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Leitfaden zur Erfassung des psychopathologischen Befundes Erdmann Fähndrich Rolf-Dieter Stieglitz Halbstrukturiertes Interview anhand des AMDP-Systems 5., korrigierte Auflage

Leitfaden zur Erfassung des psychopathologischen Befundes · 2018. 6. 12. · Erdmann Fähndrich Rolf-Dieter Stieglitz Leitfaden zur Erfassung des psychopathologischen Befundes Halbstrukturiertes

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Leitfaden zur Erfassung des psychopathologischen Befundes

Erdmann FähndrichRolf-Dieter Stieglitz

Halbstrukturiertes Interview anhand des AMDP-Systems

5., korrigierte Auflage

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Leitfaden zur Erfassung des psychopathologischen Befundes

Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden. Aus E. Fähndrich und R.-D. Stieglitz: Leitfaden zur Erfassung des psychopathologischen Befundes (9783840929304) © 2018 Hogrefe Verlag, Göttingen.

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Erdmann FähndrichRolf-Dieter Stieglitz

Leitfaden zur Erfassung des psychopathologischen BefundesHalbstrukturiertes Interview anhand des AMDP-Systems

5., korrigierte Auflage

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Prof. Dr. Rolf-Dieter StieglitzObere Dorfstr. 10A4126 BettingenSchweizE-Mail: [email protected]

Zu diesem Leitfaden ist außerdem das AMDP-Manual lieferbar: AMDP (Hrsg.). (2018). Das AMDP-System. Manual zur Dokumentation psychiatrischer Befunde (10., korrigierte Auflage). Göttingen: Hogrefe.

Zu diesem Leitfaden ist außerdem folgender Titel lieferbar: Stieglitz, R.-D., Haug, A., Kis, B., Kleinschmidt, S. & Thiel, A. (2018). Praxisbuch AMDP. Psychopathologische Befunderhe-bung – Grundlagen und Anwendungsbeispiele. Göttingen: Hogrefe.

Copyright-Hinweis:Das E-Book einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar.Der Nutzer verpflichtet sich, die Urheberrechte anzuerkennen und einzuhalten.

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KGMerkelstraße 337085 GöttingenTel.: +49 551 99950 0Fax: +49 551 99950 [email protected]

Satz: ARThür Grafik-Design & Kunst, WeimarFormat: EPUB

5., korrigierte Auflage 2018© 1998, 2007, 2016 und 2018 Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, Göttingen(E-Book-ISBN [PDF] 978-3-8409-2930-4; E-Book-ISBN [EPUB] 978-3-8444-2930-5)ISBN 978-3-8017-2930-1http://doi.org/10.1026/02930-000

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Anmerkung:Sofern der Printausgabe eine CD-ROM beigefügt ist, sind die Materialien/Ar-beitsblätter, die sich darauf befinden, bereits Bestandteil dieses E-Books.

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Geleitwort zur 5. Auflage

Das von der Arbeitsgemeinschaft für Methodik und Dokumen-tation in der Psychiatrie (AMDP) herausgegebene AMDP-Sys-tem (Manual zur Dokumentation psychiatrischer Befunde) gehört mittlerweile zu den Klassikern in der Ausbildung von Ärzten, Psychologen und anderen in der Psychiatrie tätigen Berufsgrup-pen. Es ist im deutschsprachigen Raum die einzige Möglichkeit, psychopathologische Kenntnisse umfassend, systematisch und standardisiert zu erlernen. Andere Länder, wie der anglo-ameri-kanische Sprachraum, die sich traditionell weniger mit psycho-pathologischen Fragen und Konzepten befassen, können nicht auf vergleichbare Instrumente zurückgreifen.

Von AMDP-Trainern der AMDP-Systemgruppe werden in Deutschland und der Schweiz fortlaufend und flächendeckend AMDP-Trainingsseminare angeboten.

Über das eigentliche AMDP-Manual hinaus haben die in den AMDP-Arbeitsgruppen engagierten Kliniker und Wissenschaft-ler in den letzten Jahren die Ergebnisse ihrer Bemühungen zu-sammenfassend dargestellt (Haug & Stieglitz, 1997; Maier et al., 2000; Rösler et al., 2012) und neue, das AMDP-System ergän-zende Instrumente vorgelegt (Freyberger & Möller, 2004).

In den regelmäßig stattfindenden Psychopathologie-Trainings-seminaren wurde sowohl in der Arbeit mit Berufsanfängern als auch mit fortgeschrittenen Teilnehmern sehr schnell deutlich, dass als Ergänzung des AMDP-Manuals ein Leitfaden erforder-lich ist, der Vorschläge macht, wie die Informationen zur Erhe-bung der psychopathologischen Merkmale gewonnen werden können, denn es hat sich immer wieder herausgestellt, dass es schwierig sein kann, die zu beurteilenden psychopathologischen Symptome richtig zu erfragen.

