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In Zusammenarbeit mit
Lastmanagement als Beitragzur Deckung des Spitzenlast-bedarfs in SüddeutschlandEndbericht einer Studie von Fraunhofer ISI und derForschungsgesellschaft für Energiewirtschaft
Studie
Lastmanagement alsBeitrag zur Deckungdes Spitzenlastbedarfsin Süddeutschland
impreSSum
Studie
Lastmanagement als Beitrag zur Deckung desSpitzenlastbedarfs in Süddeutschland
Endbericht einer Studie von Fraunhofer ISIund der Forschungsgesellschaft für Energiewirtschaft
erStellt im AuftrAg von
Agora EnergiewendeRosenstraße 2 | 10178 Berlin
Projektleitung: Alexandra [email protected]
Redaktion: Nikola Bock
in KooperAtion mit
Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaftdes Landes Baden-WürttembergKernerplatz 9 I 70182 Stuttgart
Bayerisches Staatsministeriumfür Umwelt und GesundheitRosenkavalierplatz 2 | 81925 München
Korrektorat: Infotext GbR, BerlinSatz: UKEX GRAPHIC, EttlingenDruck: Oktoberdruck AG, BerlinTitelbild: ©iStockphoto.com/Olivier Lantzendörffer
Autoren
Dr. Marian Klobasa (Projektkoordination)Dr. Gerhard Angerer, Dr. Arne Lüllmann,Prof. Dr. Joachim SchleichFraunhofer-Institut für System- undInnovationsforschungBreslauer Straße 48 | 76139 Karlsruhe
Tim Buber, Anna Gruber, Marie Hünecke,Dr. Serafin von RoonForschungsgesellschaft für Energiewirtschaft mbHAm Blütenanger 71 | 80995 München
019/07-S-2013/de
Veröffentlichung: August 2013Gedruckt auf 100% Recycling NaturpapierCircleoffset Premium White
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Erst das Engagement und die Unterstützung vieler Akteurehat diese Studie möglich gemacht. Bedankenmöchten wiruns daher
■ bei denMitarbeitern der befragten Unternehmen,Dienstleister, Energieversorger und Netzbetreiber fürIhre Bereitschaft, Zeit für Interviews und Onlinebefragungen aufzuwenden,
■ bei denWirtschaftsverbänden und den Industrie undHandelskammern in BadenWürttemberg und Bayern,durch deren Fürsprache sich viele Türen geöffnet haben,
■ bei den Teilnehmern unserer Expertenworkshops fürihren Input.
Unser besonderer Dank gilt dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit sowie demMinisterium für Umwelt, Klima und EnergiewirtschaftBadenWürttemberg. Durch die tatkräftige und unbürokratische Unterstützung der beiden Häuser war die Studiein einem Zeitraum von nur wenigenMonaten zu bewältigen.
Die Verantwortung für die Studie und deren Ergebnisse liegtausschließlich bei Agora Energiewende sowie den beteiligten Forschungsinstituten.
Danksagung
2
Die Studie unterstützt haben (u.a.):
AGFAHealthCareBMWGroupCeramTec GmbHChromMüller MetallveredelungcyberGRID GmbHDaimler AGE&B engelhardt und bauer, Druck und Verlag GmbHEnBWVertrieb GmbHEntelios AGFreudenberg Service KGGroßabnehmerverband Energie BadenWürttemberg e.V. (GAV)Industrie und Handelskammer KarlsruheIndustrie und Handelskammer fürMünchen und OberbayernKBR EnergyManagement GmbHLandesverband der BadenWürttembergischen Industrie e.V. (LVI)LEWVerteilnetz GmbHLinde AGLinzmeier Bauelemente GmbHMAN Truck & Bus AGRadici Chimica Deutschland GmbHA. Raymond GmbH & Co. KGRegulatory Assistance Project (RAP)Schreiner Group GmbH & Co. KGSchwenk Zement KGSüdwestdeutsche Salzwerke AGTransnet BWGmbHVerband der Chemischen Industrie e.V. (VCI), Landesverband BadenWürttembergVerband der Industriellen Energie und Kraftwirtschaft e.V. (VIK)Verband kommunaler Unternehmen e.V. (VKU), Landesgruppe BadenWürttemberg
3
Vorwort
Bis 2022 werden in Deutschland alle Atomkraftwerkeabgeschaltet. Ihre Stromproduktion wird weitgehend vonWind und Solaranlagen übernommenwerden. An Tagenmit sehr hoher Stromnachfrage könnte es – bei Dunkelheitund Flaute – vor allem in den süddeutschen Bundesländern zu Engpässen bei der Stromversorgung kommen, wennnicht rechtzeitig die erforderlichen Kapazitäten geschaffenwerden. Denn in Süddeutschland gehen die meisten Atomkraftwerke vomNetz und es ist offen, ob bis dahin die Übertragungsnetze in andere Regionen des Landes ausgebautwerden können.
Zeiten der Spitzennachfrage bei gleichzeitigem Ausbleibender Stromproduktion vonWind und Solarkraft wird es nuran sehr wenigen Tagen und Stunden im Jahr geben. Hierfür neue, hochflexible Kraftwerke zu bauen, die nur wenigeStunden im Jahr gebraucht werden, kann teurer werdenals ein zeitliches Verschieben der Stromnachfrage. Es kannökonomisch sinnvoller sein, die Stromverbraucher auf freiwilliger Basis in die Lösung des Problems einzubeziehen.Alleine in Süddeutschland könnten bereits heute durch aktives Verbrauchsmanagement die Leistung mehrerer großer Kraftwerke eingespart werden, gleichzeitig ließen sichsolcheMaßnahmen in vergleichsweise kurzer Zeit umsetzen – zu Kosten, die voraussichtlich unter den Baukosten
für gasbetriebene Spitzenlastkraftwerke liegen. Das zeigtdie vorliegende Studie, die unterMitwirkung zahlreicherUnternehmen in Bayern und BadenWürttemberg sowie derjeweiligen Staats und Landesregierung zustande gekommen ist.
Allerdings kann das aktive Verbrauchsmanagement nur zueinem Teil des Stromsystems werden, wenn die Verbraucher– vor allem Gewerbe und Industrieunternehmen – etwasdavon haben, ihren Stromverbrauch kurzfristig und auf Anforderung von außen zu drosseln. Hierfür muss der bestehende Strommarkt verändert und ergänzt werden. Dass einezeitliche Verschiebung des Stromverbrauchs einen finanziellenWert bekommt, dafür gibt es genügend Vorbilder, etwaimweltgrößten Strommarkt in den USA. Lernt Deutschlanddavon, so wird nicht nur die hohe Versorgungssicherheithierzulande erhalten bleiben, gleichzeitig lassen sich auchdie Kosten der Energiewende begrenzen.
Ich wünsche Ihnen interessante Einsichten bei der Lektüreder Studie.
IhrRainer BaakeDirektor Agora Energiewende
Agora Energiewende | Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlastbedarfs in Süddeutschland
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5
Inhalt
1. Abstract 11
2. Zusammenfassung 12
3. einleitung 223.1 Zielsetzung und Vorgehensweise 223.2 Definition der Lastmanagementpotenziale 23
4. Bestimmung der Anwendungsfälle für ein lastmanagement in Süddeutschland 254.1 Geeignete Kompensationsmaßnahmen durch Lastmanagement 254.2 Analyse der relevanten netzkritischen Situationen in Süddeutschland 264.3 Entwicklung der Erzeugungsleistung im süddeutschen Raum 274.4 Analyse der Abrufe von Sekundärregelleistung 294.5 Fazit zu Anwendungsfällen für ein Lastmanagement 30
5. ergebnisse der unternehmensbefragungen (iSi) 315.1 Vorgehensweise und Methodik 315.2 Kenngrößen zur Bewertung des Lastmanagementpotenzials 315.3 Auswertung der Onlinebefragung 32
6. Bewertung der verfügbaren lastmanagementpotenzialein der energieintensiven industrie (iSi) 44
6.1 Zement 446.2 Papier 466.3 Elektrostahl- und Metallindustrie 476.4 Chemie 496.5 Zusammenfassung energieintensive Industrie 50
7. Bewertung der verfügbaren lastmanagementpotenzialeim Bereich Querschnittstechnologien (ffe) 52
7.1 Datengrundlage und Methodik 547.2 Potenziale 60
8. Bewertung der verfügbaren lastmanagementpotenziale im Bereichelektrische Speicherheizungen und Wärmepumpen (ffe) 64
8.1 Technische Rahmenparameter 648.2 Datengrundlage 658.3 Methodik zur Ermittlung der Lastmanagementpotenziale 708.4 Potenziale 74
6
9. realisierbares potenzial für ein lastmanagement in der industrieund bei Wärmepumpen/elektrischen Speicherheizungen 79
9.1 Potenziale im Bereich energieintensive Industrie und Querschnittstechnologien 799.1.1 Beitrag zur Versorgungssicherheit 799.1.2 Hemmnisse und Ansätze zur Umsetzung 809.2 Potenziale im Bereich Wärmepumpen und elektrische Speicherheizungen 829.2.1 Beitrag zur Versorgungssicherheit 829.2.2 Hemmnisse und Ansätze zur Umsetzung 82
10. Wirtschaftliche Betrachtung von lastmanagement 85
11. Schlussfolgerungen 90
12. Anhang 9312.1 Netzkritische Situation im Einzelnen 9312.2 Analyse der Sekundärregelleistungsabrufe im Detail 9612.3 Positive und negative Leistung durch die Flexibilisierung von Querschnittstechnologien 9812.4 Berechnungsgrundlage zur Potenzialermittlung für Wärmepumpen
und elektrische Speicherheizungen 10012.5 Berechnungsannahmen Gasturbine 106
literaturverzeichnis 107
Inhalt
7
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abbildung 1: Aktuell durchgeführtes Lastmanagement in Unternehmen 13Abbildung 2: Einschätzung zum technischen Lastmanagement in Unternehmen 14Abbildung 3: Abschaltbare Leistung durch Flexibilisierung von Querschnittstechnologien
in Süddeutschland (Normalbetrieb) in Abhängigkeit der Abrufdauer – technisches Potenzialfür geeignete Betriebe ohne Kostenbetrachtung für die Implementierung (Personal und I&K) 17
Abbildung 4: Maximale undminimale abschaltbare Leistung der Querschnittstechnologien über eine Stunde 18Abbildung 5: Ladeleistung von elektrischen Speicherheizungen (el. Sph.) undWärmepumpen (WP)
in Süddeutschland auf Grundlage der gültigen Testreferenzjahre 19Abbildung 6: Verlauf derWindenergieeinspeisung in Deutschland (pink) sowie der Einspeisung
der Reservekraftwerke in Österreich (blau) am 8. und 9. Dezember 2011 25Abbildung 7: Voraussichtliche Entwicklung gesicherter Kraftwerkskapazitäten im Zeitraum
2013 bis 2015 Frankfurt amMain und südlicher 27Abbildung 8: Stand der vordringlichen Stromtrassen gemäß EnLAG 28Abbildung 9 Scatter Plot der Abrufe positiver und negativer Sekundärregelleistung
im Jahr 2012 im deutschen Netzregelverbund 29Abbildung 10: Anteil einzelner Industriesektoren an den Antworten 33Abbildung 11: Umsatz der beteiligten Unternehmen 33Abbildung 12: Anteil der Stromkosten amUmsatz 34Abbildung 13: Jährlicher Stromverbrauch der Standorte 34Abbildung 14: Anteil der Verbrauchseinrichtungen am Gesamtstrombedarf 35Abbildung 15: Elektrischer Leistungsbedarf der Standorte 35Abbildung 16: Erfahrungen der Unternehmenmit dem Lastmanagement 36Abbildung 17: Kenntnis und Teilnahme an der Verordnung zu abschaltbaren Lasten 36Abbildung 18: Gegenwärtig praktiziertes Lastmanagement 37Abbildung 19: Technisches Lastmanagementpotenzial für Lastabschaltung 37Abbildung 20: Technisches Lastmanagementpotenzial für Lastabschaltung in Abhängigkeit von
der mittleren Last des Standorts 38Abbildung 21: Technisches Lastmanagementpotenzial für Lastabschaltung in Abhängigkeit
von der Energieintensität des Standorts 38Abbildung 22: Wirtschaftliches Potenzial für Lastverschiebungen 38Abbildung 23: Geeignete Stromverbraucher für Lastverschiebungen/Abschaltungen 39Abbildung 24: Mögliche Schaltdauer der Lastreduktion bei weitgehender Aufrechterhaltung derWertschöpfung 39Abbildung 25: Benötigte Vorankündigungszeit für die Lastenreduktion 40Abbildung 26: Zulässige Häufigkeit von Lastschaltungen im Jahresgang 41Abbildung 27: Tageszeitliche Verfügbarkeit der Lastmanagementpotenziale 41Abbildung 28: Geforderte finanzielle Anreize für Lastverschiebungen in kritischen Systemsituationen 41Abbildung 29: Motivationsmuster für das netzorientierte Lastmanagement am Produktionsstandort 42Abbildung 30: Hemmnismuster für das netzorientierte Lastmanagement am Produktionsstandort 43Abbildung 31: Antworten der Unternehmen derMetallindustrie in der Onlinebefragung zu Lastabschaltpotenzialen 48Abbildung 32: Stromverbrauch nach Regierungsbezirken und Branchen (Schmid et al. 2010) 52Abbildung 33: Methodik zur Ermittlung des Lastmanagementpotenzials industrieller Querschnittstechnologien (QST) 54Abbildung 34: Aufteilung des Stromverbrauchs nach Technologien am Beispiel Maschinen und Fahrzeugbau 56Abbildung 35: Mittlere Last in Abhängigkeit des Betriebszustands am Beispiel eines Tageslastgangs 57
8
Abbildung 36: Mittlere Last bezogen auf die installierte Leistung in Abhängigkeit desBetriebszustands am Beispiel Maschinen und Fahrzeugbau 57
Abbildung 37: Technologien mit größtem beziehungsweise zweitgrößtem Potenzial fürLastmanagementmaßnahmen laut Antworten im Onlinefragebogen 59
Abbildung 38: Maximale Abrufdauer für Lastmanagementmaßnahmen laut Antworten im Onlinefragebogen 59Abbildung 39: Abschaltbare Leistung durch Flexibilisierung von Querschnittstechnologien in
Süddeutschland (Normalbetrieb) in Abhängigkeit der Abrufdauer – technisches Potenzial fürgeeignete Betriebe ohne Kostenbetrachtung für die Implementierung (Personal und I&K) 61
Abbildung 40: Abschaltbare Leistung durch Flexibilisierung von Querschnittstechnologien inSüddeutschland (reduzierter Betrieb) in Abhängigkeit der Abrufdauer – technisches Potenzialfür geeignete Betriebe ohne Kostenbetrachtung für die Implementierung (Personal und I&K) 62
Abbildung 41: Jahresstromverbrauch von elektrischen Speicherheizungen undWärmepumpen inBayern und BadenWürttemberg 66
Abbildung 42: Temperaturabhängige Lastprofile fürWärmepumpen auf dem Gebiet derLEWVerteilnetz GmbH 66
Abbildung 43: Temperaturabhängige Lastprofile für elektrische Speicherheizungen auf dem Gebiet derLEWVerteilnetz GmbH 66
Abbildung 44: Varianten der Ladungssteuerung von elektrischen Speicherheizungen 67Abbildung 45: Lastgang der elektrischen Speicherheizungen undWärmepumpen in BadenWürttemberg
und Bayern (äquivalente Tagesmitteltemperatur 10 °C) 68Abbildung 46: Lastgang der elektrischen Speicherheizungen undWärmepumpen in BadenWürttemberg
und Bayern (äquivalente Tagesmitteltemperatur 0 °C) 69Abbildung 47: Lastgang der elektrischen Speicherheizungen undWärmepumpen in BadenWürttemberg
und Bayern (äquivalente Tagesmitteltemperatur 10 °C) 69Abbildung 48: Variante 1: Darstellung der Lastmanagementpotenziale von elektrischen Speicherheizungen
durch Verschiebung des Lastprofils 70Abbildung 49: Variante 2: Darstellung der Lastmanagementpotenziale von elektrischen Speicherheizungen
durch vorgezogene Ladung 71Abbildung 50: Variante 3: Darstellung der Lastmanagementpotenziale von elektrischen Speicherheizungen
durch Reduktion der Last auf denWärmebedarf 72Abbildung 51: Variante 4: Darstellung der Lastmanagementpotenziale von elektrischen Speicherheizungen
mit Berücksichtigung des Speicherfüllstands 73Abbildung 52: Häufigkeit der Temperaturbereiche in Süddeutschland nach gültigen Testreferenzjahren und
zugehörigeMittelwerte des Ladelastgangs von elektrischen Speicherheizungen undWärmepumpen 75Abbildung 53: Ladeleistung von elektrischen Speicherheizungen (el. Sph.) undWärmepumpen (WP) in
Süddeutschland auf Grundlage der gültigen Testreferenzjahre 75Abbildung 54: Maximal undminimal abschaltbare Leistung der Querschnittstechnologien über eine Stunde 80Abbildung 55: Bilaterales Vertragswerk eines Demand-Response-Aggregators 82Abbildung 56: Vergleich der jährlichen Kosten proMW einer Gasturbine und der Vergütung nach der AbLaV 86Abbildung 57: Theoretische Erlöse für die Bereitstellung vonMinutenreserve auf Basis
der mittleren Leistungspreise 87Abbildung 58: Theoretische Erlöse für die Bereitstellung von Sekundärregelleistung auf Basis
der mittleren Leistungspreise 88
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
9
Abbildung 59: Mittlere Arbeitspreise fürMinutenreserve 88Abbildung 60: Mittlere Arbeitspreise für Sekundärregelleistung 89Abbildung 61: Verlauf derWindenergieeinspeisung in Deutschland (pink) sowie der Einspeisung der
Reservekraftwerke in Österreich (blau) am 8. und 9. Dezember 2011 94Abbildung 62: Wirksamkeit der österreichischen Reservekraftwerke auf Stromkreise imNetz der TenneT
am 8. Dezember 2011 94Abbildung 63: Übersicht über unterschiedliche RedispatchMaßnahmen in der 50HertzRegelzone am
15. Februar 2012 95Abbildung 64: Gemittelte typische tageszeitliche Verläufe positiver Sekundärregelleistungsabrufe im
Jahr 2012 im deutschen Netzregelverbund 96Abbildung 65: Gemittelte typische tageszeitliche Verläufe negativer Sekundärregelleistungsabrufe im
Jahr 2012 im deutschen Netzregelverbund 97Abbildung 66: Clusterstruktur der Tagesgänge der Sekundärregelleistungsabrufe für positive und negative
Leistung auf selbstorganisierenden Karten 97Abbildung 67: Positive und negative Leistung durch Flexibilisierung von Querschnittstechnologien
in Süddeutschland (Normalbetrieb) – realisierbares Potenzial ohne Kostenbetrachtung für dieImplementierung (Personal und I&K) 98
Abbildung 68: Positive und negative Leistung durch Flexibilisierung von Querschnittstechnologienin Süddeutschland (reduzierter Betrieb) – realisierbares Potenzial ohne Kostenbetrachtung für dieImplementierung (Personal und I&K) 98
Abbildung 69: Positive und negative Leistung durch Flexibilisierung von Querschnittstechnologienin Süddeutschland (Grundlastbetrieb) – realisierbares Potenzial ohne Kostenbetrachtung fürdie Implementierung (Personal und I&K) 99
Abbildung 70: Grafische Darstellung der Datengrundlage 100Abbildung 71: Lastreduzierungspotenziale von elektrischen Speicherheizungen in Bayern und
BadenWürttemberg bei einer Verschiebung des Lastprofils um zwölf Stunden(äquivalente Tagesmitteltemperatur 10 °C) 101
Abbildung 72: Lastreduzierungspotenziale von elektrischen Speicherheizungen in Bayern undBadenWürttemberg bei einer Verschiebung des Lastprofils um zwölf Stunden(äquivalente Tagesmitteltemperatur 0 °C) 101
Abbildung 73: Lastreduzierungspotenziale von elektrischen Speicherheizungen in Bayern undBadenWürttemberg bei einer Verschiebung des Lastprofils um zwölf Stunden(äquivalente Tagesmitteltemperatur 10 °C) 102
Abbildung 74: Lastreduzierungspotenziale von elektrischen Speicherheizungen in BadenWürttembergund Bayern bei einer vorgezogenen Speicherbeladung 102
Abbildung 75: Lastreduzierungspotenziale von elektrischen Speicherheizungen in Bayern undBadenWürttemberg bei Reduzierung der Last auf denWärmebedarf(äquivalente Tagesmitteltemperatur 10 °C) 103
Abbildung 76: Lastreduzierungspotenziale von elektrischen Speicherheizungen in Bayern undBadenWürttemberg bei Reduzierung der Last auf denWärmebedarf(äquivalente Tagesmitteltemperatur 0 °C) 103
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
10
Abbildung 77: Lastreduzierungspotenziale von elektrischen Speicherheizungen in Bayern undBadenWürttemberg bei Reduzierung der Last auf denWärmebedarf(äquivalente Tagesmitteltemperatur 10 °C) 104
Abbildung 78: Lastreduzierungspotenziale vonWärmepumpen in Bayern und BadenWürttembergbei einer Referenztemperatur von 10 °C 104
Abbildung 79: Lastreduzierungspotenziale vonWärmepumpen in Bayern und BadenWürttembergbei einer Referenztemperatur von 0 °C 105
Abbildung 80: Lastreduzierungspotenziale vonWärmepumpen in Bayern und BadenWürttembergbei einer Referenztemperatur von 10 °C 105
Tabelle 1: Realisierbare Lastmanagementpotenziale bei energieintensiven Prozessen 16Tabelle 2: Übersicht der Lastmanagementpotenziale von elektrischen Speicherheizungen undWärmepumpen 20Tabelle 3: Zusammenfassung der realisierbaren, inkl. bereits genutzter, Lastmanagementpotenziale
in BadenWürttemberg 20Tabelle 4: Einsatz von Redispatch, Countertrading und SIVMaßnahmen 26Tabelle 5 Übersicht zu den vier grundlegenden Tagesgängen Sekundärregelleistungsabrufe für jeweils
positive und negative Leistung 30Tabelle 6: Leistungsbedarf von energieintensiven Prozessen in Süddeutschland 50Tabelle 7: Zusätzlich verfügbare Lastmanagementpotenziale zur Nutzung im Regelenergiemarkt
beziehungsweise für RedispatchMaßnahmen 51Tabelle 8: Lastmanagementpotenzial für ausgewählte Querschnittstechnologien 53Tabelle 9: Übersicht der vier Varianten der Potenzialermittlung von elektrischen Speicherheizungen 74Tabelle 10: Übersicht der Lastmanagementpotenziale von elektrischen Speicherheizungen undWärmepumpen 77Tabelle 11: Realisierbares und bisher genutztes Lastmanagementpotenzial in energieintensiven Anwendungen 79Tabelle 12: Darstellung der Einflüsse auf das Potenzial 90Tabelle 13: Zusammenfassung der realisierbaren, inkl. bereits genutzter, Lastmanagementpotenziale
in BadenWürttemberg 90Tabelle 14: Realisierbares Lastmanagemenpotenzial in Abhängigkeit der Verlagerungsdauer
im industriellen Bereich 91Tabelle 15: Berechnungsannahmen Gasturbine 106
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
STUDIE | Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlastbedarfs in Süddeutschland
11
Hintergrund der Studie ist die Frage, welchen Beitrag einLastmanagement von Stromverbrauchern zur Versorgungssicherheit in Süddeutschland leisten kann. Ziel der Untersuchung ist es dabei, ein möglichst konkretes realisierbaresPotenzial in einer Region zu ermitteln, die bereits von Netzengpässen und knapperen Erzeugungskapazitäten betroffen ist. Der Fokus lag daher auf kurzfristig umsetzbarenPotenzialen, die vor allem bei industriellen Anwendungenund bei heute bereits schaltbaren Anwendungen wieWärmepumpen zu erwarten sind. Dazu wurden InterviewsmitUnternehmen, Energieversorgern und Dienstleistern sowieeine Onlinebefragung von circa 300 Unternehmen durchgeführt. Für die Datenerhebung und Potenzialermittlungwurden bestehende Studien und Statistiken sowie Datenvon 40 Betriebsbegehungen ausgewertet.
Insgesamt ergibt sich ein realisierbares Potenzial in Süddeutschland von circa einem GW, das für eine Zeitdauer voneiner Stunde zur Verfügung gestellt werden kann. Knappdie Hälfte davon kann durch Anwendungen und Prozesse inder energieintensiven Industrie bereitgestellt werden. DiesePotenziale werden heute bereits für eine optimierte Strombeschaffung eingesetzt und reduzieren dadurch die systemweite Spitzenlast. Sie stehen aber als zusätzliche Potenziale im Regelenergiemarkt und als RedispatchPotenzial zurVerfügung. Die andere Hälfte wird durch industrielle Querschnittstechnologien bereitgestellt. Diese Potenziale könnenauch zu einer Spitzenlastreduktion sowie zum Regelenergiemarkt und Redispatch beitragen. Schaltbare Anwendungen wieWärmepumpen oder elektrische Speicherheizungen können zur Versorgungssicherheit beitragen, indemsie einen Beitrag zum Regelenergiemarkt beziehungsweiseRedispatch liefern. Ihr Beitrag zur Reduktion der Spitzenlastist jedoch wie bei den energieintensiven Prozessen sehr begrenzt, da diese Anwendungen in der Regel zu Spitzenlastzeiten nicht amNetz sind.
Für eine stärkere Nutzung der identifizierten Potenziale fehlen derzeit jedoch die geeigneten Programme undRahmenbedingungen. So erfüllt ein Großteil der identifizierten Lasten nicht die Anforderungen, um an der Verordnung zu abschaltbaren Lasten teilzunehmen. Damit Lasteneinen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten können,sollten die Anforderungen anMindestleistungen, Vorankündigungszeiten etc. die Charakteristika von Lastenauch entsprechend berücksichtigen. Damit können flexibleStromverbraucher eine kostengünstige Alternative zu konventioneller Erzeugungskapazität sein.
1. Abstract
Agora Energiewende | Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlastbedarfs in Süddeutschland
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Hintergrund
Der Ausbau der Erneuerbaren Energien hat den Anteil fluktuierender Einspeisung deutlich erhöht und steigert damit den Bedarf an Flexibilitätsoptionen undmittelfristigauch an Systemdienstleistungen. Mit dem Ausstieg aus derKernenergie in Deutschland und dem damit verbundenenAbschalten von fünf Kernkraftwerken in Süddeutschlandhat sich dadurch eine angespannte Versorgungssituationim süddeutschen Raum ergeben. Aufgrund des verzögertenNetzausbaus ergibt sich heute bereits ein erhöhter Redis-patchBedarf im Netz. Um eine sichere Versorgung dennochweiterhin zu gewährleisten, ist als kurzfristigeMaßnahmebereits die Beschaffung einer Kaltreserve von 2,5 GWdurch die Netzbetreiber umgesetzt worden. Mit der geplanten Reservekraftwerksverordnung sind weitereMaßnahmen geplant, wie etwa die Ausschreibung von zusätzlicherKraftwerkskapazität durch die Netzbetreiber, um die Versorgungssicherheit zu erhöhen.
Grundsätzliche können hier flexible Stromverbraucher einen Beitrag leisten, indem sie Systemdienstleistungen (zumBeispiel Redispatch oder Regelenergie) beziehungsweiseeine Spitzenlastreduktion zur Verfügung stellen. An dieserStelle setzt das Vorhaben an, um praxisnah und in Diskussion mit den beteiligten Akteuren die verfügbaren Potenziale, notwendigen Anreize und bestehenden Hemmnisse zuermitteln. Ziel ist es dabei, die spezifischen Unternehmensstrukturen und die Produktionsprozesse in Süddeutschlandzu berücksichtigen. Der Schwerpunkt der Potenzialanalyseliegt dabei auf folgenden Bereichen:
→ industrielle Anwendungen (inklusive Querschnittstechnologien)
→ Wärmepumpen und elektrische Speicherheizungen
Auf dieser Basis soll der Beitrag eines Lastmanagements zurVersorgungssicherheit ermittelt werden und dabei auch insVerhältnis zu anderen Optionen gesetzt werden.
Vorgehen und Methode
Ausgangspunkt der Untersuchung ist die Analyse der heutebereits kritischen Versorgungssituationen, ummöglicheAnforderung an flexible Lasten zu identifizieren. Die Ableitung der realisierbaren Potenziale basiert auf einer Auswertung bestehender Studien und Statistiken. Darüber hinauswerden Angaben zum Stromverbrauch, zum Leistungsbedarf, zur Betriebsweise und zu den technischen Anlagen voninsgesamt 40 Unternehmen ausgewertet, die aus den Lernenden EnergieeffizienzNetzwerken der Forschungsgesellschaft für Energiewirtschaft verfügbar waren.
Zur Validierung der abgeschätzten Potenziale sowie zur Bestimmung der notwendigenAnreize und auch bestehenderHemmnisse bei denUnternehmen hat ein intensiver Austauschmit allen relevantenAkteuren stattgefunden. Dazuwurden eine Onlinebefragung von circa 300Unternehmensowie Interviewsmit zehn größerenUnternehmen in Süddeutschland durchgeführt. Diesewurden unterstützt durchdie Industrie undHandelskammern sowieWirtschaftsverbände in BadenWürttemberg und Bayern. Darüber hinauswurdenGesprächemit verschiedenen Energieversorgern undDienstleistern geführt, umErkenntnisse bei der Umsetzungvon Lastmanagement zu gewinnen. Der Beitrag eines Lastmanagements zur Versorgungssicherheitwird vor allem in einerReduktion der Spitzenlast, in einer Teilnahme amRegelenergiemarkt und durch einen Beitrag zuRedispatchMaßnahmen erwartet.
Die ermittelten Potenziale stellen die realisierbaren Potenzialedar, die bereits aus technischer und ökonomischer Sicht beschränkt sind. Grundlage für die Abschätzung derwirtschaftlichen Potenziale ist die Bedingung, dass es durch Lastmanagement bei denUnternehmen zu höchstens sehr begrenztenEinschränkungen derWertschöpfung beziehungsweise beidenWärmepumpen und elektrischen Speichern nur zu einerbeschränkten Einschränkung des Komforts kommt. Als finanzieller Anreizwird die Vergütung, die imRahmen der Verordnung zu abschaltbaren Lasten gezahltwird, zugrunde gelegt.
2. Zusammenfassung
STUDIE | Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlastbedarfs in Süddeutschland
13
nehmen am Regelenergiemarkt oder an bilateralen Vereinbarungenmit Netzbetreibern beteiligt (siehe Abbildung 1).Knapp die Hälfte der befragten Unternehmen nutzt bereitsein Lastmanagement, um ihre betriebliche Spitzenlast zureduzieren. Ein Viertel der Unternehmen hat bisher keineErfahrungenmit Lastmanagement gemacht.
Die Unternehmen schätzen ihre LastmanagementpotenzialeimMittel auf circa fünf bis sechs Prozent der mittleren Lastein, wobei die Einschätzung der Potenziale von weniger alszwei Prozent der aktuellen Last bis zu mehr als 15 Prozentreicht (siehe Abbildung 2). Eine Abhängigkeit von der absoluten Höhe des Leistungsbedarfs ließ sich nicht zeigen. Ineinem begrenzten Umfang ist die Einschätzung des Lastmanagementpotenzials von der Stromintensität der Unternehmen abhängig. Je höher diese war, desto eher haben dieUnternehmen ihre Potenziale höher eingeschätzt. Dies hatsich auch in den VorOrtInterviews bestätigt.
Netzanforderungen für Lasten
Die Versorgungssituation im süddeutschen Raumwirdvermutlich auchmittelfristig weiter angespannt bleiben,da sowohl ein Ausbau der Netzkapazitäten als auch der Erzeugungskapazitäten eher mittelfristig zu erwarten ist. DieAuswertungen zum Redispatch als auch zum Regelenergiebedarf zeigen, dass es hier in der Regel in einer begrenztenAnzahl an Stunden zu einem hohen Bedarf kommen kann.Die benötigten Leistungen liegen dabei in einer Leistungsklasse von einem GW bis zu mehreren GW. Damit ergibtsich eine grundsätzliche Passfähigkeit mit den Anforderungen, die auch durch Lasten erfüllt werden können.
Ergebnisse der Onlinebefragung vonUnternehmen zu Lastmanagement
Bei der Onlinebefragung hat sich gezeigt, dass sich bishernur ein Anteil von unter vier Prozent der befragten Unter
Aktuell durchgeführtes Lastmanagement in Unternehmen Abbildung 1
Darstellung Fraunhofer ISI
50 %
45 %
40 %
35 %
30 %
25 %
20 %
15 %
10 %
5 %
0 %
Bitte geben Sie an, über welche Erfahrungen Ihr Einzelbetrieb/Standort mit dem Thema Lastmanagement verfügt?in % der Antworten, N = 97
N.B.: Summe der Prozentsätze > 100% weil mehrere Antworten möglich waren
bilaterale
Vereinbarungen
mit
Netzbetreibern
Beteiligungam
Regelenergiem
arkt
genutztzu
einem
optim
ierten
Stromeinkauf
Reduktion
betrieblicher
Spitzenlast
geprüft,
nicht
umgesetzt
sonstige
keine
Erfahrungen
2 % 4 %
16 %
47 %
21 %
13 %
26 %
Agora Energiewende | Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlastbedarfs in Süddeutschland
14
Bei circa 45 Prozent der antwortenden Unternehmen sinddie Potenziale kontinuierlich von 0 bis 24 Uhr verfügbar.Bei acht Prozent der antwortenden UnternehmenwarenPotenziale nur in der Zeit von 18 bis 8 Uhr verfügbar, dafürkonnte in diesem Zeitraum häufig länger als zwei Stundenverlagert werden. DieAnzahl der Aktivierungen, die vonüber 70 Prozent der Unternehmen als realisierbar eingeschätzt wurde, lag beimaximal 50 pro Jahr. Ein Anteil voncirca zehn Prozent der Unternehmen hält auchmehr als 100Aktivierungen pro Jahr für möglich.
Realisierbare Potenziale in derenergieintensiven Industrie
Zur Bestimmung der Potenziale wurden zunächst Standorteidentifiziert, an denen diese Prozesse eingesetzt werden. Dieverfügbaren technischen Potenziale wurden anhand vonProduktions und Stromverbrauchsdaten sowie weiterertechnischer Kennzahlen wie Teillastfähigkeit abgeleitet.
Auf Grundlage der Unternehmensbefragung hat sich gezeigt,dass die typischerweise zur Verfügung stehenden Lastenim Leistungsbereich von einigenHundert kW bis zu eini-genMW liegen. Die notwendigenVorankündigungszeitenbetragen dabeimindestens 15Minuten, wobei circa 40 Prozent der befragten Unternehmen auch Vorankündigungszeiten vonmindestens acht Stunden genannt haben.
Die angegebenenVerlagerungsdauern sind bei 81 Prozentder befragten Unternehmen kleiner als zwei Stunden. Nur19 Prozent der Befragten haben Verlagerungsdauern vonvier undmehr Stunden als möglich genannt. Die Unternehmenmit langen Verlagerungsdauern haben sehr häufigProduktionsanlagen und Prozesswärme als größte Potenziale genannt. Als weitere Anwendungenmit langen Verlagerungsdauern sind Belüftungs und Klimatisierungsanwendungen genannt worden.
Einschätzung zum technischen Lastmanagement in Unternehmen Abbildung 2
Darstellung Fraunhofer ISI
100 %
90 %
80 %
70 %
60 %
50 %
40 %
30 %
20 %
10 %
0 %
> 15 %
11 % - 15 %
7 % - 10 %
4 % - 6 %
2 % - 3 %
< 2 %
Technisches Potenzial für Abschaltung(in % bei normaler Auslastung) über Durchschnittslast
in % der Antworten je Lastkategorie
> 100 kW - 1 MW (N=24) > 1 MW - 10 MW (N=44) > 10 MW - 100 MW (N=13)
AnteilAntworten
Durchschnittslast
STUDIE | Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlastbedarfs in Süddeutschland
15
elektrostahlindustrie
In Süddeutschland existieren zwei Stahlstandorte, die einenmittleren Leistungsbedarf für ihre Elektrostahlöfen voncirca 150MW aufweisen. Dieses Potenzial würde auch fürein Lastmanagement zur Verfügung stehen. Die Aktivierungmüsste in die Produktionsplanung eingebunden werden, daein Abschalten während des Betriebes möglichst zu vermeiden ist. Lastmanagement kann bei diesem Batchprozess, derzwischen 30 und 120Minuten läuft, durch einen verzögerten Start realisiert werden. In der Regel lassen sich Abschaltdauern von bis zu zwei Stunden realisieren.
Zusammenfassung
Ein zusätzliches Potenzial besteht für die untersuchten Anwendungen insbesondere durch eine stärkere Beteiligungim Bereich der Regelenergiemärkte als auch bei netzentlastendenMaßnahmen zum Redispatch. Nach Angaben derÜbertragungsnetzbetreiber (ÜNBs) sind bisher circa 76MWan Lasten in Süddeutschland für den Regelenergiemarktpräqualifiziert. Die Berechnungen zeigen daher, dass inSüddeutschland ein zusätzliches Potenzial für ein systemstützendes Lastmanagement von 400 bis 450MWalleinin den vier im Detail untersuchten Anwendungen besteht(siehe Tabelle 1). Darüber hinaus sind weitere Anwendungen im Bereich derMetallindustrie, der Chemie und derPapierindustrie verfügbar, die dieses Potenzial noch weitererhöhen sollten.
Realisierbares Lastmanagementpotenzialmit industriellen Querschnittstechnologien
Neben den energieintensiven Prozessen eignen sich auchQuerschnittstechnologien zum Lastmanagement. Querschnittstechnologien werden branchenübergreifend eingesetzt und zeichnen sich durch eine hohe zeitliche Verfügbarkeit und eine regionale Verteilung aus. So gehören zumBeispiel Pumpen, Kompressoren, Verdichter und Ventilatoren zu den Querschnittstechnologien.
