48
Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der Karl-May-Stiftung in Radebeul und erscheint zweimal jährlich.

Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

  • Upload
    others

  • View
    2

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

Nr. 1 Juli 2019

Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen

Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Zieleder Karl-May-Stiftung in Radebeul und erscheint zweimal jährlich.

Page 2: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

www.karl-may.deKarl-May-Verlag Bamberg Radebeul·

ISBN 978-3-7802-2501-6€ 16,99

KARL MAYS MAGISCHER ORIENT

Karl May trifft

Jules Verne!

Kara Ben Nemsi im

Kampf mit Kapitän Nemo!

Das erste Hörbuch

zur Reihe

Jacqueline MontemurriDer Herrscher der Tiefe

480 Seiten * ISBN 978-3-7802-2507-8 * € 20,–

ISBN 978-3-7802-2502-3€ 16,99

ISBN 978-3-7802-2503-0€ 16,99

ISBN 978-3-7802-2599-3€ 12,99

ISBN 978-3-7802-2504-7€ 16,99

ISBN 978-3-7802-2505-4€ 19,99

ISBN 978-3-7802-2506-1€ 20,–

ISBN 978-3-7802-0871-2€ 19,95 (UVP)

ISBN 978-3-7802-2508-5€ 20,–

Oktober2019

Page 3: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

Nr. 1 / Juli 2019

––– 3 –––

Beobachter-Bibliothek

Edi

tori

al –

Kar

l-M

ay-V

erei

nigu

ng

Liebe Leserin, lieber Leser!Liebe Leserin, lieber Leser!Liebe Leserin, lieber Leser!Liebe Leserin, lieber Leser!Liebe Leserin, lieber Leser!

Z wischen den Ausläufern des sächsischen Erzgebirges, da, wo das berühmte Zwickauer und Würschnitzer Kohlenbecken sich bis in die Nähe von Chemnitz zieht, liegen am nördlichen Rande desselben die beiden

Schwesterstädte Hohenstein und Ernstthal, welche dem freundlichen Leser ihres Gewerbfleißes wegen gewißbekannt sein werden. Besonders ist es Ernstthal, dessen Weberei schon vor langen Zeiten sich eines weitgehendenRufes erfreute und für seine Waaren nicht blos in Deutschland und den angrenzenden Ländern, sondern auchüber die See hinüber ein weites Absatzgebiet fand. – So beginnt Karl Mays Frühwerk DIE ROSE VON ERNSTTHAL.Die beiden Schwesterstädte Hohenstein und Ernstthal wurden noch zu seinen Lebzeiten vereinigt. Die Stadt stehtzu ihrer Geschichte, Tradition spielt eine große Rolle. Im Textil- und Rennsportmuseum findet man den Web-stuhl wieder, und in dem Besucherbergwerk St. Lampertus kann man sich ›Unter Tage‹ in die Vergangenheit derBergleute begeben oder die Ausstellung im Huthaus besichtigen. Der Ortsteilname ›Hüttengrund‹ sagt uns, dasshier einst ›verhüttet‹, kostbare Erze verarbeitet wurden.

Als Karl May ab September 1875 im Verlag von H. G. Münchmeyer in Dresden seine »Blätter zur Unterhaltungund Belehrung Berg – Hütten – und Maschinenarbeiter« SCHACHT UND HÜTTE veröffentlichte, dürfte er an seineHeimat gedacht haben. Titel und Titelkopf symbolisieren die Gegebenheiten in Hohenstein-Ernstthal, was ebensofür das Erzgebirge allgemein gilt, das fast bis zur sächsischen Landeshauptstadt heranreicht. »Wie ein silbernesBand zieht sich die Silberstraße von Zwickau nach Dresden und führt ihre Gäste vorbei an über 20 Besucher-bergwerken, prächtigen Hallenkirchen und historischen Bergstädten wie Schneeberg, Annaberg-Buchholz, Jáchymov( Joachimsthal) und Freiberg. In diesen Orten lebt die Tradition vergangener Zeiten in regelmäßig stattfindendenBergparaden und Festen weiter und erinnert an das ›Berggeschrey‹, das einst im ganzen Land von den reichenSilberfunden kündete«, – mit diesen Worten empfiehlt der ADAC erlebnisreiche Reisen in das Erzgebirge.

