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Deutsche Leberhilfe e. V. Leberschäden durch Medikamente und Naturheilmittel Prof. Dr. med. R. Teschke

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Leberschäden durchMedikamente undNaturheilmittel

Prof. Dr. med. R. Teschke

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Sehr geehrte Leser,

toxi sche Lebererkrankungen durch arzneiliche, pflanzlicheund nahrungsergänzende Mittel sind selten. Sie könnenaber selbst dann auftreten, wenn die allgemein empfohleneDosie run g eingehalten wurde. Wann und bei wem es zusolchen Le berschäden kommt, ist nicht vorhersehbar. Meistbe ruht die Schä di gung darauf, dass bestimmte Abbau vor -gän ge in der Leber durch genetische Ursachen verändertsind.In dieser Broschüre geht es um die vielfältigen Aspekte to -xi scher Lebererkrankungen durch arzneiliche, pflanzlicheund nahrungsergänzende Mittel. Besonderer Wert wirddabei auf die Früherkennung gelegt. Scheuen Sie sichnicht, zur Klärung offener Fragen professionelle Hilfe beiIhrem Haus- oder Facharzt zu suchen. Auch Ihr Apothekerwird Ihnen mit Rat und Tat weiterhelfen können.

Mit freundlichen GrüßenIhr

Prof. Dr. med. Rolf TeschkeHanau

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Inhalt

Vorwort des Autors S. 2Inhaltsverzeichnis S. 3Toxische Leberschäden durch Medikamente S. 4Wie nimmt der Stoffwechsel ein Medikament auf? S. 5Symptome S. 6Diagnostik S. 8Natürlicher Verlauf S. 9Therapie S. 10Prognose S. 11Fazit S. 11Tabellen 1–7 zu Arzneimittelschäden S. 12Toxische Leberschäden durch pflanzliche Mittel S. 19Risikofaktoren S. 19Symptome S. 23Diagnose S. 24Natürlicher Verlauf S. 25Therapie S. 25Prognose S. 26Fazit S. 26Tabellen zu Schäden durch pflanzliche Mittel S. 27Nachwort der Deutschen Leberhilfe e. V. S. 30

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Stand: Juni 2007

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Toxische Leberschäden durchMedikamente

Knapp 9.000 verschiedene medikamentöse Wirkstoffe sindin der Roten Liste 2006 verzeichnet, welche von der phar -mazeutischen Industrie herausgegeben wird. DieseWirkstoffe sind in ins gesamt 11.171 Fertigarzneimittelnver arbeitet. Ein Teil dieser Arznei mit tel ist in Apothekenfrei verkäuflich, die meisten Medikamente sind jedoch nurauf ein ärztliches Rezept erhältlich. Gerade ältereMenschen mit ihren oft zahlreichen und auch chronischenEr krankungen müssen häufig verschiedene Arzneimittelnehmen. Ne ben den positiven und erwünschten Wir kun -gen von Medi ka men ten kön nen zum Teil auch er heblicheNeben wir kun gen auftreten. Al ler gische Reak tionen sindmöglich, ebenso können je nach Substanz auch Organeund ihre Funk tion beeinträchtigt wer den. In Bei pack -zetteln zu den verschiedenen Arz nei mitteln wird häufigda rauf hingewiesen, dass hier arznei mit tel be ding te Le -bererkran kun gen möglich sind. To xi sche Le ber schä dendurch Me dika men te sind allerdings sehr selten, da voreiner Zu las sung zahl reiche kli nische Prüfungen durch -geführt wer den, die mögliche Le ber schä den aus schließensollen. Zu ge las sen werden nur solche Me di ka men te, diebe züglich der Leber als relativ un ge fährlich erscheinen. Wenn die einmal zugelassenen Medi ka mente im klinischenAlltag angewandt werden, kommt es jedoch hin und wie-der zu unerwarteten toxischen Ne benwirkungen. In sol-chen Fällen wird das Medikament wieder vom Marktgenommen. Leberschäden durch Arzneimittel können ent-stehen, weil diese Mittel direkt in der Leber ab gebaut wer-den. Dadurch kann es zur Bildung von giftigen Ab bau pro -dukten kommen.

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Wie nimmt der Stoffwechsel einMedikament auf?

Die Leber ist das zentrale Stoff wech sel organ des Organis -mus. Sie verarbeitet Arzneimittel ebenso wie alle anderenFremdsubstanzen und Nährstoffe, die im Magen-Darm-Trakt aufgenommen und der Leber zugeführt werden(siehe Abbildung). Die Arzneimittel werden innerhalb derLeber zellen umgebaut. Ein Teil der Medikamente wird hierzu wirksamen Abbauprodukten verstoffwechselt, ein ande-rer Teil wird inaktiviert und so umgebaut, dass er überNieren oder die Galle ausgeschieden werden kann.Wenn die Medikamente zum ersten Mal die Leber passie-ren, kommt es meis tens noch nicht zu einer wesentli chenUmwandlung. Daher können die Medikamente die ver-schiedenen Or gane erreichen, um dort ihre Wir kung aus-zuüben. Häufig werden die Arz neimittel erst bei der späte-ren, wie derholten Zirkulation durch die Leber entspre-chend umgewandelt.

