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Geoinformation – Geodaten - Geoinformatik Lernmodul 1 Projektpartner: Universität Bonn - Institut für Kartographie und Geoinformation Lehrstuhl Kartographie Datum: 23.12.2003 3. Definition und Komponenten von GIS Einleitung Ziel dieser Lerneinheit ist es, herkömmliche und aktuelle Architekturen von Geoinformations- systemen zu erklären. Im Mittelpunkt steht die gegenseitige und derzeit vorherrschende Kon- kurrenz von Produkt- und Modellgedanken der GIS. Darüber hinaus werden die im Umfeld von GIS vorherrschenden Strategien zur Interoperabilität von Geodaten vorgestellt. Nationale und internationale Normungsbestrebungen, sowie die Idee der komponentenbasierten Software- entwicklung bilden hier mit ihren Konzepten den inhaltlichen Schwerpunkt. Deren Strategien dienen insbesondere der weitergehenden Nutzung von Softwarekomponenten an der Periphe- rie einer GIS-Kernanwendung. Anhand dieser Standards und Technologien werden die aktuel- len GIS-Entwicklungen aufgezeigt. Rahmen des BMBF-Programms Neue Medien in der Bildung. (zip) gefördert. Das Projekt Geoinformation – Neue Medien für die Einfüh- rung eines neuen Querschnittsfaches ist ein Projekt im Das Projekt wird im Rahmen des Zukunftsin- vestitions- programms der Bundesregierung

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Geoinformation – Geodaten - Geoinformatik Lernmodul 1

Projektpartner: Universität Bonn - Institut für Kartographie und Geoinformation Lehrstuhl Kartographie Datum: 23.12.2003

3. Definition und Komponenten von GIS

Einleitung

Ziel dieser Lerneinheit ist es, herkömmliche und aktuelle Architekturen von Geoinformations-systemen zu erklären. Im Mittelpunkt steht die gegenseitige und derzeit vorherrschende Kon-kurrenz von Produkt- und Modellgedanken der GIS. Darüber hinaus werden die im Umfeld von GIS vorherrschenden Strategien zur Interoperabilität von Geodaten vorgestellt. Nationale und internationale Normungsbestrebungen, sowie die Idee der komponentenbasierten Software-entwicklung bilden hier mit ihren Konzepten den inhaltlichen Schwerpunkt. Deren Strategien dienen insbesondere der weitergehenden Nutzung von Softwarekomponenten an der Periphe-rie einer GIS-Kernanwendung. Anhand dieser Standards und Technologien werden die aktuel-len GIS-Entwicklungen aufgezeigt.

Rahmen des BMBF-Programms Neue Medien in der Bildung.

(zip) gefördert.

Das Projekt Geoinformation – Neue Medien für die Einfüh-rung eines neuen Querschnittsfaches ist ein Projekt im

Das Projekt wird im Rahmen des Zukunftsin-vestitions- programms der Bundesregierung

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3. Definition und Komponenten von GIS

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Inhalt

3. Definition und Komponenten von GIS

3.1 Historische Entwicklung von GIS ................................................................... 3 3.2 Modellgedanke der GIS .............................................................................. 4

3.2.1 Erfassung ......................................................................................... 4 3.2.2 Verwaltung ....................................................................................... 4 3.2.3 Analyse............................................................................................ 5 3.2.4 Präsentation ..................................................................................... 5

3.3 Komponententechnologie........................................................................... 5 3.4 Standards und Normen des OGC ................................................................... 8

3.4.1 GML (Geography Markup Language).......................................................... 9 3.4.2 WMS (Web Map Server)........................................................................10 3.4.3 WFS (Web Feature Server)....................................................................11 3.4.4 Beispiel zum Einsatz von OGC Web Services...............................................11

3.5 Aktuelle Entwicklungen der GIS-Produkte.......................................................12 3.5.1 Geomedia........................................................................................13 3.5.3 GE Smallworld / Core Spatial Technology..................................................15

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3. Definition und Komponenten von GIS

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3.1 Historische Entwicklung von GIS

