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Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Woche des Waldes 2009 Wald bildet – nachhaltig!

Woche des Waldes 2009 Wald bildet – nachhaltig! · volles Wirtschaften im Wald nicht möglich wäre. „Nachhaltigkeits-Scheibe“ und „Holz sägen – Wald pflegen“ zeigen,

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Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten

Woche des Waldes 2009Wald bildet – nachhaltig!

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Impressum

Herausgeber Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ludwigstraße 2, 80539 München Projektgruppe Forstliche Bildungsarbeit www.stmelf.bayern.de • www.forst.bayern.de E-Mail: [email protected]

April 2009

Auswahl, Redaktion Günter Dobler

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Woche des Waldes 2009

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Vorwort

„Wald bildet – nachhaltig!“ Das Thema der Woche des Waldes 2009 bringt es auf den Punkt. Seit Beginn der 1990er Jahre setzt sich die Bayerische Forstverwaltung intensiv für die Ent-wicklung neuer Methoden in der professionellen waldpädagogischen Arbeit sowie für deren Verbreitung ein. Nach mehr als 15 Jahren Entwicklung und Fortbildung ist die Waldpädago-gik, wie sie in Bayern geleistet wird, auf einem hohen Niveau angelangt.

Durch sinnes- und erlebnisorientierte Aktivitäten sollen die Besucher waldpädagogischer Veranstaltungen mit Spaß an der Sache nicht nur etwas über Wald und Forstwirtschaft er-fahren, sondern auch eine positive Einstellung dazu entwickeln. So sollen Freunde gewon-nen werden, die für die Belange der Waldbesitzer und der Forstwirtschaft Verständnis ha-ben.

Nachhaltigkeit ist seit mehreren hundert Jahren ein etabliertes Prinzip in der heimischen Waldbewirtschaftung. Nachhaltigkeit ist aber auch eine aktuelle gesellschaftliche Aufgabe. Die von den Vereinten Nationen für 2005 bis 2014 ausgerufene Dekade „Bildung für nach-haltige Entwicklung“, deren Mitte in diesem Jahr erreicht wird, unterstreicht die Bedeutung der Bildung für die Erreichung dieses Zieles.

Das Motto der Waldwoche bietet Gelegenheit, auf langjährige erfolgreiche waldpädagogische Arbeit zurückzublicken. Wir haben sie ergriffen und in dieser Handreichung Aktivitäten ge-sammelt, die verschiedenste Aspekte unserer Waldpädagogik beispielhaft beleuchten. Er-fahrene Waldpädagogik-Praktiker haben sie beigesteuert. Kopf, Herz und Hand der Teilneh-mer werden gefordert. Sie müssen kreativ werden, Körpereinsatz zeigen, müssen nachden-ken, miteinander Lösungen finden.

Das Motto gibt aber auch Anlass, zu überlegen, ob nicht neue Impulse in der Waldpädago-gik Aufnahme finden sollten. Wir meinen, dass hier gerade Bildung für nachhaltige Entwick-lung wertvolle Anregungen bereit hält.

Der Ausdruck „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) mag etwas sperrig klingen, da-hinter verbergen sich jedoch Schätze, die wir für die Waldpädagogik heben möchten. BNE unterstreicht die Bedeutung der nachhaltigen Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen und unterstützt damit, bezogen auf den Wald, ein ureigenstes Anliegen der Waldpädagogik. In den Überlegungen zu BNE stecken viele Ideen, die der Qualität unserer Bildungsarbeit zu-gute kommen können. Und durch unser Engagement auf diesem Gebiet beteiligen wir uns an der wichtigen gesellschaftlichen Aufgabe, unsere gemeinsame Zukunft zu sichern.

Nachhaltige Entwicklung ist ein ganzheitliches Ziel, an dem sich alle Bildungsanstrengungen orientieren sollten, so auch die Waldpädagogik. Um dieses Ziel zu erreichen, benötigen die Menschen eine ganze Reihe an Kompetenzen, die unter dem Begriff „Gestaltungskompetenz“ zusammengefasst werden. Wir meinen, dass der nachhaltig bewirtschaftete Wald einen hervorragenden Lernort für den Erwerb von Gestaltungskompetenz abgibt. Womit wir wieder beim Motto der diesjährigen Woche des Waldes angelangt wären: Wald bildet – nachhaltig!

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Woche des Waldes 2009 A 1 Kurzinfo

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In der Handreichung zur Woche des Waldes 2009 „Wald bildet – nachhaltig!“ bieten wir an:

A 1 KurzinfoA 2 Waldpädagogik und Bildung für nachhaltige EntwicklungB AktivitätenC Hintergrundwissen: Empfehlungen, Förderung der Gestaltungskompetenz

A 1 Kurzinfo

Der Wald ist ein guter Ort zum Lernen. Das belegen auch die Aktivitäten, die in diesem Heft beschrieben werden. Sie wurden von langjährigen Praktikern der Bayerischen Forstverwal-tung entwickelt und erprobt. Verschiedenste Aspekte der Nachhaltigkeit werden hier be-leuchtet.

„Mischwald ist stabil“ zielt auf die ökologische Dimension ab, ohne deren Beachtung sinn-volles Wirtschaften im Wald nicht möglich wäre. „Nachhaltigkeits-Scheibe“ und „Holz sägen – Wald pflegen“ zeigen, warum Holznutzung dem Wald nicht schadet, wenn man nachhaltig mit ihm umgeht.

Die „CO2-Maschine“ macht mit großem Knall auf die klimaschützende Wirkung des Waldes aufmerksam. Das Klima zu stabilisieren ist ein wichtiger Beitrag für eine weltweite Nachhal-tigkeit. Neben der Bauanleitung findet sich auch ein Text zu Holzbildung und CO2-Speiche-rung in den zugehörigen Anlagen.

„Supermarkt Wald“ lässt uns etwas über das Verhältnis des Menschen zum Wald in früheren Zeiten erfahren und wie viele nützliche Dinge in ihm zu finden waren. „Vom Baum zur Sitz-bank“ lässt die Teilnehmer in der Produktionskette mitwirken und sie erfahren, was aus dem Baum Nützliches werden kann. Praktisches Lernen im wahrsten Sinne des Wortes. „Meine Heimat im Sandkasten“ lässt Vergangenes in der Geologie und Waldgeschichte nachge-stalten und intensiv begreifen.

Mit „Wildkatze – Fang die Maus!“ finden Sie eine Einstiegsaktivität, die auf die scheue und seltene Wildkatze aufmerksam macht. Schließlich gehört auch die Tierwelt zur nachhaltigen Waldwirtschaft.

„Expertenzirkel“ zeigt eine Methode, die den Teilnehmer als Lehrenden integriert und seine Eigenaktivität fordert und fördert. „Bildung öffnet die Augen“ und „Waldfunktionenspiel“ geben einen Vorgeschmack auf die neuen Schwerpunktthemen „Wald weltweit“ und „Wald und Gesellschaft“ in der nächsten Auflage des Waldpädagogischen Leitfadens „Forstliche Bildungsarbeit“. Diese Schwerpunktthemen widmen sich der Bildung für nachhaltige Ent-wicklung.

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Woche des Waldes 2009 A 1 Kurzinfo

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Wald bildet – nachhaltig! 1 „Mischwald ist stabil“In diesem Reaktionsspiel mit Aha-Effekt kann man am eigenen Leib erfahren, dass Mischwälder im Vergleich zu Reinbeständen weitaus stabiler sind. Man muss die Ökologie beachten, um ökonomisch erfolgreich zu sein.

Wald bildet – nachhaltig! 2 „Nachhaltigkeits-Scheibe“Die Teilnehmer basteln eine Scheibe, auf der durch Drehen wie von Zauberhand aus zehn plötzlich neun Bäume werden und das, obwohl nichts verdeckt wird. Die Bot-schaft: Ein Baum wird entnommen, aber der Wald bleibt erhalten. Die Scheibe lässt sich auch gut bei Ausstellungen einsetzen.

Wald bildet – nachhaltig! 3 „Holz sägen – Wald pflegen“Die Teilnehmer schlüpfen in die Rolle von Bäumen und dürfen wie sie „in den Himmel wachsen!“. Damit genug Platz zum Wachsen bleibt, müssen manche weichen. Na-türlich gibt es eine sinnvolle Verwendung für sie. Und irgendwann beginnen kleine Bäumchen unter den großen den Zyklus erneut.

Wald bildet – nachhaltig! 4 „CO2-Maschine“Nach dieser Bauanleitung können Sie eine „Maschine“ bauen, bei der Teilnehmer ihr CO2 loswerden können, es heftig knallt und am Ende ein Holzstückchen zeigt, wie viel CO2 das Holz zu binden in der Lage ist: Ein Hingucker für Ausstellungen, der die klimaschützende Funktion des Waldes verdeutlicht.

Wald bildet – nachhaltig! 5 „Supermarkt Wald“

Die Teilnehmer machen eine Zeitreise und erfahren, was früher alles aus dem Wald geholt wurde und Verwendung im Alltag fand. Von A wie Astquirl, der zum Küchen-quirl mutiert, bis Z wie Zunderschwamm zum Feuermachen findet sich einiges auf der „Einkaufsliste“.

Wald bildet – nachhaltig! 6 „Vom Baum zur Sitzbank“

Die Teilnehmer dürfen den Weg vom Baum bis zum Produkt mitverfolgen und kräftig mitmachen! Da kann man das Cluster Forst und Holz ganz nah erleben.

Wald bildet – nachhaltig! 7 „Meine Heimat im Sandkasten“

Nur was man selber macht, kann man wirklich verstehen! Gemäß diesem Motto werden Geologie und Waldgeschichte am Modell nachgestaltet: Geschichte von Hand gemacht.

Wald bildet – nachhaltig! 8 „Wildkatze – Fang die Maus!“

Die Wildkatze ist ein scheuer und seltener Waldbewohner. Dieses Fangspiel ermög-licht einen spannenden Einstieg und lädt ein, mehr über dieses Tier und seine Le-bensweise zu erfahren.

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Woche des Waldes 2009 A 1 Kurzinfo

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Wald bildet – nachhaltig! 9 „Expertenzirkel“

Die Teilnehmer werden zu Experten und dürfen ihren Mitstreitern etwas beibringen. Mit dieser Methode können Sie als Waldpädagoge verschiedenste Inhalte themati-sieren und die Eigenaktivität der Teilnehmer fördern.

Wald bildet – nachhaltig! 10 „Bildung öffnet die Augen“

Die Teilnehmer erfahren, wie wichtig es ist, Bescheid zu wissen, damit man nicht übervorteilt wird. Das Thema Biopiraterie wird aufgegriffen und miteinander nach gerechten Lösungen gesucht. Globale Dimensionen der Waldnutzung können hier kennengelernt werden, denn es handelt sich um eine der Aktivitäten aus dem Schwer-punktthema „Wald weltweit“, das in der nächsten Ausgabe des Waldpädagogischen Leitfadens „Forstliche Bildungsarbeit“ erscheinen wird.

Wald bildet – nachhaltig! 11 „Waldfunktionenspiel“

Die Teilnehmer dürfen ihrer Kreativität freien Lauf lassen und die Waldfunktionen z. B. pantomimisch oder als Theaterstück vorstellen. Das macht Spaß, fördert soziale Kompetenzen und ganz nebenbei lernt man, wie viele Funktionen, d. h. gesellschaft-liche Ansprüche, der Wald erfüllt. Die Bildungsfunktion darf dabei natürlich nicht unerwähnt bleiben. Diese Aktivität ist eine Überarbeitung der Aktivität Nachhaltige Nutzung 16 „Waldfunktionenspiel“ aus dem Waldpädagogischen Leitfaden „Forst-liche Bildungsarbeit“ und bietet einen Vorgeschmack auf das neue Schwerpunkt-thema „Wald und Gesellschaft“, das in dessen nächster Ausgabe enthalten sein wird.

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Woche des Waldes 2009 A 2 Waldpädagogik und BNE

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A 2 Waldpädagogik und Bildung für nachhaltige EntwicklungDieses Kapitel soll den Einstieg in die Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) erleichtern. Wir laden Sie ein, den unten aufgeführten Dialogen zu folgen, in denen sich Evi, Max und Ruth über BNE und Waldpädagogik unterhalten. Jeder Dialogteil wird am Ende durch ein Fazit zusammengefasst. Die begleitenden Kästen stellen schlaglichtartig weitere Informati-onen zur Verfügung. Im Kapitel „C Hintergrundwissen“ haben wir zusätzlich Ratschläge gesammelt, die Ihnen helfen können, BNE umzusetzen, auch wenn wir sicher nicht an alles gedacht haben. Außerdem erläutern wir dort etwas genauer, was wir unter Gestaltungskom-petenz verstehen.

