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LUMEN MAN lightpainting by bernhard rauscher LIGHTPAINTING Tipps Tricks Tools Herausgeber / Impressum: Bernhard Rauscher, Oberbiberger Str. 18, 81547 München www.lumenman.de / [email protected] 1. Workshop Lightpainting mit Lumenman Blades aus der digitalPhoto 2. Workshop Camera Rotation aus der FotoEasy 3. Der DIY Eigenbau eines Lightwriting Tools 4. Leseprobe „Expeditionen ins Licht“ (Rheinwerk Verlag) 5. Einkaustipps zu Lightpainting Tools

LIGHTPAINTING - Lumenman - light painting …lumenman.de/ebooks/Lumenman_Lightpainting_Tipps.pdfLichtspuren auf den Sensor bannen Was S ie benötigen, um die nächste dunkle Nacht

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LUMENMANlightpainting by bernhard rauscher

LIGHTPAINTINGTipps Tricks Tools

Herausgeber / Impressum:Bernhard Rauscher, Oberbiberger Str. 18, 81547 München

www.lumenman.de / [email protected]

1. Workshop Lightpainting mit Lumenman Blades aus der digitalPhoto2. Workshop Camera Rotation aus der FotoEasy3. Der DIY Eigenbau eines Lightwriting Tools4. Leseprobe „Expeditionen ins Licht“ (Rheinwerk Verlag)5. Einkaustipps zu Lightpainting Tools

>> Langzeitbelichtungen und selbst gebaute Lichtformer sind zwei essen-tielle Zutaten für die experimentelle Lightpainting-Fotografie. Kombiniert man diese zudem mit bekannten Locations, können tolle Kunstwerke entstehen. Diese „Lichtmalerei“ von Profi Bernhard Rauscher entstand mit Hilfe des speziell für Lightpaintings entwickelten Live-Composite-Modus von Olympus.

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PRAXIS LIGHTPAINTING

Spuren des LICHTSLightpainting-Künstler Bernhard Rauscher, alias Lumenman, nimmt Sie mit auf eine kreative Reise in die Welt der Lichtmalerei und gibt praktische Tipps zum Nachmachen.

LIGHTPAINTING: WIE ES GEHT, WAS SIE BRAUCHEN

L icht ist seine Farbe, die dunkle Nacht seine Leinwand: Beim Lightpainting, dem Malen mit Licht, steht der Fotograf meist nicht hinter der

Kamera sondern wird zum Maler vor ihr. Natürlich ist die Kamera das zentrale Aufnahmemedium, jedoch zählt beim Lichtmalen neben Bildsprache und Loca-tion vor allem auch die Performance des Lichtmalers.

Während der „Lights on Tour“, wie Profi Bern-hard Rauscher es selbst nennt, setzt der Künstler verschiedene nationale und internationale Orte mit Licht in Szene. DigitalPHOTO war exklu-siv mit dabei in München und durfte dem Foto-grafen während seiner Arbeit über die Schul-ter schauen. Zum Einsatz kam die Systemkamera Olympus OM-D E-M5 Mark II, die über den spe-ziell für Lightpaintings entwickelten Live-Compo-site-Modus verfügt. Dieser erlaubt dem Fotografen während der Langzeitbelichtung die Entstehung seiner Lichtmalerei live am LC-Display zu betrachten.

Kombination vieler DisziplinenLightpainting ist eine spannende Mischung aus Kunst, Technik und der Leidenschaft für’s Expe-rimentieren. Die Grundpfeiler der Fotografie, wie Bildsprache und -komposition bilden hierbei die Basis. Technischer Kern ist eine gute Kamera mit Langzeitbelichtungs- oder noch besser Live-Compo-site-Modus. Das Herz der Lichtmalerei, die „secrect sauce“, ist jedoch der Bau eigener Lichtwerkzeuge sowie die Passion, damit zu performen und verblüf-fende Fotos zu erschaffen. (br)Fo

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What kind of thing? | Olympus OM-D E-M5 Mark II | 24mm | 110 s | F/6,4 | ISO 100

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LIGHTPAINTING PRAXIS

Lichtspuren aufden Sensor bannenWas Sie benötigen, um die nächste dunkle Nacht zu erleuchten und ein beeindruckendes Lightpainting im Bild festzuhalten, verrät Ihnen Profifotograf Bernhard Rauscher in den folgenden fünf Tipps.

LANGZEITBELICHTUNG & LIVE-COMPOSITE-MODUS

1 Voraussetzung für ein Lightpainting ist eine Langzeitbelichtung. Wer schon mal seinen Namen oder ein Herz mit der Taschenlampe in die

Luft gemalt hat, kennt dieses Spiel. Für größere Malereien, wie in unserem Aufmacherfoto (siehe 88, 89), sollten allerdings Verschlusszeiten von mehr als 30 Sekunden mittels des Bulb-Modus (B) für Langzeitbelichtungen

gewählt werden. Noch besser für die Lichtmale-rei eignet sich jedoch der speziell dafür entwickelte Live-Composite- Modus von Olympus. Mit Hilfe dieser Funktion lassen sich Aufnahmen beliebig lange belichten, da die Kamera nach der ersten Aufnahme nur noch die jeweils helleren Stellen/Pixel „addiert“ – die dunklen Berei-che im Bild bleiben unberührt.

LICHTSCHWERT

2 Alles was leuchtet kann auch als „Licht-

pinsel“ benutzt werden. Ein-Euro-Shops sind hier eine wahre Fundgrube. Einen tollen Effekt erzie-len jedoch vor allem Licht-former aus Acrylglas, die an Taschenlampen mon-tiert werden. Ich baue meine Lichtformer am liebsten selbst, jedoch gibt es online auch verein-zelt Anbieter, die fertige Tools verkaufen. Tipp: ein Farbfilter zwischen Taschenlampe und Licht-former bringt die richtige Farbe auf den Lichtpinsel.

MIT LICHT MALEN

3 Da die Location für dieses Lightpainting durch die Straßenbeleuchtung bereits relativ hell war, kam der Live-Composite-Modus zum Einsatz. Als

Grundeinstellung wählte ich eine mittlere Blende von f/6,4-f/9 und ISO 100. Bei einer Bulb-Aufnahme sollte man an dieser Location die Blende hingegen mindestens auf f/14 schließen und schneller arbeiten. Für einen tollen Licht-spureneffekt kommt es zudem auf den richtigen „Pinselstrich“ an. Hier hilft experimentieren. Ich selbst finde es auch super Musik beim „Malen“ zu hören, denn sie gibt einem den rich-tigen Groove für gleich-mäßige Bewegungen.

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PRAXIS LIGHTPAINTING

Foto

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ZU ZWEIT KLAPPT’S AM BESTEN

4 Natürlich kann man die Kamera aufstellen, alles einrichten und selbst mit dem Fernfunkauslöser auslösen sowie den Verschluss wieder schließen. Noch bes-

ser geht es jedoch, wenn man zu zweit ist. Bei diesem Shooting war mein Lightpain-ting-Freund Ulrich Tausend mit am Set. Die zweite Person dient jedoch nicht nur als menschlicher Fernauslöser; zu zweit macht die kreative Arbeit bei Nacht auch ein-fach mehr Spaß, und Maler und Assistent können sich gegenseitig inspirieren.

