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ES WAR DER GRÖSSTE KUNSTRAUB DER GESCHICHTE. NACH EINER WAHREN GESCHICHTE LESEPROBE AB DONNERSTAG, 20. FEBRUAR NUR IM KINO

Leseprobe-Monuments Men

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ES WAR DER GRÖSSTE KUNSTRAUB DER GESCHICHTE.

NACH EINER WAHREN GESCHICHTE

LESEPROBE

AB DONNERSTAG, 20. FEBRUAR NUR IM KINO

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»Was, wenn ich Ihnen sagen würde, dass es an den Fron-ten eine Gruppe von Männern gab, die im wörtlichen Sinne die Welt retteten, so wie wir sie kennen? Männer, die keine Maschinengewehre mit sich führten und keine Panzer fuhren, Männer, die nicht nur begriffen hatten, wie sehr die großen kulturellen und künstlerischen Leis-tungen unserer Zivilisation bedroht waren, sondern die sich an die Front begaben, um etwas dagegen zu unter-nehmen?« Robert M. Edsel

Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Die Nazis organisieren den größten Kunstraub der Geschichte und lassen aus den besetzten Gebieten Europas mehr als fünf Millionen Objekte für das »Führermuseum« ins Reich schaffen. Eine Spezialeinheit der Alliierten bekommt den Auftrag, die Kulturgüter zurückzuerobern: die Monuments Men!

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10DIE LANDUNG AM D-DAY

NormandieJuni bis August 1944

In der Normandie war jeder Monuments Man für eine bestimmte Kampfzone zuständig. Diese Zonen entspra-chen meist den einzelnen Kampfgruppen, wie etwa der 1. US-Armee, der 3. US-Armee oder der 2. britischen Armee. Rorimers Bereich war die Communications Zone, das Gebiet hinter der Front, wo Straßen gebaut und Nachschub herangeschafft wurde. Doch die Infor-mationen über die Grenzen der »Comm Zone« verän-derten sich so schnell, dass es fast unmöglich war, sich immer auf dem neusten Stand zu halten – oder auch nur den genauen Frontverlauf zu ermitteln. Die Normandie war eine Heckenlandschaft, durchzogen von hohen Erd-

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wällen, die mit Bäumen und Büschen bewachsen waren und die Felder voneinander trennten und die Straßen schützten. Häufig gab es 12 bis 16 von diesen Wällen auf einer Meile, sie behinderten die Sicht in das dahin-terliegende freie Gelände und auf den Wall der nächsten Hecke. Nach zwei oder drei Hecken, die alle in schiefen Winkeln verliefen, wussten die Kommandeure oft nicht mehr, ob sie sich nach vorn oder rückwärts bewegten.

»Halten Sie sich einfach nur an die Straße«, empfahl ein gehetzter Offizier Rorimer, als er an seinem ersten Einsatztag das Hauptquartier verließ. »Und halten Sie den Kopf unten. Ein toter Monuments-Offizier nützt uns gar nichts mehr.«

Am Fuhrpark überprüfte ein Soldat seine Befehle und schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Leutnant. Die Mo-numents-Abteilung steht nicht auf der Liste. Sie werden sich eine Mitfahrgelegenheit suchen müssen. Hier fah-ren ständig Lastwagen ab – Leute, die Leitungen repa-rieren, Nachschub transportieren oder Tote begraben. Es dürfte Ihnen nicht schwerfallen, jemand zu finden, der Sie mitnimmt.«

Rorimer fuhr mit dem ersten Konvoi, der ihn mitneh-men konnte. Er hatte Dutzende Stätten aufzusuchen, aber keinen Plan und kein klar definiertes Ziel. Er hat-te nur den Wunsch, aktiv zu werden, sich nützlich zu machen. Sein erster Aufenthalt war Carentan, die stra-tegische Verbindung zwischen den Strandabschnitten

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Omaha und Utah. Die Stadt war durch Luftbombar-dements und Artilleriebeschuss fast völlig zerstört wor-den, doch inmitten der Verwüstungen entdeckte Rori-mer zu seiner Überraschung jenes Gebäude, das auf der Liste der zu schützenden Kulturgüter stand: die Kirche der Stadt, die fast unversehrt war. Lediglich der Turm war beschädigt worden, und auch er nur geringfügig. Rorimer ließ sein Fernglas sinken. Seine erste Aufgabe bestand darin, den Zustand des Gebäudes nach dem Kampf zu dokumentieren; als Nächstes sollte er die Re-novierungsarbeiten überwachen, falls solche erforderlich waren. Da der Turm nicht unmittelbar einsturzgefähr-det war, bestand kein Grund, sich länger in Carentan aufzuhalten. Er konnte den Departement-Architekten von Cherbourg, einen älteren Franzosen, der ebenfalls die Gebäude inspizierte, dazu bringen, die Verantwor-tung für die Instandsetzung des Turms zu übernehmen. Dann winkte er einen Jungen heran, der ihn von der anderen Straßenseite aus beobachtet hatte.

