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Das Wichtigste in unserem Leben ist das Morgen. Um Mitternacht kommt der junge Tag, rein und unbefleckt, und begibt sich in unsere Hände, hoffend, daß wir vom Gestern gelernt haben." John Wayne (1907-79), eigtl. Marion Michael Morrison, amerik. Schauspieler Liebe Mitglieder und Freunde der HSU Wenn wir morgens die Zeitung öffnen oder die Nachrichten hören, werden wir oft mit den negativen Ereignissen des vergan- genen Tages konfrontiert und den Ängsten, Nöten und Sorgen der Zukunft gegenübergestellt. Und schon ist der neue Tag, der so rein und unbefleckt begonnen hat, getrübt. Wir benötigen Energie und Kraft, um uns auf das Gute, Schöne, Positive und Erbauliche auszurichten. Aber muss das sein? Alles Erscheinende enthält sein Gegenteil. Dank der Nacht nehmen wir den Tag wahr. Sehen wir nun nur die Nacht oder richten wir uns auf den Tag aus? Es ist letztlich alles nur eine Frage der Betrachtung. Heute sind Themen wie Klimaveränderung, Wirtschaftskrise, mangelnde Energie, Pandemie, etc. das was die Zeitungen füllt und die Angst vor der Zukunft nährt. Beachten wir hingegen das Gesetz der Polarität, dann ermöglichen diese Krisen neue Entwicklungen, Gedanken, Lösungen. Überdenken wir das, was John Wayne gesagt hat. Um Mitternacht kommt der junge Tag, rein und unbefleckt. Der neue Tag lässt alles offen. Was gestern war, ist die Ausgangslage des Heute. Was wir im Heute tun, das haben wir jetzt, in diesem Moment in der Hand. So können Sie dieses Vorwort weiterlesen oder auf die Seite legen. Ob Sie es weiterlesen oder es auf die Seite legen, ändert an diesem Vorwort nichts. Es steht schwarz auf weiss in diesem 58. MAGYAR INFO geschrieben. Aber ob es zum Denken anregt oder gar neue Perspektiven eröffnet, hängt ganz alleine von jedem Einzelnen ab. Nehmen wir als Beispiel die aktuelle H1N1-Pandemie. Das Wort Pandemie kommt aus dem Griechischen und heisst „alles dem Volk". Nun, das kann etwas Negatives, Trennendes, Krankmachendes sein. Denn es ist etwas, das Jeden be- trifft. Das Verhalten des Einzelnen wirkt sich auf das Befinden aller aus. Aber das Wort Pandemie enthält auch eine enorme Kraft. Wenn sich Krankmachendes auf jeden Einzelnen auswirkt, eben pan- demisch, dann ist das Gegenteil genauso möglich und Gesundmachendes entfaltet die gleiche Wirkung. Es wird zu einer Frage des Standpunktes und der Betrachtung. Es kommt nur darauf, was miteinander verbunden wird. Wir wollen in der HSU deshalb das Verbindende, Wertschöpfende pflegen und die Energie aller zum Wohle aller nutzen. Das tun wir auch damit, indem wir nebst dem wirtschaftlich auch das kul- turell Verbindende nähren. Darum schloss sich die HSU in einer engen Kooperation mit der GHH Gesellschaft Helvetia- Hungaria zusammen, die mit mehreren Sektionen in der ganzen Schweiz aktiv ist. Anlässlich unseres letzten Mittagstisches mit Referat präsentierten sich die ver- schiedenen Sektionen der GHH. In diesem 58. Magyar Info erhalten Sie, nebst einem ausführlichen Bericht über unseren letzten Anlass wiederum eine Fülle an hochinter- essanten und wertvollen Informationen über das Wirtschaftsgeschehen in Ungarn, mit dem Ziel, unser gemeinsames Denken und Handeln zum Wohle unserer beiden Partnerländer Schweiz und Ungarn, auszurichten. Jeder trägt das Seine dazu bei. So entstehen Kraft, Energie und positive Möglichkeiten, die sich für jeden Einzelnen und für uns als Gesamtheit direkt pandemisch auswirken können. Vertiefen Sie sich in die Artikel dieses MAGYAR INFO und Sie werden fest- stellen, dass es trotz allem nicht wenige Lichtblicke gibt. Ich bin überzeugt, dass Ungarn sich in den nächsten Jahren erfreulich entwickeln wird. Das Land erlebte schwierige Zeiten, aber die Ungarn zeichnen sich durch einen zähen Über- lebensmut aus. So kann man bei kleinen Dingen feststellen, dass ein Umdenken stattfindet. Zum Beispiel nimmt das Bewusstsein zu, nicht mehr alles auf den Boden zu werfen. Es werden vermehrt Abfalleimer aufgestellt. Auf meiner per- sönlichen Joggingstrecke in Budapest gibt es fast keine Möglichkeit mehr, die Füsse in einem Loch zu vertreten, weil es auf diesen paar Kilometern keine Löcher mehr gibt. Blickt man sich mit offenen Augen um, dann sieht man das, was sich langsam entwickelt. Als Unternehmer säen wir, um später zu ernten. Lange sieht man nichts, nur ein ganz kleines, zartes Wachsen des Pflänzchens. Aber dann plötzlich, in einem Augenblick wird man sich der Pflanze gewahr. Deshalb unser Aufruf an Sie. Verpassen Sie die Zeit des Säens nicht, damit Sie dann bei der Ernte dabei sind. Ihre Handelskammer HSU und das von ihr gepflegte Netzwerk stehen Ihnen jederzeit zur Verfügung. Damit wir unsere Aufgabe für Sie und Ihr Netzwerk erfüllen können, sind wird drin- gend auf neue Mitglieder angewiesen. Nur mit einer wachsenden Mitgliederzahl werden wir in der Lage sein, Ihnen und Ihren Unternehmungen weiterhin nützlich zu sein. Es braucht Zeit und Geld, um ein hochkarätiges Netzwerk zu unterhalten und zu pflegen, ein qualitativ hochstehen- des MAGYAR INFO regelmässig her- auszugeben und die wichtigen, interes- santen, bereichernden Mittagstische mit Referat durchzuführen. Liebe Leser des MAGYAR INFO und regelmässige Teilnehmer an unseren Mittagstischen mit Referat: Wollen Sie, dass Ihre HSU Handelskammer Schweiz-Ungarn wei- terhin für Sie tätig sein kann? Wollen Sie, dass Ihre HSU als eigen- ständige Handelskammer überlebt? Wollen Sie weiterhin an Mittagstischen mit Referat teilnehmen und so Ihr wertvolles Netzwerk pflegen? Fortsetzung Seite 2. N o 58, November 2009

Liebe Mitglieder und Freunde der HSU · mit Referat pr−sentierten sich die ver-schiedenen Sektionen der GHH. In diesem 58. ... einem Betrag von CHF 100 kınnen Sie bereits ihr LOGO

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Das Wichtigste in unserem Leben ist das Morgen.Um Mitternacht kommt der junge Tag,rein und unbefleckt, und begibt sich in unsere Hände, hoffend, daß wir vom Gestern gelernt haben."John Wayne (1907-79), eigtl. Marion Michael Morrison,amerik. Schauspieler

Liebe Mitglieder und Freunde der HSU

Wenn wir morgens die Zeitung öffnen oderdie Nachrichten hören, werden wir oft mitden negativen Ereignissen des vergan-genen Tages konfrontiert und den Ängsten,Nöten und Sorgen der Zukunftgegenübergestellt. Und schon ist der neueTag, der so rein und unbefleckt begonnenhat, getrübt. Wir benötigen Energie undKraft, um uns auf das Gute, Schöne,Positive und Erbauliche auszurichten.

Aber muss das sein? Alles Erscheinendeenthält sein Gegenteil. Dank der Nachtnehmen wir den Tag wahr. Sehen wir nunnur die Nacht oder richten wir uns auf denTag aus? Es ist letztlich alles nur eineFrage der Betrachtung. Heute sindThemen wie Klimaveränderung,Wirtschaftskrise, mangelnde Energie,Pandemie, etc. das was die Zeitungen fülltund die Angst vor der Zukunft nährt.Beachten wir hingegen das Gesetz derPolarität, dann ermöglichen diese Krisenneue Entwicklungen, Gedanken,Lösungen.

Überdenken wir das, was John Waynegesagt hat. Um Mitternacht kommt derjunge Tag, rein und unbefleckt. Der neueTag lässt alles offen. Was gestern war, istdie Ausgangslage des Heute. Was wir imHeute tun, das haben wir jetzt, in diesemMoment in der Hand. So können Siedieses Vorwort weiterlesen oder auf dieSeite legen. Ob Sie es weiterlesen oder esauf die Seite legen, ändert an diesemVorwort nichts. Es steht schwarz aufweiss in diesem 58. MAGYAR INFOgeschrieben. Aber ob es zum Denkenanregt oder gar neue Perspektiveneröffnet, hängt ganz alleine von jedemEinzelnen ab.

Nehmen wir als Beispiel die aktuelleH1N1-Pandemie. Das Wort Pandemiekommt aus dem Griechischen und heisst„alles dem Volk". Nun, das kann etwasNegatives, Trennendes, Krankmachendessein. Denn es ist etwas, das Jeden be-trifft. Das Verhalten des Einzelnen wirkt

sich auf das Befinden aller aus. Aber dasWort Pandemie enthält auch eine enormeKraft. Wenn sich Krankmachendes aufjeden Einzelnen auswirkt, eben pan-demisch, dann ist das Gegenteil genausomöglich und Gesundmachendes entfaltetdie gleiche Wirkung. Es wird zu einerFrage des Standpunktes und derBetrachtung. Es kommt nur darauf, wasmiteinander verbunden wird.

Wir wollen in der HSU deshalb dasVerbindende, Wertschöpfende pflegenund die Energie aller zum Wohle allernutzen. Das tun wir auch damit, indem wirnebst dem wirtschaftlich auch das kul-turell Verbindende nähren. Darum schlosssich die HSU in einer engen Kooperationmit der GHH Gesellschaft Helvetia-Hungaria zusammen, die mit mehrerenSektionen in der ganzen Schweiz aktiv ist.Anlässlich unseres letzten Mittagstischesmit Referat präsentierten sich die ver-schiedenen Sektionen der GHH. In diesem58. Magyar Info erhalten Sie, nebst einemausführlichen Bericht über unseren letztenAnlass wiederum eine Fülle an hochinter-essanten und wertvollen Informationenüber das Wirtschaftsgeschehen inUngarn, mit dem Ziel, unser gemeinsamesDenken und Handeln zum Wohle unsererbeiden Partnerländer Schweiz undUngarn, auszurichten. Jeder trägt dasSeine dazu bei. So entstehen Kraft,Energie und positive Möglichkeiten, diesich für jeden Einzelnen und für uns alsGesamtheit direkt pandemisch auswirkenkönnen.

Vertiefen Sie sich in die Artikel diesesMAGYAR INFO und Sie werden fest-stellen, dass es trotz allem nicht wenigeLichtblicke gibt. Ich bin überzeugt, dassUngarn sich in den nächsten Jahrenerfreulich entwickeln wird. Das Landerlebte schwierige Zeiten, aber die Ungarnzeichnen sich durch einen zähen Über-lebensmut aus. So kann man bei kleinenDingen feststellen, dass ein Umdenkenstattfindet. Zum Beispiel nimmt das

Bewusstsein zu, nicht mehr alles auf denBoden zu werfen. Es werden vermehrtAbfalleimer aufgestellt. Auf meiner per-sönlichen Joggingstrecke in Budapestgibt es fast keine Möglichkeit mehr, dieFüsse in einem Loch zu vertreten, weil esauf diesen paar Kilometern keine Löchermehr gibt. Blickt man sich mit offenenAugen um, dann sieht man das, was sichlangsam entwickelt.

Als Unternehmer säen wir, um später zuernten. Lange sieht man nichts, nur einganz kleines, zartes Wachsen desPflänzchens. Aber dann plötzlich, in einemAugenblick wird man sich der Pflanzegewahr. Deshalb unser Aufruf an Sie.Verpassen Sie die Zeit des Säens nicht,damit Sie dann bei der Ernte dabei sind.Ihre Handelskammer HSU und das von ihrgepflegte Netzwerk stehen Ihnen jederzeitzur Verfügung.

