fraunhofer ISI

Welche Anwendungen sind die größten Stromverbraucher?in % der Antworten

Produktion

Prozesswärme

Prozesskälte

Belüftung

Klimatisierung

Fördertechnik

Beleuchtung

Druckluft

80 %

70 %

60 %

50 %

40 %

30 %

20 %

10 %

0 %

größter Verbrauch (N = 106) zweitgrößter Verbrauch (N = 91)

Wie hoch ist bei normaler Auslastung in/anIhrem Einzelbetrieb/Standort Ihre Last?in % der Antworten, N = 89

60 %

50 %

40 %

30 %

20 %

10 %

0 %

0 -100 kW

101 kW -1 MW

> 1 MW -10 MW

> 10 MW -100 MW

> 100 MW

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orte ihre elektrische Leistung durch solcheMaßnahmenummehr als zehn Prozent (Abbildung 18). Die antworten­den Unternehmen haben in Summe einenmittleren Leis­tungsbedarf von circa 630MWangegeben. Davon haben siein Summe bereits bis zu 146MWan Last beziehungsweiseüber 20 Prozent ihrer mittleren Last vor allem im Rahmeneines betrieblichen Lastmanagements eingesetzt.

Etwas mehr als die Hälfte der Unternehmensstandorte, diegeantwortet haben, verfügen über eine automatische Kon­trolle zur Steuerung der Lasten. Steuerungseingriffe durchden Netzbetreiber, wie sie etwa bei der Verordnung zu ab­schaltbaren Lasten vorgesehen sind, werden durch die Be­fragten sehr kritisch gesehen. Nur elf Prozent der Befragten,die bereits über eine automatisierte Steuerung von Lastenverfügen und drei Prozent der Befragten, die eine solche au­tomatisierte Steuerung bisher nicht einsetzen, können sichexterne Steuerungseingriffe vorstellen. Bei einer Beteili­gung von Lasten am Regelenergiemarkt, wie sie etwa über

Erfahrungen der Unternehmen mit dem Lastmanagement Abbildung 16

Darstellung Fraunhofer ISI

50 %

45 %

40 %

35 %

30 %

25 %

20 %

15 %

10 %

5 %

0 %

Bitte geben Sie an, über welche Erfahrungen Ihr Einzelbetrieb/Standort mit dem Thema Lastmanagement verfügt?in % der Antworten, N = 97

N.B.: Summe der Prozentsätze > 100% weil mehrere Antworten möglich waren

bilaterale

Vereinbarungen

mit

Netzbetreibern

Beteiligungam

Regelenergiem

arkt

genutztzu

einem

optim

ierten

Stromeinkauf

Reduktion

betrieblicher

Spitzenlast

geprüft,

nicht

umgesetzt

sonstige

keine

Erfahrungen

2 % 4 %

16 %

47 %

21 %

13 %

26 %

Kenntnis und Teilnahme an derVerordnung zu abschaltbaren Lasten Abbildung 17

Darstellung Fraunhofer ISI

1) Kennen Sie die Abschaltverordnung?2) Planen Sie, daran teilzunehmen?in % der Antworten, N = 99

80 %

70 %

60 %

50 %

40 %

30 %

20 %

10 %

0 %

Abschaltverordnungbekannt

Abschaltverordnungnicht bekannt

k. A.

Werde vielleichtteilnehmen

Nein, werde nichtteilnehmen

Ja, werdeteilnehmen

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Dienstleister angeboten wird, verbleibt daher in der Regeldas Letztendscheidungsrecht über die Abschaltung bei denbeteiligten Unternehmen.

Befragungsergebnisse zu Lastmanagement-potenzialen

Nur sechs Standorte, das sind acht Prozent des auswert­baren Samples, geben an, dass das technische Potenzial füreine netzseitig angeforderte Lastreduktion größer als 15Prozent ist (Abbildung 19). 29 Prozent (25 Standorte) schät­zen das Potenzial für ein Lastmanagement auf weniger alszwei Prozent der Last bei normaler Auslastung ein. ImMittelaller 87 Standorte der auswertbaren Stichprobe ergibt sichein Lastmanagementpotenzial von 5,5 Prozent. In den ge­führten Interviews konnte dieses bereits marginale Poten­zial jedoch nicht bestätigt werden. Das Ergebnis der Brei­tenbefragung offenbart vielmehr eine noch unzureichendeBeschäftigung mit denMöglichkeiten des betrieblichenLastmanagements.

Gegenwärtig praktiziertes Lastmanagement Abbildung 18

Darstellung Fraunhofer ISI

100

90

80

70

30

25

20

15

10

5

0

Welchen Anteil an der Normalauslastung setzen Sie an Ihrem Standort bisher schon zum Lastmanagement ein?in % der Normalauslastung, N = 33

1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33

[%dermittlerenLast]

Unternehmen

Technisches Lastmanagementpotenzialfür Lastabschaltung Abbildung 19

Darstellung Fraunhofer ISI

Wie hoch schätzen Sie das maximale technische Last-managementpotenzial, das sich an Ihrem Standort DURCHABSCHALTUNG bei normaler Auslastung abregeln lässt?in % der Antworten, N = 87

35 %

30 %

25 %

20 %

15 %

10 %

5 %

0 %

in % der mittleren Last

< 2 % 2 % - 3 % 4 % - 6 % 7 % - 10 % 11 % - 15 % > 15 %

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In Abbildung 20 ist das Lastmanagementpotenzial in Pro­zent der mittleren Last über dem Lastmittel des Stand­orts aufgetragen. Es lassen sich keine Hinweise auf einenZusammenhang zwischen dem elektrischen Leistungs­bedarf des Betriebs und dem Potenzial für die Lastreduk­tion erkennen. Erkennbar ist jedoch eine Abhängigkeit desLastmanagementpotenzials von der Energieintensität desStandorts. Abbildung 21 zeigt eine deutliche Zunahme desLastmanagementpotenzials mit zunehmender Energiein­tensität. Die Energieintensität wird dargestellt als Strom­verbrauch bezogen auf den Umsatz des Standorts.

Überraschenderweise wird das wirtschaftliche Potenzialfür die Lastreduktion höher eingeschätzt als das technischePotenzial. Auf die Frage „Welche Last könnte ihr Standortbei normaler Auslastung für circa zwei Stunden an etwazehn Tagen im Jahr zurückfahren, wenn Sie mindestens 24Stunden zuvor benachrichtigt würden, und die finanziellenAnreize ausreichend wären?“ ergibt die Auswertung von 69Standorten ein Potenzial von 19 Prozent der mittleren Last(Normallast) (Abbildung 22). Entweder ist die Frage nach

Technisches Lastmanagementpotenzial fürLastabschaltung in Abhängigkeit von dermittleren Last des Standorts Abbildung 20

Wirtschaftliches Potenzial fürLastverschiebungen Abbildung 22

Darstellung Fraunhofer ISI

Darstellung Fraunhofer ISI

Technisches Potenzial für Abschaltung(in % bei normaler Auslastung) über Durchschnittslastin % der Antworten je Lastkategorie

Welche Last könnte Ihr Standort bei normaler Auslastung fürcirca zwei Stunden an etwa zehn Tagen im Jahr zurückfahren?Vorankündigung mindestens 24 Stunden,ausreichend finanzielle Anreize

in % der Antworten, N = 69

Durchschnittslast

% der mittleren Last

AnteilAntworten

> 100 kW -1 MW(N = 24)

0 - 10 % 11 - 25 % 26 - 50 % > 50 %

> 1 MW -10 MW(N = 44)

> 10 MW -100 MW(N = 13)

Technisches Lastmanagementpotenzial fürLastabschaltung in Abhängigkeit von derEnergieintensität des Standorts Abbildung 21

Darstellung Fraunhofer ISI

100 %

90 %

80 %

70 %

60 %

50 %

40 %

30 %

20 %

10 %

0 %

100 %

90 %

80 %

70 %

60 %

50 %

40 %

30 %

20 %

10 %

0 %

> 15 %

11 % - 15 %

7 % - 10 %

4 % - 6 %

2 % - 3 %

< 2 %

Lastmanagementpotenzial und Stromintensitätin % der Antworten je Stromintensitätskategorie

Stromintensität

AnteilAntworten

0 - 10Wh/EUR(N = 8)

11 - 100Wh/EUR(N = 21)

101 - 500Wh/EUR(N = 30)

> 500Wh/EUR(N = 7)

100 %

90 %

80 %

70 %

60 %

50 %

40 %

30 %

20 %

10 %

0 %

> 15 %

11 % - 15 %

7 % - 10 %

4 % - 6 %

2 % - 3 %

< 2 %

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dem technischen Potenzial nicht richtig verstanden worden,oder es wurde strategisch geantwortet, um die Bedeutungfinanzieller Anreize zu unterstreichen.

Immerhin 38 Prozent der Standorte sehen in den Produkti­onsanlagen selbst das größte Potenzial für Lastverschiebun­gen bei weitgehender Aufrechterhaltung derWertschöpfung(Abbildung 23). Die zweitgrößten Potenziale werden bei derBeleuchtung, Drucklufterzeugung sowie der Raumbelüftungund ­klimatisierung gesehen.

potenziale für eine Lasterhöhung

27 Standorte können sich eine Erhöhung der elektrischenLeistung um fünf Prozent undmehr vorstellen, wenn dieNetzsituation dies erfordert. Darunter sind sieben Stand­orte, bei denen eine Steigerung um zehn Prozent möglichwäre, acht Standorte geben 20 Prozent undmehr als Steige­rungsmöglichkeit an.

Mögliche Schaltdauer der Lastreduktion beiweitgehender Aufrechterhaltung derWertschöpfung Abbildung 24

Darstellung Fraunhofer ISI

Für welche Abschaltdauer stehen die Abschaltpotenziale zurVerfügung?in % der Antworten, N = 83

bis zu30 Minuten

bis zu2 Stunden

bis zu4 Stunden

über4 Stunden

45 %

40 %

35 %

30 %

25 %

20 %

15 %

10 %

5 %

0 %

Geeignete Stromverbraucher für Lastverschiebungen/Abschaltungen Abbildung 23

Darstellung Fraunhofer ISI

Welche Anwendungen sind an Ihrem Standort zur Lastverschiebung/Lastabschaltung geeignet? Größtes und Zweitgrößtes Potenzialin % der Antworten

Produktion

Druckluft

Prozesskälte

Prozesswärme

Belüftung

Klimatisierung

Fördertechnik

Beleuchtung

40 %

35 %

30 %

25 %

20 %

15 %

10 %

5 %

0 %

größtes Potenzial (N = 86) zweitgrößtes Potenzial (N = 68)

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tageszeitliche Verfügbarkeit

Ein Großteil der Lastmanagementpotenziale ist kontinuier­lich über den Tag verfügbar. Dies habenmehr als 40 Pro­zent der Befragten angegeben (siehe Abbildung 27). Ei­nige Potenziale stehen jedoch nur in den Off-Peak­Zeiten(18 bis 8 Uhr) zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es Unter­nehmen, die nur einen Einschichtbetrieb fahren und daherPotenziale nur in der Peak­Zeit (8 bis 18 Uhr) zur Verfügungstellen können. In dieser Kategorie sind auch einige Un­ternehmen, die ihre Produktion verstärkt in die Off-Peak­Zeiten verlagert haben und daher in den Peak­Stunden überzusätzliche Flexibilität verfügen.

Finanzielle Anreize

Die Unternehmen fordern finanzielle Anreize, um ihreelektrische Leistung in kritischen Systemsituationen beiweitgehender Aufrechterhaltung derWertschöpfung anzu­passen. Sie dienen als Ausgleich für das Risiko von Produk­tionsstörungen, Komforteinbußen und zusätzlichen finan­

Abschaltdauer, Vorankündigung und Häufigkeit einesLastmanagements

Bei einem guten Drittel der Standorte stehen die abschalt­baren Lasten bis zu 30Minuten zur Verfügung, bei 43 Pro­zent bis zu zwei Stunden und bei 20 Prozent für vier Stun­den undmehr (Abbildung 24).

Nur wenige Standorte sind in der Lage, ihre Last kurzfristig,wie zum Beispiel für das Anbieten von Regelleistung, anzu­passen. 81 Prozent benötigen eine Vorankündigungszeit vonmehr als 15Minuten, 36 Prozent sogar acht Stunden undmehr (Abbildung 25).

An 66 Prozent der Standorte sind bis zu 50 die elektri­sche Last reduzierende Schaltungen pro Jahr möglich, ohnedieWertschöpfung zu beeinträchtigen. 26 Prozent könnennur bis zu zehn Schaltungen zulassen, 26 Prozent bis zu 20Schaltungen (Abbildung 26). Bei 15 Prozent der Unterneh­men sind mehr als 100 Abschaltungen pro Jahr umsetzbar.

Benötigte Vorankündigungszeit für die Lastenreduktion Abbildung 25

Darstellung Fraunhofer ISI

< 1Sekunde

< 5Minuten

< 15 Minuten

< 1Stunde

1 -2 Stunden

2 -4 Stunden

4 -8Stunden

8- 24 Stunden

> 24 Stunden

unbekannt

25 %

20 %

15 %

10 %

5 %

0 %

Welche Vorankündigungszeit benötigen Sie, um auf Anforderung die genannten Lasten zu reduzieren?in % der Antworten, N = 85

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ziellen Aufwendungen für Personal und Investitionen. Diegeforderten finanziellen Anreize für eine Lastreduktion vonzehn Prozent liegen imMittel bei zwölf Prozent, für eineLastreduktion von 20 Prozent bei 15 Prozent der Gesamt­stromkosten des Standorts (Abbildung 28).

Bei der Frage nach den notwendigen Investitionen, umein Lastmanagement betreiben zu können, antworten fast50 Prozent der auswertbaren 69 Befragten mit „in erhebli­chemUmfang“, knapp 40 Prozent mit „in geringemUmfang“und für gut 10 Prozent sind keine zusätzlichen Investitionenerforderlich.

motivation und Hemmnisse

Bei der Frage nach derMotivation, Lastmanagement imBetrieb einzusetzen oder auszubauen, stehen betrieblicheÜberlegungen im Vordergrund. Als wichtigster Anreiz wer­den geringere Strombezugskosten genannt, mit geringemAbstand gefolgt von der erhöhten Sicherheit der Stromver­sorgung (Abbildung 29). Bei Letzterem treffen sich einzel­

Zulässige Häufigkeit von Lastschaltungenim Jahresgang Abbildung 26

Darstellung Fraunhofer ISI

Wie häufig könnten Sie die genannten Lasten reduzieren, ohnedass es zu größeren Störungen in der Produktion kommt?in % der Antworten, N = 86

wenigerals

10 malpro Jahr

zwischen11 und20 malpro Jahr

zwischen21 und50 malpro Jahr

zwischen51 und100 malpro Jahr

zwischen101 und200 malpro Jahr

über200mal

pro Jahr

unbekannt

30 %

25 %

20 %

15 %

10 %

5 %

0 %

Tageszeitliche Verfügbarkeit derLastmanagementpotenziale Abbildung 27

Geforderte finanzielle Anreize für Lastverschie-bungen in kritischen Systemsituationen Abbildung 28

Darstellung Fraunhofer ISI

Darstellung Fraunhofer ISI

Zu welcher Tageszeit ist das vorher genannte Abschaltpotenzialverfügbar?in % der Antworten, N = 86

N.B.: Summe der Prozentsätze > 100 % weil mehrere Antwortenmöglich waren

Wie hoch müsste die Stromkostenersparnis pro Jahr an IhremStandort mindestens sein, damit Sie den Lastbedarf für zweiStunden an circa 40 Tagen im Jahr reduzieren würden?in % der Antworten

0 - 8 Uhr

unter 1 % 1 - 5 % 6 - 10 % 11 - 15 % 16 - 20 % über 20 %

8 - 18 Uhr 18 - 24 Uhr

80 %

70 %

60 %

50 %

40 %

30 %

20 %

10 %

0 %

50 %

45 %

40 %

35 %

30 %

25 %

20 %

15 %

10 %

5 %

0 %

0 - 8 Uhr

8 - 24 Uhr

18 - 8 Uhr

0 - 24 Uhr

nur einAbschnitt

AnzahlAntwortender

Stromkostenersparnis

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Die erzielbare Kostenersparnis aus dem Lastmanagementwird als nicht ausreichend eingeschätzt, um diese Risikenauszugleichen (Abbildung 30). Diese Haltung ist aus demhistorischen Kontext verständlich. Die Bewusstseinsbil­dung, dass in dem sich ändernden Energiesystem gerade dasNichthandeln Störungen der Strombelieferung und als FolgeProduktionsausfälle und Qualitätsprobleme herbeiführenkann, ist noch nicht abgeschlossen. Dies, obwohl in über60 Prozent der Standorte davon ausgegangen wird, dass einStromausfall in den Jahren nach 2018, der zu merklichenwirtschaftlichen Verlusten führt, wahrscheinlich bezie­hungsweise sehr wahrscheinlich ist.

Aus demHemmnismuster lässt sich auch eine gewisse Un­zufriedenheit mit dem vorliegenden Regelwerk für das Last­management ablesen. Es wird als zu restriktiv, unvollständigund zum Teil auch als kompliziert wahrgenommen.

wirtschaftliche und gesamtwirtschaftliche Interessen. Diemit der Energiewende eingeleitete Politik verändert dasEnergiesystem auf nationaler und wohl auch auf euro­päischer Ebene nachhaltig. Dieser technologischeWan­del ist mit Risiken verbunden, dessen spezifische Heraus­forderungen erst in der Praxis vollumfänglich verstandenwerden können. In dem Kontext ist es weise, wenn jedeseinzelne Unternehmen seinen Beitrag leistet, netzkritischeSituationen zu beherrschen und einen ungeplanten Zu­sammenbruch von Stromversorgung undWertschöpfungabzuwenden. Das Lastmanagement bis an die Grenzen aus­zuschöpfen, bei weitgehender Aufrechterhaltung derWert­schöpfung am Standort, ist Teil dieser Herausforderungen.

Bei den Hindernissen, Lastmanagement zu betreiben, umkritische Systemsituationen zu beherrschen, stehen Be­fürchtungen vor Produktionsstörungen und den damit ver­bundenen Verlusten im Vordergrund. Immerhin geben fast70 Prozent der Standorte an, dass eine einstündige Strom­unterbrechungmit hohen bis sehr hohen Verlusten verbun­den ist.

Motivationsmuster für das netzorientierte Lastmanagement am Produktionsstandort Abbildung 29

Darstellung Fraunhofer ISI

Wie wichtig sind/wären für Ihren Betrieb folgende Gründe, um Lastmanagement zu betreiben?in % der Antworten

0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 %

sichere Stromversorgung (N=86)

geringere Strombezugskosten (N=87)

geringe Umweltbelastung (N=83)

Imagegründe (N=81)

Beitrag zur Energiewende (N=80)

sehr wichtig wichtig neutral nicht wichtig überhaupt nicht wichtig

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Hemmnismuster für das netzorientierte Lastmanagement am Produktionsstandort Abbildung 30

Darstellung Fraunhofer ISI

Welche Gründe hindern Ihren Betrieb überhaupt oder in größerem Umfang als bisher, Lastmanagement zu betreiben?in % der Antworten

0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 %

Technisches Risiko einer Produktionsstörung (N = 78)

Mögliche Beeinträchtigung der Produktqualität (N = 78)

Störung der Arbeitsabläufe (N = 83)

Zukünftige Regelungen sind noch nicht bekannt (N = 74)

Regelungen sind zu restriktiv (N = 65)

Geringe Stromkostenersparnis (N = 75)

Höhe der notwendigen Investitionen (N = 74)

Ungewisse Stromkostenersparnis (N = 74)

Andere Investitionen haben Vorrang (N = 80)

Zusätzliche Betriebskosten (N = 76)

Regelungen sind zu kompliziert (N = 69)

Zusätzlicher Arbeitsaufwand (N = 81)

Finanzielle Auswirkungen nicht bekannt (N = 74)

Technisch unmöglich Spitzenlast zu reduzieren (N = 77)

Stromkostenersparnis liegt zu weit in der Zukunft (N = 71)

Energiemanagement keine Priorität des Topmanagements (N = 80)

Technische Möglichkeiten nicht bekannt (N = 79)

Datensicherheit (Betriebsgeheimnis) (N = 78)

Fehlende unternehmensinterne Finanzierungsmöglichkeiten (N = 65)

Mangelnde Qualifikation der Mitarbeiter (N = 79)

Fehlende Kreditmöglichkeiten (N = 63)

5 sehr relevantes Hemmniss 4 3 2 1 überhaupt kein Hemmniss

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sehr geeignet. In der Regel verfügen die Standorte über grö­ßere Klinker­ und Zementlager, sodass sich hier eine Pro­duktionsflexibilität ergibt. Die Zementmühlen werden heutebereits verstärkt in den Nachtstunden sowie an denWo­chenenden betrieben, um von günstigeren Strompreisen zuprofitieren. Einzelne Unternehmen berichten, dass ihre LastamWochenende um 30 Prozent über der Last in den Peak­stunden amWerktag liegt.

Darüber hinaus sind auch die Rohmühlen für ein Lastma­nagement geeignet. DieseMühlen sind in vielen Fällen je­doch enger an den Drehrohrofen gekoppelt, sodass ein flexi­bler Betrieb hier nur eingeschränkt möglich ist. In der Regelsind die Speicherkapazitäten im Anschluss an die Rohmüh­len, aus denen die Beschickung des Drehrohrofens erfolgt,begrenzt.

Ein typischer Standort erreicht Auslastungsdauern von5.000 bis 6.000 Stunden, sodass hier ein flexibler Betriebinsbesondere der Zementmühlen möglich ist. Die Zementund Rohmühlen machen circa 65 Prozent des elektrischenStrombedarfs aus und stehen technisch bei einer entspre­chenden Produktionsplanung für einen flexiblen Betrieb zurVerfügung.

Leistungsbedarf flexibler Verbraucher

Insgesamt wurden in Bayern und Baden­Württemberg14 Standorte mit Zementwerken identifiziert, wobei zwölfStandorte eine integrierte Produktion (Klinker­ und Ze­mentproduktion) aufweisen und zwei Standorte nur übereine Zementproduktion verfügen. Die maximale jährli­che Zementproduktionskapazität in Bayern und Baden­Württemberg wird auf circa 16.000 bis 17.000 Kilotonnengeschätzt, wobei die Auslastung der Zementwerke bei circa60 bis 70 Prozent liegt. Die Zementproduktion lag 2011 beicirca 11.000 Kilotonnen. Der maximale Leistungsbedarf füralle Zement­ und Rohmühlen liegt damit bei circa 130MW

Die Lastmanagementpotenziale in den energieintensivenIndustrieprozessen sind im Rahmen der Studie detailliertanalysiert worden. Zunächst wurden Standorte identifiziert,an denen diese Prozesse eingesetzt werden. Die verfügbarentechnischen Potenziale wurden anhand von Produktions­und Stromverbrauchsdaten sowie weiterer technischerKennzahlen wie Teillastfähigkeit abgeleitet. Auf Unterneh­mensebene werden auch Geschäfts­ und Umweltberichtegenutzt, um Kennzahlen der standortscharfen Lastsituationabzuleiten. Darüber hinaus wurden Gespräche mit Unter­nehmen geführt, um die ermittelten Potenziale zu validie­ren und eine Einschätzung für die wirtschaftliche Umsetz­barkeit zu bekommen. Die beschriebenen Anwendungenwerden häufig bereits für ein betriebliches Lastmanagementeingesetzt. Darunter fallen sowohl der Einsatz für eine opti­mierte Strombeschaffung als auch zur Reduktion der Spit­zenlast.

6.1 Zement

Geeignete Anwendungen

Die Zementherstellung ist mit einem spezifischen Strom­bedarf von circa 100 kWh/t ein relativ stromintensiverProduktionsprozess. Hauptstromverbraucher sind dabeidie Zement­ und Rohmühlen. Für Zementmühlen wird einspezifischer Strombedarf von 30 bis 60 kWh/t angegeben,der insbesondere vom Feinheitsgrad des Zements abhängt(Apel 2012). Die Rohmühle, in der das Rohmaterial Schot­ter zu Ofenmehl gemahlen wird, hat einen etwas niedrige­ren spezifischen Strombedarf. Für einen konkreten Stand­ort werden beispielsweise circa 26 kWh/t genannt (Gutschi/Stiegler 2006). Ein weiterer großer Stromverbraucher istder Drehrohrofen, der einen vergleichbaren spezifischenStrombedarf wie die Rohmühle aufweist.

Von diesen Anwendungen sind insbesondere die Zement­mühlen für einen flexiblen Betrieb und ein Lastmanagement

6. Bewertung der verfügbaren Lastmanagement-potenziale in der energieintensiven Industrie (ISI)

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ren zu können, werden die Zementlager vorher gefüllt. EineAbschätzung für Deutschland weist eine Speicherkapazitätder Zementlager zwischen zwei und fünf Tagesproduktio­nen aus, die von der jeweils produzierten Zementsorte sowiedem Standort abhängig sind (Apel 2012). Für Deutschlandwird ein Speichervolumen von 29 GWh für die Zementlagerund 25 GWh für die Klinkerlager genannt. Deutlich kleinerfallen die Speicher für das Rohmehlsilo (vier GWh) bezie­hungsweise die Schottermischbettspeicher (zwei GWh) aus.

Verteilt man diese Speicherkapazitäten anhand der Zement­produktion auf die Bundesländer, dann ergibt sich ein Anteilfür Baden­Württemberg und Bayern von circa 38 Prozentan der gesamten Zementproduktion in Deutschland. DasSpeichervolumen beträgt damit circa elf GWh für die Ze­mentsilos beziehungsweise 1,5 GWh für die Rohmehlsilos.

