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Liebste Familie, Liebste Freunde und liebste Bekannte :) Hier melde ich mich einen Tag nach "Primavera" (22.09.Fruehlingsanfang, Tag der Liebe und der Jugend :)) mit 32 Grad Celcius aus Tarija! An diesem Tag wird getanzt gegessen und getanzt... ahja und gegessen!! Torte- mit viiiel Sahne- , rote, gelbe Gelatine aus dem Becher, gruenes, orangenes Soda (Wie Cola nur 60x mehr dulze) und Hotdogs oder "Hamburgesas"! Gerade eben (Es wurde "nachgefeiert) komme ich von so einer Fiesta aus dem "Projekt Fundacion Down" fuer Kindern und Jugendliche mit Downsyndrom und kann mich kaum bewegen... Seit zwei Wochen arbeitet ich in den beiden Projekten "Fundacion Down" und "EDYFU". (Bei meinem ersten Erfahrungsbericht, Mitte Oktober, werde ich ausfuehrlicher auf meine Arbeit eingehen) Aber der Anfang ist hart... ich kann sagen das ich es mir in meiner Naivitaet wirklich leichter vorgestellt haette ;) Mir ist wirklich richtig bewusst geworden, dass die Sprache so ein wichtiges "werkzeug" für meine Arbeit ist. Natuerlich kann man sich auch mit Händen und Füssen verstaendigen aber im Apollo zum Beispiel (Hausaufgabenbetreuung) moechte nicht nur sagen "Lass das", "hoer auf damit", "Setz dich" sondern wie ich es in Deutschland machen wuerde mit Erklaerungen, Begruendungen und Nachfragen warum. Aber es sind auch erst wenige Tage verstrichen und wir stehen erst am Anfang unseres Jahres Zusätzlich zum Spanisch im Alltag und in der Arbeit, haben wir dreimal in der Woche am Vormittag Spanisch Unterricht und seit gut zwei Wochen wohne ich etwas außerhalb vom Zentrum in einer riesigen sehr lebhaften, neugierigen und fuersorglichen Gastfamilie ;) Hier beim Caña de azucar(Zuckerrohr) schnitzen und kauen. Seeehr süß und saftig! (v.l. Reinaldo, hinten in grün Marlene, vorne orange Mariela-Tochter von Reinaldo, hinten rot Isa Mutter von vorne Julio hinten Ane-Liz und ganz rechts Doña Nati)

Liebste Familie, Liebste Freunde und liebste …...Liebste Familie, Liebste Freunde und liebste Bekannte :) Hier melde ich mich einen Tag nach "Primavera" (22.09.Fruehlingsanfang,

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Liebste Familie, Liebste Freunde und liebste Bekannte :)

Hier melde ich mich einen Tag nach "Primavera" (22.09.Fruehlingsanfang, Tag der Liebe und der Jugend :)) mit

32 Grad Celcius aus Tarija! An diesem Tag wird getanzt gegessen und getanzt... ahja und gegessen!! Torte- mit

viiiel Sahne- , rote, gelbe Gelatine aus dem Becher, gruenes, orangenes Soda (Wie Cola nur 60x mehr dulze) und

Hotdogs oder "Hamburgesas"! Gerade eben (Es wurde "nachgefeiert“) komme ich von so einer Fiesta aus dem

"Projekt Fundacion Down" fuer Kindern und Jugendliche mit Downsyndrom und kann mich kaum bewegen...

Seit zwei Wochen arbeitet ich in den beiden Projekten "Fundacion Down" und "EDYFU". (Bei meinem ersten

Erfahrungsbericht, Mitte Oktober, werde ich ausfuehrlicher auf meine Arbeit eingehen)

Aber der Anfang ist hart... ich kann sagen das ich es mir in meiner Naivitaet wirklich leichter vorgestellt haette ;)

Mir ist wirklich richtig bewusst geworden, dass die Sprache so ein wichtiges "werkzeug" für meine Arbeit ist.