Damit wir unsere Aufgabe für Sie und IhrNetzwerk erfüllen können, sind wird drin-gend auf neue Mitglieder angewiesen.Nur mit einer wachsenden Mitgliederzahlwerden wir in der Lage sein, Ihnen undIhren Unternehmungen weiterhin nützlichzu sein. Es braucht Zeit und Geld, um einhochkarätiges Netzwerk zu unterhaltenund zu pflegen, ein qualitativ hochstehen-des MAGYAR INFO regelmässig her-auszugeben und die wichtigen, interes-santen, bereichernden Mittagstische mitReferat durchzuführen.

Liebe Leser des MAGYAR INFO undregelmässige Teilnehmer an unserenMittagstischen mit Referat:

• Wollen Sie, dass Ihre HSUHandelskammer Schweiz-Ungarn wei-terhin für Sie tätig sein kann?

• Wollen Sie, dass Ihre HSU als eigen-ständige Handelskammer überlebt?

• Wollen Sie weiterhin an Mittagstischenmit Referat teilnehmen und so Ihrwertvolles Netzwerk pflegen?

Fortsetzung Seite 2.

No 58, November 2009

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HSU – Sekretariat – Veranstaltungen

KMU Projekt-Support in UngarnSie haben die Idee – wir unterstützen Sie vor Ort in Budapest/Ungarn.

Mit Ihrem Know-How bringen wir Schweizer Projekte zum Erfolg.Swiss Services Budapest

Aron G. PappTelefon: 0036 20 215 07 87 – 0036 26 33 49 90

e-mail: [email protected] • www.swissmedia.hu

24.03.2010 Mittagstisch12.05.2010 Generalversammlung23.06.2010 Mittagstisch15.09.2010 Mittagstisch17.11.2010 MittagstischDer nächste HSU-Mittagstisch findet amMittwoch 24. März 2010 bei der Osec inZürich statt. Sie erhalten dazu weitereInformationen rechtzeitig per e-mail.Fragen zur HSU werden vom Sekretariatjederzeit gerne beantwortet. Wenden Siesich bitte an:

Karin SüessAssistentin Sekretariat HandelskammernOsec Stampfenbachstrasse 85, Postfach 2407,CH-8021 ZürichTel. direkt: +41 44 365 53 03 Fax: +41 44 363 20 [email protected]

HSU-Anlässeim Jahr 2010

Die unterzeichnete Firma oder Privatperson wünscht Mitglied oder „Freund"der Handelskammer Schweiz - Ungarn (HSU) zu werden.

(Mitgliederbeitrag: CHF 600.- pro Jahr)

Firma: ..........................................................................................................................

Adresse: ......................................................................................................................

......................................................................................................................................

......................................................................................................................................

Kontaktperson: ............................................................................................................

Telefon: ........................................................................................................................

Telefax: ........................................................................................................................

E-mail: .........................................................................................................................

Datum: .........................................................................................................................

Unterschrift: ................................................................................................................

c/o OSEC, Stampfenbachstrasse 85, 8035 Zürich, Tel.: 044/365 58 09, Fax: 044/363 20 53Besuchen Sie unsere Website www.hsu-zuerich.ch

ANMELDUNG FÜR DIEMITGLIEDSCHAFT

Fortsetzung von Seite 1.• Ist es für Sie wichtig, eine HSU zu

haben, die über beste Beziehungen zuWirtschaftskreisen, Organisationenund staatlichen Behörden verfügt undIhnen mit diesem Beziehungsnetz zurVerfügung steht?

Wenn Sie nur eine einzige dieser Fragenmit JA beantworten können, dann ist diesGrund genug, Mitglied der HSU zu bleibenoder zu werden. Denn nur dann könnenwir unsere Leistungen für Sie weitererbringen.

Wir müssen säen, um ernten zu können.Säen Sie mit Ihrer Mitgliedschaft und ern-ten Sie ein wertvolles Netzwerk und einehervorragende Plattform.

Oder inserieren Sie im MAGYAR INFO. Miteinem Betrag von CHF 100 können Siebereits ihr LOGO im MAGYAR INFO

platzieren, Ihre Unternehmung vorstellenoder über Ihre Firma berichten. Nutzen Siediese Möglichkeiten und sichern Sie damitIhrer HSU das Überleben.

Wir freuen uns, Sie als Mitglied oder alskünftiges Mitglied der HSU an unseremnächsten Anlass vom Mittwoch, dem 24.März 2010 – Mittagstisch mit Referatbegrüssen zu dürfen.

Herzliche Grüsse

Andreas BaumannPräsident der HSU

Die HSU begrüsstherzlich folgendeneuen Mitglieder:

• Herr Sylvester BorsEffingerstrasse 8, 3011 Bern

• Brütsch/Rüegger Werkzeuge AGPostfach, 8010 ZürichHerr Martin Wirth

• Frau Debora Kamilla CsákMattenweg 6, 4310 Rheinfelden

• Sigpack Gyártástechnológiai Kft.Határ út 3H-2119 PécelHerr Roland Röschli

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HSU – Analyse

Der Internationale Währungsfonds (IWF)entlässt Ungarn aus der Intensivstation.Die Regierung in Budapest habe dringenderforderliche Reformen eingeleitet und sei"auf dem richtigen Weg", urteilt derFonds. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP)schrumpfe zwar noch leicht, das Landhabe sich aber aus der akuten Krise befreit.Ab 2011 werde die Wirtschaft wiederdeutlich stärker wachsen als die alte EU,prognostiziert Ungarns Wirtschafts-minister István Varga.Vor einem Jahr hatte die globaleFinanzkrise den einstigen WachstumsstarUngarn zum Krisenfall degradiert – undgrundsätzliche Zweifel an der Stabilitätder neuen EU-Mitglieder in Osteuropa aus-gelöst. Dem überschuldeten Zehn-Millionen-Einwohner-Land drohte derStaatsbankrott. Internationale Investorenflüchteten, der Wert des Forint fielgegenüber allen wichtigen Auslands-währungen. Die Notenbank versuchte, dieAbwertung mit aussergewöhnlich hohenZinsen zu stoppen. Erst die Zusage vonIWF und EU, dem Land mit 20 Mrd. Eurounter die Arme zu greifen, sorgte fürBeruhigung."Der Staat hat mit einer grundsätzlichenstrukturellen Reform seiner Ausgabenbegonnen", bescheinigt der IWF-Beauftragte Takatoshi Kato dem amtieren-den Premier Gordon Bajnai. StrukturelleVeränderungen bedeuten in Ungarn anallererster Stelle einen harten Sparkurs.Budapest hat sich beim IWF verpflichtet,dass zuvor bei zehn Prozent liegendeEtatdefizit auf vier Prozent des BIP zubegrenzen.Keine einfache Aufgabe vor demHintergrund, dass die Wirtschaft 2009 ummehr als sechs Prozent schrumpfen wird.Der IWF erwartet, dass Ungarn im kom-menden Jahr zu den wenigen

Industrieländern weltweit gehört, derenWirtschaft ein weiteres Mal schrumpfenwird – mit einem Minus von 0,9 Prozent.Die Regierung ist etwas optimistischerund erwartet, dass die Wirtschaft beiPlus-Minus-Null herauskommt.Der Sparkurs Budapests setzt besondersbei den Sozialausgaben an. Kürzungenbetreffen Rentner und Familien, bei denStaatsbediensteten hat die Regierungebenfalls Gehaltskürzungen durchgesetzt.Wichtig war dem IWF eine Änderung imSteuersystem: weg von direkten und hinzu indirekten Steuern. Deshalb setzte dieRegierung die Mehrwertsteuer um fünfPunkte auf 25 Prozent hoch. Im Gegenzugwurde die Lohnsteuer gesenkt. IWF undRegierung wollen damit erreichen, dassArbeit billiger wird und mehr Ungarn einenJob bekommen. Niedrigere Steuersätzesollen auch dafür sorgen, dass dieSchwarzarbeit abnimmt."Auf längere Sicht wollen wir wieder beieinem jährlichen Wirtschaftswachstumzwischen drei und vier Prozent ankom-men", verspricht der parteilose Krisen-Premier Bajnai. Dafür arbeite jeder Ungarderzeit "Tag und Nacht". Gleichzeitig hofftdie Regierung auf eine Rückkehr aus-ländischer Investoren. Im laufenden Jahrrechnet Wirtschaftsminister Varga miteinem Rückgang der ausländischenDirektinvestitionen um 30 bis 50 Prozent.Der unlängst südlich von Budapestbegonnene Bau eines neuen Daimler-Werks zeigt jedoch, dass Ungarn fürInvestoren attraktiv bleibt. Auch dieRating-Agentur Standard & Poor‘s siehteine Besserung und hat den Ausblick von"negativ" auf "stabil" angehoben.Die Leistungsbilanz ist im ersten Halbjahrnahezu ausgeglichen, 2008 verzeichnetendie Statistiker noch ein Minus von dreiMrd. Euro. Der Forint hat seit denTiefstständen zu Jahresbeginn gegenüberdem Euro wieder deutlich aufwerten kön-nen. Im Frühjahr kostete ein Euro etwa315 Forint, jetzt nur noch 270.Entwarnung kommt zudem von derZentralbank, die den Leitzins auf siebenProzent gesenkt hat. Auf dem Höhepunktder Krise lag der Zinssatz noch bei 11,5Prozent.Die ungarische Regierung glaubt inzwi-schen sogar, dass sie nicht das gesamte

IWF-Paket ausschöpfen wird. Etwa 3,2Mrd. Euro vom Währungsfonds stündender ungarischen Regierung noch zu. DasGeld wird zunächst nicht ausgezahlt. DerIWF hat Ungarn allerdings zugesagt, dasGeld bei einer plötzlichen Verschärfung derKrise später doch bekommen zu können.

Fünf Fragen an:Wirtschaftsminister István VargaVor einem Jahr war Ungarn fast bankrott,wie ist die Lage heute?Nachdem EU und IWF zur Hilfe geeilt sind,haben wir bei Steuern, Soziales undRenten harte Einschnitte vorgenommen.Inzwischen versteht die Bevölkerung,dass wir über unsere Verhältnisse gelebthaben – jetzt kommen wir ohne weitereHilfe klar.Was heisst das konkret?Wir arbeiten hart daran, das Etatdefizitunter vier Prozent zu halten, das ist realis-tisch. Das BIP schrumpft um 6,7 Prozent,2010 bleibt es bei plus/minus Null, aberschon 2011 wächst Ungarn wieder deut-lich kräftiger als die alten Mitglieder derEU. Ab 2013 steht der Euro wieder auf derAgenda.Die EU hat die Konjunktur stabilisiert,Ungarn wurde ein Sparkurs aufgezwun-gen. Verändert das die Wettbewerbs-verhältnisse?Ja, stark zu unseren Gunsten. DieAuflagen zwangen uns, lange überfälligeSchritte zu tun. Die Etatsanierung hat zumBeispiel auch den öffentlichen Diensteffektiver gemacht, das hilft der ganzenWirtschaft.Wo lauern noch Gefahren?Wir hängen natürlich von der Entwicklungin Westeuropa ab. Mittelfristig müssenwir die Arbeitslosigkeit und dasRentensystem in den Griff bekommen.Zunächst aber müssen unsere Banken ihreRisikoscheu wieder ablegen und ihrerAufgabe nachkommen, vor allem denMittelstand mit Krediten zu versorgen. Im April tritt Ihre Expertenregierung ab,dann kommt wohl die konservative Fideszan die Macht. Ändert sich der Kurswieder?In wirtschaftspolitischen Grundfragenbesteht Konsens. Auch Fidesz hat keineWahl, als unseren Kurs fortzusetzen. DerEuro ist das Ziel aller Ungarn.

Vor einem Jahr stand Ungarn kurz vor dem Staatsbankrott. Jetzt ist dasSchlimmste überstanden. Der Internationale Währungsfonds sieht das Krisenlandauf dem richtigen Weg. Der Haushalt nähert sich einem halbwegs gesundenNiveau. Doch um welchen Preis?

