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Literarische Epochen im Überblick Der Barock (ca. 1600-1720) Hintergrund Begriff o portugiesisch „barroca“ = „schiefrunde Perle“ zunächst abwertender Gebrauch o Durchsetzung als Epochenbezeichung Mitte des 19. Jh. Politik o Dreißigjähriger Krieg (1618-1648) Erfahrung von Leid & Elend politischer, wirtschaftlicher, kultureller Verfall des Deutschen Reiches ein Drittel der Bevölkerung stirbt o Absolutismus Abhängigkeit von Obrigkeit keine politischen Rechte der Untertanen Territorialabsolutismus Einflussnahme des Staates über klare Vorgaben Bildung, Erziehung, Wirtschaft, Kirche Vorbild: franz. Absolutismus in Versaille Verschwenderisches Leben Luxuriöse Bauten o Kleinstaaterei Zerteilung Deutschlands Gesellschaft o soziales Gefälle zwischen Hof und Provinz o Leiden der Bevölkerung unter den Kriegseinwirkungen Kultur o Fürstenhöfe als kulturelle Mittelpunkte o Kunst im Dienst fürstlicher Repräsentation o Bedeutung der Kirche: Gegenreformation Weltbild o Antithetik in allen Lebensbereichen o mystisch-religiöse Schwärmerei o zerrissene Lebensgefühle o Vergänglichkeitsbewusstsein o fanatischer Glaube o Todesangst durch den Dreißigjährigen Krieg o Bekenntnis zu Form und Ordnung Literarisches Leben

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Literarische Epochen im Überblick

Der Barock (ca. 1600-1720)

Hintergrund Begriff

o portugiesisch „barroca“ = „schiefrunde Perle“ zunächst abwertender Gebrauch

o Durchsetzung als Epochenbezeichung Mitte des 19. Jh. Politik

o Dreißigjähriger Krieg (1618-1648) Erfahrung von Leid & Elend politischer, wirtschaftlicher, kultureller Verfall des Deutschen

Reiches ein Drittel der Bevölkerung stirbt

o Absolutismus Abhängigkeit von Obrigkeit keine politischen Rechte der Untertanen Territorialabsolutismus Einflussnahme des Staates über klare Vorgaben

Bildung, Erziehung, Wirtschaft, Kirche Vorbild: franz. Absolutismus in Versaille Verschwenderisches Leben

Luxuriöse Bauteno Kleinstaaterei

Zerteilung Deutschlands Gesellschaft

o soziales Gefälle zwischen Hof und Provinzo Leiden der Bevölkerung unter den Kriegseinwirkungen

Kulturo Fürstenhöfe als kulturelle Mittelpunkteo Kunst im Dienst fürstlicher Repräsentationo Bedeutung der Kirche: Gegenreformation

Weltbildo Antithetik in allen Lebensbereicheno mystisch-religiöse Schwärmereio zerrissene Lebensgefühleo Vergänglichkeitsbewusstseino fanatischer Glaubeo Todesangst durch den Dreißigjährigen Kriego Bekenntnis zu Form und Ordnung

Literarisches Leben Autoren und Publikum

o zunehmend aus dem gebildeten Bürgertum Zentren

o Schlesien; Fürstenhöfe, Handelsstädte Sprachgesellschaften

o Eintreten für die Reinheit der deutschen Sprache

Englische Komödianteno Vermittlung von Shakespeare, Marlowe; Betonung des Komischen

Autoren und Werke Jakob Bidermann: Cenodoxus

o Hauptvertreter des Jesuitendramas Angelus Silesius (Johann Scheffler): Mystiker

o bedeutendster Epigrammatikero Hauptwerk: Cherubinischer Wandersmann

Gerhardt: Kirchenlieder Johann Jakob Christoffel von Grimmelshausen: Der abenteuerliche

Simplicissimus Teutscho Weg eines Helden zum religiösen Einsiedler

Andreas Gryphius: Trauerspiele, Sonette, Odeno bedeutendster (Sonett-)Dicher der Epocheo Themen: Vanitas (Vergänglichkeit) und Leid der Welto Normen nach Opitzo bekanntestes Sonett: Thränen des Vaterlandes Anno 1636

Schrecken des dreißigjährigen Krieges Qualen und Plagen der Menschheit

o Menschliches Elende (Sonett) Leiden und Vergänglichkeit des Menschen groteske Worte: Beschreibung des menschl. und gesell. Zustands

o (scheinbare) Naturgedichte: An die Welt Naturgegenstände als Metaphern

Martin Opitz: Poetik, Lyrik, Schäferdichtungo Mitbegründer der deutschen Opero Auszeichnungen für Übersetzungen antiker Tragödien

Georg Rudolf Weckherlin: Oden und Gesängen (1618/19)o Beginn einer neuhochdeutschen lyrischen Kunstdichtung

Paul Flemingo herausragendster Liebeslyrikero Themen: Schönheit, Wesen und Wirkung der Liebeo Normen und Stile nach Opitz

antithetische Sonette volksliednahe Lieder/Oden (größerer Gesellschaftskreis)

Richtungen, Themen und Motive Thematischer Schwerpunkt: Dreißigjähriger Krieg Vanitas-Motiv: Vergänglichkeitsbewusstsein

o Alles Leben vergänglich, nichtig und „eitel“ (vergänglich)o Memento Mori/Carpe Diem: Tag = Lebeno Reaktion: Hinwendung zu Gott/Weltflucht

Fortuna-Motivo Mensch ist Spielball des launischen Schicksalso Determiniertheit des Menschen

Zeit-Motiv: Intensivierung des Zeitbewusstseins durch Bilder des Todes, der Verwesung, des jüngsten Gerichts und der Hölle

Einsiedler-Motiv: Weltabkehr

Hinfälligkeit des Irdischen: sinnlich Schönes in Kontrast zu Grausigemo Antithetik

Opulenz/Dekandenz des Adels x Pest, Armut, Tod, Krieg Diesseits x Jenseits Ewigkeit x begrenzte Zeit Schein x Sein Spiel x Ernst Lebensgier x Todesbewusstsein Aufbau x Zerstörung Blüte x Verfall carpe diem x in memento mori Erotik, Wollust x Tugend, Askese (= streng enthaltsame,

entsagende Lebensweise) Gesundheit x Krankheit

Stoizismus, unio mystica, Maske, Scheinwelt, Wirklichkeitsproblematik Absage an Individualismus und Subjektivismus: keine einzelne Person, sondern

exemplarischer Charakter

Theorie Lyrik

o Reform in der Dichtung: Ablösung von Latein (Renaissance) durch Deutsch

Martin Opitz: Buch von der deutschen Poeterey (1624) Lehrbarkeit der Dichtung Vermittlung von Weisheit erste deutschsprachige Poetik Regelpoetik: Vorschriften für Verse und Texterfassung Anleitung für regelgerechtes Dichten

o alternierendes Versprinzip: Jamben und Trochäen Übereinstimmung von Sprech- und

Versakzent bei deutscher Spracheo Inhalte an Genres gebunden (bestmögliche

Darstellung)o Formen und Themen vorgegeben (keine

Erlebnisdichtung)o Reinheit des Reims

Dramao Ständeklausel

Tragödie -> Personen höheren Standes (z.B. Adel) Komödie -> Personen niederen Standes

o kein deutsches Nationaltheater Dominanz europäischer Theaterdichter (z.B. Shakespeare) in Deutschland: Laienspiel, Wandertheater, Ordensdrama,

Schultheater, Hoftheater, Opero Theater Mundi (Welttheater: Welt = Theater)

Harlekin, Mitwirken des Publikums (lebenslustig) klare Charaktere Neuerung: keine männliche Besetzung der Frauenrolle

Formen

Lyriko weltliche (z.B. Petrarkismus = Liebeslyrik, Stilform, die Minnesang ablöst)

und religiöse (Mystik, Kirchenlied) Schäferdichtung

Dichtungsform: unwirkliches Bild vom Leben eines Hirten seit 3. Jh. v. Chr., in Deutschland seit Barock

o vorherrschende Formen Epigramm (= Sinngedicht)

oft lustige literarische Kurzform in Versen Elegie (= wehmütiges Klagegedicht) Sonett (= strenges Klang-/Klinggedicht)

14 Zeilen, zwei Quartette, zwei Terzette Alexandriner als Versform (6 Hebungen)

Ode (= erhabene, feierliche Gedichte) Drama

o Ordensdrama, Trauerspiel, Komödie, Opero englische Komödianteno Jesuitendrama (= Theaterform des Jesuitenordens)

meist biblischer Stoff Bindeglied zwischen lateinischem Humanistendrama und dem

barocken Trauerspiel Epik

o heroisch-galanter Roman (höfischer Roman): Zusammenhalten eines adeligen Liebespaares

o Schäferroman: bürgerliche Beziehung zwischen Schäfer und Schäferin, die sich wieder trennt

o Schelmenroman

Sprache Antithetik, Ellipsen, Parallelismen Übersteigerung: Apostrophen, Hyperbeln, Metaphern, Vergleiche, Repetitionen,

Klimaxe Manierismus („gekünstelt“, pathetisch, schwülstig) mystische Sprache

Aufklärung (ca. 1720-1785)

Hintergrund Begriff

o seit dem 17. Jh. vorherrschende, gesamteuropäische Bewegung der Rationalität und Humanität

o schließt Empfindsamkeit und Sturm und Drang mit ein Politik

o Kleinstaaterei als Folge des Dreißigjährigen Krieges Zersplitterung in 300 souveräne Einzelstaaten symbolischer Charakter des „Heiligen Römischen Reiches

deutscher Nation“ wesentliche pol., wirt., legislative Entscheidungen

o (aufgeklärter) Absolutismus

Zensur Souverän nur theoretisch Diener des Volkes opportunistische Diener

Gesellschafto Untertanengeisto allmählicher Bedeutungsverlust der Ständeklauselo Herausbildung eines neuen Bürgertums in größeren Städten

