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10 OKTOBER Euro 2,40_Oktober 2012_22. Jahrgang E30481_www.lift-online.de INS NETZ GEGANGEN Warum die OB-Kandidaten Twitter, Facebook und Co. nicht können VON DER ROLLE Die besten Sushi-Restaurants in Stuttgart und Region im Test AUF ENTSPANNUNGSKURS Das Sonderthema Wohlfühlen hilft gegen Herbstdepression ZWISCHEN-KULTUR Cannstatts neue Spielplätze der Subkultur 100 SEITEN BOOKLET ZUR STUTTGARTNACHT + DAS STUTTGART MAGAZIN

LIFT Stuttgart - Leseprobe Oktober 2012

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LIFT Stuttgart - Leseprobe Oktober 2012

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INS NETZ GEGANGEN Warum die OB-Kandidaten Twitter, Facebook und Co. nicht können

VON DER ROLLE Die besten Sushi-Restaurants in Stuttgart und Region im Test

AUF ENTSPANNUNGSKURS Das Sonderthema Wohlfühlen hilft gegen Herbstdepression

ZWISCHEN-KULTUR Cannstatts neue Spielplätze der Subkultur

100 SEITEN BOOKLET ZUR

STUTTGARTNACHT+

DAS STUTTGARTMAGAZIN

Page 2: LIFT Stuttgart - Leseprobe Oktober 2012

4 DAS BESTE IM OKTOBER

DAS BESTE...

61INHALT

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DIE STUTTGARTNACHT BEWEGT DIE STADT Mit dem Bus geht’s am 20.10. zu mehr als70 Live-Clubs, Theatern, Kinos, Kirchen, Off-Spaces und anderen Kultureinrichtungen

DICKE FREUNDSCHAFT Die FranzösischenWochen feiern eine gar nicht so komplizierteBeziehung

STADT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6

LEBENSTUTTGART KAUFT EIN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .27STUTTGART FLIEGT AUS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .32STUTTGART GEHT AUS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .34STUTTGART FÜR KINDER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .39STUTTGART FEIERT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .42

SONDERTHEMAWOHLFÜHLEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .48

KULTURSTUTTGARTNACHT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .61ENTDECKEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .67SEHEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .72LESEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .78HÖREN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .80SPIELEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .87

PLANENVERANSTALTUNGSKALENDER . . . . . . . . . . . . . . . . . . .93KINDERKALENDER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .132A BIS Z . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .140VERANSTALTER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .149KLEINANZEIGEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .152IMPRESSUM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .160LIFT LIEBT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .162

100 SEITEN BOOKLET

STUTTGARTNACHT

VOLL VON DER ROLLE Freshe Fische: Diebesten Sushi-Lokale in Stuttgart und Regionim Überblick

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Page 3: LIFT Stuttgart - Leseprobe Oktober 2012

5DAS BESTE IM OKTOBER

IM OKTOBER

ZWISCHEN-KULTUR Contain’t und die neuen Betreiber des Zoll-amts werten Cannstatt mit Subkultur auf

AUF ENTSPANNUNGSKURS Mit dem Sonderthema Wohlfühlenlässt sich die kalte Jahreszeit ganz relaxt angehen

WER BIST DU, CHANSON?Beim Troubadour-Festival undChansongfest legt der Chansonssein staubiges Image ab

INS NETZ GEGANGEN OB-Wahlkampf im Netz: Das Märchen vomdirekten Draht zum Bürger

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7

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KLASSENTREFFEN MIT JANDELAY Bigg G liefert im Oktobergleich vier Gründe zum Feiern

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NORMALITÄT GIBT ES NICHTSibylle Berg twittert wie blöd undschreibt nebenher ein Buch

NEUE ORGANISATION ODERENDLOSSUCHE? Stuttgartsfreie Theaterszene sucht immernoch nach einer Spielstätte

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Page 4: LIFT Stuttgart - Leseprobe Oktober 2012

10 STADT

WIE DER ARCHITEKTUR-WETTBEWERB „72 HOURS URBAN ACTION“ DIE STADT VERÄNDERT HAT

SITZWÜRFEL, ASPHALT UND TOY PARKINGEs gibt nur ein Event, bei dem Männer auch mal orangene Latzhosen tragen dürfen: bei der „72 Hours Urban Action“ (72HUA). Nach seinerPremiere 2010 im israelischen Bat-Yam wurde der Real-Time-Architektur-Wettbewerb im Juli 2012 in Stuttgart ausgetragen. Zehn internatio-nale Teams aus Architekten, Designern, Künstlern und Studenten beteiligten sich am dreitägigen Kreativ-Wettkampf rund um das Nord-bahnhofviertel, bei dem es darum ging, den öffentliche Raum für Anwohner sinnvoll zu gestalten. Bundesweit wurde die 72HUA daraufhin inden Medien abgefeiert, die Teilnehmer, Organisatoren und sogar die hiesige Politik überschlugen sich geradezu vor Begeisterung. Und jetzt?Nutzt jemand die neuen Bauwerke? Was bleibt von der Urban Action? Wir sprechen mit Beteiligten und Bewohnern.

PROJEKTNAME: LIMINAL RESPECTDavid Baur, Künstler und Mitorganisator der 72HUA

„Ich war schon bei der Urban-Action-Premiere in Bat-Yam dabei. Un-ser Team hat damals sogar gewonnen. Danach war klar: Wir wollendie 72HUA nach Stuttgart holen. Das Projekt ,Liminal Respect’ hatbeim Wettbewerb den zweiten Platz gemacht. Das Team hat in ei-nem bislang unscheinbaren Hausdurchgang mit Holzbalken einenRückzugsort für die Bewohner geschaffen, der auch optisch eine ab-solute Aufwertung ist. Beeindruckt hat mich an den drei Tagen vorallem die Offenheit der Bewohner. Die Leute fanden es super, dasshier endlich was passiert. Das hat uns gezeigt, dass Aktionen wie die72HUA ein Schritt in die richtige Richtung sind, und dass noch vielmehr möglich wäre.“ (Ecke Nordbahnhofstr./Varnbülerstr., S-Nord)

PROJEKTNAME: ASPHALT OASISHarriet Kasper, Designerin und Teilnehmerin an der 72HUA

„Die Mission unseres Projekts war ,create affection for asphalt’. Wir soll-ten also in unserer Arbeit den Asphalt nicht verdecken, sondern ihn her-vorheben. Ort des Geschehens war die Rosenstein-Schule. Wir hattendie Idee, in einer Ecke des Schulhofes Sitzgelegenheiten und einen Un-terstand bei Regen zu schaffen. Dafür haben wir Sitzwürfel aus Holz ge-baut, die von transparenten Dreiecken überdacht werden. Toll war fürmich die Erfahrung, etwas mit den eigenen Händen zu schaffen. Außer-dem sind wir stolz, dass ,Asphalt Oasis’ an der Schule auch nach der72HUA noch weiterentwickelt wird. Eines unserer Ziele war nachhaltigzu bauen, das hat also super geklappt!“ (Nordbahnhofstr. 120, S-Nord)

