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V or zwei- bis dreitausend Jahren, der Mensch lebte noch in inniger Verbundenheit mit der Natur, ent- stand die Symbolik des keltischen Baumkreises. Dabei werden Unterschei- dungsmerkmale von Individuen mit den Erscheinungsformen von Bäumen vergli- chen. Ein mütterliches, warmes Wesen stellt die Linde dar. Sie breitet ihre Arme weit aus, um den Menschen in ihrem Schoss aufzunehmen. Die Linde ist ein Symbol- baum für Herzlichkeit, Geborgenheit und Nestwärme. Mit diesen Charaktereigen- schaften hat sie seit frühester Zeit die Sym- pathie der Menschen erobert. Als germani- scher Friedensbaum war sie der Göttin Freya, der Wächterin über Liebe, Vermäh- lung und Fruchtbarkeit, geweiht. Mittelpunkt des geselligen Lebens Die frei stehende Linde ist ein wunderbarer Ort der Erholung und der Stille. Man fühlt sich unter ihrer Krone wohl und geborgen. Der Platz in ihrem Schatten ist der ideale Bereich, um sich selbst zu finden. Seit alter Zeit ist der Baum ein Treffpunkt für Ver- liebte, Kumpanen, Politiker und Rechts- gelehrte. Rund um den Dorfbaum spielte sich das gesellschaftliche Leben ab. Unter der Linde wurde gesungen und getanzt. Es gab sogar so genannte Tanzlinden, die mit ei- nem Stufenschnitt ausgestattet wurden, um im schattenspendenden Geäst Platz für das Musikantenpodium oder den Tanz- boden zu schaffen. Im Gegenzug diente die Linde auch als Gerichtsstätte. Unsere Ahnen waren der Auffassung, dass unter ihr die reine Wahr- heit ans Licht kommen und ihr Duft die Richter milde sowie die streitenden Par- teien versöhnlich stimmen würde. Man- che Urteile endeten mit der Schlussformel: «Gegeben unter der Linde…!» Auch Sitzungen der Gemeinderäte wurden unter ihrem Dach abgehalten. Unter ihrem Blättermantel fassten sie Be- Die Linde strahlt in ihrer Erscheinung Herzlichkeit und Wärme aus. Entsprechend ist die Heilwirkung ihrer Blüten, welche manche krankhaften Beschwerden zu «lindern» vermögen. Text und Fotos: Bruno Vonarburg Linner-Linde vom Bözberg: 22 Meter hoch mit einem Stammumfang von 11 Metern. Die Linde strahlt in ihrer Erscheinung Herzlichkeit und Wärme aus. Entsprechend ist die Heilwirkung ihrer Blüten, welche manche krankhaften Beschwerden zu lindern vermögen. Text und Fotos: Bruno Vonarburg Heilsamer Heilsamer

Linner-Linde vom Bözberg: 22 Meter hoch mit einem ... · PDF fileNatürlich | 8-2004 43 Chrüteregge GESUNDHEIT vater Lonicerus: «Die Linde hat den Na-men von der Lindigkeit.» Zeugen

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Page 1: Linner-Linde vom Bözberg: 22 Meter hoch mit einem ... · PDF fileNatürlich | 8-2004 43 Chrüteregge GESUNDHEIT vater Lonicerus: «Die Linde hat den Na-men von der Lindigkeit.» Zeugen

Vor zwei- bis dreitausend Jahren,der Mensch lebte noch in innigerVerbundenheit mit der Natur, ent-stand die Symbolik des keltischen

Baumkreises. Dabei werden Unterschei-dungsmerkmale von Individuen mit denErscheinungsformen von Bäumen vergli-chen.

Ein mütterliches, warmes Wesen stelltdie Linde dar. Sie breitet ihre Arme weitaus, um den Menschen in ihrem Schossaufzunehmen. Die Linde ist ein Symbol-baum für Herzlichkeit, Geborgenheit undNestwärme. Mit diesen Charaktereigen-schaften hat sie seit frühester Zeit die Sym-pathie der Menschen erobert. Als germani-scher Friedensbaum war sie der GöttinFreya, der Wächterin über Liebe, Vermäh-lung und Fruchtbarkeit, geweiht.

