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68 GEBÄUDE & TECHNIK | 1-2/2017 a3: Wie beurteilen Sie die derzeitige Si- tuation auf dem heimischen Lüftungs- markt? Gibt es aus Ihrer Sicht zu viele Anbieter für einen eher stagnierenden Markt? Werner Aumayr: Der heimische Markt erscheint groß genug für alle – wenn sie vernünftig agieren würden – und: Es gibt nicht zu viele Anbieter sondern zu wenig vernünftige. Bei vielen scheint der Umsatz zu zählen, nicht das, was übrig bleibt. Christian Schuch: Ein Verdrängungs- markt im Kernmarkt (Brandschutzklap- pen, Schalldämpfer, Volumenstromregler, Lüftungsgitter, Luftauslässe udgl.), je- doch in Nischenbereichen ist für Schako immer noch Potenzial möglich, z. B. Rein- raumtechnik. Gernot Pichler: Wir sehen das Thema sehr differenziert. Der Wettbewerbsdruck aus den angrenzenden osteuropäischen Län- dern hat erheblich zugenommen. Wir ha- ben uns jedoch seit Bestehen des Unter- nehmens, also seit mehr als 55 Jahren, durch unser breites Dienstleistungsange- bot differenziert. a3: In einigen Sparten der Gebäude- technik wird beklagt, dass zu wenige Großprojekte auf dem Markt sind. Sehen Sie das auch so? Aumayr: Es gibt Großprojekte in ausrei- chender Zahl, allerdings sind diese hart umkämpft – und das mindert den Erfolg. Schuch: Das stimmt, jedoch sind solche Großprojekte nicht unser Kernmarkt, z. B. die Bürogebäude am Hauptbahnhof Wien, die im Moment errichtet werden. Pichler: In den von uns bearbeiteten Märk- ten sehen wir keinen Engpass an Projekten. Vor allem im mehrgeschossigen Hochbau Tief Luft holen Verstärkter Wettbewerb und intensivere Preiskämpfe prägen das Segment Lüftung. a3 hat ein paar Unternehmen der Sparte um ihre Sicht der Dinge befragt. Geantwortet haben Werner Aumayr (Aumayr Lüftungstechnik), Christian Schuch, Geschäftsführer von Schako GmbH, und Gernot Pichler von Pichlerluft. Stumm blieben hingegen die Vertreter der Firmen Wernig und Troges. Text: Franz Artner Werner Aumayr: „Es gibt nicht zu viele Anbieter, sondern zu wenig vernünftige“ Lüftungsmarkt

Lüftungsmarkt Tief Luft holen - Aumayr€¦ · GEBÄUDE & TECHNIK | 1-2/2017 69 erwarten wir uns mittelfristig eine sehr po - sitive Entwicklung. a3: Im Osten Österreichs ist im

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68 GEBÄUDE & TECHNIK | 1-2/2017

a3: Wie beurteilen Sie die derzeitige Si-tuation auf dem heimischen Lüftungs-markt? Gibt es aus Ihrer Sicht zu viele Anbieter für einen eher stagnierenden Markt?

Werner Aumayr: Der heimische Markt erscheint groß genug für alle – wenn sie vernünftig agieren würden – und: Es gibt nicht zu viele Anbieter sondern zu wenig vernünftige. Bei vielen scheint der Umsatz zu zählen, nicht das, was übrig bleibt.

Christian Schuch: Ein Verdrängungs-markt im Kernmarkt (Brandschutzklap-pen, Schalldämpfer, Volumenstromregler, Lüftungsgitter, Luftauslässe udgl.), je-doch in Nischenbereichen ist für Schako immer noch Potenzial möglich, z. B. Rein-raumtechnik.