PROJEKTNAME: AXIS MUNDISKarima Klasen, Künstlerin und Teilnehmerin an der 72HUA

„Die 72HUA war für mich das Event des Jahres! Die Stimmung war um-werfend! Unsere Arbeit hat einen sozialen Spannungspunkt im Stadt-feld bespielt und wir hatten die Aufgabe, dort ,A Place of Ease’ zu schaf-fen. Wir haben versucht, das mit einer Schaukel zu realisieren. Sie solldie Besucher einladen, den Stadtraum neu zu erleben. Ich finde, die72HUA hat gezeigt, dass die Stadt Subkultur und eine kreative Szenebraucht und die Organisatoren von den Wagenhallen haben bewiesen,das sich hier Projekte entfalten können, die internationale Aufmerk-samkeit auf sich ziehen. Leider gibt es aber derzeit einen Notstand anFreiräumen für Kreative. Es fehlen die Visionen und die Förderung vonKultur und Kunst!“ (Nordbahnhofstr. 61, S-Nord)

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11STADT

PROJEKTNAME: CAFE BAGDAD David Plodek, Student und Anwohner

„Ich laufe jeden Tag hier lang und plötzlich war da diese Bank. Erst ha-be ich mich gewundert, was die Bank da auf einmal sollte und warumsie nicht fest installiert ist. Dann stellte ich fest, dass die Bank Rollenhat und hin und her geschoben werden kann. Die Gegend hier ist janicht wirklich ein Anziehungspunkt. Ich finde es deshalb sehr gut, dasses solche Projekte wie die 72HUA gibt. Ich weiß, wie schwierig es fürKünstler ist, eigene Arbeiten umzusetzen. Die Gegend hier – also dieBushaltestelle – war vorher wirklich sehr heruntergekommen. Die Be-tonwände sind beschmiert und es gab kaum Sitzmöglichkeiten. Aberdurch das Projekt wurde zumindest ein Teil der Gegend wirklich auf-gewertet!“ (Nordbahnhofstr., Bushaltestelle Nordbahnhof, S-Nord)

PROJEKTNAME: TOY PARKINGMarkus Niessner, Grafiker und Mitorganisator der 72HUA

„Die Vorbereitung auf die 72HUA dauerte insgesamt zwei Jahre, des-halb hat mich der Moment, als die ersten Gäs te aus USA und Indien an-kamen, am meisten beeindruckt. Die Atmosphäre war aber während derganzen Festivalwoche einfach überwältigend. Das Besondere am Pro-jekt ,Toy Parking’, das auch den ersten Platz gemacht hat, ist für michdie Aktivierung eines komplett, uninszenierten’ Ortes. Der Platz hat vor-her nur als Durchgang und Abstellplatz funktioniert. Die Leute sitzenjetzt immer noch auf der Plattform oder auf der Bank und die Kids par-ken ihre Fahrzeuge. Aktionen wie die 72HUA sind wichtig, weil sie eineStadt sexy machen.“ (Innerer Nordbahnhof 2+3, S-Nord)

PROJEKTNAME: THE SHORTCUTDominik Berg, Student und Anwohner

„Die 72HUA war ein tolles Wochenende für den ganzen Nordbahnhof.So ein alternatives Geschehen hat man hier ja eher selten. Stuttgart hatsich kurz richtig großstädtisch angefühlt. Das Projekt ,The Shortcut’ isteigentlich eine super Idee. Die Regale funktionieren als Tauschbörse,man kann Dinge, die man nicht mehr braucht, reinlegen und neue mit-nehmen. Leider ist der Platz etwas ungünstig. Man kommt hier seltenvorbei und die Baustelle drumherum wird immer größer. Ich könnte mirvorstellen, dass das Projekt an einer anderen Location besser funktio-nieren würde. Trotzdem eine klasse Aktion, neue Ideen in die Stadt zubringen.“ (Innerer Nordbahnhof, bei der Eisenbahnbrücke, S-Nord)

PROJEKTNAME: THE RELUCTANT DOORMAN Franziska Bettac, Architektin und Teilnehmerin an der 72HUA

„Die Anwohner wünschten sich hier schon länger einen privaten Außen-raum zum Mittagessen. Außerdem wird das Gebäude als Eingang fürdas Wagenhallen-Gelände wahrgenommen: Ständig kommen Besuchervorbei. Unser Ergebnis ist nur ein Vorschlag, aber es zeigt: Veränderungist möglich! Die Bewohner müssen jetzt selbst aktiv werden und unse-re Arbeit annehmen. Es geht darum, kreativ anzufangen und die Ver-antwortung wieder an die Bewohner zurückzugeben. Es sollte normalwerden, dass Bürger ihre Stadt mitgestalten. Die 72HUA hat gezeigt,was ,lebendige Stadt’ bedeuten kann. Ob alle Projekte stehen bleibenoder nicht, ist nicht entscheidend.“ (Innerer Nordbahnhof 1, S-Nord)

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16 STADT

VOR ORT: MIT SPANNENDEN MENSCHEN AN SPANNENDEN PLÄTZEN. FOLGE 35: MIT AUTORIN ELISABETH KABATEK

DIE ANGEKOMMENE

Treffpunkt Landespavillon. Elisabeth Kabateksteht schon am Bauzaun und schaut den Bag-gern zu, die sich ins Gemäuer graben. „Jetztwird er also abgerissen“, sagt sie. „Als ich letz-te Woche mit dem Rad vorbeigefahren bin,war noch nichts.“Keine Bäume mehr, kein Grün, stattdessenBaustellen-Ödland mit Zaun-Panorama – esgibt in der Stadt derzeit kaum einen besserenOrt, um sich deprimiert zu fühlen. Wir gehenein paar Schritte weiter zum Biergarten unddrehen dem Elend den Rücken zu. Das The-ma bleibt: Stuttgart 21.In ihrer gerade erschienenen „Gebrauchsan-weisung für Stuttgart“ konnte Kabatek dasBahnhofsdrama nicht unerwähnt lassen. „Eswar das schwierigste Kapitel, ich habe es biszum Schluss rausgeschoben“, sagt sie. Siemacht keinen Hehl daraus, dass sie gegen dasTiefbahnhof-Projekt ist. „Es war mir wichtig,das persönlich zu schreiben.“ So schreibt sie davon, wie ihr bewusst wurde,welches Damoklesschwert mit S21 über derStadt schwebt. Wie die Montagsdemo ein re-

gelmäßiger Termin für sie wurde. Wie der Be-griff Heimat für sie in den Jahren des Protestseine neue, auch architektonische Bedeutungbekommen hat. Und sie beschreibt, wie eswar an diesem 30. September, dem „Schwar -zen Donnerstag“ vor zwei Jahren, als sie eben-falls im Schlossgarten war. Mit einer Freundinspazierte sie durch den Park und saß schließ-lich zwischen den demonstrierenden Schülern.„Bei den Kids herrschte einefröhliche Stimmung. Die ha-ben nicht begriffen, dass daskippen könnte“, erzählt Kaba-tek. „Zehn, elf, zwölf Jahre altwaren sie – Kinder!“ Kinder, die auf den Was-serwerfern herumturnten. Bis vermummtePolizisten auftauchten. „Hätte meine Freun-din nicht gesagt, wir müssten hier weg, wäreich sitzengeblieben. Weil ich’s nicht kapierthabe“, erzählt sie weiter. „Die Kids haben esauch nicht kapiert.“ Wie es weiterging, ist hin-länglich bekannt. Kabatek blieb noch im Park,beobachtete die Vorgänge, brachte Verletztezu den Sanitätern.