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Abb.: Aus dem Magen-Darm-Trakt gelangen Arzneimittelebenso wie Nährstoffe und andere Substanzen in die Leber,wo sie verarbeitet werden.

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Viele Medikamente können auch die Aktivität vonEnzymen steigern, die für den Abbau der Arzneimittel zu -stän dig sind; hierdurch wird also die Ver stoffwechslungmit angeregt. An de rer seits ist aber auch ein gegentei li gerEffekt möglich, besonders wenn mehr als ein Medi kamentin die Leber ge langt und mehrere Arzneimittel um dieabbauenden Enzyme konkurrieren. Hier kann der Arz nei -mittel stoff wech sel auch gehemmt werden. Somit wird derArzneimittelstoffwechsel unter verschiedenen Be din gun -gen recht un ter schiedlich beeinflusst. Dies kann unterUmständen die Wir kun gen und Neben wir kungen der un -ter schied li chen Arzneimittel verändern.

Symptome

Die Symptomatik arznei mit tel be ding ter Leber er kran -kungen ist facettenreich und uncharakteristisch zugleich.Sie lässt sich zunächst nicht von einer akuten oder chroni-schen Leberer kran kung anderer Ursache abgrenzen. Dievon Patienten angegebenen Beschwer den umfassen im all-gemeinen Appetit lo sig keit, Ab ge schla gen heit, Ge wichts - ver lust, Übel keit, Er brechen, Fieber, Schmer zen im rech tenOberbauch, Ge lenk schmer zen, Muskel schmerzen, Juck reiz,Haut rötung, Stuhlentfär bung sowie Urin-Dunkel färbung.Meist sind nur wenige Symptome nach weisbar, was die Di -ag no se siche rung zu nächst er schwert. Das auffälligsteSymp tom ist jedoch häufig eine Gelb sucht, die Diag noseeiner Le ber er krankung liegt dann nahe. Hilfreich für dieDiagnose ist, wenn die Symp to ma tik sich nach Ab setzender verdächtigen Medi ka men te bessert oder ganz zu -rückgeht. Pa tienten setzen bei Be schwerden ihre Medi ka -mente oft bereits ab, bevor sie einen Arzt aufsuchen.Zunächst ist eine genaue Anamnese der eingenommenenMedikamente not wendig: Dabei ist besonders auf Dauer

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und Dosierung der eingenommenen Medikamente zu ach-ten. Dies schließt auch pflanzliche Mittel ein (Phyto the -rapeutika). Toxische Leberschäden wurden auch bei derkombinierten Einnahme chemischer und pflanzlicherMittel beobachtet; außerdem können pflanzliche Mittelwie z.B. chinesische Kräuter mix turen selbst mit chemischdefinierten Arznei mitteln versetzt sein, die po ten ziellleberschädigend sind. Wichtig sind zudem Angaben zumAlkohol kon sum, da dieser eine Le ber schä di gung durchchemische Arz nei mittel be günstigen kann. Auch solltenach der Ein nah me von Johannis kraut ge fragt werden, dadessen In halts stoff Hy pericin eben so wie Alkohol die Ak ti -vität von arzneimittelabbauenden En zymen in der Le bersteigert.Die Zeitdauer bis zur Ent ste hung von arz nei mit tel be -dingten Leber er kran kun gen (Latenzzeit) ist recht unter-schiedlich und kann beispielswei se einige we ni ge Ta ge,aber auch mehrere Wochen und letzt endlich auch Mo na tebe tragen. An dererseits kann ein Leber scha den durch Arz -nei mit tel selbst dann noch auftreten, wenn das Me di ka -ment be reits seit meh reren Wochen nicht mehr ge nom menwurde. Sehr kurze La tenz zeiten von wenigen Ta gen werdenoft be obachtet, wenn die Pa tienten ungewollt erneut denbelastenden Wirk stoffen ausgesetzt sind (Reexposition);solche Latenz zei ten sind auch diag nos tisch sehr be deut -sam.