In der nächsten Auflage des Waldpädagogischen Leitfadens „Forstliche Bildungsarbeit“ werden wir uns der BNE stärker widmen. Dafür werden wir unter anderem zwei neue auf BNE ausgerichtete Schwerpunktthemen aufnehmen: „Wald und Gesellschaft“ und „Wald weltweit“. In dieser Handreichung finden Sie zwei Aktivitäten beschrieben, die dort Eingang finden werden. So haben Sie Gelegenheit, schon jetzt einen kleinen Einblick zu gewinnen.

Ein Gespräch zur EinführungEvi, Max und Ruth sind seit langem in der Waldpädagogik tätig und treffen sich in der Kaf-feepause.

Was ist Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und was will sie erreichen?Evi: Kann mir endlich mal einer erklären, was diese Bildung für nachhaltige Entwicklung eigentlich sein soll?

Ruth: Ich denke, am einfachsten versteht man, worum es geht, wenn man vom Ziel ausgeht, das Bildung für nachhaltige Ent-wicklung verfolgt.

Max: Nachhaltige Entwicklung – das sagt doch schon der Name.

Ruth: Ja, und dabei geht es darum, gemein-sam eine lebenswerte Zukunft für alle zu gestalten. Und mit „alle“ sind alle weltweit und auch die nächsten Generationen ge-meint.

Evi: Und BNE soll helfen dieses Ziel zu er-reichen?

Ruth: Genau. Durch Bildung soll in Men-schen all das gefördert werden, was zum Erreichen dieses Ziels notwendig ist.

Gestaltungskompetenz

Prof. Gerhard de Haan, der Vorsitzende des deutschen Nationalkomitees für die UN-De-kade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (2005-2014), definiert Gestaltungskompetenz als: „Fähigkeit [..], Wissen über nachhaltige Entwicklung anwenden und Probleme nicht nachhaltiger Entwicklung erkennen zu können. Das heißt, aus Gegenwartsanalysen und Zu-kunftsstudien Schlussfolgerungen über öko-logische, ökonomische und soziale Entwick-lungen in ihrer wechselseitigen Abhängigkeit ziehen und darauf basierende Entscheidungen treffen, verstehen und um[..]setzen zu können, mit denen sich nachhaltige Entwicklungspro-zesse verwirklichen lassen.“

Unter „Kompetenzbereiche der Gestaltungs-kompetenz“ (S. 58) finden Sie Erläuterungen, was in dieser Handreichung unter Gestaltungs-kompetenz verstanden wird.

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Woche des Waldes 2009 A 2 Waldpädagogik und BNE

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Max: Da fällt mir aber eine Menge ein, was dazu gebraucht wird. Wissen ist wichtig. Das reicht aber nicht. Man muss eine optimistische Grundeinstellung bewahren und auch moti-viert sein, etwas zu bewegen.

Evi: Ja genau, und kommunikativ sollte man sein und mit anderen zusammenarbeiten wol-len, denn dann kann man mehr erreichen.

Ruth: Bestimmte Werte sind auch sehr wichtig, z. B. das Gemeinwohl im Blick zu behal-ten.

Max: Ja klar, außerdem sollte man vernetzt denken können und auch längerfristige Entwick-lungen berücksichtigen.

Ruth: Das alles und noch viel mehr. Diese Sammlung aus Werten, Einstellungen, Wis-sen, Fähigkeiten und Fertigkeiten wird unter dem Begriff „Gestaltungskompetenz“ zu-sammengefasst. Bei Bildung für nachhaltige Entwicklung geht es um die Förderung die-ser Gestaltungskompetenz.

Max: Letztlich geht es um Persönlichkeits-entwicklung, oder?

Ruth: Ja, aber die Person verstanden als Teil der Gemeinschaft. Es geht um selbststän-dige, aktive Menschen, die für sich und andere einstehen können.

Evi: Moment mal. Mir fehlt da noch was. Wenn es um unsere Zukunft geht, dann fal-len mir ganz bestimmte Themen ein. Der Klimawandel zum Beispiel und wie wir mit unserem Verhalten darauf Einfluss neh-men.

Max: Genau! Oder der Umgang mit natür-lichen Ressourcen. Wie gehen wir schonend mit ihnen um?

Ruth: Ich stimme euch zu, dass es Themen gibt, die im Rahmen einer Bildung für nach-haltige Entwicklung besonders wichtig sind und daher vordringlich behandelt werden müssen.

Evi: Und was wir noch brauchen ist eine ganzheitlichere Sicht. Die einen betrachten

Dimensionen der NachhaltigkeitÖkonomie, Ökologie und Soziales (Kultur) sol-len zugleich und ausgewogen berücksichtigt werden:

Ökologie

Ökonomie

Soziales und

Kultur

Nachhaltige Themen sollen:

Lokales und Globales ansprechen •von längerfristiger Bedeutung sein •(Zukunft haben)interdisziplinäre Zusammenarbeit •benötigenHandlungspotenzial bieten •Kulturelles und Soziales aufgreifen •Gerechtigkeitsfragen thematisieren •Partizipationsmöglichkeit beinhalten •an die Lebenswelt der Teilnehmenden an- •schlussfähig sein in der Waldpädagogik auf den Lernort •Wald zurückgreifen

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Woche des Waldes 2009 A 2 Waldpädagogik und BNE

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alles eher von der ökonomischen Seite, andere reden fast ausschließlich von sozialen Ur-sachen und Konsequenzen und wieder andere sehen nur ökologische Gefahren. Das sind doch schon fast unterschiedliche Weltanschauungen, die blind füreinander sind.

Ruth: Und von dieser gegenseitigen Blindheit müssen wir weg. Nachhaltigkeit muss die wirtschaftliche, soziale und auch die ökologische Seite ausgewogen berücksichtigen. Nur so steht Entwicklung auf sicheren Beinen.

Fazit: Bildung für nachhaltige Entwicklung will Bildungssituationen schaffen, die für die Entwicklung von Gestaltungskompetenz günstig sind. Denn es geht um die Gestaltung einer lebenswerten Zukunft für alle. Es gibt besonders zukunftsrelevante Themen, die vor-dringlich behandelt werden müssen. Dabei müssen wirtschaftliche, soziale und ökologische Aspekte miteinander verknüpft und ausgewogen berücksichtigt werden.

Was wird durch Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Waldpädagogik anders?Max: Ich arbeite schon seit einigen Jahren in der Waldpädagogik. Vieles von dem, was Ruth mit dem Begriff „Gestaltungskompetenz“ zusammengefasst hat, versuchen wir seit langem zu vermitteln. Haben wir da nicht schon immer Bildung für nachhaltige Entwicklung betrie-ben?

Ruth: Wir leisten sicherlich wertvolle Beiträge. Nicht von ungefähr kommt die Bildung für nachhaltige Entwicklung unter anderem von der klassischen Umweltbildung her, zu der auch die Waldpädagogik gehört. Der Fokus wird dabei etwas verschoben. Vorher standen Inhalte zu Wald und Forstwirtschaft im Vordergrund, die zielgruppengerecht vermittelt werden sollten...

Evi: Und jetzt?

Ruth: Jetzt stehen die Menschen und die Entwicklung ihrer Kompetenzen im Mittelpunkt. Wir fördern den Erwerb von Gestaltungskompetenz bezogen auf den Lernort Wald. Aber auch eine Bäckerei oder eine Autowerkstatt könnte einen geeigneten Lernort abgeben.

Evi: Allerdings ist Nachhaltigkeit ein Bewirtschaftungsprinzip, das in der Forstwirtschaft schon seit über 250 Jahren gilt.

Ruth: Es gibt einige Gründe, warum Wald und Forstwirtschaft für Bildung für nachhaltige Entwicklung besonders geeignet sind. Ein Grund ist die lange Tradition der Nachhaltigkeit in diesem Bereich. Aber nicht die Lösung von damals, sondern wie heute ein Ausgleich verschiedenster Interessen bezüglich der Ressource Wald gesucht wird, ist das Span-nende.

Max: Genau! Da hat man zum einen die ganzen ökologischen Zusammenhänge. Dann aber auch soziale Aspekte wie Arbeitssicherheit oder Sport und Erholung im Wald. Die Lage von Waldbesitzern, Forstwirten, Rückeunternehmern und der Abnehmer von Holz kann man beleuchten und ökonomische Zusammenhänge verfolgen. Die Vorteile der Holzenergie, die

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Woche des Waldes 2009 A 2 Waldpädagogik und BNE

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Rolle des Waldes im Klimawandel … he das sind doch wirklich günstige Voraussetzungen um Situationen zu schaffen, in denen Gestaltungskompetenz erworben werden kann.

Evi: Unsere Erfahrung in der Waldpädagogik ist ein weiterer Pluspunkt. Die Erfahrungs- und Erlebnisorientierung unserer Aktivitäten hat sich bewährt und wir dürfen sie daher nicht aufgeben, sondern müssen sie für die Bildung für nachhaltige Entwicklung nutzen.

Max: Bloß kein trockener Frontalunterricht! Wir haben schon immer die Teilnehmer selbst aktiv werden lassen, das muss auch so bleiben.

Ruth: Dem kann ich nur zustimmen. Emotionen und Selber-Machen sind besonders wichtig.

Fazit: Bildung für nachhaltige Entwicklung wurzelt in der bisherigen Umweltbildung. Die klassische Waldpädagogik will zielgruppengerecht Wissen und positive Erlebnisse zu Wald und Forstwirtschaft vermitteln und damit positive Einstellungen ihnen gegenüber fördern. Das hat sich bewährt und wird beibehalten. Die Förderung der Kompetenzen der Teilneh-mer rückt aber in den Mittelpunkt sowie die Verbindung mit übergeordneten gesellschaft-lichen Zusammenhängen.

Qualität und VernetzungEvi: Damit Bildung für nachhaltige Entwicklung funktioniert, sollten aber alle, die sich im Bildungsbereich engagieren, daran orientieren. Stellt euch vor, überall würde einem dieses Prinzip begegnen, im Kindergarten, in der Schule, im Studium und im Beruf.

Max: Dadurch würde auch unsere Bildungsarbeit wirkungsvoller. Dann passt alles zusam-men. Ich finde außerdem, dass im Rahmen von Bildung für nachhaltige Entwicklung die Zusammenarbeit zwischen Schule und außerschulischen Bildungsanbietern noch viel wich-tiger wird, als sie es bisher schon ist.

Evi: Nicht nur da, Max! Auch die außerschulischen Anbieter sollten sich vernetzen und auf-einander abstimmen. Das hätte den schönen Nebeneffekt, dass aus eventueller Konkurrenz effektive Zusammenarbeit für die gute Sache wird.

Ruth: Insgesamt würde die Qualität des Bildungsangebots besser. Außerdem könnte man voneinander lernen. Letztendlich müssen die Bildungsanbieter hier selber Gestaltungskom-petenz zeigen.

Evi: Vorgefertigte Aktivitäten, die wir nur nachmachen brauchen, sind zwar praktische Hilfs-mittel, aber ich finde es spannend, selber etwas zu entwickeln, etwas das für die besonde-ren Verhältnisse einer Region passt oder für die jeweilige Zielgruppe zugeschnitten ist. Bildung für nachhaltige Entwicklung bietet viel Raum kreativ zu sein, nicht nur für die Teilnehmer, sondern auch für die Veranstalter. Das macht Spaß.

Max: Wir entwickeln uns mit. Wir gehen mit den Teilnehmern gemeinsam in Richtung mehr Gestaltungskompetenz und nachhaltige Zukunft. Diese Vorstellung gefällt mir.

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Woche des Waldes 2009 A 2 Waldpädagogik und BNE

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Fazit: Für eine effektive Bildung für nachhaltige Entwicklung müssen verschiedenste Bil-dungsanbieter am selben Strang ziehen. Durch Vernetzung kann diese gemeinsame Auf-gabe besser bewältigt werden. Synergieeffekte werden möglich. Die Qualität des Angebots wird vom Erfahrungsaustausch profitieren. Veranstalter wie Teilnehmer sind gemeinsam auf dem Weg zu mehr Gestaltungskompetenz.

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Woche des Waldes 2009 B Aktivitäten

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Wald bildet – nachhaltig! 1

Mischwald ist stabilAutor: Albin Huber, Walderlebniszentrum Roggenburg

Inhalt:

Ein Reaktionsspiel, in dem die Teilnehmer in die Rolle von Bäumen schlüpfen und verschie-denen „Widrigkeiten“ ausgesetzt sind

Ablauf:

Lassen Sie die Teilnehmer sich im Kreis aufstellen. •Erklären Sie, dass nun jeder Teilnehmer ein Los erhält, es aber noch nicht öffnen darf. •Laufen Sie sodann mit dem Losbehälter „Mischbestand“ im Kreis herum zu jedem Teil-nehmer.Wenn jeder sein Los hat, soll jeder Teilnehmer •

sein Los öffnen, –es so lesen, dass kein anderer etwas sieht, –sich gut merken, welche Baumart auf dem Los steht, –nicht mehr sprechen, –das Los dann wieder zusammenfalten wie es war und wieder in den Losbehälter –werfen, mit dem Sie nun wieder zu jedem Teilnehmer gehen.