Gernot Pichler: Wir sehen das Thema sehr differenziert. Der Wettbewerbsdruck aus den angrenzenden osteuropäischen Län-dern hat erheblich zugenommen. Wir ha-ben uns jedoch seit Bestehen des Unter-nehmens, also seit mehr als 55 Jahren, durch unser breites Dienstleistungsange-bot differenziert.

a3: In einigen Sparten der Gebäude-technik wird beklagt, dass zu wenige Großprojekte auf dem Markt sind. Sehen Sie das auch so?

Aumayr: Es gibt Großprojekte in ausrei-chender Zahl, allerdings sind diese hart umkämpft – und das mindert den Erfolg.

Schuch: Das stimmt, jedoch sind solche Großprojekte nicht unser Kernmarkt, z. B.

die Bürogebäude am Hauptbahnhof Wien, die im Moment errichtet werden.

Pichler: In den von uns bearbeiteten Märk-ten sehen wir keinen Engpass an Projekten. Vor allem im mehrgeschossigen Hochbau

Tief Luft holen Verstärkter Wettbewerb und intensivere Preiskämpfe prägen das Segment Lüftung. a3 hat ein paar Unternehmen der Sparte um ihre Sicht der Dinge befragt. Geantwortet haben Werner Aumayr (Aumayr Lüftungstechnik), Christian Schuch, Geschäftsführer von Schako GmbH, und Gernot Pichler von Pichlerluft. Stumm blieben hingegen die Vertreter der Firmen Wernig und Troges. Text: Franz Artner

Werner Aumayr: „Es gibt nicht zu viele Anbieter, sondern zu wenig vernünftige“

Lüftungsmarkt

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erwarten wir uns mittelfristig eine sehr po-sitive Entwicklung.

a3: Im Osten Österreichs ist im Moment der Wohnbau sehr expansiv. Können Sie in dieser Sparte punkten?

Aumayr: Zum einen ist der Wohnbau nicht gerade unsere Stärke, zum anderen gibt es immer mehr „kostengünstige“ Ein-zelraumlösungen – und da sind wir als Lüftungsleitungshersteller nicht wirklich gefragt.

Schuch: Wir sind im Bereich der Nicht-wohngebäude und hochwertigen Wohnbau-ten tätig – der soziale Wohnbau ist für uns kein Markt, da hier unsere Produkte so gut wie nie benötigt werden.

Pichler: Mit unseren Lüftungskonzepten setzen wir den Menschen konsequent in den Mittelpunkt. Wir punkten mit hoch-effizienter Technologie in Verbindung mit erstklassigem Komfort, besten Energieef-fizienzwerten und einem ausgezeichneten Preis-Leistungs-Verhältnis. Heuer wurden wir für unsere energetisch und wirtschaft-lich herausragende Gesamtlösung zur Gebäudesanierung mit dem Component Award 2016 ausgezeichnet. Die zentrale Komfortlüftungslösung mit Wärmerückge-winnung eignet sich hervorragend für die Gebäudesanierung und wurde von der Jury als besonders montage- und wartungs-freundlich eingestuft.

a3: Bei vielen Neubauprojekten wird die Energieeffizienz hervorgehoben. Haben Sie den Eindruck, dass die Bauherrn tat-sächlich bereit sind, für höherwertige Lüftungstechnik mehr Budget freizuma-chen?

Aumayr: Wir schweben irgendwo zwischen Energieeffizienz und Zulässigkeit von Sys-temen, europäischen Trends und Vorgaben

und der Ausführung gewohnter Systeme. All das ist nicht einfach, aber alle scheinen daran zu arbeiten es noch komplizierter zu machen. In der Wärmerückgewinnung ha-ben einige Bauherrn und Planer den Schritt in die europäisch derzeit vorgezeichnete Richtung bereits eingeschlagen und ver-bauen hocheffiziente Kreislaufverbundsys-teme, wie sie etwa in den neu errichteten Kliniken in NÖ bereits eingebaut wurden. Ob das so bleiben wird, ist fraglich.

Schuch: Teilweise meistens, wenn der Bau-herr auch der Benützer des Gebäudes ist.