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Diagnostik

Folgende Laborwerte sind bei arzneimittelbedingtenLebererkrankungen oft erhöht: GOT, GPT, Gamma-GT, AP,Bilirubin und auch absolute Eosino phile. Zeichen einerNieren funk tions stö rung oder Knochenmarksschä di gungkönnen ebenfalls vorhanden sein. Bei einer Leber schä di -gung mit intrahepatischer Cholestase (Galleab fluss -störung) zeigt sich vorwiegend eine Erhöhung derGamma-GT und AP, während die Transaminasen GOT undGPT normal oder nur wenig erhöht sind. Mit un ter ist auchdas direkte Bilirubin im Se rum erhöht. Wenn hingegen dieLe ber zellschädigung im Vordergrund steht, also eher einetoxische Hepatitis oder Leberzellnekrose vorliegt, sind vorallem GOT und GPT deutlich er höht, während Gamma-GTnur mäßig und die AP nur leicht erhöht sind.Früher wurden Patienten bei einer un klaren Diagnose denbelastenden Me di kamenten nochmals ausgesetzt (Re -expositionstest). Da hier erhebliche Ne benwirkungen dro-hen, sind solche Tests ethisch heute nicht mehr vertretbar.Bei einigen wenigen Medika men ten sind immunologischeTests zur Diagnosesicherung von Arzneimittel schä densinnvoll.Die Befunde der Ultraschalluntersu chung sind im akutenStadium der arzneimittelbedingten Leberschädigung ins-gesamt meist uncharakteristisch. Dennoch ist eine solcheUntersuchung unabdingbar: Denn nur so lässt sich aus -schließen, dass andere Leber er kran kungen mit Raum forde -rungen oder ein extrahepatischer Gallen gangs verschlussvorliegen. Bei den chro nischen Stadien der arzneimittel to - xischen Lebererkrankungen finden sich die hierfür typi-schen Ultra schall befunde. Eine Sonographie mit Farb dopp -ler ist auch deshalb empfehlenswert, weil man hier eindurch Arz neimittel bedingtes, seltenes Budd-Chiari-Syndrom ausschließen oder feststellen kann.

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Wenn eine arzneimittelbedingte Leber erkrankung vorliegt,er ge ben die fein ge weblichen Un ter su chun gen oft un ter - schied liche Bil der. Diese Un ter su chungen sind insbe son -dere dann wichtig, wenn ein lang fristiger Krank heits ver -lauf vorliegt und die Le ber wer te nicht in nerhalb kur zerZeit nach dem Ab setzen der verdächtigen Medika mentezu rück gehen.Trotz der verschiedenen diagnostischen Kriterien gilt: DieDiagnose einer arzneimittelbedingten Leber schä digung isteine Aus schluss diag no se. Sie darf erst dann gestellt wer-den, wenn Lebererkran kun gen an de rer Ur sache sicher aus-geschlossen sind. Ein Ausschluss anderer, nicht me di -kamentös bedingter Leberer kran kun gen ist auch deshalbwich tig, da hier oft eine ge zielte The rapie möglich ist.Sinnvoll ist eine Bewertungsskala, mit deren Hilfe man dieWahr scheinlichkeit einschätzen kann, dass das ent -sprechen de Medikament die Krankheit verursacht hat(R. Teschke, A. Schwarzenböck, K.-H. Hennermann: Toxi -sche Leberschäden durch arzneiliche, pflanzliche und Nah -rungs ergänzungsmittel: Diagnostische Möglichkeiten. Z.Gastroenterologie 2007; 45:195–208, vgl. auch Lebens -zeichen 3/05, S. 9–18).

Natürlicher Verlauf

Leichte Formen der arzneimittelbedingten Leberschädenheilen nach Absetzen der Medikation meist rasch und voll-ständig aus. Bei schweren Verläufen geht die arzneimittel-bedingte Gelbsucht entweder gar nicht oder nur sehr lang-sam zurück. Bei Le ber schä den durch manche Arzneimittelsind auch Todesfälle beschrieben worden, wenn es zueinem akuten Leber ver sagen kam.

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Therapie

Sobald der Verdacht auf eine arzneimittelbedingte Le ber -erkrankung be steht, muss das angeschuldigte Me di ka mentsofort abgesetzt werden.Wenn dies nicht hilft, kann in Ein zel fäl len eine Cortison-Behandlung sinnvoll sein, vor allem bei Patienten mit einerallergisch-immunologischen Re ak tion (Exan them, Fieber,Er hö hung der Eosinophilen). Bei dauerhafter arz -neimittelbedingter Choles tase (Gal le abflussstörung) kom-men unterstüt zen de Maßnahmen wie Cholesty ramin undPhenobarbital infrage, um den Juck reiz zu lindern. Wenndie Nähr stoff aufnahme gestört ist, ist die Sub sti tution derfettlöslichen Vitamine A, D, E und K zu empfehlen. PositiveEffekte durch die Gabe von Urso de oxy cholsäure sind beizahlreichen toxischen Leber er kran kungen beschriebenworden, die durch folgende Medi ka men te hervorgerufenwurden: Ami da ron, Amoxi cil lin plus Clavulansäure, ana -bole Steroide, Cetrizin, Ciclo spo rin, Chlor promazin, Fluclo -xa cil lin, Flu tamid, Pravas tatin, Pro chlor perazin und Tes -toste ron. Spezifische Thera pie mög lich keiten gibt es auchbei der akuten Leberschädi gung durch Überdosierung vonParacetamol: Hier kann eine Infusions behand lung mit N-Acetylcystein gegeben werden. Bei verschiedenen arznei-mittelbedingten Le ber schä den droht ein akutes Le ber -versagen; hier besteht die Therapie der Wahl in einerLeber trans plantation.Üblicherweise sind zusätzliche Maßnahmen – mit Aus -nahme eines strikten Alkoholverzichts – weder sinnvollnoch notwendig. Die Ernährung sollte ausgewogen sein,auf zusätzliche Medikamente sollte möglichst verzichtetwerden. Regelmäßiger Schlafrhythmus und leichte körper-liche Tätigkeit sind gut, intensiver Sport sollte aber erstvier Wochen nach Normalisierung der Leberwerte be trie -ben werden. Erst dann sind auch Impfungen möglich.