Vor diesem Hintergrund wurde von Erdmann Fähndrich und Rolf-Dieter Stieglitz, die sich beide seit vielen Jahren mit dem AMDP-System klinisch und wissenschaftlich befassen, dieser Leitfaden entwickelt, der dem Leser ein halbstrukturiertes Inter-view an die Hand gibt. Der Erfolg dieses Leitfadens, der mitt-

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lerweile in der 5. Auflage erscheint, belegt, wie wichtig AMDP in der psychopathologischen Grundausbildung auch nach mehr als 40 Jahren geblieben ist und wie unverzichtbar der grundla-genorientierte Interviewleitfaden geworden ist.

Homburg, im Frühjahr 2018 Prof. Dr. Michael Rösler Vorsitzender von AMDP e. V.

Literatur

Freyberger, H.-J. & Möller, H.-J. (Hrsg.) (2004). Die AMDP-Module. Göttingen: Hogrefe.

Haug, H.-J. & Stieglitz, R.-D. (Hrsg.) (1997). Das AMDP-System in der klinischen Anwendung und Forschung. Göttingen: Hogrefe.

Maier, W., Engel, R. R. & Möller, H.-J. (Hrsg.) (2000). Methodik von Verlaufs- und Therapiestudien in Psychiatrie und Psychotherapie. Göttingen: Hogrefe.

Rösler, M., Thiel, A., Domke, A. & Stieglitz, R.-D. (2012). 50 Jahre AMDP-System – Eine Bestandsaufnahme. Zeitschrift für Psychia-trie, Psychologie und Psychotherapie, 60, 269–280. http://doi.org/ 10.1024/1661-4747/a000127

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Inhalt

Vorwort zur 4. Auflage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Vorwort zur 5. Auflage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

1 Psychopathologische Befund erhebung . . 131.1 Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131.2 Psychiatrische Gesprächsführung . . . . . . . . . . . . . 141.3 Fehlerquellen im diagnostischen Prozess . . . . . . . 151.3.1 Allgemeine Fehlerquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151.3.2 Spezielle Fehlerquellen bezogen auf das

AMDP-System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161.4 Hilfsmittel zur psycho pathologischen Befund-

erhebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171.5 Psychopathologische Befund erhebung mit dem

AMDP-System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

2 Entwicklung des Interview leitfadens . . . . . 272.1 Hintergrund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 272.2 Vorüberlegungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 282.3 Entwicklungsschritte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 302.4 Aufbau und Struktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

3 Anwendung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 413.1 Indikationsbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 413.2 Training . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 433.3 Durchführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 453.3.1 Allgemeine Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 453.3.2 Spezielle Hinweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 493.3.2.1 Ablauf des Interviews . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 493.3.2.2 Interviewerverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 513.3.3 Umgang mit schwierigen Situationen . . . . . . . . . . 543.4 Dokumentation und Auswertung . . . . . . . . . . . . . 55

4 Interview . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 594.1 Beginn des Interviews . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 604.2 Halbstrukturierter Teil des Interviews . . . . . . . . . . 624.2.1 Bewusstseinsstörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 624.2.2 Orientierungsstörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63

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4.2.3 Aufmerksamkeits- und Gedächtnis störungen . . . . . 644.2.4 Formale Denkstörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 694.2.5 Befürchtungen und Zwänge . . . . . . . . . . . . . . . . . 724.2.6 Wahn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 744.2.7 Sinnestäuschungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 794.2.8 Ich-Störungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 814.2.9 Störungen der Affektivität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 844.2.10 Antriebs- und psychomotorische Störungen . . . . . 894.2.11 Circadiane Besonderheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 914.2.12 Andere Störungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 914.2.13 Somatischer Befund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 944.2.14 Zusatzmerkmale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 964.3 Beendigung des Interviews . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102

5 Schlussbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104

Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105

Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111Anhang A: AMDP-Syndrome . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113Anhang B: Normwerte für die AMDP-Syndrome . . . . . . . 118Anhang C: Klinische Prüfungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120Anhang D: AMDP-Trainingsseminare . . . . . . . . . . . . . . . 125Anhang E: Weiterführende Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . 127

Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129

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Vorwort zur 4. Auflage

Das AMDP-System liegt inzwischen bereits in seiner 9. Auflage (2016) vor. Während in den Anfangsjahren zunächst vor allem der wissenschaftliche Anspruch im Vordergrund stand, nämlich ein reliables und valides Instrument zur Evaluation der Effektivität therapeutischer Interventionen zur Verfügung zu haben, gewann das System zunehmend auch in der klinischen Arbeit an Bedeu-tung. Heute ist gerade dieser Aspekt von zentraler Bedeutung.