Nachdem von Juni 2012 bis Dezember 2015 bereits sechs Rundbriefe des Fördervereins ›Silberbüchse‹ aus Hohen-stein-Ernstthal an Mays Redakteurzeit erinnerten, folgt mit der vorliegenden ersten Ausgabe der BEOBACHTER-BIBLIOTHEK eine erneute Reminiszenz an SCHACHT UND HÜTTE, dieses Mal als Onlinemagazin. Für die redaktionel-le Betreuung zeichnet sich wie beim Museumsmagazin DER BEOBACHTER AN DER ELBE in Radebeul die ›Karl-May-Vereinigung‹ als ›Arbeits- und Forschungsgemeinschaft der Karl-May-Stiftung‹ verantwortlich. Die Herausgabevon Druckerzeugnissen, die inhaltlich mit der Sammlungs-, Ausstellungs- und Forschungstätigkeit der sächsi-schen Karl-May-Stätten zusammenhängen, ist vorrangiges Ziel. Hierbei stehen die satzungsgemäßen ethischenZiele der Stiftung im Mittelpunkt: »das Andenken an den Schriftsteller Karl May und seine Werke, deren erziehe-rische Absicht der Ausbreitung von Toleranz, Völkerverständigung und Friedensliebe galt, zu erhalten und zupflegen«. Auch die »Unterstützung des Karl-May-Hauses Hohenstein-Ernstthal bei ausgewählten Aufgaben« istin der Satzung verankert. Mit der BEOBACHTER-BIBLIOTHEK unseres Museumsmagazins thematisieren wir Lebenund Werk unseres Dichters – seine herausragende Persönlichkeit in all ihren Facetten, um u. a. den Karl-May-Tourismus in Sachsen zu fördern. Beide Museen, sowohl das Karl-May-Haus in Hohenstein-Ernstthal als auchdas Karl-May-Museum in Radebeul, sind bedeutende Dichterstätten, die den Besucher immer wieder faszinieren.

In der BEOBACHTER-BIBLIOTHEK werden u. a. ausgewählte Forschungsbeiträge über Karl May und seine HeimatHohenstein-Ernstthal, die bereits im BEOBACHTER AN DER ELBE gedruckt erschienen sind, frei zugänglich aktuali-siert wieder veröffentlicht, auch sind neue Beiträge vorgesehen. Die erste Ausgabe beginnt mit einer Forschungs-arbeit von Harald Mischnick, der zweifelsfrei nachweist, dass die verbreitete Meinung, Karl May sei am 25. Februar1842 in der Ernstthaler Niedergasse 111 geboren, nicht korrekt ist – Niedergasse 122 ist richtig. Die Hausnummerdes Geburtshauses hatte sich geändert.

Im Namen des Redaktions- und Korrekturteams grüßt Sie herzlich mit einem Glück auf

Page 4: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

––– 4 –––

Beobachter-Bibliothek Nr. 1 / Juli 2019

Kar

l M

ay –

Leb

en u

nd

Wer

k

»In der unteren Reihe der Niedergasse«Karl Mays Wohnstätten in Ernstthal

A m 15. April 1845 verkauft Christiane Wil- helmine verehelichte May »mit ausdrücklicher

Genehmigung« ihres Ehegatten Heinrich August Maydas ererbte Wohnhaus »mit Zubehör und Gärtchen«in Ernstthal an den Webermeister Wilhelm FriedrichAugust Stiezel um 515 Thaler. Die Verkäuferin be-dingt sich und ihrer Familie kein weiteres Wohnrechtdarin aus, hat dieses folglich zu diesem Zeitpunkt be-reits verlassen, ansonsten stünde das vorübergehen-de Bleiben im verkauften Haus ausdrücklich im Ver-trag.