Als „absoluten Schocker“ bezeichnet Kabatekden Schwarzen Donnerstag. Der traurigsteMoment im S21-Protest war für sie die Nachtim Februar dieses Jahres, in der die Bäume ab-geholzt wurden. „Bäume, die nicht mal im 2.Weltkrieg angetastet wurden, um als Brenn-holz zu dienen.“ Tränen um Bäume, Protest wegen einesBahnhofs – Kabatek hat immer wieder erlebt,

dass die Menschen andern-orts nicht verstehen, warumsich die Stuttgarter deshalbso aufregen. Ihr Buch ist vorallem auch für Menschen

gedacht, die nicht in der schwäbischen Lan-deshauptstadt leben. Wer als Stuttgarterselbst auf dieses Unverständnis stößt, kopiertab jetzt das S21-Kapitel aus Kabateks Buch,statt sich den Mund fusselig zu reden.Themenwechsel, reden wir über etwas Schö-nes. Schließlich macht Kabatek Stuttgart mitihrer „Gebrauchsanweisung“ eine große Lie-beserklärung. Sie ist begeistert von der hiesi-gen Kultur, von Ballett, Oper und Museen. Sie

KAPITEL GEGEN DASUNVERSTÄNDNIS

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17STADT

IM MITTLEREN SCHLOSSGARTEN

schätzt die Vorzüge der Großstadt mit denvielen dörflichen Stellen und dem „unglaubli-chen Wald drumherum“. Feste und Festivals,der Rathaus-Paternoster, Staffeln und dieZacke, Clubs, Cafés und Besen, Türme, auf dieman steigen kann – die „Gebrauchsanwei-sung“ dient nicht nur Fremden als Zweitrei-seführer, sondern macht auch StuttgarternLust, loszuziehen und Neues zu entdecken.Kabatek ist in Gerlingen aufgewachsen. Zu -nächst war ihre Geburtsstadt für sie die Ein-kaufs- und Ausgehstadt. Dann war’s ihr zu eng.Sie lebte in Spanien, Frankreich, England, auchin Frankfurt, zwölf Jahre insgesamt. Bis es sie1997 wieder zurück verschlug, absolut unge-wollt. Vom sonnigen Barcelona in die herbst-graue Stadt der Kehrwochen-Fetischisten. Es dauerte Jahre, bis ihr Verhältnis zu Stutt-gart ein gutes wurde. „Stuttgart ist keineStadt, bei der man von heute auf morgen inBegeisterung ausbricht.“ Diese Stadt lieben zulernen brauche Zeit. „Das liegt an der Menta-lität der Bewohner, aber immer auch an einemselber“, so Kabatek.

Abends losziehen und am Kneipentresen je-manden kennenlernen? Eher nicht. Man müs-se Strategien entwickeln, um hier Fuß zu fas-sen, rät die Autorin. Sie selbst ist einem Sport-verein beigetreten und dem Chor VocalLa-dies. Erfolgreich: Aus den Vereinsbekanntenwurden inzwischen Freunde.„Man verbrüdert sich hiernicht so schnell. Aber wenn,dann ist es ernstgemeint.“Heute ist Stuttgart für die 46-Jährige längst vertraute Heimat. Ihre Lieblingsplätze? „Die Waldheime Sillen-buch, Heslach und Gaisburg, in dieser Rei-henfolge. Das Bärenschlössle in einer lauenSommernacht abends unter der Woche. DerWochenmarkt am Samstag auf dem Markt-platz, aber vor 9:30 Uhr! Oder das Leuze,samstagnachmittags, wenn alle ihre Autoswaschen, an einem warmen Oktobertag,wenn die Blätter fallen und man aufs Riesen-rad schauen kann. Das Kino Corso in Vaihin-gen und anschließend in den Maulwurf.“ Kabatek könnte diese Liste wahrscheinlich

noch lange fortsetzen. Sie kennt die Stadt in-und auswendig, hat sie jahrelang für ihre Ro-mane mit offenen Augen und Notizheftdurchstreift. „Ich konnte nichts mehr machen,ohne zu überlegen, wie ich das auswerte“, sagtsie. Jetzt will sie eine Pause von Stuttgart ma-

chen – im Kopf zumindest.Im nächsten Buch soll esnicht um Stuttgart gehen. Was wünscht sie sich für ih-re Stadt? „Dass die Sommer

nicht noch heißer werden. Dass die Bärenseenim Winter zufrieren. Dass genug Geld bleibtfür die Kultur. Und dass sich die Beschädi-gungen durch S21 in Grenzen halten.“Zur U-Bahn geht es zurück am Bauzaun ent-lang. Die Bagger machen dem Landespavillonendgültig den Garaus. Genug Tristesse fürheute, wir suchen uns jetzt einen schönerenPlatz. Zum Glück gibt es davon genügend.

Laura Köhlmann

[Elisabeth Kabatek: Gebrauchsanweisung für Stutt-gart, 224 Seiten, Piper Taschenbuch, € 14,99]

LIEBESERKLÄRUNGAN DIE STADT

Page 8: LIFT Stuttgart - Leseprobe Oktober 2012

20 STADT

CONTAIN’T UND DAS NEUE ZOLLAMT WERTEN CANNSTATT MIT SUBKULTUR AUF

ZWISCHEN-KULTUR

Wäre Stuttgart Berlin, würdensich jetzt die ersten Latte-Macchiato-Läden am Wilhelms-platz frisch machen – an dem inCannstatt, wohlgemerkt. Dashippe Werber-Pärchen würde dieAltbau-Wohnung im Westen ge-

gen eine mit noch mehr Stuck inder Wiesbadener Straße tau-schen. „Der Kurpark ist sooo vielschöner als der Schlosspark“, wür-den sie denen erzählen, die nochnicht mitbekommen haben, dassBad Cannstatt jetzt der neue Wes -

ten ist. Unser Glück: Stuttgart istnicht Berlin, Cannstatt nichtNeukölln und sowieso wird esdiese Szene-Viertel-Gehabe hierwohl niemals geben.Trotzdem wagen wir jetzt mal ei-nen kleinen Vorstoß: Pssst, in Bad

Cannstatt tut sich was – und zwarauf dem ehemaligen Güterbahn-hof -Areal. Das verändert geradefast täglich sein Gesicht, momen-tan aus zwei Gründen: Zum einenerwacht der Club Zollamt geradeaus einem mehrjährigen Winter-

Cristoforo Marrazzo will das Zollamt zur Kulturplattform machen Vom Künstler-Waggon in den Kultur-Container: Marco Trotta

Page 9: LIFT Stuttgart - Leseprobe Oktober 2012

21STADT

Wir fahren für:

Eine Nacht, die bleibt.