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Insgesamt ist Geduld gefragt, da die Erholung der Leberanderweitig nicht beschleunigt werden kann.

Prognose

Die Prognose arzneimittelbedingter Le bererkrankungen istrelativ gut, wenn sie frühzeitig erkannt werden und dieangeschuldigte Me di ka tion rasch abgesetzt wird. Pro ble -ma tisch mit entsprechend schlechter Prog nose sind vorallem diejenigen Ver läufe, bei denen eine arzneimittel be -dingte Le ber erkrankung nicht rechtzeitig er kannt oderfalsch interpretiert und die Medikamenten ein nah me da herfortgesetzt wurde.

Fazit

In sehr seltenen Fällen können viele Me dikamente eineunvorhersehbare to xische Leberschädigung auslösen,obwohl sie in normaler Dosis verabreicht wurden. Dahersollte bei jeder Arzneimitteltherapie an diese Mög lichkeitgedacht werden. Die Prognose der arzneimittelbedingtenLeber er kran kung ist nur dann günstig, wenn das ange-schuldigte Medikament sofort ab gesetzt wird.

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Toxische Leberschäden durchpflanzliche Mittel

Zahlreiche tierische, bakterielle und pflanzliche Produkteder Natur können potenziell eine toxische Leber schä -digung hervorrufen. Zu den tierischen Produkten gehörtdas Gift der orientalischen Wespe, den bakteriellen le -berschädigenden Substanzen sind die Mikrocystine alsProdukte der Cya no bakterien und das Cereulid als die vondem Bacillus cereus erzeugte Sub stanz zuzuordnen.Besonders wich tig sind Aflatoxin B1 als Produkt vonbestimmten Schimmelpilzen, Ko kain, Vergiftungen durchKnollen blät ter pilze und Lorchel sowie Vitamin A undNiacin bei Überdosierung.Die Einnahme von pflanzlichen Mit teln erfreut sich zuneh-mender Beliebt heit, da sie als wirksam und harmlos zu -gleich angesehen werden. Allerdings gibt es nur einigewenige pflanzliche Mit tel, die sich als wirksam erwiesenhaben. Andererseits ist die Liste der potenziellenNebenwirkungen von pflanzlichen Mitteln lang undumfasst allergische Reaktionen und Schädi gun gen zahlrei-cher Organe einschließlich der Leber. Unter der Einnahmevon pflanz lichen Mitteln sind seltene, schwereVerlaufsformen der Leber er kran kung beschrieben worden,die teil wei se eine Lebertransplantation not wen dig mach-ten, teilweise aber auch rasch zum Tode führten.

Risikofaktoren

Für die Entstehung von toxischen Le ber schädigungendurch pflanzliche Mit tel ist die Kenntnis von bestimmtenRisikofaktoren von Bedeutung (Tab. 8, S. 20). Bei einem Teilder in der alternativen Heilkunde zur An wen dung kom-

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menden Pflanzen und Kräuter ist eine dosisabhängige undda mit vorhersehbare toxische Leber er krankung anzuneh-men, da die Latenz zeit bis zum Auftreten der klinischenSymp tomatik einer Leber er kran kung oft mehrere Monatebeträgt und manch mal erst nach Dosis er hö hung ap parentwird. Leider werden bei der Be handlung pflanzliche Mittelhäufig in einer erhöhten Dosierung ein ge nom men, sodassdadurch toxische Leber schäden und an de re Ne ben wir kun -gen auftreten. Die jüngsten Bei spiele be treffen Kava-Kava-Ex trak te, die bei Überdosierung al lein und in Kom binationmit anderen potenziell leber schä digenden chemischenArznei mit teln zu schweren, ver meid baren Le bererkran kun -

Risikofaktoren für toxischeLeberschäden durch pflanzliche Mittel

1. überhöhte Dosierungen2. lange Therapiedauer3. Reexposition bei prädisponierten Patienten4. Kräutermixturen5. Verunreinigungen (Schwermetalle)6. Verwechslungen7. Zusatz von chemisch definierten Arzneimitteln8. Kombination mit Arzneimitteln mit potenziel-

ler Leberschädigung9. Wechselwirkung von Arzneimitteln mit Johan -

nis kraut (arzneimittelabbauendes Enzym:Cytochrom P450 1A2/3A4)

10. Enzyminduktion durch Johanniskraut11. genetische Veranlagung des Patienten (z. B.

Enzymmangel)

Tab. 8: Bestimmte Faktoren erhöhen das Risiko, dass durchein pflanzliches Mittel ein Leberschaden entsteht.

