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Th. Poleck, Liquor Aluminii acetici. 257 3) dass bei dieser Invertirung eine Zwischensubstanz entsteht, 4) dass durch kochendes Wasser auch Starke gelost wird, 5) dass die Gelose mit dem Lichenin nicht identisch ist. (Forteetzung im niichsten Hefte.) Liquor Aluminii .acetici. Von Th. Poleck. (Mittheilung 8118 dem pharmsceutisohen Institut der Universitat zu Breelau.) Liquor Aluminii acetici wurde zur Aufnahme in die deutsche Pharmacopoe empfohlen durch den deutschen Apotheker- Verein, das K. Bayerische Kriegs -Ministerium, die Sanitats -Direction des Kgl. Sachsischen Armee- Corps und von vielen anderen Seiten. Gleichzeitig schlug der deutsche Apotheker -Verein die urspriing- liche Vorschrift von Burow fur seine Darstellung vor. Die zur Revision der Pharmacopoe niedergesetzte Commission beschloss in Folge dieser Antrage die Aufnahme des Praparats in die Phar- macopoe. Bei der Bearbeitung dieses Gegenstands handelte es sich zu- nachst um die Feststelluug , wo uberhaupt, in welcher Concentra- tion, von welcher Reschaffenheit und nach welcher Methode bereitet dieser Liquor in den Kliniken der deutschen Universitaten und in den grossen Krankenhausern angewandt werde ? Dies konnte nur auf dem Wege einer Enqu6te erreicht werden. Nachstehende Fragen wurden an die Kliniker aller deutschen Universitaten, auch an jene in Prag und Wien und an einzelne andere Aerzte gesandt. Leider fand in Prag und Wien diese Anfrage keine Beriicksich- tigung , wahrend sie von allen iibrigen Seiten in bereitwilligster Weise beantwortet wnrde. 1) In welcher Concentration wird der Liquor Alum. acet. fir 2) Nach welcher Methode wird er bereitet? 3) 1st der Gehalt an Alkali-Acetat gleichgiltig fur seine An- 4) Der durch Wechselzersetzung von Blei- Acetat und Alaun oder Aluminium - Sulfat bereitete und im Handel vorkom- die dortigen Kliniken dispensirt ? wendung ? Arch. d. Phrrm. XX. Bds. 4. Helt. 17

Liquor Aluminii acetici

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Th. Poleck, Liquor Aluminii acetici. 257

3) dass bei dieser Invertirung eine Zwischensubstanz entsteht, 4) dass durch kochendes Wasser auch Starke gelost wird, 5 ) dass die Gelose mit dem Lichenin nicht identisch ist.

(Forteetzung im niichsten Hefte.)

Liquor Aluminii .acetici. Von Th. Poleck.

(Mittheilung 8118 dem pharmsceutisohen Institut der Universitat zu Breelau.)

Liquor Aluminii acetici wurde zur Aufnahme in die deutsche Pharmacopoe empfohlen durch den deutschen Apotheker- Verein, das K. Bayerische Kriegs -Ministerium, die Sanitats -Direction des Kgl. Sachsischen Armee- Corps und von vielen anderen Seiten. Gleichzeitig schlug der deutsche Apotheker -Verein die urspriing- liche Vorschrift von Burow fur seine Darstellung vor. Die zur Revision der Pharmacopoe niedergesetzte Commission beschloss in Folge dieser Antrage die Aufnahme des Praparats in die Phar- macopoe.

Bei der Bearbeitung dieses Gegenstands handelte es sich zu- nachst um die Feststelluug , wo uberhaupt, in welcher Concentra- tion, von welcher Reschaffenheit und nach welcher Methode bereitet dieser Liquor in den Kliniken der deutschen Universitaten und in den grossen Krankenhausern angewandt werde ? Dies konnte nur auf dem Wege einer Enqu6te erreicht werden. Nachstehende Fragen wurden an die Kliniker aller deutschen Universitaten, auch an jene in Prag und Wien und an einzelne andere Aerzte gesandt. Leider fand in Prag und Wien diese Anfrage keine Beriicksich- tigung , wahrend sie von allen iibrigen Seiten in bereitwilligster Weise beantwortet wnrde.