Ticket gilt innerhalb der Verkehrsverbünde auch in:

Mit dem Baden-Württemberg-Ticket Nacht rein ins Partyleben.

Nur 17 Euro und 4 Euro je Mitfahrer.

Informationen und Kauf unter www.bahn.de/baden-wuerttembergDie Bahn macht mobil.

Kunsteisbahn Ludwigsburg

Fuchshofstr. 5071638 LudwigsburgTel. 0 71 41/8 30 63Fax 0 71 41/28 06 94www.kunsteisbahn-ludwigsburg.de

Saisonstart mit Eisdisco 12.10.2012

Heiß auf Eis

schlaf, zum anderen machen sichdie Waggons-Künstler so langsamauf der 8.500 Quadratmetergroßen Brache dahinter breit.Letztere, die sich zum Teil inzwi-schen zum Verein Contain’t zu-sammengeschlossen haben, wer-den dort nach und nach ihr neu-es Container-Konzept realisieren.Sprich: Statt in Waggons werdendie Künstler in Zukunft in modu-laren Containern arbeiten, woh-nen und Events veranstalten. „Sosind wir flexibler und können –wenn nötig – von Brachfläche zuBrachfläche ziehen“, sagt MarcoTrotta von Contain’t.Der neue Stand ort hat für denVerein trotz langem Hin und Herim Vorfeld Vorteile: „Die Infra-struktur ist hier viel professionel-ler und wetterunabhängiger alsam Nordbahnhof, die Leute kön-nen jetzt auch bei Regen vorbei-schauen“, so Trotta und erinnertan verregnete Abende, an denenBesucher mangels befestigterStraßen auf dem Weg zu denWaggons verloren gingen. In der neuen Location sind mehrAusstellungen, Konzerte, Lesun-gen, Vorträge und Kunstvermitt-lungs-Angebote geplant. Ende desJahres soll es losgehen, am 19. Ok-tober feiert man Richtfest auf derselbst ernannten „schönsten Bau-stelle Stuttgarts“. Und trotz desbranchenüblichen Sektempfangsbetont Trotta: „Wir sind nach wievor kein kommerzieller Kulturort.Die Tradition als Off-Space-Pro-jekt wollen wir fortführen.“Nur ein paar Meter weiter findetsich die vielleicht zweitschönsteBaustelle Stuttgarts: das Zollamt.Dort gab es in den letzten Jahreneher Nischen-Partys zu Nischen-Musik. Das soll sich jetzt langfris -tig ändern: Das Büro Südwind,Veranstalter des Elektro-FestivalsSEMF, hat im Juni das Komman-do im Zollamt übernommen undzum Einstand gleich mal den 400Quadratmeter großen Außenbe-reich aufgehübscht. „Wir wollendas Zollamt gemeinsam mit denehemaligen Betreiber wiederstärker in das Bewusstsein derMenschen rücken“, so Cristoforo

Marrazzo vom Büro Südwind.„Außerdem haben wir die ,Kul-turinsel Stuttgart’ ins Leben ge-rufen, die im Zollamt zusätzlich zuden Veranstaltungen und Partyszur Plattform für Kunst und Kul-tur werden soll.“ Wie das ausse-hen kann, hat man bereits im Au-gust bei der Kunst- und Party-Fu-sion „Kunst im Club“ gezeigt.Street-Art-Künstler stellten dortein Wochenende lang ihre Wer-ke aus, die teilweise noch heutedie Wände zieren. Den Standort Cannstatt siehtMarrazzo für seine Events als Vor-

teil. „Hier draußen herrscht einganz anderes Flair, man ist abge-schottet von der Innenstadt undfühlt sich wie auf einer Ferieninsel– deshalb sind wir auch auf denBegriff ,Kulturinsel’ gekommen.“Ferien machen kann man am Gü-terbahnhof aller Voraussicht nachnur bis 2016, dann soll das Gelän-de im Rahmen des GroßprojektsNeckar-Park anderweitig genutztwerden. „Bis dahin haben wir es inder Hand, zusammen mit Con-tain’t zum neuen kulturellen Hot -spot für Stuttgart werden“. Das hört man gerne bei der Bür-gerinitiative Am Veielbrunnen, diesich um ein lebenswerteres Cann-statt bemüht. „Beide Einrichtun-gen sind eine absolute Aufwer-tung für den Stadteil“, so Spre-cherin Regine Herdecker. „DieLeute werden in Zukunft viel-leicht eine positivere Verknüp-fung mit Bad Cannstatt haben.“ Aber nicht zu positiv bitte – dieLatte-Macchiato-Trinker könnengerne in Prenzlauer Berg bleiben.

Jana Braun

CONTAIN’T [Güterstr. 10, S-BadCannstatt, www.containt.org, Richt-fest: 19.10. 18 Uhr]ZOLLAMT [Frachtstr. 25, S-BadCannstatt, www.club-zollamt.de. DasZollamt nimmt auch ander STUTTGART-NACHT am 20.10. teil.]

SCHÖNSTE BAU-STELLE DER STADT

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STUTTGART KAUFT EIN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .27STUTTGART FLIEGT AUS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .32STUTTGART GEHT AUS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .34

STUTTGART FÜR KINDER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .39STUTTGART FEIERT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .42ABO-AKTION . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .46

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27LEBEN STUTTGART KAUFT EIN

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Bereits seit zwei Jahren gibt esden Laden Dreiraum im Stuttgar-ter Süden. Damenmode undWohnaccessoires haben seitdemnicht nur die Stuttgarterinnen,sondern auch deren Wohnungenverschönert. Fernab der großenEinrichtungshäuser gibt es bei In-haber Thomas Haasis Lampen imNeo-Barock- oder Lounge-Stil,Kissen in Blütenform und Taschenaus Echtleder zu kaufen. Nun eröffnet am 27. Oktober ei-ne Filiale in Leonberg. Zusätzlichzu Bekleidung und Einrichtungs-gegenständen gibt es dort jetzt

auch einen Verleih von Dekoarti-keln für Hochzeiten, Partys oderFotoshootings. Wer noch nicht weiß, wie er sei-ne eigene Party zum optischenHingucker gestalten soll, kannsich auch an Inhaber Haasis undseine Mitarbeiter wenden, diegerne beratend zur Seite stehen.Für den letzten Schliff kann sogarauch ein Dekorateur nach Hausebestellt werden. TS

DREIRAUM [Wilhelmstr. 39/2, Leon-berg, Sa 10-16 Uhr+nach Vereinba-rung, www.mein-dreiraum.de]

In der Breite Straße tut sich eini-ges. Titus und Funbox haben ihreRäumlichkeiten verlassen undman munkelt, dass der Online-Shop Cyroline eine Dependencein den ehemaligen Titus-Lokalitä-ten eröffnen möchte. Doch zurück zu den harten Fak-ten: In der ehemaligen Funboxhaben sich die beiden SchwesternLydia Bauer und Susanne Bölzlemit der Eröffnung ihres LadensOttilie einen Traum erfüllt.