Pichler: Beim heuer von mehr als 170 Staa-ten unterzeichneten Pariser Klimavertrag fällt ein Schwerpunkt auch auf den Gebäu-desektor, wo noch hohe Einsparungen er-zielt werden können. Es gibt Studien, die belegen, dass energetische Standards im Wohnungsbau entgegen der breiten Mei-nung keine Preistreiber bei den Baukosten sind. Laut den Studien wird im Wohnbau deutlich, dass es keinen signifikanten Zu-sammenhang zwischen Baukosten und energetischen Kenngrößen gibt. Demnach weisen Passivhäuser teilweise sogar gerin-gere Baukosten auf. In Tirol werden heute bereits 70 Prozent aller sozial geförder-ten Wohnbauten in Passivhaus-Standard errichtet und in einem Großteil davon sind Lüftungssysteme von Pichler verbaut.

a3: Gibt es aktuelle technische Innova-tionen aus Ihrem Haus, mit denen eine Abgrenzung zum Mitbewerb möglich ist?

Aumayr: Natürlich, ohne innovativ zu sein geht man unter. Es gibt aber nur selten wirklich neue Produkte in unserer Branche – und wenn ein Produkt wirklich gut ist und sich verkaufen lässt, findet sich schnell je-mand, der es billiger herstellt.

Schuch: Ja, da wären zum Beispiel die Luftauslässe PIL und DAV, die Unterflur-konvektoren sowie Luftschleier und Volu-menstromregler für Reinraum- und Labor-technik.

Pichler: Wir haben vor einiger Zeit be-schlossen, einen neuen, innovativen Weg zu gehen, der den zukünftigen Anforderungen an Gebäuden Rechnung trägt. Mit unserem Klagenfurter Forschungs- und Entwick-lungsteam legten wir unseren Schwerpunkt auf die Entwicklung eines Wärmepumpen-kombigerätes, um für den Bewohner ein Wohlfühlklima zu schaffen, mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Komfort. Als Ergebnis haben wir vier Funk-

tionen in einem kompakten Gerät vereint:  Lüften, Heizen, Kühlen, Warmwasser. Die große Nachfrage, die unsere Erwartungen übertrifft, zeigt uns, dass wir auf dem rich-tigen Weg sind. Weiters entstand aus der Zusammenarbeit mit der Universität Inns-bruck und dem Passivhaus Institut Inns-bruck ein innovatives Lüftungsgerät, das als dachintegrierte Lösung Teil der Gebäu-dehülle wird.

a3: Werden Sie das schon fast abgelau-fene Jahr 2016 mit einem Umsatzplus abschließen? Wenn ja, in welcher Grö-ßenordnung? Wie hoch ist der Umsatz insgesamt?

Aumayr: Unser Geschäftsjahr endet mit Februar 2017 – die aktuellen Zahlen sind gut, aber nicht beeindruckend – und liegen uns derzeit noch nicht gesichert vor.

Schuch: Ja; das Plus beträgt 3 bis 5 Pro-zent und der Umsatz liegt bei etwa 2,5 Mio. Euro.

a3: Haben Sie aktuell ein Projekt in Be-arbeitung, auf das Sie besonders stolz sind?

Aumayr: Ja, da wären einmal die Post am Rochus und das Icon Vienna in Wien.

Schuch: Das neue Bürogebäude der Wie-ner Lokalbahnen in Wien-Inzersdorf. Pichler: Die Anwendungsbereiche unse-rer Lüftungssysteme sind breit gefächert. Unser Know-how in der Entwicklung, Kon-struktion und Produktion von Lüftungssys-temen steckt in zahlreichen Objekten im In- und Ausland, ob Wohnbau, Büro, Hotel, Konzertsaal, Schule, Handel oder Einfami-lienhaus.

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Gernot Pichler: „In der Zukunft werden die Funktionen Lüften, Heizen, Kühlen,

Warmwasser in einem Gerät vereint“

Christian Schuch: „In Nischen ist für uns noch genug Platz“