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Rechnungswesen endlich verstehen Jörg Bensch 1 Lernschritt 39: Betriebsabrechnungsbogen (BAB) als Hilfsmittel der Kostenstellenrechnung Für die Verteilung der Gemeinkosten auf Kostenstellen nutzt man einen so genannten Be- triebsabrechnungsbogen (BAB). In der einfachsten Form ist es eine Tabelle mit folgendem Aus- sehen: Betriebsabrechnungsbogen (BAB) Gemeinkostenart Verteilungsgrundlage Material Fertigung Verwaltung Vertrieb Kostenstellen-Einzelkosten Hilfs-/Betriebsstoffkosten Materialentnahmescheine Kalk. Abschreibung Anlagendatei Gehälter, Hilfslöhne Gehaltslisten Kosten Büromaterialverbrauch Entnahmescheine Energiekosten (Strom Maschinen) Verbrauchsmessungen Kostenstellen-Gemeinkosten Mietkosten Raumgröße in m 2 Kosten Gebäudeversicherung Raumgröße in m 2 Reinigungskosten Raumgröße in m 2 Heizkosten Anzahl/Größe Heizkörper Energiekosten (Strom Beleuchtung) Anzahl Lampen Gewerbesteuer Verhältniszahlen, die auf Schätzungen beruhen. Kosten für Werbemaßnahmen Kalk. Unternehmerlohn Kalk. Wagniskosten Material- gemein- kosten Fertigung- gemein- kosten Verwal- tungs- gemeink. Vertrieb- gemein- kosten Die Verteilung der Gemeinkosten auf Kostenstellen (hier aus Vereinfachungsgründen Kostenbe- reiche) wird wie folgt vorgenommen: Bei Kostenstellen-Einzelkosten liegen Belege vor, die eine verursachungsgerechte Vertei- lung ermöglichen. Beispiel 1: Bei der Entnahmen von Hilfs- und Betriebsstoffen werden Verwendungsnachweise verwendet. Bei der Ausgabe im Lager wird im EDV-System festgehalten, welcher Werkstoff in welcher Menge für welche Kostenstelle entnommen wird. Gemeinkostenart Verteilungsgrundlage Kosten Material Fertigung Verwaltung Vertrieb Hilfs-/Betriebsst.kosten Entnahmescheine 740.000 € 0 € 680.000 € 0 € 60.000 € Beispiel 2: Die kalkulatorischen Abschreibungen werden auf der Grundlage der Wiederbeschaffungskosten der in den Kos- tenstellen investierten Anlagevermögenswerte verteilt. Verteilungsgrundlage/Anlagendatei WK Material Fertigung Verwaltung Vertrieb Wiederbeschaffungskosten (WK) investiertes AV 39.000 T€ 1.700 T€ 34.000 T€ 2.100 T€ 1.200 T€ Gemeinkostenart Verteilungsgrundlage Kosten Material Fertigung Verwaltung Vertrieb Kalk. Abschreibungen Wiederbeschaffungsk. 858.000 € 37.400 € 748.000 € 46.200 € 26.400 € Die Ermittlung der anteiligen kalkulatorischen Abschreibung für den Materialbereich erfolgt beispielsweise wie folgt: 858.000 € : 39.000.000 € • 1.700.000 € = 37.400 € Ebenso wird bei den übrigen Kostenstellen-Einzelkosten vorgegangen (Gehälter, Büromate- rial- und Stromverbrauch). Verursachungsgerechte Verteilung aufgrund von Belegen möglich. Relativ verursachungsgerechte Verteilung aufgrund von Bezugsgrößen möglich. Kaum verursachungsgerechte Vertei- lung möglich, daher Verteilung durch Verteilungsschlüsseln, die auf Erfah- rungswerten beruhen. Hinweis: Kostenstellen-Gemeinkosten lassen sich jedoch unter Umstän- den in Kostenstellen-Einzelkosten umwandeln.

Lernschritt 39: Betriebsabrechnungsbogen (BAB) als ... · Der BAB sollte aber auch dazu dienen, das Problem der Kostenträgerrechnung zu lösen. Dies wird dadurch erreicht, dass man

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Rechnungswesen endlich verstehen

Jörg Bensch 1

Lernschritt 39: Betriebsabrechnungsbogen (BAB) als Hilfsmittel der Kostenstellenrechnung

Für die Verteilung der Gemeinkosten auf Kostenstellen nutzt man einen so genannten Be-triebsabrechnungsbogen (BAB). In der einfachsten Form ist es eine Tabelle mit folgendem Aus-sehen:

Betriebsabrechnungsbogen (BAB)

Gemeinkostenart

Verteilungsgrundlage

Material

Fertigung

Verwaltung

Vertrieb

Kostenstellen-Einzelkosten

Hilfs-/Betriebsstoffkosten

Materialentnahmescheine

Kalk. Abschreibung

Anlagendatei

Gehälter, Hilfslöhne

Gehaltslisten

Kosten Büromaterialverbrauch

Entnahmescheine

Energiekosten (Strom Maschinen)

Verbrauchsmessungen

Kostenstellen-Gemeinkosten

Mietkosten

Raumgröße in m2

Kosten Gebäudeversicherung

Raumgröße in m2

Reinigungskosten

Raumgröße in m2

Heizkosten

Anzahl/Größe Heizkörper

Energiekosten (Strom Beleuchtung)

Anzahl Lampen

Gewerbesteuer

Verhältniszahlen, die auf Schätzungen beruhen.

Kosten für Werbemaßnahmen

Kalk. Unternehmerlohn

Kalk. Wagniskosten

Material- gemein-kosten

Fertigung- gemein-kosten

Verwal-tungs-

gemeink.

Vertrieb- gemein-kosten

Die Verteilung der Gemeinkosten auf Kostenstellen (hier aus Vereinfachungsgründen Kostenbe-reiche) wird wie folgt vorgenommen:

• Bei Kostenstellen-Einzelkosten liegen Belege vor, die eine verursachungsgerechte Vertei-lung ermöglichen.

Beispiel 1: Bei der Entnahmen von Hilfs- und Betriebsstoffen werden Verwendungsnachweise verwendet. Bei der Ausgabe im Lager wird im EDV-System festgehalten, welcher Werkstoff in welcher Menge für welche Kostenstelle entnommen wird.

Gemeinkostenart

Verteilungsgrundlage

Kosten

Material

Fertigung

Verwaltung

Vertrieb

Hilfs-/Betriebsst.kosten

Entnahmescheine

740.000 €

0 €

680.000 €

0 €

60.000 €

Beispiel 2: Die kalkulatorischen Abschreibungen werden auf der Grundlage der Wiederbeschaffungskosten der in den Kos-tenstellen investierten Anlagevermögenswerte verteilt.

Verteilungsgrundlage/Anlagendatei

WK

Material

Fertigung

Verwaltung

Vertrieb

Wiederbeschaffungskosten (WK) investiertes AV

39.000 T€

1.700 T€

34.000 T€

2.100 T€

1.200 T€

Gemeinkostenart

Verteilungsgrundlage

Kosten

Material

Fertigung

Verwaltung

Vertrieb

Kalk. Abschreibungen

Wiederbeschaffungsk.

858.000 €

37.400 €

748.000 €

46.200 €

26.400 €

Die Ermittlung der anteiligen kalkulatorischen Abschreibung für den Materialbereich erfolgt beispielsweise wie folgt:

858.000 € : 39.000.000 € • 1.700.000 € = 37.400 €

Ebenso wird bei den übrigen Kostenstellen-Einzelkosten vorgegangen (Gehälter, Büromate-rial- und Stromverbrauch).

Verursachungsgerechte Verteilung aufgrund von Belegen möglich.

Relativ verursachungsgerechte Verteilung aufgrund von Bezugsgrößen möglich.

Kaum verursachungsgerechte Vertei-lung möglich, daher Verteilung durch Verteilungsschlüsseln, die auf Erfah-

rungswerten beruhen.

Hinweis: Kostenstellen-Gemeinkosten lassen sich jedoch unter Umstän-den in Kostenstellen-Einzelkosten umwandeln.

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Jörg Bensch 2

• Bei Kostenstellen-Gemeinkosten ist eine verursachungsgerechte Verteilung zunächst nicht möglich. Es müssen Verteilungsschlüssel festgelegt werden.

Beispiel 3: Die Mietkosten in Höhe von 42.000 € werden auf der Grundlage der Raumgrößen der Kostenstellen verteilt.

Verteilungsgrundlage/Immobilienverzeichnis

RG

Material

Fertigung

Verwaltung

Vertrieb

Raumgröße (RG)

28.000 m2

1.000 m2

12.000 m2

10.000 m2

5.000 m2

Gemeinkostenart

Verteilungsgrundlage

Kosten

Material

Fertigung

Verwaltung

Vertrieb

Mietkosten

Raumgröße

42.000 €

1.500 €

18.000 €

15.000 €

7.500 €

Die Ermittlung der anteiligen Mietkosten für den Fertigungsbereich erfolgt beispielsweise wie folgt:

42.000 € : 28.000 m2 • 12.000 m2 = 18.000 €

Können bei Kostenstellen-Gemeinkosten keine sinnvollen Kriterien für eine verursachungs-gerechte Verteilung gefunden werden, müssen Schätzungen vorgenommen oder Erfahrungs-werte herangezogen werden.

Beispiel 4: Der kalkulatorische Unternehmerlohn wird im Verhältnis auf die Kostenbereiche verteilt.

Verteilungsgrundlage/Immobilienverzeichnis

RG

Material

Fertigung

Verwaltung

Vertrieb

Individuelle Schätzung

13

1

3

5

4

Gemeinkostenart

Verteilungsgrundlage

Kosten

Material

Fertigung

Verwaltung

Vertrieb

Kalk. Unternehmerlohn

Schätzung

187.200 €

14.400 €

43.200 €

72.000 €

57.600 €

Die Ermittlung der anteiligen Mietkosten für den Fertigungsbereich erfolgt beispielsweise wie folgt:

187.200 € : 13 • 3 = 43.200 €

Beispielhaft ergibt sich folgender (auszugsweise abgebildeter) BAB

Gemeinkostenart

Verteilungsgrundlage

Kosten

Material

Fertigung

Verwaltung

Vertrieb

Hilfs-/Betriebsstoffkosten

Entnahmescheine

740.000 €

0 €

680.000 €

0 €

60.000 €

Gehälter

Entnahmescheine

1.252.000 €

255.000 €

382.000 €

347.200 €

267.800 €

Büromaterialkosten

Verteilungsschlüssel

55.800 €

9.800 €

10.400 €

29.200 €

6.400 €

Kalk. Abschreibungen

Anlagendatei

858.000 €

37.400 €

678.000 €

46.200 €

96.400 €

Mietkosten

Raumgröße

42.000 €

1.500 €

18.000 €

15.000 €

7.500 €

Energiekosten

Raumgröße

145.000 €

19.000 €

98.000 €

21.000 €

7.000 €

Betriebliche Steuern

Schätzung

260.000 €

22.900 €

90.400 €

69.400 €

77.300 €

Kalk. Unternehmerlohn

Schätzung

187.200 €

14.400 €

43.200 €

72.000 €

57.600 €

Summe Gemeinkosten

3.540.000 €

360.000 €

2.000.000 €

600.000 €

580.000 €

Material- gemein- kosten

Fertigungs- gemein- kosten

Ver- waltungs- gemein- kosten

Vertriebs- gemein- kosten

Mithilfe des BAB wird zunächst erreicht, dass die Gemeinkosten eines Betrie-bes auf die Kostenstellen (Kostenbereiche) erteilt werden. Je verursachungsge-rechter dies erfolgt, desto besser ist es. Auf diese Weise kann zunächst erreicht

werden, die Kosten den Orten der Kostenentstehung zuzuordnen.

