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Sucht beginnt im Alltag. Prävention auch. laut & leise Magazin der Stellen für Suchtprävention im Kanton Zürich Nr. 1, März 2018, erscheint dreimal jährlich Mut zum Risiko

laut&leise · 2018-03-08 · Interview mit Dr. med. Toni Berthel «In der Suchtprävention arbeiten wir schon seit einigen Jahren mit kompetenz-orientierten Modellen

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Sucht beginnt im Alltag. Prävention auch.

laut&leiseMagazin der Stellen für Suchtprävention im Kanton ZürichNr. 1, März 2018, erscheint dreimal jährlich

Mut zum Risiko

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Wagnis und Sicherheit«Am liebsten fotografiere ich Menschen, wenn sie sich in Konzentration etwas widmen. Dann kann ich mich ebenfalls auf den Moment einlassen und in ihre Welt eintauchen. So wird meine Arbeit zum Abenteuer. Die Kinder auf der Kinderbaustelle tun genau das: Sie balancieren zwischen Wagnis und Sicherheit und erfahren Erfolge und Misserfolge. Daran wachsen sie spürbar.Bereits nach einer Woche auf der Kinderbaustelle habe ich Veränderungen im Ausdruck und der Art ihrer Bewegungen beobachtet.» Anja Fonseka, Fotografin, anjafonseka.ch

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Editorial

Mit dem Lehrplan 21 hat die «Kom-petenzorientierung» Eingang in dieöffentliche Diskussion gefunden.Dieser neue Fokus im schulischenLernen bestätigt unsere Arbeit, dennin der Suchtprävention sind kompe-tenzorientierte Modelle schon län-ger verbreitet. Das Erlernen eineskompetenten Umgangs mit Risiken

ist aus suchtpräventiver Sicht mehrfach relevant.Eine gesunde kindliche Entwicklung baut darauf, dass

Kinder Neues ausprobieren und riskieren dürfen, umdurch diese Erfahrungen zu lernen und an ihnen zuwachsen. Dadurch bilden sich etwa eine gute Selbstwirk-samkeitserwartung und gesundes Selbstvertrauen aus,beides sind personale Ressourcen mit schützender Wir-kung. Dominique Högger zeigt in seinem Beitrag, dassdas Entwicklungspotential von Kleinkindern – und da-mit das Erlernen neuer Kompetenzen – durch vielfältigeBewegungserfahrungen gefördert wird.

Risikokompetenz ist ebenfalls im Umgang mit poten-tiell abhängig machenden Genussmitteln oder ander-weitig risikoreichen Verhaltensweisen gefragt: Risiko-kompetente Jugendliche und Erwachsene wissen, was siesich zumuten können, ohne sich ernsthaft zu gefährden.Sie erkennen, wann sie eine Situation verändern müs -sen, um sie bewältigen zu können, wann sie sich zurück-

ziehen, verzichten oder externe Hilfe beiziehen müssen.Urs Rohr zeigt auf, mit welchen pädagogischen Modellenund konkreten Herangehensweisen Jugendliche unter-stützt werden, um mit den Risiken des Rauschs einen

sicheren Umgang zu finden. In den Beiträgen von Faus-to Tisato und von Lu Decurtins/Urs Urech werden mit«Freelance» und «Speed» zwei Präventionsprojekte zurVerbesserung der Risikokompetenz vorgestellt. ToniBerthel betont im Interview, dass ein kompetenter Um-gang mit Risiken eine lebenslange Aufgabe ist.

In dem Sinne wünsche ich uns allen immer wieder dieKlugheit, risikoreiche Situationen zu erkennen und dieeigenen Möglichkeiten richtig einzuschätzen. Mögen wiruns aber auch immer wieder auf neues Terrain wagenund uns freuen, wenn wir dabei über uns selbst hinaus-wachsen.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!

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Sibylle Brunner, Beauftragte des Kantons Zürich für Prävention und Gesundheitsförderung

Inhalt4 Meldungen7 Das Leben spüren

Essay8 Wisse, was du tust

Jugendliches Risikoverhalten12 Ist rasen männlich?

Geschlechterbezogene Verkehrserziehung von Jugendlichen

15 Risiken wahrnehmen und einschätzenPräventionsprogramm Freelance

16 Kinder wachsen am WagnisMut tut gut

17 Ohne Risiko keine EvolutionInterview mit Dr. med. Toni Berthel

«In der Suchtprävention arbeiten wir schon seit einigen Jahren mit kompetenz -orientierten Modellen.»

ImpressumHerausgeber: Die Stellen für Suchtprävention im Kanton Zürich Zuschriften: [email protected]. Redaktions- und Produktions-leitung: Brigitte Müller, muellertext.ch. Redaktionsteam: Larissa Hauser,Christian Ingold, Marlen Rusch, Domenic Schnoz (Vorsitz) Redaktion Meldungen aus der Suchtprävention: Maja Sidler, Annett Niklaus. Mitar-beiter/innen dieser Nummer: Toni Berthel, Lu Decurtins, Dominique Hög-ger, Anna Miller, Urs Rohr, Fausto Tisato, Urs Urech. Fotos: Anja Fonseka.Gestaltung: Fabian Brunner. Druck: FO-Fotorotar.Abonnement, Adressänderung: www.suchtpraevention-zh.ch > Publikatio-nen > laut&leise

Die Beiträge und die Fotos in diesem «laut & leise» geben die Meinung der Autorinnen und Autoren wieder. Diese muss nicht mit der Meinungdes Herausgebers, der Stellen für Suchtprävention im Kanton Zürich,überein stimmen.

Artikel, Fotos, Illustrationen sind urheberrechtlich geschützt und dürfen ohne Genehmigung der Redaktion nicht verwendet werden. FallsSie Interesse an einem Artikel haben: Anfrage bitte an Annett Niklaus ([email protected]).

Liebe Leserinnen und Leser

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Meldungen

Schmerzen können die Lebensqualitätmassiv beeinträchtigen. Manchmal istdarum der Einsatz von starken Schmerz-mitteln notwendig. Dies soll aber nicht auf Kosten neuer Probleme, wiebeispielsweise einer Medikamenten -abhängigkeit, geschehen. Dafür ist das Zusammenspiel von Massnahmenauf verschiedenen Ebenen notwendig:Die strenge Regulierung der Abgabeopioidhaltiger Schmerzmittel ist wichtig,um deren Verbreitung möglichst gut un-ter Kontrolle zu behalten. Genauso istder umsichtige Umgang der Ärzteschaftbei der – in den letzten Jahren stark gestiegenen – Verschreibung von Opio -iden von grosser Bedeutung. Eine zu freizügige Abgabe kann zu negativen Folgen wie Medikamentenabhängigkeitführen. Zusätzlich braucht es eine

breite Information und Sensibilisierung hinsichtlich der Risiken und Neben -wirkungen, die mit diesen Medikamen-ten verbunden sind, denn die Verant -wortung liegt auch bei den Konsumie-renden.

Mit einem neuen Flyer leistet die Zürcher Fachstelle zur Prävention desAlkohol- und Medikamenten-Miss-brauchs (ZüFAM) einen Beitrag zum ver-antwortungsvollen Umgang mit opioid-haltigen Schmerzmitteln. Der Flyer zeigtauf, welche Gefahren mit einer Selbst-medikation verbunden sind. Weiter geht er darauf ein, was Schmerzpatien-tinnen und -patienten tun können, umkeine Abhängigkeit zu entwickeln. Diesheisst in erster Linie, den ärztlichen Anweisungen strikt zu folgen und beiUnsicher heiten und Zweifeln nachzufra-

gen, wobei auch Apotheken kompe-tente Auskunft anbieten.

Der Flyer informiert zudem überRisiken und Nebenwirkungen, mög-liche Anzeichen einer Abhängigkeit,gibt Tipps für die Vorbereitung auf den Arztbesuch und enthält Adressen, die bei einer Abhängig-keit weiterhelfen können.

Die Informationen richten sichprimär an Personen, die bereitsSchmerzmittel einnehmen oder innaher Zukunft einnehmen könnten.Ebenso eignet sich der Flyer für dieAbgabe an Angehörige und weiterePersonen im Umfeld der direkt Betroffenen.

Der Flyer wurde gemeinsam mitpraxiserfahrenen Fachpersonenaus den Bereichen Schmerzmedi-zin, Anästhesiologie, Hausarzt -medizin und Pharmakologie entwi-ckelt. (ZüFAM)

Bestellen und Download: www.zuefam.ch >Angebot > Medikamente > Materialien

cool & clean

Neue App«cool and clean» gibt es neu auch alsApp. Sie unterstützt Trainer/innen,Leitende, Veranstaltende und Anla-genbetreibende bei der Förderung von Selbstverantwortung und Lebens-kompetenz junger Sportler/innen.Das Angebot reicht von Spielformen

fürs Training über Hintergrundinfor-mationen und Gadgets bis zu Präven-tions- und Signalisationsmaterial fürden Einsatz vor Ort. (Sportamt KantonZürich)Web: www.coolandclean.ch

Schmerzmittelabhängigkeit

Über die Risiken von Opioiden informieren

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In eigener Sache

«laut& leise» abonnierenUnser Magazin erscheint dreimal jährlich und ist jeweilseinem Schwerpunktthema gewidmet. Bleiben Sie stets auf dem Laufenden in SachenSuchtprävention im Kanton Zürich – abonnieren Sie das«laut & leise».