Ungarn macht seine Hausaufgaben

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HSU – Analyse

Auch 2010 wird die ungarischeWirtschaft im Minus bleiben –Investoren ziehen Kapital ab –Aufrichten nach dem Knockout. Ungarn hat sich nach dem drohendenStaatsbankrott des vergangenen Jahresvorerst wieder leicht erholt. DieRahmenbedingungen bleiben aberschlecht. Im laufenden Jahr schrumpftdie Wirtschaft um geschätzte sechsProzent, auch 2010 wird für Ungarnnach Expertenansicht ein Jahr derRezession. Im zweiten Halbjahr 2009floss viel Kapital ab – erstmals mehr alsin Ungarn investiert wurde.Jüngst hat der InternationaleWährungsfonds IWF das laufendeStand-by-Abkommen mit Ungarn überdie ursprünglich vorgesehene Laufzeithinaus verlängert. Es soll jetzt erst imOktober 2010 enden. Der IWF will damitfür Stabilität für den Fall sorgen, dass esim Frühjahr des kommenden Jahres zudem erwarteten Regierungswechsel inUngarn kommt. Die Regierung Bajnai,die im April 2009 die Regierungs-geschäfte übernahm, gilt als unbeliebt,weil sie Kürzungen im Renten- undSozialsystem durchgesetzt hat. "Ein sogrosses Sparpaket hat es in Ungarnnoch nicht gegeben", sagte derparteilose Premier Gordon BajnaiAnfang Oktober. Schlechte Nachrichtenfür das Investitions- und Geschäfts-klima: Im ersten Halbjahr 2009 habenausländische Investoren nach Angabender ungarischen Zentralbank erstmalsmehr Kapital aus Ungarn abgezogen alsdort investiert.Aufträge brechen einIm zweiten Quartal schrumpfte dieungarische Wirtschaft laut UniCredit-Bank um 7,5 Prozent. Ausschlaggebendwaren vor allem massive Auftrags-

rückgänge. Im ersten Quartal 2009waren diese um 22 Prozent gegenüberdem ersten Quartal 2008 zurückgegan-gen, im zweiten Quartal sanken sie imJahresvergleich um 42 Prozent. Allein:Die harsche Negativentwicklung inmanchen Industriezweigen wurdegestoppt. Ging der Konsum derungarischen Haushalte in den erstendrei Monaten um 5,9 Prozent zurück,waren es im zweiten Quartal nur noch4,7 Prozent. Auch der Rekordwert bei denBruttoanlageinvestitionen von -6,9Prozent im ersten Quartal verbessertesich auf -3,3 Prozent. Die UniCredit Bankrechnet in den kommenden Monateneher mit einer schwankenden Wirt-schaftsentwicklung. Für das dritte undvierte Quartal 2009 erwartet sie einwachsendes Auftragsvolumen undinfolge der Erholung der Weltkonjunkturbessere Zahlen beim ungarischen Export.

Ein nachhaltiges wirt-schaftliches Wachstumsieht sie jedoch nicht.Auch 2010 wird fürUngarn demnach einJahr der Rezession. Derharte Sparkurs der ver-gangenen Jahre undMonate trug Früchte.Binnen vier Jahren konn-te das Haushaltsdefizitvon annähernd 9,3Prozent im Jahr 2006 auf3,4 Prozent 2008 gesenktwerden. Allerdings solles im laufenden und

kommenden Jahr wieder auf 3,9 respek-tive 4,5 Prozent steigen. Dennoch hatUngarn hier im europäischen Vergleicheine der niedrigsten Quoten.Zentralbank senkt LeitzinsDie Inflationsentwicklung sorgte im drit-ten Quartal für eine positive Über-raschung. Und auch für das Gesamtjahr2009 dürfte die Inflationsrate mit 5,2Prozent niedriger ausfallen als dieursprünglich prognostizierten 6,5Prozent. In der Währungs- und derFinanzpolitik hat die ungarischeZentralbank den Leitzinssatz seit Julidreimal gesenkt. Entscheidend für diekommenden Monate dürfte auch dieEntwicklung der ungarischen Währungsein. Mit Beginn der Finanzkrise wurdeder Wechselkurs des Forints starkbelastet. Gegenüber seinem Höchst-stand Mitte Juli 2008 (ca. 230) verlorder Forint gegenüber dem Euro bisAnfang März 2009 rund ein Drittelseines Wertes. Seitdem ist jedoch eineallmähliche Erholung zu verzeichnen, bisSeptember 2009 stabilisierte sich derWechselkurs um die Marke von 270.Die 2008 entstandene akute Krise desFinanzsystems und der Staatsfinanzenkonnte vorerst beigelegt werden.Allerdings war dies mit hohen Belastun-gen für die Bevölkerung verbunden. Trotzeiner leichten Erholung bleibt Ungarnauch im Herbst 2009 in einer schwieri-gen wirtschaftlichen Lage./Quelle: UniCredit Group, CEE Quarterly 04/2009, DUIHK/

Die Situation bleibt schwierig

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HSU – Partnerland Ungarn

Die Sparpolitik der von der Krise amhärtesten getroffenen Länder Zentral-und Osteuropas trägt erste Früchte: DerKollaps der Staatsfinanzen in Ungarnscheint vorerst abgewendet. Doch derPreis dieser Politik ist hoch, warnenÖkonomen: "Das ist ein zweischneidigesSchwert", sagte Stefan Grünwald, Fonds-manager bei Raiffeisen Capital Manage-ment. Der harte Sparkurs habe drasti-sche Folgen für die Binnennachfrage.Spätestens seit der Zwischenkriegszeitweiss man, dass es gefährlich ist, in einerRezession die Staatsausgaben zu kürzen.Tatsächlich sind in diesem Jahr fast alleLänder weltweit dieser Erfahrung gefolgt- von den USA über die EU bis Asien - undhaben die Staatsausgaben erhöht, stattsie zu kürzen.In der grössten Krise seit dem System-wechsel vor 20 Jahren setzten einigeLänder Osteuropas jedoch nun auf dasgenaue Gegenteil: IWF und EU-

Kommission waren im Laufedes Jahres den in Schwierig-keiten geratenen Ländern zuHilfe gekommen. Über dieHälfte des erlaubten Budget-defizits wurde dabei jeweilslange und hart verhandelt. Sohat Ungarn auf Druck von IWFund EU-Kommission auf dieKrise mit harten Sparprog-rammen reagiert. "Ungarn hattekaum eine Alternative zur Sparpolitik",sagt Susan Schadler, ehemaligeVizechefin der Europaabteilung beimIWF. Zu dieser Konsolidierungspolitikgehörten auch drastische Mittel: "In eini-gen Ländern wurden die Staatsgehälterdeutlich gekürzt", sagte Béla Galgóczivom Europäischen Gewerkschaftsinstitutin Brüssel. Das ziehe indirekt die Löhneder gesamten Wirtschaft nach unten. Drastische SchrumpfungDas Kabinett unter Führung des partei-

losen Gordon Bajnai hatKürzungen in Sozial-budgets und bei denöffentlichen Gehälterndurchgesetzt. So ist das13. Monatsgehalt gestri-chen worden. DasBudgetdefizit sinkt damitvon 9,2 Prozent desBruttoinlandsprodukts(BIP) im Jahr 2006 aufvoraussichtlich 3,9Prozent im Jahr 2009.Noch deutlicher wird derEffekt beim konjunk-turbereinigten, struk-turellen Defizit: 2004 bis2009 lag es im Schnittbei minus 6,4 Prozentdes BIPs – mit Abstanddas höchste in der EU.2009 dürfte es nachSchätzungen der EU-Kommission nur noch beiminus 1,7 Prozent liegen,eines der niedrigsten inder EU. Damit hat dieRegierung unter BajnaiUngarns Wirtschaft mitAbstand den stärkstennegativen fiskalischen"Impuls" in ganz Europaauferlegt. Zur Zufrie-denheit der Gläubigerund Investoren: So sinddie Banken und die

Währung vorerst über den Berg. "Die jet-zige Regierung erwirbt sich wirklichungewöhnliche Verdienste", sagteThomas Mirow, Präsident derEuropäischen Bank für Wiederaufbau undEntwicklung. "Sie hat es vielleicht aucheinfacher als andere Regierungen, weilsie von vornherein nicht von ihrerWiederwahl ausgeht." Während fast alleanderen EU-Länder ihre Staatsdefiziteausgeweitet haben, ist das ungarischeDefizit drastisch gesunken. Doch derPreis dafür ist hoch: "Die Sparpolitik istzur Stabilisierung der Finanzmärkte sinn-voll. Angesichts der hohen Auslands-schulden hat die Regierung kaum eineWahl. Für die Binnennachfrage ist diesePolitik aber sehr schädlich", so Grünwald.So dürfte das Bruttoinlandsprodukt inUngarn dieses Jahr um 6,1 Prozent ein-brechen und der private Konsum sogarum 7,2 Prozent. Gyula Tóth von der BankUnicredit in Budapest erwartet für diekommenden Quartale kurzfristig einestarke konjunkturelle Erholung. Mittel-fristig allerdings sind die Aussichtenschwach: 2010 dürften Konsum und BIPnoch einmal sinken. Zu schwer lastet derEinbruch beim privaten Konsum. Auchvon kritischen Ökonomen wird nichtbestritten, dass die Regierungen dieDefizite beim Staatsbudget und in derLeistungsbilanz in den Griff bekommenmüssen. "Es kommt aber darauf an, dassdie Lasten fair verteilt sind", so Galgóczi.Der IWF greift dabei mitunter aktiv in diepolitische Debatte ein. Immerhin ist derIWF heute jedoch flexibler als in früherenKrisen und hat sich auch bei denBudgetzielen flexibler gezeigt als infrüheren Krisen, – flexibler sogar als dieVerhandler der EU-Kommission.

Risiken der Krisenbewältigung

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HSU – Expertise

Das Parlament hat in seiner Sitzung am 29. Juni 2009 das Gesetz überdie Umstrukturierung der öffentlichen Lasten verabschiedet. EinzelneÄnderungen treten einen Tag nach der Veröffentlichung am 9. Juli 2009mehrheitlich jedoch am 1. Januar 2010 in Kraft. Am 18. September2009 wurde ein neuer Gesetzesentwurf eingereicht. In dem vorliegenden Informationsbrief haben wir die wichtigstenÄnderungen zusammengefasst.I. Körperschaftssteuer und Sondersteuer

• Die Sondersteuer für Gesellschafen wird abgeschafft• Der bisherige Satz der Körperschaftssteuer erhöht sich von 16%

auf 19%•• Der verminderte Steuersatz von 10% bis zu einer Steuerbe-

messungsgrundlage von 50 Millionen Forint bleibt weiterhinunverändert.

• Unter anderem werden die folgenden Korrektur-Elementeabgeschafft:•• Die Verrechnungsmöglichkeit der kleinen und mittleren

Unternehmen bezüglich der Kosten eines Patent- bzw.Musterschutzes

•• Die Verrechnungsmöglichkeit des realisierten Kursgewinns ausInvestitionen in kleine und mittlere Unternehmen

•• Die Steuerbasis kann nicht um die bezahlte lokaleGewerbesteuer vermindert werden.

•• Die Korrekturwirkung der erhaltenen/gegebenen Unterstützungenvon anderen Gesellschaften auf die Steuerbasis

•• Die Begünstigung auf Grund der Zinszahlungen zwischen ver-bundenen Unternehmen

Die Vorschriften betreffend Gesellschaften mit Immobilienvermögen:In Zukunft wird als „Gesellschaft mit Immobilienvermögen" eineGesellschaft qualifiziert,• deren im Jahresabschluss zum Marktpreis ausgewiesenes Anlage-

vermögen aus mindestens 75% inländischen Immobilien besteht. • die mindestens einen Gesellschafter hat, der in einem Land ansässig

ist, mit dem Ungarn kein Doppelbesteuerungsabkommenabgeschlossen hat oder ein Abkommen abgeschlossen hat, das dieBesteuerung die Kursgewinne ermöglicht.

• beim Gesellschafter, falls er seinen Anteil an einer Gesellschaft mitImmobilienvermögen veräussert, oder das Kapital vermindert, dasrealisierte Einkommen mit einem Steuersatz von 19% besteuertwird.

Zins, Lizenzgebühr, DienstleistungsgebührAuf Zinsen, Lizenzgebühren und Dienstleistungsgebühren, die an denausländischen Gesellschafter oder die ausländische Gesellschaftausgerichtet wurden, ist ein Steuersatz von 30% anwendbar,vorausgesetzt, dass der Sitzstaat und Ungarn kein Doppelbe-steuerungsabkommen abgeschlossen haben. II. Lokale Gewerbesteuer• Ab 2010 kann die Körperschaftssteuerbemessungsgrundlage nicht

mehr um die lokale Gewerbesteuer vermindert werden.• Vom steuerbaren Gewinn können die direkten Selbstkosten für

angewandte Forschung und Versuchsentwicklung in Abzuggebracht werden werden.

