42
Lenneis · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich

Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

Lenneis · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich

Page 2: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

Universitätsforschungenzur prähistorischen Archäologie

Band 164

Aus dem Institut für Ur- und Frühgeschichteder Universität Wien

2009

Verlag Dr. Rudolf Habelt GmbH, Bonn

Page 3: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich

Ein Sonderplatz der älteren Linearbandkeramik

von

Eva Lenneis

2009

Verlag Dr. Rudolf Habelt GmbH, Bonn

Michael Götzinger, Inna Mateiciucová, Manfred Schmitzberger, Peter StadlerMit Beiträgen von Otto Brinkkemper, Otto Cichocki, Christa Frank, Alfred Galik,

und Spyridon Verginis (†)

Page 4: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

ISBN 978-3-7749-3575-4

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.Detailliertere bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.

Copyright 2009 by Dr. Rudolf Habelt GmbH, Bonn

Page 5: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

Herausgeber sind derzeit:

Die Reihe „Universitätsforschungen zur prähistori-schen Archäologie“ soll einem in der jüngeren Vergan-genheit entstandenen Bedürfnis Rechnung tragen, näm-lich Examensarbeiten und andere Forschungsleistun-gen vornehmlich jüngerer Wissenschaftler in die Öf-fentlichkeit zu tragen. Die etablierten Reihen und Zeit-schriften des Faches reichen längst nicht mehr aus, dievorhandenen Manuskripte aufzunehmen. Die Uni-versitäten sind deshalb aufgerufen, Abhilfe zu schaf-fen. Einige von ihnen haben mit den ihnen zur Ver-fügung stehenden Mitteln unter zumeist tatkräftigemHandanlegen der Autoren die vorliegende Reihe be-gründet. Thematisch soll darin die ganze Breite desFaches vom Paläolithikum bis zur Archäologie derNeuzeit ihren Platz finden.

VORWORT DER HERAUSGEBER

Ursprünglich hatten sich fünf Universitätsinstitute inDeutschland zur Herausgabe der Reihe zusammenge-funden, der Kreis ist inzwischen größer geworden. Erlädt alle interessierten Professoren und Dozenten ein,als Mitherausgeber tätig zu werden und Arbeiten ausihrem Bereich der Reihe zukommen zu lassen. Fürdie einzelnen Bände zeichnen jeweils die Autoren undInstitute ihrer Herkunft, die im Titel deutlich gekenn-zeichnet sind, verantwortlich. Sie erstellen Satz, Um-bruch und einen Ausdruck. Bei gleicher Anordnungdes Umschlages haben die verschiedenen beteiligtenUniversitäten jeweils eine spezifische Farbe. Finan-zierung und Druck erfolgen entweder durch sie selbstoder durch den Verlag Dr. Rudolf Habelt GmbH,der in jedem Fall den Vertrieb der Bände sichert.

Kurt Alt (Mainz)Peter Breuning (Frankfurt am Main)

Philippe Della Casa (Zürich)Manfred K.H. Eggert (Tübingen)

Clemens Eibner (Heidelberg)Bernhard Hänsel (Berlin)

Alfred Haffner (Kiel)Svend Hansen (Berlin)

Ole Harck (Kiel)Joachim Henning (Frankfurt am Main)

Christian Jeunesse (Strasbourg)Albrecht Jockenhövel (Münster)

Rüdiger Krause (Frankfurt am Main)Achim Leube (Berlin)

Andreas Lippert (Wien)Jens Lüning (Frankfurt am Main)

Joseph Maran (Heidelberg)Wilfried Menghin (Berlin)

Johannes Müller (Kiel)Ulrich Müller (Kiel)

Michael Müller-Wille (Kiel)Christopher Pare (Mainz)

Hermann Parzinger (Berlin)Margarita Primas (Zürich)

Britta Ramminger (Hamburg)Sabine Rieckhoff (Leipzig)

Wolfram Schier (Berlin)Heiko Steuer (Freiburg im Breisgau)

Thomas Stöllner (Bochum)Biba Terzan (Berlin)

Andreas Zimmermann (Köln)

Page 6: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren
Page 7: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

In memoriamPieter Jan Remees Modderman

Spyridon Verginis

Page 8: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren
Page 9: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

In memoriam Pieter Jan Remees MODDERMAN

Spyridon VERGINIS

ROSENBURG IM KAMPTAL, NIEDERÖSTERREICH

ein Sonderplatz der

älteren Linearbandkeramik

Eva LENNEIS

mit Beiträgen von

Otto BRINKKEMPER Otto CICHOCKI Christa FRANK Alfred GALIK

Michael GÖTZINGER Inna MATEICIUCOVÁ

Manfred SCHMITZBERGER Peter STADLER

Spyridon VERGINIS (†)

Page 10: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

VORWORT UND DANK Für die Ausgrabungen in Rosenburg hatten HR. Dr. Helmut WINDL von der Kulturabteilung des Amtes der NÖ. Landesregierung und ich von Anfang an die Intention, diesen kleinen Platz vollständig auszugraben. Ich bin Kollegen Helmut WINDL für die Unterstützung dieser Untersuchungen durch Fördergelder des Landes Niederösterreich ebenso wie für den steten konstruktiven Dialog über diese Arbeit sehr zu Dank verbunden.

Die Durchführung der Grabungen wäre nicht ohne das freundliche Einverständnis der Grundeigentümerin, Frau Alrun HAUER – SPARHOLZ, möglich gewesen sowie auch des Pächters dieses großen Ackers, Herrn Josef TOIFL. Beiden bin ich ebenfalls herzlich dankbar.

Während der Grabungen habe ich sowohl seitens meiner Mitarbeiter, besonders der Fachkollegen, als auch durch manche Besucher viel dankenswerte Unterstützung erfahren. Näheres dazu findet sich im entsprechenden Abschnitt des 1.Kapitels.

Von den ersten Grabungsjahren möchte ich Univ.- Prof. Dr. Herwig FRIESINGER herzlich für mehrere schöne Flugaufnahmen von einigen Befliegungen danken. Univ.-Doz. Dr. Falko DAIM bin ich für die Vermittlung meines sehr geschätzten Grabungsassistenten, Dr. György SZÉKELYI, sehr verbunden ebenso wie für spätere Unterstützung.

Von den begleitenden Untersuchungen hat Univ.-Prof. Dr. Spyridon VERGINIS seinen Beitrag, bestehend aus mehreren Einsätzen im Gelände und nachfolgende Analysen, völlig unentgeltlich durchgeführt, weswegen ich ihm auch als leider posthumen Dank diese Arbeit zusammen mit meinem verehrten Lehrer und väterlichen Freund, Prof. Dr. P.J.R. MODDERMAN, widme.

Für die Finanzierung der weiteren zahlreichen Spezialuntersuchungen habe ich dem Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung zu danken. Das erste Projekt, P 9215 GEO, von 1993 – 1995 diente zur Ermöglichung der ersten Serie von 14C – Daten sowie der Untersuchung der botanischen Großreste. Das zweite Projekt (P 18980 – G 02 von 2006 – 2008) war nicht auf Rosenburg beschränkt, diente aber auch z.T. der Finanzierung noch ausständiger Untersuchungen zu den Feuerstein- und Felssteingeräten, zur Archäozoologie und Malakologie sowie für weitere 14C- Daten, zur Digitalisierung der Pläne, für die quantitativen Analysen des Fundguts und dessen Erfassung in der Bilddatenbank Montelius.