»Tu veux aider?«, fragte Rorimer. »Willst du helfen?« Der Junge nickte. Rorimer griff in seine Tasche. »Wenn dieser Mann vom Turm zurückkommt«, sagte er zu dem Jungen auf Französisch, »sag ihm, dass ich weitergefah-ren bin, in eine andere Stadt. Und dann bitte ihn, das hier am Gebäude anzubringen.« Er reichte dem Jungen mehrere Schilder. Darauf stand auf Englisch und Fran-zösisch:

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ZUTRITT VERBOTEN!An alle Militärangehörigen

HISTORISCHES MONUMENTUnbefugtes Betreten und das Entfernen jeglichen Materials

oder von Gegenständen aus diesen Räumlichkeiten sind strengstens verboten

Auf Befehl des Kommandierenden Offiziers

Die dritte und wahrscheinlich wichtigste Aufgabe eines Monuments Man bestand darin, dafür zu sorgen, dass Gebäude nicht weiter beschädigt wurden, sei es durch Soldaten oder Zivilisten. Geschützte Monumente, auch Ruinen, sollten nicht angetastet werden. Rorimer beob-achtete, wie der Junge auf die Kirche zuging, ein kleiner Punkt vor einem Hintergrund aus zerborstenen Steinen und zersplittertem Glas. Er trug nicht einmal Schuhe. Rorimer lief ihm nach und packte ihn an der Schulter. »Merci«, sagte er und hielt ihm einen Kaugummi entge-gen. Der Junge nahm ihn und lächelte, dann drehte er sich um und lief zur Kirche.

Ein paar Minuten später war Rorimer schon wieder weg, unterwegs in einem anderen Konvoi zu einem an-deren schützenswerten Kulturgut. Nach wenigen Tagen konnte er nicht mehr berichten, wo er überall gewesen war, ohne auf sein Feldtagebuch und eine Checkliste der Kulturgüter zurückzugreifen. Die Städte verschwammen ineinander, während er kreuz und quer umherreiste, im-

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mer auf der Suche nach einer neuen Transportmöglich-keit. Er war eine Stunde auf einer Straße unterwegs, die voll war mit Panzern, die durch ihre Besatzungen mit metallenen Rammböcken ausgestattet worden waren. »Rhino-Panzer« wurden sie genannt, denn sie eigneten sich perfekt dazu, durch die Hecken hindurch anstatt über sie hinwegzufahren. Dann bog der Jeep um eine Kurve, und kilometerweit gab es keine Hecken mehr. In einem Abschnitt waren sie niedergebrannt und zer-pflügt worden, und der Boden war mit Bombenkra-tern übersät und von Stiefeln zertrampelt. Im nächsten Abschnitt dösten Kühe im Schatten von Bäumen, so friedlich wie im Sommer zuvor. Manche Städte waren zerstört, andere unversehrt. Selbst innerhalb der Städte war manchmal ein Häuserblock stark ramponiert, wäh-rend der nächste völlig unbeschädigt schien – bis man ein zersplittertes Fenster im zweiten Stock entdeckte, wo eine verirrte Kugel eingeschlagen war. Der Krieg kam nicht wie ein Wirbelsturm, erkannte Rorimer, der alles zerstörte, was auf seinem Weg lag. Er kam wie ein Tor-nado, der konzentriert an bestimmten Stellen zuschlug und ein Leben auslöschte, während er die nächste Per-son unbehelligt ließ.