Genutztes potenzial

Die identifizierten Anwendungen werden heute bereits füreine optimierte Beschaffung sowie zur Reduktion der be­trieblichen Spitzenlast eingesetzt. In der Regel schließen dieZementwerke auch individuelle Netzentgeltvereinbarun­genmit ihren jeweiligen Netzbetreibern für die sogenannteatypische Netznutzung (StromNEV §19 Abs. 2 Satz 1) ab. Aufbetrieblicher Ebene wird ein Großteil des bestehenden Po­tenzials daher bereits genutzt.

Als Regelenergie beziehungsweise über bilaterale Verein­barungenmit einemNetzbetreiber werden die genanntenPotenziale bisher kaum genutzt. So sind in Baden­Würt­temberg derzeit keine Lasten im Regelenergiemarkt präqua­lifiziert. Den Betreibern sind die bestehendenMöglich­keiten (Regelenergiemarkt, Verordnung zu abschaltbarenLasten) häufig bekannt, allerdings erscheint vielen Betrei­bern eine Nutzung zur Optimierung des Stromeinkaufs undder Netzentgelte derzeit attraktiver als die Beteiligung amRegelenergiemarkt. Für eine Beteiligung an der Verordnungzu abschaltbaren Lasten erfüllen die Beitriebe in der Regelnicht die technischen Voraussetzungen, da dieMindest­größe von 50MWnicht erreicht wird.

und für die Zementproduktion insgesamt (einschließlich desLeistungsbedarfs für den Drehrohrofen und weiterer An­wendungen) bei circa 200MW. Im Rahmen der Unterneh­mensbefragungen wurden circa 20 bis 30 Prozent der aktu­ellen Last als für ein Lastmanagement geeignet eingeschätzt.Dies entspricht damit einer Leistung von etwa 50MW, diedurch die Zementwerke für eine Lastreduktion zur Verfü­gung gestellt werden kann. Dieses Potenzial steht insbeson­dere in den Nachtstunden und amWochenende zur Verfü­gung. Das Potenzial für eine Zuschaltung an Last wurde vonden Unternehmenmit circa 20 Prozent der aktuellen Lastangegeben, das vor allem tagsüber anWerktagen besteht.

technische Kenndaten

Weitere technische Kenndaten sind im Rahmen der Online­befragung und der Unternehmensinterviews identifiziertworden. Die Dauer für Lastverlagerungen wird mit maximalvier Stunden angegeben, wobei dies tagsüber bei Abschal­tung der Rohmühlen mit zum Teil nur 30Minuten auchkürzer ausfallen kann. Innerhalb von ein bis zwei Stundenführt das Auskühlen der Anlage zu Effizienzverlusten.

Zwei Aktivierungen pro Tag beziehungsweise bis zu 50 Ak­tivierungen pro Jahr wurden als gut möglich eingeschätzt.Die notwendige Vorankündigungszeit liegt bei mindestens30Minuten. Zwei bis vier Stunden Vorankündigungszeitwurden als gut realisierbar bewertet. Die Regelgeschwin­digkeiten liegen bei circa 15Minuten für ein Abschalten be­ziehungsweise bei circa 30Minuten für ein Anschalten derZementmühlen.

Speicherkapazitäten

Die Abschätzung der hier genannten Potenziale findet unterder Voraussetzung statt, dass es zu keiner größeren Ein­schränkung derWertschöpfung des Produktionsprozes­ses kommt. Daher wurde eine starke zeitliche Veränderungder Produktionsweise hier nicht betrachtet. Bisher findetschon eine mehrereWochen dauernde Unterbrechung derZementproduktion imWinter statt, wenn aufgrund niedri­ger Außentemperaturen die Bauaktivität deutlich zurück­geht. Um auch in dieser Zeit Zement bei Bedarf produzie­

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brechung in der Schleiferei weiterhin die Papiermaschinebetreiben zu können. Über diesen Zwischenspeicher ist eineflexible Betriebsweise gegeben.

Typischerweise werden die Holzschleifer relativ kontinu­ierlich betrieben, wobei die Leistungsaufnahme amWo­chenende häufig höher ist als in derWoche, wie einigeUnternehmen berichteten. Hier profitieren die Unterneh­men von den ermäßigten Netzentgelten bei einer atypischenNetznutzung. Auf Antrag bei der Bundesnetzagentur müs­sen Netzbetreiber Kunden, deren Höchstlastbeitrag vorher­sehbar erheblich von der zeitgleichen Jahreshöchstlast allerEntnahmen aus dieser Netz­ oder Umspannebene abweicht,ein individuelles Netzentgelt anbieten. Die Höchstlastzeit­fenster werden durch die jeweiligen Netzbetreiber bekannt­gegeben. Damit ist die Fahrweise dieser flexiblen Anlagenallerdings nicht zwangsweise konformmit dem Gesamt­system, da die Hochlastzeitfenster lokal durch die einzelnenNetzbetreiber (sowohl Verteilnetz­ als auch Übertragungs­netzebene) definiert werden und sie damit nicht zwangs­läufig übereinstimmen.

Leistungsbedarf

In Bayern und Baden­Württemberg wurden die zwölf größ­ten Standorte für eine Papierproduktion analysiert undderen Holzstoffproduktion bestimmt. Insgesamt erzeugendie identifizierten Unternehmen im Jahr 2011 circa 340Kilotonnen an Holzstoff. Daraus leitet sich ein maximalerLeistungsbedarf von circa 90MWab, der für ein Lastma­nagement zur Verfügung steht. In der Onlinebefragung derUnternehmen berichteten diese, dass über 15 Prozent deraktuellen Last für ein Lastmanagement zur Verfügung ste­hen würden. Ohne Holzschleiferei liegt der Beitrag bei vierbis sechs Prozent der aktuellen Last. Die Verfügbarkeit derPotenziale ist in den Nachtstunden und amWochenendehöher als tagsüber an denWerktagen. Von den Unterneh­menwurde auch ein Zuschaltpotenzial von fünf bis zehnProzent der aktuellen Last genannt. Im Bereich der Papier­industrie wurde auch häufiger angegeben, dass die Anlagennoch nicht automatisiert gesteuert werden können.

Finanzielle Anreize

Die Anfangsinvestitionen sind in der Regel gering, da häu­fig bereits ein Lastmanagement zur Reduktion der betrieb­lichen Spitzenlast durchgeführt wird. Bei der Aktivierungdieser Potenziale zur Reduktion der betrieblichen Spit­zenlast, aber auch auf Anforderung des Netzbetreibers zurBereitstellung von Systemdienstleistungen können gegebe­nenfalls Kosten durch zusätzlichenMaterialaufwand oderdurch eine Verschlechterung der Prozesseffizienz auftre­ten, die insbesondere vonWärmeverlusten geprägt sind. Beieinem Anreiz von circa 30.000 Euro/MWpro Jahr, wie siein der Verordnung zu abschaltbaren Lasten als Vergütungvorgesehen sind, wird erwartet, dass ein Großteil der Ze­mentwerke neben dem Lastmanagement zur Reduktion derbetrieblichen Spitzenlast auch auf Anforderung des Netz­betreibers für Systemdienstleistungen zur Verfügung steht.Im Rahmen der Onlinebefragung zeigte sich, dass bei einerStromkosten­ und Netzentgelteinsparung von bis zu fünfProzent eine Lastreduktion von zehn Prozent bis zu 40­malim Jahr möglich ist. Bei einer Kostenersparnis vonmehr alszehn Prozent ist auch eine Lastreduktion von 20 Prozentmöglich. Legt man diese Angaben zugrunde, entspricht dieseiner Leistungsvergütung, die noch oberhalb der Vergütungim Rahmen der Abschaltverordnung liegt.

6.2 Papier

In der Papierindustrie wird eine Vielzahl an verschiedenenProzessen und Anwendungen genutzt, die sich grundsätz­lich für einen flexiblen Stromverbrauch und ein Lastma­nagement eignen. Die wichtigste Anwendung dabei sind dieHolzschleifer, die bei der Holzstoffherstellung verwendetwerden.Weitere Anwendungen sind die Altpapieraufberei­tung und die Zellstoffproduktion.

Für die Holzschleifer wird ein spezifischer Strombedarf voncirca 2.000 kWh/t angegeben. Die Auslastung der Holz­schleifer liegt mit 80 bis 85 Prozent häufig relativ hoch.Durch die Holzschleifer werden Holzstämme zerfasert, umHolzschliff zu gewinnen. Dieser dient als Ausgangsstoff fürdie Papierproduktion und wird typischerweise in einemZwischenlager gespeichert, um bei einer Produktionsunter­

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Finanzielle Anreize

Es zeigt sich, dass sich hier auch unter den heute bestehen­den Rahmenbedingungen im Regelenergiemarkt erste An­wendungen anbieten. Die finanziellen Anreize liegen deut­lich unterhalb der Zahlungen, die beispielsweise im Rahmender Verordnung zu abschaltbaren Lasten gezahlt werden.Im Rahmen der Onlinebefragung haben Unternehmen eineGrößenordnung von sechs bis zehn Prozent an Stromkos­ten­ und Netzentgelteeinsparungen genannt, bei der sie be­reit wären, 10 bis 20 Prozent ihrer Last zu reduzieren.

Zum Teil sind die Anlagen heute noch nicht automatisiertsteuerbar, sodass Investitionen in einem geringeren Umfanganfallen, um die Anwendungen im Rahmen eines Lastma­nagements zu nutzen. Bei der Aktivierung wurden insbe­sondere zusätzlicheMaterialkosten und bei einigen Unter­nehmen auch zusätzliche Personalkosten genannt.

6.3 Elektrostahl- und Metallindustrie

Ein sehr großes Potenzial für einen flexiblen Stromver­brauch besteht bei der Elektrostahlerzeugung. Hier wirdStahlschrott in einem Elektrolichtbogenofen geschmolzen,um daraus wieder neuen Stahl zu produzieren. In Süd­deutschland existieren zwei Standorte, die ein solchessehr stromintensives Verfahren einsetzen. Der spezifischeStromverbrauch bei der Elektrostahlherstellung liegt beicirca 500 bis 700 kWh/t.

Die Elektrostahlproduktion ist ein diskontinuierlicher so­genannter Batch­Prozess, der nicht kontinuierlich, sondernin Chargen abläuft. Die Aktivierung sollte in die Produkti­onsplanung eingebunden werden, da ein Abschalten wäh­rend des Betriebes schwieriger zu realisieren ist und auchzu höheren Effizienzverlusten führen kann. Insgesamt istdie Elektrostahlproduktion auf eine möglichst kontinuierli­che Prozessabfolge ausgelegt, um vor allemWärmeverlusteund damit Effizienzverluste zu vermeiden. Grundsätzlichkönnen Elektrostahlöfen aber auch zum Lastabwurf genutztwerden. Je nach Stahlsorten, die produziert werden, liegendie Prozesszeiten für eine Charge bei 30 bis zu 120Minuten.

technische Kenndaten

In der Onlinebefragung wurde eine maximale Abschalt­dauer von circa zwei Stunden genannt. Hintergrund ist dieWeiterverarbeitung des anfallenden Holzschliffs sowie diebestehenden Arbeitszeitstrukturen. Bis zu 20 Aktivierun­gen pro Jahr wurden als realisierbar eingeschätzt, was unge­fähr zwei Aktivierungen proMonat entspricht. Die Voran­kündigungszeiten können relativ kurzfristig ausfallen. Hierwurden Vorankündigungszeiten von bis zu einer Stunde alsausreichend eingeschätzt.

Die Regelgeschwindigkeiten sind vergleichsweise hoch.Innerhalb von fünfMinuten können die Holzschleifer an­beziehungsweise abgefahren werden. Dabei ist auch eineTeillastfähigkeit gegeben.

Speicherkapazitäten

Die relevante Zwischenspeicherung findet nach den Holz­schleifern statt, wo das Fasermaterial für die Papierma­schine zur Verfügung gestellt wird. Hier werden Speicher­kapazitäten von circa fünf bis sechs Stunden angegeben(Apel 2012). Bei einem Leistungsbedarf für die Schleifer voncirca 90MW liegt die Speicherkapazität damit bei circa0,5 GWh.

Genutztes potenzial

Die beschriebenen Anwendungen werden zum Teil bereitsfür ein betriebliches Lastmanagement eingesetzt. Darunterfallen sowohl der Einsatz für eine optimierte Strombeschaf­fung als auch zur Reduktion der Spitzenlast. Einige Unter­nehmen zahlen aufgrund einer atypischen Netznutzungreduzierte Netzentgelte. Erste Unternehmen haben auchSchleifer im Regelenergiemarkt präqualifiziert. Diese Formdes Lastmanagements entwickelt sich mittlerweile, wobei inBaden­Württemberg bisher keine Anwendungen präquali­fiziert sind. Auch hier ist davon auszugehen, dass noch einGroßteil des genannten Leistungspotenzials für eine zusätz­liche Nutzung im Regelenergiemarkt beziehungsweise fürein Redispatch zur Verfügung stehen würde.

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Weitere Anwendungen in der metallindustrie

In derMetallindustrie finden sich neben den Lichtbogen­öfen für die Elektrostahlerzeugung weitere Anwendungen,die für ein Lastmanagement geeignet sind. Darunter falleninsbesondere Anwendungen zurWärmebehandlung, Gie­ßereien (unter anderem auch in der Automobilindustrie),Warmumformungen und die Herstellung von Schmiedetei­len. Hier wurden im Rahmen der Onlinebefragung Lastma­nagementpotenziale durch die Unternehmen genannt, diebei 10 bis 20 Prozent der aktuellen Last liegen. Typischer­weise sind diesWarmhalteöfen oder Schmelzöfen, die fürein Lastmanagement genutzt werden können. Von 13 Un­ternehmen aus derMetallindustrie in Baden­Württembergund Bayern wurden Abschätzungen zum Lastmanagement­potenzial vorgenommen. Insgesamt hatten diese Unterneh­men einenmittleren Leistungsbedarf von circa 120MW,wovon circa 28MW für ein Lastmanagement eingesetztwerden könnten. Diese Unternehmen nutzen heute be­reits circa 14MWvor allem für ein betriebliches Lastma­nagement zur Reduktion der Lastspitzen. Eine strukturierte

Leistungsbedarf

Die beiden Standorte in Süddeutschland haben eine Pro­duktionskapazität von circa drei Millionen Tonnen Fer­tigstahl pro Jahr. Der spezifische Strombedarf liegt bei 540beziehungsweise 730 kWh/t, wovon der Elektrolichtbogen­ofen circa zwei Drittel ausmacht. Rechnet man nur mit demmittleren Leistungsbedarf der Lichtbogenöfen, dann liegtdieser bei circa 150MW. Die gesamte Anschlussleistung derStandorte beziehungsweise der maximale Leistungsbedarfliegt noch um einiges höher.

technische Kenndaten

Die Abschaltung der Lichtbogenöfen kann bei einemLastabwurf innerhalb von Sekunden erfolgen. EinWarm­start kann innerhalb von circa 15 Sekunden durchgeführtwerden, bei einem Kaltstart dauert es einigeMinuten. Ab­schaltdauern lassen sich bis zu zwei Stunden realisieren,wobei durch Auskühlen der Anlage zusätzlich Verluste auf­treten können.

Genutztes potenzial

In der Regel findet bereits eine optimierte Beschaffung statt,für den Einsatz im Regelenergiemarkt besteht allerdingsnoch ein zusätzliches Potenzial.

Finanzielle Anreize

Detaillierte Informationen liegen hierzu nicht vor, allerdingssind nach Auskunft des ÜNB in Baden­Württemberg bisherkeine Lasten im Regelenergiemarkt präqualifiziert. Die At­traktivität für eine Teilnahme am Regelenergiemarkt hängtzum einen von den dortigen Erlösmöglichkeiten, aber auchvon den Entwicklungen der Stahlpreise und der Stahlnach­frage ab. Unter den Rahmenbedingungen der Verordnungzu abschaltbaren Lasten, die eine Leistungsvergütung von30.000 Euro/MWpro Jahr vorsieht, sollten die genanntenPotenziale für ein Lastmanagement zur Verfügung stehen.

Antworten der Unternehmen derMetalindustrie in der Onlinebefragungzu Lastabschaltpotenzialen Abbildung 31

Darstellung Fraunhofer ISI

Technisches Potenzial für Lastabregelung in % der mittleren Last(bezogen auf antwortende Unternehmen, N = 13)

< 2 %

4 % - 6 %

7 % - 10 %

11 % - 15 %

> 15 %

1

2

3

2

5

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ten bewertet werden. Bei fixen Lagerkosten und variablemAluminiumpreis schwanken die jährlichen Kosten somitzwischen 7.000 und 9.000 Euro. Bei 208 Abrufen im Jahrwürden sich somit Kosten in Höhe von rund 40 Euro/MWhergeben, die sich bei zehn Abrufen auf rund 800 Euro/MWherhöhen.

6.4 Chemie

In der Chemieindustrie ist die Chlorherstellung für ein Last­management sehr geeignet. Hier kommen insbesondere dasMembranverfahren sowie das Quecksilberverfahren in­frage, die beide teillastfähig sind.

Leistungsbedarf

In Bayern existieren insgesamt drei Standorte mit ei­ner Chlorproduktion, in Baden­Württemberg wird keineChlorproduktion betrieben. Im Rahmen der Untersuchungwird hier ein direkt an Baden­Württemberg angrenzenderStandort mit betrachtet, der ebenfalls zu einer Steigerungder Versorgungssicherheit beitragen kann. Die Chlorpro­duktion dieser Standorte belief sich im Jahr 2011 auf insge­samt 660 Kilotonnen. Der spezifische Strombedarf liegt jenach Verfahren zwischen 2.500 kWh/t (Membranverfah­ren) und 3.200 kWh/t (Quecksilberverfahren). Damit ergibtsich ein mittlerer Leistungsbedarf für diese Anlagen voncirca 250MW. Bei einemmöglichen Teillastbetrieb je nachVerfahren von 40 beziehungsweise 30 Prozent der Volllast­leistung liegt das Potenzial für eine Abregelung bei circa 160MW. Grundsätzlich sind die Anlagen auch für einen Lastab­wurf geeignet, wobei in diesem Fall der gesamte Leistungs­bedarf von 250MW zur Verfügung steht.

technische Kenndaten

Für einen Betrieb in Teillast können die Anlagen innerhalbvon 15Minuten geregelt werden. Der Lastabwurf erfolgtinnerhalb von Sekunden. Ein anschließendes Hochfahrennimmt dann längere Zeit in Anspruch. Die Abschaltdauernliegen bei circa zwei Stunden, zum Teil können auch längereAbschaltdauern realisiert werden.

Beschaffung ist bei diesen Unternehmenweniger verbrei­tet als in den vorher genannten anderen energieintensivenIndustrien. Typischerweise ist auch der Leistungsbedarf amWochenende geringer als in derWoche, obwohl in der Regelauch amWochenende produziert wird. Von den 13 Unter­nehmen schätzen sieben, dass sie über vier Prozent ihrerdurchschnittlichen Leistung für ein zusätzliches Lastma­nagement zur Verfügung stellen können (siehe Abbildung31). Ein Unternehmen hält sogar mehr als 15 Prozent fürrealisierbar.

Die Auswertung des Onlinefragebogens zurMetallindustriezeigt, dass hier ein sehr interessanter Bereich für ein zu­sätzliches Lastmanagement zur Verfügung steht. Aufgrundder geringen Anzahl an antwortenden Unternehmen konntehieraus keine Hochrechnung auf Baden­Württemberg undBayern vorgenommenwerden, allerdings weisen die Anga­ben der Unternehmen darauf hin, dass hier weitere Poten­ziale immindestens zweistelligenMW­Bereich zur Verfü­gung stehen.

Im Bereich derWärmebehandlung ist für Lohnhärtereiender elektrische Leistungsbedarf derWärmebehandlungs­öfen für Deutschland auf circa 260MWgeschätzt wor­den (Klobasa 2011). Basierend auf diesen Angaben liegt derAnteil davon für Süddeutschland (Baden­Württemberg undBayern) bei circa 70MW. Aus der Befragung ergibt sich,dass bis zu einem Drittel der aktuellen Last für ein Lastma­nagement genutzt werden kann. Die Unternehmen schätzen,dass sie circa 10 bis 20 Prozent ihrer Last als zusätzlichesLastmanagement anbieten können. Auf dieser Grundlageergibt sich daraus ein Potenzial von bis zu 15MW.

Eine interessante Anwendung ist auch dieMetallschmelze.Im Bereich der Sekundäraluminiumerzeugungmüsste beieiner Lastreduktion jedoch der fehlende Output vorge­arbeitet worden sein, umNachfolgeprozesse nicht zu beein­flussen. Bei einer Lastverschiebung von einemMW für eineStunde ist mit einer Reduzierung des Outputs um circa zweiTonnen zu rechnen. Um im gesamten Jahr abrufbereit zusein, also dieMöglichkeit zu haben, die Aluminiumschmelzeund die Pressen herunterzufahren, müssten stets zwei Ton­nen Aluminium gelagert undmit ihren Kapitalbindungskos­

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Befragung gibt es deutschlandweit schätzungsweise circa25 Luftzerlegungsanlagen, die einen Leistungsbedarf voncirca 500MWhaben. Der Anteil in Süddeutschland wirdauf circa ein Viertel geschätzt. Die Anlagen können ohnegrößeren Aufwand im Teillastbetrieb bei 80 Prozent gefah­ren werden. Die Unternehmen schätzen, dass dadurch circa25MW an abschaltbarer Leistung in Süddeutschland ver­fügbar wären. Vorankündigungszeiten wärenmit wenigerals einer Stunde realisierbar.

Finanzielle Anreize, wie sie im Rahmen der Verordnung zuabschaltbaren Lasten gezahlt werden, werden als ausrei­chend angesehen, um sich an Lastabschaltungen zu beteili­gen.

6.5 Zusammenfassung energieintensiveIndustrie

Auf der Grundlage der Produktionsmenge der einzelnenProzesse lassen sich der Leistungsbedarf und daraus dieabschaltbaren Leistungen ableiten, die für ein Lastmanage­ment genutzt werden können. Die im Detail untersuch­ten Anwendungen weisen einen Leistungsbedarf von circa670MWaus (siehe Tabelle 6).

Auf Basis des ermittelten Leistungsbedarfs sowie der Un­ternehmensbefragungen und Interviews wurde das ökono­mische Potenzial abgeschätzt, wenn eine Vergütung ent­sprechend der Verordnung zu abschaltbaren Lasten (AbLaV)

Genutztes potenzial

Die Anwendungen werden üblicherweise für ein betriebli­ches Lastmanagement heute schon eingesetzt. Dies betrifftinsbesondere eine optimierte Beschaffung. Ein Einsatzim Regelenergiemarkt wird noch nicht von allen Anlagendurchgeführt, wobei diese Optionen den Unternehmen sehrgut bekannt sind. Gleichzeitig profitieren die Unternehmenauch von individuellen Regelungen zu den Netzentgelten.

Finanzielle Anreize

Für die Chlorelektrolyse wird davon ausgegangen, dass dieAnreize von 30.000 Euro/MWpro Jahr, die im Rahmen derVerordnung zu abschaltbaren Lasten gezahlt werden, aus­reichend sind, um dieses Potenzial über ein betrieblichesLastmanagement hinaus auch im Rahmen eines system­stützenden Lastmanagements einzusetzen.

Weitere Anwendungen in der Chemieindustrie

Ein weiterer geeigneter Anwendungsbereich in der Che­mieindustrie ist die Gasverflüssigung. Dieser sehr ener­gieintensive Prozess lässt sich im Teillastbetrieb fahrenund kann daher in gewissem Umfang als flexibler Verbrau­cher betrieben werden. Bei der Gasverflüssigung wird Luftkomprimiert und dann abgekühlt. Der spezifische Strom­bedarf ist hoch undwird mit 0,5 bis 1 kWh pro Kubik­meter geschätzt. Nach Angaben der Unternehmen in der

Leistungsbedarf von energieintensiven Prozessen in Süddeutschland Tabelle 6

Abschätzung Fraunhofer ISI

Branche Anwendung produktion inSüddeutschland

SpezifischerStrombedarf

Strombedarf Benutzungsdauer max.leistungsbedarf

in kt in MWh/kt in GWh in h in MW

ZementRoh- und Zement-mühlen

11.000 65 715 5.500 130

papier Holzschleifer 340 2.000 680 7.500 90

metall Elektrostahlofen 3.100 400 1.240 6.100 200

Chemie Chlorherstellung 660 2.900 1.914 7.700 250

Summe 670

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last zur Verfügung, da das genannte Potenzial in der Regelbereits für eine optimierte Beschaffung eingesetzt wird. InSituationenmit sehr hohen Börsenstrompreisen sollte einGroßteil der genannten Anwendungen daher nicht mehr amNetz sein. Wie im vorhergehenden Kapitel zur Analyse derkritischen Netzsituationen gezeigt, gehen diese Situationenjedoch nicht immer mit hohen Börsenstrompreisen ein­her. Aus diesem Grund stehenmit den Anwendungen in derenergieintensiven Industrie zusätzliche Potenziale vor allemfür ein systemstützendes Lastmanagement zur Verfügung.

gezahlt werden würde (siehe Tabelle 7). Dies entspricht einerLeistungsvergütung von circa 2.500 Euro/MWproMonatund einer zusätzlichen Vergütung bei Abruf zwischen 100und 400 Euro/MWh. Das genannte Potenzial wird heutebereits für ein betriebliches Lastmanagement genutzt, wassowohl eine optimierte Beschaffung als auch eine Reduk­tion der betrieblichen Spitzenlast betrifft. Insbesondere inder Zementindustrie, aber auch in der Papierindustrie wirdheute eine atypische Netznutzung praktiziert.