Abo unter: www.suchtpraevention-zh.ch > Publikationen > Magazin laut&leise

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Angebotsübersicht

Suchtbelastete Familien

Im Herbst ist die «Bestands-aufnahme von Angebotender Prävention und Bera-tung für Kinder aus sucht -belasteten Familien» er-schienen. Der Bericht derStellen für Suchtpräventionbietet eine Übersicht überdie bestehenden Angeboteund identifiziert Lücken und mögliche Weiter -entwicklungen im Kanton Zürich. (EBPI)

Web: www.suchtpraevention-zh.ch >Suchtprävention für Familie > Broschüren & Grundlagen

P&G

Neuer NewsletterDer Newsletter von Präventionund Gesundheitsförderunginformiert zehnmal jährlichüber Projekte, Anlässe undPublikationen sowie Wissens-wertes aus Prävention undGesundheitsförderung. (EBPI)

Anmeldung: www.gesundheitsfoerderung-zh.ch

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Neu bei infoDoc

DrogenmündigkeitDie neue Publikation «Drogen -erziehung in der Praxis» geht voneiner akzeptierenden Drogener-ziehung aus und beleuchtet denAnsatz der «Drogenmündigkeit»näher. Anhand dieses Ansatzeswerden leicht umsetzbare Pro-jektvorschläge aufgezeigt. DasBuch richtet sich an Praktiker/-innen aus allen Berufsfeldern,die sich mit Kindern, Jugendli-chen und Erwachsenen über den

Konsum psychoaktiver Substanzen austauschen wollen.«Drogenerziehung in der Praxis: Projektideen zur Förde-rung der Drogenmündigkeit», Gundula Barsch, Wein-heim: Beltz, 2016, mit Onlinematerialien. (infoDoc)Ausleihe: www.nebis.chKontakt: [email protected]

EverFresh

Peer-EducationWährend der Wintermonate finden regelmässig an ver-schiedenen Standorten im Kanton Zürich MidnightSportsstatt. Im Rahmen dieser sportlichen Treffpunkte lancierte

die Stiftung IdéeSportdas Präventionsprojekt«EverFresh». Das Teamvon EverFresh bestehtaus Jugendlichen, die zu sogenannten Junior-coachs ausgebildet wer-den und GleichaltrigenWissen über Suchtmit-telkonsum vermitteln. So werden die Teilneh-menden auf Augenhöheüber die Schädlichkeit

des Tabakkonsums informiert und sensibilisiert. Dank dem Ansatz der Peer-Education werden die Jugendlichenbesser angesprochen und die Präventionsmassnahme hinterlässt keinen schulmeisterlichen Eindruck. Das innovative Modell setzt auf eine spielerische und inter -aktive Vermittlung, die aus Sinnesparcours, Quiz, einerApp und vielem mehr besteht.

Finanziell beteiligt sich neben dem Tabakpräventions-fonds des Bundes auch Prävention und Gesundheitsförde-rung Kanton Zürich. (IdéeSport)

Web: www.ideesport.ch/everfresh

Safer Gambling

Spiel zum SpassDie neue Selbsthilfewebsite www.safer-gambling.ch unterstütztBetroffene im Umgang mit Spielsucht und regt zur Selbstanalysean: Mit welcher Motivation wird gespielt, was sind die Spiel -

gewohnheiten? Es werden Illusionen und Fakten rund umsGlücksspiel übersichtlich dargestellt und mit kurzen Testimo -nials veranschaulicht. Die Besuchenden können sich individuelleine Liste mit attraktiven Alternativen zusammenstellen und perPDF zusenden lassen. Und sie erhalten Tipps, um die gesetztenZiele zu erreichen. Zusätzlich kann auf der Website ein Glücks-spieltagebuch geführt werden, das auch als App gratis verfügbarist. Mit der App wird das Spielverhalten analysiert, indem dieNutzer/innen eine persönliche Statistik über ihre Verluste undGewinne erstellen und eine Limite festlegen.

«Safer Gambling» wurde vom Zentrum für Spielsucht in Zusammenarbeit mit SOS-Spielsucht und dem Kanton Schaffhausen entwickelt und produziert und wird während der Fussball-WM beworben. (Zentrum für Spielsucht)

Web: www.safer-gambling.ch

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Jetzt hat sich das Leben wieder anmich herangeschlichen. Plötzlichwar es da. In diesem Moment, in dem

ich den Hang runterfuhr, auf den Skibret-tern, die mir doch solche Angst machen,weil ich gar nicht gut fahre. Lieber nie fah-re. Es lieber gar nicht erst probiere. Unddoch stand ich an diesem Samstag AnfangJahr auf dem Berg, aus Liebe zu meinenMenschen um mich herum, Ausflug mit der Familie, da sagt man doch nicht Nein.

Das Gute – oder auch das Schlechte, jenach Perspektive – am Skifahren ist zu -mindest, dass man den Hang meistenswirklich auf den Brettern runtermuss,wenn man mal oben ist, einen Ausweg gibtes also keinen. Verkrampft hielt ich die Stö-cke in der Hand, der Wind blies rau, ichschaute irritiert den Hang hinunter. Dasging eine Weile so, ein paar Minuten viel-leicht, in meinem Kopf bestimmt eineEwigkeit. Bis ich an diesen Punkt des Be-wusstseins kam, wo ich dachte: Du kannstdir jetzt den ganzen Tag verkrampft die Hosen vollmachen oder du kannst auf dichvertrauen, auf deine Stärke. Darauf, dassdu in deinem Leben schon ein paarmal einen Hang runtergefahren bist. Das istzwar lange her, aber was solls. Du kannstdich deiner Angst stellen, du kannst siemitnehmen, aber du fährst jetzt.

Und ich fuhr. Ich fuhr erst langsam, zu langsam, aber

ich duldete das an mir. Ich fuhr dannschneller, ich machte grössere, schönereBögen. Die Sonne schien durch die Wolken,

Essay

Das Leben spüren

ich schaute vom Boden auf, sah die Bergeum mich herum. Ich entspannte mich. Ichfuhr, und ich stürzte offenbar nicht. Ichfuhr. Zu sagen, dass ich dabei Glück erfuhr,wäre übertrieben. Aber etwas anderes, et-was viel Wichtigeres geschah.

Was in solchen Momenten nämlich passiert, und es ist etwas ganz Zauberhaf-tes, Sie kennen es vielleicht: Man lebt. Man fühlt das Leben, genau in dem Mo-

ment, in welchem es passiert. Man drehtsich nicht mehr ab vom Risiko, man springt sich aber auch nicht zu Tode. Mangleitet nur an die feine Linie zwischen Mutund Vorsicht heran, tastet sich in diesenZwischenraum von Risiko und Sicherheitvor. Genau dort, das ahnt man auch zuhau-se auf dem Sofa, findet Entwicklung statt,erkennt man sich wieder als das, was manist, ein atmender Mensch, nicht unfehlbar,nicht gross, aber grösser, als wofür mansich bisher hielt.

Ich werde das nächste Mal, wenn ichauf die Bretter steige, wieder unsichersein, wieder zögern, wieder vermeiden.Ich werde mich wieder auf einen Berg stel-len und die ersten paar Minuten neidischauf die anderen Menschen schielen, dieohne Mühe losfahren. Ich werde kleine

Kinder sehen, wie sie mit ihren knapp vierJahren schon besser fahren als ich, undwerde mich kurz schämen. Mir wünschen,das wäre ich gewesen, als Kleine, sorgen-frei und mutig, erstarkt und ohne Zweifel.Aber dann werde ich innehalten und michdaran erinnern, dass auch sie hunderteMal umgefallen sind, dass auch sie einenWeg hinter sich haben. Ich werde mich da-ran erinnern, dass wir alle in gewissen Be-

reichen zögern, wo es andere nicht tun,und mutig sind, dort, wo andere es nichtsind. Dass die, die sicher und frei fahren,sich einfach dachten: An diesen Ort davorne, an den will ich. Das Ziel ist wichti-ger als die Angst.

Manchmal haben wir über die Strängegeschlagen, haben uns wehgetan. Manch-mal haben wir zu viel gewollt, sind hinge-fallen. Beim Skifahren, in der Liebe, beimStreit mit einer Freundin, im Job. Wäre esbesser gewesen, das zu vermeiden?

Stellen Sie sich an den Hang. Ich kannIhnen sagen: Wird gut.

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Anna Miller ist Journalistin und Autorin(www.anna-miller.ch).

Man dreht sich nicht mehr ab vom Risiko, man springt sich aberauch nicht zu Tode. Man gleitet nur an die feine Linie zwischenMut und Vorsicht heran, tastet sich in diesen Zwischenraum vonRisiko und Sicherheit vor.

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besser eindämmt: Soll das Risiko mini-miert oder durch die Förderung von Kom-petenzen optimiert werden?

Ausschluss von Risiko

Der Ansatz, Risiken möglichst zu vermei-den, mag im Einzelfall durchaus Sinn ma-chen: Gewisse Tätigkeiten sind einfach zugefährlich, als dass man sie ausprobierensollte. Als dogmatische Grundhaltung istdie Risikominimierung aber zum Schei-tern verurteilt: Lernen und Entwicklungerfordern immer die Bereitschaft, gewis-se Risiken einzugehen. Um erwachsenund selbstständig zu werden, muss einjunger Mensch immer wieder die Kom-fortzone des Gewohnten und Sicherenverlassen und Neues ausprobieren – unddabei vielleicht auch scheitern. Es ist des-halb zu kurz gedacht, dem hedonisti-

schen, in einigen Jugendkulturen geläufi-gen «No risk, no fun!» ein absolutes «Justsay no!» entgegenzusetzen. Vielmehr giltes, eine Kultur des «Just say know», also«Wisse, was du tust», zu etablieren.

Dies gilt insbesondere auch für denSuchtmittelkonsum und Verhaltenswei-sen mit Suchtpotential. In einer Gesell-schaft, in der 84 Prozent der ErwachsenenAlkohol konsumieren und in der eine be-

rufliche Entwicklung ohne Internet-Kom-petenzen schwierig ist, wäre es realitäts-fremd und zynisch, von Jugendlichen Abs-tinenz einzufordern; trotz den realen Ge-fahren einer Alkohol- oder Online-Sucht.