1) In welcher Concentration wird der Liquor Alum. acet. f i r

2) Nach welcher Methode wird er bereitet? 3) 1st der Gehalt an Alkali-Acetat gleichgiltig fur seine An-

4) Der durch Wechselzersetzung von Blei- Acetat und Alaun oder Aluminium - Sulfat bereitete und im Handel vorkom-

die dortigen Kliniken dispensirt ?

wendung ?

Arch. d. Phrrm. XX. Bds. 4. Helt. 17

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25f3 Th. Poleck, Liquor Aluminii acetici.

mende Liquor ist immer bleihaltig, wenn er vorher nicht mit Schwefelwasserstoff behandelt worden ist. 1st ein sol- cher, der Loslichkeit des Blei- Sulfats in essigsauren Salzen entsprechender Bleigehalt zulassig? Vielleicht fir die aussere Anwendung, wohl kaum fur die innere?

5 ) Wiirde bei der Bereitung des Liquors durch Umsetzung von Aluminium- Sulfat mit Baryum- Acetat ein eventueller geringer Gehalt an Baryum - Acetat die Wirkung des Li- quors gefahrden?

6) Ist, wie dies von einer Seite vorgeschlagen, in einer acht- procentigen Losung des Liquors ein Gehalt von ca. 40 Proc. Alkohol zulassig ?

7) Ein Gehalt an Glycerin ist wohl irrelevant? Als Resultat dieser Enquete stellte sich Nachstehendes heraus : 1) Liq. Alum. acet. fand bis jetzt gar keine Anwendung in

den Kliniken von Rostock, Giessen, Tubingen, Munchen, Bonn, in der medicinischen Klinik in Freiburg, in der gyna- kologischen Rlinik in Kiel, im allgemeinen Krankenhause in Augsburg.

2) Er findet Anwendung und wird dargestellt aus Blei- Acetat und Alaun ohne Behandlung rnit Schwefelwasserstoff in Berlin, Konigsberg, Wurzburg, Carlsruhe, Kiel, in den Apo- theken von Augsburg, Hamburg, Marienburg.

3) Er wird aus denselben Praparaten dargestellt bei gleich- zeitiger Behandlung rnit Schwefelwasserstoff in Greifswald, Halle , Leipzig.

4) Er wird aus Calcium - Acetat und Aluminium- Sulfat dar- gestellt in Konigsberg zum inneren Gebrauch, von Apothe- ker During in Obertiefenbach.

5 ) Darstellung aus Natrium -Aluminium - Carbonat und colloii- daler Patent - Thonerde. Breslau, Heidelberg, Gottingen, S trassburg, Freiburg in der chirurgischen Rlinik.

Bei seiner Anwendung war die Concentration meist 2 doch wurde es fur wunschenswerth erachtet, dass ein Liquor mit 1Oo/,, Aluminium- Acetat vorrathig gehalten werde , in Heidelberg und Gottingen wurde sogar eine 15 o/o Losung dargestellt.

Ein Bleigehalt wurde uberall fur den inneren Gebrauch fir unznlassig, fur die chirurgische Anwendung dagegen von den meisten Seiten fur zulassig erklart, da man von einem solchen

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geringen Bleigehalt bis jetzt eine nachtheilige Wirkung nicht beobachtet habe, was jedoch auch von einer anderen Seite bestrit- ten wurde.

Ein Gehalt an Baryum-Acetat wurde von allen Seiten fur unstatthaft erachtet , ebenso ein hoher Gehalt an Alkohol, dagegen wurde der, durch die Darstellung aus Alaun bedingte Gehalt an Kalium -Acetat und auch eine Beimischung von Glycerin innerhalb massiger Grenzen fur irrelevant erklart.

Nach einer Mittheilung des Kaiserlichen Reichs - Gesundheits- amtes verhielt sich bei den im Laboratorium desselben angestellten Versuchen iiber Desinfection dies Aluminium - Acetat ganz iiberein- stimmend mit einer coucentrirten Lijsung von Alaun , ), denn Milz- brandsporen waren nach zehntagigem Aufenthalte in der Losung nicht getodtet und in Nahrlosungen wirkte sie in einem Verhalt- niss von 1 : 30 aufhebend und bei 1 : 70 noch merkbar verhindernd auf die Entwicklung der Milzbrandbacillen."