Ein zusätzliches Potenzial besteht für diese Anwendungeninsbesondere durch eine stärkere Beteiligung im Bereich derRegelenergiemärkte als auch bei netzentlastendenMaß­nahmen zum Redispatch. Nach Angaben der ÜNBs sindbisher circa 76MW an Lasten in Süddeutschland für denRegelenergiemarkt präqualifiziert. Die Berechnungen zei­gen daher, dass in Süddeutschland ein zusätzliches Poten­zial für ein systemstützendes Lastmanagement von 400 bis450MWallein in den vier im Detail untersuchten Anwen­dungen besteht. Darüber hinaus sind weitere Anwendungenim Bereich derMetallindustrie, der Chemie und der Papier­industrie verfügbar, die dieses Potenzial noch weiter erhö­hen sollten.

Nur ein begrenzter Anteil von dem genannten Potenzialvon 450MW steht für eine Reduktion der Systemspitzen­

Zusätzlich verfügbare Lastmanagementpotenziale zur Nutzung im Regelenergiemarktbeziehungsweise für Redispatch-Maßnahmen Tabelle 7

Abschätzung Fraunhofer ISI

Anwendung max. leistungsbedarfin MW

flexibler Anteilin %

Ökonom. potenzialnach Ablavin MW

verlagerungsdauerin h

Häufigkeitpro Jahr

Zement (Roh- und Zementmühlen) 130 40 ca. 50 bis zu 4, z. T. länger 20- bis 50-mal

Papier (Holzschleifer) mind. 90 100 ca. 90 2, z. T. länger 20- bis 50-mal

Chlor (Elektrolyse) 250 65 ca. 160 ca. 2 20- bis 50-mal

Stahl (Elektrostahlofen) 200 75 ca. 150 ca. 2 20- bis 50-mal

Summe ca. 450 ca. 2 20- bis 50-mal

bisher genutzt im Regelenergiemarkt ca. 76

bisher genutzt für opt. Beschaffung geschätzt 300 bis 400

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Lastkurven der bundeslandweiten Stromnachfrage standennicht zur Verfügung, sodass der Leistungsbedarf auf Basisdes Strombedarfs und der vertikalen Netzlasten im Übertra­gungsnetz und den größten Verteilnetzen geschätzt wurde.Industrielastgänge zeichnen sich, abgesehen von teilweiseetwas erhöhten Kälteerzeugungslasten im Sommer, durchgeringe saisonale Schwankungen aus. Während des Pro­duktionsbetriebes treten in Summe ebenfalls nur geringeSchwankungen auf. Markante Laständerungen ergeben sichlediglich durch Reduzierung beziehungsweise Herunterfah­ren von Produktionsanlagen. Diese Laständerungen könnenanhand von Schichtmodellen abgeleitet werden. Betriebe,die im Zweischichtbetrieb produzieren, weisen beispiels­weise nachts eine deutlich geringere Last als tagsüber auf,wohingegen Betriebe mit Dreischichtmodell oft ganztägigeinen ähnlich hohen Verbrauch haben.

Die Aufteilung des Gesamtstromverbrauchs je Branche undRegierungsbezirk in Süddeutschland zeigt Abbildung 32.Der größte Anteil entfällt, abgesehen von den sonstigenWirtschaftszweigen, auf die Branchen chemische Erzeug­nisse (inklusive Pharmasektor) in Bayern sowieMetaller­zeugung, Nichteisen­Metallerzeugung undMetallbearbei­tung in Baden­Württemberg. Weitere Sektoren, die einenGroßteil des Stromverbrauchs in den beiden Bundesländernausmachen, sind unter anderem derMaschinen­ und Fahr­zeugbau, die Papier­ und Druckindustrie und die Nah­rungsmittelindustrie (Schmid u. a. 2010).

Der maximale Leistungsbedarf der Industrie in Baden­Württemberg und Bayern liegt bei circa 14 GW, wennmandie Industriestromnachfrage sowie die typischen Lastver­läufe der Übertragungsnetze beziehungsweise der Verteil­netze in Bayern und Baden­Württemberg zugrunde legt.

7. Bewertung der verfügbaren Lastmanagement-potenziale im Bereich Querschnittstechnologien (FfE)

Stromverbrauch nach Regierungsbezirken und Branchen (Schmid et al. 2010) Abbildung 32

Darstellung FfE, basierend auf FfE-Regionenmodell–Stromverbrauch 2006; Wirtschaftszweige nach DESTATIS, 2003 (WZ 03)

Hof

Ulm

Hanau

Worms

Mainz

Passau

Speyer

NeuwiedKoblenz

Giessen

Neu-Ulm

Kempten

Bamberg

Augsburg

LandshutTübingen

Konstanz

MannheimNeustadt

WiesbadenOffenbach

Darmstadt

Offenburg

Regensburg

Reutlingen

Heidelberg

Heidenheim

Ingolstadt

Bad Homburg

Rüsselsheim

Baden-Baden

Sindelfingen

LudwigshafenKaiserslautern

Friedrichshafen

< 4,5 TWh/a

> 4,5 - 5 TWh/a

> 5 - 8,5 TWh/a

> 8,5 - 15 TWh/a

> 15 TWh/a

Stromverbrauchnach Wirtschaftszweigen

Gesamtstromverbrauch

1 TWh/a

Ernährung

Papiergewerbe

chemische Erzeugnisse

Kunststoffherstellung

Glas und Keramik

Metallbranche

Maschinenbau

Fahrzeugbau

sonstige

0 50 1 00 km

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die Habilitation von Stadler (Stadler 2005) verwiesen. In derHabilitation von Stadler werden unter anderem auf Basisvon Simulationen undModellen die möglichen Lastmanage­mentpotenziale in den Bereichen Lüftung, Klimakälte undDruckluft ermittelt. Ein Vergleich der von Stadler ausgewie­senen Potenziale mit den Ergebnissen der anderen Studiengestaltet sich schwierig, da die ausgewiesenen Potenzialeteils nur für spezielle Anwendungen gelten. Daher werdendieseWerte für den weiteren Studienvergleich mit Aus­nahme der Druckluft nicht berücksichtigt.

In der dena­Netzstudie II werden die Querschnittstechno­logien Druckluft, Lüftung und Prozesskälte (differenziertnach den Branchen Lebensmittel und chemische Industrie)auf deren Lastmanagementpotenzial untersucht.

Die Ergebnisse der Studien sind in Tabelle 8 dargestellt.Beide Studien weisen das technische Potenzial der betrach­teten Querschnittstechnologien aus.

Die Resultate der beiden Studien bezüglich Lebensmittel­kälte/Kühl­ und Gefrierprozesse weichen deutlich vonein­ander ab. Grund für diese Abweichung dürfte unter anderem

Dass auch die Industrie einen Beitrag zur Versorgungssi­cherheit leisten kann, wurde bereits in mehreren Studienam Beispiel flexibilisierbarer energieintensiver Prozessegezeigt. Neben den energieintensiven Prozessen eignen sichallerdings auch Querschnittstechnologien zum Lastmanage­ment. Als Querschnittstechnologien werden beispielsweiseWärme­ und Kälteerzeugungsanlagen, Druckluftkompres­soren, Ventilatoren und andere genannt. Sie werden bran­chenübergreifend eingesetzt und zeichnen sich durch einehohe zeitliche Verfügbarkeit und eine regionale Verteilungaus (Gruber 2011).

Aktueller Wissensstand bei Querschnittstechnologien

Das Potenzial von Querschnittstechnologien zum Last­management wurde bisher in der Dissertation von Klo­basa (Klobasa 2007) und der dena­Netzstudie II (Agricolau. a. 2010) untersucht. In der VDE­Studie (Apel 2012) wirdDruckluft als Lastmanagementmaßnahme zwar themati­siert, aber kein Potenzial dafür ausgewiesen. Bei Klobasawird ein Potenzial für Kühl­ und Gefrierprozesse sowieKlimatisierung ausgewiesen. Lastmanagementmaßnahmenmit Druckluftkompressoren werden nach den definiertenKriterien als nicht wirtschaftlich eingestuft, hier wird auf

Lastmanagementpotenzial für ausgewählte Querschnittstechnologien Tabelle 8

Darstellung nach Agricola et al. (2010), Klobasa (2007), Stadler (2005)

Anwendung

inst. leistung mittl. pos. leistung(abschaltbar)

realisierbare pos.leistung

mittl. neg. leistung(zuschaltbar)

realisierbare neg.leistung

in MW in MW in MW in MW in MW

Druckluft[Agricola u. a. 2010]

4.278 1.598 1.598 2.680 2.680

Druckluft[Stadler 2005]

n. a. 1.598 224 n. a. 91

Belüftung[Agricola u. a. 2010]

1.215 1.075 1.075 141 141

Klimatisierung[Klobasa 2007]

n. a. n. a. 320 n. a. n. a.

Prozesskälte chem. Industrie[Agricola u. a. 2010]

572 572 572 0 0

Prozesskälte Lebensmittel[Klobasa 2007]

n. a. 450 bis 570 270 n. a. n. a.

Prozesskälte Lebensmittel[Agricola u. a. 2010]

2.180 1.478 1.478 703 703

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Leistung je Querschnittstechnologie berechnet werden.Ebenfalls sind für jeden Betrieb Stromlastgänge in Viertel­stunden­Auflösung vorhanden. Anhand des Stromlastgangskonnten so die Betriebszeiten des jeweiligen Betriebs ermit­telt werden.

Es wurden folgende Querschnittstechnologien für eine de­taillierte Betrachtung gewählt:

→ Druckluft→ Lüftung→ Beleuchtung→ Kälte (Prozess­ und Klimakälte)→ Pumpen

In den Bereichen Druckluft, Lüftung, Kälte und Pumpenkönnen jeweils die elektrischen Antriebe der verschiedenenSysteme für Lastmanagementmaßnahmen genutzt werden.Bei der Beleuchtung wird durch das Dimmen beziehungs­weise Reduzieren der Beleuchtungsstärke ein geringererLeistungsbedarf erzielt.

der unterschiedlich hoch angesetzte Stromverbrauch (circa13 TWh/a nach dena, maximal 5 TWh/a nach Klobasa) sein.

7.1 Datengrundlage und Methodik

Um zu ermitteln, welchen Beitrag Querschnittstechnologienzur Lastverschiebung leisten können, wurde zunächst eineMethodik entwickelt, die in Abbildung 33 dargestellt ist.

Die Datengrundlage für die Auswertung bildeten detaillierteErhebungen im Rahmen der Lernenden Energieeffizienz­Netzwerke (LEEN) der FfE GmbH (FfE GmbH 2012), die fürdie Erfassung der Lastmanagementpotenziale für diesesProjekt aufbereitet wurden. Insgesamt wurden Daten ausüber 40 Betrieben ausgewertet. Für jeden dieser Betriebeliegen Angaben zum Gesamtstromverbrauch sowie zumStromverbrauch je Querschnittstechnologie vor. Zudem istbekannt, wie hoch die installierte Leistung der einzelnenAnlagen je Querschnittstechnologie ist – und ob undwiediese geregelt werden können (keine Regelung, Stufen­ oderDrehzahlregelung). Somit konnte die gesamte installierte

Methodik zur Ermittlung des Lastmanagementpotenzials industrieller Querschnittstechnologien (QST) Abbildung 33

Darstellung FfE

Lastflexibilisierungspotenzial industriellerQuerschnittstechnologien in Süddeutschland

Umfangreiche Daten von circa 40

Unternehmen aus der Industrie

→ Gesamtstromverbrauch

→ Stromverbrauch nach QST

■ Druckluft■ Lüftung■ Beleuchtung■ Kälte■ Pumpen

→ Stromlastgänge

→ installierte Leistung je QST

→ Anzahl geregelter und ungere-

gelter Anlagen im Bereich QST

DateninputQuerschnittstechnologien

DateninputLastflexibilisierung

Regionaler Dateninput

Initialberatungen LEEN, Frage-

bögen, Interviews, Berechnungen

→ Abschätzung von

■ Ab- und Zuschaltdauer■ maximal abrufbare

Leistung■ maximal abschaltbare

Leistung

Stromverbräuche nach Branchen

auf Landkreisebene für BY + BW

(Statistisches Bundesamt)

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Stromverbrauch je Querschnittstechnologie undBranche

Die untersuchten Betriebe wurden zunächst den unter­schiedlichen Branchen zugeordnet. Aufgrund der be­schränkten Stichprobengröße wurde darauf geachtet,ähnliche Einsatzbereiche von Querschnittstechnologienzusammenzufassen. Beispielsweise wurden Unternehmender BranchenMaschinenbau und Fahrzeugbau aufgrundder ähnlichen Nutzung von Lüftungsanlagen, Druckluft­kompressoren und Kälteerzeugungsanlagen gemeinsambetrachtet. Die vorhandenen Daten zum Stromverbrauchje Querschnittstechnologie und Betrieb wurden je Bran­che gemittelt, sodass für alle oben genannten Brancheneine Aufteilung des Stromverbrauchs auf die einzelnenQuerschnittstechnologien und auf die Produktionsanla­gen vorlag. Abbildung 34 zeigt diese Aufteilung am Beispielder BranchenMaschinen­ und Fahrzeugbau. Der Bereich„Elektro“ (52 Prozent des Gesamtstromverbrauchs) beinhal­tet den Stromverbrauch für die Produktionsanlagen sowiefür die EDV, letzterer ist jedochmeist vernachlässigbar ge­ring. Die Bereiche Druckluft, Beleuchtung und Lüftung sindneben dem Bereich Elektro mit 10 bis 15 Prozent des Ge­samtstromverbrauchs weitere größere Verbraucher. Dieseanteiligen Stromverbräuche je Querschnittstechnologie undBranche wurden anschließend durch Vergleich mit Litera­turwerten (Rohde 2011) plausibilisiert.

Für die Hochrechnung wurde mit den arithmetischenMit­telwerten gerechnet. Vergleichend wurde die Hochrech­nung nochmit einem gewichtetenMittelwert vorgenom­men; hierbei käme es zu etwas höheren Potenzialen zurLeistungsreduktion in der Industrie. Die ausgewiesenenPotenziale sind somit als untere Abschätzung zu betrachten.Die hohe Streuung von Betrieb zu Betrieb in Abbildung 34macht deutlich, dass die Potenziale im Einzelfall erheblichvon den ausgewiesenen Durchschnittspotenzialen abwei­chen können.

Für die Ermittlung der Lastmanagementpotenziale wurdendanach zwei Kennwerte je Branche gebildet. Um das regi­onale Potenzial darstellen zu können, wurde der Stromver­brauch je Landkreis und Branche mit dem Faktor ai multi­

Für die Potenzialermittlung wurde zudem auf die Ergebnisseder Onlinebefragung (vgl. Kapitel 5) zurückgegriffen undes wurden Vor­Ort­Interviews durchgeführt. Neben denEnergieverantwortlichen aus Unternehmenwurden auchDemand-Response-Dienstleister befragt.

In den detaillierten Gesprächenmit den Energieverantwort­lichen der Betriebe aus den von der FfE betreuten Energie­effizienz­Netzwerken wurde unter anderem diskutiert, in­wiefern einzelne Anlagen flexibel betrieben werden könnenbeziehungsweise welche weiteren Schritte für eine flexibleBetriebsweise erforderlich wären. Dabei wurden realisier­bare Potenziale aus den technischen Potenzialen abgeleitet,wobei ein wirtschaftlicher Betrieb ohne die Berücksichti­gung von Implementierungskosten angenommenwurde. DieErkenntnisse aus den verschiedenen Befragungen wur­den unter anderem dazu genutzt, um die flexibilisierbareLeistung je Querschnittstechnologie zu ermitteln. Zudemwurden vor allem die Vor­Ort­Befragungen genutzt, umErkenntnisse bezüglich der Abrufdauer und ­häufigkeit beiQuerschnittstechnologien zu erhalten. Darüber hinaus wur­den weitere Berechnungen hinsichtlich der maximal mögli­chen Abrufdauer durchgeführt.

Um anschließend das Potenzial für Süddeutschland zu er­mitteln, wurden die Stromverbräuche je Branche und Land­kreis für Bayern und Baden­Württemberg aus dem Regio­nenmodell der FfE genutzt (Schmid u. a. 2010).

Folgende Branchen wurden für die Potenzialermittlung be­trachtet:

→ Ernährung und Tabak→ Papier→ Chemie→ Glas, Keramik, Steine, Erden→ Metallerzeugung, Nichteisen­Metallerzeugung, Metallbe­arbeitung

→ Maschinenbau, Fahrzeugbau→ sonstigeWirtschaftszweige

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berechnet. In Abbildung 35 ist ein Tageslastgang (Stromlast­gang) dargestellt, es wird die jeweilige Last – unterschiedennach Normalbetrieb (alle Abteilungen produzieren), redu­ziertem Betrieb (nur ein Teil der Abteilungen produziert zumBeispiel in der dritten Schicht) und Grundlastbetrieb (pro­duktionsfreie Zeit) – ermittelt.

Durch den Faktor fi,b wird anschließend dargestellt, wiehoch die durchschnittliche Leistungsaufnahme imNormal­betrieb (b = 1 : alle Abteilungen produzieren), im reduziertenBetrieb (b = 2 : nur ein Teil der Abteilungen produziert zumBeispiel in der dritten Schicht) oder im Grundlastfall(b = 3 : produktionsfreie Zeit) ist.!!,!,!"# = Ø !!"#,!,!!!"#$,!"#,!i = Brancheb = BetriebsartØ PQST, i, b =mittlere Leistungsaufnahme QST bei Betriebsart bPinst, QST = installierte Leistung QST

pliziert. Dieser Faktor ai beschreibt die installierte Leistungje Querschnittstechnologie bezogen auf den Gesamtstrom­verbrauch in der jeweiligen Branche i.

!! = !!"#$,!"#,!!!",!"#,!i = BranchePinst, QST = installierte Leistung QSTEel, ges = Gesamtstromverbrauch der untersuchten Betriebe

mittlere Last bezogen auf die installierte Leistung jeQuerschnittstechnologie und Branche

Das realisierbare Lastmanagementpotenzial der einzelnenTechnologien ist abhängig von der mittleren Leistungsauf­nahme der Anlagen. Je höher die mittlere Last bezogen aufdie installierte Leistung der Querschnittstechnologie ist,desto höher ist auch das positive Lastmanagementpotenzial,da mehr Last reduziert beziehungsweise abgeschaltet wer­den kann. Daher wird für die drei Betriebsfälle Normalbe­trieb, reduzierter Betrieb und Grundlastfall die mittlere Last

Aufteilung des Stromverbrauchs nach Technologien am Beispiel Maschinen- und Fahrzeugbau Abbildung 34

Darstellung FfE

80 %

70 %

60 %

50 %

40 %

30 %

20 %

10 %

0 %

Maschinenbau, Fahrzeugbau

Elektro

Betrieb 1

54 %

10 % 12 %

2 % 2 % 2 % 3 %

15 %

Betrieb 2

Betrieb 3 Betrieb 4

Betrieb 5 Betrieb 6

Betrieb 7 Betrieb 8

Betrieb 9 Betrieb 10

Mittelwert

Druckluft Beleuchtung Klimakälte Prozesskälte Raumwärme Prozesswärme Klima/Lüftungs-anlagen(Querschnitts-)Technologie

AnteilamStromverbrauch

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Mittlere Last bezogen auf die installierte Leistung in Abhängigkeit des Betriebszustands am BeispielMaschinen- und Fahrzeugbau Abbildung 36

Darstellung FfE

Mittlere Last in Abhängigkeit des Betriebszustands am Beispiel eines Tageslastgangs Abbildung 35

Darstellung FfE

1,00

0,90

0,80

0,70

0,60

0,50

0,40

0,30

0,20

0,10

0,00

Leistung

inkW

42 %

29 %

11 %

Druckluft

Normalbetrieb (NB)

reduzierter Betrieb (RB)

Grundlast (GLB)

Tageslastgang

Zeit

0:00 4:00 8:00 12:00 16:00 20:00 0:00

Betrieb 1

Betrieb 2

Betrieb 3

Betrieb 4

Betrieb 5

Betrieb 6

Betrieb 7

Betrieb 8

Betrieb 9

Betrieb 10

Mittelwert

Ø Pel Normalbetrieb Ø Pel reduzierter Betrieb Ø Pel im Grundlastbetrieb

ØLeistung

bzg.aufm

ax.Leistung

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tung kann keine Speicherung von überschüssiger Ener­gie erfolgen, durch das Erhöhen des Volumenstroms oderdas Zuschalten von Lüftungsanlagen sowie die Erhöhungder Beleuchtungsstärke wird lediglich einMehrverbrauchgeneriert. Diese Anlagen weisen daher kein negatives Po­tenzial auf.

→ Mindestbetriebsgröße: Unternehmenmit einem Strom­verbrauch vonweniger als 5.000MWh pro Jahr werdenfür die Potenzialermittlung zur Lastflexibilisierung nichtberücksichtigt, da dort meist nur Anlagenmit geringererinstallierter Leistung vorhanden sind und die Aufschal­tung auf ein automatisiertes System in diesem Fall zuhohe Investitionenmit sich bringen würde.

→ SonstigeWirtschaftszweige: Da diese Gruppe sehr hete­rogen ist, wurde das ermittelte Potenzial durch einen zu­sätzlich limitierenden Faktor etwas reduziert.

Abrufdauer und -häufigkeit

Neben der Ermittlung der flexibilisierbaren Lasten sind dieDauer und die Häufigkeit des Abrufs von entscheidenderBedeutung. Für die Erhebung der zur Verfügung stehendenEnergiemenge pro Abruf wurden Angaben von Betrieben imOnlinefragebogen sowie in den Vor­Ort­Interviews her­angezogen. Zudemwurden eigene Berechnungen bezüglichder Speicherkapazitäten durchgeführt und Erkenntnisseaus den Initialberatungen nach LEEN zu flexibilisierbarenQuerschnittstechnologien genutzt. Um die Verfügbarkeit zuunterschiedlichen Zeitpunkten bewerten zu können, wur­den separate Berechnungen in Abhängigkeit der drei Be­triebsarten angestellt.

Die Betriebe wurden im Onlinefragebogen befragt, welcheTechnologien ihrerMeinung nach das größte und zweit­größte Potenzial für Lastmanagementmaßnahmen aufwei­sen. Die relative Häufigkeit der Nennungen je Technolo­gie ist in Abbildung 37 dargestellt. So gab der Großteil derBetriebe (circa 39 Prozent) Produktionsanlagen als größtesPotenzial für Lastmanagementmaßnahmen an. Auch sehrhohes Potenzial wurde Lüftungsanlagen (16 Prozent) zuge­schrieben. Allerdings wurden beim zweitgrößten Potenzialam häufigsten Druckluft und Beleuchtung (jeweilscirca 19 Prozent) genannt.

Abbildung 36 zeigt die mittlere Last der Druckluftkompres­soren bezogen auf die installierte Leistung der Kompresso­ren (f­Faktor) wiederum am Beispiel desMaschinen­ undFahrzeugbaus.

Es ist ersichtlich, dass die mittlere Last der Kompressorenim normalen Betriebsfall bei etwa 42 Prozent der instal­lierten Leistung liegt, somit sind noch ausreichend Redun­danzen im Fall eines Kompressorausfalls vorhanden. Diemittlere Last verringert sich im reduzierten Betrieb auf etwa29 Prozent, zu produktionsfreien Zeiten wird das Druck­luftnetz in denmeisten Betrieben auchmit Druck beauf­schlagt, da einzelne Verbraucher nicht vom Druckluftnetzgetrennt werden können. Diese Verbraucher sowie Lecka­gen verursachen eine mittlere Last von circa elf Prozent derinstallierten Leistung der Druckluftkompressoren währendder produktionsfreien Zeit.

einflussgrößen auf das Lastmanagementpotenzial

Folgende limitierende Faktoren bezüglich der Lastflexibili­sierung flossen in die Potenzialbestimmungmit ein:

→ Nichtverfügbarkeit von Anlagen:Wenige Anlagen stehenfür einen Abruf aufgrund vonWartung, Reparatur odersonstigen Instandhaltungsmaßnahmen nicht zur Verfü­gung.

→ Nicht abschaltbare Anlagen: Für einige Anlagen geltengesetzliche Vorschriften, wie beispielsweise für Lüf­tungsanlagen im pharmazeutischen Bereich. Dort muss ineinigen Bereichen eine ständige Luftwechselrate von 30pro Stunde eingehalten werden. In diesem Fall ist es nichtmöglich, die Anlage flexibel zu betreiben. Auch bei Ab­sauganlagen kann der Volumenstrom oft nicht reduziertwerden.

→ Vorhandensein, Größe und Art eines Speichers: Sofern einSpeicher (zum Beispiel Druckluft­, Wärme­ oder Kälte­speicher) vorhanden ist, können Erzeugung und Ver­brauch voneinander entkoppelt werden, was eine Fle­xibilisierung von Anlagen begünstigt. Die Größe desSpeichers bestimmt unter anderem die Abrufdauer.

→ Zuschalten von Anlagen ohne Speicherwirkung wirdnicht betrachtet: In den Bereichen Beleuchtung und Lüf­

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Fast alle Betriebe gaben in der Onlinebefragung an, dass dieflexibilisierbare Last für bis zu 30Minuten abschalt­ oderreduzierbar wäre (vgl. Abbildung 38). Nur noch 60 Prozentder Befragten könnten die Last bis zu zwei Stunden ab­schalten. Bis zu vier Stunden oder darüber hinaus könnennur noch wenige Betriebe (circa zehn Prozent) ihre Lastabschalten oder reduzieren.