An dieser Stelle möchte ich auch ausdrücklich all jenen danken, die Beträge zu diesem Buch geliefert haben. Dr. Otto BRINKKEMPER schulde ich außer für seinen Beitrag auch noch herzlichen Dank für seine Geduld, da dieses Manuskript 13 Jahre auf seine Drucklegung warten musste. Den beiden Zoologen, Univ.-Prof. Dr. Christa FRANK und Mag. Manfred SCHMITZBERGER, danke ich sehr für ihr großes Engagement mit der sie ihre Aufgabe durchführten, ebenso wie auch den Bearbeitern der Steingeräte, Mgr. Inna MATEICIUCOVÁ, Ph.Dr., und Dr. Michael GÖTZINGER. Doz. DI. DDr. Peter STADLER bewies wieder viel Geduld bei der Seriation bis wir endlich zu einem schönen Ergebnis kamen, auch dafür vielen Dank. Mag. Kerstin KOWARIK danke ich für die perfekte Digitalisierung der ihr ganz fremden Pläne in AutoCAD, Klaus LÖCKER für deren schönen Ausdruck als Beilage sowie für das Geländemodell.

Page 11: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

ii

Für die wie immer vorbildliche Restaurierung der Keramik habe ich Herrn Josef STEINER vom Niederösterreichischen Landesmuseum zu danken, für die Finanzierung der Zeichenarbeiten nochmals der Kulturabteilung der NÖ. Landesregierung. Die schönen Zeichnungen der Keramik danke ich Frau Dr. Sigrid von OSTEN, jene der Felssteingeräte Frau Mag. Maria IMAM.

Meinen lieben Kollegen, Prof. Dr. Alasdair WHITTLE von der Universität Cardiff und Prof. Dr. Christian JEUNESSE von der Universität Straßburg, möchte ich sehr herzlich für die unglaublich schnelle und perfekte Übersetzung des Textes der Zusammenfassung in das Englische bzw. in das Französische danken.

Als dieses Buch endlich konkrete Konturen annahm, hat sich Univ.-Prof. Dr. Andreas LIPPERT freundlicherweise sofort bereit erklärt, das Manuskript in die Reihe der Universitätsforschungen zur Prähistorischen Archäologie aufzunehmen, wofür ich ihm in herzlicher Dankbarkeit sehr verbunden bin.

Schließlich möchte ich auch meiner Familie danken: meinen Eltern für die Überlassung ihres kleinen PKW als Grabungsauto, meinen Kindern, Konrad und Corinna, für ihren engagierten Einsatz bei Reinigung und Beschriftung der Funde.

„Last not least“ möchte ich meinem lieben Mann, Dr. Wolfgang LENNEIS, sehr für die stets verständnisvolle Unterstützung meiner Arbeit durch all die Jahre danken, die auch die sehr hilfreiche Nutzung der gesamten Büroinfrastruktur seiner Rechtsanwaltskanzlei einschloss.

Wien, im Oktober 2008 Eva LENNEIS

Page 12: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

INHALTSVERZEICHNIS

1. Einleitung 1.1. Topographie und Umgebung der Fundstelle 1 1.2. Entdeckung der Fundstelle und Voruntersuchungen 2 1.3. Geomagnetische Prospektion 4 1.3.1. Aufgabe, Durchführung und Ergebnisse der Prospektion 1994 4 1.3.2. Gegenüberstellung der Ergebnisse der geomagnetischen Prospektion

und jener der Ausgrabung 1994

7 1.3.3. Archäologische Aussage und Datierung der Befunde 8 1.4. Die Ausgrabungen 1988 – 1994 9 1.4.1. Verlauf der Grabungen, Mitarbeiter, Gäste 9 1.4.2. Grabungsmethode und Dokumentation 11 1.4.3. Berichte 13 1.4. Die bodenkundlichen Untersuchungen während der Grabungen 1988

– 1990

13 1.4.1. Vorbemerkung 13 1.4.2. Ergebnisse der Laboruntersuchungen der Bodenproben aus der

Grabung 1988

15 1.4.3. Ergebnisse der Laboruntersuchungen der Stechzylinderproben aus

der Grabung 1989 sowie der Bohrungen

15 Paläoreliefrekonstruktionen mittels sedimentologisch -

bodenkundlicher Methoden im Rahmen der archäologischen Arbeiten am Beispiel Rosenburg – NÖ. (Spyridon VERGINIS – Eveline GRUBNER)

16

2. Befunde 2.1. Hausreste 24 2.2. Hauszugehörige Gruben 30 2.3. Gruben abseits der Häuser 2.3.1. Gruben mit Feuerplätzen 2.3.1.1. Dokumentation 36 2.3.1.2. Analyse und Interpretation der Gruben mit Feuerplätzen 40 2.3.2. Schlitzgruben 2.3.2.1. Dokumentation 43 2.3.2.2. Analyse der Befunde 47 2.3.2.3. Zur funktionalen Interpretation der Schlitzgruben 50 2.3.3. Gruben unbestimmbarer Funktion 54 3. Keramik 56 3.1. Fundverteilung 58 3.2. Aufnahmesystem und Dokumentation 58 3.3. Gefäßzusammenfügungen aus verschiedenen Fundnummern und

deren Aussage

59 3.4. Analyse der Formen und Verzierungen auf der Basis des

gezeichneten Fundmateriales

65 3.5. Statistische Analyse aller aufgenommenen Keramikmerkmale mit

dem Programm WinSerion 1.0 (Eva LENNEIS – Peter STADLER)

81 3.6. Ergebnisse der gemeinsamen Seriation der Keramikdaten von

Rosenburg und Strögen (Eva LENNEIS – Peter STADLER)

83

Page 13: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

4. Rekonstruktion der Bauabfolge der Häuser auf der Basis der

Keramikanalyse und relativchronologische Stellung innerhalb der LBK Ostmitteleuropas

4.1. Bauabfolge 85 4.2. Relativchronologische Stellung 86 5. Absolute Chronologie 5.1. Daten von Holzkohle 87 5.2. Daten von kurzlebigem Material: Tierknochen und Getreide 88 5.3. 14C-Gruppen- und Kombinationskalibrationen von Rosenburg

(Peter STADLER)

88 6. Silexartefakte (Inna MATEICIUCOVÁ) 93 6.1. Die nächstgelegenen Vorkommen von entsprechenden

Rohmaterialien 95

6.2. Rohmaterial 95 6.3. Vorkerne und Kerne 97 6.4. Abschläge und Abfall 97 6.5. Klingen und Klingenfragmente 98 6.6. Rohmaterialtransport 100 6.7. Geräte und Artefakte mit Sichelglanz 100 6.8. Vergleich mit lokaler mesolithischer Besiedlung und mit den LBK –

Fundstellen Strögen und Mold

6.9. Zusammenfassung 104

7. Objekte aus Mineralen und Gesteinen 7.1. Geologie und Rohstoffe der Umgebung von Rosenburg

(Michael A. GÖTZINGER)

107 7.2. Mineralische Rohstoffe und Steinrohstoffe aus den Grabungen bei

Rosenburg (Michael A. GÖTZINGER – Eva LENNEIS)

108 8. Tierknochen (Manfred SCHMITZBERGER) 110 8.1. Einleitung, Material und Methoden 111 8.2. Die Funde 8.2.1. Oberflächenfunde 111 8.2.2. Stratifizierte Knochenfunde 111 8.3. Diskussion 116 8.4. Latènezeitliche Funde aus Rosenburg 126 9. Die Fischreste (Alfred GALIK) 127 10. Die Molluskenfunde (Christa FRANK) 128 10.1. Einleitung 129 10.2. Methode 129 10.3. Überlegungen 10.3.1. Zur Rekonstruktion der Vegetation im Siedlungsareal 131 10.3.2. Zur vertikalen Gliederung der Arten 141 10.3.3. Zur Chronologie 142 10.3.4. Zur anthropogenen Nutzung verschiedener Arten 145 10.4. Zusammenfassung 147