Alle klinischen Versuche rnit Aluminium -Acetat und wahr- scheinlich auch jene im Kaiserlichen Gesundheitsamt sind mit Lo- sungen angestellt , welche durch Wechselzersetzung von Blei - Cal- cium - Baryum - Acetat einerseits und Alaun oder Aluminiumsulfat andererseits, oder durch Aixflosen yon Thonerde in Essigsaure gewonnen worden waren. Wenn wir nun auch durch die Arbeit von Walter Crum (Liebig's Annalen Rd. 89. 1854) wissen, dass in allen diesen Losungen wahrscheinlich 2/3 Aluminium - Acetat A12(C2HS02)4 (OH)2 neben freier Essigsaure vorhanden ist, 80

miissen wir bei der Analyse doch mit dem normalen Salz rechnen. Bei der Darstellung aus colloi'daler Thonerde oder aus kohlensau- rem Natrium- Aluminat pflegt gewohnlich noch mehr Essigsaure vorhanden zu sein, als dem normalen Salz entspricht.

Es wurden sammtliche bekannten Bereitungs - Methoden und eine Anzahl kauflicher Priiparate einer eingehenden experimentellen Kritik unterzogen.

Die Analyse der kauflichen Aluminium - Sulfate wurde in nach- stehender Weise ausgefiihrt. Der Gehalt an Aluminium -Sulfat wurde nach der Methode von Erlenmeyer bestimmt. Die Losung desselben wurde nach Zusatz einer uberschiissigen Menge von Chlor- baryum und einigen Tropfen Phenolphtalei'n-Losung mit Normal - Kali bis zum Erscheinen der rothen Farbe titrirt. 1 C.C. norm. Kalilosung ist gleich 6 6 7 / 6 0 0 0 5 0,111 g. A12(S04))S + 1 8 H 2 0 oder

17 *

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0,0571 g. A12(S04)3. Die Thonerde wurde durch Ausfallung mit Ammon bestimmt, das Filtrat in einer Platinschale zur Trockne verdampft und nach Verjagung der Ammonsalze und schwachem Gliihen der Ruckstand von Alkalisulfat , vorwiegend Natriumsulfat, gewogen.

In derselben Weise wurde das Aluminium - Acetat bestimmt. 1 C.C. norm. Xali = 409/t;000 = 0,0681 g. Ale(C2H302)6 oder 3 2 5 / p 0 0 0 = 0,0812 g. A12(CxH302)4(OH)P. Nach Ausfallung der Thonerde wurden die Alkalien oder der Kalk und die Schwefel- siiure in derselben Losung bestimmt.

1) Die Burow’sche L o s u n g u n d d ie u b r i g e n D a r s t e l l u n g s - methoden, welche s ich auf d i e W e c h s e l z e r s e t z u n g von

Alaun o d e r Aluminiumsul fa t u n d B l e i a c e t a t gri inden.

Diese Praparate sind siimmtlich bleihaltig, entsprechend der Loslichkeit des Bleisulfats in essigsauren Salzen. Weder durch einen Ueberschuss von Alaun , noch durch Natriumsulfat , wie dies von einigen Seiten vorgeschlagen, gelingt die vollige Entfernung des Bleis, sie konnen nur durch die Behandlung mit Schwefelwas- serstoff davon befreit werden, wie dies in Greifswald, Halle und Leipzig geschieht. Abgesehen von der umstandlichen Operation erhalt dadurch der Liquor einen unangenehmen, schwer zii besei- tigenden Gernch.

Die Haltbarkeit ist verschieden. Am besten halt sich das Praparat nach der ursprunglichen Vorschrift von Burow, alle iibri- gen Praparate fangen nach kurzer Zeit an zu opalisiren und end- lich zu sedimentiren. Weder Alkohol noch Glycerin vermehren die Haltbarkeit. Der nach Hager’s letzter Vorschrift mit Zusatz von Glycerin und Alkohol bereitete Liquor hatte nach kurzer Zeit einen dicken Bodensatz gebildet.