Bildungsbürgertum Handel: Besitz und Kapital allmähliche Verdrängung des Feudalismus (Lehenswesen) Zunahme der Spannungen zwischen Bürgertum und Adel

Nicht-Akzeptanz der gottgegebenen Vorherrschaft des Adels eigener Selbstbestimmungsanspruch Herrschaft der Vernunft

o Gründung von Verlagen und Buchhandlungen Philosophie

o Philosophen läuten Beginn der Moderne ein: Prägung der europäischen Dichter

Descartes: Rationalismus „Cogito, ergo sum“ (Ich denke, also bin ich)

Spinoza: Rationalismus (der Vernunft folgend), Pantheismus Bacon, Hume: Empirismus (der Erfahrung folgend/mit Sinnen

erfassend) Leibniz: Rationalismus, Monaden-Lehre, Optimismus Immanuel Kant: Kritischer Idealismus

Werk: Was ist Aufklärung?o Ideen und Ideale der Zeito „sapere aude“ (-> Naturrechtslehre,

Volkssouveränität)o „Ausgang des Menschen aus seiner

selbstverschuldeten Unmündigkeit“ Freiheit des Menschen als Vernunftwesen wichtigster Vertreter der Aufklärung Sittengesetz Kategorischer Imperativ

Rousseau: Zivilisationskritik; Natürlichkeit, Gefühl John Locke: Menschenrechte, Empirismus Montesquieu: Gewaltenteilung antike Ideale und Sichtweisen: erzieherischer Charakter (sittlich) fahrende Gelehrte/Scholar

Leitbegriffe und -symbole des Weltbildso Vernunft, Bildung, Toleranz, Humanität, Nützlichkeit, Moral, Glück, Licht

(der Erkenntnis) Übertragung auf sämtliche literarische Gattungen

o 18. Jh. als Anbruch der modernen Zeit

Literarisches Leben Autoren und Publikum

o Autoren oft aus protestantischen Pfarrhäuserno Publikum: gebildetes Bürgertum der Handels- und Universitätsstädte

Entstehung eines literarischen Markteso Aufkommen von Leihbibliotheken und Lesesalonso steigende Beliebtheit moralischer Wochenschrifteno Vielfalt der literarischen Richtungeno Übersetzungen

Autoren und Werke Gotthold Ephraim Lessing: Minna von Barnhelm, Emilia Galotti

o Nathan der Weise Bruch mit bisheriger Theatertradition

Juden nicht mehr nur lächerliche Darsteller Kampf gegen antisemitische Vorurteile

o Dramen bis heute Standardrepertoire vieler Bühneno Der Tanzbär

Klopstock: Der Messias, Oden Christoph Martin Wieland: Die Geschichte des Agathon Christian Fürchtegott Gellert: Fabeln (Frühaufklärung)

Richtungen, Themen und Motive Rokoko: Liebe, Wein, Natur, Geselligkeit Aufkärung: Ständekritik, religiöse Toleranz, Humanität, pädagogische und

moralische Themen, optimistisches Menschenbild Pietismus: religiöse Thematik Empfindsamkeit: Natur, Gefühl, Seelisches

Theorie Lyrik

o Themenwandel vom Lob der Fürsten/von der Unterhaltung der höfischen Gesellschaft zum bürgerlichen Leben/zur Aufklärung des Bürgertums

o zunächst geringe Leserschaft, da kaum lesende/schreibende Menscheno Ablösung der Hofdichter durch Abkehr von höfischer Dichtung

freier Schriftsteller finanziell unabhängig von fürstlichen/kirchlichen Gönnern Nebeneinkünfte, da kaum Überleben durch Werke möglich

Dramao bestmögliche Erziehung/Veränderung des Zuschauers/Leserso viele Bewerbungen Bürgerlicher als Schauspieler

Johann Christoph Gottschedo Literaturtheorie: Versuch einer Critischen Dichtkunst vor die Deutschen

(1730) Verurteilung der Barockdichtung aus aufklärerischer Sicht Ablehnung: Harlekin, Oper, Sprachverwilderung, Normen- und

Regelpoetik Verbreitung der aufklärerischen Ideen in der deutschen Dichtung aristotelischer Grundsatz: Nachahmung der Natur Forderung von Horaz: Verbindung von Vergnügen und Nutzen als

Aufgabe der Dichtung Forderungen: Ständeklausel, drei Einheiten, ausgebildete

Schauspieler

Adlige und Fürsten in Tragödien und Heldendichtungen Bürger und Leute mit geringem sozialen Status in Komödien

und Romanen Dichter als Erzieher der Leserschaft im Sinne der Aufklärung

o Reformen zur moralischen Belehrungo Lehrbarkeit der Dichtungo französischer Klassizismus als Vorbild

Gotthold Ephraim Lessingo Gedanken zur Dramentheorie: Hamburgische Dramaturgie (1767/1768)

Überwindung der feudalen Literaturtheorien Bruch mit der Ständeklausel (bestehenden Poetiken):

bürgerliches Trauerspielo Form des Dramas im 18. Jh.o Aufwertung des Bürgertumso Handeln nicht mehr abhängig von sozialem Statuso weiterhin Adel als Helden, aber bürgerliche

Tugenden/Vorstellungen/Zügeo Vertretung der bürgerlichen Ideen

Funktion der Literatur: sittliche Läuterung des Leserpublikum Katharsislehre (seelische Reinigug) (Drama): Neubedeutung

von eleos (Mitleid) und phobos (Furcht)o Weckung von eleos und phobos -> katharsis

Held keine ideale Figur, sondern reale Persono Gegner Gottschedso Unterschied zwischen Malerei und Poesieo Vorbild: Shakespeareo Idee von einem deutschen Nationaltheatero Fabeltheorie (1759)

Stärkung des menschlichen Selbstwertgefühls durch Aufzeigen der menschlichen Schwächen

Formen Lyrik: Anakreontik, Gedankenlyrik, Kirchenlieder, Volkslyrik, Oden, Hymnen,

Balladen, Fabelo Subjektivität und teils starke Gefühlsregungeno Lehrgedicht

Gedankenlyrik mit aufklärendem, lehrhaftem, moralischem Inhalt alle Wissensgebiete, z.B. Religion, Naturkunde z.B. Christian von Kleist: Der Frühling

Drama: französisches (Gottsched) x englisches (Lessing) Theater Epik: Aphorismus, Roman (steigende Bedeutung), Versepos

o Höhepunkt der Fabel (2000 jährige Geschichte: griechischer Dichter Äsop im 6. Jh. v. Chr. als Vorbild)

menschliches Handeln und Denken Andeutungen gesellschaftlicher und sozialer Probleme

(Übertragung auf beseelte und unbeseelte Natur) Veranschaulichung satirischer Elemente durch erzieherische und

belehrende Erzählweise epische Erzählung in Vers- oder Prosaform mit lehrreichem Inhalt

am Ende „Moral“ (Lebensweisheit)

Sprache Aufklärung: klare Syntax, sachlicher Stil Pietismus, Empfindsamkeit: emotionalisierter Stil („Seelensprache“)

Empfindsamkeit (1740-1790)

Hintergrund Begriff

o Lessings Verdeutschung „empfindsam“ vom englischen Wort sentimental

Literatur der Empfindsamkeit Ergänzung der reinen Rationalität der Aufklärung mit Empfindung Flucht des Bildungsbürgertums vor der Unterdrückung durch die Obrigkeit in die

Welt der Empfindung Pietismus (= Reformbewegung des kontinentaleuropäischen Protestantismus,

Schwerpunkt auf eigener Frömmigkeit), Gefühlsbetontheit, In-sich-Gekehrtheit, Freundschaft, Naturnähe

Friedrich Gottlieb Klopstocko Der Messias (1748-1773)

Höhepunkt der empfindsamen Dichtung 20 Gesänge des biblischen Epos in Hexametern

o Gesamtausgabe (1771): Die frühen Gräber, Die Frühlingsfeier, Der Zürchersee, Das Wiedersehen, An meine Freunde

bekannteste Oden

Literarische Formen Bevorzugung lyrischer Formen

o Höhepunkt der Hymnendichtung griechisch „Festgesang“ feierlicher Lob- und Preisgesang oft in freien Rhythmen

o viele Odeno Eposo Idylle

von griechisch eidyllon für „Bildchen“ idealisierte harmonische Darstellung von Land- und Volksleben in

Prosa- oder Versform Epik: Roman

Vertreter Literaturkreise oder -bunde, z.B. Göttinger Hainbund

Sturm und Drang (ca. 1765-1785)

Hintergrund Politik

o Absolutismus, Fürstenwillkür, Kleinstaaterei, Anzeichen der französischen Revolution

Gesellschafto Aufbegehren der jungen Generationen gegen Fürstenwillkühr,

Standesschranken, Untertanenmentalität udn religiösen Dogmatismus Anregungen

o Rousseau Kulturpessimismus: Mensch von Natur aus gut, wird von

Gesellschaft (Erziehung) verdorben alles Natürliche gut Natur, Gefühl

o Spinoza: Pantheismuso Young, Wood: Intuition, Spontanität, Genieo Macpherson: Ossian (angelsächsischer Barde) als Vorbild; Natur und

Empfindung Ablehnung

o einseitige(r) Rationalismus/Vernunftorientierung, Fortschrittsoptimismus, enge Moralvorstellungen, Formen überkommener Autorität