Darüber hinaus wurden Gespräche mit Unternehmen geführt, um die ermittelten Potenziale zu validieren und eineEinschätzung für die wirtschaftliche Umsetzbarkeit zu bekommen.
Zement
In der Zementindustrie sind insbesondere die Zementmühlen, aber auch die Rohmehlmühlen für ein Lastmanagementgeeignet. Sie werden bereits heute vor allem in den Nachtstunden und amWochenende genutzt. In Bayern und BadenWürttemberg wurde der Leistungsbedarf für insgesamt14 Standorte für diese Anwendungen auf circa 130MWabgeschätzt, wovon circa 50MW für ein Lastmanagementgenutzt werden könnten. Die Verlagerungsdauern betragenbis zu vier Stunden. Bei den Rohmühlen sind aufgrund derbegrenzten Speicherkapazitäten zum Teil deutlich kürzereZeiten realisierbar. Vorankündigungszeiten sollten mindestens bei 30Minuten liegen.
papier
Die Anwendungmit der größten Bedeutung für ein Lastmanagement sind die Holzschleifer bei der Holzstoffherstellung. Für zwölf Standorte in Bayern und BadenWürttemberg wurde der Leistungsbedarf der Holzschleifer auf circa90MW geschätzt. Die Verlagerungsdauern liegen bei circazwei Stunden, wobei Vorankündigungszeiten von wenigerals einer Stunde als realisierbar angesehen wurden.WeiterePotenziale bestehen in der Altpapieraufbereitung sowie inder Zellstoffherstellung.
Chemieindustrie und Chlorherstellung
Bei der Chemieindustrie ist die Chlorherstellung für einLastmanagement sehr geeignet. In Süddeutschland beträgtder Leistungsbedarf für die Chlorelektrolyse circa 250MW,wovon bei Teillastbetrieb circa 160MW für ein Lastmanagement genutzt werden können. Neben dem Teillastbetrieb ist auch ein Lastabwurf möglich, der jedoch zu höherenKosten führt. In diesem Fall sind 250MWan Leistung verfügbar. Die Abschaltdauern betragen zwei Stunden, zum Teilkönnen auch längere Abschaltdauern realisiert werden.
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Die Höhe der Lastmanagementpotenziale von Querschnittstechnologien ist von unterschiedlichen Faktoren abhängig.Die Betriebszeiten (EinSchicht, ZweiSchicht oder DreiSchicht) bestimmen imWesentlichen die tageszeit undwochentagsabhängigen Lastzustände. Neben der Bedingung, dass die Produktion nicht eingeschränkt wird, gibt esweitere limitierende Faktoren für eine flexible Fahrweise:die Nichtverfügbarkeit von Anlagen (zum Beispiel wegenWartung etc.), nicht abschaltbare Anlagen (zum BeispielAbsauganlagen), Größe und Art von vorhandenen Speichern und eineMindestbetriebsgröße. Das Zuschalten vonAnlagen ohne Speicherwirkung (zum Beispiel Beleuchtung,Lüftung) wird nicht betrachtet, da damit ein elektrischerMehrverbrauch generiert würde, dem kein Nutzen auf Betriebsebene gegenübersteht.
Betrachtet man die geeigneten Betriebe in Süddeutschlandentsprechend der vorher genannten limitierenden Faktoren,ergibt sich die größte Leistung für ein Lastmanagement beiden Querschnittstechnologien in den SektorenMaschinenbau und Fahrzeugbau.
Die verfügbaren Leistungen pro Betrieb sind üblicherweisedeutlich geringer als bei den Unternehmenmit energieintensiven Prozessen, dennoch gibt es insbesondere zweiGründe, die Querschnittstechnologien für ein Lastmanagement so interessant machen. Die verfügbaren Lastmanagementpotenziale wurden unter der Prämisse erhoben, dasskeine wesentliche Einschränkung des Komforts und derWertschöpfung beim Betrieb auftreten. Nach einer erfolgreichen undmit Investitionen verbundenen Implementierung des Lastmanagements verursachen seltene und kurzzeitige Aktivierungen der verfügbaren Leistungen somitnahezu keine weiteren Kosten bei den Teilnehmern. Derzweite Aspekt sind die zu erwartenden geringen Transaktionskosten aufgrund der Übertragbarkeit erfolgreicher Umsetzungen. Lösungen für Lastmanagement, die einmal entwickelt worden sind, zum Beispiel im Bereich der Lüftung,können in vielen Betriebenmit geringfügigen Anpassungenzum Einsatz kommen. Die hohe zeitliche Verfügbarkeit unddie regionale Verteilung der Querschnittstechnologien sprechen darüber hinaus für eine Teilnahme von Querschnittstechnologien an einem Lastmanagementprogramm.
Realisierbare Lastmanagementpotenziale bei energieintensiven Prozessen Tabelle 1
Abschätzung Fraunhofer ISI
Anwendungmax. leistungs-bedarf in mW
verlagerungsdauer in h HäufigkeitÖkonom. potenzialnach Ablav in mW
Zement (Rohmehl- undZementmühlen)
130 bis zu 4, z. T. länger 20- bis 50-mal ca. 50
Papier (Holzschleifer) mind. 90 2, z. T. länger 20- bis 50-mal ca. 90
Chlor (Elektrolyse) 250 ca. 2 20- bis 50-mal ca. 160
Stahl (Elektro-Stahlofen) 200 ca. 2 20- bis 50-mal ca. 150
Summe ca. 2 20- bis 50-mal 400 bis 450
bisher im Regelenergiemarkt genutzt 76
bisher für optimierte Beschaffung genutzt 300 bis 400
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lich. Die mittlere Last im Normalbetrieb kann in Abhängigkeit der Branche um 0,4 Prozent bis maximal 4,6 Prozentreduziert werden.
Aus der Abbildung 3 geht hervor, dass hohe Leistungennur für kurze Zeiträume zur Verfügung stehen. Je längerdie Leistung benötigt wird, desto kleiner wird imMittel dieLeistung aus der Verbraucherlast, die verschiebbar oder abschaltbar ist. Daher eignet sich Lastmanagement vorrangig,um kurzzeitige Systemdienstleistungen bereitzustellen oderSpitzenlasten zu decken.
Der funktionale Zusammenhang zwischen Dauer und Höhedes Lastmanagements könnte auch der Grund für Diskrepanzen zwischen den in der Onlinebefragung genanntenund den rechnerisch ermittelten Potenzialen sein. Vieleder Unternehmen gaben an, dass sie im Bereich Druckluft Potenziale zur Lastflexibilisierung sehen. Diese Angabeerscheint bei genauerer Betrachtung eher zu optimistisch.Wird Druckluft für Produktionsprozesse benötigt, hat eine
Bei einer ausschließlichen Betrachtung der Leistungen ohneBerücksichtigung der Dauer des Abrufs besteht in den Bereichen Druckluft, Kälte und Lüftung hohes Potenzial. Etwaein Viertel der Abschaltpotenziale lassen sich allein über dieReduzierung der Lüftungsleistung realisieren. Der Leistungsbedarf ist auch für die Druckluft sehr hoch, allerdingssind diese Anwendungen nur sehr kurzzeitig zu verlagern.
Bei einer Abrufdauer von einer Stunde könnten imNormalbetrieb 480MWabgeschaltet werden (siehe Abbildung 3),wovon die größten Potenziale bei Lüftungsanlagen undKälteerzeugern zu erwarten sind. Im Verhältnis zur mittleren Last der betrachteten Querschnittstechnologien, diebei circa 4.350MW liegt, entspricht der insgesamt flexibilisierbare Anteil etwa elf Prozent. Im Vergleich zur gesamtenmittleren Verbrauchslast der Industrie von 14 GW inSüddeutschland beträgt der Anteil lediglich drei Prozent.Der relative Beitrag der einzelnen Branchen zu den Lastmanagementpotenzialen von Querschnittstechnologien übereinen Zeitraum von einer Stunde unterscheidet sich deut
Abschaltbare Leistung durch Flexibilisierung von Querschnittstechnologien in Süddeutschland (Normalbetrieb)in Abhängigkeit der Abrufdauer – technisches Potenzial für geeignete Betriebe ohne Kostenbetrachtung fürdie Implementierung (Personal und I&K) Abbildung 3
Darstellung FfE
5.000
4.500
4.000
3.500
3.000
2.500
2.000
1.500
1.000
500
0
Pumpen
Lüftung
Kälte
Beleuchtung
Druckluft
Leistung
inMW
Zeitdauer
mittlereLast
abschaltbareLast
Minuten5
Minuten30
Stunden1
Stunden2
Stunden4
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längeren Zeitraum (zum Beispiel vier Stunden) gedimmtwerden. Dies kann jedoch die Arbeitsproduktivität vonMitarbeitern beeinflussen.
Da Querschnittstechnologien branchenübergreifend zumEinsatz kommen, sind ihre Lastmanagementpotenziale ähnlich verteilt wie der Industriestromverbrauch. Die regionaleVerteilung der minimalen undmaximalen Lastmanagementpotenziale geht aus Abbildung 4 hervor. Die minimaleabschaltbare Last wurde für einen typischen Sonntagnachmittag berechnet und ist mit etwa 240MWetwa halb sohoch wie das Potenzial an einemWerktag imNormalbetrieb.
Abschaltung häufig Produktionsausfälle zur Folge. Die Speicher sind in der Regel lediglich so groß dimensioniert, dassdie Druckluftkompressoren nur im Sekundenbereich Lastenzu oder abschalten können. Für eine Abschaltung könnendaher nur Druckluftanwendungen genutzt werden, die nichtdirekt mit dem Produktionsprozess verknüpft sind, zumBeispiel Drucklufteinsatz für Reinigungszwecke.
Trotz der häufigen Nennung von Beleuchtung als Option beider Onlinebefragung, ist dieses Potenzial begrenzt, da einemögliche Reduzierung der Beleuchtungsstärke generell derEnergieeffizienzsteigerung zuzuschreiben ist. In Ausnahmefällen kann die Beleuchtungsstärke, sofern sie höher istals nach Arbeitsstättenrichtlinie vorgegeben, über einen
Maximale und minimale abschaltbare Leistung der Querschnittstechnologien über eine Stunde Abbildung 4
Darstellung FfE, basierend auf Daten des Statistischen Bundesamts und eigenen Berechnungen
76
96
24
34
23
4643
27
36
24
57
37
46
11
11
1724
22
13 11
18
30
Hof
Ulm
Fürth
Aalen
Passau
München
Neu-Ulm
Kempten
Bamberg
Augsburg
Würzburg
Erlangen
Bayreuth
LandshutTübingen
Konstanz
MannheimNürnberg
Rosenheim
Offenburg
Pforzheim
Karlsruhe
Heilbronn
GöppingenEsslingenS tuttgart
Regensburg
Reutlingen
Heidenheim
WaiblingenIngolstadt
S chweinfurt
Ludwigsburg
Baden-BadenS indelfingen
Aschaffenburg
Friedrichshafen
Villingen-S chwenningen
Gesamtstromverbrauch derbetrachteten Branchen
Abschaltbare LeistungQuerschnittstechnologienin Baden-Württembergund Bayern
für eine Stundein MW
maximal abschaltbare Leistung
minimal abschaltbare Leistung
3,5 - 4,5
> 4,5 - 6,5
> 6,5 - 8
> 8 - 12
> 12
in TWh/a
0 50 100 km
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zungen kann darüber hinaus, abhängig von Tageszeit undTemperatur, die Last auch erhöht werden.
Die jahreszeitliche Abhängigkeit der Lasten ist in Abbildung 5 dargestellt. DerMaximalwert der mittleren Tageslastfür Speicherheizungen undWärmepumpen in Summe liegtim Testreferenzjahr bei 2.900MW. DasMinimumwird imSommer mit rund 100MWerreicht.
Die Lastgänge wurden unter Berücksichtigung der Temperaturen der betrachteten Zeiträume und der jeweiligentemperaturabhängigen Lastprofile der Verteilnetzbetreibererstellt. Diese wurden als Basis für die Potenzialermittlungeiner flexibilisierten Fahrweise verwendet.
Für Süddeutschland ergibt sich an einem Referenztag miteiner mittleren Außentemperatur von null Grad Celsius einLastmanagementpotenzial elektrischer SpeicherheizungenundWärmepumpen von fast 3.400MW für eine Stunde.Dies ist allerdings nicht für jede beliebige, sondern nur füreine bestimmte Stunde möglich.
Realisierbares Lastmanagementpotenzial beiWärmepumpen und elektrischen Speicherhei-zungen
Die Potenzialermittlung basiert auf Daten zu Stromanwendungen imWärmebereich, die von Verteilnetzbetreibernund Energieversorgern zur Verfügung gestellt wurden. Mittels der Datensätze konnten 67 Prozent der Gemeinden inSüddeutschland erfasst werden. Nach der Validierung derDaten erfolgte die Hochrechnung auf die Gebiete, für diekeine Daten vorlagen.
Die Lastprofile von elektrischen Speicherheizungen undWärmepumpen unterliegen starken temperaturabhängigenSchwankungen. Ein Lastmanagementpotenzial steht daherüberwiegend an kalten Tagen während der Nacht zur Verfügung. In den Spitzenlastfenstern imWinter (18 bis 20 Uhr)ist in der Regel nur ein geringes Potenzial verfügbar. DieVerfügbarkeit der Lastreduzierungspotenziale vonWärmepumpen ist durch das relativ homogene Tageslastprofilhöher, sodass hier jederzeit für eine kurze Dauer Lasten reduziert werden können. Bei den elektrischen Speicherhei
Ladeleistung von elektrischen Speicherheizungen (el. Sph.) und Wärmepumpen (WP) in Süddeutschlandauf Grundlage der gültigen Testreferenzjahre Abbildung 5
Darstellung FfE
2.500
2.000
1.500
1.000
500
0
Leistung
[MW]
Jan
Feb
Mrz
Apr
Mai
Jun Jul
Aug Sep
Okt
Nov
Dez
Tagesmittelwerteder temperatur-abhängigenLastprofile derel. Sph. in BWund BY
Tagesmittelwerteder temperatur-abhängigenLastprofile derWP in BW und BY
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Schlussfolgerungen
Aus Netzsicht können Lastmanagementpotenziale danneinen Beitrag zur Versorgungssicherheit liefern, wenn siein kritischen Netzsituationen verfügbar sind. Ein Beitragzur Versorgungssicherheit kann dann in einer Reduktionder systemweiten Spitzenlast oder in der Bereitstellung vonRegelenergie oder der Deckung eines RedispatchBedarfesliegen.
Als zentrale Anwendungsfelder stehen zum einen die energieintensiven Prozesse im Fokus, die neben dem heutebereits umgesetzten betrieblichen Lastmanagement auchfür ein netzkonformes Lastmanagement genutzt werdenkönnten (siehe Tabelle 3). Darüber hinaus existieren zusätzliche Potenziale im Bereich der Querschnittstechnologien insbesondere bei den Lüftungs und Klimatisierungsanwendungen im industriellen Bereich, die häufig auchLeistungsklassen vonmehreren Hundert kW umfassenkönnen. Schließlich bietet sich auch im Bereich der elektrischenWärmeerzeugung (Wärmepumpen und elektrischeSpeicherheizungen) dieMöglichkeit, bestehende Potenziale stärker netzkonform zu betreiben. In Summe bestehen inSüddeutschland Lastmanagementpotenziale bei den indus
Aus Tabelle 2 geht hervor, dass mit steigenden Temperaturen die Lastmanagementpotenziale fallen. Im ungünstigsten Fall liegt lediglich ein Lastmanagementpotenzial von denWärmepumpen vor, das dann 340MWbeträgt. Im Sommerkann dasMinimum tagsüber auf 30MWabfallen.
Zusammenfassung der realisierbaren, inkl. bereits genutzter, Lastmanagementpotenzialein Baden-Württemberg Tabelle 3
Darstellung Fraunhofer ISI und FfE
Übersicht der Lastmanagementpotenzialevon elektrischen Speicherheizungenund Wärmepumpen Tabelle 2
Darstellung FfE
el. Speicherheizungenvariante 1
Wärmepumpen
äquivalentetagesmittel-temperatur
Abschaltdauer 1 Stunde
Minimumin MW
Maximumin MW
Minimumin MW
Maximumin MW
-10 °C 0 4.610 550 630
0 °C 0 3.010 340 400
10 °C 0 1.620 110 180
lastreduzierungspotenzial für eine Stunde Bereits genutztes potenzial
Minimumin MW
Maximumin MW
Beitrag zurSpitzenlastreduktion
in MW
Regelenergiein MW
energieintensive prozessenahezu zeitunabhängig
> 400300 - 400 76
Querschnittstechnologien industrieGrundbetrieb, Sonntag
≈ 240
Normalbetrieb,Werktag, Tag
≈ 4800 0
WärmepumpenSommer≈ 30
Winter (-10 °C)≈ 630
geringer Beitrag 0
elektrische SpeicherheizungenSommer, Tag
0
Winter, Nacht(-10 °C)≈ 4.610
kein Beitrag, daAnlagen nicht am Netz
0
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triellen Querschnittstechnologien und energieintensivenProzessen von über einem GW, die über einen Zeitraum von30Minuten bis zu zwei Stunden aktiviert werden können.
Diese Potenziale stehen insbesondere zur Bereitstellung vonRegelenergie oder zur Deckung eines RedispatchBedarfeszur Verfügung. Zur Reduktion der systemweiten Spitzenlastkommen vor allem Querschnittstechnologien im industriellen Bereich infrage. Energieintensive Prozesse und auch dieelektrischen Speicherheizungen sind in Zeiten der systemweiten Spitzenlast typischerweise nicht mehr amNetz.
Die finanziellen Anreize für ein Lastmanagement solltenzunächst ausreichend sein, um die Anfangsinvestitionen(Implementierung und Planung eines Lastmanagementssowie Kosten für notwendige Steuerungstechnik) abzudecken. Typischerweise erwarten die Unternehmen Kostenvon einigen Tausend Euro als Anfangsinvestition, bevor siean einem Lastmanagementprogramm teilnehmen können.Attraktiv wird es für die Unternehmen, wenn sie durch eineBeteiligung mehr als fünf Prozent ihrer Stromkosten sparen können. Bei größeren Unternehmen sind gegebenenfallsauch geringere Anreize ausreichend.
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Die verfügbaren Lastmanagementpotenziale in der Industrie, aber auch imHaushaltssektor und im GHDSektor (Gewerbe, Handel, Dienstleistungen) sind in der Vergangenheitin verschiedenen Studien untersucht worden. Hier zeigtsich, dass in allen Sektoren beachtliche technische Potenziale vorliegen. Zum Teil sind industrielle Anwendungen bereits in denMinutenreservemarkt integriert worden. Durchdie sinkenden Preise seit 2007 ist der Anteil hier vermutlichin den letzten Jahren gesunken. Aktuelle Schätzungen fürDeutschland gehen von circa 500MWauf Bundesebene aus(Langrock 2013).
An dieser Stelle setzt das vorgeschlagene Projektvorhaben an, um zu einer detaillierten Einschätzung der Lastmanagementmöglichkeiten zu kommen, insbesondere auchhinsichtlich des tatsächlich ausschöpfbaren beziehungsweise ökonomischen Potenzials. Von zentraler Bedeutungist die Frage, ob die bestehenden wirtschaftlichen Anreizeund Anforderungen geeignet sind, um für die Versorgungssicherheit im sich wandelnden Stromversorgungssystemeinen relevanten Beitrag durch das Lastmanagement derStromverbraucher zu erzielen. Darüber hinaus bestehenheute schon einzelne Anwendungen (insbesondere elektrische Speicherheizungen), die grundsätzlich zur Stützung derNetzstabilität eingesetzt werden könnten. Im Rahmen desProjektes soll erstmalig eine detaillierte Erfassung der möglichen Anwendungen im süddeutschen Raum als auch dernotwendigen Anreize erfolgen, um denmöglichen Beitrageines Lastmanagements zur Deckung des Spitzenlastbedarfes sowie zu anderen Systemdienstleistungen und damit zurSteigerung der Versorgungssicherheit insgesamt zu bestimmen.
3.1 Zielsetzung und Vorgehensweise
Die zentrale Zielsetzung des Vorhabens ist es, Lastmanagementpotenziale in einer definierten Region – Süddeutschland – zu ermitteln und ein realisierbares Potenzial darausabzuleiten. Der Fokus liegt dabei auf solchen Potenzialen,
Der Ausbau der Stromerzeugung aus den fluktuierendenerneuerbaren Energiequellen Sonne undWind steigert denBedarf nach Systemdienstleistungen wie zum Beispiel Regelenergie. Außerdem sinkt der Anteil der fossilen Kraftwerke, auf welchem heute die Erbringung dieser Systemdienstleistungen weitgehend basiert. Der bevorstehendeEinstieg in die OffshoreWindenergie, verbundenmit demKernenergieausstieg, bringt zudem das Problem einer konzentrierteren Erzeugung in Norddeutschlandmit größerenEntfernungen zu den Verbrauchsschwerpunkten in SüdundWestdeutschlandmit sich. Durch den derzeit verzögerten Netzausbau ergibt sich bereits ein erhöhter RedispatchBedarf. Darüber hinaus hat die Bundesnetzagentur denÜbertragungsnetzbetreibern die Akquisition einer Kaltreserve von 2,5 GW für denWinter 2012/13 empfohlen, umeinen sicheren Netzbetrieb zu gewährleisten. Diese wirdbisher nicht wettbewerblich beschafft und ist nur auf dieErzeugungsseite fokussiert. Anfang 2013 wurde die Verordnung zu abschaltbaren Lasten neu eingeführt. Eine Abschaltung von Lasten in Süddeutschland wird als grundsätzlicheMöglichkeit zur Unterstützung der Netzstabilität undVersorgungssicherheit von der Bundesnetzagentur bereitsgenannt, detaillierte Untersuchungen dazu sind allerdingsbisher nicht durchgeführt worden.
Lastmanagement von Stromverbrauchern kann zur Systemstützung beitragen, wenn es in die bestehendenSystemdienstleistungen integriert oder aber zur Reduktionder Spitzenlast genutzt wird (Hurley 2013). Durch geeigneteLasten ist sowohl eine Bereitstellung von Regelenergie alsauch von Kapazität zum Redispatch vorstellbar, womit Teileder konventionellen Systemdienstleistungen ersetzt werdenkönnen. Bisher ist die Bereitstellung von RedispatchKapazität durch Lasten jedoch noch nicht möglich. Diese erfolgtauf Anforderung des Netzbetreibers, der auch die betroffenen Kraftwerksbetreiber entschädigt. Lastmanagementkann zudem für Zeiträume im Stundenbereich den Spitzenlastbedarf und damit den Bedarf an gesicherter Erzeugungskapazität reduzieren, der zur Deckung des Strombedarfs benötigt wird.
3. Einleitung
STUDIE | Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlastbedarfs in Süddeutschland
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der Unternehmenwurde durch die Industrie und Handelskammern sowieWirtschaftsverbände in BadenWürttemberg und Bayern unterstützt. Darüber hinaus wurden Gespräche mit verschiedenen Energieversorgern undDienstleistern geführt, um Erkenntnisse bei der Umsetzungvon Lastmanagement zu gewinnen.
Auf Basis dieser Erkenntnisse werden Handlungsempfehlungen abgeleitet, wie Lastmanagementpotenziale zukünftigeinen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten können. Indiesem Zusammenhang werden insbesondere die relevanten Hemmnisse und notwendige Anreize für eine Umsetzung diskutiert. Der mögliche Beitrag der Lastmanagementpotenziale zur Versorgungssicherheit wird im Rahmen derStudie dabei vor allem in drei verschiedenen Anwendungsbereichen gesehen. Dies sind:
→ Reduktion der Spitzenlast→ Teilnahme am Regelenergiemarkt→ Beitrag zu RedispatchMaßnahmen.
3.2 Definition der Lastmanagement-potenziale
Bei der Bestimmung der Lastmanagementpotenziale istes hilfreich zu definieren, wie die ermittelten Potenzialecharakterisiert sind und welcher Potenzialbegriff dahinter steckt. Hier lassen sich im Allgemeinen das technische,wirtschaftliche und realisierbare Potenzial unterscheiden.Theoretisch kann die gesamte Stromnachfrage für ein Lastmanagement genutzt werden, wenn beispielsweise ein gesamtesWerk seine Produktion einstellt. Solche Extremfällesollen hier jedoch nicht betrachtet werden.
Ausgangsbasis ist zunächst das technische Potenzial. Dastechnische Potenzial leitet sich aus dem Leistungsbedarfrelevanter Anwendungen ab und berücksichtigt dabei insbesondere technische Randbedingungen, zum Beispiel Teillastbetriebsmöglichkeiten beziehungsweise Speichermöglichkeiten, tageszeitliche und saisonale Verfügbarkeiten.
Auf Basis des technischen Potenzials lässt sich bei einemVergleich mit ökonomischen Anreizen einwirtschaftliches
die aufgrund ihrer Größe sowie einer schnellen Umsetzbarkeit am relevantesten sind:
→ industrielle Anwendungen (inklusive Querschnittstechnologien)
→ Wärmepumpen und elektrische Speicherheizungen
Die Analyse berücksichtigt dabei, soweit dies möglich ist,die spezifischen Unternehmensstrukturen sowie Produktionsprozesse in Süddeutschland. Auf Basis der ermitteltenLastverlagerungspotenziale (Leistung, Verlagerungsdauer)wird der Beitrag dieser Potenziale zur Versorgungssicherheit bestimmt und auch ins Verhältnis zu anderenMaßnahmen gesetzt.
Die Vorgehensweise basiert dabei auf folgenden Schritten.
Ausgangsbasis bildet eine Analyse der heutigen kritischen Versorgungssituationen, auf die ein Lastmanagementreagieren sollte. In diesem Zusammenhang werden verschiedene Arbeiten, die insbesondere durch die Bundesnetzagentur durchgeführt worden sind, ausgewertet. DieseAuswertung bildet die Basis, um ein Anforderungsprofil anLastmanagementpotenziale zu stellen.
Die Erhebung der verfügbaren Potenziale basiert auf einerAuswertung bestehender Studien und Statistiken. Darüberhinaus werden Angaben zum Stromverbrauch und Leistungsbedarf von insgesamt 40 Unternehmen ausgewertet,die aus den Lernenden EnergieeffizienzNetzwerken derForschungsgesellschaft für Energiewirtschaft (FfE) verfügbar waren (FfE GmbH 2012).
Zur Validierung der abgeschätzten Potenziale sowie zur Bestimmung der notwendigen Anreize und auch bestehenderHemmnisse bei den Unternehmen hat ein intensiver Austauschmit relevanten Akteuren stattgefunden. Eingebunden wurden Netzbetreiber, Energieversorger, Dienstleisterfür ein Energiemanagement, Unternehmen und Unternehmensverbände sowie politische Entscheidungsträger. Darüber hinaus wurden eine Onlinebefragung von circa 300Unternehmen sowie Interviewsmit zehn größeren Unternehmen in Süddeutschland durchgeführt. Die Ansprache
Agora Energiewende | Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlastbedarfs in Süddeutschland
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Potenzial ableiten, das unter gegebenen Randbedingungenwirtschaftlich umsetzbar ist. Tatsächlich lässt sich davonjedoch aufgrund von nicht monetären Hemmnissen nurein Teil tatsächlich realisieren. Dies entspricht dann demrealisierbaren oder praktischen Potenzial. Das realisierbarePotenzial wird im Rahmen der Studie so aufgefasst, dass esbei den Unternehmen zu keiner größeren EinschränkungderWertschöpfung kommt. Im Bereich der Haushalte wirddavon ausgegangen, dass keine größere Einschränkung desKomforts gegenüber dem Status quo (zum Beispiel beiWärmepumpen) vorkommt. Für die Umsetzung der Potenzialesind schließlich die konkreten Bedingungen und Hemmnisse innerhalb der Unternehmen relevant sowie die tatsächlichen finanziellen Anreize. Als wirtschaftlicher Anreizwerden die Vergütungen im Rahmen der Verordnung zu abschaltbaren Lasten als Referenz unterstellt. Dies entsprichteiner Vergütung von 2.500 Euro/MWproMonat und einemArbeitspreis bei Abruf von 100 bis 400 Euro/MWh.
STUDIE | Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlastbedarfs in Süddeutschland
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tromotoren beeinflussen die Blindleistungsbilanz. Somitkann eine Lastverlagerung aus dem Lastmanagement nichtin jedem Fall unmittelbar einer Regelleistung, zum Beispielaus konventionellen Kraftwerken, die zu weiteren Systemdienstleistungen in der Lage sind, gegenübergestellt werden.
Zur Bewertung des Beitrags von Lastmanagementpotenzialen im süddeutschen Raum zur Entschärfung kritischerSituationen sind detaillierte Analysen der Netzsituationen in Verbindungmit geografisch und hinsichtlich derzeitlichen Verfügbarkeit aufgelösten Lastmanagementpotenzialen notwendig. Innerhalb des Projektes konnten imGespräch mit der Bundesnetzagentur und den ÜNBs keinespezifischeren Erkenntnisse über die Anforderungen an dieLastmanagementpotenziale gewonnenwerden. Als erstegrobe Orientierung hinsichtlich der Größenordnungen kanndie Einspeisung der österreichischen Reservekraftwerke,die zur Klärung der Systemsituation am 8. und 9. Dezember2011 benötigt wurden, dienen. Anhand des Zeitverlaufs der
4.1 Geeignete Kompensationsmaßnahmendurch Lastmanagement
Die Bundesnetzagentur hat imMonitoringbericht 2012 eineLeistungsreserve von 2,5 GW zur erfolgreichen Beherrschung des Systembetriebs ausgewiesen. Die Zahl basiertauf Analysen der ÜNBs. Grundsätzlich bietet die ermittelteLeistungsreserve eine Größenordnung zu Bewertung vonLastmanagementpotenzialen, die als Regelleistung beziehungsweise Redispatch fungieren können. Zwei Funktionensind dabei zu unterscheiden:
(1) RedispatchPotenzial zur Beseitigung von Überlastungen einzelner oder mehrerer Netzelemente. Hierbei istdie Position der beteiligten Regelleistungen imNetz vonWichtigkeit.
(2) Ausgleich der Systembilanz durch zusätzliches Regelpotenzial. Der Ausgleich zielt dabei rein auf die summarische Balance zwischen Erzeugung und Verbrauch underfordert freie Netzkapazitäten.
Der Beitrag zur Systemstabilisierung ist in beiden Fällenzusätzlich vom Zeitraum abhängig, in dem die abgeschalteteLeistung zur Verfügung steht. Bei der durch Lastmanagement zur Verfügung gestellten Regelleistung ist dies vonbesonderer Bedeutung, da die abgeschaltete Last nach Ablauf desWirkzeitraumes zum Teil nachgeholt wird, das heißtlasterhöhend wirkt.
Herstellung von Systemstabilität erfordert neben der Bereitstellung vonWirkleistung weitere Systemdienstleistungen. Zu den sogenannten Systemdienstleistungen gehörtunter anderem die Bereitstellung von Blindleistung. Regelleistung durch Lastmanagement hat in erster Linie einenEinfluss auf dieWirkleistungsbilanz, wobei die Veränderung des Blindleistungsbedarfs im Netz von der Art derVerbraucher abhängt, die Bestandteil der Lastmanagementmaßnahme sind. Anlagenmit großer Induktivität wie Elek
4. Bestimmung der Anwendungsfälle für einLastmanagement in Süddeutschland
Verlauf der Windenergieeinspeisungin Deutschland (pink) sowie der Einspeisungder Reservekraftwerke in Österreich (blau)am 8. und 9. Dezember 2011 Abbildung 6
Netzbericht zum Zustand im Winter 2011/2012,Bundesnetzagentur (Mai 2012)
WindenergieeinspeisungD[MW]
ReservekraftwerkseinspeisungÖ[MW]
25.000
20.000
15.000
10.000
5.000
0
2.0001.8001.6001.4001.2001.0008006004002000
0:00
6:00
12:00
18:00
0:00
0:00
6:00
12:00
18:00
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Vorjahreszeitraum beobachten. Tabelle 4 zeigt die innerhalb derMaßnahmen eingesetzte Energiemenge. Es wirddeutlich, dass das eingesetzte Volumen [MWh] mehr als demDoppelten des Vorjahreszeitraums entspricht (BundesnetzagenturMai 2011).
Das eingesetzte Volumen inMWh zur Sicherstellung derNetzstabilität lag im Zeitraum nach demMoratorium (April/Mai 2011) bei circa 280 GWh proMonat im Vergleich zu120 GWh im Vorjahr (April/Mai 2010) und bei circa 55 GWhim Vergleich zur Sommerperiode im Vorjahr (April bis September 2010). ImMittel über den gesamtenMonat betrachtet bedeutet dies eine eingesetzte Leistung (Redispatch,Countertrading, SIV) von 380MW im Frühjahr 2011 imVergleich zu 160MW im Frühjahr 2010 beziehungsweise75MW in der Sommerperiode 2010. Der tatsächliche Einsatz derMaßnahmen findet jedoch nur in einer begrenztenAnzahl an Stunden proMonat statt, sodass die eingesetztenLeistungen deutlich höher liegen. Im Anhang sind einzelneBeispiele dargestellt, in denen bis zu fünf GW und ein Volumen von bis zu 80 GWh an einem Tag in den hier beschriebenenMaßnahmen eingesetzt wurden.
Die Entwicklung der gesamten Erzeugungsleistung inDeutschland führt im Übertragungsnetz zu einem höheren Bedarf an Übertragungskapazitäten vor allem in NordSüdRichtung (insbesondere die Vollendung der Netzausbauprojekte Görries – Krümmel, Osterath –Weißenthurmund Remptendorf – Redwitz). Im Kontext desMoratoriums
Einspeisung (siehe Abbildung 6) ist eine abgerufene Energiemenge von circa 17 GWh und eine mittlere Leistung voncirca 600MWablesbar. Die Spitze der Einspeisung lag bei935MW.
Um die Anforderungen, die Lasten erfüllen sollen, zu identifizieren, werden zum einen netzkritische Situationenanalysiert, die in der Regel mit einem RedispatchBedarfeinhergehen. Dem schließt sich die Analyse eines Regelenergieabrufes an, um denmöglichen Beitrag eines Lastmanagements im Regelenergiemarkt zu bestimmen.
4.2 Analyse der relevanten netzkritischenSituationen in Süddeutschland
der Zeitraum des moratoriums im Vergleich
Aus Berechnungen der Übertragungsnetzbetreiber für dieBundesnetzagentur zeigt sich, dass die gleichzeitige Abschaltung von acht Kernkraftwerken und damit fünf GWErzeugungsleistung im süddeutschen Raum und das längerfristige Fehlen von 8,5 GW Leistung die Übertragungsnetzein einer Reihe von Situationen an ihre Belastbarkeitsgrenzegebracht haben (BundesnetzagenturMai 2011). Zur Sicherung der Netzstabilität stehen den ÜNBs diverseMaßnahmen, wie Redispatch, Countertrading und sicherheitsbedingte regelzoneninterne Verkäufe (SIV) zur Verfügung.Es lässt sich für denMoratoriumszeitraum ein verstärkterEinsatz dieser Handlungsinstrumente im Vergleich zum
Einsatz von Redispatch-, Countertrading- und SIV*-Maßnahmen Tabelle 4
Moratoriumsbericht, Bundesnetzagentur (Mai 2011)
netzbetreiber
moratoriumszeitraum15.03. bis 15.05.2011
vorjahr – frühjahr01.04. bis 31.05.2010
vorjahr – Sommer01.04. bis 30.09.2010
Volumen in MWh MWh/Monat Volumen in MWh MWh/Monat Volumen in MWh MWh/Monat
Amprion 0 0 0 0 14.011 2.335
Transnet-BW 0 0 0 0 0 0
50Hertz 414.845 207.422 205.763 102.882 276.184 46.031
TenneT 140.264 70.132 33.130 16.565 40.938 6.823
Gesamt 555.108 277.554 238.893 119.447 331.132 55.189
*SIV: sicherheitsbedingte regelzoneninterne Verkäufe
STUDIE | Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlastbedarfs in Süddeutschland
27
Ausschöpfung der zur Verfügung stehendenMaßnahmen(wie Redispatch, Countertrading und SIV) zu beobachten.Damit sind die vollständige Beseitigung aller auftretendenLeitungsüberlastungen und die Garantie von (n1)Sicherheit zu jedem Zeitpunkt in kritischen Situationen nicht zugewährleisten. Es wird zusätzliche Reserveleistung im süddeutschen Raum sowie zusätzlicher Netzausbau als Notwendigkeit angesehen.
4.3 Entwicklung der Erzeugungsleistungim süddeutschen Raum
entwicklung der erzeugungskapazitäten
Derzeit ist im deutschen Netz eine Gesamterzeugungsleistung von circa 172 GWmit einem Anteil Erneuerbarer Energien von circa 71 GW angeschlossen. Davon sind 2,7 GW dergesamten Erzeugungsleistung der Kaltreserve zuzuschreiben, allerdings größtenteils mit Standorten nördlich von
sind Verzögerungen bei Netzausbaumaßnahmen und auchbeiWartungsarbeiten zu beobachten. VieleWartungsarbeiten können nur bei wenig oder unbelasteten Netzen durchgeführt werden, sodass die veränderte Netzbelastung zuVerzögerungen bei geplantenWartungs und Instandhaltungsarbeiten im Übertragungsnetz führt. So wurden zumBeispiel an einem zentralen NordSüdKnotenpunkt, Umspannwerk Großkrotzenburg nahe Frankfurt, wegen Unentbehrlichkeit der betroffenen StromkreiseWartungsarbeitenausgesetzt (BundesnetzagenturMai 2011).
relevanz von Lastmanagement im süddeutschenraum
Die Analysen der Bundesnetzagentur einer Reihe simulierter und tatsächlich eingetretener konkreter Situationen imÜbertragungsnetz im Zeitraum 2011/12 zeigt die Bedeutungder Schaffung zusätzlicher Flexibilität der Last und Erzeugungssteuerung im süddeutschen Raum (siehe dazu Detailsim Anhang): In bestimmten Situationen ist eine vollständige
Voraussichtliche Entwicklung gesicherter Kraftwerkskapazitäten im Zeitraum 2013 bis 2015Frankfurt am Main und südlicher Abbildung 7
Monitoringbericht 2012, Bundesnetzagentur (Februar 2013)
3.000
2.000
1.000
0
-1.000
-2.000
-3.000
-4.000
68
2013
2014
2015
Jahrunbestimmt
2013-2015
774
MW
Abfall
-882
-1.639 -1.679
Aufnahme kommerzielle Stromeinspeisung/Endgültige Aufgabe von dargebotsunabhängigen Kraftwerken(Plandaten südlich Frankfurt am Main 2013 - 2015)
Braunkohle Erdgas Pumpspeicher Steinkohle Mineralölprodukte Kernenergie SaldosonstigeEnergieträger
mehrereEnergieträger
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28
verbindung führt zu einer deutlich vergrößerten Belastungder sonstigen Teile des Übertragungsnetzes. Zur kurativenBearbeitung dieses Engpasses wird ein erheblicher Teil desvorhandenen RedispatchPotenzials gebunden. Eine Freisetzung dieser Kapazitäten würde die Situation im gesamtensüddeutschen Raum deutlich entspannen. Daher werden diezuständigen ÜNBs und die zuständigen Landesplanungsbehörden von der Bundesnetzagentur aufgefordert, die erforderlichen Planungsverfahren so schnell wie möglich einzuleiten beziehungsweise abzuschließen.