Der Gehalt an Aluminium - Acetat, welches bei dieser Berei- tung als normales Salz vorhanden sein musste oder wenigstens als solches gemessen wird, ist je nach den verschiedenen Vorschrif- ten, deren Angabe ich hier unterlasse, verschieden. Ein nach der Vorschrift von Wimmel bereitetes Praparat enthielt 3,5 o/o , nach jener von Jassoy 7,3- 8,5 O/,, , nach Hager 8 o/o, ein von Gehe bezogenes 8,6 %, von Trommsdorff 8,7%, von Merck 8,3 o/o norma- les Acetat Al2((CB H 2)6.

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Th. Pole[ k, Liquor Aluminii acetici. 261

2) V o r s c h r i f t e n z u r D a r s t e l l u n g a u s C o l l o i d a l - T h o n e r d e u n d aus N a t r i u m - A l u m i n i u m - C a r b o n a t n a c h A p o t h e k e r

Mii l ler i n Bres l au .

Die von Muller zuerst empfohlene und in der chemischen Fa- brik in Goldschmieden bei Breslau fabricirte Patent - oder Colloidal- Thonerde eeigt je nach ihrer Aufbewahrung, der Temperatur, wel- cher sie ausgesetzt war, eine verschiedene Loslichkeit in Essigsanre. Dam kommt, dass ihr Wassergehalt und auch der Gehalt an ande- ren Bestandtheilen ein wechselnder ist , so dass man gegenwiirtig von ihrer Verwendung zur Darstellung des Liquor Aluminii acetici fast iiberall abgesehen hat.

Ein Praparat von constanter Zusammensetzung scheint dage- gen die in derselben Fabrik producirte kohlensaure Natron - Thon- erde zu sein. Ueber ihre Fabrikation und ihre Zusammenseteung ist noch nichts Naheres veroffentlicht worden.

Das interessante Praparat ist eine weisse, in Wasser onlos- liche Masse , welche geschmacklos ist, kaum alkalisch reagirt, mit Sauren stark aufbraust und sich darin vollstandig aufliost. Bei looo verliert das lufttrockene Praparat keine Kohlensaure, dagegen entwickelt es dieselbe fortdauernd beim Kochen mit Wasser, wo- bei sich Thonerde abscheidet. Es ist wahrscheinlich, dass auf die- sem Wege bei hinreichend lange fortgesetztem Kochen die Gesammt- menge der Kohlensaure fortgehen wiirde. Beim Gliihen geschieht dies, die gegldhte Masse erhitet sich stark beim Benetzen mit Wasser.

Das Yraparat verlor bei looo 12,09 O/,-, Wasser, der Gluhver- lust betrug 49,5 o/o , der Kohlensiiuregehalt des lufttrocknen Pra- parats, gewichtsanalytisch nach der Methode von Fresenius bestimmt, 23,82 - 23,90 O/,, , des bei looo getrockneten 23,04 o/o. Each den1 Gliihen war es kohlensaurefrei. Es enthielt 31,9 o/o Thonerde und 17,8 Natriumoxyd Na”.

Daraus berechnet sich annahernd nachstehende Formel:

A12 \%aCO+ 5 H 2 0

ONa welche verlangt 30,3 Ol0 A1203, 18,7 o/o Na20 und 25,65 COP.

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Auf dieser Zusammensetzung beruht die Vorschrift ,van Mul- ler, welche auf 400 Theile Acid. acetic. dilut. 100 Theile dieses Praparats und 500 Theile Wasser nehmen lasst. Der Rechnung nach wiirde die Losung 10 o/o normales Aluminium -Acetat enthal- ten, sie enthalt aber noch einen Ueberschuss von Essigslure. Diese Losungen sind nicht haltbar, schon nach wenigen Tagen triiben sie sich und setzen dann bald dicke Niederschlage ab, auch sind sie wechselnd in ihrer Zusammensetzung und in ihrem Gehalt an freier Saure. Der von Muller vorgeschlagene Zusatz von Gly- cerin vermehrt ihre Haltbarkeit nicht.

Die Auflosung von frisch gef'allter Thonerde in Essigsaure gab ganz unbefriedigende Besultate, die Losungen waren nur we- nige Tage haltbar.

3) Z e r s e t z u n g von Alumininmsul fa t durch B a r y u m - Aceta t .