• Das aus ausländischer Tätigkeit stammende Steuersubstrat istohne Beschränkungen steuerfrei.

• Ab 2010 wird die Erhebung, die Eintragung und die Kontrolle derlokalen Gewerbesteuer dem ungarischen Steueramt obliegen undnicht mehr der Selbstverwaltung.

• Die Steuererklärung für 2009 ist bei der Steuerbehörde derSelbstverwaltung einzureichen.

• Ab 2010 wird die Steuererklärung für die lokale Gewerbesteuerein Bestandteil der Körperschaftssteuererklärung.

• Ab dem zweiten Halbjahr 2010 sind die Zahlungen ans Steueramtzu leisten.

III. Das Rechnungslegungsgesetz• Nach den neuen Vorschriften können die Gesellschaften ihre

Bücher ab 2010 in Euro führen. Die Gesellschaft kann ihreEntscheidung über die Umstellung erst nach Ablauf von fünfGeschäftsjahren wieder ändern.

• Ebenfalls werden die Voraussetzungen der Buchführung in eineranderen Währung als Euro und Forint vereinfacht. DieseMöglichkeit ist wählbar, falls mindestens 25% der im Berichtsjahrund dem diesem vorangegangenen Jahr vorhandenen Geldmittel,Verbindlichkeiten und Einkommen, Kosten und Aufwendungenaus einer anderen Währung stammen.

IV. Umsatzsteuergesetz• Ungarn wird im Jahr 2010 die Vorschriften der Richtlinie

2008/8/EG des Rates bezüglich des Erfüllungsorts derDienstleistungen übernehmen. Mit Hinsicht auf die zwischen deninnergemeinschaftlichen Unternehmungen geleistetenDienstleistungen wird das ‚Reverse Charge’-Verfahren angewen-det.

• Ab 2010 ist monatlich bzw. vierteljährlich eine zusammen-fassende Meldung über die innergemeinschaftlichen Dienstleis-tungen einzureichen.

• Ab 2010 haben die ausländischen Unternehmungen gemäss derRichtlinie 2008/9/EG des Rates die Steuerrückerstattungsanträgebezüglich der in einem anderen Mitgliedsstaat bezahlten Steuerbeim Steueramt des Mutterstaats einzureichen. Das heisst, dassdie ungarischen Gesellschaften, die in einem anderenMitgliedsstaat bezahlte Umsatzsteuer beim ungarischenFinanzamt zurückfordern können.

V. VerbrauchssteuerWegen der innergemeinschaftlichen Pflichten bzw. der HUFAbwertung werden sich die Verbrauchssteuersätze ab 1. Januar2010 erhöhen. VI. KulturbeitragDer Kulturbeitrag wird ab 1. Januar 2010 nicht mehr erhoben. VII. GebührenDie Sätze der Verwaltungsverfahrensgebühren werden wie folgt

ändern: Weitere Änderungen:• Durch von einer Gesellschaft unentgeltlich erhaltenen Mittel bzw.

die unentgeltliche Übertragung einer Forderung zwischenGesellschaften werden von der Schenkungssteuer freigestellt.

• Der Erwerb eines Vermögensanteils an einer Gesellschaft mitImmobilienvermögen von mindestens 75% ist gebührenpflichtig(die Anteile nahestehender Angehöriger sind zusammen zubetrachten). Die Gebührenbemessungsgrundlage ist der sich imBesitz der Gesellschaft befindliche Immobilienwert im Verhältniszu dem erworbenen Anteil.

VIII. Die Steuer auf hochwertigem VermögenAls neue Steuerart wird ab 2010 die Steur auf hochwertigenVermögensmitteln eingeführt. Das Steuersubjekt ist die Privatpersonoder die Gesellschaft, die am ersten Tag des KalenderjahresEigentümerin des Vermögenswertes ist, unabhängig davon, ob derBesitzer in Ungarn ansässig ist oder nicht.

• Vermögenssteuererklärung Steuerzahlungspflicht

VERÄNDERUNGEN DER UNGARISCHENSTEUERVORSCHRIFTEN IM JAHR 2010

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HSU – Expertise

•• Die Privatpersonen werden die Steuer zum ersten Mal in derEinkommensteuererklärung für 2009 deklarieren. Die ersteRate ist gleichzeitig mit der Erklärung fällig und die zweiteRate muss bis zum 30. September 2010 bezahlt werden.

•• Die Gesellschaften haben die Steuer zum ersten Mal in derKörperschaftssteuererklärung für 2009 zu deklarieren. Dieerste Rate ist gleichzeitig mit der Erklärung fällig und diezweite Rate muss bis zum 30. September 2010 bezahlt wer-den.

IX. KraftfahrzeugsteuerDer Satz der Kraftfahrzeugsteuer erhöht sich um 15%.X. Die Lohn- und anderen Kosten• Ab 2010 wird die Sondersteuer, welche Privatpersonen belastet,

abgeschafft.• Sowohl die Regelung der Berechnung der Steuerbemessungs-

grundlage sowie die Progressionsstufen und die Steuersätzewerden sich verändern.

• Die Steuerbemessungsgrundlage beinhaltet weiterhin den Sozial-versicherungsbeitrag von 27% und die Gesundheitsabgabe von 27%

• Vergünstigungen bei der Einkommenssteuer •• Die meisten Vergünstigungen werden abgeschafft.•• Bestehen bleibende Vergünstigungen:

• Familienvergünstigung• Vergünstigung für schwer behinderte Privatpersonen• Vergünstigung für Mitglieder der freiwilligen Versicherungs-

kasse• Vergünstigung für Inhaber von Rentensparkonti

• Anstelle der bis jetzt vergünstigten Besteuerung des inländischenund ausländischen Tagesgelds wird die Gesamtsummesteuerpflichtig. Ausnahmen bestehen für den Fahrer und denWarenbegleiter im internationalen Transport.

• Die Ausgaben für Repräsentation und geschäftliche Geschenkebleiben in der Einkommensteuer steuerbefreit. Gleichzeitig wirkensie in der Körperschaftssteuer-Steuerbasis als ansteigendesElement.

Die Lohnkosten• Steuerfreie Sachbezüge

•• Entfallene steuerfreie Sachbezüge• Zuschuss für kaltes Essen• Kulturelle und künstlerische Dienstleistungen • Geschenke von geringem Wert

•• Die in unveränderter Form bestehenden Sachbezüge• Computer- und Internet-Nutzung

Von dem Arbeitgeber/Auszahler gezahlte mit 25% Einkommens-steuer belastete Zuschüsse (typische Cafeteria-Elemente)

XI. Weitere Änderungen• Der Satz der Gesundheitsabgabe erhöht sich von 11% auf 27%. • Der Satz des Rehabilitationsbeitrags verfünffacht sich, von HUF

177.600 HUF/Kopf/Jahr auf HUF 964.500 HUF/Kopf/Jahr. Die Ver-minderungsmöglichkeiten bleiben weiterhin unverändert.

• Die Vorschriften bezüglich des Ausbildungsbeitrags werdenebenfalls ändern. Ab 2010 muss mindestens 40% anstatt derbisherigen 30 % beim Finanzamt einbezahlt werden. Der für dieAusbildung der eigenen Arbeitnehmer abgezogene Beitragsteilqualifiziert als staatliche Unterstützung (de minimis).

Wir hoffen, die obige Übersicht hilft Ihnen bei der Bestimmungder Ihnen durch die Gesetzesänderungen anfallenden Aufgaben.Für weitere Fragen stehen Ihnen die Experten von ABT HungáriaTanácsadó Kft. gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen GrüssenABT Hungária Tanácsadó Kft.

József Láng Ildikó HadasGeschäftsführer [email protected] [email protected]

HSU – Anlass November

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Die HSU verbindet Wirtschaft, Kultur und Tourismus – das warThema am HSU-Tag vom 18. November in Zürich. Nach derBegrüssung durch HSU-Präsident Andreas Baumann undeinem kurzen Gedächtnistraining für allle mit Ruth Wenger von„alphaskills”, stellten sich die Sektionen der GesellschaftHelvetia-Hungaria (GHH) vor.Die humanitäre Hilfe und der kulturelle Austausch zwischen derSchweiz und Ungarn sind die Ziele der 1991 in Thun gegründe-ten GHH, betonte Zentralpräsident Michel G. Ducret. Dazugehören unter anderem Spenden and Schüler, an einAltersheim, Hilfsgütertransporte, Stipendienzuschüsse anStudierende in der Schweiz sowie Konzerte. Die GHH hat fünf Sektionen. Neu ist kürzlich die Sektion Tessingegründet worden. Die Projekte werden durch Spenden undSponsoren finanziert. Die GHH pflegt auch enge Beziehungen zurUngarischen Botschaft. Die Hilfe an die hochwassergefährdeteStadt Szolnok im Jahr 2000 sowie die Aktivitäten (Konzerte) imHerbst 2006 anlässlich des 50. Jahrestages der ungarischenRevolution 1956 waren zwei wichtige Projekte. Der finanzielleErlös des letzteren kam der Schweizer Berghilfe zugute.

Ungarische Schulen in RumänienDie „Csángó” sind eine ethnische, katholische Minderheit imSchmelztiegel der Moldau (Rumänien) von etwa 250’000Menschen, von denen infolge jahrzehntelanger Unterdrückungnur noch etwa 60’000 Ungarisch sprechen. Neu können 300Csángókinder Ungarisch-Unterricht geniessen: Am 26.September 2009 wurde „das Haus der Kinder” für Csángó-Ungarn im kleinen Dorf Külsôrekecsin feierlich eingeweiht.Dieses Hilfsprojekt wurde von der GHH zusammen mit anderenUngarnvereinen in der Schweiz mit 25’000 Franken unterstützt,verkündete GHH-Vizepräsident Peter Guha. Schulen fürungarischsprachige Csángókinder gibt es bisher erst in 20Dörfern. Es bleibt also ein grosser Handlungsbedarf.

Kirchgemeinde VésztôSeit der Rückgabe der einst verstaatlichten reformiertenVolksschule liegt der Schwerpunkt der 1992 gegründetenSektion Zürich auf der Unterstützung der KirchgemeindeVésztö, sagte Hans Oester, Vorstandsmitglied der Sektion. DerOrt liegt im armen Ostungarn, nur gut 20 km von der rumäni-schen Grenze entfernt. Diese Kirchgemeinde zeichnet sichdurch einen beispielhaften Dienst an Jugendlichen wie anBetagten aus. Sie unterrichtet heute etwa 270 Schul- undKindergartenkinder aller Konfessionen und führt ein über-belegtes Alters- und Pflegeheim. An bauliche Erweiterungenund an bessere Einrichtungen hat die Sektion Zürich – meistensnach gezielten Geldsammlungen – Beiträge geleistet. Diegrösste Sektion der GHH ist auch im Bereich Kultur tätig.

Section Lémanique: Kulturelle Aktivitäten Bei der 1998 gegründeten „Section Lémanique” der HHG ste-hen kulturelle Aktivitäten im Vordergrund. Deren sehr aktivePräsidentin, Bernadette Elôd, selbst eine Musikerin, sagte: dieSektion möchte Schweizer Künstler in Ungarn und ungarische

Künstler in der Schweiz bekannt machen. Die ausgesprochenaktive Sektion organisiert Konzerte, Ausstellungen, literarischeAbende mit ungarischen Autoren und führt regelmässig thema-tische Kulturreisen nach Ungarn durch. Besonders engagierthat sie sich auch während der Festlichkeiten zum 50-jährigenJubiläum der Ungarischen Revolution.

Sektion Nordostschweiz: GütertransporteZu den Hauptprojekten der 1992 gegründeten Sektion GHH-Nordwestschweiz gehören Gütertransporte nach Ungarn,erläuterte deren Präsident Peter Hasler. Dreimal im Jahr fährtein Lastwagen von Wallbach (Kanton Aargau) mit gesam-melten Hilfsgütern aller Art nach Sárszentmihály inNordwestungarn. Dort sorgt eine tüchtige Pfarrerin, VirágSzabó für eine gerechte und sinnvolle Verteilung der Güter. DieWaren werden aus psychologischen Gründen nicht verschenkt,sondern sehr günstig verkauft. Der Erlös wird auch für humani-täre Projekte in ungarischsprachigen Gebieten ausserhalbUngarns verwendet, so für eine Suppenküche in der sogenann-ten Karpato-Ukraine (Transkarpatien).Die Zwischenlagerung der Güter und die Transporte übernimmtkostenlos die Firma Novoplast AG aus Wallbach. Die HSU-Mitglieds-Firma verfügt in Südwestungarn über eine eigeneTochterfirma. Die Sektion Nordwestschweiz unterstützt finanziell unteranderem auch das ungarisch reformierte Gymnasium undInternat im transkarpatischen Dorf Nagydobrony . Bei beidenProjekten ist Vizepräsidentin Monika Weibel die Kontaktperson.