Es gab, so schien es, nur eine Konstante: die Kirchen. In fast jeder Stadt, in die Rorimer kam, bot sich ihm der gleiche Anblick wie in Carentan: intakte Kirchen, be-schädigte Türme. Die Normandie war ein flaches Land,

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und der höchste Punkt für mehrere Kilometer war gewöhnlich ein Kirchturm. Die westlichen Alliierten wollten Gotteshäuser nicht entweihen; die Deutschen zeigten keine derartigen Skrupel. In einem Verstoß ge-gen die Regeln der Landkriegführung, die in der Haager Konvention festgelegt waren, versteckten sich deutsche Heckenschützen und Späher regelmäßig in Kirchtür-men und nahmen von dort aus vorrückende Truppen unter Mörserbeschuss. Die Alliierten begannen darauf-hin, selbst konzentriertes Feuer zu eröffnen, wodurch die Türme zusammenbrachen, der Rest der Kirchenge-bäude aber zum großen Teil unversehrt blieb. Rorimer wusste nicht, ob die Alliierten in die Liste der zu schüt-zenden Bauwerke schauten oder nicht, aber das spielte auch keine Rolle. Die Armeekommandeure hatten von sich aus begriffen, dass bestimmte Gebäude schützens-wert waren.

Allerdings blieb nicht jede Kirche verschont. In La-Haye-du-Puits musste Rorimer die Bauern vertreiben, die jeden Tag zum Beten in die Kirche kamen; das Ge-bäude war schwer beschädigt, und er fürchtete, dass durch die Erschütterungen, die von vorbeifahrenden Panzern und Geschützlafetten ausgelöst wurden, der Turm zum Einsturz gebracht werden würde.

Bulldozer der Alliierten hatten den Schutt des Mit-telteils der Kirche von Saint-Malo in Valognes in das Kirchenschiff geschoben, um die Nachschubroute frei-

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zuräumen – die unglücklicherweise direkt durch die Überreste der Kirche führte. Die Bewohner des Ortes weinten und baten um Schonung des Gotteshauses, aber als Rorimer ihnen erklärt hatte, dass es keine an-dere Möglichkeit gab, fanden sie sich damit ab. Das war der Preis der Freiheit.

Es gab auch Fälle, die schlimmer hätten ausgehen können. Die historische Abtei von St. Sauveur-le-Vi-comte, die als deutsches Munitionsdepot diente, wurde durch alliierte Luftangriffe zerstört. Als Rorimer ankam, gaben amerikanische Soldaten den Kindern ihre eigenen Verpflegungsrationen zu essen; in der Abtei hielten sich 56 Waisenkinder und 35 Nonnen auf. »Die Abtei ist gesegnet«, erklärte ihm die Oberin. »Sie wurde zerstört, aber alle sind unversehrt geblieben.«

Das Schloss des Comte de Germigny war durch alli-ierte Bomben in Brand geraten. Als er näher kam, sah Rorimer die geschwärzten Mauerreste, die wie riesige Schultern aus Stein emporragten. In ihrem Schatten war ein Bulldozer dabei, eine der letzten noch weitgehend intakten Mauern einzureißen. Es war üblich, beschä-digte Mauern niederzureißen; die Armee verwendete die Steine als Baumaterial für Straßen. Aber dieses Châ-teau stand auf der Liste der zu schützenden Bauwerke, und diese bestimmte Mauer gehörte zur Privatkapelle des Schlosses. Auf der Rückseite bemerkte Rorimer zwei große Statuen aus dem 18. Jahrhundert.

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»Stoppen Sie den Bulldozer!«, schrie er den verblüff-ten Pionier an, der in den vergangenen paar Tagen zwei-fellos damit beschäftigt gewesen war, die übrigen Mau-ern des demolierten Schlosses plattzumachen. »Das ist eine historische Stätte.« Er hielt ihm seine Liste der zu schützenden Bauwerke vor das Gesicht. »Sie darf nicht zerstört werden.«

Ein paar Minuten später kam der befehlshabende Of-fizier durch den Schutt gestampft. »Was gibt’s denn hier für ein Problem … Leutnant?« Dass er Rorimers Rang erwähnte, den niedrigsten Offiziersrang, war Absicht. Die Monuments Men besaßen nicht die Befugnis, Be-fehle zu erteilen. Sie waren reine Beobachter, und das wusste dieser Offizier.