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Jörg Bensch 3

Kostenverteilung im BAB

1. Aufgabe

Welche der untenstehenden Aussagen zum Betriebsabrechnungsbogen (BAB) sind [1] zu-treffend, [9] nicht zutreffend?

a) Im BAB werden lediglich Gemeinkosten verteilt; Einzelkosten dienen sodann als Grundlage zur Berechnung der Zuschlags-

sätze. b) Bei der Bildung von Kostenstellen ist darauf

zu achten, dass sich die nach einheitlichen Tätigkeitsmerkmalen gebildeten Kostenstel-len mit den Verantwortungsbereichen de-cken, damit die Kostenstellenrechnung ihrer Kontrollaufgabe (Wirtschaftlichkeitsanalyse) gerecht werden kann. In der Praxis werden daher häufig Betriebsabteilungen zu Kos-tenstellen zusammengefasst.

c) Kostenstellen kann man in Haupt- und in Hilfskostenstellen unterteilen. Zu den Hilfs-kostenstellen gehören unter anderem alle Kostenstellen des Verwaltungsbereichs, da diese ihre Leistungen nicht direkt für die Herstellung der Endprodukte abgeben.

d) Die im BAB ermittelten Zuschlagssätze die-nen unter anderem dazu, Angebotspreise zu Normal-Kosten kalkulieren zu können. Da in den kalkulierten Gemeinkosten bei ei-ner Normal-Kosten-Kalkulation variable und fixe Kostenbestandteile berücksichtigt wer-den, kann es bei einer Nachkalkulation zu erheblichen Kostenabweichungen kommen, wenn die Ist-Beschäftigung von der Normal-beschäftigung abgewichen ist.

2. Aufgabe

In einem Betrieb werden die Kostenstellen Material, Fertigung I, Fertigung II, Verwaltung

und Vertrieb geführt. Die Stromkosten des

Betriebs belaufen sich auf 640.000,00 €, die Verteilung auf die einzelnen Kostenstellen er-folgt nach dem entsprechenden Verbrauch:

Kostenbereich Stromverbrauch (kWh) Material 128.000 Fertigung I 1.120.000 Fertigung II 1.440.000 Verwaltung 320.000 Vertrieb 192.000

a) Ermitteln Sie aa) den Preis für 1 kWh in Eurocent. ab) den prozentualen Anteil der Strom-

kosten, der auf die Kostenstelle Ferti-gung I entfällt.

ac) die auf die Kostenstelle Verwaltung entfallenden Stromkosten.

b) Ermitteln Sie anhand des in der Anlage abgebildeten Auszugs aus der Anlagenda-tei die 20(05) auf die Kostenstelle Ferti-gung I entfallende Abschreibung für die Drehautomaten, Inventar-Nr. 501. Die Kosten werden im Verhältnis 4 : 7 auf die Kostenstellen Fertigung I und Fertigung II verteilt.

3. Aufgabe

Welche Zielsetzung verfolgen Sie mit der Auf-stellung des Betriebsabrechnungsbogens (BAB)?

[1] Mit Hilfe des BABs errechnet man das Be-triebsergebnis für jede Kostenstelle.

[2] Der BAB dient dazu, für jede Kostenstelle das Umsatzergebnis zu ermitteln.

[3] Dem BAB kann man die Selbstkosten der verschiedenen Produkte entnehmen.

Anlage zu Aufgabe 2:

Inventar-Nr. 501

Bezeichnung: Drehautomat

Kostenstelle: 40-110

Anlagenkonto: 0720

Abschreibungskonto: 6520

Abschreibungsbeginn: 01.07.20(01)

Nutzungsdauer: 5 Jahre

Abschrei-bung linear: 20 degressiv:

Anschaffungskosten: 220.000 Versicherungswert: 250.000

Datum Buchwert Jahres-AfA Summe AfA

31.12.20(01)

31.12. 20(02)

31.12. 20(03)

31.12. 20(04)

31.12. 20(05)

198.000,00

154.000,00

110.000,00

66.000,00

22.000,00

44.000,00

44.000,00

44.000,00

22.000,00

66.000,00

110.000,00

154.000,00

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Jörg Bensch 4

[4] Der BAB erfasst die in den einzelnen Be-triebsabteilungen entstandenen Gemein-kosten.

[5] Im BAB trennt man die unternehmensbezo-genen Aufwendungen von den betriebsbe-zogenen Aufwendungen.

4. Aufgabe

Welche Kosten können Sie verursachungsge-mäß genau den Kostenstellen zuordnen?

[1] Die Kostenstellengemeinkosten [2] Die Normalgemeinkosten [3] Die Kostenstelleneinzelkosten [4] Die Einzelkosten [5] Die unternehmensbezogenen Fixkosten

5. Aufgabe

In Ihrem Unternehmen möchte man für die Produktkalkulationen Zuschlagssätze nutzen. Dazu werden in der Kostenstellenrechnung vier Kostenstellen gebildet. Die in der Ab-rechnungsperiode angefallenen Gemeinkos-ten und deren Verteilungsschlüssel auf die einzelnen Kostenstellen ergeben gemäß der unten abgebildeten Tabelle.

In der Abrechnungsperiode sind Einzelmate-rialkosten von € 200.000 und Fertigungs-löhne von € 250.000 angefallen. Die Ferti-gungslöhne verteilen sich im Verhältnis 3:2 auf die Fertigungskostenstellen I und II. Die Sozialkosten verteilen sich nach der Höhe der Gehälter bzw. der Fertigungslöhne.

a) Welche Gemeinkosten ergeben sich in den vier Kostenstellen?

b) Welche Gemeinkostenzuschlagssätze er-hält man unter der Annahme, dass die Ab-satz- gleich der Produktionsmenge ist, wenn als Zuschlagsbasis für die Material-gemeinkosten das Einzelmaterial, für die Fertigungsgemeinkosten die Fertigungs-löhne und für die Verwaltungs- und Ver-triebsgemeinkosten

Anlage zur 5. Aufgabe

Kostenarten Gemein- kosten

Kosten- schlüssel

Material- stelle

Fertigung I

Fertigung II

Verwaltung und Vertrieb

Gehälter 75.000 € prozentual 20 % 80 %

Sozialkosten 26.000 € Gehälter

Hilfsstoffe 12.000 € prozentual 50 % 30% 20 %

kalk. Zinsen 4.000 € investiertes Vermögen

1.000 € 1.500 € 1.200 € 300 €

kalk. Abschreibungen 130.000 € investiertes Vermögen

28.000 € 73.000 € 19.000 € 10.000 €

kalkulatorische Miete 90.000 € qm 11.000 € 36.000 € 39.000 € 4.000 €

Strom 25.000 € kWh 2.000 € 11.000 € 9.000 € 3.000 €

Summe Gemeink. 362.000 €

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Mit Hilfe des BAB steht nun fest, welche Gemeinkosten durch welche Kostenstellen innerhalb ei-nes Monats verursacht wurden. Eine Analyse dieser Kosten findet später statt, wenn man sich mit der Kostenstellenrechnung weiter beschäftigt.

Der BAB sollte aber auch dazu dienen, das Problem der Kostenträgerrechnung zu lösen. Dies wird dadurch erreicht, dass man sinnvolle Kostenverursacher für die Gemeinkosten sucht. Sie dienen als Zuschlagsgrundlage.

Wichtiger Hinweis zum Verständnis:

In der Praxis ist es häufig schwierig, sinnvolle Kostenverursacher zu finden, also Kriterien, die die Höhe der angefallenen Gemeinkosten beeinflussen. Sehr gründlich wird dies mit einer so genannten Prozesskostenrechnung versucht. Auf diese wird hier jedoch nicht näher eingegangen.

Aus Vereinfachungsgründen wird im Folgenden ein Zusammenhang zwischen Einzel- und Gemein-kosten unterstellt. Diese Vorgehensweise ist jedoch sehr kritisch zu beurteilen, worauf nachfolgend eingegangen wird. Die Maschinenstundensatzrechnung (Lernschritt 42) berücksichtigt, dass Gemein-kosten variable und fixe Bestandteile beinhaltet.

Zunächst wird unterstellt, dass ein Zusammenhang zwischen der Höhe der

• Materialgemeinkosten und dem Fertigungsmaterial (Materialeinzelkosten) und

• Fertigungsgemeinkosten und den Fertigungslöhnen (Fertigungseinzelkosten)

besteht.

Dies bedeutet, dass die Höhe der Gemeinkosten abhängig ist von der Höhe der Einzelkosten.

Beispiel: Liegen in einem Monat die Materialeinzelkosten, also die Kosten für verbrauchte Rohstoffe, bei 100.000 € und die erfassten Gemeinkosten im Materialbereich bei 20.000 € und steigen die Materialeinzelkosten im nächsten Monat auf 120.000 € - z. B. weil mehr Fertigerzeugnisse hergestellt wurden - dann müssen auch die Materialgemeinkosten im gleichen Verhältnis ansteigen.

Wichtiger Hinweis zum Verständnis:

Der unterstellte wertmäßige Zusammenhang zwischen Einzel- und Gemeinkosten ist natürlich mehr als fragwürdig. Schon allein die Tatsache, dass es sich bei Einzelkosten (fast ausnahmslos) um vari-able und bei Gemeinkosten (fast immer) um Fixe Kosten handelt, macht dies deutlich.

Werden nämlich mehr Fertigerzeugnisse hergestellt, steigen unweigerlich die Materialeinzelkosten (Kosten für die eingesetzten Rohstoffe). Die Gemeinkosten im Materialbereich (also z. B. die Kosten für die Lagermiete, die Abschreibungen der Sachanlagen sowie die Gehälter der Mitarbeiter in der Einkaufsabteilung) bleiben hingegen häufig konstant.

Die unterstellte Proportionalität ist also sehr kritisch zu hinterfragen. hergestellt

Im Materialbereich wird daher nun ein prozentuales Verhältnis zwischen der Höhe der Material-gemeinkosten und der Kosten für Fertigungsmaterial gebildet. Es ergibt sich der Materialge-meinkostenzuschlagssatz (MGKZ):

Materialgemein- kostenzuschlagssatz

(MGKZ) =

Materialgemeinkosten • 100

Fertigungsmaterial

herges tellt

Beispiel: Liegen im oben abgebildeten BAB die Kosten für das im angegebenen Monat verbrauchten Fertigungsmaterial bei 1.800.000 €, so ergibt sich ein MGKZ von 20 % (360.000 € • 100 : 1.800.000 €).

Im Fertigungsbereich unterstellt man ein prozentuales Verhältnis zwischen der Höhe der Ferti-gungsgemeinkosten und der Kosten für Fertigungslöhne. Es ergibt sich der Fertigungsgemein-kostenzuschlagssatz (FGKZ):

Fertigungsgemein- kostenzuschlagssatz

(FGKZ) =

Fertigungsgemeinkosten • 100

Fertigungslöhne

herges tellt

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Jörg Bensch 6

Beispiel: Liegen im oben abgebildeten BAB die Kosten für die im angegebenen Monat angefallenen Fertigungslöhne bei 1.000.000 €, so ergibt sich ein FGKZ von 200 % (2.000.000 € • 100 : 1.000.000 €).