Frankfurt amMain. Somit ist kein Beitrag zurMinderungder angespannten Lage im süddeutschen Raum zu erwarten.Laut Bundesnetzagentur ist derzeit die Frage schwer zu beantworten, ob im deutschen Regelblock in der bestehendenNetzstruktur bei entsprechendenMarkt, Netz undWettersituationen ausreichend Erzeugungskapazität vorhanden ist. Beispielsweise zeigte sich am 13. Februar 2012 inDeutschland erzeugungsseitig eine maximale Unterdeckungvon 6,2 GW, die durch Regelenergiereserven in Höhe von3,8 GWnicht ausgeglichen werden konnte. Eine Kontrahierung von Erzeugungsleistung im angrenzenden Auslandwurde dadurch notwendig. Laut Bundesnetzagentur kannderzeit nicht beantwortet werden, ob die Unterdeckunggrundsätzlich durch den deutschen Regelblock hätte gedeckt werden können. Es wird jedoch geschlussfolgert, dassdie derzeitige Erzeugungskapazität im besten Fall „knappausreichend“ sei und deshalb die Sicherung und nachMöglichkeit ein Ausbau der bisherigen Kapazitäten sinnvollwären. Hier wird bis 2015 mit einer leichten Überdeckungund bis 2020mit einer Unterdeckung der Leistungsbilanzgerechnet.
Besonders die Entwicklung von Kraftwerkskapazitäten (Zuund Rückbau) in Süddeutschland ist für die Systemstabilitätim Übertragungsnetz von Bedeutung (Bundesnetzagentur2013). Während bundesweit nach den Plandaten bis 2015ein Zuwachs an gesicherter Erzeugungsleistung von ungefähr 5,5 GW als Saldo zwischen Zu und Rückbau erwartetwird, sinkt die gesicherte Erzeugungsleistung nach aktuellen Einschätzungen im süddeutschen Raum saldiert bis2015 um circa 1,7 GW unter anderem aufgrund fehlenderWirtschaftlichkeit der Anlagen (Abbildung 7). In der geplanten Reservekraftwerksverordnung ist vorgesehen, einenzusätzlichen Ausbau gegebenenfalls auch durch den Netzbetreiber sicherstellen zu lassen.
entwicklung der Netzsituationen
Ein Großteil der bundesweit geplanten vordringlichen Netzausbauprojekte ist verzögert (Abbildung 8). Die sogenannteThüringer Strombrücke bildet die 380kVVerbindung des50HertzNetzes mit dem TenneTNetz von Halle bis nachSchweinfurt. Das Fehlen dieser leistungsfähigen Transport
Stand der vordringlichen Stromtrassengemäß EnLAG Abbildung 8
Monitoringbericht 2012, Bundesnetzagentur (Februar 2013)
genehmigt oder im Bau
realisiert
Übertragungsnetz
Vorhaben im Zeitplan verzögertes Vorhaben
nicht im Genehmigumgsverfahren
im Raumordnungverfahrenvor oder im Planfeststellungs-verfahren
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29
Sekundärregelleistungen jeder Viertelstunde in einem Diagramm auf (sogenannter Scatter Plot), zeigt sich die Häufigkeit eines gleichzeitigen Aufrufs von positiver und negativer Sekundärregelleistung. Im Scatter Plot in Abbildung 9wird dies durch die hohe Verteilungsdichte der Punktpaare(positive Leistung / negative Leistung) entlang der jeweiligen Achsenränder deutlich. Der gleichzeitige Abruf (dieGenauigkeit der Analyse liegt allerdings bei einer viertelstündlichen Auflösung) von Leistungen über 500MWkommt praktisch nicht vor. Die Notwendigkeit gleichzeitiger Abrufe kann aus Restriktionen, die mit demNetzbetriebverbunden sind (zum Beispiel Redispatch), resultieren.
Die Tageszeitreihen der Regelleistungsabrufe zeigen sowohl bei positiver als auch bei negativer Leistung in ihremGesamtverlauf über den Tag eine hohe Heterogenität (siehedazu Abbildungen im Anhang 12.2). Eine gemeinsame Charakteristik aller Zeitreihen (positiv wie negativ) liegt in denPeaks der Leistungsabrufe vor und nach der vollen Stunde
4.4 Analyse der Abrufe von Sekundär-regelleistung
Neben einem Beitrag von Lastmanagement zum Redis-patch bietet sich auch die Bereitstellung von Regelleistungan. Daher wird nachfolgend der Abruf an Sekundärregelleistung detaillierter analysiert, um die Passfähigkeit vonLasten zur Bereitstellung dieser Systemdienstleistung näherzu bestimmen. Die Sekundärregelleistung gleicht Differenzen zwischen Stromangebot und Stromnachfrage aufZeitskalen bis 15Minuten aus. Der Bedarf an Regelleistungim sogenannten Netzregelverbund wird in Deutschland ineinem Bieterverfahren durch die Übertragungsnetzbetreiber gedeckt. Regelleistung wird notwendig, wenn es durchPrognosefehler bei der Stromnachfrage beziehungsweise beider Einspeisung Erneuerbarer Energien oder zum Beispieldurch Kraftwerksausfälle zu Abweichungen zwischen Angebot und Nachfrage kommt.
Regelleistung umfasst sowohl positive als auch negative Leistung. In Deutschland beträgt das zeitlicheMaximum der Regelleistungsabrufe circa plus/minus zwei GW.Lastmanagementpotenziale sind grundsätzlich geeignet,zur Sekundärregelleistung beizutragen. Aus diesem Grundschließt sich eine Analyse der zeitlichen Verläufe der Sekundärregelleistungsabrufe des Jahres 2012mit dem Ziel an,
→ den Bedarf von Regelleistung im zeitlichenZusammenhang
→ und typische Tagesprofile der Regelleistungsabrufezu ermitteln.
Die Bedarfsprofile werdenmit der in dieser Studie ermittelten zeitlichen Verfügbarkeit von Lastverlagerungspotenzialen verglichen (siehe dazu Kapitel 5.3).
Die Analyse erfolgt auf Basis von Tageszeitreihenmit einerviertelstündlichen Auflösung für positive und negative Regelleistung. Die Analyse der zeitlichen Korrelation zwischenAbrufen positiver und negativer Regelleistung ergibt einegeringeWahrscheinlichkeit gleichzeitiger Abrufe größererpositiver und negativer Sekundärregelleistung. Trägt mandie positiv (YAchse) und negativ (XAchse) abgerufenen
Scatter Plot der Abrufe positiver und negativerSekundärregelleistung im Jahr 2012 imdeutschen Netzregelverbund Abbildung 9
Darstellung Fraunhofer ISI
2.000
1.500
1.000
500
0
76571767062257452647843138333528824019214496491
Counts
negative Leistung [MW]
0 500 1.000 1.500 2.000
positiveLeistung
[MW]
Zeitliche Korrelation zwischen den Abrufen positiver und nega-tiver Leistung. Danach ist der gleichzeitige Abruf größererpositiver und negativer Sekundärregelleistungen selten.
Agora Energiewende | Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlastbedarfs in Süddeutschland
30
Gegensatz dazu beschreibt die vierte Variante einen Tag, derdurch einen hohen Sekundärregelleistungsabruf gekennzeichnet ist. Diese Variante tritt an circa zehn Prozent derTage im Jahr auf.
Eine Betrachtung des Viertelstundenmaximums im Tagesverlauf zeigt, dass zu allen Tageszeiten grundsätzlich einRegelleistungsbedarf nahe dem gehandeltenMaximum auftreten kann. Die Häufigkeit des Vorkommens hängt allerdings, wie oben geschildert, stark von der Tageszeit ab.
4.5 Fazit zu Anwendungsfällen für einLastmanagement
Als Fazit aus den vorhergehenden Analysen lassen sich folgende Punkte zusammenfassen:
→ Es besteht einMangel an Flexibilität hinsichtlich derLast und Erzeugungssteuerung im süddeutschen Raum.
→ Zu allen Tageszeiten kann ein hoher Bedarf an Sekundärregelleistung entstehen.
→ Der gleichzeitige Abruf von positiver und negativer Sekundärregelleistung ist selten.
→ Häufig herrscht ein geringer Bedarf an Sekundärregelleistung (positiv wie negativ) (50 Prozent der Tage).
→ Der Bedarf an hoher Sekundärregelleistung ist auf wenigeTage beschränkt (zehn Prozent der Tage im Jahr).
→ Zusätzlicher Netzausbau vor allem in NordSüdRichtung setzt Kapazitäten fürMaßnahmen zur Systemstabilisierung frei und wirkt hinsichtlich der Problematik entschärfend. Die Zeitdauer für die Realisierung ist jedochunsicher.
→ Zusätzliche Erzeugungskapazität in Süddeutschland entschärft die Situation ebenfalls. Die Zeitdauer für die Realisierung ist ebenfalls unsicher. Erste Schritte sind mit derReservekraftwerksverordnung eingeleitet.
Die zentrale Schlussfolgerung ist daher, dass der Bedarf fürein Lastmanagement und die Passfähigkeit der zeitlichenVerfügbarkeit für Regelleistung beziehungsweise Redis-patch grundsätzlich gegeben ist. Aus diesem Grundwirderwartet, dass mithilfe des Lastmanagements ein Beitrag zurSystemstabilität geleistet werden kann.
besonders in denMorgenstunden zwischen 6 und 8 Uhr undin den Nachmittags und Abendstunden zwischen 16 und24 Uhr (morgens positiv vor der vollen Stunde, negativ nachder vollen Stunde; abends vice versa). Dieses Phänomen istteilweise demMarktdesign und der Praxis der Gestaltunggehandelter Produkte in Blöcken von ganzen Stunden anden Energiemärkten zuzuschreiben.
Für die Analyse des Beitrags von Lastmanagementpotenzialen zur Reserve wird deshalb hier auf das zeitliche Profil der Leistungsniveaus fokussiert. Dabei lassen sich vierunterschiedliche Tagesgänge (positiv wie negativ) überdas zeitliche Verhalten in drei Tagesbereichen –morgens,mittags und abends/nachts – differenzieren, die in dieserForm typischerweise auftreten. Die folgende Tabelle stelltdie Varianten eins bis vier jeweils für positive und negative Sekundärregelleistung zusammen und verknüpft siemit der Häufigkeit des Vorkommens. Die erste Variante beschreibt einen typischen Verlauf eines Tages mit niedrigemSekundärregelleistungsabruf über den gesamten Tag. DieseVariante tritt an circa 50 Prozent der Tage im Jahr auf. Im
Übersicht zu den vier grundlegenden TagesgängenSekundärregelleistungsabrufe für jeweilspositive und negative Leistung Tabelle 5
Darstellung Fraunhofer ISI
Kurve/Zeitphase
vormittags mittagsAbends/nachts
Häufigkeitim Jahr (ca.)
positiv 1(schwarz)
niedrig niedrig niedrig 50 %
positiv 2(grün)
niedrig hoch niedrig 15 %
positiv 3(blau)
höher niedrig höher 25 %
positiv 4(rot)
hoch hoch hoch 10 %
negativ 1(rot)
niedrig niedrig niedrig 50 %
negativ 2(grün)
niedrig hoch höher 20 %
negativ 3(blau)
hoch niedrig höher 20 %
negativ 4(schwarz)
hoch hoch hoch 10 %
STUDIE | Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlastbedarfs in Süddeutschland
31
5.2 Kenngrößen zur Bewertung des Last-managementpotenzials
Bei der Ermittlung von Potenzialen zur Verschiebungelektrischer Lasten in Betrieben kommt es neben der Höhein kW auf weitere technische Parameter an. Darunter:
→ die Dauer, über die Lasten ab oder zugeschaltet werdenkönnen;
→ die Tageszeit, in der die Lastschaltung zur Verfügungsteht;
→ die Häufigkeit im Jahresgang, in der die Lastschaltung aktiviert werden darf, ohne dieWertschöpfung signifikantzu stören;
→ die benötigte Zeitspanne zwischen der Ankündigung undder Auslösung einer netzseitig angeforderten Lastschaltung (Vorankündigungszeit) und
→ die Geschwindigkeit der Laständerung.
Bei der Aggregation der auf Ebene der Produktionsstättenermittelten Einzelpotenziale sind diese weiteren technischen Parameter zu berücksichtigen. So dürfen Lasten, dienur in den Nachstunden zur Verfügung stehen, nicht eingerechnet werden, wenn die Netzlasten tagsüber abgesenktwerden sollen. Dies trifft beispielsweise für die Zementindustrie zu, die ihre stromintensiven Zementklinkermühlenin der Regel nachts betreibt, um Stromkosten einzusparen.
An dieser Stelle sei nochmals auf die PotenzialdefinitionvomAnfang des Berichts verwiesen. Das Potenzial lässt sichin das technische, wirtschaftliche und realisierbare Potenzial unterscheiden. Neben technischen undwirtschaftlichenRestriktionen, die das Potenzial einschränken, ergeben sichweitere Restriktionen, die das Potenzial weiter reduzieren.Dies können zum Beispiel Informationsdefizite, Personalengpässe, finanzielle Restriktionen oder andere Hemmnissesein. Letztendlich definiert dieses realisierbare Potenzialden möglichen Einfluss, den ein Lastmanagement auf denSystembetrieb und die Systembelastung haben kann.
5.1 Vorgehensweise und Methodik
Ziel der Unternehmensbefragung ist es, die Abschätzung derPotenziale für die Verschiebung elektrischer Lasten und dieVoraussetzungen und notwendigen Anreize, diese zu aktivieren, auf empirisch ermittelte Grundlagen und Daten zustützen. Dies wurde durch eineMethodenkombination vonBreiten und Tiefenerhebung realisiert. Zur Breitenerhebung wurde der speziell für die Erhebungsziele entwickelteFragebogen online gestellt. Mehr als 3.000 Unternehmenin BadenWürttemberg und Bayern wurden angeschriebenbeziehungsweise per EMail auf den Fragebogen hingewiesen und gebeten, diesen auszufüllen. Insgesamt haben 297Unternehmen auf die Onlinebefragung geantwortet, sodasssich eine Rücklaufquote von vermutlich etwa zehn Prozentder angeschriebenen Unternehmen ergeben hat. Das Antwortverhalten zeigt, dass die Unternehmen neue Herausforderungen der Energiewende wahrnehmen und sich diesenstellen wollen.
Erhebungsbasis des Fragebogens waren einzelne Produktionsstandorte der Unternehmen. Jedes Unternehmen konntemehrere Fragebögen ausfüllen, wenn es über mehrere Produktionsstandorte verfügte.
Ergänzend zur Onlinebefragung wurden Interviewsmitzehn Unternehmen vereinbart und durchgeführt. Sie dienten dazu, die Ergebnisse der Onlinebefragung zu vertiefen,Hintergrundinformationen zu erhalten undMotivationsmuster bestimmter Haltungen zu erkennen.
Die Ansprache von Unternehmen ist durch die für Energiefragen zuständigen Referenten der Industrie und Handelskammern in Karlsruhe undMünchen unterstützt worden.Sie haben ausgewählteMitgliedsunternehmen auf die laufende Befragung hingewiesen und empfohlen, daran teilzunehmen. Die übrigen Firmenadressen und Ansprechpartnerwurden aus den Kontaktnetzwerken von ISI, FfE und derHoppenstedt Firmendatenbank gewonnen.
5. Ergebnisse der Unternehmensbefragungen (ISI)
Agora Energiewende | Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlastbedarfs in Süddeutschland
32
5.3 Auswertung der Onlinebefragung
Insgesamt liegen 297 Fragebögen vor. Durch Konsistenzchecks wurden offensichtlich irrtümliche Antworten zueinzelnen Fragen identifiziert und bei der Auswertung nichtberücksichtigt. Auch sind die Fragebögen oft nicht vollständig ausgefüllt worden und einzelne Fragen blieben unbeantwortet. Die Zahl der auswertbaren Antworten der einzelnenFragen wird im Folgenden durch die Fallzahl „N = ...“ angegeben. N ist die Anzahl der auswertbaren Produktionsstandorte.
Angaben zum unternehmen
Die wichtigsten vertretenen Einzelbranchen sind dieMetallverarbeitung, die chemische Industrie, die Papierindustrie, das Ernährungsgewerbe und die Kunststoffverarbeitung(Abbildung 10). Das entspricht der Industriestruktur im Erhebungsgebiet Süddeutschland. Etwa die Hälfte der antwortenden Betriebe hat mehr als einen Produktionsstandort.Gut drei Viertel der Unternehmen liegen mit demUmsatzzwischen 100Millionen Euro und 10Milliarden Euro (Abbildung 11).
Für 68 Prozent der antwortenden Produktionsstandorte liegen die Stromkosten unter fünf Prozent, für 14 Prozent zwischen sechs und zehn Prozent und für 18 Prozent über zehnProzent des Umsatzes (Abbildung 12). Das arithmetischeMittel aller Antworten ergibt als Stromkostenanteil sechsProzent des Umsatzes. Das zeigt, dass vorwiegend Standortemit stromintensiven Produktionen an der Befragung beteiligt waren. 40 Prozent der Befragten geben an, die Stromkosten seien wichtiger oder viel wichtiger im Vergleich zuanderen Betriebskosten. Dies deutet auf ein strategischesAntwortverhalten hin, denn tatsächlich belasten die Personal oder gar dieMaterialkosten mit 20 Prozent beziehungsweise 40 Prozent die Produktion um ein Vielfachesstärker.
20 Prozent der Standorte produzieren im Einschichtbetrieb,21 Prozent in zwei Schichten und 59 Prozent in drei Schichten. 54 Prozent arbeiten immer oder häufig auch amWochenende, 46 Prozent selten oder nie. 16 Prozent der Stand
Aus dem Gesagten ergibt sich, dass zur Abschätzung dertatsächlich erreichbaren Auswirkung des betrieblichenLastmanagements auf die Systembelastung beziehungsweise Versorgungssicherheit neben technischen Parametern auch ökonomische Parameter, notwendige finanzielleAnreize und andere Umsetzungstreiber sowie die Umsetzungshemmnisse erhoben werdenmüssen. Sie sind Bestandteil des entwickelten Fragebogens, der wie folgt gegliedert ist:
A Angaben zumUnternehmenB Angaben zur Struktur des StromverbrauchsC Fragen zum LastmanagementD Fragen zum technischen PotenzialE Fragen zumwirtschaftlichen Potenzial und zu
finanziellen AnreizenF Treiber und Hemmnisse für das LastmanagementG Fragen zur Sicherheit der Stromversorgung im
UnternehmenH Angaben zur Person (freiwillig)
Die Angaben zumUnternehmen und zur Struktur desStromverbrauchs erlauben die Gewinnung von branchenspezifischen Kenndaten, die genutzt werden, um aus derStichprobe der vorliegenden Fragebögen auf die Grundgesamtheit der Unternehmen in BadenWürttemberg undBayern hochzurechnen. Der Teil C lässt erkennen, wie weitdieWerke mit dem Lastmanagement bereits vertraut sindund wie weit technische Einrichtungen und Schaltungenvorhanden sind, die genutzt werden können. Teil G lässt erkennen, wie die Auswirkungen der Energiewende auf dieVersorgungssicherheit eingeschätzt werden. Je kritischerdie zukünftige Lage beurteilt wird, desto größer wird dieBereitschaft sein, durch betriebliches Lastmanagement Vorsorge zu treffen.
Die Auswertung der Onlinefragebögen und Unternehmensinterviews erfolgte anonymisiert, sodass Rückschlüsse aufdie Angaben einzelner Unternehmen nicht möglich sind.
STUDIE | Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlastbedarfs in Süddeutschland
33
Anteil einzelner Industriesektoren an den Antworten Abbildung 10
Darstellung Fraunhofer ISI
Umsatz der beteiligten Unternehmen Abbildung 11
Darstellung Fraunhofer ISI
Ernährung
Holz
Gummi, Kunststoff
Maschinenbau
Textil,Bekleidung
Papier, Verlag, Druck
Glas,Keramik
Elektrotechnik
Steine/Erden
chem. Erzeugnisse
Metall
Fahrzeugbau
sonstige
25 %
20 %
15 %
10 %
5 %
0 %
Zu welcher Branche gehört Ihr Unternehmen?in % der Antworten, N = 177
Einzelbetrieb/Standort (N = 100) Unternehmen (N = 52)
< 10 Mio. 10 - 50 Mio. 50 - 100 Mio. 100 Mio. - 1 Mrd. 1 - 10 Mrd. > 10 Mrd.
Wie hoch war der Umsatz Ihres Einzelbetriebs/Standorts und Unternehmens im Jahr 2012 (in Mio. EUR)?in % der Antworten
60 %
50 %
40 %
30 %
20 %
10 %
0 %
Agora Energiewende | Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlastbedarfs in Süddeutschland
34
orte produzieren an bis zu 3.000 Stunden, 42 Prozent an biszu 6.000 Stunden und 41 Prozent an über 6.000 Stundenpro Jahr.
Stromverbrauch
Bei zwei Dritteln der Standorte liegt der jährliche Stromverbrauch zwischen 1 und 100 GWh (Abbildung 13). Über 40Prozent der Standorte weisen einen Stromverbrauch vonmehr als 10 GWh bis zu 100 GWh auf. Der Anteil an Unternehmenmit einem noch höheren Stromverbrauch (über 100GWh) lag bei circa zehn Prozent.
Der mit Abstand größte Stromverbrauch entfällt auf die Produktion, gefolgt von der Drucklufterzeugung, von Raumklimatisierung und belüftung, Prozesskälte, Prozesswärmeund Beleuchtung (Abbildung 14). Bei 53 Prozent der Standorte liegt der elektrische Leistungsbedarf zwischen ein undzehnMW, bei 35 Prozent unter einemMWund bei 12 Prozent über zehnMW (Abbildung 15).
erfahrungen mit Lastmanagement
Knapp die Hälfte der Standorte nutzt heute schon Lastmanagement zur Vermeidung von Lastspitzen. Hier liegt dieMotivation in der Senkung der leistungsabhängigen Kostenkomponenten. Einige dieser Unternehmen nutzen einLastmanagement zusätzlich auch für eine optimierte Beschaffung, wobei dies nur einen kleineren Anteil der Unternehmen ausmacht. Immerhin 26 Prozent haben sich mitdem Thema Lastmanagement noch nicht beschäftigt (Abbildung 16). Wenig verbreitet sind auch Erfahrungenmit demnetzgesteuerten Lastmanagement. Vier Standorte beteiligensich am Regelenergiemarkt und zwei Standorte haben einebilaterale Vereinbarung zur Lastschaltung mit demNetzbetreiber abgeschlossen. Bereits in der Vergangenheit konntenNetzbetreiber mit Stromkunden bilaterale Vereinbarungentreffen, dass sie im Falle eines Frequenzeinbruchs imNetzautomatisch einen Lastabwurf durchführen, um das Netzzu stabilisieren. Diese bilateralen Vereinbarungen werdenjetzt durch die Verordnung zu abschaltbaren Lasten zum Teilersetzt. In der Verordnung zu abschaltbaren Lasten werden
Anteil der Stromkosten am Umsatz Abbildung 12
Darstellung Fraunhofer ISI
Jährlicher Stromverbrauch der Standorte Abbildung 13
Darstellung Fraunhofer ISI
0- 10MWh/Jahr
> 10- 100MWh/Jahr
> 100- 1.000MWh/Jahr
> 1- 10GWh/Jahr
> 10- 100GWh/Jahr
> 100- 1.000GWh/Jahr
Wie hoch war für Ihren Einzelbetrieb/Standortder Stromverbrauch in 2012?in % der Antworten, N = 101
Wie hoch war der Anteil der Stromkosten am Umsatzfür Ihren Einzelbetrieb/Standort im letzten Jahr?in % der Antworten, N = 102
45 %40 %35 %30 %25 %20 %15 %10 %5 %0 %
35 %
30 %
25 %
20 %
15 %
10 %
5 %
0 %
unter1 %
1-2 %
3-5 %
6-10 %
11 -15 %
16-20 %
21-30 %
über30 %
STUDIE | Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlastbedarfs in Süddeutschland
35
jetzt auch die Vergütung und die Beschaffung durch den Gesetzgeber geregelt.
Die neu eingeführte Verordnung zu abschaltbaren Lasten(AbLaV) für eine Anschlussspannung von 110 kV undmehrist circa 30 Prozent der Unternehmen bekannt, wobei nurein sehr kleiner Anteil davon, nämlich vier Unternehmen,gesagt hat, dass sie eine Teilnahme planen (siehe Abbildung17). Ein Großteil der Unternehmen kennt diese Verordnungnicht. Für eine Teilnahme infrage kommen allerdings nurUnternehmenmit einem sehr hohen Leistungsbedarf von50MW. Bei einer Poolung vonmehreren Unternehmen, dieim Rahmen der Verordnung erlaubt ist, können gegebenenfalls auch Unternehmenmit einer Leistung von circa zehnMW teilnehmen. Von den Unternehmen, die eine mittlereLast vonmindestens zehnMW in der Onlinebefragung angegeben haben, kannte knapp die Hälfte der Befragten dieAbschaltverordnung nicht.
Für 33 Standorte liegen Angaben zum heute bereits praktizierten Lastmanagement vor. Davon verringern 19 Stand
Anteil der Verbrauchseinrichtungen am Gesamtstrombedarf Abbildung 14
Darstellung Fraunhofer ISI
Elektrischer Leistungsbedarf der Standorte Abbildung 15
Darstellung Fraunhofer ISI
Welche Anwendungen sind die größten Stromverbraucher?in % der Antworten
Produktion
Prozesswärme
Prozesskälte
Belüftung
Klimatisierung
Fördertechnik
Beleuchtung
Druckluft
80 %
70 %
60 %
50 %
40 %
30 %
20 %
10 %
0 %
größter Verbrauch (N = 106) zweitgrößter Verbrauch (N = 91)
Wie hoch ist bei normaler Auslastung in/anIhrem Einzelbetrieb/Standort Ihre Last?in % der Antworten, N = 89
60 %
50 %
40 %
30 %
20 %
10 %
0 %
0 -100 kW
101 kW -1 MW
> 1 MW -10 MW
> 10 MW -100 MW
> 100 MW
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orte ihre elektrische Leistung durch solcheMaßnahmenummehr als zehn Prozent (Abbildung 18). Die antwortenden Unternehmen haben in Summe einenmittleren Leistungsbedarf von circa 630MWangegeben. Davon haben siein Summe bereits bis zu 146MWan Last beziehungsweiseüber 20 Prozent ihrer mittleren Last vor allem im Rahmeneines betrieblichen Lastmanagements eingesetzt.
Etwas mehr als die Hälfte der Unternehmensstandorte, diegeantwortet haben, verfügen über eine automatische Kontrolle zur Steuerung der Lasten. Steuerungseingriffe durchden Netzbetreiber, wie sie etwa bei der Verordnung zu abschaltbaren Lasten vorgesehen sind, werden durch die Befragten sehr kritisch gesehen. Nur elf Prozent der Befragten,die bereits über eine automatisierte Steuerung von Lastenverfügen und drei Prozent der Befragten, die eine solche automatisierte Steuerung bisher nicht einsetzen, können sichexterne Steuerungseingriffe vorstellen. Bei einer Beteiligung von Lasten am Regelenergiemarkt, wie sie etwa über
Erfahrungen der Unternehmen mit dem Lastmanagement Abbildung 16
Darstellung Fraunhofer ISI
50 %
45 %
40 %
35 %
30 %
25 %
20 %
15 %
10 %
5 %
0 %
Bitte geben Sie an, über welche Erfahrungen Ihr Einzelbetrieb/Standort mit dem Thema Lastmanagement verfügt?in % der Antworten, N = 97
N.B.: Summe der Prozentsätze > 100% weil mehrere Antworten möglich waren
bilaterale
Vereinbarungen
mit
Netzbetreibern
Beteiligungam
Regelenergiem
arkt
genutztzu
einem
optim
ierten
Stromeinkauf
Reduktion
betrieblicher
Spitzenlast
geprüft,
nicht
umgesetzt
sonstige
keine
Erfahrungen
2 % 4 %
16 %
47 %
21 %
13 %
26 %
Kenntnis und Teilnahme an derVerordnung zu abschaltbaren Lasten Abbildung 17
Darstellung Fraunhofer ISI
1) Kennen Sie die Abschaltverordnung?2) Planen Sie, daran teilzunehmen?in % der Antworten, N = 99
80 %
70 %
60 %
50 %
40 %
30 %
20 %
10 %
0 %
Abschaltverordnungbekannt
Abschaltverordnungnicht bekannt
k. A.
Werde vielleichtteilnehmen
Nein, werde nichtteilnehmen
Ja, werdeteilnehmen
STUDIE | Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlastbedarfs in Süddeutschland
37
Dienstleister angeboten wird, verbleibt daher in der Regeldas Letztendscheidungsrecht über die Abschaltung bei denbeteiligten Unternehmen.
Befragungsergebnisse zu Lastmanagement-potenzialen
Nur sechs Standorte, das sind acht Prozent des auswertbaren Samples, geben an, dass das technische Potenzial füreine netzseitig angeforderte Lastreduktion größer als 15Prozent ist (Abbildung 19). 29 Prozent (25 Standorte) schätzen das Potenzial für ein Lastmanagement auf weniger alszwei Prozent der Last bei normaler Auslastung ein. ImMittelaller 87 Standorte der auswertbaren Stichprobe ergibt sichein Lastmanagementpotenzial von 5,5 Prozent. In den geführten Interviews konnte dieses bereits marginale Potenzial jedoch nicht bestätigt werden. Das Ergebnis der Breitenbefragung offenbart vielmehr eine noch unzureichendeBeschäftigung mit denMöglichkeiten des betrieblichenLastmanagements.
Gegenwärtig praktiziertes Lastmanagement Abbildung 18
Darstellung Fraunhofer ISI
100
90
80
70
30
25
20
15
10
5
0
Welchen Anteil an der Normalauslastung setzen Sie an Ihrem Standort bisher schon zum Lastmanagement ein?in % der Normalauslastung, N = 33
1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33
[%dermittlerenLast]
Unternehmen
Technisches Lastmanagementpotenzialfür Lastabschaltung Abbildung 19
Darstellung Fraunhofer ISI
Wie hoch schätzen Sie das maximale technische Last-managementpotenzial, das sich an Ihrem Standort DURCHABSCHALTUNG bei normaler Auslastung abregeln lässt?in % der Antworten, N = 87
35 %
30 %
25 %
20 %
15 %
10 %
5 %
0 %
in % der mittleren Last
< 2 % 2 % - 3 % 4 % - 6 % 7 % - 10 % 11 % - 15 % > 15 %
Agora Energiewende | Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlastbedarfs in Süddeutschland
38
In Abbildung 20 ist das Lastmanagementpotenzial in Prozent der mittleren Last über dem Lastmittel des Standorts aufgetragen. Es lassen sich keine Hinweise auf einenZusammenhang zwischen dem elektrischen Leistungsbedarf des Betriebs und dem Potenzial für die Lastreduktion erkennen. Erkennbar ist jedoch eine Abhängigkeit desLastmanagementpotenzials von der Energieintensität desStandorts. Abbildung 21 zeigt eine deutliche Zunahme desLastmanagementpotenzials mit zunehmender Energieintensität. Die Energieintensität wird dargestellt als Stromverbrauch bezogen auf den Umsatz des Standorts.
Überraschenderweise wird das wirtschaftliche Potenzialfür die Lastreduktion höher eingeschätzt als das technischePotenzial. Auf die Frage „Welche Last könnte ihr Standortbei normaler Auslastung für circa zwei Stunden an etwazehn Tagen im Jahr zurückfahren, wenn Sie mindestens 24Stunden zuvor benachrichtigt würden, und die finanziellenAnreize ausreichend wären?“ ergibt die Auswertung von 69Standorten ein Potenzial von 19 Prozent der mittleren Last(Normallast) (Abbildung 22). Entweder ist die Frage nach
Technisches Lastmanagementpotenzial fürLastabschaltung in Abhängigkeit von dermittleren Last des Standorts Abbildung 20
Wirtschaftliches Potenzial fürLastverschiebungen Abbildung 22
Darstellung Fraunhofer ISI
Darstellung Fraunhofer ISI
Technisches Potenzial für Abschaltung(in % bei normaler Auslastung) über Durchschnittslastin % der Antworten je Lastkategorie
Welche Last könnte Ihr Standort bei normaler Auslastung fürcirca zwei Stunden an etwa zehn Tagen im Jahr zurückfahren?Vorankündigung mindestens 24 Stunden,ausreichend finanzielle Anreize
in % der Antworten, N = 69
Durchschnittslast
% der mittleren Last
AnteilAntworten
> 100 kW -1 MW(N = 24)
0 - 10 % 11 - 25 % 26 - 50 % > 50 %
> 1 MW -10 MW(N = 44)
> 10 MW -100 MW(N = 13)
Technisches Lastmanagementpotenzial fürLastabschaltung in Abhängigkeit von derEnergieintensität des Standorts Abbildung 21
Darstellung Fraunhofer ISI
100 %
90 %
80 %
70 %
60 %
50 %
40 %
30 %
20 %
10 %
0 %
100 %
90 %
80 %
70 %
60 %
50 %
40 %
30 %
20 %
10 %
0 %
> 15 %
11 % - 15 %
7 % - 10 %
4 % - 6 %
2 % - 3 %
< 2 %
Lastmanagementpotenzial und Stromintensitätin % der Antworten je Stromintensitätskategorie
Stromintensität
AnteilAntworten
0 - 10Wh/EUR(N = 8)
11 - 100Wh/EUR(N = 21)
101 - 500Wh/EUR(N = 30)
> 500Wh/EUR(N = 7)
100 %
90 %
80 %
70 %
60 %
50 %
40 %
30 %
20 %
10 %
0 %
> 15 %
11 % - 15 %
7 % - 10 %
4 % - 6 %
2 % - 3 %
< 2 %
STUDIE | Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlastbedarfs in Süddeutschland
39
dem technischen Potenzial nicht richtig verstanden worden,oder es wurde strategisch geantwortet, um die Bedeutungfinanzieller Anreize zu unterstreichen.
Immerhin 38 Prozent der Standorte sehen in den Produktionsanlagen selbst das größte Potenzial für Lastverschiebungen bei weitgehender Aufrechterhaltung derWertschöpfung(Abbildung 23). Die zweitgrößten Potenziale werden bei derBeleuchtung, Drucklufterzeugung sowie der Raumbelüftungund klimatisierung gesehen.
potenziale für eine Lasterhöhung
27 Standorte können sich eine Erhöhung der elektrischenLeistung um fünf Prozent undmehr vorstellen, wenn dieNetzsituation dies erfordert. Darunter sind sieben Standorte, bei denen eine Steigerung um zehn Prozent möglichwäre, acht Standorte geben 20 Prozent undmehr als Steigerungsmöglichkeit an.
Mögliche Schaltdauer der Lastreduktion beiweitgehender Aufrechterhaltung derWertschöpfung Abbildung 24
Darstellung Fraunhofer ISI
Für welche Abschaltdauer stehen die Abschaltpotenziale zurVerfügung?in % der Antworten, N = 83
bis zu30 Minuten
bis zu2 Stunden
bis zu4 Stunden
über4 Stunden
45 %
40 %
35 %
30 %
25 %
20 %
15 %
10 %
5 %
0 %
Geeignete Stromverbraucher für Lastverschiebungen/Abschaltungen Abbildung 23
Darstellung Fraunhofer ISI
Welche Anwendungen sind an Ihrem Standort zur Lastverschiebung/Lastabschaltung geeignet? Größtes und Zweitgrößtes Potenzialin % der Antworten
Produktion
Druckluft
Prozesskälte
Prozesswärme
Belüftung
Klimatisierung
Fördertechnik
Beleuchtung
40 %
35 %
30 %
25 %
20 %
15 %
10 %
5 %
0 %
größtes Potenzial (N = 86) zweitgrößtes Potenzial (N = 68)
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40
tageszeitliche Verfügbarkeit
Ein Großteil der Lastmanagementpotenziale ist kontinuierlich über den Tag verfügbar. Dies habenmehr als 40 Prozent der Befragten angegeben (siehe Abbildung 27). Einige Potenziale stehen jedoch nur in den Off-PeakZeiten(18 bis 8 Uhr) zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es Unternehmen, die nur einen Einschichtbetrieb fahren und daherPotenziale nur in der PeakZeit (8 bis 18 Uhr) zur Verfügungstellen können. In dieser Kategorie sind auch einige Unternehmen, die ihre Produktion verstärkt in die Off-PeakZeiten verlagert haben und daher in den PeakStunden überzusätzliche Flexibilität verfügen.
Finanzielle Anreize
Die Unternehmen fordern finanzielle Anreize, um ihreelektrische Leistung in kritischen Systemsituationen beiweitgehender Aufrechterhaltung derWertschöpfung anzupassen. Sie dienen als Ausgleich für das Risiko von Produktionsstörungen, Komforteinbußen und zusätzlichen finan
Abschaltdauer, Vorankündigung und Häufigkeit einesLastmanagements
Bei einem guten Drittel der Standorte stehen die abschaltbaren Lasten bis zu 30Minuten zur Verfügung, bei 43 Prozent bis zu zwei Stunden und bei 20 Prozent für vier Stunden undmehr (Abbildung 24).