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gen ge führt haben. Auch ist die wichtige Fra ge der opti -ma len Dosierung von pflanz li chen Mitteln aus verschiede-nen Gründen nicht wissenschaftlich fun diert geklärt, undsomit sind auch aus diesen Grün den Überdosierungen mitAn rei che rung toxischer Abbau pro duk te bei Lang zeit -behandlung sehr wohl möglich. Neben den Risikofaktoren von über höh ten Dosierungenund einer langen The rapiedauer kann eine toxische Le ber -schädigung jedoch auch dann auftreten, wenn Pflanzenund Kräuter nur kurz und in geringer Menge aufge nom -men werden. Diese Art der Le ber schädigung ist daher prin-zipiell nicht vorhersehbar und dosisunabhängig. Häufigspielt hier eine allergisch-im munologische Ursache einewichtige Rolle. Besonders gefährdet sind bei allen Formender toxischen Le ber er kran kung durch pflanzliche Mitteldiejenigen Patienten, die bereits eine entsprechendeLeberschädigung durchgemacht haben und dann mit dergleichen Substanz konfrontiert werden. Diese Re ex positionbei vorbelasteten Patienten führt häufig zu einem erneu-ten raschen Auftreten der Le ber erkrankung mit besondersschwerem Verlauf.Die Aufnahme von Kräutermixturen aus ländischerHerkunft ist sehr ris kant, weil die Inhaltsstoffe oft nichtbekannt sind, die Zusammen set zun gen wechseln und diejeweilige Menge der verwandten Mittel unterschiedlichsein kann. Kräutermixturen können darüber hinaus erheb-liche Konta mi na tio nen aufweisen. So sind einige indischePflan zenpräparate mit speziell vorbehandelten Schwer me -tallen wie Arsen, Blei, Quecksilber, Zink und Zinn versetzt,die ihrerseits allein schon leberschädigend sein können.Auch einige chinesische Pflanzenpräparate sind durchZusatz von Schwermetallen wie Arsen, Blei, Cadmium,Quecksilber und Thal lium sowie mit potenten, chemischde fi nierten Arzneimitteln versetzt, die in der Schulmedizinangewandt werden und sich bei den verschiedenen In di ka -

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tionen als wirksam erwiesen haben. Zu den zugefügtenchemisch definierten Arzneimitteln gehören vor allemCoffein, Acetaminophen und Indo me thacin, aber auchSubstanzen wie Hydrochlorothiazid, Pred ni so lon, Chlor - zoxazon, Beta metha son, Dexa me thason, Theo phyllin,Diazepam, Buce tin, Oxyphenbutazon, Diclo fe nac, Ibu pro -fen, Cor tison, Ketoprofen, Phenobarbital, Hydro kortison -acetat, Triam cinolon, Diethylproprion, Mefe na minsäure,Piroxicam, Salicylamid und viele andere. Es ist daher gutverständlich, dass die Einnahme von chinesischen Kräuter -mixturen zu toxischen Leberer krankungen führen kann,zumal viele der beigefügten Arz neimittel potenziell leber-schädigende Wirkungen aufweisen. Inte res santer wei sesind in einzelnen chinesischen Kräu termixturen bis zusechs ver schie dene chemische Arzneimittel zu gegebenworden. Ande rer seits sei aber auch da rauf hingewiesen,dass bei immerhin 76 % aller untersuchten Mixturen keinezu gesetzten chemischen Arz nei mittel ge funden wurden. Eine besonders große Gefahr stellen pflanzliche Mittel undKräuter mix tu ren dar, bei denen die zugefügten Pflan zenverwechselt worden sind. Hierdurch entsteht ein nicht kal-kulierbares Risiko.Ein weiteres Risiko besteht auch darin, dass ein Arzt einchemisch definiertes Arzneimittel bei einem Patienten ver-schreibt, der zusätzlich ohne Wissen des Arztes pflanzlicheMittel einnimmt. Unter diesen Bedingungen erhöht sichdas Risiko einer toxischen Leberschädigung. Beson dershinzuweisen sei auf das Johanniskraut, das eine erheb licheSteigerung der arzneimittelabbauenden Enzyme in der Le -ber hervorruft und dadurch die Ent ste hung von arzneimit-telbedingten Le bererkrankungen begünstigen kann.

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Symptome

Die Aufnahme von pflanzlichen Mit teln kann zu unter-schiedlichen For men von toxischen Leberschäden führen(Tab. 2), die Symptome können re lativ uncharakteristischsein oder auch als typisch für eine akute oder chronischeLebererkrankung angegeben werden. Im Allgemeinenbemerken die Pa tien ten eine Gelbverfärbung der Au genund Haut, außerdem eine Stuhl ent färbung und eineDunkel ver fär bung des Urins. Üblicherweise be steht eineallgemeine Schwäche mit Übel keit und gelegentlichem Er -bre chen. Schmer zen im rechten Ober bauch wer den häufigangegeben, bei Le ber zirrhose auch eine Umfangs ver meh -rung des Bauches infolge einer Bauch wassersucht. Seltentreten Ver wirrt heitszustände als Zeichen des be gin nendenLeberversagens auf. Auch allgemeine Blutungs neigung undBlut er bre chen bei einer Blutung aus er weiterten Venen imBereich der Spei se röhre sind möglich. Ein sehr schweres,rasch progredientes Krank heits bild findet man beim Budd-Chiari-Syn drom nach Einnahme von pflanzlichen Mitteln,Kräutern und Tees, die Pyrrolizidin-Alka loide ent hal ten.Vor herr schende Symptome sind starke Ober bauch -schmerzen, Er bre chen und Gelbsucht. Bei der toxischen Lebererkrankung durch pflanzliche Mittelund Kräuter ist zu beachten, dass die Latenzzeit bis zumAuftreten der Symptome wenige Tage bis mehrere Monatebetragen kann. Gelegentlich wird die toxische Leber erkran -kung erst bei gesteigerter Dosierung klinisch auffällig.Wichtig ist auch die klinische Beobachtung, dass Patientenaus Unkenntnis nach einem Intervall oft erneut die glei-chen Kräuter und pflanzlichen Mitteln ein neh men unddann nach einer jetzt re lativ kurzen Latenzzeit von manch-mal nur wenigen Tagen erneut die klinischen Symptomeaufweisen, die häufig erst dann zur Diagnose führen.

