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Praxisinformation Bundesforschungszentrum für Wald Seckendorff-Gudent-Weg 8, 1131 Wien, Österreich http://bfw.ac.at Nr. 37 – 2015 13Z039578 M Biodiversität im Wald

M 8 7 5 9 3 0 3 Praxisinformation 1 - wald-in-oesterreich.at fileUniv.-Prof. Dr. Thomas Geburek Leiter des Institutes für Waldgenetik des BFW Die Biodiversität im Wald ist gegenwärtig

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Praxisinformation

Bundesforschungszentrum für WaldSeckendorff-Gudent-Weg 8, 1131 Wien, Österreichhttp://bfw.ac.at

Nr. 37 – 2015

13Z0

3957

8 M

Biodiversität im Wald

Univ.-Prof. Dr. Thomas GeburekLeiter des Institutes für Waldgenetik des BFW

Die Biodiversität im Wald ist gegenwärtig ein Thema, dem sich Expertinnen undExperten aus den Bereichen Forstwirtschaft, Naturschutz und Forschung beimBFW-Praxistag 2015 in Wien in einer spannenden Diskussion gestellt haben. DieReferate sind in dieser BFW-Praxisinformation zusammengefasst.

Eine Kernaufgabe des BFW ist es, als Schnittstelle zwischen Politik und Wissenschaftzu agieren und die Politik in ihren Entscheidungen zu beraten. Gemeinsam mit an-deren verschiedenen Interessensgruppen wurde im Rahmen der Veranstaltung einoffener Dialog initiiert. Deshalb haben neben BFW-Vertretern auch mehrere externeReferentinnen und Referenten von Naturschutzgruppen und Interessensvertretun-gen zum BFW-Praxistag beigetragen. Die Auftaktveranstaltung in Wien hat gezeigt,dass ein großer Informations- und Kommunikationsbedarf seitens aller Beteiligtenbesteht.

Anlass zum Thema ist die neue nationale Biodiversitäts-Strategie 2020+, die Inhaltewie invasive Arten, Klimawandel, zunehmenden Flächenverbrauch oder Fragmen-tierung von Lebensräumen anspricht und zur Umsetzung internationaler sowieEU-Verpflichtungen beiträgt. Wichtig sind dabei die Bewusstseinsbildung derGesellschaft, die Wiederherstellung von Ökosystemleistungen und die Eindämmungdes Biodiversitätsverlustes, um einen nationalen sowie globalen Beitrag zu leisten.

Forschung und Monitoring werden im Zuge der Biodiversitäts-Strategie als wichtigesZiel hervorgehoben. Das BFW schafft dazu in vielen Bereichen die Datengrundlage,von der genetischen Diversität, über die Artenvielfalt bis hin zur Mannigfaltigkeitder Ökosysteme. Nur auf wissenschatlicher Basis stehende Kenntnisse können dieGrundlage einer fundierten Politikberatung sein. Die vom BFW betreuten Gener-haltungswälder und Plantagen schützen den Genpool gefährdeter Baumarten. DieUrsachen des Eschentriebsterbens werden erforscht und Lösungsansätze liegenvor. Durch die Betreuung der Naturwaldreservate und der Erforschung von dortnatürlich ablaufenden Prozessen tragen wir zum Erhalt der Biodiversität bei.

Nach dem Motto „Wir erhalten und nutzen die Vielfalt“ möchte das BFW mitdiesem Heft Beiträge zur aktuellen Diskussion leisten, um gemeinsam Lösungenrealisieren zu können.

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Inhalt

Impressum

GABRIELE OBERMAYRBiodiversitätsstrategie Österreich2020+ ........................................................3

THOMAS GEBUREK ET AL.Biodiversitätsindex Wald - Einer füralle! ..........................................................6

GEORG FRANKZwei Jahrzehnte Naturwaldreser-vate – jetzt wird´s interessant! ..........9

HERFRIED STEINERArtenvielfalt: Beispiele aus dem Naturwaldreservatenetz anhand derVegetation ............................................13

JANINE OETTEL UND SEBASTIAN LIPPBiodiversitätsmonitoring für Bildungs-zwecke in Naturwaldreservaten ....16

HEINO KONRAD UND THOMAS GEBUREKGenetische Vielfalt: Warum brauchenwir Generhaltungswälder und -planta-gen? ......................................................20

FRANZ STARLINGER UND MICHAEL ENGLISCH„Gastbaumart“ oder „invasive ge-bietsfremde Art“ – ein Spannungsfeld

................................................................24

GERNOT HOCHForstschutz und Biodiversitätsschutz:Gegner oder Verbündete? ................27

BERNHARD BUDILBiodiversität und Waldbewirtschaf-tung aus Sicht der Waldbesitzer ....30

BERNHARD KOHLERNaturschutz: Anforderungen an dieWaldbewirtschaftung hinsichtlich Biodiversität im Wald ........................31

Dr. Peter MayerLeiter des BFW

ISSN 1815-3895© April 2015Nachdruck nur nach vorheriger schriftlicher Zustimmung seitens desHerausgebers gestattet.Presserechtlich verantwortlich:Peter Mayer, Bundesforschungs- undAusbildungs zentrum für Wald, Natur -gefahren und Landschaft (BFW)Seckendorff-Gudent-Weg 8,1131 Wien, ÖsterreichTel.: +43 1 87838 0http://bfw.ac.atRedaktion: Thomas Geburek, Christian LacknerLayout und Umschlag: Edith Franz, www.edithfranz.atalle Bilder BFW ausgenommen: Titelbild:G. Frank; S. 3: „Drofa (1)“ von volganet.ru- Wikimedia Commons; S. 6: nach Noss,1990; S. 11 und 12: G. Frank; S. 14: H. Stei-ner; Seite 17: J. Oettel; S. 19: H. Steiner;S. 25: "Persicaria perfoliata 080922" byQwert1234 at - Wikimedia Commons; S.26: BFW/L. Weißenbacher; S. 28: J. Con-nell; S. 29: BFW/G. Hoch; S. 32: GeppBezugsquelle: BFW-BibliothekTel.: +43 1 87838 1216E-Mail: [email protected]

Die Biodiversitätsstrategie Österreich2020+ zielt darauf ab, die Lebensvielfaltin Österreich zu erhalten, den Verlustan Arten, genetischer Vielfalt undLebens räumen einzubremsen und dieGefährdungsursachen zu minimieren.

Österreich ist ein Land der Vielfalt.Schöne Kulturlandschaften, die Vielfaltan Pflanzen, Tieren und Lebensräumenmachen unser Land einzigartig. Sie sinddie Grundlagen für ein lebenswertes, ge-sundes und wirtschaftlich starkes Land.Diese Grundlagen gilt es zu sichern – füruns und unsere zukünftigen Generatio-nen.

Die Vielfalt ist gefährdet durchverschiedene Einflüsse: Klimawandel Flächenverbrauch und Versiegelung Lebensraumzerstörung und

-zerschneidung Luftverschmutzung gebietsfremde invasive Arten Nutzungsintensivierung, u.v.m.Zu den bisherigen Erfolgen im Biodiver-sitätsschutz zählen insbesondere: 27 %der Fläche Österreichs sind als Schutzge-biete ausgewiesen, 16 % als Natura 2000-Flächen. Der Bartgeier und die Groß-trappe konnten wieder angesiedelt wer-den. Auch Maßnahmen im Rahmen desProgramms Ländliche Entwicklung, desÖPULs sowie die Wald-Umweltmaßnah-men tragen zum Erhalt der Biodiversitätin Österreich bei.

Warum neue nationale Strategie?Österreich hat sich verpflichtet, interna-tionale und EU-Vorgaben im Bereich der

Biodiversität umzusetzen. Das Überein-kommen zur biologischen Vielfalt mitden globalen Aichi Biodiversitäts-Zielen2020 und die EU-Biodiversitätsstrategie2020+ geben die politischen Zielrichtun-gen für die nationale Strategie vor.

Mehrere der Ziele aus der EU-Biodi-versitätsstrategie betreffen auch denWald: verbesserte Umsetzung des Na-turschutzrechts, nachhaltige Land- undForstwirtschaft, Bekämpfung gebiets-fremder invasiver Arten und Beitrag zurAbwendung des globalen Biodiversitäts-verlustes.

Im November 2012 wurde vomBMLFUW, Umweltbundesamt und vonden Bundesländern ein Projekt zur Ent-wicklung der Strategie gestartet. Ziel wares, alle relevanten Stakeholder und Ak-teure einzubeziehen und das Biodiversi-tätsanliegen in allen relevanten Sektorenzu stärken. Die Biodiversitätsstrategie istganz klar ein Gemeinschaftsprojekt mitdem Ziel, die Kräfte zu bündeln und dieSynergien zu maximieren. Viel Wertwurde auch darauf gelegt, dass die Stra-tegie verständlich formuliert wird – auch

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GABRIELE OBERMAYR

Biodiversitätsstrategie Österreich 2020+

Erfolgreich konnte dieGroßtrappe wieder inÖsterreich angesiedelt werden

für die breite Öffentlichkeit sollen dieZiele kommunizierbar sein.

Es fanden mehrere thematischeWorkshops statt, bis schlussendlich imFrühjahr 2014 der erste Entwurf vorlag.Dieser wurde in der Nationalen Biodi-versitäts-Kommission diskutiert und be-schlossen. Der Kommission gehören Ver-treterinnen und Vertreter aller relevantenStakeholder- bzw. Akteursgruppen imThemenbereich an. Sie berät den Bun-desminister für Land- und Forstwirt-schaft, Umwelt und Wasserwirtschaft inAngelegenheiten der Biodiversität.

Im September 2014 erhielt Bundes-minister DI Andrä Rupprechter die Stra-tegie, die er an den EU-Kommissar Po-tocnik und an den Exekutiv-Sekretär desCBD-Prozesses, Braulio F. de Souza Dias,übergab. Ein Bericht zur Strategie wurdeim Oktober 2014 von Bundesminister DI Rupprechter an die österreichischeBundesregierung übergeben.

Biodiversitätsstrategie Österreich2020+Die Biodiversitätsstrategie Österreich2020+ legt Ziele und Maßnahmen fürden Erhalt der biologischen Vielfalt inÖsterreich fest. Diese orientieren sich anden von der EU sowie international – imRahmen des Übereinkommens Biologi-sche Vielfalt – vorgegebenen Zielen.

Die Strategie definiert dazu fünfHandlungsfelder: Biodiversität kennen und anerkennen Biodiversität nachhaltig nutzen Biodiversitätsbelastungen reduzieren Biodiversität erhalten und entwickeln Biodiversität weltweit sichernIn der Strategie sind 12 Ziele mit Unter-zielen definiert und 147 Maßnahmen an-geführt. Die Umsetzung soll jährlich eva-luiert werden, Berichte sind für 2017und 2020 vorgesehen. Finanziert werdendie Maßnahmen aus einem Mix öffentli-cher und privater Mittel und durch In-anspruchnahme der EU-Programme wieVerordnung Ländliche Entwicklung undLife.

Wald in der StrategieWald ist in unterschiedlichen Zielen ein-gebunden. So etwa bei Ziel 3 „Biodiversi -tät nachhaltig nutzen“. Hier wird ange-führt, dass der Erhaltungszustand vonArten und Lebensräumen, die vom Waldabhängen, zu verbessern ist. Der Tot-holzanteil und die Zahl an Altbäumensind zu erhöhen sowie traditionelles Wis-sen ist zu erhalten.

Zu diesen Zielen sind bereits auchMaßnahmen festgelegt, die über dasösterreichische Waldökologie-Programmfinanziert werden. So werden Anreize fürden Erhalt von Totholz und Altbäumengesetzt. Die Umwandlung oder Überfüh-rung naturferner Bestände in Bestände,die sich an den Baumarten der poten-ziellen natürlichen Vegetation orientie-ren, werden finanziell unterstützt.Ebenso der Erhalt naturnaher Bestände.

Wie werden die Ziele evaluiert? Parameter sind z.B. die Natürlichkeit derBaumarten-Zusammensetzung und derAnteil von Totholz sowie der Biodiversi-tätsindex Wald, der vom Bundesfor-schungszentrum für Wald entwickeltwurde.

Als weiteres Beispiel sei auf das Ziel10 „Biodiversität erhalten und entwik-keln“ hingewiesen. Dort wird festgelegt,

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Ein Ziel derStrategie istein höhererTotholzanteil

Biodiversitätsstrategie

als Download:

www.bmlfuw.gv.at

(Rubrik Umwelt –

Natur- und Artenschutz

– biologische Vielfalt)

BIODIVERSITÄTS-STRATEGIE ÖSTERREICH 2020+ VIELFALT ERHALTEN – LEBENSQUALITÄT UND WOHLSTAND FÜR UNS UND ZUKÜNFTIGE GENERATIONEN SICHERN!

dass der Erhaltungszustand bei 36 % derLebensräume und 17 % der Arten gemäßFauna-Flora-Habitat-Richtlinie verbessertwerden soll; das gleiche soll für 78 %der Arten der Vogelschutz-Richtlinie er-reicht werden. Weitere Ziele sind: 15 %der verschlechterten Ökosysteme sindverbessert oder wiederhergestellt. Einenatürliche Entwicklung erfolgt auf 2 %der Fläche Österreichs. Und die Strategie Klimawandelanpassung ist umgesetzt.

Diese ambitionierten Vorgaben sollenunter anderem durch eine Priorisierungvon Arten und Lebensräumen erreichtwerden. Möglichkeiten zur Ausweisungvon Naturgebieten im Rahmen beste-hender Schutzgebietskonzepte sollenüberprüft werden. Außernutzungstellungsoll im Zuge eines Vertragsnaturschutzeserfolgen. Es sollen eine Auen strategieund ein Aktionsplan zur Erhaltung dergenetischen Vielfalt wildlebender Artenentwickelt werden. Die Repräsentativi-tät, Kohärenz und Konnektivität derSchutzgebiete sollen geprüft werden. DieAlpenkonvention und ihre Protokollesollen umgesetzt sein.