Nur wenige Standorte sind in der Lage, ihre Last kurzfristig,wie zum Beispiel für das Anbieten von Regelleistung, anzupassen. 81 Prozent benötigen eine Vorankündigungszeit vonmehr als 15Minuten, 36 Prozent sogar acht Stunden undmehr (Abbildung 25).
An 66 Prozent der Standorte sind bis zu 50 die elektrische Last reduzierende Schaltungen pro Jahr möglich, ohnedieWertschöpfung zu beeinträchtigen. 26 Prozent könnennur bis zu zehn Schaltungen zulassen, 26 Prozent bis zu 20Schaltungen (Abbildung 26). Bei 15 Prozent der Unternehmen sind mehr als 100 Abschaltungen pro Jahr umsetzbar.
Benötigte Vorankündigungszeit für die Lastenreduktion Abbildung 25
Darstellung Fraunhofer ISI
< 1Sekunde
< 5Minuten
< 15 Minuten
< 1Stunde
1 -2 Stunden
2 -4 Stunden
4 -8Stunden
8- 24 Stunden
> 24 Stunden
unbekannt
25 %
20 %
15 %
10 %
5 %
0 %
Welche Vorankündigungszeit benötigen Sie, um auf Anforderung die genannten Lasten zu reduzieren?in % der Antworten, N = 85
STUDIE | Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlastbedarfs in Süddeutschland
41
ziellen Aufwendungen für Personal und Investitionen. Diegeforderten finanziellen Anreize für eine Lastreduktion vonzehn Prozent liegen imMittel bei zwölf Prozent, für eineLastreduktion von 20 Prozent bei 15 Prozent der Gesamtstromkosten des Standorts (Abbildung 28).
Bei der Frage nach den notwendigen Investitionen, umein Lastmanagement betreiben zu können, antworten fast50 Prozent der auswertbaren 69 Befragten mit „in erheblichemUmfang“, knapp 40 Prozent mit „in geringemUmfang“und für gut 10 Prozent sind keine zusätzlichen Investitionenerforderlich.
motivation und Hemmnisse
Bei der Frage nach derMotivation, Lastmanagement imBetrieb einzusetzen oder auszubauen, stehen betrieblicheÜberlegungen im Vordergrund. Als wichtigster Anreiz werden geringere Strombezugskosten genannt, mit geringemAbstand gefolgt von der erhöhten Sicherheit der Stromversorgung (Abbildung 29). Bei Letzterem treffen sich einzel
Zulässige Häufigkeit von Lastschaltungenim Jahresgang Abbildung 26
Darstellung Fraunhofer ISI
Wie häufig könnten Sie die genannten Lasten reduzieren, ohnedass es zu größeren Störungen in der Produktion kommt?in % der Antworten, N = 86
wenigerals
10 malpro Jahr
zwischen11 und20 malpro Jahr
zwischen21 und50 malpro Jahr
zwischen51 und100 malpro Jahr
zwischen101 und200 malpro Jahr
über200mal
pro Jahr
unbekannt
30 %
25 %
20 %
15 %
10 %
5 %
0 %
Tageszeitliche Verfügbarkeit derLastmanagementpotenziale Abbildung 27
Geforderte finanzielle Anreize für Lastverschie-bungen in kritischen Systemsituationen Abbildung 28
Darstellung Fraunhofer ISI
Darstellung Fraunhofer ISI
Zu welcher Tageszeit ist das vorher genannte Abschaltpotenzialverfügbar?in % der Antworten, N = 86
N.B.: Summe der Prozentsätze > 100 % weil mehrere Antwortenmöglich waren
Wie hoch müsste die Stromkostenersparnis pro Jahr an IhremStandort mindestens sein, damit Sie den Lastbedarf für zweiStunden an circa 40 Tagen im Jahr reduzieren würden?in % der Antworten
0 - 8 Uhr
unter 1 % 1 - 5 % 6 - 10 % 11 - 15 % 16 - 20 % über 20 %
8 - 18 Uhr 18 - 24 Uhr
80 %
70 %
60 %
50 %
40 %
30 %
20 %
10 %
0 %
50 %
45 %
40 %
35 %
30 %
25 %
20 %
15 %
10 %
5 %
0 %
0 - 8 Uhr
8 - 24 Uhr
18 - 8 Uhr
0 - 24 Uhr
nur einAbschnitt
AnzahlAntwortender
Stromkostenersparnis
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Die erzielbare Kostenersparnis aus dem Lastmanagementwird als nicht ausreichend eingeschätzt, um diese Risikenauszugleichen (Abbildung 30). Diese Haltung ist aus demhistorischen Kontext verständlich. Die Bewusstseinsbildung, dass in dem sich ändernden Energiesystem gerade dasNichthandeln Störungen der Strombelieferung und als FolgeProduktionsausfälle und Qualitätsprobleme herbeiführenkann, ist noch nicht abgeschlossen. Dies, obwohl in über60 Prozent der Standorte davon ausgegangen wird, dass einStromausfall in den Jahren nach 2018, der zu merklichenwirtschaftlichen Verlusten führt, wahrscheinlich beziehungsweise sehr wahrscheinlich ist.
Aus demHemmnismuster lässt sich auch eine gewisse Unzufriedenheit mit dem vorliegenden Regelwerk für das Lastmanagement ablesen. Es wird als zu restriktiv, unvollständigund zum Teil auch als kompliziert wahrgenommen.
wirtschaftliche und gesamtwirtschaftliche Interessen. Diemit der Energiewende eingeleitete Politik verändert dasEnergiesystem auf nationaler und wohl auch auf europäischer Ebene nachhaltig. Dieser technologischeWandel ist mit Risiken verbunden, dessen spezifische Herausforderungen erst in der Praxis vollumfänglich verstandenwerden können. In dem Kontext ist es weise, wenn jedeseinzelne Unternehmen seinen Beitrag leistet, netzkritischeSituationen zu beherrschen und einen ungeplanten Zusammenbruch von Stromversorgung undWertschöpfungabzuwenden. Das Lastmanagement bis an die Grenzen auszuschöpfen, bei weitgehender Aufrechterhaltung derWertschöpfung am Standort, ist Teil dieser Herausforderungen.
Bei den Hindernissen, Lastmanagement zu betreiben, umkritische Systemsituationen zu beherrschen, stehen Befürchtungen vor Produktionsstörungen und den damit verbundenen Verlusten im Vordergrund. Immerhin geben fast70 Prozent der Standorte an, dass eine einstündige Stromunterbrechungmit hohen bis sehr hohen Verlusten verbunden ist.
Motivationsmuster für das netzorientierte Lastmanagement am Produktionsstandort Abbildung 29
Darstellung Fraunhofer ISI
Wie wichtig sind/wären für Ihren Betrieb folgende Gründe, um Lastmanagement zu betreiben?in % der Antworten
0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 %
sichere Stromversorgung (N=86)
geringere Strombezugskosten (N=87)
geringe Umweltbelastung (N=83)
Imagegründe (N=81)
Beitrag zur Energiewende (N=80)
sehr wichtig wichtig neutral nicht wichtig überhaupt nicht wichtig
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Hemmnismuster für das netzorientierte Lastmanagement am Produktionsstandort Abbildung 30
Darstellung Fraunhofer ISI
Welche Gründe hindern Ihren Betrieb überhaupt oder in größerem Umfang als bisher, Lastmanagement zu betreiben?in % der Antworten
0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 90 % 100 %
Technisches Risiko einer Produktionsstörung (N = 78)
Mögliche Beeinträchtigung der Produktqualität (N = 78)
Störung der Arbeitsabläufe (N = 83)
Zukünftige Regelungen sind noch nicht bekannt (N = 74)
Regelungen sind zu restriktiv (N = 65)
Geringe Stromkostenersparnis (N = 75)
Höhe der notwendigen Investitionen (N = 74)
Ungewisse Stromkostenersparnis (N = 74)
Andere Investitionen haben Vorrang (N = 80)
Zusätzliche Betriebskosten (N = 76)
Regelungen sind zu kompliziert (N = 69)
Zusätzlicher Arbeitsaufwand (N = 81)
Finanzielle Auswirkungen nicht bekannt (N = 74)
Technisch unmöglich Spitzenlast zu reduzieren (N = 77)
Stromkostenersparnis liegt zu weit in der Zukunft (N = 71)
Energiemanagement keine Priorität des Topmanagements (N = 80)
Technische Möglichkeiten nicht bekannt (N = 79)
Datensicherheit (Betriebsgeheimnis) (N = 78)
Fehlende unternehmensinterne Finanzierungsmöglichkeiten (N = 65)
Mangelnde Qualifikation der Mitarbeiter (N = 79)
Fehlende Kreditmöglichkeiten (N = 63)
5 sehr relevantes Hemmniss 4 3 2 1 überhaupt kein Hemmniss
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sehr geeignet. In der Regel verfügen die Standorte über größere Klinker und Zementlager, sodass sich hier eine Produktionsflexibilität ergibt. Die Zementmühlen werden heutebereits verstärkt in den Nachtstunden sowie an denWochenenden betrieben, um von günstigeren Strompreisen zuprofitieren. Einzelne Unternehmen berichten, dass ihre LastamWochenende um 30 Prozent über der Last in den Peakstunden amWerktag liegt.
Darüber hinaus sind auch die Rohmühlen für ein Lastmanagement geeignet. DieseMühlen sind in vielen Fällen jedoch enger an den Drehrohrofen gekoppelt, sodass ein flexibler Betrieb hier nur eingeschränkt möglich ist. In der Regelsind die Speicherkapazitäten im Anschluss an die Rohmühlen, aus denen die Beschickung des Drehrohrofens erfolgt,begrenzt.
Ein typischer Standort erreicht Auslastungsdauern von5.000 bis 6.000 Stunden, sodass hier ein flexibler Betriebinsbesondere der Zementmühlen möglich ist. Die Zementund Rohmühlen machen circa 65 Prozent des elektrischenStrombedarfs aus und stehen technisch bei einer entsprechenden Produktionsplanung für einen flexiblen Betrieb zurVerfügung.
Leistungsbedarf flexibler Verbraucher
Insgesamt wurden in Bayern und BadenWürttemberg14 Standorte mit Zementwerken identifiziert, wobei zwölfStandorte eine integrierte Produktion (Klinker und Zementproduktion) aufweisen und zwei Standorte nur übereine Zementproduktion verfügen. Die maximale jährliche Zementproduktionskapazität in Bayern und BadenWürttemberg wird auf circa 16.000 bis 17.000 Kilotonnengeschätzt, wobei die Auslastung der Zementwerke bei circa60 bis 70 Prozent liegt. Die Zementproduktion lag 2011 beicirca 11.000 Kilotonnen. Der maximale Leistungsbedarf füralle Zement und Rohmühlen liegt damit bei circa 130MW
Die Lastmanagementpotenziale in den energieintensivenIndustrieprozessen sind im Rahmen der Studie detailliertanalysiert worden. Zunächst wurden Standorte identifiziert,an denen diese Prozesse eingesetzt werden. Die verfügbarentechnischen Potenziale wurden anhand von Produktionsund Stromverbrauchsdaten sowie weiterer technischerKennzahlen wie Teillastfähigkeit abgeleitet. Auf Unternehmensebene werden auch Geschäfts und Umweltberichtegenutzt, um Kennzahlen der standortscharfen Lastsituationabzuleiten. Darüber hinaus wurden Gespräche mit Unternehmen geführt, um die ermittelten Potenziale zu validieren und eine Einschätzung für die wirtschaftliche Umsetzbarkeit zu bekommen. Die beschriebenen Anwendungenwerden häufig bereits für ein betriebliches Lastmanagementeingesetzt. Darunter fallen sowohl der Einsatz für eine optimierte Strombeschaffung als auch zur Reduktion der Spitzenlast.
6.1 Zement
Geeignete Anwendungen
Die Zementherstellung ist mit einem spezifischen Strombedarf von circa 100 kWh/t ein relativ stromintensiverProduktionsprozess. Hauptstromverbraucher sind dabeidie Zement und Rohmühlen. Für Zementmühlen wird einspezifischer Strombedarf von 30 bis 60 kWh/t angegeben,der insbesondere vom Feinheitsgrad des Zements abhängt(Apel 2012). Die Rohmühle, in der das Rohmaterial Schotter zu Ofenmehl gemahlen wird, hat einen etwas niedrigeren spezifischen Strombedarf. Für einen konkreten Standort werden beispielsweise circa 26 kWh/t genannt (Gutschi/Stiegler 2006). Ein weiterer großer Stromverbraucher istder Drehrohrofen, der einen vergleichbaren spezifischenStrombedarf wie die Rohmühle aufweist.
Von diesen Anwendungen sind insbesondere die Zementmühlen für einen flexiblen Betrieb und ein Lastmanagement
6. Bewertung der verfügbaren Lastmanagement-potenziale in der energieintensiven Industrie (ISI)
STUDIE | Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlastbedarfs in Süddeutschland
45
ren zu können, werden die Zementlager vorher gefüllt. EineAbschätzung für Deutschland weist eine Speicherkapazitätder Zementlager zwischen zwei und fünf Tagesproduktionen aus, die von der jeweils produzierten Zementsorte sowiedem Standort abhängig sind (Apel 2012). Für Deutschlandwird ein Speichervolumen von 29 GWh für die Zementlagerund 25 GWh für die Klinkerlager genannt. Deutlich kleinerfallen die Speicher für das Rohmehlsilo (vier GWh) beziehungsweise die Schottermischbettspeicher (zwei GWh) aus.
Verteilt man diese Speicherkapazitäten anhand der Zementproduktion auf die Bundesländer, dann ergibt sich ein Anteilfür BadenWürttemberg und Bayern von circa 38 Prozentan der gesamten Zementproduktion in Deutschland. DasSpeichervolumen beträgt damit circa elf GWh für die Zementsilos beziehungsweise 1,5 GWh für die Rohmehlsilos.
Genutztes potenzial
Die identifizierten Anwendungen werden heute bereits füreine optimierte Beschaffung sowie zur Reduktion der betrieblichen Spitzenlast eingesetzt. In der Regel schließen dieZementwerke auch individuelle Netzentgeltvereinbarungenmit ihren jeweiligen Netzbetreibern für die sogenannteatypische Netznutzung (StromNEV §19 Abs. 2 Satz 1) ab. Aufbetrieblicher Ebene wird ein Großteil des bestehenden Potenzials daher bereits genutzt.
Als Regelenergie beziehungsweise über bilaterale Vereinbarungenmit einemNetzbetreiber werden die genanntenPotenziale bisher kaum genutzt. So sind in BadenWürttemberg derzeit keine Lasten im Regelenergiemarkt präqualifiziert. Den Betreibern sind die bestehendenMöglichkeiten (Regelenergiemarkt, Verordnung zu abschaltbarenLasten) häufig bekannt, allerdings erscheint vielen Betreibern eine Nutzung zur Optimierung des Stromeinkaufs undder Netzentgelte derzeit attraktiver als die Beteiligung amRegelenergiemarkt. Für eine Beteiligung an der Verordnungzu abschaltbaren Lasten erfüllen die Beitriebe in der Regelnicht die technischen Voraussetzungen, da dieMindestgröße von 50MWnicht erreicht wird.
und für die Zementproduktion insgesamt (einschließlich desLeistungsbedarfs für den Drehrohrofen und weiterer Anwendungen) bei circa 200MW. Im Rahmen der Unternehmensbefragungen wurden circa 20 bis 30 Prozent der aktuellen Last als für ein Lastmanagement geeignet eingeschätzt.Dies entspricht damit einer Leistung von etwa 50MW, diedurch die Zementwerke für eine Lastreduktion zur Verfügung gestellt werden kann. Dieses Potenzial steht insbesondere in den Nachtstunden und amWochenende zur Verfügung. Das Potenzial für eine Zuschaltung an Last wurde vonden Unternehmenmit circa 20 Prozent der aktuellen Lastangegeben, das vor allem tagsüber anWerktagen besteht.
technische Kenndaten
Weitere technische Kenndaten sind im Rahmen der Onlinebefragung und der Unternehmensinterviews identifiziertworden. Die Dauer für Lastverlagerungen wird mit maximalvier Stunden angegeben, wobei dies tagsüber bei Abschaltung der Rohmühlen mit zum Teil nur 30Minuten auchkürzer ausfallen kann. Innerhalb von ein bis zwei Stundenführt das Auskühlen der Anlage zu Effizienzverlusten.
Zwei Aktivierungen pro Tag beziehungsweise bis zu 50 Aktivierungen pro Jahr wurden als gut möglich eingeschätzt.Die notwendige Vorankündigungszeit liegt bei mindestens30Minuten. Zwei bis vier Stunden Vorankündigungszeitwurden als gut realisierbar bewertet. Die Regelgeschwindigkeiten liegen bei circa 15Minuten für ein Abschalten beziehungsweise bei circa 30Minuten für ein Anschalten derZementmühlen.
Speicherkapazitäten
Die Abschätzung der hier genannten Potenziale findet unterder Voraussetzung statt, dass es zu keiner größeren Einschränkung derWertschöpfung des Produktionsprozesses kommt. Daher wurde eine starke zeitliche Veränderungder Produktionsweise hier nicht betrachtet. Bisher findetschon eine mehrereWochen dauernde Unterbrechung derZementproduktion imWinter statt, wenn aufgrund niedriger Außentemperaturen die Bauaktivität deutlich zurückgeht. Um auch in dieser Zeit Zement bei Bedarf produzie
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46
brechung in der Schleiferei weiterhin die Papiermaschinebetreiben zu können. Über diesen Zwischenspeicher ist eineflexible Betriebsweise gegeben.
Typischerweise werden die Holzschleifer relativ kontinuierlich betrieben, wobei die Leistungsaufnahme amWochenende häufig höher ist als in derWoche, wie einigeUnternehmen berichteten. Hier profitieren die Unternehmen von den ermäßigten Netzentgelten bei einer atypischenNetznutzung. Auf Antrag bei der Bundesnetzagentur müssen Netzbetreiber Kunden, deren Höchstlastbeitrag vorhersehbar erheblich von der zeitgleichen Jahreshöchstlast allerEntnahmen aus dieser Netz oder Umspannebene abweicht,ein individuelles Netzentgelt anbieten. Die Höchstlastzeitfenster werden durch die jeweiligen Netzbetreiber bekanntgegeben. Damit ist die Fahrweise dieser flexiblen Anlagenallerdings nicht zwangsweise konformmit dem Gesamtsystem, da die Hochlastzeitfenster lokal durch die einzelnenNetzbetreiber (sowohl Verteilnetz als auch Übertragungsnetzebene) definiert werden und sie damit nicht zwangsläufig übereinstimmen.
Leistungsbedarf
In Bayern und BadenWürttemberg wurden die zwölf größten Standorte für eine Papierproduktion analysiert undderen Holzstoffproduktion bestimmt. Insgesamt erzeugendie identifizierten Unternehmen im Jahr 2011 circa 340Kilotonnen an Holzstoff. Daraus leitet sich ein maximalerLeistungsbedarf von circa 90MWab, der für ein Lastmanagement zur Verfügung steht. In der Onlinebefragung derUnternehmen berichteten diese, dass über 15 Prozent deraktuellen Last für ein Lastmanagement zur Verfügung stehen würden. Ohne Holzschleiferei liegt der Beitrag bei vierbis sechs Prozent der aktuellen Last. Die Verfügbarkeit derPotenziale ist in den Nachtstunden und amWochenendehöher als tagsüber an denWerktagen. Von den Unternehmenwurde auch ein Zuschaltpotenzial von fünf bis zehnProzent der aktuellen Last genannt. Im Bereich der Papierindustrie wurde auch häufiger angegeben, dass die Anlagennoch nicht automatisiert gesteuert werden können.
Finanzielle Anreize
Die Anfangsinvestitionen sind in der Regel gering, da häufig bereits ein Lastmanagement zur Reduktion der betrieblichen Spitzenlast durchgeführt wird. Bei der Aktivierungdieser Potenziale zur Reduktion der betrieblichen Spitzenlast, aber auch auf Anforderung des Netzbetreibers zurBereitstellung von Systemdienstleistungen können gegebenenfalls Kosten durch zusätzlichenMaterialaufwand oderdurch eine Verschlechterung der Prozesseffizienz auftreten, die insbesondere vonWärmeverlusten geprägt sind. Beieinem Anreiz von circa 30.000 Euro/MWpro Jahr, wie siein der Verordnung zu abschaltbaren Lasten als Vergütungvorgesehen sind, wird erwartet, dass ein Großteil der Zementwerke neben dem Lastmanagement zur Reduktion derbetrieblichen Spitzenlast auch auf Anforderung des Netzbetreibers für Systemdienstleistungen zur Verfügung steht.Im Rahmen der Onlinebefragung zeigte sich, dass bei einerStromkosten und Netzentgelteinsparung von bis zu fünfProzent eine Lastreduktion von zehn Prozent bis zu 40malim Jahr möglich ist. Bei einer Kostenersparnis vonmehr alszehn Prozent ist auch eine Lastreduktion von 20 Prozentmöglich. Legt man diese Angaben zugrunde, entspricht dieseiner Leistungsvergütung, die noch oberhalb der Vergütungim Rahmen der Abschaltverordnung liegt.
6.2 Papier
In der Papierindustrie wird eine Vielzahl an verschiedenenProzessen und Anwendungen genutzt, die sich grundsätzlich für einen flexiblen Stromverbrauch und ein Lastmanagement eignen. Die wichtigste Anwendung dabei sind dieHolzschleifer, die bei der Holzstoffherstellung verwendetwerden.Weitere Anwendungen sind die Altpapieraufbereitung und die Zellstoffproduktion.
Für die Holzschleifer wird ein spezifischer Strombedarf voncirca 2.000 kWh/t angegeben. Die Auslastung der Holzschleifer liegt mit 80 bis 85 Prozent häufig relativ hoch.Durch die Holzschleifer werden Holzstämme zerfasert, umHolzschliff zu gewinnen. Dieser dient als Ausgangsstoff fürdie Papierproduktion und wird typischerweise in einemZwischenlager gespeichert, um bei einer Produktionsunter
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Finanzielle Anreize
Es zeigt sich, dass sich hier auch unter den heute bestehenden Rahmenbedingungen im Regelenergiemarkt erste Anwendungen anbieten. Die finanziellen Anreize liegen deutlich unterhalb der Zahlungen, die beispielsweise im Rahmender Verordnung zu abschaltbaren Lasten gezahlt werden.Im Rahmen der Onlinebefragung haben Unternehmen eineGrößenordnung von sechs bis zehn Prozent an Stromkosten und Netzentgelteeinsparungen genannt, bei der sie bereit wären, 10 bis 20 Prozent ihrer Last zu reduzieren.
Zum Teil sind die Anlagen heute noch nicht automatisiertsteuerbar, sodass Investitionen in einem geringeren Umfanganfallen, um die Anwendungen im Rahmen eines Lastmanagements zu nutzen. Bei der Aktivierung wurden insbesondere zusätzlicheMaterialkosten und bei einigen Unternehmen auch zusätzliche Personalkosten genannt.
6.3 Elektrostahl- und Metallindustrie
Ein sehr großes Potenzial für einen flexiblen Stromverbrauch besteht bei der Elektrostahlerzeugung. Hier wirdStahlschrott in einem Elektrolichtbogenofen geschmolzen,um daraus wieder neuen Stahl zu produzieren. In Süddeutschland existieren zwei Standorte, die ein solchessehr stromintensives Verfahren einsetzen. Der spezifischeStromverbrauch bei der Elektrostahlherstellung liegt beicirca 500 bis 700 kWh/t.
Die Elektrostahlproduktion ist ein diskontinuierlicher sogenannter BatchProzess, der nicht kontinuierlich, sondernin Chargen abläuft. Die Aktivierung sollte in die Produktionsplanung eingebunden werden, da ein Abschalten während des Betriebes schwieriger zu realisieren ist und auchzu höheren Effizienzverlusten führen kann. Insgesamt istdie Elektrostahlproduktion auf eine möglichst kontinuierliche Prozessabfolge ausgelegt, um vor allemWärmeverlusteund damit Effizienzverluste zu vermeiden. Grundsätzlichkönnen Elektrostahlöfen aber auch zum Lastabwurf genutztwerden. Je nach Stahlsorten, die produziert werden, liegendie Prozesszeiten für eine Charge bei 30 bis zu 120Minuten.
technische Kenndaten
In der Onlinebefragung wurde eine maximale Abschaltdauer von circa zwei Stunden genannt. Hintergrund ist dieWeiterverarbeitung des anfallenden Holzschliffs sowie diebestehenden Arbeitszeitstrukturen. Bis zu 20 Aktivierungen pro Jahr wurden als realisierbar eingeschätzt, was ungefähr zwei Aktivierungen proMonat entspricht. Die Vorankündigungszeiten können relativ kurzfristig ausfallen. Hierwurden Vorankündigungszeiten von bis zu einer Stunde alsausreichend eingeschätzt.
Die Regelgeschwindigkeiten sind vergleichsweise hoch.Innerhalb von fünfMinuten können die Holzschleifer anbeziehungsweise abgefahren werden. Dabei ist auch eineTeillastfähigkeit gegeben.
Speicherkapazitäten
Die relevante Zwischenspeicherung findet nach den Holzschleifern statt, wo das Fasermaterial für die Papiermaschine zur Verfügung gestellt wird. Hier werden Speicherkapazitäten von circa fünf bis sechs Stunden angegeben(Apel 2012). Bei einem Leistungsbedarf für die Schleifer voncirca 90MW liegt die Speicherkapazität damit bei circa0,5 GWh.
Genutztes potenzial
Die beschriebenen Anwendungen werden zum Teil bereitsfür ein betriebliches Lastmanagement eingesetzt. Darunterfallen sowohl der Einsatz für eine optimierte Strombeschaffung als auch zur Reduktion der Spitzenlast. Einige Unternehmen zahlen aufgrund einer atypischen Netznutzungreduzierte Netzentgelte. Erste Unternehmen haben auchSchleifer im Regelenergiemarkt präqualifiziert. Diese Formdes Lastmanagements entwickelt sich mittlerweile, wobei inBadenWürttemberg bisher keine Anwendungen präqualifiziert sind. Auch hier ist davon auszugehen, dass noch einGroßteil des genannten Leistungspotenzials für eine zusätzliche Nutzung im Regelenergiemarkt beziehungsweise fürein Redispatch zur Verfügung stehen würde.
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Weitere Anwendungen in der metallindustrie
In derMetallindustrie finden sich neben den Lichtbogenöfen für die Elektrostahlerzeugung weitere Anwendungen,die für ein Lastmanagement geeignet sind. Darunter falleninsbesondere Anwendungen zurWärmebehandlung, Gießereien (unter anderem auch in der Automobilindustrie),Warmumformungen und die Herstellung von Schmiedeteilen. Hier wurden im Rahmen der Onlinebefragung Lastmanagementpotenziale durch die Unternehmen genannt, diebei 10 bis 20 Prozent der aktuellen Last liegen. Typischerweise sind diesWarmhalteöfen oder Schmelzöfen, die fürein Lastmanagement genutzt werden können. Von 13 Unternehmen aus derMetallindustrie in BadenWürttembergund Bayern wurden Abschätzungen zum Lastmanagementpotenzial vorgenommen. Insgesamt hatten diese Unternehmen einenmittleren Leistungsbedarf von circa 120MW,wovon circa 28MW für ein Lastmanagement eingesetztwerden könnten. Diese Unternehmen nutzen heute bereits circa 14MWvor allem für ein betriebliches Lastmanagement zur Reduktion der Lastspitzen. Eine strukturierte
Leistungsbedarf
Die beiden Standorte in Süddeutschland haben eine Produktionskapazität von circa drei Millionen Tonnen Fertigstahl pro Jahr. Der spezifische Strombedarf liegt bei 540beziehungsweise 730 kWh/t, wovon der Elektrolichtbogenofen circa zwei Drittel ausmacht. Rechnet man nur mit demmittleren Leistungsbedarf der Lichtbogenöfen, dann liegtdieser bei circa 150MW. Die gesamte Anschlussleistung derStandorte beziehungsweise der maximale Leistungsbedarfliegt noch um einiges höher.
technische Kenndaten
Die Abschaltung der Lichtbogenöfen kann bei einemLastabwurf innerhalb von Sekunden erfolgen. EinWarmstart kann innerhalb von circa 15 Sekunden durchgeführtwerden, bei einem Kaltstart dauert es einigeMinuten. Abschaltdauern lassen sich bis zu zwei Stunden realisieren,wobei durch Auskühlen der Anlage zusätzlich Verluste auftreten können.
Genutztes potenzial
In der Regel findet bereits eine optimierte Beschaffung statt,für den Einsatz im Regelenergiemarkt besteht allerdingsnoch ein zusätzliches Potenzial.
Finanzielle Anreize
Detaillierte Informationen liegen hierzu nicht vor, allerdingssind nach Auskunft des ÜNB in BadenWürttemberg bisherkeine Lasten im Regelenergiemarkt präqualifiziert. Die Attraktivität für eine Teilnahme am Regelenergiemarkt hängtzum einen von den dortigen Erlösmöglichkeiten, aber auchvon den Entwicklungen der Stahlpreise und der Stahlnachfrage ab. Unter den Rahmenbedingungen der Verordnungzu abschaltbaren Lasten, die eine Leistungsvergütung von30.000 Euro/MWpro Jahr vorsieht, sollten die genanntenPotenziale für ein Lastmanagement zur Verfügung stehen.
Antworten der Unternehmen derMetalindustrie in der Onlinebefragungzu Lastabschaltpotenzialen Abbildung 31
Darstellung Fraunhofer ISI
Technisches Potenzial für Lastabregelung in % der mittleren Last(bezogen auf antwortende Unternehmen, N = 13)
< 2 %
4 % - 6 %
7 % - 10 %
11 % - 15 %
> 15 %
1
2
3
2
5
STUDIE | Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlastbedarfs in Süddeutschland
49
ten bewertet werden. Bei fixen Lagerkosten und variablemAluminiumpreis schwanken die jährlichen Kosten somitzwischen 7.000 und 9.000 Euro. Bei 208 Abrufen im Jahrwürden sich somit Kosten in Höhe von rund 40 Euro/MWhergeben, die sich bei zehn Abrufen auf rund 800 Euro/MWherhöhen.
6.4 Chemie
In der Chemieindustrie ist die Chlorherstellung für ein Lastmanagement sehr geeignet. Hier kommen insbesondere dasMembranverfahren sowie das Quecksilberverfahren infrage, die beide teillastfähig sind.
Leistungsbedarf
In Bayern existieren insgesamt drei Standorte mit einer Chlorproduktion, in BadenWürttemberg wird keineChlorproduktion betrieben. Im Rahmen der Untersuchungwird hier ein direkt an BadenWürttemberg angrenzenderStandort mit betrachtet, der ebenfalls zu einer Steigerungder Versorgungssicherheit beitragen kann. Die Chlorproduktion dieser Standorte belief sich im Jahr 2011 auf insgesamt 660 Kilotonnen. Der spezifische Strombedarf liegt jenach Verfahren zwischen 2.500 kWh/t (Membranverfahren) und 3.200 kWh/t (Quecksilberverfahren). Damit ergibtsich ein mittlerer Leistungsbedarf für diese Anlagen voncirca 250MW. Bei einemmöglichen Teillastbetrieb je nachVerfahren von 40 beziehungsweise 30 Prozent der Volllastleistung liegt das Potenzial für eine Abregelung bei circa 160MW. Grundsätzlich sind die Anlagen auch für einen Lastabwurf geeignet, wobei in diesem Fall der gesamte Leistungsbedarf von 250MW zur Verfügung steht.
technische Kenndaten
Für einen Betrieb in Teillast können die Anlagen innerhalbvon 15Minuten geregelt werden. Der Lastabwurf erfolgtinnerhalb von Sekunden. Ein anschließendes Hochfahrennimmt dann längere Zeit in Anspruch. Die Abschaltdauernliegen bei circa zwei Stunden, zum Teil können auch längereAbschaltdauern realisiert werden.
Beschaffung ist bei diesen Unternehmenweniger verbreitet als in den vorher genannten anderen energieintensivenIndustrien. Typischerweise ist auch der Leistungsbedarf amWochenende geringer als in derWoche, obwohl in der Regelauch amWochenende produziert wird. Von den 13 Unternehmen schätzen sieben, dass sie über vier Prozent ihrerdurchschnittlichen Leistung für ein zusätzliches Lastmanagement zur Verfügung stellen können (siehe Abbildung31). Ein Unternehmen hält sogar mehr als 15 Prozent fürrealisierbar.
Die Auswertung des Onlinefragebogens zurMetallindustriezeigt, dass hier ein sehr interessanter Bereich für ein zusätzliches Lastmanagement zur Verfügung steht. Aufgrundder geringen Anzahl an antwortenden Unternehmen konntehieraus keine Hochrechnung auf BadenWürttemberg undBayern vorgenommenwerden, allerdings weisen die Angaben der Unternehmen darauf hin, dass hier weitere Potenziale immindestens zweistelligenMWBereich zur Verfügung stehen.
Im Bereich derWärmebehandlung ist für Lohnhärtereiender elektrische Leistungsbedarf derWärmebehandlungsöfen für Deutschland auf circa 260MWgeschätzt worden (Klobasa 2011). Basierend auf diesen Angaben liegt derAnteil davon für Süddeutschland (BadenWürttemberg undBayern) bei circa 70MW. Aus der Befragung ergibt sich,dass bis zu einem Drittel der aktuellen Last für ein Lastmanagement genutzt werden kann. Die Unternehmen schätzen,dass sie circa 10 bis 20 Prozent ihrer Last als zusätzlichesLastmanagement anbieten können. Auf dieser Grundlageergibt sich daraus ein Potenzial von bis zu 15MW.
Eine interessante Anwendung ist auch dieMetallschmelze.Im Bereich der Sekundäraluminiumerzeugungmüsste beieiner Lastreduktion jedoch der fehlende Output vorgearbeitet worden sein, umNachfolgeprozesse nicht zu beeinflussen. Bei einer Lastverschiebung von einemMW für eineStunde ist mit einer Reduzierung des Outputs um circa zweiTonnen zu rechnen. Um im gesamten Jahr abrufbereit zusein, also dieMöglichkeit zu haben, die Aluminiumschmelzeund die Pressen herunterzufahren, müssten stets zwei Tonnen Aluminium gelagert undmit ihren Kapitalbindungskos
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50
Befragung gibt es deutschlandweit schätzungsweise circa25 Luftzerlegungsanlagen, die einen Leistungsbedarf voncirca 500MWhaben. Der Anteil in Süddeutschland wirdauf circa ein Viertel geschätzt. Die Anlagen können ohnegrößeren Aufwand im Teillastbetrieb bei 80 Prozent gefahren werden. Die Unternehmen schätzen, dass dadurch circa25MW an abschaltbarer Leistung in Süddeutschland verfügbar wären. Vorankündigungszeiten wärenmit wenigerals einer Stunde realisierbar.
Finanzielle Anreize, wie sie im Rahmen der Verordnung zuabschaltbaren Lasten gezahlt werden, werden als ausreichend angesehen, um sich an Lastabschaltungen zu beteiligen.
6.5 Zusammenfassung energieintensiveIndustrie
Auf der Grundlage der Produktionsmenge der einzelnenProzesse lassen sich der Leistungsbedarf und daraus dieabschaltbaren Leistungen ableiten, die für ein Lastmanagement genutzt werden können. Die im Detail untersuchten Anwendungen weisen einen Leistungsbedarf von circa670MWaus (siehe Tabelle 6).
Auf Basis des ermittelten Leistungsbedarfs sowie der Unternehmensbefragungen und Interviews wurde das ökonomische Potenzial abgeschätzt, wenn eine Vergütung entsprechend der Verordnung zu abschaltbaren Lasten (AbLaV)
Genutztes potenzial
Die Anwendungen werden üblicherweise für ein betriebliches Lastmanagement heute schon eingesetzt. Dies betrifftinsbesondere eine optimierte Beschaffung. Ein Einsatzim Regelenergiemarkt wird noch nicht von allen Anlagendurchgeführt, wobei diese Optionen den Unternehmen sehrgut bekannt sind. Gleichzeitig profitieren die Unternehmenauch von individuellen Regelungen zu den Netzentgelten.
Finanzielle Anreize
Für die Chlorelektrolyse wird davon ausgegangen, dass dieAnreize von 30.000 Euro/MWpro Jahr, die im Rahmen derVerordnung zu abschaltbaren Lasten gezahlt werden, ausreichend sind, um dieses Potenzial über ein betrieblichesLastmanagement hinaus auch im Rahmen eines systemstützenden Lastmanagements einzusetzen.
Weitere Anwendungen in der Chemieindustrie
Ein weiterer geeigneter Anwendungsbereich in der Chemieindustrie ist die Gasverflüssigung. Dieser sehr energieintensive Prozess lässt sich im Teillastbetrieb fahrenund kann daher in gewissem Umfang als flexibler Verbraucher betrieben werden. Bei der Gasverflüssigung wird Luftkomprimiert und dann abgekühlt. Der spezifische Strombedarf ist hoch undwird mit 0,5 bis 1 kWh pro Kubikmeter geschätzt. Nach Angaben der Unternehmen in der
Leistungsbedarf von energieintensiven Prozessen in Süddeutschland Tabelle 6
Abschätzung Fraunhofer ISI
Branche Anwendung produktion inSüddeutschland
SpezifischerStrombedarf
Strombedarf Benutzungsdauer max.leistungsbedarf
in kt in MWh/kt in GWh in h in MW
ZementRoh- und Zement-mühlen
11.000 65 715 5.500 130
papier Holzschleifer 340 2.000 680 7.500 90
metall Elektrostahlofen 3.100 400 1.240 6.100 200
Chemie Chlorherstellung 660 2.900 1.914 7.700 250
Summe 670
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51
last zur Verfügung, da das genannte Potenzial in der Regelbereits für eine optimierte Beschaffung eingesetzt wird. InSituationenmit sehr hohen Börsenstrompreisen sollte einGroßteil der genannten Anwendungen daher nicht mehr amNetz sein. Wie im vorhergehenden Kapitel zur Analyse derkritischen Netzsituationen gezeigt, gehen diese Situationenjedoch nicht immer mit hohen Börsenstrompreisen einher. Aus diesem Grund stehenmit den Anwendungen in derenergieintensiven Industrie zusätzliche Potenziale vor allemfür ein systemstützendes Lastmanagement zur Verfügung.
gezahlt werden würde (siehe Tabelle 7). Dies entspricht einerLeistungsvergütung von circa 2.500 Euro/MWproMonatund einer zusätzlichen Vergütung bei Abruf zwischen 100und 400 Euro/MWh. Das genannte Potenzial wird heutebereits für ein betriebliches Lastmanagement genutzt, wassowohl eine optimierte Beschaffung als auch eine Reduktion der betrieblichen Spitzenlast betrifft. Insbesondere inder Zementindustrie, aber auch in der Papierindustrie wirdheute eine atypische Netznutzung praktiziert.