Rausch und Risiko

In der Suchtarbeit hat sich die Erkenntnisdurchgesetzt, dass es für die durch denMissbrauch von Substanzen entstehen-den individuellen und gesellschaftlichenSchäden weniger bedeutsam ist, ob je-mand konsumiert oder nicht, sondernvielmehr wie. Es werden daher vermehrtAnsätze verfolgt, die nicht eine Konsum-verhinderung um jeden Preis priorisie-ren, sondern einen möglichst schaden -armen Konsum.

Ein pädagogisches Modell, das (nichtnur junge) Menschen dazu befähigen will,ihren Konsum oder andere risikoreicheTätigkeiten so zu gestalten, dass sie sichund andere damit nicht gefährden, wurdeunter dem Namen risflecting® um dieJahrhundertwende vom Österreicher Ge-rald Koller initiiert und seither von eineminternationalen Netzwerk von über hun-dert Berufsleuten aus Gesundheitsförde-rung, Prävention, Jugendarbeit und Päda-gogik weiterentwickelt.

Eine Grundannahme von Risflectingist, dass Risiko und Rausch unverzichtba-re Bestandteile menschlichen Seins sind.Wobei Risiko nicht dasselbe ist wie Gefahrund Rausch nicht dasselbe wie Intoxika-tion: Risiko wird definiert als bedeutsa-mes Ereignis mit ungewissem Ausgang, das

T atsächlich sind gewisse Dimensio-nen von Risikoverhalten im Ju-gendalter deutlich übervertreten,

was sich auch in Statistiken nieder-schlägt: Jugendliche und junge Erwachse-ne verunfallen häufiger im Sport und imStrassenverkehr, gehen höhere Risiken inBeziehungen und Sexualität ein, habenerhöhte Delinquenzraten und konsumie-ren zum Teil exzessiver Alkohol, Cannabisoder andere Drogen als Erwachsene. Da-für gibt es verschiedene Erklärungsansät-ze: etwa «jugendliche Neugier», mangeln-de Lebenserfahrung, Suche nach intensi-ven Erlebnissen oder Gruppendruck.Neurowissenschaftler haben herausge-funden, dass in der Jugend diejenigen Be-reiche des Gehirns, die durch das Aus-schütten von Glückshormonen starkeEmpfindungen ermöglichen, bereits aus-

gebildet sind, während die mässigenden,vernunftorientierten Hirnregionen imStirnbereich (Frontalkortex) als letzte rei-fen und erst im Alter von zwanzig odermehr Jahren fertig entwickelt sind.

Es ist deshalb naheliegend, dass die«Welt der Erwachsenen» ein besorgtesAuge auf jugendliches Risikoverhalten ge-worfen hat. Die Frage ist nur, wie man dieSchäden von verfehltem Risikoverhalten

Jugendliches Risikoverhalten

Wisse, was du tust

Jugendliches Risikoverhalten bereitet Erwachsenen oft Sorgen. Es fragt sich deshalb, wie soll verfehltes Risikoverhalten verändert werden? Soll das Risiko minimiert oder die Kompetenz gefördert werden?

Von Urs Rohr

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Um erwachsen und selbstständig zu werden, muss ein jungerMensch immer wieder die Komfortzone des Gewohnten undSicheren verlassen und Neues ausprobieren – und dabei vielleichtauch scheitern.

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ko sehr individuell: Für eine Person mitHöhenangst wäre Klettern eine (zu) gros-se Herausforderung, für eine andere derKontrollverlust nach zwei Gläsern Wein.Es gilt also, subjektiv und situativ zu beur-teilen, ob die inneren und äusseren Bedin-gungen ausreichend sicher, stabil undangstfrei sind, um ein Wagnis einzugehen.Im Rahmen von Risflecting wird wenigervon Risikokompetenz gesprochen (dieserBegriff ist geprägt von seiner Verwendungin der Schadensminderung), sondern vonRausch- und Risikobalance, weil die dyna-mische Balance von Rausch und Nüch-ternheit, Askese und Ekstase, Verzichtund Konsum vom Subjekt lebenslang im-mer wieder neu hergestellt werden muss.

Suchtpräventive Praxis

Schon immer befasste sich Risflectingnicht «bloss» mit Rausch und Risiko beimKonsum von psychoaktiven Substanzen,sondern auch bei anderen potentiell ge-fährlichen Verhaltensweisen. In vielenSportarten beispielsweise sind rausch-hafte und riskante Erlebnisse an der Ta-gesordnung. Das grösste der von Ris-flecting inspirierten Projekte ist «risk ’n’fun» des Österreichischen Alpenvereins(ÖAV). Hier werden seit zehn Jahren jun-ge Freeriderinnen (Ski und Snowboard)und Kletterer geschult, mit den Risikenund dem Rausch des Hochgebirges umzu-gehen und dies später an Gleichaltrige zuvermitteln. Andere Rausch- und Risiko-pädagog/innen bieten Parcour- und Mo-torradkurse an oder integrieren Ris-flecting in ihre Arbeit als Jugendarbeite-rin oder Sexualpädagoge.

Die meisten der auf Risflecting basie-renden Aktivitäten, die direkt auf denSuchtmittelkonsum zielen, tun dies im Be-

zu einer Auseinandersetzung mit dem Er-eignis und dessen möglichen Folgen auf-fordert Rausch als eine prozesshafte Ver-änderung sinnlicher und sozialer Wahr-nehmung. Ohne rauschhafte Erlebnisseist das Leben weniger lebenswert, seiendiese durch starke Emotionen (Liebe, Eu-phorie etc.), durch bestimmte Tätigkeiten(Atmung, Meditation, Sport etc.) oderauch durch psychoaktive Substanzen her-vorgerufen.

Fähigkeiten erlernen

Eine Entwicklungsaufgabe vom Kind zumErwachsenen ist es, mit dem urmenschli-chen Bedürfnis nach rauschhaften Erleb-nissen und der Notwendigkeit, im LebenRisiken einzugehen, nicht einen schädli-chen, sondern einen bereichernden Um-gang zu finden. Im Unterschied zu ande-ren pädago gischen Ansätzen versuchtRisflecting nicht, Rauscherleben und Risikosituationen zu minimieren, son-dern Fähigkeiten, Instrumente und Ritua-le zu vermitteln, um diese zu optimieren.Es wird keine Strategie der Bewahrung,sondern der Bewährung verfolgt. Men-schen, Gruppen und Organisationen sol-len befähigt werden, Verantwortung fürausseralltägliche Erfahrungen zu über-nehmen und damit deren Potentiale ge-winnbringend für ein individuelles undkollektives Wachstum einzusetzen.

Das Vermögen, Rauscherleben und Ri-sikosituationen bewusst und mit wenigenGefahren zu gestalten, ist komplex: Es ba-siert auf kognitiven, emotionalen und so-zialen Fähigkeiten wie (Selbst-)Wahrneh-mung, Kommunikationsfähigkeit, Kon-sumkompetenz etc. und hängt ab vonstrukturellen Rahmenbedingungen. Zu-dem ist die Reaktion auf Rausch und Risi-

reich der Alkoholprävention. Da geht esetwa um das Coaching von Mitgliedernländlicher Jugendvereine: An deren tra-ditionellen Festen soll zwar weiterhin Al-kohol konsumiert werden dürfen, abermit weniger unerfreulichen Auswirkun-gen. Oder um eine Zusammenarbeit mitGastronomiebetrieben, die bei Jugendli-chen beliebt sind: Die Betriebe werden er -mutigt, Alternativen zur «traditionellen»Happy Hour anzubieten. Also nicht zu-sätzlichen Alkohol fürs gleiche Geld zurAttraktivitätssteigerung des Lokals, son-dern vielmehr zusätzlichen Spass, mehrGenuss, mehr Geselligkeit, zum Beispielmit Spielabenden oder Darts-Turnieren.

Seit 2012 sind die Suchtpräventions-stelle der Stadt Zürich und Streetwork Zürich mit ALKcheck an ausgewähltenEvents präsent, an denen Jugendliche Alkohol konsumieren (Open-Airs, Partys).Dabei wird mit einem Quiz und einerBlind-Bierdegustation (drei Biere mit Al-kohol, eines ohne) der Dialog zum ThemaAlkohol gesucht. Ziel dieser Gespräche istnicht in erster Linie eine Konsumredukti-on, sondern die Suche nach dem «Kipp-Punkt»: Was ist die «optimale» Menge Alkohol, mit der man die Party geniessenkann, ohne sich unerwünschte Wirkungeneinzuhandeln? Was bedeutet es, wenn sichdie «optimale Menge» in letzter Zeit ver -ändert hat, man immer mehr Alkoholbraucht, um «in Laune zu kommen»? Wiegut kann man den aktuellen Konsum ein-schätzen? Die letzte Frage kann mit einemAtemalkohol-Testgerät überprüft werden.

Chancen und Grenzen von Risflecting

Die erwähnten und viele weitere Praxis-beispiele zeigen das Potential auf, wie dieGrundhaltung, die Modelle und der stän-

Eine Entwicklungsaufgabe vom Kind zum Erwachsenen ist es, mitdem urmenschlichen Bedürfnis nach rauschhaften Erlebnissen undder Notwendigkeit, im Leben Risiken einzugehen, nicht einenschädlichen, sondern einen bereichernden Umgang zu finden.