Die Ergebnisse der Vor­Ort­Befragungen ergaben, dassder Großteil der Betriebe hohes Potenzial in den BereichenLüftung und Kälteerzeugung sieht. Die Unternehmen, mitdenen Interviews durchgeführt wurden, gaben fast alle an,dass ein Teil ihrer Lüftungsanlagen über Zeiträume von 15bis 30Minuten, in Einzelfällen auch bis zu einer Stunde,flexibilisiert werden könnten. Teilweise würde bei einemAbruf der Volumenstrom reduziert werden, in Einzelfäl­len könnte die Lüftungsanlage auch kurzzeitig abgeschaltetwerden, dies ist jedoch vom Betrieb und saisonal abhängig(bei sehr geringen Außentemperaturen imWinter sehen dieEnergieverantwortlichen eine Abschaltung der Lüftungs­anlage kritisch). Es gibt dagegen auch Bereiche, in denen die

Maximale Abrufdauer für Lastmanagement-maßnahmen laut Antworten imOnlinefragebogen Abbildung 38

Darstellung FfE

Technologien mit größtem beziehungsweise zweitgrößtem Potenzial für Lastmanagementmaßnahmenlaut Antworten im Onlinefragebogen Abbildung 37

Darstellung FfE

größtes Verschiebepotenzial

zweitgrößtes Verschiebepotenzial

45 %

40 %

35 %

30 %

25 %

20 %

15 %

10 %

5 %

0 %

Technologie

Zeitdauer

genanntalsgrößtes/zw

eitgrößtesPotenzial

Produktion

Druckluft

Prozesskälte

Prozesswärme

Belüftung

Klimatisierung

Fördertechnik

Beleuchtung

genanntemax.DauerderLastflexibilisierung 120 %

100 %

80 %

60 %

40 %

20 %

0 %

bis zu30 Minuten

bis zu2 Stunden

bis zu4 Stunden

über4 Stunden

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dass das Druckniveau sowohl im Netz als auch im Druck­luftspeicher erhöht beziehungsweise reduziert wird. Ursa­che für die abweichenden Antworten im Fragebogen könn­ten beispielsweise andere Einsatzzwecke der Druckluft sein.Statt der Steuerung von Anlagen könnte die Druckluft zumBeispiel nur für Reinigungszwecke oder diskontinuierlicheArbeiten eingesetzt werden.

Auch im Bereich Beleuchtung sahen die Interviewpart­ner vor Ort wenig bis kein Potenzial, was den Angaben imOnlinefragebogen etwas widerspricht. Daher wurde für diePotenzialermittlung folgender Ansatz gewählt: Eine kurz­zeitige Reduktion der Last für die Beleuchtung kann nurerfolgen, wenn nach Vorgaben des Betriebs die aktuelle Be­leuchtungsstärke über den Anforderungen nach Arbeits­stättenrichtlinie liegt und eine tageslichtabhängige Steu­erung mit Dimmfunktion vorhanden ist. Sofern sich derBetrieb bereit erklärt, die Beleuchtungsstärke kurzzeitigetwas abzusenken, jedochmindestens die Anforderungennach Arbeitsstättenrichtlinie zu erfüllen, kann ein Beitragzur Lastflexibilisierung geleistet werden. Alle anderen Artender Lastflexibilisierung sind demnach der Energieeffizienz­steigerung zuzuordnen.Wird die Beleuchtung zur Flexibili­sierung eingesetzt, besteht allerdings auch dieMöglichkeit,die Beleuchtungsstärke über einen längeren Zeitraum vonbis zu vier Stunden zu reduzieren, da dies einen geringerenEinfluss auf die Behaglichkeit desMitarbeiters hat als einwiederholtes Erhöhen oder Reduzieren der Beleuchtungs­stärke.

7.2 Potenziale

Betrachtet man die geeigneten Technologien entsprechendder vorher genannten limitierenden Faktoren, ergibt sichder größte Leistungsbedarf, der für das Lastmanagementgenutzt werden kann, bei den Querschnittstechnologien inden SektorenMaschinenbau und Fahrzeugbau sowie beiden sonstigenWirtschaftszweigen (siehe Abbildung 71 imAnhang).

Es zeigt sich, dass vor allem in den Bereichen Kälte und Lüf­tung hohes Lastmanagementpotenzial gesehen wird. Etwaein Viertel der Abschaltpotenziale lassen sich über die Re­

Volumenströme von Lüftungsanlagen aus verschiedenenGründen nicht reduziert werden können.

Kälteerzeugungsanlagen für die Prozess­ und Klimakältekönnen ebenfalls flexibilisiert werden, allerdings ist diesmeist abhängig vom Vorhandensein eines Speichers. Im Be­reich der Klimatisierung ist ein Reduzieren oder Abschaltenvon Kälteerzeugungsanlagenmeist unkritisch. Besondersgeeignet im Bereich Prozesskälte ist die Kälteerzeugung fürKühlräume, dochmuss beachtet werden, dass Temperatur­sollwerte nicht deutlich über­ oder unterschritten werden.Meist hat eine um ein bis zwei Kelvin höhere oder gerin­gere Raumtemperatur keinen Einfluss auf die Produktqua­lität. Sofern ein Speicher vorhanden ist, können Lasten auchüber einen längeren Zeitraum von bis zu mehreren Stundenverschoben werden. Einige der befragten und untersuchtenBetriebe betreiben bereits heute ihre Kälteerzeugungsanla­gen nachts, um den günstigeren Strompreis zur Niederta­rifzeit zu nutzen oder um Spitzen im Lastgang tagsüber zureduzieren.

Die genannten Anlagen in den Bereichen Lüftung und Käl­teerzeugung sind bei einigen Betrieben bereits in das be­triebliche Lastmanagement integriert. Sofern eine Über­schreitung der maximal zulässigen Last droht, werden dieseAnlagen zuerst abgeschaltet. In Einzelfällen kann sogar einTeil der Beleuchtung für das Spitzenlastmanagement redu­ziert (gedimmt) werden.

Im Vergleich zu den Antworten im Onlinefragebogen sehendie vor Ort befragten Betriebe kein Lastmanagementpo­tenzial im Bereich Drucklufterzeugung. Sie bewerten eineAbschaltung oder Reduzierung von Kompressoren kritisch,da diese Energieform jederzeit für Produktionszwecke zurVerfügung stehenmuss. Bei einem Ausfall der Druckluft­versorgung können Einflüsse auf die Produktion die Folgesein. Eigene Berechnungen haben zudem ergeben, dass eineLeistungsänderung für die Dauer der Erhöhung des Netz­drucks ummaximal zwei Bar beziehungsweise die Dauereiner Absenkung des Netzdrucks ummaximal 0,5 Bar nurüber wenige Sekundenmöglich wäre. Das Zeitintervall, dasfür die Druckerhöhung oder ­reduzierung benötigt wird, istsomit sehr gering. In der Berechnung wurde berücksichtigt,

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Anteil somit etwa elf Prozent. Im Vergleich zur gesamtenmittleren Verbrauchslast der Industrie von 14 GW in Süd­deutschland beträgt der Anteil lediglich 3,4 Prozent.

Der relative Beitrag der einzelnen Branchen zur Flexibili­sierung von Querschnittstechnologien über einen Zeitraumvon einer Stunde unterscheidet sich erheblich. Die mittlereLast im Normalbetrieb kann um 0,4 bis maximal 4,6 Prozentin Abhängigkeit der Branche reduziert werden.

Diese Angaben werden auch durch die Onlinebefragung derUnternehmen bestätigt. Die lastgewichteten Angaben derUnternehmenweisen eine Verlagerung von sieben bis achtProzent der mittleren Last aus, wennman sämtliche Bran­chen betrachtet. Unternehmen aus den SektorenMaschi­nenbau, Fahrzeugbau und Elektrotechnik, die in der RegelQuerschnittstechnologien als ihr größtes Potenzial genannthaben, weisen ein lastgewichtetes Verlagerungspotenzialvon circa sechs Prozent aus. Auf dieser Basis ist die durch­

duzierung der Lüftungsleistung realisieren. Der Leistungs­bedarf ist auch für die Druckluft sehr hoch, allerdings sinddiese Anwendungen nur sehr kurzzeitig zu verlagern.

Im Vergleich zumNormalbetrieb verringert sich im redu­zierten Betriebsfall das abschaltbare Potenzial etwas, imGegenzug erhöht sich das zuschaltbare Potenzial, da diedurchschnittliche Last im reduzierten Betriebsfall geringerist (vgl. Abbildung 72 im Anhang).

Im Grundlastfall (vgl. Abbildung 73) ist das positive Potenzialnochmals deutlich geringer, das negative Potenzial dagegenam höchsten, da ein Großteil der Anlagen über einen kurzenZeitraum zugeschaltet werden könnte.

Berücksichtigt man die Abrufdauer, könnten imNormal­betrieb für die Dauer von einer Stunde etwa 480MWab­geschaltet werden (siehe Abbildung 39). Im Verhältnis zurmittleren Last der betrachteten Querschnittstechnologien,die bei etwa 4,4 GW liegt, entspricht der flexibilisierbare

Abschaltbare Leistung durch Flexibilisierung von Querschnittstechnologien in Süddeutschland(Normalbetrieb) in Abhängigkeit der Abrufdauer – technisches Potenzial für geeignete Betriebeohne Kostenbetrachtung für die Implementierung (Personal und I&K) Abbildung 39

Darstellung FfE

5.000

4.500

4.000

3.500

3.000

2.500

2.000

1.500

1.000

500

0

Pumpen

Lüftung

Kälte

Beleuchtung

Druckluft

Leistung

inMW

Zeitdauer

mittlereLast

abschaltbareLast

Minuten5

Minuten30

Stunden1

Stunden2

Stunden4

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häufig Produktionsausfälle zur Folge. Die Speicher sind inder Regel lediglich so groß dimensioniert, dass die Druck­luftkompressoren nur im Sekundenbereich Lasten zu­ oderabschalten können. Für eine Abschaltung können daher nurDruckluftanwendungen genutzt werden, die nicht direktmit dem Produktionsprozess verknüpft sind, zum BeispielDrucklufteinsatz für Reinigungszwecke.

Obwohl auch die Beleuchtung häufig als Option bei derOnlinebefragung genannt wurde, ist dieses Potenzial be­grenzt, da eine mögliche Reduzierung der Beleuchtungs­stärke generell zunächst der Energieeffizienzsteigerungzuzuschreiben ist. In Ausnahmefällen kann die Beleuch­tungsstärke, sofern sie höher ist als nach Arbeitsstätten­richtlinie vorgegeben, über einen längeren Zeitraum (zumBeispiel vier Stunden) gedimmt werden. Dies kann jedochdie Behaglichkeit und somit die Produktivität vonMit­arbeitern beeinflussen.

geführte Potenzialabschätzung eher als konservativ einzu­schätzen.

Im reduzierten Betrieb sind über die gleiche Zeitdauer nochetwa 300MW (vgl. Abbildung 40), im Grundlastbetrieb nochcirca 120MW reduzierbar oder abschaltbar.

Insgesamt sind die größten Potenziale bei Lüftungsanlagenund Kälteerzeugern zu erwarten, da eine Abschaltung oderReduzierung über Zeiträume von 15Minuten bis zu maxi­mal einer Stunde oft keinen direkten Einfluss auf die Pro­duktion hat. Allerdings gibt es auch in diesen Bereichen eineReihe von Anlagen, die aus verschiedenen Gründen nichtabgeschaltet werden können.

Es ist auffällig, dass viele der Unternehmen in der Online­befragung angaben, dass sie im Bereich Druckluft Last­managementpotenziale sehen. Diese Angabe erscheint beigenauerer Betrachtung eher zu optimistisch. Wird Druck­luft für Produktionsprozesse benötigt, hat eine Abschaltung

Abschaltbare Leistung durch Flexibilisierung von Querschnittstechnologien in Süddeutschland(reduzierter Betrieb) in Abhängigkeit der Abrufdauer – technisches Potenzial für geeignete Betriebeohne Kostenbetrachtung für die Implementierung (Personal und I&K) Abbildung 40

Darstellung FfE

5.000

4.500

4.000

3.500

3.000

2.500

2.000

1.500

1.000

500

0

Leistung

inMW

Zeitdauer

mittlereLast

abschaltbareLast

Minuten5

Minuten30

Stunden1

Stunden2

Stunden4

Pumpen

Lüftung

Kälte

Beleuchtung

Druckluft

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Eine Erhöhung des Potenzials wäre durch die Installationvon zusätzlichen Speichern möglich. Im Folgenden wirddargestellt, welche Kosten seitens des Betriebs durch dieErweiterung von Speicherkapazitäten in den BereichenDruckluft und Kälte entstehen.

Da bei den betrachtetenMöglichkeiten zur Lastflexibilisie­rung bei Querschnittstechnologien näherungsweise keinevariablen Kosten im Falle eines Abrufs anfallen, könnten dieKosten für eine Flexibilitätserhöhung durch Speicher aufdie abgerufene elektrische Energie zur Spitzenlastreduktionumgelegt werden. Für die folgenden Beispielberechnungenwerden die Investitionenmittels der Annuitätenmethodemit einem Zinssatz von zehn Prozent sowie einer Laufzeitvon 20 Jahren bewertet. DesWeiteren werden in Anlehnungan die maximalen Abrufe im Rahmen der Verordnung zuabschaltbaren Lasten (AbLaV) (siehe Kapitel 10) 208 Akti­vierungen über jeweils eine Stunde zugrunde gelegt.

Für die Bereitstellung einer verschiebbaren Leistung voneinemMWüber eine Stunde durch die Speichererwei­terung der Drucklufterzeugung (13 Bar Druckniveau auf7 Bar absenken) würden Investitionen in Höhe von etwa2,8Millionen Euro anfallen. Als Grundlage für die gemit­telte Berechnung der Investitionen dienen hier Preislistenverschiedener Anbieter von Druckluftspeichern. Unter zu­sätzlicher Berücksichtigung vonWartungs­ und Betriebs­kosten ist bei 208 Abrufen über jeweils eine Stunde im Jahrmit circa 2.000 Euro/MWh zu rechnen. Bei lediglich zehnAbrufen erhört sich dieser Betrag auf knapp 40.000 Euro/MWh. Diese Ergebnisse enthalten zudem Kosten für denRaumbedarf der Druckluftspeicher.

Die Investitionen für die Speichererweiterung eines Eis­speichers zur Lastverschiebung von einemMWbetragencirca 31.000 Euro. Werden weiterhin der Raumbedarf so­wie fixeWartungs­ und variable Energiekosten in Betrachtgezogen, fallen bei 208 Abrufen im Jahr Kosten in Höhe voncirca 160 Euro/MWh an, die sich bei nur zehn Abrufen aufrund 680 Euro/MWh erhöhen.

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aufgenommene elektrische Energie in thermische Energieum und speichern sie in ihrem Kern. Sie werden über einenspeziellen Nebentarif zu günstigeren Strompreisen abge­rechnet, die auf einer erheblichen Netzentgeltreduktionbasieren; dazu werden üblicherweise separate Stromzählerinstalliert (Stadler 2005).

Bestandsentwicklung von elektrischen Speicher-heizungen und Wärmepumpen

Die Entwicklung des Bestands von elektrischen Speicher­heizungen ist schwer vorherzusagen, da diese stark vomregulatorischen Rahmen und von Vermarktungsmodellenbestimmt wird. Ursprünglich wurde mit Paragraf 10 a derEnergieeinsparverordnung (EnEV) 2009 ein partielles Be­triebsverbot von elektrischen Speicherheizungen ab dem31. Dezember 2019 festgelegt. Voraussetzung für dieses Ver­bot war, dass sich die Speicherheizungen inWohngebäudenmit mehr als fünfWohneinheiten befinden, das Alter derSpeicherheizungen 30 Jahre überschreitet und die Raum­wärme ausschließlich über die Speicherheizungen zur Ver­fügung gestellt wird (EnEV 2009).

In der Bundesratssitzung vom 7. Juni 2013 wurde die 4. No­velle des Energieeinsparungsgesetzes mit entsprechenderÄnderung der Energieeinsparverordnung und damit die Zu­rücknahme des Verbots von elektrischen Speicherheizun­gen ab 2019 beschlossen. Dies wurde damit begründet, dasselektrische Speicherheizsysteme einen Beitrag zur Ener­giewende leisten könnten, indem sie überschüssigenWind­und Sonnenstrom aufnähmen (EnEV 2009; EnEG 2013).

Auch die Entwicklung des Bestands vonWärmepumpen istvon den regulatorischen Rahmenbedingungen, zu denenauch die Netzentgeltermäßigungen gehören, und von Ver­marktungsmodellen abhängig. Der BundesverbandWärme­

In Süddeutschland beträgt der jährliche Stromverbrauch fürelektrische Speicherheizungen (el. Sph.) circa 5,8 TWh undfürWärmepumpen circa 1,6 TWh. Der Verbrauch konnteanhand der Angaben von Verteilnetzbetreibern und Ener­gieversorgern hochgerechnet werden. Beide Technolo­gien verfügen über einenWärmespeicher, durch den derWärmeverbrauch zeitlich vom Stromverbrauch entkoppeltwerden kann. Aufgrund dieser Voraussetzungen eignensich elektrische Speicherheizungen undWärmepumpen fürLastmanagementmaßnahmen.

8.1 Technische Rahmenparameter

Wärmepumpen

Wärmepumpen gewinnen ihre thermische Energie, indemsie einem Quellmedium unter Nutzung von elektrischerEnergieWärme entziehen und diese auf das zu beheizendeSystem übertragen. Das Verhältnis aus gewonnener ther­mischer Energie zu eingesetzter elektrischer Energie be­schreibt dabei die Arbeitszahl, die bei modernen AnlageneinenWert von drei bis vier hat. In Abhängigkeit derWär­mequelle lassen sichWärmepumpen in die drei Technolo­gien Sole­, Grundwasser­ und Luftwärmepumpe untertei­len (Viessmann 2007;Wagner u. a. 2010).

elektrische Speicherheizungen

Die Verbreitung von elektrischen Speicherheizungen be­ruhte ursprünglich auf dem Gedanken, die Stromnach­frage in Schwachlastzeiten zu erhöhen, um so eine höhereAusnutzung von konventionellen Kraftwerken zu errei­chen. Da die Schwachlastzeiten üblicherweise nachts auf­treten, werden die elektrischen Speicherheizungen häufigals Nachtspeicherheizung (NSH) bezeichnet. ElektrischeSpeicherheizungen wandeln die in den Schwachlastzeiten

8. Bewertung der verfügbaren Lastmanagement-potenziale im Bereich elektrische Speicherheizungenund Wärmepumpen (FfE)

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Bei den Daten der LEWVerteilnetz GmbH konnte bei84 Prozent der Gemeindenmit einem Versorgungsgrad von100 Prozent gerechnet werden. Von den Gemeinden hatten8,5 Prozent einen Versorgungsgrad unter 30 Prozent undweitere 7,5 Prozent der Gemeinden einen Versorgungsgradzwischen 30 Prozent und 100 Prozent. Die Datensätze vonE.ON Bayern unterscheiden nur zwischen teil­ und voll­versorgt. Die von E.ON Bayern versorgten Gemeinden sindzu 20 Prozent teilversorgt und zu 80 Prozent vollversorgt.Bei den Daten von EnBWVertrieb ist keine Unterscheidungbezüglich des Versorgungsgrades angegeben. Daher wurdendiese unverändert übernommen.

Mittels der Datensätze konnten 67 Prozent der Gemeindendes untersuchten Gebietes erfasst werden. Nach der Berei­nigung der Daten erfolgte die Hochrechnung der Gebiete,für die keine oder unzureichende Daten vorlagen – auf derGrundlage der vorhandenen 59 Prozent der Gemeinden desbetrachteten Gebietes. Mit den Stromverbrauchswertenvon privaten Haushalten aus dem Regionenmodell der FfEkönnen die Verbräuche von elektrischen Speicherheizun­gen undWärmepumpen für die Gebiete, für die keine Datenvorliegen, mit folgender Formel ermittelt werden:

!"#$%&'#(#)*+ℎ !". !"ℎ./!"!"#"$%&" == !"#$%&#&!"#$%!&!'()ℎ!"#"$%&"!"#$%&#&'(%)"'*'$+,ℎ!"#$%&$'($# ∗ !"#$%&'#(#)*+ℎ !". !"ℎ./!"!"#$%&$'($#(grafische Darstellung der Datengrundlage im Anhang)

Aus den Berechnungen ergibt sich, dass in Bayern und Ba­den­Württemberg zusammen der jährliche Stromverbrauchvon elektrischen Speicherheizungen etwa 5,8 TWh beträgt;beiWärmepumpen liegt dieserWert bei etwa 1,6 TWh. DieVerteilung der Jahresstromverbräuche auf die Regierungs­bezirke ist in Abbildung 41 dargestellt.

Elektrische Speicherheizungen undWärmepumpenwerdenüber temperaturabhängige Lastprofile (siehe Abbildung 42und Abbildung 43) beliefert, die von den jeweiligen Verteil­netzbetreibern vorgegeben werden. Aufgrund der Über­sichtlichkeit sind nur die Lastprofile für einige ausgewählteTemperaturen dargestellt.

pumpen zeichnet zwei verschiedene Szenarien bezüglichder Entwicklung desWärmepumpenmarktes: Szenario einsstellt eine konservative Schätzung dar, während Szenariozwei optimistischere Annahmen zugrunde liegen. Danacherhöht sich in Szenario eins die Zahl der installiertenWär­mepumpen von 0,45Millionen im Jahr 2011 auf 1,1 Mil­lionen im Jahr 2020 (2030: 1,8Millionen). Nach Szenariozwei ist bis 2020 eine Steigerung auf 1,4Millionen (2030:3,4Millionen) zu verzeichnen (BWP 2012).

Nach dieser Studie ist bis 2020mit einer Verdopplung bisVerdreifachung der installiertenWärmepumpen (Stand2011) zu rechnen. Die Zahl der in Zukunft installierten elek­trischen Speicherheizungen kann dagegen nur schwer ab­geschätzt werden; sie ist unter anderem abhängig von wei­teren politischen Entscheidungen.

8.2 Datengrundlage

Für die Potenzialermittlung wurde zunächst der aktuelleStromverbrauch vonWärmepumpen und elektrischen Spei­cherheizungen ermittelt. Dazu wurden Daten von Verteil­netzbetreibern und Energieversorgern ausgewertet, welchedie jeweiligen Verbrauchswerte in ihremNetzgebiet in ge­meindescharfer Auflösung enthalten. Da nicht alle Daten­sätze die Jahresstromverbräuche vonWärmepumpen undelektrischen Speicherheizungen direkt ausweisen, wurdendie Daten teilweise mit Vergleichswerten und Berechnun­gen angepasst. Über Versorgungsgrade und Informationenzur installierten Leistung konnten weitere Justierungen undÜberprüfungen derWerte vorgenommenwerden.

Lag der angegebene Versorgungsgrad über 30 Prozent, wur­den die Verbrauchswerte aufgrund der gemeindespezifi­schen Daten ermittelt. Für Gemeindenmit einem Versor­gungsgrad unter 30 Prozent wurden dieWerte über dieDaten des gesamten Versorgungsgebietes hochgerechnet.War nur die Information vorhanden, ob es sich um ein voll­oder teilversorgtes Gebiet handelt, wurden die Verbrauchs­werte der teilversorgten Gemeinden ebenfalls über die ge­samte Datenmenge hochgerechnet.

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Jahresstromverbrauch von elektrischen Speicherheizungen und Wärmepumpen in Bayern undBaden-Württemberg Abbildung 41

Darstellung FfE, basierend auf FfE-Regionenmodell 2012, Statistisches Bundesamt (Destatis); E.ON Bayern (VNB), LEW Verteilnetz GmbH (VNB) und EnBW Vertrieb (EVU) 2010 - 2011

Temperaturabhängige Lastprofile fürWärmepumpen auf dem Gebiet derLEW Verteilnetz GmbH Abbildung 42

Darstellung FfE nach LEW (2009)

Temperaturabhängige Lastprofile für elektrischeSpeicherheizungen auf dem Gebiet derLEW Verteilnetz GmbH Abbildung 43

Darstellung FfE nach LEW (2013)

Zeit Zeit

Hof

Ulm

Fürth

Aalen

Passau

München

Neu-Ulm

Kempten

Bamberg

Augsburg

Würzburg

Erlangen

Bayreuth

LandshutTübingen

Konstanz

Mannheim

HeidelbergNürnberg

Rosenheim

Offenburg

Pforzheim

Karlsruhe

Heilbronn

GöppingenEsslingen

Stuttgart

Regensburg

Reutlingen

Heidenheim

Waiblingen

Schweinfurt

Ludwigsburg

Baden-BadenSindelfingen

Aschaffenburg

Friedrichshafen

Villingen-Schwenningen

Ingolstadt

29090

33193

22980

411116

482

133550

124

939

183

1150

250

365123

22882

818

315

GesamtstromverbrauchHaushalte

StromverbrauchEl. Speicherheizung & WP

GWh/a

el. Speicherheizungen

Wärmepumpen

1,5 - 2 TWh/a

> 2 - 3 TWh/a

> 3 - 4 TWh/a

> 4 - 6 TWh/a

> 6 TWh/a

0 50 100 km

[Kelvin/Stunde]

[Kelvin/Stunde]

1,2

1,0

0,8

0,6

0,4

0,2

0

4,0

3,5

3,0

2,5

2,0

1,5

1,0

0,5

0

03:00 09:00 15:00 21:00 03:00 09:00 15:00 21:00

15°C 10°C 5°C 0°C -5°C -10°C15°C 10°C 5°C 0°C -5°C -10°C

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Zunächst wird die sogenannte äquivalente Tagesmitteltem­peratur als gewichteter Mittelwert aus Tagesmittel des Lie­fertages (Tm) und der drei Vortage (Tm(d1), Tm(d2), Tm(d3))berechnet, nach der Formel:

!!,ä = 0,5 ∗ !! ! + 0,3 ∗ !! !!! + 0,15 ∗ !! !!! + 0,05 ∗ !! !!!Aus der äquivalenten Tagesmitteltemperatur lässt sich dieTemperaturmaßzahl (TMZ) für den ausgewählten Tag be­rechnen:!"# ! = !"#$%&% !!"#$% − !!,ä ;!Dabei ist TBezugdie Bezugstemperatur und K die Begren­zungskonstante (variiert je nach Verteilnetzbetreiber, beiE.ON Bayern AG: TBezug = 17 °C, K = 1).