Ein zusätzliches Potenzial besteht für diese Anwendungeninsbesondere durch eine stärkere Beteiligung im Bereich derRegelenergiemärkte als auch bei netzentlastendenMaßnahmen zum Redispatch. Nach Angaben der ÜNBs sindbisher circa 76MW an Lasten in Süddeutschland für denRegelenergiemarkt präqualifiziert. Die Berechnungen zeigen daher, dass in Süddeutschland ein zusätzliches Potenzial für ein systemstützendes Lastmanagement von 400 bis450MWallein in den vier im Detail untersuchten Anwendungen besteht. Darüber hinaus sind weitere Anwendungenim Bereich derMetallindustrie, der Chemie und der Papierindustrie verfügbar, die dieses Potenzial noch weiter erhöhen sollten.
Nur ein begrenzter Anteil von dem genannten Potenzialvon 450MW steht für eine Reduktion der Systemspitzen
Zusätzlich verfügbare Lastmanagementpotenziale zur Nutzung im Regelenergiemarktbeziehungsweise für Redispatch-Maßnahmen Tabelle 7
Abschätzung Fraunhofer ISI
Anwendung max. leistungsbedarfin MW
flexibler Anteilin %
Ökonom. potenzialnach Ablavin MW
verlagerungsdauerin h
Häufigkeitpro Jahr
Zement (Roh- und Zementmühlen) 130 40 ca. 50 bis zu 4, z. T. länger 20- bis 50-mal
Papier (Holzschleifer) mind. 90 100 ca. 90 2, z. T. länger 20- bis 50-mal
Chlor (Elektrolyse) 250 65 ca. 160 ca. 2 20- bis 50-mal
Stahl (Elektrostahlofen) 200 75 ca. 150 ca. 2 20- bis 50-mal
Summe ca. 450 ca. 2 20- bis 50-mal
bisher genutzt im Regelenergiemarkt ca. 76
bisher genutzt für opt. Beschaffung geschätzt 300 bis 400
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52
Lastkurven der bundeslandweiten Stromnachfrage standennicht zur Verfügung, sodass der Leistungsbedarf auf Basisdes Strombedarfs und der vertikalen Netzlasten im Übertragungsnetz und den größten Verteilnetzen geschätzt wurde.Industrielastgänge zeichnen sich, abgesehen von teilweiseetwas erhöhten Kälteerzeugungslasten im Sommer, durchgeringe saisonale Schwankungen aus. Während des Produktionsbetriebes treten in Summe ebenfalls nur geringeSchwankungen auf. Markante Laständerungen ergeben sichlediglich durch Reduzierung beziehungsweise Herunterfahren von Produktionsanlagen. Diese Laständerungen könnenanhand von Schichtmodellen abgeleitet werden. Betriebe,die im Zweischichtbetrieb produzieren, weisen beispielsweise nachts eine deutlich geringere Last als tagsüber auf,wohingegen Betriebe mit Dreischichtmodell oft ganztägigeinen ähnlich hohen Verbrauch haben.
Die Aufteilung des Gesamtstromverbrauchs je Branche undRegierungsbezirk in Süddeutschland zeigt Abbildung 32.Der größte Anteil entfällt, abgesehen von den sonstigenWirtschaftszweigen, auf die Branchen chemische Erzeugnisse (inklusive Pharmasektor) in Bayern sowieMetallerzeugung, NichteisenMetallerzeugung undMetallbearbeitung in BadenWürttemberg. Weitere Sektoren, die einenGroßteil des Stromverbrauchs in den beiden Bundesländernausmachen, sind unter anderem derMaschinen und Fahrzeugbau, die Papier und Druckindustrie und die Nahrungsmittelindustrie (Schmid u. a. 2010).
Der maximale Leistungsbedarf der Industrie in BadenWürttemberg und Bayern liegt bei circa 14 GW, wennmandie Industriestromnachfrage sowie die typischen Lastverläufe der Übertragungsnetze beziehungsweise der Verteilnetze in Bayern und BadenWürttemberg zugrunde legt.
7. Bewertung der verfügbaren Lastmanagement-potenziale im Bereich Querschnittstechnologien (FfE)
Stromverbrauch nach Regierungsbezirken und Branchen (Schmid et al. 2010) Abbildung 32
Darstellung FfE, basierend auf FfE-Regionenmodell–Stromverbrauch 2006; Wirtschaftszweige nach DESTATIS, 2003 (WZ 03)
Hof
Ulm
Hanau
Worms
Mainz
Passau
Speyer
NeuwiedKoblenz
Giessen
Neu-Ulm
Kempten
Bamberg
Augsburg
LandshutTübingen
Konstanz
MannheimNeustadt
WiesbadenOffenbach
Darmstadt
Offenburg
Regensburg
Reutlingen
Heidelberg
Heidenheim
Ingolstadt
Bad Homburg
Rüsselsheim
Baden-Baden
Sindelfingen
LudwigshafenKaiserslautern
Friedrichshafen
< 4,5 TWh/a
> 4,5 - 5 TWh/a
> 5 - 8,5 TWh/a
> 8,5 - 15 TWh/a
> 15 TWh/a
Stromverbrauchnach Wirtschaftszweigen
Gesamtstromverbrauch
1 TWh/a
Ernährung
Papiergewerbe
chemische Erzeugnisse
Kunststoffherstellung
Glas und Keramik
Metallbranche
Maschinenbau
Fahrzeugbau
sonstige
0 50 1 00 km
STUDIE | Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlastbedarfs in Süddeutschland
53
die Habilitation von Stadler (Stadler 2005) verwiesen. In derHabilitation von Stadler werden unter anderem auf Basisvon Simulationen undModellen die möglichen Lastmanagementpotenziale in den Bereichen Lüftung, Klimakälte undDruckluft ermittelt. Ein Vergleich der von Stadler ausgewiesenen Potenziale mit den Ergebnissen der anderen Studiengestaltet sich schwierig, da die ausgewiesenen Potenzialeteils nur für spezielle Anwendungen gelten. Daher werdendieseWerte für den weiteren Studienvergleich mit Ausnahme der Druckluft nicht berücksichtigt.
In der denaNetzstudie II werden die Querschnittstechnologien Druckluft, Lüftung und Prozesskälte (differenziertnach den Branchen Lebensmittel und chemische Industrie)auf deren Lastmanagementpotenzial untersucht.
Die Ergebnisse der Studien sind in Tabelle 8 dargestellt.Beide Studien weisen das technische Potenzial der betrachteten Querschnittstechnologien aus.
Die Resultate der beiden Studien bezüglich Lebensmittelkälte/Kühl und Gefrierprozesse weichen deutlich voneinander ab. Grund für diese Abweichung dürfte unter anderem
Dass auch die Industrie einen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten kann, wurde bereits in mehreren Studienam Beispiel flexibilisierbarer energieintensiver Prozessegezeigt. Neben den energieintensiven Prozessen eignen sichallerdings auch Querschnittstechnologien zum Lastmanagement. Als Querschnittstechnologien werden beispielsweiseWärme und Kälteerzeugungsanlagen, Druckluftkompressoren, Ventilatoren und andere genannt. Sie werden branchenübergreifend eingesetzt und zeichnen sich durch einehohe zeitliche Verfügbarkeit und eine regionale Verteilungaus (Gruber 2011).
Aktueller Wissensstand bei Querschnittstechnologien
Das Potenzial von Querschnittstechnologien zum Lastmanagement wurde bisher in der Dissertation von Klobasa (Klobasa 2007) und der denaNetzstudie II (Agricolau. a. 2010) untersucht. In der VDEStudie (Apel 2012) wirdDruckluft als Lastmanagementmaßnahme zwar thematisiert, aber kein Potenzial dafür ausgewiesen. Bei Klobasawird ein Potenzial für Kühl und Gefrierprozesse sowieKlimatisierung ausgewiesen. Lastmanagementmaßnahmenmit Druckluftkompressoren werden nach den definiertenKriterien als nicht wirtschaftlich eingestuft, hier wird auf
Lastmanagementpotenzial für ausgewählte Querschnittstechnologien Tabelle 8
Darstellung nach Agricola et al. (2010), Klobasa (2007), Stadler (2005)
Anwendung
inst. leistung mittl. pos. leistung(abschaltbar)
realisierbare pos.leistung
mittl. neg. leistung(zuschaltbar)
realisierbare neg.leistung
in MW in MW in MW in MW in MW
Druckluft[Agricola u. a. 2010]
4.278 1.598 1.598 2.680 2.680
Druckluft[Stadler 2005]
n. a. 1.598 224 n. a. 91
Belüftung[Agricola u. a. 2010]
1.215 1.075 1.075 141 141
Klimatisierung[Klobasa 2007]
n. a. n. a. 320 n. a. n. a.
Prozesskälte chem. Industrie[Agricola u. a. 2010]
572 572 572 0 0
Prozesskälte Lebensmittel[Klobasa 2007]
n. a. 450 bis 570 270 n. a. n. a.
Prozesskälte Lebensmittel[Agricola u. a. 2010]
2.180 1.478 1.478 703 703
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Leistung je Querschnittstechnologie berechnet werden.Ebenfalls sind für jeden Betrieb Stromlastgänge in ViertelstundenAuflösung vorhanden. Anhand des Stromlastgangskonnten so die Betriebszeiten des jeweiligen Betriebs ermittelt werden.
Es wurden folgende Querschnittstechnologien für eine detaillierte Betrachtung gewählt:
→ Druckluft→ Lüftung→ Beleuchtung→ Kälte (Prozess und Klimakälte)→ Pumpen
In den Bereichen Druckluft, Lüftung, Kälte und Pumpenkönnen jeweils die elektrischen Antriebe der verschiedenenSysteme für Lastmanagementmaßnahmen genutzt werden.Bei der Beleuchtung wird durch das Dimmen beziehungsweise Reduzieren der Beleuchtungsstärke ein geringererLeistungsbedarf erzielt.
der unterschiedlich hoch angesetzte Stromverbrauch (circa13 TWh/a nach dena, maximal 5 TWh/a nach Klobasa) sein.
7.1 Datengrundlage und Methodik
Um zu ermitteln, welchen Beitrag Querschnittstechnologienzur Lastverschiebung leisten können, wurde zunächst eineMethodik entwickelt, die in Abbildung 33 dargestellt ist.
Die Datengrundlage für die Auswertung bildeten detaillierteErhebungen im Rahmen der Lernenden EnergieeffizienzNetzwerke (LEEN) der FfE GmbH (FfE GmbH 2012), die fürdie Erfassung der Lastmanagementpotenziale für diesesProjekt aufbereitet wurden. Insgesamt wurden Daten ausüber 40 Betrieben ausgewertet. Für jeden dieser Betriebeliegen Angaben zum Gesamtstromverbrauch sowie zumStromverbrauch je Querschnittstechnologie vor. Zudem istbekannt, wie hoch die installierte Leistung der einzelnenAnlagen je Querschnittstechnologie ist – und ob undwiediese geregelt werden können (keine Regelung, Stufen oderDrehzahlregelung). Somit konnte die gesamte installierte
Methodik zur Ermittlung des Lastmanagementpotenzials industrieller Querschnittstechnologien (QST) Abbildung 33
Darstellung FfE
Lastflexibilisierungspotenzial industriellerQuerschnittstechnologien in Süddeutschland
Umfangreiche Daten von circa 40
Unternehmen aus der Industrie
→ Gesamtstromverbrauch
→ Stromverbrauch nach QST
■ Druckluft■ Lüftung■ Beleuchtung■ Kälte■ Pumpen
→ Stromlastgänge
→ installierte Leistung je QST
→ Anzahl geregelter und ungere-
gelter Anlagen im Bereich QST
DateninputQuerschnittstechnologien
DateninputLastflexibilisierung
Regionaler Dateninput
Initialberatungen LEEN, Frage-
bögen, Interviews, Berechnungen
→ Abschätzung von
■ Ab- und Zuschaltdauer■ maximal abrufbare
Leistung■ maximal abschaltbare
Leistung
Stromverbräuche nach Branchen
auf Landkreisebene für BY + BW
(Statistisches Bundesamt)
STUDIE | Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlastbedarfs in Süddeutschland
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Stromverbrauch je Querschnittstechnologie undBranche
Die untersuchten Betriebe wurden zunächst den unterschiedlichen Branchen zugeordnet. Aufgrund der beschränkten Stichprobengröße wurde darauf geachtet,ähnliche Einsatzbereiche von Querschnittstechnologienzusammenzufassen. Beispielsweise wurden Unternehmender BranchenMaschinenbau und Fahrzeugbau aufgrundder ähnlichen Nutzung von Lüftungsanlagen, Druckluftkompressoren und Kälteerzeugungsanlagen gemeinsambetrachtet. Die vorhandenen Daten zum Stromverbrauchje Querschnittstechnologie und Betrieb wurden je Branche gemittelt, sodass für alle oben genannten Brancheneine Aufteilung des Stromverbrauchs auf die einzelnenQuerschnittstechnologien und auf die Produktionsanlagen vorlag. Abbildung 34 zeigt diese Aufteilung am Beispielder BranchenMaschinen und Fahrzeugbau. Der Bereich„Elektro“ (52 Prozent des Gesamtstromverbrauchs) beinhaltet den Stromverbrauch für die Produktionsanlagen sowiefür die EDV, letzterer ist jedochmeist vernachlässigbar gering. Die Bereiche Druckluft, Beleuchtung und Lüftung sindneben dem Bereich Elektro mit 10 bis 15 Prozent des Gesamtstromverbrauchs weitere größere Verbraucher. Dieseanteiligen Stromverbräuche je Querschnittstechnologie undBranche wurden anschließend durch Vergleich mit Literaturwerten (Rohde 2011) plausibilisiert.
Für die Hochrechnung wurde mit den arithmetischenMittelwerten gerechnet. Vergleichend wurde die Hochrechnung nochmit einem gewichtetenMittelwert vorgenommen; hierbei käme es zu etwas höheren Potenzialen zurLeistungsreduktion in der Industrie. Die ausgewiesenenPotenziale sind somit als untere Abschätzung zu betrachten.Die hohe Streuung von Betrieb zu Betrieb in Abbildung 34macht deutlich, dass die Potenziale im Einzelfall erheblichvon den ausgewiesenen Durchschnittspotenzialen abweichen können.
Für die Ermittlung der Lastmanagementpotenziale wurdendanach zwei Kennwerte je Branche gebildet. Um das regionale Potenzial darstellen zu können, wurde der Stromverbrauch je Landkreis und Branche mit dem Faktor ai multi
Für die Potenzialermittlung wurde zudem auf die Ergebnisseder Onlinebefragung (vgl. Kapitel 5) zurückgegriffen undes wurden VorOrtInterviews durchgeführt. Neben denEnergieverantwortlichen aus Unternehmenwurden auchDemand-Response-Dienstleister befragt.
In den detaillierten Gesprächenmit den Energieverantwortlichen der Betriebe aus den von der FfE betreuten EnergieeffizienzNetzwerken wurde unter anderem diskutiert, inwiefern einzelne Anlagen flexibel betrieben werden könnenbeziehungsweise welche weiteren Schritte für eine flexibleBetriebsweise erforderlich wären. Dabei wurden realisierbare Potenziale aus den technischen Potenzialen abgeleitet,wobei ein wirtschaftlicher Betrieb ohne die Berücksichtigung von Implementierungskosten angenommenwurde. DieErkenntnisse aus den verschiedenen Befragungen wurden unter anderem dazu genutzt, um die flexibilisierbareLeistung je Querschnittstechnologie zu ermitteln. Zudemwurden vor allem die VorOrtBefragungen genutzt, umErkenntnisse bezüglich der Abrufdauer und häufigkeit beiQuerschnittstechnologien zu erhalten. Darüber hinaus wurden weitere Berechnungen hinsichtlich der maximal möglichen Abrufdauer durchgeführt.
Um anschließend das Potenzial für Süddeutschland zu ermitteln, wurden die Stromverbräuche je Branche und Landkreis für Bayern und BadenWürttemberg aus dem Regionenmodell der FfE genutzt (Schmid u. a. 2010).
Folgende Branchen wurden für die Potenzialermittlung betrachtet:
→ Ernährung und Tabak→ Papier→ Chemie→ Glas, Keramik, Steine, Erden→ Metallerzeugung, NichteisenMetallerzeugung, Metallbearbeitung
→ Maschinenbau, Fahrzeugbau→ sonstigeWirtschaftszweige
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berechnet. In Abbildung 35 ist ein Tageslastgang (Stromlastgang) dargestellt, es wird die jeweilige Last – unterschiedennach Normalbetrieb (alle Abteilungen produzieren), reduziertem Betrieb (nur ein Teil der Abteilungen produziert zumBeispiel in der dritten Schicht) und Grundlastbetrieb (produktionsfreie Zeit) – ermittelt.
Durch den Faktor fi,b wird anschließend dargestellt, wiehoch die durchschnittliche Leistungsaufnahme imNormalbetrieb (b = 1 : alle Abteilungen produzieren), im reduziertenBetrieb (b = 2 : nur ein Teil der Abteilungen produziert zumBeispiel in der dritten Schicht) oder im Grundlastfall(b = 3 : produktionsfreie Zeit) ist.!!,!,!"# = Ø !!"#,!,!!!"#$,!"#,!i = Brancheb = BetriebsartØ PQST, i, b =mittlere Leistungsaufnahme QST bei Betriebsart bPinst, QST = installierte Leistung QST
pliziert. Dieser Faktor ai beschreibt die installierte Leistungje Querschnittstechnologie bezogen auf den Gesamtstromverbrauch in der jeweiligen Branche i.
!! = !!"#$,!"#,!!!",!"#,!i = BranchePinst, QST = installierte Leistung QSTEel, ges = Gesamtstromverbrauch der untersuchten Betriebe
mittlere Last bezogen auf die installierte Leistung jeQuerschnittstechnologie und Branche
Das realisierbare Lastmanagementpotenzial der einzelnenTechnologien ist abhängig von der mittleren Leistungsaufnahme der Anlagen. Je höher die mittlere Last bezogen aufdie installierte Leistung der Querschnittstechnologie ist,desto höher ist auch das positive Lastmanagementpotenzial,da mehr Last reduziert beziehungsweise abgeschaltet werden kann. Daher wird für die drei Betriebsfälle Normalbetrieb, reduzierter Betrieb und Grundlastfall die mittlere Last
Aufteilung des Stromverbrauchs nach Technologien am Beispiel Maschinen- und Fahrzeugbau Abbildung 34
Darstellung FfE
80 %
70 %
60 %
50 %
40 %
30 %
20 %
10 %
0 %
Maschinenbau, Fahrzeugbau
Elektro
Betrieb 1
54 %
10 % 12 %
2 % 2 % 2 % 3 %
15 %
Betrieb 2
Betrieb 3 Betrieb 4
Betrieb 5 Betrieb 6
Betrieb 7 Betrieb 8
Betrieb 9 Betrieb 10
Mittelwert
Druckluft Beleuchtung Klimakälte Prozesskälte Raumwärme Prozesswärme Klima/Lüftungs-anlagen(Querschnitts-)Technologie
AnteilamStromverbrauch
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Mittlere Last bezogen auf die installierte Leistung in Abhängigkeit des Betriebszustands am BeispielMaschinen- und Fahrzeugbau Abbildung 36
Darstellung FfE
Mittlere Last in Abhängigkeit des Betriebszustands am Beispiel eines Tageslastgangs Abbildung 35
Darstellung FfE
1,00
0,90
0,80
0,70
0,60
0,50
0,40
0,30
0,20
0,10
0,00
Leistung
inkW
42 %
29 %
11 %
Druckluft
Normalbetrieb (NB)
reduzierter Betrieb (RB)
Grundlast (GLB)
Tageslastgang
Zeit
0:00 4:00 8:00 12:00 16:00 20:00 0:00
Betrieb 1
Betrieb 2
Betrieb 3
Betrieb 4
Betrieb 5
Betrieb 6
Betrieb 7
Betrieb 8
Betrieb 9
Betrieb 10
Mittelwert
Ø Pel Normalbetrieb Ø Pel reduzierter Betrieb Ø Pel im Grundlastbetrieb
ØLeistung
bzg.aufm
ax.Leistung
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tung kann keine Speicherung von überschüssiger Energie erfolgen, durch das Erhöhen des Volumenstroms oderdas Zuschalten von Lüftungsanlagen sowie die Erhöhungder Beleuchtungsstärke wird lediglich einMehrverbrauchgeneriert. Diese Anlagen weisen daher kein negatives Potenzial auf.
→ Mindestbetriebsgröße: Unternehmenmit einem Stromverbrauch vonweniger als 5.000MWh pro Jahr werdenfür die Potenzialermittlung zur Lastflexibilisierung nichtberücksichtigt, da dort meist nur Anlagenmit geringererinstallierter Leistung vorhanden sind und die Aufschaltung auf ein automatisiertes System in diesem Fall zuhohe Investitionenmit sich bringen würde.
→ SonstigeWirtschaftszweige: Da diese Gruppe sehr heterogen ist, wurde das ermittelte Potenzial durch einen zusätzlich limitierenden Faktor etwas reduziert.
Abrufdauer und -häufigkeit
Neben der Ermittlung der flexibilisierbaren Lasten sind dieDauer und die Häufigkeit des Abrufs von entscheidenderBedeutung. Für die Erhebung der zur Verfügung stehendenEnergiemenge pro Abruf wurden Angaben von Betrieben imOnlinefragebogen sowie in den VorOrtInterviews herangezogen. Zudemwurden eigene Berechnungen bezüglichder Speicherkapazitäten durchgeführt und Erkenntnisseaus den Initialberatungen nach LEEN zu flexibilisierbarenQuerschnittstechnologien genutzt. Um die Verfügbarkeit zuunterschiedlichen Zeitpunkten bewerten zu können, wurden separate Berechnungen in Abhängigkeit der drei Betriebsarten angestellt.
Die Betriebe wurden im Onlinefragebogen befragt, welcheTechnologien ihrerMeinung nach das größte und zweitgrößte Potenzial für Lastmanagementmaßnahmen aufweisen. Die relative Häufigkeit der Nennungen je Technologie ist in Abbildung 37 dargestellt. So gab der Großteil derBetriebe (circa 39 Prozent) Produktionsanlagen als größtesPotenzial für Lastmanagementmaßnahmen an. Auch sehrhohes Potenzial wurde Lüftungsanlagen (16 Prozent) zugeschrieben. Allerdings wurden beim zweitgrößten Potenzialam häufigsten Druckluft und Beleuchtung (jeweilscirca 19 Prozent) genannt.
Abbildung 36 zeigt die mittlere Last der Druckluftkompressoren bezogen auf die installierte Leistung der Kompressoren (fFaktor) wiederum am Beispiel desMaschinen undFahrzeugbaus.
Es ist ersichtlich, dass die mittlere Last der Kompressorenim normalen Betriebsfall bei etwa 42 Prozent der installierten Leistung liegt, somit sind noch ausreichend Redundanzen im Fall eines Kompressorausfalls vorhanden. Diemittlere Last verringert sich im reduzierten Betrieb auf etwa29 Prozent, zu produktionsfreien Zeiten wird das Druckluftnetz in denmeisten Betrieben auchmit Druck beaufschlagt, da einzelne Verbraucher nicht vom Druckluftnetzgetrennt werden können. Diese Verbraucher sowie Leckagen verursachen eine mittlere Last von circa elf Prozent derinstallierten Leistung der Druckluftkompressoren währendder produktionsfreien Zeit.
einflussgrößen auf das Lastmanagementpotenzial
Folgende limitierende Faktoren bezüglich der Lastflexibilisierung flossen in die Potenzialbestimmungmit ein:
→ Nichtverfügbarkeit von Anlagen:Wenige Anlagen stehenfür einen Abruf aufgrund vonWartung, Reparatur odersonstigen Instandhaltungsmaßnahmen nicht zur Verfügung.
→ Nicht abschaltbare Anlagen: Für einige Anlagen geltengesetzliche Vorschriften, wie beispielsweise für Lüftungsanlagen im pharmazeutischen Bereich. Dort muss ineinigen Bereichen eine ständige Luftwechselrate von 30pro Stunde eingehalten werden. In diesem Fall ist es nichtmöglich, die Anlage flexibel zu betreiben. Auch bei Absauganlagen kann der Volumenstrom oft nicht reduziertwerden.
→ Vorhandensein, Größe und Art eines Speichers: Sofern einSpeicher (zum Beispiel Druckluft, Wärme oder Kältespeicher) vorhanden ist, können Erzeugung und Verbrauch voneinander entkoppelt werden, was eine Flexibilisierung von Anlagen begünstigt. Die Größe desSpeichers bestimmt unter anderem die Abrufdauer.
→ Zuschalten von Anlagen ohne Speicherwirkung wirdnicht betrachtet: In den Bereichen Beleuchtung und Lüf
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Fast alle Betriebe gaben in der Onlinebefragung an, dass dieflexibilisierbare Last für bis zu 30Minuten abschalt oderreduzierbar wäre (vgl. Abbildung 38). Nur noch 60 Prozentder Befragten könnten die Last bis zu zwei Stunden abschalten. Bis zu vier Stunden oder darüber hinaus könnennur noch wenige Betriebe (circa zehn Prozent) ihre Lastabschalten oder reduzieren.
Die Ergebnisse der VorOrtBefragungen ergaben, dassder Großteil der Betriebe hohes Potenzial in den BereichenLüftung und Kälteerzeugung sieht. Die Unternehmen, mitdenen Interviews durchgeführt wurden, gaben fast alle an,dass ein Teil ihrer Lüftungsanlagen über Zeiträume von 15bis 30Minuten, in Einzelfällen auch bis zu einer Stunde,flexibilisiert werden könnten. Teilweise würde bei einemAbruf der Volumenstrom reduziert werden, in Einzelfällen könnte die Lüftungsanlage auch kurzzeitig abgeschaltetwerden, dies ist jedoch vom Betrieb und saisonal abhängig(bei sehr geringen Außentemperaturen imWinter sehen dieEnergieverantwortlichen eine Abschaltung der Lüftungsanlage kritisch). Es gibt dagegen auch Bereiche, in denen die
Maximale Abrufdauer für Lastmanagement-maßnahmen laut Antworten imOnlinefragebogen Abbildung 38
Darstellung FfE
Technologien mit größtem beziehungsweise zweitgrößtem Potenzial für Lastmanagementmaßnahmenlaut Antworten im Onlinefragebogen Abbildung 37
Darstellung FfE
größtes Verschiebepotenzial
zweitgrößtes Verschiebepotenzial
45 %
40 %
35 %
30 %
25 %
20 %
15 %
10 %
5 %
0 %
Technologie
Zeitdauer
genanntalsgrößtes/zw
eitgrößtesPotenzial
Produktion
Druckluft
Prozesskälte
Prozesswärme
Belüftung
Klimatisierung
Fördertechnik
Beleuchtung
genanntemax.DauerderLastflexibilisierung 120 %
100 %
80 %
60 %
40 %
20 %
0 %
bis zu30 Minuten
bis zu2 Stunden
bis zu4 Stunden
über4 Stunden
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60
dass das Druckniveau sowohl im Netz als auch im Druckluftspeicher erhöht beziehungsweise reduziert wird. Ursache für die abweichenden Antworten im Fragebogen könnten beispielsweise andere Einsatzzwecke der Druckluft sein.Statt der Steuerung von Anlagen könnte die Druckluft zumBeispiel nur für Reinigungszwecke oder diskontinuierlicheArbeiten eingesetzt werden.
Auch im Bereich Beleuchtung sahen die Interviewpartner vor Ort wenig bis kein Potenzial, was den Angaben imOnlinefragebogen etwas widerspricht. Daher wurde für diePotenzialermittlung folgender Ansatz gewählt: Eine kurzzeitige Reduktion der Last für die Beleuchtung kann nurerfolgen, wenn nach Vorgaben des Betriebs die aktuelle Beleuchtungsstärke über den Anforderungen nach Arbeitsstättenrichtlinie liegt und eine tageslichtabhängige Steuerung mit Dimmfunktion vorhanden ist. Sofern sich derBetrieb bereit erklärt, die Beleuchtungsstärke kurzzeitigetwas abzusenken, jedochmindestens die Anforderungennach Arbeitsstättenrichtlinie zu erfüllen, kann ein Beitragzur Lastflexibilisierung geleistet werden. Alle anderen Artender Lastflexibilisierung sind demnach der Energieeffizienzsteigerung zuzuordnen.Wird die Beleuchtung zur Flexibilisierung eingesetzt, besteht allerdings auch dieMöglichkeit,die Beleuchtungsstärke über einen längeren Zeitraum vonbis zu vier Stunden zu reduzieren, da dies einen geringerenEinfluss auf die Behaglichkeit desMitarbeiters hat als einwiederholtes Erhöhen oder Reduzieren der Beleuchtungsstärke.
7.2 Potenziale
Betrachtet man die geeigneten Technologien entsprechendder vorher genannten limitierenden Faktoren, ergibt sichder größte Leistungsbedarf, der für das Lastmanagementgenutzt werden kann, bei den Querschnittstechnologien inden SektorenMaschinenbau und Fahrzeugbau sowie beiden sonstigenWirtschaftszweigen (siehe Abbildung 71 imAnhang).
Es zeigt sich, dass vor allem in den Bereichen Kälte und Lüftung hohes Lastmanagementpotenzial gesehen wird. Etwaein Viertel der Abschaltpotenziale lassen sich über die Re
Volumenströme von Lüftungsanlagen aus verschiedenenGründen nicht reduziert werden können.
Kälteerzeugungsanlagen für die Prozess und Klimakältekönnen ebenfalls flexibilisiert werden, allerdings ist diesmeist abhängig vom Vorhandensein eines Speichers. Im Bereich der Klimatisierung ist ein Reduzieren oder Abschaltenvon Kälteerzeugungsanlagenmeist unkritisch. Besondersgeeignet im Bereich Prozesskälte ist die Kälteerzeugung fürKühlräume, dochmuss beachtet werden, dass Temperatursollwerte nicht deutlich über oder unterschritten werden.Meist hat eine um ein bis zwei Kelvin höhere oder geringere Raumtemperatur keinen Einfluss auf die Produktqualität. Sofern ein Speicher vorhanden ist, können Lasten auchüber einen längeren Zeitraum von bis zu mehreren Stundenverschoben werden. Einige der befragten und untersuchtenBetriebe betreiben bereits heute ihre Kälteerzeugungsanlagen nachts, um den günstigeren Strompreis zur Niedertarifzeit zu nutzen oder um Spitzen im Lastgang tagsüber zureduzieren.
Die genannten Anlagen in den Bereichen Lüftung und Kälteerzeugung sind bei einigen Betrieben bereits in das betriebliche Lastmanagement integriert. Sofern eine Überschreitung der maximal zulässigen Last droht, werden dieseAnlagen zuerst abgeschaltet. In Einzelfällen kann sogar einTeil der Beleuchtung für das Spitzenlastmanagement reduziert (gedimmt) werden.
Im Vergleich zu den Antworten im Onlinefragebogen sehendie vor Ort befragten Betriebe kein Lastmanagementpotenzial im Bereich Drucklufterzeugung. Sie bewerten eineAbschaltung oder Reduzierung von Kompressoren kritisch,da diese Energieform jederzeit für Produktionszwecke zurVerfügung stehenmuss. Bei einem Ausfall der Druckluftversorgung können Einflüsse auf die Produktion die Folgesein. Eigene Berechnungen haben zudem ergeben, dass eineLeistungsänderung für die Dauer der Erhöhung des Netzdrucks ummaximal zwei Bar beziehungsweise die Dauereiner Absenkung des Netzdrucks ummaximal 0,5 Bar nurüber wenige Sekundenmöglich wäre. Das Zeitintervall, dasfür die Druckerhöhung oder reduzierung benötigt wird, istsomit sehr gering. In der Berechnung wurde berücksichtigt,
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61
Anteil somit etwa elf Prozent. Im Vergleich zur gesamtenmittleren Verbrauchslast der Industrie von 14 GW in Süddeutschland beträgt der Anteil lediglich 3,4 Prozent.
Der relative Beitrag der einzelnen Branchen zur Flexibilisierung von Querschnittstechnologien über einen Zeitraumvon einer Stunde unterscheidet sich erheblich. Die mittlereLast im Normalbetrieb kann um 0,4 bis maximal 4,6 Prozentin Abhängigkeit der Branche reduziert werden.
Diese Angaben werden auch durch die Onlinebefragung derUnternehmen bestätigt. Die lastgewichteten Angaben derUnternehmenweisen eine Verlagerung von sieben bis achtProzent der mittleren Last aus, wennman sämtliche Branchen betrachtet. Unternehmen aus den SektorenMaschinenbau, Fahrzeugbau und Elektrotechnik, die in der RegelQuerschnittstechnologien als ihr größtes Potenzial genannthaben, weisen ein lastgewichtetes Verlagerungspotenzialvon circa sechs Prozent aus. Auf dieser Basis ist die durch
duzierung der Lüftungsleistung realisieren. Der Leistungsbedarf ist auch für die Druckluft sehr hoch, allerdings sinddiese Anwendungen nur sehr kurzzeitig zu verlagern.
Im Vergleich zumNormalbetrieb verringert sich im reduzierten Betriebsfall das abschaltbare Potenzial etwas, imGegenzug erhöht sich das zuschaltbare Potenzial, da diedurchschnittliche Last im reduzierten Betriebsfall geringerist (vgl. Abbildung 72 im Anhang).
Im Grundlastfall (vgl. Abbildung 73) ist das positive Potenzialnochmals deutlich geringer, das negative Potenzial dagegenam höchsten, da ein Großteil der Anlagen über einen kurzenZeitraum zugeschaltet werden könnte.
Berücksichtigt man die Abrufdauer, könnten imNormalbetrieb für die Dauer von einer Stunde etwa 480MWabgeschaltet werden (siehe Abbildung 39). Im Verhältnis zurmittleren Last der betrachteten Querschnittstechnologien,die bei etwa 4,4 GW liegt, entspricht der flexibilisierbare
Abschaltbare Leistung durch Flexibilisierung von Querschnittstechnologien in Süddeutschland(Normalbetrieb) in Abhängigkeit der Abrufdauer – technisches Potenzial für geeignete Betriebeohne Kostenbetrachtung für die Implementierung (Personal und I&K) Abbildung 39
Darstellung FfE
5.000
4.500
4.000
3.500
3.000
2.500
2.000
1.500
1.000
500
0
Pumpen
Lüftung
Kälte
Beleuchtung
Druckluft
Leistung
inMW
Zeitdauer
mittlereLast
abschaltbareLast
Minuten5
Minuten30
Stunden1
Stunden2
Stunden4
Agora Energiewende | Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlastbedarfs in Süddeutschland
62
häufig Produktionsausfälle zur Folge. Die Speicher sind inder Regel lediglich so groß dimensioniert, dass die Druckluftkompressoren nur im Sekundenbereich Lasten zu oderabschalten können. Für eine Abschaltung können daher nurDruckluftanwendungen genutzt werden, die nicht direktmit dem Produktionsprozess verknüpft sind, zum BeispielDrucklufteinsatz für Reinigungszwecke.
Obwohl auch die Beleuchtung häufig als Option bei derOnlinebefragung genannt wurde, ist dieses Potenzial begrenzt, da eine mögliche Reduzierung der Beleuchtungsstärke generell zunächst der Energieeffizienzsteigerungzuzuschreiben ist. In Ausnahmefällen kann die Beleuchtungsstärke, sofern sie höher ist als nach Arbeitsstättenrichtlinie vorgegeben, über einen längeren Zeitraum (zumBeispiel vier Stunden) gedimmt werden. Dies kann jedochdie Behaglichkeit und somit die Produktivität vonMitarbeitern beeinflussen.
geführte Potenzialabschätzung eher als konservativ einzuschätzen.
Im reduzierten Betrieb sind über die gleiche Zeitdauer nochetwa 300MW (vgl. Abbildung 40), im Grundlastbetrieb nochcirca 120MW reduzierbar oder abschaltbar.
Insgesamt sind die größten Potenziale bei Lüftungsanlagenund Kälteerzeugern zu erwarten, da eine Abschaltung oderReduzierung über Zeiträume von 15Minuten bis zu maximal einer Stunde oft keinen direkten Einfluss auf die Produktion hat. Allerdings gibt es auch in diesen Bereichen eineReihe von Anlagen, die aus verschiedenen Gründen nichtabgeschaltet werden können.
Es ist auffällig, dass viele der Unternehmen in der Onlinebefragung angaben, dass sie im Bereich Druckluft Lastmanagementpotenziale sehen. Diese Angabe erscheint beigenauerer Betrachtung eher zu optimistisch. Wird Druckluft für Produktionsprozesse benötigt, hat eine Abschaltung
Abschaltbare Leistung durch Flexibilisierung von Querschnittstechnologien in Süddeutschland(reduzierter Betrieb) in Abhängigkeit der Abrufdauer – technisches Potenzial für geeignete Betriebeohne Kostenbetrachtung für die Implementierung (Personal und I&K) Abbildung 40
Darstellung FfE
5.000
4.500
4.000
3.500
3.000
2.500
2.000
1.500
1.000
500
0
Leistung
inMW
Zeitdauer
mittlereLast
abschaltbareLast
Minuten5
Minuten30
Stunden1
Stunden2
Stunden4
Pumpen
Lüftung
Kälte
Beleuchtung
Druckluft
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63
Eine Erhöhung des Potenzials wäre durch die Installationvon zusätzlichen Speichern möglich. Im Folgenden wirddargestellt, welche Kosten seitens des Betriebs durch dieErweiterung von Speicherkapazitäten in den BereichenDruckluft und Kälte entstehen.