HILFSMITTEL

5 Man sollte nicht unterschätzen, wie

schnell man in der Dun-kelheit die Übersicht über sein Equipment ver-liert. Penible Ordnung in einem Hartschalencase schafft hierbei Abhilfe: Wenn alles seinen Platz hat, bleibt die Ausrüs-tung gut im Blick. Außer-dem hat man mit einem Hartschalenkoffer auch immer eine Ablagefläche mit dabei – was bei feuchtem Untergrund sehr praktisch sein kann. Essentiell für die Person hinter der Kame-ra und für die Vorberei-tung des Shootings ist zudem eine Stirnlampe. Mit dieser hat man immer beide Hände frei.

9310/2016

LIGHTPAINTING PRAXIS

KAMERAEine DSLR oder CSC mit Mög-lichkeit zur Langzeitbelichtung (Bulb-Modus), idealweiser mit Live-Composite-Funktion, ist ein absolutes Muss. Zudem empfiehlt es sich einen Kabel-auslöser zum Feststellen des Verschlusses zu nutzen.

STATIVBei der Wahl des Stativs zählt in der Lightpainting-Fotografie vor allem der optimale Kom-promiss zwischen Standfestig-keit und Gewicht. Auf Grund der langen Belichtungszeiten ist jedoch vor allem der stabile Stand von großer Wichtigkeit.

LICHTQUELLENVon der Schlüsselanhänger-LED bis zur Profitaschenlampe kann alles zum „Malen“ ver-wendet werden. Beim Einsatz von Lichtformern zählt die Regel: je heller, desto besser. „Fokussierbarkeit“ ist bei Taschenlampen sehr hilfreich.

LICHTFORMERIm Bild zu sehen ist ein selbst-gebauter Lichtformer aus einem rechteckigen Acrylglas. Die runden Farbfilter sind aus Filterfolie ausgeschnittene Blättchen, die man vor die Taschenlampe kleben kann. Je mehr Farben, desto besser.

HARTSCHALENCASEAls Lightpainter hat man sehr viele Kleinteile, die oft auch erst vor Ort zusammen gebaut werden. Für einen guten Über-blick empfiehlt sich deshalb ein (wasserdichter!) Koffer mit guter Aufteilung und vielen kleinen Fächern.

DIESE AUSRÜSTUNG DARF BEIM LIGHTPAINTING NICHT FEHLEN

Something has attached itself | Olympus OM-D E-M5 Mark II | 24mm | 80s | F/5,6 | ISO 100

94 10/2016

PRAXIS LIGHTPAINTING

TOLLE EFFEKTE – OHNE PHOTOSHOPAls Lightpainter wird man oft mit der Aussage konfrontiert, dass die dynamischen Licht-Effekte doch auch einfach Photoshop entsprungen sein könnten. Grundsätzlich spricht natürlich nichts gegen den Einsatz der Software, Ziel der Lightpainting-Foto-grafie sollte jedoch sein bereits on Location das Optimum aus einem Bild herauszu-holen. Da es in der digitalen Ära jedoch keine Negative mehr gibt, kann man nur schwer beweisen, dass ein Lightpainting nicht durch Photoshop entstanden ist son-dern „straight out of cam“. Ein Versuch könnte sein, Bilder aufzunehmen, die mit Photoshop nur schwer bis unmöglich in annehmbarer Zeit nachzumachen sind. Dazu zählen zum Beispiel Spiegelungen in unebenen Flächen (siehe Bild oben). Ebenso verhält es sich mit Spiegelungen in Wasseroberflächen. Diese realistisch mit Photo-shop zu simulieren gelingt nur wenigen und nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Mit der Taschenlampe geht es schneller und bringt zudem eine Menge Spaß!

ATTRAKTIVE LOCATIONSIn der Faszination der Technik gefangen und mit den (selbst gebauten) neuen Lichtspielzeugen in Aktion, kann das „Drumher-um“ schon mal in Vergessenheit geraten. Sieht man Lightpain-tings jedoch nicht nur als technische Sportart, sondern möchte ein attraktives Gesamtkunstwerk erschaffen, sollte man die „Leinwand“, also die Location mit ins Bild einzubeziehen.

In der Flut der Bilder im Netz begegnet man vielen Lightpain-tings, die als reine Techniktests funktionieren. Möchten Sie Ihr Lichtbild jedoch auf die nächste Ebene bringen, sollten Sie ein Zusammenspiel zwischen Lichtspur und Umgebung entstehen lassen. Wählen Sie eine attraktive Location, die auch ohne Light-painting bereits ein fotogenes Motiv darstellt. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Siegestor in München, das auch ohne Lichtspur durchaus ein Foto wert wäre, durch die dynamische blaue Licht-spur jedoch zum echten Hingucker wird. Nutzen Sie hierbei nicht nur freie Flächen, sondern lassen Sie Ihre Lichtfigur auch mit der Umgebung interagieren (s. Bild rechts).

Noch mehr beeindruckende Lightpaintings von Fotograf Bernhard Rauscher finden Sie online unter www.lumenman.de.

Foto

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>> Das Bild „Micro changes in air

density“ ist vor der Pinakothek der Moderne in

München entstan-den und besticht

vor allem durch die spannende

Spiegelung in der Glasscheibe.

>> Langzeitbelichtung extrem: Dieses Bild funktioniert nur dank des Live-Composite-Modus von Olympus. Andernfalls würden die hellen Lampen binnen weniger Sekun-den das Bild komplett überbelichten.

Turned the cooling unit back on | Olympus OM-D E-M5 Mark II | 12mm | 5s | F/5,6 | ISO 100

Micro changes in air density | Olympus OM-D E-M5 Mark II | 12mm | 13s | F/5,6 | ISO 200

9510/2016

LIGHTPAINTING PRAXIS

Olympus OM-D E-M5 Mark II 31mm F 18 100 90s

nach Kameradrehung bei LangzeitbeLichtung

materiaL• Kamera mit Langzeitbelichtung (hier: Olympus OM-D E-M5 Mark II mit Live Composite Modus) • Kabelauslöser • Stativ • Hut • Drehvorrichtung (Gimbal)

zeitaufwandCa. 30 Minuten

das Lernen sie Wie Sie aus einer normalen Nachtszenerie eine leucht-ende Lightpainting-Aufnahme per Langzeitbelichtung und Kameradrehung erzielen

checKListe

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74 3/2016

die fotografierte strasse ohne Kameradrehung

ist das ein Foto oder eine Photoshopmontage? Solche Fragen sind meist das Erste, was Sie zu hören bekommen, wenn Sie Ihre

Langzeitbelichtungen mal kräftig durchwirbeln. Wir zeigen Ihnen, wie Sie aus eher langweiligen Nachtszenen wie Straßenkreuzun-gen oder Schnellstraßen aufregende Kunstwerke schaffen. Dazu benötigen Sie nur eine Kamera, die eine Langzeitbelich-tungs-Einstellung B für Bulb hat. Da ihr Verschluss während der kompletten Belichtung offen bleibt, benutzen Sie ein Stativ und einen Kabel- bzw. Funkauslöser. Für unsere Bilder kam die Sys-temkamera Olympus OM-D E-M5 Mark II zum Einsatz. Ihr Live-Composite-Modus erlaubt dem Fotografen, sich bei Langzeitbe-lichtungen und dem Malen mit Licht (auch Lightpainting genannt) richtig auszutoben, mit verschiedenen Techniken zu experimen-tieren und dabei noch während der Belichtung die Entstehung seines Werkes live am LC-Display zu betrachten. Der eigentliche Trick für unsere Kaleidoskop-ähnlichen Fotos liegt aber in der Drehung der Kamera um die Objektivachse, während sie belichtet. Dazu können Sie sich natürlich auch selbst etwas bas-teln, am komfortabelsten geht es aber mit einem sogenannten Gim-bal-Kopf. Diese werden normalerweise dazu benutzt, große Objek-tive im Gleichgewicht zu halten. Wir montierten unsere Olympus aber so herum, dass sie sich um die eigene Objektivachse dreht. Stoppen Sie dabei die Drehung in regelmäßigen Abständen. Für unser Bild links wurde die Olympus einmal um 360 Grad gedreht, wobei sie nach jeden 60 Grad angehalten und ihr Objektiv mit einem Hut kurz abgedeckt wurde. Die Lichter der Nacht formie-ren sich so zu tollen Mustern. Perfekt geeignet dafür sind Motive mit schwarzem Himmel und einigen hellen Lichtquellen. (br)