Die Geoinformation ist eine junge Disziplin, deren Anfänge 30 Jahre zurückliegen. Nach [Bartelme 2000] kann die Entwicklung von GIS in fünf teilweise überlappende Phasen eingeteilt werden: 1955 - 1975: Zeit der Pioniere: Individuelle, isolierte Lösungswege der Entwickler. 1970 - 1985: Zeit der Behörden: Entwicklung von Konzepten (z.B. ALK - Automatisierte Liegenschaftskarte) und beginnende Umstellung von Basisdaten in digitale Form, GIS als Erfassungswerkzeug. 1982 - 1990: Zeit der Firmen: Es entsteht ein GIS-Markt, die Hardware wird leistungsfähig und eine Umstellung von Großrechnern auf Workstations findet statt. 1988 - 1998: Zeit der Nutzer: GIS entwickeln sich mehr und mehr weg von Universalwerk- zeugen hin zu Systemen, die - modular aufgebaut - einen Werkzeugkasten darstellen, der jeweils an Benutzerwünsche angepasst, zu sogenannten Fachschalen zusammen gestellt werden kann. Ab ca. 1995: Zeit des offenen Marktes: Angebot und Nachfrage statt behördlicher Vorgaben und einige Großprojekte bestimmen den Markt sowohl für GIS-Software als auch für Geodaten.

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3.2 Modellgedanke der GIS

Nach Bill [Bill 1999a] kann das Modell eines GIS in vier Komponenten aufgeteilt werden:

• Hardware

• Software

• Daten

• Anwender

Die vier Komponenten eines GIS [Bollmann / Koch 2002]

Dabei liegt das größte Entwicklungspotential im Bereich der Software. Die Software hat die Aufgaben der Erfassung, Verwaltung, Analyse und Präsentation zu erfüllen.

3.2.1 Erfassung

Unter Erfassung versteht man neben der unmittelbaren Dateneingabe am Rechner auch die Gewinnung von Daten, d.h. die Vielzahl von Methoden zur Erfassung raumbezogener Daten. In der Forschung haben sich folgende Schwerpunkte in diesem Bereich gebildet:

• Standardisierung bezüglich des Datenaustauschs und der Interoperabilität

• Automatisierung der Datengewinnung

• Integration wissensbasierter Techniken zur Erhöhung des Automationsgrades der Da-tenerfassung

• Neue Erfassungsmethoden wie mobile Mapping Systeme oder Airborne Laserscanning

• Fusion verschiedenster Erfassungsmethoden

3.2.2 Verwaltung

In einem GIS sind digitale Daten zu verwalten. Dabei sind zum einen geeignete Datentypen zu wählen, zum anderen ist eine geeignete Datenstruktur notwendig, die dann in einer Daten-bank abgespeichert werden kann. Die Daten werden dort hinsichtlich ihrer Geometrie und Semantik geordnet. Derzeitige Forschungsschwerpunkte in der Verwaltung von raumbezoge-nen Daten sind:

• Objektorientierte Ansätze zur Speicherung und zum Zugriff auf raumbezogene Daten

• Raumbezogene Datenbeschreibungs- und Abfragesprachen

• Offene Systemarchitekturen und Interoperabilität im Internet

• Geodatenwarenhaus und Metainformationen

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3. Definition und Komponenten von GIS

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3.2.3 Analyse

GIS zeichnen sich durch vielfältige Analysemöglichkeiten aus. Die Analysen dienen der neuen Informations- und Erkenntnisgewinnung, die Grundlage von Entscheidungen sein kann. Die Auswertung der Daten erfolgt über geometrisch, logische und relationale Verknüpfungen sowie über statistische Verfahren. Die Algorithmen zur Analyse werden in einer Methodenda-tenbank abgelegt und hinsichtlich Geometrie und Thematik geordnet. Aufgaben der Danalyse, insbesondere bei der gemeinsamen Verarbeitung von Vektor- und Rasterdaten, sind:

aten-

• Transformationen für Vektor- und Rasterdaten (Koordinatentransformationen, Kar-tenprojektionen, Fensterabgleiche)

• Generalisierungen und Konvertierungen (Vektor – Vektor, Vektor – Raster, Raster – Vektor, Raster – Raster, Sachdaten – Sachdaten)

• Verschneidungen (Vektor – Vektor, Vektor – Raster, Raster – Raster, Vektor – Sachda-ten, Raster – Sachdaten, Sachdaten – Sachdaten)

• Simulationen, Modellierung und Animationen (Perspektiven, Sichtbarkeiten, Zeitrei-henauswertung, virtuelle Informationsexploration)