Die Teilnehmer haken sich nun im Kreis fest mit den Ellenbogen ineinander ein. •Sie stehen in der Mitte und erklären: „Ihr seid nun ein Wald. Ihr wisst vom Los, welche •Baumart ihr seid, aber von euren Nachbarn wisst ihr das nicht. Ich erzähle euch nun die Geschichte dieses Waldes und jedesmal, wenn einer Baumart etwas zustößt, muss diese sofort in die Hocke absacken. Auch die beiden Nachbarbäume müssen sofort reagieren und versuchen, den geschädigten Baum zu halten, so dass er nicht auf den Boden sackt, sondern seine Beine in der Luft hängen.“Spielen Sie nun die einzelnen Ereignisse des „Bestandeslebens“ durch (Anlage 1). •Achten Sie darauf, dass alle Teilnehmer wieder fest stehen, bevor Sie das jeweils nächs- •te Ereignis stattfinden lassen.Der „Mischwald“ wird sich als ziemlich stabil erweisen. •

Absicht: Vergleichen der Widerstandsfähigkeit von Rein- und Mischbeständen

Art der Aktivität: lebhaft, sensitiv, wissensorientiert

Teilnehmerzahl: 10 bis 32 Teilnehmer

Teilnehmeralter: ab 8 Jahre

Zeit: 30 Minuten

Material: „Bestandeschronik“ und Lose (Anlagen 1 und 2)

Vorbereitung: • 2 identische Losbehälter (mit gemischten

Baumarten bzw. nur Fichten)• die Lose je zweimal falten• Stelle im Wald aussuchen, an der keine Ver-

letzungsgefahr besteht

Äußere Bedingungen: trocken

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Woche des Waldes 2009 B Aktivitäten

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Wenn Sie beim Stichpunkt „Neuverlosung“ (Anlage 1) angelangt sind, erläutern Sie: „Nun •war jede Baumart schon mal dran, ihr kennt also eure Nachbarn. Damit’s wieder span-nender wird, losen wir neu aus.“Tauschen Sie (zuvor) heimlich den Losbehälter. Sie verwenden diesmal den Losbehälter •„Reinbestand“. Alle Teilnehmer sind nun Fichten.Das Lesen der Lose soll wie beim ersten Mal ablaufen. Allerdings sammeln Sie die Lose •diesmal nicht wieder ein, sondern lassen die Teilnehmer ihre gelesenen Lose in die Ja-cken- oder Hosentasche stecken. Somit haben die Teilnehmer keine Gelegenheit, sich doch gegenseitig über ihre „Identität“ zu informieren.Die Teilnehmer sollen sich wieder einhaken. •Beim nächsten Ereignis (Windwurf) sitzen plötzlich alle Teilnehmer auf dem Boden. Den •Verblüffungseffekt können Sie noch steigern, wenn Sie sich selbst auch absacken las-sen.Sobald die Situation geklärt ist (die Teilnehmer werden Ihre „Gemeinheit“ schnell durch- •schauen) und sich die Teilnehmer wieder beruhigt haben, machen Sie ihnen deutlich, dass sie nun am eigenen Leib erlebt haben, wie stabil ein Mischwald ist und wie anfällig und gefährdet Reinbestände sind.Nun können Sie die Fichten-Lose wieder einsammeln. •

Hinweis:

Achten Sie bei geringer Teilnehmerzahl auf eine entsprechende Mischung im Losbehäl- •ter „Mischwald“.Um Unfälle zu vermeiden, beachten Sie unbedingt: •

Der Platz muss geeignet sein: weicher Waldboden, keine Stümpfe, Äste, Steine… –Weisen Sie die Teilnehmer an, lediglich in die Knie abzusacken und keinesfalls – im –Vertrauen auf die Nachbarn – sich fallen zu lassen.

Vertiefungsmöglichkeiten:

Erarbeiten Sie mit den Teilnehmern weitere Vorteile von Mischwäldern.

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Woche des Waldes 2009 B Aktivitäten

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Bestandeschronik

Alter: Ereignis: betroffen sind:

Losbehälter „Mischwald“

5 Jahre Rehe fressen die Knospen der Bäumchen. Tanne

7 Jahre Spätfrost. Die frischen Triebe erfrieren. Eiche, Tanne

10 Jahre Eine Krankheit, die Wurzelhalsfäule, tritt auf. Erle

15 Jahre Ein Käfer, der Kupferstecher, frisst unter der Rinde. Fichte

20 Jahre Trockenheit nimmt den Bäumen das Wasser. Ahorn, Esche

50 Jahre Schwerer Nassschnee bricht Äste und Bäume. Kiefer

80 Jahre Raupen des Schwammspinners fressen die Blätter. Buche, Eiche

NEUVERLOSUNG:

Losbehälter „Reinbestand“100 Jahre Ein Sturm wirft die Bäume um. Fichte

Anlage 1 zu Wald bildet – nachhaltig! 1

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Woche des Waldes 2009 B Aktivitäten

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Losbehälter „Mischwald“

Fichte Fichte Fichte Fichte

Fichte Tanne Tanne Tanne

Kiefer Kiefer Kiefer Kiefer

Kiefer Buche Buche Buche

Buche Buche Eiche Eiche

Eiche Eiche Eiche Ahorn

Ahorn Ahorn Esche Esche

Esche Erle Erle Erle

Anlage 2 zu Wald bildet – nachhaltig! 1

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Woche des Waldes 2009 B Aktivitäten

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Losbehälter „Reinbestand“

Fichte Fichte Fichte Fichte

Fichte Fichte Fichte Fichte

Fichte Fichte Fichte Fichte

Fichte Fichte Fichte Fichte

Fichte Fichte Fichte Fichte

Fichte Fichte Fichte Fichte

Fichte Fichte Fichte Fichte

Fichte Fichte Fichte Fichte

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Woche des Waldes 2009 B Aktivitäten

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Wald bildet – nachhaltig! 2

Nachhaltigkeits-ScheibeAutor: Albin Huber, Walderlebniszentrum Roggenburg

Inhalt:

Basteln und Bedienen einer „magischen“ Drehscheibe

Ablauf:

Scheibe basteln:Lassen Sie die Teilnehmer die Vorlage auf den Karton kleben. •Nun dürfen sie die Baumkronen grün und die Stämme braun ausmalen. •Danach schneiden die Teilnehmer den unteren Teil ab und die darauf befindliche Schei- •be aus.Nach dem Durchstechen des Lochs in der Mitte beider Scheiben fixieren die Teilnehmer •diese drehbar mit einer Musterklammer.

Scheibe bedienen:Zunächst soll der Teilstrich auf der inneren Scheibe mit dem linken Teilstrich der äußeren •zusammentreffen. Lassen Sie die Teilnehmer die Bäume zählen – das Ergebnis ist: zehnNun drehen die Teilnehmer den inneren Teilstrich auf den rechten äußeren. Lassen Sie •die Teilnehmer erneut zählen. Jetzt sind es neun Bäume.Diskutieren Sie den Verbleib des zehnten Baumes. •Der Vergleich mit der Forstwirtschaft lautet: Das Drehen simuliert eine Durchforstung. •Die Bäume sind etwas dicker geworden als vorher. Der Wald bleibt erhalten, obwohl ein Baum entfernt wurde.Das ist zugleich der Bezug zur forstlichen Nachhaltigkeit: Es wurde dem Wald nur soviel •entnommen, wie wieder nachwächst.

Absicht: Verdeutlichen, wie der Zuwachs die Holzent-nahme ausgleicht

Art der Aktivität: ruhig, wissensorientiert

Teilnehmerzahl: bis 32 Teilnehmer

Teilnehmeralter: ab 8 Jahre

Zeit: 60 Minuten

Material:

• Vorlage (Anlage 1) für jeden Teilnehmer• Karton (DIN A4) für jeden Teilnehmer• Scheren• Klebstoff• Malfarben Grün und Braun• für jeden Teilnehmer eine Musterklammer

(solche werden zum Verschließen von Bü-chersendungen verwendet)

• Kugelschreiber (um Loch in Karton zu ste-chen)

Vorbereitung: für genügend Arbeitsfläche und Sitzgelegen-heiten sorgen

Äußere Bedingungen: trocken bzw. drinnen

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Woche des Waldes 2009 B Aktivitäten

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Variationen:

Statt mit einer Musterklammer, lässt sich die Scheibe auch mit einem Reißnagel auf •einer Holzplatte montieren.Bringen Sie fertige Scheiben mit (mindestens eine pro 3 Teilnehmer). So sparen Sie sich •die Bastelphase, haben aber dennoch einen „zauberhaften“ Einstieg ins Thema „Nach-haltigkeit“.Eine größere, aus Holz gefertigte Scheibe ist dauerhaft haltbar, bei größeren Gruppen •einsetzbar und auch für Ausstellungen und Messeauftritte geeignet.

Vertiefungsmöglichkeiten:

Aktivitäten aus dem Schwerpunktthema Nachhaltige Nutzung des Waldpädagogischen Leitfadens „Forstliche Bildungsarbeit“.

Auf der Nachhaltigkeits-Scheibe sind zunächst zehn Bäume zu erkennen (Foto: Albin Huber)

Dreht man die Scheibe weiter, sind es plötzlich nur noch neun Bäume (Foto: Albin Huber)

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Woche des Waldes 2009 B Aktivitäten

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Anlage zu Wald bildet – nachhaltig! 2

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Woche des Waldes 2009 B Aktivitäten

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Wald bildet – nachhaltig! 3

Holz sägen – Wald pflegenAutor: Albin Huber, Walderlebniszentrum Roggenburg

Inhalt:

Teilnehmer schlüpfen in die Rolle der Bäume und erfahren dabei den Sinn waldbaulichen Handelns

Ablauf:

Die Teilnehmer stellen zunächst Bäumchen einer Naturverjüngung dar und hocken sich •am Boden eng zusammen.

Sie entnehmen als Förster nun einige „Christbäume“. –Die „Christbäume“ stellen sich mit leicht abgespreizten Armen als solche hin und –lassen sich bewundern.

Nun wächst der „Wald“ weiter zu einem „Stangenholz“ und die Teilnehmer dürfen auf- •stehen.

Zudem wachsen die „Baumkronen“ in die Breite: Die Teilnehmer stemmen die Hän- –de in die Hüften. Damit sich die „Kronen“ in alle Richtungen erstrecken, weisen Sie die Teilnehmer an, den Oberkörper (für kurze Zeit) hin und her zu drehen.Die Teilnehmer stellen fest: Es wird zu eng! –Sie entnehmen wieder „Bäume“, die nun Brennholz (Flammen) oder die Masten einer –Stromleitung (stehen in einer Linie und halten sich an den Händen) darstellen.

Der verbliebene „Wald“ wächst weiter zu einem „Baumholz“ heran. Die „Bäume“ strecken •ihre Arme schräg nach oben und drehen sich wieder.

Es wird erneut zu eng. –Wiederum entnehmen Sie einzelne „Bäume“, die diesmal einen Schrank oder einen –Dachstuhl nachbilden dürfen.

In den inzwischen vorhandenen Lücken kann sich die nächste Generation als „Natur- •verjüngung“ einfinden: Lassen Sie bereits „entnommene“ Teilnehmer in die Lücken zwischen den verbliebenen „Altbäumen“ hocken.

Absicht: Verdeutlichen, • wie der Förster die Konkurrenz im Wald

steuert und• dass Holznutzung unschädlich und sinnvoll

ist

Art der Aktivität: wissensorientiert, lebhaft

Teilnehmerzahl: bis 30 Personen

Teilnehmeralter: ab 8 Jahre

Zeit: 20 Minuten

Material: –

Vorbereitung: Waldort mit verschiedenen Altersstadien aussuchen

Äußere Bedingungen: –

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Woche des Waldes 2009 B Aktivitäten

– 21 –

Zuletzt nutzen Sie das „Altholz“ endgültig und füllen die Fehlstellen in der „Verjüngung“ •mit weiteren „Pflanzen“ aus.Das Spiel würde jetzt von vorne beginnen. •Lassen Sie in einer anschließenden Gesprächsrunde die Teilnehmer reflektieren, welchen •Sinn es hat, im Wald Bäume zu fällen, und gehen Sie auch auf den Nachhaltigkeitsge-danken ein.

Variationen:

Erklären Sie vorab einen der Teilnehmer zum „Förster“ und einen zum „Säger“. So kön- •nen Sie die beiden wichtigsten Beweggründe für den Holzeinschlag (Waldbau und Holzgewinnung) an Personen knüpfen.Lassen Sie den „Förster“ jeweils entscheiden, welche „Bäume“ entnommen werden, und den „Säger“, wozu diese „verarbeitet“ werden.Wenn Sie den Aspekt der Walderschließung mit einbringen möchten, „schneiden“ Sie •zu Beginn eine „Rückegasse“ in den „Wald“, auf der alle später „entnommenen Bäume“ den „Wald“ verlassen müssen.