„Bei uns finden Frauen Mode, dieLebensfreude widerspiegelt, dieeinen frischen und klaren Lookschafft. Es gibt Mode sowie aus-gewählte Accessoires und Deko-artikel“, sagt Bauer. Die Schwestern haben längereZeit in Afrika gelebt und sind dortmit dem Thema Fairtrade in Be-rührung gekommen. Die verant-wortungsvolle Herstellung derKleidung liegt ihnen deshalb be-sonders am Herzen, was sich

auch in ihrem Sortiment wider-spiegelt. Ausgesuchte Labels, diefaire und ökologische Standardseinhalten, säumen die Regale. Mit diesem Konzept bringt Otti-lie frischen Wind in die BreiteStraße – eine faire Ergänzung zuden Platzhirschen Blutsgeschwis-ter und Geschwisterliebe. CLU

OTTILIE [Breite Str. 4, S-Mitte, Mo-Fr 11-19, Sa 10-18 Uhr, www.ottilie-stuttgart.de]

DER NEUE SHOP OTTILIE LOCKT MIT FEINEM UND FAIREM IN DIE BREITE STRASSE

MIT HERZ UND LEBENSFREUDE

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CARHARTT – WORK IN PROGRESS IM WESTEN

SÜDSTAATEN-AMBIENTE

Der US Shop und der nagelneueSneaker-Spot Suppa sind schonda, jetzt macht der kürzlich eröff-nete Carhartt WIP Store die EckeReinsburg-/Paulinenstraße zumlässigen Streetwear-Dreieck.Auf der knapp 100 Quadratmetergroßen Ladenfläche, die inschlichtem Südstaaten-Holz-Am-biente gehalten ist, findet manzahlreiche Stücke mit dem dop-pelten t. „Wir setzen auf den sta-tionären Verkauf über die La-dentheke, da uns die persönlicheBeratung am Herzen liegt“, sagtStore-Manager Torsten Auth, der

schon seit über zehn Jahren im Be-kleidungs-Business ist. Im September hatte der Ladenbereits die erste Besonderheitauf Lager: Eine limitierte Schuh-Edition, die aus einer Zusam-menarbeit der Marken Vans undCarhartt hervorging. Laut Auth darf man sich aberauch in Zukunft auf weitere Kol-laborationen dieser Art in seinemStore freuen. JP

CARHARTT WIP STORE [Reins-burgstr. 7, S-West, Mo-Fr 10:30-19, Sa10-18 Uhr, www.carhartt-wip.com]

LIFTLIEBTDREIRAUM: STIL UND BERATUNG IN LEONBERG

AUS DREI MACH ZWEI

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42 LEBEN STUTTGART FEIERT

S FEIERTTHINK BIGG: „CATCH A FIRE“-MACHER BIGG G LIEFERT IM OKTOBER GLEICH VIER GRÜNDE ZUM FEIERN

KLASSENTREFFEN MIT JAN DELAY UND SAMY DELUXE

Quizfrage: Wer steckt eigentlich hinter denzahlreichen „Catch a Fire“-Partys, die – egal obim Universum oder im Sindelfinger Glaspalast– stets aus allen Nähten platzen? Wer ist die-ser „Bigg G“, dessen beste Kumpels Samy De-luxe, Peter Fox und Jan Delay heißen? John Jallow trinkt im Sommer am liebsten al-koholfreie Caipirinhas mit viel Maracujasaft,und wenn er etwas lustig findet, dann hört mandas schon mal auf der anderen Straßenseite. Jallow ist nicht nur Veranstal-ter, unter dem KünstlernamenBigg G macht er beim LuckyPunch Sound system auchselbst Musik – nach eigenenAngaben allerdings mit mäßigem Talent: „Ichbin ein schlechter DJ, aber es macht mir un-heimlichen Spaß und den Leuten, die mirzuhören, scheinbar auch.“ Man merkt, dass Jallow Freude an seinem Jobund seinem Leben hat. Kein Wunder, dennsein Job ist sein Leben. Mit den „Catch a Fire“-Events hat er eine Marke geschaffen, die er-folg reicher kaum sein könnte. Dabei hätte esauch anders kommen können – denn noch bisvor anderthalb Jahren hat er noch eine Ausbil-dung zum Altenpfleger gemacht. Ein Jahr hat

ihm gefehlt, dann wäre er ausgelernt gewesenund würde jetzt Altenheime statt Konzertsälerocken. Weil seine „Nebenher-Events“, wie ersie damals genannt hat, aber immer besser lie-fen, ist er nun Vollzeit-Veranstalter. Jallow ist mittlerweile 40 Jahre alt, sieht aus wieMitte 20 und ist ein eingefleischter Fan vondeutschem Reggae und HipHop. „Ich weiß,was du jetzt denkst. Du fragst dich, wieso einAfrikaner nach Deutschland kommt und dann

ausgerechnet zum Deutsch-Hip Hop-Fan wird“. Einegute Antwort darauf hat erallerdings auch nicht, wie eroffen zugibt. Als der Vater

von zwei Töchtern vor 22 Jahren von Gambianach Deutschland kam, hat er gleich gemerkt,was hier fehlt: „In Westafrika ist dieses Sound-system-Ding echt weit verbreitet, man machtimmer Jams und Festivals und alle sind auf ei-ner Bühne. Das gab es hier in Deutschland nichtoft und deshalb habe ich vor zehn Jahren ,Catcha Fire’ erfunden.“ Und aus dieser Idee wurdeinzwischen eine der erfolgreichsten Event-Rei-hen des Landes.„Das meiste mache ich schon noch alleine, aberohne mein Team von rund zehn Homies, wür-

de es nicht gehen“, verrät Jallow und kommtdabei auf sein Erfolgsrezept zu sprechen: dasaufsehenerregende Line-up.„Ich kenne die meisten Künstler seit vielen Jah-ren, da waren sie noch nicht berühmt. Wir sindFreunde und wollen gemeinsam eine cooleParty feiern. Für die Künstler ist das wie eineArt Klassentreffen, deshalb machen die daauch mit“, sagt Jallow. „Es gibt Events, wie zumBeispiel unser Zehnjähriges, da hätte ich wohlso zwischen 50.000 und 100.000 Euro Gagezahlen müssen, aber wir sind nun mal alle guteFreunde, da hilft man sich eben aus.“ So auch im Oktober, wenn Mo Trip, Fard, Sen-tinel, Ganjaman, Benjie, David Rodigan undHarris mal eben aushelfen und Jallow kurzer-hand mit vier „Catch a Fire“-Ausgaben um dieEcke kommt. Alexander Franke

LEADERS OF THE NEW SCHOOL [2.10. 20 Uhr,Zapata, Pragstr. 120, S-Bad Cannstatt]GERMAN DANCEHALL NIGHT [2.10. 22 Uhr,Universum, Charlottenstr. 1, S-Mitte]CATCH A FIRE INDOOR FESTIVAL [31.10. 20 Uhr, Zapata, Pragstr. 120., S-Bad Cannstatt]HARRIS AKA HARRY AKA DJ BINICHNICH [31.10.23 Uhr, Speakeasy, Rotebühlplatz 11, S-Mitte]