Leitbegriffe des Weltbildso Natur, Gefühl, Freiheit, Genie, Herzo stellt Gefühl und Sprache des Herzens über die Ratio

neue Phase der Aufklärung durch Erweiterung um emotio Einheit von Verstand und Gefühl

o Genialität und Subjektivität Zeitliche Einordnung und Begriff

o Beginn mit Herders „Fragmente[n] über die neuere deutsche Literatur“ (1767)

o Begriff von Klingers Drama „Sturm und Drang“ (1776)o Ende mit Goethes/Schillers Wandel zu Klassikern

Goethes Bildungsreise nach Italien (1786) Schillers Kant-Studien

Literarisches Leben Autoren und Publikum

o junge Autoren, meist aus unteren bürgerlichen Schichten (Ausnahme: Goethe)

o rein literarische Bewegung in Deutschlando zunächst reservierte Haltung des bürgerlichen Publikums

Lockere Gruppenbildungeno in Straßburg und Frankfurt um Goetheo schwäbische Gruppe um Schillero Göttinger Hainbund: Verehrung Klopstocks

Autoren und Werke Johann Wolfgang von Goethe: Sesenheimer Lyrik, Zum Shäkespears Tag, Die

Leiden des jungen Werther, Götz von Berlichingen, Sturm-und-Drang-Lyrik Johann Gottfried von Herder: Organismusgedanke, Volkslied, Humanitätsideal

o Hamanns Schülero 2 Jahre Goethes Lehrer: Shakespeare als Ideal, Volksgedankeo „Und dann kam die Kunst und löschte die Natur aus“

Friedrich Maximilian Klinger: Sturm und Drang, Die Zwillinge Jakob Michael Reinhold Lenz: Der Hofmeister, Die Soldaten

o Vorbild Büchners: offenes Dramao Göttinger Hainbund

Friedrich von Schiller: Die Räuber, Kabale und Liebe, Don Carloso Missachtung des Schreibverbots durch Fürst Karl Eugen

Gottfried August Bürger

Richtungen, Themen und Motive subjektives Ich in Konfrontation mit den Kräften der Zeit

o Protest gegen Autoritäteno Sozial- und Gesellschaftskritiko Bekenntnis zu Leidenschafto Held scheitert an gesellschaftlichen Verhältnissen

Identitätsbewahrung durch Mord, Freitod, Selbstverstümmelungo Freiheitskampf gegen Gesellschaft und gesellschaftliche

Geschlechtsauffassungen Abwendung von Regeln und Traditionen, die die freie Entfaltung des Individuums

einengen/behindern Genie als Mittelpunkt neuer ästhetischer Betrachtungen (nicht mehr Regelpoetik)

o Bezeichnung: Geniezeito Hervorhebung des Dichters als Genie gegenüber anderen Menscheno Impulse durch Shakespeare: Vorbild als genialer Dichtero Entstehungsgrund: starker Konkurrenzdruck auf dem literarischen Markto Originalgenie, nicht lernbare/lehrbare Dichtkunst (Prometheus)

Vergöttlichung der Natur Motive: Kindsmörderin, feindliche Brüder, Faust, Freundschaft, Familie

Theorie Ablehnung tradierter Literatur- und Kunstregeln Betonung des schöpferischen Original-Genies Herstellen eines Bezugs zwischen Kunst und Natur

Formen Drama: wichtigste Gattung, offene Form

o bürgerliches Dramao kein Versmaß/Prosawerkeo erzieherische, bildende Rolleo Aufhebung der 3 Einheiten: viel Personal, Zeitsprünge, Ortswechselo Beispiele: Die Räuber, Götz von Berlichingeno Ebenbürtigkeit des deutschen Theaters verglichen mit französischem und

englischem Theatero Neuerung: Behandlung aktueller Gesellschaftsprobleme

Lyrik: Erlebnislyrik, Balladeo Liebes-, Natur- und lehrhafte Gedichteo Empfindungslyrik zum Ausdruck des Gefühlslebens

Goethe: Willkommen und Abschied (1771) Gottfried August Bürger: Der Bauer an seinen durchlauchtigen

Tyrannen (1773)

o Regellosigkeit: unregelmäßiger Strophenbau, uneinheitliches Metrumo sehr emotional, sehr ästhetische Spracheo kein persönliches Erleben, sondern allgemeiner Charaktero Beispiele: Erlkönig, Der Fischer

Epik: Briefromano passt nicht zu Zielen der Bewegungo Beispiel „Die Leiden des jungen Werthers“

Auslösung einer Selbstmord- und Modewelle

Sprache affektgeladen, Syntaxauflösung, Ausrufe, Hyperbeln Leidenschaft, Pathos, Emphasen, Wiederholungen, Häufungen, Gedankenstriche,

Ellipsen, Klimaxe, Interjektionen, Kraftausdrücke, Neologismen, volkstümliche Wendungen, Unterbrechungen

„Weimarer“ Klassik (ca. 1786-1805/1832)

Hintergrund Zeitliche Eingrenzung

o Beginn mit Goethes Italienreise 1786o Ende mit Tod Schillers 1805/Tod Goethes 1832

Begriffo vom lat. „classicus“

Angehöriger der höchsten Steuerklasse Bedeutungsübertragung von „erstrangig“ auf weitere Bereiche

o heute „klassisch“ zeitlos gültig, überragend, vorbildhaft schöpferischer Sinn: Orientierung an antiken Stil- und

Formmustern Politik

o Französische Revolution (1789)o Schreckensherrschaft der Jakobiner (ab 1792)

Zeit des Terrors Verlust von Anerkennung der französischen Revolution

o Staatsstreich Napoleon Bonapartes (1799) Macht in Frankreich französischer Kaiser (1804) Gründung des Rheinbundes (1806)

Schutzherrschaft Napoleons über die rheinischen Staaten Niederlage der preußischen Truppen in Jena und Auerstedt (1806) gescheiterter Russlandfeldzug (1812)

o Preußische Reformen (1807-1814) Bauernbefreiung, Selbstverwaltung der Städte, Gewerbefreiheit,

Judenemanzipation, Bildungsreform und Heeresreformo Befreiungskriege gegen Frankreich (1813-1815)

Sieg in der Schlacht bei Waterloo (1815)o Wiener Kongress (1815): Neuordnung Europaso Kleinstaaterei

Philosophie

o Immanuel Kant: Herausbildung des Idealismus Kritik an der reinen Vernunft (1781-87)

Erkenntnisfähigkeit des Menschen Kritik an der praktischen Vernunft (1788)

Gründe für sittliches Handelno neben Konventionen und Geboten sittlicher Wille

Kritik der Urteilskraft (1790) Beschäftigung mit der Ästhetik

o Kunst eines Genies als schöne Kunst (exemplarisch) Anregungen

o (griechische) Antike: Schönheitsidealo Aufklärung: Toleranz, Vernunft, Humanität, Weltbürgertumo Empfindsamkeit: Gefühlskultur, Innerlichkeito Sturm und Drang: Möglichkeiten und Grenzen des Individuumso Idealismus: Erkenntnisthematik

Literarisches Leben Autoren

o Weimar als kulturell-literarischen Mittelpunkt (Musenhof!)o motivierendes Element: Freundschaft zwischen Goethe und Schiller

Publikumo gebildet, elitäro geringes Interesse der breiteren Öffentlichkeit

Autoren und Werke Klassik

o Goethe: Iphigenie auf Tauris, Torquato Tasso, Egmont, Grenzen der Menschheit, Balladen, Faust I, West-östlicher Divan, Wilhelm Meister, Dichtung und Wahrheit, Faust II

o Schiller: ästhetische und philosophische Schriften, Musenalmanach, Wallenstein-Trilogie, Maria Stuart, Die Jungfrau von Orleans, Die Braut von Messina, Wilhelm Tell

Autoren zwischen Klassik und Romantiko Hölderlin: Gedichte, Hyperion, Empedokles-Fragmenteo Jean Paul: Die unsichtbare Loge, Hesperus, Titano Kleist: Penthesilea, Das Käthchen von Heilbronn, Prinz Friedrich von

Homburg, Das Erdbeben in Chili, Michael Kohlhaas

Kennzeichen, Themen und Motive Autonomie: Glaube an die Bildungsfähigkeit des Menschen Entsagung, Begrenzung: Suche nach Ausgleich zwischen den Extremen (Gesetz,

Regel) Maß, Harmonie: Orientierung am Schönheitsideal der Antike Toleranz, Wahrhaftigkeit: Streben nach Humanität

o reine Menschlichkeit durch Kunst und Dichtung Absage an Tagespolitik: Bekenntnis zum Weltbürgertum

Theorie Schiller

o Über Anmut und Würde: Harmonie zwischen Pflicht und Neigung „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.” Ideal: „Schöne Seele“ (sollen = wollen; unbewusst: Grazie/Anmut)

o Über naive und sentimentalische Dichtung: Gegensatz zwischen instinktiver Naturverbundenheit und der Suche nach verlorener Harmonie

o Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen: Kunst als Befreiungsmöglichkeit (Veredelung)

Kanto „Der Mensch ist ein Doppelwesen“: Vernunft x Gefühle/sinnliche

Neigungen

Formen Drama: Ideendrama Epik: Bildungsroman Lyrik: Balladen, Gedankenlyrik

Sprache stilisierte Kunstsprache sentenzhaft, rhythmisiert

Romantik (ca. 1795-1830)

Hintergrund Begriff

o vom altfranzösischen romanz, romant, roman als Bezeichnung für alle Schriften in Volkssprache

o Bedeutung von „Romantisch“ Sinnliches, Abenteuerliches, Wunderbares, Phantastisches,

Schauriges, Abwendung von der Zivilisation, Hingabe zur Naturo Epoche: romantisches Denken und romantische Poesie