Page 14: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

10.5. Summary 148 11. Die pflanzlichen Großreste (Otto BRINKKEMPER) 11.1. Einleitung 151 11.2. Resultate 152 11.3. Die Verteilung der Großreste innerhalb der Siedlung 155 11.4. Zur Herkunft der ersten zentraleuropäischen Bauern 157 11.5. Das Vorkommen der Hainbuche in der ältesten Bandkeramik 159 12. Holzkohlereste (Otto CICHOCKI) 162 13. Verteilungsanalysen (Peter STADLER – Eva LENNEIS) 13.1. Kartierungen aller Fundkategorien mit WinSerion 3.3.1. 163 13.2. Analysen von N nächsten Nachbarn 177 14. Besonderheiten der Baustrukturen und des Fundspektrums – zur

Stellung und Funktion dieser Siedlung innerhalb der Siedlungskammer des Horner Beckens

180 15. Der Sonderplatz von Rosenburg innerhalb der europäischen LBK 186 16. Zusammenfassung / Résumé / Summary 16.1. Zusammenfassung 190 16.2. Rosenburg dans la vallée du Kamp en Basse Autriche –

un site singulier du Rubané ancien Résumé – traduction Christian JEUNESSE

193

16.3. Rosenburg – a special site of the earliest LBK in the Kamp valley Summary – translation Alasdair WHITTLE

196

17. Anhang 17.1. Gesamtinventar 199 17.2. Beschreibungscode der Keramik 214 17.3. Numerisch codierte Keramikbeschreibung 222 17.4. Bestimmungsliste Feuersteinartefakte (Inna MATEICIUCOVÁ) 229 17.5. Fauneninventar Wirbeltiere (Manfred SCHMITZBERGER) 232 17.6. Artenliste Mollusken (Christa FRANK) 17.6.1. Systematischer Teil: Die enthaltenen Arten 236 17.6.2. Coenologische Auswertung 239 17.7. Verzeichnis der Abbildungen im Text 252 17.8. Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur (Eva LENNEIS) 254 17.9. Verzeichnis der Tafeln 261 18. Autorenverzeichnis 263 19. Tafel 1 - 83 265

Page 15: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

80

Page 16: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

81

Chronologie) verweist. Interessanterweise sind die Zierrillen verhältnismäßig breit und weisen in drei Fällen noch einen U- förmigen Querschnitt auf. Allein auf der Basis einer typologischen Klassifizierung der Keramik sind m.E. nur zwei Phasen ausreichend klar voneinander abzugrenzen:

1) Inventare der späten älteren LBK – Phase I b Gruben Nr.: 1, 12, 61 – 65

2) Inventare der frühen jüngeren LBK – Phase II (a) Gruben Nr.: 143, 193, 197, 202, 241, 242, 282 Nur allgemein der älteren LBK zuzuweisen sind die Inventare der Gruben: 11, 195, 276 und 391, die Grubeninventare von 66 und 132 können nur allgemein als bandkeramisch bezeichnet werden ebenso wie das Fundgut aus den vielen kleinen Inventaren. Nur in G. 198 ist Keramik der Phase I b und II vermischt vorhanden. 3.5. Statistische Analyse aller aufgenommenen Keramikmerkmale mit dem Programm WinSerion 1.0 (Eva LENNEIS - Peter STADLER) Als Basis der Keramikseriation diente deren numerisch codierte Beschreibung, wobei pro Gefäß maximal 64 Merkmale in bis zu 37 verschiedenen Ausprägungen erfasst wurden (siehe oben unter Pkt. 3.2). Diese Merkmale bestehen aus der Beschreibung von Faktoren zur Form der Gefäße, technischen Angaben zur Magerung des Tons und der Oberflächenbehandlung sowie der Verzierung. Bei letzterer beinhaltet diese Beschreibung neben der Erfassung der Motive bzw. von Motivteilen auch mehrer Angaben zur technischen Ausführung. Wie schon bei den Seriationen der Keramik von Neckenmarkt und Strögen festgestellt125, erhielten wir auch hier kein aussagefähiges Ergebnis solange wir die oben angeführten Merkmale in ihren verschiedenen Ausprägungen nicht erheblich reduzierten. So ergab die erste Seriation mit 65 Fundeinheiten und 118 Typen noch ein höchst diffuses Bild, da sich erneut alle Angaben zu Qualität und Verarbeitung des Tons als „Durchläufer“ zeigten. Erst die Reduktion auf 30 Typen(=Ausprägungen von Merkmalen), die sich weitgehend auch in den Seriationen von Neckenmarkt und Strögen als aussagefähig erwiesen hatten, ergab eine chronologisch interpretierbare Petrification (Abb. 52). Diese Schlussfolgerung wird in erster Linie durch den Vergleich mit den Ergebnissen der völlig unabhängig von der Seriation durchführten typologischen Analyse der Keramik ermöglicht. Als zweiter, ganz wesentlicher Hinweis ist die sehr nahe Zusammenordnung der jeweils zu einem Haus gehörigen Gruben anzusehen. Der hohe „Verwandtschaftsgrad“ dieser Gruben wird auch durch die Analysen zu den N-nächsten Nachbarn (NN1 und NN2 – siehe deren ausführlichere Besprechung unter Pkt. 13.2) dokumentiert. Das Bild der Petrification (Abb. 52) zeigt aber auch, dass die Entwicklung oder Veränderung der Keramik keine Zäsuren hatte und es daher nicht möglich erscheint, aufgrund dieses Ergebnisses Keramikphasen konkret zu definieren. Es scheint vielmehr, dass wir hier das Bild einer fließenden Entwicklung vor uns haben, innerhalb derer einige alte Elemente allmählich aufgegeben wurden und andere, neue Elemente dazukamen, ohne die „alten“ Elemente auszuschließen.

