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Lesekultur, Leseförderung und literarisches Lernen: theoretische Grundlegung und Praxisanwendungen
Prof. Dr. Dieter WrobelLehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur
Gliederung
1. PISA – Blick zurück und nach vorn
2. Säulen der Leseförderung- Förderung der Lesemotivation
- Förderung der Leseflüssigkeit und des Leseverstehens
- Förderung der Lesestrategien
3. Lesekultur
... und noch einmal PISA
„Als große Herausforderung bleibt in den Schulen [...] eine kumulative Entwicklung der Lesekompetenz auf der Sekundarstufe in unterschiedlichen Sach-und Fachzusammenhängen anzubahnen und zu fördern.“
(PISA-Konsortium Deutschland 2004, 93f.)
Missverständnisse:
Leseförderung ist mehr als
- Kurzzeit-Intervention
- einzelnes öffentlichkeitswirksames Event
- zeitlich begrenztes Trainingsprogramm
- Aufgabe des Fachunterrichts Deutsch
Säulen der Leseförderung
1. Förderung der Lesemotivation
2. Förderung der Leseflüssigkeit und des Leseverstehens
3. Förderung der Lesestrategien
Grundlagen und Voraussetzungen des literarischen Lernens
1. Förderung der Lesemotivation
VielleseverfahrenZielrichtungen:– Steigerung der Leseleistungen
– Steigerung der Lesefreude
– Arbeit am Selbstbild als Leser/Leserin
– Kontakt mit der „Gutenberg-Galaxis“ / Erfahrungen mit verschiedenen Texten, Genres etc.
1. Förderung der Lesemotivation
Kerngedanken:– Lesezeit (in den Unterricht integriert)
– selbst gewählte Texte (z.B. KJL)
– vom Fachunterricht (weitgehend) abgekoppelt – keine Unterrichts-gespräche, Prüfungen etc.
– Lesevorgang an sich erbringt beiläufige Effekte
– Verpflichtung zur Lektüre
1. Förderung der Lesemotivation
Kerngedanken– Förderung der Lesefähigkeiten v.a.
bei schwachen bzw. buchfernen Lesern → habituelle Leserrolle
– Buchauswahl und Lesehaltungen üben
– auch kompetente Leser profitieren: Schüler werden besser, weil sie viel lesen → „Engelskreis des Lesens“
1. Förderung der Lesemotivation
A) Verfahren: freie Lesezeiten
• Beispiel „Leseolympiade“
(Richard Bamberger)
• Beispiel „Sustained Silent Reading“ (SSR)
• Beispiel „Kilometer-Lesen“
• Beispiel ANTOLIN
1. Förderung der Lesemotivation
B) didaktische Flankierung
• Kern sind freie Lesezeiten
• aber: zusätzliche Steuerungen– entweder bezüglich der Texte / der
Textauswahl
– oder bezüglich der Operationen (lesen + X) – Aufgaben, Impulse, …
1. Förderung der Lesemotivation
• Beispiel Buchvorstellung / Buchpräsentation
• Beispiel „Lesetagebuch“ oder „Lesejournal“
• Beispiel „geschlechts-differenzierende Lektüre“
• Beispiel Anregungen zum Gestalten / Darstellen Umsetzen (Lesen – Schreiben – Spielen)
1. Förderung der Lesemotivation
• Beispiel Schreibaktivitäten (z.B. Briefe an Autoren oder Verlage, Rezensionen …)
• Beispiel Schule als Lesehaus
(Öffnung von Klassenbibliotheken) mit verschiedenen Aktivitäten (z.B. Living Library, Lesungen)
• Übergang von der Bibliothek zum Selbstlernzentrum
Selbstlernzentrum
1. Förderung der Lesemotivation
C) „inkludierte Leuchttürme“ vs. Events
• Lesenacht
• Autorenlesung
• Bibliotheksbesuch
• Leserallye
• Leseshow
• u.a.m.