„ICH BIN EIN SCHLECHTER DJ“

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43LEBEN STUTTGART FEIERT

Erst der viel diskutierte Umzugvom H7 ins Filmhaus, dann dieSchließung des Obergeschossesnach einer Polizei-Razzia und jetztdie Gerüchte um die drohende In-solvenz – um kaum einen anderenClub ranken in den letzten Wo-chen so viele Geschichten wie umdas Rocker 33.Und nun zaubert man die nächsteÜberraschung aus dem Partyhüt-chen: Die beiden Keller-Klub-Ma-cher Carlos Coelho und JanniTheodorou übernehmen ab sofortdas Kommando. Vom bisherigenInhaber-Trio Thorsten Neumann,Christian Schiller und Pejo Babicbleibt nur Letzterer übrig. Die bei-den anderen wollen sich, so heißtes, vermehrt um ihre eigenen Pro-jekte kümmern. Wer jetzt Angst hat, dass dasRocker mit den neuen Chefs auchprogrammatisch zum neuen Keller

Klub wird, der darf an dieser Stel-le durchatmen: „Das Programmbleibt auch weiterhin elektro-nisch“, sagt Theodorou. Allerdings will man in Zukunft„Stuttgart wieder mehr miteinbe-ziehen“. Konkret bedeutet das:Neben den internationalen High-Class-Bookings, die es auch wei-terhin geben soll, setzt man ver-stärkt auf die lokale DJ-Elite. „Uns ist wichtig, dass sich die Leu-te willkommen fühlen und nichtnur wegen der internationalenBookings, sondern auch wegender Atmosphäre ins Rocker kom-men“, so Coelho. Deshalb wirdauch einer der beiden ehemaligenKinosäle im Obergeschoss in eineLounge mit Bar und Sitzgelegen-heiten verwandelt. Mittelfristig soll der untere Stockausgebaut werden – und zwar zueiner Live-Spielstätte für Konzer-

te. „Nach dem Ende der Röhreund des Landespavillons fehlen dieAuftrittsmöglichkeiten für Bands.Diese Lücke wollen wir schließen.“Und während man sich im Rockerfrisch macht, geht der Keller Klubzu seinen alternativen Wurzelnzurück. Die elektronischen Partyswandern ganz ins Rocker und derKeller Klub bekommt sein altes

Indie-Gesicht zurück. Coelhonennt das „Profilschärfung“. Wirhören das nur zu gerne und hoffenzukünftig auf positive News ausdem Rocker 33. CLU/JMB

YEAH CLUB [5.10. 22 Uhr, Keller Klub,Rotebühlplatz 4, S-Mitte]BUTCH [12.10. 23 Uhr, Rocker 33, Friedrichstr. 23, S-Mitte]

CLUB-FUSION: DIE KELLER-KLUB-MACHER STEIGEN BEIM ROCKER 33 EIN

HIGH-CLASS PROFILSCHÄRFUNG

Detroit ist erwiesenermaßen derGeburtsort des Technos. Vor fast30 Jahren veröffentlichte der Lo-kalheld Juan Atkins die genreprä-gende Nummer „No Ufos“, die oftals erste Techno-Platte überhauptgehandelt wird. Das war 1985 und der DetroiterShaun Reeves war damals vier Jah-re alt. Heute führt er mit seinenWeggefährten Seth Troxler, RyanCrosson und Lee Curtiss eine neueGeneration von jungen Detroit-

Produzenten an. Unter dem LabelVisionquest sorgt das Quartett anden Decks von Ibiza bis Berlin fürFurore. Während Detroit von seinem ein-stigen Mythos zehrt, ist Berlin in-zwischen zum Nabel der Techno-Welt geworden. Dorthin hat esReeves vor einigen Jahren ver-schlagen und dort startete er dieübliche Branchenkarriere. Zwei,drei Veröffentlichungen und Re-mixe auf bekannten Labels, Gigs inFrankfurt und London – und schonbefand sich Reeves in der typi-schen Techno-DJ-Booking-Schlei-fe. Mit seinen Detroiter Kumpelsführt er damit erfolgreich das Erbeder Detroiter Techno-Produzen-ten fort und vereint dabei musika-lische Traditionen mit modernenSounds. Zu genießen gibt es dieseSynthese im Romy S. ELBE

SHAUN REEVES [20.10. 23 Uhr,Romy S., Lange Str. 7, S-Mitte]

DER DETROITER SHAUN REEVES KANN TECHNO

WARME RAFFINESSE

Zwar liegt es jetzt schon einpaar Tage zurück, aber diesenAbend werde ich so schnellnicht vergessen. Es war beimSommerfest von Titus und Fla-ming Star im Zwölfzehn in S-Mitte. Die hatten sich viel Mühegemacht, ein Barbecue aufge-baut und eine Tombola für denguten Zweck organisiert. Da saßen wir nun mit leckerBurgern und einem kühlen Bierin den Händen, als 15 unifor-mierte Polizisten den Außenbe-reich des Zwölfzehns stürmten.Eine Großrazzia – und ich mit-tendrin. Mit Unwohlsein beobachtetenwir das Geschehen. Die Polizeikam nicht allein: Beamte vonder Steuerfahndung, vom Ge-

werbeaufsichtsamt und von derZollfahndung machten sich dar-an, nicht nur die Daten der Ver-anstalter, sondern auch die ei-niger Gäste aufzunehmen. Kein Zufall, dass an diesemAbend die halbe Stadt kontrol-liert wurde. In manchen Lädenwurde ein Feuerlöscher um-gehängt und gut war’s. In ande-ren Clubs war die Stimmungnach den Kontrollen ganz untenund der Abend gelaufen. Klar sind Kontrollen wie diesewichtig, vor allem wenn es umSicherheitsaspekte oder den Ju-gendschutz geht. Aber wie einSondereinsatzkommando in dieClubs zu stürmen, ist irgendwienicht verhältnismäßig. In den nächsten Wochen sindnoch weitere Razzien geplant.Wir wollen nur schon mal vor-warnen, damit keinem das Bieraus der Hand fällt, wenn die Po-lizei mit ihren Helferlein plötz-lich anrückt.

AUS DER REDAKTION: DER TON MACHT DIE MUSIK

IM CLUB MIT DEM COP

LIFT-RedakteurinCharlotte Lutherist genervt vonüberzogenen Raz-zien

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Das neue Rocker-Trio: Carlos Coelho, Pejo Babic und Janni Theodorou

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STUTTGARTNACHT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .61ENTDECKEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .67SEHEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .72

LESEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .78HÖREN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .80SPIELEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .87

KULTUR60

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61KULTUR STUTTGARTNACHT

STUTTGARTNACHT

Für viele Stuttgarter ist das Leonhardsviertelein weißer Fleck auf dem persönlichen Stadt-plan. Spontan fallen den meisten wohl die Be-griffe Straßenstrich, Tabledance und Bordelleein. Denkt man weiter nach, erinnert man sichvielleicht noch an die Jazzinstitutionen Bix undKiste. Höchs te Zeit, dass bei der stuttgartnachtdas Viertel mal zeigen kann, dass es kulturellnoch viel mehr zu bieten hat.Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle kämpft seitJahren darum, dass sich diese Wahrnehmungändert. „Man hat in diesem Quartier in der Ver-gangenheit viele Fehler gemacht. Nun geht esdarum, das Viertel wieder aufzuwerten.“ Wasnicht bedeutet, so Kienzle, das Rotlicht aus demViertel zu verbannen, sondern das Beste da rauszu machen: Die Armutsprostitution mussbekämpft, die Bausubstanz des Viertels, die bisins Barock zurückreicht, bewahrt und wiederaufgebaut, das Viertel als ältester StadtteilStuttgarts neu entdeckt werden.