Forschung und Monitoring aus-bauenEin weiteres Vorhaben ist der Ausbauvon Forschung und Monitoring. Dabeiwird angestrebt, dass die Kenntnisse be-züglich Biodiversität erhöht und die Zu-sammenhänge zwischen menschlichemHandeln und Biodiversität bekannt sind.Ziel ist es, dass Daten zum Status, zuden Trends von Arten und deren geneti-sche Diversität und Lebensräume sowiezu Einflussfaktoren und Erhaltungsmaß-nahmen vorhanden sind und diese beipolitischen Entscheidungen berücksich-tigt werden.

Als Maßnahmen sind vorgesehen,dass die Roten Listen aktualisiert undeine flächendeckende Biotopkartierungausgebaut wird. In der Ausbildung, vorallem in der taxonomischen Grundlagen-forschung, soll stärker auf Biodiversitäteingegangen werden. Eine Möglichkeitverspricht man sich auch durch CitizenScience (Bürgerwissenschaft), das bedeu-tet, dass Laien und Amateure in Projek-ten mitarbeiten, sie melden Beobach-tungen, führen Messungendurch und werten Datenaus. Die bestehenden Mo-nitoring-Systeme sollen aufihre Aussagekraft hinsicht-lich Klimawandelanpas-sung überprüft werden.

HerausforderungenMit dem Schreiben undFormulieren einer Biodiver-sitätsstrategie ist nochnicht alles getan. Eine Her-ausforderung sehe ichdarin, die Bekanntheit derStrategie zu erhöhen und sie in beste-hende Programme zu integrieren. Die Finanzierung muss langfristig gesichertsein und der politische Wille zur Umset-zung gestärkt werden. Die Umsetzungder Biodiversitätsstrategie ist ein Ge-meinschaftsprojekt, Kooperationen überalle Sektoren hinweg müssen eingegan-gen werden.

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Anreize für den Erhalt vonTotholz und Altbäumenwerden gesetzt

Als eine Maßnahme solleine flächendeckendeBiotopkartierung ausge-baut werden

Dipl.-Ing.in Gabriele Obermayr, Ministerium für ein lebenswertesÖsterreich (BMLFUW), Abteilung I/3: Umweltförderpolitik,Nachhaltigkeit, Biodiversität, Stubenbastei 5, 1010 Wien, [email protected]

„Können wir Biodiversität überhauptmessen?“ Das BFW arbeitete instituts -übergreifend an einer bundesweiten In-dikatorliste, um ein Abbild dieser kom-plexen Materie zu erzeugen. Bei derHerleitung greift man auf biodiversitäts -relevante Ergebnisse der österreichis-chen Waldinventur zurück. Der Biodi-versitätsindex Wald ist ein neues Be -wertungsinstrument in der Biodiver-sitätsstrategie 2020+.

Für die Umweltpolitik hat die Erhaltungder Biodiversität hohe Priorität. DieVielfalt des Lebens, wie Biodiversitätauch manchmal bezeichnet wird, ist aberäußerst komplex. Sie umfasst die Man-nigfaltigkeit innerhalb von Arten(genetische Diversität), zwischen denArten (Artendiversität) und der Ökosys-teme (Ökosystemdiversität) sowie derenWechselwirkungen und schließt damitauch die Funktions- und Strukturvielfaltderselben ein (Abbildung 1).

Das komplexe Gebilde „Biodiversität“ist weder in ihren einzelnen Komponen-

ten noch in ihren Wechselwirkungen ge-nau erfassbar. Daher wurde in der Ver-gangenheit oft versucht, anhand von ver-schiedenen Indikatoren zumindest Teil-bereiche der Biodiversität abzuschätzen.Häufig weisen aber diese Indikatoren un-terschiedliche Entwicklungen auf – einIndikator zeigt eine negative, ein anderereine positive Entwicklung der Biodiver-sität auf – und eine Gesamtbeurteilungbleibt damit für den Einzelnen offen.

Daher wurde für die Biodiversität imWald ein Gesamtindex vom BFW ent-wickelt, um den Gesamtbereich mit einerKenngröße (Index) abzubilden. Aufgrundder Komplexität kann aber jeder Indika-tor oder auch die zu einem Index zu-sammengefassten Indikatoren nur eingrobes Abbild der „wahren“ Biodiversitätliefern.

Selbst ein umfassender Ansatz, dereine Vielzahl von Skalen und Bezugs -systemen (Gene, Arten Ökosysteme) be-rücksichtigen würde, kann Biodiversitätimmer nur annähernd bestimmen. Sol-che eher umfassenden Ansätze sind kostenintensiver.

Vorgabe für unseren Ansatz war esdaher, dass biodiversitätsrelevante, fürdas gesamte Bundesgebiet bereits vor-liegende Daten verwendet werden soll-ten. Weiters sollten die einzelnen Indi-katoren anhand von Referenzwerten be-urteilt und schließlich zueinander ge-wichtet zum Biodiversitätsindex Wald(BIW) aggregiert werden. Damit kannunmittelbar abgeschätzt werden, wiegroß die tatsächliche Abweichung vondem aus Biodiversitätssicht optimalenZustand ist. Es muss aber betont werden,dass die BIW-Referenzwerte wissen-

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THOMAS GEBUREK, RICHARD BÜCHSENMEISTER, MICHAEL ENGLISCH, GEORG FRANK, ELMAR HAUK, HEINO KONRAD, SYLVIA LIEBMANN, MARKUS NEUMANN, FRANZ STARLINGER, HERFRIED STEINER

Biodiversitätsindex Wald – Einer für alle!

Einen guten Überblick

über europäische Krite-

rien- und Indikator -

systeme geben Lier u.a.

(2013): www.eficent.

efi.int/files/attach-

ments/eficent/projects/

integrate_2013.pdf

Standardisierte Refe -

renzwerte ermöglichen

die Aggregation zu

einem Index

Abbildung 1: SchematischeDarstellung der Biodiver-sität bezüglich ihrer Kom-ponenten (qualitativ) undStruktur (quantitativ) sowieFunktion (nach Noss 1990)

7Praxisinformation | Nr. 37 – 2015

Innen- und Randalpen Nördliches Sommer- Mühl-/ VeränderungZwischenalpen Alpenvorland warmer Osten Waldviertel

PNWG-Baumarten 59 58 48 50 46 ↑vorhanden

keine Neophyten 99 98 91 78 96 ↔

Totholz 67 70 25 37 21 keine Vergleichswerte

Veteranenbäume 68 42 54 36 22 ↑

Verjüngung 41 60 64 66 63 ↔vorhanden

natürliche 70 89 55 65 73 ↑Verjüngung

natürlicher 81 69 50 39 37 keine Genpool Vergleichswerte

Verbiss- 49 52 61 60 57 keineund VergleichswerteWeideeinfluss

Naturwaldreservate 57 57 57 57 57 ↑

Generhaltungswälder 53 53 53 53 53 ↑

Nutzung genetischer 34 34 34 34 34 keine Ressourcen Vergleichswerte

Samenplantagen 40 40 40 40 40 ↑

Biodiversitäts- 60,4 60,4 52,1 50,9 48,5punkte (gesamt):

Tabelle 1: Ergebnisse derfür die einzelnen Indika-toren erreichten Biodiver-sitätspunkte basierendauf der letzten ÖWI-Erhebungsperiode 2009und deren Veränderung.Die Ergebnisse der Maß-nahmenindikatoren wur-den nicht nach Naturräu-men aufgeschlüsselt

schaftliche Zielwerte sind. Der Index,aber auch einzelne Indikatoren könnenaber für politische Steuerungsmaßnah-men genutzt werden. Der BIW zielt pri-mär auf das gesamte Bundesgebiet ab,kann aber auch auf regionaler Ebenewertvolle Hinweise liefern. Für einen ein-zelnen Forstbetrieb ist der BIW nicht an-wendbar.

12 IndikatorenDer BIW besteht aus zwölf Indikatoren.Entsprechend dem Pressure-State-Re-sponse-Ansatz für Umweltindikatorender OECD beschreiben sieben Indikato-ren unterschiedliche Zustände (State) derWaldbiodiversität, ein Indikator be-schreibt einen Einwirkungsfaktor (Pres-sure) und vier Indikatoren beziehen sichauf Maßnahmen (Response) zur Erhal-tung der Waldbiodiversität.

Ein aus Biodiversitätssicht optimalerZustand wird dann annähernd erreicht,wenn der Wald solche Baumarten auf-weist, welche der jeweiligen „potenziel-len natürlichen Vegetation“ entsprechen

und deren genetische Zusammensetzungvom Menschen möglichst unbeeinflusstist, genügend Totholz und Veteranen-bäume aufweist, sich ohne negativenWildeinfluss und Waldweide natürlichverjüngen kann und, falls eine Naturver-jüngung nicht möglich ist, eine Verjün-gung mit angepasstem forstlichen Ver-mehrungsgut hoher genetischer Vielfalterfolgt. Die Vielfalt der Waldgesellschaf-ten ist ausreichend in Naturwaldreser-vaten gesichert, ebenso der Genpool hei-mischer Baumarten zusätzlich durchwirksame Erhaltungsmaßnahmen (Gen-erhaltungsreservate, Erhaltungssamen-plantagen).

Der BIW wird auf einer Punkteskalavon 0 (schlechtester Zustand) bis 100(optimaler Zustand) dargestellt. Es seiausdrücklich darauf hingewiesen, dassder Wert von 100 Biodiversitätspunktenin einem bewirtschafteten Wald nichtoder allenfalls theoretisch erreicht wer-den kann. Der BIW bezieht sich aus-schließlich auf die Beschreibung derWaldbiodiversität. Er kann nicht die

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Univ.-Prof. Dr. Thomas Geburek, Dr. Heino Konrad, DI Sylvia Lieb-mann, Institut für Waldgenetik desBFW; DI Richard Büchsenmeister,DI Elmar Hauk, Institut für Wald -inventur des BFW; Dr. Michael Englisch, Dr. Franz Starlinger, Insti-tut für Waldökologie und Bodendes BFW; Dr. Georg Frank, Dr. Markus Neumann, Mag. Herfried Steiner, Institut für Wald-wachstum und Waldbau, Bundes-forschungszentrum für Wald, Seckendorff-Gudent-Weg 8, 1130 Wien,[email protected]

Nachhaltigkeit der Waldbewirtschaftungabbilden.

Die Aggregation zum BIW erfolgt auf-grund einer Gewichtung der einzelnenIndikatoren (Geburek et al., 2010). DieseGewichtung erfolgte nach einer umfas-senden Befragung deutschsprachiger Ex-perten und Expertinnen über Internet.

Erste Auswertungsergebnisse mitÖWI-DatenWie aus Tabelle 1 (Seite 7) ersichtlichist, variieren die Indikatoren unterein-ander und sind bezogen auf unterschied-liche Naturräume recht unterschiedlich.So sind vergleichsweise die Werte imMühlviertel bezüglich der Baumarten derPNWG (Potenzielle natürliche Waldge-sellschaft) gering, Totholz- und Vetera-nenbaum-Biodiversitätspunkte sind ins-besondere im Alpenraum hoch, jedochbestehen in diesem Naturraum Defizitebezüglich der Verjüngung. Falls sie dortaber vorhanden ist, werden hohe Wertefür ihre Natürlichkeit erreicht. Dort tre-ten erwartungsgemäß auch hohe Wertefür die Natürlichkeit des Genpools auf.Alle Naturräume werden durch Wild-und/oder Weideeinfluss belastet.

Für fast alle Indikatoren, für die Ver-gleichswerte aus früheren Datenerhe-bungen der ÖWI zur Verfügung standen,haben sich die Indikatorwerte verbessert.Diese Veränderungen sind aber aufgrundvon Datenumfang und -struktur nichtstatistisch abzusichern. Für den Pressure-Indikator „Verbiss durch Wild undWeide“ fielen die Biodiversitätspunktevon 59 (Daten ÖWI 2002) auf 52 (DatenÖWI 2009).

Hoher Wert für GesamtösterreichFür das gesamte Bundesgebiet wurdeunter Berücksichtigung der unterschied-lichen Gewichtung ein BIW von ca. 60Punkten ermittelt. Dieser Wert muss alshoch angesehen werden. Insbesondereweisen die Rand- und Innenalpen hoheBiodiversitätswerte auf, während imWald- und Mühlviertel der BIW relativ

geringer ist. Es muss hier nochmals be-tont werden, dass die für die Konzeptionverwendeten Referenzwerte keine Ziel-werte darstellen. Die Integration weite-rer Indikatoren ist grundsätzlich möglichund kann – bei vorhandener Daten-grundlage und Kompatibilität – zu einerVerbesserung des Ansatzes beitragen.Eine wesentliche und oftmals nicht er-füllte Voraussetzung ist jedoch die Fest-legung von entsprechenden Referenz-werten.

Als Instrument zur Bewertung vonEntwicklungen vorgesehenÖsterreich hat sich im Rahmen der Kon-vention zur Biologischen Vielfalt ver-pflichtet, regelmäßig Bericht über dieBiodiversität zu erstatten. Der Biodiver-sitätsindex Wald ist derzeit in der natio-nalen Biodiversitätsstrategie als ein In-strument zur Bewertung von Entwick-lungen vorgesehen. In regelmäßigen Ab-ständen von fünf bis zehn Jahren soll derBiodiversitätsindex festgestellt werden,aus einer Veränderung lässt sich eine Ver-besserung oder Verschlechterung ablei-ten.

Literatur

Geburek, Th.; Milasowszky, N.; Frank, G.; Kon-rad, H.; Schadauer, K. (2010): The Austrian Biodi-versity Index: all in one. Ecological Indicators 10:753-761.

Lier, M; Parviainen, J; Nivet, C.; Gosselin, M;Gosselin, F.; Paillet y (2013) The use of Europeancriteria and indicator systems for measuringchanges in forest biodiversity. In: Kraus D,Krumm F (eds). Integrative approaches as an op-portunity for the conservation of forest biodiver-sity. European Forest Institute, 284 Seiten.

Noss, R. F. (1990): Indicators for monitoring bio-diversity: A hierarchical approach. ConservationBiology 4: 355-364.

20 Jahre Naturwaldreservate, 195 Natur -waldreservate mit 8403 ha Gesamt -fläche – fast ein kleiner Nationalpark.Forschung in Naturwaldreservaten istLangzeitforschung. Diese kostet Zeitund Ressourcen. Und die langjährigenBeobachtungsflächen werfen bereitsFrüchte ab.