Mittelpunkt des geselligen LebensDie frei stehende Linde ist ein wunderbarerOrt der Erholung und der Stille. Man fühltsich unter ihrer Krone wohl und geborgen.Der Platz in ihrem Schatten ist der idealeBereich, um sich selbst zu finden. Seit alterZeit ist der Baum ein Treffpunkt für Ver-liebte, Kumpanen, Politiker und Rechts-gelehrte.

Rund um den Dorfbaum spielte sichdas gesellschaftliche Leben ab. Unter derLinde wurde gesungen und getanzt. Es gabsogar so genannte Tanzlinden, die mit ei-nem Stufenschnitt ausgestattet wurden,um im schattenspendenden Geäst Platzfür das Musikantenpodium oder den Tanz-boden zu schaffen.

Im Gegenzug diente die Linde auch alsGerichtsstätte. Unsere Ahnen waren derAuffassung, dass unter ihr die reine Wahr-heit ans Licht kommen und ihr Duft dieRichter milde sowie die streitenden Par-teien versöhnlich stimmen würde. Man-che Urteile endeten mit der Schlussformel:«Gegeben unter der Linde…!»

Auch Sitzungen der Gemeinderätewurden unter ihrem Dach abgehalten.Unter ihrem Blättermantel fassten sie Be-

Die Linde strahlt in ihrer Erscheinung

Herzlichkeit und Wärme aus.

Entsprechend ist die Heilwirkung ihrer

Blüten, welche manche krankhaften

Beschwerden zu «lindern» vermögen.

Text und Fotos: Bruno Vonarburg

Linner-Linde vom Bözberg: 22 Meter hoch mit einem Stammumfang von 11 Metern.

Die Linde strahlt in ihrer Erscheinung

Herzlichkeit und Wärme aus.

Entsprechend ist die Heilwirkung ihrer

Blüten, welche manche krankhaften

Beschwerden zu lindern vermögen.

Text und Fotos: Bruno Vonarburg

HeilsamerHeilsamer

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Chrüteregge GESUNDHEIT

vater Lonicerus: «Die Linde hat den Na-men von der Lindigkeit.»

Zeugen der grossen Popularität derLinde sind auch jene Bäume, welche frü-her bei der Geburt des Familienstammhal-ters gepflanzt wurden.

BaumveteranenLindenbäume beeindrucken durch ihr ho-hes Alter. Man sagt, dass Linden 300 Jahrekommen, 300 Jahre stehen und 300 Jahrevergehen. Einige Exemplare können sogarüber tausend Jahre alt werden. Ein solcherBaumveteran ist die Wolfsramslinde imniederbayrischen Ried (5 Kilometer vonKötzing entfernt). In ihrem Schatten sollder Dichter Wolfram von Eschenbach(1170–1220) seinen Parsifal geschriebenhaben. Der Stamm mit 5 Metern Durch-messer hat so mächtige Ausmasse, dass 15bis 20 Schulkinder in seiner hohlen Ver-tiefung Platz finden.

Auch die Kunigundenlinde in Kasbergin der Fränkischen Schweiz (Deutsch-land) ist über 1000 Jahre alt. Die heiligeKunigunde, die um die erste Jahrtausend-

schlüsse, führten Wahlen durch, verwalte-ten die Steuern und regierten sie das Volk. Fromme und Gläubige versammelten sichzum Gebet und schmückten den Linden-stamm mit blumenverzierten Kruzifixenund Marienbildern. Letztlich war man derfesten Überzeugung, dass der Blitz nie ineine Linde schlagen würde.