Nachts mit Langzeitbelichtungen zu fotografieren kann sehr spaßig sein. Wir zeigen Ihnen, wie Sie ganz besondere Bilder in der Stadt zaubern.

gedrehte nachtbiLder

worKshop: Kreatives Lightpainting

> > > Für unseren Workshop hat Profi Bernhard Rauscher die Olympus OM-D E-M5 Mark II verwen-det. Dank ihres Live-Composite-Modus kann er während der Langzeitbelichtung beobachten, wie sich die Lichtspuren bei jeder Drehung addieren.

LIGhTpaInTInG fotografierenfotografieren LIGhTpaInTInG

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Olympus OM-D E-M5 Mark II 31mm F 18 100 90s

nach Kameradrehung bei LangzeitbeLichtung

materiaL• Kamera mit Langzeitbelichtung (hier: Olympus OM-D E-M5 Mark II mit Live Composite Modus) • Kabelauslöser • Stativ • Hut • Drehvorrichtung (Gimbal)

zeitaufwandCa. 30 Minuten

das Lernen sie Wie Sie aus einer normalen Nachtszenerie eine leucht-ende Lightpainting-Aufnahme per Langzeitbelichtung und Kameradrehung erzielen

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die fotografierte strasse ohne Kameradrehung

ist das ein Foto oder eine Photoshopmontage? Solche Fragen sind meist das Erste, was Sie zu hören bekommen, wenn Sie Ihre

Langzeitbelichtungen mal kräftig durchwirbeln. Wir zeigen Ihnen, wie Sie aus eher langweiligen Nachtszenen wie Straßenkreuzun-gen oder Schnellstraßen aufregende Kunstwerke schaffen. Dazu benötigen Sie nur eine Kamera, die eine Langzeitbelich-tungs-Einstellung B für Bulb hat. Da ihr Verschluss während der kompletten Belichtung offen bleibt, benutzen Sie ein Stativ und einen Kabel- bzw. Funkauslöser. Für unsere Bilder kam die Sys-temkamera Olympus OM-D E-M5 Mark II zum Einsatz. Ihr Live-Composite-Modus erlaubt dem Fotografen, sich bei Langzeitbe-lichtungen und dem Malen mit Licht (auch Lightpainting genannt) richtig auszutoben, mit verschiedenen Techniken zu experimen-tieren und dabei noch während der Belichtung die Entstehung seines Werkes live am LC-Display zu betrachten. Der eigentliche Trick für unsere Kaleidoskop-ähnlichen Fotos liegt aber in der Drehung der Kamera um die Objektivachse, während sie belichtet. Dazu können Sie sich natürlich auch selbst etwas bas-teln, am komfortabelsten geht es aber mit einem sogenannten Gim-bal-Kopf. Diese werden normalerweise dazu benutzt, große Objek-tive im Gleichgewicht zu halten. Wir montierten unsere Olympus aber so herum, dass sie sich um die eigene Objektivachse dreht. Stoppen Sie dabei die Drehung in regelmäßigen Abständen. Für unser Bild links wurde die Olympus einmal um 360 Grad gedreht, wobei sie nach jeden 60 Grad angehalten und ihr Objektiv mit einem Hut kurz abgedeckt wurde. Die Lichter der Nacht formie-ren sich so zu tollen Mustern. Perfekt geeignet dafür sind Motive mit schwarzem Himmel und einigen hellen Lichtquellen. (br)

Nachts mit Langzeitbelichtungen zu fotografieren kann sehr spaßig sein. Wir zeigen Ihnen, wie Sie ganz besondere Bilder in der Stadt zaubern.

gedrehte nachtbiLder

worKshop: Kreatives Lightpainting

> > > Für unseren Workshop hat Profi Bernhard Rauscher die Olympus OM-D E-M5 Mark II verwen-det. Dank ihres Live-Composite-Modus kann er während der Langzeitbelichtung beobachten, wie sich die Lichtspuren bei jeder Drehung addieren.

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schritt für schritt: so beKommen sie den richtigen dreh

Olympus OM-D E-M5 Mark II 24mm F 14 200 120s

Olympus OM-D E-M5 Mark II 48mm F 14 200 60s

bernhard rauscherFotograf

Bernhard Rauscher ist profifotograf und seit etlichen Jahren unter seinem pseudo-nym Lumenman als Lightpainter (Lichtma-ler) tätig. Er realisierte bereits viele große Werbekampagnen mit Lichtmalerei und tritt auch live auf Events auf. Besonders beliebt ist sein Format der Light Painting Photobox als interaktive Variante mit publikum. auf der photokina vom 20. bis 25. September in Köln können Sie live dabei sein und sich mit Licht ummalen lassen (siehe Eventtipp auf Seite 22).www.lumenman.de

nach Kameradrehung bei LangzeitbeLichtung

nach Kameradrehung bei LangzeitbeLichtung

die fotografierte strasse ohne Kameradrehung

die fotografierte strasse ohne Kameradrehung

> > > Zum schnellen Ausprobieren der Technik geht es auch nur mit einem Stativ. Nicht perfekt und etwas wackelig, aber ohne großen Aufwand.

Sie sind inspiriert und wollen sofort loslegen? aber Sie haben keine Gimbal-halterung, mit der Sie die kurzen Kameradrehungen präzise bestimmen? Um die Technik auch erstmal ohne Gimbal auszuprobie-ren, gibt es einen Trick: Dafür benötigen Sie allerding ein Dreibeinsta-tiv, dessen Säule Sie waagrecht stellen können. positionieren Sie Ihre Kamera am Stativkopf und nutzen Sie dann die Schwenkvorrichtung als Drehachse wie auf dem kleinen Bild rechts gezeigt.Die Drehbewegung ist leider nicht so kontrolliert wie mit dem stabileren Gimbal. Das heißt, es wackelt und ruckelt ordentlich, auch wenn Sie sich viel Mühe geben. Das kann natürlich auch etwas Künstlerisches haben, die so erzielten Ergebnisse sind aber kaum vergleichbar mit denen samt professioneller Gimbal-Lösung. Wie Sie sehen, treffen sich die Licht-spuren nicht mal exakt nach einer vollen Drehung. auch der Kaleido-skop-Effekt ließe sich so nur schwierig umsetzen. aber probieren Sie unsere Lightpainting-Technik selbst aus, Sie werden Spaß daran haben!

stativ statt gimbal

Vielleicht haben Sie schon den wesentlichen Unterschied zwischen den bei-den großen Fotos auf der Vorseite und dieser Doppelseite gesehen: Unser aufmacherbild hat kreisrunde Streifen und das Bild links hat keine. Diese Differenz entsteht dadurch, dass das Objektiv beim ersten Foto während der gesamten Belichtung nicht abgedeckt wird. So ziehen die Lichter der Kameradrehung lange Bahnen durchs Bild. Wenn Sie hingegen ein Kaleido-skop-ähnliches Muster wie links ohne Lichtkreise erzielen möchten, dann decken Sie das Objektiv während der Drehbewegung mit einem Hut ab (Fotos rechts). Die Kamera belichtet dennoch weiter, aber durch den dunk-len hut sieht sie quasi nichts. Es eignet sich auch ein Stück schwarzer Stoff.

ein hut als abdeckung > > > Für einen Kaleidoskop-Effekt wie links decken Sie während jeder knappen Kameradrehung die Linse mit einem Hut ab.