Da bei den betrachtetenMöglichkeiten zur Lastflexibilisierung bei Querschnittstechnologien näherungsweise keinevariablen Kosten im Falle eines Abrufs anfallen, könnten dieKosten für eine Flexibilitätserhöhung durch Speicher aufdie abgerufene elektrische Energie zur Spitzenlastreduktionumgelegt werden. Für die folgenden Beispielberechnungenwerden die Investitionenmittels der Annuitätenmethodemit einem Zinssatz von zehn Prozent sowie einer Laufzeitvon 20 Jahren bewertet. DesWeiteren werden in Anlehnungan die maximalen Abrufe im Rahmen der Verordnung zuabschaltbaren Lasten (AbLaV) (siehe Kapitel 10) 208 Aktivierungen über jeweils eine Stunde zugrunde gelegt.
Für die Bereitstellung einer verschiebbaren Leistung voneinemMWüber eine Stunde durch die Speichererweiterung der Drucklufterzeugung (13 Bar Druckniveau auf7 Bar absenken) würden Investitionen in Höhe von etwa2,8Millionen Euro anfallen. Als Grundlage für die gemittelte Berechnung der Investitionen dienen hier Preislistenverschiedener Anbieter von Druckluftspeichern. Unter zusätzlicher Berücksichtigung vonWartungs und Betriebskosten ist bei 208 Abrufen über jeweils eine Stunde im Jahrmit circa 2.000 Euro/MWh zu rechnen. Bei lediglich zehnAbrufen erhört sich dieser Betrag auf knapp 40.000 Euro/MWh. Diese Ergebnisse enthalten zudem Kosten für denRaumbedarf der Druckluftspeicher.
Die Investitionen für die Speichererweiterung eines Eisspeichers zur Lastverschiebung von einemMWbetragencirca 31.000 Euro. Werden weiterhin der Raumbedarf sowie fixeWartungs und variable Energiekosten in Betrachtgezogen, fallen bei 208 Abrufen im Jahr Kosten in Höhe voncirca 160 Euro/MWh an, die sich bei nur zehn Abrufen aufrund 680 Euro/MWh erhöhen.
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64
aufgenommene elektrische Energie in thermische Energieum und speichern sie in ihrem Kern. Sie werden über einenspeziellen Nebentarif zu günstigeren Strompreisen abgerechnet, die auf einer erheblichen Netzentgeltreduktionbasieren; dazu werden üblicherweise separate Stromzählerinstalliert (Stadler 2005).
Bestandsentwicklung von elektrischen Speicher-heizungen und Wärmepumpen
Die Entwicklung des Bestands von elektrischen Speicherheizungen ist schwer vorherzusagen, da diese stark vomregulatorischen Rahmen und von Vermarktungsmodellenbestimmt wird. Ursprünglich wurde mit Paragraf 10 a derEnergieeinsparverordnung (EnEV) 2009 ein partielles Betriebsverbot von elektrischen Speicherheizungen ab dem31. Dezember 2019 festgelegt. Voraussetzung für dieses Verbot war, dass sich die Speicherheizungen inWohngebäudenmit mehr als fünfWohneinheiten befinden, das Alter derSpeicherheizungen 30 Jahre überschreitet und die Raumwärme ausschließlich über die Speicherheizungen zur Verfügung gestellt wird (EnEV 2009).
In der Bundesratssitzung vom 7. Juni 2013 wurde die 4. Novelle des Energieeinsparungsgesetzes mit entsprechenderÄnderung der Energieeinsparverordnung und damit die Zurücknahme des Verbots von elektrischen Speicherheizungen ab 2019 beschlossen. Dies wurde damit begründet, dasselektrische Speicherheizsysteme einen Beitrag zur Energiewende leisten könnten, indem sie überschüssigenWindund Sonnenstrom aufnähmen (EnEV 2009; EnEG 2013).
Auch die Entwicklung des Bestands vonWärmepumpen istvon den regulatorischen Rahmenbedingungen, zu denenauch die Netzentgeltermäßigungen gehören, und von Vermarktungsmodellen abhängig. Der BundesverbandWärme
In Süddeutschland beträgt der jährliche Stromverbrauch fürelektrische Speicherheizungen (el. Sph.) circa 5,8 TWh undfürWärmepumpen circa 1,6 TWh. Der Verbrauch konnteanhand der Angaben von Verteilnetzbetreibern und Energieversorgern hochgerechnet werden. Beide Technologien verfügen über einenWärmespeicher, durch den derWärmeverbrauch zeitlich vom Stromverbrauch entkoppeltwerden kann. Aufgrund dieser Voraussetzungen eignensich elektrische Speicherheizungen undWärmepumpen fürLastmanagementmaßnahmen.
8.1 Technische Rahmenparameter
Wärmepumpen
Wärmepumpen gewinnen ihre thermische Energie, indemsie einem Quellmedium unter Nutzung von elektrischerEnergieWärme entziehen und diese auf das zu beheizendeSystem übertragen. Das Verhältnis aus gewonnener thermischer Energie zu eingesetzter elektrischer Energie beschreibt dabei die Arbeitszahl, die bei modernen AnlageneinenWert von drei bis vier hat. In Abhängigkeit derWärmequelle lassen sichWärmepumpen in die drei Technologien Sole, Grundwasser und Luftwärmepumpe unterteilen (Viessmann 2007;Wagner u. a. 2010).
elektrische Speicherheizungen
Die Verbreitung von elektrischen Speicherheizungen beruhte ursprünglich auf dem Gedanken, die Stromnachfrage in Schwachlastzeiten zu erhöhen, um so eine höhereAusnutzung von konventionellen Kraftwerken zu erreichen. Da die Schwachlastzeiten üblicherweise nachts auftreten, werden die elektrischen Speicherheizungen häufigals Nachtspeicherheizung (NSH) bezeichnet. ElektrischeSpeicherheizungen wandeln die in den Schwachlastzeiten
8. Bewertung der verfügbaren Lastmanagement-potenziale im Bereich elektrische Speicherheizungenund Wärmepumpen (FfE)
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65
Bei den Daten der LEWVerteilnetz GmbH konnte bei84 Prozent der Gemeindenmit einem Versorgungsgrad von100 Prozent gerechnet werden. Von den Gemeinden hatten8,5 Prozent einen Versorgungsgrad unter 30 Prozent undweitere 7,5 Prozent der Gemeinden einen Versorgungsgradzwischen 30 Prozent und 100 Prozent. Die Datensätze vonE.ON Bayern unterscheiden nur zwischen teil und vollversorgt. Die von E.ON Bayern versorgten Gemeinden sindzu 20 Prozent teilversorgt und zu 80 Prozent vollversorgt.Bei den Daten von EnBWVertrieb ist keine Unterscheidungbezüglich des Versorgungsgrades angegeben. Daher wurdendiese unverändert übernommen.
Mittels der Datensätze konnten 67 Prozent der Gemeindendes untersuchten Gebietes erfasst werden. Nach der Bereinigung der Daten erfolgte die Hochrechnung der Gebiete,für die keine oder unzureichende Daten vorlagen – auf derGrundlage der vorhandenen 59 Prozent der Gemeinden desbetrachteten Gebietes. Mit den Stromverbrauchswertenvon privaten Haushalten aus dem Regionenmodell der FfEkönnen die Verbräuche von elektrischen Speicherheizungen undWärmepumpen für die Gebiete, für die keine Datenvorliegen, mit folgender Formel ermittelt werden:
!"#$%&'#(#)*+ℎ !". !"ℎ./!"!"#"$%&" == !"#$%&#&!"#$%!&!'()ℎ!"#"$%&"!"#$%&#&'(%)"'*'$+,ℎ!"#$%&$'($# ∗ !"#$%&'#(#)*+ℎ !". !"ℎ./!"!"#$%&$'($#(grafische Darstellung der Datengrundlage im Anhang)
Aus den Berechnungen ergibt sich, dass in Bayern und BadenWürttemberg zusammen der jährliche Stromverbrauchvon elektrischen Speicherheizungen etwa 5,8 TWh beträgt;beiWärmepumpen liegt dieserWert bei etwa 1,6 TWh. DieVerteilung der Jahresstromverbräuche auf die Regierungsbezirke ist in Abbildung 41 dargestellt.
Elektrische Speicherheizungen undWärmepumpenwerdenüber temperaturabhängige Lastprofile (siehe Abbildung 42und Abbildung 43) beliefert, die von den jeweiligen Verteilnetzbetreibern vorgegeben werden. Aufgrund der Übersichtlichkeit sind nur die Lastprofile für einige ausgewählteTemperaturen dargestellt.
pumpen zeichnet zwei verschiedene Szenarien bezüglichder Entwicklung desWärmepumpenmarktes: Szenario einsstellt eine konservative Schätzung dar, während Szenariozwei optimistischere Annahmen zugrunde liegen. Danacherhöht sich in Szenario eins die Zahl der installiertenWärmepumpen von 0,45Millionen im Jahr 2011 auf 1,1 Millionen im Jahr 2020 (2030: 1,8Millionen). Nach Szenariozwei ist bis 2020 eine Steigerung auf 1,4Millionen (2030:3,4Millionen) zu verzeichnen (BWP 2012).
Nach dieser Studie ist bis 2020mit einer Verdopplung bisVerdreifachung der installiertenWärmepumpen (Stand2011) zu rechnen. Die Zahl der in Zukunft installierten elektrischen Speicherheizungen kann dagegen nur schwer abgeschätzt werden; sie ist unter anderem abhängig von weiteren politischen Entscheidungen.
8.2 Datengrundlage
Für die Potenzialermittlung wurde zunächst der aktuelleStromverbrauch vonWärmepumpen und elektrischen Speicherheizungen ermittelt. Dazu wurden Daten von Verteilnetzbetreibern und Energieversorgern ausgewertet, welchedie jeweiligen Verbrauchswerte in ihremNetzgebiet in gemeindescharfer Auflösung enthalten. Da nicht alle Datensätze die Jahresstromverbräuche vonWärmepumpen undelektrischen Speicherheizungen direkt ausweisen, wurdendie Daten teilweise mit Vergleichswerten und Berechnungen angepasst. Über Versorgungsgrade und Informationenzur installierten Leistung konnten weitere Justierungen undÜberprüfungen derWerte vorgenommenwerden.
Lag der angegebene Versorgungsgrad über 30 Prozent, wurden die Verbrauchswerte aufgrund der gemeindespezifischen Daten ermittelt. Für Gemeindenmit einem Versorgungsgrad unter 30 Prozent wurden dieWerte über dieDaten des gesamten Versorgungsgebietes hochgerechnet.War nur die Information vorhanden, ob es sich um ein volloder teilversorgtes Gebiet handelt, wurden die Verbrauchswerte der teilversorgten Gemeinden ebenfalls über die gesamte Datenmenge hochgerechnet.
Agora Energiewende | Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlastbedarfs in Süddeutschland
66
Jahresstromverbrauch von elektrischen Speicherheizungen und Wärmepumpen in Bayern undBaden-Württemberg Abbildung 41
Darstellung FfE, basierend auf FfE-Regionenmodell 2012, Statistisches Bundesamt (Destatis); E.ON Bayern (VNB), LEW Verteilnetz GmbH (VNB) und EnBW Vertrieb (EVU) 2010 - 2011
Temperaturabhängige Lastprofile fürWärmepumpen auf dem Gebiet derLEW Verteilnetz GmbH Abbildung 42
Darstellung FfE nach LEW (2009)
Temperaturabhängige Lastprofile für elektrischeSpeicherheizungen auf dem Gebiet derLEW Verteilnetz GmbH Abbildung 43
Darstellung FfE nach LEW (2013)
Zeit Zeit
Hof
Ulm
Fürth
Aalen
Passau
München
Neu-Ulm
Kempten
Bamberg
Augsburg
Würzburg
Erlangen
Bayreuth
LandshutTübingen
Konstanz
Mannheim
HeidelbergNürnberg
Rosenheim
Offenburg
Pforzheim
Karlsruhe
Heilbronn
GöppingenEsslingen
Stuttgart
Regensburg
Reutlingen
Heidenheim
Waiblingen
Schweinfurt
Ludwigsburg
Baden-BadenSindelfingen
Aschaffenburg
Friedrichshafen
Villingen-Schwenningen
Ingolstadt
29090
33193
22980
411116
482
133550
124
939
183
1150
250
365123
22882
818
315
GesamtstromverbrauchHaushalte
StromverbrauchEl. Speicherheizung & WP
GWh/a
el. Speicherheizungen
Wärmepumpen
1,5 - 2 TWh/a
> 2 - 3 TWh/a
> 3 - 4 TWh/a
> 4 - 6 TWh/a
> 6 TWh/a
0 50 100 km
[Kelvin/Stunde]
[Kelvin/Stunde]
1,2
1,0
0,8
0,6
0,4
0,2
0
4,0
3,5
3,0
2,5
2,0
1,5
1,0
0,5
0
03:00 09:00 15:00 21:00 03:00 09:00 15:00 21:00
15°C 10°C 5°C 0°C -5°C -10°C15°C 10°C 5°C 0°C -5°C -10°C
STUDIE | Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlastbedarfs in Süddeutschland
67
Zunächst wird die sogenannte äquivalente Tagesmitteltemperatur als gewichteter Mittelwert aus Tagesmittel des Liefertages (Tm) und der drei Vortage (Tm(d1), Tm(d2), Tm(d3))berechnet, nach der Formel:
!!,ä = 0,5 ∗ !! ! + 0,3 ∗ !! !!! + 0,15 ∗ !! !!! + 0,05 ∗ !! !!!Aus der äquivalenten Tagesmitteltemperatur lässt sich dieTemperaturmaßzahl (TMZ) für den ausgewählten Tag berechnen:!"# ! = !"#$%&% !!"#$% − !!,ä ;!Dabei ist TBezugdie Bezugstemperatur und K die Begrenzungskonstante (variiert je nach Verteilnetzbetreiber, beiE.ON Bayern AG: TBezug = 17 °C, K = 1).
Die für die vergangenen Jahre gültigen äquivalenten Tagesmitteltemperaturen beziehungsweise Temperaturmaßzahlen werden auf den Internetseiten der Verteilnetzbetreiberveröffentlicht.
Die temperaturabhängigen Lastprofile stellen die Gesamtheit der Anlagen dar. Die Lastprofile vonWärmepumpenverlaufen relativ gleichmäßig über den Tag, teilweise sinddie Abschaltungen zu einzelnen Stunden erkennbar. Beielektrischen Speicherheizungen wird dasMaximum typischerweise nachts und dasMinimum tagsüber erreicht. DieHöhe der Lastprofile wird durch die zugrunde gelegte Referenztemperatur bestimmt.
Bei den elektrischen Speicherheizungen setzt sich dasLastprofil aus verschiedenen Lademodellen zusammen –der Vorwärtssteuerung, der Rückwärtssteuerung und derSpreizsteuerung. Alle drei Modelle arbeiten grundsätzlichmit der Außentemperatur und der Restwärme im Speicher.Ziel ist es, nur so viel Energie zu laden, wie in der folgendenAbgabephase verbraucht wird. In der Zeit vor der Beladungwird der Temperaturverlauf über den Außentemperaturfühler der Aufladesteuerung aufgezeichnet, um den Ladungssollwert zu ermitteln. Die Freigabe zur Ladung erfolgtletztendlich zeit oder funkgesteuert durch den Netzbetreiber. Dabei sendet der Netzbetreiber ein Rundsteuersignalaus, welches als Übertragungsweg entweder das Stromverteilnetz oder einen Langwellenfunkkanal nutzt. Der Rundsteuerempfänger der jeweiligen Anlage wandelt das Signalin eine Steuerinformation um.
Bei der vorwärtsgesteuerten Fahrweise erfolgt dieSpeicherbeladung bereits zu Beginn des Ladefensters; jenach Ladezustand und Außentemperatur schalten die Heizungen schrittweise ab. Hingegen erfolgt bei der rückwärtsgesteuerten Fahrweise ein konsequentes Zuschalten derHeizungen, die ihren Sollwert erst zum Ende des Freigabezeitraums erreichen. Die Spreizsteuerung verlagert die Lastin dieMitte der Ladefreigabezeit oder an den Anfang und andas Ende. Die Varianten sind schematisch in Abbildung 44dargestellt.
Mit den temperaturabhängigen Lastprofilen sowie den ermittelten Jahresverbrauchswerten kann der aggregierteLastverlauf der elektrischen Speicherheizungen undWärmepumpen folgendermaßen ermittelt werden:
Varianten der Ladungssteuerung vonelektrischen Speicherheizungen Abbildung 44
Darstellung FfE
Zeit
Freigabedauer
Last
Vorwärtssteuerung
Rückwärtssteuerung
Spreizsteuerung
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68
elektrischen Speicherheizungen im Tagesverlauf typischerweise in den Nachtstunden liegen –Wärmepumpen hingegen eine relativ konstante Last aufweisen. Bei dem Lastverlauf von elektrischen Speicherheizungen sind Unterschiedezwischen Bayern und BadenWürttemberg zu erkennen, dieaus den unterschiedlichen Lastprofilen der Verteilnetzbetreiber resultieren.
Bei einer äquivalenten Tagesmitteltemperatur von zehnGrad Celsius beträgt die Spitzenlast in Süddeutschland1.900MW. Durch den Vergleich mit den Lastgängen füreine Tagesmitteltemperatur von null Grad Celsius in Abbildung 46 (beziehungsweise zehn Grad Celsius in Abbildung 47) wird die Temperaturabhängigkeit deutlich. Bei nullGrad Celsius beträgt die Last in der Spitze knapp 4.200MWund unterschreitet im Tagesverlauf nie 400MW. Bei minuszehn Grad Celsius wird in den frühenMorgenstunden eineSpitzenlast von bis zu 6.200MW erreicht.
Die spezifische elektrische Arbeit (a1) für eine Anlage ergibtsich schließlich als Quotient des Jahresverbrauchs(Z in kWh) und der Summe der Temperaturmaßzahlen diesesJahres.!!! = !!!"!"#Das Lastprofil einer Anlage P(t) für einen bestimmten Tagergibt sich aus derMultiplikation des für diesen Tag gültigen temperaturabhängigen Lastprofils p(t) mit der spezifischen elektrischen Arbeit (a1).! ! = ! ! ∗ !!!Durch Addition aller Anlagen lässt sich schließlich für jedeTemperatur der Gesamtlastgang ermitteln.
In Abbildung 45 ist der Gesamtlastgang der elektrischenSpeicherheizungen undWärmepumpen in Süddeutschlandfür eine äquivalente Tagesmitteltemperatur von 10 °C dargestellt. Es ist zu erkennen, dass die Hochlastbereiche von
Lastgang der elektrischen Speicherheizungen und Wärmepumpen in Baden-Württembergund Bayern (äquivalente Tagesmitteltemperatur 10 °C) Abbildung 45
Darstellung FfE
7.000
6.000
5.000
4.000
3.000
2.000
1.000
0
Leistung
inMW
Zeit
03:00 06:00 09:00 12:00 15:00 18:00 21:00
el. Speicherheizungen BY
el. Speicherheizungen BW
Wärmepumpen BY
Wärmepumpen BW
STUDIE | Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlastbedarfs in Süddeutschland
69
Lastgang der elektrischen Speicherheizungen und Wärmepumpen in Baden-Württembergund Bayern (äquivalente Tagesmitteltemperatur 0 °C) Abbildung 46
Darstellung FfE
Lastgang der elektrischen Speicherheizungen und Wärmepumpen in Baden-Württembergund Bayern (äquivalente Tagesmitteltemperatur -10 °C) Abbildung 47
Darstellung FfE
7.000
6.000
5.000
4.000
3.000
2.000
1.000
0
Leistung
inMW
Zeit
03:00 06:00 09:00 12:00 15:00 18:00 21:00
el. Speicherheizungen BY
el. Speicherheizungen BW
Wärmepumpen BY
Wärmepumpen BW
7.000
6.000
5.000
4.000
3.000
2.000
1.000
0
Leistung
inMW
Zeit
03:00 06:00 09:00 12:00 15:00 18:00 21:00
el. Speicherheizungen BY
el. Speicherheizungen BW
Wärmepumpen BY
Wärmepumpen BW
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70
gieberaterprogramm (FIB 2009) erstellt. Für elektrischeSpeicherheizungen wurden vier verschiedene Arten vonLastverschiebungsmaßnahmen entwickelt, die im Folgenden beschrieben sind. Die fürWärmepumpen ermitteltenLastverschiebungspotenziale basieren – aufgrund der relativ homogenen Verteilung der Last über den Tagesverlaufund der beschränkten Abschaltzeit – auf einer einheitlichenMethode.
potenzialermittlung der elektrischenSpeicherheizungen
Variante 1: Verschiebung des Lastprofils
Ein möglicher Anwendungsfall für die im Folgenden betrachtete Variante „Verschiebung des Ladefensters von derNacht in den Tag“ könnte sich im Falle einer hohen Photovoltaikstromerzeugung ergeben. Auf dieseWeise kann dernächtliche Einsatz fossiler Kraftwerke reduziert und gleichzeitig erneuerbar erzeugter Photovoltaikstrom sinnvoll integriert werden.
8.3 Methodik zur Ermittlung der Last-managementpotenziale
Die generierten Lastverläufe für die elektrischeWärmebereitstellung in Süddeutschland dienen als Grundlage für dieErmittlung der Lastmanagementpotenziale. Zum Verständnis der Rolle von elektrischen Speicherheizungen undWärmepumpenwurden die Technik, die aktuelle Handhabung,dieMarktmechanismen sowie optimierte Einsatzmöglichkeiten in Gesprächenmit Vertretern von E.ONMetering,E.ON Bayern, LEWVerteilnetz und EnBWVertrieb diskutiert. Es wurdenMethoden entwickelt, um Lastverschiebungspotenziale unter verschiedenen Prämissen zu ermitteln. Dabei wurden sowohl Methoden, die eine vorherigePlanung voraussetzen, als auch Ansätze, mit denen ohnevorherige Planung kurzfristig auf Ereignisse reagiert werden kann, berücksichtigt.
Wärmelastgänge wurden in stündlicher Auflösung für dieAbschätzung des Lastverschiebungspotenzials über einfirmeninternes Gebäudesimulationsmodell und ein Ener
Variante 1: Darstellung der Lastmanagementpotenziale von elektrischen Speicherheizungen durchVerschiebung des Lastprofils Abbildung 48
Darstellung FfE
Leistung
Zeit
1. Tag 2. Tag 3. Tag
LastreduzierungLasterhöhungursprüngliches Lastprofilneues Lastprofil (Verschiebung um 12h)
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71
ters zur Tageszeit geringer beladen als bei niedrigeren Außentemperaturen bei einer nächtlichen Beladung.
Variante 2: Vorgezogene Speicherladung
Für den Fall eines vorhersehbaren Versorgungsengpasseskönnte die Speicherbeladung in die Schwachlastzeit vorgezogen werden, um die Lasten aus dem kritischen Zeitfenster zu schieben. Der Fokus liegt dabei nicht auf der Nutzung hoher Erzeugung, sondern auf der Überbrückung deserwarteten Engpasses. Wenn die vorgezogene Last nicht auserneuerbaren Energiequellen zu decken ist, kann diese indiesem Szenario auch durch konventionelle Kraftwerke bereitgestellt werden.
DieMotivation zur vorgezogenen Speicherbeladung kannjedoch auch im Aufkommen einer hohen Erzeugungsleistung beruhen. Bei hoher Einspeisung aus erneuerbarenEnergiequellen könnten die Speicher zum Beispiel vorzeitigbeladen und dadurch zukünftig anstehende Lasten zur Beladung reduziert werden.
Elektrische Speicherheizungen sind so dimensioniert, dasseine Vollladung des Speichers circa acht Stunden benötigtund ein voller Speicher selbst am kältesten Tag des Jahresausreicht, um denWärmebedarf in den restlichen 16 Stunden eines Tages zu decken (Stadler 2005).
Aufgrund dieser Speicherdimensionierung ist es möglich,die Speicherbeladung beliebig auf einen anderen Zeitraumdes Tages zu legen. Diese Verschiebung kann unter den aktuellen Rahmenbedingungen allerdings nicht spontan erfolgen, sondern erfordert einen Tag für die Umstellung. Da dieBeladung von elektrischen Speicherheizungen über Rundsteuersignale oder in das Gerät integrierte Zeitschaltuhrenfreigegeben wird, könnte diese Variante ohne Investitionenin Steuerungs und Kommunikationstechnik umgesetztwerden. Es wäre allerdings eine Anpassung vor Ort erforderlich, um die Zeitschaltuhren einzustellen oder um eineausreichende Beladung während des Ladezeitfensters amTag zu gewährleisten. Ansonsten würde der Speicher bei einer höheren Außentemperatur während des Ladezeitfens
Variante 2: Darstellung der Lastmanagementpotenziale von elektrischen Speicherheizungen durchvorgezogene Ladung Abbildung 49
Darstellung FfE
Leistung
Zeit
1. Tag 2. Tag 3. Tag
Lastreduzierung
Lasterhöhung
Wärmebedarf
urspüngliches Lastprofil
neues Lastprofil
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eine prognostizierteWindflaute) zu vermeiden, indem derStrombedarf aktiv im Vorhinein erhöht wird (erster Tag),um ihn später absenken zu können (Beginn des zweiten Tages). Sobald die zusätzlich gespeicherte Energie verbrauchtist, muss die Last mindestens gleich demWärmebedarf sein(Ende des zweiten Tages). Für die Umsetzbarkeit wären Investitionen in Steuerungs und Kommunikationstechniknötig, da derzeit nur der Beginn des Beladungszeitraumsgesteuert werden kann, nicht aber die aufzunehmendeEnergiemenge; diese wird nur durch einen anlageninternenTemperaturfühler beeinflusst.
Variante 3: Reduzierung auf denWärmebedarf
Bei unvorhergesehenen Engpässen, zum Beispiel einer geringeren Erzeugung aus erneuerbaren Energiequellen, kanndas Lastprofil während des Ladevorgangs ohne Vorausplanung und unabhängig vom Speicherfüllstand auf den reinenWärmebedarf reduziert werden und als Direktheizung genutzt werden.
Derzeit werden die Speicher der elektrischen Speicherheizungen in Abhängigkeit der Außentemperatur jeweilsnur so weit geladen, dass derWärmebedarf bis zur nächsten Freigabedauer gedeckt werden kann. Der Speicher wirddemnach nur an den kältesten Tagen komplett vollgeladen.Die nicht genutzte Speicherkapazität kann somit an allenanderen Tagen für Lastverschiebungsmaßnahmen verwendet werden. Hierbei könnte während der FreigabedauermehrWärme gespeichert werden, als durch das eigentlichgültige temperaturabhängige Lastprofil vorgesehen wäre.DerWärmebedarf kann nun länger aus dem Speicher gedeckt und die Ladeleistung der folgenden Ladung reduziertwerden. Dabei muss beachtet werden, dass bei höherenAußentemperaturen der Speicher aufgrund von drohenderRaumüberhitzung nicht komplett vollgeladen werden kann.Der jeweils maximal erlaubte Ladezustand in Abhängigkeitder Außentemperatur wird aus der Habilitation von Stadlerübernommen (Stadler 2005).
Die Variante 2 (siehe Abbildung 49) kann dazu dienen, einen absehbaren Versorgungsengpass (zum Beispiel durch
Variante 3: Darstellung der Lastmanagementpotenziale von elektrischen Speicherheizungen durchReduktion der Last auf den Wärmebedarf Abbildung 50
Darstellung FfE
Leistung
Lastreduzierung
Lasterhöhung
Wärmebedarf
urspüngliches Lastprofil
neues Lastprofil
Zeit
1. Tag 1. Tag2. Tag 2. Tag
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Der Eingriff kann spontan ohne Vorausplanung erfolgen.Die Dauer der Abschaltung ist durch den Speicherfüllstandbegrenzt. Sobald derWärmebedarf nach der Abschaltungnicht mehr aus dem Speicher gedeckt werden kann, mussder Lastgang mindestens wieder demWärmebedarf entsprechen. Außerdemmuss der Speicher in der Folge wiederbeladen werden, was zu einer späteren Lasterhöhung führt.Für die Umsetzung dieser Variante sind ebenfalls Investitionen in die Steuerungs und Kommunikationstechnik nötig.
Die vier beschriebenen Varianten sind in Tabelle 9 vergleichend gegenübergestellt.
potenzialermittlung der Wärmepumpen
DemVerteilnetzbetreiber werden sogenannte SperrzeitenfürWärmepumpen zugesichert, die ihm Flexibilität bei derGestaltung der Lastgänge geben. Im Netzgebiet der E.ONBayern AG beispielsweise kann die Versorgung derWärmepumpen täglich für maximal vier Stunden unterbrochenwerden. Zusammenhängend darf die Unterbrechung jedoch
Dabei ist zu beachten, dass in der Folgezeit Lasterhöhungenauftreten, da derWärmebedarf bis zur nächsten Freigabedauer nicht mehr aus dem Speicher gedeckt werden kann.In der Folge kann entweder weiterhin derWärmebedarf abgerufen oder in das ursprüngliche Lastprofil zurückgewechselt werden. Der Vorteil dieser Variante liegt darin, dass dasAbschaltpotenzial ohne Vorlaufzeit und ohne Kenntnis desSpeicherzustands zur Verfügung steht. Für die Umsetzungwären allerdings ebenfalls Investitionen in Steuerungs undKommunikationstechnik nötig.
Variante 4: Lastabschaltung unter Berücksichtigung desSpeicherzustands
Bei unvorhergesehenen Engpässen, zum Beispiel durch denAusfall eines Kraftwerkes, kann das Lastprofil – in Abhängigkeit des Speicherfüllstandes – für einen beschränktenZeitraum komplett reduziert werden, um beispielsweise Zeitfür die Aktivierung zusätzlicher Erzeugungsleistung zu gewinnen.
Variante 4: Darstellung der Lastmanagementpotenziale von elektrischen Speicherheizungen mitBerücksichtigung des Speicherfüllstands Abbildung 51
Darstellung FfE
Leistung
Zeit
Speicherfüllstand
Lastreduzierung
Lasterhöhung
Wärmebedarf
urspüngliches Lastprofil
neues Lastprofil
Speicherfüllstand
18:00 00:00 06:00 12:00 18:00 00:00 06:00
0 %
100 %
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der mittleren Tageslast für Speicherheizungen undWärmepumpen in Summe liegt im Testreferenzjahr bei 2.900MW.DasMinimumwird im Sommer mit rund 100MWerreicht.Außerdem liegen die Hochlastbereiche von elektrischenSpeicherheizungen im Tagesverlauf typischerweise in denNachtstunden.Wärmepumpenweisen hingegen eine relativkonstante Last auf.
elektrische Speicherheizungen
Im Folgenden werden die Lastreduzierungspotenziale vonelektrischen Speicherheizungen bei einer Verschiebung desLastprofils um zwölf Stunden (Variante 1) dargestellt. In denDiagrammenwerden die maximalen undminimalenWerteder mittleren Last für verschiedene Zeitbereiche angegeben.DieWerte geben die mittlere Last über die entsprechendeDauer wieder. Da die Lasten von elektrischen Speicherheizungen im Verlauf eines Tages häufig bei null liegen, liegendie minimalenWerte entsprechend ebenso bei oder nahenull. Aufgrund der Verschiebung des Ladeprofils ist dermaximale Beitrag zur Spitzenlastreduktion nicht gleich dermaximalen Last. Bei einer Beibehaltung des Profilverlaufsreduzieren die ursprünglicheMittagsnachladung oder eineGrundlast denmaximalen Beitrag, da diese ebenfalls entsprechend verschoben werden und dann in das Zeitfensterdes maximalen Beitrags fallen.
Es zeigt sich, dass an einem Tag mit einer äquivalenten Tagesmitteltemperatur von zehn Grad Celsius für eine Stunde
nicht länger als eine Stunde andauern und die Betriebszeit zwischen zwei Abschaltungenmuss mindestens solange sein wie die vorhergehende Sperrzeit. Bei den anderen Netzbetreibern finden sich ähnliche Vorschriften. Dietäglich mögliche Unterbrechung schwankt dabei zwischendrei und sechs Stunden, die maximale Dauer einer einzelnenSperrung zwischen einer und zwei Stunden. Diese Sperrzeiten können vereinfachend als die Lastmanagementpotenziale vonWärmepumpen gesehen werden. Die elektrischeLeistungsaufnahme derWärmepumpen kann somit unterBerücksichtigung der beschriebenen Randbedingungen jederzeit für die Dauer von ein bis zwei Stunden unterbrochenwerden.
8.4 Potenziale
Die Potenziale für eine Leistungsreduktion sind sowohl vonder Temperatur als auch von der Tageszeit abhängig. Daherwurden die Lastverschiebungspotenziale tageszeitabhängig für unterschiedliche Temperaturbereiche berechnet. Diemittlere Leistung der temperaturabhängigen Standardlastprofile ist mit der Häufigkeitsverteilung der Temperatureneines typischen Jahres (Testreferenzjahr) in Abbildung 52dargestellt.
Im dargestellten Jahresverlauf in Abbildung 53 ist erkennbar, dass die Lasten von elektrischen SpeicherheizungenundWärmepumpen imWinter typischerweise am höchsten sind und im Sommer nahe null liegen. DerMaximalwert
Übersicht der vier Varianten der Potenzialermittlung von elektrischen Speicherheizungen Tabelle 9
Darstellung FfE
variante 1 variante 2 variante 3 variante 4
realisierbar mit installierter Steuerungs- und Kommunikationstechnik Xneue Steuerungs- und Kommunikationstechnik nötig X X Xvor Abschaltung Vorausplanung nötig X Xspontane Abschaltung ohne Vorausplanung möglich X X
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Häufigkeit der Temperaturbereiche in Süddeutschland nach gültigen Testreferenzjahren und zugehörigeMittelwerte des Ladelastgangs von elektrischen Speicherheizungen und Wärmepumpen Abbildung 52
Darstellung FfE
Ladeleistung von elektrischen Speicherheizungen (el. Sph.) und Wärmepumpen (WP) in Süddeutschland aufGrundlage der gültigen Testreferenzjahre Abbildung 53
Darstellung FfE
-12,5 bis -7,5 -7,5 bis -2,5 -2,5 bis 2,5 2,5 bis 7,5 7,5 bis 12,5 12,5 bis 17,5 17,5 bis 22
Häufigkeit
Leistung
[MW]
100
80
60
40
20
0
2.500
2.000
1.500
1.000
500
0
äquivalente Tagesmitteltemperatur [°C]
Häufigkeit der Temperaturen [#]Tagesmittelwert des temperaturabhängigen Lastprofils der el. Speicherheizungen [MW]Tagesmittelwert des temperaturabhängigen Lastprofils der Wärmepumpen [MW]
2.500
2.000
1.500
1.000
500
0
Leistung
[MW]
Jan
Feb
Mrz
Apr
Mai
Jun Jul
Aug Sep
Okt
Nov
Dez
Tagesmittelwerteder temperatur-abhängigenLastprofile derel. Sph. in BWund BY
Tagesmittelwerteder temperatur-abhängigenLastprofile derWP in BW und BY
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heizungen erst in den frühenMorgenstunden des nächstenTages wieder ans Netz gehen. Nach den eigentlich gültigentemperaturabhängigen Lastprofilen würde die Ladung bereits in den frühen Abendstunden beginnen. So könnte zumBeispiel eine erwartete Lastspitze am Abend um die danneigentlich vorherrschende Last der elektrischen Speicherheizungen reduziert werden.
Bei einer äquivalenten Tagesmitteltemperatur vonminuszehn Grad Celsius können 600MWh Strom zusätzlich indie Speicher geladen werden, was in der Folge insgesamtzu einer Zeit ohne Last von etwa fünf Stunden führt (wobei davon in drei Stunden die Last wirklich reduziert wirdund in den restlichen zwei Stunden ohnehin keine Beladungstattgefunden hätte). Bei der äquivalenten Tagesmitteltemperatur von plus zehn Grad Celsius können die Speicherheizungen bei einer zusätzlichen Beladung von rund 13 GWh ineiner Nacht in der Folgezeit über 24 Stunden vomNetz genommenwerden. Dabei wird berücksichtigt, dass bei steigender Temperatur die Speicher nicht mehr komplett geladen werden dürfen, um Raumüberhitzungen zu vermeiden.
Die temperaturabhängigen Lastprofile der Verteilnetzbetreiber unterscheiden sich insbesondere tagsüber folgendermaßen:
→ LEWVerteilnetz GmbH: Last während des Tagesdurchgehend auf null
→ E.ON Bayern AG: Mittagsnachladung→ EnBWRegional AG: tagsüber durchgehend
niedriges Grundlastband
Es ergeben sich für die Netzgebiete zum Teil erheblicheUnterschiede bei der Abschaltdauer beziehungsweise derzusätzlichen Zeit ohne Last. Da zum Beispiel im EnBWGebiet die Gesamtlast der elektrischen Speicherheizungenfast durchgehend ein Grundlastband beschreibt, ist die Abschaltdauer überdurchschnittlich lang –wobei aber nur einesehr geringe Last reduziert werden kann (und die zusätzliche Zeit ohne Last bei null liegt).