Es wurden eine Anzahl Versuche in dieser Richtung ange- stellt, jedoch mit nicht befriedigendem Erfolge. Bei der Bereitung setzte sich das Baryumsulfat nicht so leicht wie das Bleisulfat ab, die Praparate waren nicht haltbar. Ein Gehalt desselben an Ba- ryum - Acetat wurde arztlicherseits uberall als unzulassig erachtet. Unter solchen Umstanden erschien es in jeder Beziehung besser, von dieser Methode abzusehen.

4) Die P r a p a r a t e d e s A p o t h e k e r A t h e n s t a e d t in Essen.

Diese Praparate , soweit sie aus Gemischen von Tartraten und Citraten des Aluminiums mit dem Acetat bestehen, sind von vorn- herein von der Aufnahme in die Pharmacopoe auszuschliessen, da sie eben kein reines Aluminium- Acetat sind. Von verschiedenen arztlichen Seiten ist bemerkt worden, dass diese Yraparate in ihrer Wirkung den reinen Acetaten des Aluminiums nachstehen.

Dagegen erhielt ich von Apotheker Athenstaedt einen Liquor Aluminii acetici , welcher allen Anforderungen an ein normales Praparat entsprach. Er war vollstandig farblos , klar und besass nur einen schwachen Geruch nach Essigsaure. Die Analyse gab nachstehende Zusammensetzung:

8,18 O/,, Ala (C H3 0 2)4 (OH) 0,64 o/o A120Y

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Th. Poleck, Liquor Aluminii acetici. 263

0,19 o/o CaS04 0,39 o/o Ca(CZHSOa)z 0,23 yo NaBS04.

Dieser Liquor enthielt mehr Aluminium, als dem 2/8 Acetat entsprach.

Auf nieine Bitte hatte Apotheker Athenstaedt die Freundlich- keit , die Vorschrift zur Bereitung desselben der Pharmacopoe- Commission zur Verfigung zu stellen. Sie ging von einem basi- schen Aluminium - Acetat aus, dessen Darstellung sich Athenstaedt vorbehielt. Dieser Vorbehalt wiirde in jedem Falle die Aufnahme seines Praparats in die Pharmacopoe ausgeschlossen haben. Ich halte mich daher auch nicht fur berechtigt , diese Darstellungs- Methode hier mitzutheilen und zu discutiren.

5) Z e r s e t z u n g von A l u m i n i u m s u l f a t d u r c h Calcium- Ace ta t .

Die Bereitung des Liquor Aluminii acet. auf Grundlage dieser Zersetzung schien bessere Resultate zu versprechen , um , so mehr als durch vorlaufige Versuche festgestellt wurde, dass in einer concentrirten Losung des Aluminium- Acetats sich das Calcium- sulfat krystallinisch und fast vollstandig abscheidet, sich daher leicht abpressen und die Flussigkeit sich gut filtriren lasst.

Um eine auf diese Zersetzung fussende Vorschrift in die Pharmacopoe aufzunehmen, war es zunachst nothwendig festzustel- len, ob das rohe Aluminiumsulfat im Handel von nahezu gleicher Beschaffenheit vorkommt und ob sich diese durch rasch und leicht auszufuhrende analytische Operationen feststellen lasst.

Bus zahlreichen, zum Theil nachstehend mitgetheilten und nach der oben beschriebenen Methode ausgefiihrten Analysen geht her- vor , dass das rohe Aluminiumsulfat stets ohne freie Schwefelsiiure iind schwach basisch im Handel vorkommt, wahrend dies bei den krystallisirten, als rein bezeichneten Praparaten nicht immer der Fall ist. Der Verbrauch der normalen Kaliflussigkeit ist nur der Maassstab fur die vorhandene Saure, die gewichts-analytische Bestim- mung der Thonerde ergiebt dann die Grosse der Basicitat. Fallt diese geringer aus, a16 die aus dem Verbrauch des Normalkali berechnete Thonerde , dann ist freie Saure vorhanden, ein Fall, welchen ich nur einmal bei einem als vollig rein bezeichneteq kry- stallisirten Praparat beobachtet habe.

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264 Tb. Poleck, Liquor Aluminii acetici.

Analysen verschiedener Aluminiumsulfate des Handels. 1. 2. 3.