»Das ist ein historisches Monument, Sir. Es darf nicht beschädigt werden.«

Der Offizier betrachtete die zusammengefallene Mau-er und die Steinbrocken. »Das hätten die Helden der Lüfte bedenken sollen.«

»Es ist Privateigentum, Sir. Das muss respektiert wer-den.«

Der Offizier knöpfte sich den rangniedrigeren, wenn-gleich älteren Mann vor. »Wir müssen hier einen Krieg gewinnen, Leutnant. Und ich muss in diesem Krieg da-für sorgen, dass hier eine Straße hindurchführt.«

Der Offizier wandte sich zum Gehen. Er hielt das Ge-spräch für beendet, aber James Rorimer war wie eine

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Bulldogge: klein, stämmig gebaut und furchtlos. Durch Beharrlichkeit und harte Arbeit hatte er sich im Laufe von kaum zehn Jahren in die Führungsebene des Me-tropolitan Museum hochgearbeitet, der bedeutendsten kulturellen Einrichtung Amerikas. Er besaß jene macht-volle Mischung aus Ehrgeiz und Glauben: Glauben an sich selbst und an seine Mission. Er hatte bislang keine Erfahrung mit dem Scheitern und auch nicht die Ab-sicht, jetzt damit anzufangen.

»Ich habe diese Mauern für einen offiziellen Bericht fotografiert.«

Der Offizier blieb stehen und drehte sich um. Was für eine Frechheit! Für wen hielt sich dieser Kerl? Rorimer hielt ihm eine Kopie von Eisenhowers Proklamation über den Umgang mit Kulturgütern im Krieg entgegen. »Nur für den Fall der Fälle, Sir. Ein Befehl des Ober-kommandierenden. Möchten Sie den Rest Ihres Einsat-zes damit verbringen, zu erklären, warum diese Zerstö-rung eine militärische Notwendigkeit war und absolut unvermeidbar?«

Der Offizier starrte den kleinen Mann an. Wusste die-ser Spinner nicht, dass hier gerade ein Krieg stattfand? Aber als er James Rorimer anschaute, erkannte er, dass es sinnlos war. »Okay«, brummte der Offizier und bedeu-tete dem Bulldozer-Fahrer, er solle sich von der Mauer entfernen, »aber das ist eine verdammt bescheuerte Art, einen Krieg zu führen.«

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Rorimer dachte an die Abtei St. Sauveur-le-Vicomte, wo die amerikanischen Soldaten den Kindern ihre Verpflegung gegeben hatten. Die Soldaten waren von einem General, der die historische und kulturelle Be-deutung dieses Klosters erkannt hatte, aus den warmen, bequemen Betten der Mönche nach draußen geschickt worden und hatten ihre Zelte im Regen aufgeschlagen. Dieser General war vermutlich nicht besonders beliebt bei seinen Soldaten, aber Rorimer wusste, dass es Män-ner wie ihn brauchte, um sich den Respekt der Franzo-sen zu verschaffen.

»Ich bin anderer Ansicht, Sir«, sagte Rorimer zu dem Offizier bei Comte de Germigny. »Ich glaube, genau auf diese Art muss man einen Krieg führen.«

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Leseprobe aus

Robert M. Edsel / Bret Witter

Monuments Men – Es war der größte Kunstraub der GeschichteAus dem Amerikanischen von Hans Freundl560 Seiten · € 9,99 [D] · ISBN 978-3-453-43764-7

© 2009 by Robert M. Edsel

© 2013 der deutschsprachigen Ausgabe by Residenz Verlag, St. Pölten, im Niederösterreichischen Presse haus Druck- und Verlagsgesellschaft mbH

© 2013 der Filmausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design, München

Motion Picture Artwork: © 2013 Twentieth Century Fox Film Corporation. All Rights Reserved.

Motion Picture Photography: © 2013 Twentieth Century Fox Film Corporation and Columbia Picture Industries, Inc. All Rights Reserved

Printed in Germany

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ROBERT M. EDSEL ist Autor der Bestseller Rescuing Da Vinci, Monuments Men und Saving Italy. Er war Co-Produzent des preis-gekrönten Dokumentarfilms The Rape of Europa und gründete die »Monuments of Men Foundation fort he Preservation of Arts«, die 2007 mit der National Humanities Medal ausgezeichnet wurde. Edsel wurde mit der Texas Medal of Arts, dem President’s Call to Service Award und dem Hope for Humanity Award des Dallas Holo-caust Museum ausgezeichnet. Er ist außerdem Kurator am National WWII Museum in New Orleans.

Bret Witter ist Co-Autor von sechs New York Times-Bestsellern. Seine Bücher wurden in mehr als dreißig Sprachen übersetzt und erreichten eine weltweite Auflage von zwei Millionen Exemplaren. Er lebt in Decatur, Georgia. www.bretwitter.com

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NACH EINER WAHREN GESCHICHTE

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