Das AMDP-System wurde seit dem erstmaligen Erscheinen mehr-fach revidiert. Neben der Verbesserung von Reliabilität und Vali-dität waren jeweils auch praktische Aspekte dabei von großer Be-deutung. Ziel war immer, die Benutzerfreundlichkeit zu erhöhen sowie Schwierigkeiten und Unklarheiten in der Anwendung zu beseitigen. Vor allem die 5. Auflage ist unter diesen Aspekten ein wichtiger Schritt in diese Richtung gewesen. In erster Linie hat die vereinheitlichte Darstellung der Symptome nach den Punkten Definition, Erläuterungen und Beispiel, Hinweise zur Graduie-rung sowie abzugrenzende Merkmale hierzu beigetragen.

Auch die Entwicklung des Interviewleitfadens verfolgt das Ziel, die Benutzerfreundlichkeit zu erhöhen. Gerade für Anfänger er-wies es sich immer als schwierig, die zur Erstellung z. B. des psychopathologischen Befundes notwendigen Informationen hinreichend genau zu erfragen. Aber auch für Fortgeschrittene war dies nicht immer unproblematisch. Basierend auf Erfahrun-gen aus der eigenen klinischen Arbeit und wichtigen Erfahrungen aus Trainingsseminaren wurde 1988 ein erster Interviewleitfaden herausgegeben. Er zielte darauf ab, dem Untersucher Handlungs-weisen und Vorschläge zu einer stärker vereinheitlichten Erhe-bung der Befunde zu vermitteln, ohne ihn zu sehr in der Ge-sprächsführung einzuengen.

Das Interview ist sowohl für die Praxis als auch für die For-schung konzipiert worden. In der Praxis soll es dem Benutzer – unabhängig davon, ob die AMDP-Belege ausgefüllt werden – Hilfestellung bei der Erstellung eines psychopathologischen Befundes geben. Im Bereich der klinischen Forschung und der Routinedokumentation soll es gewährleisten, dass alle Untersu-

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cher in etwa die gleiche Vorgehensweise bei der Informations-erhebung wählen.

Dies gilt insbesondere auch für den Einsatz des AMDP-Systems in Forschungsprojekten, wobei dort insbesondere Fragen der Re-liabilität von entscheidender Bedeutung sind. Das Interview ist also an den praktischen Bedürfnissen des Klinikers und For-schers orientiert.

Parallel zur jetzt vorliegenden überarbeiteten 9. Auflage des AMDP-Manuals wird hiermit bereits die 4. Auflage des Inter-viewleitfadens vorgelegt. Grundlegend überarbeitet wurde wie-derum der theoretische Teil des Interviewleitfadens aufgrund der vielfältigen Entwicklungen im Bereich der psychiatrischen Di-agnostik in den letzten Jahren. Bei den praktischen Teilen des Leitfadens wurden vor allem die bei AMDP veränderten Aspekte berücksichtigt (u. a. Orientierung an der Differenzierung von sog. S- oder F-Symptomen). Der Fragenkatalog wurde ebenfalls über-arbeitet und erweitert, ebenfalls der Anhang. Neu aufgenommen wurden Fragen zu den neuen Zusatzmerkmalen (vgl. AMDP, 2016).

Auch diese Auflage soll allen in der Behandlung von Patienten mit psychischen Störungen Tätigen eine Hilfestellung sein, die zum Verständnis einer Störung wichtigen Phänomene zu erfas-sen, um ihnen dadurch besser helfen zu können.

In die Bearbeitung dieses Interviewleitfadens sind auch diesmal nicht nur unsere eigenen Überlegungen eingeflossen, sondern wiederum zahlreiche Anregungen von Kolleginnen und Kolle-gen. Danken möchten wir insbesondere den Mitgliedern der AMDP-Systemgruppe sowie den Teilnehmern der zahlreichen AMDP-Trainingsseminare, die seit Erscheinen des Leitfadens durch engagierte Diskussionen und Fragen wichtige Anregun-gen zur Überarbeitung des Leitfadens beigetragen haben.