Kamera einsteLLenFür Fotos wie unsere Beispiele brauchen Sie eine sehr lange Verschlusszeit (oben: 120

Sek.). Daher benötigen Sie keine lichtempfindliche Einstellung. Wählen Sie einen niedrigen ISO-Wert von 100 bis 200 und eine mittlere bis kleine Blende wie f/8 bis f/18 aus. Stellen Sie den Bulb-Modus der Kamera ein, und belichten Sie mit dem Fern-auslöser 60 bis 120 Sekunden. Der Live-Compo-site-Modus der Olympus OM-D E-M5 Mark II erlaubt Lightpainting-Bilder ohne Fernauslöser. noch ein Vorteil der Olympus-eigenen Technik: auch starke Lichtquellen im Bild überstrahlen dabei nicht.

Kameradrehung mit gimbaLGimbals (auch Teleneiger genannt) sind spezielle Halterungen für DSLRs mit lan-

gen Teleobjektiven. Im profibereich kosten diese etwa 800 Euro. Wenn Sie nicht vorhaben, schwere Telelinsen in der Wildnis damit einzusetzen, reicht eine günstige Version für ca. 190 Euro. Die teuren Gimbals glänzen meist durch Stabilität und leichte Materialien, was wir hier nicht benötigen. praktisch ist hingegen eine Winkelskala, die die günstigen meist nicht haben. Mit Tape und Marker können Sie auch selbst nachrüsten. So stoppen Sie die Kamera-drehung in gleichmäßigen abschnitten.

Kamera, ausLöser und stativFür diese Lightpainting-Technik benöti-gen Sie kein spezielles lichtstarkes Objek-

tiv. Ihre Kitoptik reicht. Ein stabiles Stativ ist die Basis. als Kamera dient jede, die eine Langzeitbe-lichtung im Bulb-Modus (B) kann. Richtig komfor-tabel war es bei unserem Shooting mit der spiegel-losen Systemkamera Olympus OM-D E-M5 Mark II. Sie verfügt über den Live-Composite-Modus. Da-bei sehen Sie während der Langzeitbelichtung live auf dem LC-Display, wie sich Ihr Bild aufbaut –sehr praktisch, da Sie so die Drehabschnitte für einen proportionalen Lichtstern bestimmen.

LIGhTpaInTInG fotografieren

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> > > Die vier Lampen am Bürgersteigrand sahen zunächst unspektakulär aus. Nachdem aber unsere Olympus bei einer Extrem-Langzeitbelichtung um ihre Achse in 12 Drehabschnitten mit jeweils 30 Grad gedreht wurde, entstand ein leuchtender Stern mit Wow-Effekt.

schritt für schritt: so beKommen sie den richtigen dreh

Olympus OM-D E-M5 Mark II 24mm F 14 200 120s

Olympus OM-D E-M5 Mark II 48mm F 14 200 60s

bernhard rauscherFotograf

Bernhard Rauscher ist profifotograf und seit etlichen Jahren unter seinem pseudo-nym Lumenman als Lightpainter (Lichtma-ler) tätig. Er realisierte bereits viele große Werbekampagnen mit Lichtmalerei und tritt auch live auf Events auf. Besonders beliebt ist sein Format der Light Painting Photobox als interaktive Variante mit publikum. auf der photokina vom 20. bis 25. September in Köln können Sie live dabei sein und sich mit Licht ummalen lassen (siehe Eventtipp auf Seite 22).www.lumenman.de

nach Kameradrehung bei LangzeitbeLichtung

nach Kameradrehung bei LangzeitbeLichtung

die fotografierte strasse ohne Kameradrehung

die fotografierte strasse ohne Kameradrehung

> > > Zum schnellen Ausprobieren der Technik geht es auch nur mit einem Stativ. Nicht perfekt und etwas wackelig, aber ohne großen Aufwand.

Sie sind inspiriert und wollen sofort loslegen? aber Sie haben keine Gimbal-halterung, mit der Sie die kurzen Kameradrehungen präzise bestimmen? Um die Technik auch erstmal ohne Gimbal auszuprobie-ren, gibt es einen Trick: Dafür benötigen Sie allerding ein Dreibeinsta-tiv, dessen Säule Sie waagrecht stellen können. positionieren Sie Ihre Kamera am Stativkopf und nutzen Sie dann die Schwenkvorrichtung als Drehachse wie auf dem kleinen Bild rechts gezeigt.Die Drehbewegung ist leider nicht so kontrolliert wie mit dem stabileren Gimbal. Das heißt, es wackelt und ruckelt ordentlich, auch wenn Sie sich viel Mühe geben. Das kann natürlich auch etwas Künstlerisches haben, die so erzielten Ergebnisse sind aber kaum vergleichbar mit denen samt professioneller Gimbal-Lösung. Wie Sie sehen, treffen sich die Licht-spuren nicht mal exakt nach einer vollen Drehung. auch der Kaleido-skop-Effekt ließe sich so nur schwierig umsetzen. aber probieren Sie unsere Lightpainting-Technik selbst aus, Sie werden Spaß daran haben!

stativ statt gimbal

Vielleicht haben Sie schon den wesentlichen Unterschied zwischen den bei-den großen Fotos auf der Vorseite und dieser Doppelseite gesehen: Unser aufmacherbild hat kreisrunde Streifen und das Bild links hat keine. Diese Differenz entsteht dadurch, dass das Objektiv beim ersten Foto während der gesamten Belichtung nicht abgedeckt wird. So ziehen die Lichter der Kameradrehung lange Bahnen durchs Bild. Wenn Sie hingegen ein Kaleido-skop-ähnliches Muster wie links ohne Lichtkreise erzielen möchten, dann decken Sie das Objektiv während der Drehbewegung mit einem Hut ab (Fotos rechts). Die Kamera belichtet dennoch weiter, aber durch den dunk-len hut sieht sie quasi nichts. Es eignet sich auch ein Stück schwarzer Stoff.

ein hut als abdeckung > > > Für einen Kaleidoskop-Effekt wie links decken Sie während jeder knappen Kameradrehung die Linse mit einem Hut ab.

Kamera einsteLLenFür Fotos wie unsere Beispiele brauchen Sie eine sehr lange Verschlusszeit (oben: 120

Sek.). Daher benötigen Sie keine lichtempfindliche Einstellung. Wählen Sie einen niedrigen ISO-Wert von 100 bis 200 und eine mittlere bis kleine Blende wie f/8 bis f/18 aus. Stellen Sie den Bulb-Modus der Kamera ein, und belichten Sie mit dem Fern-auslöser 60 bis 120 Sekunden. Der Live-Compo-site-Modus der Olympus OM-D E-M5 Mark II erlaubt Lightpainting-Bilder ohne Fernauslöser. noch ein Vorteil der Olympus-eigenen Technik: auch starke Lichtquellen im Bild überstrahlen dabei nicht.