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Diagnose

Bei der körperlichen Untersuchung finden sich häufigGelbsucht und Haut blutungen, außerdem eine Ver grö -ßerung und Druckschmerz haf tig keit der Leber und beiLeberzirrhose die entsprechenden typischen Be fun de.Unterschiede ergeben sich durch die jeweilige Art der auf-genommenen pflanz lichen Mittel. Eine erhebliche Le ber -vergrößerung ist ein wichtiger Be fund für ein Budd-Chiari-Syndrom nach Einnahme von Pyrrolizidin-Alka lo i -den als Inhaltstoffe zahlreicher Pflan zen, Kräuter und Tees.Die Labordiagnostik sollte die GOT, GPT, Gamma-GT, AP,CHE und Eosino phi le sowie das Bilirubin und den Quick-Wert umfassen, ein größeres La bor pro gramm kann inAbhän gig keit von dem Schweregrad der Erkrankung not - wen dig werden. Bei einzelnen pflanz lichen Substanzenkönnen ent spre chende Spiegelbestimmungen im Blutsinnvoll sein. Zum Ausschluss an derer Lebererkrankungensind die ent sprechenden serologischen und im mu no -logischen Untersuchungen un ab dingbar.Mit Ultraschallun tersu chun gen kann eine weitere Abklä -rung von Lebererkrankungen erfolgen und eine Verän de -rung im Bereich der Gallen wege differenzialdiagnostischausgeschlossen werden. Die Diagnose eines Budd-Chiari-Syndroms ist mit Hilfe der Farbdoppler-Sonographie zustellen oder auch auszuschließen. Eine Le ber punktion kannbei längeren Krank heitsverläufen oder auch un kla remKrankheitsbild angezeigt sein. Die feingeweblichen Bildersind vielfältig und hängen ab von dem jeweiligen pflanz-lichen Mittel und der Dauer der Einnahme. Häufige fein-gewebliche Befunde sind eine akute oder chronische toxi-sche Hepatitis, Leber fi brose sowie Leberzirrhose. In Ein -zelfällen ist auch eine Le ber spiegelung durchgeführt wor-den. Aus diagnostischen Gründen sollte auch hier eineBewertungsskala angewandt werden (vgl. Seite 9).

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Die Häufigkeit toxischer Leberer kran kun gen durch pflanz-liche Mittel ist nicht genau anzugeben, da es sich meist nurum Einzelbeobachtungen han delt. Zunehmende Zahlensind aber zu erwarten, wenn auf entsprechende Neben -wirkungen mehr geachtet wird.

Natürlicher Verlauf

Wenn ein pflanzliches Mittel eine toxische Leber er kran -kung auslöst und man dieses absetzt, ist der natürlicheKrankheitsverlauf uneinheitlich und von vielen Fak to renabhängig: Dazu gehören die Art des Toxins, Men ge undDauer der vorangegangenen Aufnahme und eventuelleThe ra pie möglichkeiten. Häufig nor ma lisieren sich die pa -tho logisch er höh ten Leber werte im Serum rasch, wie diesfür Cha par ral, chinesische Kräuter mix turen, Ma-huang,Kavapyrone, Schöll kraut, Gamander, Comfrey und Scul lapgezeigt werden konnte. Für toxische Leber er kran kungendurch Schöll kraut wurden aber auch protrahierte Verläufeund für solche durch Kava-Kava-Präparate, chinesischeKräu ter, Pennyroyal, Gamander, Chaparral, Minzöl, Vogel -leim distel und Callilepis laureola schwere Krank heits bildermit teilweise tödlichem Ausgang beschrieben.

Therapie

Für alle Arten der toxischen Leber er krankungen durchpflanzliche Mittel ist das sofortige Absetzen der ange -schul digten Mittel und die Ver mei dung der weiterenAufnahme erforderlich. Spezifische Therapiemög lich kei tensind die Ausnahme, meist ist die Be handlung lediglichsymptomatisch, falls überhaupt nötig. Chro ni sche Leber -erkrankungen können trotz Ab setzen des Mittels zur

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Leberzirrhose fort schreiten, während cholestatische Ver -laufsformen vereinzelt gut auf Kor tikoide ansprechen. InEin zel fäl len hat sich auch die Gabe von Urso deoxy chol -säure als sinnvoll erwiesen, ins besondere bei cholestati-schem Ver lauf. Lebertransplantationen waren not wendigbei akutem Leberversagen durch verschiedene leberschädi-gende pflanz liche Mittel wie Chaparral, Kava-Kava-Präparate und Pyrro lizi din-Alkaloide.