Hinweise:

Zuerst dauert es meist eine Zeit, bis alle still am Boden hocken ohne umzufallen und •andere mitzureißen. Sie erreichen diesen Zeitpunkt schneller, wenn Sie zunächst mit in die Hocke gehen.Weisen Sie die Teilnehmer anfangs darauf hin, dass sie fest mit dem Boden „verwurzelt“ •sind und ihren Standort nicht verlassen können.

Vertiefungsmöglichkeit:

Zeigen Sie den Teilnehmern zu jedem „Altersstadium“, das diese gerade darstellen, einen entsprechenden Bestand im realen Waldbild, und fragen Sie zunächst die Teilnehmer nach den jeweiligen Verwendungsmöglichkeiten der dort zu entnehmenden Bäume.

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Woche des Waldes 2009 B Aktivitäten

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Wald bildet – nachhaltig! 4

CO2-MaschineAutor: Albin Huber, Walderlebniszentrum RoggenburgDie Aktivität entstand im Rahmen des Kooperationsprojekts „Was Bäume über unser Leben erzählen“ zwischen dem Walderlebniszentrum Roggenburg, dem Zentrum für Familie, Umwelt und Kultur im Kloster Roggenburg und der Bayer. Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft.

Inhalt:

Bau- und Betriebsanleitung für eine „Maschine“, die die Fähigkeit von Holz, CO2 zu binden, veranschaulicht

Ablauf:

Ein Teilnehmer bläst den Luftballon im Kasten auf. Wenn dieser am Nagel zerplatzt, fliegt oben die Klappe auf und löst die Mausefalle aus. Das Holzstückchen wird davon durchs Labyrinth katapultiert und landet im Ausgabefach.

Erläutern Sie hierzu, dass die Maschine „wie ein Baum“ arbeitet: Sie wandelt CO2 in Holz um.

In Anlage 2 finden Sie einen Text, der die CO2-Bindung im Holz thematisiert.

Hinweise:

Im Holzstückchen ist genauso viel CO2 gespeichert, wie der Teilnehmer in den Luftballon geblasen hat:

1. 1 g Holz bindet 1,85 g CO2

2. 1 l CO2 wiegt 1,94 g3. aus 1. und 2. folgt: 1 g Holz bindet 0,95 l CO2

4. Luftinhalt im Ballon bei 25 cm Durchmesser und 35 cm Länge ist 11,44 l5. ausgeatmete Luft enthält 4 % CO2

6. Druck im Ballon um 1,04 bar7. aus 4., 5. und 6. folgt: 0,48 l CO2 sind im Ballon8. aus 3. und 7. folgt: Balloninhalt an CO2 ist in 0,45 g Holz gebunden!

Absicht: Den Wert des Holzes im Klimaschutz heraus-stellen

Art der Aktivität: spannend, beobachtend, mit Knalleffekt

Teilnehmerzahl: bis 15

Teilnehmeralter: ab 10 Jahre

Zeit: 10 Minuten

Material: • CO2-Maschine• Luftballon• Holzscheibchen (1/3 bis ½ Gramm)

Vorbereitung: Maschine aufstellen und „scharf“ stellen

Äußere Bedingungen: trocken bzw. drinnen

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Bauplan CO2-Maschine (alle Angaben in „cm“)(Fotos: Albin Huber)

Anlage 1 zu Wald bildet – nachhaltig! 4

Gesamtansicht CO2-Maschine

Plexiglas 0,4 stark

Holz 1,8 stark

92

3336

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CO2-Maschine: oberer Aufbau von vorne

20

11 12

3340

8

11

29

2854

20

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CO2-Maschine: Die Maschine ist „scharf gestellt“, d. h. die Mausefalle ist gespannt und das Holzstückchen liegt darauf.

CO2-Maschine: Wenn der Ballon platzt, drückt die freiwerdende Luft diese Klappe auf. Sie fällt auf die Mausefalle und löst sie aus.

414

43

6

7

7

6

11

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CO2-Maschine:Seitenansicht

Durch das Loch in der Plexig-lasscheibe (3 cm Durchmesser)wird der Ballon aufgeblasen.

CO2-Maschine:

Das Holzstückchen fällt in diese Ausgabevorrichtung.

11

13

4

32

1217

7 7

3032

1

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CO2-Maschine: Plexiglasfront steht 1 cm über.

CO2-Maschine: Unterbau von oben gesehen. Ein Nagel steht in den Innenraum. Der Ballon wird durch ihn zum Platzen gebracht.

1

3

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CO2-Maschine: Ausgabefach für Holzstückchen. Oberer Aufbau rastet auf Plexiglasscheibe des Unterbaus ein.

CO2-Maschine: Oberer Aufbau von unten gesehen.

2,56,5

8

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CO2-Maschine: Oberer Aufbau von unten gesehen. „Dreiecksfüße“ passen in die Ecken des Unterbaus.

2

2

5 7

5

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CO2-Maschine: Blick von schräg oben auf die gespannte Mausefalle.

CO2-Maschine: Blick von schräg oben auf die Mausefalle nach dem Auslösen.

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Die CO2-Maschine in Aktion

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Anlage 2 zu Wald bildet – nachhaltig! 4

Wie macht der Baum sein Holz?Autor: Günter Mayr, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Tirschenreuth

Bereiten Sie die Gruppe in aller Ruhe auf den folgenden Text vor. Lassen Sie die Teilnehmer sich unter einen Baum legen und in die Krone blicken. Bei feuchtem Boden können die Teilnehmer sich auch an den Stamm lehnen und nach oben blicken. Bitten Sie um Ruhe. Sprechen Sie langsam und mit Pausen den folgenden Text bzw. nutzen Sie ihn als Leitfaden für das, was Sie sagen.

„Jeder Baum ist ein Wunder der Evolution... aus einem Samen entsteht ein Keimling... der Spross verholzt, Längs- und Seitentriebe bilden sich, Jahresringe lassen den Wechsel der Jahreszeiten erkennen... Knospen bringen Blätter, Nadeln und Blüten hervor... manche Arten leben und wachsen jahrhundertelang, einige erreichen Längen und Dicken wie Kirchtürme.Aber: ...Woraus machen Bäume jenes Holz, welches aufrechten Wuchs solcher Größe er-möglicht? Diese Frage stellte sich vor gut 300 Jahren ein Arzt aus Brüssel: Dr. van Helmont vermutete, dass ein Baum sein Holz aus Erde und Wasser herstellt. Ein Versuch sollte Ge-wissheit bringen: Dazu pflanzte er eine Weide in einen Topf. Nach fünf Jahren stellte er fest, dass das Bäumchen 33 mal schwerer geworden, von der Erde aber nichts verschwunden war. Braucht es nur Wasser, um einen Baum wachsen zu lassen, fragte sich der verblüffte Arzt?Erst 200 Jahre später kam man dem Geheimnis auf die Spur: Es wurde entdeckt, dass Bäume, wie alle grünen Pflanzen, der Luft Kohlendioxid entnehmen. In unserer Atemluft ist sehr wenig CO2 enthalten: Nur 0,035 Prozent, d. h. nur eines von 3 000 Luftteilchen ist ein Kohlendioxidmolekül. Holz besteht fast vollständig aus den Bestandteilen dieses Kohlendi-oxids, nämlich ungefähr je zur Hälfte aus Kohlenstoff und Sauerstoff: den Atomen, die das CO2 bilden.Um ein Kilogramm Holz zu produzieren, nimmt ein Baum über seine Blätter knapp zwei Kilogramm CO2 und über die Wurzeln etwas mehr als ein Kilo Wasser auf und mit diesem Wasser wichtige, aber nicht gewichtige Mineralien. Aus diesen drei Kilogramm „Baumate-rial“ macht er also ein Kilogramm Holz, gibt gleichzeitig ein halbes Kilogramm Wasser und eineinhalb Kilogramm Sauerstoff über seine Blätter an die Luft ab. Zu verdanken haben wir dies – Sauerstoffspende und Holzproduktion – dem Blattgrün (Chlorophyll), das aus CO2 und H2O mittels Sonnenenergie den Holzgrundstoff Zucker herzustellen vermag* ... der für uns zur Atmung so wichtige Sauerstoff ist dabei nur ein Nebenprodukt.“

* Grundlage für diese Darstellung ist die chemische Formel der Brutto-Reaktionsgleichung: 6 CO2 + 12 H2O + Sonnenenergie C6H12O6 + 6 O2 + 6 H2O

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Wald bildet – nachhaltig! 5

Supermarkt WaldAutor: Bernd Wittmann, Walderlebniszentrum Oberschönenfeld

Inhalt:

Vermittlung der Bedeutung, die der Wald in früheren Zeiten für die Bevölkerung hatte.

Ablauf:

Nach der Begrüßung erklären Sie der Gruppe, wie sehr die Menschen auf dem Land früher auf den Wald und seine Produkte angewiesen waren.

Beim Ablaufen der Wanderstrecke zeigen Sie an geeigneten Stellen die Produkte und die liefernde Pflanze und erläutern es. Zum Beispiel weisen Sie unter einer Eiche auf Gerbrinde und Eichelkaffee hin, bei einer Buche auf Brotbelag aus Blättern, Bucheckernöl, bei Birke auf Papierersatz, Birkensaft, bei Tollkirsche auf Belladonna etc. (siehe Anlage).

Falls möglich, sollten Sie versuchen, die Teilnehmer Produkte kosten zu lassen, z. B. Eichel-kaffee, Butterbrot mit frischen Maiblättern der Buche oder Verwendungen ausprobieren lassen, z. B. auf einem Stückchen feiner Birkenrinde schreiben lassen.

Absicht: Anhand von Beispielen Interesse für frühere Zeiten und die Wichtigkeit des Waldes wecken

Art der Aktivität: wissensvermittelnd

Teilnehmerzahl: bis 25 Personen

Teilnehmeralter: ab 9 Jahre, auch Erwachsene oder gemischte Gruppen Eltern/Kind

Zeit: ca. 2 Stunden

Material: Altes Küchengerät (falls vorhanden), Birken-rinde, Quirl aus Gipfel einer Jungfichte, See-grasschuhe o. ä. (siehe Anlage)

Vorbereitung: Man sollte die Wanderstrecke kennen, um zu wissen, was alles gezeigt werden kann.

Äußere Bedingungen: In der wärmeren Jahreszeit, um auch ver-schiedene Pflanzen zeigen zu können.

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Woche des Waldes 2009 B Aktivitäten

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Von links oben nach rechts unten: Schühchen aus Seegras, „Papier“ aus Weidenrinde, Pap-pelflaum (in Plastiktütchen), entrindeter Astquirl (wird als Küchenquirl verwendet), Zunder-schwamm (Foto: Günter Dobler; Gegenstände: Bernd Wittmann)

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Woche des Waldes 2009 B Aktivitäten

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Einkaufsliste für den „Supermarkt Wald“

Selbstverständlich war es vor hundert und mehr Jahren noch nicht üblich, mit dem Com-puter eine Einkaufsliste zu schreiben. Darüber wollen wir jetzt aber großzügig hinwegsehen. Eine „Einkaufsliste“ könnte ungefähr folgende Dinge enthalten haben:

Heutige Ware: Ware unserer Vorfahren:

Drogerie:Wundpflaster HarzBaby-Puder Bohrmehl bestimmter Insekten (Laubholz)Aspirin (Fieber, Schmerzen) WeidenrindeHerz-Kreislaufmittel Fingerhut, Weißdorn, TollkirscheKosmetikum zur Augenverschönerung Tollkirsche (Belladonna)Mittel gegen Erkältungssymptome LindenblütenteeFliegenbekämpfungsmittel FliegenpilzWundverband ZunderschwammMittel für erfrorene Gliedmaßen EichenrindeGerbsäure als Medizin, Gerbmittel EichenrindeHaarwuchsmittel Birkensaft oder BrennnesselwurzelnHaarfärbemittel (braun) Extrakt aus grünen WalnussschalenHandseife LehmRasierpinsel Dachshaare

Lebensmittel:Kaffeeersatz Eicheln (geröstet)Belag auf das Butterbrot Buchenblätter im MaiKüchenkräuter Fast alle Kräuter des WaldesMarmeladen Alle essbaren WaldbeerenGemüse Giersch, Löwenzahn, Brennnesseln etc.Pilze aus der Dose Pilze aus dem WaldHonig aus dem Glas Honig wilder Bienen oder aus „Tannenspitzen“Fleisch und Wurst Verschiedene WildartenTee Brombeerblätter, Schlüsselblumen etc.Zucker Honig (früher nur von Wildbienen)Obst Wilde Äpfel und Birnen, WaldbeerenAlkohol Aus allen vergärbaren Produkten des Waldes

Anlage zu Wald bildet – nachhaltig! 5

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Woche des Waldes 2009 B Aktivitäten