Der Bereich der Forschung richtet sich primär auf die Verbesserung der Leistungsfähigkeit und Automatisierung aus:

• Neue Methoden und Algorithmen

• Abfrageräume für Geometrie- und Sachdaten

• Integration von wissensbasierten Systemen

3.2.4 Präsentation

Die Präsentation der Daten ist der wichtigste Aspekt in einem GIS aus der Sicht der Nutzer, da die Visualisierung der Daten die Akzeptanz eines GIS bei den Nutzern erhöht. Neben der Hardwareperipherie spielen auch Algorithmen und besondere Techniken eine Rolle bei der Präsentation von Daten. Die Forschung konzentriert sich vor allem auf folgende Punkte:

• Standardisierung des Datenaustausches

• Generalisierung hinsichtlich verschiedener Aggregationsstufen

• Präsentations- und Visualisierungstechniken z.B. im Internet und unter Einbeziehung neuer Medien

3.3 Komponententechnologie

Die Komponententechnologie verfolgt das Ziel der Objektorientierung, entwickelte Module wieder zu verwenden, anstatt sie immer neu zu entwickeln. Eine komponentenbasierte Soft-ware-Entwicklung erlaubt dementsprechend eine einfachere, schnellere und preiswertere Herstellung von Anwendungen mit Hilfe von Komponenten. Komponenten sind abgeschlossene binäre Software-Bausteine, die einen anwendungsorientier-ten, semantisch zusammengehörenden Funktionsumfang bereitstellen. Sie sind kleiner als Anwendungen bzw. Applikationen, aber deutlich größer als Objektklassen. Es wird also mehr Funktionalität gekapselt und Komplexität verborgen. Der Funktionsumfang der Komponente wird über Schnittstellen zur Verfügung gestellt. Beispiele für Komponenten sind Oberflächenelemente wie Druckknöpfe, Textfelder, Tabellen usw. aber auch Komponenten wie die Rechtschreibprüfung, die Silbentrennung oder die Sei-tenvorschau. Dies sind alles Komponenten, die in Anwendungen wie beispielsweise Microsoft Excel oder Microsoft Word zum Einsatz kommen.

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3. Definition und Komponenten von GIS

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Komponenten, die in die Symbolleiste von Microsoft Word integriert werden können.

Welcher Zusammenhang besteht nun zwischen der Komponententechnologie und den Geoin-formationssystemen? Die GIS-Technologie befindet sich im Wandel und entwickelt sich von traditionellen monolithi-schen GIS zu komponentenbasierten Systemen. Die traditionellen GIS werden den heutigen Anforderungen der Praxis nicht mehr gerecht, da sie zu komplex, inflexibel und proprietär sind. Diese Systeme bieten einen sehr großen Funktionsumfangs, der aber in der Regel über die Bedürfnisse der Nutzer hinaus geht. Die Folge des aufgeblähten Funktionsumfang ist eine zu teure Software, die unübersichtlich und schlecht nutzbar ist, während die individuellen Anforderungen des Nutzers nicht berücksichtigt werden. Die Lösung dieses Problems sind offene Geoinformationssysteme, die auf Komponenten (Fach-schalen) basieren. Diese Systeme sollen nicht nur auf die Geodatenverarbeitung beschränkt sein, sondern in die allgemeine Datenverarbeitung integriert werden. Bei der Entwicklung von Komponenten und aus Komponenten zusammengesetzten Anwendun-gen ist zu berücksichtigen das heutzutage Anwendungsteile über ein heterogenes Netzwerk verteilt werden.

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Anwendungen (Applikationen) bestehen in der Regel aus drei Schichten; der Repräsentati-onsschicht (GUI), dem Fachkonzept und der Datenhaltung. Jeder dieser Schichten kann auf einem anderen Computersystem angesiedelt sein und über das Netz auf die jeweilige Schicht zugreifen.

