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M2M Summit 2013 - grosse Hoffnungen, leidige Details

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PMR – PROFESSIONAL MOBILE RADIO

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Mit über 800 vorangemeldeten Teil-nehmern aus 30 Ländern und mehrals 50 Ausstellern war das Interesseam M2M Summit – der siebente injährlicher Folge fand am 10. Septem-ber in Düsseldorf statt – nach Anga-ben der ausrichtenden M2M Allianceso groß wie nie zuvor. „Mit unserer Veranstaltung wollen wirUnternehmen, Forschungseinrichtun-gen und anderen Interessierten dieMöglichkeit geben, sich über die neu-esten Entwicklungen der M2M-Tech-nologie zu informieren und unterei-nander auszutauschen“, erklärte EricSchneider, 1. Vorsitzender der M2MAlliance.Der Branchenverband hatte vor derVeranstaltung eine Befragung von4.800 Experten und Entscheidern vor-genommen. Ein Ergebnis der Studie:73 % der Befragten erwarten in denkommenden Jahren ein zweistelligesWachstum der Machine-to-Machine-Kommunikation. Dieser Optimismuszog sich dann auch durch die Keyno-tes und Podiumsdiskussion am Vor-mittag. Dr. Thomas Kiessling von derDeutschen Telekom hatte in seine Prä-sentation für 2013 bis 2018 jährlicheSteigerungsraten von 26 % einge-baut; der M2M-Gesamtmarkt 2018wird dann bei erwarteten 190 Mrd. €liegen, über 8 Mrd. M2M-Baugrup-pen sollen dann weltweit miteinanderkommunizieren. Ericsson-Mann Per-Henrik Nielsen sieht beim „Internetder Dinge“ (ein im Vergleich zu M2Mweiter gefasster Begriff) sogar 50 Mrd.„Connected Things“ im Jahr 2020.Doch bei den großen Zahlen ist etwasVorsicht geboten: Zum einen verwiesProf. Dr. Jens Böcker von der Hoch-schule Bonn-Rhein-Sieg schon in sei-ner einleitenden Moderation darauf,dass M2M nach übergroßen Erwar-tungen 2010 im Jahre 2011 durch einTal der Tränen gegangen war undnun, ab 2013, auf dem „Plateau ofProductivity“ angekommen ist – auchder Hype ist inzwischen streng nachGesetzmäßigkeiten analysiert. Zumanderen gab Marc Sauter von Vodafo-ne in der Podiumsdiskussion unum-

wunden zu, dass „jeder Downloadauf dem Kindle“ beim TK-Anbieterzum M2M-Umsatz zählt – der Belie-bigkeit in der Prognose sind da kaumnoch Grenzen gesetzt, die Abgren-zung zu ganz normalen Mobile-Inter-

net-Anwendungen ist offensichtlichbranchenweit sehr unscharf geworden.

Konnektivität wird unterstellt– auf die Prozesse kommt es an

Zahlen hin, Erwartungen her – völligunstrittig dürfte sein, dass M2M fürdie Transformation der Wertschöp-fungsketten in zahllosen Anwen-dungsfeldern eine herausragende Rol-le spielen wird. Welche Bedeutungden TK-Gesellschaften dabei zu-kommt, scheint hingegen noch etwasoffen. Dass sie die Übertragungswegeliefern, ist soweit klar. Aber sie wollenmehr sein – Managed-Services-Anbie-ter für Machine-to-Machine-Lösungen,was auch ihre Dominanz auf demM2M Summit erklärt. Aber auch eineSchwäche der Veranstaltung wurdedadurch offenbar: Der Anbieter istnoch zu stark im Fokus, nicht der An-wender. Natürlich war die magentagescheckte Plas tikkuh am Stand derTelekom ein Hingucker. Ihr lebendesPendant soll per M2M-Modul durchsensorisch verarbeitetes, typischesAufsteh- und Hinlegeverhalten demLandwirt baldiges Kalben anzeigen.

Gleiche Kuh, ca. 9 Monate zuvor, an-dere M2M-Anwendung: Per Tempera-turverlauf wird Empfängnisbereit-schaft mitgeteilt. „Eine enorme Er-leichterung für Landwirte“, wie dasStandpersonal versicherte. Sicher, ein

schönes Vorzeigebeispiel. Aber im wah-ren Leben sind diese Anwendungenerst dann angekommen, wenn nichtdie Telekom auf dem M2M Summitden Rinderversteher gibt, sondern derBauernverband auf der Grünen Wo-che schildert, dass sich Landwirte Käl-ber kriegen ohne M2M aus wirtschaft-lichen Gründen nicht mehr vorstellenkönnen. Soweit sind wir noch nicht. Dazu kommt, dass jeder Anbieterdem Markt seinen eigenen Stempelaufdrücken will. Mit gutem Erfolg,aber nicht ohne Risiko. Telekom-Mann Kiessling berichtete über nahe-zu 600 abrufbare Produkte im M2M-Portal und ca. 500 registrierte Unter-nehmen auf der M2M Developer Plat-form. Letztere sei der Schlüssel zumErfolg. Mit Blick auf den erhofften Zu-wachs vernetzter Pkw fass te Kiesslingeine Sorge in vorsichtige Worte: „Je-der seine eigene Plattform bei denAutoherstellern – das ist auch nichtder Weg!“ Die fehlende Standardisie-rung über verschiedene Anbieter hin-weg ist – nicht nur bei Automotive –seit Jahren ein großes Thema in derM2M-Branche.