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Heutige Ware: Ware unserer Vorfahren:

Haushaltswaren:Billige Schnur oder Strick Aus Seegras selbst gefertigtHausschuhe Aus SeegrasFeine Daunen für Bettfüllung PappelflaumBillige Matratze (statt Stroh) Seegras oder FarnblätterStreichhölzer Zunderschwamm und FeuersteineSchreibpapier BirkenrindeBindematerial, Kleidungsstücke Bast von LindenGlühbirne Kienspäne (meist aus Kiefernholz)Quirl Astquirl einer jungen FichteEssbesteck LindenholzGeschirr Lindenholz oder Lehm

Baumarkt:Malkohle Zweige des Faulbaumes oder der WeideGrundstoff für Schießpulver Pulverholz (Faulbaum)Öle zum Kochen oder Schmieren Bucheckern, Beeren des roten HolundersDachpappe BirkenrindeHeizöl oder Gas Holz oder HolzkohleMalerpinsel MarderhaareBaumaterial für Wände Weidenruten und LehmKörbe Weidenruten, NadelholzspäneEimer und Fässer Eichen- oder EschenholzDachplatten Schindeln aus NadelholzSchaufeln, Rechen, Gabeln Verschiedene HolzartenSchwarze Farbe Ruß aus Kiefernharz

Textilabteilung:Filzstoffe ZunderschwammKleidung und Schuhe Tierfelle und -haare, BastGrober Stoff Brennnesselhalme

Landwirtschaftsbedarf:Aufstockung des Heuvorrates „Waldheu“ aus Eschen-, Ahorn- oder LindenlaubMastfutter für Schweine Eicheln, Bucheckern, KastanienStreu für Pferde und Kühe Nadel- und BlattstreuFahrzeuge, Räder etc. HolzUhrwerke Holz

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Wald bildet – nachhaltig! 6

Vom Baum zur SitzbankAutor: Peter Geiger, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kaufbeuren

Inhalt:

Die Stationen des Holzes, vom stehenden Baum im Wald (über Vorliefern, Transport, Säge-werk, Tischlerwerkstatt) zum Nutzungsgegenstand (Sitzbank etc.) erleben lassen.

Absicht: • Verständnis für Holznutzung wecken

(Pflegemaßnahmen)• Die wenigen Schritte vom stehenden Baum

zum fertigen Produkt aufzeigen (geringer Energieverbrauch)

• Die leichte Bearbeitbarkeit von Holz vorstellen

• Holzfälltechnik, schonende Rückung, Fein-erschließung vorführen

• Sägewerkstechnik vorführen• Restholz = Brennholz (gespeicherte Son-

nenenergie wird zurückgegeben, unschlag-bare Ökobilanz, Holz 100 % verwertbar)

Art der Aktivität: aktiv

Teilnehmerzahl: ab 4 bis 12, optimal 10 Paare (Eltern/Kind)

Teilnehmeralter: ab 14 Jahre, bei Eltern/Kind ab 8 Jahre

Zeit: 4 Stunden

Material:

• 1 – 5 Fixlängen, 4,5 m, 25 – 40 cm Durch-messer, Schlepper mit Frontlader zum Auf-stellen

• 1 Einspannvorrichtung (Stahl-/Betonrohr 1 m im Boden einbetoniert)

• 1 Greifzug (zum Fixieren des Fallbereichs)• 1 Motorsäge (mittlere), Kluppe, Maßband,

Kreide• Absperrmaterial• 2 Schäleisen• 4 Tragegurte (wenn vorhanden Rücke-

wagen)• 1 Kleinsägewerk (z. B. Serra Filius)• Kreissäge, Handkreissäge, Stichsäge,

2 x Kappsäge, 3 x Bandschleifer, 3 x Hand-hobel

• 1 x Werkstatttisch (Biertisch) pro Arbeitspaar

• 6 x Schrauber• Schrauben• Arbeitshandschuhe• Erste-Hilfe-Tasche

Personal: 1 Forstwirt mit vollständiger Schutzkleidung + 2 Mann an Kreis- + Kappsäge, 1 Moderator (Förster)

Vorbereitung: • Fixlängen vorab aufstellen (in Metallrohre,

die im Boden einbetoniert sind) und mit Greifzug fixieren

• Gefahrenbereich (= 2 x 4,5 m = 9 m, = gute Sichtmöglichkeit) absperren

• Maschinen, Geräte, Tische, Material her-richten

Äußere Bedingungen: Wenn kein Dach vorhanden: trockenes Wetter

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Woche des Waldes 2009 B Aktivitäten

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Ablauf:

Fällung • : Sie lassen die Fixlänge fällen (einzelne Schritte erklären Sie), Fachausdrücke (z. B. Fällkerbsohle, Bruchleiste etc.) erläutern Sie und weisen auf besondere Gefahren hin.Vorliefern • : Teilnehmer ziehen Fixlänge zum Weg (10 m).LKW-Transport vom Wald zum Sägewerk: • Teilnehmer tragen Stamm zum Minisägewerk (< 50 m), evtl. Transport mit Rückewagen.Entrindungsmaschine • : Teilnehmer entrinden von Hand die Fixlänge.Einschneiden • : Teilnehmer überlegen, wie der Stamm, je nach dem vorbestimmten Ver-wendungszweck, am günstigsten einzuschneiden ist (optimale Ausnutzung).Trocknung • : Teilnehmer schichten Bretter unter Dach auf und legen dabei Hölzchen zwi-schen die Bretter, damit die Luft zirkulieren kann.Verwendung Restholz • : Rindenteile einsammeln → Abdeckmaterial Schwartlinge und Besäumteile klein schneiden → Brennholz Sägemehl als HasenstreuMöbelbau • : Teilnehmer holen vorbereitetes getrocknetes Holz zum Werktisch und fertigen eine einfache Sitzbank (oder Holzregal, Futterhäuschen, Nistkästen, Hundehütte, Kin-derspielzeug, Semmelkiste etc.).Abschluss • : Teilnehmer dürfen den gebauten Gegenstand mitnehmen und haben das Erfolgserlebnis, aus einem nachwachsenden Rohstoff in kurzer Zeit mit eigenen Händen einen tatsächlich verwendbaren Gegenstand des täglichen Bedarfs geschaffen zu ha-ben.

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Wald bildet – nachhaltig! 7

Meine Heimat im SandkastenAutor: Albin Huber, Walderlebniszentrum Roggenburg

Inhalt:

Geologie und Waldgeschichte am Modell nachgestalten

Ablauf:

Lassen Sie die Teilnehmer die Geschichte ihrer heimischen Landschaft am Modell nachvoll-ziehen. Sie moderieren, die Teilnehmer modellieren:

Die Teilnehmer skizzieren zunächst z. B. mit Sand die geologische Entwicklung und •modellieren schließlich die heutige Geländeform.Sodann erläutern Sie die Waldgeschichte. Die Teilnehmer gestalten im Modell den je- •weiligen Wald mit unterschiedlichen Moosen (z. B. Nadelwald = Sternmoos, Laubwald = Etagenmoos).Siedlungen lassen sich mit Steinchen darstellen oder auch mit Blumentopfscherben. •Wagen Sie abschließend auch einen Blick in die Zukunft. Fragen Sie die Teilnehmer, •welche Entwicklung diese vermuten.

Hinweis:

Wenn möglich, lassen Sie an mehreren Modellen bauen, so dass maximal fünf Teilneh- •mer je eines gestalten.Erosionsvorgänge lassen sich gut mit der Gießkanne veranschaulichen. •Eine Sand-, Kiesgrube oder andere Aufschlüsse gewähren zusätzliche Einblicke in die •Erdgeschichte und die Bodenbildung.Wenn genug Zeit ist, bremsen Sie die Teilnehmer nicht in Spiel und Kreativität: Menschen •und Tiere entstehen aus Naturmaterial, Straßen und Brücken verbinden Siedlungen…An heißen Tagen freuen sich die Teilnehmer, wenn zwischen Geologie und Waldgeschich- •te eine tatsächliche „Eiszeit“ stattfindet (so eine zum Schlecken).

Absicht: Kennenlernen der heimischen Naturgeschichte

Art der Aktivität: wissensorientiert

Teilnehmerzahl: bis 15 Teilnehmer

Teilnehmeralter: ab 8 Jahre

Zeit: 45 Minuten

Material: viel Sand, versch. Moose, Wasser, Steinchen, Schaufel, Gießkanne

Vorbereitung: • geeigneten Waldort suchen, evtl. Sandgrube• Material bereitstellen

Äußere Bedingungen: trocken, nicht zu kalt

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Wald bildet – nachhaltig! 8

Wildkatze – Fang die Maus!Autoren: Fiona Schönfeld und Günter Dobler, Bayerisches Staatsministerium für Ernährung,

Landwirtschaft und Forsten

Inhalt:

In einem spannenden Fangspiel wird das Räuber-Beute-Verhältnis zwischen Wildkatze und Maus aufgezeigt (und dass Rehe nicht zum Nahrungsspektrum der Wildkatze gehören).

Ablauf:

Sie weisen die Teilnehmer auf die Grenzen des Spielfeldes hin. •Sie erfragen, wer im folgenden Fangspiel die Wildkatze und wer die Maus spielen möch- •te und wählen die entsprechenden Spieler aus. Danach erklären Sie, dass die anderen Teilnehmer sich zu jeweils zweien zusammenfinden und untereinander einhaken müssen. Die so gebildeten Paare stellen Rehe dar. Sie erklären, dass die Wildkatze keine Rehe fängt, weil diese zu groß für sie sind und sie •nur an der Maus interessiert ist. Die Maus flieht natürlich vor der Wildkatze. Es gibt aber eine Besonderheit. Wenn sie sich an einer Seite des Rehs einhakt, wird der Mitspieler auf der anderen Seite zur Maus und muss nun flüchten. Zu Spielbeginn werden Wildkatze und Maus natürlich einige Meter voneinander entfernt •platziert. Die Rehe sollen sich auf der Spielfläche verteilen und dürfen hin- und herge-hen.Fängt die Wildkatze die Maus, wird diese nun zur Wildkatze. Die vorherige Wildkatze •darf sich bei einem Reh ihrer Wahl einhaken und so bestimmen, wer die nächste Maus wird. Das Spiel beginnt nun von neuem.

Hinweis:

Sie können das Spiel attraktiver machen, indem Sie die Wildkatze laut fauchen und die •Maus fiepen lassen.Bei ungerader Teilnehmerzahl können Sie eine zweite Maus mitspielen lassen oder ein •größeres „Reh“ bilden lassen, das aus einer Kette aus drei statt nur aus zwei Mitspielern besteht.

Absicht: Einstieg in das Thema Wildkatze und deren Rolle im Wald-Ökosystem ermöglichen

Art der Aktivität: lebhaft

Teilnehmerzahl: 14 bis 30 Teilnehmer

Teilnehmeralter: ab 7 Jahre

Zeit: 15 Minuten

Material: –

Vorbereitung: Spielfläche abgrenzen, z. B. mit einem auf den Boden gelegten Seil

Äußere Bedingungen: nicht rutschig, keine besonderen Gefahren im Gelände (es wird gerannt)

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Woche des Waldes 2009 B Aktivitäten

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Vertiefungsmöglichkeiten:

Die Aktivität ist als Einstieg in das Thema Wildkatze gedacht. Im Waldpädagogischen Leit-faden „Forstliche Bildungsarbeit“ können Sie die Aktivität Lebensraum Wald 5 „Lautlose Pirsch“ abwandeln und die Spieler statt „Luchs“ und „Reh“, „Wildkatze“ und „Maus“ nennen. Damit können Sie auf das gute Gehör der Mäuse sowie die Jagdweise der Wildkatze hin-weisen, die sich lautlos anpirscht. Wenn Sie ein Bild der Wildkatze ergänzen, können Sie diese auch in die Aktivität Lebensraum Wald 4 „Alle hängen voneinander ab“ einbauen und so ihre Rolle für die Stabilität des Ökosystems herausstellen.

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Woche des Waldes 2009 B Aktivitäten

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Anlage zu Wald bildet – nachhaltig! 8

Hintergrundwissen zur Wildkatze

Wildtier oder verwilderte Hauskatze?Die in Deutschland verbreitete Wildkatze ist keine verwilderte Hauskatze, sondern ein echtes Wildtier, das schon vor der letzten Eiszeit in den Wäldern Europas gelebt hat. Die Hauskat-ze stammt von der afrikanischen Wildkatze ab (sog. Falbkatze) und gelangte erst mit den Römern nach Mitteleuropa.