Das österreichische Naturwaldreservate-Programm wurde 1995 ins Lebengerufen. Anlass waren die Resolutionender Ministerkonferenz zum Schutz desWaldes in Europa (MCPFE, heute ForestEurope) 1993 in Helsinki. Dabei ver -pflichteten sich die Forst- und Umwelt-minister zum Aufbau eines zusammen-hängenden, für alle Waldtypen repräsen-tativen Netzes von Waldschutzgebieten.Im Gegensatz zu politischen Absichts er -klärung der MCPFE beinhaltet das Pro-tokoll Bergwald der Alpenkonventioneine gesetzliche Verpflichtung zur Ein-richtung von Naturwaldreservaten,

allerdings sehr unbestimmt „in ausrei -chender Größe und Anzahl“, aber miteinem klaren Bekenntnis zu vertraglichenRegelungen.

Die Grundlagen des Programmessind noch immer zeitgemäßIm Jahr 1995 wurde ein Rahmenkonzeptentwickelt, das in die Forstlichen Grund-sätze des Bundes für die Einrichtung einesösterreichweiten Netzes von Naturwald-reservaten (NWR) mündete. Diese sindnach wie vor modern und aktuell. Sie be-inhalten ganz bewusst keine strengen Flä-chenforderungen in Hektaren oder Pro-zent, sondern sind auf die Repräsentativi-tät eines NWR-Netzes ausgerichtet.

Alle in Österreich vorkommendenWaldgesellschaften sollen, differenziertnach Wuchsgebieten, darin vertretensein. Mit der Umsetzung und dem Auf-bau des Netzes wurde das Bundesfor-schungszentrum für Wald (BFW) betraut,die rechtliche und finanzielle Abwicklung

GEORG FRANK

Zwei Jahrzehnte Naturwaldreservate – jetzt wird´s interessant!

NWR-Programm setzt auf

Repräsentativität der Natur-

waldreservate

Lage der Naturwaldreser-vate in Österreich (Stand:Jänner 2015)

Praxisinformation | Nr. 37 – 201510

erfolgt durch das Bundesministerium fürLand- und Forstwirtschaft, Umwelt undWasserwirtschaft (BMLFUW).

Das Rahmenkonzept baut auf dreigleichrangigen Zielen auf: Beitrag zur Er-haltung der biologischen Vielfalt, Moni-toring und Forschung sowie Nutzung alsBildungsobjekte. Der Vorgang der Aus-wahl, Einrichtung und der weiteren Betreuung wurde festgelegt.

Auf dem Rahmenkonzept beruhendie Vertragsgrundsätze: Freiwilligkeit: Jeder Vertragsabschluss

erfolgt nur auf ausdrücklichen

Wunsch des Waldeigentümers oderder -eigentümerin. Er lädt das BFWzur Prüfung ein, ob seine Waldflächeals Naturwaldreservat geeignet istund ob daran Bedarf besteht.

Vertragsnaturschutz: Der 1995 zwi-schen den Vertragspartnern und -partnerinnen ausverhandelte Vertragwurde bisher noch in keinem Fall ge-

ändert. Der Waldeigentümer und die-eigentümerin verzichten auf dieforstliche Nutzung seiner Waldflächeund erhält dafür ein jährliches Ent-gelt.

Langfristigkeit: Die Verträge wurdenauf 20 Jahre angelegt. Der Bund hateine Option auf Weiterverlängerungum weitere 20 Jahre.

Ausstiegmöglichkeiten: Unter be-stimmten Bedingungen kann derWaldeigentümer und die -eigentü-merin auch vorzeitig aus dem Vertragaussteigen. Bisher wurde diese Mög-lichkeit erst von zwei Vertragspart-nern wahrgenommen.

Jährliches Entgelt: Ein jährliches Ent-gelt wird nach vereinbarten Regelnentrichtet. Die entgeltliche Überlas-sung ist ein Teil der nachhaltigenWaldbewirtschaftung und generiertein regelmäßiges Einkommen.

Auch die Flächenauswahl und die Hand-habung von Ausschließungs- oder Auf-hebungsgründen beruhen auf demGrundsatz-Konzept und erfolgen aus-schließlich auf Ersuchen oder Antrag desEigentümers oder der Eigentümerin. Inder Regel wirken die regionalen Behör-denvertreterinnen oder Kammerberaterals Vermittler.

Die Bedarfsprüfung erfolgt nach demeinfachen Grundsatz, dass jede in einemWuchsgebiet vorkommende Waldgesell-schaft darin zumindest durch ein NWRvertreten sein soll. Das BFW erstellt einGutachten über die ausgewählte Fläche.Dieses begründet einerseits die Eignungdes NWR gegenüber dem Steuerzahlerund der Steuerzahlerin, andererseits wirddurch das Gutachten das jährliche Ent-gelt für den Eigentümer oder die Eigen-tümerin (keine Entschädigung, sondernEntgelt!) ermittelt.

Der aktuelle Stand Nach umfangreichen Vorarbeiten wur-den am 28. August 1996 in Necken-markt die ersten beiden Verträge unter-

Übersicht über dieVerteilung der Naturwald-reservate in den Bundeslän-dern und nach Größen-klassen

195 Naturwaldreser-

vate mit 8403 ha

Gesamt fläche

11Praxisinformation | Nr. 37 – 2015

zeichnet. Der heutige Stand beträgt 195NWR bei 8403 ha Gesamtfläche. Seit Be-ginn des Programmes musste in zwei Fäl-len der Vertrag wegen Diskrepanzen inder Auffassung, was vertretbare Wild-schäden sind, gekündigt werden und ineinem Fall wegen einer Borkenkäfer -kalamität, die drohte, zu Nachbarn über-zuschwappen. Man kann den Grad derFertigstellung eines so komplexen Pro-grammes nicht genau berechnen. Nachunserer pragmatischen Einschätzung istdas Netzwerk zu zumindest zwei Dritteleingerichtet.

Betreuung und Kommunikation Mit 8403 Hektar Gesamtfläche hat dasNWR-Netz die Größe eines National-parks erreicht, allerdings mit derzeit 195Einzelflächen über ganz Österreich ver-teilt. Man kann sich vorstellen, dass da-durch ein viel höheres Ausmaß an Grenz-linien, durch die Vielzahl an Eigentüme-rinnen und Ansprechpartnern und durchdie Zerstreutheit der Einzelflächen derAufwand für die notwendige regel -mäßige Betreuung der Flächen ungleichhöher ist.

Ein solches, auf zivilrechtlichen Ver-trägen beruhendes Programm brauchtBetreuung. Eine Vielzahl an Problemfäl-len verlangen nach einer gemeinsamenLösung: beabsichtigte und unbeabsich-tigte Vertragsverletzungen, notwendigeEingriffe im öffentlichen Interesse,Konflikt situationen mit Tourismusprojek-ten etc. Leider weicht auch die Verbiss-belastung durch Schalenwild in denNaturwald reservaten von den aus demWildeinflussmonitoring (WEM) und derösterreichischen Waldinventur (ÖWI) be-kannten österreichweiten Ergebnissennicht ab.

Extremereignisse gehören zur Natur,die Natur kennt keine Störung immenschlichen Sinn. Wir haben schon alles erlebt: Windwurf, Borkenkäfer -kalamitäten, extreme Trockenheit, Lawi-nen aller Art, Felsstürze, Waldbrand. Ineinigen Fällen konnten wir solche Ereig-

nisse nutzen: Zum Beispiel beobachtenwir seit einem Brand im NWR Potokkes-sel im Jahre 1998 die Wiederbesiedlungder Brandfläche (vgl. Steiner, S.13 ff.). Ineinem anderen Fall bietet uns ein Wind-wurf im NWR Krimpenbachkessel dieMöglichkeit, die Sukzession auf derWindwurffläche zu verfolgen. Solche For-schung kostet Zeit und vor allem einenlangen Atem. Und es dauert meist sehrlange, bis Ergebnisse für die Praxis vor-liegen.

Monitoring und ForschungBereits bei der Einrichtung der NWR vorfast 20 Jahren wurden neben den für diemonetäre Bewertung notwendigen Er-hebungen permanente Probeflächen ein-gerichtet. Diese erlauben einerseits je-derzeit eine Neubewertung, andererseitsaber sind diese Beobachtungsflächenheute ganz wichtige Referenzflächen derWaldentwicklung. Zum Beispiel könnenauf diese Weise nicht nur die aktuellenTotholzvorräte gemessen werden, son-dern auch Aussagen über die Mortali-tätsraten und den Zuwachs getroffenwerden. Alle bisherigen Wiederholungs-aufnahmen zeigen, dass sich die NWRnoch in einer Aufbauphase befinden. Inallen Fällen ist der Zuwachs an Holz-masse bedeutend höher als die Massean absterbendem Holz im selben Zeit-raum. Aber nur langfristige Zeitreihenkönnen solche Trends wirklich quantitativerfassen.

Beispiele für ErgebnisseIn einer Kooperation mit dem Waldbau-institut der Universität für Bodenkulturin Wien (Prof. Dr. Harald Vacik) wurdedas Projekt „Empfehlungen für die Na-turverjüngung von GebirgswäldernELENA“ entwickelt. Untersucht wurdendie Rahmenbedingungen erfolgreicherNaturverjüngung hinsichtlich Standort,Bestandesstruktur, Konkurrenzvegeta-tion, Moderholz, Lichtangebot und Na-turnähe. Moderholz spielt eine wichtigeRolle, den entscheidenden Standortsfak-

Auf Beobachtungsflächenlassen sich längerfristigauch Aussagen über Mor-talitätsraten und Zuwachstreffen

Extremereignisse wieWindwurf bieten dieMöglichkeit, längerfristigdie Sukzession auf derWindwurffläche zu verfolgen

WEM – www.wildein-

flussmonitoring.at, ÖWI –

www.waldinventur.at

Praxisinformation | Nr. 37 – 201512

tor gibt es aber nicht. Die Zusammenar-beit mit dem Waldbauinstitut der BOKUwird durch eine Reihe von Diplom- undBachelorarbeiten in NWR vertieft.

Im geförderten Projekt „Biodiversi-tätsmonitoring in Naturwaldreservaten“(BioMonNWR) haben wir erstmals die

Möglichkeit, systematischWieder holungsaufnahmendurchzuführen. Dazu wurde einstandardisiertes Aufnahmever-fahren entwickelt, mit demlangfristig die Bestandesent-wicklung, die Verjüngung undder Wildverbiss, das Totholz unddie Schutzwald eigenschaftenund zwar über alle NWR mit dergleichen Methode dokumentiertwerden (vgl. Oettel/Lipp, S. 16).

Wir wollen in Zukunft die er-probte Methodik über die Pilot-gebiete hinaus anwenden und

erwarten uns dabei wichtige Anhalts-punkte zum Beispiel über das Totholz-angebot und die Mortalitätsraten dereinzelnen Waldgesellschaften. NWRkönnen als Referenzflächen für den in-tegrativen Naturschutz dienen: WelcheSchwellenwerte sind erforderlich (wieviel Totholz ist notwendig) und welcheSättigungswerte (wie viel ist genug)? Da-bei sind dann nicht mehr einzelne NWRUntersuchungs objekte, sondern zumBeispiel alle Buchenwälder, die durchNWR repräsentiert werden.

Es geht aber auch darum, Ergebnisseaus der Naturwald-Forschung dem Fach-publikum und breiteren Bevölkerungs-schichten zugänglich zu machen. Als Pilotprojekt wird gerade ein Naturerleb-nispfad konzipiert, wobei das Einver-ständnis des Eigentümers oder der Ei-gentümerin und die Möglichkeit der ge-zielten Besucherlenkung entscheidendsind.

20 Jahre Erfahrungen und Konse-quenzenEine regelmäßige Kontrolle und Revisionder NWR sind erforderlich. Wir verste-

hen dabei Kontrolle als Kommunikationmit den Eigentümern und Eigentümer -innen. Grenzen und Beobachtungsein-richtungen müssen instand gehalten wer-den. Es ist leicht, ein NWR zu etablieren,aber schwierig, über Jahrzehnte zu er-halten.

Die Kooperation mit Eigentümernund mit Behörden ist unbedingt notwen-dig. Wir statten nicht nur Routinebe sucheab, sondern wir kommen rasch, wennwir gerufen werden. Insbesondere In-sektengradationen erfordern rasches, ge-meinsames Handeln (beispielsweise ra-sche und fachkundige Entscheidung, obeine Bekämpfung erforderlich ist). Wirbeziehen dabei die Waldeigentümer und-eigentümerinnen immer ein, bei Kon-trolle und Revision, aber auch bei allenanderen Aktivitäten wie Exkursionen undFührungen, Forschung etc.

Die bestgehüteten Datensätze sindwertlos, wenn nicht die dazugehörigenProbeflächen im Gelände so instand ge-halten werden, dass sie auch nach Jahr-zehnten wieder aufgemessen werdenkönnen. Die genaue Dokumentationnicht nur von Forschungsergebnissen,sondern aller, aus heutiger Sicht schein-bar belanglosen Vorkommnisse in denNWR ist notwendig. Forschung in Natur -waldreservaten ist Langzeitforschung.Diese kostet Zeit und Ressourcen.

Aber nun wird’s interessant: Die lang-jährigen Beobachtungsflächen werfenFrüchte ab. Der Wert der Beobachtungs-flächen steigt geradezu exponentiell mitder Dauer ihres Bestandes. Vieles istnicht untersucht. Wir finden eine Akku-mulation der Biomasse, wissen abernichts über die CO2-Speicherung in denBöden, Zersetzungsraten, Veränderun-gen in der krautigen Vegetation, Habi-tatelemente und Habitatqualität.

Jedes Naturwaldreservat ist etwas Ein-zigartiges, ein Unikat. Die Eigentümer undEigentümerinnen können stolz auf ihreFlächen sein. Das ist die beste Gewährdafür, dass das Naturwaldreservate-Pro-gramm langfristig funktionieren kann.

Dr. Georg Frank, Institut für Wald-wachstum und Waldbau, Bundes-forschungszentrum für Wald, Seckendorff-Gudent-Weg 8, 1131 Wien, E-Mail:[email protected]

Forschung in Natur -waldreservaten ist Langzeitforschung!