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durchaus wünschbar, auch zu Cannabis,MDMA oder Psylocibin auf dem Hinter-grund von Risflecting zu arbeiten, aberder illegale Status dieser Substanzen setztdem Grenzen: Über Safer Use von illega-len Drogen kann zwar informiert und gesprochen werden. Eine «erlebnisorien-tierte» Arbeit mit Konsumierenden ist jedoch ausgeschlossen. «Moralische» Be-denken können auch die Arbeit zu Alkoholeinschränken: Das Projekt eines ZürcherJugendarbeiters, der mit seinen regelmäs-

sig Alkohol konsumierenden Jugendli-chen ein Wochenende mit sorgfältig vor-und nachbereitetem Alkoholkonsum ver-anstalten wollte, scheiterte an Vorbehal-ten von Eltern und Vorgesetzten. Die andas deutsche Präventionsprogramm «Lie-ber schlau als blau» angelehnte Idee zu einem Trinkexperiment mit 15-jährigenJugendlichen unter Einbezug ihrer Elternwurde in Zürich schon in der Planungs-phase eingestellt. Es wurde als zu «heissesEisen» betrachtet, mit einer Altersgruppereflektiert Alkohol zu konsumieren, vonder laut HBSC-Studie über 25 Prozent angeben, schon mindestens zweimal be-trunken gewesen zu sein. Risflecting siehtsich immer wieder mit Hindernissen kon-frontiert, die nicht aus der objektiven Ge-fährlichkeit eines Risikoverhaltens oderRauscherlebnisses resultieren, sondern

dig wachsende Methodenschatz von Ris-flecting für suchtpräventive Angebote ge-nutzt werden können. Insbesondere imFreizeitbereich ist es oft schwierig, Ju-gendliche zu einer Reflexion ihres Kon-sumverhaltens zu motivieren. Hier bietetdie dialogische und akzeptierende Heran-gehensweise vielfältige Chancen für dieSuchtprävention.

Allerdings stellt Risflecting hohe An-forderungen an die Voraussetzungen, un-ter denen es gelingen kann. Eine verant-

wortungsvolle rausch- und risikopädago-gische Begleitung basiert auf Respekt, Be-ziehung, Achtsamkeit und Zieloffenheit –und das braucht seine Zeit! Oft können ge-rade an Orten, wo Jugendliche mit Rauschund Risiko experimentieren, solche Be-dingungen nicht vorausgesetzt, sondernmüssen erst geschaffen werden. Zudemeignet sich Risflecting nicht für alle Per-sonen: Wer Rausch und Risiko als Kom-pensation oder Flucht aus unerträglichenLebensbedingungen sucht, benötigt the-rapeutische Hilfe und Massnahmen derSchadensminderung.

Die angeführten Praxisbeispiele zumjugendlichen Alkoholkonsum weisen aufeine andere Limitierung des Risflecting-Ansatzes hin, haben sie doch alle den Um-gang mit einer gesellschaftlich akzeptier-ten, legalen Substanz im Fokus. Zwar ist es

aus deren gesellschaftlicher Tabuisie-rung.

Leben mit mehr Balance

Es ist zu begrüssen, dass Ansätze zur För-derung von Rausch-, Risiko- oder Kon-sumkompetenz in den letzten Jahren inder Suchtprävention vermehrt Resonanzfinden. Um aber die Schäden, die aus einem verfehlten Umgang mit Rausch undRisiko resultieren, nachhaltig zu reduzie-ren und das Potential, das in geglücktenRisikohandlungen und Rauscherlebnis-sen steckt, zu fördern, braucht es mehr alsnur pädagogische Bemühungen. Dazuwäre auch ein gesellschaftlicher Wandelgefordert, zu dem Risflecting einen Bei-trag leisten will: weg von «immer mehr»,«immer schneller» und zunehmender In-dividualisierung, hin zu Entschleunigung,Achtsamkeit und Beziehung, zu einem Leben mit mehr Balance.

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Urs Rohr leitet den Bereich «Familie & Freizeit» der Suchtpräventionsstelle der Stadt Zürich. Als Risikopädagoge und Mitglied des Vereins «risflecting-Pool – internationales Netzwerk fürRausch- und Risikobalance» interessiert er sich seit zwanzig Jahren für den gesunden Umgang mit Risiken.

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Rausch- und RisikopädagogikRisflecting® ist ein pädagogischesHand lungsmodell zur Entwicklung vonRausch- und Risikobalance. Die genaueErklärung der Idee und des Konzeptessowie weitere Informationen finden Sieauf der Website www.risflecting.eu

Was ist die «optimale» Menge Alkohol, mit der man die Party geniessen kann, ohne sich unerwünschte Wirkungen einzuhandeln? Was bedeutet es, wenn sich die «optimale Menge» in letzter Zeit verändert hat, man immer mehr Alkoholbraucht, um «in Laune zu kommen»?

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E twa drei Viertel der Schwerverletz-ten und sogar 87 Prozent der Getö-teten sind bei schweren Personen-

wagen- und Motorradunfällen junge Er-wachsenen im Alter bis 24 Jahre. Dabeisind doppelt so viele Männer wie Frauenin schwere Verkehrsunfälle verwickelt.Bei den tödlichen Unfällen ist das Ge-schlechterverhältnis gar eins zu drei. Dieeinflussreichsten Faktoren für einen

schweren oder tödlichen Unfall sind dasAlter und das Geschlecht der verursa-chenden Personen. So weisen zum Bei-spiel die 18-/19-jährigen Männer gegen-über Personen zwischen 30 und 39 Jahrenein fünffaches Risiko für schwere odertödliche Verletzungen aus (SINUS-Re-port 2016 der Beratungsstelle für Unfall-verhütung, bfu und Statusbericht 2017).

Obwohl diese Fakten alarmierend sindund Handlungsbedarf speziell bei jungenMännern offensichtlich ist, besteht im Jugendalter eine Lücke innerhalb der Verkehrserziehung. Deshalb bietet dieFachstelle Jumpps mit dem Präventions-projekt «Speed – ist rasen männlich?» eine geschlechtersensible Verkehrserzie-hung für Schulen an. In Workshops undwährend Projekttagen arbeiten Jumpps-Referenten (Speed-Coaches) mit Jugend-lichen ab der 9. Klasse in gemischten undin geschlechtergetrennten Gruppen, umdie Risikokompetenz zu fördern undMännermythen in Bezug auf Autos undRasen zu hinterfragen. Seit 2004 wird dasProjekt Speed vom Fonds für Verkehrssi-cherheit (FVS) finanziert.

Männliches Rollenverhalten

Männervorbilder sind Beschützer, Be-freier, Helden, Gentlemen. Sie sind mus-kulös, beeindruckend und haben einüberzeugendes Auftreten. So äussern sich18- bis 22-jährige Lehrlinge vor Abschlussder Berufslehre in einem Workshop. Sol-che Rollenvorstellungen beeinflussen dasVerhalten von jungen Männern und somitauch ihr Risikoverhalten. Männliche Ju-gendliche ordnen sich selber folgendeWagnisse zu: Pöbeln, Gewaltbereitschaft,

Wettsaufen und Drogenkonsum, Gesetzebrechen, Extremsport, Wettrennen fah-ren und rasen. Demgegenüber sehen dieMädchen ihr Risikoverhalten in den Be-reichen Diebstahl, Diäten, Verschuldungwegen Shopping, Schönheitsoperationen,Zicken und Mobbing. Mädchen überneh-men in Risikosituationen oft eine passive,aber nicht unwichtige Rolle. So erklärt einJugendlicher: «Wenn ich mit dem Autovorfahre, beachten mich Frauen vielmehr!» Oder ohne als junger Mann aus derHeldenrolle zu fallen, kann er in gewissenSituationen Vernunft walten lassen:«Wenn eine Frau dabei ist, ist es einfach.Du sagst einfach: Hey, Mann, fahr lang -samer – wir haben eine Frau im Auto!»

Eine gefährliche Mischung

Gruppenbesäufnisse, Rasen, Mutprobenund anderes sind Verhaltensweisen, diemännlich konnotiert sind und in der Gruppe unter gleichaltrigen Jungen undjungen Männern Wertschätzung und Ach-tung generieren. Diese beim Rasen auftre-tende Mischung von Männermythen isthochexplosiv, oft nicht mehr kontrollier-bar – ein gefährlicher Antrieb. Meistensbesteht nur noch die Wahl zwischen den

Geschlechterbezogene Verkehrserziehung von Jugendlichen

Ist rasen männlich?

Moderne Verkehrserziehung thematisiert Risikoverhalten und fördert Kompetenzen bei Jugendlichen. Weil Risiko -verhalten ein Geschlecht hat, bilden geschlechterbezogene Ansätze eine wichtige Basis beim Präventionsprojekt Speed.

Von Lu Decurtins und Urs Urech

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Projekt SpeedIn Workshops und Ideenwettbewerbenhaben Jugendliche die Möglichkeit, ge-schlechtersensible Präventionsbot-schaften gegen das Rasen zu formulie-ren. Auf Plakaten, Kinodias oder inAnimationsfilmen werden ihre Aussa-gen veröffentlicht, um weitere Jugend-liche zu erreichen. Ein Lehrmittel stehtLehrpersonen online zur Verfügung.Unterrichtsmaterial, entwickelt mitBeteiligung von Schülern und Schüle-rinnen an Oberstufenschulen, Berufs-schulen und Gymnasien, kann auf An-frage benutzt werden.

Um Eltern zu sensibilisieren, kön-nen einerseits Jumpps-Referenten bei-gezogen werden und andererseits ste-hen Videos mit Experteninterviews zurVerfügung: Eine Verkehrspsychologin,ein Jurist, ein Fahrlehrer, ein Ver-kehrspolizist, ein Risikosportler undein Genderexperte informieren überdas Risikoverhalten von Jugendlichenund geben Ratschläge, wie die Elternreagieren können, um ihre Kinder zustärken und zu schützen.