Die für die vergangenen Jahre gültigen äquivalenten Tages­mitteltemperaturen beziehungsweise Temperaturmaßzah­len werden auf den Internetseiten der Verteilnetzbetreiberveröffentlicht.

Die temperaturabhängigen Lastprofile stellen die Gesamt­heit der Anlagen dar. Die Lastprofile vonWärmepumpenverlaufen relativ gleichmäßig über den Tag, teilweise sinddie Abschaltungen zu einzelnen Stunden erkennbar. Beielektrischen Speicherheizungen wird dasMaximum typi­scherweise nachts und dasMinimum tagsüber erreicht. DieHöhe der Lastprofile wird durch die zugrunde gelegte Refe­renztemperatur bestimmt.

Bei den elektrischen Speicherheizungen setzt sich dasLastprofil aus verschiedenen Lademodellen zusammen –der Vorwärtssteuerung, der Rückwärtssteuerung und derSpreizsteuerung. Alle drei Modelle arbeiten grundsätzlichmit der Außentemperatur und der Restwärme im Speicher.Ziel ist es, nur so viel Energie zu laden, wie in der folgendenAbgabephase verbraucht wird. In der Zeit vor der Beladungwird der Temperaturverlauf über den Außentemperatur­fühler der Aufladesteuerung aufgezeichnet, um den La­dungssollwert zu ermitteln. Die Freigabe zur Ladung erfolgtletztendlich zeit­ oder funkgesteuert durch den Netzbetrei­ber. Dabei sendet der Netzbetreiber ein Rundsteuersignalaus, welches als Übertragungsweg entweder das Stromver­teilnetz oder einen Langwellenfunkkanal nutzt. Der Rund­steuerempfänger der jeweiligen Anlage wandelt das Signalin eine Steuerinformation um.

Bei der vorwärtsgesteuerten Fahrweise erfolgt dieSpeicherbeladung bereits zu Beginn des Ladefensters; jenach Ladezustand und Außentemperatur schalten die Hei­zungen schrittweise ab. Hingegen erfolgt bei der rückwärts­gesteuerten Fahrweise ein konsequentes Zuschalten derHeizungen, die ihren Sollwert erst zum Ende des Freigabe­zeitraums erreichen. Die Spreizsteuerung verlagert die Lastin dieMitte der Ladefreigabezeit oder an den Anfang und andas Ende. Die Varianten sind schematisch in Abbildung 44dargestellt.

Mit den temperaturabhängigen Lastprofilen sowie den er­mittelten Jahresverbrauchswerten kann der aggregierteLastverlauf der elektrischen Speicherheizungen undWär­mepumpen folgendermaßen ermittelt werden:

Varianten der Ladungssteuerung vonelektrischen Speicherheizungen Abbildung 44

Darstellung FfE

Zeit

Freigabedauer

Last

Vorwärtssteuerung

Rückwärtssteuerung

Spreizsteuerung

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elektrischen Speicherheizungen im Tagesverlauf typischer­weise in den Nachtstunden liegen –Wärmepumpen hinge­gen eine relativ konstante Last aufweisen. Bei dem Lastver­lauf von elektrischen Speicherheizungen sind Unterschiedezwischen Bayern und Baden­Württemberg zu erkennen, dieaus den unterschiedlichen Lastprofilen der Verteilnetzbe­treiber resultieren.

Bei einer äquivalenten Tagesmitteltemperatur von zehnGrad Celsius beträgt die Spitzenlast in Süddeutschland1.900MW. Durch den Vergleich mit den Lastgängen füreine Tagesmitteltemperatur von null Grad Celsius in Ab­bildung 46 (beziehungsweise zehn Grad Celsius in Abbil­dung 47) wird die Temperaturabhängigkeit deutlich. Bei nullGrad Celsius beträgt die Last in der Spitze knapp 4.200MWund unterschreitet im Tagesverlauf nie 400MW. Bei minuszehn Grad Celsius wird in den frühenMorgenstunden eineSpitzenlast von bis zu 6.200MW erreicht.

Die spezifische elektrische Arbeit (a­1) für eine Anlage ergibtsich schließlich als Quotient des Jahresverbrauchs(Z in kWh) und der Summe der Temperaturmaßzahlen diesesJahres.!!! = !!!"!"#Das Lastprofil einer Anlage P(t) für einen bestimmten Tagergibt sich aus derMultiplikation des für diesen Tag gülti­gen temperaturabhängigen Lastprofils p(t) mit der spezifi­schen elektrischen Arbeit (a­1).! ! = ! ! ∗ !!!Durch Addition aller Anlagen lässt sich schließlich für jedeTemperatur der Gesamtlastgang ermitteln.

In Abbildung 45 ist der Gesamtlastgang der elektrischenSpeicherheizungen undWärmepumpen in Süddeutschlandfür eine äquivalente Tagesmitteltemperatur von 10 °C dar­gestellt. Es ist zu erkennen, dass die Hochlastbereiche von

Lastgang der elektrischen Speicherheizungen und Wärmepumpen in Baden-Württembergund Bayern (äquivalente Tagesmitteltemperatur 10 °C) Abbildung 45

Darstellung FfE

7.000

6.000

5.000

4.000

3.000

2.000

1.000

0

Leistung

inMW

Zeit

03:00 06:00 09:00 12:00 15:00 18:00 21:00

el. Speicherheizungen BY

el. Speicherheizungen BW

Wärmepumpen BY

Wärmepumpen BW

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Lastgang der elektrischen Speicherheizungen und Wärmepumpen in Baden-Württembergund Bayern (äquivalente Tagesmitteltemperatur 0 °C) Abbildung 46

Darstellung FfE

Lastgang der elektrischen Speicherheizungen und Wärmepumpen in Baden-Württembergund Bayern (äquivalente Tagesmitteltemperatur -10 °C) Abbildung 47

Darstellung FfE

7.000

6.000

5.000

4.000

3.000

2.000

1.000

0

Leistung

inMW

Zeit

03:00 06:00 09:00 12:00 15:00 18:00 21:00

el. Speicherheizungen BY

el. Speicherheizungen BW

Wärmepumpen BY

Wärmepumpen BW

7.000

6.000

5.000

4.000

3.000

2.000

1.000

0

Leistung

inMW

Zeit

03:00 06:00 09:00 12:00 15:00 18:00 21:00

el. Speicherheizungen BY

el. Speicherheizungen BW

Wärmepumpen BY

Wärmepumpen BW

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gieberaterprogramm (FIB 2009) erstellt. Für elektrischeSpeicherheizungen wurden vier verschiedene Arten vonLastverschiebungsmaßnahmen entwickelt, die im Folgen­den beschrieben sind. Die fürWärmepumpen ermitteltenLastverschiebungspotenziale basieren – aufgrund der re­lativ homogenen Verteilung der Last über den Tagesverlaufund der beschränkten Abschaltzeit – auf einer einheitlichenMethode.

potenzialermittlung der elektrischenSpeicherheizungen

Variante 1: Verschiebung des Lastprofils

Ein möglicher Anwendungsfall für die im Folgenden be­trachtete Variante „Verschiebung des Ladefensters von derNacht in den Tag“ könnte sich im Falle einer hohen Photo­voltaikstromerzeugung ergeben. Auf dieseWeise kann dernächtliche Einsatz fossiler Kraftwerke reduziert und gleich­zeitig erneuerbar erzeugter Photovoltaikstrom sinnvoll in­tegriert werden.

8.3 Methodik zur Ermittlung der Last-managementpotenziale

Die generierten Lastverläufe für die elektrischeWärmebe­reitstellung in Süddeutschland dienen als Grundlage für dieErmittlung der Lastmanagementpotenziale. Zum Verständ­nis der Rolle von elektrischen Speicherheizungen undWär­mepumpenwurden die Technik, die aktuelle Handhabung,dieMarktmechanismen sowie optimierte Einsatzmöglich­keiten in Gesprächenmit Vertretern von E.ONMetering,E.ON Bayern, LEWVerteilnetz und EnBWVertrieb disku­tiert. Es wurdenMethoden entwickelt, um Lastverschie­bungspotenziale unter verschiedenen Prämissen zu ermit­teln. Dabei wurden sowohl Methoden, die eine vorherigePlanung voraussetzen, als auch Ansätze, mit denen ohnevorherige Planung kurzfristig auf Ereignisse reagiert wer­den kann, berücksichtigt.

Wärmelastgänge wurden in stündlicher Auflösung für dieAbschätzung des Lastverschiebungspotenzials über einfirmeninternes Gebäudesimulationsmodell und ein Ener­

Variante 1: Darstellung der Lastmanagementpotenziale von elektrischen Speicherheizungen durchVerschiebung des Lastprofils Abbildung 48

Darstellung FfE

Leistung

Zeit

1. Tag 2. Tag 3. Tag

LastreduzierungLasterhöhungursprüngliches Lastprofilneues Lastprofil (Verschiebung um 12h)

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ters zur Tageszeit geringer beladen als bei niedrigeren Au­ßentemperaturen bei einer nächtlichen Beladung.

Variante 2: Vorgezogene Speicherladung

Für den Fall eines vorhersehbaren Versorgungsengpasseskönnte die Speicherbeladung in die Schwachlastzeit vorge­zogen werden, um die Lasten aus dem kritischen Zeitfens­ter zu schieben. Der Fokus liegt dabei nicht auf der Nut­zung hoher Erzeugung, sondern auf der Überbrückung deserwarteten Engpasses. Wenn die vorgezogene Last nicht auserneuerbaren Energiequellen zu decken ist, kann diese indiesem Szenario auch durch konventionelle Kraftwerke be­reitgestellt werden.

DieMotivation zur vorgezogenen Speicherbeladung kannjedoch auch im Aufkommen einer hohen Erzeugungsleis­tung beruhen. Bei hoher Einspeisung aus erneuerbarenEnergiequellen könnten die Speicher zum Beispiel vorzeitigbeladen und dadurch zukünftig anstehende Lasten zur Bela­dung reduziert werden.

Elektrische Speicherheizungen sind so dimensioniert, dasseine Vollladung des Speichers circa acht Stunden benötigtund ein voller Speicher selbst am kältesten Tag des Jahresausreicht, um denWärmebedarf in den restlichen 16 Stun­den eines Tages zu decken (Stadler 2005).

Aufgrund dieser Speicherdimensionierung ist es möglich,die Speicherbeladung beliebig auf einen anderen Zeitraumdes Tages zu legen. Diese Verschiebung kann unter den ak­tuellen Rahmenbedingungen allerdings nicht spontan erfol­gen, sondern erfordert einen Tag für die Umstellung. Da dieBeladung von elektrischen Speicherheizungen über Rund­steuersignale oder in das Gerät integrierte Zeitschaltuhrenfreigegeben wird, könnte diese Variante ohne Investitionenin Steuerungs­ und Kommunikationstechnik umgesetztwerden. Es wäre allerdings eine Anpassung vor Ort erfor­derlich, um die Zeitschaltuhren einzustellen oder um eineausreichende Beladung während des Ladezeitfensters amTag zu gewährleisten. Ansonsten würde der Speicher bei ei­ner höheren Außentemperatur während des Ladezeitfens­

Variante 2: Darstellung der Lastmanagementpotenziale von elektrischen Speicherheizungen durchvorgezogene Ladung Abbildung 49

Darstellung FfE

Leistung

Zeit

1. Tag 2. Tag 3. Tag

Lastreduzierung

Lasterhöhung

Wärmebedarf

urspüngliches Lastprofil

neues Lastprofil

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eine prognostizierteWindflaute) zu vermeiden, indem derStrombedarf aktiv im Vorhinein erhöht wird (erster Tag),um ihn später absenken zu können (Beginn des zweiten Ta­ges). Sobald die zusätzlich gespeicherte Energie verbrauchtist, muss die Last mindestens gleich demWärmebedarf sein(Ende des zweiten Tages). Für die Umsetzbarkeit wären In­vestitionen in Steuerungs­ und Kommunikationstechniknötig, da derzeit nur der Beginn des Beladungszeitraumsgesteuert werden kann, nicht aber die aufzunehmendeEnergiemenge; diese wird nur durch einen anlageninternenTemperaturfühler beeinflusst.

Variante 3: Reduzierung auf denWärmebedarf

Bei unvorhergesehenen Engpässen, zum Beispiel einer ge­ringeren Erzeugung aus erneuerbaren Energiequellen, kanndas Lastprofil während des Ladevorgangs ohne Vorauspla­nung und unabhängig vom Speicherfüllstand auf den reinenWärmebedarf reduziert werden und als Direktheizung ge­nutzt werden.

Derzeit werden die Speicher der elektrischen Speicher­heizungen in Abhängigkeit der Außentemperatur jeweilsnur so weit geladen, dass derWärmebedarf bis zur nächs­ten Freigabedauer gedeckt werden kann. Der Speicher wirddemnach nur an den kältesten Tagen komplett vollgeladen.Die nicht genutzte Speicherkapazität kann somit an allenanderen Tagen für Lastverschiebungsmaßnahmen verwen­det werden. Hierbei könnte während der FreigabedauermehrWärme gespeichert werden, als durch das eigentlichgültige temperaturabhängige Lastprofil vorgesehen wäre.DerWärmebedarf kann nun länger aus dem Speicher ge­deckt und die Ladeleistung der folgenden Ladung reduziertwerden. Dabei muss beachtet werden, dass bei höherenAußentemperaturen der Speicher aufgrund von drohenderRaumüberhitzung nicht komplett vollgeladen werden kann.Der jeweils maximal erlaubte Ladezustand in Abhängigkeitder Außentemperatur wird aus der Habilitation von Stadlerübernommen (Stadler 2005).

Die Variante 2 (siehe Abbildung 49) kann dazu dienen, ei­nen absehbaren Versorgungsengpass (zum Beispiel durch

Variante 3: Darstellung der Lastmanagementpotenziale von elektrischen Speicherheizungen durchReduktion der Last auf den Wärmebedarf Abbildung 50

Darstellung FfE

Leistung

Lastreduzierung

Lasterhöhung

Wärmebedarf

urspüngliches Lastprofil

neues Lastprofil

Zeit

1. Tag 1. Tag2. Tag 2. Tag

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Der Eingriff kann spontan ohne Vorausplanung erfolgen.Die Dauer der Abschaltung ist durch den Speicherfüllstandbegrenzt. Sobald derWärmebedarf nach der Abschaltungnicht mehr aus dem Speicher gedeckt werden kann, mussder Lastgang mindestens wieder demWärmebedarf ent­sprechen. Außerdemmuss der Speicher in der Folge wiederbeladen werden, was zu einer späteren Lasterhöhung führt.Für die Umsetzung dieser Variante sind ebenfalls Investitio­nen in die Steuerungs­ und Kommunikationstechnik nötig.

Die vier beschriebenen Varianten sind in Tabelle 9 verglei­chend gegenübergestellt.

potenzialermittlung der Wärmepumpen

DemVerteilnetzbetreiber werden sogenannte SperrzeitenfürWärmepumpen zugesichert, die ihm Flexibilität bei derGestaltung der Lastgänge geben. Im Netzgebiet der E.ONBayern AG beispielsweise kann die Versorgung derWär­mepumpen täglich für maximal vier Stunden unterbrochenwerden. Zusammenhängend darf die Unterbrechung jedoch

Dabei ist zu beachten, dass in der Folgezeit Lasterhöhungenauftreten, da derWärmebedarf bis zur nächsten Freigabe­dauer nicht mehr aus dem Speicher gedeckt werden kann.In der Folge kann entweder weiterhin derWärmebedarf ab­gerufen oder in das ursprüngliche Lastprofil zurückgewech­selt werden. Der Vorteil dieser Variante liegt darin, dass dasAbschaltpotenzial ohne Vorlaufzeit und ohne Kenntnis desSpeicherzustands zur Verfügung steht. Für die Umsetzungwären allerdings ebenfalls Investitionen in Steuerungs­ undKommunikationstechnik nötig.

Variante 4: Lastabschaltung unter Berücksichtigung desSpeicherzustands

Bei unvorhergesehenen Engpässen, zum Beispiel durch denAusfall eines Kraftwerkes, kann das Lastprofil – in Abhän­gigkeit des Speicherfüllstandes – für einen beschränktenZeitraum komplett reduziert werden, um beispielsweise Zeitfür die Aktivierung zusätzlicher Erzeugungsleistung zu ge­winnen.

Variante 4: Darstellung der Lastmanagementpotenziale von elektrischen Speicherheizungen mitBerücksichtigung des Speicherfüllstands Abbildung 51

Darstellung FfE

Leistung

Zeit

Speicherfüllstand

Lastreduzierung

Lasterhöhung

Wärmebedarf

urspüngliches Lastprofil

neues Lastprofil

Speicherfüllstand

18:00 00:00 06:00 12:00 18:00 00:00 06:00

0 %

100 %

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der mittleren Tageslast für Speicherheizungen undWärme­pumpen in Summe liegt im Testreferenzjahr bei 2.900MW.DasMinimumwird im Sommer mit rund 100MWerreicht.Außerdem liegen die Hochlastbereiche von elektrischenSpeicherheizungen im Tagesverlauf typischerweise in denNachtstunden.Wärmepumpenweisen hingegen eine relativkonstante Last auf.

elektrische Speicherheizungen

Im Folgenden werden die Lastreduzierungspotenziale vonelektrischen Speicherheizungen bei einer Verschiebung desLastprofils um zwölf Stunden (Variante 1) dargestellt. In denDiagrammenwerden die maximalen undminimalenWerteder mittleren Last für verschiedene Zeitbereiche angegeben.DieWerte geben die mittlere Last über die entsprechendeDauer wieder. Da die Lasten von elektrischen Speicherhei­zungen im Verlauf eines Tages häufig bei null liegen, liegendie minimalenWerte entsprechend ebenso bei oder nahenull. Aufgrund der Verschiebung des Ladeprofils ist dermaximale Beitrag zur Spitzenlastreduktion nicht gleich dermaximalen Last. Bei einer Beibehaltung des Profilverlaufsreduzieren die ursprünglicheMittagsnachladung oder eineGrundlast denmaximalen Beitrag, da diese ebenfalls ent­sprechend verschoben werden und dann in das Zeitfensterdes maximalen Beitrags fallen.

Es zeigt sich, dass an einem Tag mit einer äquivalenten Ta­gesmitteltemperatur von zehn Grad Celsius für eine Stunde

nicht länger als eine Stunde andauern und die Betriebs­zeit zwischen zwei Abschaltungenmuss mindestens solange sein wie die vorhergehende Sperrzeit. Bei den ande­ren Netzbetreibern finden sich ähnliche Vorschriften. Dietäglich mögliche Unterbrechung schwankt dabei zwischendrei und sechs Stunden, die maximale Dauer einer einzelnenSperrung zwischen einer und zwei Stunden. Diese Sperrzei­ten können vereinfachend als die Lastmanagementpoten­ziale vonWärmepumpen gesehen werden. Die elektrischeLeistungsaufnahme derWärmepumpen kann somit unterBerücksichtigung der beschriebenen Randbedingungen je­derzeit für die Dauer von ein bis zwei Stunden unterbrochenwerden.

8.4 Potenziale

Die Potenziale für eine Leistungsreduktion sind sowohl vonder Temperatur als auch von der Tageszeit abhängig. Daherwurden die Lastverschiebungspotenziale tageszeitabhän­gig für unterschiedliche Temperaturbereiche berechnet. Diemittlere Leistung der temperaturabhängigen Standardlast­profile ist mit der Häufigkeitsverteilung der Temperatureneines typischen Jahres (Testreferenzjahr) in Abbildung 52dargestellt.

Im dargestellten Jahresverlauf in Abbildung 53 ist erkenn­bar, dass die Lasten von elektrischen SpeicherheizungenundWärmepumpen imWinter typischerweise am höchs­ten sind und im Sommer nahe null liegen. DerMaximalwert

Übersicht der vier Varianten der Potenzialermittlung von elektrischen Speicherheizungen Tabelle 9

Darstellung FfE

variante 1 variante 2 variante 3 variante 4

realisierbar mit installierter Steuerungs- und Kommunikationstechnik Xneue Steuerungs- und Kommunikationstechnik nötig X X Xvor Abschaltung Vorausplanung nötig X Xspontane Abschaltung ohne Vorausplanung möglich X X

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Häufigkeit der Temperaturbereiche in Süddeutschland nach gültigen Testreferenzjahren und zugehörigeMittelwerte des Ladelastgangs von elektrischen Speicherheizungen und Wärmepumpen Abbildung 52

Darstellung FfE

Ladeleistung von elektrischen Speicherheizungen (el. Sph.) und Wärmepumpen (WP) in Süddeutschland aufGrundlage der gültigen Testreferenzjahre Abbildung 53

Darstellung FfE

-12,5 bis -7,5 -7,5 bis -2,5 -2,5 bis 2,5 2,5 bis 7,5 7,5 bis 12,5 12,5 bis 17,5 17,5 bis 22

Häufigkeit

Leistung

[MW]

100

80

60

40

20

0

2.500

2.000

1.500

1.000

500

0

äquivalente Tagesmitteltemperatur [°C]

Häufigkeit der Temperaturen [#]Tagesmittelwert des temperaturabhängigen Lastprofils der el. Speicherheizungen [MW]Tagesmittelwert des temperaturabhängigen Lastprofils der Wärmepumpen [MW]

2.500

2.000

1.500

1.000

500

0

Leistung

[MW]

Jan

Feb

Mrz

Apr

Mai

Jun Jul

Aug Sep

Okt

Nov

Dez

Tagesmittelwerteder temperatur-abhängigenLastprofile derel. Sph. in BWund BY

Tagesmittelwerteder temperatur-abhängigenLastprofile derWP in BW und BY

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heizungen erst in den frühenMorgenstunden des nächstenTages wieder ans Netz gehen. Nach den eigentlich gültigentemperaturabhängigen Lastprofilen würde die Ladung be­reits in den frühen Abendstunden beginnen. So könnte zumBeispiel eine erwartete Lastspitze am Abend um die danneigentlich vorherrschende Last der elektrischen Speicher­heizungen reduziert werden.

Bei einer äquivalenten Tagesmitteltemperatur vonminuszehn Grad Celsius können 600MWh Strom zusätzlich indie Speicher geladen werden, was in der Folge insgesamtzu einer Zeit ohne Last von etwa fünf Stunden führt (wo­bei davon in drei Stunden die Last wirklich reduziert wirdund in den restlichen zwei Stunden ohnehin keine Beladungstattgefunden hätte). Bei der äquivalenten Tagesmitteltem­peratur von plus zehn Grad Celsius können die Speicherhei­zungen bei einer zusätzlichen Beladung von rund 13 GWh ineiner Nacht in der Folgezeit über 24 Stunden vomNetz ge­nommenwerden. Dabei wird berücksichtigt, dass bei stei­gender Temperatur die Speicher nicht mehr komplett gela­den werden dürfen, um Raumüberhitzungen zu vermeiden.

Die temperaturabhängigen Lastprofile der Verteilnetzbe­treiber unterscheiden sich insbesondere tagsüber folgen­dermaßen:

→ LEWVerteilnetz GmbH: Last während des Tagesdurchgehend auf null

→ E.ON Bayern AG: Mittagsnachladung→ EnBWRegional AG: tagsüber durchgehend

niedriges Grundlastband

Es ergeben sich für die Netzgebiete zum Teil erheblicheUnterschiede bei der Ab­schaltdauer beziehungsweise derzusätzlichen Zeit ohne Last. Da zum Beispiel im EnBW­Gebiet die Gesamtlast der elektrischen Speicherheizungenfast durchgehend ein Grundlastband beschreibt, ist die Ab­schaltdauer überdurchschnittlich lang –wobei aber nur einesehr geringe Last reduziert werden kann (und die zusätzli­che Zeit ohne Last bei null liegt).

Um trotz dieser Unterschiede eine einzige Abschaltdauerfür Süddeutschland ausweisen zu können, wurde für jedes

ein Beitrag zur Spitzenlastdeckung vonmaximal 1.600MWmittlerer Last geleistet werden kann. Dies ist allerdingsnicht für jede beliebige, sondern nur für eine bestimmteStunde möglich. Im schlechtesten Fall kann kein Beitragzur Reduzierung der Spitzenlast geleistet werden. Über dieDauer von zwölf Stunden lässt sich mit dieserMethodeein maximaler Beitrag von 980MWmittlere Last reali­sieren. Dies ist aber ebenfalls nur für einen bestimmtenAbschaltblock von zwölf Stundenmöglich. Für die ande­ren 24 vorstellbaren Startpunkte lässt sich nur ein gerin­geres Potenzial realisieren. Bei einer äquivalenten Tages­mitteltemperatur von null Grad Celsius steigt der maximaleBeitrag auf 3.000MW für eine Stunde; über die Dauer vonzwölf Stunden lassen sich maximal 1.800MWbereitstel­len. Für den seltenen Fall einer Tagesmitteltemperatur vonminus zehn Grad Celsius – im Testreferenzjahr gibt es vierTage mit einer Tagesmitteltemperatur vonminus 7,5 bis mi­nus 12,5 Grad Celsius – erhöhen sich die Potenziale weiter.Bei einer Spitzenlast von rund 5.700MWbeträgt der maxi­male Beitrag zur Senkung für eine Stunde 4.600MW. Überdie Dauer von zwölf Stunden lässt sich im besten Fall einemittlere Last von 2.900MW reduzieren. Im Anhang sind dieErgebnisse grafisch dargestellt.