13Praxisinformation | Nr. 37 – 2015

Abbildung 1: Die Deckung der Kraut -schicht fällt in den Wald -gesellschaften zum Teil sehr unterschiedlich aus

HERFRIED STEINER

Artenvielfalt: Beispiele aus dem Natur-waldreservatenetz anhand der Vegetation

Naturnähe und Artenvielfalt

sind zwei unterschiedliche

Konzepte

Betrachtet man die Vielfalt an Gefäß -pflanzen (Farn- und Blüten pflanzen)lokal auf Ebene von Naturwaldreser-vaten (NWR), wird deutlich, dassDichte und Zusammensetzung derKronenschicht sowie Störungen amBoden wichtige Einflussgrößen für dieArtenvielfalt sind. Stellt man dieNutzung ein, kann dies die Artenzahlim Wald verringern. Dieser Vorgangkonnte in einem Naturwaldreservatmit Hilfe von Dauerbeobachtungs-flächen festgestellt werden.

Vielleicht weil sehr naturnahe Wälderviele seltene Arten, insbesondere Xylo-bionte, beheimaten können, geltensolche Wälder gemeinhin als sehr arten-reich. In der Folge wird Naturnähe gernemit hoher Artenvielfalt gleichgesetzt unddie beiden Begriffe „Naturnähe“ und„Artenvielfalt“ miteinander vermengt.

Ausgehend von den Beobachtungenin Naturwaldreservaten (NWR) kanngezeigt werden, dass Störungen mittel-fristig die Artenzahlen erhöhen und dieNaturnähe und die Gefäßpflanzenvielfaltsich sogar gegenläufig entwickeln kön-nen.

In Österreich sind etwa 3000 wild-wachsende Gefäßpflanzenarten (Farn-und Blütenpflanzen) zu finden (Fischer& al. 2005), wovon – in Anlehnung andie Verhältnisse in Deutschland (Schmidt& al. 2011) – vermutlich weniger als dieHälfte auch regelmäßig im Wald vorkom-men. Die größte Vielfalt findet sich indiesem Lebensraum in der Krautschicht,wo viele Arten im Schutz des Bodensoder der Schneedecke die ungünstigekalte Jahreszeit überstehen.

Welche Vielfalt finden wir in Naturwaldreservaten?Im Rahmen des Projektes „Biodiversi-tätsmonitoring für Bildungszwecke inNWR (BioMonNWR)“ wurde im Natur-waldreservat Warmbad (Privateigentü-mer, 51 ha) bei Villach im Sommer 2014ein Probeflächennetz für ein Vegetations -monitoring eingerichtet. Ausgehend von50 Stichprobenpunkten wurden je 4x1 m² große Dauerbeobachtungsflä-chen eingerichtet und dort der Dek-kungsgrad der Krautschicht und jenerder einzelnen Gefäß pflanzenarten no-tiert. Für die Auswertung wurden vierStraten (n=Stichprobenzahl) gebildet:Süd alpischer Fichten-Tannen-Buchen-wald (Fi-Ta-BuW, n=20),Hopfenbuchen-Buchen-wald (Hobu-BuW, n=13),Hopfenbuchen-Mannae-schenwald (Hobu-MaEsW,n=10, Abbildung 2) undfichtenreiche Bestandes-teile der Buchenwaldge-sellschaften (FiW, n=7).

Der Vergleich der Stra-ten bringt zum Teil deutli-che Unterschiede in Dek-kungsgrad und Artenzahl(Abbildung 1 und 3) ansLicht. Während der Fi-Ta-Bu-Wald, der die wüchsig-sten Standorte bestockt, über sehr geringeKrautschichtdeckungen und Artenzahlenverfügt, steigen diese Werte zum Hobu-Bu-Wald und weiter zum Hobu-MaEs-Wald an. Auch die fichtenreichen Bestan-desteile sind überdurchschnittlich reich anBodenvegetation.

Als Ursache für die geringe Kraut-

Praxisinformation | Nr. 37 – 201514

schicht im Fi-Ta-Bu-Waldkommt das dichte Kro-nendach der dominie-renden Rotbuche in Be-tracht, das einerseitskaum Licht bis zum Bo-den vordringen lässt undandererseits jährlich füreine große Menge zu-deckender Laubstreusorgt. Im Gegensatz dazufällt das Kronendach derauf den trockenen Hang-rücken wachsendenHopfenbuchen undMannaeschen vergleichs-weise schütter aus. DieLaubstreu der zum Teilnur 10 m hohen Bäume

ist zudem deutlich besser zersetzbar alsjene der Rotbuche. Hin zu kommt dieWechseltrockenheit des Bodens, die zueiner weiteren kleinstandörtlichen Diffe-renzierung der Wuchsbedingungen bei-trägt. Der Hobu-Bu-Wald nimmt stand-ortsökologisch eine Zwischenstellung un-ter den beiden vorher genannten Gesell-schaften ein und fügt sich daher auch be-zogen auf die Krautschicht mit mittleren

Werten ein. Auch derKrautschichtreichtum derfichtenreichen Bestandes-teile dürfte, verglichen mitdem Fi-Ta-Bu-Wald, auf ei-nen geringeren Kronen-schluss und weniger Streuzurückzuführen sein.

Wie verändert sich dieArtenzahl über dieJahre?Für Veränderungen in derVegetation bedarf es nichtunbedingt langer Zeit-

räume. Im Falle von Naturkatastrophengeschieht dies mitunter innerhalb vonStunden oder Minuten. Vieler Jahrzehntebedarf es hingegen, wenn sich die Ve-getation wieder zu einem in Struktur undArtenzusammensetzung dem Ausgangs-

bestand ähnlichen Zustand hin entwik-kelt. Im NWR Potokkessel (Privateigen-tümer, 76 ha) in den Karawanken konnteeine solche Sukzession über 15 Jahrehinweg mitbeobachtet werden.

Ausgangspunkt für diese Entwicklungwar ein im Frühjahr 1998 entstandenerWaldbrand, bei dem die von Schwarz-und Rotföhre dominierten Wälder teilsmassiv geschädigt wurden. Ein im Folge -jahr eingerichtetes Beobachtungsnetzmit bis zu 140 Flächen á 0,25 m² zeigtheute, dass vom Waldbrand beeinflussteFlächen im Laufe der Zeit deutlich anArten zugenommen haben, während dieReferenzflächen (ohne Brandeinfluss)gleich artenarm blieben. Der Grund dafürdürfte im großflächigen Absterben derbis zum Brand dominanten und offenbarsehr konkurrenzstarken Schneeheide(Erika) liegen. Erst dadurch war es eini-gen Pionierarten (einschließlich der Föh-ren) möglich, sich zu etablieren und zuverjüngen.

Von Naturkatastrophen ungestört istdas Naturwaldreservat Geißberg im Bio-sphärenpark Wienerwald (ÖBf AG, 29ha). Das NWR wird von Zyklamen- Buchenwald und mitteleuropäischemTraubeneichen-Hainbuchenwald domi-niert. Infolge früherer Bewirtschaftungkommt die Schwarzföhre in beiden Ge-sellschaften häufig vor.

1998 wurde erstmals der Ist-Zustandder Vegetation mittels eines systemati-schen Stichprobennetzes dokumentiert.Für die Beobachtung der Krautschichtdiente ein Netz von 216 Beobachtungs-quadraten (BQ) á 1 m², die im Fünf-Jah-resrhythmus aufgenommen wurden. Bisdato konnten vier Erhebungen durchge-führt werden. Die dabei beobachtetenArtenzahlen gehen aus Abbildung 4 her-vor. Dargestellt ist die Verteilung der BQüber die Artenzahlen, wobei ersichtlichist, dass sich das Maximum der BQ inder Stufe 5 (1-5 Arten/m²) befindet. Dieperiodischen Folgeerhebungen zeigendeutlich, dass eine Umschichtung derBQ hin zu artenärmeren Verhältnissen

Abbildung 2: Der Hopfenbuchen-Mannaeschenwald kommtim Naturwald reservatWarm bad auf exponiertenund von Fels durchsetztenStandorten vor

Abbildung 3: Ähnlich der Krautschicht-deckung variiert auch diemittlere Artenzahl mit derWaldgesellschaft

15Praxisinformation | Nr. 37 – 2015

erfolgte. Entsprechend dieser Verände-rung hat auch die mittlere Artenzahl prom² von 10 auf 9, später auf 7 und inweiterer Folge auf 6 abgenommen. Einanaloger Rückgang war ebenso bei derGesamtdeckung der Krautschicht zubeob achten.

Als treibende Kraft dieser Dynamiksind Veränderungen in der Kronen-schicht naheliegend. So waren Jungbe-stände, die sich zunehmend schließen,von diesem Rückgang stärker betroffenals Altbestände. In den Altbeständenwiederum hat sich in den letzten Jahr-zehnten vielerorts eine zweite Bestan-desschicht mit dominierender Rotbucheetabliert, die ebenso sukzessive zu einerVerdichtung des Kronendaches führt. DieBeendigung forstlicher Interventionführte somit im Falle des NWR Geißbergzu einer Verringerung der Anzahl an Ge-fäßpflanzenarten. Wie lange dieser Trendanhält oder wie weit in Zukunft natürlichentstehende Bestandeslücken ausreichenwerden, die Krautschicht wieder zu för-dern, bleibt abzuwarten.

Wie aus der forstlichen Praxis hin-länglich bekannt, fördert Licht am Wald-boden nicht nur die Baumartenverjün-gung, sondern auch die artenreicheKrautschicht. Eine besonders vielfältigeVegetation stellt sich dabei nach Störun-gen ein, bei denen das Konkurrenz-gleichgewicht der Gräser, Kräuter undBaumarten gestört und neu gemischtwird. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem diekonkurrenzstärksten Arten die Flächewieder mehr oder weniger fest im Griffhaben, schaffen es häufig konkurrenz-schwache Arten, sich zu etablieren undfortzupflanzen. Ohne hier auf die natur-schutzfachliche Bedeutung der einzelnenArten einzugehen, tragen Störungen da-mit lokal zur Erhöhung der Artenzahlenbei. Im Falle des NWR Geißberg wirdanhand der Gefäßpflanzenvielfalt deut-lich, dass „Naturnähe“ und „Artenviel-falt“ zwei unterschiedliche Konzepte dar-stellen.

Literatur

Fischer, M. A., Adler, W. & Oswald, K. 2005: Ex-kursionsflora für Österreich, Liechtenstein undSüdtirol. 2.Aufl., Land Oberösterreich, Biologie-zentrum der OÖ Landesmuseen, Linz, 1392 S.

Schmidt, M., Kriebitzsch, W-U. & Ewald, J. (Red)2011: Waldartenlisten der Farn- und Blütenpflan-zen, Moose und Flechten Deutschlands. Bundes-amt f. Naturschutz, BfN-Skripten 299, 111 S.

Mag. Herfried Steiner, Institut fürWaldwachstum und Waldbau, Bundesforschungszentrum fürWald, Seckendorff-Gudent-Weg 8,1131 Wien,[email protected]

Abbildung 4: Der Arten-reichtum der 1 m²-Beob -achtungsquadrate imNWR Geißberg hat sichinnerhalb der letzten 15Jahre deutlich verändert

Von 195 Naturwaldreservaten (NWR)im NWR-Programm wurden im Zugedes Projekts „BiomonNWR“ rund 15%genau untersucht. Es sollen Aussagenüber die Dynamik der Waldbeständein den letzten 15-20 Jahren (Zeit seitder Ersteinrichtung) getroffen werden.Die Ergebnisse werden für spezielleZielgruppen, vor allem unter dem As-pekt der Bildung, aufbereitet.

In den Naturwaldreservaten wurdennach einem standardisierten Aufnahme-Handbuch die Felderhebungen durchge-führt. Das in den Naturwaldreservatenvorhandene systematische Rasternetzmit fix vermarkten Winkelzählproben-punkten wird als Ausgangspunkt für dieFelderhebungen verwendet. MittelsWiederholung der Winkelzählprobelassen sich die grundflächenbezogenen

Veränderungen innerhalb der Baum -bestände sowie Aussagen über Einwuchsund Mortalität gewinnen. Für zusätzlicheFragestellungen wurden folgende Moduleentwickelt: fixer Probekreis, Totholzerhebung, Verjüngung/Verbiss/Vegetation und Struktur-/Stabilitätsmerkmale

Aus Gründen der Effizienz wurden diezu bearbeitenden Reservate nicht zufälligausgewählt, sondern ein Fokus auf vierverschiedene Schwerpunkte gelegt (Ab-bildung 1). Alle Naturwaldreservate imBundesland Vorarlberg wurden erhoben.Weitere Schwerpunkte liegen in Kärntenim Raum Villach, im nördlichen Wald-und Mühlviertel sowie in den March -auen im östlichen Niederösterreich. Ins-gesamt also eine Palette äußerst unter-

schiedlicher Standorte, worin sichauch die Vielfalt an Waldge-sellschaften widerspiegelt.

Waldgesellschaften: Dynamisch, nicht statischDas Naturwaldreservat Warmbadbefindet sich am Südost-Abfall desDobratsch bei Villach. Der Südal-pische Karbonat-Fichten-Tannen-Buchenwald (Anemono trifoliae-Fagetum), der Hopfenbuchen-Bu-chenwald (Ostryo-Fagetum) und alsVorposten submediterraner Wald-gesellschaften der Hopfenbuchen-Mannaeschenwald (Erico-Ostrye-tum) wurden bei der Aufnahmekartiert. Besonders die beiden zu-letzt genannten Waldgesellschaf-ten sind auf wärmebegünstigten

Praxisinformation | Nr. 37 – 201516

JANINE OETTEL UND SEBASTIAN LIPP

Biodiversitätsmonitoring für Bildungszwecke in Naturwaldreservaten

In 15 % der Naturwald -

reservate wurden 2014

Wiederholungs auf -

nahmen durch geführt.

Abbildung 1: Schwerpunktefür die Erhebungen in denNaturwaldreservaten

und trockenen Kalk-Standorten vorzu-finden.