Kritik an der Vernunft, Aufhebung der Trennung zwischen Philosophie, Literatur, Naturwissenschaft, Naturnähe, Erleben des Unbewussten

o erste romantische Werke mit unterschiedlichen Betrachtungsweisen von Wesen und Kunst

Tiecks: Franz Sternbalds Wanderungen (1798) Wackenroder: Herzensergießungen eines kunstliebenden

Klosterbruders (1797)o Beginn der Romantik mit Vereinigung der Brüder Schlegel, Novalis,

Humboldts, Schellings in Jena Politik

o Napoleons Hegemoniestreben o 1806 Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation

Gründung des Rheinbundeso 1807-1814 Einleitung der Preußischen Reformen

Bauernbefreiung, Gewerbefreiheit, Städteordnung, Heeresreform, Bildungsreform, Judenemanzipation

o Krieg Napoleons gegen Russland (1812)

o Befreiungskriege 1813-1815 Stärkung des Nationalgefühls

o 16.-19.10.1813 Völkerschlacht bei Leibzigo Niederlage Napoleons in der Schlacht bei Waterloo (18.06.1815)o 1815 Wiener Kongress

Neuordnung Europas Enttäuschung über Ablehnung der Idee eines

wiedervereinigten Deutschlands Wiederherstellung der Zustände vor der Revolution

o Restaurationszeit Zensur und Unterdrückung durch Reparationspolitik

Gesellschaft, Wirtschaft:o Wechsel von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft

verstärkte Entwicklung eines bürgerlichen Selbstbewusstseinso Enttäuschung liberal gesinnter Kreise nach dem Wiener Kongresso beginnende Industrialisierung, wachsendes Kapitalbewusstseino bleibende Untertanenmentalitäto kaum gesellschaftskritische Stimmen

Kulturo Vorläufer

Sturm und Drang Gefühlsbetontheit der Empfindsamkeit

o Gegensätze zu Aufklärung und Klassik Gegenposition zur Rationalität

o Orientierung an mittelalterlicher Lebensweise und Kulturo Hinwendung zur Volkspoesieo subjektive Weltanschauungo In der Philosophie:

Fichte: Wissenschaftslehre (1794) von Sittlichkeit befreites und schöpferisches Ich im

Mittelpunkt radikaler Subjektivismus

Schelling: Ideen zu einer Philosophie der Natur (1797) Einheit von Natur und Geist beseeltes Universum

Schleiermacher: religiöser Individualismus

Literarisches Leben Salonkultur Phasen der Romantik (Wechsel der literarischen Zentren)

o Frühromantik/Jenaer Romantik (ca. 1795-1804) Freundeskreis um Brüder Schlegel, Novalis, Schelling, Humboldt,

Veith, Böhmer erste programmatische Dichtungen Förderung des Weltliteratur Verbreitung des romantischen Denkens durch Vorlesungen August

Wilhelm Schlegels Dramenübersetzungen von Shakespeare

Literaturzeitschriften: Athenäum (1798-1800)

theoretisch-philosophisch orientiert, beeinflusst vom Sturm und Drang, junge Schriftsteller

o Hochromantik/Heidelberger Romantik (ca. 1805-1815) Dichterkreis um Joseph von Eichendorff, Arnim, Brentano Nebenzentren: München und Berlin (Schelling und

Schleiermacher) religiös-konservativ orientiert, gegen Klassizismus und Aufklärung, Unterstützung der Erneuerung des Nationalbewusstseins

Förderung der Volkspoesie (Sagen, Märchen, u. a.)o Arnim und Brentano

Des Knaben Wunderhorno Gebrüder Grimm

Kinder- und Hausmärchen Deutsche Sagen

o Spätromantik/Berliner Romantik (ca. 1815-1830) Salon der Rahel Levin-Varnhagen als Zentrum

zahlreiche Begegnungen , Diskussionen und Debatten Mittelpunkt des Dichterkreises

o Ludwig Tieck, Ernst Theodor Amadeus Hoffmann, Adam von Müller, Bettina von Arnim, Friedrich de la Motte Fouqué

Nebenzentreno Wien

Eichendorff, August Wilhelm Schlegelo Schwaben

Uhland, Mörikeo München

Schelling, Görres Novellen und Erzählungen als beliebte Gattungsformen

o Schwäbische Romantik Übersetzungen, Sammlertätigkeit, Begründung der Germanistik

Autoren und Werke Achim von Arnim: Des Knaben Wunderhorn Clemens Brentano: Godwi, Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen

Annerl, Des Knaben Wunderhorn Adalbert von Chamisso: Peter Schlemihls wundersame Geschichte Joseph Freiherr von Eichendorff: Ahnung und Gegenwart, Dichter und ihre

Gesellen, Aus dem Leben eines Taugenichts, Gedichte E. T. A. Hoffmann: Die Elixiere des Teufels, Das Fräulein von Scuderi,

Lebensansichten des Katers Murr Novalis: Hymnen an die Nacht, Heinrich von Ofterdingen Ludwig Tieck: Der blonde Eckbert, Der gestiefelte Kater, Geschichte des Herrn

William Lovell

Themen und Motive Seelisches, Unbewusstes, Irrationales, Dämonisches, Triebhaftes Widerstand gegen Napoleon Natur, Kind, Heimat, Aufbruch Sehnsucht und Wandern als Lebensgefühl

Mittelalter als idealisierte, heile Welt Ablehnung des Philister Lebens Märchen und Traumwelten im Gegensatz zu Realität und Scheinwelt (Flucht) Suche nach Identität

o Unsichtbares für Sinn in einer sinnentleerten Scheinwelt Nacht

o Projektionsraum für Sehnsüchte, Wünscheo Ort der Begegnung mit dem Inneren, der Stille, der Religiono Entgrenzungserfahrung

Theorie Stimmungen, Gefühle und Erlebnisse im Vordergrund romantischer Dichtung Versuch, Wirklichkeit, Poesie und wahres Leben in Wechselbezug zu setzen alle Sinne (Synästhesie) Künstler als freischaffendes Genie fragmentarische Ausdrucksformen

o Ausdruck für Unbewusstes in Schaffensweise und Wirklichkeitssicht des Dichters

romantische Ironieo literaturtheoretische Position der Ironie o Prägung durch Friedrich Schlegel

Ironie nicht nur einzelnes stilistisches Element im Kunstwerk, sondern Prägung des gesamten Werkes

formaler Wechsel zwischen gegensätzlichen Elementen (z.B. Illusionierung und Desillusionierung)

Selbstreflexion des Kunstwerks innerhalb des Kunstwerkso Distanz zu eigenem Werk, humorvolle Betrachtung des eigenen Schaffenso Schlegel: Selbsterschaffung und -zerstörungo Kunst-/Gestaltungswerkzeug

Friedrich Schlegel: 116. Athenäums-Fragment (1798) aus der Zeitschrift Athenäum

o Zusammenfassung der wichtigsten Merkmale romantischer Poesie: „Die romantische Poesie ist eine progressive Universalpoesie.“

Progressivität = Fortschritt niemals beendet/abgeschlossen, offen für neue Formen und

Inhalte Universalität der Form

Aufhebung der Grenze zwischen Gattungen und Künsten Forderung einer Vermischung von Poesie (an Vers

gebundene Sprache), Prosa (Alltagssprache), Genialität (Künstler), Kritik (Publikum), Kunst- und Naturpoesie (Volkspoesie)

Freundschaft und Liebe als Ideal menschlicher Beziehungen kongruente poetische Individuen = harmonische Individuen

Funktion der Poesie: Poetisierung (Harmonisierung) der Gesellschaft

Formen Epik

o Roman als Prosaform (Universalität): Bildungs-, Entwicklungs- und Schauerroman

o (Kunst-)Märchen, Novelle, Sage Drama: von geringerer Bedeutung

o Vorstellungen von Progressivität und Vermischung von Epik, Drama und Lyrik nur schwer umsetzbar

schwer vereinbar mit strengen Gesetzmäßigkeiteno Lyrische Elemente in Form von eingebundenen Gedichten/Liederno epische Elemente in Kommentierungeno vor allem Lesedrama

zu komplex/umfangreich für Aufführungo Beliebtheit

des Geschichtsdramas Tieck: Kaiser Octavianus (1804) Brentano: Die Gründung Prags (1815) Eichendorff: Der letzte Held von Marienburg (1830)

der Komödie Tieck: Der gestiefelte Kater. Ein Kindermärchen in drei

Akten, mit Zwischenspielen, einem Prologe und Epiloge (1797)

Lyrik: vorherrschende literarische Gattungo Stimmungslyriko religiöse, seelische, historische Themen o Volkslied

Sprache Sprachmagie, Wortmusik, Synästhesie, einfache Bilder

Biedermeier, Junges Deutschland, Vormärz (ca. 1820-1850)

Hintergrund Begriff

o Biedermeier abwertende Verwendung von Realisten zur Kritik der Literatur der

Restaurationszeit Bedeutungswandel ins Positive in der Jahrhundertwende vom 19.

zum 20. Jh. Vorstellung von der „guten alten Zeit“

o jenseits politischer Wirreno Häuslichkeit, Geselligkeit im kleinen Kreis,

Zurückgezogenheit ins Privateo Vormärz

Zeitraum zwischen 1815 und 1848 Unterteilung in Junges Deutschland (1815-1840) und eigentlichen

Vormärz (1840-1848) Ende mit gescheiterter Märzrevolution (1848)

o Junges Deutschland erste Verwendung in Ludolf Wienbargs Ästhetischen Feldzügen

(1834)