Im BAB wird ein proportionales Verhältnis zwischen Materialgemeinkosten und den Kosten für Fertigungsmaterial sowie zwischen Fertigungsgemeinkosten und der Höhe der Fertigungs-

löhne unterstellt. Das Verhältnis wird in einem Prozentsatz, dem Zuschlagssatz ausgedrückt.

Die Zuschlagssätze stehen also quasi stellvertretend für die Beanspruchung der Kostenstelle durch die Kostenträger.

Dadurch, dass im BAB Zuschlagssätze gebildet werden, können nun die Gemeinkosten den einzelnen Kostenträgern zugeschlagen werden.

Beispiel: Werden beispielsweise in dem bereits bekannten Betrieb zwei Kostenträger A und B hergestellt, so können beispiels-weise leicht die Materialeinzelkosten bestimmt werden. Hierzu werden aus den Stücklisten der beiden Erzeugnisse die benötig-ten Materialien (Rohstoffverbrauch) ermittelt und mit Einstandspreisen bewertet. Auf diese Weise erhält man die Kosten für das Fertigungsmaterial je Kostenträger. Diese lagen z. B. für A bei 10 €/St. und für B bei 200 € je Stück. Mithilfe des MGKZ können nun die entsprechenden Gemeinkosten kalkuliert (berechnet) werden:

Diese betragen für • Kostenträger A: 10 €/St. • 20 % : 100 = 2 €/St.

• Kostenträger B: 200 €/St. • 20 % : 100 = 40 €/St.

Für eine Abrechnungsperiode können somit berechnet werden:

• die Materialkosten:

herges tellt

Fertigungsmaterial (Rohstoffkosten für die Herstellung der Erzeugnisse; Einzelkosten) + Materialgemeinkosten (Gemeinkosten, die in den Material-Kostenstellen angefallen sind)

= Materialkosten

• die Fertigungskosten:

herges tellt

Fertigungslöhne (Lohnkosten für die Herstellung der Erzeugnisse; Einzelkosten) + Fertigungsgemeinkosten (Gemeinkosten, die in den Fertigungs-Kostenstellen angefallen sind)

= Fertigungskosten

• die Herstellkosten:

herges tellt

Materialkosten + Fertigungskosten

= Herstellkosten

Die Herstellkosten sind die Kosten, die für die Produktion eines Erzeugnisses anfallen. Sie setzen sich aus den Material- und den Fertigungskosten zusammen.

Wichtiger Hinweis zum Verständnis:

Der Begriff „Herstellkosten“ wird in der KLR verwendet. Er ist eindeutig definiert als Summe aus Material (Materialeinzel- und -gemeinkosten) und Fertigungskosten (Fertigungseinzel- und -gemein-kosten). Er umfasst also alle Kosten, die für ein Fertigerzeugnis anfallen, bis es im Ausgangslager liegt. Danach anfallende Kosten (z. B. für den Vertrieb) zählen nicht dazu. Die Ermittlung dieser Kos-ten hängt von der Genauigkeit der zuvor durchgeführten Gemeinkostenverteilung im BAB ab. Er ent-hält beispielsweise auch kalkulatorische Kosten.

Der sehr ähnliche Begriff „Herstellungskosten“ stammt hingegen aus der Fibu und bezieht sich auf die Bewertung von Vermögensgegenständen (also auch auf Erzeugnisse im Ausgangslager). Im ex-ternen Rechnungswesen sind im Gegensatz zur KLR jedoch die gesetzlichen Bewertungsvorschrif-ten des HGB zu beachten. Demnach existieren verschiedene mögliche Wertansätze, die beachtet werden müssen (Stichwort: Niederstwertprinzip). Kalkulatorische Kosten dürfen in keinem Fall in der Bewertung berücksichtigt werden. herges tellt

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Jörg Bensch 7

In einem Unternehmen fallen in der Einkaufsabteilung in einem Monat kalkulatorische Ab-schreibung in Höhe von 10.000 € an. Sie werden unter anderem verursacht durch den Ein-satz von PCs und Büromöbeln. Durch die Nutzung verlieren diese Gegenstände an Wert und dieser Wertverlust entspricht dem Wert der kalkulatorischen Abschreibung.

Die PCs und Büromöbel werden von Sachbearbeitern genutzt, die die benötigten Rohstoffe beschaffen. Aus den Rohstoffen werden zwei Fertigerzeugnisse A und B hergestellt. Durch eine Stücklistenauflösung wird berechnet, dass für Erzeugnis A Rohstoffe im Wert von 10.000 € und für Erzeugnis B Rohstoffe im Wert von 40.000 € beschafft und verbraucht wurden.

Über den BAB wird nun ermittelt, dass die Gemeinkosten (hier aus Vereinfachungsgründen allein die Abschreibungen) 20 % der Einzelkosten (= Fertigungsmaterial) ausmachen.

Material-Gemeinkosten-Zuschlagssatz = 10.000 € • 100 : 50.000 € = 20 %

Nun können die Materialgemeinkosten auf die beiden Kostenträger A und B verteilt werden:

• Fertigerzeugnis A: 2.000 € (20 % von 10.000 €)

• Fertigerzeugnis B: 8.000 € (20 % von 40.000 €)

Wichtiger Hinweis zum Verständnis:

Es muss noch einmal auf die Problematik der Proportionalisierung der Gemeinkosten hingewiesen werden. Durch die Bildung der Gemeinkosten-Zuschlagssätze wird ein direktes Verhältnis zwischen Einzel- und Gemeinkosten unterstellt, was in der Praxis zu völligen Fehlentscheidungen führen kann.

Hierzu ein Beispiel: Ein Hersteller von Smartphones produziert zwei Modelle. Modell A ist ein günsti-ges Modell aus Kunststoff, Materialwert 10 €. Modell B ist das Edel-Modell und hierfür fallen Materi-aleinzelkosten in Höhe von 100 € an. In diesem Unternehmen wird mit einem Materialgemeinkosten-zuschlagssatz von 50 % kalkuliert. Dies bedeutet, dass Modell A mit Gemeinkosten von 5 € und Mo-dell B mit 50 € belastet werden.

Dies wäre dann zutreffend, wenn Modell A weniger Arbeitskraft der Mitarbeiter im Einkauf, im Lager, weniger Kosten im Lager (z. B. Anteil Abschreibung, Energiekosten) usw. verursachen würde. Dies wird jedoch wahrscheinlich nicht so sein.

Die dargestellte Zuschlagskalkulation muss also vor diesem Hintergrund immer kritisch hinterfragt werden. Zunächst einmal wird sie jedoch aus Vereinfachungsgründen weiter so verwendet. herges tellt

Offensichtlich müssen nun in einem weiteren Schritt die Verwaltungs- und die Vertriebsgemein-kosten auf die Kostenträger verteilt bzw. diesen zugeschlagen werden. Hier ergibt sich ein wei-teres Problem: Zuvor dienten Einzelkosten als Zuschlagsgrundlage. Weitere Einzelkosten sind jedoch nicht vorhanden. Man wende daher eine weitere Vereinfachung an, indem man diese Gemeinkosten auf die Herstellkosten aufschlägt.

Es erscheint nachvollziehbar, dass die Vertriebsgemeinkosten nicht grundsätzlich für die herge-stellten Erzeugnisse anfallen, wenn in einer Abrechnungsperiode mehr oder weniger Erzeug-nisse verkauft als hergestellt wurden. Vertriebsgemeinkosten - so unterstellt man - fallen aus-schließlich für die verkauften Erzeugnisse an.

Kommt es also in einer Abrechnungsperiode zu einer Bestandsveränderung bei den Fertiger-zeugnissen, muss dies an dieser Stelle berücksichtigt werden.

Beispiel: Ein Unternehmen produziert im ersten Monat 1.000 Stück eines Erzeugnisses und die Herstellkosten belaufen sich auf 10 €/St. In diesem Monat werden jedoch keine Erzeugnisse verkauft. Im zweiten Monat erfolgt daher keine Produktion mehr dieses Erzeugnisses und der Verkaufsabteilung gelingt es, die 1.000 Stück zu verkaufen.

Im ersten Monat lagen die Herstellkosten für die erzeugten Produkte bei 10.000 €. Gleichzeitig kam es zu einer Bestandsmeh-rung im Wert von 10.000 €. Im zweiten Monat lagen keine Herstellkosten vor, die Lagerbestandsminderung im Wert der Her-stellkosten von 10.000 € ermöglichte jedoch den Verkauf.

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Jörg Bensch 8

Um die Bestandsveränderung bei den Fertigerzeugnissen zu berücksichtigen, unterscheidet man zwischen Herstellkosten der Erzeugung und Herstellkosten des Umsatzes:

herges tellt

Herstellkosten der Erzeugung - Bestandsminderungen an unfertigen und fertigen Erzeugnissen + Bestandsmehrungen an unfertigen und fertigen Erzeugnissen

= Herstellkosten des Umsatzes

Wird also in einer Abrechnungsperiode eine Lagerbestandsmehrung festgestellt (z. B. 1.000 St.), wird diese mit den Herstellkosten der Erzeugung bewertet (z. B. 10 €/St.) und entspre-chend von den gesamten Herstellkosten der Erzeugung abgezogen. Dies ist logisch, da die Er-zeugnisse, die (zwischenzeitlich) auf Lager liegen, in dieser Periode nicht verkauft wurden. Bei der Lagerbestandsminderung verhält es sich umgekehrt.

Etwas genauer rechnet man wie folgt:

herges tellt

Herstellkosten der Erzeugung - Bestandsminderungen an unfertigen Erzeugnissen + Bestandsmehrungen an unfertigen Erzeugnissen

= Herstellkosten der fertigen Erzeugnisse

- Bestandsminderungen an fertigen Erzeugnissen + Bestandsmehrungen an fertigen Erzeugnissen

= Herstellkosten des Umsatzes

Die Herstellkosten des Umsatzes dienen nun als Grundlage für den Zuschlag der Vertriebs- und Verwaltungsgemeinkosten. Diese Vorgehensweise unterstellt:

• dass die Vertriebsgemeinkosten nur durch den Verkauf der Erzeugnisse verursacht werden.

Diese Bedingung ist zumindest halbwegs nachvollziehbar: Die Vertriebstätigkeiten zielen ab auf den Verkauf der hergestellten Erzeugnisse. Man kann daher - vereinfachend - einen Zusammenhang unterstellen.

Natürlich ist dies weitgehend praxisfremd, denn Vertriebstätigkeiten fallen natürlich auch vor dem eigentlichen Absatz statt.

So können beispielsweise Verkäufer gerade in Zeiten schwacher Absatzsatzlagen viel Arbeit aufbringen, um den Absatz „an-zukurbeln“.

• dass auch die Verwaltungsgemeinkosten nur durch den Verkauf der Erzeugnisse verursacht werden.

Diese Bedingung ist dann doch einer sehr vereinfachenden Vorgehensweise geschuldet und in der Praxis kaum nachvollzieh-bar. Sie stammt jedoch aus einer Zeit, in der Kalkulationen noch ohne Computerunterstützung vorgenommen werden muss-ten. Das Verursachungsprinzip wurde hier weitgehend vernachlässigt und die Vorgehensweise hat sich in vielen Betrieben bi heute fortgesetzt.