Fachstelle JumppsAus dem Netzwerk Schulische Buben-arbeit entstand die Fachstelle Jumpps –Jungen- und Mädchenpädagogik/Pro-jekte für Schulen. Neben Speed werdenweitere Projekte und Dienstleistungenangeboten.www.jumpps.ch

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zwei Polen männlich oder unmännlich.Das Nichtmännliche wird dann als schwuloder weibisch zusätzlich abgewertet. Umdieser Abwertung zu entgehen, neigenJungen sogar dazu, die Geschlechterrol-len zu überzeichnen.

Es gehört zur normalen Entwicklung,dass Jugendliche Risiken eingehen und dieKomfortzone hinter sich lassen. Wie weitjedoch dieser sichere Bereich überschrit-ten wird, ob es wie bei einer Fahrt im Vergnügungspark nur um einen leichten«Flow» geht oder ob man sich auf ein Wag-nis mit ungewissem Ausgang einlässt, istindividuell unterschiedlich. Um heraus-zufinden, auf welche Art Jugendliche mitGrenzen und Risiken umgehen möchten,um zu erfahren, was ihnen am besten ent-spricht, dafür braucht es eine bewussteAuseinandersetzung mit dem Thema.

Gesundheitsfördernde Aspekte

Mit Blick auf die Ressourcen der Jugend-lichen lassen sich in allen riskanten Ver-haltensweisen gesundheitsfördernde As-pekte feststellen. Dazu gehört das Erlebenvon Spass, Genuss und Abenteuer. Wich-tig sind dabei auch die Identitätsbildungund das Gefühl, zu einer Gruppe zu gehö-ren. In der Bewertung für die Gesundheitder Jugendlichen werden diese positivenFunktionen des Risikoverhaltens gleichbewertet wie die negativen Auswirkun-gen. Eine Langzeituntersuchung * bei Ju-gendlichen in fünf europäischen Städtenkommt gar zum Schluss, dass es um diepsychische Gesundheit von jungen Er-wachsenen, die während der Adoleszenzextrem vorsichtig oder ängstlich im Um-gang mit Risiken und Rausch waren,schlechter bestellt ist als um die Gesund-

heit derjenigen, die ab und zu über dieStränge schlugen.

Wichtige Kompetenzen im Umgang mitRisiko sind: sich selber wahrnehmen undeinschätzen können, welche Art von Risi-ken in welcher Situation Gewinn bringenkönnen und wo der Einsatz im Verhältniszum möglichen Gewinn zu hoch ist. Wei-ter geht es darum, Faktoren zu erkennen,welche die eigene Risikokompetenz wie-derum vermindern. Dies kann der Kon-sum von Alkohol oder anderen Drogensein, aber auch Gruppendruck oder psy-chische Belastung.

Reflexion des Rollenbildes

Die Präventionsarbeit beim Projekt Speedgeschieht nicht mit dem mahnenden Zei-gefinger oder mit schockierenden Statis-tiken und Unfallbildern. Die Speed-Coaches gehen immer vom positiven As-pekt des Verhaltens aus – nur wenn sichder Jugendliche verstanden fühlt und positive Rückmeldung bekommt, ist erbereit, eigene Grenzen zu reflektieren undmögliche Folgen zu erkennen und an sei-nem Verhalten zu arbeiten.

Zuerst ist es für die Jugendlichen wich-tig, sich mit der eigenen Persönlichkeit inBezug zum männlichen Rollenbild ausei-nanderzusetzen und über das eigene Risi-koverhalten nachzudenken. Weiter wirddiskutiert, welche Risiken andere Men-schen gefährden und wie man Risikenwahrnehmen und richtig einschätzenkann. Es soll jedoch nicht an den Wertenund Vorstellungen der jungen Männer ge-rüttelt werden, sondern vielmehr sollendiese in der Diskussion genutzt werden –mit dem Ziel, ihren Handlungsspielraumschrittweise zu erweitern. Plötzlich ma-chen sich die Jugendliche Überlegungenwie: «Was nützt mir mein cooles Auto,wenn ich keinen Führerschein mehrhabe?» «Wer ist der wahre Held – derjeni-

ge, der seine Frau sicher nach Hausebringt, oder derjenige, der zu schnellfährt?» oder in der Jugendsprache einesRappers «Ich fahre langsam, damit michg’sehsch, wenn ich hupe bim Verbii fah-re».

Im Rahmen von Wettbewerben oder in-tegriert ins Online-Lehrmittel stellen dieJugendlichen einander solche Fragen undformulieren sie zu Präventionsbotschaftum – von Jugendlichen an Jugendliche.Gerade auch die Auseinandersetzungzwischen den Geschlechtern kann positivwirken, indem die Jungs durch Aussagenvon Mädchen in ihren festgefahrenen Bil-dern von Männlichkeit entlastet werden.

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Lu Decurtins, Sozialpädagoge, Supervisor Gender -experte und Co-Präsident von Jumpps. LangjährigerProjektleiter Speed.

Urs Urech, Lehrer, Soziokultureller Animator und Projektleiter Speed

Mit Blick auf die Ressourcen der Jugendlichen lassen sich in allen riskanten Verhaltensweisen gesundheitsfördernde Aspektefeststellen. Dazu gehört das Erleben von Spass, Genuss und Abenteuer. Wichtig sind dabei auch die Identitätsbildung und das Gefühl, zu einer Gruppe zu gehören.

* Stephan Quensel, Das Elend der Suchtpräven -tion. Analyse, Kritik, Alternative (2004).

Risiken und Nebenwirkungen«No risk, no fun –oder: von der Stei-gerung der Dosis»,so nannte der Jour-nalist Jean-MartinBüttner seinen Es-say. Das Interviewmit dem Sozialwis-senschaftler HolgerSchmid beschäftigt

sich mit dem Hang zum Risiko. WeitereArtikel stellen Präventionsprojekte vor. Als PDF zum Downloaden:www.suchtpraevention-zh.ch > Publikationen >Magazin laut & leise 2003.

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Präventionsprogramm Freelance

Risiken wahrnehmen undeinschätzen

kann. Des Weiteren hilft das Bewusstsein,dass es jeweils vor einer Risikosituationeine kurze Pause braucht, um Gefahrenund deren Folgen genau abzuwägen. Indiesem Sinn bilden Resilienz und Selbst-wirksamkeit die Grundlagen für Risiko-wahrnehmung und Risikoeinschätzung.

Kompetenz statt Abstinenz

Risikoverhaltensweisen sind für die Iden-titätsbildung Jugendlicher existenziell.Auf dieser Erkenntnis basiert mitunterdas kompetenzorientierte Präventions-programm Freelance. Durch methodischvielfältige Lernmöglichkeiten wird dieEntwicklung von Risikokompetenz geför-dert. Dazu gehören exploratives und dia-logisches Lernen, erlebnispädagogischeSequenzen, Peer-Learning und Ris-flecting (siehe Artikel «Wisse, was dutust»). Es werden auch Fakten vermittelt,obwohl Wissen nicht die Erkenntnis ausder Erfahrung ersetzen kann. Freelancemöchte Chiara, Jonas, Lea, Mira und San-dro zur Selbstregulation befähigen imSinne eines verantwortungsvollen Um-gangs mit tragbaren Risiken. Gleichzeitigsollen sie die Fähigkeit und Sicherheit er-halten, untragbare Risiken erkennen undzu vermeiden.

Jugendliche als Multiplikatoren

Das Präventionsprogramm Freelance istso konzipiert, dass Jugendliche ihre Mei-nung, Ideen und Vorstellungen einbrin-gen. Beispielsweise kreieren Jugendlichebeim Freelance-Contest Präventionsbot-schaften für Gleichaltrige in Wort undBild. In einer ersten Phase entwickeln sieIdeenskizzen für Plakate, die in einerzweiten Phase mit Grafikerinnen undGrafikern in Ausbildung weiterbearbeitetund umgesetzt werden. Die realisierten

Sujets sind in der Folge in Sensibilisie-rungskampagnen zu sehen. So etwagrossformatig an Plakatwänden, in denSchulen, in animierter Form auf den Bild-schirmen in öffentlichen Verkehrsmit-teln, in Kinos und in der Freelance-Ju-gend-Agenda.

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Fausto Tisato, Konzept, Mitentwicklung und operati-ve Leitung des Präventionsprogramms Freelance.

Chiara ärgert  sich sehr über ihreKollegin und entlädt im Gruppen-chat  ihre Meinung. Jonas muss

unbedingt noch das nächste Level in sei-nem Multiplayer-Game erreichen. Etwasunsicher, aber voller Neugier, geht Leaheute zum ersten  Mal zu einem Treffenmit ihrer  Online-Bekanntschaft. Mirasendet ihrem neuen Freund als Beweisfür ihre Liebe ein freizügiges Foto. Sandropackt den Ehrgeiz, mit seinen Kollegenmitzuhalten, und kippt eine halbe FlascheWodka hinunter.

Welches Verhalten nehmen Jugendli-che als Risiko wahr? Wo und zu welchemZeitpunkt werden Risiken von Jugendli-chen überhaupt als solche eingestuft? Beisubstanzspezifischen Suchtmitteln kannman heute davon ausgehen, dass sich Ju-gendliche bei übermässigem Konsumdurchaus des Risikos bewusst sind. Beider Nutzung von digitalen Medien hinge-gen ist oft eine mangelnde Risikoeinschät-zung zu beobachten.

Diese unterschiedliche Risikowahr-nehmung hängt nicht zuletzt damit zu-sammen, dass gesundheitliches Risiko-verhalten bereits länger, intensiver undbreiter thematisiert worden ist als sozia-les Risikoverhalten.