Bei einer vorgezogenen Speicherbeladung (Variante 2) kön­nen die Speicherheizungen in Abhängigkeit der äquivalen­ten Tagesmitteltemperatur für längere Zeit vomNetz ge­trennt werden. Es wird sowohl die Energiemenge, die in derNacht zusätzlich zum eigentlichen Bedarf in den Speichergeladen wird, als auch die darauf folgende Zeit, in der durcheine vermiedene Beladung ein Beitrag zur Spitzenlastre­duktion geliefert werden kann, dargestellt (siehe Anhang).Neben der Zeitdauer der tatsächlichen Lastreduzierung (imVergleich zu einer üblichen Beladung) ist die Dauer ausge­wiesen, in der auch im Falle einer üblichen Beladung keineLast amNetz gewesen wäre.

Die Abschaltdauer beginnt immer in denMorgenstundenmit Beendigung des Ladevorgangs. Zum Beispiel können dieSpeicherheizungen bei einer äquivalenten Tagesmitteltem­peratur von fünf Grad Celsius nach einer zusätzlichen Be­ladung in der Nacht von zwölf GWh in der Folge 19 StundenvomNetz genommenwerden. Damit würden die Speicher­

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für Süddeutschland angegeben werden, da sich die Last­profile der verschiedenen Verteilnetzbetreiber – wie obenbeschrieben – zu stark unterscheiden. Die Lastprofile derEnBWRegional sinken zum Beispiel im Tagesverlauf nieauf null, sodass unter Umständen sehr lange Abschaltzei­ten möglich sind, wobei die abschaltbare Leistung dabei nursehr gering ist.

Die maximalen Abschaltzeiten variieren somit an einemTag mit der äquivalenten Tagesmitteltemperatur zehn GradCelsius je nach Netzgebiet zwischen sechs und zwölf Stun­den, bei der äquivalenten Tagesmitteltemperatur minuszehn Grad Celsius liegen sie in allen untersuchten Netz­gebieten zwischen fünf und zehn Stunden. Die maximaleAbschaltleistung liegt bei minus zehn Grad Celsius bei über5.000MWund bei zehn Grad Celsius bei knapp 1.300MW.Die Leistungen sind aber nur bei einem bestimmten Ab­schaltzeitpunkt zu erreichen und gelten auch nur für dieerste Stunde der Abschaltung und nicht für den gesamtenAbschaltzeitraum. Die mittlere Leistung, die bei diesen Ab­schaltzeitpunkten über die gesamte Abschaltdauer reduziertwerden kann, ist zum Teil erheblich geringer.

Wärmepumpen

Die Ermittlung der Abschaltpotenziale derWärmepumpenin Süddeutschland basiert auf einer flexiblen Abschaltzeitder Anlagen, die an die jeweiligen Sperrzeiten der Verteil­netzbetreiber angelehnt ist. Bevor dieWärmepumpen erneut

Netzgebiet ein Skalierungsfaktor ermittelt. Dieser wird inAbhängigkeit der zusätzlich in der Nacht geladenen Ener­giemenge der unterschiedlichen Netzgebiete gebildet. Mitdiesem Faktor wird ein gewichteter Mittelwert aus denWerten für die Abschaltdauer sowie die zusätzliche Zeitohne Last gebildet.

Bei einer Reduzierung der Last von elektrischen Speicher­heizungen auf denWärmebedarf (Variante 3) kann in denZeitbereichenmit den geringsten Lasten nahezu kein Bei­trag für eine Spitzenlastreduktion geliefert werden. Für eineTagesmitteltemperatur von plus zehn Grad Celsius ergibtsich in der Stunde mit dem höchsten Potenzial ein Beitragzur Spitzenlastreduktion von 900MW. Für die Dauer vonzwölf Stunden können bestenfalls 400MWmittlere Leis­tung bereitgestellt werden. Für die Tagesmitteltemperaturvon null Grad Celsius liegt der maximale Beitrag für eineStunde bei 2.300MW, für zwölf Stunden bei 1.050MWmittlerer Leistung.

Für niedrigere Temperaturen erhöht sich das Potenzial wei­ter. Bei minus zehn Grad Celsius steigt der maximale Bei­trag auf 3.100MWmittlere Leistung (Abschaltdauer eineStunde) beziehungsweise 1.500MWmittlere Leistung (Ab­schaltdauer zwölf Stunden). Im Anhang sind die Ergebnissegrafisch dargestellt.

Bei der Lastabschaltung unter Berücksichtigung des Spei­cherfüllstandes (Variante 4) kann kein Gesamtpotenzial

Übersicht der Lastmanagementpotenziale von elektrischen Speicherheizungen und Wärmepumpen Tabelle 10

Darstellung FfE

el. Speicherheizungen variante 1 el. Speicherheizungen variante 3 Wärmepumpen

äquivalente tages-mitteltemperatur

Abschaltdauer 1 Stunde

Minimumin MW

Maximumin MW

Minimumin MW

Maximumin MW

Minimumin MW

Maximumin MW

-10 °C 0 4.610 0 3.150 550 630

0 °C 0 3.010 0 2.300 340 400

10 °C 0 1.620 0 910 110 180

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gesperrt werden können, wird die Nachholung der reduzier­ten Last berücksichtigt. Im Anhang sind die maximalen undminimalenWerte der mittleren Last und der Abschaltpoten­ziale der jeweiligen Abschaltintervalle für die verschiede­nen Tagesmitteltemperaturen dargestellt. Die gesamte LastderWärmepumpen kann für eine Stunde reduziert werden.In Abhängigkeit der Tageszeit können bei einer äquivalen­ten Tagesmitteltemperatur von plus zehn Grad Celsius dem­nach zwischen 110 und 180MWabgeschaltet werden. Auf­grund der geringen Speicherkapazitäten zeigt sich, dass dieLastreduzierungspotenziale mit zunehmender Dauer schnellabnehmen. Bei einem Zeitbereich von zwölf Stunden beträgtdie mittlere abschaltbare Leistung etwa 14MW.

Bei null Grad Celsius können für eine Stunde 340 bis400MWund für zwölf Stunden etwa 40MWabgeschal­tet werden. Für minus zehn Grad Celsius steigt das Poten­zial auf 540 bis 620MW für eine Abschaltdauer von einerStunde und auf circa 60MW für zwölf Stunden.

Zusammengefasst werden die Lastmanagementpotenzialevon elektrischen Speicherheizungen undWärmepumpen inTabelle 10 dargestellt.

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sen in der Papier­ oder Zementindustrie sind die Potenzi­ale amWochenende zum Teil sogar höher als in derWoche.Die Aktivierungsdauern sind in der Regel innerhalb von15Minuten bis zu einer Stunde aktivierbar. Das Potenzialinsgesamt beträgt für ein systemstützendes Lastmanage­ment circa 450MW (siehe Tabelle 11). Häufig werden dieseProzesse bereits für ein internes Spitzenlastmanagementoder für eine optimierte Beschaffung eingesetzt. Dieses be­triebliche Lastmanagement ist in der Regel nur begrenzt andie aktuelle Systemsituation gekoppelt. Situationen, die einRedispatch notwendig machen oder die einen hohen Regel­energieabruf bedingen, gehen nicht zwangsläufigmit hohenBörsenstrompreisen einher. Aus diesem Grund besteht ineiner Kopplung dieser Nachfrage an die SystemsituationeineMöglichkeit, die Versorgungssicherheit zu erhöhen.

Das Lastflexibilisierungspotenzial der Querschnittstechno­logien ist abhängig von den Schichtmodellen der Unterneh­men. Die Potenziale stehen in unterschiedlichemMaße überdie Tageszeit verteilt zur Verfügung und können kurzfris­tig über geringe Zeiträume von 15Minuten bis zu mehrerenStunden (in Einzelfällen) abgerufen werden. An Sonn­ undFeiertagen sind die Last und somit die Abschaltpotenzi­ale am geringsten. AnWerktagen zur Hauptbetriebszeit

9.1 Potenziale im Bereich energieintensiveIndustrie und Querschnittstechnologien

9.1.1 Beitrag zur Versorgungssicherheit

Aus Systemsicht können Lastmanagementpotenziale danneinen Beitrag zur Versorgungssicherheit liefern, wenn siein kritischen Situationen verfügbar sind. Die Berichte derBundesnetzagentur zeigen, dass kritische Situationenmiteiner Aktivierung der Kaltreserve in denWintermonatenDezember 2011 und Februar 2012 aufgetreten sind (siehehierzu auch Kapitel 4 und Abschnitt 12 im Anhang). Das kri­tische Zeitfenster lag einigeMale zwischen 19 und 20 Uhr,das durch eine hohe Stromnachfrage und keine Photovol­taikleistung gekennzeichnet ist. Redispatch­Maßnahmenzur Stabilisierung des Netzes sind aber auch tagsüber undin denMorgenstunden durchgeführt worden. Der Abruf anRegelenergie verteilt sich über den gesamten Tag, wobei imJahr 2012 häufiger in den Tagesstunden Regelenergie abge­rufen worden ist. Unterschiede zwischen der Abrufhäufig­keit imWinter und im Sommer lassen sich wenig ausma­chen. Diese Charakteristik kann zumindest zum Teil durchflexible Lasten erfüllt werden. Die Befragungen in Kapitel5.3 haben gezeigt, dass eine Aktivierung von Lasten zwi­schen 20­ und 50­mal pro Jahr von den Unternehmen alsrealisierbar eingeschätzt wurde. Damit lassen sich ein Teilder Redispatch­ und Regelenergieabrufe mit Lasten durch­führen. Bei der zeitlichen Verfügbarkeit sind die Abrufe zumTeil länger, als sie typischerweise durch Lasten realisiertwerden können. Diese stehen in der Regel zwischen ein undvier Stunden zur Verfügung.

Der Beitrag der energieintensiven Prozesse zur Versor­gungssicherheit hängt aufgrund der kontinuierlichen Pro­duktionsweise nur sehr wenig von der Tageszeit ab, sondernsteht das gesamte Jahr über zur Verfügung. Bei Prozes­

9. Realisierbares Potenzial für ein Lastmanagement inder Industrie und bei Wärmepumpen/elektrischenSpeicherheizungen

Realisierbares und bisher genutztes Last-managementpotenzial in energieintensivenAnwendungen Tabelle 11

Abschätzung Fraunhofer ISI

realisierbares lastmanagementpotenzial ca. 450 mW

bisher genutzt für Redispatch -

bisher genutzt im Regelenergiemarkt ca. 76 MW

bisher genutzt für opt. Beschaffunggeschätzt300 bis 400 MW

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vernachlässigbar. Die Lasten sind relativ homogen zu denIndustrielasten imNetz verteilt und können auch zur Behe­bung von lokalen Engpasssituationen verwendet werden. Inentsprechenden Situationen könnten beispielsweise auchdie Lasten von Kälteerzeugungsanlagen vorzeitig erhöhtwerden.

9.1.2 Hemmnisse und Ansätze zur umsetzung

Hemmnisse

Im Rahmen der Studie wurden die relevantesten Hemm­nisse für eine weitere Umsetzung der Lastmanagement­

sind die Abschaltpotenziale somit erwartungsgemäß amhöchsten. Die maximal undminimal über eine Stunde zurVerfügung stehenden Abschaltpotenziale sind in Abbil­dung 54 dargestellt. Das maximale Abschaltpotenzial liegtbei etwas unter 480MW, das minimale bei etwa 270MW.Das minimale Potenzial entspricht nicht der Summe allerberechneten Potenziale im Grundlastbetrieb, da nicht davonausgegangen werden kann, dass alle Betriebe sonntags imGrundlastbetrieb sind. Stattdessen wurde für jede Bran­che abgeschätzt, welcher Anteil der Betriebe sonntags imjeweiligen Betriebszustand (Normalbetrieb, reduzierter Be­trieb, Grundlastbetrieb) ist und auf dieser Basis das mini­male Potenzial ermittelt. Jahreszeitliche Schwankungen sind

Maximal und minimal abschaltbare Leistung der Querschnittstechnologien über eine Stunde Abbildung 54

Darstellung FfE, basierend auf Daten des Statistischen Bundesamts und eigenen Berechnungen

76

96

24

34

23

4643

27

36

24

57

37

46

11

11

1724

22

13 11

18

30

Hof

Ulm

Fürth

Aalen

Passau

München

Neu-Ulm

Kempten

Bamberg

Augsburg

Würzburg

Erlangen

Bayreuth

LandshutTübingen

Konstanz

MannheimNürnberg

Rosenheim

Offenburg

Pforzheim

Karlsruhe

Heilbronn

GöppingenEsslingenS tuttgart

Regensburg

Reutlingen

Heidenheim

WaiblingenIngolstadt

S chweinfurt

Ludwigsburg

Baden-BadenS indelfingen

Aschaffenburg

Friedrichshafen

Villingen-S chwenningen

Gesamtstromverbrauch derbetrachteten Branchen

Abschaltbare LeistungQuerschnittstechnologienin Baden-Württembergund Bayern

für eine Stundein MW

maximal abschaltbare Leistung

minimal abschaltbare Leistung

3,5 - 4,5

> 4,5 - 6,5

> 6,5 - 8

> 8,0 - 12

> 12

in TWh/a

0 50 100 km

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Regelenergie zur Verfügung stellt, wird nur von einem sehrgeringen Anteil der Unternehmen aktiv durchgeführt.Für die Implementierung eines Lastmanagements fallen An­fangsinvestitionen an, die sich aus den Erlösen finanzierenmüssen. So rechnen die Unternehmen für den Einbau dernotwendigen Technik sowie die Planung des Lastmanage­ments mit Kosten von einigen Tausend Euro. Attraktiv wirdes für die Unternehmen, wenn sie durch eine Beteiligungmehr als fünf Prozent ihrer Stromkosten sparen können.Bei größeren Unternehmenmit hohen Stromkosten könnenauch niedrigere prozentuale Einsparungen bereits attraktivsein.

Ein weiterer Kritikpunkt bezieht sich auf die Aktivierungnegativer Leistung.Wenn der Abruf eine Lastspitze erzeugt,erhöht sich der zu zahlende Leistungspreis für die Netznut­zung. Diese zusätzlichen Kosten sind mit den erzielten Er­lösen zu verrechnen und können diese sogar überschreiten.Anbieter negativer Leistung müssen dies bei der Kalkulationberücksichtigen und werden durch diesen Umstandmögli­cherweise an einer Teilnahme gehindert. Folglich wird dasAngebot negativer Leistung verringert, beziehungsweise eswird zu höheren Preisen angeboten, wodurch sich die Kos­ten für die Regelleistungsbeschaffung erhöhen können.

Die bisher beschriebenen Anforderungen und Hemmnissezeigen, dass Dienstleister für die Umsetzung der Lastma­nagementpotenziale von großer Bedeutung sind. Sie könnenüber ein Pooling von Anlagen den Unternehmen die not­wendige Flexibilität bieten und gleichzeitig den Netzbetrei­bern gesichert Leistung zur Verfügung stellen. Die größtenHemmnisse für eine Umsetzung sehen diese Akteure inder bestehenden Aufteilung der Rollen derMarktteilneh­mer. Durch die Entflechtung des Energiemarktes fällt aufjeden Teilnehmer nur eine Rolle, wodurch eine Steuerungder Lasten zugunsten des Gesamtsystems verhindert wird.Demand-Response-Aggregatoren fällt es aufgrund der Viel­zahl derMarktrollen schwer, sich imMarkt zu etablieren, dasie mit jedem Teilnehmer separate Abkommen treffenmüs­sen (vgl. Abbildung 55).

potenziale zur Steigerung der Netzstabilität identifiziert.Eine wichtige Voraussetzung für Unternehmen ist, dass dieLastmanagementpotenziale nur aktiviert werden können,wenn sie den betrieblichen Anforderungen gerecht werden.Die Ausgestaltung der geeigneten Anreize wie etwa durchden Regelenergiemarkt oder die Verordnung zu abschalt­baren Lasten entscheidet, welche Potenziale in welchemUmfang und zu welchen Kosten aktiviert werden können.Als wichtigstes Hemmnis, Lastmanagement zu betreiben,werden von den befragten Unternehmen Produktionsstö­rungen und Auswirkungen auf die Produktqualität genannt.Zum Teil werden Störungen der Arbeitsabläufe befürchtet,wenn Lastmanagementpotenziale auf Anforderung aktiviertwerden. Darüber hinaus schätzen viele Unternehmen diederzeitigen Bedingungen, um sich an einem Lastmanage­ment zu beteiligen, als zu restriktiv ein. Längere Voran­kündigungszeiten, die in die Produktionsplanung integriertwerden können, sowie Aktivierungszeiträume vonmaximalzwei Stunden wurden von vielen Unternehmen als notwen­dige Rahmenbedingungen genannt. Typischerweise sindabschaltbare Lasten in einer Größenordnung von einigenHundert kW bis zu mehrerenMWverfügbar. Diese Leis­tungsklassen werden beispielweise im Rahmen der Verord­nung zu abschaltbaren Lasten aufgrund derMindestleistungausgeschlossen.Weiterhin wurde von den Unternehmenauch dieMöglichkeit, kurzfristig auf veränderte Produk­tionsanforderungen zu reagieren und Lastmanagement­potenziale dann nicht anbieten zu müssen, als wichtigeBedingung genannt. Für viele Unternehmen sind auch diederzeitigen finanziellen Anreize, um sich an Lastmanage­mentmaßnahmen zu beteiligen, zu gering.

Umsetzung und Kosten

Heute wird von den Unternehmen zum Teil ein betrieblichesLastmanagement umgesetzt, das heißt, die Unternehmenoptimieren ihre betriebliche Strombeschaffung. Dabei nut­zen sie Lastmanagementpotenziale, um ihre betrieblichenSpitzenlasten in ihrem Unternehmen zu reduzieren oderihre Strombeschaffung zu optimieren. Diese Lastmanage­mentmaßnahmen können, aber müssen nicht zwangsläufigsystemdienlich sein. Ein systemstützendes Lastmanage­ment, dass zum Beispiel auf Anforderung des Netzbetreibers

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9.2.2 Hemmnisse und Ansätze zur umsetzung

Hemmnisse

Die Realisierung von Lastreduzierungspotenzialen bei elek­trischen Speicherheizungen undWärmepumpen als Reak­tion aufMarktsignale ist momentan aus regulatorischenGründen nicht möglich, da sowohl die Verantwortung fürdie Prognose (Erstellung der Lastprofile) als auch die Schal­tung bei den Verteilnetzbetreibern liegt. Die Lastprofilemüssen von den Energieversorgern entsprechend in ihremFahrplan berücksichtigt werden.

Umsetzung und Kosten

Lastmanagementmaßnahmen erfordern Investitionen fürtechnische Nachrüstungen, die in Abhängigkeit der an­gewendetenMethode zur Verschiebung der Lasten unter­schiedlich hoch ausfallen. Die Verlagerung der Lasten vonder Nacht in den Tag ist technisch bereits heute möglich, esmüsste lediglich eine einmalige Anpassung an den Einstel­

9.2 Potenziale im Bereich Wärmepumpenund elektrische Speicherheizungen

9.2.1 Beitrag zur Versorgungssicherheit

Die aktuellen Lastprofile von elektrischen Speicherhei­zungen undWärmepumpen unterliegen starken tempera­turabhängigen Schwankungen. Ein Abschaltpotenzial stehtdaher überwiegend an kalten Tagen während der Nacht zurVerfügung. In den Spitzenlastfenstern imWinter (18 bis20 Uhr) ist in der Regel nur ein geringes Potenzial verfügbar.Die Verfügbarkeit der Lastreduzierungspotenziale vonWär­mepumpen ist durch das relativ homogene Tageslastprofilhöher, sodass hier jederzeit für eine kurze Dauer Lasten re­duziert werden können. Bei den elektrischen Speicherhei­zungen kann darüber hinaus, abhängig von Tageszeit undTemperatur, die Last auch erhöht werden. Bei denWärme­pumpen kann von einem zunehmenden Potenzial ausge­gangen werden, da eine Verdopplung bis Verdreifachung desBestandes aus dem Jahr 2011 bis zum Jahr 2020 erwartetwird.

Bilaterales Vertragswerk eines Demand-Response-Aggregators Abbildung 55

Darstellung FfE

Lieferant• Vereinbarung überStrommengenaus-gleich

ÜNB• Präqualifikation fürRegelleistung

Demand-Response-Aggregator

VNB• VereinbarungNichtverfügbar-keitsmeldung nach§19 (2) Strom NEV

Kunde• Demand-Response-Vertrag

Bilanzkreisver-antwortlicher(BKV)• Vereinbarung zurAbrechnung desBilanzkreises

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Wärmepumpen die Verschiebepotenziale der Technologienausnutzen, um den Stromverbrauch flexibel und kurzfris­tig in Niedrigpreiszeiten zu verschieben. Da andererseitsHochpreiszeiten in der Regel ein Signal für Erzeugungs­knappheiten sind, könnte durch dieses Verfahren eine hö­here Netzstabilität erreicht werden. Bei einer Teilnahme amRegelleistungsmarkt könnten ebenfalls zusätzliche Erlöseerzielt werden und ein Beitrag zur Systemsicherheit geleis­tet werden. Eine wesentliche Voraussetzung hierfür ist, dassdie Lieferung und Abrechnung nicht mehr auf Basis vonstandardisierten Lastprofilen erfolgt. Durch die Installationvon Steuerungseinrichtungen für die Regelung der Anlagendurch den Lieferanten sind zusätzliche Investitionen nötig.

Eine alleinige Ausrichtung an bestehenden Preissignalenlässt jedoch Kapazitätsgrenzen des Stromnetzes unberück­sichtigt. Daher wird von einigen Akteuren die Etablierungeiner sogenannten Netzampel im Verteilnetz vorgeschlagen,um die Lasten flexibel an die Situation imNetz anzupassen.Von „grünen“ über „gelbe“ zu „roten“ Situationen nimmt dieRolle des reinenMarktes ab und die Entscheidungsgewaltbeim Netzbetreiber zu (Lücking 2013;Wiechmann 2012).

Neben den beschriebenenmittelfristigen Lösungsansätzen,könnte eine Nutzung der aufgezeigten Lastmanagement­potenziale auch kurzfristig realisierbar sein. Die Leis­tungsaufnahme der elektrischen Speicherheizungen undWärmepumpenwird bisher über die Freigabedauer bezie­hungsweise Sperrzeit durch die Verteilnetzbetreiber beein­flusst. Durch allgemein geltende gesetzliche Vorschriften(verpflichtendes Lastprofil, Pflicht zu Schaltung in Eng­passsituationen) oder Anreize (Saldo im Bilanzkreis) für dieVerteilnetzbetreiber könnte die vorhandene Infrastruk­tur genutzt werden, um elektrische Speicherheizungen undWärmepumpen gemäß der Netzstabilität und Versorgungs­sicherheit zu schalten.

Es gibt bereits Projekte und Arbeitsgruppen, in denen dieflexible Beladung von elektrischen Speicherheizungenoder der flexible Betrieb vonWärmepumpen in der Pra­xis erprobt beziehungsweise diskutiert wird. Im Folgendenwerden die präsentesten Projekte und Arbeitsgruppen kurz

lungen der Steuergeräte vorgenommenwerden. Ein Vor­ziehen der Lasten zur Entlastung bevorstehender Engpässeoder die Bereitstellung desMindestbedarfs der Anlagenwürde eine technische Nachrüstung und entsprechendeImplementierungskosten erfordern – in Abhängigkeit dervorgesehenen Lastverschiebungsmethoden.Wenn einmaldiese Investitionen getätigt worden sind, werden für einedurchgeführte Lastverschiebung – abgesehen von organisa­torischen Kosten – keine weiteren Kosten anfallen. Bei einerflexiblen Fahrweise könnten viertelstundenscharfe Refe­renzmessungen typischer Anlagen für die Erstellung undAbrechnung der Profile herangezogen werden.

Das momentane Regelwerk (§ 13 Abs. 1 Satz 1 und 2 Strom­NZV) sieht vor, dass der Verteilnetzbetreiber die Lastpro­gnosen für die Standardlastprofilkunden erstellt. JederLieferant skaliert seine Lieferung anhand der Standard­lastprofile (SLPs) und den Vorjahreswerten seiner Kunden.Dem Verteilnetzbetreiber ist vor allem daran gelegen, einegeringe Abweichung zu den prognostizierten Lasten zu er­zielen. Abweichungen können zu Ausgleichsenergiezah­lungen führen. Damit verbundene Kosten werden zwar überdie Netzentgelte verrechnet, können aber zu einer schlech­teren Bewertung des Netzbetreibers durch die Bundesnetz­agentur und folglich zu geringeren Vergütungen führen.Eine kurzfristige oder flexible Ausrichtung an der Situationim System oder amMarkt stellt jedoch keinen Vorteil dar.Die Kosten der Strombeschaffung und der Verursachungvon Regelleistung stehen dabei im Hintergrund. Der für dieBeschaffung zuständige Lieferant kann seine Lieferungennicht an denMarkt­ oder Systempreisen ausrichten undkeine wirtschaftliche Optimierung vornehmen.

Als Lösungsansatz wird eine Erstellung und Gestaltung desBelieferungsprofils durch den Lieferanten diskutiert, dem indiesem Rahmen ebenfalls die Schaltung der Anlagen über­tragen werden könnte. Der Lieferant würde Preissignale,welche die jeweilige Erzeugungs­ und Verbrauchssituationwiderspiegeln, stärker berücksichtigen und die Belieferungflexibel gestalten. Eine Verschlechterung der Prognose istnicht zu erwarten, da der Lieferant verpflichtet ist, einengenauen Fahrplan des Verbrauchs abzuliefern. So kann derLieferant vor allem bei elektrischen Speicherheizungen und

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wirtschaftliche Umsetzung und politische Rahmenbedin­gungen diskutiert.

dargestellt, um einen Eindruck über Aktivitäten in diesemBereich zu vermitteln.