Baum des VolkesOhne Zweifel ist die Linde der VolksbaumNummer 1. So tragen um die 1100 Ort-schaften ihren Namen: Lindau, Linden,Lindenholz oder Lindenthal. Auch vieleFamilienwappen sind mit der Linde ver-knüpft, sei es Lindenmann, Lindner,Linde, Lindenfels, Lindenberg. Selbst ver-schiedene Taufnamen von Mädchen erin-nern an die Linde: Gerlinde, Gieslinde,Sieglinde und viele mehr. Überprüft mandas Wort lindern, besteht eine Sinnesver-wandtschaft zur Linde. Die Bezeichnungstammt vom althochdeutschen lind, wasweich, geschmeidig bedeutet und eine be-sänftigende Eigenschaft charakterisiert;schreibt doch im Mittelalter der Kräuter-

wende lebte und die Frau von König Hein-rich II. war, soll sie gepflanzt haben. Derknorrige, im Laufe der Zeit längst hohlgewordene Stamm dieses Baumes ist sobreit, dass sich ein Pferd in ihm unterstel-len kann.

Andere heute noch existierende, denk-malgeschützte Baumveteranen stehen alslebendige Zeugen vergangener, schicksals-trächtiger Zeiten. Viele haben Kriege, Na-turgewalten oder Seuchen überstandenund sind mit entsprechenden Wundmalenund Schrammen versehen.

Ein solches Relikt ist die Linner Lindevom Bözberg, die an die Pestzeit von 1667bis 1669 erinnert, als in der ansässigenDorfbevölkerung 350 Menschen starben.Der Baum hat im Laufe der Zeit beträchtli-chen Schaden genommen. 1863 und 1908wurde er durch Feuer beschädigt. Derstattliche Riese von 22 Metern Höhe undmit einem Stammumfang von 11 Meternzieht immer wieder staunende Besucheran. Er steht am Dorfeingang in Linn an derWegkreuzung von markierten Wander-wegen, welche in 4 verschiedene Richtun-gen verlaufen.

Sammelgut der Linde:Strohgelbe, pergamentartigeHochblätter mit Blüten.

VolksbaumVolksbaum

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ChrütereggeGESUNDHEIT

Linden-BotanikWeltweit existieren rund 50 Lindenarten,wobei in unseren Gegenden die Sommer-linde (Tilia platyphyllos Scopoli) von derWinterlinde (Tilia cordata Miller) unter-schieden wird. Die Sommerlinde, auchFrühlinde, Graslinde, Wasserlinde, Weich-linde oder Grossblättrige Linde genannt,besitzt auf der hellgrünen Unterseite derherzförmigen, gezähnten Blätter weisseHaarbüschel und trägt ab Mitte Mai bisJuni an den zungenförmigen, flügelähnli-chen Tragblättern 3 bis 5 Blüten. Die Win-terlinde, auch Steinlinde, Spätlinde, Wald-linde oder Bastbaum genannt, blüht etwa14 Tage später und ist gekennzeichnetdurch braunrote Haarbüschel, welche aufder grasgrünen Unterseite der Blätter zwi-schen den Blattnerven sitzen. Die Blüten-stände sind mit 4 bis 10 Blüten versehen,welche im Frühherbst zu kugelrunden,gräulichen Fruchtbällchen heranreifen.

Ein ausgewachsener Baum kann bis zu60000 Blüten tragen, welche einen duf-tenden Nektar absondern. Die herrlichenDuftstoffe locken Scharen von Bienen her-bei, die aus den süssen Blütensäften denbekömmlichen Lindenhonig herstellen.

Die Lindenbäume sind über ganzEuropa und bis nach Kleinasien vertre-ten, wobei die Sommerlinde insbeson-dere südliche Standorte bis weit nachSpanien, Italien, Griechenland und in dieTürkei bevorzugt. Die Winterlinde istdagegen im nordischen, kontinentalen

Klima bis in den Norden Skandinaviensund Schottland vertreten. Beide Artenvermögen sich sehr leicht zu kreuzen.Auch Abkömmlinge, wie die Holländi-sche Linde (Tilia x vulgaris) können zumedizinischen Zwecken gebraucht wer-den.