Bus der Fabrik von aus derselben v. Schuchardt Goldschmieden b. Breslau Fabrik in GSrlitz

doppelt raffinirt Prima raff. robes A18(S04)3 + 18H20 9 2 3 90,20 Ol0 98,96 o/o

~ i 2 0 3 . . . . o , n - 1,21 - 0,63 - Na2S04 . . . 3,64 - 5,27 - 0,72 - H 2 0 . . . . 3,05 - 6,32 - -

100,oo yo eisenfrei

4. von Schuchardt

gereinigt A12(804)3 + 1 8 H 2 0 89,06O/,

A 1 2 0 3 . . . . 0,94 - Na2S04 . . 3,96 - H 2 0 . . . 6,04 -

100,OO yo eisenfrei

5. Ton Gehe

rohes 97,93 Ol0

0,65 - 0,552 - -

100,31 Ol0

eisenhaltig 6.

v. Greifenberg i. Scblesien 93,01 o/o

0,70 - 0,98 - 5,31 -

100,00 99,lO yo 300,00 yo Spuren v. Eisen stark eisenhaltig eisenhaltig

7. 8. 9. von Schuchardt von Rob.Muller Bus einerrenom- reineskrystal- in Schone- mirten Fabrik

lisirt beck als rein berogen Ale(S04)3 + 1 8 H 2 0 90,Ol 92,65 o/o 85,23 Ol0

~ 1 2 0 3 . . . . . o , i 5 - 0,45 - - Na8SO4 . . . . 0,45 - 0,93 - 2,67 - H'O . . . . . . 9,39 - 5,97 - fr. H%04 3,31 -

Spuren v. Eisen schwach eisenhaltig 100,QO o/o

eisenhaltig

H 2 0 8,79 - __ ______

100,00 yo 100,00 yo

10. 11.

Ala(d04)3 52,50% 54,98 Ton Rob. Miiller v. Gehe Alum. sulfur. pur.

Al'O' . 0,12 - 0,15 - Na2S04 . 1,72 - 0,50 - H 2 0 . . 45,66 - 34,:37 -

100,oo yo 100,oo yo Spuren v. Eisen eisenhaltig.

Diese Analysen lehren , dass das rohe Aluminiumsulfat des Handels 90 -100 Procent A12(S04)3 + 18 H 2 0 enthalt und nur

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ausnahmsweise wasserarmer vorkommt und dass das sogenannte reine krystallisirte Salz, im Handel 10 - 15mal theurer berech- nete Aluminiumsulfat keinen Vorzug verdient. Es kann da- her einer Vorschrift zur Bereitung des Liquor Aluminii acetici eine Handelswaare von dem mittleren Gehalt von 95 o/o zu Grunde gelegt werden, also ein Fabrikat, von welchem 1 g. 8,3-8,7 C.C. Normalkali verbraucht, entsprechend 92-96,5O/, Alz (SO4)%+ 18H20. Alle diese Praparate sind schwach basisch, der Gehalt an Alkali- Sulfaten wechselnd, meist unter einem Procent, doch auch bis nahezu vier Procent steigend. Nur erstere, deren Alkalisulfate ein Procent nicht iibersteigen, werden zu benutzen sein. Vollig eisenfrei waren nur No. 1 u. 2. Die Grenze fur den Eisengehalt wird dahin zu ziehen sein, dass ein Theil Aluminiumsulfat mit 10 Theilen Wasser eine farblose Losung giebt, welche durch einen Tropfen einer dreiprocentigen Tanninlosung entweder gar nioht oder nur blaulich gefarbt wird.

Das zur Bereitung des Liquor Alum. acetic. dienende gefallte Calcium-Carbonat des Baudels muss den Anforderungen der Phar- macopoe entsprechen.

Die ersten Versuche in dieser Richtung basirten auf der Wechselzersetzung von aquivalenten Mengen VOD Calciurncarbonat, Essigsaure und Aluminiumsulfat.

Es wurden unter mehrfacher Abanderung der Gewichtsmengen klare, fast farblose Fldssigkeiten von nachstehender Zusammen- setzung erhalten.

1. 2. 5. 4.

A12(C2H3Ca)c 9,69 O/, 8,09 12,43 o[o 5,46 O/O

~ 1 2 0 3 . o, i i - 0,27 - 0,76 - -

Ca(CaHS02 > - 0,74 - - - ~iys04)3 . - -

Ca6O4 . 0,17 - 0,25 - 0,11 - 0,27 -

0,73 - 0,23 - p. sp. 1,050 1,044 1,0665 1,0292.