Ablehnung der Restauration/des Adels Einsatz für Presse- und Meinungsfreiheit

Politiko 1815 Wiener Kongress: Neuordnung Europaso Interessenkonflikt

deutsche Fürsten: Erstarken restaurativer Kräfte „Junges Deutschland“ (Studenten und Professoren): Freiheit und

politische Einheito 1815 Gründung des Deutschen Bundes zwischen 39 Einzelstaaten unter

dem metternichschen System lockerer Staatenbund Garantie der Souveränität der Einzelstaaten Verhinderung der Herausbildung eines dt. Nationalstaates mit

gleichen Bürgerrechteno Gründung von Burschenschaften u.a. in Jenao „Heilige Allianz“ zwischen Russland, Österreich und Preußeno 1819 Karlsbader Beschlüsse

„Demagogen“-Verfolgungen Verbot der Burschenschaften Überwachung von Universitäten Buch- und Pressezensur der liberalen Opposition

Vorzensur aller Texte unter 20 Bogen (= 320 Seiten)o alle für breites Publikum zugängliche Schriften:

Zeitungen, Zeitschriften, viele Büchero Kritikverbot an herrschenden Verhältnissen,

Regierung, Adel Einsatz von Spitzeln

o 1830 Julierevolution in Frankreicho 1832 Hambacher Fest

Philip Jakob Siebenpfeiffer (1781-1845) Johann Georg August Wirth (1798-1848) mehr als 25.000 Menschen Demonstration für Freiheitsrechte, Volkssouveränität, geeintes

Vaterlando 1834 Gründung des dt. Zollvereins

Beseitigung der innerdeutschen Zollschranken wirtschaftliche Einheit

o 1844 verzweifelter Aufstand der schlesischen Weber blutige Niederschlagung durch Militär Heinrich Heine: Die schlesischen Weber

o Enttäuschung über unerfüllte Hoffnungen auf Veränderungen gesellschaftlicher Verhältnisse und Festhalten dt. Fürsten an alter Ordnung führt 1848 zur Märzrevolution

Gesellschafto Entstehung eines Besitzbürgertums, Landflucht, Anwachsen der

Großstädte, Enttäuschung und Hoffnungslosigkeit in breiten Bevölkerungsschichten aufgrund der politischen Situation

o Bürgertum als führende Kraft in der Revolution 1848 Herausbildung der Arbeiterklasse als eigenständige politische Kraft

wichtigste Theoretiker: Karl Marx (1818-1883) und Friedrich Engels (1820-1895)

o Die deutsche Ideologie (1845/46)o Das Elend der Philosophie (1847)o Manifest der Kommunistischen Partei (1848)o Theorie vom historischen Materialismus

Formen sozialkritischer Literaturo Arbeiter- und Industrieromaneo Reportagen, Skizzen und Berichte

Kultur, Weltbild o Biedermeier

Resignation, Rückzug ins Private, Kleine Tendenz zur Unterordnung und Entsagung

o Junges Deutschland, Vormärz politisches Engagement der jungen Autoren soziale Anklage

Philosophieo Schriften Friedrich Hegels (1770-1831)

Phänomenologie des Geistes (1806) Wissenschaft der Logik (1812/16) Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften (1817) Grundlinien der Philosophie des Rechts (1831)

Literarisches Leben gesteigertes Verlangen nach Unterhaltung und Information wachsende Nachfrage nach Zeitungen und Zeitschriften Bedeutung des Feuilletons Probleme mit der Zensur radikale Zuspitzung der Politisierung der Literatur mit Beginn der 40er Jahre

o erstmals Rechtfertigung in Programmatik Versuch einer Begründung der Politik als Gegenstand der Literatur

Autoren und Werke Biedermeier

o Anette Freiin von Droste-Hülshoff: Naturlyrik; Die Judenbucheo Eduard Mörike: Maler Nolten, Mozart auf der Reise nach Prag; Lyriko Adalbert Stifter: Bunte Steine, Der Nachsommero Franz Grillparzer: Sappho, Das goldene Vlies, König Ottokars Glück und

Ende; Der Traum, ein Leben; Der arme Spielmann Junges Deutschland

o Georg Büchner: Der Hessische Landbote, Dantons Tod, Lenz, Woyzecko Christian Dietrich Grabbe: Don Juan und Fausto Heinrich Heine: Die Harzreise, Buch der Lieder, Atta Troll, Deutschland.

Ein Wintermärchen

Themen und Motive Biedermeier

o Familie, Heimat, einfaches Leben, Liebe, Religion, Glück, häusliches Glück, Vergänglichkeit

o heile poetische Welt gegen Konflikt zwischen Wirklichkeit und Ideal/politische Spannungen

o Ziel: Harmonisierungo bevorzugt kleinere literarische Formeno sittliches Ideal der Zeit

genügsame Selbstbescheidung Zähmung der Leidenschaften Unterordnung unter Schicksal politische Haltung des Mittelwegs Schätzung des inneren Friedens und kleinen Glücks Bedacht auf Ordnung Hang zum Pietismus Interesse für Natur und Geschichte

o biedermeierliche Lebensgefühle Resignation, Weltschmerz, Schwermut, Stille, Verzweiflung,

Entsagung Hypochondrie (übersteigerte Angst vor Krankheit;

melancholisch) Grillparzers, Lenaus und Mörikes Selbstmord Stifters und Reimunds (Freitod)

Junges Deutschland, Vormärzo politische Themen, Frauenemanzipation, Sozialismus

Theorie Grillparzer: Missverhältnis zwischen Leidenschaft und Ordnung (Tragik) Stifter: das „sanfte Gesetz“ Büchner: Betonung der wirklichkeitsgetreuen Darstellung Heine: Autonomie der Kunst

Formen Epik: Kleinformen, Reisebilder, Bildungs- und historischer Roman Drama

o Biedermeier bedeutendste Dramatiker aus Österreich

Grillparzer in der Tradition des Wiener Burgtheaters Volksbühnenautoren Nestroy und Raimund melancholische, pessimistische Einstellung zur Welt

Volkslustspiele Possen: derbe Komik, Verwechslung, ulkige Zufälle,

unwahrscheinliche Übertreibung Komödien Zauberstücke: Spielvorlage mit übernatürlichen Requisiten

und Personalo Zaubermärchen, Zauberposse, Zauberoper,

Zauberspielo Junges Deutschland

Geschichtsdrama Christian Dietrich Grabbe als wichtigster Dramatiker

o Napoleon oder Die hundert Tage (1831) bekanntestes Werk

Grundsteine für Entwicklung des epischen Dramas

o Pessimismus starke Kritik an Wirklichkeitsverständnis der

zeit statt Weltschmerz Georg Büchner

kaum Beachtung unter Zeitgenossen Dantons Tod (1835)

o Uraufführung 1902 Woyzeck (1836)

o erstes soziales Drama der deutschen Literatur Held der Tragödie aus unterster

gesellschaftlicher Schicht Mord an Geliebter durch Druck der

sozialen Stellungo Vormärz

Karl Gutzkow Vielzahl von Tragödien ohne Nachwirkung/Bedeutung Lustspiele bis zum Ende des 19. Jh. festes Repertoire vieler

Bühneno Das Urbild des Tartüffe (1847)

Uraufführung 1844 in Oldenburg satirische Darstellung der Zensurmaßnahmen

seiner Zeit Lyrik

o Biedermeier Idyllisch-Melancholisches formale und inhaltliche Einfachheit und Volksliedhaftigkeit häufig Gedichtzyklen (-> Romantik)

Droste-Hülshoff: Heidebilder (1841/42) Grillparzer, Lenau, Mörike

Balladen, Verserzählungeno Junges Deutschland

Heine: Buch der Lieder (1827) Zusammenfassung der frühen Gedichte 5 Zyklen

o Junge Leiden, Aus der Harzreise, Die Nordseeo Lyrisches Intermezzo, Die Heimkehr

literarischer Ruhm Liedhaftigkeit, metrische Einfachheit, keine

Überschriften, Volksliedstrophe als Strophenform

Thema: unerfüllte/unerreichbare Liebe Reisebericht, Reiselieder, Skizze

o Vormärz wichtigste Gattung zum Ausdruck der politischen Absichten

Gebrauch der Lyrik als politisches Instrument (politische Lyrik)

o Freiligrath, Fallerslebeno Georg Herwegh: Gedichte eines Lebendigen (1841)

Bekanntheit trotz Zensurverboto heftige Diskussionen/Ablehnung unter Schriftsteller

Sprache Biedermeier

o Vertrautheit und Ordnung vermittelnde Bildlichkeito Schlichtheit in Form und Spracheo Volkstümlichkeit und Detailgenauigkeit

Büchner: Wiedergabe von seelischen Haltungen Heine: durch Ironie gebrochene Gefühlssprache

Realismus (1850-1890) und Naturalismus (1880-1900)

Hintergrund Begriff

o Realismus von lat. res für Ding, Sache, Wirklichkeit Begriff äußerst vielschichtig/mehrdeutig

Stilmerkmal Form eines kritischen/sozialistischen Realismus Bezeichnung üfr Literaturperiode poetischer Realismus

Begriffsanwendung auf den deutschen Realismus der 2. Hälfte des 19. Jh. durch Otto Ludwig (1871)

o Bezeichnung einer Stilrichtung exakte Abbildung der Wirklichkeit ohne jegliche Ausschmückungen

und subjektive Ansichten Radikalisierung des Realismus

Politiko Märzrevolution 1848 in Wien, Berlin und anderen Staaten des Deutschen

Bundeso 1861 Wilhelm I. König von Preußeno 1862 Otto von Bismarck preußischer Ministerpräsident

bestimmt außen- und innenpolitische Entwicklungen Stabilität im Deutschen Reich und Europa

o 18.01.1871 Reichsproklamation in Versaille (2. deutsches Kaiserreich) preußischer König -> deutscher Kaiser preußischer Ministerpräsident -> Reichskanzler

o Innenpolitik: „Zuckerbrot- und Peitschenpolitik“ Bismarcks Schaffung von Sozialgesetzen