Das Risiko einschätzen

Wie kann Lea beurteilen, ob sie zum Tref-fen gehen soll, und was könnte Sandro be-fähigen, sich dem Nachahmungsdruck zuentziehen? In erster Linie ist es wichtig, zulernen, stärker auf die Gefühle zu hören,sie zu reflektieren und vielleicht mit einerVertrauensperson darüber zu reden. Hilf-reich für Jugendliche ist es, zu erfahren,wie man sich aktiv und konstruktiv inGruppensituationen einbringen und wieman sich dem Gruppendruck widersetzen

Risikobereitschaft ist in der Adoleszenzphase besonders ausgeprägt. Mit dem Präventionsprogramm Freelance gelingt es, dass Jugendliche riskantes Verhalten besser einschätzen können.

Von Fausto Tisato

Für die Sekundarstufe IFreelance ist ein Suchtpräventionspro-gramm zu den Themen «Tabak/Alko-hol/Cannabis» und «Digitale Medien»für die Sekundastufe I. Lehrpersonenkönnen die flexibel einsetzbaren Unter-richtseinheiten auf ihre Zeit- und The-menbedürfnisse abstimmen. Getragenwird das Programm von den KantonenAR, GR, NW, SG, SH, TG, ZG, dem Fürs-tentum Liechtenstein und neu auchvom Kanton Zürich.

Fachpersonen aus Prävention undGesundheitsförderung, Medienpäda-gogik, Kindesschutz, Mediengestaltungsowie Studierende der PädagogischenHochschule St. Gallen und der FHS St. Gallen (CAS Medienpädagogik) ha-ben sich an der Entwicklung des Pro-gramms beteiligt.

2016 durfte Freelance aus 136 einge-reichten Projekten an der Internatio-nalen Bodenseekonferenz für Gesund-heitsförderung und Prävention in Bre-genz den zweiten Preis entgegenneh-men. Im April 2018 erscheint eine neue,Lehrplan-21-kompatible Auflage.www.be-freelance.net

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Mut tut gut

Kinder wachsen am Wagnis

Kinder geraten ständig in Situationen, die sie noch nicht kennen und deshalb ein Wagnis sind. Nur wenn sie das Wagnis tatsächlich eingehen, können sie auch gewinnen – für ihr Leben.

Von Dominique Högger

mungsfähigkeit und den koordinativenund konditionellen Fähigkeiten. Dieseentwickeln sich nur durch Übung. Auf längere Sicht kann folglich ein zu behutsa-mer Umgang mit Risiken die Unfall- undVerletzungsgefahr sogar erhöhen.

Risikokompetenz fördern

Kinder brauchen für ihre EntwicklungZeiten und Räume, um sich zu erproben,um sich und ihre Stärken und Grenzen zuerfahren, um sich zu reiben, um Abenteu-er zu erleben. Nur so können sie Fort-schritte machen. Voraussetzung ist eineUmgebung, die Kinder angemessen he-rausfordert. Es braucht Erwachsene, dieden Kindern etwas zutrauen und sie in ih-rem Tun bestärken – und die gelassen blei-ben, wenn sich Kinder mal eine Schram-me oder ein blutendes Knie holen.

Das Lehrmittel «Mut tut gut» ermög-licht intensive, lustbetonte und heraus-fordernde Bewegungsstunden. Die Kindermachen elementare Bewegungserfahrun-gen wie springen, rutschen, balancieren,werfen, fallen, fliegen, schwingen, klet-tern oder purzeln. Sie lernen, selbststän-dig Herausforderungen einzuschätzenund zu bewältigen. Sie werden bewe-gungsfreudiger und mutiger. Darüber hinaus steigen das Selbstwertgefühl, dieEigenverantwortung und die Kooperati-onsfähigkeit.

Im Vorwort von «Mut tut gut» werdenLehrpersonen ermutigt, die Kinder mutigsein zu lassen oder ihnen zu helfen, mutigzu werden, ihnen zu vertrauen und sie los-zulassen, sich aus dem Mittelpunkt zunehmen und sich vermehrt jenen Kindernzuzuwenden, die in Motorik und Verhal-ten auffällig sind. Die Lehrperson unter-stützt und hilft, wo es gefragt ist, gibt Vor-schläge und nimmt Anregungen auf,

macht selber mit oder freut sich ganz ein-fach an ihren bewegten und begeistertenKindern.

Die Kinder ihre eigenen Wagnisse ein-gehen zu lassen, braucht auch von uns Er-wachsenen etwas Mut. Die Kinder beloh-nen uns dafür mit strahlenden Augen undoffensichtlichen Fortschritten.

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Dominique Högger ist Leiter der BeratungsstelleGesundheitsbildung und Prävention der Pädagogi-schen Hochschule FHNW.

Zum Weiterlesen• Mut tut gut: Lehrmittel für die Turnhalle(www.muttutgut.ch)• Kinder in Bewegung: Offene Bewegungssettingsim Kindergarten (www.kinder-in-bewegung.ch)• Sichere Bewegungsförderung bei Kindern: bfu-Leitfaden (www.bfu.ch)• Messer, Gabel, Schere. Licht – warum denn nicht? Lehrmittel von Heike Baum (Freiburg: Herder)• Mutanfälle. Lehrmittel zum Thema Mut(www.fhnw.ch/wbph-gesundheit > Publikationen)

M esser, Gabel, Schere, Licht –sind für kleine Kinder nicht»,sagt der Volksmund. Nicht sel-

ten haben Eltern und Lehrpersonen dieTendenz, Kinder von solchen Gefahren-herden fernzuhalten – auch von solchen,die dem Kind eigentlich angemessen sindund mit denen es den Umgang früher oderspäter lernen muss. Wenn Kinder ihrenErfahrungsschatz erweitern wollen, müs-sen sie sogenannt gefährliche Situationenbewältigen lernen. Haben Kinder solcheLerngelegenheiten nicht, sind sie umsostärker gefährdet, wenn sich die Begeg-nung mit der Gefahr einmal nicht mehrvermeiden lässt.

Den Umgang mit Risiken lernen

Angemessene Herausforderungen gehenknapp über das hinaus, was ein Kindschon kann. In der Regel können Kindersolche Situationen gut einschätzen undhandeln umso vorsichtiger und konzen-trierter. Entsprechend rasch lernen sieden Umgang damit. Gelingt die Bewälti-gung, weckt dies Freude und das Selbst-vertrauen wird gestärkt. Das Kind ge-winnt neue Kenntnisse, Fertigkeiten, Fähigkeiten – und ist für zukünftige Situa-tionen besser gewappnet. Der Gefähr-dungsgrad von Kindern sinkt, je vertrau-ter sie mit Risiken sind.

Kinder mit schlechter Motorik verun-glücken häufiger im Strassenverkehr undin anderen Lebenssituationen. Je umfang-reicher und vielfältiger die motorischenErfahrungen im Kindesalter sind, destohöher wird die Bewegungssicherheit imJugend- und Erwachsenenalter sein. Ba-lance ist beispielsweise auf dem Velo ge-fragt, Reaktionsvermögen auch beim Autofahren. Bewegungssicherheit ist inhohem Masse abhängig von der Wahrneh- Su

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Purzelbaum SchweizDas erfolgreiche UrsprungsprojektPurzelbaum für mehr Bewegung undgesunde Ernährung im Kindergartenaus Basel-Stadt wird bis heute in 20Kantonen in Kindergärten, Kinderta-gesstätten, Spielgruppen und in Pri-marschulen umgesetzt. PurzelbaumSchweiz multipliziert das Erfolgskon-zept und unterstützt die Kantone beider professionellen Durchführung undlangfristigen Verankerung des Projektsin Form eines Coachings, um damit dieQualität zu gewährleisten. www.purzelbaum.ch

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Interview mit Dr. med. Toni Berthel

Ohne Risiko keine Evolution

Der Umgang mit Risiken ist eine Kompetenz, die seelische Entwicklungen ermöglicht und die wir in unzähligen Handlungen täglich benötigen – das ganze Leben lang.

Von Brigitte Müller

chen Risiken gesprochen, beispielsweisebeim Sport, Autofahren oder Reisen. Wirerleben jedoch auch psychische Risiken,wenn wir uns an einen fremden Menschenwenden, uns verlieben oder unsere Mei-nung öffentlich sagen. Die Folgen solcherRisiken können uns ebenfalls verletzen,wenn wir Ablehnung bis hin zu Nichtbe-achtung erfahren.

l & l: Wie individuell werden Risikenwahrgenommen und gewagt? Berthel: Die individuelle Risikobereit-schaft unterscheidet sich je nach Tempe-rament, Erziehung, Gruppenzugehörig-keit, Fähigkeiten und Aktivitäten. Wenn

wir uns beispielsweise auf die Gruppe derBergsteigerinnen und Bergsteiger fokus-sieren, erkennen wir, wie variabel sich dieRisikobereitschaft gestaltet. Vom Hobby-klettern in der Halle bis zum Klettern in den Bergen – Risiken werden immer in-dividuell wahrgenommen und somit wer-den auch ganz unterschiedliche Risikengewagt.

l & l: Kennen ältere Menschen andere Ri-siken als Jugendliche?Berthel: Wie bereits erwähnt brauchenwir für eine seelische – sogar evolutionä-re – Entwicklung das Hinaustreten aus einem sicheren Zustand in eine unsiche-re Situation. Solche unsicheren und somitriskanten Situationen sind individuellund verändern sich je nach Lebensphase.