Seit der Ersterfassung 1999 (ein Teilder Flächen wurde 2001 ergänzend hin-zugefügt) ist für alle Waldgesellschaftenein Vorratsaufbau erkennbar – der ge-samte Einwuchs aller Baumarten ist höher als der Ausfall. Die Fichte verliertjedoch im Hopfenbuchen-Buchenwald10 Vorratsfestmeter Derbholz am Hektar(Abbildung 2) an Vorrat. Dieser Vorrats-abbau der Fichte wird bestätigt durchdie Ergebnisse der Totholzaufnahme.

In allen Waldgesellschaften des NWRist ein hoher Anteil an stehendem undliegendem Fichten- und teilweise Buchen-Totholz zu verzeichnen. Der gesamte Tot-holzvorrat aller Baumarten beträgt imReservat rund 20 % des Lebendvorratsmit den größten Totholzmengen von 90 m³/ha im Anemono trifoliae-Fagetum.Aufnahmen der österreichischen Waldin-ventur in vergleichbaren Waldgesell-schaften dokumentieren zirka 20 m³/haTotholz (inklusive Stöcke).

Beobachtungen von Trockenstress beiFichte, oft einhergehend mit Borkenkä-ferbefall, die hohe Mortalitätsrate unddie Ergebnisse der Totholzaufnahme las-

sen darauf schließen, dass bereits einstarker Abbau des anthropogen über-höhten Fichten-Anteils im NWR Warm-bad erfolgt.

Bereits innerhalb des kurzen Beob-achtungszeitraumes von 15 Jahren isteine Anpassung der Baumarten- und Ver-jüngungszusammensetzung an die stand -örtlichen Gegebenheiten feststellbar. Un-terschiedliche Dürreresistenz und Schat-tentoleranz der Waldgesellschafts-prä-genden Baumarten Buche, Hopfenbucheund Mannaesche bewirken eine Ände-rung der Zusammensetzung der Baum-schicht. Diese Entwicklung weist daraufhin, dass sich Waldbestände den klima-tischen Entwicklungen anpassen und dy-

17Praxisinformation | Nr. 37 – 2015

Naturwaldreservat Warm bad

bei Villach: Fichte verliert

Anteile, Buche, Hopfenbuche

und Mannaesche setzen sich

durch

Abbildung 2: Vorratshaltung der Fichteim Hopfenbuchen-Buchenwald

Abbildung 3: NaturwaldreservatBayrische Au im Mühl -viertel: Fichte unter -wandert Moor-Spirke

namisch sind. Jedoch werden erst län-gere Zeitreihen zu einem besseren Ver-ständnis solch dynamischer Prozesse füh-ren.

Die Bayrische Au ist ein Naturwald-reservat im Mühlviertel mit einer Größevon etwa 30 Hektar. In diesem Hoch-moor kommt eine seltene Baumart vor,

die Moor-Spirke (Pinus rotundata). DasZentrum des Reservates wird von einemSpirken-Moorwald (Pinetum rotundatae,Abbildung 3) eingenommen, zur Reser-vatsgrenze hin wird dieser abgelöst voneinem Torfmoos-Fichtenwald (Sphagnogirgensohnii-Piceetum). Die Ergebnisseder 300 m² großen Probekreise zeigeneinen deutlich steigenden Anteil anFichte in den unteren BHD-Klassen derBaumartenverteilung (Abbildung 4). Eszeichnet sich ein weiterer Rückgang derSpirke in der Baumartenverteilung ab.Die Fichte hingegen wird zukünftig auchdas Zentrum des Moores erobern.

Diese Entwicklung führt zu einem Ziel-konflikt, denn eine zunehmende Meso -trophierung (Nährstoffgehalt nimmt zu)

des Moores, welche die Ausbreitung derFichte begünstigt, ist zurückzuführen aufbestehende Entwässerungsgräben imMoor. Zusätzlich beeinflusst der Wasser-spiegel des nahe gelegenen Lipno-Stau-sees die hydrologischen Verhältnisse inder Bayrischen Au.

Für die Zukunft wird man die Ent-wicklungen im NWR Bayrische Au weiterbeobachten müssen, denn der Zeitraumvon 15 Jahren zeigt nur einen kurzenAusschnitt und es bedarf längerer Beob-achtungsperioden, um aussagekräftigeErgebnisse zu erhalten. In jedem Fall jedoch ist es erklärtes Ziel des NWR-Pro-gramms, die natürlichen Prozesse zu beobachten und zu dokumentieren,nicht einen starren Zustand zu erhalten.

Erhebung von Wildverbiss – eine Frage der Methodik Die Thematik Verjüngung und Verbisssoll anhand des Naturwaldreservats Waben/Kärnten verdeutlicht werden.Die Waldgesellschaften Schneeheide-Kiefernwald (Erico-Pinetum sylvestris),Hopfenbuchen-Buchenwald (Ostryo-Fa-getum) und zu einem geringen AnteilWaldmeister-Buchenwald (Galio odorati-Fagetum) wurden differenziert. In derVerjüngungsdarstellung des Schnee-heide-Kiefernwaldes lässt sich feststellen,dass praktisch keine Pflanzen über 20cm Höhe vorzufinden sind. Die Verjün-gung bleibt in den darüber liegendenHöhenstufen wegen des zu hohen Ver-bissdruckes aus (Abbildung 5).

Diese Aussage wird durch die Ergeb-nisse der Verbissauswertung der letzt-jährigen Triebe (2013) bestätigt, beispiel-haft dargestellt für Mannaesche (Abbil-dung 6).

Für Mannaesche und auch Buche(nicht abgebildet) ist ein deutlicher Ver-biss unter 10 cm Höhe dokumentiert.Pflanzen der Höhenklasse 10 - 20 cmsind im Falle der Mannaesche fast zu100 % verbissen, Buche ist mit knapp400 Pflanzen pro Hektar kaum noch inder Verjüngung vorweisbar. Diese Ergeb-

Praxisinformation | Nr. 37 – 201518

Abbildung 4: Baumartenanteile nachBHD-Klassen in % derStammzahl (Spirkenwald)

Abbildung 5: Mehrjährige Verjüngung imSchneeheide-Kiefernwald,getrennt nach Höhenstufen

nisse belegen, dass erheblicher Verbissdurch Schalenwild auch unter 30 cmPflanzengröße stattfindet und es daherunerlässlich ist, bei einer Untersuchungdes Verbisses auch die niedrigsten Hö-henklassen zu beurteilen.

Anwendbarkeit für Bildungs-zwecke: zielgruppenorientiert Ein Ziel des Projektes „Biodiversitätsmo-nitoring für Bildungsgrundlagen in NWR“ist es, die Ergebnisse aus den Reservatenfür Bildungszwecke nutzbar zu machen. Als Pilotprojekt wird in einem der Na-turwaldreservate ein Lehrpfad eingerich-tet. In Abstimmung mit dem Waldbesit-zer und in Zusammenarbeit mit externenInteressengruppen wird über das Natur-waldreservate-Programm, die Entwick-lungen im Reservat, aber auch regionalbedeutende Themen wie „Grünes BandEuropa“ informiert. Damit soll zu einemsanften und zielgerichteten Tourismusder Region beigetragen werden, ohnedie natürlichen Entwicklungsprozesse imReservat zu beeinträchtigen.

Ein weiteres Projekt widmet sich demStandortschutzwald. Bestimmte Waldge-sellschaften in den Naturwaldreservatengelten als Standortschutzwald. Objekt-schutzwald ist bereits bei der Auswahlvon Reservaten ein Ausschlussgrund unddaher nicht vorhanden. Als Grundlage solldie genaue Definition von Standort-schutzwald im Forstgesetz (§21, Abs.1)gelten. Dort werden sieben Kriterien (Ver-karstung, Erosion etc.) aufgelistet, die mit-tels Indikatoren erweitert werden und soeinen Katalog für die jeweilige Schutz-waldeigenschaft bilden sollen (siehe Ab-

bildung 7 als Beispiel). Anschließend wer-den bestimmte Bereiche mit den daraufstockenden Waldgesellschaften in denReservaten zur jeweiligen Eigenschaft alsStandortschutzwald zugewiesen.

Ziel ist die Einrichtung von Beispiels-flächen, die als „lebendes Herbarium“über lange Zeiträume beobachtet wer-den sollen, um damit Vergleiche zu anderen Schutzwäldern herstellen zukönnen. Diese Beispielsflächen sollen fürSchul- und Ausbildungszwecke verwen-det werden.

Literatur:

Hauk, E., Schadauer, K. (2009): Instruktionen fürdie Feldarbeit der österreichischen Waldinventur2007 – 2009, BFW Wien.

Frank, G.; Steiner, H. (2013): Richtlinien für dieEinrichtung von Naturwaldreservaten und Erstel-lung von Gutachten, BFW Wien.

Frank, G.; et al (2014): Richtlinien für die Wie-derholungsaufnahmen in Naturwaldreservaten,BFW Wien.

19Praxisinformation | Nr. 37 – 2015

Janine Oettel, Msc.; DDI Sebastian Lipp, Institut fürWaldwachstum und Waldbau, Bundesforschungszentrum fürWald, Seckendorff-Gudent-Weg 8,1131 Wien, [email protected],[email protected]

Abbildung 6: Verbiss an Mannaescheim NWR Waben, getrenntnach Höhenstufen

Abbildung 7: Von Erosionund Verkarstung betrof-fener Kiefernwald imNWR Waben (Kärnten)

Bäume sind genetisch die variabelstenOrganismen unseres Planeten. Ihregenetische Vielfalt ist gefährdet undbenötigt daher unseren Schutz sowieeinen sorgsamen Umgang mit dieserRessource. Eine nachhaltige Forst -wirtschaft muss ebenso aus genetischerSicht nachhaltig sein, damit sich auchin Zukunft unsere Bäume erfolgreich anneue Umwelten anpassen können. Gen-erhaltungswälder und Plantagen,welche den Genpool ge fähr deter Baum -arten schützen, tragen maßgeblich zudiesem wichtigen Ziel bei.

Die meisten Baumarten besiedeln großeAreale und sind auch aufgrund ihrer lan-gen Lebensdauer sehr vielfältigen Um -welt bedingungen ausgesetzt. Die Anpas-sung des einzelnen Baumes und damitauch des Bestandes an verschiedeneUmweltbedingungen wird maßgeblichüber die Anzahl verschiedener Genvari-anten (= genetische Vielfalt) gesteuert.Daher wird verständlich, dass insbeson-dere Baumpopulationen eine sehr hohegenetische Vielfalt zum langfristigenÜberleben benötigen, um so ihre ökolo-gischen und wirtschaftlichen Funktionenerfüllen zu können.

Zahlreiche Gefährdungen der BiodiversitätUnglücklicherweise ist diese genetischeVielfalt, das heißt die Biodiversität inner -halb der einzelnen Art, zahlreichen Ge-fährdungen ausgesetzt. Die Zersplitterung der Baumvor -

kommen beschränkt den Pollen- undSamenaustausch zwischen den Be -ständen;

der Klimawandel bedroht die geneti-sche Vielfalt, da „Wanderungsbewe-gungen“ der Baumarten heutegroßteils nicht mehr möglich sindund die Klimaänderung für mancheBaumarten zu schnell vor sich geht;

die künstliche Einbringung von stand -örtlich nicht angepassten Jungpflan-zen kann in späterer Folge dazuführen, dass durch Vermischung derErbanlagen in den Folgegenerationendie lokale Anpassung verloren geht;

besonders bei seltenen Baumartenwerden oft nur wenige Samenbäumebeerntet, sodass das daraus gewon-nene Pflanzgut eine geringe geneti-sche Vielfalt besitzt.

Als Folge der ersten Ministerkonferenzzum Schutz der Wälder in Europa (nun-mehr bekannt als Forest Europe) wurdenin den meisten europäischen Ländernnationale Strategien für die Generhaltungin den Wäldern umgesetzt. Auch inÖsterreich sind gezielte Maßnahmen zurErhaltung der genetischen Vielfalt inGenerhaltungswäldern und Generhal-tungssamenplantagen getroffen worden.

Dort wo eine Erhaltung vor Ort (insitu) in natürlich vorkommenden Wäl-dern möglich ist, wird in Generhaltungs-wäldern die genetische Vielfalt einzelnerBaumarten gesichert und gegebenenfallsgefördert. Bei bestimmten, seltenenBaumarten sind die Populationen bzw.Einzelindividuen so stark zerstreut, dassauf natürliche Weise kein Saatgut hohergenetischer Vielfalt mehr produziert werden kann. In solchen Fällen werdenPopulationen künstlich in Form von Gen-erhaltungsplantagen außerhalb des natür -

Praxisinformation | Nr. 37 – 201520

HEINO KONRAD UND THOMAS GEBUREK

Genetische Vielfalt: Warum brauchen wirGenerhaltungswälder und -plantagen?

In Österreich sichern

Generhaltungswälder

und Generhaltungs -

samenplantagen die

genetische Vielfalt

lichen Ortes (ex situ) begründet, um Saat-gut mit einer ausreichend hohen geneti-schen Vielfalt der Forstwirtschaft wiederzur Verfügung stellen zu können.

Generhaltungswälder müssen zusammenhängende größere Fläche habenGenerhaltungswälder sollen eine Größevon 30 ha und mehr haben und mög-lichst auch alle Altersstufen sowie Be-standesstrukturen der jeweiligen Ziel-baumart und Waldgesellschaft beinhal-ten. Dabei sollten mindestens 500 Indi-viduen der Zielbaumart vorhanden sein.Es ist möglich, auch mehrere Zielbau-marten in einem Generhaltungswald zuschützen.

Um negative Einflüsse auf die Verjün-gung des Generhaltungswaldes durchPollen- und Sameneintrag zu verhindern,dürfen angrenzende Bestände nicht mitgenetisch ungeeigneten Herkünften be-stockt sein. Durch gezielte Maßnahmensoll sich die Zielbaumart natürlich ver-jüngen bzw. die betreffende Baumart imBestand gefördert werden, daher sind inGenerhaltungswäldern waldbauliche Ein-griffe möglich und unter Umständen sogar erforderlich, einerseits um dieNatur verjüngung zu fördern, andererseitsum die Strukturvielfalt zu erhöhen. DieRegulierung des Wildbestandes gehörtebenso zu den Aufgaben der Pflege. Indiesen Generhaltungswäldern soll dervielfältige Genpool durch eine Neukom-bination der Erbanlagen im Zuge dersexu ellen Reproduktion und natürlichenAuslese möglichst ungehindert ablaufenkönnen, um auch bei Umweltänderun-gen sehr gut angepasste Genressourcenzur Verfügung zu haben. Eine Gewin-nung von Saatgut aus diesen Wäldernist ausdrücklich erwünscht.