Wie lassen sich Wildkatze und Hauskatze unterscheiden?Wildkatze und getigerte Hauskatze sind nahezu gleich groß und sehen sich auch sonst sehr ähnlich. Eine sichere Unterscheidung anhand äußerer Kennzeichen ist selbst Experten kaum möglich. Typisch für Wildkatzen ist das plumpere, kräftigere Erscheinungsbild, die verwaschen ge-tigerte Zeichnung, der fleischfarbene Nasenspiegel und der stumpfendige, buschige Schwanz mit schwarzem Ende und drei bis vier breiten, schwarzen Ringen.Findet man zwischen April und September (zweiter Wurf im Herbst bei Verlust des ersten) kleine getigerte Katzen im Wald, kann es sich dabei um junge Wildkatzen handeln, die un-bedingt an Ort und Stelle zu belassen sind und keinesfalls ins Tierheim gehören. Sie sind keine Haustiere, sie sind weder verschmust noch werden sie stubenrein.

Wo kann man Wildkatzen in Bayern beobachten?Im Spessart, in den Haßbergen, in der Rhön und im Fichtelgebirge kommen nachweislich Wildkatzen vor.Nachdem die Art durch rücksichtslose Verfolgung um etwa 1930 in Bayern und vielen an-deren Regionen Deutschlands ausgerottet war, werden in Bayern seit 1984 Wildkatzen ausgewildert; bis einschließlich 2008 waren es insgesamt 580 Tiere. Die meisten Wildkatzen wurden im Spessart (392 Tiere) freigelassen, daneben wurden auch im Steigerwald, in den Haßbergen und im Vorderen Bayerischen Wald Wiederansiedlungsversuche unternom-men.Die Beobachtung von Wildkatzen in freier Natur ist fast unmöglich, da die Tiere sehr gut getarnt und sehr scheu sind und meist erst in der Dämmerung aktiv werden. Unsere Wild-katzen lassen sich am besten in Zoos und Tierparks beobachten, z. B. im Münchner Tierpark Hellabrunn oder im Wildpark Klaushof bei Bad Kissingen.

Was zeichnet den Lebensraum der Wildkatze aus?Kernlebensraum ist der Wald. Die Wildkatze ist nicht an Laub- oder Nadelwald gebunden, jedoch sind Größe und Struktur der Wälder von entscheidender Bedeutung. Ein Wildkat-zenhabitat muss relativ störungsarm sein und folgende Requisiten aufweisen:

Tagesverstecke, z. B. Biotopbäume und Plätze zum Sonnenbaden, •Beutetiervorkommen, also Mäuse, •Diverse Geheckplätze als sicheres Versteck für Jungkatzen, z. B. Brombeergestrüpp, •umgeklappte Wurzelteller, Baumhöhlen, Fuchs- und Dachsbaue, aber auch Jagdkanzeln oder Holzpolter.

Außerhalb des Waldes sollten deckungsspendende Strukturen vorhanden sein, z. B. Hecken, Schilf, Feldgehölze, die die Wanderung ermöglichen.

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Woche des Waldes 2009 B Aktivitäten

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Was frisst die Wildkatze?Die Wildkatze ist ein spezialisierter Mäusejäger. Ihre Nahrung besteht zu über 90 % aus Mäusen, die übrigen 10 % machen Vögel (bis Entengröße), Säuger (bis Hasengröße) sowie Insekten, Amphibien und Reptilien aus. Ihre Jagdtechnik gleicht der unserer Hauskatzen. Vor allem ihr ausgezeichnetes Gehör und ihre hervorragende Sehfähigkeit ermöglichen ihr auch in der Dunkelheit die erfolgreiche Mäusejagd.Der kleine Jäger stellt weder für Rehe und größere Tiere noch für den Menschen eine Gefahr dar. Eine ausgewachsene Wildkatze benötigt täglich etwa 150 Gramm Nahrung, sie muss also täglich mindestens zehn Mäuse erbeuten, um ihren Energiebedarf decken zu können.

Wie leben die Wildkatzen?Wildkatzen leben meist als Einzelgänger. Angesichts ihrer geringen Größe haben Wildkatzen einen verhältnismäßig großen Flächenbedarf, Streifgebiete sind im Schnitt zwischen 200 und 1 000 Hektar groß. Wildkatzen sind ganzjährig aktiv, sie halten weder Winterruhe noch Winterschlaf. Tagsüber verstecken sich die Tiere meist, die intensivste Aktivität findet während der Dämmerung und in der Nacht statt.Wildkatzen gebären nur einmal jährlich etwa vier Jungtiere. Die Jungenaufzucht wird aus-schließlich von den Weibchen übernommen. Die Paarungszeit, die sogenannte Ranz, fällt schwerpunktmäßig in die Monate Januar bis März. Nach einer Tragzeit von ca. drei Monaten werden die meisten Jungtiere im April und Mai geboren. Nach frühestens fünf Monaten sind die Jungtiere selbstständig und begeben sich auf die Suche nach einem eigenen Revier.

Wildkatze auf einem Baum (Foto: Bayerische Forstverwaltung)

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Woche des Waldes 2009 B Aktivitäten

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Wald bildet – nachhaltig! 9

ExpertenzirkelAutor: Albin Huber, Walderlebniszentrum Roggenburg

Inhalt:

Der Expertenzirkel ist eine Methode. Sie wählen das Thema.

Ablauf:

Phase 1: ExpertenTeilen Sie jeder Station eine Kleingruppe zu (siehe Waldpädagogischer Leitfaden „Forst- •liche Bildungsarbeit“ Einstieg 7 „Wer mit wem?“).Die Teilnehmer beschäftigen sich nun gemeinsam anhand der Informationen und An- •leitungen intensiv mit ihrer Station (und werden so zu „Experten“). (Zeitvorgabe z. B. 15 Min.)Gehen Sie von Station zu Station und stellen Sie sicher, dass alles richtig verstanden •wurde.

Phase 2: ZirkelT • eilen Sie jetzt neue Kleingruppen ein, so dass in jeder neuen Gruppe jeweils ein „Experte“ jeder Station vertreten ist.Jede Gruppe beginnt nun an einer Station und wechselt zur nächsten auf Ihr Signal hin •in einer vorgegebenen Reihenfolge. (Zeitvorgabe pro Station z. B. 5 Min.)Jeder „Experte“ vermittelt dabei an „seiner“ Station der Gruppe die betreffende Infor- •mation, lässt sie Experimente durchführen, Sinneserfahrungen machen…

Absicht: Teilnehmer erarbeiten sich „Expertenwissen“ und geben dieses weiter

Art der Aktivität: wissensorientiert, forschend

Teilnehmerzahl: bis 32 Teilnehmer

Teilnehmeralter: ab 8 Jahre

Zeit: 1 Stunde

Material: Informationen und Anleitungen zu den Stationen

Vorbereitung:• Teilnehmerzahl erfragen • geeignetenWaldortsuchen • Stationenausstatten

Äußere Bedingungen: je nach Thema/Stationen

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Woche des Waldes 2009 B Aktivitäten

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Hinweise:

Wichtig: Die Kleingruppen in Phase 1 dürfen aus maximal so vielen Teilnehmern bestehen, •wie Stationen vorhanden sind. Es entstehen sonst in Phase 2 mehr neue Kleingruppen, als Stationen verfügbar sind.Nummerieren Sie die Stationen deutlich, damit das Weiterwechseln des Zirkels (Phase 2) •reibungslos funktioniert.Nicht immer lassen sich die Teilnehmer zahlenmäßig ideal aufteilen (ideal wäre z. B. •30 Teilnehmer und 6 Stationen).– Fehlen 1 oder 2 (3) Teilnehmer für die Einteilung, so teilen Sie sich selbst mit ein,

ebenso die Betreuungspersonen (Lehrer...).– Sind 1 oder 2 (3) Teilnehmer mehr vorhanden als geplant, vergeben Sie Sonderauf-

gaben (z. B.: Zeitwächter und Signalgeber für den Stationswechsel oder Fotograf für die Dokumentation). In Phase 1 bleiben diese Teilnehmer bei Ihnen und werden von Ihnen in ihre Aufgaben eingewiesen, in Phase 2 werden sie je einer Gruppe zugeteilt, wo sie ihre Aufgaben wahrnehmen.

Zusatzinformationen:

Der Expertenzirkel fördert Sach-, Sozial- und Selbstkompetenzen der Teilnehmer, indem •diese in der Gruppe einen Sachverhalt selbst erarbeiten und diesen an andere weiter-vermitteln.Ein Thema, das sich gut im Expertenzirkel behandeln lässt, sind beispielsweise die Holz- •eigenschaften (siehe Waldpädagogischer Leitfaden „Forstliche Bildungsarbeit“ Nach-haltige Nutzung 12 „Holz ist vielfältig“). Hier kann jede Station zu einem bestimmten Aspekt (Farbe/Geruch, Dichte, Nagelfestigkeit…) neben interessanten Informationen ein kleines Experiment oder einen Sinneseindruck bieten.

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Woche des Waldes 2009 B Aktivitäten

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Geförderte Kompetenzen*:

{ Sach-/Methodenkompetenz:Ich kann erkennen, was mir an Wissen fehlt und ich bin in der Lage, solche Lücken zu schließen.Hier: Durch die Erfahrung, dass man als Unwissender leicht ausgebeutet werden kann, erleben die Teilnehmer, wie wichtig es ist, eigene Wissenslücken zu erkennen und zu schließen.

Sozialkompetenz: {Ich kann mich in andere gut einfühlen.Ich bin teamfähig und nehme Rücksicht auf die Stärken und Schwächen der anderen.Ich kann Konflikte gewaltfrei austragen.Hier: Mit einer anderen Gruppe treten die Teilnehmer in Verhandlung und versuchen, gemeinsam Ergebnisse, die den Anliegen beider Verhandlungspartner gerecht werden, zu erzielen. Dabei achten die Gruppen auch darauf, nicht zu viel der eigenen Werte dem Konsens zu opfern.

Ablauf:

Phase 1Schicken Sie die Teilnehmer mit dem gemeinsamen Auftrag in den Wald, insgesamt 5 •unterschiedliche Gegenstände in einer Menge von jeweils 10 Exemplaren zu suchen. (z. B. 10 Zapfen, 10 Steine, 10 Moospolster, 10 Stöckchen, 10 Blätter der gleichen Pflanze).

*) vgl. S. 58 f.

Absicht: Auswirkung unkontrollierter Nutzung auf Ar-tenvielfalt aufzeigen. Notwendigkeit der Parti-zipation indigener Völker verdeutlichen.

Art der Aktivität: lebhaft, kommunikativ

Teilnehmerzahl: bis 30 Personen

Teilnehmeralter: ab 13 Jahre Phasen 1 – 3 ab 8 Jahre

Zeit: 30 Minuten

Material: 5 unterschiedliche Gegenstände aus dem Wald (Zapfen, Steine...); von jedem Gegen-stand müssen 10 Exemplare zur Verfügung stehen, Augenbinden

Vorbereitung: bei Durchführung im Raum Gegenstände vor-her sammeln

Äußere Bedingungen: trocken

Wald bildet – nachhaltig! 10

Bildung öffnet die AugenAutor: Thomas Dankemeyer, Bergwalderlebniszentrum Ruhpolding

Inhalt:

Ein Spiel, das die Urwaldausbeutung thematisiert

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Woche des Waldes 2009 B Aktivitäten

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Teilen Sie die Teilnehmer in 2 Gruppen auf. Waldpädagogischer Leitfaden „Forstliche •Bildungsarbeit“ Einstieg 7 „Wer mit wem?“ Eine Gruppe sind die Einwohner des Re-genwaldes, die andere Gruppe sind externe Nutzer von Ressourcen der Tropenwälder. Definieren Sie die Gruppe der externen Ressourcennutzer nicht laut, denn die Gruppe der Einwohner des Regenwaldes soll nicht wissen, wer die andere Gruppe ist. Legen Sie alle gesammelten Gegenstände verstreut auf den Boden. Dieser Bereich ist •nun das Spielfeld. Die Einwohnergruppe wird jetzt definiert, bekommt Augenbinden aufgesetzt und befin- •det sich im Spielfeld. Die Gegenstände symbolisieren die Ressourcen des Waldes, in dem sich die Gruppe der Einwohner befindet. Die Einwohnergruppe soll nun den eigenen Wald nutzen, indem sie bei jeder Spielrunde einen Gegenstand entnimmt. Nach drei entnommenen Gegenständen/Ressourcen bekommt diese Gruppe die gleiche Menge als Nachwuchs wieder zurück. Dabei soll die Gruppe sich einigen, an welcher Stelle etwas entnommen werden soll. Die andere Gruppe steht außerhalb des Spielfeldes. Während die Einwohnergruppe •aktiv geworden ist, nehmen Sie die andere Gruppe auf die Seite und flüstern ihnen fol-gende Aufgabenstellung zu: Die Mitglieder dieser Gruppe sollen sich um das Spielfeld herumschleichen und versuchen alle Ressourcen (Gegenstände) zu stehlen. Sobald die Ressourcen gestohlen sind, darf die Einwohnergruppe die Augenbinden ab- •nehmen (nicht vorher!).