Die drei Schichten einer Anwendung

Zur Kommunikation zwischen diesen Schichten dient die sogenannte Middelware. Die Middelware ähnelt einem Übersetzungsdienst über den zwei Personen unterschiedlicher Sprache miteinander kommunizieren können. Je nachdem ob eine Komponente für den Einsatz in der Präsentationsschicht oder Fachkon-zeptschicht bestimmt ist, werden an die entsprechende Middelware andere Anforderungen gestellt. In diesem Zusammenhang wird von client- und serverseitigen Komponentenmodel-len (Middelware) gesprochen. Bei dem klassischen Drei-Schicht–Modell liegt auf dem Client die Repräsentationsschicht, d.h. die eingesetzten Komponenten sind in der Regel Oberflächenelemente. Komponentenmodelle für diese Aufgaben sind:

• JavaBeans-Modell von Sun

• COM/ActiveX-Modell von Microsoft Das Fachkonzept einer Anwendung hat vollkommen andere Kriterien zu erfüllen als die Reprä-sentationsschicht, weshalb das serverseitige Komponentenmodell ein entsprechend anderes Konzept benötigt. Lösungskonzepte die diese Aufgaben erfüllen sind:

• COM+ von Microsoft

• Enterprise JavaBeans von Sun

• CORBA-Modell der OMG

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3.4 Standards und Normen des OGC

Die Motivation zur Standardisierung hängt mit der mangelhaften Interoperabilität von Geoda-ten zusammen. Gerade bei der kollektiven Nutzung von Daten ist es notwendig einen gemein-samen Dienst zur Kommunikation und ein einheitliches Geometriemodell zu verwenden.

Notwendigkeit der Interoperabilität von Geodaten [Quelle: http://gio.uni-muenster.de/beitraege/ausg2_99/ifgi/ifgi.pdf, Oktober 2003]

Das OGC beschäftigt sich aus diesem Grund mit der Entwicklung von Diensten zum Austausch von Vektor- und Rasterdaten, wie z.B. GML, WMS oder WFS. Grundlage der Entwicklung von Web Services ist das schon in dem Abschnitt 3.3 erwähnte Drei-Schicht-Modell. Wobei die entwickelten Services zu der Fachkonzeptschicht gehören.

OGCs Web Service Konzept [Quelle: OpenGis 2003]

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3.4.1 GML (Geography Markup Language)

Zur XML-basierten Beschreibung der Geodaten hat das OGC die Geography Markup Language (GML) eingeführt. GML dient der formalen Beschreibung von räumlichen und nicht räumlichen Informationen (Daten) und deren Beziehungen untereinander sowie als Grundlage für inter-netbasierte GIS. Die GML-Syntax umfasst eine Menge vordefinierter Attribute wie beispiels-weise location, position, centerOf, centerLineOf, edgeOf, extentOf, coverage etc. Beispiel für ein GML-Dokument: Der GML-Datensatz der Stadt Bonn beinhaltet u.a. zwei raumbezogene Geoobjekte (simpel features1).

<city>

<name> Bonn </name>

<id> 123 </id>

<population> 100000 </population>

<gml:location> Feature 1

<gml:Point>

<gml:coordinates>

</gml:coordinates>

</gml:Point>

</gml:location>

<gml:extemOf> Feature 2

<gml:Polygon><gml:outerBoundaryls>

<gml:LinearRing>

<gml:coordinates>

</gml:coordinates>

</gml:LinearRing>

</gml:outerBoundaryls></gml:Polygon>

</gml:extentOf>

</city>

Die clientseitigen Web-Browser sind nicht in der Lage den GML-Kode zu visualisieren. Daher müssen die Daten in ein anderes Datenformat transformiert werden, die vom Web-Browser oder Plugins, interpretiert werden können. Das XML-basierte SVG-Format (Scalable Vector Graphics) des W3C (Word Wide Web Consortiums) ist eine solche Lösung.

1 Simpel feature: Vom OGC festgelegter Standard zur Modellierung der realen Welt durch ein-fache Geometrien wie Punkt, Linie und Fläche.

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3.4.2 WMS (Web Map Server)

In den letzten Jahren wurden Entwicklungen eines Internet Map Servers (IMS) von einzelnen Firmen voran getrieben, um Geodaten graphisch aufbereitet ins Netz stellen zu können. Die grundsätzliche Architektur der Server scheint ähnlich, trotzdem ist keine Interoperabilität zwischen den Servern möglich. D.h. der Web-Client kann in der Regel nur mit einem IMS kommunizieren. Es besteht nicht die Möglichkeit auf verschiedene IMS und somit auf unter-schiedliche Geodatenbestände zuzugreifen. Aus diesem Grund wurde vom OGC ein Standard für einen interoperablen Map Server entwickelt, der im Februar 2000 verabschiedet wurde. Der WMS stellt Karten im Raster- oder Vektorformat im Internet zur Verfügung. Diese Karten können auf unterschiedlichen Servern in unterschiedlichen Formaten abgelegt sein. Die WMS Spezifikation bietet drei Schnittstellen an:

• Capabilities: Auskunft über die Eigenschaften eines Web Map Servers, wie z.B. Anga-ben über verfügbare Daten, unterstützte Raumbezugssysteme und mögliche Daten-formate.