Berlin und Basel, Frühjahr 2015 Erdmann Fähndrich Rolf-Dieter Stieglitz

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Vorwort zur 5. Auflage

Die 4. Auflage hat seit ihrem Erscheinen 2016 große Akzeptanz gefunden, sodass nun bereits die 5., korrigierte Auflage auf den Markt kommen kann. In dieser 5. Auflage wurden lediglich sti-listische Unklarheiten und orthografische Fehler korrigiert. In-haltlich wurden keine Veränderungen vorgenommen, sodass auch die 4. Auflage weiterhin benutzt werden kann.

Berlin und Bettingen, im März 2018 Erdmann Fähndrich Rolf-Dieter Stieglitz

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1 Psychopathologische Befund erhebung

1.1 Funktionen

Unter Psychopathologie versteht man nach Mombour (1996, S. 21) die Lehre von den krankhaften Veränderungen des Seelen-lebens. Diese manifestieren sich als einzelne Symptome oder in komplexen Erlebens- und Verhaltensänderungen. Sie können in einem Zuviel oder Zuwenig der normalen seelischen Funktionen bestehen. Die einzelnen psychopathologischen Symptome lassen sich in zusammengehörige Merkmalsbereiche gruppieren. Im AMDP-System (AMDP, 2018) werden folgende Bereiche zu Grunde gelegt: Bewusstseinsstörungen, Orientierungsstörungen, Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen, formale Denkstö-rungen, Befürchtungen und Zwänge, Wahn, Sinnestäuschungen, Ich-Störungen, Störungen der Affektivität, Antriebs- und psycho-motorische Störungen, circadiane Besonderheiten sowie eine Restgruppe, die mit Andere Störungen bezeichnet wird. Ergän-zend dazu werden somatische Symptome auf einem eigenen Be-fundbogen dokumentiert. Für den Psychischen wie Somatischen Befund werden neue Zusatzitems aufgenommen, um weitere, kli-nisch relevante Symptome in den Merkmalsbestand aufzunehmen.

Ziel von Psychopathologie ist es nach Hoff (1997), am Patienten beobachtbare oder explorierbare seelische Sachverhalte systema-tisch zu beschreiben, also ein reliables und valides Begriffssys-tem für z. B. depressive oder paranoide Zustände bereitzustellen. Dieses Vorgehen wird auch als sogenannte deskriptive Psycho-pathologie bezeichnet (vgl. hierzu auch Hoff, 1995).

Mit der Erhebung eines psychopathologischen Befundes sollen all diejenigen psychischen Symptome erfasst werden, die für die Kennzeichnung der aktuellen psychischen Störung bedeutsam sind. Während die Psychopathologie den Querschnitt oder den Verlauf symptomatologisch bzw. syndromatologisch abbildet, sagt sie allein nichts Definitives über Ätiologie und Pathogenese der zu Grunde liegenden Störung aus (Freyberger et al., 2012; Stieglitz & Freyberger, 2015). Neben der Deskription des Stö-rungsbildes hat der psychopathologische Befund weitere Funk-

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tionen. Er stellt den Ausgangspunkt für die Wahl therapeutischer Interventionen dar, hat aber auch eine evaluative Funktion, in dem z. B. der Therapieverlauf und damit die Effektivität einer thera-peutischen Intervention überprüft werden kann. Dies kann sowohl auf Symptomebene als auch auf Syndromebene erfolgen. Zudem dient die psychopathologische Befunderhebung auch als Grund-lage für die Diagnosenstellung (vgl. hierzu auch Stieglitz, 2008). Ohne fundierte Kenntnisse psychopathologischer Begrifflichkei-ten lassen sich keine zuverlässigen klinischen Diagnosen nach den aktuellen Klassifikationssystemen ICD-10 und DSM-IV bzw. DSM-5 stellen! Beispiele für die verschiedenen Anwen-dungsbereiche des AMDP-Systems finden sich im „Praxisbuch AMDP“ (Stieglitz et al., 2018).

1.2 Psychiatrische Gesprächsführung

Eine gute psychiatrische Gesprächsführung ist eine notwendige Voraussetzung für eine reliable Erhebung des psychopathologi-schen Befundes. Gerade für Anfänger in diesem Bereich ist dies oft schwierig. Daher muss die Schulung in psychiatrischer Ge-sprächsführung auch ein wesentlicher Bestandteil der Ausbil-dung in Psychopathologie sein. Es gibt keine generellen Strate-gien der Gesprächsführung und auch kein Patentrezept, jedoch einige allgemeine Regeln, die es zu berücksichtigen gilt (vgl. hierzu auch Othmer & Othmer, 1994; Dittmann, 1996; Stieglitz & Freyberger, 2015). Hierzu zählen u. a. Aufmerksamkeit, Zu-wendung, auch das aktive und interessierte Zuhören, das bedin-gungsfreie Akzeptieren, eine freundlich-zugewandte Annahme der Äußerungen des Patienten sowie die Vermittlung von Hoff-nung (vgl. auch Kapitel 3.3.2.2).