Bekämpfung der durch die Industrialisierung/Wirtschaftskrise verschärften sozialen Gegensätze

Streit mit liberalen Parteien und Sozialdemokrateno friedliche Außenpolitik mit der Isolation Frankreichso Rücktritt Bismarcks 1890 (Differenzen mit dem neuen Kaiser)

Kurswechsel in der deutschen Außenpolitik unter Wilhelm II. Aufrüstung und Kolonialpolitik

Gesellschaft

o Aufstieg des kapitalorientierten Bürgertums, soziale Spannungen, Arbeiterelend, Verstädterung

o große Fortschritte und Weiterentwicklungen in den Wissenschaften zu Beginn der 1880er Jahre

1884 Dampfturbine 1887 Schallplatte 1893 Dieselmotor

Kultur, Weltanschauungo Relativismus, Pessimismus, Diesseitsorientierung, Sozialdarwinismus,

Sozialismuso Erkenntnisse in den Naturwissenschaften

Charles Darwins Evolutionstheorie Philosophie

o Positivismus Erkenntnis nur aus empirischer Beobachtung der Natur/Erfahrung Hauptvertreter

Auguste Comte Hippolyte Taine

o historischer Materialismus gesellschaftliche Entwicklung des Menschen materialistisch

Sein dominiert über das Bewusstsein Kommunistisches Manifest von Marx und Engels 1848 Ludwig Feuerbach (1804-1872)

o Hyppolite Taine: Milieutheorie Mensch als ein von Milieu und Rasse (Erbanlagen und soziale

Verhältnisse) abhängiges Wesen Basis für positivistische Experimente

Einheit aus Rasse, Milieu und Momento Augste Comte

„positive“ Methode der Analyse

Literarisches Leben Realismus

o Diskussionen über Inhalte und Formen von Literatur hauptsächlich in literarischen Zirkeln

„Tunnel über der Spree“ in Berlin (1827) Naturalismus

o Literarische Erzeugnisse 1880-1885: Dominanz von Theorien, Proklamationen und Lyrik 1885-1890: Prosatexte seit den 90ern: Dramen und Romane

o Phasen Frühnaturalismus 1880-1889 Hochnaturalismus 1889-1895 Zerfall des Naturalismus 1895-?

Strömung zerfließto Zentren

Berlin Zeitschrift „Kritische Waffengänge“

o Gebrüder Hart, Bölsche, Holz, Schlaf 1886 Verein „Durch!“

München: Die Gesellschaft Harmann Conradi

o Entscheidende Einschnitte in Entwicklung des Naturalismus 1885

Gründung der Münchner Zeitung Die Gesellschafto gegründet von Michael Georg Conrad

Veröffentlichung der Gedichtsammlung Buch der Zeit. Lieder eines Modernen (Arno Holz)

1889 Gründung der „Freien Bühne“ in Berlin

o Premiere von Hauptmanns Vor Sonnenaufgang Publikum

o Oberschicht und neuer Mittelstand: bevorzugtes Interesse für Unterhaltungsliteratur, Kunst als Dekor und Statussymbol

Autoreno Außenseiter neben Unterhaltungsschriftstellern

Autoren und Werke Realismus

o Theodor Fontane: Irrungen, Wirrungen, Frau Jenny Treibel, Effi Briesto Friedrich Hebbel: Maria Magdalena, Agnes Bernauero Gottfried Keller: Der grüne Heinrich, Die Leute von Seldwylao Conrad Ferdinand Meyer: Huttens letzte Tage, Der Heilige, Angela Borgia;

Lyriko Wilhelm Raabe: Der Hungerpastor, Stopfkucheno Theodor Storm: Immensee, Pole Poppenspäler, Der Schimmelreiter; Lyrik

Naturalismuso Gerhart Hauptmann

Bahnwärter Thiel, Die Weber, Der Biberpelz Vor Sonnenaufgang

Vermischung von Epik und Dramatiko Arno Holz

bedeutendster Lyriker des Naturalismus Merkmale: Mittelachsenzentrierung, Verzicht auf Reim und Metrik

zur Entscheidenden Beeinflussung des Rhythmuses eines literarischen Werkes

Buch der Zeit (1886)o Johannes Schlaf: Papa Hamlet, Familie Selicke (mit Arno Holz)

Themen und Motive Realismus

o verklärte Wiedergabe des Realen mit distanzierendem Humor und subjektiver Filterung, gedämpfte Sozialkritik, resignative Idylle

o Verarbeitung der Realität mit literarischen Mitteln (keine boße Wiedergabe)

Verklärung der Wirklichkeit mit Humor und Ironie

Kombination von genauer Realitätsbeschreibung mit subjektiver Erzählhandlung

o inhaltliche, formale, stoffliche Einfachheit in oft breiter Ausgestaltung Verzicht auf drastische Stilmittel

o breite Ausgestaltung und harmonische Verbindung der inneren und äußeren Räumlichkeiten

Wirkung auf Leser Eindruck der Realität unmittelbare Anteilnahme

Naturalismuso verschärfte Darstellung des kleinbürgerlichen und proletarischen Milieus,

Determiniertheit des Menschen (Anlage, Umwelt), Scheitern des passiven Helden, Kritik an Obrigkeitsstaat und Kapitalismus

Theorie Freytag: Bedeutung der Dramenkomposition („Pyramide“) Heyse: Bedeutung des „Falken“ für die Novelle Arno Holz: Die Kunst. Ihr Wesen und Ihre Gesetze (1891)

o Sekundenstil; „Kunst = Natur - x“ „x“ möglichst klein, damit exakte Abbildung der Realität

Formen Realismus: Dominanz der Epik

o Erzählungen, Novelle, Romano Lyrik

1848 Grenzbote heftige Kritik an Metaphernüberladenheit der

Restaurationslyriko Gedichte Droste-Hülshoffs

Gegenwirkung zur Entfernung der Lyriksprache von der Alltagssprache

o Hebbel: Ich und Du (1843), Ein Bild aus Reichenau (1848), Herbstbild (1852), Liebesprobe (1854)

keine Darstellung von Realem, sondern Schaffung einer poetischen Welt zur Realität

bedeudente Lyriker (häufig im Schatten ihrer epischen Werke) Storm, Fontane, Keller, Ferdinand von Saar C. F. Meyer: Der römische Brunnen, Zwei Segel, Der schöne

Tag, Auf dem Canal Grandeo Dinggedichte

Verbindung genauer sinnlicher Darstellung der Wirklichkeit mit einer symbolischen und subjektiven Deutung

objektive, distanzierte Betrachtung eines Dings, Vernachlässigung alles Unwesentlichen

häufig Gegenstände der bildenden Kunst als Thema

o Drama Hebbel: Judith (1843), Maria Magdalena (1843), Agnes Bernauer

(1851)

Grillparzer: Die Ahnfrau (1817), Dramentrilogie Das goldene Vließ (1821)

Naturalismus: soziales Dramao Lyrik

behandelte Hauptprobleme: „Soziale Frage“ und Großstadt Großstadtlyrik

o schon zur Häflte des 19. Jh. in Paris, jedoch erstmalige lyrische Erfassung des Sujets

o urbane Lebensweise: Reizüberflutung (reicht bis in Expressionismus)

o Ort des Elends und Schmutzes Verlust aller Aspekte der Natur

Arno Holz: Großstadtmorgen (1886) soziale Lyrik

o meist gemeinsam mit Großstadtlyriko scharfe Sozialkritik

„Revolution“ der Lyrik (Arno Holz) äußerliche Zentrierung der Verse auf gedachte Mittelachse

o Arno Holz: Phantasuso Drama

wichtigstes Mittel literarischer Schöpfung in den 90ern des 19. Jh. Techniken: Dialekt, Jargon, Milieuschilderung, Sekundenstil Kritik von vielen Seiten Ausgangspunkt für die Entwicklung des epischen Theaters für

Brecht Zurückgang des Dramatischen Konzentration auf bestimmte Objekte Reduzierung der Handlung

Episches zur Darstellung des Sozialen Darstellung der Charaktere im Zentrum Einheit von Ort, Handlung und Zeit in einzelnen Akten

Authentizität des Dargestellten offener Anfang und offener Ausgang

Sprache Realismus: sachliche, humorvolle Distanziertheit Naturalismus: Sekundenstil; Umgangssprache, Dialekt

Die Moderne. Literatur zur Jahrhundertwende, Gegenströmungen zum Naturalismus (1880-1910)

Hintergrund Politik

o Ära Willhelm II. (Militarismus, Nationalismus, Imperialismus) Gesellschaft

o kapitalorientiertes reiches Bürgertum, neuer Mittelstand, zunehmende Mobilität, Kleinfamilie

Kultur, Weltanschauungo Werteveränderung, materialistische Orientierung neben

Untertanenmentalität, Zeitkritik durch Nietzsche,

o bedeutende wissenschaftliche Leistungen Albert Einsteins Relativitätstheorie

Krise der Physik zu Beginn des 20. Jh.o Verlust traditioneller Werte

Sigmund Freud

Literarisches Leben Autoren

o Distanz zur gesellschaftlich-politischen Entwicklung, Außenseitero Begriffe: Avantgarde, Elfenbeinturm, Bohèmeo Dichter- und Künstlerkreise in Wien, München-Schwabing und Prag (vgl.