Dagegen können die Blütenstände an-derer Lindenarten, wie etwa der Silber-linde (Tilia tomentosa), der Amerikani-schen Linde (Tilia americana), der Kaiser-linde (Tilia pallida) oder der Krimlinde(Tilia x euchlora), welche hier und dortals Strassen- und Parkbäume angebautwerden, nicht verwendet werden.

Während die Lindenbäume in der Wär-mezeit vor über 4000 Jahren das Land-schaftsbild unserer Wälder bestimmten,findet man sie heute nur noch als Einzel-gänger. Viele von ihnen reagieren sehrsensibel auf Autoabgase und leiden unterder zunehmenden Luftverschmutzung,weshalb manche uralten Linden auf Dorf-plätzen und Strassenkreuzungen ver-schwunden sind, so auch die alte Lindeauf dem Landsgemeindeplatz von Appen-zell. Die aus China eingeführte Tilia oli-veci dagegen ist schadstoffresistenter.

Lindenbast und «heiliges Holz»Tilia, der Gattungsname der Lindenbäume,stammt aus dem griechischen (Ptilon =Flügel) und kennzeichnet das flügelähnli-

che Deckblatt der Blütenstände. Die Art-bezeichnung platyphyllos der Sommer-linde bedeutet aus dem Griechischenübersetzt breitblättrig und nimmt auf diebreite Form des Blattwerkes Bezug. Cor-data, der Beiname der Winterlinde, ist la-teinischen Ursprungs und heisst übersetztherzförmig, womit der Habitus der Blättercharakterisiert wird.

Die Rinde des Lindenbaumes ist reichan Bastfasern, die sich leicht in Streifen ab-lösen lassen. Seit uralter Zeit wird dieseholzige Hülle, ähnlich wie bei der Flachs-gewinnung, geröstet, das heisst in kaltesWasser eingelegt. Dadurch lässt sich rei-ner Bast abtrennen, der an der Sonne ge-trocknet und anschliessend zu Seilen,Schnüren, Körben, Pinseln, Säcken undMatten verarbeitet wird. Die Pfahlbauerstellten daraus sogar ihre Kleider her.

Das Lindenholz war in der Vergangen-heit beim Handwerk wegen seiner wei-chen, feinen Struktur ein beliebter Grund-stoff. Man benutzte es zur Herstellung vonHolzschuhen, Schüsseln, Löffeln und an-deren Haushaltgeräten sowie für dieKlangböden von Klavieren und Orgeln. Inder Schnitzkunst wird das Holz als lignumsacrum bezeichnet.

Heilkraft des LindenbaumesObwohl die Blätter des Lindenbaumesbereits in der Antike als Arznei bekanntwaren, wurde die Heilkraft der Linden-