Dafür wird es ab Ende des Jahres einen Un-terausschuss im Gemeinderat geben, der sichspeziell mit dem Leonhardsviertel beschäftigt.„Wir könnten aus diesem Quartier einschmuckes und kreatives kleines Viertel ma-chen. Und die stuttgartnacht ist ein guter Auf-takt dafür, wie das in Zukunft verstärkt ausse-hen könnte“, so Kienzle.

SCHRÄGGASTRO-LESUNG

Heinrich Huth, der vor zwölf Jahren ins Leon-hardsviertel kam, bietet in der Jakobstube ansieben Tagen in der Woche „ein erweitertesWohnzimmer“ an, das von Prostituierten, Stri-chern, Schauspielern und Juristen gleicher-maßen in Anspruch genommen wird. Heinrichist davon überzeugt, dass das Leonhardsvier-tel schon jetzt eine Menge zu bieten hat undnoch mehr bieten könnte, würde man seineBewohner einfach mal machen lassen.

„Es gibt tolle Ideen, aber man muss auf denÄmtern von Pontius bis Pilatus rennen, um Ge-nehmigungen zu bekommen. Für meine zweikleinen Tische im Außenbereich musste ichzum Beispiel zehn Jahre kämpfen.“ Währendder stuttgartnacht wird es in seiner Jakobstu-be zu jeder vollen Stunde Lesungen aus dem„Schräggastroführer Stuttgart“ geben. Hein-rich ist kein großer Fan der Publikation, freutsich aber, dass er so jede Menge Gelegenhei-ten bekommt, sich zu Wort zu melden: „Unddie werde ich nutzen.“

URBAN JAZZ IM BIX

Auch Bix-Geschäftsführer Mini Schulz freutsich auf die stuttgartnacht: „Wir präsentierenein junges, knackiges Ensemble aus dem Um-feld der Popakademie, das den urbanen Jazzpflegt – also genau das, was gerade bei denjungen Leuten abgeht, weil es so tanzbar ist.“

ÜBER 500 PROGRAMMPUNKTE IN 74 LOCATIONS: DIE STUTTGARTNACHT BEWEGT DIE STADT

LEONHARDSVIERTEL IM DAUERBEAT

Mini Schulz hat Bass und ein knackiges Popakademie-Ensemble

Prost: Schräggastro-Lesung in der Jakobstube

Von leisen Songpoeten, spannenden Stadtgeschichten und prämierten Trickfilmen: Am 20. Oktober laden mehr als 70 ausgewählte Live-Clubs,Theater, Kinos, Kirchen, Off-Spaces und andere Kulturtreffpunkte zur stuttgartnacht. Eine Nacht lang wird aus der Reihe getanzt und Stuttgartneu entdeckt – wer hätte zum Beispiel gedacht, wie viel Kultur das verruchte Leonhardsviertel zu bieten hat?

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74 KULTUR SEHEN

Die griechische Wirtschaft liefertderzeit wenig rühmliche Assozia-tionen. Unter griechischem Som-mer stellt man sich hingegengroße Hitze und idyllisch im Meergelegene Inseln vor. Auf einemsolchen Eiland spielt der von Oli-

ver Horlait mit internationaler Be-setzung für die Leinwand adap-tierte Jugendroman. Er erzählt von der Freundschafteines 14-jährigen Jungen zu einemPelikan und dem kurzzeitigen Se-gen, den der Wasservogel über

ein verschlafenes Inseldörfchenbringt. Für die Dorfgemeinschaftist der Vogel ein Glücksfall, denndem Fremdenverkehr tut er mehrals gut. „Ein griechischer Sommer“ lebtnicht nur von der simpel gestrick-ten Geschichte des Waisenkna-ben und seines schlecht gelaun-ten Vaters, den Emir Kusturica alszurückgezogen lebenden Mittel-meermenschen spielt. Auch diesich anbahnende Freundschaftzum Stadtmädchen Angeliki trägtden Film. Dass der Tavernenwirt seineNichte schwarz beschäftigt, lässtsich gerne als Kommentar auf dieWirtschaftskrise lesen: Warum sie

Steuern für die Staatskasse zah-len sollten, besser sei doch, wenndas Geld auf diese Weise in derFamilie bleibe, argumentiert dergeschäftstüchtige Onkel. Nicht geknausert wird dagegenmit schönen Aufnahmen vomblauen Meer und den pittoreskengriechischen Landschaften. Eineschöne Geschichte, die ebensomit komischen Momenten wiemit Nachdenklichkeit punktenkann. TV

EIN GRIECHISCHER SOMMER[GR/F 2011; R: Olivier Horlait; mitEmir Kusturica, Thibault Le Guellec,Jade-Rose Parker; Start: 11.10.] � � � � �

In dem in naher Zukunft spielen-den US-Independentfilm „Robot& Frank“ steht ein Roboter imDienste eines alternden Men-schen. So steht Robot dem immer ver-gesslicher werdenden Ex-Juwe-lendieb und FassadenklettererFrank als Butler bei. Anfangssträubt sich der Greis noch gegendie ihm von seinem Sohn aufge-zwungene Hilfskraft, erkenntdann aber, dass das Superhirndoch zu mehr zu gebrauchen seindürfte als für Hausarbeit. DieIdee, Robot als Komplizen für ei-nen letzten Coup einzusetzen, istmehr als sympathisch.