• Map: Anforderung und Lieferung von Karten im Raster oder Vektorformat, wobei we-sentliche Parameter dabei der geographische Ausschnitt, die darzustellenden Layer, die gewünschte Größe der Karte im Display, das gewünschte Projektionssystem, das Bildformat usw. sind.

• FeatureInfo: Informationen zu einzelnen Objekten innerhalb einer Karte

Vorteile eines WMS Probleme des WMS

• Möglichkeit zur Überlagerung von ver-schiedenen Datenquellen unterschiedli-cher Systemhersteller

• Clients müssen unterschiedlichen Implementierungsstatus abfangen

• Original-Format muss nicht erlernt wer-den, da Rasterbilder geliefert werden

• Kompatibilitätsprobleme wegen uschiedlicher Implementierungen (WMS 1.0, 1.1)

nter-

• als Client sind alle Variationen (Browser bis Desktop) vorstellbar

• Clientseitige Routinen (z.B. Java-Scripting bei Web-Lösungen) werden u.U. nicht zu 100% unterstützt

• es ist Betriebssystem- und Plattform-unabhängig

• Probleme von Zugriffen durch Firewalls werden über die Interfaces nicht gelöst

• Ergebnisse werden von allen Browsern unterstützt

• Einheitliche Displaysteuerung ist aufgrund der Trennung von Daten und Darstellung schwierig

• Anwender kann seinen eigenen Client benutzen

• OGC-konforme Schnittstellen aller Her-steller sind Voraussetzung für das Funkti-onieren des Gesamtsystems

• Daten sind auf Server-Seite sinnvoll auf-zubereiten (Koordinatensysteme, Inhalts-genauigkeiten, Maßstäbe, ...)

Beispiel für ein WMS Viewer: http://www.wmsviewer.com

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3.4.3 WFS (Web Feature Server)

Mit dem WFS hat das OGC eine standardisierte Schnittstelle geschaffen, die das Abrufen und die Bearbeitung von Daten ermöglicht. Im Gegensatz zum WMS wird keine Karte sondern nur Features im GML-Format an den User gesendet. Der WFS wurde von der OGC im September 2002 als Standard verabschiedet. Der WFS bietet folgende Schnittstellen:

• GetCapabilities: Gibt Auskunft über dienstbezogene Metadaten und schickt diese als XML zurück.

• DescribeFeatureType: Liefert eine Beschreibung der Struktur der vom WFS geliefer-ten Geodaten.

• GetFeature: Liefert Geodaten verpackt in der Geography Markup Language (GML).

• Transaction (optional): Dient dem schreibenden Zugriff auf Geodaten.

• Lock Feature (optional): Dient dazu, Features mit Veränderungssperren zu belegen. Der WFS kann als Basic WFS oder als Transactional WFS aufgesetzt werden. Der Basic WFS unterstützt nur die Zugriffsschnittstellen GetCapabilities, DescribeFeatureType und GetFeatu-re, während der Transactional WFS einen schreibenden Zugriff auf die Daten gewährt und dementsprechend die Schnittstelle Transaction unterstützen muss.