MALÉV und TourismusamtNach einer musikalischen Einlage kamen im zweiten Teil desProgramms die ungarische Luftfahrgesellschaft MALÉV unddas ungarische Tourismusamt zu Wort. Die MALÉV hat im Jahr2008 drei Millionen Passagiere befördert und gehört zu denjüngsten Flotten Europas – der Air-Carrier steht zudem fürgünstige Tarife. Zweimal täglich fliegt MALÉV von Zürich nachBudapest, von Genf nur im Sommer. Ab Sommer 2010 soll dasAngebot laut Referentin Pascale Axtell auf täglich drei Flügeerweitert werden. Puszta, Paprika, Thermalbäder, Kulturstädte und feine Küche –in farbigen Bildern verstand es Kara Strompf, Direktorin desUngarischen Tourismusamtes in München, das HSU-Publikumfür die Besonderheiten von Ungarn zu begeistern. Das Land der1300 Thermalquellen ist für die Wellness-Zukunft bestensgerüstet.

Am Schluss des Anlasses brachte Patrick Läderach vom SECO(Staatssekretariat für Wirtschaft) gute Kunde: Vom Ungarn-Kohäsionsbeitrag der Eidgenossenschaft von rund 130Millionen Franken sind etwa drei Millionen Franken für dieFörderung des Exports sowie die Unterstützung touristischerProjekte vorgesehen.

Agnes Hirschi

Im Visier: Wirtschaft Tourismus und Kultur

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HSU – Anlass November

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HSU – Mittagstisch September

Die Republik Ungarn hat den drohenden Finanzkollapsabgewendet und befindet sich in wirtschafts- und finanzpoli-tischer Hinsicht auf dem Weg der Besserung. Dies erklärteBotschafterin Erzsébet Nagy am 16. September am HSU-Mittagstisch bei der OSEC in Zürich.Die nunmehr in Bern seit einem Jahr die Republik Ungarn vertre-tende Botschafterin begann ihren Vortrag mit einem Rückblick aufdie wichtigsten Eckpfeiler der Wirtschafts- und Finanzpolitik inBudapest – und griff dabei bis auf die Ereignisse in den späten 60-er Jahren zurück. Der von den damaligen kommunistischenMachthabern in Budapest 1968 eingeleitete „Neue Wirtschafts-mechanismus" sollte Eigeninitiative und Eigenverantwortung derverstaatlichten Betriebe fördern und den Menschen Anreizegeben, besser und gewissenhafter zu arbeiten. Doch Moskausprach damals ein schnelles Machtwort gegen marktspezifischeAnreize in seinem Machtbereich. Die Modernisierungs-Pläne derBudapester Genossen verschwanden deshalb wieder in denSchubladen. Doch schon in den 70-er Jahren normalisierte undvertiefte die Volksrepublik Ungarn ihre politischen undwirtschaftlichen Beziehungen zur damaligen EWG und speziell zurBundesrepublik Deutschland als wichtigstem Handelspartner imWesten. Dabei standen drei Export-Branchen im Vordergrund:Maschinenbau, Textil- und Landwirtschaftsprodukte. Bereits vorder Zeitenwende von 1989 trat Ungarn der Weltbank und demInternationalen Währungsfonds bei – diese beiden Institutionengalten zuvor im von Moskau kontrollierten Ostblock lange Zeit alsideologische Feindbilder. Doch schon zu diesem Zeitpunkt entfie-len weniger als 50 Prozent der ungarischen Ausfuhren auf dieeigentlichen COMECON-Länder. Die wichtigsten Handelspartnerwaren damals Russland, die DDR sowie bereits dieBundesrepublik Deutschland. Die Ineffizienz des staatlich kontrol-lierten sozialistischen Finanz- und Wirtschaftsgefüges brachteschrittweise eine Annäherung an das westliche System – undletztlich auch den politischen Wandel. Nach 1989 ging es dann inUngarn mit der Einführung der privaten Marktwirtschaft Schlag aufSchlag, nachdem die kommunistischen Machthaber bereits 1988die Vorschriften für ausländische Investoren deutlich gelockert undein westliches Banken-Modell eingeführt hatten – ein bis dahinweltweit einzigartiger und in seinem atemberaubenden Tempokolossaler Vorgang. Ungarn war damit im Gegensatz zu seinenfrüheren sozialistischen Zwangs-Verbündeten in Zentral undOsteuropa besonders schnell in der Lage, seine Wirtschaft aus-ländischen Investoren zu öffnen und galt deshalb lange Zeit alseigentlicher Musterschüler der Region. Frau Botschafterin Nagybetonte in ihrem Referat ausdrücklich, dass Ungarn auch heutenoch in Hinsicht auf ausländische Direktinvestitionen eineführende Position in den neuen östlichen EU-Ländern einnimmt.Dies ist deshalb umso wichtiger, weil sie mit Blick auf die aus-ländischen Investoren und die jüngste Finanz-Unterstützung vonIWF und EU betonte: „Aus eigener Kraft hätten wir es nichtgeschafft." Besonders bedeutsam ist auch der Umstand, dassUngarn weit mehr als nur ein beliebiger Billig-Standort für Firmenaus dem westlichen Ausland sein will. Frau Botschafterin wies indiesem Zusammenhang auf die modernen Strukturen in der

Wirtschaft des HSU-Partnerlandes hin: mit 69 Prozent erreicht derAnteil der Dienstleistungen an der gesamten Wirtschaftsleistungeinen ähnlichen hohen Anteil wie in Westeuropa. Darauf lässt sichauch in Zukunft aufbauen, zeigte sich die Diplomatin überzeugt.Gerade in Spitzen-Industrien, die auch in der Schweiz von grosserBedeutung sind, ist der Standort Ungarn besonders gut aufgestellt.Auf Maschinenbau und Automotive entfallen mittlerweile zweiDrittel aller Exporte. Besonders wichtig: die diversen im Landeoperierenden grossen internationalen Industrie-Konzerne greifenbereits in einer Fertigungstiefe von 45 Prozent auf lokale Zuliefererzurück – dies ist ebenfalls ein sehr hoher Wert, betonte dieBotschafterin am gut besuchten HSU-Mittagstisch in Zürich.Ungarn verfügt seit der Wende über eine vorbildlich offeneWirtschaft und hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, sich bei seinenwichtigsten Partnern ebenfalls gleiche Bedingungen sichern zukönnen. Dies sei ebenfalls ein wichtiger Beitrag zur Erhöhung derWettbewerbsfähigkeit der ungarischen Wirtschaft, betonteErzsébet Nagy. Die aktuellen radikalen Sparmassnahmen treffenallerdings die Bevölkerung ins Mark. Nun rächt sich, dass sich daspolitische Nachwende-Budapest in den fetten Jahren desWirtschaftsbooms nicht hat dazu aufraffen können, die längst fäl-lige Reform der Sozialsysteme aktiv anzugehen, Die Reform in denKöpfen, also der Wandel vom staatssozialistisch versorgten zumselbstverantwortlichen mündigen Bürger ist ohnehin ein Prozess,der deutlich länger dauern wird als zunächst angenommen.Erzsébet Nagy betonte: die internationalen Finanzmärkte sehen eindeutlich stabilisiertes Ungarn und haben ihr Vertrauen zurückge-wonnen. Es gibt auf ganzer Breite deutliche Zeichen derEntspannung. Bald schon werde das politisch stabile Ungarn auchwichtige Kriterien zur Einführung des Euro erfüllen – als realistischesZieldatum gilt nun das Jahr 2013. Die aktuelle Übergangs-Regierung in Budapest betrachte es als ihre wichtigste Aufgabe,das internationale Vertrauen in Ungarn wieder zu stärken undgleichzeitig die langfristigen Struktur-Reformen aktiv voranzubrin-gen. Deshalb sei nun ein strenges Sparprogramm mit einem kon-sequenten Regiment ein erstklassiges Anliegen für Ungarn.Ungarns Spitzendiplomatin in der Schweiz wandte sich aber auchmit einem direkten Anliegen an ihre Zuhörerschaft am HSU-Mittagstisch, und nicht zuletzt an die Medien: nur ein realistischesBild mit Hinweis auf die tatsächlich erreichten positivenErgebnisse Ungarns diene einer ausgewogenen Berichterstattungund auch dem weiteren Ausbau des bilateralen WirtschaftslebenSchweiz-Ungarn. Noch immer sei die Schweiz zudem in vielenklassischen Bereichen chronisch unterrepräsentiert – speziell derMittelstand und damit die vielen KMU-Firmen nutzen auch fast 20Jahre nach der Wende die Marktchancen im HSU-PartnerlandUngarn nicht oder nicht ausreichend, betonte die Botschafterinzum Abschluss ihres Referates.Anmerkung der Redaktion: wir in der HSU hören dieses Signal vonFrau Botschafterin mit grossem Interesse und arbeiten als HSUweiter aktiv und intensiv daran, die bilateralen Handels- undWirtschaftsbeziehungen Schweiz-Ungarn weiter zu verstärken.

Botschafterin Erzsébet Nagy:Ungarn auf dem Weg der Besserung

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HSU – Mittagstisch September

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HSU – Hintergrund

Mittel- und Osteuropa zeigt erste Anzeicheneines Wirtschaftsaufschwungs. Die Börsen-kurse haben sich grösstenteils erholt, dienationalen Währungen stabilisiert und diePrognosen für 2010 sind leicht positiv. Dochdie CEE-Manager verhalten sich abwartendund rechnen mehrheitlich erst Ende 2010 mitnachhaltigem Wirtschaftswachstum. Vorallem in Südosteuropa bleibt die Stimmungweiter trist. Nach wie vor machenAuftragsrückgänge und eine gesunkeneZahlungsmoral den Unternehmen am meistenzu schaffen, im letzten Halbjahr neudazugekommen sind fallende Preise. Das sinddie Ergebnisse einer Marktstudie. Im Rahmender aktuellen Untersuchung wurden 330Führungskräfte aus Österreich sowieKroatien, Polen, Rumänien, Russland,Tschechien, Ungarn und der Ukraine zu denAuswirkungen der Wirtschaftskrise befragt."Unsere Umfrageergebnisse zeigen denberühmten Silberstreif am Horizont", erklärtStudienautor Rupert Petry. So halbierte sichdie Zahl der Pessimisten von 63 Prozent imMärz auf nunmehr 36 Prozent. Gleichzeitigstieg die Zahl jener Manager, die die Situationals unklar beschreiben, von 30 auf 47Prozent. Die Optimisten konnten sich von fünfauf 17 Prozent mehr als verdreifachen. "EineMehrheit der befragten Führungskräftenimmt aber derzeit noch eine abwartendeHaltung ein. Der freie Fall scheint zwargestoppt, doch eine rasche Erholung ist nichtin Sicht", sagt der Berater. So sind zweiDrittel der Befragten der Meinung, dass dieKrise noch mindestens zwölf Monateandauern wird. "Mit einer nachhaltigenErholung vor Ende 2010 rechnet nur eineMinderheit." Mit Ausnahme von Kroatienzeigt das Stimmungsbarometer in allenLändern der Region nach oben. Am opti-mistischsten sind Ungarn und Polen."Während in Polen die überwiegend positiveStimmung mit entsprechenden Konjunktur-daten hinterlegt werden kann, dürften dieungarischen Manager eher der Meinung sein,

dass es einfach nicht noch schlimmer kom-men kann", so Petry. Auffallend ist die anhal-tend negative Stimmung in Kroatien. "80Prozent der kroatischen Manager erwarteneinen weiteren starken BIP-Rückgang.Besonders gross ist die Unzufriedenheit mitdem Krisenmanagement der Regierung.Generell wird – mit Ausnahme der tschechi-schen Führungskräfte – die mangelhafteUmsetzung, vor allem von steuerlichenMassnahmen und Infrastrukturprogrammen,kritisiert. Auffallend ist, dass vor allem inKroatien und Ungarn die befragten Führungs-kräfte zwar an keine generelle Erholungglauben, aber überaus optimistisch für ihreigenes Unternehmen sind. So glauben 50%der ungarischen und 20% der kroatischenManager an eine Erholung ihrer Firma bisMitte 2010.