Kameradrehung mit gimbaLGimbals (auch Teleneiger genannt) sind spezielle Halterungen für DSLRs mit lan-

gen Teleobjektiven. Im profibereich kosten diese etwa 800 Euro. Wenn Sie nicht vorhaben, schwere Telelinsen in der Wildnis damit einzusetzen, reicht eine günstige Version für ca. 190 Euro. Die teuren Gimbals glänzen meist durch Stabilität und leichte Materialien, was wir hier nicht benötigen. praktisch ist hingegen eine Winkelskala, die die günstigen meist nicht haben. Mit Tape und Marker können Sie auch selbst nachrüsten. So stoppen Sie die Kamera-drehung in gleichmäßigen abschnitten.

Kamera, ausLöser und stativFür diese Lightpainting-Technik benöti-gen Sie kein spezielles lichtstarkes Objek-

tiv. Ihre Kitoptik reicht. Ein stabiles Stativ ist die Basis. als Kamera dient jede, die eine Langzeitbe-lichtung im Bulb-Modus (B) kann. Richtig komfor-tabel war es bei unserem Shooting mit der spiegel-losen Systemkamera Olympus OM-D E-M5 Mark II. Sie verfügt über den Live-Composite-Modus. Da-bei sehen Sie während der Langzeitbelichtung live auf dem LC-Display, wie sich Ihr Bild aufbaut –sehr praktisch, da Sie so die Drehabschnitte für einen proportionalen Lichtstern bestimmen.

LIGhTpaInTInG fotografieren

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> > > Die vier Lampen am Bürgersteigrand sahen zunächst unspektakulär aus. Nachdem aber unsere Olympus bei einer Extrem-Langzeitbelichtung um ihre Achse in 12 Drehabschnitten mit jeweils 30 Grad gedreht wurde, entstand ein leuchtender Stern mit Wow-Effekt.

Der Bau eines Lightwriting Tools LIGHTPAINTING Tipps Tricks Tools

Bau des

LIGHTSPRAYS zum Lightwriting

Was ist Lightwriting?Lightwriting ist eine Subkategorie von Lightpainting. D.h. wie der Name schon sagt, geht es hier um das Schreiben von Buchstaben, Wörtern oder gar ganzen Texten. Hier seht ihr direkt ein paar Beispiele!

LUMENMANlightpainting by bernhard rauscher

Der Bau eines Lightwriting Tools LIGHTPAINTING Tipps Tricks Tools

Welche Anforderungen werden an das Tool gestellt?Man kann Lightwriting sehr einfach betreiben, jeder hat vielleicht anfangs schon einmal mit einer Taschenlampe seinen Namen oder ein Herz in die dunkle Nacht gepinselt. Aber mit den Ansprüchen steigen die Anforderungen an das Tool:– möglichst hell– mit einem Taster zu bedienen (kein Schalter), viele neue elektronische Taschenlampen nutzen aber die Tastfunktion zum Durchschalten der Lichtprogramme = ungeeignet!– sich selbst nicht anleuchten, aber großen Abstrahlwinkel nach vorne

Welches Material braucht ihr?Alles zusammen bekommt man sehr günstig im Baumarkt und Internet:

– Taster– Batterieklemme für 9V Block– Kabel– Rohrstücke mit Winkel und Endkappen– 12V Fassung / Sockel– LED Sockellämpchen (ca. 1 Watt Leistung ist super)– Farbfilter-Folie oder Lampenfarbe

LUMENMANlightpainting by bernhard rauscher

Der Bau eines Lightwriting Tools LIGHTPAINTING Tipps Tricks Tools

Spannung9V oder 12V? Klingt komisch: aber die meisten von mir ausprobierten Lampen funktionieren am 9V Block fast gleich gut (hell) wie an 12V. Sprich aus Platzersparnis hab ich auf die 9V Blockbatterie gesetzt.

Wie wird das Tool gebaut?Der Zusammenbau ist beinahe selbsterklärend. Schaut euch die Bilder und das Making of Video an.

Making of VideoOnline gibt es ein kurzes Making of Video, auch mit dem Tool in Aktion, klick einfach auf die Vorschau rechts.

Hinweis: Der Bau und die Nutzung erfolgen wie immer auf eigene Gefahr!

LUMENMANlightpainting by bernhard rauscher

Der Bau eines Lightwriting Tools LIGHTPAINTING Tipps Tricks Tools

Ergebnissehier ein paar Beispiele

LUMENMANlightpainting by bernhard rauscher

LIGHTPAINTING Tipps Tricks ToolsLeseprobe „Expeditionen ins Licht“

Know-how für Fotografen.

LeseprobeDie Fotografen dieses Buches präsentieren Ihnen fantastische Aufnahmen und gewähren Ihnen Einblicke in ihr Schaffen. Einiges wird Sie überraschen, vieles wird Sie begeistern. Und die Fragen, die offen bleiben, können der Impuls für Ihre eigene fotografische Expedition ins Licht sein.

Karl E. Deckart, Andreas Drobny, Timo Lieber, Dennis Oswald, Bernhard Rauscher, Christian Westphalen

Expeditionen ins Licht – Auf den Spuren außergewöhnlicher Bilder320 Seiten, gebunden, in Farbe, Oktober 2016 39,90 Euro, ISBN 978-3-8362-4224-0

http://www.rheinwerk-verlag.de/4177

Einblicke in alle sechs Kapitel

Die Autoren

Leseprobe weiterempfehlen

Leseprobeaus dem Buch „Expeditionen ins Licht“, bei dem ich Co-Autor (52 Seiten über Lightpainting) bin:

Link zum Buch / eBook bei Rheinwerk

Link zum Buch bei Amazon

LUMENMANlightpainting by bernhard rauscher

LIGHTPAINTING Tipps Tricks ToolsLeseprobe „Expeditionen ins Licht“

INHALT

Karl E. DeckartMIKROFOTOGRAFIE

110

Bernhard Rauscher LIGHTPAINTING

58

Andreas Drobny TROPFENFOTOGRAFIE

06

Christian WestphalenSTERNENFOTOGRAFIE

162

Timo Lieber LUFTBILDFOTOGRAFIE

266

Dennis OswaldEXTREMWETTERFOTOGRAFIE

212

INHALT

Karl E. DeckartMIKROFOTOGRAFIE

110

Bernhard Rauscher LIGHTPAINTING

58

Andreas Drobny TROPFENFOTOGRAFIE

06

Christian WestphalenSTERNENFOTOGRAFIE

162

Timo Lieber LUFTBILDFOTOGRAFIE

266

Dennis OswaldEXTREMWETTERFOTOGRAFIE

212

LUMENMANlightpainting by bernhard rauscher

LIGHTPAINTING Tipps Tricks ToolsLeseprobe „Expeditionen ins Licht“

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Seine Leinwand ist die Nacht, seine Farbe das Licht. Unter dem treffenden Alias »Lumenman« malt Bern-hard Rauscher mit diversen Lichtquellen leuchtende Kunstwerke mittels Langzeitbelichtung in die Dun-kelheit der Nacht. Seine Kamera ist das Werkzeug, mit dem er die Formen, Farben und letztlich die Skulpturen sichtbar und haltbar macht. Während des Shootings sieht das Auge nur hüpfende und blinken-de Lichter, emittiert von eigenartigen Gebilden, die aus Acrylglas, Leuchtstäben oder Taschenlampen bestehen. Dem gelernten Ingenieur der Elektrotech-nik ist seine Werkstatt daher auch wichtiger als ein eigenes Studio, denn hier entwickelt er zahlreiche individuelle Lichtwerkzeuge. Was vor etlichen Jahren mit einfachen Drehfiguren wie Orbs, Ufos oder auch Scheiben begonnen hat, ist für Bernhard Rauscher heute eine freie und künstlerische Ausdrucksform mit selbst entwickelten Lichtformern. Vor allem aber ist ihm die Integration seiner Schöpfungen in die Umgebung wichtig: Kein Lichtobjekt soll hineinmon-tiert oder gar fehlplatziert ohne Relation zum Kontext