125 LENNEIS 2001, 154

Page 17: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

82

Page 18: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

83

Als „alte“, im Zeitraum des Siedlungsbestandes aufgegebene Elemente sind demnach folgende zu bezeichnen: Oberteil 1 (konvex gerade), gform 2 (Schale / Schüssel), bodform 1 + 2 (Flachboden mit und ohne Umbruch), unterteil 3 (konvex), ergaenz 1 (Ergänzungsmotiv einfache senkrechte Linie), oberteil 2 (konvex gekrümmt), mittelteil 2 + 3 (bikonisch mit / ohne Umbruch), msgest 2 (gerade abgeschnittener Rand), bodform 6 (Rundboden), anordnung 2 (gleichmäßig verteilte Bandfüllung), spirmot 33 (gekrümmte parallele Linien). Die drei letztgenannten Typen sind erst etwa im Mittelfeld, also nicht von Anfang an, zu finden. Ihre Einstufung als „alt“ ist daher auch etwas zu hinterfragen, insbesondere auch wegen ihrer geringen Häufigkeit. Die neu hinzukommenden Typen sind wesentlich weniger zahlreich: Einstiche 4 (Einstiche am Ende einer Linie – „Notenkopfornament“) Rillquschn 2 (V-förmiger Rillenquerschnitt), formeinst 3 (längliche Delle) Einstiche 1 (kreisförmig) und oberteil 8 (konkav mit geradem Halsansatz) sind wohl nicht ab Anfang da, clustern aber auch nicht wirklich deutlich am oberen Ende der Petrification. Versucht man dies nun etwas klarer zusammenzufassen, so zeigt sich, dass offensichtlich die Schalen / Schüsseln einschließlich diese andeutende Fragmente (oberteil 1+2) an Bedeutung verloren ebenso wie die für die ältere LBK so typischen Flachböden und die bikonische Profilierung. Die „neuen“ Züge der Keramik zeigen sich in erster Linie in den typisch jungen Verzierungselementen: Grübchen der Notenkopfkeramik (einstiche 4) und dem V-förmigen Rillenquerschnitt, während in gleichen Fundensembles auch noch der typisch „alte“ U-förmige Rillenquerschnitt zu finden ist. 3.6. Ergebnisse der gemeinsamen Seriation der Keramikdaten von Rosenburg und Strögen (Eva LENNEIS – Peter STADLER) Die gemeinsame Seriation der bereits publizierten Daten der nur 4 km entfernten Siedlung von Strögen126 mit jenen von Rosenburg schien in erster Linie interessant, um die Korrelation der Besiedlung der beiden Plätze zu erschließen. Zur korrekten Beurteilung der gemeinsamen Seriation der beiden Plätze (Abb. 53) gilt es zunächst Folgendes zu berücksichtigen. Während auf Abb. 52 die ältesten Inventare an der Basis und die jüngsten am oberen Ende der Petrification zu finden sind, ist dies bei dem Bild auf Abb. 53 genau umgekehrt. Weiter beinhaltet - aufgrund des größeren Merkmalsspektrums der Keramik von Strögen - die hier präsentierte gemeinsame Seriation 46 Typen, also 16 mehr als jene der Keramik von Rosenburg allein. Dies ist wohl der Grund, dass sich alle merkmalsarmen Inventare von Rosenburg (080-278) in dieser Seriation ebenso wie zwei derartige Inventare von Strögen (09, 041) im oberen Drittel finden. All diese als „älteste Inventare“ zu interpretieren, wäre sicher nicht korrekt. Im Mittelfeld finden sich nun in der schon bekannten Reihenfolge, die Grube 05 (Phase 1), Grube 06 + 10 (Phase 2) und Grube 34 (Phase 3) von Strögen127. Dazwischen – etwas überraschend – nahezu alle größeren Inventare aus den Längsgruben der Häuser von Rosenburg. Nur die Gruben mit jungbandkeramischen Elementen bilden deutlich den untersten Block (unterhalb Strögen 034). Es sind dies einige Schlitzgruben, die Feuerplätze (241, 242), aber auch G 197 (Haus 7) und G 63 (Haus 3). Letzteres steht in klarem Gegensatz zur Einordnung dieses Inventars in der Seriation der Keramik von Rosenburg allein (Abb. 52). 126 LENNEIS 2001, 152 - 154 127 LENNEIS 2001, 152 Abb. 51

Page 19: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

84

Page 20: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren
Page 21: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

88

Weitere vier Proben aus Grube 385 (östlich Haus 2), die Schlitzgruben überlagert, wurden im Rahmen eines großen 14C – Forschungsprojektes gemessen (VERA 402 – 406)140.

5.2. Daten von kurzlebigem Material: Tierknochen und Getreide Da inzwischen immer mehr die Relevanz der Holzkohledaten angezweifelt wird und viele namhafte Forscher als Datierungsgrundlage die Messung von Proben aus kurzlebigem Material fordern141, versuchte ich ebenfalls noch mehrere derartige Proben untersuchen zu lassen. Dies war erst im Rahmen eines weiteren, vom FWF finanzierten Forschungsprojektes möglich142. Das Auswahlprinzip war es, von möglichst jedem Haus etwa 3-4 Proben datierfähiges Material zu finden, was leider nicht ausreichend gelang. So konnten wir an geeigneten Tierknochenproben143 zu Haus 1 drei, zu Haus 2 und 3 aber nur je eine und zu Haus 6 zwei finden. Getreideproben144 in ausreichender Menge waren nur für Haus 3 aus Grube 61 sowie aus einer Schlitzgrube (151) möglich.

5.3. 14C-Gruppen- und Kombinationskalibrationen von Rosenburg Peter STADLER Die heterogenen Proben erlauben keine weit reichenden Schlussfolgerungen. Zu sehr unterscheiden sich die Proben nicht nur vom Messfehler und den Messergebnissen, aber auch im Probenmaterial und auch der Zugehörigkeit zu den Hausbefunden. Da sehr viele Messungen von Holzkohlen gemacht wurden ist der Altholzeffekt nicht auszuschließen.

Bei folgenden Befunden sind Kombinationskalibrationen möglich: Haus 1, Haus 2, Haus 3 und Haus 6, sowie Gruben 198 und 242.

Rosenburg Haus 01, 3 Daten Atmospheric data from Reimer et al (200 ) OxCal 3.10 B onk Ramsey (2005) cub r 5 sd 12 prob usp[chron]

5400CalBC 5300CalBC 5200CalBC 5100CalBC 5000CalBC 4900CalBC

Calibrated date

6000BP

6100BP

6200BP

6300BP

6400BP

Radi

ocar

bon

dete

rmin

atio

n

R_Combine Rosenburg Haus 01, 3 Daten : 6212±22BP 68 2% probability 5220BC (13 5%) 5200BC 5170BC (54 7%) 5070BC 95 4% probability 5300BC ( 8 5%) 5240BC 5230BC (18 8%) 5190BC 5180BC (68 1%) 5060BC X2-Test: df=2 T=1 3(5% 6 0)

Alle drei Daten können nach dem 2-Test zusammengehören. Alle drei Daten stammen von Tierknochen und wurden bei VERA gemessen. Es ergibt sich auf dem 1 -Niveau eine Datierung von 5220-5070, auf dem 2 -Niveau 5300-5060.

140 FRIESINGER et al. 1999 141 WHITTLE 1990; WHITTLE et al 2002; STÄUBLE 2005; 142 Projekt Nr. P 18980 – G02 143 Wesentliche Hilfe bei der Probensuche verdanke ich Herrn Mag. M.SCHMITZBERGER 144 Mein besonderer Dank gilt hier Herrn Dr. O.BRINKKEMPER, der 10 Jahre nach der Bearbeitung des Materials es noch schaffte, diese Proben aus dem Depot von BIAS an der Universität Leiden zu besorgen.

Page 22: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

89

Rosenburg Haus 02, 6 Daten.

Atmospheric data from Reimer et al (2004);OxCal v3.10 Bronk Ramsey (2005); cub r:5 sd:12 prob usp[chron]

5600CalBC 5500CalBC 5400CalBC 5300CalBC 5200CalBC 5100CalBC

Calibrated date

6200BP

6300BP

6400BP

6500BP

6600BP

Radi

ocar

bon

dete

rmin

atio

n

R_Combine Rosenburg Haus 02, 6 Daten : 6375±23BP 68.2% probability 5370BC (68.2%) 5315BC 95.4% probability 5470BC (16.6%) 5400BC 5390BC (78.8%) 5300BC X2-Test: df=5 T=61.3(5% 11.1)

Nur ein Datum stammt von Tierknochen, der Rest sind Holzkohlen, die schon sehr früh bei VERA gemessen wurde, woraus sich der hohe Messfehler von 60-80 Jahren erklärt. Zudem kommt hinzu, dass die Zugehörigkeit der Holzkohlen zu diesem Haus mit einem Fragezeichen versehen ist. Diese Inhomogenität der Daten wird auch vom

2-Test bestätigt, der die Zugehörigkeit zu einem Haus wohl ausschließt. Dennoch sei hier das Datierungsintervall auf dem 1 -Niveau mit 5370-5315 angegeben.