Kreditklemme beseitigt –Angst vor sinkenden Preisen Unabhängig von Branche und Land sehenUnternehmen in CEE nach wie vor Auftrags-rückgänge (62,6%) und eine deutlichschlechtere Zahlungsmoral (54%) als direkteFolge der Krise. An dritter Stelle folgenSchwierigkeiten bei der Finanzierung(38,7%), dicht gefolgt von sinkenden Preisen(38,4). „Bei unserer letzten Befragung imMärz klagten noch 47,8 Prozent derUnternehmen über Finanzierungsschwierig-keiten. Dieser Wert hat signifikant abgenom-men”, sagt der Berater. Von 35,3 auf 38,4Prozent gestiegen ist hingegen die Angst vorsinkenden Preisen. In Österreich (67,5%) undUngarn (59,1%) nimmt sie bereits den zwei-ten Platz ein. Konkurse von Kunden liegen inRussland und der Ukraine auf Rang zwei undin Rumänien auf Rang drei. Zwei Drittel derGUS-Unternehmen und über 80 Prozent derrumänischen Betriebe leiden darunter. „DieAuswirkungen der Krise sind in Rumäniengenerell überdurchschnittlich stark zu spüren.87 Prozent leiden unter Auftragsrückgängen,82,6 Prozent unter dem schlechteren

Zahlungsverhalten ihrer Kunden. In Russlandund der Ukraine hat sich die Stimmung imvergangenen Halbjahr deutlich verbessert,was vor allem auf steigende Rohstoffpreiseund eine verbesserte Auftragslage zurück-zuführen ist”, so Petry.

Strukturmassnahmen zu wenig bedacht Obwohl eine rasche Erholung auch in CEEnicht in Sicht ist, steigt in den meistenBranchen, die Stimmung wieder. "Deutlichverbessert hat sich die Stimmung im BereichMetall und Bergbau. Leere Lager müssenjetzt aufgefüllt werden, die Nachfrage steigt,die Rohstoffpreise zeigen eine deutlicheTendenz nach oben", erklärt der Studienautor.Wie schon früher zeigen sich der Einzelhandelund der Dienstleistungsbereich von der Kriserelativ unbeeindruckt. In beiden Branchenwerden für die kommenden Jahre sogarleichte Zuwächse erwartet. Nach wie vor amstärksten von der Krise betroffen sindFinanzdienstleister sowie die IT- undTelekom-Branche. „Während das ersteHalbjahr 2009 ganz im Zeichen derKrisenbekämpfung stand, sollten der Fokusnun wieder verstärkt auf mittel- undlangfristig relevanten Themen liegen”, fordertPetry. So haben fast alle befragten Unter-nehmen operative Massnahmen wieKostensenkungsprogramme, Budgetkürzun-gen und Aufnahmestopps bereits umgesetzt.Doch über strategische Massnahmen wieZukäufe in der Krise, Änderungen in derKapitalstruktur oder Desinvestitionen denktweniger als ein Drittel der Unternehmennach. „Dieser Wert hat sich seit März nichtverbessert”, meint der Berater. Denn diekommenden 12 Monate werden für Unter-nehmen in Mittel- und Osteuropa zurHerausforderung. „Wir werden 2010 eineZweiteilung in der Region erleben. JeneUnternehmen, die ihre Hausaufgaben bereitserledigt haben, können sich nun den Chancenzuwenden, die ihnen die Krise bietet. Sie pro-fitieren von der derzeit stattfindendenMarktkonsolidierung und günstigen Übernah-mezielen. Bei all jenen, die es bisher ver-mieden haben sich auf die Krise einzustellen,wird 2010 weiterhin Restrukturierung auf derAgenda ganz oben stehen”, so Petry.

Eine Umfrage unter 330 Führungskräften zu den Auswirkungen der Wirtschaftskrise inMittel- und Osteuropa zeigt erste Anzeichen eines Wirtschaftsaufschwungs – Ungarnund Polen sind am optimistischsten, Kroatien hinkt hinterher – CEE-Manager verhaltensich abwartend und rechnen mehrheitlich erst Ende 2010 mit nachhaltigem Wirtschafts-wachstum – Nach wie vor leiden Unternehmen am stärksten unter Auftragsrückgängenund einer gesunkene Zahlungsmoral.

Manager in Mittel- und Osteuropa(CEE) sehen Silberstreif am Horizont

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HSU – Firmennachrichten

Das Klima für Private Equity in Zentral- und Osteuropa istungeachtet der weltweiten Krise widerstandsfähig. Laut aktuellerEVCA-Studie wurden 2008 2,5 Mrd. Euro investiert, etwa 18Prozent weniger als im Rekordjahr 2007. Wachstums-finanzierungen verbesserten sich von 132 Mio. Euro in 2007 auf710 Mio. Euro in 2008 und machten damit 29 Prozent der PrivateEquity-Investitionen in der Region Zentral- und Osteuropa (CEE)aus. In Gesamteuropa dagegen lag ihr Anteil bei weniger als 14Prozent der insgesamt investierten Mittel.Buyouts waren auch 2008 mit 1,6 Mrd. Euro und 63 Prozent dergesamten Investitionstätigkeit das stärkste Segment, fielen aberum 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, dem bisherigenHöchstniveau. Auch Venture Capital-Investitionen gingen um 30Prozent zurück, bedingt durch einen starken Rückgang der LaterStage Venture-Investitionen. Dessen ungeachtet stieg die Anzahlder durch Venture Capital finanzierten Unternehmen, in erster Liniegetrieben durch Startup-Fonds.

Die Investitionsaktivitäten konzentrierten sich mit 86 Prozent derGesamtinvestitionen auf Polen, Ungarn, Tschechien, die Ukrainesowie Rumänien. Mit 628 Mio. Euro investiertemBeteiligungskapital oder mehr als einem Viertel der gesamtenPrivate Equity-Investitionen in der Region war Polen, wie bereits2007, bevorzugtes Investitionsland, gefolgt von Ungarn (477 Mio.Euro) und Tschechien (411 Mio. Euro).Im Jahresverlauf 2008 wurden 2,5 Mrd. Euro frisches Kapital fürdie Region Zentral- und Osteuropa beschafft. Auch wenn dieseinen Rückgang von 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr darstellt,bleibt diese Entwicklung vergleichbar zum Niveau von 2006 undüber dem Durchschnitt der letzten Jahre. Sowohl 2007 als auch2008 wurden Fonds in Höhe von 1 Mrd. Euro oder mehraufgestellt, was auf eine starke Unterstützung institutionellerInvestoren für Private Equity in der Region hinweist. DasFundraising für den Venture Capital-Bereich stieg um 70 Prozentauf 217 Mio. Euro.

Lichtblick: CEE mit zweitbestemInvestitionsjahr

Brügg bei Biel – Im Zuge des Ausbaus des gruppenweiten Biella-Fertigungsverbundes wird die holländische Produktion schrittweisein die Biella-Werke in Polen und Ungarn verlagert. DieVertriebsgesellschaft in Holland wird zusätzlich durch eine neueLieferpartnerschaft gestärkt. Im slowakischen Markt wird dieLogistik auf Direktbelieferung umgestellt. Diese Schritte schärfendas Profil von Biella als leistungsfähigen europäischen Hersteller.Im Zuge des Ausbaus des gruppenweiten Fertigungsverbundeswird die Biella Group (landesweit bekannt durch denBundesordner) in den nächsten Monaten die Herstellung von indi-vidualisierten Office-Produkten für den holländischen Markt schritt-weise von Holland in die Biella-Werke in Polen und Ungarn (Kimle)verlagern. Mit dieser Massnahme wird die Wettbewerbsfähigkeitder holländischen Vertriebsgesellschaft Biella Benelux B.V., derenSchwerpunkte neben dem Geschäft mit individualisiertenProdukten im Bereich Office und Retail liegen, nachhaltig gestärkt.

Sie hat vollen Zugriff auf das gesamte Spektrum der in den Biella-Werken hergestellten Papier-, Büro- und Schreibwarenerzeugnisse(PBS). Die Biella Group verfügt über moderne und leistungsfähigeFertigungsstandorte in der Schweiz, Polen und Ungarn. BereitsAnfang des wurden der Vertrieb in Ungarn und Kroatien auf eineeffiziente Direktbelieferung ausgerichtet, das selbe gilt nun auch fürdie Slowakei. Die slowakischen Biella-Kunden werden fortan logis-tisch ohne Umweg direkt aus dem Logistikzentrum in Warschauoder den Werken in Polen und Ungarn beliefert. Mit diesem wei-teren Schritt nutzt die Biella Group konsequent die Chancen zurProzessvereinfachung, die sich aus den in Osteuropa inzwischengut entwickelten Handels- und Logistikinfrastrukturen ergeben.Gleichzeitig schärft Biella ihr Profil als leistungsfähiger europäisch-er Hersteller. Dazu trägt laut Unternehmensleitung auch der nord-westungarische Produktions-Standort Kimle nahe Komáromwesentlich bei.

Biella Group setzt aufStandort Ungarn

Die Finanzkrise bei der ungarischen Luftfahrtgesellschaft MALÉV istVerhandlungsgegenstand zwischen den Regierungen Ungarns undRusslands. Budapest ist bereit, als Miteigentümer und Financier dieRettung der finanziell angeschlagenen Gesellschaft zu unterstützen.Die russische Seite hat den ungarischen Vorschlag begrüsst. Derrussische und der ungarische Staat wollen laut Medienberichtendem ehemals nationalen Air-Carrier gemeinsam eine Finanzspritzevon 40 Milliarden Forint (148 Millionen Euro) zukommen lassen.2008 schloss MALÉV das Geschäftsjahr mit einem Minus von 15,1Milliarden Forint. MALÉV war 2007 nach mehreren erfolglosenVersuchen privatisiert worden. 49 Prozent der Anteile hält das rus-sisch kontrollierte Unternehmen Airbridge Zrt. Der Rest gehörtungarischen Privatpersonen, die ebenfalls zum Interessenkreis desrussischen Teileigners gehören. Ihre Präsenz stellt sicher, dass

MALÉV als Airline eines EU-Staates gilt. Die Airbridge-Anteile hältseit März dieses Jahres die Moskauer Entwicklungsbank VEB(Wneschekonombank), nachdem sich der frühere Airbridge-BesitzerBoris Abramowitsch zurückgezogen hatte.

Verhandlungen um MALÉV

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HSU – Gastbeitrag

Die lange geplante umfassende Reform desungarischen Zivilrechts nähert sich langsam,aber sicher ihrem Endziel: Das ungarischeParlament hat Anfang November 2009 dasneue ungarische Zivilgesetzbuch verab-schiedet – und zwar nach der erstenVerabschiedung Ende September zum zwei-ten Mal. Die erste Billigung erfolgte EndeSeptember. Indes war das Gesetzeswerkvom ungarischen Staatspräsidenten LászlóSólyom nicht unterzeichnet, sondern „zurErwägung” wieder an das Parlament zurück-gesandt worden. Die BemängelungenSólyoms am fertigen Gesetz wurden inkürzester Zeit vom Parlament bzw. denentsprechenden Ausschüssen abgearbeitetund teils berücksichtigt, teils verworfen unddann erfolgreich zur erneuten Billigungvorgelegt. Die Novelle soll das ZGB aus dem Jahr 1959ersetzen – ein im Sozialismus entstandenesRegelwerk, das freilich nach dem System-wechsel in mehr oder weniger umfassendenGesetzesnovellen den Erfordernissen derMarktwirtschaft angepasst worden ist. Auchdie Harmonisierung an das EU-Recht ist inForm von Novellen geschehen, was insge-samt zur Folgt hat, dass etliche zivilrechtlicheGebiete entweder im ZGB verstreut oder aberin Sondergesetzen geregelt waren. Für diekonzeptionelle und redaktionelle Ausarbeit-ung des jetzigen Entwurfes wurden zahl-reiche ausländische und internationaleGesetzestexte hinzugezogen, so z.B. dasneue niederländische Burgerlijk Wetboek,das Wiener Kaufrechtsabkommen, dieUNIDROIT Principles of InternationalCommercial Contracts (1994) und deraktuelle Entwurf der Principles of EuropeanContract Law.Als Symbol der hohen Kunst der Kodifizierungdes Privatrechts gilt in Ungarn übrigens nochimmer der unter der Leitung von KárolySzladits verfertigte „Privatrechtsentwurf"(Magánjogi Törvényjavaslat) vom Jahre1928. Dieser Entwurf wurde in Ungarn selbstaus politischen Gründen nie Gesetz, da maneine faktische Trennung in privatrechtlicherHinsicht von den nach dem 1. Weltkriegabgespaltenen ehemaligen ungarischenGebieten vermeiden wollte. Gleichwohlwurde der „Mtj." von nationalen Gerichten defacto als Gesetz behandelt und diente auch inzahlreichen anderen Ländern als Kodifikations-modell.Eine konzeptionelle Neuerung ist es, dass deraus 5 Büchern bestehende Kodex auch dasFamilienrecht regeln wird. (Das Familienrechtwurde im sozialistischen Privatrecht als