wirken. Oft ist es auch die Location, die ihn anregt, ein spezielles Tool erst zu bauen. Seine Lightpain-tings entstehen zumeist während einer einzigen lan-gen Belichtung; Photoshop oder andere Programme kommen für die Gestaltung in der Regel nicht zum Einsatz. Und diese »authentische Arbeit« zahlt sich aus: Seine Lichtgemälde waren schon in zahlreichen Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen zu sehen. Als Dozent zum Thema Lightpainting lehrt er an der Akademie AMD Bachelor-Studenten die Lichtkunstfo-tografie. Und nicht zuletzt realisieren zahlreiche Kun-den Werbekampagnen und Live-Paintings mit Bern-hard Rauscher. Dazu zählen namhafte Unternehmen wie Infineon, BNP Paribas, die Deutsche Telekom, Osram, Allianz und Red Bull. Vielleicht kennen Sie einige seiner Bilder auch aus Wettbewerbsplatzie-rungen und Artikeln? Denn die Zeit der Geheimnis-krämerei um die Entstehung von Lightpaintings sei langsam vorbei, so Bernhard Rauscher. Viel Spaß beim Betrachten und Nachmachen!

LIGHTPAINTINGBernhard Rauscher

LUMENMANlightpainting by bernhard rauscher

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Seine Leinwand ist die Nacht, seine Farbe das Licht. Unter dem treffenden Alias »Lumenman« malt Bern-hard Rauscher mit diversen Lichtquellen leuchtende Kunstwerke mittels Langzeitbelichtung in die Dun-kelheit der Nacht. Seine Kamera ist das Werkzeug, mit dem er die Formen, Farben und letztlich die Skulpturen sichtbar und haltbar macht. Während des Shootings sieht das Auge nur hüpfende und blinken-de Lichter, emittiert von eigenartigen Gebilden, die aus Acrylglas, Leuchtstäben oder Taschenlampen bestehen. Dem gelernten Ingenieur der Elektrotech-nik ist seine Werkstatt daher auch wichtiger als ein eigenes Studio, denn hier entwickelt er zahlreiche individuelle Lichtwerkzeuge. Was vor etlichen Jahren mit einfachen Drehfiguren wie Orbs, Ufos oder auch Scheiben begonnen hat, ist für Bernhard Rauscher heute eine freie und künstlerische Ausdrucksform mit selbst entwickelten Lichtformern. Vor allem aber ist ihm die Integration seiner Schöpfungen in die Umgebung wichtig: Kein Lichtobjekt soll hineinmon-tiert oder gar fehlplatziert ohne Relation zum Kontext

wirken. Oft ist es auch die Location, die ihn anregt, ein spezielles Tool erst zu bauen. Seine Lightpain-tings entstehen zumeist während einer einzigen lan-gen Belichtung; Photoshop oder andere Programme kommen für die Gestaltung in der Regel nicht zum Einsatz. Und diese »authentische Arbeit« zahlt sich aus: Seine Lichtgemälde waren schon in zahlreichen Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen zu sehen. Als Dozent zum Thema Lightpainting lehrt er an der Akademie AMD Bachelor-Studenten die Lichtkunstfo-tografie. Und nicht zuletzt realisieren zahlreiche Kun-den Werbekampagnen und Live-Paintings mit Bern-hard Rauscher. Dazu zählen namhafte Unternehmen wie Infineon, BNP Paribas, die Deutsche Telekom, Osram, Allianz und Red Bull. Vielleicht kennen Sie einige seiner Bilder auch aus Wettbewerbsplatzie-rungen und Artikeln? Denn die Zeit der Geheimnis-krämerei um die Entstehung von Lightpaintings sei langsam vorbei, so Bernhard Rauscher. Viel Spaß beim Betrachten und Nachmachen!

LIGHTPAINTINGBernhard Rauscher

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LIGHTPAINTING Bernhard Rauscher

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911Das Bild, das Sie hier sehen, besteht aus elf Einzelbildern, die ich in Photoshop miteinander kombiniert habe. In der Automobilfotografie wäre eine solche Vorgehensweise üblich, denn kein Autofotograf würde ein Auto in nur einem Bild komplett inklusive Beleuchtung aller Details ab-lichten. Nun bin ich kein Autofotograf, aber ich wollte mich auch als Lichtmaler an diesem Genre versuchen. Die Vorgehensweisen unterscheiden sich gar nicht so sehr von einer klassischen Nacht- oder Lightpainting-Fotografie, zumindest bereitet man das Foto genauso vor: Das Auto wird in der Location platziert, die einzelnen Lichteffekte und Farben werden geplant, und die Lightpainting-Elemente selbst laufen »klassisch« ab wie bei einer einzigen Langzeitbelichtung. Die Besonderheiten kommen allerdings danach ins Spiel, denn alle Lichtquellen in diesem Bild haben eine sehr unterschiedliche Helligkeit. Und aus diesem Grund habe ich für jede Lichtquelle eine separate Aufnahme gemacht. Recht offensichtlich ist zum Beispiel, dass die Scheinwerfer wesentlich heller sind als die Innenbeleuchtung. Den Streifeneffekt im Hintergrund habe ich mit einem sogenannten »Pixelstick« realisiert, ebenso wie auch die Spiegelung in der Motorhaube. Wo wir gerade bei der Spiegelung sind: Ich hatte einen großen Kanister mit Wasser dabei, um eine Spiegelung am Boden erzeugen zu können. Zu guter Letzt trägt natürlich die Location zur Wirkung des Bildes bei, in diesem Fall eine alte Industriehalle im Jugendstil.

Digitale Kleinbildkamera | 42 mm | ƒ7,1 | Elf Aufnahmen, 1/50–60 s | ISO 100 | B (Bulb) und M mit Funkauslöser

LUMENMANlightpainting by bernhard rauscher

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911Das Bild, das Sie hier sehen, besteht aus elf Einzelbildern, die ich in Photoshop miteinander kombiniert habe. In der Automobilfotografie wäre eine solche Vorgehensweise üblich, denn kein Autofotograf würde ein Auto in nur einem Bild komplett inklusive Beleuchtung aller Details ab-lichten. Nun bin ich kein Autofotograf, aber ich wollte mich auch als Lichtmaler an diesem Genre versuchen. Die Vorgehensweisen unterscheiden sich gar nicht so sehr von einer klassischen Nacht- oder Lightpainting-Fotografie, zumindest bereitet man das Foto genauso vor: Das Auto wird in der Location platziert, die einzelnen Lichteffekte und Farben werden geplant, und die Lightpainting-Elemente selbst laufen »klassisch« ab wie bei einer einzigen Langzeitbelichtung. Die Besonderheiten kommen allerdings danach ins Spiel, denn alle Lichtquellen in diesem Bild haben eine sehr unterschiedliche Helligkeit. Und aus diesem Grund habe ich für jede Lichtquelle eine separate Aufnahme gemacht. Recht offensichtlich ist zum Beispiel, dass die Scheinwerfer wesentlich heller sind als die Innenbeleuchtung. Den Streifeneffekt im Hintergrund habe ich mit einem sogenannten »Pixelstick« realisiert, ebenso wie auch die Spiegelung in der Motorhaube. Wo wir gerade bei der Spiegelung sind: Ich hatte einen großen Kanister mit Wasser dabei, um eine Spiegelung am Boden erzeugen zu können. Zu guter Letzt trägt natürlich die Location zur Wirkung des Bildes bei, in diesem Fall eine alte Industriehalle im Jugendstil.