Sammtliche Praparate triibten sich nach kurzer Zeit und liessen Niederschlage fallen und dies urn SO rascher bei Zimmer-Tem- peratur, wahrend sie sich, im Keller aufbewahrt, relativ besser hielten.

Die Beobachtung von Walter Crum (1. c.), dass beim Erhitzen einer .Losung von Aluminium - Acetat und Kaliumsulfat ein Nieder-

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schlag entsteht , die Fliissigkeit geradezu gelatinirt und beim lang- samen Erkalten nach einiger Zeit wieder klar wird, liess hoffen, dass vielleicht ein Zusatz von Kaliumsulfat oder Kalium - Acetat die Triibung verhindere, die Haltbarkeit des Praparats daher ver- mehren werde. Dies schien auch der Fall zu sein, doch waren fast 1,5 O/,, Xaliumsulfat nothwendig und damit der Erfolg der Halt- barkeit doch noch nicht gesichert. Gunstiger wirkte der Zusatz von Kalium-Acetat. Es scheint in der That dieses Salz die grossere Haltbarkeit der Burow’schen Losung zu bedingen, wahrend Glycerin die Triibung nicht verhinderte und Zusatz freier Essig- saure sie beschleunigte.

Diese sammtlichen Beobachtungen fiihrten nun zu einer He- thode der Darstellung, von welcher ich iiberzeugt bin, dass sie stets haltbare Praparate liefern werde. Sie fusst auf der zuerst von Walter Crum ausgesprochenen Ansicht, dass bei der Wechsel- zersetzung von Bleiacetat und Aluminium- Sulfat Bleisulfat, Alu- minium- Acetat und freie Essigsaure entstehen. Diese freie Essig- saure scheint die Ueberfuhrung des 2/3 Acetats in die unlosliche Modifika$ion zu begiinstigen. Es war daher ihre Beseitigung in Aussicht zu nehmen. Dies wurde in nachstehender Weise erreicht und dabei ein 95procentiges Aluminiumsulfat des Handels der Rechnung zu Grunde gelegt.

300 Theile Aluminium- Sulfat werden in 800 Theile Was- ser gelost und der Losung 360 Theile verdunnte Essig- saure zugesetzt.

130 Theile gefallter kohlensaurer Kalk mit 200 Theilen Wasser angerieben und diese Mischung der ersten Losung

allmahlich hinzugefiigt. Man lasst dann bei gewohnlicher Tem- peratur 24 Stunden unter ofterem Umriihren stehen , colirt , presst den Niederschlag , ohne ihn auszuwaschen, ab , lasst absetzen und filtrirt. Die filtrirte Fliissigkeit betrug 1277 Theile, ihr specifisches Gewicht 1,0457.

Das Praparat war klar, farblos, nur schwach nach Essigsaure riechend. Nach Zusatz von 2 o/o Kaliumsulfat gelatinirte es beim Erhitzen im Wasserbade und wurde nach dem langsamen Erkalten nach kurzer Zeit wieder flussig und klar.

Praparate von zwei verschiedenen Uarstellungen besassen naohstehende Zusammensetzung :

Andererseits werden

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Th. Poleck, Liquor Aluminii acetici. 267

1. 2.

A I * ( c ~ H S O ~ ) ~ ( O H ) ~ 7,76 o/,, 7969 OIO

~ 1 2 0 3 , . . . 0,47 - 0,23 - C a S 0 4 . . . . 0,31 I 0,33 - p. SP. . . . . 1,0457- 1,0455-

Die Uebereinstimmung der beiden Analpsen leistet Gewahr dafur , dass, wenn das mitgetheilte Verfahren genau eingehalten wird, auch Praparate derselben Beschaffenheit und Zusammensetzung erhalten werden. Die beiden Processe der Abscheidung der Thon- erde durch das Calcium - Carbonat und die Losung der ersteren durch die vorhandene Essigsaure laufen nebeneinander her, letztere reicht grade zur Bildung von 2/3 Acetat aus. Das Praparat ent- halt keine freie Essigsaure und der Gehalt an Gyps ist so gering, dass er gar nicht in Betracht kommen kann.