Prognose

Bei den toxischen Lebererkrankungen durch pflanzlicheMittel ist die Prog no se davon abhängig, ob die Le ber schä -digung nur gering oder ausgeprägter Natur ist. Außerdemspielt hier eine wichtige Rolle, ob die Schä di gung reversi-bel, persistierend oder fort schreitend ist. Seltene le bens -bedrohliche Verlaufsformen mit notwendiger Leber -transplantation oder tödlichem Aus gang sind für toxischeLe ber er kran kungen durch Pyrroli zi din-Alka lo ide und nachBehandlung mit Kava-Kava-Präparaten, Minzöl, Vogel -leim distel, Callilepis laureola, Gamander und Pennyroyalbeschrieben worden.

Fazit

In zunehmenden Maße werden toxische und zum Teillebensbedrohliche Lebererkrankungen unter der Ein nah mevon pflanzlichen Mitteln, Kräutern und Tees beobachtet,sodass eine entsprechende ärztliche Überwachung bei auf-fälliger Beschwerde symp tomatik drin gend angezeigt ist.Um das Risiko zu minimieren, sind vor allem Über do sie - rungen, lange Therapie dau er, Kräu ter mixturen aus län di - scher Her kunft und zusätzliche Behand lun gen mit che mi -schen und weiteren pflanz lichen Mitteln zu vermeiden.

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Gesicherte und mögliche toxischeLeberschäden durch pflanzliche Mittel(Auswahl, Tabelle 9a)

Baldrian (Valeriana officinalis)Vertriebsname: zahlreichetox. Leberschäden (selten/fraglich): akute Hepatitis, chro-nische Hepatitis und Leberzirrhose

Bärlapp (Lycopodium serratum)Vertriebsname: Jin Bu Huantox. Leberschäden: akute Hepatitis, Leberzirrhose

Beinwell (syn. Komfrey/Schwarzwurz) (Symphytum officinale)tox. Leberschäden: Budd-Chiari-Syndrom

Borretsch (Borago officinalis)Vertriebsname: Borretschtox. Leberschäden: Budd-Chiari-Syndrom

Chaparral (syn. Creosot-Busch/immergrüne Zwerg eiche)(Larrea tridentata)Vertriebsname: Chaparraltox. Leberschäden: akute Hepatitis, chronische Hepatitis

Fenchelholzbaum (Sassafras albidum)Vertriebsname: Safrol-Öltox. Leberschäden (selten/fraglich): akute Hepatitis

Gamander (Teucrium chamaedrys)Vertriebsname: Gamandertox. Leberschäden: akute Hepatitis, chronische Hepatitis,

Leberzirrhose

Gummidistel (Atractylis gummifera)tox. Leberschäden: akute Hepatitis

Tab. 9a: Bei den hier und den nächsten Seiten aufgeführ-ten to xischen Leberschäden handelt es sich bislang meistum Ein zel beobachtungen; die genaue Häufigkeit ist unklar.

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Gesicherte und mögliche toxischeLeberschäden durch pflanzliche Mittel(Tabelle 9b)

Heliotrop (syn. Vanilleblume/Sonnenwende) (Heliotropumspecies)tox. Leberschäden: Budd-Chiari-Syndrom

Helmkraut (Scutellaria species)Vertriebsname: Scullaptox. Leberschäden (selten/fraglich): akute Hepatitischronische Hepatitis

Kreuzkraut (syn. Greiskraut) (Senecio species)tox. Leberschäden: Budd-Chiari-Syndrom

Maulbeerbaum (Morus species)tox. Leberschäden: akute Hepatitis, Cholestase

Meerträubchen (Ephedra californica)Vertriebsname: Ma-huang

tox. Leberschäden: akute Hepatitis

Minze (Mentha species)Vertriebsname: Minzöltox. Leberschäden: akute Hepatitis

Mistel (Viscum album)Vertriebsname: Misteltox. Leberschäden (selten/fraglich): akute Hepatitis, chro-nische Hepatitis

Ox Eye Daisy (Callilepis laureola)tox. Leberschäden: akute Hepatitis

Tab. 9b

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Gesicherte und mögliche toxischeLeberschäden durch pflanzliche Mittel(Tabelle 9c)

Poleiminze (Mentha pulegium)Vertriebsname: Polei-Minzöltox. Leberschäden: akute Hepatitis

Rhamnus (syn. Frangula/Kreuzdorn/Faulbaum) (Cascarasagrada)Vertriebsname: Cascara sagradatox. Leberschäden: akute Hepatitis, Cholestase