Von der E.ONMetering GmbHwird in einem Feldversuchzum Beispiel das gesteuerte Laden von elektrischen Spei­cherheizungen in 45 Haushalten getestet (E.ON 2013). Indem Projekt „Windheizung“ wurden von der RWEAG zu­sammenmit der tekmar Regelsysteme GmbH und Sie­mens Energy die starren Ladezeiten von Fußbodenspei­cherheizungen in 50 Testhaushalten aufgehoben und diesestattdessen flexibel beladen. Momentan wird der Versuchauf 30 elektrische Speicherheizungen ausgeweitet (Rum­meni 2012). Die Vattenfall EuropeWärme AG erprobt indem Projekt „Das virtuelle Kraftwerk“ unter demMotto„Windstrom trifftWärme“ den flexiblen Einsatz vonWär­mepumpen und Blockheizkraftwerken. Bis Ende 2013 sol­len 200.000Wohneinheiten im Rahmen des Projektes mitWärme versorgt werden (Vattenfall 2011).

In den genannten Projekten soll derWärmebedarf durch dieflexible Steuerung der Anlagen unter Berücksichtigung desSystemzustands gedeckt werden. Sie zielen unter anderemauf eine bessere Nutzung Erneuerbarer Energien, die Er­bringung von Systemdienstleistungen, Komfortgewinnenund Kostensenkungen ab.

Das Bundesministerium fürWirtschaft und Technologie hateine Arbeitsgruppe „Intelligente Netze und Zähler“ einbe­rufen, die das Ziel verfolgt, technische, sozio­ökonomische,rechtliche und politische Rahmenbedingungen zu identifi­zieren und daraus Handlungsempfehlungen für den Aufbaueines intelligenten Netzes abzuleiten (BMWi 2013). In einerArbeitsgruppe der Energietechnischen Gesellschaft im Ver­band der Elektrotechnik wird unter dem Titel „Wärme­ undKälteversorgung in flexiblen Energieversorgungssystemenmit hohen Anteilen an erneuerbaren Energien“ unter ande­rem der Einsatz von elektrischen Speicherheizungen undWärmepumpen für Lastmanagementmaßnahmen diskutiert.Ziel dieser Arbeitsgruppe ist die Darstellung der zukünfti­gen Rolle von stromgeführtenWärme­ und Kältesystemenin einem Stromsystemmit einem hohen Anteil fluktuie­render Erzeugung. Dabei werden Technologien, Potenziale,

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grund der verschiedenenMöglichkeiten von Lastmanage­ment und der spezifischen Gegebenheiten nicht möglichund daher werden die Kosten einer Gasturbine mit den Kos­ten für den Netzbetreiber für Lastmanagement im Rahmender Verordnung zu abschaltbaren Lasten (AbLaV) verglichen.Zusätzlich werden die für Lastmanagement im Regelleis­tungsmarkt theoretisch erzielbaren Erlöse aufgezeigt.

Ein großer Vorteil von Gasturbinen gegenüber Lastmanage­mentmaßnahmen besteht darin, dass die Erzeugungsleis­tung weitestgehend unabhängig von Tageszeit, Wochenta­gen oder saisonalen Einflüssen grundsätzlich verfügbar ist.Abgesehen von geplanten und ungeplanten Betriebsstill­ständen kann die Erzeugungsleistung zwischen null und dermaximalen Nennleistung variiert werden, ohne dass andereRestriktionen berücksichtigt werdenmüssen.

Ein Vorteil von Lastmanagement ist hingegen, dass dieNachfrage zu gewissen Zeiten auch erhöht werden kann.Dies kann insbesondere bei notwendigen Netzeingriffen,wie dem Redispatch hilfreich sein. Darüber hinaus zeigenErfahrungen aus den USA, dass Verlässlichkeit und Genau­igkeit bei der Befolgung von Systemanforderungen entspre­chend sein kann (Hurley u. a. 2013).

In der AbLaV ergeben sich aus der maximal möglichen Ab­rufdauer 208 Abrufstunden. Daher werden im Folgendendie jährlichen Kosten einer Gasturbine für 208 Volllast­stunden berechnet. Die Berechnungsannahmen zur Gastur­bine finden sich im Anhang. Die tatsächliche Abrufdauer imRahmen der AbLaVwird voraussichtlich maximal wenigeStunden betragen, zum Vergleich werden daher ebenfallsdie Kosten für zehn Abrufstunden angegeben. Den Vergleichzwischen Vergütungen nach der AbLaV und den Kosten ei­ner Gasturbine zeigt Abbildung 56.

Die AbLaV bietet für die Bereitstellung von einemMWabschaltbarer Leistung eine Vergütung in Höhe von30.000 Euro/MWpro Jahr und ein Arbeitsentgelt in variab­ler Höhe von 100 bis 400 Euro/MWh, woraus sich bei einer

Für die Umsetzung vonmöglichen Anreizsystemen bezie­hungsweise Vergütungsmodellen ist es von Interesse, inwelchem Rahmen die Kosten für die Bereitstellung flexib­ler Erzeuger oder Verbraucher liegen undwelche Erlöse anbestehendenMärkten erzielt werden können. Ein Versor­gungsengpass im Stromnetz kann entweder durch eineErhöhung der Erzeugungsleistung oder durch eine Redu­zierung der Verbraucherlast am jeweils entsprechendenStandort behoben werden.

Um Lastmanagement im Unternehmen betreiben zu können,sind in der Regel Anfangsinvestitionen in Steuerungs­ undKommunikationstechnik notwendig. Nur bei sehr wenigenUnternehmen, die bereits zum Beispiel am Regelenergie­markt teilnehmen und ihre Anlagen dafür schon präquali­fiziert haben, fallen kaum Investitionen an. Bei denmeistenanderen Unternehmen, die bisher ein Lastmanagement nurfür eine betriebliche Optimierung oder gar nicht einsetzen,sind Investitionen notwendig. Schätzungen der befrag­ten Dienstleister gehen hier von einigen Tausend Euro proUnternehmen aus, die für eine Anbindung an eine externeKontrolleinheit notwendig sind. Mögliche weitere Kostenbei einer Aktivierung der Potenziale sind zusätzliche Perso­nalkosten, zusätzlicheMaterialkosten sowie Kosten durcheinen Produktionsausfall. Letztgenannte Kosten spielen beiden im Rahmen der Studie ausgewiesenen Potenzialen eineuntergeordnete Rolle, da die Potenziale unter der Prämisseerhoben wurden, dass weder Komfort nochWertschöpfungwesentlich eingeschränkt werden.

Bisher erfolgt die Anpassung üblicherweise durch eine Er­höhung der Erzeugungsleistung konventionell betriebenerKraftwerke. Der Kraftwerkseinsatz der letzten Jahre zeigt,dass Pumpspeicherkraftwerke und Gaskraftwerke am häu­figsten für die Deckung von Spitzenlasten eingesetzt wur­den. Da im Stundenbereich diese Funktion auch durch Last­management erbracht werden könnte, werden im Folgendendie Kosten für den Betrieb einer typischen Gasturbine fürdie Deckung weniger Spitzenlaststunden dargestellt. Eineallgemeine Kostendarstellung von Lastmanagement ist auf­

10. Wirtschaftliche Betrachtung von Lastmanagement

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erzielbare erlöse am regelleistungsmarkt

AmRegelleistungsmarkt könnenmit der Bereitstellungflexibler Lasten Erlöse erzielt werden. Nach Aussage vonTenneT TSO GmbHwaren zum Zeitpunkt der Studienerstel­lung zwei Anbieter in der Regelzone von TenneT für posi­tiveMinutenreserve präqualifiziert. Regelleistung wird vonden Übertragungsnetzbetreibern ausgeschrieben und imBedarfsfall abgerufen, um kurzfristig Erzeugung und Ver­brauch von elektrischer Energie ins Gleichgewicht zu brin­gen, da es andernfalls zu erheblichen Frequenzschwankun­gen kommt.

In Abhängigkeit der Erfüllung der Zugangskriterien könnendie schaltbaren Lasten als Minutenreserve oder als Sekun­därregelleistung angeboten werden, wobei die Präqualifika­tion für die Sekundärregelleistung wesentlich anspruchs­voller ist als bei derMinutenreserve. Positive Regelleistungkann durch die Reduktion der Verbraucherlast und nega­

maximalen Abrufdauer von 208 Stunden eine Gesamtver­gütung für ein angebotenesMegawatt zwischen 50.800 und113.200 Euro ergibt. Bei einer angenommenen Abrufdauervon zehn Stunden würde die jährliche Vergütung zwischen31.000 und 34.000 Euro liegen.

Für den Betrieb einer Gasturbine mit spezifischen Investi­tionen von 450 Euro/kW, die ausschließlich für die De­ckung der Spitzenlast in 208 Stunden des Jahres aktiviertwerden würde, müsste beispielsweise mit Gesamtkostenpro installiertemMW in Höhe von knapp 82.200 Euro proJahr gerechnet werden. Bei diesen Einsatzzeiten liegen dieKosten einer Gasturbine in der möglichen Spannweite derVergütungen nach der AbLaV. Für den Fall von lediglich zehnVolllaststunden liegen die jährlichen Kosten für die betrach­tete Gasturbine proMWbei 63.800 Euro. Hier zeigt sich,dass für wenige Einsatzstunden im Jahr die Vergütungen imRahmen der AbLaV deutlich günstiger sind als die Kostenfür eine Gasturbine (siehe auch Anhang Tabelle 15).)

Vergleich der jährlichen Kosten pro MW einer Gasturbine und der Vergütung nach der AbLaV Abbildung 56

Darstellung FfE

Jährliche

Kosten

[€/a]

120.000

100.000

80.000

60.000

40.000

20.000

0

Volllaststunden [h/a]

Gasturbine mit spez. Invest.kosten 550 €/kW

Gasturbine mit spez. Invest.kosten 450 €/kW

Gasturbine mit spez. Invest.kosten 350 €/kW

Vergütung nach AbLaV mit einem Arbeitspreisvon 400 €/MWhel

Vergütung nach AbLaV mit einem Arbeitspreisvon 100 €/MWhel

0 50 100 150 200 250 300 350 400 450 500

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preise für positiveMinutenreserve (siehe Abbildung 59)liegen relativ konstant um die 200 Euro/MWh beziehungs­weise bei circa 100 Euro/MWh für positive Sekundärregel­leistung (siehe Abbildung 60).

Die Leistungsvergütungen für negative Leistung lagen imJahr 2008mit rund 22.000 Euro/MWpro Jahr fürMinu­tenreserve beziehungsweise knapp 60.000 Euro/MWproJahr für Sekundärregelleistung ungefähr bei der Hälfte derVergütung der positiven Leistung. FürMinutenreserve sinddiese im Jahr 2012 auf rund 25.000 Euro/MWpro Jahr undfür Sekundärregelleistung auf rund 100.000 Euro/MWproJahr gestiegen. Die Arbeitspreise der negativenMinutenre­serve lagen zwischen 2008 und 2010 knapp über null Euro/MWh.Mittlerweile wird der zusätzliche Stromverbrauch imMittel sogar mit knapp 70 Euro/MWh im Falle eines Abrufsvergütet. Für die negative Sekundärregelleistung lagen diemittleren Arbeitspreiserlöse in dem betrachteten Zeitraumbei drei bis neun Euro/MWh (ÜNB 2012).

tive Regelleistung durch das Zuschalten von Verbrauchernbereitgestellt werden. Die Erlöse auf Regelleistungsmärk­ten ergeben sich einerseits durch den Leistungspreis fürdie Vorhaltung der Flexibilität und andererseits durch denArbeitspreis, der im Falle der Aktivierung der vorgehaltenenLeistung vergütet wird.

In den letzten Jahren ist eine Abnahme des Leistungsprei­ses für die Vorhaltung positiver Leistung zu beobachten. FürpositiveMinutenreserve konnten im Jahr 2008 für die kon­tinuierliche Vorhaltung von einemMegawatt für ein ganzesJahr imMittel theoretisch rund 45.000 Euro (siehe Abbil­dung 57) erzielt werden. Im Jahr 2012 wurde die Vorhaltungkaum noch vergütet, sodass sich Erlöse fast ausschließlichüber die Arbeitspreise ergaben.

Für positive Sekundärregelleistung (siehe Abbildung 58) las­sen sich höhere Erlöse erzielen, aber auch hier ist die Ten­denz fallend. Im Jahr 2008 konnten noch 110.000 Euro/MWpro Jahr erzielt werden. Im Jahr 2012 lag die Vergütung nurnoch bei 22.000 Euro/MWpro Jahr. Die mittleren Arbeits­

Theoretische Erlöse für die Bereitstellung von Minutenreserve auf Basis der mittleren Leistungspreise Abbildung 57

Berechnungen FfE und Darstellung nach ÜNB (2012)

Erlöse

ausLeistungsvorhaltung

[T€/(MW∙a)

80

70

60

50

40

30

20

10

0

Jahr

positive Minutenreserve

negative Minutenreserve

2008 2009 2010 2011 2012

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Theoretische Erlöse für die Bereitstellung von Sekundärregelleistung auf Basis der mittleren Leistungspreise Abbildung 58

Berechnungen FfE und Darstellung nach ÜNB (2012)

Erlöse

ausLeistungsvorhaltung

[T€/(MW∙a)

200

180

160

140

120

100

80

60

40

20

0

Jahr

positiveSekundärregelleistung

negativeSekundärregelleistung

2008 2009 2010 2011 2012

Mittlere Arbeitspreise für Minutenreserve Abbildung 59

Berechnungen FfE und Darstellung nach ÜNB (2012)

mittlererArbeitspreis[€/MWh]

300

250

200

150

100

50

0

-50

-100

Jahr

positive Minutenreserve

negative Minutenreserve

2008 2009 2010 2011 2012

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Mittlere Arbeitspreise für Sekundärregelleistung Abbildung 60

Berechnungen FfE und Darstellung nach ÜNB (2012)

mittlererArbeitspreis[€/MWh]

120

100

80

60

40

20

0

Jahr

2008 2009 2010 2011 2012

positiveSekundärregelleistung

negativeSekundärregelleistung

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Tabelle 13 zeigt für die untersuchten Bereiche die realisier­baren Potenziale für eine Lastabschaltung bei einer Ab­schaltdauer von einer Stunde. Es ist zu beachten, dass dasmaximale Lastmanagementpotenzial bei elektrischen Spei­cherheizungen undWärmepumpen nur an wenigen Tagenund nur in einer bestimmten Stunde des Tages verfügbar ist.

Als zentrale Anwendungsfelder stehen zum einen die ener­gieintensiven Prozesse im Fokus, die neben dem heute be­reits umgesetzten betrieblichen Lastmanagement auch fürein netz­ undmarktkonformes Lastmanagement genutztwerden könnten. Darüber hinaus existieren zusätzlichePotenziale im Bereich der Querschnittstechnologien, ins­besondere bei den Lüftungs­ und Klimatisierungsanwen­dungen im industriellen Bereich, die Leistungsklassen vonbis zu mehreren Hundert kW umfassen können. Schließlichbietet sich auch im Bereich der elektrischenWärmeerzeu­gung (Wärmepumpen und elektrische Speicherheizungen)dieMöglichkeit, bestehende Potenziale stärker markt­ undnetzkonform auszunutzen.

Die verschiedenen Potenziale weisen unterschiedliche Ab­hängigkeiten von saisonalen, tagesabhängigen und tages­zeitlichen Einflüssen auf. Aus Tabelle 12 geht hervor, obdiese Einflüsse auf die unterschiedlichen Potenzialartengering (­), mäßig (o) oder ausgeprägt (+) sind. Dabei zeigtsich, dass bei den Industrieprozessen, im Gegensatz zu elek­trischen Speicherheizungen undWärmepumpen, saisonaleund tageszeitliche Einflüsse eher begrenzt sind und dieseAnwendungen kontinuierlich zur Verfügung stehen.

11. Schlussfolgerungen

Darstellung der Einflüsse auf das Potenzial Tabelle 12

Darstellung FfE

Saisonaleeinflüsse

tagesabhängigeeinflüsse

tageszeitlicheeinflüsse

energieinten-sive prozesse

- - -

Querschnitts-technologienindustrie

- o o

Wärmepumpen + - o

elektrischeSpeicherhei-zungen

+ - +

Zusammenfassung der realisierbaren, inkl. bereits genutzter, Lastmanagementpotenziale inBaden-Württemberg Tabelle 13

Darstellung Fraunhofer ISI und FfE

lastreduzierungspotenzial für eine Stunde Bereits genutztes potenzial

Minimumin MW

Maximumin MW

Beitrag zurSpitzenlastreduktion

in MW

Regelenergiein MW

energieintensive prozessenahezu zeitunabhängig

> 400300 - 400 76

Querschnittstechnologien industrieGrundbetrieb, Sonntag

≈ 240

Normalbetrieb,Werktag, Tag

≈ 4800 0

WärmepumpenSommer≈ 30

Winter (-10 °C)≈ 630

geringer Beitrag 0

elektrische SpeicherheizungenSommer, Tag

0

Winter, Nacht(-10 °C)≈ 4.610

kein Beitrag, daAnlagen nicht am Netz

0

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Teilnahme vonWärmepumpen und elektrischen Speicher­heizungen unterliegt starken saisonalen Schwankungen.Bei elektrischen Speicherheizungen kommen zusätzlich dietageszeitlichen Einflüsse als limitierender Faktor hinzu.

Die Ergebnisse der Studie zeigen auch, dass Lastmanage­mentpotenziale bei den industriellen Querschnittstechno­logien von den angestrebten Verlagerungsdauern abhän­gen. Bei Verlagerungsdauern von nur 30Minuten stehencirca 850MWan Querschnittstechnologien für ein Last­management zur Verfügung. In Summe ergeben sich beidieser Verlagerungsdauer zusammenmit den energie­intensiven Prozessen Potenziale von über einem GW inSüddeutschland, die zum Teil bereits für ein betrieblichesLastmanagement genutzt werden. Bei längeren Verlage­rungsdauern von einer Stunde reduziert sich das Potenzialdann auf circa 880MW (siehe Tabelle 14). Auch hier stehtinsbesondere bei den energieintensiven Prozessen nur eingeringer Teil des Potenzials für eine Reduktion der system­weiten Spitzenlast zur Verfügung. Die genannten Potenzialekönnen insbesondere als Regelenergie bzw. zum Redispatcheingesetzt werden.

Bei den Vorankündigungszeiten lassen sich zwei Gruppenunterscheiden. Zum einen Anwendungen, die kurzfristiginnerhalb einer Stunde aktiviert werden können; zum an­deren Anwendungen, die im Rahmen einer Produktions­planungmit längeren Vorlaufzeiten (8 bis zu 24 Stunden)aktiviert werden. Die typischen Leistungsklassen liegen

Das genannte realisierbare Potenzial steht insbesonderezur Regelenergiebereitstellung und zur Deckung einesRedispatch­Bedarfs zur Verfügung. Für die Deckung vonSpitzenlasten, die in der Regel imWinter zwischen 18 und20 Uhr auftreten, stehen vor allem die Lastmanagementpo­tenziale der Querschnittstechnologien zur Verfügung. Dieenergieintensiven Prozesse sind zu diesen Spitzenlasten inder Regel bereits größtenteils reduziert, da die Strompreisezu den Zeiten der Spitzenlasten erfahrungsgemäß besondershoch sind. Daher stehen die energieintensiven Prozessekaum für zusätzliches Lastmanagementpotenzial für eineReduktion der systemweiten Spitzenlast zur Verfügung. Eingeringer Beitrag kann durch LastmanagementpotenzialevonWärmepumpen geleistet werden. Elektrische Spei­cherheizungen kommen für eine Spitzenlastreduzierung indiesem Zeitfenster ebenfalls kaum infrage, da sie nur un­wesentlich zu der Last beitragen. Die Höhe des potenziellenLastmanagementbeitrags vonWärmepumpen und elektri­schen Speicherheizungen ist darüber hinaus temperaturab­hängig und kann im Sommer verschwindend gering sein.

Eine Nutzung der Lastmanagementpotenziale am Regelleis­tungsmarkt ist abhängig von der zeitlichen Verfügbarkeitund der geforderten Vorhaltedauer. Da die energieinten­siven Prozesse den geringsten Schwankungen unterliegenund hohe Leistungen aufweisen, eignen sich diese beson­ders für den Regelleistungsmarkt. Bei den Querschnitts­technologien sind aufgrund tageszeitlicher und tagesabhän­giger Einflüsse Abstriche zu machen. DieMöglichkeit der

Realisierbares Lastmanagemenpotenzial in Abhängigkeit der Verlagerungsdauer im industriellen Bereich Tabelle 14

Darstellung Fraunhofer ISI und FfE

verlagerungsdauer

Bereich 30 minuten 1 Stunde

Querschnittstechnologien IndustrieNormalbetrieb WerktagGrundbetrieb Sonntag

850 MW420 MW

480 MW240 MW

energieintensive Prozesse* > 400 MW > 400 MW

Summe(bereits genutzt für Regelenergie)(bereits genutzt für systemweite Spitzenlastreduktion)

820 – 1.250 MW(76 MW)

(300 – 400 MW)

640 – 880 MW(76 MW)

(300 – 400 MW)

* Potenziale zur Reduktion der systemweiten Spitzenlast großteils bereits genutzt

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regelbarer Leistung von einemwettbewerbsfähigen Angebotabgehalten.

Teilweise können potenzielle Anbieter von Regelleistunggeforderte Abrufzeiträume oder Angebotsdauern nicht er­füllen. DieMarkteintrittsbarrieren zur Teilnahme am Regel­leistungsmarkt sollten auf einMinimum reduziert werden,um die Anzahl der potenziellen Anbieter zu erhöhen.

Außerdem sollten regulatorische Anpassungen angedachtwerden. Hier ist zum einen die Rolle der Aggregatoren fürschaltbare Lasten zu definieren. Derzeit sind die Lieferantendie zentralen Akteure, die mit Unterstützung von Aggre­gatoren Lastmanagement im Strommarkt umsetzen. EineStandardisierung der Rolle von Aggregatoren könnte gege­benenfalls zusätzliches Potenzial aktivieren.

Im Bereich derWärmepumpen und der elektrischen Spei­cherheizungen, deren Bedarf bislang auf Basis von tempe­raturabhängigen Lastprofilen gedeckt werden, ist sowohleine kurzfristig flexiblere Anpassung an die Systemanfor­derungen als auch die Verbrauchsanpassung an die jeweilsvorherrschende auch lokale Angebotssituation erforderlich,um das bestehende Lastmanagementpotenzial zu nutzen.

pro Unternehmen bei einigen Hundert kW bis zu einigenMW. Nur sehr wenige Unternehmen könnten Potenziale mitmehr als zehnMW zur Verfügung stellen.

Die finanziellen Anreize für ein Lastmanagement solltenzunächst ausreichend sein, um die Anfangsinvestitionen(Implementierung und Planung des Lastmanagements so­wie Kosten für notwendige Steuerungstechnik) abzude­cken. Typischerweise erwarten die Unternehmen Kostenvon einigen Tausend Euro als Anfangsinvestition, bevor siean einem Lastmanagementprogramm teilnehmen können.Attraktiv wird es für die Unternehmen, wenn sie durch eineBeteiligung mehr als fünf Prozent ihrer Stromkosten spa­ren können. Bei größeren Unternehmen sind gegebenenfallsauch geringere Anreize ausreichend.

Bei einer Ausgestaltung von Lastmanagementprogram­men sollten die Charakteristika der Lastmanagementpo­tenziale entsprechend berücksichtigt werden. Die derzei­tigen Anknüpfungsmöglichkeiten für ein Lastmanagement(Verordnung zu abschaltbaren Lasten beziehungsweiseRegelenergiemarkt) bieten derzeit entweder zu restriktiveRegelungen, um daran teilzunehmen, oder nur sehr be­grenzte finanzielle Anreize.

Umweitere Hemmnisse abzubauen und auch bisher nichtgenutzte Anwendungen für ein Lastmanagement zu er­schließen, bieten sich Demonstrationsvorhaben etwa imBereich der Lüftungs­ und Klimatisierungsanwendungenan. Hierdurch könnte gezeigt werden, welche Auswirkun­gen sich auf den Betrieb und die Produktion eines Un­ternehmens ergeben undwie eine Beteiligung technischumgesetzt werden kann. Darüber hinaus ließen sich Hand­lungsempfehlungen als Ausblick in den Energiemarkt derZukunft ableiten.

Lastspitzen, die infolge von extern abgerufenen Lastma­nagementmaßnahmenwie zum Beispiel dem Abruf von ne­gativer Regelleistung oder demNachholbedarf vorangegan­gener Lastreduzierungen verursacht werden, sollen nicht zueiner Erhöhung des zu zahlenden Leistungspreises für dieNetznutzung führen. Dadurch werden potenzielle Anbieter

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eingetreten: erstmaliger einsatz der österreichischenreservekraftwerke am 8. und 9. dezember 2011

Das Kernkraftwerk Gundremmingen C, ein großer Erzeugerin Süddeutschlandmit einer Nettoleistung von 1,3 GW, warseit dem 29. November 2011 nicht verfügbar. In der Folgewar das vorhandene Redispatch­Potenzial zur Entlastungüberlasteter Stromkreise eingeschränkt. Aus einer starkenWindeinspeisung von 19 GW in der Nacht vom 8. auf den9. Dezember resultierten durch die hohe Netzlast (Win­terwerktag) hohe Nord­Süd­Lastflüsse. Nur unter Zuhil­fenahme von erheblichem Redispatch zwischen 50HertzTransmission GmbH und TenneT TSO GmbH und der entlas­tendenWirkung der österreichischen Reservekraftwerkekonnte einem Verlust der (n­1)­Sicherheit der Übertra­gungstrassen der 380­Kilovolt­Stromkreise Vieselbach– Remptendorf, Röhrsdorf – Remptendorf (50Hertz) sowieRemptendorf – Redwitz (50Hertz/TenneT) entgegengewirktwerden.