Derzeit sind in Österreich 312 Gen-erhaltungswälder in 24 Waldgesellschaf-ten mit einer Gesamtfläche von fast8.900 ha eingerichtet worden (Tabelle1). Die geografische Verteilung der Re-servate ist etwas ungleichmäßig (Abbil-

dung 2): Während etwa in Kärnten undTirol sehr viele Bestände identifiziertwurden, fehlen diese in weiten TeilenOberösterreichs und im öst lichen Nie-derösterreich.

Die österreichischen Generhaltungs-wälder sind Teil eines für Europa harmo-nisierten Netzwerkes (www.eufgis.org).Diese Website basiert auf einer Daten-

bank, an deren Erstellung das BFW maß-geblich beteiligt war. Die Betreuung undRevision dieser Generhaltungswälder fälltin eine der gesetzlich vorgeschriebenenAufgabenbereiche des BFW und ist miterheblichem Aufwand verbunden. Der-zeit wird in Abstimmung mit dem Biodi-

21Praxisinformation | Nr. 37 – 2015

Stand in Österreich:

312 Generhaltungswälder

in 24 Waldgesellschaften

mit insgesamt 8.900 ha

Abbildung 1: Generhaltungwald in Tirol

versitätsindex Wald evaluiert, welcheGenerhaltungswälder künftig weiterge-führt werden sollen bzw. in welchenWuchsgebieten neue gewidmet werdensollen. Die Bewirtschaftung und Widmungder Wälder geschehen in Abstimmung mitden Waldbesitzern, allerdings gab es dafürbisher leider keine Förderungen. Dies sollsich im Rahmen des neuen Programmeszur Ländlichen Entwicklung 2014-2020in Österreich ändern.

55 GenerhaltungsplantagenErhaltungssamenplantagen wurden ins-besondere für seltene Baumarten einge-richtet, von denen keine ausreichendgroßen, natürlichen Populationen mehrexistieren. Dabei werden wie in Obst-kulturen üblich kleine Zweigteile (Reiser)ausgewählter Bäume auf sogenanntenUnterlagspflanzen veredelt und so dasErbgut mehrfach kopiert (Klon). DieseKopien einzelner Bäume werden dannin Generhaltungsplantagen so ausge-pflanzt, dass bei einer allfälligen Saatgut -produktion eine Befruchtung durch mög-lichst verschiedene Klone ermöglichtwird.

Beginnend in den 1990er Jahren,wurden bisher insgesamt 55 Gener -haltungs plantagen von 18 Baumartenangelegt. Die aufwändige Pflege und Be-

Praxisinformation | Nr. 37 – 201522

Abbildung 2: Größe undVerteilung der Generhal-tungswälder (Stand 2015)

Tabelle 1: Anzahl und Fläche der Gen-erhaltungswälder in natür-lichen Waldgesellschaftenin Österreich (Stand 2015)

Natürliche Waldgesellschaft (Hauptgruppe) Anzahl Fläche (ha)Lärchen-Zirbenwälder 19 823,3Karbonat-Lärchenwald 4 103,5tiefsubalpiner Fichtenwald 43 1.810,2montaner Fichtenwald 10 232,2Fichten-Tannenwald 44 1.267,2Fichten-Tannen-Buchenwald 78 2.819,5Buchenwald 26 447,8Eichen-Hainbuchenwald 19 320,0bodensaurer Kiefern-Eichenwald 13 165,5Lindenmischwald 6 27,0Bergahorn- und Bergahorn-Eschenwald 9 59,5Bergahorn-Buchenwald 2 2,5Schwarzerlen-Eschenwald 1 5,7Grauerlen(-busch)wald, (-auwald) 1 15,0Berg-Spirkenwald 4 49,8Latschengebüsche (alpine Latschengebüsche, -moorwald) 1 15,0Weißkiefern-Birken-Spirken-Moorwald 3 39,0Karbonat-Kiefernwald 8 181,0Silikat-Kiefernwald 1 83,0Schwarzkiefernwald (Schwarzkiefernwald des Alpenostrandes und südostalpiner Hopfenbuchen-Schwarzkiefernwald) 4 214,9Auwald 3 29,9Sondergesellschaft – Eibe 11 157,6Sondergesellschaft – Speierling 1 2,0Sondergesellschaft – Edelkastanie 1 6,6Summe 312 8.877,7

treuung der Plantagen werden teilweisevom BFW selbst bzw. in Kooperation mitPartnern in den Bundesländern (Landes-forstgärten Tirol, Steiermark, Landes-forstdienste Oberösterreich, Niederöster-reich, Burgenland und Vorarlberg) sowieder Österreichischen Bundesforste AGdurchgeführt. Mittlerweile ist das Saat-gut aus diesen Erhaltungsplantagen zueiner nachgefragten Ware bei den öster-reichischen Baumschulen geworden.Auch hier wird derzeit evaluiert, ob be-stimmte Plantagen – etwa jene von denWirtschaftsbaumarten – als Generhal-tungsplantagen weitergeführt werdensollen. Neuanlagen von Plantagen sindebenso geplant, besonders bei Baumar-ten, bei denen ein sehr hoher Anteil desam Markt verfügbaren Materials aus demAusland kommt (Stieleiche, Vogelkir-sche, Spitzahorn).

Nur genetisch diverse Wälderschaffen viele NischenDurch diese Maßnahmen wird dem Ver-lust an genetischer Vielfalt entgegen -gewirkt und damit auch die Biodiversitätauf allen Ebenen gesteigert. Nur gene-tisch diverse Wälder schaffen die Vielzahlvon Nischen, die nötig sind, um eineVielzahl von anderen Organismen zu be-herbergen. Auch die Anpassungsfähig-keit und Resistenz der Wälder gegen bio-tische und abiotische Schadfaktoren hän-gen stark von der genetischen Vielfaltder Baumbestände ab, und damit letzt-lich auch deren wirtschaftliche Nutzungund die damit verbundene Wertschöp-fung. Die forstliche Generhaltung spieltdaher in Österreich eine wichtige Rolle,um die Vielfalt und Wuchskraft der Wäl-der auch in schwierigen Zeiten für künf-tige Generationen zu erhalten.

23Praxisinformation | Nr. 37 – 2015

Abbildung 3: Generhaltungsplantagefür Wildbirne des BFW am Königshof/Kaiser-steinbruch

Dr. Heino Konrad, Univ.-Prof. Dr. Thomas Geburek,Institut für Waldgenetik, Bundes-forschungszentrum für Wald, Seckendorff-Gudent-Weg 8, 1131 Wien,[email protected]

Im internationalen Diskurs zur globa -len Gefährdung der Biodiversität sind„invasive Arten“ schon lange ein promi -nentes Thema. Solche Arten sind durchmenschliche Aktivitäten außerhalbihres natürlichen Verbreitungsgebietseingebracht worden.

Während in der Wissenschaft bei der De-finition des Begriffes „invasiv“ die Fähig-keit einer Art im Vordergrund steht, sichnach ihrer Einbringung selbstständig aus-zubreiten, wird im naturschutzpoliti-schen Diskurs besonders die Gefährdungder Biodiversität und der damit verbun-denen Ökosystemdienstleistungen be-tont. Letzteres hat sich in einschlägigenDokumenten (Biodiversitätskonvention,EU-VO 1143/ 2014) niedergeschlagen.

Wenig kontrovers ist das Thema,wenn sich die Diskussion auf einge-schleppte Arten bezieht, die ausschließ-lich wirtschaftliche Schäden verursachen.In Österreich betrifft das etwa durchPilze verursachten Krankheiten (z.B.

Ulmen sterben) oder den AsiatischenLaubholzbockkäfer (Abbildung 1).

Naturschutz versus Wald -bewirtschaftungEine besondere Herausforderung sinddagegen Baumarten, die aus Sicht desNaturschutzes als invasive Arten beurteiltwerden, aber aus Sicht der Waldbewirt-schafter einen wirtschaftlichen Nutzenerbringen. Invasive Pflanzenarten werdenin Zusammenhang mit einer Verdrän-gung heimischer Arten und einer gravie-renden Umgestaltung der betroffenenÖkosysteme diskutiert. Daneben könnenauch Ökosystemdienstleistungen beein-trächtigt werden. Ein Beispiel: invasiveBaumarten verbrauchen in Kapland/Süd-afrika bedeutend mehr Wasser und be-einträchtigen die Trinkwasserversorgung.

Ein globaler Zensus aus dem Jahr 2011hat weltweit 622 invasive Baum- undStraucharten ergeben, wobei insbeson-dere Australien, pazifische Inseln, Süd-afrika oder Nordamerika stark betroffensind, Europa dagegen deutlich weniger.

Bereits in der internationalen Bio -diversitätskonvention (CBD) haben sichdie euro päischen Staaten zu einer glo-balen Strategie gegen invasive Arten ver-pflichtet. Die Europäische Kommissionverabschiedete deshalb am 3. Mai 2011eine Handlungsstrategie (EU BiodiversityStrategy to 2020), um den Verlust vonBiodiversität aufzuhalten und den Zu-stand von Ökosystemen, Habitaten undArten sowie die Dienstleistungen, die sieerbringen, innerhalb des nächsten Jahr-zehnts zu verbessern.

Ziel 5 dieser EU-Strategie bezieht sichauf die „Bekämpfung invasiver gebiets-

Praxisinformation | Nr. 37 – 201524

FRANZ STARLINGER UND MICHAEL ENGLISCH

„Gastbaumart“ oder „invasive gebietsfremde Art“ – ein Spannungsfeld

Weltweit 622 invasive

Baum- und Straucharten

Abbildung 1:Der AsiatischeLaubholzbock-käfer ist eineinvasive Art,die wirtschaft -lichen Schadenverursacht

fremder Arten“. Am 29. September 2014wurde vom EU-Ministerrat ein Vorschlagfür eine „Verordnung des EuropäischenParlaments und des Rates über die Prä-vention und das Management der Ein-bringung und Verbreitung invasiver gebietsfremder Arten“ (VO 1143/2014)gebilligt. Die Verordnung ist mit 1.1.2015in Kraft getreten.

Liste invasiver gebietsfremderArten Herzstück dieser Verordnung ist eine „Li-ste invasiver gebietsfremder Arten vonunionsweiter Bedeutung“ (Art. 4), dieaufgrund einer Risikobewertung (Art. 5)erstellt wird. Die von der Kommissionerstellten Entwürfe für die „Unionsliste"werden bis 2.1.2016 einem von den Mit-gliedsstaaten beschicktem Ausschussvorgelegt und dort einem Prüfverfahrenunterzogen. Die Unionsliste wird min-destens alle sechs Jahre überprüft, kannaber nach Notwendigkeit auch laufendaktualisiert werden.

Die Unionsliste soll vorrangig jene„invasiven gebietsfremden Arten“ (inva-sive alien species) enthalten, die bishernoch nicht in der EU vorkommen (Ab-bildung 2) oder sich in einer Frühphaseder Invasion befinden, sowie solche, diebereits etabliert sind und die „stärkstennachteiligen Auswirkungen haben.“ Beider Erstellung der Liste soll die Kommis-sion auch die Durchführungskosten fürdie Mitgliedsstaaten, die Kosteneffizienzsowie soziale und wirtschaftlicheAspekte berücksichtigen.

Für eine Tier-, Pflanzen- oder Pilzartoder einen Mikroorganismus, der auf dieUnionsliste gesetzt wird, ergeben sichtiefgreifende Beschränkungen (Art. 7).Solche Arten dürfen nicht vorsätzlich ge-halten oder gezüchtet werden, auchnicht unter Verschluss. Sie dürfen nichtin die EU eingeführt, durchgeführt, trans-portiert, in Verkehr gebracht, verwendetoder getauscht oder in die Umwelt frei-gesetzt werden. Ausnahmen (Art. 8, 9),die etwa für die Forschung, die Herstel-

lung von medizinischen Produkten oderauch für Zoos möglich sind, werden darangebunden, dass die Art unter Verschlussgehalten wird. Nach der Annahme derUnionsliste müssen die Mitgliedsstaatenzahlreiche Maßnahmen setzen. Es sindMonitoring- und Überwachungssystemeeinzurichten, eine umfassende Studie zuden Ausbreitungspfaden zu erstellen so-wie Managementpläne umzusetzen.

Unverhältnismäßige Kosten fürMitgliedsstaaten vermeidenAus den Regeln der neuen Verordnunggeht recht klar hervor, dass für eine Baum-art auf der Unionsliste eine forstliche Be-wirtschaftung nicht mehr möglich wäre.In Punkt 12 der Präambel zur Verord-nung finden sich aber die Aussagen, dassunverhältnismäßige oder übermäßigeKosten für Mitgliedsstaaten vermiedenwerden sollen und dass berücksichtigtwerden soll, wenn eine Art umfangreichgenutzt wird und bedeutenden sozialenund wirtschaftlichen Nutzen erbringt.

Abbildung 2: Persicariaperfoliata, eine Knö-terichart, richtet in denUSA als invasive ArtSchäden an, in Europakommt sie noch nicht vor

Bis 2. 1. 2016: Entwurf für

Unionsliste • Anschließend

Prüfung durch Ausschuss,

der von Mitgliedsstaaten

beschickt wird • Unionsliste

mindestens alle sechs Jahre

überprüfen • Laufende

Aktualisierung möglich

Punkt 13 besagt außerdem, dass dieseRisikobewertung eine Abwägung treffensoll, in die auch die potenziellen Vorteileder Verwendung und die Kosten vonSchadensbegrenzungsmaßnahmen ein-fließen sollen. Somit bleibt zu hoffen,dass wirtschaftlich bedeutsame Baum -arten nicht von der Aufnahme in dieUnions liste betroffen sein werden.