„Kaffeehausliteratur“) Publikum

o elitär, auf kleine Kreise beschränkt Stilpluralismus: allmähliche Ablösung vom Naturalismus in den 90ern durch

gegen- und nachnaturalistische Strömungen/Ismeno Beginn in Österreicho Verdrängung der naturalistischen Objektivität durch „Ich“, Individualität

und Subjektivitäto zunehmende Entwicklung der Ismen durch zunehmende Nietzsche- und

Stirner-Rezeption Expressionisten entfernen sich wieder davon

Literarische Richtungen Neuromantik: gefühlsbestimmte romantische Themen Neuklassik: Betonung strenger Formen, ideelle Themen Heimatkunst: enge provinzielle Themen, Anfälligkeit für faschistische Ideologie Impressionismus: Festhalten flüchtiger Augenblicke Symbolismus: Beschwörung und symbolhafte Andeutung des

Daseinshintergrunds Ästhetizismus Jugendstil

Autoren und Werke Stefan George: Gedichte, Übersetzungen Hugo von Hofmannsthal: Gedichte; Der Tor und der Tod, Jedermann, Der

Schwierige; Zusammenarbeit mit Richard Strauss Rainer Maria Rilke: Das Stundenbuch, Buch der Bilder, Neue Gedichte, Die

Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge, Sonette an Orpheus, Duineser Elegien Arthur Schnitzler: Anatol, Der einsame Weg, Liebelei, Leutnant Gustl Frank Wedekind: Frühlings Erwachen, Lulu

Theorie Sprachproblematik/Sprachkrise der Jahrhundertwende

o Diskussionen um die Möglichkeiten und Grenzen von Sprache Selbstkritik moderner Autoren

Hugo von Hofmannsthal: Brief des Lord Chandoso Verlust der Fähigkeit zusammenhängend zu denken

und zu sprechen

o Denken und Sprechen nur noch in nichtexisteriender Sprache möglich

o Sprachkritik: gegen konventionelle Sprachgewohnheiten

o grundsätzlicher Zweifel, in wiefern Realitätswiedergabe mit Sprache möglich

„l'art pour l'art“: Autonomie der Kunst, Auseinanderfallen von Kunst und Leben, Dichter als Außenseiter

Formen Skizze, Erzählung, Studie, Brief, Kunstmärchen, Essay, Novelle, Aphorismus Lyrik

o dominanteste Formo sprachgewaltig wie kaum zuvor

Metaphern, Symbole, Bilder, Alliterationen, Assonanzen, Synästhesien

o Prosagedicht, lyrische Einakter

Sprache Impressionismus: Parataxen, Ellipsen, Sprachauflösung Symbolismus: Sprachskepsis neben Musikalität, Sprachmagie

Der Expressionismus (ca. 1910-1925)

Hintergrund Expressionismus

o von lat. expressio für Ausdrucko „Ausdruckskunst“o 1911 Übertragung von Bildender Kunst auf Literatur durch Kurt Hiller

Politiko Erster Weltkriego Novemberrevolution 1918

Ende des Kaiserreichs/der Monarchie Errichtung einer parlamentarischen Republik

o Krisenjahre der Weimarer Republik Wahlen zur Nationalversammlung

Friedrich Elbert als erster Präsident der Weimarer Republik (19.01.1919)

Annahme der Weimarer Verfassung durch Mehrheit der Nationalversammlung (11.08.1919)

Gesellschafto Industrialisierung, Massengesellschaft, Großstadtleben

Kultur, Weltbildo Verhaltensunsicherheiten, Anfälligkeit für Diktatureno Flucht in ästhetische Scheinwelteno Hinwendung zur eigenen Existenzo Versuch eines idealistischen Aufbruchs in Expressionismus

Impulsgebero Bergson, Kierkegaard

o Darwinismuso Kulturpessimismus Friedrich Nietzscheso Psychoanalyse Sigmund Freuds

Literarisches Leben Berlin als Zentrum einer Massenkultur Beginn des Kabaretts, von Film und Kino Zeitschriften: Die Aktion, Der Sturm Phasen

o Frühexpressionismus 1910-1914o Kriegsexpressionismus 1914-1918o Spätexpressionismus 1918-1925

Autoren und Werke Gottfried Benn: Morgue-Gedichte; Gehirne-Novellen Alfred Döblin: Berlin Alexanderplatz Georg Heym: Lyrik Kaiser: Die Bürger von Calais Franz Kafka: Die Verwandlung, Das Urteil, Der Prozeß, Vor dem Gesetz Heinrich Mann: Professor Unrat, Der Untertan Carl Sternheim: Die Hose Ernst Toller: Die Wandlung, Masse Mensch Georg Trakl: Lyrik

o Der Herbst der Einsamen, Grodek Franz Werfel: Der Spiegelmensch, Stern der Ungeborenen

Kennzeichen, Themen und Motive Kennzeichen

o Protest gegen Individualitätsverlust, Kulturverfall, Materialismus, technischen Fortschritt, soziales Elend

o Glaube an einen Wandel zur Humanitäto Resignationo Ablehnung aller Arten auf Logik und Erklärbarkeit basierenden Denkenso Erfassung des Wesens der Dinge vor der Betrachtung des menschlichen

Individuums Themen und Motive

o Ich und Welt, Krieg, Großstadt

Theorie Edschmid: Expressionismus als Ausdruck intensiven Gefühls Pinthus: das Menschliche als Ziel des Expressionismus Benn: Expressionismus als Wirklichkeitszertrümmerung, Kunst als Mittel gegen

Nihilismus Beginn der Montage- und Simultantechnik

Formen Lyrik

o zunächst dominierend erste expressionistische Gedichte

Else Lasker-Schüler: Weltende (1905) Jakob van Hoddis: Weltende (1910)

o Mischung von Traditionsbruch und Beibehaltung traditioneller lyrischer Form

o Sprache und Form Experimente in der Form Brechung des grammatischen Satzbaus der Verse

große Metaphorik, Bildlichkeit und Farbsymbolik hässliche/schockierende Elemente

Gedichte Gottfried Benns Aufgabe der ästhetischen Ausgrenzung des Hässlichen (wie

in anderen Strömungen) Neologismen

o Ausdruck für Gefühleo Chansons, Songs, Balladeno wichtigste Lyriker

Else Lasker-Schüler, Jakob van Hoddis, Franz Werfel, Alfred Lichtenstein, Gottfried Benn, Johannes Becher, Ernst Stadtler, August Stramm, Georg Trakl

Dramao reduzierte Bühnenmittelo Typen

Wandlungs-, Erlösungs- und Verkündigungsdrama Typus des Stationendramas

Aufbrechung der traditionellen Dramenform Gang der Handlung in ungeordneter Reihenfolge

o einzelne, meist unverbundene Elemente, Stationen oder Bilder

o Thematik Wandlungsprozess des Protagonisten

programmatisch in Tollers Die Wandlung (1919)o freiwillige Kriegsbeteiligung des Protagonisteno Aufdeckung der wahren Kriegsgründeo Abwendung vom Kriego Hinwendung/Verbreitung der Revolution

o Brechts dramatisches Frühwerk Baal (1919) Trommeln in der Nacht (1922)

Epiko kurze Formen (Erzählung, Novelle) dominieren

Sprache deutliche Abhebung von anderen Stilrichtungen

o intensivierter, pathetischer und hymnischer Ausdrucko Ekstase und Pathos

Brechung grammatischer Normeno hoher Metapherngebrauch und große Farbsymboliko extrem subjektivo Sprachexperimente (Sprachreduktion, „Telegrammstil“)

Die Literatur in der zweiten Hälfte der Weimarer Republik (1925-1933)

Hintergrund Begriff der Neuen Sachlichkeit

o Stilbezeichnung für Malerei und Literatur der 20er Jahre des 20. Jh.o objektive Darstellung der sozialen und ökonomischen Wirklichkeit

Politiko Erster Weltkrieg von 1914 bis 1918o Entstehung der Republiko drei Phasen der Weimarer Republik

Krisenjahre 1919 bis 1923 Goldene Zwanziger 1924 bis 1928 Weltwirtschaftskrise und Untergang 1929 bis 1933

o Erfolge in der Außenpolitik, innenpolitische Spannungen, Destabilität durch Weltwirtschaftskrise

Gesellschafto Arbeitslosigkeit, Radikalisierung

Kulturo „Goldene Zwanziger“, Berlin als Zentrum der Massenkultur

Literarisches Leben Unterhaltung und Medien

o Kabarett, Film, Rundfunk: Hörspiel Autoren

o schlechte finanzielle Lage, politisches Engagemento Organisation von Schriftstellern als eine Gegenreaktion auf Richtlinien der

Verlage 1909 Schutzbund deutscher Schriftsteller (SDS)

Rechtsschutz gegen staatliche Eingriffe in die Literaturschöpfung seiner Mitglieder

1921 PEN-Club Einsatz für Weltfrieden und Antirassismus

o nur theoretisch Meinungsfreiheit und Nichtvorhandensein einer Zensur Störung unzensierter Veröffentlichungen

Schund- und Schmutzgesetzo zahlreiche Bücherverbote

Publikumo wachsendes Interesse an trivialer Sensationsliteraturo rechte Szene: Gegner moderner Kunst

Autoren und Werke Bertolt Brecht: Baal, Die Dreigroschenoper, Mutter Courage und ihre Kinder, Der

gute Mensch von Sezuan, Leben des Galilei Broch: Die Schlafwandler, Der Tod des Vergil Lion Feuchtwanger: Jud Süß, Erfolg Hermann Hesse: Unterm Rad, Siddhartha, Der Steppenwolf, Das Glasperlenspiel Thomas Mann: Buddenbrooks, Der Tod in Venedig, Der Zauberberg, Joseph und

seine Brüder, Doktor Faustus

Joseph Roth: Hiob, Radetzkymarsch

Richtungen, Themen und Motive Neue Sachlichkeit: objektive Wiedergabe der Wirklichkeit religiös orientierte Literatur: christlich-humane Weltsicht Naturlyrik: sachlich und naturmagisch Heimatkunst: trivial und ambivalent proletarisch-sozialistische Literatur: Orientierung am Sozialistischen Realismus