Dass sowohl Vertriebs- als auch Verwaltungsgemeinkosten auf die gleiche Basis aufgeschlagen werden (nämlich auf die Her-stellkosten des Umsatzes) hat jedoch auch einen Vorteil: Es kann - anstellen von zwei - ein einheitlicher Zuschlagssatz gebil-det werden.

Zu den Gemeinkosten der Verwaltung gehören Kosten wie Gehälter der Buchhalter oder der Mitarbeiter der Personalabteilung, Abschreibungen auf Büromöbel und Energiekosten in den entsprechenden Kostenstellen. Gemeinkosten des Vertriebs sind beispielsweise Wer-bekosten, Kosten für Verpackungsmaterial, Reinigungskosten der Lagereinrichtung.

Die Höhe dieser Kosten ist zum Großteil nicht direkt abhängig von der Menge der abgesetz-ten Erzeugnisse oder gar deren Herstellungskosten. Dies liegt daran, dass es sich in erster Linie um Fixkosten handelt. Die Herstellkosten des Umsatzes, die ja für die in einer Periode verkauften Erzeugnisse stehen, schwanken hingegen abhängig von der Absatzmenge. Sie haben also einen variablen Charakter.

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Jörg Bensch 9

Wichtiger Hinweis zum Verständnis:

Dadurch, dass die Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten auf die Herstellkosten des Umsatzes aufgeschlagen werden, wird ein weiteres proportionales Verhältnis unterstellt, das kritisch hinterfragt werden muss.

Unterstellt wird, dass die Höhe der Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten von der jeweiligen Höhe der Herstellkosten einer Abrechnungsperiode sind. Hierzu wiederum ein Beispiel: In einem Monat produziert der Smartphone-Hersteller wegen der guten Nachfrage 100.000 Handys. Im nächsten Monat sinkt die Nachfrage und es werden weniger Geräte hergestellt. Unterstellt man, dass alle hergestellten Handys auch in der gleichen Periode verkauft werden, sind die Herstellkosten im ersten Monat höher als im zweiten. Rechnet man mit konstanten Zuschlagssätzen, führt dies dazu, dass im ersten Monat höhere Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten angesetzt werden als im zweiten. Dies ist jedoch wiederum unlogisch, da es sich bei Gemeinkosten bekannter Weise fast ausschließlich um Fixkosten handelt.

In der Praxis könnte es vielmehr so sein, dass im ersten Monat kaum Werbeanstrengungen notwen-dig waren und die Vertriebsgemeinkosten daher geringer ausfielen. Im zweiten Monat musste hinge-gen mehr Werbung betrieben werden und die Gemeinkosten fielen höher aus. Die Proportionalisie-rung der Gemeinkosten kann also auch in diesem Fall zu Fehlinterpretationen der Kostenstruktur führen. herges tellt

In dem bereits bekannten (auszugsweise abgebildeten) BAB werden folgende Zuschlagssätze gebildet (unterstellt wird zunächst, dass keine Lagerbestandsveränderungen vorliegen):

Gemeinkostenart

Verteilungsgrundlage

Kosten

Material

Fertigung

Verwaltung

Vertrieb

Hilfs-/Betriebsstoffkosten

Entnahmescheine

740.000 € 0 € 680.000 € 0 € 60.000 €

Gehälter

Entnahmescheine

1.252.000 € 255.000 € 382.000 € 347.200 € 267.800 €

Büromaterialkosten

Verteilungsschlüssel

55.800 € 9.800 € 10.400 € 29.200 € 6.400 €

Kalk. Abschreibungen

Anlagendatei

858.000 € 37.400 € 678.000 € 46.200 € 96.400 €

Mietkosten

Raumgröße

42.000 € 1.500 € 18.000 € 15.000 € 7.500 €

Energiekosten

Raumgröße

145.000 € 19.000 € 98.000 € 21.000 € 7.000 €

Betriebliche Steuern

Schätzung

260.000 € 22.900 € 90.400 € 69.400 € 77.300 €

Kalk. Unternehmerlohn

Schätzung

194.000 € 14.400 € 43.200 € 91.200 € 45.200 €

Summe Gemeinkosten

3.546.800 € 360.000 € 2.000.000 € 619.200 € 567.600 €

Zuschlagsgrundlage

Fertigungs- material

1.800.000 €

Fertigungs- löhne

1.000.000 €

Herstell- kosten

5.160.000 €

Herstell- kosten

5.160.000 €

Zuschlagssätze

Material- GKZ

20 %

Fertigungs- GKZ

200 %

Verwaltungs- GKZ

12 %

Vertriebs- GKZ

11 %

Berechnung

Material-GK • 100

Fertigungsmaterial

360.000 € • 100

1.800.000 €

Fertigungs-GK • 100

Fertigungslöhne

2.000.000 € • 100

1.000.000 €

Verwalt.-GK • 100

Herstellkosten

600.000 € • 100

5.160.000 €

Vertriebs-GK • 100

Herstellkosten

580.000 € • 100

5.160.000 €

Fert.mat. 1.800.000 €

+Material-GK 360.000 €

Materialk. 2.160.000 €

Fert.löhne 1.000.000 €

+Fert.-GK 2.000.000 €

Fert.kosten 3.000.000 €

HK d. Ums. 5.160.000 €

+VW-GK 619.200 €

+Vtr-GK 567.600 €

Selbstk. 6.346.800 €

Materialk. 2.160.000 €

+Fert.kosten 3.000.000 €

HK d. Erz. 5.160.000 €

HK d. Erz. 5.160.000 €

- LB-Mehr. 0.000 €

- LB-Mind.. 0.000 €

HK d. Ums. 5.160.000 €

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Jörg Bensch 10

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Jörg Bensch 11

Einzel- und Gemeinkosten

1. Aufgabe

Zur Verbesserung der Konkurrenzfähigkeit sollen die Fertigungsgemeinkosten gesenkt werden. Bei welchen 2 Kostenarten sollten Sie daher nach Einsparpotenzial suchen?

[1] Bei dem Ersatz eines defekten Teils an ei-ner Produktionsmaschine

[2] Bei den Lagerkosten der produzierten Fer-tigerzeugnissen

[3] Bei der Wartung der Kopierer im Vertrieb [4] Bei der Wartung der Produktionsmaschinen [5] Bei der Reparatur von Heizkörpern im Ein-

kauf durch geeignete Monteure [6] Bei der Abschreibung der Computer in der

Personalabteilung

2. Aufgabe

Welche Kosten hatten Sie bei den Materialge-meinkosten zu berücksichtigen?

[1] Frachtkosten für einen Rohstoff [2] Lagerkosten für ein Fertigerzeugnis [3] Abschreibungen auf Maschinen in der Pro-

duktion [4] Transportversicherung für Rohstoffe [5] Prüfkosten für die Endkontrolle von Fertig-

erzeugnissen

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Jörg Bensch 12

Betriebsabrechnungsbogen (BAB)

1. Aufgabe

Welche der unten stehenden Aussagen zum Betriebsabrechnungsbogen (BAB) sind [1] zu-treffend, [9] nicht zutreffend?

a) Im BAB werden lediglich Gemeinkosten verteilt; Einzelkosten dienen sodann als Grundlage zur Berechnung der Zuschlags-sätze.

b) Bei der Bildung von Kostenstellen ist darauf zu achten, dass sich die nach einheitlichen Tätigkeitsmerkmalen gebildeten Kostenstel-len mit den Verantwortungsbereichen de-cken, damit die Kostenstellenrechnung ihrer Kontrollaufgabe (Wirtschaftlichkeitsanalyse) gerecht werden kann. In der Praxis werden daher häufig Betriebsabteilungen zu Kos-tenstellen zusammengefasst.

c) Kostenstellen kann man in Haupt- und in Hilfskostenstellen unterteilen. Zu den Hilfs-kostenstellen gehören unter anderem alle Kostenstellen des Verwaltungsbereichs, da diese ihre Leistungen nicht direkt für die Herstellung der Endprodukte abgeben.

d) Die im BAB ermittelten Zuschlagssätze die-nen unter anderem dazu, Angebotspreise zu Normal-Kosten kalkulieren zu können. Da in den kalkulierten Gemeinkosten bei ei-ner Normal-Kosten-Kalkulation variable und fixe Kostenbestandteile berücksichtigt wer-den, kann es bei einer Nachkalkulation zu erheblichen Kostenabweichungen kommen, wenn die Ist-Beschäftigung von der Normal-beschäftigung abgewichen ist.

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Jörg Bensch 13

Gemeinkostenverteilung im BAB Schritt für Schritt

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Jörg Bensch 14

Ermittlung der Zuschlagssätze im BAB

Berechnung des Materialgemeinkostenzuschlagssatzes (MGKZ) sowie der Materialkosten:

MGKZ =

MatGK • 100

=

2.500 T€ • 100

= 12,5 %

Fert.mat.

20.000 T€

Werden für einen Kostenträger (z. B. Produkt A) z. B. 100 € Fertigungsmaterial verbraucht, müssen 12,50 € Gemeinkosten für den Materialbereich zugeschlagen werden. Die Materialkosten für diesen Kostenträger be-laufen sich dann auf 112,50 €.

Fertigungsmaterial + Material-GK = Materialkosten

Berechnung des Fertigungsgemeinkostenzuschlagssatzes (FGKZ) sowie der Fertigungskosten:

FGKZ =

FertGK • 100

=

5.600 T€ • 100

= 140 %

Fert.löhne

4.000 T€

Werden für einen Kostenträger (z. B. Produkt A) z. B. 100 € Fertigungslöhne aufgewandt, müssen 140 € Ge-meinkosten für den Fertigungsbereich zugeschlagen werden. Die Fertigungskosten für diesen Kostenträger belaufen sich dann auf 240,00 €.

Fertigungslöhne + Fertigungs-GK = Fertigungskosten

Berechnung des Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkostenzuschlagssatzes (VwGKZ, VertGK)

Die Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten werden auf die Herstellkosten des Umsatzes aufgeschlagen. Material- und Fer-tigungskosten sind zur Herstellung der Fertigerzeugnisse angefallen. Man nennt die Summe daher auch Herstellkosten der Erzeugung.

Materialkosten + Fertigungskosten = Herstellkosten der Erzeugung

Die Vertriebsgemeinkosten fallen jedoch nicht für die hergestellten sondern für die verkauften Fertigerzeugnisse an. Inner-halb einer Abrechnungsperiode können nämlich mehr oder weniger Fertigerzeugnisse hergestellt als abgesetzt worden sein. Welche Situation vorliegt, wird durch die Lagerbestandsveränderung bei den Fertigerzeugnissen aufgedeckt:

hergestellten Menge FE > abgesetzte Menge FE = Lagerbestandmehrung

hergestellten Menge FE < abgesetzte Menge FE = Lagerbestandminderung

Im Rahmen der Inventur wird jedoch nur festgestellt, ob eine mengenmäßige Lagerbestandsmehrung bzw. -minderung vor-liegt. Die mengenmäßige Lagerbestandsveränderung muss dann noch mit den für die Herstellung der Fertigerzeugnisse be-nötigten Kosten (Herstellkosten der Erzeugung) multipliziert werden.