Natuerlich kann man sich auch mit Händen und Füssen verstaendigen aber im Apollo zum Beispiel

(Hausaufgabenbetreuung) moechte nicht nur sagen "Lass das", "hoer auf damit", "Setz dich" sondern wie ich es

in Deutschland machen wuerde mit Erklaerungen, Begruendungen und Nachfragen warum. Aber es sind auch

erst wenige Tage verstrichen und wir stehen erst am Anfang unseres Jahres

Zusätzlich zum Spanisch im Alltag und in der Arbeit, haben wir dreimal in der Woche am Vormittag Spanisch

Unterricht und seit gut zwei Wochen wohne ich etwas außerhalb vom Zentrum in einer riesigen sehr lebhaften,

neugierigen und fuersorglichen Gastfamilie ;)

Hier beim „Caña de azucar“ (Zuckerrohr) schnitzen und kauen. Seeehr süß und saftig!

(v.l. Reinaldo, hinten in grün Marlene, vorne orange Mariela-Tochter von Reinaldo, hinten rot Isa Mutter von

vorne Julio hinten Ane-Liz und ganz rechts Doña Nati)

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Mit "Doña Nati" als Oberhaupt und Mama viieler (ich glaube 8 Kinder), welche wiederum auch schon Kinder

haben und mit ihrem Ehepartner in der Familie, sind wir 15 Personen glaube ich. Marlene ( so alt wie ich) hat für

mich einen Monat ihr Zimmer geräumt. Reinaldo und Miriam schlafen zum Beispiel mit ihrer Tochter Mariel in

einem Bett und teilen sich zu dritt ein Zimmer. Was ich noch nicht so ganz herausgefunden habe ist, wie sie es

schaffen, nur mit EINEM einzigen winzigem Klo + gleichzeitig Dusche so gut auszukommen ohne das es viel

Stress gibt!

„Mi cuarto“, mit Vorhang als Tür und mindestens 3 niños inklusive

(Hier Fernando, Guisela)

„Clase de aleman“ mit Guisela, Julio und Marlene Pizza selbstgemacht und nicht gekauft! Mama danke für „ chlachx gud“ (Schlaf gut) das Rezept

Vonwegen Muchismus… Reinaldo wäscht genauso wie alle anderen danach hatte ich offene Finger…

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So sieht ein echter Grilltag in Tarija aus mit „vaca vaca“ und der Schorizo in den Startlöchern… ohh es war köstlich!

Als Beilage gab es papas (Kartoffeln) arroz (Reis) cacos (Süßkartoffeln) Mote (aufgeschwemmter Mais) ensalada, ajo (eine scharfe Soße

mit Zwiebel, chilli und Tomaten) Man sucht sich nicht eine Beilage aus sonder sind einfach alle auf deinem Teller Ahh ja und vorher gab

es Suppe mit pollo (Huhn)

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Wie oben schon vermuten lässt sind die Tarijenos ein feierfreudiges Volk und wenn sie feiern dann mit allem

was dazu gehört. Letzte Woche haben wir das erste große Fest miterlebt! Das des „San Roques“ .

Ein Fest das in Deutschland nicht möglich wäre… San Roque, der eigentlich aus Frankreich stammt aber als die

Pest und andere Krankheiten wie Lepra in Italien ausbrachen zur den Menschen zur Hilfe eilte und vielen das

Leben rettete wurde auch krank und keiner hatte ihm geholfen. Tja was hat das mit Tarija zu tun hab ich mir

gedacht… Den Erzählungen nach gab es eine Zeit in Tarija, in welcher auch hier die Menschen an Lepra und der

Pest erkrankten und so die Leute deshalb zu San Roque beteten, ihnen zu helfen. Den Erzählungen nach wurden

auf wunderbarerweise alle geheilt. Deshalb gilt San Roque als Schutzparton Tarijas und wird jedes Jahr mit

einem mehrtägigen Fest gefeiertDas Finale dieser Fiesta ist der Aufmarsch der Chunchos (tagsüber auf der Plaza

Prinzipal und abends vor der Kirche „San Roque“) In der Form wie es hier gefeiert wird, wäre das Fest in