Digitale Kleinbildkamera | 42 mm | ƒ7,1 | Elf Aufnahmen, 1/50–60 s | ISO 100 | B (Bulb) und M mit Funkauslöser

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LIGHTPAINTING Bernhard Rauscher

64

ACOUSTICAL BEACONDas gibt es kein zweites Mal: ein knapp 75.000 m² großes lichtdurchlässiges Plexiglasdach. Tonnenschwer und doch so leicht in der Anmutung. 1972 »wehrte« sich das Dach, das in Mün-chen extra für die Olympischen Spiele gebaut wurde, erfolgreich gegen die geplante Demontage und überdauert bis heute. Etwas so Bekanntes und Großartiges in Verbindung mit Lichtmale-rei in Szene zu setzen ist keine leichte Aufgabe. Dennoch hat das schwebende Licht in einer Langzeitbelichtung durchaus Parallelen mit der Leichtigkeit dieser Konstruktion. Und genau das wollte ich in diesem Lightpainting aufgreifen. Mein Ziel war es, sowohl die Form des Dachs als auch der Konstruktion mit meinen Lichtwerkzeugen zu reflektieren. Farblich wollte ich mit dem gelben Licht einen gezielten Kontrast zu dem satten Blau im Himmel setzen, was dem ganzen Bild eine gewisse Tiefe verleiht. Wichtig ist hier übrigens, dass die Lichtfigur den Boden intensiv beleuchtet, um auch einen räumlichen Eindruck von ihrer Position zu erhalten. Mit der Hintergrundbeleuchtung des Rasens hatte ich einfach Glück, denn eine kleine Lampe an einem geschlossenen Imbissstand leuchtete schwach über die ganze Szene. Angesichts der Belich-tungsdauer von fast einer Minute reichte das aus.

Digitale Kleinbildkamera | 16 mm | ƒ8 | 54 s | ISO 100 | B (Bulb) mit Funkauslöser

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ACOUSTICAL BEACONDas gibt es kein zweites Mal: ein knapp 75.000 m² großes lichtdurchlässiges Plexiglasdach. Tonnenschwer und doch so leicht in der Anmutung. 1972 »wehrte« sich das Dach, das in Mün-chen extra für die Olympischen Spiele gebaut wurde, erfolgreich gegen die geplante Demontage und überdauert bis heute. Etwas so Bekanntes und Großartiges in Verbindung mit Lichtmale-rei in Szene zu setzen ist keine leichte Aufgabe. Dennoch hat das schwebende Licht in einer Langzeitbelichtung durchaus Parallelen mit der Leichtigkeit dieser Konstruktion. Und genau das wollte ich in diesem Lightpainting aufgreifen. Mein Ziel war es, sowohl die Form des Dachs als auch der Konstruktion mit meinen Lichtwerkzeugen zu reflektieren. Farblich wollte ich mit dem gelben Licht einen gezielten Kontrast zu dem satten Blau im Himmel setzen, was dem ganzen Bild eine gewisse Tiefe verleiht. Wichtig ist hier übrigens, dass die Lichtfigur den Boden intensiv beleuchtet, um auch einen räumlichen Eindruck von ihrer Position zu erhalten. Mit der Hintergrundbeleuchtung des Rasens hatte ich einfach Glück, denn eine kleine Lampe an einem geschlossenen Imbissstand leuchtete schwach über die ganze Szene. Angesichts der Belich-tungsdauer von fast einer Minute reichte das aus.

Digitale Kleinbildkamera | 16 mm | ƒ8 | 54 s | ISO 100 | B (Bulb) mit Funkauslöser

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Bernhard Rauscher nimmt das Motto »Malen mit Licht« wörtlich und erschafft mithilfe von Light-painting Strukturen und Objekte aus dem Nichts. Das Limit ist seine Vorstellungskraft, das Ziel ein gelungenes Bild direkt aus der Kamera.

Herr Rauscher, machen Sie Lightpaintings, weil Sie nicht photoshoppen können?Eine gute Einstiegsfrage! Aber nein, ich kann ganz gut photoshoppen. Nur ist Computerarbeit mit Lightpainting nicht zu vergleichen. Beim Lightpain-ting kann ich mich bewegen, malen, fast tanzen – aber nur, wenn keiner zuschaut. Das ist kreativ und intuitiv. Am Computer arbeite ich völlig anders, das ist eher technisch orientiert. Aber auch praktisch gesehen, bin ich mit meinen Taschenlampen vor der Kamera einfach schneller am Ziel als am Computer. Wenn ich einen Effekt verändern möchte, mache ich doch lieber schnell eine neue Aufnahme, als danach Stunden am Rechner zu verbringen. Dennoch setze ich hier und da Photoshop sehr gezielt ein, um eine Aufnahme noch zu optimieren – nur die Lichtmalerei selbst fasse ich nicht an, das heißt, ich »manipuliere« nicht.

Wie haben Sie sich Ihr Wissen über die Fotografie angeeignet?Über unendlichen Wissensdurst. Das fing schon in meiner Jugend mit analoger Schwarzweiß-Fotogra-fie an. Heutzutage ist das Internet ein Eldorado, es gibt ja fast nichts, zu dem es nicht ein Tutorial oder

»Kunst, Licht und Musik«

105105

Im nächtlichen Einsatz vor Ort (Foto: Ulrich Tausend und Rudolf Guni)

eine Facebook-Gruppe gibt. Das ist mehr Wissen, als ich jemals konsumieren kann – großartig!

Sie arbeiten naturgemäß im Dunkeln und un-ter einem gewissen Zeitdruck. Machen Sie sich vorher ein kleines Drehbuch, und üben Sie den (Bewegungs-)Ablauf? Wenn ich an die Entstehung des Bildes »Firesnake« auf Seite 102/103 denke, scheint mir das sonst kaum möglich.Ja, ich liebe Konzepte! Sobald klar ist, wo oder was ich shooten will oder für Aufträge shooten soll, rattern bei mir die Zahnräder im Kopf. Ganz auto-matisch. Oft erstelle ich mir dann ein Moodboard mit Bildern, das mich für das Thema anregt. Und dann geht es erst mal in die Werkstatt im Keller, um Tools zu bauen, die ich dort auch gleich ausprobiere. Ich habe also auf meinem Rechner mehr Fotos mit Kellerregalen im Hintergrund als on Location. Wenn das dann alles steht, geht’s erst zum eigentlichen Shoot. Die Abfolge der Lichtmalereien kann man auch als Choreographie bezeichnen, obwohl die Reihenfolge für das Ergebnis egal ist.

Sitzt jedes Bild im ersten Versuch? Oder wie lange kann so ein Shooting dauern?Mit Blick auf die Dauer des Shootings: Einige Zeit geht tatsächlich oft für das Warten drauf, insbe-

sondere bei Motiven in der Natur. Daher verstehe ich auch in der klassischen Fotografie die Aussage nicht, dass es »nur ein Schnappschuss war, denn als ich da war, war’s halt so oder so ...«. Warten ist eine wichtige Komponente guter Fotos! Und dann gibt es natürlich noch mich als Fehlerquelle. Ich habe ja keinen Radiergummi, das heißt: Eine falsche Bewe-gung, und die Aufnahme ist futsch.