Hinweise auf eine wenig professionelle Gesprächsführung erge-ben sich aus häufig zu beobachtenden Fehlern. Nach Haug und Kind (2007) sind dies u. a. folgende Punkte: – Dem Patienten werden die Führung und die Kontrolle des Ge-

sprächs überlassen, weshalb dann bestimmte Problemberei-che gar nicht angesprochen werden.

– Schwierige und zum Teil „peinliche“ Bereiche oder Themen werden gleich zu Beginn des Gesprächs angesprochen. Dies setzt jedoch ein Vertrauensverhältnis voraus, was sich erst im

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Laufe des Gesprächs oder über mehrere Gespräche hinweg entwickeln kann.

– Abstrakte und zu intellektuelle Fragen führen oft zu einer Überforderung des Patienten.

– Nicht förderlich für den Gesprächsverlauf ist ein Kommu-nikationsstil, der sich z. B. durch Suggestivfragen (s. u.), ab-rupte Themenwechsel oder zu lange Pausen kennzeichnen lässt.

Solche und auch andere Fehlerquellen können durch diagnosti-sche Hilfsmittel wie den vorliegenden Interviewleitfaden redu-ziert werden.

1.3 Fehlerquellen im diagnostischen Prozess

1.3.1 Allgemeine Fehlerquellen

Neben den im vorangegangenen Abschnitt aufgeführten allge-meinen Problemen der psychiatrischen Gesprächsführung wer-den in der Literatur insbesondere sogenannte Fehler- oder Va-rianzquellen im diagnostischen Prozess diskutiert, die auch im Hinblick auf die Erhebung des psychopathologischen Befundes von großer Bedeutung sind (vgl. Stieglitz & Freyberger, 2015). Hervorzuheben ist hier insbesondere die Fehlerquelle Informa-tionsvarianz sowie Beobachtungsvarianz. Informationsvarianz bedeutet, dass verschiedenen Untersuchern unterschiedliche In-formationen über den Patienten und seine Erkrankung zur Ver-fügung stehen. Ein wesentlicher Faktor, der dazu beiträgt, ist die Art und Weise, wie Fragen gestellt werden, d. h. die Art der Ex-ploration der interessierenden Phänomene. Die Beobachtungs-varianz bedeutet, dass verschiedene Untersucher bei gleicher Information zu unterschiedlichen Beurteilungen über das Vor-handensein und/oder den Schweregrad von bestimmten Symp-tomen kommen. Die Bedeutung dieser Fehlerquellen konnte in einer Reihe von Studien belegt werden. So wurde bereits in den 1960er Jahren in der Arbeitsgruppe um Beck (vgl. Beck et al., 1962; Ward et al., 1962) festgestellt, dass etwa 30 % der In-konsistenzen zwischen Urteilern durch Unterschiede in der Be-

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fragungstechnik (= Informationsvarianz) und Bewertung der Symptome (= Beobachtungsvarianz) erklärt werden konnten. Wittchen (1993) kam zu ähnlichen Ergebnissen. Auch er fand, dass bei 60 % der beobachteten Inkonsistenzen zwischen Urtei-lern vor allem Unterschiede in der Auswahl und der Formulie-rung von Symptomfragen verantwortlich gemacht werden konn-ten. Nur 9 % der Inkonsistenzen waren auf das Antwortverhalten des Patienten zurückzuführen.

Zur Kontrolle und Beseitigung dieser Fehlerquellen sind ver-schiedene Strategien hilfreich. Zur zuverlässigen Erfassung auf Symptomebene bietet sich z. B. die Verwendung eines Glossars mit der Auflistung und Definition psychopathologischer Merk-male an, wie es mit dem Manual zum AMDP-System vorliegt (AMDP, 2018; vgl. auch Kapitel 1.5).

Schwierigkeiten bei der Symptomerfassung liegen jedoch nicht nur darin, dass bestimmte Definitionen unscharf sind, sondern insbesondere auch, wie die oben aufgeführten Arbeiten gezeigt haben, in unterschiedlichen Fragetechniken des Diagnostikers (Informationsvarianz). Hier bietet sich der Einsatz von Inter-view verfahren an, auf die in Kapitel 1.4 kurz eingegangen wird.

1.3.2 Spezielle Fehlerquellen bezogen auf das AMDP-System

Bei der Befunderhebung mit dem AMDP-System sind zunächst einige allgemeine Punkte zu beachten: – Bestimmte Phänomene sind meist nur aus dem Verlauf des

Gesprächs heraus zu beurteilen. Es kann sich dabei um sprach-liche (z. B. Neologismen) oder nicht-sprachliche Phänomene (z. B. affektarm) handeln.