3.4.4 Beispiel zum Einsatz von OGC Web Services

Architekturmodell der Liegenschaftsauskunft [Quelle: Donaubauer/Kunkel/Schilcher 2002]

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Der Workflow einer mobilen Liegenschaftsauskunft nach [Donaubauer/Kunkel/Schilcher 2002]:

1. Positionierung mit GPS und Anfrage an den Web Map Server DFK einen Auszug der digitalen Flurkarte (DFK) zu den gelieferten WGS84-Koordinaten zurück zu senden

2. Rückgabe des entsprechenden DFK-Auszugs vom Web Map Server DFK 3. Nach Klick in die DFK wird eine Anfrage von Informationen zum Flurstück über die

Gauß-Krüger-Koordinaten an den Aggregate Service1 gerichtet. 4. Abfrage der Flurstücksnummer beim Web Map Server DFK mittels GetFeatureInfo-

Anfrage 5. Rückgabe der Flurstücksdaten in GML 6. Anfrage an den Web Feature Server ALB mit der Flurstücksnummer 7. Web Feature Server sucht Flurstück aus der Datenbank und gibt es in GML formatiert

zurück 8. a) Wünscht der Client GML als Ausgabeformat, wird das Ergebnis zum Aggregate Ser-

vice weitergeleitet b) Wird HTML gewünscht, dann wird vom Aggregate Service GML in HTML transfor-miert und zurückgegeben

3.5 Aktuelle Entwicklungen der GIS-Produkte

Das GIS-Umfeld unterliegt einem ständigen Entwicklungsprozess. Gerade in den Aufgabenbe-reichen der Datenhaltung, der Komponententechnologie oder der Interoperabilität ist es in der letzten Zeit zu Veränderungen gekommen. In der Datenhaltung wurden in der Vergangenheit geometrische Daten in GIS getrennt von Sachdaten in speziellen, häufig Datei-basierenden Strukturen gehalten. Dies war ein Problem, da Unternehmensdaten in der Regel in kommerzielle Datenbanken verwaltet wurden. Inzwischen bieten alle wesentlichen Datenbanksysteme die Technik zur Verwaltung räumli-cher Geodaten. Vorteil der Verwaltung räumlicher Daten mit einem DBMS sind folgende:

1. Blattschnittfreie Speicherung der Geodaten in dem DBMS 2. Transaktions-, Sicherungs- und Administrationsmechanismen des DBMS wirken auch

für Geodaten. 3. Durch dokumentierte Schnittstellen ist der Zugriff auf die Geodaten auch über ein

Netzwerk möglich. 4. Clients können räumliche Abfragen an den Geodatenserver delegieren und deshalb

leichtgewichtig konzipiert werden. Weiteren Anstoß für Entwicklungen im GIS-Bereich gaben kommerzielle Softwareproduktio-nen. Die dort verwendetete Komponententechnologie wie z.B. COM oder CORBA kommen auch immer mehr bei GIS-Herstellern zum Einsatz. Diese Vorgehensweise erlaubt es nur unbe-dingt nötige Funktionen in eine Anwendung einzubauen und sie somit schlanker und schneller zu machen. Die Forderung nach Interoperabilität von GIS-Produkten ist ein Aufgabenbereich an dem die meisten GIS-Hersteller arbeiten. Nahezu die gesamte GIS-Industrie ist Mitglied des OGC und

1 Aggregate Service: Dienst der entwickelt wurde um WFS und WMS zu einer Anwendung zu verketten.

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arbeitet aktiv am Standardisierungsprozess mit. Jedoch ist nicht zu erwarten, dass die Vision der unbegrenzten Interoperabilität bald Wirklichkeit wird. Im Folgenden werden aktuelle Entwicklungen exemplarisch an einigen GIS-Produkten aufge-zeigt. An dieser Stelle wird kein Anspruch auf Vollständigkeit sowie Richtigkeit der Aussagen erhoben. Die Informationen beziehen sich auf die in der jeweiligen Homepage vorgestellten Ausführungen.

3.5.1 Geomedia

Geomedia hat sich zu einer Client/Server-Architektur entwickelt. Seine Produkte gestatten eine integrierte Erfassung, Bearbeitung, Analyse und Darstellung raumbezogener Daten. Sie setzen auf eine offene Komponentenarchitektur wodurch die Integration und Verbindung unterschiedlichster Daten und Anwendungen möglich ist. Es sind Zugriffe auf die verschie-densten Informationsquellen durch diese Struktur möglich. Diese Komponentenarchitektur ist an den OpenGIS Standard WMS angelehnt. Es wird auf der Basis von Microsofts Komponententechnologie OLE/COM, OLE DB sowie ActiveX gearbeitet. Damit sind Arbeitsprozesse von der Datenerfassung und –pflege über die Nutzung und Weiterverarbeitung geokodierter Informationen unterschiedlicher Herkunft bis hin zu Abfragen und Analysen auf einheitlichen Plattformen möglich. Die Verwaltung der erfassten Daten erfolgt über relationale oder objektrelationale Datenban-ken wie z.B. Microsoft Access, Microsoft SQL oder Oracle. Durch die Erfassung der Daten in einer Datenbank werden diese nicht mehr in speziellen GIS- oder CAD-Formaten gespeichert, sondern in offenen relationalen und objektrelationalen Datenbanken.