Es braucht hier keine großen Ef-fekte, um die charmante Freund-schaftsgeschichte des alten Man-nes und seines intelligenten, bisauf die Möglichkeit von Gefühls-regungen äußerst menschlichenPflegeroboters (im Original ge-sprochen von Peter Sarsgaard) inSzene zu setzen. Ähnlich unge-wöhnliche Science-Fiction hattezuletzt vor zwei Jahren David Bo-wies Sohn Duncan Jones mit„Moon“ abgeliefert. TV

ROBOT & FRANK [USA 2012; R: JakeSchreier; mit: Frank Langella, SusanSarandon, Liv Tyler; Start: 25.10.] � � � � �

„ROBOT & FRANK“ SIND KOMPLIZEN FÜRS LEBEN

EIN LETZTER COUP

WIE EIN PELIKAN DAS GESCHÄFT ANKURBELT: „EIN GRIECHISCHER SOMMER“

GESCHÄFTSTÜCHTIG UND CHARMANT

Robert Stern hat als Strafverteidi-ger schon einiges erlebt. Doch soetwas noch nicht: Ein unheilbar anKrebs erkrankter Junge behauptet,mehrere Morde begangen zu ha-ben – vor 15 Jahren. Er ist felsenfest davon überzeugt,in einem früheren Leben ein Seri-enmörder gewesen zu sein undführt Stern schnurstracks in einestillgelegte Fabrikhalle zu einerseiner versteckten Leichen. Sternkommt daraufhin aus dem Stau-nen nicht mehr heraus und be-ginnt mit den Ermittlungen. Unddie führen ihn mitten hinein in dieKreise skrupelloser Päderasten. Der ganz große Wurf ist die vonZsolt Bács inszenierte Roman-

verfilmung nicht. Dem Werk istallzu deutlich anzumerken, dass esauf Englisch gedreht und im An-schluss nachsynchronisiert wurde.Außerdem begleiten viel zu vieleZufälle die Ermittlungen. Interessant ist aber der Abspann.Hier wird allen 10.000 Facebook-Freunden der Produktion na-mentlich gedankt. Ein guter Grundfür die Zuschauer artig sitzen zubleiben, um auf ihre eigenen Na-men zu warten. OZ

DAS KIND [D 2012; R: Zsolt Bács;mit Eric Roberts, Ben Becker, ChristianTraeumer; Start: 18.10. ] � � � � �

„DAS KIND“ IST EIN THRILLER MIT MEGA ABSPANN

EINST EIN SERIENMÖRDER

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75KULTUR SEHEN

Mit seinem neuesten Werk regtRegisseur Rian Johnson ebensodie Gehirnwindungen an wie zu-letzt Chris Nolan in „Inception“. In einer weit entfernten Zukunftschicken mächtige Verbrecher-syndikate sogenannte Looper aufZeitreisen, um ihre Gegner ausder Welt zu schaffen. Joe (JosephGordon-Lewitt) ist ein solcherLooper. Skrupellos tötet er die vor ihmauftauchenden Leute, kassiertdafür ordentlich Kohle und ver-gnügt sich in seiner Freizeit mitleichten Mädchen und Drogen.Doch der Preis für dieses Lebenist hart und Joe und will ihn nichtbezahlen. Fortan ist er nicht nurauf der Flucht vor dem Verbre-chermob sondern vor seiner eige-

nen Vergangenheit und Zukunft.Ein überzeugender Beweis dafür,dass gutes Mainstreamkino seineZuschauer nicht für dumm ver-kaufen muss. MS

LOOPER [USA 2012; R: Rian Johnson;mit: Joseph Gordon-Lewitt, Bruce Wil-lis, Emily Blunt; Start: 3.10.] � � � � �

SCIENCE-FICTION MIT ANSPRUCH IN „LOOPER“

KILLERJAGDNiels und Maria sind in die nor-wegische Stadt Hammerfest aus-gewandert. Niels hat einen gut-dotierten Job als Ingenieur, dochdie Beziehung zu seiner Frauscheint erstarrt. Eines Nachtskommt es zur Katastrophe: Mariaüberfährt mit dem Auto etwas inder Dunkelheit. Mit „Gnade“ entführt uns Regis-seur Glasner in die Weiten der kli-matischen und zwischenmensch-

lichen Kälte. Die beiden unter-schiedlichen Schauspieler BirgitMinichmayr und Jürgen Vogel er-gänzen sich hier gut. Doch für dietiefschürfenden Gespräche, diehier geführt werden sollen, sinddie Dialoge zu lau. MS

GNADE [D 2012, R: Matthias Glasner;mit: Birgit Minichmayr, Jürgen Vogel,Henry Stange; Start: 18.10.]� � � � �

„GNADE“ IST EIN DRAMA VOLLER EISESKÄLTE

SCHULD UND VERGEBUNG

Mit 15 hat Alice ihren ersten Woo-dy-Allen-Film gesehen und istdem Meister neurotischer Komö-dien seitdem verfallen. So sehr,dass sie für jede Lebenssituationeine Szene aus seinen Filmen zi-tieren kann und als Apothekeringelegentlich ihren Kunden DVDsihres Leinwandlieblings in dieHand drückt. Alice (Alice Taglioni) ist allerdings,was die Partnerwahl betrifft, sehrwählerisch. Das Werk von Woody

sollte ihr Zukünftiger schon ken-nen. Entsprechend ratlos ist Ali-ce, als sie den Handwerker Victor(Patrick Bruel) kennenlernt. Derist nämlich in dieser Hinsicht einechter Banause. Sophie Lellouche hat ihre Haus-aufgaben exzellent gemacht, ihrist mit „Paris – Manhattan“ derbislang beste Woody Allen-Filmgelungen, der nicht vom Meisterselbst stammt. Das sensible Spielder Darsteller nebst der romanti-

schen Note und den witzig-intel-ligenten Dialogen ist exzellent.Sogar die Musik und die Titelse-quenzen entsprechen dem Cor-porate Design des Meisterregis-seurs, der dem Paar im Film amEnde sogar seinen persönlichenSegen gibt. TV

PARIS - MANHATTAN [F 2012; R:Sophie Lellouche; mit Alice Taglioni,Patrick Bruel; Start: 4.10.] � � � � �

DER BESTE WOODY ALLEN FILM, DEN WOODY ALLEN NICHT GEMACHT HAT: „PARIS - MANHATTAN“

DER MEISTER GIBT SEINEN SEGEN

Das Autoren-Duo Nikolaj Arcelund Rasmus Heisterberg hat mitdem Skript zu Stig Larssons „Ver-blendung” für Furore gesorgt.Hier erzählt Regisseur Arcel nundie Geschichte vom traurigenMads, der in die Midlife-Crisisschliddert. Einst schrieb Mads ei-nen grandiosen Kino-Knüller,heute rattert er die Stoffe für de-

bile TV-Serien runter. Auch seinerBeziehung ist nach zehn Jahrendie Leidenschaft abhanden ge-kommen. Für Mads höchste Ei-senbahn, die Notbremse zu zie-hen. „Ich bin nicht die Person, dieich werden wollte!“, jammert er.Bisweilen verzettelt sich die Ge-schichte vom liebeskranken Hel-den zu sehr im Medien-Milieu

und erklärt altklug die Strukturenvon TV-Serien. Überzeugend er-weist sich jedoch der leindwand-präsente Thure Lindhardt. OSS

DIE WAHRHEIT ÜBER MÄNNER[DK 2010; R: Nikolaj Arcel; mit ThureLindhardt, Tuva Novotny, RosalindeMynster; Start: 18.10.] � � � � �

„DIE WAHRHEIT ÜBER MÄNNER“ – BEZIEHUNG EINMAL VOR UND ZURÜCK

DÄNEN LÜGEN NICHT

LIFTLIEBT

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46 ABO-AKTION

Zu jedem Neuabo schenken wir Ihnen zwei Freikarten für die Innenstadtkinos METROPOL, EM, CINEMA oder GLORIA. Viel Spaß!

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Page 19: LIFT Stuttgart - Leseprobe Oktober 2012

47ABO-AKTION

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