Die Identitat des Praparats wird festzustellen sein , durch die Farblosigkeit (fast farblos) , den schwachen Geruch nach Essig- saure, durch die Eigenschaft mit 2 o/o Kaliumsulfat beim Erwarmen im Wasserbade zu gelatiniren und beim langsamen Erkalten wie- der eine fast klare Fliissigkeit zu geben.

Die Grenze des Gehalts an Gyps wird dadurch bezeichnet, dass der Liquor mit dem doppelten Volumen Alkohol sofort wohl eine Triibung, aber keinen Niederschlag geben darf. Der Gehalt an Aluminium - Acetat wird durch Titriren mit Normal-Kali fest- gestellt. 10 g. des Liquors miissen nach Zusatz von Phenolphta- le'in - Losung 9,2 - 9,8 C. C. Normal - Kali bis zur Rothung verbrau- chen.

7,5 - 8,0 o/o Ala ( C2 H3 0 2)4 (OH) z. Andererseits miissen 10 g. des Praparats mindestens 0,250-0,300°/0 A180S bei der Fallung mit Ammoniak geben. Das specifische Gewicht 1,045 - 1,046 allein geniigt nicht zur Feststellung der vorschriftsmassigen Beschaffenheit des Praparats.

Die Aufbewahrung im Keller erscheint zweckmassig , obwohl Praparate im Laboratorium nnd in Raumen , deren Temperatur bis- weilen 23-24 Ol0 erreichte, sich seit ca. 8 Wochen unverandert ge- halten haben.

Unter solchen Umstanden ist die vorstehend mitgetheilte Me- thode der Darstellung des Liquor Aluminii acetioi zur Aufn'ahme in die Pharmacopoe vorgesohlagen worden.

Dies entspricht einem Gehalt von

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268 Vulpius , Liquor Aluminae aceticae.

Es ist mir schliesslich eine angenehme Pflicht, Herrn Apothe- ker Thummel f i r die schwerwiegende Unterstutzung zu danken, welche derselbe mir sowohl bei dieser, wie bei allen anderen, auf die Revision der Pharmacopoe bezuglichen Arbeiten hat zu Theil werden lassen, an denen zeitweise auch Herr Apotheker Bluhm in dankenswerther Weise sich betheiligt hat.

B r e s l a u im Februar 1882.

Ueber Liquor Aluminae aceticae. Van Dr. V u l p i u s in Heidelberg.

Herr Professor Poleck in Breslau hat die Gute gehabt, der Apotheke unseres academischen Krankenhauses schon vor einiger Zeit die zur Aufnahme in die neue Auflage der deutschen Phar- macopoe bestimmte Vorschrift fir Liquor Aluminae aceticae mit- zutheilen, so dass man hier schon nach derselben arbeiten und uber ihre Brauchbar,keit einige Erfahrungen sammeln konnte, welche alierdings recht gunstig aasgefallen sind. Die Arbeit selbst bietet nicht die geringste Schwierigkeit, wenn man nicht versaumt, Rich hierbei recht geraumiger und moglichst flacher Gefasse zu bedie- nen, da auch bei ganz allmahlichem Eintragen des Calciumcarbo- nats immerhin noch ein gewaltiges Aufschaumen stattfindet, beson- ders bei centnerweiser Bereitung des Praparats, wie sie in grosse- ren Krankenhausern nothig wird. Wenn nach vollendetem Process beim Stehen sich eine so geringe Menge klarer Flussigkeit uber einem enormen Quantum yon Gypsniederschlag sammelt, da ist man im ersten Moment sehr geneigt, iiber die neue Vorschrift den Stab zu brechen, weil man es fur schwierig und zeitraubend an- sieht, aus einer solchen Masse von Niederschlag noch irgend erheb- liche Mengen heller Flussigkeit zu erhalten. Zum Gluck ist dieses Bedenken vollstandig unbegriindet, denn wenn auch von dem auf einem Spitzbeutel gesammelten Brei freiwillig wenig Liquor abrinnt, so genugt schon ein leichtes Drucken mit der Hand, um ein schnel- les Ablaufen der Losung und ein rapides Zusammensinken des Niederschlags zu veranlassen, und unter der Wirkung einer schwa- chen Presse schrumpft er zu einem so kleinen Tolumen zusammen,