Die Lagerbestände an Fertigerzeugnissen müssen nach handelsrechtlichen Vorschriften mit den Herstellungskosten bewer-

tet werden. Hierzu sind von der oben dargestellten Berechnung Abzüge (z. B. kalk. Kosten) und Zurechnungen (z. B. antei-lige bilanzielle Abschreibung, Verwaltungsgemeinkosten) vorzunehmen.

Herstellkosten der Erzeugung 28.500 T€

- Minderbestand an Erzeugnissen 1.400 T€

+ Mehrbestand an Erzeugnissen 6.400 T€

Herstellkosten des Umsatzes 33.500 T€

Ein Lagermehrbestand muss abgezogen werden, da diese Fertiger-zeugnisse in der Abrechnungsperiode zwar hergestellt, jedoch nicht abgesetzt wurden. Eine Lagerbestandsminderung muss hingegen dazugerechnet werden, da diese Fertigerzeugnisse in der Abrech-nungsperiode nicht hergestellt aber abgesetzt wurden (sie wurden in einer der vorhergehenden Perioden hergestellt und nicht abgesetzt).

VwGKZ =

VwGK • 100

=

4.690 T€ • 100

= 14 %

HK d. Umsatzes

33.500 T€

Fallen für einen Kostenträger (z. B. Produkt A) z. B. 100 € Herstellkosten an, müssen 14 € Gemeinkos-ten für den Verwaltungs- und 7,40 € für den Vertriebsbe-reich zugeschlagen werden. Die Selbstkosten für diesen Kostenträger belaufen sich dann auf 121,40 €.

VtrGKZ =

VtrGK • 100

=

2.479 T€ • 100

= 7,4 %

HK d. Umsatzes

33.500 T€

Herstellkosten des Umsatzes + Verwaltungs-GK + Vertriebs-GK = Selbstkosten des Umsatzes

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Jörg Bensch 15

Zuschlagssätze

1. Aufgabe

2. Aufgabe

Lernschritt 39: Betriebsabrechnungsbogen (BAB) als Hilfsmittel der Kostenstellenrechnung

Für die Verteilung der Gemeinkosten auf Kostenstellen nutzt man einen so genannten Be-triebsabrechnungsbogen (BAB). In der einfachsten Form ist es eine Tabelle mit folgendem Aus-sehen:

Betriebsabrechnungsbogen (BAB)

Gemeinkostenart

Verteilungsgrundlage

Material

Fertigung

Verwaltung

Vertrieb

Kostenstellen-Einzelkosten

Hilfs-/Betriebsstoffkosten

Materialentnahmescheine

Kalk. Abschreibung

Anlagendatei

Gehälter, Hilfslöhne

Gehaltslisten

Kosten Büromaterialverbrauch

Entnahmescheine

Energiekosten (Strom Maschinen)

Verbrauchsmessungen

Kostenstellen-Gemeinkosten

Mietkosten

Raumgröße in m2

Kosten Gebäudeversicherung

Raumgröße in m2

Reinigungskosten

Raumgröße in m2

Heizkosten

Anzahl/Größe Heizkörper

Energiekosten (Strom Beleuchtung)

Anzahl Lampen

Gewerbesteuer

Verhältniszahlen, die auf Schätzungen beruhen.

Kosten für Werbemaßnahmen

Kalk. Unternehmerlohn

Kalk. Wagniskosten

Material- gemein-kosten

Fertigung- gemein-kosten

Verwal-tungs-

gemeink.

Vertrieb- gemein-kosten

Die Verteilung der Gemeinkosten auf Kostenstellen (hier aus Vereinfachungsgründen Kostenbe-reiche) wird wie folgt vorgenommen:

• Bei Kostenstellen-Einzelkosten liegen Belege vor, die eine verursachungsgerechte Vertei-lung ermöglichen.

Beispiel 1: Bei der Entnahmen von Hilfs- und Betriebsstoffen werden Verwendungsnachweise verwendet. Bei der Ausgabe im Lager wird im EDV-System festgehalten, welcher Werkstoff in welcher Menge für welche Kostenstelle entnommen wird.

Gemeinkostenart

Verteilungsgrundlage

Kosten

Material

Fertigung

Verwaltung

Vertrieb

Hilfs-/Betriebsst.kosten

Entnahmescheine

740.000 €

0 €

680.000 €

0 €

60.000 €

Beispiel 2: Die kalkulatorischen Abschreibungen werden auf der Grundlage der Wiederbeschaffungskosten der in den Kos-tenstellen investierten Anlagevermögenswerte verteilt.

Verteilungsgrundlage/Anlagendatei

WK

Material

Fertigung

Verwaltung

Vertrieb

Wiederbeschaffungskosten (WK) investiertes AV

39.000 T€

1.700 T€

34.000 T€

2.100 T€

1.200 T€

Verursachungsgerechte Verteilung aufgrund von Belegen möglich.

Relativ verursachungsgerechte Verteilung aufgrund von Bezugsgrößen möglich.

Kaum verursachungsgerechte Vertei-lung möglich, daher Verteilung durch Verteilungsschlüsseln, die auf Erfah-

rungswerten beruhen.

Hinweis: Kostenstellen-Gemeinkosten lassen sich jedoch unter Umstän-den in Kostenstellen-Einzelkosten umwandeln.

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Rechnungswesen endlich verstehen

Jörg Bensch 16

Gemeinkostenart

Verteilungsgrundlage

Kosten

Material

Fertigung

Verwaltung

Vertrieb

Kalk. Abschreibungen

Wiederbeschaffungsk.

858.000 €

37.400 €

748.000 €

46.200 €

26.400 €

Die Ermittlung der anteiligen kalkulatorischen Abschreibung für den Materialbereich erfolgt beispielsweise wie folgt:

858.000 € : 39.000.000 € • 1.700.000 € = 37.400 €

Ebenso wird bei den übrigen Kostenstellen-Einzelkosten vorgegangen (Gehälter, Büromate-rial- und Stromverbrauch).

• Bei Kostenstellen-Gemeinkosten ist eine verursachungsgerechte Verteilung zunächst nicht möglich. Es müssen Verteilungsschlüssel festgelegt werden.

Beispiel 3: Die Mietkosten in Höhe von 42.000 € werden auf der Grundlage der Raumgrößen der Kostenstellen verteilt.

Verteilungsgrundlage/Immobilienverzeichnis

RG

Material

Fertigung

Verwaltung

Vertrieb

Raumgröße (RG)

28.000 m2

1.000 m2

12.000 m2

10.000 m2

5.000 m2

Gemeinkostenart

Verteilungsgrundlage

Kosten

Material

Fertigung

Verwaltung

Vertrieb

Mietkosten

Raumgröße

42.000 €

1.500 €

18.000 €

15.000 €

7.500 €

Die Ermittlung der anteiligen Mietkosten für den Fertigungsbereich erfolgt beispielsweise wie folgt:

42.000 € : 28.000 m2 • 12.000 m2 = 18.000 €

Können bei Kostenstellen-Gemeinkosten keine sinnvollen Kriterien für eine verursachungs-gerechte Verteilung gefunden werden, müssen Schätzungen vorgenommen oder Erfahrungs-werte herangezogen werden.

Beispiel 4: Der kalkulatorische Unternehmerlohn wird im Verhältnis auf die Kostenbereiche verteilt.

Verteilungsgrundlage/Immobilienverzeichnis

RG

Material

Fertigung

Verwaltung

Vertrieb

Individuelle Schätzung

13

1

3

5

4

Gemeinkostenart

Verteilungsgrundlage

Kosten

Material

Fertigung

Verwaltung

Vertrieb

Kalk. Unternehmerlohn

Schätzung

187.200 €

14.400 €

43.200 €

72.000 €

57.600 €

Die Ermittlung der anteiligen Mietkosten für den Fertigungsbereich erfolgt beispielsweise wie folgt:

187.200 € : 13 • 3 = 43.200 €

Beispielhaft ergibt sich folgender (auszugsweise abgebildeter) BAB

Gemeinkostenart

Verteilungsgrundlage

Kosten

Material

Fertigung

Verwaltung

Vertrieb

Hilfs-/Betriebsstoffkosten

Entnahmescheine

740.000 €

0 €

680.000 €

0 €

60.000 €

Gehälter

Entnahmescheine

1.252.000 €

255.000 €

382.000 €

347.200 €

267.800 €

Büromaterialkosten

Verteilungsschlüssel

55.800 €

9.800 €

10.400 €

29.200 €

6.400 €

Kalk. Abschreibungen

Anlagendatei

858.000 €

37.400 €

678.000 €

46.200 €

96.400 €

Mietkosten

Raumgröße

42.000 €

1.500 €

18.000 €

15.000 €

7.500 €

Energiekosten

Raumgröße

145.000 €

19.000 €

98.000 €

21.000 €

7.000 €

Betriebliche Steuern

Schätzung

260.000 €

22.900 €

90.400 €

69.400 €

77.300 €

Kalk. Unternehmerlohn

Schätzung

187.200 €

14.400 €

43.200 €

72.000 €

57.600 €

Summe Gemeinkosten

3.540.000 €

360.000 €

2.000.000 €

600.000 €

580.000 €

Material- gemein- kosten

Fertigungs- gemein- kosten

Ver- waltungs- gemein- kosten

Vertriebs- gemein- kosten

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Rechnungswesen endlich verstehen

Jörg Bensch 17

Mithilfe des BAB wird zunächst erreicht, dass die Gemeinkosten eines Betrie-bes auf die Kostenstellen (Kostenbereiche) erteilt werden. Je verursachungsge-rechter dies erfolgt, desto besser ist es. Auf diese Weise kann zunächst erreicht

werden, die Kosten den Orten der Kostenentstehung zuzuordnen.

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Jörg Bensch 18

Kostenverteilung im BAB

1. Aufgabe

Welche der untenstehenden Aussagen zum Betriebsabrechnungsbogen (BAB) sind [1] zu-treffend, [9] nicht zutreffend?

a) Im BAB werden lediglich Gemeinkosten verteilt; Einzelkosten dienen sodann als Grundlage zur Berechnung der Zuschlags-

sätze. b) Bei der Bildung von Kostenstellen ist darauf

zu achten, dass sich die nach einheitlichen Tätigkeitsmerkmalen gebildeten Kostenstel-len mit den Verantwortungsbereichen de-cken, damit die Kostenstellenrechnung ihrer Kontrollaufgabe (Wirtschaftlichkeitsanalyse) gerecht werden kann. In der Praxis werden daher häufig Betriebsabteilungen zu Kos-tenstellen zusammengefasst.

c) Kostenstellen kann man in Haupt- und in Hilfskostenstellen unterteilen. Zu den Hilfs-kostenstellen gehören unter anderem alle Kostenstellen des Verwaltungsbereichs, da diese ihre Leistungen nicht direkt für die Herstellung der Endprodukte abgeben.

d) Die im BAB ermittelten Zuschlagssätze die-nen unter anderem dazu, Angebotspreise zu Normal-Kosten kalkulieren zu können. Da in den kalkulierten Gemeinkosten bei ei-ner Normal-Kosten-Kalkulation variable und fixe Kostenbestandteile berücksichtigt wer-den, kann es bei einer Nachkalkulation zu erheblichen Kostenabweichungen kommen, wenn die Ist-Beschäftigung von der Normal-beschäftigung abgewichen ist.