Deutschland nicht möglich da die „Chunchos“ ( nur männliche Personen ) wie ihr auch auf dem Bildern sehen

könnt vollständig vermummt sind und man nicht erkennen kann wer unter der „ropa“ steckt…

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Dies erinnert an die Menschen, die damals ihre von der Krankheit entstellten Gesichter unter Tüchern versteckt

haben. Als ich Mittags zufällig in den Aufmarsch der( offiziell auf 3500 geschätzten) komplett vermummten

„Chunchos „ bin, hatte ich zu Beginn trotz der bunten Federhüten ein mulmiges Gefühl. Es war eine imposante

Menschenmenge, die von Trommlern und Canas (Insrtumente aus Zuckerrohr) mit einer, für mein Ohr

ungewöhnlichen, etwas schwerfälligen Melodie begleitet wurden. Und es lag eine besondere Athmosphäre in

der Luft. Abends an der Kirche versammelten sich zum Abschied von „San Roque“ alle Chunchos und sangen

voller Inbrunst ein Lied an ihren Heiligen. Mit so einer emotionalen Melodie und nur mit dem Klang von den

vielen tiefen Männerstimmen hat es bei uns trotz der Wärme in der Luft Gänsehaut hervorgerufen…

Als wir später in die Kirche hinein schauten war ich richtig ein bisschen enttäuscht. Nachdem ich das mehrtägige

pompöse Fest mit den prachtvollen „Chunchos“ erlebt hatte, stellte ich mir die Kirche von San Roque doch

etwas pompöser, mit Verziehrungen, Bildern oder Statuen vor. Aber sie war kahl wie die Bäume jetzt bald bei

euch aussehen werden… Wie soll die Kirche aus aussehen…

Wo sollen die Tarijenos auch das Silber, Gold oder den Stein für ihre Kirche her haben? In Bolivien gab es einmal

so viele Bodenschätze, dass man sagt es reiche eine „Puente“ (Brücke) bis nach Spanien. Doch dieses ist

hauptsächlich in die Städte und in die Kirchen von Europa, insbesondere nach Spanien verschifft worden. Ca. im

Jahre 1700 sagte ein damaliger Opportunist in Bolivien „Nach Spanien wird nicht reines Silber sondern pures

Indianerblut und Indianerschweiß verschifft.“ Die Stadt Potosi (im Departamento Potosí, liegt neben Tarija) war

um 1611 die größte Stadt der Welt und die Mine „Cerro Rico“ zum Beispiel ist zur heutigen Zeit völlig

ausgeräubert und zerklüftet… es starben insgesamt an die 8 Mio. Menschen. Nichts desto trotz feiern die

Tarijenos mit allem was sie haben und lassen sich vor allem beim Essen nicht lumpen. Beim Fest des San Roques

gab es in allen Straßen rund herum Cholitas (traditionelle gekleidete Damen) die Empanadas Blanceadas

verkauft haben. Das sind süße Teigaschen mit einer Füllung, welche wie Apfelmus schmeckt aber eine Art von

Kürbis ist. Oben drauf wird kurz bevor man reinbeißt noch weißer cremiger gerührter Eischnee drauf gestrichen.

Ein Gedicht ;) und es gibt Refresco de Mani ( Erdnusslimonade) für mich ein bisschen gewöhnungsbedürftig…

Aber zum Essen ein andere mal mehr ;) ( Das wird wohl ein eigener Erfahrungsbericht ;) )

Viiiiiiiiiiiielen Dank fürs aufmerksame Lesen bis zum Schluss

Und ich danke euch allen für eure Unterstützung aus Deutschland! Das find ich richtig „Churro“!!! Eins der

wichtigsten Wörter in Tarija (sowas wie cool, geht voll ab, richtig bärig… und und und )

Eure Lisl (wird Lisele ausgesprochen und da es eher ein Zungenbrecher ist und ihnen Lisa auch zu lang ist werde

ich meistens einfach nur „Lis“ genannt ;)