Um trotz dieser Unterschiede eine einzige Abschaltdauerfür Süddeutschland ausweisen zu können, wurde für jedes
ein Beitrag zur Spitzenlastdeckung vonmaximal 1.600MWmittlerer Last geleistet werden kann. Dies ist allerdingsnicht für jede beliebige, sondern nur für eine bestimmteStunde möglich. Im schlechtesten Fall kann kein Beitragzur Reduzierung der Spitzenlast geleistet werden. Über dieDauer von zwölf Stunden lässt sich mit dieserMethodeein maximaler Beitrag von 980MWmittlere Last realisieren. Dies ist aber ebenfalls nur für einen bestimmtenAbschaltblock von zwölf Stundenmöglich. Für die anderen 24 vorstellbaren Startpunkte lässt sich nur ein geringeres Potenzial realisieren. Bei einer äquivalenten Tagesmitteltemperatur von null Grad Celsius steigt der maximaleBeitrag auf 3.000MW für eine Stunde; über die Dauer vonzwölf Stunden lassen sich maximal 1.800MWbereitstellen. Für den seltenen Fall einer Tagesmitteltemperatur vonminus zehn Grad Celsius – im Testreferenzjahr gibt es vierTage mit einer Tagesmitteltemperatur vonminus 7,5 bis minus 12,5 Grad Celsius – erhöhen sich die Potenziale weiter.Bei einer Spitzenlast von rund 5.700MWbeträgt der maximale Beitrag zur Senkung für eine Stunde 4.600MW. Überdie Dauer von zwölf Stunden lässt sich im besten Fall einemittlere Last von 2.900MW reduzieren. Im Anhang sind dieErgebnisse grafisch dargestellt.
Bei einer vorgezogenen Speicherbeladung (Variante 2) können die Speicherheizungen in Abhängigkeit der äquivalenten Tagesmitteltemperatur für längere Zeit vomNetz getrennt werden. Es wird sowohl die Energiemenge, die in derNacht zusätzlich zum eigentlichen Bedarf in den Speichergeladen wird, als auch die darauf folgende Zeit, in der durcheine vermiedene Beladung ein Beitrag zur Spitzenlastreduktion geliefert werden kann, dargestellt (siehe Anhang).Neben der Zeitdauer der tatsächlichen Lastreduzierung (imVergleich zu einer üblichen Beladung) ist die Dauer ausgewiesen, in der auch im Falle einer üblichen Beladung keineLast amNetz gewesen wäre.
Die Abschaltdauer beginnt immer in denMorgenstundenmit Beendigung des Ladevorgangs. Zum Beispiel können dieSpeicherheizungen bei einer äquivalenten Tagesmitteltemperatur von fünf Grad Celsius nach einer zusätzlichen Beladung in der Nacht von zwölf GWh in der Folge 19 StundenvomNetz genommenwerden. Damit würden die Speicher
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für Süddeutschland angegeben werden, da sich die Lastprofile der verschiedenen Verteilnetzbetreiber – wie obenbeschrieben – zu stark unterscheiden. Die Lastprofile derEnBWRegional sinken zum Beispiel im Tagesverlauf nieauf null, sodass unter Umständen sehr lange Abschaltzeiten möglich sind, wobei die abschaltbare Leistung dabei nursehr gering ist.
Die maximalen Abschaltzeiten variieren somit an einemTag mit der äquivalenten Tagesmitteltemperatur zehn GradCelsius je nach Netzgebiet zwischen sechs und zwölf Stunden, bei der äquivalenten Tagesmitteltemperatur minuszehn Grad Celsius liegen sie in allen untersuchten Netzgebieten zwischen fünf und zehn Stunden. Die maximaleAbschaltleistung liegt bei minus zehn Grad Celsius bei über5.000MWund bei zehn Grad Celsius bei knapp 1.300MW.Die Leistungen sind aber nur bei einem bestimmten Abschaltzeitpunkt zu erreichen und gelten auch nur für dieerste Stunde der Abschaltung und nicht für den gesamtenAbschaltzeitraum. Die mittlere Leistung, die bei diesen Abschaltzeitpunkten über die gesamte Abschaltdauer reduziertwerden kann, ist zum Teil erheblich geringer.
Wärmepumpen
Die Ermittlung der Abschaltpotenziale derWärmepumpenin Süddeutschland basiert auf einer flexiblen Abschaltzeitder Anlagen, die an die jeweiligen Sperrzeiten der Verteilnetzbetreiber angelehnt ist. Bevor dieWärmepumpen erneut
Netzgebiet ein Skalierungsfaktor ermittelt. Dieser wird inAbhängigkeit der zusätzlich in der Nacht geladenen Energiemenge der unterschiedlichen Netzgebiete gebildet. Mitdiesem Faktor wird ein gewichteter Mittelwert aus denWerten für die Abschaltdauer sowie die zusätzliche Zeitohne Last gebildet.
Bei einer Reduzierung der Last von elektrischen Speicherheizungen auf denWärmebedarf (Variante 3) kann in denZeitbereichenmit den geringsten Lasten nahezu kein Beitrag für eine Spitzenlastreduktion geliefert werden. Für eineTagesmitteltemperatur von plus zehn Grad Celsius ergibtsich in der Stunde mit dem höchsten Potenzial ein Beitragzur Spitzenlastreduktion von 900MW. Für die Dauer vonzwölf Stunden können bestenfalls 400MWmittlere Leistung bereitgestellt werden. Für die Tagesmitteltemperaturvon null Grad Celsius liegt der maximale Beitrag für eineStunde bei 2.300MW, für zwölf Stunden bei 1.050MWmittlerer Leistung.
Für niedrigere Temperaturen erhöht sich das Potenzial weiter. Bei minus zehn Grad Celsius steigt der maximale Beitrag auf 3.100MWmittlere Leistung (Abschaltdauer eineStunde) beziehungsweise 1.500MWmittlere Leistung (Abschaltdauer zwölf Stunden). Im Anhang sind die Ergebnissegrafisch dargestellt.
Bei der Lastabschaltung unter Berücksichtigung des Speicherfüllstandes (Variante 4) kann kein Gesamtpotenzial
Übersicht der Lastmanagementpotenziale von elektrischen Speicherheizungen und Wärmepumpen Tabelle 10
Darstellung FfE
el. Speicherheizungen variante 1 el. Speicherheizungen variante 3 Wärmepumpen
äquivalente tages-mitteltemperatur
Abschaltdauer 1 Stunde
Minimumin MW
Maximumin MW
Minimumin MW
Maximumin MW
Minimumin MW
Maximumin MW
-10 °C 0 4.610 0 3.150 550 630
0 °C 0 3.010 0 2.300 340 400
10 °C 0 1.620 0 910 110 180
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gesperrt werden können, wird die Nachholung der reduzierten Last berücksichtigt. Im Anhang sind die maximalen undminimalenWerte der mittleren Last und der Abschaltpotenziale der jeweiligen Abschaltintervalle für die verschiedenen Tagesmitteltemperaturen dargestellt. Die gesamte LastderWärmepumpen kann für eine Stunde reduziert werden.In Abhängigkeit der Tageszeit können bei einer äquivalenten Tagesmitteltemperatur von plus zehn Grad Celsius demnach zwischen 110 und 180MWabgeschaltet werden. Aufgrund der geringen Speicherkapazitäten zeigt sich, dass dieLastreduzierungspotenziale mit zunehmender Dauer schnellabnehmen. Bei einem Zeitbereich von zwölf Stunden beträgtdie mittlere abschaltbare Leistung etwa 14MW.
Bei null Grad Celsius können für eine Stunde 340 bis400MWund für zwölf Stunden etwa 40MWabgeschaltet werden. Für minus zehn Grad Celsius steigt das Potenzial auf 540 bis 620MW für eine Abschaltdauer von einerStunde und auf circa 60MW für zwölf Stunden.
Zusammengefasst werden die Lastmanagementpotenzialevon elektrischen Speicherheizungen undWärmepumpen inTabelle 10 dargestellt.
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sen in der Papier oder Zementindustrie sind die Potenziale amWochenende zum Teil sogar höher als in derWoche.Die Aktivierungsdauern sind in der Regel innerhalb von15Minuten bis zu einer Stunde aktivierbar. Das Potenzialinsgesamt beträgt für ein systemstützendes Lastmanagement circa 450MW (siehe Tabelle 11). Häufig werden dieseProzesse bereits für ein internes Spitzenlastmanagementoder für eine optimierte Beschaffung eingesetzt. Dieses betriebliche Lastmanagement ist in der Regel nur begrenzt andie aktuelle Systemsituation gekoppelt. Situationen, die einRedispatch notwendig machen oder die einen hohen Regelenergieabruf bedingen, gehen nicht zwangsläufigmit hohenBörsenstrompreisen einher. Aus diesem Grund besteht ineiner Kopplung dieser Nachfrage an die SystemsituationeineMöglichkeit, die Versorgungssicherheit zu erhöhen.
Das Lastflexibilisierungspotenzial der Querschnittstechnologien ist abhängig von den Schichtmodellen der Unternehmen. Die Potenziale stehen in unterschiedlichemMaße überdie Tageszeit verteilt zur Verfügung und können kurzfristig über geringe Zeiträume von 15Minuten bis zu mehrerenStunden (in Einzelfällen) abgerufen werden. An Sonn undFeiertagen sind die Last und somit die Abschaltpotenziale am geringsten. AnWerktagen zur Hauptbetriebszeit
9.1 Potenziale im Bereich energieintensiveIndustrie und Querschnittstechnologien
9.1.1 Beitrag zur Versorgungssicherheit
Aus Systemsicht können Lastmanagementpotenziale danneinen Beitrag zur Versorgungssicherheit liefern, wenn siein kritischen Situationen verfügbar sind. Die Berichte derBundesnetzagentur zeigen, dass kritische Situationenmiteiner Aktivierung der Kaltreserve in denWintermonatenDezember 2011 und Februar 2012 aufgetreten sind (siehehierzu auch Kapitel 4 und Abschnitt 12 im Anhang). Das kritische Zeitfenster lag einigeMale zwischen 19 und 20 Uhr,das durch eine hohe Stromnachfrage und keine Photovoltaikleistung gekennzeichnet ist. RedispatchMaßnahmenzur Stabilisierung des Netzes sind aber auch tagsüber undin denMorgenstunden durchgeführt worden. Der Abruf anRegelenergie verteilt sich über den gesamten Tag, wobei imJahr 2012 häufiger in den Tagesstunden Regelenergie abgerufen worden ist. Unterschiede zwischen der Abrufhäufigkeit imWinter und im Sommer lassen sich wenig ausmachen. Diese Charakteristik kann zumindest zum Teil durchflexible Lasten erfüllt werden. Die Befragungen in Kapitel5.3 haben gezeigt, dass eine Aktivierung von Lasten zwischen 20 und 50mal pro Jahr von den Unternehmen alsrealisierbar eingeschätzt wurde. Damit lassen sich ein Teilder Redispatch und Regelenergieabrufe mit Lasten durchführen. Bei der zeitlichen Verfügbarkeit sind die Abrufe zumTeil länger, als sie typischerweise durch Lasten realisiertwerden können. Diese stehen in der Regel zwischen ein undvier Stunden zur Verfügung.
Der Beitrag der energieintensiven Prozesse zur Versorgungssicherheit hängt aufgrund der kontinuierlichen Produktionsweise nur sehr wenig von der Tageszeit ab, sondernsteht das gesamte Jahr über zur Verfügung. Bei Prozes
9. Realisierbares Potenzial für ein Lastmanagement inder Industrie und bei Wärmepumpen/elektrischenSpeicherheizungen
Realisierbares und bisher genutztes Last-managementpotenzial in energieintensivenAnwendungen Tabelle 11
Abschätzung Fraunhofer ISI
realisierbares lastmanagementpotenzial ca. 450 mW
bisher genutzt für Redispatch -
bisher genutzt im Regelenergiemarkt ca. 76 MW
bisher genutzt für opt. Beschaffunggeschätzt300 bis 400 MW
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vernachlässigbar. Die Lasten sind relativ homogen zu denIndustrielasten imNetz verteilt und können auch zur Behebung von lokalen Engpasssituationen verwendet werden. Inentsprechenden Situationen könnten beispielsweise auchdie Lasten von Kälteerzeugungsanlagen vorzeitig erhöhtwerden.
9.1.2 Hemmnisse und Ansätze zur umsetzung
Hemmnisse
Im Rahmen der Studie wurden die relevantesten Hemmnisse für eine weitere Umsetzung der Lastmanagement
sind die Abschaltpotenziale somit erwartungsgemäß amhöchsten. Die maximal undminimal über eine Stunde zurVerfügung stehenden Abschaltpotenziale sind in Abbildung 54 dargestellt. Das maximale Abschaltpotenzial liegtbei etwas unter 480MW, das minimale bei etwa 270MW.Das minimale Potenzial entspricht nicht der Summe allerberechneten Potenziale im Grundlastbetrieb, da nicht davonausgegangen werden kann, dass alle Betriebe sonntags imGrundlastbetrieb sind. Stattdessen wurde für jede Branche abgeschätzt, welcher Anteil der Betriebe sonntags imjeweiligen Betriebszustand (Normalbetrieb, reduzierter Betrieb, Grundlastbetrieb) ist und auf dieser Basis das minimale Potenzial ermittelt. Jahreszeitliche Schwankungen sind
Maximal und minimal abschaltbare Leistung der Querschnittstechnologien über eine Stunde Abbildung 54
Darstellung FfE, basierend auf Daten des Statistischen Bundesamts und eigenen Berechnungen
76
96
24
34
23
4643
27
36
24
57
37
46
11
11
1724
22
13 11
18
30
Hof
Ulm
Fürth
Aalen
Passau
München
Neu-Ulm
Kempten
Bamberg
Augsburg
Würzburg
Erlangen
Bayreuth
LandshutTübingen
Konstanz
MannheimNürnberg
Rosenheim
Offenburg
Pforzheim
Karlsruhe
Heilbronn
GöppingenEsslingenS tuttgart
Regensburg
Reutlingen
Heidenheim
WaiblingenIngolstadt
S chweinfurt
Ludwigsburg
Baden-BadenS indelfingen
Aschaffenburg
Friedrichshafen
Villingen-S chwenningen
Gesamtstromverbrauch derbetrachteten Branchen
Abschaltbare LeistungQuerschnittstechnologienin Baden-Württembergund Bayern
für eine Stundein MW
maximal abschaltbare Leistung
minimal abschaltbare Leistung
3,5 - 4,5
> 4,5 - 6,5
> 6,5 - 8
> 8,0 - 12
> 12
in TWh/a
0 50 100 km
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Regelenergie zur Verfügung stellt, wird nur von einem sehrgeringen Anteil der Unternehmen aktiv durchgeführt.Für die Implementierung eines Lastmanagements fallen Anfangsinvestitionen an, die sich aus den Erlösen finanzierenmüssen. So rechnen die Unternehmen für den Einbau dernotwendigen Technik sowie die Planung des Lastmanagements mit Kosten von einigen Tausend Euro. Attraktiv wirdes für die Unternehmen, wenn sie durch eine Beteiligungmehr als fünf Prozent ihrer Stromkosten sparen können.Bei größeren Unternehmenmit hohen Stromkosten könnenauch niedrigere prozentuale Einsparungen bereits attraktivsein.
Ein weiterer Kritikpunkt bezieht sich auf die Aktivierungnegativer Leistung.Wenn der Abruf eine Lastspitze erzeugt,erhöht sich der zu zahlende Leistungspreis für die Netznutzung. Diese zusätzlichen Kosten sind mit den erzielten Erlösen zu verrechnen und können diese sogar überschreiten.Anbieter negativer Leistung müssen dies bei der Kalkulationberücksichtigen und werden durch diesen Umstandmöglicherweise an einer Teilnahme gehindert. Folglich wird dasAngebot negativer Leistung verringert, beziehungsweise eswird zu höheren Preisen angeboten, wodurch sich die Kosten für die Regelleistungsbeschaffung erhöhen können.
Die bisher beschriebenen Anforderungen und Hemmnissezeigen, dass Dienstleister für die Umsetzung der Lastmanagementpotenziale von großer Bedeutung sind. Sie könnenüber ein Pooling von Anlagen den Unternehmen die notwendige Flexibilität bieten und gleichzeitig den Netzbetreibern gesichert Leistung zur Verfügung stellen. Die größtenHemmnisse für eine Umsetzung sehen diese Akteure inder bestehenden Aufteilung der Rollen derMarktteilnehmer. Durch die Entflechtung des Energiemarktes fällt aufjeden Teilnehmer nur eine Rolle, wodurch eine Steuerungder Lasten zugunsten des Gesamtsystems verhindert wird.Demand-Response-Aggregatoren fällt es aufgrund der Vielzahl derMarktrollen schwer, sich imMarkt zu etablieren, dasie mit jedem Teilnehmer separate Abkommen treffenmüssen (vgl. Abbildung 55).
potenziale zur Steigerung der Netzstabilität identifiziert.Eine wichtige Voraussetzung für Unternehmen ist, dass dieLastmanagementpotenziale nur aktiviert werden können,wenn sie den betrieblichen Anforderungen gerecht werden.Die Ausgestaltung der geeigneten Anreize wie etwa durchden Regelenergiemarkt oder die Verordnung zu abschaltbaren Lasten entscheidet, welche Potenziale in welchemUmfang und zu welchen Kosten aktiviert werden können.Als wichtigstes Hemmnis, Lastmanagement zu betreiben,werden von den befragten Unternehmen Produktionsstörungen und Auswirkungen auf die Produktqualität genannt.Zum Teil werden Störungen der Arbeitsabläufe befürchtet,wenn Lastmanagementpotenziale auf Anforderung aktiviertwerden. Darüber hinaus schätzen viele Unternehmen diederzeitigen Bedingungen, um sich an einem Lastmanagement zu beteiligen, als zu restriktiv ein. Längere Vorankündigungszeiten, die in die Produktionsplanung integriertwerden können, sowie Aktivierungszeiträume vonmaximalzwei Stunden wurden von vielen Unternehmen als notwendige Rahmenbedingungen genannt. Typischerweise sindabschaltbare Lasten in einer Größenordnung von einigenHundert kW bis zu mehrerenMWverfügbar. Diese Leistungsklassen werden beispielweise im Rahmen der Verordnung zu abschaltbaren Lasten aufgrund derMindestleistungausgeschlossen.Weiterhin wurde von den Unternehmenauch dieMöglichkeit, kurzfristig auf veränderte Produktionsanforderungen zu reagieren und Lastmanagementpotenziale dann nicht anbieten zu müssen, als wichtigeBedingung genannt. Für viele Unternehmen sind auch diederzeitigen finanziellen Anreize, um sich an Lastmanagementmaßnahmen zu beteiligen, zu gering.
Umsetzung und Kosten
Heute wird von den Unternehmen zum Teil ein betrieblichesLastmanagement umgesetzt, das heißt, die Unternehmenoptimieren ihre betriebliche Strombeschaffung. Dabei nutzen sie Lastmanagementpotenziale, um ihre betrieblichenSpitzenlasten in ihrem Unternehmen zu reduzieren oderihre Strombeschaffung zu optimieren. Diese Lastmanagementmaßnahmen können, aber müssen nicht zwangsläufigsystemdienlich sein. Ein systemstützendes Lastmanagement, dass zum Beispiel auf Anforderung des Netzbetreibers
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9.2.2 Hemmnisse und Ansätze zur umsetzung
Hemmnisse
Die Realisierung von Lastreduzierungspotenzialen bei elektrischen Speicherheizungen undWärmepumpen als Reaktion aufMarktsignale ist momentan aus regulatorischenGründen nicht möglich, da sowohl die Verantwortung fürdie Prognose (Erstellung der Lastprofile) als auch die Schaltung bei den Verteilnetzbetreibern liegt. Die Lastprofilemüssen von den Energieversorgern entsprechend in ihremFahrplan berücksichtigt werden.
Umsetzung und Kosten
Lastmanagementmaßnahmen erfordern Investitionen fürtechnische Nachrüstungen, die in Abhängigkeit der angewendetenMethode zur Verschiebung der Lasten unterschiedlich hoch ausfallen. Die Verlagerung der Lasten vonder Nacht in den Tag ist technisch bereits heute möglich, esmüsste lediglich eine einmalige Anpassung an den Einstel
9.2 Potenziale im Bereich Wärmepumpenund elektrische Speicherheizungen
9.2.1 Beitrag zur Versorgungssicherheit
Die aktuellen Lastprofile von elektrischen Speicherheizungen undWärmepumpen unterliegen starken temperaturabhängigen Schwankungen. Ein Abschaltpotenzial stehtdaher überwiegend an kalten Tagen während der Nacht zurVerfügung. In den Spitzenlastfenstern imWinter (18 bis20 Uhr) ist in der Regel nur ein geringes Potenzial verfügbar.Die Verfügbarkeit der Lastreduzierungspotenziale vonWärmepumpen ist durch das relativ homogene Tageslastprofilhöher, sodass hier jederzeit für eine kurze Dauer Lasten reduziert werden können. Bei den elektrischen Speicherheizungen kann darüber hinaus, abhängig von Tageszeit undTemperatur, die Last auch erhöht werden. Bei denWärmepumpen kann von einem zunehmenden Potenzial ausgegangen werden, da eine Verdopplung bis Verdreifachung desBestandes aus dem Jahr 2011 bis zum Jahr 2020 erwartetwird.
Bilaterales Vertragswerk eines Demand-Response-Aggregators Abbildung 55
Darstellung FfE
Lieferant• Vereinbarung überStrommengenaus-gleich
ÜNB• Präqualifikation fürRegelleistung
Demand-Response-Aggregator
VNB• VereinbarungNichtverfügbar-keitsmeldung nach§19 (2) Strom NEV
Kunde• Demand-Response-Vertrag
Bilanzkreisver-antwortlicher(BKV)• Vereinbarung zurAbrechnung desBilanzkreises
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Wärmepumpen die Verschiebepotenziale der Technologienausnutzen, um den Stromverbrauch flexibel und kurzfristig in Niedrigpreiszeiten zu verschieben. Da andererseitsHochpreiszeiten in der Regel ein Signal für Erzeugungsknappheiten sind, könnte durch dieses Verfahren eine höhere Netzstabilität erreicht werden. Bei einer Teilnahme amRegelleistungsmarkt könnten ebenfalls zusätzliche Erlöseerzielt werden und ein Beitrag zur Systemsicherheit geleistet werden. Eine wesentliche Voraussetzung hierfür ist, dassdie Lieferung und Abrechnung nicht mehr auf Basis vonstandardisierten Lastprofilen erfolgt. Durch die Installationvon Steuerungseinrichtungen für die Regelung der Anlagendurch den Lieferanten sind zusätzliche Investitionen nötig.
Eine alleinige Ausrichtung an bestehenden Preissignalenlässt jedoch Kapazitätsgrenzen des Stromnetzes unberücksichtigt. Daher wird von einigen Akteuren die Etablierungeiner sogenannten Netzampel im Verteilnetz vorgeschlagen,um die Lasten flexibel an die Situation imNetz anzupassen.Von „grünen“ über „gelbe“ zu „roten“ Situationen nimmt dieRolle des reinenMarktes ab und die Entscheidungsgewaltbeim Netzbetreiber zu (Lücking 2013;Wiechmann 2012).
Neben den beschriebenenmittelfristigen Lösungsansätzen,könnte eine Nutzung der aufgezeigten Lastmanagementpotenziale auch kurzfristig realisierbar sein. Die Leistungsaufnahme der elektrischen Speicherheizungen undWärmepumpenwird bisher über die Freigabedauer beziehungsweise Sperrzeit durch die Verteilnetzbetreiber beeinflusst. Durch allgemein geltende gesetzliche Vorschriften(verpflichtendes Lastprofil, Pflicht zu Schaltung in Engpasssituationen) oder Anreize (Saldo im Bilanzkreis) für dieVerteilnetzbetreiber könnte die vorhandene Infrastruktur genutzt werden, um elektrische Speicherheizungen undWärmepumpen gemäß der Netzstabilität und Versorgungssicherheit zu schalten.
Es gibt bereits Projekte und Arbeitsgruppen, in denen dieflexible Beladung von elektrischen Speicherheizungenoder der flexible Betrieb vonWärmepumpen in der Praxis erprobt beziehungsweise diskutiert wird. Im Folgendenwerden die präsentesten Projekte und Arbeitsgruppen kurz
lungen der Steuergeräte vorgenommenwerden. Ein Vorziehen der Lasten zur Entlastung bevorstehender Engpässeoder die Bereitstellung desMindestbedarfs der Anlagenwürde eine technische Nachrüstung und entsprechendeImplementierungskosten erfordern – in Abhängigkeit dervorgesehenen Lastverschiebungsmethoden.Wenn einmaldiese Investitionen getätigt worden sind, werden für einedurchgeführte Lastverschiebung – abgesehen von organisatorischen Kosten – keine weiteren Kosten anfallen. Bei einerflexiblen Fahrweise könnten viertelstundenscharfe Referenzmessungen typischer Anlagen für die Erstellung undAbrechnung der Profile herangezogen werden.
Das momentane Regelwerk (§ 13 Abs. 1 Satz 1 und 2 StromNZV) sieht vor, dass der Verteilnetzbetreiber die Lastprognosen für die Standardlastprofilkunden erstellt. JederLieferant skaliert seine Lieferung anhand der Standardlastprofile (SLPs) und den Vorjahreswerten seiner Kunden.Dem Verteilnetzbetreiber ist vor allem daran gelegen, einegeringe Abweichung zu den prognostizierten Lasten zu erzielen. Abweichungen können zu Ausgleichsenergiezahlungen führen. Damit verbundene Kosten werden zwar überdie Netzentgelte verrechnet, können aber zu einer schlechteren Bewertung des Netzbetreibers durch die Bundesnetzagentur und folglich zu geringeren Vergütungen führen.Eine kurzfristige oder flexible Ausrichtung an der Situationim System oder amMarkt stellt jedoch keinen Vorteil dar.Die Kosten der Strombeschaffung und der Verursachungvon Regelleistung stehen dabei im Hintergrund. Der für dieBeschaffung zuständige Lieferant kann seine Lieferungennicht an denMarkt oder Systempreisen ausrichten undkeine wirtschaftliche Optimierung vornehmen.
Als Lösungsansatz wird eine Erstellung und Gestaltung desBelieferungsprofils durch den Lieferanten diskutiert, dem indiesem Rahmen ebenfalls die Schaltung der Anlagen übertragen werden könnte. Der Lieferant würde Preissignale,welche die jeweilige Erzeugungs und Verbrauchssituationwiderspiegeln, stärker berücksichtigen und die Belieferungflexibel gestalten. Eine Verschlechterung der Prognose istnicht zu erwarten, da der Lieferant verpflichtet ist, einengenauen Fahrplan des Verbrauchs abzuliefern. So kann derLieferant vor allem bei elektrischen Speicherheizungen und
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wirtschaftliche Umsetzung und politische Rahmenbedingungen diskutiert.
dargestellt, um einen Eindruck über Aktivitäten in diesemBereich zu vermitteln.
Von der E.ONMetering GmbHwird in einem Feldversuchzum Beispiel das gesteuerte Laden von elektrischen Speicherheizungen in 45 Haushalten getestet (E.ON 2013). Indem Projekt „Windheizung“ wurden von der RWEAG zusammenmit der tekmar Regelsysteme GmbH und Siemens Energy die starren Ladezeiten von Fußbodenspeicherheizungen in 50 Testhaushalten aufgehoben und diesestattdessen flexibel beladen. Momentan wird der Versuchauf 30 elektrische Speicherheizungen ausgeweitet (Rummeni 2012). Die Vattenfall EuropeWärme AG erprobt indem Projekt „Das virtuelle Kraftwerk“ unter demMotto„Windstrom trifftWärme“ den flexiblen Einsatz vonWärmepumpen und Blockheizkraftwerken. Bis Ende 2013 sollen 200.000Wohneinheiten im Rahmen des Projektes mitWärme versorgt werden (Vattenfall 2011).
In den genannten Projekten soll derWärmebedarf durch dieflexible Steuerung der Anlagen unter Berücksichtigung desSystemzustands gedeckt werden. Sie zielen unter anderemauf eine bessere Nutzung Erneuerbarer Energien, die Erbringung von Systemdienstleistungen, Komfortgewinnenund Kostensenkungen ab.
Das Bundesministerium fürWirtschaft und Technologie hateine Arbeitsgruppe „Intelligente Netze und Zähler“ einberufen, die das Ziel verfolgt, technische, sozioökonomische,rechtliche und politische Rahmenbedingungen zu identifizieren und daraus Handlungsempfehlungen für den Aufbaueines intelligenten Netzes abzuleiten (BMWi 2013). In einerArbeitsgruppe der Energietechnischen Gesellschaft im Verband der Elektrotechnik wird unter dem Titel „Wärme undKälteversorgung in flexiblen Energieversorgungssystemenmit hohen Anteilen an erneuerbaren Energien“ unter anderem der Einsatz von elektrischen Speicherheizungen undWärmepumpen für Lastmanagementmaßnahmen diskutiert.Ziel dieser Arbeitsgruppe ist die Darstellung der zukünftigen Rolle von stromgeführtenWärme und Kältesystemenin einem Stromsystemmit einem hohen Anteil fluktuierender Erzeugung. Dabei werden Technologien, Potenziale,
STUDIE | Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlastbedarfs in Süddeutschland
85
grund der verschiedenenMöglichkeiten von Lastmanagement und der spezifischen Gegebenheiten nicht möglichund daher werden die Kosten einer Gasturbine mit den Kosten für den Netzbetreiber für Lastmanagement im Rahmender Verordnung zu abschaltbaren Lasten (AbLaV) verglichen.Zusätzlich werden die für Lastmanagement im Regelleistungsmarkt theoretisch erzielbaren Erlöse aufgezeigt.
Ein großer Vorteil von Gasturbinen gegenüber Lastmanagementmaßnahmen besteht darin, dass die Erzeugungsleistung weitestgehend unabhängig von Tageszeit, Wochentagen oder saisonalen Einflüssen grundsätzlich verfügbar ist.Abgesehen von geplanten und ungeplanten Betriebsstillständen kann die Erzeugungsleistung zwischen null und dermaximalen Nennleistung variiert werden, ohne dass andereRestriktionen berücksichtigt werdenmüssen.
Ein Vorteil von Lastmanagement ist hingegen, dass dieNachfrage zu gewissen Zeiten auch erhöht werden kann.Dies kann insbesondere bei notwendigen Netzeingriffen,wie dem Redispatch hilfreich sein. Darüber hinaus zeigenErfahrungen aus den USA, dass Verlässlichkeit und Genauigkeit bei der Befolgung von Systemanforderungen entsprechend sein kann (Hurley u. a. 2013).
In der AbLaV ergeben sich aus der maximal möglichen Abrufdauer 208 Abrufstunden. Daher werden im Folgendendie jährlichen Kosten einer Gasturbine für 208 Volllaststunden berechnet. Die Berechnungsannahmen zur Gasturbine finden sich im Anhang. Die tatsächliche Abrufdauer imRahmen der AbLaVwird voraussichtlich maximal wenigeStunden betragen, zum Vergleich werden daher ebenfallsdie Kosten für zehn Abrufstunden angegeben. Den Vergleichzwischen Vergütungen nach der AbLaV und den Kosten einer Gasturbine zeigt Abbildung 56.
Die AbLaV bietet für die Bereitstellung von einemMWabschaltbarer Leistung eine Vergütung in Höhe von30.000 Euro/MWpro Jahr und ein Arbeitsentgelt in variabler Höhe von 100 bis 400 Euro/MWh, woraus sich bei einer
Für die Umsetzung vonmöglichen Anreizsystemen beziehungsweise Vergütungsmodellen ist es von Interesse, inwelchem Rahmen die Kosten für die Bereitstellung flexibler Erzeuger oder Verbraucher liegen undwelche Erlöse anbestehendenMärkten erzielt werden können. Ein Versorgungsengpass im Stromnetz kann entweder durch eineErhöhung der Erzeugungsleistung oder durch eine Reduzierung der Verbraucherlast am jeweils entsprechendenStandort behoben werden.
Um Lastmanagement im Unternehmen betreiben zu können,sind in der Regel Anfangsinvestitionen in Steuerungs undKommunikationstechnik notwendig. Nur bei sehr wenigenUnternehmen, die bereits zum Beispiel am Regelenergiemarkt teilnehmen und ihre Anlagen dafür schon präqualifiziert haben, fallen kaum Investitionen an. Bei denmeistenanderen Unternehmen, die bisher ein Lastmanagement nurfür eine betriebliche Optimierung oder gar nicht einsetzen,sind Investitionen notwendig. Schätzungen der befragten Dienstleister gehen hier von einigen Tausend Euro proUnternehmen aus, die für eine Anbindung an eine externeKontrolleinheit notwendig sind. Mögliche weitere Kostenbei einer Aktivierung der Potenziale sind zusätzliche Personalkosten, zusätzlicheMaterialkosten sowie Kosten durcheinen Produktionsausfall. Letztgenannte Kosten spielen beiden im Rahmen der Studie ausgewiesenen Potenzialen eineuntergeordnete Rolle, da die Potenziale unter der Prämisseerhoben wurden, dass weder Komfort nochWertschöpfungwesentlich eingeschränkt werden.
Bisher erfolgt die Anpassung üblicherweise durch eine Erhöhung der Erzeugungsleistung konventionell betriebenerKraftwerke. Der Kraftwerkseinsatz der letzten Jahre zeigt,dass Pumpspeicherkraftwerke und Gaskraftwerke am häufigsten für die Deckung von Spitzenlasten eingesetzt wurden. Da im Stundenbereich diese Funktion auch durch Lastmanagement erbracht werden könnte, werden im Folgendendie Kosten für den Betrieb einer typischen Gasturbine fürdie Deckung weniger Spitzenlaststunden dargestellt. Eineallgemeine Kostendarstellung von Lastmanagement ist auf
10. Wirtschaftliche Betrachtung von Lastmanagement
Agora Energiewende | Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlastbedarfs in Süddeutschland
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erzielbare erlöse am regelleistungsmarkt
AmRegelleistungsmarkt könnenmit der Bereitstellungflexibler Lasten Erlöse erzielt werden. Nach Aussage vonTenneT TSO GmbHwaren zum Zeitpunkt der Studienerstellung zwei Anbieter in der Regelzone von TenneT für positiveMinutenreserve präqualifiziert. Regelleistung wird vonden Übertragungsnetzbetreibern ausgeschrieben und imBedarfsfall abgerufen, um kurzfristig Erzeugung und Verbrauch von elektrischer Energie ins Gleichgewicht zu bringen, da es andernfalls zu erheblichen Frequenzschwankungen kommt.
In Abhängigkeit der Erfüllung der Zugangskriterien könnendie schaltbaren Lasten als Minutenreserve oder als Sekundärregelleistung angeboten werden, wobei die Präqualifikation für die Sekundärregelleistung wesentlich anspruchsvoller ist als bei derMinutenreserve. Positive Regelleistungkann durch die Reduktion der Verbraucherlast und nega
maximalen Abrufdauer von 208 Stunden eine Gesamtvergütung für ein angebotenesMegawatt zwischen 50.800 und113.200 Euro ergibt. Bei einer angenommenen Abrufdauervon zehn Stunden würde die jährliche Vergütung zwischen31.000 und 34.000 Euro liegen.
Für den Betrieb einer Gasturbine mit spezifischen Investitionen von 450 Euro/kW, die ausschließlich für die Deckung der Spitzenlast in 208 Stunden des Jahres aktiviertwerden würde, müsste beispielsweise mit Gesamtkostenpro installiertemMW in Höhe von knapp 82.200 Euro proJahr gerechnet werden. Bei diesen Einsatzzeiten liegen dieKosten einer Gasturbine in der möglichen Spannweite derVergütungen nach der AbLaV. Für den Fall von lediglich zehnVolllaststunden liegen die jährlichen Kosten für die betrachtete Gasturbine proMWbei 63.800 Euro. Hier zeigt sich,dass für wenige Einsatzstunden im Jahr die Vergütungen imRahmen der AbLaV deutlich günstiger sind als die Kostenfür eine Gasturbine (siehe auch Anhang Tabelle 15).)
Vergleich der jährlichen Kosten pro MW einer Gasturbine und der Vergütung nach der AbLaV Abbildung 56
Darstellung FfE
Jährliche
Kosten
[€/a]
120.000
100.000
80.000
60.000
40.000
20.000
0
Volllaststunden [h/a]
Gasturbine mit spez. Invest.kosten 550 €/kW
Gasturbine mit spez. Invest.kosten 450 €/kW
Gasturbine mit spez. Invest.kosten 350 €/kW
Vergütung nach AbLaV mit einem Arbeitspreisvon 400 €/MWhel
Vergütung nach AbLaV mit einem Arbeitspreisvon 100 €/MWhel
0 50 100 150 200 250 300 350 400 450 500
STUDIE | Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlastbedarfs in Süddeutschland
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preise für positiveMinutenreserve (siehe Abbildung 59)liegen relativ konstant um die 200 Euro/MWh beziehungsweise bei circa 100 Euro/MWh für positive Sekundärregelleistung (siehe Abbildung 60).
Die Leistungsvergütungen für negative Leistung lagen imJahr 2008mit rund 22.000 Euro/MWpro Jahr fürMinutenreserve beziehungsweise knapp 60.000 Euro/MWproJahr für Sekundärregelleistung ungefähr bei der Hälfte derVergütung der positiven Leistung. FürMinutenreserve sinddiese im Jahr 2012 auf rund 25.000 Euro/MWpro Jahr undfür Sekundärregelleistung auf rund 100.000 Euro/MWproJahr gestiegen. Die Arbeitspreise der negativenMinutenreserve lagen zwischen 2008 und 2010 knapp über null Euro/MWh.Mittlerweile wird der zusätzliche Stromverbrauch imMittel sogar mit knapp 70 Euro/MWh im Falle eines Abrufsvergütet. Für die negative Sekundärregelleistung lagen diemittleren Arbeitspreiserlöse in dem betrachteten Zeitraumbei drei bis neun Euro/MWh (ÜNB 2012).
tive Regelleistung durch das Zuschalten von Verbrauchernbereitgestellt werden. Die Erlöse auf Regelleistungsmärkten ergeben sich einerseits durch den Leistungspreis fürdie Vorhaltung der Flexibilität und andererseits durch denArbeitspreis, der im Falle der Aktivierung der vorgehaltenenLeistung vergütet wird.
In den letzten Jahren ist eine Abnahme des Leistungspreises für die Vorhaltung positiver Leistung zu beobachten. FürpositiveMinutenreserve konnten im Jahr 2008 für die kontinuierliche Vorhaltung von einemMegawatt für ein ganzesJahr imMittel theoretisch rund 45.000 Euro (siehe Abbildung 57) erzielt werden. Im Jahr 2012 wurde die Vorhaltungkaum noch vergütet, sodass sich Erlöse fast ausschließlichüber die Arbeitspreise ergaben.