Rosenburg Haus 03, 4 Daten.

Atmospheric data from Reimer et al (2004);OxCal v3.10 Bronk Ramsey (2005); cub r:5 sd:12 prob usp[chron]

5400CalBC 5300CalBC 5200CalBC 5100CalBC 5000CalBC 4900CalBC 4800CalBC

Calibrated date

6000BP

6100BP

6200BP

6300BP

6400BP

Rad

ioca

rbon

det

erm

inat

ion

R_Combine Rosenburg Haus 03, 4 von 4 Daten : 6158±19BP 68.2% probability 5210BC (31.0%) 5150BC 5140BC (19.4%) 5090BC 5080BC (17.7%) 5050BC 95.4% probability 5210BC (95.4%) 5030BC X2-Test: df=3 T=27.1(5% 7.8)

Alle Proben stammen von Getreide. Durch den 2-Test wird aufgezeigt, dass VERA 4181 nicht gut zu den anderen drei Proben passt, also offensichtlich ein älteres Getreidekorn ist, dass nicht zum Haus 3 gehört(?). Dennoch geben wir hier ein Datierungsintervall auf dem 1 Sigma Niveau von 5210-5030 an. Im Folgenden sehen wir uns an, wie die Kombination aussieht, wenn VERA 4181 weggelassen wird.

Page 23: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

90

Rosenburg Haus 03, 3 Daten.

Atmospheric data from Reimer et al (2004);OxCal v3.10 Bronk Ramsey (2005); cub r:5 sd:12 prob usp[chron]

5400CalBC 5200CalBC 5000CalBC 4800CalBC

Calibrated date

5900BP

6000BP

6100BP

6200BP

6300BP

Radi

ocar

bon

dete

rmin

atio

n

R_Combine Rosenburg Haus 03, 3 von 4 Daten : 6102±22BP 68.2% probability 5055BC (68.2%) 4985BC 95.4% probability 5210BC ( 7.2%) 5170BC 5070BC (88.2%) 4940BC X2-Test: df=2 T=0.7(5% 6.0)

Die drei Proben liefern nun als Datierungsintervall auf dem 1 -Niveau eine Datierung von 5055-4985, was jedoch archäologisch kaum stimmen kann.

Rosenburg Haus 6, 2 Proben: Atmospheric data from Reimer et al (2004);OxCal v3.10 Bronk Ramsey (2005); cub r:5 sd:12 prob usp[chron]

5400CalBC 5200CalBC 5000CalBC 4800CalBC

Calibrated date

5900BP

6000BP

6100BP

6200BP

6300BP

6400BP

Rad

ioca

rbon

det

erm

inat

ion

R_Combine Rosenburg Haus 06, 2 Daten : 6122±28BP 68.2% probability 5210BC (15.6%) 5170BC 5070BC (52.6%) 4990BC 95.4% probability 5210BC (95.4%) 4960BC X2-Test: df=1 T=12.5(5% 3.8)

Obwohl beide Proben von Tierknochen stammen sagt der 2-Test aus, dass sie beide nicht zusammen gehören. Da es aber bei nur zwei Proben nicht möglich ist, den Ausreißer zu bestimmen, geben wir die Kombinationskalibration beider Proben an: 5210-4990 v. Chr. auf dem 1 -Niveau an.

Page 24: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

91

Grube 198, 8 Daten - Gruppenkalibration Atmospheric data from Reimer et al (2004);OxCal v3.10 Bronk Ramsey (2005); cub r:5 sd:12 prob usp[chron]

7000CalBC 6500CalBC 6000CalBC 5500CalBC 5000CalBC 4500CalBC

Calibrated date

Sum Rosenburg Grube 198, 8 DatenGrN 19909 6625±130BPGrA 454 6420±30BPGrN 19913 6330±30BPGrN 19914 6330±30BPGrA 452 6310±30BPGrA 449 6280±50BPGrA 458 6270±30BPGrA 456 6250±30BPSum Rosenburg Grube 198, 8 Daten

Atmospheric data from Reimer et al (2004);OxCal v3.10 Bronk Ramsey (2005); cub r:5 sd:12 prob usp[chron]

6200BC 6000BC 5800BC 5600BC 5400BC 5200BC 5000BC 4800BC 4600BC

Calendar date

Sum Rosenburg Grube 198, 8 Daten 68.2% probability 5360BC (68.2%) 5210BC 95.4% probability 5650BC (95.4%) 5050BC

0.0

0.2

0.4

0.6

0.8

Rel

ativ

e pr

obab

ility

Hier liegen zwar 8 Proben vor, die aber alle nur schwer zusammenpassen. Das würde für eine lange Laufzeit der Grube sprechen, es ergibt sich auf dem 1 -Niveau ein Intervall von 5360-5210. Dabei ist die älteste Probe mit Sicherheit auf einen Altholzeffekt zurückzuführen. Sie sollte auch schon wegen des hohen Messfehlers für weitere Auswertungen unberücksichtigt bleiben. Nach der Elimination der ältesten Probe (Grn 19909) bilden die anderen beim 2-Test immer noch keine homogene Gruppe, die Probe GrA 454 scheint Altholz zu sein. Es ergibt sich ein Datierungsintervall von 5320-5230 v. Chr. auf dem 1 -Niveau.

Atmospheric data from Reimer et al (2004);OxCal v3.10 Bronk Ramsey (2005); cub r:5 sd:12 prob usp[chron]

5600CalBC 5500CalBC 5400CalBC 5300CalBC 5200CalBC 5100CalBC

Calibrated date

6200BP

6300BP

6400BP

6500BP

6600BP

Rad

ioca

rbon

det

erm

inat

ion

R_Combine Rosenburg Grub 198, 7 Daten : 6317±12BP 68.2% probability 5320BC (53.8%) 5295BC 5250BC (14.4%) 5230BC 95.4% probability 5330BC (61.8%) 5290BC 5280BC (33.6%) 5220BC X2-Test: df=6 T=20.3(5% 12.6)

Page 25: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

92

Rosenburg. Grube 242 (Ofen), 3 Proben.

Atmospheric data from Reimer et al (2004);OxCal v3.10 Bronk Ramsey (2005); cub r:5 sd:12 prob usp[chron]

5400CalBC 5200CalBC 5000CalBC 4800CalBC

Calibrated date

6000BP

6100BP

6200BP

6300BP

6400BP

Rad

ioca

rbon

det

erm

inat

ion

R_Combine Rosenburg Grube 242, 3 Daten : 6149±20BP 68.2% probability 5210BC (32.2%) 5160BC 5140BC (11.2%) 5090BC 5080BC (24.8%) 5040BC 95.4% probability 5210BC (95.4%) 5020BC X2-Test: df=2 T=1.2(5% 6.0)

Alle drei Proben passen laut 2-Test gut zusammen, also scheint die Grube nur kurzzeitig genutzt worden zu sein. Dennoch kann man auf dem 1 -Niveau nur ein Intervall von 5140-5040 v. Chr. angeben.

In der folgenden Tabelle sind die Ergebnisse zusammengefasst worden.

Tabelle 1. Ergebnisse der Gruppen und Kombinationskalibrationen, absteigend sortiert nach 1 -Beginn.