– Einige Phänomene müssen meist dezidiert geprüft werden (z. B. Auffassungsstörungen).

– Bestimmte Symptome lassen sich nur aufgrund der Selbstbe-richte des Patienten bewerten (z. B. gehemmtes Denken).

– Einige Punkte lassen sich eher punktuell im Gespräch beob-achten (z. B. Neologismen).

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Die Nichtberücksichtigung dieser Punkte führt zu unzuverlässi-gen Bewertungen.

In der praktischen Arbeit mit dem AMDP System lässt sich wei-terhin eine Reihe von Fehlerquellen erkennen, die auch Allge-meingültigkeit haben bzw. eng an das AMDP-System gebunden sind. Zu den allgemeinen Fehlerquellen zählen: – unzureichende Exploration von Symptomen, – Interviewfehler (z. B. Suggestivfragen ohne weiteres Nach-

fragen), – zu starke Leitung der Exploration durch diagnostische Hypo-

thesen (Annahme „Patient hat sicherlich eine Schizophrenie“), – falsche Schlussfolgerungen (z. B. wenn Symptom A vorhan-

den, ist sicherlich auch Symptom B vorhanden).

Zu den AMDP bezogenen Fehlerquellen zählen: – unzureichende Nutzung des Manuals, – Nicht-Beachtung des Entscheidungsbaums, – Verzicht auf klinische Prüfung bei einigen Symptomen (vor

allem aus dem Bereich Orientierungsstörung, Aufmerksam-keits- und Gedächtnisstörung),

– Nicht-Berücksichtigung der Unterscheidung zwischen den S-, F- und SF-Symptomen.

Die meisten dieser Fehlerquellen lassen sich mithilfe des Inter-viewleitfadens und unter Verwendung des AMDP-Manuals ver-meiden.

1.4 Hilfsmittel zur psychopathologischen Befunderhebung

In Anlehnung an Kessler (1999) versteht man unter einem Inter-view eine zielgerichtete mündliche Kommunikation zwischen einem Befrager (hier: Arzt oder Psychologe) und einem Befrag-ten (hier: Patient), wobei eine Informationssammlung über das Verhalten und Erleben der befragten Person im Vordergrund steht.

Interviewverfahren gehören mittlerweile insbesondere im Be-reich der psychiatrischen Forschung fast schon zur Routine und

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haben dort bereits eine lange Tradition, insbesondere in Studien zur psychiatrischen Epidemiologie (Wittchen et al., 2001; Stieg-litz, 2008). In der klinischen Routine haben sie sich noch nicht etabliert.

Tabelle 1:Formen von Interviews (nach Wittchen et al., 2001)

Bezeichnung Kennzeichen

Klinisches Interview Freies klinisches Gespräch mit zuvor defi­nierter Zielsetzung; Ablauf (Struktur) des Gesprächs wird vom Interviewer individuell festgelegt; Auswertung nicht festgelegt

Halbstrukturiertes Interview/halb­strukturierter Inter­viewleitfaden

Fragen werden vorgegeben, Reihenfolge ist variabel, Zusatzfragen, Umformulierungen und Ergänzungen sind möglich, ebenso Erläuterungen; Auswertung nicht festgelegt

Strukturiertes Interview

Fragen und Ablauf vorgegeben, ebenso Auswertung

Standardisiertes Interview

Gesamter Prozess der Informationserhebung und Auswertung ist festgelegt (inkl. der Ko­dierung der Antworten der Befragten)

Es lassen sich, wie aus Tabelle 1 zu ersehen ist, verschiedene Arten von Interviews unterscheiden bezüglich des Ausmaßes der Strukturierung und Standardisierung (beide Begriffe werden in der Literatur z. T. synonym gebraucht). Nach Wittchen et  al. (1988) werden bei strukturierten Verfahren verbale Informatio-nen systematisiert bei größtmöglicher Kontrolle der Befragung, wobei Wortlaut der Fragen, Reihenfolge und Antwortkategorien im Wesentlichen festgelegt sind. Bei standardisierten Verfahren sind alle Ebenen der Informationssammlung genau festgelegt (von der Formulierung und Reihenfolge der Fragen über die Ko-dierung bis hin zur Auswertung). Während bei strukturierten In-terviews die Beurteilungen durch den Rater meist noch auf kli-nischen Einschätzungen beruhen, basieren die Beurteilungen bei standardisierten Interviews fast ausschließlich auf den An-gaben des Patienten, d. h. der Interviewer hat praktisch keinen eigenen Gestaltungs- und Entscheidungsspielraum mehr. Es

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lässt sich somit von einem Kontinuum von einem freien klini-schen Interview bis hin zu einer voll standardisierten Befragung ausgehen.