Linden-BaumelixierJeder Baum besitzt ein individuelles Schwingungspotential, ähnlich der Strahlkraft von Zierblumenund Wildblüten. Analog der Herstellung von Bach-Blüten-Essenzen können diese feinstofflichenEnergien der Bäume in wässrigen Medien imprägniert werden. Solche immateriellen Schwingungs-essenzen sind oft eine wertvolle Hilfe bei krankhaften Störungen und emotionalen Krisen desMenschen. Sie werden nach dem homöopathischen Prinzip «Ähnliches wird mit Ähnlichem geheilt» inder Therapie eingesetzt. Dadurch können gefühlsmässige Missempfindungen, disharmonische innereZustände und Befindlichkeitsstörungen bei Krankheiten positiv beeinflusst werden. Der Behandeltefindet zu seiner inneren Mitte zurück, fühlt sich ausgeglichener und harmonischer. Voraussetzungist jedoch die Wahl des richtigen, therapeutischen Schwingungsmusters. Hierzu müssen die symbo-lischen Baumcharaktere mit der individuellen Disposition des Menschen analogisiert werden. Aufdie Linde bezogen, symbolisiert der Baum freundliche, ruhige, gelassene, sanfte, nachgiebige, warm-herzige, wohlgesonnene, zugängliche, diplomatische, kontaktfreudige Persönlichkeiten mit sympa-thischer Ausstrahlung. In ihrer offenen, toleranten und ungezwungenen Art können sie aber nichtselten durch den heute dominierenden rohen, egoistischen Lebensstil der modernen Gesellschafttief verletzt und gekränkt werden. Zur Behebung der emotionalen Beschwerden und des gestörtenWohlbefindens empfiehlt sich das Linden-Baumelixier, welches die Kraft besitzt, die brüskiertenGefühlsebenen wieder in Einklang zu bringen. Von der Lindenbaum-Essenz (erhältlich bei Fortisana,Weihermattplatz, 6312 Steinhausen, Tel. 041 740 22 86) werden jeden 2. Abend 5 Tropfen in wenigWasser verdünnt vor dem Schlafengehen während 4 Wochen oder länger eingenommen. WeitereInformationen über die Wirkung der Baumelixiere liefert das Buch von Doris und Sven Richter«Der Geist in den Bäumen spricht…», Joy-Edition, Steinhausen.

Lindenblüte: Besitzt feinstoffliche Energien.

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blüten erst im Mittelalter durch Lonice-rus und Matthioli entdeckt. Seither istder Flor der Linde in ihrem Ansehen undihrer Wertschätzung stark gestiegen. An-hand von wissenschaftlichen Erforschun-gen konnten die wirksamen Inhaltsstoffeder Blüten ausführlich analysiert werden.Es handelt sich hierbei um etwa 1 ProzentFlavonoide, etwa 10 Prozent Schleimstoffe,0,01 bis 0,02 Prozent ätherisches Öl, etwa2 Prozent Gerbstoffe sowie Kaffeesäure-derivate. Durch dieses Wirkstoffgefüge be-sitzt die Lindenblüte schweisstreibende,fiebersenkende, entzündungshemmende,erwärmende, reizmildernde, schmerzstil-lende, beruhigende und hautdurchblu-tungsfördernde Eigenschaften. Ausserdembefreit sie den Körper von Giftstoffen undwird mit Vorzug bei Schwitzkuren ein-gesetzt.

Sammeltipps für LindenblütenWer sich selbst die Lindenblüten besorgenmöchte, kann im Sommer, von Juni bisJuli, die strohgelben, pergamentartigenHochblätter samt Blüten (sowohl der Som-mer- wie auch der Winterlinde) pflückenund rasch am Schatten, auf einem Leinen-tuch ausgelegt, trocknen. Bei der Samm-lung ist darauf zu achten, dass keine Lin-denblüten mit Kolonien des schwarzenRusspilzes verwendet werden – diese müs-sen sorgsam aussortiert werden. Ausser-dem sollten keine Lindenbäume an Auto-strassen oder in Industriegebieten berück-sichtigt werden. Die Sammelware istgeschützt vor Feuchtigkeit und starkenLichteinflüssen aufzubewahren, am bes-ten in dunkel gefärbten, gut verschliess-baren Glasgefässen.

Heilrezepte des LindenbaumesDer Lindenblütentee ist ein bewährtesHausrezept zur Behandlung von Erkäl-tungen aller Art – mit oder ohne Fieber –,Katarrh, Reizhusten, Schnupfen, Hals-weh sowie bei Krampfzuständen in Ma-gen und Darm, Nervosität und Schlaf-losigkeit der Kinder.Gebrauchsanweisung: 1 Teelöffel voll ge-trocknete Lindenblüten werden in einerTasse mit kochend heissem Wasser über-schüttet, dann lässt man 5 Minuten zie-hen, filtriert ab und trinkt den Tee unge-süsst oder mit wenig Honig versüsst

schluckweise nach oder zwischen denMahlzeiten (4–5 Tassen pro Tag).