Phase 2Lassen Sie nun den Beteiligten Zeit, sich über die Erlebnisse auszutauschen. Die Ein- •wohnergruppe wird sich betrogen fühlen. Sie können an dieser Stelle schon einmal auf die Bedeutung der Biodiversität eingehen und was es bedeutet, wenn bestimmte Pflan-zen- oder Tierarten für die Industrienationen von Bedeutung sind und rücksichtslos ausgebeutet werden. Lassen Sie die Teilnehmer herausfinden, wofür die Blindheit steht (mangelndes Wissen über die Vorgänge). Stellen Sie heraus, wie wichtig Bildung und Aufklärung sind.

Phase 3Der nächste Spielabschnitt gestaltet sich so, dass nun die Einwohnergruppe nicht mehr •blind ist und die Gruppen untereinander kommunizieren dürfen. Sie lassen die Gruppen möglichst frei agieren, verhindern aber, dass es zu Gewalt kommt. (Es wird zu Range-leien kommen und die Teilnehmer werden um die „Ressourcen“ kämpfen).Lassen Sie nun abermals den Beteiligten Zeit, sich über die Erlebnisse auszutauschen. •Welche Erkenntnisse gewinnen die Teilnehmer aus dem Spielverlauf?Hier endet das Spiel für die 8 – 12 Jährigen. (Das Fazit für die Jüngeren kann dann sein: •Erst wenn die Menschen sehen und verstehen, wie wertvoll der Wald für sie ist und was mit dem Urwald geschieht, können sie ihn auch schützen. Deshalb ist es so wichtig, allen Menschen zu erklären, was mit dem Urwald passiert.)

Phase 4 (nur für ältere Teilnehmer)Es sollen nun in einer weiteren Spielrunde möglichst gerechte Lösungen gefunden und •entwickelt werden. Gewalt ist in dieser Runde tabu. (Die Teilnehmer müssen nun mitei-nander verhandeln. Dabei sind sie beim Diskutieren „auf gleicher Augenhöhe“, was in der Realität meist nicht der Fall ist.) Machen Sie an diesem Beispiel deutlich, dass es zwischen den verhandelnden Ländern meist ein Machtgefälle gibt (Industrienationen haben bessere Ausgangssituation als die Entwicklungsländer). Hierbei kommt es ganz besonders auf eine entsprechende Haltung der Länder an, die die Ressourcen nutzen

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Woche des Waldes 2009 B Aktivitäten

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wollen, um einen fairen Umgang miteinander gewährleisten zu können. Die Wichtigkeit der Bildung sowie der Erhaltung der Biodiversität können an diesem Beispiel heraus-gearbeitet werden.

Nacharbeit:

Die Lehrkraft könnte in der Schule einen Film über Entwicklungszusammenarbeit im Res-sourcenmanagement zeigen.

Hinweise:

Die Aktivität kann sehr lebendig werden. Achten Sie bitte darauf, dass die Schüler trotzdem fair zueinander bleiben und dass es zu keiner Gewalt kommt.Die Biodiversität spielt eine wichtige Rolle für das Funktionieren von Ökosystemen. Je ge-ringer die Biodiversität eines Systems ist, umso instabiler wird es gegenüber Einflüssen von außen. Gerade im Zeitalter des Klimawandels ist es umso wichtiger, artenreiche Ökosysteme als solche zu erhalten!

Die Aktivität kann auch im Klassenzimmer durchgeführt werden.

Vertiefungsmöglichkeiten

Die Verhältnisse können auch auf Europa übertragen werden. Wie gehen wir z. B. mit unse-rer Ressource Wasser um?Diese Aktivität bietet sich an, über das Thema Biodiversität zu informieren und zu diskutie-ren.

Literaturhinweise:

www.tropenwaldnetzwerk-brasilien.de

www.bmz.de Suchbegriff „Urwald“ eingeben

www.umweltministerium.de Suchbegriff „Urwald“ eingeben

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Woche des Waldes 2009 B Aktivitäten

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Wald bildet – nachhaltig! 11

WaldfunktionenspielAutor: Dirk Schmechel, Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten,

überarbeitet durch Albin Huber, Walderlebniszentrum Roggenburg

Inhalt:

In Gruppenarbeit werden zu verschiedenen Waldfunktionen kleine Vorführungen, pantomi-mische Darstellungen oder kleine Theaterspiele vorbereitet und vorgespielt.

Geförderte Kompetenzen*:

{ Sach-/Methodenkompetenz:Ich bin geübt in Methoden des Wissenserwerbs wie Nachdenken, Kombinieren, Auspro-bieren, Forschen, Fragen usw.Hier: Gewinn neuer Erkenntnisse durch kreatives Veranschaulichen von Waldfunktio-nen.

Sozialkompetenz: {Ich kann gemeinsam mit anderen planen und handeln.Hier: In der Kleingruppe eine Darbietung erarbeiten.

Ablauf:

Bestimmen Sie zunächst fünf Gruppenleiter (Freiwillige), die jeweils eine der fünf „Funk- •tionenkarten“ (unterstrichener Funktionenname) erhalten. Dann mischen Sie die restlichen „Funktionenbeispielskarten“ und teilen diese Karten aus. Achten Sie darauf, dass Sie für jede Funktion möglichst die gleiche Anzahl von Funktionsbeispielen austeilen, damit die Gruppen in etwa gleich stark sind. Jetzt stellen Sie die Aufgabe, dass sich jeweils die Teilnehmer zu einer Gruppe zusam- •menfinden sollen, deren Begriff nach Einschätzung der Mitspieler am besten zueinander passen. Die Gruppen sollen sich anschließend nebeneinander im Kreis aufstellen.Jetzt tritt jeweils zuerst der Gruppenleiter vor und nennt seine Funktion. Dann tritt jedes •einzelne Gruppenmitglied vor, nennt seinen Begriff und sagt anschließend, warum es

Absicht: Es soll vermittelt werden, dass Forstwirtschaft alle Funktionen des Waldes nachhaltig sichert, fördert und entwickelt

Art der Aktivität: aktiv, kreativ, gestaltend

Teilnehmerzahl: bis 32 Personen

Teilnehmeralter: ab 12 Jahre

Zeit: mind. 40 Minuten

Material: Kärtchen lt. Anlage

Vorbereitung: Kärtchen ausschneiden

Äußere Bedingungen: –

*) vgl. S. 58 f.

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Woche des Waldes 2009 B Aktivitäten

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glaubt, dass es zu der jeweiligen Funktion am besten passt. Es gibt zwar eine „Muster-lösung“ (siehe Zusatzinformation), die man sich auch durch unauffällige Zeichen auf der Rückseite der Kärtchen vermerken sollte, aber lassen Sie es auch zu, wenn ein Teilneh-mer sich gut begründet einer anderen Funktion zuordnet (z. B. Holznutzung als ökologisch bedeutsam). Fehler sollten jedoch richtiggestellt werden und die entsprechenden Karten (Teilnehmer) sind der richtigen Gruppe zuzuordnen.Nun bekommen die Gruppen ca. 15 Minuten Zeit, um sich in einer Gruppenarbeit eine •kurze Vorstellung ihrer Funktion zu überlegen.Dies kann ein kurzes Theaterspiel, eine Pantomime, ein kommentiertes Standbild (Pres-sefoto), eine nachgespielte Begebenheit, ein Sketch, ein Feldversuch oder eine sonstige Demonstration (z. B. mit selbstgesammelten Naturmaterialien) sein.Beispiele:Gespielter Dialog (Theaterspiel, Sketch) zu einer passenden Konfliktsituation (z. B. Jog-ger und Jäger, Mountainbiker und Wanderer, Ruhe suchender Ausflügler und Waldarbei-ter mit Motorsäge).Anschließend führt jede Gruppe ihren Beitrag der Gesamtgruppe vor. •

Hinweise:

Manchmal kann es hilfreich sein, die fünf Gruppenleiter zu bestimmen (z. B. wenn sich •keine Freiwilligen finden lassen, wenn „störende Paare“ besser getrennt werden sollten oder wenn einzelne Teilnehmer besonders motiviert werden müssen).Je nach Spielinteresse der Gruppe kann die Gruppenarbeitsphase auch deutlich aus- •geweitet werden.Die Kärtchen halten länger, wenn sie foliert oder laminiert werden. •

Zusatzinformation:

„Musterlösung“ (richtige Zuordnung der Begriffe):

Schutzfunktion:Hochwasser, Gewässerverunreinigung, Lawinen, Steinschlag, Erdrutsch, Mure, Orkan, Lärm, Staub

Nutzfunktion:Bauholz, Möbel, Brennholz, Papier, Wildbret, Beeren, Pilze, Christbaum, Trinkwasser

Erholungsfunktion:Reiten, Wandern, Jogging, Sonntagsausflug, Mountainbiking, Urlaub, Stille erleben,Luftkurort

Umwelt- und Naturschutzfunktion:Lebensraum, Artenvielfalt, Naturschutzgebiet, Sauerstoffproduktion, Kohlendioxidminderung, ökologisches Gleichgewicht, Artenschutz, Biotope

Bildungsfunktion:Artenkenntnis, Nachhaltigkeit verstehen, langfristiges Denken, Lebensgrundlagen erkennen, fächerübergreifendes Lernen, Walderlebnispfad, Schulklassenführung, Woche des Waldes

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Woche des Waldes 2009 B Aktivitäten

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Anlage zu Wald bildet – nachhaltig! 11

Schutzfunktion Nutzfunktion

Erholungsfunktion Umwelt- und Naturschutzfunktion

Bildungsfunktion Hochwasser

Gewässer- verunreinigung

Lawinen

Steinschlag Erdrutsch

Orkan Mure

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Woche des Waldes 2009 B Aktivitäten

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Lärm Staub

Bauholz Papier

Möbel Brennholz

Wildbret Beeren

Pilze Christbaum

Trinkwasser

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Woche des Waldes 2009 B Aktivitäten

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Reiten Wandern

Jogging Sonntagsausflug

Mountainbiking Urlaub

Stille erleben Luftkurort

Lebensraum Artenvielfalt

NaturschutzgebietSauerstoff- produktion

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Woche des Waldes 2009 B Aktivitäten

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Kohlendioxid- minderung

Ökologisches Gleichgewicht

Artenschutz Biotope

ArtenkenntnisNachhaltigkeit

verstehen

langfristiges Denken

Lebensgrundlagen erkennen

fächer- übergreifendes

LernenWalderlebnispfad

Schulklassen- führung

Woche des Waldes

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Woche des Waldes 2009 C Hintergrundwissen

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C Hintergrundwissen

Empfehlungen für eine Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Waldpädagogik

Sie selbst betreffendSehen Sie sich selbst eher in der Rolle des Vermittlers oder Moderators. Sie führen günstige Umstände für die Bildung herbei. Kompetenz ist keine Substanz, die sie wie beim Bild des „Nürnberger Trichters“ jemanden einflößen können. Die Teilnehmenden müssen selbst ihre Kompetenzen entwickeln. Sie schaffen die Gelegenheiten dafür.

Als Förster sind Sie auch eine authentische Figur aus dem Berufsleben. Ermöglichen Sie nicht nur den Kontakt zum Wald, sondern auch zur beruflichen und gesellschaftlichen Wirk-lichkeit in und um den Wald.

Beachten Sie, dass Ihr Verhalten Modellwirkung hat. Zeigen Sie selbst die Kompetenzen, die gefördert werden sollen. Haben Sie Verständnis für andere Sichtweisen, seien Sie par-tizipativ, zeigen Sie Neugier usw. Entwickeln Sie Ihre Gestaltungskompetenz.

Scheuen Sie sich nicht, Vernetzungspartner zu suchen bzw. auf andere zu verweisen, die weitere Aspekte beleuchten können. Nachhaltige Entwicklung geht jeden an, nicht nur Sie. Das kann Sie entlasten und stärkt die Bildung für nachhaltige Entwicklung.

Die Teilnehmenden betreffendFördern Sie das Selbstvertrauen und die Erwartungen in die Selbstwirksamkeit der Teilneh-menden. Jede Problemlösung, jede bewerkstelligte Aufgabe zeigt den Teilnehmenden, dass sie etwas bewegen können. Das ist wichtig, wenn es um die Gestaltung von Zukunft geht. Manche der Aktivitäten im Waldpädagogischen Leitfaden „Forstliche Bildungsarbeit“ kann man als Förderung wichtiger Kompetenzschritte auf dem Weg zur Gestaltungskompetenz auffassen, ohne dass sie schon berechtigterweise das Etikett „Bildung für nachhaltige Ent-wicklung“ tragen dürften. Nichtsdestotrotz sind sie wertvoll, auch mit Blick auf das Ziel Gestaltungskompetenz. Oftmals müssen Sie nur wenige Aspekte ergänzen, um daraus einen noch wirkungsvolleren Beitrag zur Bildung für nachhaltige Entwicklung zu machen.

Geben sie den Teilnehmenden möglichst viel Gestaltungsspielraum. Überfordern Sie dabei aber nicht.