Rasseldose (Crotalaria species)tox. Leberschäden: Budd-Chiari-Syndrom

Rauschpfeffer syn. Kawapfeffer (Piper methys ticum)Vertriebsnamen: Kava-Kava-Extrakte

tox. Leberschäden: akute Hepatitis

Schöllkraut (lat. Chelidonium majus)Vertriebsnamen: zahlreiche

tox. Leberschäden: akute Hepatitis

Senna (Cassia angustifolia)Vertriebsname: Senna

tox. Leberschäden (selten/fraglich): akute Hepatitis

Süßholzwurzel (Glycyrrhiza glabra)Vertriebsname: chinesische Kräutermixturtox. Leberschäden: Cholestase

VogelleimdistelVertriebsname: Extrakttox. Leberschäden: akute Hepatitis

Tab. 9c

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Sehr geehrte Leser,

wir hoffen, dass wir Ihnen mit dieser Broschüre einenÜberblick über Leberschäden geben konnten, die durchArznei- oder Naturheilmittel entstehen können.Es ist wichtig, solche Schäden frühzeitig zu erkennen.Allerdings muss auch sichergestellt sein, dass Ihr gesund-heitliches Problem tatsächlich vom Medikament stammt.Mitunter werden erhöhte Leberwerte voreilig auf Medi ka -men te geschoben und andere, behandlungsbedürftigeGesund heitsprobleme bleiben unentdeckt.Was Sie tun können, wenn Sie eine lebertoxischeWirkung Ihres Arzneimittels befürchten:w Lesen Sie den Beipackzettel Ihres Medikamentes, ob

dort etwas von Auswirkungen auf die Leber steht (z. B.„erhöhte Transaminasen“)

w Klären Sie ab, ob Ihre Leberwerte erhöht sind. Wennnur Ihre Gamma-GT erhöht ist, ist dies allein nicht sehraussagekräftig und muss nicht heißen, dass Ihre Lebergeschädigt wird. (Trotzdem bitte abklären.) Wenn dage -gen Ihre Leberwerte GOT und GPT mehr als zwei- oderdreifach er höht sind, kann dies auf eine Schä di gunghinweisen. Hier sollte schnell reagiert werden.

w Bevor Sie selbst ein Medikament eigenständig abset-zen, setzen Sie sich bitte unbedingt mit Ihrem Arzt inVerbindung. Wenn dieser nicht erreichbar ist, fragenSie seine Ver tre tung.

w Wenn Sie zusätzlich noch andere Medikamente, pflanz -liche Mittel oder Nahrungsergänzungsmittel ein neh men(Selbstmedikation), informieren Sie Ihren Arzt darüber.

w Stellen Sie zusammen mit dem Arzt sicher, dass auchandere, eventuell unbekannte Leberkrankheiten ausge-schlossen werden (z. B. Virushepatitis oder Nicht-alko-holische Fettleberhepatitis NASH).

w Manchmal kann auch die Grunderkrankung, für die Sie

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Noch ein Wort in eigener Sache:

Die Deutsche Leberhilfe e. V. ist ein gemeinnützigerVerein und finanziert sich über Spen den undMitglieds beiträge. Mit Spenden oder Ihrer Mit glied - schaft helfen Sie mit, dass wir unsere Beratung auchwei terhin anbieten können. Unsere Mitgliedererhalten viermal jährlich unsere Zeitschrift „Lebens -zei chen“, die über den Stand der Therapie undForschung bei Leber er kran kun gen berichtet. Falls Siean einer Mit glied schaft interessiert sind, können Siebei uns gerne ein kos tenloses An sichts exemplar der„Lebens zei chen“ anfordern.

Deutsche Leberhilfe e. V.Spendenkonto: Sparkasse MelleKonto-Nr.: 124 800, BLZ: 265 522 86IBAN: DE95265522860000124800

BIC: NOLADE21MEL

Die Deutsche Leberhilfe e. V. ist Gründungsstifter derDeutschen Leberstiftung: www.deutsche-leberstiftung.de

das Medikament einnehmen, zu erhöhten Leberwertenführen (z. B. bei Herzkrankheiten). Fragen Sie also bittenicht nur isoliert einen Leberspezialisten, sondern set-zen Sie sich auch mit Ihrem behandelnden Facharzt inVerbindung.

w Sprechen Sie mit Ihrem Arzt und mit Ihrer Apotheke, obes besser verträgliche Präparate gibt. Falls nicht, klärenSie ab, was wichtiger ist: die Schonung Ihrer Leber oderdie Be hand lung Ihrer Grundkrankheit.

Mit freundlichen Grüßen,IhreDeutsche Leberhilfe e.V.

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Wenn Sie zu Lebererkrankungen weitere Fragenhaben, in Ihrer Nähe einen Leber spe zialisten odereine Selbsthilfe gruppe suchen, können Sie sichgerne an uns wenden.

Deutsche Leberhilfe e. V.Krieler Str. 100 – 50935 KölnTel 02 21/28 29 980 – Fax 02 21/28 29 981www.leberhilfe.org – [email protected]

Wir danken der Falk Foundation e. V., Freiburg,für die Förderung dieser Broschüre.