2. Aufgabe

In einem Betrieb werden die Kostenstellen Material, Fertigung I, Fertigung II, Verwaltung

und Vertrieb geführt. Die Stromkosten des

Betriebs belaufen sich auf 640.000,00 €, die Verteilung auf die einzelnen Kostenstellen er-folgt nach dem entsprechenden Verbrauch:

Kostenbereich Stromverbrauch (kWh) Material 128.000 Fertigung I 1.120.000 Fertigung II 1.440.000 Verwaltung 320.000 Vertrieb 192.000

a) Ermitteln Sie aa) den Preis für 1 kWh in Eurocent. ab) den prozentualen Anteil der Strom-

kosten, der auf die Kostenstelle Ferti-gung I entfällt.

ac) die auf die Kostenstelle Verwaltung entfallenden Stromkosten.

b) Ermitteln Sie anhand des in der Anlage abgebildeten Auszugs aus der Anlagenda-tei die 20(05) auf die Kostenstelle Ferti-gung I entfallende Abschreibung für die Drehautomaten, Inventar-Nr. 501. Die Kosten werden im Verhältnis 4 : 7 auf die Kostenstellen Fertigung I und Fertigung II verteilt.

3. Aufgabe

Welche Zielsetzung verfolgen Sie mit der Auf-stellung des Betriebsabrechnungsbogens (BAB)?

[1] Mit Hilfe des BABs errechnet man das Be-triebsergebnis für jede Kostenstelle.

[2] Der BAB dient dazu, für jede Kostenstelle das Umsatzergebnis zu ermitteln.

[3] Dem BAB kann man die Selbstkosten der verschiedenen Produkte entnehmen.

Anlage zu Aufgabe 2:

Inventar-Nr. 501

Bezeichnung: Drehautomat

Kostenstelle: 40-110

Anlagenkonto: 0720

Abschreibungskonto: 6520

Abschreibungsbeginn: 01.07.20(01)

Nutzungsdauer: 5 Jahre

Abschrei-bung linear: 20 degressiv:

Anschaffungskosten: 220.000 Versicherungswert: 250.000

Datum Buchwert Jahres-AfA Summe AfA

31.12.20(01)

31.12. 20(02)

31.12. 20(03)

31.12. 20(04)

31.12. 20(05)

198.000,00

154.000,00

110.000,00

66.000,00

22.000,00

44.000,00

44.000,00

44.000,00

22.000,00

66.000,00

110.000,00

154.000,00

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Rechnungswesen endlich verstehen

Jörg Bensch 19

[4] Der BAB erfasst die in den einzelnen Be-triebsabteilungen entstandenen Gemein-kosten.

[5] Im BAB trennt man die unternehmensbezo-genen Aufwendungen von den betriebsbe-zogenen Aufwendungen.

4. Aufgabe

Welche Kosten können Sie verursachungsge-mäß genau den Kostenstellen zuordnen?

[1] Die Kostenstellengemeinkosten [2] Die Normalgemeinkosten [3] Die Kostenstelleneinzelkosten [4] Die Einzelkosten [5] Die unternehmensbezogenen Fixkosten

5. Aufgabe

In Ihrem Unternehmen möchte man für die Produktkalkulationen Zuschlagssätze nutzen. Dazu werden in der Kostenstellenrechnung vier Kostenstellen gebildet. Die in der Ab-rechnungsperiode angefallenen Gemeinkos-ten und deren Verteilungsschlüssel auf die einzelnen Kostenstellen ergeben gemäß der unten abgebildeten Tabelle.

In der Abrechnungsperiode sind Einzelmate-rialkosten von € 200.000 und Fertigungs-löhne von € 250.000 angefallen. Die Ferti-gungslöhne verteilen sich im Verhältnis 3:2 auf die Fertigungskostenstellen I und II. Die Sozialkosten verteilen sich nach der Höhe der Gehälter bzw. der Fertigungslöhne.

a) Welche Gemeinkosten ergeben sich in den vier Kostenstellen?

b) Welche Gemeinkostenzuschlagssätze er-hält man unter der Annahme, dass die Ab-satz- gleich der Produktionsmenge ist, wenn als Zuschlagsbasis für die Material-gemeinkosten das Einzelmaterial, für die Fertigungsgemeinkosten die Fertigungs-löhne und für die Verwaltungs- und Ver-triebsgemeinkosten

Anlage zur 5. Aufgabe

Kostenarten Gemein- kosten

Kosten- schlüssel

Material- stelle

Fertigung I

Fertigung II

Verwaltung und Vertrieb

Gehälter 75.000 € prozentual 20 % 80 %

Sozialkosten 26.000 € Gehälter

Hilfsstoffe 12.000 € prozentual 50 % 30% 20 %

kalk. Zinsen 4.000 € investiertes Vermögen

1.000 € 1.500 € 1.200 € 300 €

kalk. Abschreibungen 130.000 € investiertes Vermögen

28.000 € 73.000 € 19.000 € 10.000 €

kalkulatorische Miete 90.000 € qm 11.000 € 36.000 € 39.000 € 4.000 €

Strom 25.000 € kWh 2.000 € 11.000 € 9.000 € 3.000 €

Summe Gemeink. 362.000 €

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Jörg Bensch 20

Mit Hilfe des BAB steht nun fest, welche Gemeinkosten durch welche Kostenstellen innerhalb ei-nes Monats verursacht wurden. Eine Analyse dieser Kosten findet später statt, wenn man sich mit der Kostenstellenrechnung weiter beschäftigt.

Der BAB sollte aber auch dazu dienen, das Problem der Kostenträgerrechnung zu lösen. Dies wird dadurch erreicht, dass man sinnvolle Kostenverursacher für die Gemeinkosten sucht. Sie dienen als Zuschlagsgrundlage.

Wichtiger Hinweis zum Verständnis:

In der Praxis ist es häufig schwierig, sinnvolle Kostenverursacher zu finden, also Kriterien, die die Höhe der angefallenen Gemeinkosten beeinflussen. Sehr gründlich wird dies mit einer so genannten Prozesskostenrechnung versucht. Auf diese wird hier jedoch nicht näher eingegangen.

Aus Vereinfachungsgründen wird im Folgenden ein Zusammenhang zwischen Einzel- und Gemein-kosten unterstellt. Diese Vorgehensweise ist jedoch sehr kritisch zu beurteilen, worauf nachfolgend eingegangen wird. Die Maschinenstundensatzrechnung (Lernschritt 42) berücksichtigt, dass Gemein-kosten variable und fixe Bestandteile beinhaltet.

Zunächst wird unterstellt, dass ein Zusammenhang zwischen der Höhe der

• Materialgemeinkosten und dem Fertigungsmaterial (Materialeinzelkosten) und

• Fertigungsgemeinkosten und den Fertigungslöhnen (Fertigungseinzelkosten)

besteht.

Dies bedeutet, dass die Höhe der Gemeinkosten abhängig ist von der Höhe der Einzelkosten.

Beispiel: Liegen in einem Monat die Materialeinzelkosten, also die Kosten für verbrauchte Rohstoffe, bei 100.000 € und die erfassten Gemeinkosten im Materialbereich bei 20.000 € und steigen die Materialeinzelkosten im nächsten Monat auf 120.000 € - z. B. weil mehr Fertigerzeugnisse hergestellt wurden - dann müssen auch die Materialgemeinkosten im gleichen Verhältnis ansteigen.

Wichtiger Hinweis zum Verständnis:

Der unterstellte wertmäßige Zusammenhang zwischen Einzel- und Gemeinkosten ist natürlich mehr als fragwürdig. Schon allein die Tatsache, dass es sich bei Einzelkosten (fast ausnahmslos) um vari-able und bei Gemeinkosten (fast immer) um Fixe Kosten handelt, macht dies deutlich.

Werden nämlich mehr Fertigerzeugnisse hergestellt, steigen unweigerlich die Materialeinzelkosten (Kosten für die eingesetzten Rohstoffe). Die Gemeinkosten im Materialbereich (also z. B. die Kosten für die Lagermiete, die Abschreibungen der Sachanlagen sowie die Gehälter der Mitarbeiter in der Einkaufsabteilung) bleiben hingegen häufig konstant.

Die unterstellte Proportionalität ist also sehr kritisch zu hinterfragen. hergestellt

Im Materialbereich wird daher nun ein prozentuales Verhältnis zwischen der Höhe der Material-gemeinkosten und der Kosten für Fertigungsmaterial gebildet. Es ergibt sich der Materialge-meinkostenzuschlagssatz (MGKZ):

Materialgemein- kostenzuschlagssatz

(MGKZ) =

Materialgemeinkosten • 100

Fertigungsmaterial

herges tellt

Beispiel: Liegen im oben abgebildeten BAB die Kosten für das im angegebenen Monat verbrauchten Fertigungsmaterial bei 1.800.000 €, so ergibt sich ein MGKZ von 20 % (360.000 € • 100 : 1.800.000 €).

Im Fertigungsbereich unterstellt man ein prozentuales Verhältnis zwischen der Höhe der Ferti-gungsgemeinkosten und der Kosten für Fertigungslöhne. Es ergibt sich der Fertigungsgemein-kostenzuschlagssatz (FGKZ):

Fertigungsgemein- kostenzuschlagssatz

(FGKZ) =

Fertigungsgemeinkosten • 100

Fertigungslöhne

herges tellt

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Jörg Bensch 21

Beispiel: Liegen im oben abgebildeten BAB die Kosten für die im angegebenen Monat angefallenen Fertigungslöhne bei 1.000.000 €, so ergibt sich ein FGKZ von 200 % (2.000.000 € • 100 : 1.000.000 €).

Im BAB wird ein proportionales Verhältnis zwischen Materialgemeinkosten und den Kosten für Fertigungsmaterial sowie zwischen Fertigungsgemeinkosten und der Höhe der Fertigungs-

löhne unterstellt. Das Verhältnis wird in einem Prozentsatz, dem Zuschlagssatz ausgedrückt.

Die Zuschlagssätze stehen also quasi stellvertretend für die Beanspruchung der Kostenstelle durch die Kostenträger.

Dadurch, dass im BAB Zuschlagssätze gebildet werden, können nun die Gemeinkosten den einzelnen Kostenträgern zugeschlagen werden.

Beispiel: Werden beispielsweise in dem bereits bekannten Betrieb zwei Kostenträger A und B hergestellt, so können beispiels-weise leicht die Materialeinzelkosten bestimmt werden. Hierzu werden aus den Stücklisten der beiden Erzeugnisse die benötig-ten Materialien (Rohstoffverbrauch) ermittelt und mit Einstandspreisen bewertet. Auf diese Weise erhält man die Kosten für das Fertigungsmaterial je Kostenträger. Diese lagen z. B. für A bei 10 €/St. und für B bei 200 € je Stück. Mithilfe des MGKZ können nun die entsprechenden Gemeinkosten kalkuliert (berechnet) werden:

Diese betragen für • Kostenträger A: 10 €/St. • 20 % : 100 = 2 €/St.

• Kostenträger B: 200 €/St. • 20 % : 100 = 40 €/St.