Objekt Proben gesamt

Proben im Test Kalibration 2-Test

1 -Beginn

1 -Ende

2 -Beginn

2 -Ende

Haus 2 6 6 Kombination nicht OK 5370 5315 5470 5300Grube 198 8 8 Gruppen - 5360 5310 5650 5050Grube 198 8 7 Kombination nicht OK 5320 5230 5330 5220Haus 1 3 3 Kombination OK 5220 5070 5300 5060Haus 3 4 3 Kombination OK 5210 5050 5210 5030Haus 6 2 2 Kombination nicht OK 5210 4990 5210 4960Grube 242 3 3 Kombination OK 5210 5040 5210 5020

5.4. Kommentar zu den Ergebnissen der 14C – Messungen (Eva LENNEIS) Zu meinem großen Bedauern ist das oben präsentierte und von P.STADLER analysierte Ergebnis der insgesamt 34 Proben, deren Messergebnis überhaupt verwertbar war, höchst erstaunlich und unbefriedigend. So liegt die derart ermittelte Zeitspanne für die Häuser 1 – 3, deren Keramik rein altbandkeramische Züge trägt, im Bereich bekannter Daten der jüngeren LBK. Nur die 6 Proben aus dem Umfeld von Haus 2 ergeben im 1 – Bereich etwa den erwarteten Zeitraum der Bauphase 1 von Rosenburg. So kann also trotz des enormen Aufwandes der beachtlichen Probenserie die Bestandszeit dieses kleinen Weiler nicht exakt angegeben, sondern nur auf 150 – 200 Jahre, vermutlich zwischen 5350 – 5200/5150 BC, geschätzt werden.

Page 26: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

163

13. Verteilungsanalysen (Peter STADLER – Eva LENNE IS) 13.1. Kartierungen aller Fundkategorien mit WinSerion 3.3.1. Grundlage dieser Kartierungen stellt einerseits die AutoCAD – Version des Gesamtplanes der Grabungen (siehe Ausdruck Beilage 1) und ein Excel – file des Gesamtinventares dar. Im Gegensatz zu dem ausgedruckten Inventar (Anhang 17.1.) enthält das Excel - file für die Kartierungen nur jene Fundposten, die einem Planquadrat innerhalb der einzelnen Befunde zugeordnet sind. Weiter wurden für die Kartierung die Inventare der einzelnen Straten innerhalb der Quadrate summiert. Die genaue Vorgangsweise bei der Durchführung der Kartierungen mit Hilfe des von P. STADLER entwickelten Programms WinSerion wurde bereits an anderer Stelle ausführlich erläutert296. Für Rosenburg wurden 10 Fundkategorien kartiert (Karte 1 – 10), wobei das Verteilungsmuster aller erheblich durch die unterschiedlich intensive Auswirkung der Bodenerosion beeinträchtigt ist. So ist das Fehlen bzw. die besonders geringen Mengen an Funden bei den beiden im SW – Teil gelegenen, nur mehr ganz rudimentär erhaltenen Häusern 5 und 8, mit Sicherheit auf diese extremen Schäden und damit verbundenen Verluste nahezu der gesamten Befunde und Funde zurückzuführen. Die Erhaltungsbedingungen in der übrigen Grabungsfläche im Bereich der restlichen 5 Häuser und den zentralen Feuerplätzen waren annähernd gleich und damit ist es möglich, das hier feststellbare Verteilungsmuster sinnvoll zu analysieren und zu interpretieren. Die Verteilungsmuster der Keramik (Karte 1 – 4) unterscheiden sich nur wenig voneinander, ein Unterschied nach Zahl und Gewicht ist in erster Linie im Umfeld von Haus 3 sowie bei der westlichen Längsgrube von Haus 2 festzustellen. Hier weist das jeweils höhere Gewicht auf große Gefäßfragmente. Die unverzierte Keramik weist sowohl nach Zahl als auch Gewicht - wie nahezu immer – höhere Quantitäten auf. Die höchsten Konzentrationen finden sich in den Längsgruben der Häuser und zwar eher etwa von der Mitte bis zum S-Ende. Dies stimmt weitgehend mit unseren Beobachtungen in Neckenmarkt und Strögen überein, wo auch im mittleren Teil der Längsgruben gewisse Fundkonzentrationen zu beobachten waren, darüber hinaus sich aber mehrfach derartige Konzentrationen der Keramik an der SW – Ecke der Häuser beobachten ließen297. Auch in Bruchenbrücken zeigte sich eine deutliche Konzentration der Keramik am S – Ende der Längsgruben, wobei H.STÄUBLE betont, dass dies ein Effekt der Befunderhaltung sein könnte298. Eine weitere massive Konzentration der Keramik, verziert und unverziert, zeigt sich in unmittelbarer Nähe der Feuerplätze, besonders in der großen Grube 198. In letztere dürfte ja grundsätzlich einer großer Teil des hier anfallenden Abfalls entsorgt worden sein (siehe oben Pkt. 2.3.1.). Die größten Mengen an Hüttenlehm (Karte 5) sind – wenig erstaunlich – ebenfalls im Bereich der Öfen festzustellen. Die großen Mengen resultieren daraus, dass die noch erhaltenen Teile der Öfen abgetragen, gewogen und unter der Kategorie Hüttenlehm registriert wurden. Bei den übrigen Befunden ist eine etwas größere Menge und Dichte an Hüttenlehmresten in den Längsgruben des Hauses 3, besonders in der östlichen Längsgrube (G 61) festzustellen, sowie auch am SO – Ende des Hauses 7 und sogar 296 STADLER 2001, 48 f; 2005 a 297 LENNEIS 2001, 49 – 55 und 65 - 68 298 STÄUBLE 1997, 95 u. Abb. 47 - 50