Gemeinsam ist allen Interviewverfahren die bei einer freien Be-funderhebung auftretenden Fehlerquellen, insbesondere soge-nannte Urteilsfehler (vgl. hierzu auch Stieglitz et al., 2001), zu reduzieren, da diese nicht unwesentlich auch von der Interview-technik abhängen.

Jeder Erhebungsansatz ist mit Vor- und Nachteilen verbunden. So gaben z. B. in einer Studie von Helzer (1981) zu einem struk-turierten Interview 66 % der Befragten einen größeren Zeitbe-darf zur Informationssammlung an; 60 % gaben jedoch gleich-zeitig auch an, diese Informationen vollständiger erhoben zu haben als in einem freien Interview. Bereits Saghir (1971) konnte für die freie Exploration zeigen, dass die Aufmerksamkeit sehr stark auf das vordergründige Beschwerdenbild fixiert wird und bedeutsame andere Bereiche nicht erfasst werden.

Die Einführung und der Einsatz von Interviews hat vorrangig zum Ziel, die Güte der erhobenen diagnostischen Information zu verbessern. Nach Kessler (1999) lassen sich jedoch die Gü-tekriterien von psychologischen Tests (Objektivität, Reliabilität, Validität; vgl. auch Lienert & Raatz, 1994) nicht ohne Weiteres auf Interviews übertragen, da wegen der Komplexität des Inter-aktionsgeschehens mehrere Subformen der jeweiligen Gütekri-terien getrennt zu bewerten sind, zumal die globale Frage nach z. B. der Reliabilität oder Validität des Interviews ebenso wenig sinnvoll ist, wie diejenige nach der Reliabilität oder Validität eines Tests, da unterschiedliche Formen zu unterscheiden sind.

Im Hinblick auf Interviews ist der Aspekt der Interrater-Reliabi-lität von besonderer Bedeutung, d. h. die Bestimmung des Aus-maßes, inwieweit unterschiedliche Untersucher zur selben Ein-schätzung gelangen. Durch die Vorgabe von Fragen können hier mittels des hier vorliegenden halbstrukturierten Interviews deut-liche Verbesserungen erzielt werden.

Vor allem standardisierte Interviews stoßen trotz nachgewiese-ner hoher Reliabilität im klinischen Setting oft auf Widerstand

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(Wittchen et al., 1988). Bei Standardisierungsbemühungen sind daher verschiedene Aspekte zu berücksichtigen: – Praktikabilität, – Akzeptanz des Ansatzes für den Kliniker, – Gefahr des Verlustes der klinischen Relevanz (z. B. wenn Fra-

gen keine „ökologische Validität“ mehr aufweisen).

Heute finden strukturierte und standardisierte Interviews vor allem zur Diagnosestellung im Kontext der klassifikatorischen Diagnostik nach ICD-10 oder DSM-IV bzw. DSM-5 Anwen-dung, meist jedoch nur in der Forschung. In der klinischen Rou-tine haben sich derartige Verfahren wegen des i. d. R. hohen Zeitaufwands sowie des vorab zu erfolgenden Trainings in den Instrumenten bisher nicht durchsetzen können.

Für eine Reihe von bereits seit vielen Jahren existierenden Fremd-beurteilungsverfahren wurden in den letzten Jahren ergänzend ebenfalls (halb-)strukturierte Interviews entwickelt, um auch hier die Informationserhebung zu verbessern (vgl. im Überblick Stieg-litz et al., 2001). Verschiedene Arbeiten konnten zeigen (z. B. Williams, 1988 sowie Stieglitz et al., 1998), dass sich durch sol-che Interviews Reliabilitätsverbesserungen erzielen lassen. Sie sind i. d. R. relativ leicht erlernbar. Der Prozess der Informati-onserhebung dauert zudem meist nicht länger als beim freien kli-nischen Interview.

Während sich die meisten Interviews auf eindimensionale Ver-fahren z. B. aus dem Depressionsbereich beziehen, liegt mit dem Interviewleitfaden zum AMDP-System das einzige deutschspra-chige Instrument vor, das ein weites Spektrum klinisch bedeut-samer psychopathologischer Phänomene zu erfassen erlaubt.