Wie bewegen Sie sich in unwegsamem Gelän-de, wenn Sie keine Taschenlampe für sich selbst nutzen können, da sie sonst im Bild erscheint? Ich denke da zum Beispiel an das Bild »Polar Fireflies« auf Seite 72/73.Zu zweit ist es einfach: Bevor ich meine Stirnlampe einschalte, kann mein Assistent einen Hut vor das Objektiv hängen. Aber wenn ich alleine bin, ist das tatsächlich schwierig. Da habe ich nur einen Weg im Hellen, und zwar bevor ich mit dem Funkauslöser auslöse. Ansonsten bin ich tatsächlich auch mal auf allen vieren im Dunkeln unterwegs, zum Beispiel auf solchen Felsen wie bei »Polar Fireflies«. Ich glaube, für einen Beobachter mit Nachtsichtgerät wäre das eine ziemlich witzige Szene.

Sie haben sicher ein ganzes Arsenal an erworbe-nen und gebastelten Lichtwerkzeugen. Beginnen wir doch mal mit der Taschenlampe: Wie viel Lumen sollten es sein? Und was haben Sie sonst noch?Früher, in den Jahren 2009 bis 2011, bastelte ich viel mit LEDs und Elektronikbauteilen, zum Beispiel baute ich mir ein Tool, um Orbs, also Lichtkugeln, zu drehen. Mittlerweile sind Taschenlampen meine Hauptlichtquellen. Das fängt an mit kleinen Finger-lichtern, die farbige LEDs verbaut haben und wenige Cent kosten, und geht bis zur taktischen Profilampe mit 1.000 Lumen und mehr. Die Taschenlampen kann man einerseits dazu nutzen, etwas auszuleuch-ten, und sie andererseits auch als direkt sichtba-

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LIGHTPAINTING Bernhard Rauscher

Eine kleine Auswahl meiner Lichtwerkzeuge

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Bernhard Rauscher nimmt das Motto »Malen mit Licht« wörtlich und erschafft mithilfe von Light-painting Strukturen und Objekte aus dem Nichts. Das Limit ist seine Vorstellungskraft, das Ziel ein gelungenes Bild direkt aus der Kamera.

Herr Rauscher, machen Sie Lightpaintings, weil Sie nicht photoshoppen können?Eine gute Einstiegsfrage! Aber nein, ich kann ganz gut photoshoppen. Nur ist Computerarbeit mit Lightpainting nicht zu vergleichen. Beim Lightpain-ting kann ich mich bewegen, malen, fast tanzen – aber nur, wenn keiner zuschaut. Das ist kreativ und intuitiv. Am Computer arbeite ich völlig anders, das ist eher technisch orientiert. Aber auch praktisch gesehen, bin ich mit meinen Taschenlampen vor der Kamera einfach schneller am Ziel als am Computer. Wenn ich einen Effekt verändern möchte, mache ich doch lieber schnell eine neue Aufnahme, als danach Stunden am Rechner zu verbringen. Dennoch setze ich hier und da Photoshop sehr gezielt ein, um eine Aufnahme noch zu optimieren – nur die Lichtmalerei selbst fasse ich nicht an, das heißt, ich »manipuliere« nicht.

Wie haben Sie sich Ihr Wissen über die Fotografie angeeignet?Über unendlichen Wissensdurst. Das fing schon in meiner Jugend mit analoger Schwarzweiß-Fotogra-fie an. Heutzutage ist das Internet ein Eldorado, es gibt ja fast nichts, zu dem es nicht ein Tutorial oder

»Kunst, Licht und Musik«

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Im nächtlichen Einsatz vor Ort (Foto: Ulrich Tausend und Rudolf Guni)

eine Facebook-Gruppe gibt. Das ist mehr Wissen, als ich jemals konsumieren kann – großartig!

Sie arbeiten naturgemäß im Dunkeln und un-ter einem gewissen Zeitdruck. Machen Sie sich vorher ein kleines Drehbuch, und üben Sie den (Bewegungs-)Ablauf? Wenn ich an die Entstehung des Bildes »Firesnake« auf Seite 102/103 denke, scheint mir das sonst kaum möglich.Ja, ich liebe Konzepte! Sobald klar ist, wo oder was ich shooten will oder für Aufträge shooten soll, rattern bei mir die Zahnräder im Kopf. Ganz auto-matisch. Oft erstelle ich mir dann ein Moodboard mit Bildern, das mich für das Thema anregt. Und dann geht es erst mal in die Werkstatt im Keller, um Tools zu bauen, die ich dort auch gleich ausprobiere. Ich habe also auf meinem Rechner mehr Fotos mit Kellerregalen im Hintergrund als on Location. Wenn das dann alles steht, geht’s erst zum eigentlichen Shoot. Die Abfolge der Lichtmalereien kann man auch als Choreographie bezeichnen, obwohl die Reihenfolge für das Ergebnis egal ist.

Sitzt jedes Bild im ersten Versuch? Oder wie lange kann so ein Shooting dauern?Mit Blick auf die Dauer des Shootings: Einige Zeit geht tatsächlich oft für das Warten drauf, insbe-

sondere bei Motiven in der Natur. Daher verstehe ich auch in der klassischen Fotografie die Aussage nicht, dass es »nur ein Schnappschuss war, denn als ich da war, war’s halt so oder so ...«. Warten ist eine wichtige Komponente guter Fotos! Und dann gibt es natürlich noch mich als Fehlerquelle. Ich habe ja keinen Radiergummi, das heißt: Eine falsche Bewe-gung, und die Aufnahme ist futsch.

Wie bewegen Sie sich in unwegsamem Gelän-de, wenn Sie keine Taschenlampe für sich selbst nutzen können, da sie sonst im Bild erscheint? Ich denke da zum Beispiel an das Bild »Polar Fireflies« auf Seite 72/73.Zu zweit ist es einfach: Bevor ich meine Stirnlampe einschalte, kann mein Assistent einen Hut vor das Objektiv hängen. Aber wenn ich alleine bin, ist das tatsächlich schwierig. Da habe ich nur einen Weg im Hellen, und zwar bevor ich mit dem Funkauslöser auslöse. Ansonsten bin ich tatsächlich auch mal auf allen vieren im Dunkeln unterwegs, zum Beispiel auf solchen Felsen wie bei »Polar Fireflies«. Ich glaube, für einen Beobachter mit Nachtsichtgerät wäre das eine ziemlich witzige Szene.

Sie haben sicher ein ganzes Arsenal an erworbe-nen und gebastelten Lichtwerkzeugen. Beginnen wir doch mal mit der Taschenlampe: Wie viel Lumen sollten es sein? Und was haben Sie sonst noch?Früher, in den Jahren 2009 bis 2011, bastelte ich viel mit LEDs und Elektronikbauteilen, zum Beispiel baute ich mir ein Tool, um Orbs, also Lichtkugeln, zu drehen. Mittlerweile sind Taschenlampen meine Hauptlichtquellen. Das fängt an mit kleinen Finger-lichtern, die farbige LEDs verbaut haben und wenige Cent kosten, und geht bis zur taktischen Profilampe mit 1.000 Lumen und mehr. Die Taschenlampen kann man einerseits dazu nutzen, etwas auszuleuch-ten, und sie andererseits auch als direkt sichtba-

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