Bleiben wir beim Beispiel des Überque-rens einer Strasse. Als Erwachsene neh-men wir hier oft erhöhte Risiken in Kauf,so können wir beispielsweise noch schnellüber die Strasse rennen, wenn die Ampelauf Orange wechselt. Doch je älter wirwerden oder wenn uns plötzlich eine kör-perliche Einschränkung behindert, müs-sen wir unser Verhalten anpassen.

l & l: Wir müssen unsere Fähigkeiten alsoöfter neu einschätzen?Berthel: Ja. Vielleicht denken wir wehmü-tig an unsere Jugend zurück, als wir nochbis frühmorgens Feste feierten und dabeizu viel Alkohol tranken. Mit zunehmen-

dem Alter kann der Körper Alkohol weni-ger effizient abbauen und braucht länger,bis er sich wieder erholt hat. Weise und risikokompetent ist, wer dies erkennt undin einem inneren Prozess akzeptiert, dasssich mit dem Alter gewisse Fähigkeitenverändern, und wir uns neuen Lebens-strategien hinwenden können, die unsebenfalls Freude bereiten.

l& l: Wie wichtig ist das Eingehen von Ri-siken für Jugendliche?Berthel: Besonders Kinder und Jugendli-che entwickeln sich, wenn sie lernen, ihreÄngste zu überwinden. Man kann es nichtgenug betonen: Für ihre Entwicklung istdas Eingehen von Risiken lebensnotwen-dig. Bei jedem Überwinden eines Risikoskommen Kinder einen Schritt weiter.

laut & leise: Was verstehen Sie unter Ri-sikokompetenz?Toni Berthel:Es ist die Fähigkeit, Risikeneinzuschätzen, um alltägliche Herausfor-derungen zu meistern und persönlicheEntscheidungen zu treffen. Anders ge-sagt: Risikokompetenz bedeutet Lebens-kompetenz. Die Risiken, denen wir begeg-nen, sind sehr unterschiedlich; sie verän-dern sich im Laufe eines Lebens und vari-ieren je nach Temperament und Alter. EinRisiko bewegt sich zwischen einerseitsder gewohnten Sicherheit und anderer-seits der verlockenden totalen Freiheit.Wer sich nur immer in der Komfortzoneder Sicherheiten bewegt, erlebt keine see-lische Entwicklung.

l& l: Risikokompetenz benötigen wir alsoschon als Kinder?Berthel: Ja, denn bereits ein Baby geht Risiken ein, wenn es sich von der Mutterabwendet und in Kontakt tritt beispiels-weise mit seinem Vater. Diese Bewegungweg von der Mutter ist eine erste Bewe-gung hinaus in die Welt. Diese Erweite-rung der Welt ist besonders für Kinder undJugendliche sehr wichtig, damit sie als Er-wachsene in dieser Welt bestehen können.Ein Kind muss beispielsweise das Risikoeingehen, eine Strasse zu überqueren, da-mit es sich die Kompetenz aneignen kann,alleine in den Kindergarten zu gehen. ZurBewältigung unseres Alltags braucht esein Leben lang die Fähigkeit, Risiken zu erkennen, Risiken richtig einzuschätzenund schlussendlich das Sich-Entscheiden,ob man dieses Risiko eingehen und wieman dieses Risiko bewältigen soll.

l& l: Wie unterscheiden sich Risiken?Berthel: Risiken sind grundsätzlich un-terschiedlich. Oft wird nur von körperli-Su

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Risikokompetenz bedeutet Lebenskompetenz. Die Risiken, denen wir begegnen, sind sehr unterschiedlich; sie verändern sich im Laufe eines Lebens und variieren je nach Temperamentund Alter.

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schritte. Auf der anderen Seite kann einKind überfordert werden, wenn es dazunoch nicht bereit ist. Eltern wie Lehrper-sonen sind zudem Vorbilder im Umgangmit Risiken. Als Beispiel kommt mir dasSkifahren in den Sinn. Möchte man ge-meinsam einen Tiefschneehang hinun-terfahren, sollte man zuerst klären, wieder Schnee beschaffen ist, ob die Gefahreiner Lawine besteht, die Ausrüstung inOrdnung ist und ob die technischen undkörperlichen Fähigkeiten aller ausrei-chen, um den Hang hinunterzufahren zukönnen. Wenn Jugendliche erleben, dassihre Eltern solche Risiken ernsthaft undsorgfältig abwägen, dann werden sie mitgrosser Wahrscheinlichkeit ähnlich vor-gehen, wenn sie alleine unterwegs sind.

l & l: Wie kann die Suchtprävention Risi-kokompetenz vermitteln?Berthel: Diese Frage ist eine grosse He-rausforderung für die Suchtprävention.Im Zusammenhang mit dem Aufbau vonRisikokompetenz gilt, schwimmen lerntman im Wasser. Bedeutet dies nun, dassSuchtpräventionsfachleute nach dem In-formieren über legale und illegale Drogenaktiv zur Tat schreiten? Im Ausland ken-ne ich ein Projekt, bei dem Präventions-fachleute mit den Jugendlichen gemein-sam ein Trinkexperiment organisierten.Nachfolgende Evaluationen ergaben, dassdiese Jugendlichen weniger Alkohol tran-ken als jene, die nur theoretisch informiertwurden. Doch ich frage mich, ist das derWeg? Ich denke, es ist nicht Aufgabe derSuchtprävention, mit den Jugendlichenzusammen zu kiffen. Und so bleibt die Fra-ge, wie soll Risikokompetenz vermitteltwerden, wenn man den Substanzkonsumausschliesst?

l & l: Wie wichtig ist die Eigenverantwor-tung, um Risiken einschätzen zu können?Berthel: Eigenverantwortung fällt nichtvom Himmel, sondern entwickelt sich.Dies ist ja das Entscheidende der Risiko-

kompetenz: die Fähigkeit, selber zu ent-scheiden, welche Risiken man mit allenKonsequenzen eingehen kann. Lernen,sein Leben selber zu führen und Proble-me lösen zu können. Risikokompetenzund Eigenverantwortung sind für michwie Bruder und Schwester. Ziel jeder Ent-wicklung ist doch, dass wir ein selbstver-antwortetes Leben führen können.

l & l: Wann soll der Staat eingreifen undmit entsprechenden Gesetzen Risikeneinschränken?Berthel: Erwachsene Menschen brau-chen keine Lebensführungsbesserwisser.Es sollen Informationen zur Verfügunggestellt werden, damit jeder sich eine eigene Meinung bilden und somit indivi-duell entscheiden kann. Und für Kinderund Jugendliche sind der Staat und wir alleverantwortlich, ihnen eine gute Bildungzu ermöglichen, genügend Freiräume zurVerfügung zu stellen, ihnen den notwen-digen Schutz zu gewährleisten oder Verei-ne in ihrer Funktion zu unterstützen. Aber die Verantwortung über den eigenen Lebensstil bleibt beim Individuum.

l & l: Warum haben wir Angst vor Terro-rismus, obwohl das Telefonieren wäh-rend des Lenkens eines Autos und Rau-chen viel gefährlicher sind?Berthel: Der Terrorismus ist einerseitseine reale Bedrohung, weckt aber auchÄngste, in die wir unsere persönlichen,häufig unbewussten Befürchtungen hi-neinprojizieren. Beispielsweise verunsi-chert das Fremde und wird als Bedrohungwahrgenommen. Angst ist meistens ein ir-rationales und sehr individuelles Gefühl,so dass die Herausforderung darin liegt,dieses zu überwinden. Tatsache ist, dassdie Wahrscheinlichkeit, Opfer eines Ter-roranschlags zu werden, zigfach geringerist, als zuhause zu verunglücken. Zurück-kommend auf Ihre Frage: Raucherinnenund Rauchern, die nicht mehr nach Parisreisen, unterläuft eine Fehleinschätzung

Dazu gehört auch, Angst aushalten zu können. Überwindet ein scheuer Jugend-licher beispielsweise nicht seine Angst,mit anderen Jugendlichen in Kontakt zutreten, dann droht ihm die Vereinsamung.Jugendliche müssen einen Umgang findenmit Gefühlen wie Scham, Angst, Ableh-nung, aber auch mit dem Verliebtsein, derBegeisterung, dem Rausch. In der Fanta-sie kann man sich ja alles Mögliche vorstel-len, was mit der Realität wenig zu tun hat.Es zu wagen, ein Mädchen oder einen Jun-gen anzusprechen, macht erfahrbar, dassman beispielsweise durch eine Zurück-weisung nicht «stirbt». Es kann ja auch das Gegenteil passieren. Es lohnt sich in jedem Fall, seine Befürchtungen zu über-winden.

l& l: Wo und wie können Jugendliche Ri-siken ausprobieren?Berthel: Individuell, in und mit der Fami-lie und vor allem in ihrer Peer Group. EinePeer Group übernimmt wichtige Funktio-nen beim Ausprobieren von Risiken,Rausch und Zusammenhalt. Jugendlichelernen viel über soziales Verhalten, überihre Identität und sie finden zudemSchutz in der Gruppe. Doch nicht jedePeer Group ist gut für einen Jugendlichen.Wenn ein Jugendlicher aber zuhause ge-lernt hat, seinen Einschätzungen für trag-bare oder schädliche Risiken zu vertrau-en, dann wird er sich nicht wohl fühlen ineiner Peer Group, die zu grosse Risikeneingeht.

l & l: Wie wichtig sind Eltern beim Erler-nen von Risikokompetenz?Berthel: Es ist eine zentrale Aufgabe vonEltern, ihren Kindern altersadäquate Lö-sungen beim Eingehen von Risiken zu zei-gen und mit ihnen abzuschätzen, wannnoch Vorsicht geboten ist und wann dasKind ermutigt werden soll, sich einer neu-en Situation zu stellen. Es ist tatsächlicheine Gratwanderung. Übervorsichtige El-tern verhindern wichtige Entwicklungs- Su

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Eine Peer Group übernimmt wichtige Funktionen beim Ausprobieren von Risiken, Rausch und Zusammenhalt. Jugendliche lernen viel über soziales Verhalten, über ihre Identität und sie finden zudem Schutz in der Gruppe.