Diskussion aus Deutschlandschwappt nach Österreich hinüberParallel dazu findet in Deutschland eineteils heftig geführte Diskussion (vgl. AFZ6/2014; 14/2014) statt. Anlass sind dievom deutschen Bundesamt für Natur-schutz herausgegebenen BfN-Skripte 340und 352, welche eine „Methodik der naturschutzfachlichen Invasivitätsbewer-tung für gebietsfremde Arten“, sowieeine „naturschutzfachliche Invasivitäts-bewertung für in Deutschland wild lebende gebietsfremde Gefäßpflanzen“enthalten.

Im Zuge dieser Bewertung sind inDeutschland einige Gastbaumarten, wieetwa Douglasie, Kanadapappel und Roteiche, als invasive Arten klassifiziertworden (Abbildung 3).

In der Diskussion werden Zweifel ander angewandten Methodik laut, aberauch an der Vorgangsweise bei der Ab-leitung der Ergebnisse. Eine wissen-schaftlich fundierte inhaltliche Ausein-andersetzung mit allen Inhalten der BfN-Studie kann der vorliegende Artikel nichtleisten. Wesentliche und auch aus unse-rer Sicht nachvollziehbare Kritik an derEinstufung der Arten durch das BfN ent-zündet sich an der schmalen Literatur-basis, aufgrund derer die Zuordnungengetroffen wurden. Eine wesentlich breitereBasis bieten hier die Studien von Vor etal. (2015) oder – für die Douglasie –Tschopp et al. (2014).

Douglasie verbieten?Am Beispiel der diskutierten „negativenökologischen Auswirkungen“ der Dou-glasie soll dargelegt werden, dass es für

die Beurteilung von Effekten entschei-dend ist, mit welchen einheimischenBaumarten oder Waldbeständen dieDouglasie verglichen wird. In vielen Stu-dien zur Douglasie ist genau diese Wahldes Referenzsystems unklar (Tschopp etal. 2014). Douglasienanbau kann zuBoden versauerung und Nährstoffaus -waschung im Boden auf Standorten füh-ren, die zuvor mit Laubholz bestockt wa-ren. Derselbe Effekt ist aber auch beim Anbau heimischer Nadelbaumarten wieder Fichte zu beobachten.

Im Vergleich mit anderen Nadel -baum arten weist die Douglasie eine guteStreuzersetzung auf, was sich positiv aufden Boden auswirkt. Wir ziehen darausden Schluss, dass die Auswirkungen etwain dem Rahmen liegen, wie sie sich auchbeim Vergleich zwischen verschiedenenheimischen Laub- und Nadelbaumartenergeben. Die Beurteilung, ob die Ein-bringung einer Baumart ökologisch ver-tretbar ist, hängt immer auch vom Stand-ort ab, welche Lebensgemeinschaft da-von betroffen ist und welche Auswirkun-gen zu erwarten sind.

Ganz prinzipiell ist zu der deutschenDiskussion zu bemerken, dass sich dierechtliche Lage in unserem Nachbarstaatanders darstellt als in Österreich und dierechtlichen Kompetenzen anders vertei-len. Eine Darstellung dazu findet sich inVor et al. (2015) unter www.dfwr. de/ak-tuelles.

Soziale und wirtschaftlicheAspekte bei Beurteilung berücksichtigenDas Bewertungssystem des BfN eignetsich aus der Sicht vieler Experten schondeshalb nicht zur Umsetzung der Ver-ordnung der EU, weil nur naturschutz-fachliche Kriterien, nicht aber soziale undwirtschaftliche Aspekte einfließen undkeine Kosten abgewogen sowie möglicheVorteile der Verwendungen der gebiets-fremden Art nicht berücksichtigt wurden.

Praxisinformation | Nr. 37 – 201526

Dr. Franz Starlinger, Dr. Michael Englisch, Institut fürWaldökologie und Boden, Seckendorff-Gudent-Weg 8, 1131 Wien,[email protected]

Beide Studien als PDF:

www.dfwr.de/ aktuelles

BfN-Skripte 340 und

352: www.bfn.de

Abbildung 3: Die Dou-glasie ist in Deutsch -land auf die „SchwarzeListe“ der invasivenArten gesetzt worden,was zu heftigenProtesten der Forst -wirtschaft führte

Der Forstschutz ist oft eine Schnitt -stelle zwischen dem Schutz der Biodi-versität im Wald und der forstlichenBewirtschaftung. Einerseits führt strengausgelegte „saubere Waldwirtschaft“zum Entzug von Totholz für vielerleiholzbewohnende Organismen, anderer -seits geht von Gebieten ohne Forst -schutzeingriffe häufig ein Risiko für dieGesundheit benachbarter Wald be -stände aus. Aber nachdem die Naturnicht Schwarz und Weiß ist, gibt esdarüber hinaus Bereiche, wo Forst -schutz und Biodiversitätsschutz einan-der unterstützen.

Denkt man an negative Aus wirkungendes Forstschutzes auf die Biodiversität,käme wohl zunächst die negativeWirkung von Pflanzenschutz mitteln aufdie Biodiversität zur Sprache. In Öster-reichs Wald werden jedoch Pflanzen-schutzmittel meist lokal verwendet.Wichtig ist, möglichst spezifischePflanzenschutzmittel sehr risikobewussteinzusetzen, um Nicht-Zielorganismennicht übermäßig zu schädigen.

Im österreichischen Wald von größe-rer Bedeutung ist der Entzug von Lebens -grundlagen holzbewohnender Artendurch die „saubere Waldwirtschaft“.Diese will die Vermehrung aggressiverBorkenkäferarten, wie dem Buchdrucker,verhindern, indem zeitgerecht bruttaug-liches oder bereits befallenes Materialentfernt wird. Nach wie vor ist dieseStrategie die wirksamste und wichtigsteForstschutzmaßnahme.

Auch der Gesetzgeber trägt demRechnung: Er verpflichtet die Waldei-gentümerinnen und -eigentümer zur

Vorbeugung und Bekämpfung einer ge-fährlichen Schädigung des Waldes durchForstschädlinge und verbietet die Begün-stigung einer Vermehrung derselbendurch Handlungen und Unterlassungen(§§ 44-45 Forstgesetz). Führt dieseswichtige Prinzip allerdings dazu, dassjegliches tote Holz aus dem Wald ent-fernt wird, beraubt man holzbewoh-nende Arten ihrer Nische. Dass darüberhinaus auch Totholz nicht gleich Totholzist, verkompliziert die Lage: Holzart, Zer-setzungsgrad, Vorhandensein von Rinde,Besonnung, etc. sind entscheidende Fak-toren. Viele holzbewohnende Insekten(Abbildung 1) haben noch dazu einemehrjährige Entwicklungsdauer, so dasssich viele davon auf diversen Listen be-drohter Arten finden.

Es gilt also, die saubere Waldwirt-schaft mit einer gewissen Totholzhaltungin Einklang zu bringen mit dem Ziel, dieVermehrung einiger aggressiver Borken-käferarten zu verhindern. Haben dieseeinen abgestorbenen Baum bereits ver-lassen oder ist der Baum von nicht aggressiven Arten befallen, ist er ausForstschutzsicht wenig problematisch.Die Beurteilung der Situation setzt aller-dings einen guten Wissensstand voraus.Unbedingt notwendig ist dabei auch dieZusammenarbeit mit der Forstbehörde.Für den Erhalt mancher Arten bedarf esneben dem Vorhandensein von Totholzauch größerer Waldgebiete, in denen natürliche Prozesse – auch Zerfallspro-zesse – ungehindert ablaufen können.

Biodiversitätsschutz als Problemfür den Forstschutz Die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte

27Praxisinformation | Nr. 37 – 2015

GERNOT HOCH

Forstschutz und Biodiversitätsschutz: Gegner oder Verbündete?

Nicht-Zielorganismen:

Arten, die nicht das Ziel einer

Schädlingsbekämpfungsaktion

sind, aber potenziell davon

betroffen sein könnten.

haben gezeigt, dass Prozessschutz -gebiete, vor allem wenn sie reich anFichten sind, zum Ausgangspunkt vonausgedehnten Borkenkäfer-Massenver-mehrungen (wieder in erster Linie desBuchdruckers) werden können, die beiunzureichenden Forstschutzmaßnahmenauf angrenzende, bewirtschaftete Wälderübergreifen und große Schäden verur -sachen können.

Um die Prozessschutzgebiete sind da-her Pufferzonen, in denen konsequentBekämpfungsmaßnahmen stattfinden,und funktionierende Monitoringsystemezu etablieren, um das Risiko zu minimie-ren. Im Idealfall wird bereits bei der Ein-richtung neuer Schutzgebiete darauf Be-dacht genommen. Auch Programme zurAnreicherung des Totholzanteiles auf derFläche müssen, wie oben besprochen,aus Forstschutzsicht begleitet werden.

Letztlich wird dies der weiteren Akzep-tanz derartiger Naturschutzmaßnahmen,gerade im Bereich des Prozessschutzes,dienlich sein.

Biodiversität unterstützt Forstschutz Wenn in geschützten Gebieten natür -liche Störungsprozesse ablaufen können,bietet dies auch der angewandten For-schung zu Waldschutzthemen einzigar-tige Möglichkeiten. Vermehrungen vonansonsten als schädlich angesehenenund folglich bekämpften Organismenlaufen ungehindert ab und ermöglichenso Einblicke in die natür liche Dynamikder Populationen. In den letzten Jahr-zehnten brachte gerade die Forschungin Prozessschutzgebieten erheblichenWissenszuwachs und nützliche Erkennt-nisse für die Waldschutzpraxis bei ver-meintlich gut bekannten Forstschädlin-gen wie dem Buchdrucker.

Aber die unterstützende Wirkung derBiodiversität kann auch eine wesentlichdirektere sein. Die konservierende biolo-gische Schädlingskontrolle ist eine wich-tige Strategie im integrierten Pflanzen -schutz. Diese zielt darauf ab, natürlicheGegenspieler (z.B. parasitische oder räu-berische Insekten) zu fördern, in demgeeignete Habitate mit Nahrungsquellenfür alle Entwicklungsstadien, wie etwaBlütenpflanzen für erwachsene Schlupf-wespen oder Schwebfliegen, sowie einkontinuierliches Angebot von Wirts-oder Beutetieren bereitgestellt werden.Eine dauerhafte Population natürlicherGegenspieler soll so die Auswirkung vonSchadorganismen mindern.

In einfacheren Systemen könnenspezi fische Maßnahmen einzelne Nütz-linge fördern, im sehr komplexen Öko-system Wald mit meist sehr umfangrei-chen Gilden natürlicher Gegenspieler istes schwer möglich, gezielte Einzelmaß-nahmen zu setzten. Jedoch kann davonausgegangen werden, dass eine mög-lichst hohe Vielfalt an Strukturen undArten auch einen funktionierenden und

Praxisinformation | Nr. 37 – 201528

Prozessschutzgebiete:

größere Waldgebiete,

in denen natürliche

Prozesse ungehindert

ablaufen können

Abbildung 1: (A) Der Alpen -bock (Rosalia alpina), eineLeitart des Natur schutzesim Wald, benötigt für seinemehrjährige Larval ent wick -lung abgestorbenes Holzganz oder teilweise abge -storbener Buchen oderAhorne stärkerer Dimen-sion in sonniger Lage. (B) Der Zottenbock (Trago-soma depsarium) dagegenentwickelt sich – ebensomehrjährig – in feuchtemNadelholz größerer Dimen-sion, bevorzugt in liegen-den Stämmen. Er gilt alsRarität in Österreich. (C) Der Scharlachkäfer (Cucujus cinnaberinus) lebtunter der Rinde abgestor-bener Bäume. Alle dreiwerden oft als Urwald -relikte angesehen. Weniger anspruchsvoll unddaher weniger gefährdetist (D) der Rehschröter(Platycerus caprea), der mittotem Nadelholz geringererDimension, wie es auch imbewirtschafteten Waldvorhanden ist, sein Auslan-gen findet

B

A

C

D

vielfältigen Gegenspielerkomplex ermög-licht. Dieser kann Vermehrungen man-cher Schadinsekten puffern. Bei Arten,wie dem Buchdrucker, deren Dynamikvom Vorhandensein geeigneten Brut -materials angetrieben wird, kann dieserGegenspielerkomplex allerdings nicht dieEntstehung einer Massenvermehrungverhindern, wenn etwa windgeworfenesHolz nicht rechtzeitig entfernt wird.

Biodiversität braucht Forstschutz Dass ausgefeilte Forstschutzkonzepte not-wendig sind, um zu verhindern, dass Pro-zessschutzgebiete aufgrund von Schäd-lingsmassenvermehrungen zum Problemwerden, wurde bereits oben dargelegt.Als zweite, sehr bedeutende unter -stützende Wirkung des Forstschutzes fürden Schutz der Biodiversität ist die Be-kämpfung und Eindämmung einge-schleppter, invasiver Schadorganismen zunennen. Die Ulmenwelke brachte die hei-mischen Ulmenarten in massive Bedräng-nis, aktuell ist die Esche vom aus Ostasienstammenden Eschentriebsterben bedroht,jeweils mit negativen Konsequenzen fürdie Vielfalt im Wald durch den Ausfallderart bedeutender Mischbaumarten. Inbeiden Fällen werden sich die Krankheits-erreger nicht mehr ausrotten lassen. DerForstschutz kann hier nur mehr arter -haltend unterstützend eingreifen.

Umso wichtiger ist es, alarmbereitSchadorganismen zu beobachten, die vor

unseren Toren stehen. Der Kiefernholz-nematode, Erreger der Kiefernwelke, seials eines der bedrohlichsten Beispiele ge-nannt. Der in Nordamerika heimischeFadenwurm verursacht seit seiner Ein-schleppung nach Ostasien im zwanzig-sten Jahrhundert dort sehr hohe Ausfällebei den Kiefern. Im Jahr 1999 wurde derKiefernholznematode erstmals in Portu-gal entdeckt, seither fielen ihm auf gro-ßer Fläche tausende Kiefern zum Opfer.Der Ausfall der Kiefer hat gravierendeAuswirkungen auf die Ökosysteme, inden meisten Fällen wurden die abgestor-benen Wälder in Portugal mit Eukalyptenneu bepflanzt.