Vermeiden Sie Frustrationen, das lähmt. Die Probleme dürfen nicht unlösbar werden. Die Teilnehmer sollten nicht mit einem Gefühl der Hilflosigkeit den Wald verlassen.

Die Veranstaltung betreffendBieten Sie keine fertigen Lösungen an. Das erschwert den Kompetenzerwerb. Bei Nachhal-tigkeit geht es immer auch um ergebnisoffene Aushandlungsprozesse. Hier bieten sich Chancen, unterschiedliche Perspektiven kennen zu lernen und wie man sich auch bei wi-derstreitenden Interessen miteinander arrangieren kann.

Fördern Sie das Denken in Zusammenhängen, und zwar nicht nur innerhalb eines Bereichs, sondern darüber hinaus. Das heißt, thematisieren Sie Zusammenhänge zwischen Ökono-mischem, Ökologischem, Sozialem und Kulturellem.

Schon immer ging es in der Waldpädagogik darum Kopf, Herz und Hand anzusprechen. Das gilt auch weiterhin. Ermöglichen Sie, dass Wissen, Fühlen und Handeln zusammenwir-ken können, damit daraus Motivation für eine nachhaltige Gestaltung der Zukunft ent-steht.

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Woche des Waldes 2009 C Hintergrundwissen

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Vergessen Sie nicht, Sie sollten über den Wald hinausdenken. Auch globale Zusammenhän-ge dürfen nicht vernachlässigt werden.

Überlegen Sie, was wichtige Komponenten der Gestaltungskompetenz ausmacht und ori-entieren Sie sich danach. Das hilft Ihnen zu entscheiden, in welche Richtungen Sie Themen erweitern. Denken Sie z. B. an das Schwerpunktthema Boden im Waldpädagogischen Leit-faden „Forstliche Bildungsarbeit“: Boden ist besonders wichtig für die biologische Produk-tion und die Gewinnung reinen Trinkwassers und damit wichtige Lebensgrundlage. Er kann durch Umwelteinflüsse, die Auswirkungen menschlichen Handelns sein können, gefährdet werden. Forschen Sie den Ursache-Wirkungs-Ketten nach. Welche Rolle spielen die Teil-nehmenden und man selbst darin? Welche Einflussmöglichkeiten hat man? Wer könnte weitere Aspekte beleuchten (z. B. die Wasserwerke)? Stellen Sie daraufhin Ihre Aktivitäten zusammen. Viele Vorschläge aus dem Waldpädagogischen Leitfaden müssen oft nur ein kleines Stück weitergeführt werden.

Werfen Sie nicht all die Tugenden aus der bisherigen Waldpädagogik über Bord. Sie sind genauso wichtig wie vorher. Natürlich geht es auch um positive Erlebnisse im Wald, das Wecken von Sympathie für den Wald. Bildung für nachhaltige Entwicklung gibt einen Rahmen vor, auf den Sie Ihre Veranstaltung ausrichten können und ist eine Perspektive, die Ihnen zeigt, was Sie noch ergänzen bzw. ändern sollten, um Gestaltungskompetenz zu fördern.

Was hat meine Waldpädagogik-Aktivität mit Bildung für nachhaltige Entwicklungzu tun?Viele waldpädagogische Aktivitäten leisten einen Beitrag zur Förderung der Gestaltungs-kompetenz. Oftmals können Sie mit wenigen Ergänzungen „klassische“ Waldpädagogik-Aktivitäten noch stärker für BNE nutzbar machen. Wichtig ist, Zusammenhänge aufzuzeigen und die Verbindung zur Lebenswelt der Teilnehmer herzustellen. Hier einige Beispiele, die sich auf Aktivitäten aus dem Waldpädagogischen Leitfaden „Forstliche Bildungsarbeit“ beziehen:

Baum 13 „Rinden-Rubbelbilder“Nachdem das Rubbelbild auf Papier erstellt wurde, können Sie die Gelegenheit nutzen und die Teilnehmer den Zusammenhang zwischen Baum und Papier finden lassen. Das Holz liefert ja den Rohstoff für das Papier. So wird eine Verbindung mit der eigenen Alltagswelt hergestellt. Schließlich hat jeder von uns tagtäglich mit Papier zu tun.

Lebensraum Wald 7 „Eichhörnchen im Winter“Die Aktivität ist bei Kindern sehr beliebt und immer wieder ein „Renner“. Sie eignet sich hervorragend als spielerische Einführung in das Thema Vorräte. Wie legen Men-schen Vorräte an? Wie machen sie Nahrungsmittel haltbar? Wie gelang es früher, wie heute? Wie hoch ist die dafür aufgewendete Energie?

Lebensraum Wald 2 „Tieren auf der Spur“Diese Aktivität ist eine spannende Einführung in das Thema Spuren. Jeder von uns hinterlässt Spuren. Der „ökologische Fußabdruck“ misst den Naturverbrauch des Menschen. Der kann unterschiedlich groß sein, je nachdem wie groß der „Fuß“ ist, auf dem man lebt.

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Woche des Waldes 2009 C Hintergrundwissen

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Winter 7 „Frostschutz für wechselwarme Tiere“Die Teilnehmer sollen in der Aktivität Plätze suchen, an denen der Wärmeverlust möglichst gering ist. Hier ergibt sich eine günstige Gelegenheit miteinander der Fra-ge nachzugehen, wie Menschen Wärmeenergie sparen können. Eine Möglichkeit ist eine bessere Dämmung der Häuser.

Lebensraum Wald 6 „Fledermaus und Nachtfalter“Fledermäuse sind faszinierende Lebewesen, die hervorragend an die Nacht ange-passt sind. Die Aktivität ist eine günstige Gelegenheit zu zeigen, wie „Erfindungen“ der Natur, hier die Echolot-Ortung, auch vom Menschen genutzt werden. Die Bionik beschäftigt sich mit der Entschlüsselung von „Erfindungen der belebten Natur“ und ihrer innovativen Umsetzung in der Technik. Hier kann man erkennen, auf welche Weise die natürliche Vielfalt für uns wertvoll sein kann.

Kreatives Gestalten 7 „Hilfe für Insekten“Nicht nur, dass das Basteln Spaß macht, es tut auch gut, das Gefühl zu haben, an-deren Lebewesen zu helfen. Hier ergibt sich die Möglichkeit über unser Verhältnis zur Natur nachzudenken, z. B. über die Verantwortung, die wir für unser Tun über-nehmen müssen, wenn wir in sie eingreifen.

Baum 1 „Spiegelgang“Diese Aktivität ist faszinierend, denn sie erlaubt, die Welt aus einem anderen Blick-winkel zu betrachten. Dieselbe Wirklichkeit zeigt sich ganz anders, je nachdem wie man sie betrachtet. Eine wichtige Erkenntnis für den Umgang der Menschen mitei-nander. Man sollte die Chance nicht verpassen, dies mit den Teilnehmern herauszu-arbeiten.

Wasser 3 „Trinkwasser aus dem Wald“Wasser ist ein Lebensstoff. Alle Lebewesen brauchen Wasser. Der moderne Mensch braucht sehr viel davon. Wie viel verbraucht er denn und für was? Wo brauchst du, lieber Teilnehmer, Wasser? Wie kann man den Wasserverbrauch senken? Wer will, kann auch das Thema „virtuelles Wasser“ anschneiden. Damit ist Wasser gemeint, das für die Herstellung eines Produkts aufgewendet wird.

Motivation 1 „Geräuschekarte“In dieser Aktivität sollen die Teilnehmer zeichnen, was sie hören. Geräusche sind das eine, Lärm ist das andere. Gehen Sie doch mal der Frage nach, wo in der Lebenswelt der Teilnehmer Stille und wo Lärm herrscht. Wie empfinden diese Lärm und Stille? Was verursacht Lärm? Muss das sein?

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Woche des Waldes 2009 C Hintergrundwissen

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Förderung der GestaltungskompetenzKlassischerweise werden in der Pädagogik folgende Kompetenzbereiche unterschieden:

Sach-/Methodenkompetenz, •Sozialkompetenz und •Selbstkompetenz. •

Um genauer auszuführen, was hier unter Gestaltungskompetenz verstanden wird, finden Sie im Folgenden eigene Erläuterungen für jeden dieser Kompetenzbereiche.

Die Kompetenzen können entweder durch die Anforderungen, die die Aktivität an die Teil-nehmer stellt, gefördert werden, oder dadurch, dass damit zusammenhängende Inhalte zum Thema werden. „Ich kann zusammen mit anderen ausgewogene und gerechte Entschei-dungen anstreben“ ist ein Teil der Sozialkompetenz. Macht es die Aktivität nötig, dass man sich auf ein gemeinsames (ausgewogenes und gerechtes) Vorgehen einigt, erfolgt die För-derung über die Anforderungen, die die Aktivität stellt. Wird diskutiert, wie gerechte Ent-scheidungen aussehen müssen oder was Vor- und Nachteile verschiedener Entscheidungs-findungsprozesse sind, geschieht die Förderung über den thematisierten Inhalt.

Die Aktivitäten sollten möglichst viel Partizipationsmöglichkeiten und Gestaltungsspielraum für die Teilnehmer bieten. Dadurch entstehen Anforderungen, die für die Entwicklung von Gestaltungskompetenz günstig sind. Allerdings sollte man darauf achten, die Teilnehmer nicht zu überfordern, damit sie nicht frustriert werden und ihre Motivation, aktiv zu werden, erhalten bleibt.

Unter dem Gliederungspunkt „geförderte Kompetenzen“ bei den Aktivitätsbeschreibungen zu „Bildung öffnet die Augen“ und „Waldfunktionenspiel“ in dieser Handreichung, wird her-vorgehoben, welche Aspekte aus den Kompetenzbereichen durch welche Teile der Aktivität besonders gefördert werden. Das soll für die damit verfolgten pädagogischen Zielsetzungen sensibilisieren und die Ausrichtung auf Kompetenzförderung unterstützen.

Kompetenzbereiche der GestaltungskompetenzDie Kompetenzen sind aus Sicht ihres „Besitzers“ formuliert, daher die Ich-Formulierungen. Der erste Satz der Erläuterung (z. B. „Ich kann gut mit Wissen umgehen.“) ist eine Zusam-menfassung der gesamten darauf folgenden Erläuterungen. Er bringt den Inhalt des Kom-petenzbereichs kurz auf den Punkt. Die folgenden Sätze fächern dagegen den Inhalt in verschiedene Aspekte auf. Man kann eine Aktivität darauf abklopfen, welche der Erläute-rungssätze durch sie bedient werden. Je mehr es sind, desto umfassender ist die Kompe-tenzförderung. Umgekehrt kann man sich bei der Entwicklung einer Aktivität an ihnen ori-entieren, um eine möglichst umfangreiche Kompetenzförderung zu erreichen. Solche „De-tailversessenheit“ ist aber nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal. Aha-Effekte und dass die Aktivität als runde Sache empfunden wird, sind mindestens genauso wichtig.

Sach-/MethodenkompetenzIch kann gut mit Wissen umgehen. Ich kann erkennen, was mir an Wissen fehlt und ich bin in der Lage, solche Lücken zu schließen. Ich bin geübt in Methoden des Wissenserwerbs wie Nachdenken, Kombinieren, Ausprobieren, Forschen, Fragen usw. Ich kenne den Nutzen, aber auch die Grenzen von Fachwissen. Mir ist klar, wie wertvoll es ist, fächerübergreifend zusammenzuarbeiten und wie schwierig das sein kann. Ich denke vorausschauend und in

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Woche des Waldes 2009 C Hintergrundwissen

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Zusammenhängen. Ich kann Wissen anschaulich vermitteln. Ich bin in der Lage, Wissen in Taten umzusetzen.

SozialkompetenzIch kann gut mit anderen umgehen. Ich bin unvoreingenommen und tolerant (oder erkenne meine Vorurteile als solche). Ich kann mich in andere gut einfühlen. Ich bin teamfähig und nehme Rücksicht auf die Stärken und Schwächen der anderen. Ich kann gemeinsam mit anderen planen und handeln. Ich kann zusammen mit anderen ausgewogene und gerechte Entscheidungen anstreben. Ich kann Konflikte gewaltfrei austragen. Ich kann andere moti-vieren und zum Handeln bewegen.

SelbstkompetenzIch kann gut mit mir selbst umgehen. Ich kenne meine Grenzen und Potenziale, körperlich wie geistig. Ich weiß, was ich will und kann dafür einstehen. Ich übernehme Verantwortung für meine Handlungen und Rücksicht auf die Natur und andere Menschen. Ich habe Selbst-vertrauen und lasse mich von Rückschlägen nicht so schnell entmutigen. Ich bin kreativ und gestalte aktiv mein Leben und meine Umwelt. Ich lasse mich von humanistischen Werten und Idealen leiten. Ich lasse mich nicht manipulieren und kann mein Verhalten überden-ken.