Page 19: laut&leise · 2018-03-08 · Interview mit Dr. med. Toni Berthel «In der Suchtprävention arbeiten wir schon seit einigen Jahren mit kompetenz-orientierten Modellen

der persönlichen Risiken. Und wer wäh-rend des Autofahrens sein Smartphonebenutzt, erhöht gleichzeitig das Risiko deranderen Verkehrsteilnehmer.

l & l: Noch eine letzte Frage: Wie riskantist es, eine eigene Meinung zu vertreten?Berthel: In Nordkorea eine eigene Mei-nung zu haben, ist lebensgefährlich. In ei-ner Demokratie ist die Möglichkeit, kriti-sche Meinungen zu äussern, ohne negati-

ve Konsequenzen tragen zu müssen, eingesellschaftliches Prinzip. Individuell ge-sehen, geht es auch bei dieser Frage da-rum, das Risiko einzuschätzen und dannden Mut zu finden, seine Meinung zu sa-gen. Ich kann mich erinnern, dass ichwährend meines Medizinstudiums ein-mal eine unüberlegte Meinung vor ver-sammelter Studentenschaft zum Bestengab. Nachdem ich realisiert hatte, wie un-reflektiert meine Aussage war, meldete ichmich zu einem Rhetorikkurs an. MeineBlamage führte mich dazu, eine Lösung zusuchen und zu finden und ermöglichte mireinen persönlichen Entwicklungsschritt.

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Dr. med. Toni Berthel, 64-jährig, arbeitet seit mehrals 30 Jahren im Feld der Sucht, der Suchtmittel undder Suchtpolitik. Er ist Suchtmediziner und Psych -iater; Direktor Sucht und Begutachtung in der inte-grierten Psychiatrie Winterthur Zürcher Unterland;Präsident der Eidgenössischen Kommission für Sucht-fragen EKSF und engagiert sich ehrenamtlich in verschiedenen Stiftungen und einem Fussballverein.

Brigitte Müller, Texterin und Redaktionsleiterin «laut & leise» stellte die Fragen.

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Dies ist ja das Entscheidendeder Risikokompetenz: dieFähigkeit, selber zu entschei-den, welche Risiken man mitallen Konsequenzen eingehenkann.

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laut&leise

Suchtpräventionsstelle der Bezirke Affoltern und DietikonGrabenstr. 9, 8952 SchlierenTel. 044 733 73 65, Fax 044 733 73 [email protected]: Karin Aeberhard

Suchtpräventionsstelle des Bezirks AndelfingenLandstr. 36, 8450 AndelfingenTel. 043 258 46 40Fax 043 258 46 00suchtpraevention.andelfingen@ajb.zh.chwww.zentrum-breitenstein.chLeitung: Christa Gomez

Suchtpräventionsstelle für den Bezirk HorgenSamowarBahnhofstr. 24, 8800 ThalwilTel. 044 723 18 17Fax 044 723 18 [email protected]: Marlies Desarzens

Suchtpräventionsstelle des Bezirks MeilenSamowarHüniweg 12, 8706 MeilenTel. 044 924 40 [email protected]: Luzia Bertogg, Anna Feistle,Marlen Rusch

Suchtpräventionsstelle WinterthurTechnikumstr. 1, Postfach8403 WinterthurTel. 052 267 63 80Fax 052 267 63 [email protected]: Beat Furrer

Suchtpräventionsstelle Zürcher Oberland(Bezirke Hinwil, Pfäffikon und Uster)Gerichtsstr. 4, Postfach8610 UsterTel. 043 399 10 80Fax 043 399 10 [email protected]: Fridolin Heer

Suchtpräventionsstelle Zürcher Unterland(Bezirke Bülach und Dielsdorf)Europastr. 11, 8152 GlattbruggTel. 044 872 77 33Fax 044 872 77 [email protected]: Silvia Huber

Suchtpräventionsstelle der Stadt ZürichRöntgenstr. 44, 8005 ZürichTel. 044 412 83 30Fax 044 412 83 [email protected]/suchtpraeventionLeitung: Eveline Winnewisser

Fachstelle ASN. Alkohol- und Drogen -prävention im StrassenverkehrHotzestr. 33, 8006 ZürichTel. 044 360 26 00Fax 044 360 26 [email protected]: Chantal BourloudFachstelle für Alkohol-, Drogen-und Medikamentenprävention imZusammenhang mit Strassenver-kehr. Führt diverse Animationsin-strumente für Schulen, Betriebe,Vereine usw. (z.B. Funky-Bar,Rauschbrillen und Fahrsimula -toren).

Fachstelle Suchtprävention Mittelschulen und BerufsbildungAusstellungsstr. 80, Postfach8090 ZürichTel. 043 259 78 60Fax 043 259 78 62 [email protected] www.fs-suchtpraevention.zh.chLeitung: Vigeli Venzin Suchtprävention an Berufs- undMittelschulen (einschliesslichArbeit mit Behörden, Eltern und Berufsbildnern/ innen): MachtLehrer/innenbildung in Sucht-prävention. Entwickelt Lehrmittelund Projekte zur Suchtpräven tionin der Sekundarstufe II. Unter hältein Netz von Kontaktlehrpersonen.

FISP, Fachstelle für interkulturelleSuchtprävention und Gesundheits -förderungKehlhofstr. 12, 8003 ZürichTel. 043 960 01 60Fax 043 960 01 [email protected]: Claudia Arnold, Joseph OggierFachstelle für Suchtpräventionunter der Migrationsbevölkerung.Entwickelt, realisiert und koordi-niert Projekte. Unterstützt Fach-stellen in der migrationsgerechtenEntwicklung ihrer Projekte undMaterialien (inkl. Über setzungen).

Institut für Epidemiologie, Biostatis -tik und Prävention der UniversitätZürich, Abteilung Prävention undGesundheits förderung Kanton ZürichHirschengraben 84, 8001 ZürichTel. 044 634 49 99 [email protected] rung-zh.chLeitung: Sibylle BrunnerDas EBPI ist im Auftrag derGesundheitsdirektion verantwort-lich für die Koordination undUmsetzung von Mass nahmen imBereich Prävention und Gesund-heitsförderung im Kanton Zürich.Es koordiniert unter anderem dieAktivitäten aller Stellen undAkteure im Bereich der Sucht-prävention und ist zuständig fürdie Öffentlichkeitsarbeit in derSuchtprävention.

Pädagogische Hochschule ZürichFachstelle Suchtprävention VolksschuleLagerstr. 2, 8090 ZürichTel. 043 305 68 00Fax 043 305 55 [email protected]://suchtpraevention.phzh.chLeitung: Ariane KochSuchtprävention in der Volksschu-le (einschliesslich Behörden- undElternarbeit): Verantwortlich fürdie Lehrer/ in nen bildung imBereich Suchtpräven tion. Erarbei-tet Unterrichtshilfen und andereProjekte zur schulischen Sucht-prävention. Führt eine Mediothekund Dokumentationsstelle.

Radix: Spielsuchtprävention& infoDocPfingstweidstr. 10, 8005 ZürichFax 044 360 41 14Spielsuchtprävention: Tel. 044 360 41 18spielsucht-praeven [email protected]: Christian JordiFachstelle für die Prävention vonSpielsucht, insbes. problemati-schem Lotteriespielen sowie Wet-ten, und anderen Verhaltenssüch-ten. Bietet Fachberatung für Multi-plikatoren an und entwickeltInformationsmaterialien.infoDoc: Tel. 044 360 41 [email protected], www.infodoc-radix.chLeitung: Diego MorosoliÖffentliche Dokumentationsstellefür alle Belange der Suchtpräven -tion.

ZüFAM, Zürcher Fachstelle zur Prävention des Alkohol- und Medikamenten-Miss brauchsSchindlersteig 5, 8006 ZürichTel. 044 271 87 [email protected]: Domenic SchnozFachstelle für die Prävention desAlkohol- und Medikamenten-Miss brauchs. Entwickelt und koor-diniert Projekte, Infor ma tions -materialien und Schulungen.

Züri Rauchfrei Fachstelle für TabakpräventionZähringerstr. 32, 8001 ZürichTel. 044 262 69 66Fax 044 262 69 [email protected]: Christian SchwendimannFachstelle für Tabakprävention.Einzelberatungen (u.a. zu Entwöh-nungsmethoden), Beratung vonBetrieben. Schaffung von Materia-lien für Schulen. Expertisen zuTabakpräventionsprogrammen.Rauchstopp-Programme fürJugend liche.

Regionale Suchtpräventionsstellen

Kantonsweit tätige, spezialisierte Fachstellen für Suchtprävention

Magazin der Stellen für Suchtprävention im

Kanton Z

ürichN

r.1, März 2018, erscheint dreim

al jährlich

www.suchtpraevention-zh.ch

Die acht regionalen Stellen für Suchtprävention (RSPS) sind Generalisten. Sie initiieren Projekte, beraten und begleiten Schulen,Gemeinden und andere lokale Player, bieten Fortbildungen an und koordinieren die Präventionsaktivtäten in ihrer Region. Die RSPS werden hauptsächlich von den Gemeinden finanziert, der Kanton leistet eine finanzielle Unterstützung bis zu 30%.

Die acht kantonsweit tätigen Fachstellen für Suchtprävention (KFSP) sind Spezialisten. In ihrem Fokus stehen eine Zielgruppe,eine Suchtform oder sie nehmen übergreifende Aufgaben wahr. Sie arbeiten eng mit den regionalen Suchtpräventionsstellenzusammen. Die KFSP werden zur Hauptsache vom Kanton finanziert.