Bei Schwitzkuren wird 1 Esslöffel vollLindenblüten in einem Porzellankrug mit 2 Deziliter kochend heissem Wasser über-schüttet, dann lässt man ebenfalls 5 Minu-ten ziehen, filtriert ab und trinkt den Teeungesüsst oder mit wenig Honig versüsstschluckweise im Laufe einer halbenStunde. Dadurch wird die Schweisspro-duktion angeregt, was eine sanfte Entgif-tung des Körpers (zur Prophylaxe gegenErkältungen) bewirkt. Nach Anwendungdieser Schwitzkur für 1 bis 2 Stundennicht ins Freie gehen und sich vor Zugluftund Kälte schützen.

Das Gurgelwasser mit ungesüsstem,warmem Lindenblütentee wird bei emp-findlichen Entzündungen in Mund- undRachenraum empfohlen (3-mal täglichwährend etwa 5 Minuten mit dem Teegurgeln, anschliessend Flüssigkeit aus-spucken).

Die Gesichtswaschung mit ungesüss-tem, lauwarmem Lindenblütentee eignetsich zur Behandlung der entzündlichenHaut und verhilft zu einem rosigen Teint.

Das selbst hergestellte Lindenblütenölist ein mildes Pflegemittel zur Behandlungvon entzündlichen Hautstellen, Sonnen-brand, Entzündungen im Genitalbereichund von Hämorrhoiden.Gebrauchsanweisung: 1 Hand voll getrock-nete Lindenblüten in einem dunkel ge-färbten Glasgefäss mit 2 Deziliter Mandel-oder Olivenöl mischen und für 10 Tageverschlossen an die Sonne stellen. Danachabfiltrieren und in sterile Flaschen füllen.

Bei Bedarf kann man die entzündlichbetroffenen Haut- oder Schleimhautstel-len morgens und abends mit diesemLindenblütenöl sanft einreiben.

Die pulverisierte Lindenholzkohle (inDrogerie und Apotheke erhältlich) hat dieFähigkeit das Neunzigfache ihres Eigen-gewichtes zu absorbieren und zu binden,was besonders bei entzündlichen Magen-Darm-Erkrankungen und Durchfall vonVorteil ist. Gebrauchsanweisung: 3-mal täglich 1 bis 2Messerspitzen voll mit wenig Wasser vordem Essen einnehmen.

Der Lindensplinttee (in Drogerie/Apotheke erhältlich), hergestellt aus demzerkleinerten Bastholz der inneren, mitt-leren Rinde (in Frankreich als aubier detilleul bekannt) ist ein bewährtes Mittelzur Entschlackung von Harnsäure, ferner

zur Entwässerung (Ödeme), bei Neigungzu Nierensteinen, zur Behandlung vonRheuma und Gicht sowie bei schmerz-haftem, schwierigem Wasserlösen. Gebrauchsanweisung: 1 TL voll Linden-splint wird in einer Tasse mit kochendheissem Wasser überschüttet. Dann lässtman 5 Minuten ziehen und trinkt den Teeungesüsst 3-mal täglich schluckweise nachden Mahlzeiten.

Das Lindenblüten-Gemmomazerat (inDrogerien/Apotheken von der Firma Kartoder Phytomed erhältlich) ist ein Auszugder Lindenblütenknospen, welche pflanz-liche Hormone wie Auxine und Giberel-line enthalten und positive Wirkung beiNervosität, Schlaflosigkeit und Neural-gien besitzt.Gebrauchsanweisung: 3-mal täglich 20 bis25 Tropfen (Kinder pro Lebensjahr 1Tropfen) in wenig Wasser verdünnt vordem Essen einnehmen.

Vorsicht: Langzeitanwendungen mitLindenblütentee (über 2 bis 3 Monate)sollten unterlassen werden, da empfindli-che Personen mit nervösen Herzbeschwer-den reagieren könnten. ■

Chrüteregge GESUNDHEIT

Linde: Symbolbaum für Wärme undGeborgenheit.