2. Förderung der Leseflüssigkeit und des Leseverstehens
Lautleseverfahren• Ziel: Verbesserung von
Leseflüssigkeit (reading fluency)
• Primar- und Sekundarstufe
• im deutschen Sprachraum (noch) nicht fest etabliert
• aber: empirische Nachweise von Leseleistungszuwächsen
2. Förderung der Leseflüssigkeit und des Leseverstehens
Leseflüssigkeit (fluency)= schnelle, flüssige, automatisierte
und sinngestaltende Fähigkeit zur leisen und lauten Textlektüre
→ Warnung vor
Schnell-Lese-Trainings
(„scannen“)
3. Förderung der Lesestrategien
• Instrumente zur Lernregulation von Lesern, um den Leseprozess und den Verständnisprozess zu überwachen
• „mentale Werkzeuge“
• kognitive Strategien und metakognitive Strategien
3. Förderung der Lesestrategien
Lesestrategien dienen / helfen:
- Planung des Leseprozesses
- Organisation des Leseprozesses
- Steuerung des Leseprozesses
- Überprüfung des Leseprozesses
Strategien müssen gelernt UND angewendet werden
3. Förderung der Lesestrategien
Strategien vor der Lektüre
(pre-reading activities):
•Vorwissen aktivieren (Was weiß ich schon zu diesem Thema? Was will ich erfahren?)
→ Aufbau einer Erwartungshaltung
•Assoziationen abfragen
•etc.
3. Förderung der Lesestrategien
pre-reading activities:
•Titel als Anlass zur
Vorab-Reflexion
3. Förderung der Lesestrategien
Strategien vor der Lektüre:
•Klappentexte (Paratexte)
3. Förderung der Lesestrategien
Strategien vor der Lektüre:
•über Autor und Kontext nachdenken
3. Förderung der Lesestrategien
Strategien vor der Lektüre:
•über Genre nachdenken (Erzähltexte)
3. Förderung der Lesestrategien
Strategien vor der Lektüre:
•über Inhalt / Aufbau nachdenken (Sachtexte)
•ggf. advanced organizer
3. Förderung der Lesestrategien
• Strategien während / nach der Lektüre:
• wichtige Textstellen markieren
• Überschriften für Textteile finden
• Kernaussage eines Absatzes zusammenfassen
• Keywords ermitteln
• mind-mapping (Haupt- und Unteraussagen identifizieren und strukturieren)
• Argumentationsstruktur ermitteln (These, Beleg, Beispiel, …)
3. Förderung der Lesestrategien
Beispiel:
Lesestrategie-programm
„Wir werden Textdetektive“
3. Förderung der Lesestrategien
Lesestrategieprogramm:
PQ4R- Methode (Thomas & Robinson,1972)
– P: Text überfliegen, Überblick gewinnen, Vorwissen aktivieren und Abschnitte ermitteln
– Q: Fragen an Abschnitte (Text) stellen
– R: Text lesen und Fragen beantworten
– R: beim Lesen über Gelesenes nachdenken, Beispiele finden…
– R: Inhalt Lesen in eigenen Worten wiederholen
– R: Überprüfung, indem die ersten Schritte gedanklich wiederholt werden (Gesamtüberblick)
4. Säule: Lesekultur
• Rahmung aller lesefördernder Aktivitäten
• Schulprogramm
• feste Kooperationen
• vielfältige Anschlusskommunikation
• Relevanz der peer-group
• bildungsgangbegleitend
4. Säule: Lesekultur
Nachhaltigkeit
- der Lernprozesse: literarisches Lernen als Prozess des Kompetenzerwerbs
- der Lehr- und Vermittlungsprozesse: offene Unterrichtsinszenierungen
- der literarischen Enkulturation: umfasst auch außer- bzw. nebenunterrichtliche Aktivitäten
Vielen Dank
für Ihre Aufmerksamkeit!