Zwischenzeitlich wurde der Grundgedanke des Leitfadens wie-derholt aufgegriffen (vgl. Tabelle 2). Ahrens et al. (2004) entwi-ckelten einen Leitfaden für das AMDP-Depressionsmodul, ein speziell für die Dokumentation depressiver Symptomatik über die Kernsymptomatik im AMDP-System hinaus erweitertes Mo-dul. Stieglitz und Ermer (2004) konzipierten auf Basis des AMDP-Systems eine Checkliste zur Erfassung von Selbst- und Fremd-gefährdung. Zur Erfragung der relevanten Aspekte diente der Interviewleitfaden als Ausgangspunkt.

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Tabelle 2:Interviews mit Bezug zum AMDP-System

Verfahren Interview

AMDP­Modul zur Depression

Interviewleitfaden zum AMDP­Modul zur Depression (Ahrens et al., 2004)

Bewertung von Selbst­ und Fremdgefährdung

AMDP­Checkliste zur Bewertung von Selbst­ und Fremdgefährdung (AMDP­ CLSF; Stieglitz & Ermer, 2004)

Auch die Entwicklung des Interviews zur Bech-Rafaelsen-Me-lancholie-Skala (BRMS) von Stieglitz, Smolka, Bech und Helm-chen (1998) erfolgte in enger Anlehnung an den Interviewleit-faden zum AMDP-System.

1.5 Psychopathologische Befund-erhebung mit dem AMDP-System

AMP/AMDP blickt bereits auf eine lange Geschichte zurück (vgl. Fähndrich et al., 1983; Fähndrich & Woggon, 1997). An-fänge der Entwicklung sind seit Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre zu beobachten. Die unterschiedlichen Bemühungen führ-ten 1969 zur Herausgabe des AMP-Systems (Angst et al., 1969). 1971 wurde das AMP-Manual (Scharfetter, 1971) herausgege-ben, 1979 wurde die revidierte Fassung unter der veränderten Bezeichnung AMDP-System in 3. Auflage publiziert (AMDP, 1979). 1995 erschien die 5., völlig überarbeitete Auflage, die 1997 als 6. und 2000 als 7. Auflage nachgedruckt wurde. Haupt-neuerung war die Vereinheitlichung der Darstellung aller Symp-tome (Definition, Erläuterungen und Beispiele, Hinweise zur Graduierung, abzugrenzende Begriffe). Die 9., überarbeitete Auflage bzw. 10., korrigierte Auflage (AMDP, 2016, 2018) des AMDP-Systems unterscheidet sich gegenüber der Auflage davor wiederum durch eine gründliche Bearbeitung im Bereich des Psychischen und Somatischen Befundes. Besonderer Wert wurde erneut auf folgende Aspekte gelegt: – Verbesserung der Nutzerfreundlichkeit, – Eliminierung von Unklarheiten und Inkonsistenzen,

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– Präzisierung der Definitionen, – genaue Unterscheidung zwischen S- und F- bzw. SF-Symp-

tomen.

Besonders zu erwähnen ist die Einführung von Zusatzmerkma-len als Ergänzung zu den bisherigen 100 Symptomen des Psy-chischen und 40 Symptomen des Somatischen Befundes. In der jetzt gültigen 10. Auflage (AMDP, 2018) wurden nur stilistische Fehler korrigiert oder Unklarheiten beseitigt, aber keine inhalt-lichen Änderungen vorgenommen.

Psychiatrische Forschung und Praxis ist darauf angewiesen, den Menschen ganzheitlich zu erfassen, d. h. auf allen Betrachtungs-ebenen (z. B. psychologische, biologische) gleichzeitig. Dies setzt voraus, dass für jede Ebene eine exakte Sprache zur Verfü-gung steht. Mit dem AMDP-System existiert eine derartige Fach-sprache, welche die psychologische Datenebene des psychiatri-schen Sektors mittels Fremdbeurteilung oder sog. Rating exakter zu erfassen erlaubt.

Die Handlungsstruktur eines Ratings ist in Anlehnung an Bau-mann und Seidenstücker (1977) bezogen auf das AMDP-System in Tabelle 3 nochmals zusammenfassend dargestellt.

Tabelle 3:Bestimmungselemente von Ratings bezogen auf das AMDP-System (nach Baumann & Seidenstücker, 1977; aus Baumann & Stieglitz,

1983, S. 5)

Bestimmungs-elemente Beispiele AMDP-System

Rater/Beurteiler Therapeut, Pflegepersonal, Bezugsperson …

Arzt, Psychologe

Situation natürlich bis konstru­iert; undurchschaubar bis durchschaubar

konstruiert, durch­schaubar

Reaktions­ausschnitt

Erlebnisweisen, Verhaltensweisen; aktuell, vergangen

Erlebnis­ und Ver haltensweisen, Leistungsmerkmale, aktuell und vergangen