Theorie, Formen und Sprache Theorie

o 1930 erste theoretische Überlegungen Brechts zum Epischen Theater Niederschrift in Anmerkungen zur Oper Aufstieg und Fall der Stadt

Mahagonny Gegenüberstellung: dramatische und epische Form des

Theaters Formen

o Epik Zeitroman, historischer Roman Essay, Hörspiel

o Drama Zeit- und Lehrstücke, Dokumentartheater, politisches Drama, Film Volksstück

Carl Zuckmayero Der fröhliche Weinberg (1925)o Der Hauptmann von Köpenick (1931)

Oper Brecht: Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny

Episches Theater Brechung der Illusion mit Verfremdungseffekten

o Erzählerkommentare zum Publikumo Spruchbänder, Plakateo Songs, Chöre

moderne Theaterform Brechtso radikaler Bruch mit der Tradition des Dramas nach

Aristoteles oder Lessing kein strenger Aufbau

o keine Einteilung in Akte und Szeneno Form von Episoden

Ende meist offen Wirkungsabsicht nicht mehr Einfühlung des Zuschauers in

Protagonisteno neue Wirkungsabsicht

Distanzierung zum Dargestellten Ermöglichung einer Interpretation seitens des

Zuschauers Anregung zur Veränderung erkannter

Missstände episch, da außerhalb der Handlung ein Erzähler

o Lyrik wichtigstes Kriterium: Orientierung am Gebrauchswert

Gebrauchslyriko Steuerung der Rezeptionen der Werke durch

Autoren mithilfe lyrischer Gebrauchsanweisungeno Bertolt Brecht

Hauspostille, Anleitung zum Gebrauch der einzelnen Lektionen

o Erich Kästner Herz auf Taille (1928) Gesang zwischen den Stühlen (1932)

o Tucholsky Ideal und Wirklichkeit

o Ossietzky Gebrauchslyrik Naturlyrik, Ballade, Songs, Schlager, Marschlied

Spracheo Zeitschichtung, Montage, stream of consciousness, Perspektivenwechsel,

Syntaxauflösung, Umgangssprache, Dialekto Mittel der Verfremdung

Die Literatur in der Zeit des Nationalsozialismus (ca. 1933-1945)

Hintergrund Begriff der Exilliteratur

o vom lat. exilium für Verbannungo Emigrantenliteraturo sämtliche Werke mit Entstehung im Exil (politische Verfolgung)

Historischer Hintergrundo 1929 Weltwirtschaftskrise

starke Betroffenheit Deutschlands 1930 Notverordnungen

o politische Machtübernahme der NSDAP mit Vorsitzendem Adolf Hilter (30.1.1933)

Nationalsozialistische Diktatur Gleichschaltung von Politik, Gesellschaft und Kultur Reglementierung von Kunst und Literatur

o große Bücherverbrennung unter dem Motto „Wider den undeutschen Geist“ (10.5.1933)

Vernichtung der Werke von über 250 Autoren darauffolgend erste große

Auswanderungswelle ideologische Quellen: Sozialdarwinismus, Gobineau,

Chamberlain, Rosenbergo 1935 Nürnberger Gesetze gegen Judeno 1.9.1939 Beginn des Zweiten Weltkriegs mit Überfall auf Polen

Während Kriegsjahren Hinrichtung von politischen Gegnern und Millionen von Juden in Konzentrationslagern

o 8.5.1945 bedingungslose Kapitulation Deutschlands Einstellung der Kriegshandlungen

Isolation im Exil („Exilierte“)o Vielzahl von Problemen

verschwindende Hoffnungen auf rasche Auflösung der Nationalsozialisten

Abtrennung der Kontakte zum Heimatland erschwertes Leben in fremder Umgebung

o kleiner Teil von emigrierten Autoren durch schriftstellerische Arbeit genug Mittel für konstanten sozialen Status

o Unsicherheit der neuen, aufgezwungenen Heimat (z.B. Frankreich) erneute Flucht Amerika als letzte Möglichkeit

Brecht, Feuchtwanger, Thomas Mann, Heinrich Mann, Zuckmayer

Vergrößerung der Isolation durch Trennung von der europäischen Kultur

o gemeinsamer Protest gegen Nationalsozialismus 1933 Seghers Zeitschrift „Neuen Deutschen Blätter“ in Prag Klaus Manns Zeitschrift „Die Sammlung“

Vereinung antifaschistisch eingestellter Schriftsteller über 400 Exilzeitschriften Einsatz Brechts und Bechers für internationales Antifaschismus-

Bündnis

Literarisches Leben Emigration: Tradition demokratischer bzw. marxistischer Kultur innere Emigration: christliches bzw. existenzialistisches Gedankengut Gefährdung der Autoren Verarmung des Literaturbetriebs antifaschistische Literatur

o nach Heinrich Mann einzige deutsche Literaturo Aufgaben

Aufklärung der Welt über Nationalsozialisten Unterstützung des Widerstands in Nazi-Deutschland

o historischer Gesellschaftsroman große Beachtung in Weimarer Republik Anknüpfen an durch Nationalsozialisten unterbrochene

Entwicklung der Gattung Heinrich Mann: Henri Quatre

bedeutungsvollster historischer Roman des Exilso direkter Kampf gegen Drittes Reich

Radioreden, Manifeste, Flugblätter, Tarnschriften Anna Seghers Roman Das siebte Kreuz (1942)

Widerspiegelung des alltäglichen Lebens im Dritten Reich Brecht als wichtiger Lyriker, Prosaist, Dramatiker und

Literaturtheoretiker überlegene Einschätzung des Dritten Reiches Entwicklung neuer literarischer Formen Lehrtheater mit Weltruhm

o Der gute Mensch von Sezuano Mutter Courage und ihre Kinder

o Leben des Galilei Brechts Theorie des epischen Theaters

o 1949 Kleiner Organon für das Theater

Autoren und Werke, Themen und Motive Exilliteratur

o Autoren als Repräsentanten deutscher Kulturtraditiono Stellungnahme der Autoren zu den Vorgängen in Deutschlando Autoren: Thomas Mann, Brecht, Klaus Mann, Feuchtwanger, Seghers,

Lasker-Schüler, Werfel Antifaschistische Literatur in Deutschland

o Bedeutung der Frankfurter Zeitungo Thematisierung der Macht durch Bergengruen, Schneider, Klepper,

Andreso Rückzug ins Innereo Religiöses: Naturlyrik, religiöse Lyrik

Faschistische Literaturo Heroisierung von Volk, Reich, Führer und Krieg

Theorie, Formen und Sprache Theorie

o Expressionismusdebatteo Diskussion über historischen Roman

Formen und Spracheo Exilliteratur: Aufrufe, Anklagen, Essays, Erzählungen, Romaneo Innere Emigration: Lyrik; Tagebuch, Essayo NS-Literatur: Bauern- und Kriegsromane

Nachkriegsliteratur (ca. 1945-1950)

Hintergrund Begriff

o „Trümmerliteratur“ oder „Kahlschlagliteratur“o Trümmer

in Schutt und Asche liegende Städte zerstörte Ideale und Utopien Wirklichkeit des Krieges Erfahrung zwischen Tod und Überleben innerhalb der Trümmer

Politischo 8.5.1945 Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa mit bedingungsloser

Kapitulation Deutschlandso Abwurf der amerikanischen Atombomben am 6. und 9. August 1945 auf

Hiroshima und Nagasaki Kapitulation Japans

o Potsdamer Konferenz der Siegermächte im August 1945 Aufteilung Deutschlands und Berlins in vier Besatzungszonen

sowjetische, englische, amerikanische, französische Entwaffnung, Entnazifizierung, Demokratisierung

o Vollziehung der politischen Teilung mit Etablierung der Einzelstaaten

7.10.1949 Verkündigung der Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik mit Genehmigung der UdSSR

7.9.1949 Gründung der Bundesrepublik Deutschland

Nachkriegsliteratur große Gespaltenheit unter den Autoren

o Verarbeitung x Verdrängung der NS-Diktaturo Kontroverse zwischen Innerer Emigration und Exilliteraturo politische Trennung

Sowjetische Besatzungszone breite Öffentlichkeit für Verarbeitung der Vergangenheit

durch zurückgekehrte Exilautoreno Bertolt Brecht, Anna Seghers, Johannes Becher,

Arnold Zweig, Stephan Hermlin, Stefan Heym Westliche Besatzungszone

Engagement zur Aufarbeitung der Vergangenheit durch zurückgekehrte Exilautoren unerwünscht (z.B. Alfred Döblin)

Durchsetzung konservativer Autoreno Verdrängung der jüngsten Vergangenheit

Gruppe 47o Netzwerk von Autoren und Verlegern

jährliche Versammlungen Vorstellung neuer Werke von eingeladenen Nicht-

Mitgliederno 1. Lesung: Wolfdietrich Schnurres Erzählung Das

Begräbnis Talentschmiede, da später große Bekanntheit der Autoren

Heinrich Böll, Paul Celan, Günter Eich, Günter Grass Lyrik

o wichtigste Gattung Prosa durch nationalistische Sprache unglaubwürdig und

verunglimpft beste Möglichkeit zum Ausdruck von Empfindungen und

Erfahrungen

Autoren und Werke Bertolt Brecht Paul Celan Arno Schmidt Carl Zuckmayer