Für positive Sekundärregelleistung (siehe Abbildung 58) lassen sich höhere Erlöse erzielen, aber auch hier ist die Tendenz fallend. Im Jahr 2008 konnten noch 110.000 Euro/MWpro Jahr erzielt werden. Im Jahr 2012 lag die Vergütung nurnoch bei 22.000 Euro/MWpro Jahr. Die mittleren Arbeits
Theoretische Erlöse für die Bereitstellung von Minutenreserve auf Basis der mittleren Leistungspreise Abbildung 57
Berechnungen FfE und Darstellung nach ÜNB (2012)
Erlöse
ausLeistungsvorhaltung
[T€/(MW∙a)
80
70
60
50
40
30
20
10
0
Jahr
positive Minutenreserve
negative Minutenreserve
2008 2009 2010 2011 2012
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Theoretische Erlöse für die Bereitstellung von Sekundärregelleistung auf Basis der mittleren Leistungspreise Abbildung 58
Berechnungen FfE und Darstellung nach ÜNB (2012)
Erlöse
ausLeistungsvorhaltung
[T€/(MW∙a)
200
180
160
140
120
100
80
60
40
20
0
Jahr
positiveSekundärregelleistung
negativeSekundärregelleistung
2008 2009 2010 2011 2012
Mittlere Arbeitspreise für Minutenreserve Abbildung 59
Berechnungen FfE und Darstellung nach ÜNB (2012)
mittlererArbeitspreis[€/MWh]
300
250
200
150
100
50
0
-50
-100
Jahr
positive Minutenreserve
negative Minutenreserve
2008 2009 2010 2011 2012
STUDIE | Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlastbedarfs in Süddeutschland
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Mittlere Arbeitspreise für Sekundärregelleistung Abbildung 60
Berechnungen FfE und Darstellung nach ÜNB (2012)
mittlererArbeitspreis[€/MWh]
120
100
80
60
40
20
0
Jahr
2008 2009 2010 2011 2012
positiveSekundärregelleistung
negativeSekundärregelleistung
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90
Tabelle 13 zeigt für die untersuchten Bereiche die realisierbaren Potenziale für eine Lastabschaltung bei einer Abschaltdauer von einer Stunde. Es ist zu beachten, dass dasmaximale Lastmanagementpotenzial bei elektrischen Speicherheizungen undWärmepumpen nur an wenigen Tagenund nur in einer bestimmten Stunde des Tages verfügbar ist.
Als zentrale Anwendungsfelder stehen zum einen die energieintensiven Prozesse im Fokus, die neben dem heute bereits umgesetzten betrieblichen Lastmanagement auch fürein netz undmarktkonformes Lastmanagement genutztwerden könnten. Darüber hinaus existieren zusätzlichePotenziale im Bereich der Querschnittstechnologien, insbesondere bei den Lüftungs und Klimatisierungsanwendungen im industriellen Bereich, die Leistungsklassen vonbis zu mehreren Hundert kW umfassen können. Schließlichbietet sich auch im Bereich der elektrischenWärmeerzeugung (Wärmepumpen und elektrische Speicherheizungen)dieMöglichkeit, bestehende Potenziale stärker markt undnetzkonform auszunutzen.
Die verschiedenen Potenziale weisen unterschiedliche Abhängigkeiten von saisonalen, tagesabhängigen und tageszeitlichen Einflüssen auf. Aus Tabelle 12 geht hervor, obdiese Einflüsse auf die unterschiedlichen Potenzialartengering (), mäßig (o) oder ausgeprägt (+) sind. Dabei zeigtsich, dass bei den Industrieprozessen, im Gegensatz zu elektrischen Speicherheizungen undWärmepumpen, saisonaleund tageszeitliche Einflüsse eher begrenzt sind und dieseAnwendungen kontinuierlich zur Verfügung stehen.
11. Schlussfolgerungen
Darstellung der Einflüsse auf das Potenzial Tabelle 12
Darstellung FfE
Saisonaleeinflüsse
tagesabhängigeeinflüsse
tageszeitlicheeinflüsse
energieinten-sive prozesse
- - -
Querschnitts-technologienindustrie
- o o
Wärmepumpen + - o
elektrischeSpeicherhei-zungen
+ - +
Zusammenfassung der realisierbaren, inkl. bereits genutzter, Lastmanagementpotenziale inBaden-Württemberg Tabelle 13
Darstellung Fraunhofer ISI und FfE
lastreduzierungspotenzial für eine Stunde Bereits genutztes potenzial
Minimumin MW
Maximumin MW
Beitrag zurSpitzenlastreduktion
in MW
Regelenergiein MW
energieintensive prozessenahezu zeitunabhängig
> 400300 - 400 76
Querschnittstechnologien industrieGrundbetrieb, Sonntag
≈ 240
Normalbetrieb,Werktag, Tag
≈ 4800 0
WärmepumpenSommer≈ 30
Winter (-10 °C)≈ 630
geringer Beitrag 0
elektrische SpeicherheizungenSommer, Tag
0
Winter, Nacht(-10 °C)≈ 4.610
kein Beitrag, daAnlagen nicht am Netz
0
STUDIE | Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlastbedarfs in Süddeutschland
91
Teilnahme vonWärmepumpen und elektrischen Speicherheizungen unterliegt starken saisonalen Schwankungen.Bei elektrischen Speicherheizungen kommen zusätzlich dietageszeitlichen Einflüsse als limitierender Faktor hinzu.
Die Ergebnisse der Studie zeigen auch, dass Lastmanagementpotenziale bei den industriellen Querschnittstechnologien von den angestrebten Verlagerungsdauern abhängen. Bei Verlagerungsdauern von nur 30Minuten stehencirca 850MWan Querschnittstechnologien für ein Lastmanagement zur Verfügung. In Summe ergeben sich beidieser Verlagerungsdauer zusammenmit den energieintensiven Prozessen Potenziale von über einem GW inSüddeutschland, die zum Teil bereits für ein betrieblichesLastmanagement genutzt werden. Bei längeren Verlagerungsdauern von einer Stunde reduziert sich das Potenzialdann auf circa 880MW (siehe Tabelle 14). Auch hier stehtinsbesondere bei den energieintensiven Prozessen nur eingeringer Teil des Potenzials für eine Reduktion der systemweiten Spitzenlast zur Verfügung. Die genannten Potenzialekönnen insbesondere als Regelenergie bzw. zum Redispatcheingesetzt werden.
Bei den Vorankündigungszeiten lassen sich zwei Gruppenunterscheiden. Zum einen Anwendungen, die kurzfristiginnerhalb einer Stunde aktiviert werden können; zum anderen Anwendungen, die im Rahmen einer Produktionsplanungmit längeren Vorlaufzeiten (8 bis zu 24 Stunden)aktiviert werden. Die typischen Leistungsklassen liegen
Das genannte realisierbare Potenzial steht insbesonderezur Regelenergiebereitstellung und zur Deckung einesRedispatchBedarfs zur Verfügung. Für die Deckung vonSpitzenlasten, die in der Regel imWinter zwischen 18 und20 Uhr auftreten, stehen vor allem die Lastmanagementpotenziale der Querschnittstechnologien zur Verfügung. Dieenergieintensiven Prozesse sind zu diesen Spitzenlasten inder Regel bereits größtenteils reduziert, da die Strompreisezu den Zeiten der Spitzenlasten erfahrungsgemäß besondershoch sind. Daher stehen die energieintensiven Prozessekaum für zusätzliches Lastmanagementpotenzial für eineReduktion der systemweiten Spitzenlast zur Verfügung. Eingeringer Beitrag kann durch LastmanagementpotenzialevonWärmepumpen geleistet werden. Elektrische Speicherheizungen kommen für eine Spitzenlastreduzierung indiesem Zeitfenster ebenfalls kaum infrage, da sie nur unwesentlich zu der Last beitragen. Die Höhe des potenziellenLastmanagementbeitrags vonWärmepumpen und elektrischen Speicherheizungen ist darüber hinaus temperaturabhängig und kann im Sommer verschwindend gering sein.
Eine Nutzung der Lastmanagementpotenziale am Regelleistungsmarkt ist abhängig von der zeitlichen Verfügbarkeitund der geforderten Vorhaltedauer. Da die energieintensiven Prozesse den geringsten Schwankungen unterliegenund hohe Leistungen aufweisen, eignen sich diese besonders für den Regelleistungsmarkt. Bei den Querschnittstechnologien sind aufgrund tageszeitlicher und tagesabhängiger Einflüsse Abstriche zu machen. DieMöglichkeit der
Realisierbares Lastmanagemenpotenzial in Abhängigkeit der Verlagerungsdauer im industriellen Bereich Tabelle 14
Darstellung Fraunhofer ISI und FfE
verlagerungsdauer
Bereich 30 minuten 1 Stunde
Querschnittstechnologien IndustrieNormalbetrieb WerktagGrundbetrieb Sonntag
850 MW420 MW
480 MW240 MW
energieintensive Prozesse* > 400 MW > 400 MW
Summe(bereits genutzt für Regelenergie)(bereits genutzt für systemweite Spitzenlastreduktion)
820 – 1.250 MW(76 MW)
(300 – 400 MW)
640 – 880 MW(76 MW)
(300 – 400 MW)
* Potenziale zur Reduktion der systemweiten Spitzenlast großteils bereits genutzt
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regelbarer Leistung von einemwettbewerbsfähigen Angebotabgehalten.
Teilweise können potenzielle Anbieter von Regelleistunggeforderte Abrufzeiträume oder Angebotsdauern nicht erfüllen. DieMarkteintrittsbarrieren zur Teilnahme am Regelleistungsmarkt sollten auf einMinimum reduziert werden,um die Anzahl der potenziellen Anbieter zu erhöhen.
Außerdem sollten regulatorische Anpassungen angedachtwerden. Hier ist zum einen die Rolle der Aggregatoren fürschaltbare Lasten zu definieren. Derzeit sind die Lieferantendie zentralen Akteure, die mit Unterstützung von Aggregatoren Lastmanagement im Strommarkt umsetzen. EineStandardisierung der Rolle von Aggregatoren könnte gegebenenfalls zusätzliches Potenzial aktivieren.
Im Bereich derWärmepumpen und der elektrischen Speicherheizungen, deren Bedarf bislang auf Basis von temperaturabhängigen Lastprofilen gedeckt werden, ist sowohleine kurzfristig flexiblere Anpassung an die Systemanforderungen als auch die Verbrauchsanpassung an die jeweilsvorherrschende auch lokale Angebotssituation erforderlich,um das bestehende Lastmanagementpotenzial zu nutzen.
pro Unternehmen bei einigen Hundert kW bis zu einigenMW. Nur sehr wenige Unternehmen könnten Potenziale mitmehr als zehnMW zur Verfügung stellen.
Die finanziellen Anreize für ein Lastmanagement solltenzunächst ausreichend sein, um die Anfangsinvestitionen(Implementierung und Planung des Lastmanagements sowie Kosten für notwendige Steuerungstechnik) abzudecken. Typischerweise erwarten die Unternehmen Kostenvon einigen Tausend Euro als Anfangsinvestition, bevor siean einem Lastmanagementprogramm teilnehmen können.Attraktiv wird es für die Unternehmen, wenn sie durch eineBeteiligung mehr als fünf Prozent ihrer Stromkosten sparen können. Bei größeren Unternehmen sind gegebenenfallsauch geringere Anreize ausreichend.
Bei einer Ausgestaltung von Lastmanagementprogrammen sollten die Charakteristika der Lastmanagementpotenziale entsprechend berücksichtigt werden. Die derzeitigen Anknüpfungsmöglichkeiten für ein Lastmanagement(Verordnung zu abschaltbaren Lasten beziehungsweiseRegelenergiemarkt) bieten derzeit entweder zu restriktiveRegelungen, um daran teilzunehmen, oder nur sehr begrenzte finanzielle Anreize.
Umweitere Hemmnisse abzubauen und auch bisher nichtgenutzte Anwendungen für ein Lastmanagement zu erschließen, bieten sich Demonstrationsvorhaben etwa imBereich der Lüftungs und Klimatisierungsanwendungenan. Hierdurch könnte gezeigt werden, welche Auswirkungen sich auf den Betrieb und die Produktion eines Unternehmens ergeben undwie eine Beteiligung technischumgesetzt werden kann. Darüber hinaus ließen sich Handlungsempfehlungen als Ausblick in den Energiemarkt derZukunft ableiten.
Lastspitzen, die infolge von extern abgerufenen Lastmanagementmaßnahmenwie zum Beispiel dem Abruf von negativer Regelleistung oder demNachholbedarf vorangegangener Lastreduzierungen verursacht werden, sollen nicht zueiner Erhöhung des zu zahlenden Leistungspreises für dieNetznutzung führen. Dadurch werden potenzielle Anbieter
STUDIE | Lastmanagement als Beitrag zur Deckung des Spitzenlastbedarfs in Süddeutschland
93
eingetreten: erstmaliger einsatz der österreichischenreservekraftwerke am 8. und 9. dezember 2011
Das Kernkraftwerk Gundremmingen C, ein großer Erzeugerin Süddeutschlandmit einer Nettoleistung von 1,3 GW, warseit dem 29. November 2011 nicht verfügbar. In der Folgewar das vorhandene RedispatchPotenzial zur Entlastungüberlasteter Stromkreise eingeschränkt. Aus einer starkenWindeinspeisung von 19 GW in der Nacht vom 8. auf den9. Dezember resultierten durch die hohe Netzlast (Winterwerktag) hohe NordSüdLastflüsse. Nur unter Zuhilfenahme von erheblichem Redispatch zwischen 50HertzTransmission GmbH und TenneT TSO GmbH und der entlastendenWirkung der österreichischen Reservekraftwerkekonnte einem Verlust der (n1)Sicherheit der Übertragungstrassen der 380KilovoltStromkreise Vieselbach– Remptendorf, Röhrsdorf – Remptendorf (50Hertz) sowieRemptendorf – Redwitz (50Hertz/TenneT) entgegengewirktwerden.
Die österreichischen Reservekraftwerke lieferten währendihres Einsatzes eine Nennleistung in der Spitze von zusammen 935MW. Der zeitliche Verlauf ist in Abbildung 61 dargestellt. Danach geht der Einsatz über eine zeitliche Dauervon 29 Stunden. Die Spitzenleistung wurde über einen Zeitraum von circa fünf Stunden abgerufen. Abbildung 62 stelltdieWirksamkeit der österreichischen Einspeisung auf dieüberbelasteten Stromkreise imNetz der TenneT dar und gibtdamit einen Eindruck derWichtigkeit von Reserveleistungim südlichen Netzgebiet.
12. Anhang
12.1 Netzkritische Situationen im Einzelnen
Im Folgenden wird eine Reihe kritischer Systemsituationenbeschrieben, die sowohl auf simulierten Szenarien durch dieÜNBs basieren als auch real eingetreten sind. Die Betrachtung speziell des süddeutschen Raumes soll Hinweise aufdas Potenzial von Reservebereitstellung durch Lastmanagement in Süddeutschland ermöglichen.
Simulation: Bad-Case-Szenario 18. mai 2011
Zur Bewertung der Netzstabilität haben die ÜNBs in simulativen Netzberechnungen bestimmte risikoträchtige Szenarien unter anderem imHinblick auf die Netzbelastungund (n1)Sicherheit analysiert (vorgelegt am 20. Mai 2011,siehe BundesnetzagenturMai 2011). Die (n1)Sicherheitwird als die angestrebte Absicherung für den Ausfall dergrößten einzelnen Netzeinheit verstanden. Als Basis dientedabei der Systemzustand am 18. Mai 2011 um 12 Uhr alsstellvertretender Zeitpunkt für eine Starklastsituation inVerbindungmit einem hohen Grad anWindenergieeinspeisung sowie niedriger Einspeisung durch Photovoltaik. Andiesem Tag standen in Deutschland 16 GWKraftwerksleistung revisionsbedingt geplant nicht zur Verfügung. Untersucht wurden drei Varianten der Einspeisung aus erneuerbaren Energiequellen: EE hoch, EE niedrig und nurWindhoch. Für die drei Varianten wurden grundsätzlich beherrschbare Netzsituationen prognostiziert. Für den simulierten (n1)Fall wurden Überlastungen im gesamten Netzgebiet und auch in der Verbindung zwischen Thüringen undBayern sowie in NordSüdRichtung zwischen Ruhrgebietund BadenWürttemberg prognostiziert. NachMaßnahmenimplementierung (unter anderem Redispatch, SIV) bleiben jedoch einige Überlastungen auch in der Anbindung dessüddeutschen Raumes bestehen.
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Wirksamkeit der österreichischen Reservekraftwerke auf Stromkreise im Netz der TenneTam 8. Dezember 2011 Abbildung 62
Netzbericht zum Zustand im Winter 2011/2012, Bundesnetzagentur (Mai 2012)
Verlauf der Windenergieeinspeisung in Deutschland (pink) sowie der Einspeisung der Reservekraftwerkein Österreich (blau) am 8. und 9. Dezember 2011 Abbildung 61
Netzbericht zum Zustand im Winter 2011/2012, Bundesnetzagentur (Mai 2012)
WindenergieeinspeisungD
[MW]
25.000
20.000
15.000
10.000
5.000
0
2.000
1.800
1.600
1.400
1.200
1.000
800
600
400
200
0
0:00
6:00
12:00
18:00
0:00
6:00
12:00
18:00
0:00
Auswirkung der Kaltreserve auf die engpässe
in [MW] ohne mit ∆
1Landesbergen-Wechold (220 kV)
622 580 -7 %
2Diepperz-Mecklar (380 kV)
2.072 2.015 -3 %
3Remptendorf-Redwitz (380 kV)
3.000 2.914 -3 %
4Ludersheim-Raitersaich (220 kV)
266 230 -14 %
5Ludersheim-Sittling (220 kV)
254 224 -12 %
Zeit: do., 08.12.2011/23:30Wind d (istwert): 19.948 mWKaltreserve A: 935 mW(berechnet mit DACF-Datensatz)
ReservekraftwerkseinspeisungÖ
[MW]
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Die Bundesnetzagentur folgert dieWichtigkeit des beschleunigten Ausbaus der NordSüdÜbertragungskapazitäten und des Zubaus gesicherter Kraftwerksleistung (BundesnetzagenturMai 2012).
eingetreten: Überlastung von Netzelementenam 15. Februar 2012
In der Nacht des 15. Februar gegen 2.15 Uhr lag dasMaximum derWindenergieeinspeisung bei 21,5 GW. 50Hertzleitete präventiv erhebliche RedispatchCountertradingund SIVMaßnahmen ein, um prognostizierte (n1)Verletzungen zu vermeiden. Eine Übersicht der vereinbartenMaßnahmenwird in Abbildung 65 dargestellt. Die Sicherstellung des Betriebes erforderte eine Anpassung von Einspeisungsleistungen in der Höhe von über fünf GW undeiner Energiemenge von circa 80 GWh an einem Tag. AlslangfristigeMaßnahme hat die Bundesnetzagentur darausdie Notwendigkeit des Netzausbaus, insbesondere in der50HertzRegelzone und in den grenzüberschreitenden Leitungen nach Polen abgeleitet.
eingetreten: Überlastungen vom8. bis 10. Februar 2012
Anfang Februar, während einer Kältewelle in Europa, führteein hoher Transportbedarf von deutschen Kraftwerken imNordwesten zu den Verbrauchsschwerpunkten im Süden und ein hoher Transit nach Österreich, Frankreich undin die Schweiz zu einer insgesamt hohen Belastung desAmprionNetzes. Die Folge waren anvisierte RedispatchMaßnahmen entlang derMittelrheintrasse mit zeitweiligerEinspeisung von einem GW im Süden. Die vorherrschendehohe vertikale Last sorgte für den Abruf der meisten deutschen Kraftwerke. Gleichzeitig standen aufgrund von Gasversorgungsengpässen Gaskraftwerke in Süddeutschlandnicht zur Verfügung. Somit waren in Deutschland dieMöglichkeiten zum Redispatch nahezu ausgeschöpft und auchim benachbarten südlichen Ausland war es nicht möglich,weitere Erzeugung kurzfristig zu mobilisieren. Die (n1)Sicherheit konnte nicht zu jeder Zeit gewährleistet werden,sodass bei Ausfall eines großen Kraftwerks/Netzteils kaumein Ausgleich möglich gewesen wäre.
Übersicht über unterschiedliche Redispatch-Maßnahmen in der 50Hertz-Regelzone am 15. Februar 2012 Abbildung 63
Netzbericht zum Zustand im Winter 2011/2012, Bundesnetzagentur (Mai 2012)
6.000
5.000
4.000
3.000
2.000
1.000
0
lokal/global
CBRD PSE‐O
RZÜ RD
RD Rost
RD LIPP
RD Präv
SIV
00:00- 01:00
02:00- 03:00
04:00- 05:00
06:00- 07:00
08:00- 09:00
10:00- 11:00
12:00- 13:00
14:00- 15:00
16:00- 17:00
18:00- 19:00
20:00- 21:00
22:00- 23:00
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Verläufe durch die Darstellung typischer Kurven zu verdeutlichen. Dazu wurden jeweils für positive und negativeLeistung die Tageszeitreihen des Jahres 2012mithilfe einesClusterverfahrens auf Basis sogenannter selbstorganisierender Karten nach Ähnlichkeit gruppiert. Die sich ergebenden Clusterstrukturen sind in Abbildung 66 dargestellt.
Aus der Clusteranalyse ergibt sich eine robuste Strukturder Tagesgänge in vier Clustern, derenMitglieder jeweilszu einemmittleren Verlauf aggregiert wurden. Die resultierenden Kurven beschreiben grundlegend unterschiedliche Tagesgänge der Abrufe. Durch dieMittelung über dieClustermitglieder sind die Spitzen weniger stark ausgeprägt,deren Spektrum jedoch durch die Fehlerbalken abgebildetwird. Zum Vergleich zeigt die magentafarbene Kurve dasViertelstundenmaximum über alle Tage des Jahres, das sowohl bei negativer als auch bei positiver Regelleistung einehohe zeitliche Konstanz im Bereich zwischen 1,5 GW und2 GW aufweist.
eingetreten: Verletzung der (n-1)-Sicherheitam 22. und 23. Februar 2012
Aufgrund der hohenWindenergieeinspeisung (Höchstwerte20 GW)wurdenmehrere (n1)Verletzungen in den Regelzonen von 50Hertz und TenneT prognostiziert. Um insbesondere die 380–kVStromkreise zwischen den Umspannwerken Remptendorf (50Hertz) und Redwitz (TenneT) zuentlasten, wurden zahlreiche präventiveRedispatch undEinspeisemanagementMaßnahmen durchgeführt (bis zu einemGW), trotz derer die (n1)Sicherheit für circa 1,5 Stunden nicht sichergestellt werden konnte. Um einen sicherenNetzbetrieb gewährleisten zu können, mussten insgesamtfast vier GWLeistung abgesenkt und durchRedispatch ausgeglichen sowieWindkraftanlagen abgeregelt werden.
12.2 Analyse der Sekundärregelleistungs-abrufe im Detail
In Abbildung 64 und Abbildung 65 wurde der Versuch unternommen, das Spektrum unterschiedlicher tageszeitlicher
Gemittelte typische tageszeitliche Verläufe positiver Sekundärregelleistungsabrufe im Jahr 2012im deutschen Netzregelverbund Abbildung 64
Berechnungen Fraunhofer ISI
00:00 01:00 02:00 03:00 04:00 05:00 06:00 07:00 08:00 09:00 10:00 11:00 12:00 13:00 14:00 15:00 16:00 17:00 18:00 19:00 20:00 21:00 22:00 23:00
2.000
1.500
1.000
500
0
-500
Stunde
Leistung
[MW]
Clusteranalyse der gesamten Tagesgänge des Jahres (hellrosa, pink, blau, hellblau), Viertelstundenmaximum des Regelleistungsabrufs über dasJahr in Lila
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97
Gemittelte typische tageszeitliche Verläufe negativer Sekundärregelleistungsabrufe im Jahr 2012im deutschen Netzregelverbund Abbildung 65
Berechnungen Fraunhofer ISI
00:00 01:00 02:00 03:00 04:00 05:00 06:00 07:00 08:00 09:00 10:00 11:00 12:00 13:00 14:00 15:00 16:00 17:00 18:00 19:00 20:00 21:00 22:00 23:00
2.000
1.500
1.000
500
0
-500
Stunde
Leistung
[MW]
Clusteranalyse der gesamten Tagesgänge des Jahres (hellrosa, pink, blau, hellblau), Viertelstundenmaximum des Regelleistungsabrufs über dasJahr in Lila
Clusterstruktur der Tagesgänge der Sekundärregelleistungsabrufe für positive und negative Leistungauf selbstorganisierenden Karten Abbildung 66
Berechnungen Fraunhofer ISI
Positive Regelleistung Negative Regelleistung
pink
pink
hellblau
hellblau
blau
blau
hellrosa
hellrosa
Gelbe Kreise kennzeichnen Cluster in der Karte, deren Mitglieder (einzelne Tagesgänge) zu den Kurven in den oben dargestelltenGraphen aggregiert wurden.
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98
12.3 Positive und negative Leistung durch die Flexibilisierung von Querschnittstechnologien
Positive und negative Leistung durch Flexibilisierung von Querschnittstechnologien in Süddeutschland (Normal-betrieb) – realisierbares Potenzial ohne Kostenbetrachtung für die Implementierung (Personal und I&K) Abbildung 67
Darstellung FfE
500
300
100
-100
-300
-500
-700
-900
sonstige Wirtschaftszweige
Maschinenbau,Fahrzeugbau
(NE-) Metallerzeugung,Metallbearbeitung
Glas,Keramik,Steine, Erden
Chemie
Ernährung &Tabak
Branche
Pumpen negative Leistung
Lüftung positive Leistung
Pumpen positive Leistung Lüftung negative Leistung
Beleuchtung negative Leistung
Kälte negative Leistung Kälte positive Leistung
Druckluft positive Leistung Beleuchtung positive Leistung Druckluft negative Leistung
Papier
Positive und negative Leistung durch Flexibilisierung von Querschnittstechnologien in Süddeutschland (reduzierterBetrieb) – realisierbares Potenzial ohne Kostenbetrachtung für die Implementierung (Personal und I&K) Abbildung 68
Darstellung FfE
500
300
100
-100
-300
-500
-700
-900
Leistung
[MW]
sonstige Wirtschaftszweige
Maschinenbau,Fahrzeugbau
(NE-) Metallerzeugung,Metallbearbeitung
Glas,Keramik,Steine, Erden
Chemie
Ernährung &Tabak
Papier
Leistung
[MW]
Branche
Pumpen negative Leistung
Lüftung positive Leistung
Pumpen positive Leistung Lüftung negative Leistung
Beleuchtung negative Leistung
Kälte negative Leistung Kälte positive Leistung
Druckluft positive Leistung Beleuchtung positive Leistung Druckluft negative Leistung
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Positive und negative Leistung durch Flexibilisierung von Querschnittstechnologien in Süddeutschland (Grundlast-betrieb) – realisierbares Potenzial ohne Kostenbetrachtung für die Implementierung (Personal und I&K) Abbildung 69
Darstellung FfE
500
300
100
-100
-300
-500
-700
-900
Leistung
[MW]
sonstige
Wirtschaftszweige
Maschinenbau,
Fahrzeugbau
(NE-) Metallerzeugung,
Metallbearbeitung
Glas,Keramik,Steine, Erden
Chemie
Ernährung &Tabak
Papier
Branche
Pumpen negative Leistung
Lüftung positive Leistung
Pumpen positive Leistung Lüftung negative Leistung
Beleuchtung negative Leistung
Kälte negative Leistung Kälte positive Leistung
Druckluft positive Leistung Beleuchtung positive Leistung Druckluft negative Leistung
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100
12.4 Berechnungsgrundlage zur Potenzialermittlung für Wärmepumpen undelektrische Speicherheizungen
Grafische Darstellung der Datengrundlage Abbildung 70
Darstellung FfE
Datengrundlage LEW berechnetLEW
EON
EnBW
E.ON berechnet
hochgerechnete Gemeinden
0 50 100 km
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Lastreduzierungspotenziale von elektrischen Speicherheizungen in Bayern und Baden-Württemberg bei einerVerschiebung des Lastprofils um zwölf Stunden (äquivalente Tagesmitteltemperatur 10 °C) Abbildung 71
Lastreduzierungspotenziale von elektrischen Speicherheizungen in Bayern und Baden-Württemberg bei einerVerschiebung des Lastprofils um zwölf Stunden (äquivalente Tagesmitteltemperatur 0 °C) Abbildung 72
Darstellung FfE
Darstellung FfE
6.000
5.000
4.000
3.000
2.000
1.000
0
6.000
5.000
4.000
3.000
2.000
1.000
0
MittlereLeistung
[MW]
MittlereLeistung
[MW]
Betrachtungszeitraum
Betrachtungszeitraum
Ladelastgang mit maximaler Beladung
Ladelastgang mit minimaler Beladung
maximaler Lastreduzierungsbeitrag
minimaler Lastreduzierungsbeitrag
Ladelastgang mit maximaler Beladung
Ladelastgang mit minimaler Beladung
maximaler Lastreduzierungsbeitrag
minimaler Lastreduzierungsbeitrag
1 h 2 h 4 h 8 h 12 h
1 h 2 h 4 h 8 h 12 h
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Lastreduzierungspotenziale von elektrischen Speicherheizungen in Bayern und Baden-Württemberg bei einer Ver-schiebung des Lastprofils um zwölf Stunden (äquivalente Tagesmitteltemperatur -10 °C) Abbildung 73
Darstellung FfE
6.000
5.000
4.000
3.000
2.000
1.000
0
MittlereLeistung
[MW]
Betrachtungszeitraum
Ladelastgang mit maximaler Beladung
Ladelastgang mit minimaler Beladung
maximaler Lastreduzierungsbeitrag
minimaler Lastreduzierungsbeitrag
1 h 2 h 4 h 8 h 12 h
Lastreduzierungspotenziale von elektrischen Speicherheizungen in Baden-Württemberg und Bayernbei einer vorgezogenen Speicherbeladung Abbildung 74
Darstellung FfE
36
30
24
18
12
6
0
Zeit[h]
-10 °C -5 °C 0 °C 5 °C 10 °C
Energie[GWh]
48
40
32
24
16
8
0
zusätzliche Zeit ohne Last [h]
Abschaltdauer [h]
zusätzliche Speicherbeladung in der Nacht [GWh]
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Lastreduzierungspotenziale von elektrischen Speicherheizungen in Bayern und Baden-Württemberg beiReduzierung der Last auf den Wärmebedarf (äquivalente Tagesmitteltemperatur 10 °C) Abbildung 75
Darstellung FfE
6.000
5.000
4.000
3.000
2.000
1.000
0
MittlereLeistung
[MW]
Betrachtungszeitraum
Ladelastgang mit maximaler Beladung
Ladelastgang mit minimaler Beladung
maximaler Lastreduzierungsbeitrag
minimaler Lastreduzierungsbeitrag
1 h 2 h 4 h 8 h 12 h
Lastreduzierungspotenziale von elektrischen Speicherheizungen in Bayern und Baden-Württemberg beiReduzierung der Last auf den Wärmebedarf (äquivalente Tagesmitteltemperatur 0 °C) Abbildung 76
Darstellung FfE
6.000
5.000
4.000
3.000
2.000
1.000
0
MittlereLeistung
[MW]
Betrachtungszeitraum
Ladelastgang mit maximaler Beladung
Ladelastgang mit minimaler Beladung
maximaler Lastreduzierungsbeitrag
minimaler Lastreduzierungsbeitrag
1 h 2 h 4 h 8 h 12 h
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Lastreduzierungspotenziale von elektrischen Speicherheizungen in Bayern und Baden-Württemberg beiReduzierung der Last auf den Wärmebedarf (äquivalente Tagesmitteltemperatur -10 °C) Abbildung 77
Darstellung FfE
6.000
5.000
4.000
3.000
2.000
1.000
0
MittlereLeistung
[MW]
Betrachtungszeitraum
Ladelastgang mit maximaler Beladung
Ladelastgang mit minimaler Beladung
maximaler Lastreduzierungsbeitrag
minimaler Lastreduzierungsbeitrag
1 h 2 h 4 h 8 h 12 h
Lastreduzierungspotenziale von Wärmepumpen in Bayern und Baden-Württemberg bei einerReferenztemperatur von 10 °C Abbildung 78
Darstellung FfE
700
600
500
400
300
200
100
0
MittlereLeistung
[MW]
Betrachtungszeitraum
Ladelastgang mit maximaler Beladung
Ladelastgang mit minimaler Beladung
maximaler Lastreduzierungsbeitrag
minimaler Lastreduzierungsbeitrag
1 h 2 h 4 h 8 h 12 h
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Lastreduzierungspotenziale von Wärmepumpen in Bayern und Baden-Württemberg bei einerReferenztemperatur von 0 °C Abbildung 79
Darstellung FfE
700
600
500
400
300
200
100
0
MittlereLeistung
[MW]
Betrachtungszeitraum
Ladelastgang mit maximaler Beladung
Ladelastgang mit minimaler Beladung
maximaler Lastreduzierungsbeitrag
minimaler Lastreduzierungsbeitrag
1 h 2 h 4 h 8 h 12 h
Lastreduzierungspotenziale von Wärmepumpen in Bayern und Baden-Württemberg bei einerReferenztemperatur von -10 °C Abbildung 80
Darstellung FfE
700
600
500
400
300
200
100
0
MittlereLeistung
[MW]
Betrachtungszeitraum
Ladelastgang mit maximaler Beladung
Ladelastgang mit minimaler Beladung
maximaler Lastreduzierungsbeitrag
minimaler Lastreduzierungsbeitrag
1 h 2 h 4 h 8 h 12 h
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106
12.5 Berechnungsannahmen Gasturbine
Anmerkungen zu den Berechnungsannahmen:Die spezifischen Investitionskosten wurden nach Agricolau. a. (2010) angenommen und in Rücksprache mit einembayerischen Kraftwerksbetreiber in der Höhe bestätigt.Besonders bei den jährlichen fixen und den variablen Betriebskosten gehen die Angaben in den Literaturquellen(dena 2005; Hobohm u. a. 2011; Blesl u. a. 2012) stark auseinander. Es gilt jedoch zu beachten, dass bei den geringenEinsatzzeiten die spezifischen Investitionskosten mit Abstand den größten Anteil der jährlichen Gesamtkosten darstellen, was die mögliche Spannweite der fixen und variablen Betriebskosten relativiert.
Bezüglich des angenommenen Erdgaspreises gehen folgendeÜberlegungen voraus. Die Spotmarktpreise liegen derzeit bei2,7 ct/kWh, weshalb ein Liefervertrag aktuell zu 2,9 ct/kWhzu bekommen ist. Zudem fallen Netzentgelte zwischen 0,2und 0,6 ct/kWh an. Daher wird als obere Abschätzung mit3,5 ct/kWh gerechnet. Bei den CO2Zertifikatspreisen wurdedavon ausgegangen, dass die Preise mittelfristig wieder ansteigen werden, da das aktuelle Preisniveau von politischerSeite überwiegend als deutlich zu niedrig angesehen wird.
Berechnungsannahmen Gasturbine Tabelle 15
Darstellung Agricola et al. (2010); Blesl et al. (2012); dena (2005);Hobohm et al. (2011)
Wirkungsgrad 40%
spez. Investitionen 450 €/kWel
jährliche Fixkosten 10.000 €/ (MW·a)
variable Kosten 1 €/MWhel
Finanzierungsdauer 20 Jahre
Zinssatz 10%
CO2-Kosten 10 €/t
Erdgaspreis 35 €/MWhth
107
LiteraturverzeichnisLiteraturverzeichnis
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Publikationen von Agora Energiewende
AUF DEUTSCH
12 Thesen zur EnergiewendeEin Diskussionsbeitrag zu den wichtigsten Herausforderungen im Strommarkt (Lang und Kurzfassung)
Brauchen wir einen Kapazitätsmarkt?Dokumentation der Stellungnahmen der Referenten der Diskussionsveranstaltung am 24. August 2012 in Berlin
Die Zukunft des EEG – Evolution oder Systemwechsel?Dokumentation der Stellungnahmen der Referenten der Diskussionsveranstaltung am 13. Februar 2013 in Berlin
Entwicklung der Windenergie in DeutschlandEine Beschreibung von aktuellen und zukünftigen Trends und Charakteristika der Einspeisung vonWindenergieanlagen
Erneuerbare Energien und Stromnachfrage im Jahr 2022Illustration der anstehenden Herausforderungen der Energiewende in Deutschland.Analyse auf Basis von Berechnungen von Fraunhofer IWES
Kapazitätsmarkt oder Strategische Reserve: Was ist der nächste Schritt?Eine Übersicht über die in der Diskussion befindlichenModelle zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit in Deutschland
Kostenoptimaler Ausbau der Erneuerbaren Energien in DeutschlandEin Vergleich möglicher Strategien für den Ausbau vonWind und Solarenergie in Deutschland bis 2033
Kritische Würdigung des Netzentwicklungsplanes 2012Kurzstudie des Büros für Energiewirtschaft und technische Planung (BET)
Steigende EEG-Umlage: Unerwünschte Verteilungseffekte können vermindert werdenAnalyse des Deutschen Instituts fürWirtschaftsforschung (DIW)
Strommarktdesign im Vergleich: Ausgestaltungsoptionen eines KapazitätsmarktsDokumentation der Stellungnahmen der Referenten für die Diskussionsveranstaltung am 10. Juni 2013 in Berlin
Zusammenhang von Strombörsen und EndkundenpreisenStudie von Energy Brainpool
AUF ENGLISCH
12 Insights on Germany’s EnergiewendeADiscussion Paper Exploring Key Challenges for the Power Sector
Cost Optimal Expansion of Renewables in GermanyA comparison of strategies for expanding wind and solar power in Germany
Load Management as a Way of Covering Peak Demand in Southern GermanySummary of intermediate findings from a study conducted by Fraunhofer ISI and Forschungsgesellschaft fürEnergiewirtschaft
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