eigenständiger Rechtszweig entdeckt.) Dasneue ungarische Zivilgesetzbuch wird nichtzuletzt daher statt den bisher 687Paragraphen fast 2000 haben. Auch wirdgemäß dem sog. monistischen Prinzip imKodex neben dem Zivilrecht auch das klas-sische (für professionelle Marktteilnehmergeltende) Handelsrecht geregelt. Auf deranderen Seite wird natürlich auch derRechtssetzung der EU im Rahmen desVerbraucherschutzes (ABG, Fernabsatz,Haustürgeschäfte, Verbraucherkredit) Rech-nung getragen.Bei der Neufassung der auch im derzeitigenZGB existierenden Teile handelt es sichkeineswegs nur um eine sprachliche und sys-tematische Überarbeitung. Vielmehr enthältder Kodex auch zahlreiche Neuerungen inner-halb dieser Materie.So sollen etwa gesetzliche Hürden entfallen,die derzeit die freie vertragliche Ausgestal-tung von Vorkaufsrechten, Rückkaufvereinba-rungen und Kaufoptionen behindern. Die wohl„lästigste" Hürde in diesem Zusammenhang,nämlich die zeitliche Beschränkung vonOptionen auf 5 Jahre, wird wegfallen. Fernermuss bei der Ausbedingung einesRückkaufsrechts der Rückkaufpreis nichtmehr dem Kaufpreis des ursprünglichenKaufs entsprechen, sondern kann frei verein-bart werden; erlaubt ist dann auch dieAufnahme einer Preisbildungsformel in denVertrag. Bedeutende Neuerungen gibt es auch im ver-traglichen Schadenersatzrecht. Eine Exkulpa-tion (Befreiung von der Schadensersatz-haftung) wird im Einklang mit den neuereninternationalen Tendenzen nur dann möglichsein, wenn der Schadensverursacher nach-weist, dass der Schaden durch einen nichtvorhersehbaren und nicht abwendbarenUmstand entstanden ist. Die Höhe desSchadensersatzes wird jedoch dahingehendbegrenzt, dass der Geschädigte die Höhe desbei Vertragsabschluss vorhersehbarenmöglichen Schadens – insbesondere mitRücksicht auf entgangenen Gewinn undFolgeschäden – nachweisen muss (Vorher-sehbarkeitsklausel).Ferner müssen Allgemeine Geschäfts-bedingungen (AGB) auch im Internet veröf-fentlicht werden. Verwender von AGB solltenalso ihre Homepage bereits jetzt anfangenumzugestalten, falls die AGB dort noch nichtpublik gemacht werden. Das neue ZGB soll am 1. Mai 2010 in Krafttreten. Pikant ist, dass die Einführung desneuen ZGB per gesondertes Einführungs-gesetz erfolgen wird. Dieses jedoch könnte

nach Annahme theoretisch vom Staats-präsidenten ebenfalls an das Parlamentzurückgesandt werden. Oder aber, was dasInkrafttreten des Einführungsgesetzes unddamit des ZGB selbst auf unabsehbare Zeithinauszögern könnte, er könnte dasEinführungsgesetz vom Verfassungsgerichtauf seine Verfassungsmäßigkeit hin prüfenlassen, etwa mit der Begründung, dass biszum 1. Mai 2010 nicht genügend Vorbereit-ungszeit vorhanden sei und daher das Prinzipder Rechtssicherheit verletzt werde.

Dr. Csongor Buzády, LL.M, Rechtsanwalt (Ungarn),bnt Rechtsanwälte [email protected]; www.bnt.eu

Neues ungarisches ZGB innert anderthalbMonaten zwei Mal verabschiedet – Inkrafttretentrotzdem fraglich

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HSU – Partnerland Ungarn

Arbeit, Beschäftigung, Grauwirtschaft –wenn die Realeinkommen sinken, steigtdie Schwarzarbeit, was auch immer derStaat dagegen tut. Die offiziellen Zahlensagen, dass es für alle immer noch weit-er bergab geht, bei den Arbeitsplätzenund bei den Löhnen, aber von offiziellenZahlen hat in Ungarn sowieso noch niejemand gelebt. Wie viel Gehalt bekommtnun wer in Ungarn? Und woher kommt„der Rest”? Ein Überblick vom Schusterbis zum Bankdirektor. Was die Statistikerzählt – und was nicht.

Die Bruttogehälter sind, so sagt es dasStatistische Zentralamt, in Ungarn vonJanuar bis Juli 2009 um 1,3%, dieNettogehälter um 1,4% gestiegen. Einenoch nichts sagende Zahl. Denn dieGehälter und Löhne stiegen fast 5% in derPrivatwirtschaft, sanken aber 7% imöffentlichen Dienst, vor allem wegen derAbschaffung des 13. Monatslohnes undder Zusammenstreichung von Prämien. Fürdie Arbeitnehmer interessanter und trau-riger: ihr Realeinkommen ist imDurchschnitt in sieben Monaten um 2,2%gesunken, auch hier aber wieder nur imregistrierten Teil der ungarischen Wirt-schaft. Auf Jahresbasis macht das einMinus von 3.5% – in der freien Wirtschaftein „Plus” von 0,87%, jedoch ein Minus imöffentlichen Sektor von 5,8%.

Zwar wurden Arbeitnehmer wieArbeitgeber durch verringerte Sozial-abgaben (Arbeitgeberanteil) und Veränder-ungen bei der Lohn- und Einkommens-steuer zum Teil entlastet, doch zahlte sichdas für die Arbeiter aufgrund der Inflation(vor allem infolge Mehrwertsteuer-erhöhung) nicht aus. Durch die rückläufigeAuftragslage verringert sich für Arbeit-geber die Auslastung ihrer Maschinen unddamit die Produktivität. Die Lohn-stückkosten steigen trotz leicht gesunkenerAbgabenlast, und das kratzt letztlich an denGewinnen. Die Zentralbank schätzt, dasssich die Lohnstückkosten im Jahresverlaufum bis zu 8% erhöhen könnten. Die Inflationsehen Experten bei 6-7%.

Es entsteht keine Arbeit,nur Beschäftigung

Hinzu kommt, dass gerade jetzt im Herbstbereits die nächste Entlassungswelle rollt,weitere 10‘000 bis 20‘000 Arbeiter undAngestellte könnten laut Einschätzung von

Arbeitsmarktexperten ihre Jobs verlieren.Dabei arbeiten in Ungarn (10 MillionenEinwohner) offiziell und sozialversichertsowieso nur 2,658 Millionen Menschen,also nochmal um 4,4% weniger als voreinem Jahr. In der Privatwirtschaft sind es8,2% weniger als vor 12 Monaten, imöffentlichen Sektor, dank Konjunktur- undBeschäftigungsmassnahmen hingegen5,6% mehr. Das heisst Arbeitsplätzeentstehen derzeit in Ungarn, wenn über-haupt, dann nur im Niedriglohnsegment.Diese, belasten die öffentlichen Haushalteund sind mehr Übergangsbeschäftigung alsqualifizierte Wertschöpfung. Doch genaudas Gegenteil bräuchte Ungarn – aber esist eben Krise.

Die Gewerkschaften sind nun mit derForderung vorgeprescht, den Mindestlohn,also das gesetzliche minimale Brutto-einkommen, für einen Vollzeitangestelltenvon derzeit 71‘500 Forint (408 Franken) auf80‘000 Forint (475 Franken) anzuheben.Das wäre ein nominales Plus von 12%, dassich aber allein schon durch die Inflationinnert eines Jahres wieder halbiert. VonExistenzminimum spricht man dabei schongar nicht, weil man weiss, dass davon nie-mand existieren kann. Übrigens wird auchdieser Betrag noch unterlaufen, durchTeilzeitverträge ebenso wie durchPseudoselbständigkeit. Oder eben gleichdurch Schwarzarbeit.

Aussichtsloser Kampfgegen Schwarzarbeit?

Eine offizielle Kommission sollte in einemBericht die Erfolge im Kampf gegen dieSchwarzarbeit in Ungarn darlegen. Diesewurde kurz vor Krisenbeginn eingesetzt unddann von den Ereignissen überrollt. Dennman kam zu dem Schluss, dass die nega-tiven Entwicklungen seit Herbst 2008 diezähl- und kassierbaren Erfolge seit 2006bereits mehr als kompensiert haben. Der

Bericht schätzt, dass durch gezielteAktionen gegen Schwarzarbeit undGrauwirtschaft zwischen 2006 und 2008Mehreinnahmen für den Staatshaushaltvon rund 250 Milliarden Forint generiertwurden. Dies entspricht rund 1,4 Mrd.Franken. Die Kommission fürchtet, dass die(zusätzlichen) Ausfälle 2009 durch denAnstieg der Schwarzarbeit dieseEinnahmen übersteigen werden und rech-nete vor, dass die Steuerausfälle bei derLohnsteuer um rund 50 Mrd. Forint (285Mio. Franken) über dem berechneten Effektder ansteigenden Arbeitslosigkeit liegen.

Die Schwarzarbeit und mit ihr verbandeltdie Steuerhinterziehung als Volksport(Sektion Selbstverteidigung) sowie diealltägliche Korruption, die alle Lebens-bereiche und fast alle Bevölkerungs-gruppen einbezieht, ist nicht nur dieHauptursache für das Budgetloch in derungarischen Staatskasse, sondern, nebender hohen privaten Verschuldung auch dieErklärung dafür, warum Menschen miteinem (statistischen) Durchschnittslohnvon rund 1‘125 Franken (brutto) in einemLand leben können, in dem das Benzin fastso teuer ist wie in Österreich und dieLebensmittel in den Hypermärkten manch-mal sogar teurer sind als im Westen. Mansieht die Ungarn mit Neuwagen über dieAutobahnen rasen, gemütlich in KroatienUrlaub machen und viele sogar im AuslandSkifahren. Die Lokale sind voll, es werdenimmer noch Einkaufspaläste gebaut.

Während Korruption und Steuerbetruglediglich eine Umverteilung von schonvorhandenen Werten ist, schafftSchwarzarbeit tatsächlich an. Eine Schätz-ung der OECD tippt für Ungarn auf eineSumme von ungefähr 45% desBruttoinlandsproduktes, dass hier noch-mals an allen Statistiken vorbei erarbeitetwird. Deutsch und deutlich: 45% kommenaufs offizielle BIP oben drauf. Dann ist mannämlich schon bei rund 1.800 Franken imMonat. Zieht man zwei Drittel ehrliche, zustark kontrollierte, unfähige sowie mitoffiziellem Lohnausweis gesegneteArbeitnehmer sowie solche ohne Gelegen-heit, Zeit oder Kraft für Schwarzarbeit ab(also auch hier wieder die ärmeren),verteilt sich dieser schwarze Mehrwert aufdas restliche Drittel der aktiven Ungarn –also lediglich einige Hunderttausend

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Löhne in Ungarn –und was dahinter steckt

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Fortsetzung von Seite 16Personen. Die haben dann aber auf dieserBemessungsgrundlage ein verfügbaresMonatseinkommen von schnell einmal4‘500 Franken im Schnitt, und dabei trotz-dem den Neuwagen von der Bankfinanziert. Und genauso benimmt sichdiese Schicht auch.