Page 27: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

164

Page 28: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

165

Page 29: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

166

Page 30: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

167

Page 31: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

168

Page 32: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

169

innerhalb der Hausfläche. Letzteres könnte vielleicht ein Indiz für eine Herdstelle im Hause sein, wie dies z.B. J.LÜNING vermutet299. Die Karte 6 fasst unter „Grünstein“ die Verteilung aller Objekte aus Felsgestein und der Graphitstücke zusammen, da deren Anzahl insgesamt sehr klein ist (siehe auch Pkt. 7.2.). Der Nachweis dieser Objekte beschränkt sich wieder in erster Linie auf die Längsgruben der Häuser, wobei drei der insgesamt nur vier Geräte aus Grube 1, also der westlichen Längsgrube des Hauses 1 stammen, das vierte Gerät aus G 146 östlich Haus 2. Der einzig sichere Beleg für einen Mahlstein ist jener Punkt in der westlichen Längsgrube des Hauses 3 (G 63), in der sich auch zwei Graphitstückchen fanden. Die kleinen Dreiecke in der westlichen Längsgrube des Hauses 2 (G 12) und in der kleinen Grube (G 245) südwestlich Haus 7 stehen jeweils für einen Polierstein, die beiden Dreiecke in der großen Grube 198 neben den Feuerplätzen für Graphit. Die geringen Zahlen verbieten m.E. eine weitergehende Interpretation, auch die Kumulation der drei Geräte in der an sich besonders fundreichen Grube 1 möchte ich nicht im Sinne einer besonderen Bedeutung dieses Gebäudes bewerten. Die wesentlich größere Anzahl der Feuersteinobjekte zeigt ein differenzierteres Verteilungsmuster (Karte 7). So waren die Silices wohl wieder nahezu ausschließlich in den Längsgruben der Häuser zu finden, von denen sich Haus 2 aber klar durch die höchsten Fundzahlen und Funddichte abhebt. Diese Fundkonzentrationen zeigen sich in den westlichen Längsgruben wie auch in den etwas abseits östlich gelegenen Gruben. Die zweithöchste, aber mit einem deutlichen Abstand geringere Funddichte zeigen die Längsgruben um Haus 3 und erst den dritten Rang nimmt hier Haus 1 mit seiner westlichen Längsgrube (G 1) ein. Interessant ist, dass es sich bei den drei Häusern mit der weitaus größten Anzahl von Feuersteinobjekten nur um solche der Bauphase 1 dieses Platzes handelt (siehe Pkt. 4 und Abb. 54). Die Tierknochen (Karte 8) zeigen eine sehr gleichmäßige Verteilung auf die Häuser, wobei die geringen Mengen im Umfeld des Hauses 7 erstaunen. Nur südwestlich dieses Gebäudes gibt es aus einer vielleicht diesem Hofplatz zuzurechnenden Grube etwas mehr Knochen, eine größere Konzentration ist nun wieder in der großen Grube 198 neben den Feuerplätzen festzustellen. Eine Korrelation zwischen der Verteilung der Tierknochen und jener der Silices, wie wir sie in Neckenmarkt beobachtet hatten300, ist hier nur im Umfeld des Hauses 2 festzustellen. Im Umfeld des Hauses 3 ist die Beziehung eher gegensätzlich: so steht dort in der östlichen Längsgrube (G 61) einigen Feuersteinartefakten gerade ein kleiner Tierknochen gegenüber, während sich in der westlichen Längsgrube (G63) zwar eine größere Menge an Tierknochen aber nur 1 Silex fanden. Die ganz erstaunlich geringe Dichte an botanischen Makroresten (siehe dazu Beitrag O. BRINKKEMPER Kap. 11) ergab eine ganz ungewöhnlich geringe Anzahl für diese Analyse auswertbarer Stücke (Karte 9 – Maximalwert 31 Stück pro Quadrat). Die Kartierung und quantitative Erfassung der einzelnen Arten findet sich auf Abb. 67. Hier soll nur die Verteilung auf die einzelnen Haushalte bewertet werden. Dabei möchte ich ausdrücklich betonen, dass alle Grubeninhalte gleichmäßig beprobt wurden. Höhere Funddichten sind hier in erster Linie bei Haus 1, im Umfeld von

299 LÜNING 2005, 142 300 LENNEIS 2001, 60, Abb. 16 u. 18

Page 33: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

170

Page 34: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

171

Page 35: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

172

Page 36: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

173

Page 37: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

174

Page 38: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

175

Haus 2, in der östlichen Längsgrube von Haus 3 und wieder in der großen Grube (G 198) neben den Feuerplätzen, ganz geringe Mengen aber bei diesen selbst festzustellen. - Interessant ist, dass der einzige Mahlsteinrest aus der westlichen Längsgrube des Hauses 3 stammt, in der keinerlei botanische Makroreste festzustellen waren. Ein völlig konträres Verteilungsbild bietet die Kartierung der 694 Mollusken (Karte 10) nach der Zählung von C. FRANK. Diese Zählung erfasste alle Individuen, die oftmals nur durch sehr kleine, juvenile Tiere oder winzige Fragmente nachgewiesen sind. Wie groß der Anteil der durch menschliche Aktivitäten in die Gruben gelangten Schneckenschalen ist, kann leider kaum seriös quantifiziert werden, selbst die Nutzung als Nahrung ist in vielen Fällen zwar möglich (nahezu alle heimischen Schnecken sind potentiell essbar), aber nur selten beweisbar. Sichere Hinweise auf den Verzehr der Schnecken sind Brandspuren oder Spuren von Hitzeinwirkung an den Schalen, Ascheverkrustungen an den Schalen, sowie die artifizielle Lochung oder Öffnung der Schalen. Grube / Art Anzahl Ind. Nahrung Aschespuren verbrannnt aufgebrochen Anmerkungen/ Datierung Grube 1 LBK I b helix pom 44 sicher tlw. Häufung anthropogen, Anteil Nutzung ? Unio sp. 1 1 1 zusätzlich 3 Plättchen (siehe Abb. 61) Grube 12 LBK I b helix pom. 7 großteils nach Erhaltungszustand großteils Nahrungsabfall fruticicola f. 3 ?1 1 Exemplar "schlackeverfüllt" Unio sp. 3 zusätzlich 1 Plättchen aegopis vert. 1 1 1 1 ascheverkrustet, v.Gewinde z.Mündung aufgebrochen Grube 146 LBK fruticicola f. 10 1 Exemplar gelocht Grube 151 Datierung LBK ? aegopis vert. 2 2 2 2 durch Brand geschädigt, wahrscheinlich Nahrungsabfall Grube 152 Datierung LBK ? helix pom. 68 51 51 5 bes.Häufung in Straten e-g Nahrungsabfall Grube 165 Datierung LBK ? aegopis vert. 22 12 10 2 fast alle mit Brandspuren, daher Nahrungsabfall Grube 226 LBK II a helix pom. 2 ? 2 ? 2 Schalen verbrannt ? Wsch. Nahrungsabfall aegopis vert. 1 ? 1 ? 1 Schalen verbrannt ? Wsch. Nahrungsabfall Grube 247 LBK II a fruticicola f. 1 ? 1 Holzkohlebrösel in Schale Grube 282 LBK II a aegopis vert. 1 ? 1 Schale korrodiert, darin Holzkohlebrösel Grube 313 LBK fruticicola f. 4 1 1 seitlich aufgebrochen, m.Holzkohlbrösel in Verfüllung Grube 316 LBK helix pom. 1 ? 1 Mündungswand gelocht Grube 317 Datierung ? helix pom. 1 ? 1 1 Apex aufgebrochen, sinterverkrustet.Nahrungsabfall ? Grube 319 LBK helix pom. 1 1 1 Mündungsrand aufgebrochen aegopis vert. 3 1 1 1 seitlich ausgebrochen Grube 320 Datierung ? helix pom. 2 2 wahrscheinl. Nahrungsabfall Grube 326 LBK helix pom. 3 ? 3 Großreste sind vermutlich Nahrungsabfall aegopis vert. 1 ?1 Großreste sind vermutlich Nahrungsabfall Grube 385 LBK II a Cepaea vind. 2 1 1 mündungsseitig aufgebrochen Grube 411 Datierung ? aegopis vert. 2 ? 2 beide stark korrodiert, Nahrungsabfall ? Grube 413 LBK ? helix pom. 3 ? 3 wahrscheinlich Nahrungsabfall euomphalia s. 3 1 + ? 1 Gewinde seitl. Aufgebrochen aegopis vert. 34 ? 34 wahrscheinlich Nahrungsabfall Grube 423 LBK ? helix pom. 2 1 1 Mündungswand oberh. Nabel gelocht aegopis vert. 38 "viele" - <12? "viele" - <12? von 12 (423-180) viele brandgeschädigt

Abb. 68 Mollusken mit Spuren anthropogener Nutzung

Page 39: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

176

C. FRANK hat ihrem Beitrag über die Mollusken zwei Listen angeschlossen: eine Liste der nachgewiesenen Arten (Anhang Pkt. 17.6.1.) und eine Auflistung der Mollusken in den einzelnen Befunden (Anhang Pkt. 17.6.2.). In letzterer finden sich jeweils genaue Hinweise auf anthropogene Spuren in der oben beschriebenen Form. Aufgrund der Schwierigkeiten für die exakte Quantifizierung der als Nahrung genutzten Mollusken, habe ich auf deren Analyse und Darstellung in Form eines weiteren Kartenbildes verzichtet. Die wesentlichsten Angaben zu jenen Mollusken, die anthropogene Nutzung erkennen ließen, sind in Abb. 68 in einer knappen tabellarischen Darstellung zusammengestellt, die relevanten Gruben auf Karte 10 mit deren jeweiligen Nummern gekennzeichnet.