Rigorose Maßnahmen sind nötig, umdie weitere Ausbreitung der Krankheitzu verhindern. Einzelne, punktuelle Ein-schleppungen nach Spanien werden einem Ausrottungsprogramm unterzo-gen. Im Radius von 500 m werden alleWirtsbäume (das sind fast alle Nadel-bäume) gefällt, gehäckselt und ver-brannt; im weiteren Umkreis findet in-tensives Monitoring statt. Diese Be-kämpfungsmaßnahmen sind radikal, abernotwendig - ungeachtet des mittelfristignegativen Effektes auf viele Arten.

Ansonsten sind nachhaltig negativeAuswirkungen auf die betroffenen Wald-ökosysteme zu erwarten. Von der Krank-heit bedroht sind die meisten Koniferen-arten. Den Überträgern, Bockkäfern derGattung Monochamus, die sich in ab-sterbenden Bäumen entwickeln, mussbesondere bekämpfungstechnische Auf-merksamkeit gewidmet werden. Aller-sauberste Waldwirtschaft ist also nötig,mit negativen Konsequenzen wie obendargestellt.

Es zeigt sich, dass in diesen beson -deren Fällen auch drastische Waldschutz-maßnahmen gerechtfertigt sind, umlangfristig die Biodiversität zu schützen.Wie immer sind die Dinge bei nähererBetrachtung nicht simpel – es bleibt derSchluss: Forstschutz und Biodiversitäts-schutz sind Gegner und Verbündete.

29Praxisinformation | Nr. 37 – 2015

Erkennung, Kontrolle und

Ausrottung der Kiefernholzne-

matode: http://bfw.ac.at/rz/ -

bfwcms.web?dok=9625

Notfallplan Kiefernholznema-

tode: http://bfw.ac.at/rz/bfw-

cms.web?dok=9923

Priv.-Doz. Dr. Gernot Hoch, Institut für Waldschutz, Bundes -forschungszentrum für Wald, Seckendorff-Gudent-Weg 8, 1131 Wien, [email protected]

Abbildung 2: Prozess -schutzgebiete benötigenausgefeilteForstschutzkonzepte

Mit der EU-Strategie 2020+ haben sichdie Mitgliedstaaten zur Erreichung ho-her Ziele verpflichtet, die von den Berei -chen Beschäftigung, Forschung undEnt wicklung, Klimawandel, Bildung bishin zur Armutsbekämpfung reichen. Fürdie Land- und Forstwirtschaft sind esvor allem die Maßnahmen gegen denKlimawandel, die Inhalte der noch fer-tigzustellenden EU-Forststrategie unddie Umsetzung der Biodiversitäts -strategie 2020+, die in den nächstenJahren ausschlaggebend sein werden.

Fakt ist aber, dass eine riesige Vielzahlvon politischen Regelungen und Instru-menten direkt und indirekt auf den Waldeinwirken. Insgesamt existieren bereitsüber 400 waldbezogene Verordnungen,Gesetze, Richtlinien, Strategien und Po-litiken, wobei die Biodiversitätsstrategie2020+ nur eine davon ist.

Einseitige Auflagen gefährden Leistungsvielfalt Die Waldbesitzer und Waldbesitzerinnenstehen im Mittelpunkt dieser Interessen-vielfalt und sind mit einer Reihe von Pro-blemstellungen konfrontiert. Zum einenerfolgt nur wenig bis keine Abstimmungzwischen den vielfältigen Legislativenund Politiken, zum anderen tauchen im-mer mehr realitätsfremde Ideen auf –Stichwort „flächige Außernutzungstel-lung“. Dies vor allem von Personen ausdem urbanen Raum oder einseitig limi-tierten Experten, die kein Wissen überdie multifunktionale Verantwortung desWirtschafts- und Lebens raumes Wald ha-ben.

Das führt auch dazu, dass die drei

Säulen der nachhaltigen Forstwirtschaftnicht mehr ausbalanciert diskutiert wer-den. Durch die oft gegenläufige Geset-zesflut unterliegen die Waldbesitzer und-besitzerinnen einer zunehmendenRechts unsicherheit: „Was darf ich, wasnicht und was muss ich tun?“.

Multifunktionalität ist ein Gebotder StundeSelbst die Holzverwendung steht durchdie Vielfalt der Interessen heute in einemAnwendungskonflikt. Nur ein gesichertesEinkommen sichert aber die Zurverfü-gungstellung von öffentlichen Gütern undUmweltleistungen. Was bei den Diskus-sionen zu Naturschutz und Waldwirtschaftleider zumeist vergessen wird, ist, dass se-gregative Ansätze in der europäischen Kul-turlandschaft nicht funktionieren.

Die zunehmende Versiegelung ländli-cher Flächen verschärft das Problem. Einausgewogenes Modell einer multifunk-tionalen und nachhaltigen Waldwirtschaftist daher das Gebot der Stunde, möchteman der Interessenvielfalt gerecht wer-den. In Österreich wird dieses Modell seitGenerationen erfolgreich und weltweitanerkannt umgesetzt.

Natur nützen. Natur schützen.Nach dem Leitspruch „Natur nützen. Na-tur schützen.“ wird nicht nur Biodiversitätgeschaffen und den Aspekten des Klima-wandels begegnet, sondern der ländlicheRaum gesamthaft weiterentwickelt. Aucheine Umsetzung der Österreichischen Bio-diversitätsstrategie 2020+ wird sich andieser Vielfalt orientieren müssen, wennsie nachhaltig erfolgreich sein soll.

Praxisinformation | Nr. 37 – 201530

BERNHARD BUDIL

Biodiversität und Waldbewirtschaftung aus Sicht der Waldbesitzer

Segregation: einzelnen

Flächen wird nur eine

Funktion zugewiesen,

z.B. die Naturschutz-

funktion in der Kernzone

eines Nationalparks

DI Bernhard Budil, Land&Forst Betriebe Österreich,Schauflergasse 6/5, 1010 Wien, [email protected]

Abbildung 1: Nur eingesichertes Einkommensichert die Zurverfügung-stellung von Umwelt -leistungen

Die europäische Waldbiodiversität hatsich ursprünglich in Wäldern ohnemenschliche Nutzung entwickelt, zuihrer Erhaltung sind daher Nutzungs -eingriffe nicht zwingend notwendig.

Eine Auswertung von 49 europäischenEinzelstudien zeigte, dass Wirtschafts-wälder im Allgemeinen artenärmer sindals naturbelassene Wälder an vergleich-baren Standorten, wobei der Unter-schied bei Artengruppen, die an Alt- undTotholz gebunden sind, besonders aus-geprägt ist (Paillet et al. 2010). Wirt-schaftswald mit seinen kurzen Umtriebs-zeiten schließt jene Waldentwicklungs-phasen aus, die wegen ihres Struktur-reichtums und hohen Angebots an Alt-und Totholzlebensräumen besondersarten reich sind (Scherzinger 1996).

Ein wesentlicher Teil der Waldbiodi-versität – vor allem totholzbewohnendeKäfer, Schnecken, Moose, Flechten undPilze – konnte sich im Lauf der Evolutionauf Alters- und Zerfallsphasen des mittel -europäischen Waldes spezialisieren, weildiese Phasen in Urwäldern vorherrschen.

Will man die volle Bandbreite derWaldbiodiversität erhalten, so muss manviel von den wertgebenden Merkmalenund Prozessen des Naturwaldes in denmodernen Wirtschaftswald integrieren.Dabei sind allerdings strikt integrativeAnsätze, die keine Nichteingriffsflächenvorsehen, nicht zielführend.

Integrativer Waldnaturschutz Zum Schutz der empfindlichsten Kompo -nenten der Waldbiodiversität sind unbe -dingt auch Flächen nötig, die dauerndunbewirtschaftet bleiben und in denen

die volle Bandbreite waldtypischer Pro-zesse ungehindert ablaufen kann. Diesbedeutet eine erhebliche Heraus for -derung für die Forstwirtschaft, die ambesten mit Hilfe des sogenannten opti-mierten integrativen Waldnaturschutzesbewältigt werden kann, wie er in einerPublikation des EFI beschrieben wurde(Krause & Krumm 2013).

Der optimierte integrative Wald -natur schutz kombiniert integrative undsegregative Maßnahmen in der Absicht,das Überleben auch von seltenen undhochgradig gefährdeten Arten mittelsEntwicklung naturschutzfachlich hoch-wertiger Waldbestände zu sichern.

Die Schlüsselfrage nach Art und Um-fang der Maßnahmen soll exemplarischanhand der Totholzmengen, -qualitätund dem Angebot an Habitat bäumenbehandelt werden. Anspruchs vollere Tot-holzorganismen benötigen zum Aufbauüberlebensfähiger Populationen Min-desttotholzmengen zwischen 20-50m3/ha (Müller & Bütler 2010). In denmeisten Wirtschafts wäldern liegen dieTotholzmengen gegenwärtig bei 10 m3/haoder darunter. Diese Zielwerte zu errei-chen, ist ein ambitioniertes Vorhaben.

Zonierungsmodell mit größerenNichteingriffsflächen Hinzu kommt das Problem, dass viele„Urwald-Reliktarten“ unter den totholz-gebundenen Organismen Totholzmen-gen benötigen, die noch weit jenseitsder 50 m3/ha liegen. Weiters gilt eineBewirtschaftung von Waldbeständen mitmehr als 40 m3/ha als schwierig bis un-möglich. Deshalb schlägt der optimierteintegrative Waldnaturschutz ein Zonie-

31Praxisinformation | Nr. 37 – 2015

BERNHARD KOHLER

Naturschutz: Anforderungen an Waldbewirt-schaftung hinsichtlich Biodiversität im Wald

Download: www.efi.int/por-

tal/virtual_library/publica-

tions/project_publications

Der optimierte integra-tive Wald natur schutzkombiniert integrativeund segregative Maßnahmen

rungsmodell vor, in dem größere Nicht-eingriffsflächen („Waldrefugien“) mitkleineren Alt- und Totholzellen sowie mitTotholz- und Habitatbaum-reichen Kor-ridoren kombiniert werden.

Diese Elemente bilden zusammen einfunktionelles Netzwerk aus Alt- und Tot-holzlebensräumen, das in den Wirt-schaftswald eingebettet ist. Die „Wald-refugien“ werden ganz aus der Nutzunggenommen und können langfristig Tot-holzvorräte jenseits der 50 m3/ha auf-bauen; in den Altholzzellen und Korridor -zonen werden Totholzmengen ange-strebt, die zwischen 20-50 m3/ha liegen.

KorridoreIm Bereich der Korridore müssen 5 bis10 Habitatbäume/ha erhalten bleiben(das sind Altbäume, die an Kleinlebens-räumen möglichst reich sind). Ansonstenist im Korridor eine schonende Wald-nutzung möglich. In Altholzzellen kön-nen Pflegeeingriffe stattfinden, wenn siedem Erhalt der Trittsteinfunktion dienen.

Bei der Auswahl von Habitatbäumenist auf die Dimensionen zu achten: Fürviele Tot- und Altholzbewohner ist Stark-holz über 50 cm BHD unverzichtbar. Zu-sätzlich muss das Netzwerk Waldbeständebeinhalten, in denen schon länger einkontinuierliches Alt- und Totholzangebotverfügbar war (ehemalige Weide-, Mit-tel- und Plenterwälder). Derartige Wald-bestände beherbergen eine ausreichendbreite Palette anspruchsvoller Totholz -organismen, die das Netzwerk besiedelnund nutzen können. Waldrefugien solltenbevorzugt im Bereich solcher Altbeständeangelegt werden.

Was die Frage der Dimensionierungdes Netzwerks angeht, so ist aufgrundpopu lationsbiologischer Forschungser-gebnisse davon auszugehen, dass an-spruchsvolle Arten langfristig nur über-

leben können, wenn die für sie optima-len Lebensräume mindestens 10 % derFläche einnehmen. Die Optimalflächenmüssen in eine Matrix eingebettet sein,die zumindest Wanderungs- und Aus-tauschbewegungen zwischen den Inselnermöglicht und etwa 20 % der Gesamt-fläche einnehmen sollte (Hanski 2011).Auf das Netzwerk übertragen bedeutetdies, dass Waldrefugien und Altholzzel-len zusammen etwa 10 % der Waldflächeausmachen sollten, während die Korridor -bereiche etwa 20 % beanspruchen.

Entgelt für WaldbesitzerNatürlich kann diese Forderung nichtüberall realisiert werden, sie sollte aberin einer möglichst großen Zahl von ge-zielt ausgewählten „conservation-land-scapes“ (z.B. in Natura 2000-Gebieten)umgesetzt werden. Voraussetzung dabeiist selbstverständlich, dass die Waldbe-sitzerinnen und -besitzer für die damiterbrachten Leistungen angemessen undgerecht bezahlt werden.

Literatur

Hanski, I. (2011) : Habitat loss, the dynamics ofbiodiversity, and a perspective on conservation.Ambio 40, S. 248-255

Krause, D. & F. Krumm (2013): Integrative ap-proaches as an opportunity for the conservationof forest biodiversity. European Forest Institute,284 S.

Müller, J. & R. Bütler (2010). A review of habitatthresholds for dead wood: a baseline for manage-ment recommendations in European forests. Eur.J. Forest Res. 129, S. 981-992

Paillet, Y., L Bergès, J. Hjältén, P. Ódor, C. Avon,M. Bernhardt-Römermann, R-J. Bijlsma, L. deBruyn, M. Fuhr, U. Grandin, R. Kanka, L. Lundin,S. Luque, T. magura, S. Matesanz, I. Mészáros,M.T. Sebastià, W. Schmidt, T. Standovár, B. Tóth-mérész, A. Uotila, F. Valladares, K. Vellak & R.Virtanen (2010) : Biodiversity differences bet-ween managed and unmanaged forests : meta-analysis of species richness in Europe.Conservation Biology 24/1, S. 101-112.

Scherzinger, W. (1996): Naturschutz im Wald.Qualitätsmerkmale einer dynamischen Waldent-wicklung. Ulmer Verlag, Stuttgart, 448 Seiten

Praxisinformation | Nr. 37 – 201532

Waldrefugien mit

Totholzvorräten jenseits

der 50 m3/ha

Dr. Bernhard Kohler, WWF Öster-reich, Ottakringer Straße 114 - 116 1160 Wien,[email protected]

Totholz ist für die Entwick-lung der Larven desHirschkäfers unabdingbar

Netzwerk von Wald -refugien, Altholzinseln und Korridoren