Das Thema Korruption und Schwarzarbeitreicht tief in die Geschichte und Psyche derGesellschaft, sie hat mit der Versorgungs-mentalität aus der sozialistischen Zeit zutun, mit dem Misstrauen der Fremdbeherr-schung (auch und besonders durch eigeneLandsleute). Es geht letztlich um Machtund Machtverhältnisse. Stichwort: dasSein verstimmt das Bewusstsein. Dennauch in Ungarn fängt man die Kleinen undlässt die Grossen laufen. Und so kann espassieren, dass Sie am Hot-Dog-Stand imFreibad eine umständlich per Hand aus-gestellte Quittung vom steueramtsseitigverängstigten Würstchenverkäufer bekom-men, während zugleich der soundsovielteBezirksbürgermeister Millionen ausirgendwelchen Immobiliendeals beiseiteschafft. Die Republik Ungarn hat imUmgang mit ihren Bürgern völlig dieRelationen verloren, und diese sind mittler-weile kurz davor, sich vom Staat voll-ständig scheiden zu lassen. Ein komplexesThema also, dass sich nur durch denGesamtblick erschliesst.

Wer verdient wieviel?

Aber zurück zum Thema: Wer bekommtderzeit welches Gehalt in Ungarn? UnsereDaten beziehen wir aus drei Quellen: demStatistischen Zentralamt, den Angebotenim Arbeitsamt und von einer Online-Jobbörse. Daraus ergibt sich ein unge-fähres Mittel, wobei bei jedem einzelnenBeruf in Betracht zu ziehen ist: Einstiegs-und Seniorgehalt, Grösse und Aufstellungdes Unternehmens, Hauptstadt oderProvinz, und so weiter. Alle genanntenLöhne sind Bruttogehälter. Wer wissenwill, was man als Arbeitnehmer tatsächlichnach Hause bringt, der ziehe von denunteren Gehaltsklassen rund 10-25%, denhöchsten rund 40% ab. Arbeitgeber, diewissen möchten, wie hoch die tatsäch-lichen Arbeitskosten sind, können getrost30-50% auf das Bruttogehalt aufschlagenund werden damit halbwegs richtig liegen.Nur in den untersten Klassen kommt mannoch etwas günstiger.

Bis Mitte September sollten die Managerder staatliche kontrollierten Betriebe ineinem Anfall von Transparenz ihre Gehälter

offenlegen. Am Stichtag war die dafür ein-gerichtete Internetseite noch fast leer,allmählich trudelten die verschämtenInformationen aber ein. Hintergrund fürdiese spontane Volksnähe war ein Skandalbei den Budapester Öffentlichen Verkehrs-betrieben (BKV), bei denen der Staat unddie Stadt zwischenzeitlich jede Kontrolleverloren hatten und sich Manager und Ex-Manager Gehälter weiter- und Abfindungenüberzahlten bis es krachte. DerRegierungschef persönlich ordnete nun dieVeröffentlichungen der Einkünfte an.

Ein Polizist bekommt 630 Franken imMonat, der Chef der Staatlichen Lotteriehingegen 12’000 Franken. Der Managerdes grossen Bauvorhabens Metrolinie 4steht dabei an der Spitze: Gusztáv Klados,Chef von DBR Metro, gibt ein Monats-gehalt von 8,2 Mio Forint an (ca. 46‘800Franken). Der Chef der Zentralbank verdient8,1 Mio, Forint, seine Stellvertreter bekom-men noch 5,6 bis 6,4 Mio. Forintmonatlich. Prämien und Boni selbstver-ständlich nicht mitgerechnet. Der Postchefmuss mit 2,8 Mio. Forint (ca. 15‘000Franken) monatlich auskommen, ebensoder Chef der Elektrizitätswerke. DerVorstandschef der Staatlichen Lotteriebezieht 2,2 Mio. Forint (rund 12‘000Franken).

Nun in die Niederungen der Volks-wirtschaft, zu den „normalen” Berufen: einVerkäufer, eine Kassiererin im Supermarkt,ein angestellter Schuster, auch ein Konditorbewegen sich im Bereich zwischen 82‘000und 150‘000 Forint brutto monatlich (ca.470 – 860 Franken). Automechaniker,Elektriker, auch ein Metzger im Angestell-tenverhältnis liegen bei 110‘000 bis250‘000 Forint. Im Bürobereich verdienteine Sekretärin zwischen 100‘000 und180‘000 Forint (570 – 1‘030 Franken). Eineinfacher Mitarbeiter des Finanzamtesoder ein Beamter beim Zoll liegt ebenfallszwischen 120‘000 und 250‘000 Forint –was gemeinhin deren chronisch guteLaune erklärt. Hauptabteilungsleiter einerBehörde des öffentlichen Dienstes freuensich über 310‘000 bis 620‘000 Forint(1‘650 bis 3‘540 Franken, deren Laune istbekanntlich dennoch nicht besser. EinRichter bringt es jedoch auch nur aufhöchstens 410‘000 Forint (2‘340 Franken),obwohl gerade hier eine weitgehendeUnabhängigkeit wünschenswert ist. DerKassierer einer Bank muss sich imAngesicht des vielen Geldes mit 98‘000 bis170‘000 Forint (560 – 970 Franken) abfind-en lassen, der Kundenberater schafft auchnicht mehr. Der Filialleiter hingegen kann

mit 300‘000 bis 580‘000 Forint (1700 –3‘300 Franken) Grundgehalt rechnen undzusätzlich mit Erfolgsprovisionen. Polizisten,Feuerwehrmänner und Berufssoldaten sindangesichts ihrer Verantwortung mit115‘000 Forint (660 Franken!) bis 235‘000Forint (1‘340 Franken) eindeutig unter-bezahlt. Noch schlimmer sieht es im Spitalaus: Schwestern und Pfleger erhalten85‘000 bis 145‘000 Forint (485 – 830Franken) pro Monat, Ärzte ab 250‘000Forint (1’430 Franken) bis hinauf zumChefarzt mit rund 1,3 Mio. Forint (7‘430Franken). Die Industrie muss beispiels-weise für Maschinenbauer, CNC-Dreherund andere Facharbeiterberufe derzeit jenach Spezialisierung von 150‘000 bis370.000 Forint (860 – 2‘100 Franken) hin-legen. Programmierer und Computertech-niker bekommt man zwischen 180‘000 und260‘000 Forint (1‘000 – 1‘490 Franken).Lehrer, eigentlich ein Schlüsselberuf wer-den mit 134‘000 bis 250.000 Forint (765 –1‘430 Franken) abgespeist, ein LkW-Fahrerbringt es ungefähr auf das Gleiche. (NPL)

BundespräsidentMerz dankt

Politiker aus ganz Europa sind in Budapestzusammengekommen, um an den Fall desEisernen Vorhangs vor 20 Jahren zu erin-nern. Bundespräsident Hans-Rudolf Merzhat den Protagonisten für ihren Mut und ihreVoraussicht gedankt.An dem Festakt nahmen sechs europäischeStaatsoberhäupter teil, unter ihnen derdeutsche Bundespräsident Horst Köhler, derösterreichische Bundespräsident HeinzFischer sowie Bundespräsident Hans-RudolfMerz, ferner Ministerpräsidenten und dreiParlamentspräsidenten. Auch Akteure vondamals erinnerten an die dramatischenEntwicklungen des Wendejahres, unter ihnender ehemalige ungarische MinisterpräsidentMiklós Németh.Am 27. Juni 1989 hatten die damaligenAussenminister Ungarns und Österreichs,Gyula Horn und Alois Mock, symbolisch an derGrenze zwischen beiden Ländern gemeinsamden Stacheldraht durchschnitten und damitdas Ende der Teilung Europas eingeleitet.Bundespräsident Hans-Rudolf Merz sagte inBudapest: „Heute können sich unsere Kinderund Enkel kaum mehr vorstellen, was dieseGrenzöffnung bedeutet hat”. Schliesslichmüsse man innerhalb Europas nicht einmalmehr einen Pass zeigen. Merz schilderte denZuhörern zudem seine Erinnerungen an denungarischen Volksaufstand von 1956 und dietausenden ungarischen Flüchtlinge, die in derSchweiz wie Helden begrüsst worden sind.

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HSU – Engagement

Liebe Leserinnen und Leser

1989 bin ich kurz vor der Wende erstmals nach Ungarn gereist.Ich habe dieses wunderschöne Land mit seinen fröhlichen undgastfreundlichen Menschen sofort in mein Herz geschlossen unddort nun im Laufe der Jahre viele Freunde gefunden, die mir liebund wichtig sind.Die politische und wirtschaftliche Situation in Ungarn ist aber fürviele Leute sehr schwierig und hat sich durch die gegenwärtigeweltweite Finanzkrise noch dramatisch verschärft. Ich denke,dass das allgemein bekannt ist und ich diese bittere Tatsache andieser Stelle nicht weiter erläutern muss.Um wenigstens einem kleinen Kreis von Menschen wieder zueiner Zukunftsperspektive zu verhelfen, habe ich im November2006 in der Schweiz die Stiftung Béva gegründet. Die Stiftung istim Handelsregister eingetragen und steht unter Aufsicht desEidgenössischen Departements des Innern. Durch Spenden sollein Startkapital zum Aufbau der noch kleinen schweizerisch-ungarischen Béva Csoki Kft. gesammelt werden. „Schoggi undMerängge" aus der Schweiz, die wir für Firmen, Hotels undRestaurants, aber auch für Privatpersonen anbieten und aufWunsch speziell als Geschenk verpacken, bereiten doppelteFreude: Zum einen all denjenigen, welche die Süssigkeiten fürsich kaufen oder geschenkt bekommen und geniessen dürfenund zum andern einigen Menschen, die durch das Verpacken undden Verkauf der Produkte eine sinnvolle Beschäftigung verbun-den mit einer bescheidenen Existenz erhalten. Die Béva CsokiKft. vermarktet nebst bereits bekannter Schokolade aus derSchweiz auch Süssigkeiten, die bis jetzt auf dem ungarischenMarkt nicht angeboten wurden.So findet man unter anderem in unserem Internet-Shop unterwww.svajcicsoki.hu süsse Produkte von Camille Bloch, Caillerund Chocolat Frey und eben „Merängge" aus dem Emmental. Inder Schweiz isst man „habcsók" zu jeder Jahreszeit und nicht nuran Weihnachten, wie in Ungarn. Erste Erfahrungen haben unsaber bereits gezeigt, dass auch die ungarische Bevölkerung sichdurchaus mit der ganzjährigen Nascherei anfreunden könnte.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch oder über Ihre Bestellung.Vergessen Sie nicht, Sie bereiten damit doppelte Freude.

Mit bestem Dank und freundlichen GrüssenEva Frischknecht

Eva Frischknecht Béva Csoki Kft. und Stiftung BévaH-2014 Csobánka und CH-3076 Worbwww.svajcicsoki.hu und [email protected]

„Schoggi und Merängge" aus derSchweiz bereiten doppelteFreude in Ungarn

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HSU – Swissness

Der Schweizer Botschafter in Budapest, Christian Mühlethaler, hat am 18. November den SchweizerStand an der Budapester Ökoindustria bei ausgesprochen starkem Publikumsinteresse feierlicheröffnet. Die verantwortlichen guten Geister in der OSEC haben dafür gesorgt, dass dieEidgenossenschaft einmal mehr mit dem Schweizer Stand an dieser wichtigen Fachmesse eine aus-gesprochen gute Gattung machen konnte. Die Aussteller wiederum konnten mit den präsentiertenSchweizer Produkten und Dienstleistungen erneut unter Beweis stellen: so stark kann Swissness imRahmen von Umwelt-Know-How gebündelt auftreten. Dieses rundherum positive Erscheinungsbildrundete zudem eine am Eröffnungstag unter Federführung der Schweizer Botschaft abgehalteneReferenten-Tagung ab. Die stark besuchte Vortragsreihe mit dem Titel „Environmental Swissness -Svájci technológia és know-how Magyarországon” (Schweizer Technologie und Know-How in Ungarn)lässt auf eine erfolgreiche Fortsetzung und Umsetzung der interessanten Ansätze in valablen Projektenhoffen. Diese Fachmesse hat einmal mehr deutlich gezeigt: das HSU-Partnerland Ungarn ist auch aufdem Gebiet der Umwelttechnologie eine ausgesprochen interessante Destination. Der von derSchweizer Botschaft Budapest nach dem Eröffnungstag organisierte Empfang und das Abendessen imengeren Ausstellerkreis gaben beste Gelegenheiten zum grenzüberschreitenden Kennenlernen undFachsimpeln. Die HSU ist sicherlich die richtige Adresse, wenn es nun darum geht, in einem weiterenSchritt Worte in Taten umzusetzen und damit erfolgreich in den ungarischen Markt einzutreten. Auchim Bereich Umwelttechnologie gilt: Swissness hat in Ungarn beste Chancen.

Fachmesse: Ökoindustria in Budapest

Starker Schweizer Auftritt