Berücksichtigt man nun die Reduktion der großen Anzahl von Mollusken auf jene, für die es Anzeichen anthropogener Nutzung gibt, verändert sich die Aussage des Kartenbildes. Während in der Kartierung aller Molluskenreste die Schlitzgruben eine sehr große Bedeutung zu haben scheinen, wird diese bei Fokussierung auf die von Menschen in irgendeiner Form genutzten Mollusken deutlich reduziert. So ragen nach wie vor einige Schlitzgruben (G 152,165,413, 423 sowie G 10 westlich Haus 5) durch ihre hohe Anzahl z.T. auch von Menschen genutzter Schnecken hervor, bei den übrigen Schlitzgruben handelt es sich aber offensichtlich weit überwiegend um Reste von Tieren, die wohl einfach im nächsten Umfeld gelebt hatten. Auch bei der recht großen Anzahl von Schneckenschalen von G 146 wies gerade 1 Exemplar eine artifizielle Lochung auf. Die Nachweise auf wohl als Nahrung genutzte Mollusken finden sich nun in geringer Zahl im Umfeld des Hauses 6 (G. 226), in ziemlich großer Anzahl bei Haus 1 (G.1) und Haus 2 (G.12, 146, 385) sowie in erstaunlicher Dichte in diversen kleineren Gruben im südlichen und südöstlichen Umfeld des Hauses 7. Die Anzahl der Mollusken aus dem Umfeld des Hauses 3 ist minimal, anthropogene Nutzung nicht nachweisbar. Sollten nicht alle Bewohner dieses Weilers in gleicher Weise diese Nahrungsquelle geschätzt und genutzt haben? Schließlich ist noch hervorzuheben, dass sich im Bereich der Feuerplätze und deren Umgebung überhaupt keine Molluskenreste fanden. Da die verzehrten Mollusken aber nach den oben geschilderten Spuren in Asche geröstet oder in anderer Form durch Hitzeeinwirkung zubereitet wurden, muss es noch andere Feuerstellen gegeben haben. Versucht man nun abschließend eine Gesamtbewertung der Verteilung aller Fundkategorien innerhalb des ausreichend erhaltenen Siedlungsbereiches, so ist festzustellen, dass kein Haus / Haushalt durch die Funde bzw. Funddichte in seinem Umfeld klar hervorsticht. Die Unterschiede in der Fundverteilung scheinen nicht gravierend und dürften nur graduelle Unterschiede in der Verfügbarkeit und Nutzung der verschiedenen Ressourcen andeuten. Ungewöhnlich ist die bei der Keramik ebenso wie bei den Tierknochen und den botanischen Großresten auffällige Funddichte im Bereich der Feuerplätze und deren benachbarter Grube 198. Nur Feuersteingeräte, Mollusken und Fischgräten fehlen in diesem Bereich. Die Vermutung liegt nahe, dass hier nicht nur Fladenbrot gebacken, sondern vielleicht auch Fleisch gebraten und/oder verzehrt wurde. Die Zubereitung der Mollusken und der Fische hat wohl an anderer(n) Stelle(n) stattgefunden, wofür leider konkrete Hinweise fehlen. Als Gesamteindruck ergibt sich aus all den angeführten Beobachtungen eine kleine Siedlergemeinschaft ohne nennenswerte hierarchische Struktur. Diese kleine, etwas im Abseits lebende Menschengruppe dürfte überdies den Bereich um die beiden

Page 40: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

177

großen Feuerplätze gemeinsam, vielleicht sogar als zentralen kommunalen Bereich genutzt haben. 13.2. Analysen von N nächsten Nachbarn Die Methode auch dieses quantitativen Auswertungsverfahrens wurde bereits an anderer Stelle ausführlich erläutert301. Die Ausgangsbasis war für die Analyse von N nächsten Nachbarn für einen Typ (ANN 1) für das Inventar (Abb. 69) dieselbe wie für die unter Pkt 13.1. Verteilungsanalysen: der AutoCAD-Plan der gesamten Grabung und das Inventar reduziert auf die genau einem Quadrat innerhalb der Befunde zuordenbaren Funde, summiert pro Quadrat aus allen Straten. Bei den 5 westlichsten Gebäuderesten (Haus 1, 3, 5, 6 und 8) scheint die enge Verwandtschaft innerhalb der jeweils dem Haus zugehörigen Gruben sehr ausgeprägt und stellt ein unerwartet deutliches Bild für die Zusammengehörigkeit dieser Inventare dar. Bei Haus 2 reichen diese intensiven Ähnlichkeiten über die westliche Längsgrube weiter nach SW bis zu Grube 34, die man sonst nicht so leicht dem Hofplatz dieses Hauses zuordnen würde. Östlich dieses Gebäudes zeigen sich enge Konnexe innerhalb der Gruben etwas abseits des Hauses sowie innerhalb der hier vorbeiziehenden Schlitzgrubenreihe. Die starken Verbindungen innerhalb letzterer könnten weitgehend auf den hohen Anteil von Mollusken in deren Fundspektrum zurückzuführen sein. Diese Schneckenschalen sind allerdings sicher nur zu einem geringen Teil als Kulturschutt anzusprechen (siehe oben Pkt. 13.1. Diskussion zu Karte 10). Wichtig und interessant sind die engen Verbindungen innerhalb der Inventare der Feuerplätze, der unmittelbar benachbarten großen Grube 198, aber auch der kleinere Gruben in diesem Bereich. Einige wenige Konnexe stehen auch zum SW- Teil des Hauses 7, wobei hier innerhalb der kleineren Gruben südlich und südöstlich des Gebäudes ebenfalls Verbindungen bestehen. Letztere Verbindungen dürften mehr aus anderen Fundkategorien als der Keramik resultieren, da diese nur Konnexe zwischen einzelnen Gruben zu erkennen gibt und keine durchgehenden Verbindungen bis in den Bereich der Feuerplätze (Abb. 70). Die schon vorhin hervorgehobenen Konnexe innerhalb der Schlitzgrubenreihe zeigen sich überraschenderweise auch bei der Keramik, was in diesem Falle eigentlich nur aus dem Faktum der besonders kleinen, durchwegs unverzierten Keramikreste erklärbar ist. Bei den westlich gelegenen Hausflächen gibt es wieder – wie schon bei den Inventaren – in erster Linie engste Verbindungen innerhalb der Hofplätze. Dabei zeigt sich erneut die Zugehörigkeit der Gruben südlich Haus 1 (G 5+6) zu diesem Hofplatz sowie auch einer etwas weiter östlich Haus 6 gelegenen Grube (G 227) zum Umfeld dieses Gebäudes, während die intensiven Verbindungen westlich Haus 2 nach S durch die Keramik allein nicht angezeigt werden. Eine völlig neue, beachtenswerte Verbindungslinie auf Basis der Keramikanalyse zeigt sich aber nun zwischen Haus 5 und 3. Dies könnte die so unsichere chronologische Stellung des Hauses 5 stützen, für das wir nur aufgrund der Seriation eine Gleichzeitigkeit mit Haus 3 (siehe 3.5.) vermuten.

301 STADLER 2005 a, 30 - 37

Page 41: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

178

Page 42: Lenneis Rosenburg im Kamptal, Niederösterreichhomepage.univie.ac.at/Peter.Stadler/Stadler/StadlerP_2009a-d.pdf · Rosenburg im Kamptal, Niederösterreich Ein Sonderplatz der älteren

179