M2M Summit – große Hoffnungen, leidige Details

Jan Geldmacher, Vodafone Global Enterprise,hob u.a. die Zusammenarbeit mit Navigations-spezialist Tomtom hervor, auch wenn Navigati-on in strenger Auslegung der Definition nichtunbedingt eine M2M-Anwendung ist

Wer eine kritische Sicht auf den erreichten Standvon M2M hören wollte, musste bis Nachmittagbleiben. Martin Gutberlet, Fujitsu TechnologySolutions, gab u.a. seine Antwort auf die selbstgestellte Frage: „M2M, ein Multi-Milliarden-Euro-Markt. Aber warum hebt er nicht ab?“

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Aber nicht das Einzige. Das Verkehrsaufkommen in Mobil-funknetzen wird nur, so schätzte Dr. Christoph Bach vonEricsson, zu 5 % von M2M-Lösungen generiert – keine re-levante Größe für anstehende Entscheidungen der Betrei-ber, die GSM-Netze in einigen Jahren zugunsten von UMTSund LTE abzuschalten. Dann aber hängen tausende untersVolk gebrachte SIM-Karten für M2M-Anwendungen in derLuft. Es ist wohl auch diese Abhängigkeit, die Anwenderetwas scheuen und M2M am schnelleren Durchmarschhindern. Ein anderes Problem – die Netzqualität: Ist dieNetzabdeckung von LTE denn schon gut genug, um beiAutomotive-Anwendungen auf diesen Standard zu setzen,so eine Frage von Moderator Prof. Böcker an Dr. Bach. Siewerde immer besser, flächendeckend verfügbar sei 4Gaber noch nicht, weshalb LTE-basierte Anwendungen imPkw zumindest in ländlichen Regionen durchaus noch pro-blematisch sein können, so seine Antwort. Auch länder-überschreitende Anwendungen halten für M2M-Willigebesondere Herausforderungen bereit. Einige M2M-Vorzeigebeispiele gehen sogar mit der Mode.So stand vor einigen Jahren der legendäre Cola-Automathoch im Kurs, dessen Füllstand per M2M übermittelt wur-de, und von dessen Vorzügen sich seinerzeit schon Bun-deskanzler Gerhard Schröder auf dem Cebit-Rundgang amUnikat überzeugen konnte. Seither wurde nicht nur derKanzler ausgetauscht. Auch das Lieblingskind der M2M-Branche ist inzwischen ein anderes – nun der Nespresso-Kaffeeautomat mit der überwachten Vorratshaltung anPads, wie er jetzt in Düsseldorf zu sehen war. Ansonstenhat sich nach etlichen Jahren nicht sehr viel geändert: Füll-standsanzeigen sind weiterhin lohnende Objekte für ver-einfachte Serviceketten und harren der M2M-Umsetzungin der Fläche.

Am Ende des Tages kam alles auf seinen Platz

Die Keynotes am Vormittag, die Pressekonferenz in derMittagspause – eine große Wohlfühlwolke M2M. Da fehl-ten weitgehend die kritischen Untertöne. Zum Glück gabes Martin Gutberlet. Der Fujitsu-Mann, der sein Marktwis-sen zu M2M aus vielen Jahren Martforschung mitbrachte,zuletzt als Country Manager Deutschland bei Gartner,sprach am Nachmittag Dinge an, die es in den Einlassun-gen der Telco-Vertreter so nicht gab. Während die Providervon „supersicher“ sprechen, sagen die Anwender „BigData is Watching Me.” Während die Telcos „Best Connec-tivity“ hervorheben, kritisieren Anwender eine rückläufigeQualität im Mobilfunk. Was bei Providern „hohe Werthal-tigkeit“ genannt wird, das empfinden Anwender als „hohePreise“. Und was bei den Anbietern „reich an Leistungs-merkmalen“ heißt, übersetzen User mit „hohe Komple-xität“. Sein Credo: Einfache, sichere und preiswerte M2M-Baugruppen müssen erst noch entwickelt werden. Gutberlet hätte die Tagung eröffnen sollen, dann wären dieTelco-Vertreter mit ihren Selbstdarstellungen nicht so unge-schoren davongekommen. Unter www.m2m-summit.com gibt es die Präsentationen des M2M Summit 2013.Der nächste findet am 26. September 2014 statt. bac