Räumliche Datenbearbeitung in einer Client-Server Architektur

[Quelle: Geomedia 2002] Geomedia unterstützt die neuen Industriestandards XML, GML und WML. Damit ist es möglich, über das Internet auf räumliche Daten zuzugreifen und diese direkt mit Geomedia zu analy-sieren. Link: http://imgs.intergraph.com/geomedia/

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3.5.2 ESRI / ArcGIS

Auch ESRI unterstützt mit der Produktfamilie ArcGIS die Entwicklung zu einer Client/Server–Struktur, die einen höheren Grad von Interoperabilität gewährleistet. Sie bieten mit den Pro-dukten ArcSDE und ArcIMS serverseitige Dienste an, sowie auf Seiten des Clients ArcView, ArcMap und ArcInfo als Desktop GIS, ArcReader und ArcExplorer als browserbasierte Geoda-tenviewer und ArcPad für Windows CE-gestützten Handheld-Computer.

Die ArcGIS Produktfamilie [Quelle: ArcGIS 2002] Das Datenbankgateway ArcSDE ermöglicht eine zentrale Datenverwaltung und unterstützt die Datenbanksysteme wie Oracle, Microsoft SQL, IBM DB2 und IBM Informix. Damit sind die neuen Entwicklungen ESRIs auch an den WMS Standard des OGC angelehnt. Link: http://esri-germany.de

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3.5.3 GE Smallworld / Core Spatial Technology

Smallworld nutzt eine mehrstufige Client/Server–Architektur. Die Verarbeitung der räumli-chen Geodaten läuft dabei weitestgehend clientseitig ab. Der Vorteil dieser Architektur ist die Minimierung der Datenmengen.

Das Anwendungmodul von GE Smallworld [Quelle: Smallworld 2002b] Für mobile Feldsysteme und Webbrowser ist es möglich einen Application Server einzurichten, der diese schlanken Clients unterstützt. Er verwendet Java, XML, GML und HTML. Smallworld arbeitet mit den Komponetentechnologien COM und CORBA und stellt auf diesen Plattformen relativ zahlreiche Server–Technologien, wie z.B. SQL Server, ActiveX und OLE DB zur Verfügung. Über den Spatial Objekt Controller wird die Möglichkeit geboten externe An-wendungen und Datenquellen zu integrieren. Damit verfolgt Smallworld ebenfalls das Ziel der Interoperabilität des OGC und setzt deren WMS Standard um. Link: http://gepower.com/

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3. Definition und Komponenten von GIS

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Literaturverzeichnis

Balzert 2000 Balzert, H.: Lehrbuch der Software-Technik. Spektrum Verlag, Heidelberg, 2000 [ISBN 3-82740-301-4]

Bartelme 2000 Bartelme, N.: Geoinformatik – Modelle, Strukturen, Funktionen. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, New York, 2000 [ISBN 3-540-65988-9]

Bill 1999a Bill, R.: Grundlagen der Geo-Informationssysteme – Band 1 Hardware, Software und Daten. Wichmann Verlag, Heidelberg, 1999 [ISBN 3-87907-325-2]

Bill 1999b Bill, R.: Grundlagen der Geo-Informationssysteme – Band 2 Analyse, Anwendungen und neue Entwicklungen. Wichmann Verlag, Heidelberg, 1999 [ISBN 3-87907-326-0]

Dessard 2002 Dessard, V.: GML and Web Feature Server. Geoinformatics 03/2002, online verfügbar (Juni 2003): http://geoinformatics.net/ Donaubauer/Kunkel/Schilcher 2002 Donaubauer, A., Kunkel, Th., Schilcher, M.: Mobile Lgenschaftsauskunft auf der Basis von OGC Web Services. Tagungsband Münsteraner GI-Tage 2003, 26.-27.6.2003, Uni Münster 2002, Geoinformatics 03/2002, online verfügbar (Juni 2003):

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