Für eine Abrechnungsperiode können somit berechnet werden:

• die Materialkosten:

herges tellt

Fertigungsmaterial (Rohstoffkosten für die Herstellung der Erzeugnisse; Einzelkosten) + Materialgemeinkosten (Gemeinkosten, die in den Material-Kostenstellen angefallen sind)

= Materialkosten

• die Fertigungskosten:

herges tellt

Fertigungslöhne (Lohnkosten für die Herstellung der Erzeugnisse; Einzelkosten) + Fertigungsgemeinkosten (Gemeinkosten, die in den Fertigungs-Kostenstellen angefallen sind)

= Fertigungskosten

• die Herstellkosten:

herges tellt

Materialkosten + Fertigungskosten

= Herstellkosten

Die Herstellkosten sind die Kosten, die für die Produktion eines Erzeugnisses anfallen. Sie setzen sich aus den Material- und den Fertigungskosten zusammen.

Wichtiger Hinweis zum Verständnis:

Der Begriff „Herstellkosten“ wird in der KLR verwendet. Er ist eindeutig definiert als Summe aus Material (Materialeinzel- und -gemeinkosten) und Fertigungskosten (Fertigungseinzel- und -gemein-kosten). Er umfasst also alle Kosten, die für ein Fertigerzeugnis anfallen, bis es im Ausgangslager liegt. Danach anfallende Kosten (z. B. für den Vertrieb) zählen nicht dazu. Die Ermittlung dieser Kos-ten hängt von der Genauigkeit der zuvor durchgeführten Gemeinkostenverteilung im BAB ab. Er ent-hält beispielsweise auch kalkulatorische Kosten.

Der sehr ähnliche Begriff „Herstellungskosten“ stammt hingegen aus der Fibu und bezieht sich auf die Bewertung von Vermögensgegenständen (also auch auf Erzeugnisse im Ausgangslager). Im ex-ternen Rechnungswesen sind im Gegensatz zur KLR jedoch die gesetzlichen Bewertungsvorschrif-ten des HGB zu beachten. Demnach existieren verschiedene mögliche Wertansätze, die beachtet werden müssen (Stichwort: Niederstwertprinzip). Kalkulatorische Kosten dürfen in keinem Fall in der Bewertung berücksichtigt werden. herges tellt

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Jörg Bensch 22

In einem Unternehmen fallen in der Einkaufsabteilung in einem Monat kalkulatorische Ab-schreibung in Höhe von 10.000 € an. Sie werden unter anderem verursacht durch den Ein-satz von PCs und Büromöbeln. Durch die Nutzung verlieren diese Gegenstände an Wert und dieser Wertverlust entspricht dem Wert der kalkulatorischen Abschreibung.

Die PCs und Büromöbel werden von Sachbearbeitern genutzt, die die benötigten Rohstoffe beschaffen. Aus den Rohstoffen werden zwei Fertigerzeugnisse A und B hergestellt. Durch eine Stücklistenauflösung wird berechnet, dass für Erzeugnis A Rohstoffe im Wert von 10.000 € und für Erzeugnis B Rohstoffe im Wert von 40.000 € beschafft und verbraucht wurden.

Über den BAB wird nun ermittelt, dass die Gemeinkosten (hier aus Vereinfachungsgründen allein die Abschreibungen) 20 % der Einzelkosten (= Fertigungsmaterial) ausmachen.

Material-Gemeinkosten-Zuschlagssatz = 10.000 € • 100 : 50.000 € = 20 %

Nun können die Materialgemeinkosten auf die beiden Kostenträger A und B verteilt werden:

• Fertigerzeugnis A: 2.000 € (20 % von 10.000 €)

• Fertigerzeugnis B: 8.000 € (20 % von 40.000 €)

Wichtiger Hinweis zum Verständnis:

Es muss noch einmal auf die Problematik der Proportionalisierung der Gemeinkosten hingewiesen werden. Durch die Bildung der Gemeinkosten-Zuschlagssätze wird ein direktes Verhältnis zwischen Einzel- und Gemeinkosten unterstellt, was in der Praxis zu völligen Fehlentscheidungen führen kann.

Hierzu ein Beispiel: Ein Hersteller von Smartphones produziert zwei Modelle. Modell A ist ein günsti-ges Modell aus Kunststoff, Materialwert 10 €. Modell B ist das Edel-Modell und hierfür fallen Materi-aleinzelkosten in Höhe von 100 € an. In diesem Unternehmen wird mit einem Materialgemeinkosten-zuschlagssatz von 50 % kalkuliert. Dies bedeutet, dass Modell A mit Gemeinkosten von 5 € und Mo-dell B mit 50 € belastet werden.

Dies wäre dann zutreffend, wenn Modell A weniger Arbeitskraft der Mitarbeiter im Einkauf, im Lager, weniger Kosten im Lager (z. B. Anteil Abschreibung, Energiekosten) usw. verursachen würde. Dies wird jedoch wahrscheinlich nicht so sein.

Die dargestellte Zuschlagskalkulation muss also vor diesem Hintergrund immer kritisch hinterfragt werden. Zunächst einmal wird sie jedoch aus Vereinfachungsgründen weiter so verwendet. herges tellt

Offensichtlich müssen nun in einem weiteren Schritt die Verwaltungs- und die Vertriebsgemein-kosten auf die Kostenträger verteilt bzw. diesen zugeschlagen werden. Hier ergibt sich ein wei-teres Problem: Zuvor dienten Einzelkosten als Zuschlagsgrundlage. Weitere Einzelkosten sind jedoch nicht vorhanden. Man wende daher eine weitere Vereinfachung an, indem man diese Gemeinkosten auf die Herstellkosten aufschlägt.

Es erscheint nachvollziehbar, dass die Vertriebsgemeinkosten nicht grundsätzlich für die herge-stellten Erzeugnisse anfallen, wenn in einer Abrechnungsperiode mehr oder weniger Erzeug-nisse verkauft als hergestellt wurden. Vertriebsgemeinkosten - so unterstellt man - fallen aus-schließlich für die verkauften Erzeugnisse an.

Kommt es also in einer Abrechnungsperiode zu einer Bestandsveränderung bei den Fertiger-zeugnissen, muss dies an dieser Stelle berücksichtigt werden.

Beispiel: Ein Unternehmen produziert im ersten Monat 1.000 Stück eines Erzeugnisses und die Herstellkosten belaufen sich auf 10 €/St. In diesem Monat werden jedoch keine Erzeugnisse verkauft. Im zweiten Monat erfolgt daher keine Produktion mehr dieses Erzeugnisses und der Verkaufsabteilung gelingt es, die 1.000 Stück zu verkaufen.

Im ersten Monat lagen die Herstellkosten für die erzeugten Produkte bei 10.000 €. Gleichzeitig kam es zu einer Bestandsmeh-rung im Wert von 10.000 €. Im zweiten Monat lagen keine Herstellkosten vor, die Lagerbestandsminderung im Wert der Her-stellkosten von 10.000 € ermöglichte jedoch den Verkauf.

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Rechnungswesen endlich verstehen

Jörg Bensch 23

Um die Bestandsveränderung bei den Fertigerzeugnissen zu berücksichtigen, unterscheidet man zwischen Herstellkosten der Erzeugung und Herstellkosten des Umsatzes:

herges tellt

Herstellkosten der Erzeugung - Bestandsminderungen an unfertigen und fertigen Erzeugnissen + Bestandsmehrungen an unfertigen und fertigen Erzeugnissen

= Herstellkosten des Umsatzes

Wird also in einer Abrechnungsperiode eine Lagerbestandsmehrung festgestellt (z. B. 1.000 St.), wird diese mit den Herstellkosten der Erzeugung bewertet (z. B. 10 €/St.) und entspre-chend von den gesamten Herstellkosten der Erzeugung abgezogen. Dies ist logisch, da die Er-zeugnisse, die (zwischenzeitlich) auf Lager liegen, in dieser Periode nicht verkauft wurden. Bei der Lagerbestandsminderung verhält es sich umgekehrt.

Etwas genauer rechnet man wie folgt:

herges tellt

Herstellkosten der Erzeugung - Bestandsminderungen an unfertigen Erzeugnissen + Bestandsmehrungen an unfertigen Erzeugnissen

= Herstellkosten der fertigen Erzeugnisse

- Bestandsminderungen an fertigen Erzeugnissen + Bestandsmehrungen an fertigen Erzeugnissen

= Herstellkosten des Umsatzes

Die Herstellkosten des Umsatzes dienen nun als Grundlage für den Zuschlag der Vertriebs- und Verwaltungsgemeinkosten. Diese Vorgehensweise unterstellt:

• dass die Vertriebsgemeinkosten nur durch den Verkauf der Erzeugnisse verursacht werden.

Diese Bedingung ist zumindest halbwegs nachvollziehbar: Die Vertriebstätigkeiten zielen ab auf den Verkauf der hergestellten Erzeugnisse. Man kann daher - vereinfachend - einen Zusammenhang unterstellen.

Natürlich ist dies weitgehend praxisfremd, denn Vertriebstätigkeiten fallen natürlich auch vor dem eigentlichen Absatz statt.

So können beispielsweise Verkäufer gerade in Zeiten schwacher Absatzsatzlagen viel Arbeit aufbringen, um den Absatz „an-zukurbeln“.

• dass auch die Verwaltungsgemeinkosten nur durch den Verkauf der Erzeugnisse verursacht werden.

Diese Bedingung ist dann doch einer sehr vereinfachenden Vorgehensweise geschuldet und in der Praxis kaum nachvollzieh-bar. Sie stammt jedoch aus einer Zeit, in der Kalkulationen noch ohne Computerunterstützung vorgenommen werden muss-ten. Das Verursachungsprinzip wurde hier weitgehend vernachlässigt und die Vorgehensweise hat sich in vielen Betrieben bi heute fortgesetzt.

Dass sowohl Vertriebs- als auch Verwaltungsgemeinkosten auf die gleiche Basis aufgeschlagen werden (nämlich auf die Her-stellkosten des Umsatzes) hat jedoch auch einen Vorteil: Es kann - anstellen von zwei - ein einheitlicher Zuschlagssatz gebil-det werden.

Zu den Gemeinkosten der Verwaltung gehören Kosten wie Gehälter der Buchhalter oder der Mitarbeiter der Personalabteilung, Abschreibungen auf Büromöbel und Energiekosten in den entsprechenden Kostenstellen. Gemeinkosten des Vertriebs sind beispielsweise Wer-bekosten, Kosten für Verpackungsmaterial, Reinigungskosten der Lagereinrichtung.

Die Höhe dieser Kosten ist zum Großteil nicht direkt abhängig von der Menge der abgesetz-ten Erzeugnisse oder gar deren Herstellungskosten. Dies liegt daran, dass es sich in erster Linie um Fixkosten handelt. Die Herstellkosten des Umsatzes, die ja für die in einer Periode verkauften Erzeugnisse stehen, schwanken hingegen abhängig von der Absatzmenge. Sie haben also einen variablen Charakter.

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Jörg Bensch 24

Wichtiger Hinweis zum Verständnis:

Dadurch, dass die Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten auf die Herstellkosten des Umsatzes aufgeschlagen werden, wird ein weiteres proportionales Verhältnis unterstellt, das kritisch hinterfragt werden muss.