Die österreichischen Reservekraftwerke lieferten währendihres Einsatzes eine Nennleistung in der Spitze von zusam­men 935MW. Der zeitliche Verlauf ist in Abbildung 61 dar­gestellt. Danach geht der Einsatz über eine zeitliche Dauervon 29 Stunden. Die Spitzenleistung wurde über einen Zeit­raum von circa fünf Stunden abgerufen. Abbildung 62 stelltdieWirksamkeit der österreichischen Einspeisung auf dieüberbelasteten Stromkreise imNetz der TenneT dar und gibtdamit einen Eindruck derWichtigkeit von Reserveleistungim südlichen Netzgebiet.

12. Anhang

12.1 Netzkritische Situationen im Einzelnen

Im Folgenden wird eine Reihe kritischer Systemsituationenbeschrieben, die sowohl auf simulierten Szenarien durch dieÜNBs basieren als auch real eingetreten sind. Die Betrach­tung speziell des süddeutschen Raumes soll Hinweise aufdas Potenzial von Reservebereitstellung durch Lastmanage­ment in Süddeutschland ermöglichen.

Simulation: Bad-Case-Szenario 18. mai 2011

Zur Bewertung der Netzstabilität haben die ÜNBs in simu­lativen Netzberechnungen bestimmte risikoträchtige Sze­narien unter anderem imHinblick auf die Netzbelastungund (n­1)­Sicherheit analysiert (vorgelegt am 20. Mai 2011,siehe BundesnetzagenturMai 2011). Die (n­1)­Sicherheitwird als die angestrebte Absicherung für den Ausfall dergrößten einzelnen Netzeinheit verstanden. Als Basis dientedabei der Systemzustand am 18. Mai 2011 um 12 Uhr alsstellvertretender Zeitpunkt für eine Starklastsituation inVerbindungmit einem hohen Grad anWindenergieeinspei­sung sowie niedriger Einspeisung durch Photovoltaik. Andiesem Tag standen in Deutschland 16 GWKraftwerksleis­tung revisionsbedingt geplant nicht zur Verfügung. Unter­sucht wurden drei Varianten der Einspeisung aus erneu­erbaren Energiequellen: EE hoch, EE niedrig und nurWindhoch. Für die drei Varianten wurden grundsätzlich be­herrschbare Netzsituationen prognostiziert. Für den simu­lierten (n­1)­Fall wurden Überlastungen im gesamten Netz­gebiet und auch in der Verbindung zwischen Thüringen undBayern sowie in Nord­Süd­Richtung zwischen Ruhrgebietund Baden­Württemberg prognostiziert. NachMaßnah­menimplementierung (unter anderem Redispatch, SIV) blei­ben jedoch einige Überlastungen auch in der Anbindung dessüddeutschen Raumes bestehen.

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Wirksamkeit der österreichischen Reservekraftwerke auf Stromkreise im Netz der TenneTam 8. Dezember 2011 Abbildung 62

Netzbericht zum Zustand im Winter 2011/2012, Bundesnetzagentur (Mai 2012)

Verlauf der Windenergieeinspeisung in Deutschland (pink) sowie der Einspeisung der Reservekraftwerkein Österreich (blau) am 8. und 9. Dezember 2011 Abbildung 61

Netzbericht zum Zustand im Winter 2011/2012, Bundesnetzagentur (Mai 2012)

WindenergieeinspeisungD

[MW]

25.000

20.000

15.000

10.000

5.000

0

2.000

1.800

1.600

1.400

1.200

1.000

800

600

400

200

0

0:00

6:00

12:00

18:00

0:00

6:00

12:00

18:00

0:00

Auswirkung der Kaltreserve auf die engpässe

in [MW] ohne mit ∆

1Landesbergen-Wechold (220 kV)

622 580 -7 %

2Diepperz-Mecklar (380 kV)

2.072 2.015 -3 %

3Remptendorf-Redwitz (380 kV)

3.000 2.914 -3 %

4Ludersheim-Raitersaich (220 kV)

266 230 -14 %

5Ludersheim-Sittling (220 kV)

254 224 -12 %

Zeit: do., 08.12.2011/23:30Wind d (istwert): 19.948 mWKaltreserve A: 935 mW(berechnet mit DACF-Datensatz)

ReservekraftwerkseinspeisungÖ

[MW]

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Die Bundesnetzagentur folgert dieWichtigkeit des be­schleunigten Ausbaus der Nord­Süd­Übertragungskapazi­täten und des Zubaus gesicherter Kraftwerksleistung (Bun­desnetzagenturMai 2012).

eingetreten: Überlastung von Netzelementenam 15. Februar 2012

In der Nacht des 15. Februar gegen 2.15 Uhr lag dasMaxi­mum derWindenergieeinspeisung bei 21,5 GW. 50Hertzleitete präventiv erhebliche Redispatch­Countertrading­und SIV­Maßnahmen ein, um prognostizierte (n­1)­Ver­letzungen zu vermeiden. Eine Übersicht der vereinbartenMaßnahmenwird in Abbildung 65 dargestellt. Die Sicher­stellung des Betriebes erforderte eine Anpassung von Ein­speisungsleistungen in der Höhe von über fünf GW undeiner Energiemenge von circa 80 GWh an einem Tag. AlslangfristigeMaßnahme hat die Bundesnetzagentur darausdie Notwendigkeit des Netzausbaus, insbesondere in der50Hertz­Regelzone und in den grenzüberschreitenden Lei­tungen nach Polen abgeleitet.

eingetreten: Überlastungen vom8. bis 10. Februar 2012

Anfang Februar, während einer Kältewelle in Europa, führteein hoher Transportbedarf von deutschen Kraftwerken imNordwesten zu den Verbrauchsschwerpunkten im Sü­den und ein hoher Transit nach Österreich, Frankreich undin die Schweiz zu einer insgesamt hohen Belastung desAmprion­Netzes. Die Folge waren anvisierte Redispatch­Maßnahmen entlang derMittelrheintrasse mit zeitweiligerEinspeisung von einem GW im Süden. Die vorherrschendehohe vertikale Last sorgte für den Abruf der meisten deut­schen Kraftwerke. Gleichzeitig standen aufgrund von Gas­versorgungsengpässen Gaskraftwerke in Süddeutschlandnicht zur Verfügung. Somit waren in Deutschland dieMög­lichkeiten zum Redispatch nahezu ausgeschöpft und auchim benachbarten südlichen Ausland war es nicht möglich,weitere Erzeugung kurzfristig zu mobilisieren. Die (n­1)­Sicherheit konnte nicht zu jeder Zeit gewährleistet werden,sodass bei Ausfall eines großen Kraftwerks/Netzteils kaumein Ausgleich möglich gewesen wäre.

Übersicht über unterschiedliche Redispatch-Maßnahmen in der 50Hertz-Regelzone am 15. Februar 2012 Abbildung 63

Netzbericht zum Zustand im Winter 2011/2012, Bundesnetzagentur (Mai 2012)

6.000

5.000

4.000

3.000

2.000

1.000

0

lokal/global

CBRD PSE‐O

RZÜ RD

RD Rost

RD LIPP

RD Präv

SIV

00:00- 01:00

02:00- 03:00

04:00- 05:00

06:00- 07:00

08:00- 09:00

10:00- 11:00

12:00- 13:00

14:00- 15:00

16:00- 17:00

18:00- 19:00

20:00- 21:00

22:00- 23:00

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96

Verläufe durch die Darstellung typischer Kurven zu ver­deutlichen. Dazu wurden jeweils für positive und negativeLeistung die Tageszeitreihen des Jahres 2012mithilfe einesClusterverfahrens auf Basis sogenannter selbstorganisie­render Karten nach Ähnlichkeit gruppiert. Die sich erge­benden Clusterstrukturen sind in Abbildung 66 dargestellt.

Aus der Clusteranalyse ergibt sich eine robuste Strukturder Tagesgänge in vier Clustern, derenMitglieder jeweilszu einemmittleren Verlauf aggregiert wurden. Die resul­tierenden Kurven beschreiben grundlegend unterschied­liche Tagesgänge der Abrufe. Durch dieMittelung über dieClustermitglieder sind die Spitzen weniger stark ausgeprägt,deren Spektrum jedoch durch die Fehlerbalken abgebildetwird. Zum Vergleich zeigt die magenta­farbene Kurve dasViertelstundenmaximum über alle Tage des Jahres, das so­wohl bei negativer als auch bei positiver Regelleistung einehohe zeitliche Konstanz im Bereich zwischen 1,5 GW und2 GW aufweist.

eingetreten: Verletzung der (n-1)-Sicherheitam 22. und 23. Februar 2012

Aufgrund der hohenWindenergieeinspeisung (Höchstwerte20 GW)wurdenmehrere (n­1)­Verletzungen in den Regel­zonen von 50Hertz und TenneT prognostiziert. Um insbe­sondere die 380–kV­Stromkreise zwischen den Umspann­werken Remptendorf (50Hertz) und Redwitz (TenneT) zuentlasten, wurden zahlreiche präventiveRedispatch­ undEinspeisemanagement­Maßnahmen durchgeführt (bis zu ei­nemGW), trotz derer die (n­1)­Sicherheit für circa 1,5 Stun­den nicht sichergestellt werden konnte. Um einen sicherenNetzbetrieb gewährleisten zu können, mussten insgesamtfast vier GWLeistung abgesenkt und durchRedispatch aus­geglichen sowieWindkraftanlagen abgeregelt werden.

12.2 Analyse der Sekundärregelleistungs-abrufe im Detail

In Abbildung 64 und Abbildung 65 wurde der Versuch un­ternommen, das Spektrum unterschiedlicher tageszeitlicher

Gemittelte typische tageszeitliche Verläufe positiver Sekundärregelleistungsabrufe im Jahr 2012im deutschen Netzregelverbund Abbildung 64

Berechnungen Fraunhofer ISI

00:00 01:00 02:00 03:00 04:00 05:00 06:00 07:00 08:00 09:00 10:00 11:00 12:00 13:00 14:00 15:00 16:00 17:00 18:00 19:00 20:00 21:00 22:00 23:00

2.000

1.500

1.000

500

0

-500

Stunde

Leistung

[MW]

Clusteranalyse der gesamten Tagesgänge des Jahres (hellrosa, pink, blau, hellblau), Viertelstundenmaximum des Regelleistungsabrufs über dasJahr in Lila

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97

Gemittelte typische tageszeitliche Verläufe negativer Sekundärregelleistungsabrufe im Jahr 2012im deutschen Netzregelverbund Abbildung 65

Berechnungen Fraunhofer ISI

00:00 01:00 02:00 03:00 04:00 05:00 06:00 07:00 08:00 09:00 10:00 11:00 12:00 13:00 14:00 15:00 16:00 17:00 18:00 19:00 20:00 21:00 22:00 23:00

2.000

1.500

1.000

500

0

-500

Stunde

Leistung

[MW]

Clusteranalyse der gesamten Tagesgänge des Jahres (hellrosa, pink, blau, hellblau), Viertelstundenmaximum des Regelleistungsabrufs über dasJahr in Lila

Clusterstruktur der Tagesgänge der Sekundärregelleistungsabrufe für positive und negative Leistungauf selbstorganisierenden Karten Abbildung 66

Berechnungen Fraunhofer ISI

Positive Regelleistung Negative Regelleistung

pink

pink

hellblau

hellblau

blau

blau

hellrosa

hellrosa

Gelbe Kreise kennzeichnen Cluster in der Karte, deren Mitglieder (einzelne Tagesgänge) zu den Kurven in den oben dargestelltenGraphen aggregiert wurden.

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98

12.3 Positive und negative Leistung durch die Flexibilisierung von Querschnittstechnologien

Positive und negative Leistung durch Flexibilisierung von Querschnittstechnologien in Süddeutschland (Normal-betrieb) – realisierbares Potenzial ohne Kostenbetrachtung für die Implementierung (Personal und I&K) Abbildung 67

Darstellung FfE

500

300

100

-100

-300

-500

-700

-900

sonstige Wirtschaftszweige

Maschinenbau,Fahrzeugbau

(NE-) Metallerzeugung,Metallbearbeitung

Glas,Keramik,Steine, Erden

Chemie

Ernährung &Tabak

Branche

Pumpen negative Leistung

Lüftung positive Leistung

Pumpen positive Leistung Lüftung negative Leistung

Beleuchtung negative Leistung

Kälte negative Leistung Kälte positive Leistung

Druckluft positive Leistung Beleuchtung positive Leistung Druckluft negative Leistung

Papier

Positive und negative Leistung durch Flexibilisierung von Querschnittstechnologien in Süddeutschland (reduzierterBetrieb) – realisierbares Potenzial ohne Kostenbetrachtung für die Implementierung (Personal und I&K) Abbildung 68

Darstellung FfE

500

300

100

-100

-300

-500

-700

-900

Leistung

[MW]

sonstige Wirtschaftszweige

Maschinenbau,Fahrzeugbau

(NE-) Metallerzeugung,Metallbearbeitung

Glas,Keramik,Steine, Erden

Chemie

Ernährung &Tabak

Papier

Leistung

[MW]

Branche

Pumpen negative Leistung

Lüftung positive Leistung

Pumpen positive Leistung Lüftung negative Leistung

Beleuchtung negative Leistung

Kälte negative Leistung Kälte positive Leistung

Druckluft positive Leistung Beleuchtung positive Leistung Druckluft negative Leistung

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99

Positive und negative Leistung durch Flexibilisierung von Querschnittstechnologien in Süddeutschland (Grundlast-betrieb) – realisierbares Potenzial ohne Kostenbetrachtung für die Implementierung (Personal und I&K) Abbildung 69

Darstellung FfE

500

300

100

-100

-300

-500

-700

-900

Leistung

[MW]

sonstige

Wirtschaftszweige

Maschinenbau,

Fahrzeugbau

(NE-) Metallerzeugung,

Metallbearbeitung

Glas,Keramik,Steine, Erden

Chemie

Ernährung &Tabak

Papier

Branche

Pumpen negative Leistung

Lüftung positive Leistung

Pumpen positive Leistung Lüftung negative Leistung

Beleuchtung negative Leistung

Kälte negative Leistung Kälte positive Leistung

Druckluft positive Leistung Beleuchtung positive Leistung Druckluft negative Leistung

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100

12.4 Berechnungsgrundlage zur Potenzialermittlung für Wärmepumpen undelektrische Speicherheizungen

Grafische Darstellung der Datengrundlage Abbildung 70

Darstellung FfE

Datengrundlage LEW berechnetLEW

EON

EnBW

E.ON berechnet

hochgerechnete Gemeinden

0 50 100 km

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101

Lastreduzierungspotenziale von elektrischen Speicherheizungen in Bayern und Baden-Württemberg bei einerVerschiebung des Lastprofils um zwölf Stunden (äquivalente Tagesmitteltemperatur 10 °C) Abbildung 71

Lastreduzierungspotenziale von elektrischen Speicherheizungen in Bayern und Baden-Württemberg bei einerVerschiebung des Lastprofils um zwölf Stunden (äquivalente Tagesmitteltemperatur 0 °C) Abbildung 72

Darstellung FfE

Darstellung FfE

6.000

5.000

4.000

3.000

2.000

1.000

0

6.000

5.000

4.000

3.000

2.000

1.000

0

MittlereLeistung

[MW]

MittlereLeistung

[MW]

Betrachtungszeitraum

Betrachtungszeitraum

Ladelastgang mit maximaler Beladung

Ladelastgang mit minimaler Beladung

maximaler Lastreduzierungsbeitrag

minimaler Lastreduzierungsbeitrag

Ladelastgang mit maximaler Beladung

Ladelastgang mit minimaler Beladung

maximaler Lastreduzierungsbeitrag

minimaler Lastreduzierungsbeitrag

1 h 2 h 4 h 8 h 12 h

1 h 2 h 4 h 8 h 12 h

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102

Lastreduzierungspotenziale von elektrischen Speicherheizungen in Bayern und Baden-Württemberg bei einer Ver-schiebung des Lastprofils um zwölf Stunden (äquivalente Tagesmitteltemperatur -10 °C) Abbildung 73

Darstellung FfE

6.000

5.000

4.000

3.000

2.000

1.000

0

MittlereLeistung

[MW]

Betrachtungszeitraum

Ladelastgang mit maximaler Beladung

Ladelastgang mit minimaler Beladung

maximaler Lastreduzierungsbeitrag

minimaler Lastreduzierungsbeitrag

1 h 2 h 4 h 8 h 12 h

Lastreduzierungspotenziale von elektrischen Speicherheizungen in Baden-Württemberg und Bayernbei einer vorgezogenen Speicherbeladung Abbildung 74

Darstellung FfE

36

30

24

18

12

6

0

Zeit[h]

-10 °C -5 °C 0 °C 5 °C 10 °C

Energie[GWh]

48

40

32

24

16

8

0

zusätzliche Zeit ohne Last [h]

Abschaltdauer [h]

zusätzliche Speicherbeladung in der Nacht [GWh]

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103

Lastreduzierungspotenziale von elektrischen Speicherheizungen in Bayern und Baden-Württemberg beiReduzierung der Last auf den Wärmebedarf (äquivalente Tagesmitteltemperatur 10 °C) Abbildung 75

Darstellung FfE

6.000

5.000

4.000

3.000

2.000

1.000

0

MittlereLeistung

[MW]

Betrachtungszeitraum

Ladelastgang mit maximaler Beladung

Ladelastgang mit minimaler Beladung

maximaler Lastreduzierungsbeitrag

minimaler Lastreduzierungsbeitrag

1 h 2 h 4 h 8 h 12 h

Lastreduzierungspotenziale von elektrischen Speicherheizungen in Bayern und Baden-Württemberg beiReduzierung der Last auf den Wärmebedarf (äquivalente Tagesmitteltemperatur 0 °C) Abbildung 76

Darstellung FfE

6.000

5.000

4.000

3.000

2.000

1.000

0

MittlereLeistung

[MW]

Betrachtungszeitraum

Ladelastgang mit maximaler Beladung

Ladelastgang mit minimaler Beladung

maximaler Lastreduzierungsbeitrag

minimaler Lastreduzierungsbeitrag

1 h 2 h 4 h 8 h 12 h

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104

Lastreduzierungspotenziale von elektrischen Speicherheizungen in Bayern und Baden-Württemberg beiReduzierung der Last auf den Wärmebedarf (äquivalente Tagesmitteltemperatur -10 °C) Abbildung 77

Darstellung FfE

6.000

5.000

4.000

3.000

2.000

1.000

0

MittlereLeistung

[MW]

Betrachtungszeitraum

Ladelastgang mit maximaler Beladung

Ladelastgang mit minimaler Beladung

maximaler Lastreduzierungsbeitrag

minimaler Lastreduzierungsbeitrag

1 h 2 h 4 h 8 h 12 h

Lastreduzierungspotenziale von Wärmepumpen in Bayern und Baden-Württemberg bei einerReferenztemperatur von 10 °C Abbildung 78

Darstellung FfE

700

600

500

400

300

200

100

0

MittlereLeistung

[MW]

Betrachtungszeitraum

Ladelastgang mit maximaler Beladung

Ladelastgang mit minimaler Beladung

maximaler Lastreduzierungsbeitrag

minimaler Lastreduzierungsbeitrag

1 h 2 h 4 h 8 h 12 h

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105

Lastreduzierungspotenziale von Wärmepumpen in Bayern und Baden-Württemberg bei einerReferenztemperatur von 0 °C Abbildung 79

Darstellung FfE

700

600

500

400

300

200

100

0

MittlereLeistung

[MW]

Betrachtungszeitraum

Ladelastgang mit maximaler Beladung

Ladelastgang mit minimaler Beladung

maximaler Lastreduzierungsbeitrag

minimaler Lastreduzierungsbeitrag

1 h 2 h 4 h 8 h 12 h

Lastreduzierungspotenziale von Wärmepumpen in Bayern und Baden-Württemberg bei einerReferenztemperatur von -10 °C Abbildung 80

Darstellung FfE

700

600

500

400

300

200

100

0

MittlereLeistung

[MW]

Betrachtungszeitraum

Ladelastgang mit maximaler Beladung

Ladelastgang mit minimaler Beladung

maximaler Lastreduzierungsbeitrag

minimaler Lastreduzierungsbeitrag

1 h 2 h 4 h 8 h 12 h

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106

12.5 Berechnungsannahmen Gasturbine

Anmerkungen zu den Berechnungsannahmen:Die spezifischen Investitionskosten wurden nach Agricolau. a. (2010) angenommen und in Rücksprache mit einembayerischen Kraftwerksbetreiber in der Höhe bestätigt.Besonders bei den jährlichen fixen und den variablen Be­triebskosten gehen die Angaben in den Literaturquellen(dena 2005; Hobohm u. a. 2011; Blesl u. a. 2012) stark aus­einander. Es gilt jedoch zu beachten, dass bei den geringenEinsatzzeiten die spezifischen Investitionskosten mit Ab­stand den größten Anteil der jährlichen Gesamtkosten dar­stellen, was die mögliche Spannweite der fixen und variab­len Betriebskosten relativiert.

Bezüglich des angenommenen Erdgaspreises gehen folgendeÜberlegungen voraus. Die Spotmarktpreise liegen derzeit bei2,7 ct/kWh, weshalb ein Liefervertrag aktuell zu 2,9 ct/kWhzu bekommen ist. Zudem fallen Netzentgelte zwischen 0,2und 0,6 ct/kWh an. Daher wird als obere Abschätzung mit3,5 ct/kWh gerechnet. Bei den CO2­Zertifikatspreisen wurdedavon ausgegangen, dass die Preise mittelfristig wieder an­steigen werden, da das aktuelle Preisniveau von politischerSeite überwiegend als deutlich zu niedrig angesehen wird.

Berechnungsannahmen Gasturbine Tabelle 15

Darstellung Agricola et al. (2010); Blesl et al. (2012); dena (2005);Hobohm et al. (2011)

Wirkungsgrad 40%

spez. Investitionen 450 €/kWel

jährliche Fixkosten 10.000 €/ (MW·a)

variable Kosten 1 €/MWhel

Finanzierungsdauer 20 Jahre

Zinssatz 10%

CO2-Kosten 10 €/t

Erdgaspreis 35 €/MWhth

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107

LiteraturverzeichnisLiteraturverzeichnis

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Bundesnetzagentur (Februar 2013):Monitoringbericht 2012

Bundesnetzagentur (Mai 2012): Bericht zum Zustand der lei-tungsgebundenen Energieversorgung imWinter 2011/12

Bundesnetzagentur (August 2011): Bericht zu den Auswir-kungen des Kernkraftausstiegs auf die Übertragungsnetzeund die Versorgungssicherheit zugleich Bericht zur Notwen-digkeit eines Reservekernkraftwerks im Sinne der Neurege-lungen des Atomgesetzes

Bundesnetzagentur (Mai 2011): Fortschreibung des Berichtsder Bundesnetzagentur zu den Auswirkungen des Kern-kraftwerks-Moratoriums auf die Übertragungsnetze und dieVersorgungssicherheit

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AUF DEUTSCH

12 Thesen zur EnergiewendeEin Diskussionsbeitrag zu den wichtigsten Herausforderungen im Strommarkt (Lang­ und Kurzfassung)

Brauchen wir einen Kapazitätsmarkt?Dokumentation der Stellungnahmen der Referenten der Diskussionsveranstaltung am 24. August 2012 in Berlin

Die Zukunft des EEG – Evolution oder Systemwechsel?Dokumentation der Stellungnahmen der Referenten der Diskussionsveranstaltung am 13. Februar 2013 in Berlin

Entwicklung der Windenergie in DeutschlandEine Beschreibung von aktuellen und zukünftigen Trends und Charakteristika der Einspeisung vonWindenergieanlagen

Erneuerbare Energien und Stromnachfrage im Jahr 2022Illustration der anstehenden Herausforderungen der Energiewende in Deutschland.Analyse auf Basis von Berechnungen von Fraunhofer IWES

Kapazitätsmarkt oder Strategische Reserve: Was ist der nächste Schritt?Eine Übersicht über die in der Diskussion befindlichenModelle zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit in Deutschland

Kostenoptimaler Ausbau der Erneuerbaren Energien in DeutschlandEin Vergleich möglicher Strategien für den Ausbau vonWind­ und Solarenergie in Deutschland bis 2033

Kritische Würdigung des Netzentwicklungsplanes 2012Kurzstudie des Büros für Energiewirtschaft und technische Planung (BET)

Steigende EEG-Umlage: Unerwünschte Verteilungseffekte können vermindert werdenAnalyse des Deutschen Instituts fürWirtschaftsforschung (DIW)

Strommarktdesign im Vergleich: Ausgestaltungsoptionen eines KapazitätsmarktsDokumentation der Stellungnahmen der Referenten für die Diskussionsveranstaltung am 10. Juni 2013 in Berlin

Zusammenhang von Strombörsen und EndkundenpreisenStudie von Energy Brainpool

AUF ENGLISCH

12 Insights on Germany’s EnergiewendeADiscussion Paper Exploring Key Challenges for the Power Sector

Cost Optimal Expansion of Renewables in GermanyA comparison of strategies for expanding wind and solar power in Germany

Load Management as a Way of Covering Peak Demand in Southern GermanySummary of intermediate findings from a study conducted by Fraunhofer ISI and Forschungsgesellschaft fürEnergiewirtschaft

Alle Publikationen finden Sie auf unserer Internetseite:www.agora-energiewende.de

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Agora Energiewende ist eine gemeinsame Initiative der Stiftung Mercator und der European Climate Foundation.

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Wie gelingt uns die Energiewende?Welche konkreten Gesetze, Vorgabenund Maßnahmen sind notwendig,um die Energiewende zum Erfolg zuführen? Agora Energiewende will denBoden bereiten, damit Deutschlandin den kommenden Jahren dieWeichen richtig stellt. Wir verstehenuns als Denk- und Politiklabor, indessen Mittelpunkt der Dialog mitden relevanten energiepolitischenAkteuren steht.

019/07-S-2013/de