Unterstellt wird, dass die Höhe der Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten von der jeweiligen Höhe der Herstellkosten einer Abrechnungsperiode sind. Hierzu wiederum ein Beispiel: In einem Monat produziert der Smartphone-Hersteller wegen der guten Nachfrage 100.000 Handys. Im nächsten Monat sinkt die Nachfrage und es werden weniger Geräte hergestellt. Unterstellt man, dass alle hergestellten Handys auch in der gleichen Periode verkauft werden, sind die Herstellkosten im ersten Monat höher als im zweiten. Rechnet man mit konstanten Zuschlagssätzen, führt dies dazu, dass im ersten Monat höhere Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten angesetzt werden als im zweiten. Dies ist jedoch wiederum unlogisch, da es sich bei Gemeinkosten bekannter Weise fast ausschließlich um Fixkosten handelt.

In der Praxis könnte es vielmehr so sein, dass im ersten Monat kaum Werbeanstrengungen notwen-dig waren und die Vertriebsgemeinkosten daher geringer ausfielen. Im zweiten Monat musste hinge-gen mehr Werbung betrieben werden und die Gemeinkosten fielen höher aus. Die Proportionalisie-rung der Gemeinkosten kann also auch in diesem Fall zu Fehlinterpretationen der Kostenstruktur führen. herges tellt

In dem bereits bekannten (auszugsweise abgebildeten) BAB werden folgende Zuschlagssätze gebildet (unterstellt wird zunächst, dass keine Lagerbestandsveränderungen vorliegen):

Gemeinkostenart

Verteilungsgrundlage

Kosten

Material

Fertigung

Verwaltung

Vertrieb

Hilfs-/Betriebsstoffkosten

Entnahmescheine

740.000 € 0 € 680.000 € 0 € 60.000 €

Gehälter

Entnahmescheine

1.252.000 € 255.000 € 382.000 € 347.200 € 267.800 €

Büromaterialkosten

Verteilungsschlüssel

55.800 € 9.800 € 10.400 € 29.200 € 6.400 €

Kalk. Abschreibungen

Anlagendatei

858.000 € 37.400 € 678.000 € 46.200 € 96.400 €

Mietkosten

Raumgröße

42.000 € 1.500 € 18.000 € 15.000 € 7.500 €

Energiekosten

Raumgröße

145.000 € 19.000 € 98.000 € 21.000 € 7.000 €

Betriebliche Steuern

Schätzung

260.000 € 22.900 € 90.400 € 69.400 € 77.300 €

Kalk. Unternehmerlohn

Schätzung

194.000 € 14.400 € 43.200 € 91.200 € 45.200 €

Summe Gemeinkosten

3.546.800 € 360.000 € 2.000.000 € 619.200 € 567.600 €

Zuschlagsgrundlage

Fertigungs- material

1.800.000 €

Fertigungs- löhne

1.000.000 €

Herstell- kosten

5.160.000 €

Herstell- kosten

5.160.000 €

Zuschlagssätze

Material- GKZ

20 %

Fertigungs- GKZ

200 %

Verwaltungs- GKZ

12 %

Vertriebs- GKZ

11 %

Berechnung

Material-GK • 100

Fertigungsmaterial

360.000 € • 100

1.800.000 €

Fertigungs-GK • 100

Fertigungslöhne

2.000.000 € • 100

1.000.000 €

Verwalt.-GK • 100

Herstellkosten

600.000 € • 100

5.160.000 €

Vertriebs-GK • 100

Herstellkosten

580.000 € • 100

5.160.000 €

Fert.mat. 1.800.000 €

+Material-GK 360.000 €

Materialk. 2.160.000 €

Fert.löhne 1.000.000 €

+Fert.-GK 2.000.000 €

Fert.kosten 3.000.000 €

HK d. Ums. 5.160.000 €

+VW-GK 619.200 €

+Vtr-GK 567.600 €

Selbstk. 6.346.800 €

Materialk. 2.160.000 €

+Fert.kosten 3.000.000 €

HK d. Erz. 5.160.000 €

HK d. Erz. 5.160.000 €

- LB-Mehr. 0.000 €

- LB-Mind.. 0.000 €

HK d. Ums. 5.160.000 €

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Jörg Bensch 25

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Jörg Bensch 26

Einzel- und Gemeinkosten

1. Aufgabe

Zur Verbesserung der Konkurrenzfähigkeit sollen die Fertigungsgemeinkosten gesenkt werden. Bei welchen 2 Kostenarten sollten Sie daher nach Einsparpotenzial suchen?

[1] Bei dem Ersatz eines defekten Teils an ei-ner Produktionsmaschine

[2] Bei den Lagerkosten der produzierten Fer-tigerzeugnissen

[3] Bei der Wartung der Kopierer im Vertrieb [4] Bei der Wartung der Produktionsmaschinen [5] Bei der Reparatur von Heizkörpern im Ein-

kauf durch geeignete Monteure [6] Bei der Abschreibung der Computer in der

Personalabteilung

2. Aufgabe

Welche Kosten hatten Sie bei den Materialge-meinkosten zu berücksichtigen?

[1] Frachtkosten für einen Rohstoff [2] Lagerkosten für ein Fertigerzeugnis [3] Abschreibungen auf Maschinen in der Pro-

duktion [4] Transportversicherung für Rohstoffe [5] Prüfkosten für die Endkontrolle von Fertig-

erzeugnissen

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Jörg Bensch 27

Betriebsabrechnungsbogen (BAB)

1. Aufgabe

Welche der unten stehenden Aussagen zum Betriebsabrechnungsbogen (BAB) sind [1] zu-treffend, [9] nicht zutreffend?

a) Im BAB werden lediglich Gemeinkosten verteilt; Einzelkosten dienen sodann als Grundlage zur Berechnung der Zuschlags-sätze.

b) Bei der Bildung von Kostenstellen ist darauf zu achten, dass sich die nach einheitlichen Tätigkeitsmerkmalen gebildeten Kostenstel-len mit den Verantwortungsbereichen de-cken, damit die Kostenstellenrechnung ihrer Kontrollaufgabe (Wirtschaftlichkeitsanalyse) gerecht werden kann. In der Praxis werden daher häufig Betriebsabteilungen zu Kos-tenstellen zusammengefasst.

c) Kostenstellen kann man in Haupt- und in Hilfskostenstellen unterteilen. Zu den Hilfs-kostenstellen gehören unter anderem alle Kostenstellen des Verwaltungsbereichs, da diese ihre Leistungen nicht direkt für die Herstellung der Endprodukte abgeben.

d) Die im BAB ermittelten Zuschlagssätze die-nen unter anderem dazu, Angebotspreise zu Normal-Kosten kalkulieren zu können. Da in den kalkulierten Gemeinkosten bei ei-ner Normal-Kosten-Kalkulation variable und fixe Kostenbestandteile berücksichtigt wer-den, kann es bei einer Nachkalkulation zu erheblichen Kostenabweichungen kommen, wenn die Ist-Beschäftigung von der Normal-beschäftigung abgewichen ist.

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Gemeinkostenverteilung im BAB Schritt für Schritt

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Jörg Bensch 29

Ermittlung der Zuschlagssätze im BAB

Berechnung des Materialgemeinkostenzuschlagssatzes (MGKZ) sowie der Materialkosten:

MGKZ =

MatGK • 100

=

2.500 T€ • 100

= 12,5 %

Fert.mat.

20.000 T€

Werden für einen Kostenträger (z. B. Produkt A) z. B. 100 € Fertigungsmaterial verbraucht, müssen 12,50 € Gemeinkosten für den Materialbereich zugeschlagen werden. Die Materialkosten für diesen Kostenträger be-laufen sich dann auf 112,50 €.

Fertigungsmaterial + Material-GK = Materialkosten

Berechnung des Fertigungsgemeinkostenzuschlagssatzes (FGKZ) sowie der Fertigungskosten:

FGKZ =

FertGK • 100

=

5.600 T€ • 100

= 140 %

Fert.löhne

4.000 T€

Werden für einen Kostenträger (z. B. Produkt A) z. B. 100 € Fertigungslöhne aufgewandt, müssen 140 € Ge-meinkosten für den Fertigungsbereich zugeschlagen werden. Die Fertigungskosten für diesen Kostenträger belaufen sich dann auf 240,00 €.

Fertigungslöhne + Fertigungs-GK = Fertigungskosten

Berechnung des Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkostenzuschlagssatzes (VwGKZ, VertGK)

Die Verwaltungs- und Vertriebsgemeinkosten werden auf die Herstellkosten des Umsatzes aufgeschlagen. Material- und Fer-tigungskosten sind zur Herstellung der Fertigerzeugnisse angefallen. Man nennt die Summe daher auch Herstellkosten der Erzeugung.

Materialkosten + Fertigungskosten = Herstellkosten der Erzeugung

Die Vertriebsgemeinkosten fallen jedoch nicht für die hergestellten sondern für die verkauften Fertigerzeugnisse an. Inner-halb einer Abrechnungsperiode können nämlich mehr oder weniger Fertigerzeugnisse hergestellt als abgesetzt worden sein. Welche Situation vorliegt, wird durch die Lagerbestandsveränderung bei den Fertigerzeugnissen aufgedeckt:

hergestellten Menge FE > abgesetzte Menge FE = Lagerbestandmehrung

hergestellten Menge FE < abgesetzte Menge FE = Lagerbestandminderung

Im Rahmen der Inventur wird jedoch nur festgestellt, ob eine mengenmäßige Lagerbestandsmehrung bzw. -minderung vor-liegt. Die mengenmäßige Lagerbestandsveränderung muss dann noch mit den für die Herstellung der Fertigerzeugnisse be-nötigten Kosten (Herstellkosten der Erzeugung) multipliziert werden.

Die Lagerbestände an Fertigerzeugnissen müssen nach handelsrechtlichen Vorschriften mit den Herstellungskosten bewer-

tet werden. Hierzu sind von der oben dargestellten Berechnung Abzüge (z. B. kalk. Kosten) und Zurechnungen (z. B. antei-lige bilanzielle Abschreibung, Verwaltungsgemeinkosten) vorzunehmen.

Herstellkosten der Erzeugung 28.500 T€

- Minderbestand an Erzeugnissen 1.400 T€

+ Mehrbestand an Erzeugnissen 6.400 T€

Herstellkosten des Umsatzes 33.500 T€

Ein Lagermehrbestand muss abgezogen werden, da diese Fertiger-zeugnisse in der Abrechnungsperiode zwar hergestellt, jedoch nicht abgesetzt wurden. Eine Lagerbestandsminderung muss hingegen dazugerechnet werden, da diese Fertigerzeugnisse in der Abrech-nungsperiode nicht hergestellt aber abgesetzt wurden (sie wurden in einer der vorhergehenden Perioden hergestellt und nicht abgesetzt).

VwGKZ =

VwGK • 100

=

4.690 T€ • 100

= 14 %

HK d. Umsatzes

33.500 T€

Fallen für einen Kostenträger (z. B. Produkt A) z. B. 100 € Herstellkosten an, müssen 14 € Gemeinkos-ten für den Verwaltungs- und 7,40 € für den Vertriebsbe-reich zugeschlagen werden. Die Selbstkosten für diesen Kostenträger belaufen sich dann auf 121,40 €.

VtrGKZ =

VtrGK • 100

=

2.479 T€ • 100

= 7,4 %

HK d. Umsatzes

33.500 T€

Herstellkosten des Umsatzes + Verwaltungs-GK + Vertriebs-GK = Selbstkosten des Umsatzes

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Zuschlagssätze

1. Aufgabe

2. Aufgabe