Dieses Haus war ihr bekanntlich imErbgange am 2. April 1838 ortsgerichtlichzugeschrieben worden.1 Einige Formu-lierungen in der Belehnung erweisensich bei näherer Betrachtung im Zusam-menhang mit Mays Mitteilungen in sei-ner Autobiografie als hochinteressant.Im Text der Beleihung steht ausdrück-lich, dass zur Verlassenschaft der am 2.Dezember 1837 verstorbenen Marie Ro-sine verwitwete Klemm »unter ande-rem« das Wohnhaus gehörte. Auf demHaus lag eine Hypothekenschuld inHöhe von 30 Reichsthalern gegenüberder Kirche, weiterhin mussten für denortsabwesenden Schwager der Erb-lasserin, Christian Gottlob Klemm, 20Gulden 5 Groschen ihm zustehenderTagzeitgelder verwahrt und bereitgehal-ten werden. Tagzeiten entsprechenheutzutage in etwa Raten und sind Sum-men, mit denen regelmäßig, aber gestü-

ckelt, um den Haupterben finanziell nicht zu überfor-dern, Erbberechtigte ausgezahlt wurden. Weiterhinsteht auf dem Haus die ›Folge‹, was bedeutet, dass derjeweilige Hausbesitzer oder der Lehnsträger im Kriegs-fall damit rechnen musste, unter die Soldaten seinesLandesherrn gezogen zu werden, aber auch, dass ge-wisse mit dem Hausbesitz verbundene Gerätschaften,die nur von Mann zu Mann vererbt werden konnten,bereitgehalten werden mussten.

Schon am 7. September 1808, als Marie RosineKlemm das Haus von ihrem Ehemann um 150 Gulden

Mays Geburtshaus (Vorderansicht) um 1910.

Page 5: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

Nr. 1 / Juli 2019

––– 5 –––

Beobachter-Bibliothek

Kar

l M

ay –

Leb

en u

nd

Wer

kerwarb, war die Verpflichtung zugunsten dessen Bru-ders, der damals bereits 26 Jahre abwesend war, vor-handen.2 Am 15. Februar 1843 konnte die Hypothek samtZinsen bar gelöst werden, deren Summe höher ist alsdie Tagzeitgelder für den Verschollenen. Zu diesemZeitpunkt war Christian Gottlob Klemm bereits 61 Jah-re vermisst und hätte über 75 Jahre zählen müssen. Mitseiner Rückkehr war nicht mehr zu rechnen. DiesesGeld wird in die Hypothekenrückzahlung mit einge-flossen sein, doch woher kam die restliche Summe?

Christiane Wilhelmine May war als einzige weibli-che Verwandte der Marie Rosine Klemm legitime Be-sitzerin ihres weiblichen Erbguts, der so genanntenGerade, geworden. Das Ehepaar Klemm war ohneKinder geblieben, und der Hausverkauf des ChristianGottlob an seine Gattin deutet an, dass er außer demVerschollenen keine weiteren männlichen Erbberech-tigten gehabt haben dürfte; somit war die klassische

männliche Erbfolge, das so genannte Heergereth, jenean den Bruder. Dieser war der Gesamterbe aller Be-sitztümer. Die an die Kirche zurückgezahlte Summesowie Mays Äußerungen in der Autobiograf ieinsbesondere die über »einige kleine, leinene Geldbeu-tel«3 und das häufig im seinem Frühwerk auftauchen-de Motiv überraschender Geldfunde lassen möglich er-scheinen, dass zum Heergereth, also männlichen Erbe,nicht nur »Vetter Klemms biblisches Bilderbuch«4 ge-hörte, sondern auch eine kleine Menge Geldes, eineArt Notgroschen, die von dem Zeitpunkt an, als dieRückkehr des Abhandengekommenen, wohl nach 60Jahren, unwahrscheinlich war, im rein männlichen Erb-gange Heinrich August May zufiel. Wahrscheinlich ist,dass die Notgroschen zur Hypothekentilgung teilweisemitverwendet wurden. Sie waren zum Zeitpunkt derBeleihung der Christiane Wilhelmine mit dem Haus fürHeinrich August May jedoch noch nicht verfügbar; al-

lein er als männlicher Erbe durfte nachFreiwerden der Gelder über deren Ver-wendung entscheiden. Wenn sich die Maysfür diese Transaktion bei irgendwem hät-ten Geld leihen müssen , wäre dassicherlich aktenkundig geworden. KarlMays »Mutter gab gute Worte, vergeb-lich«5, da dieses Geld ihrer Haushalts-führung nicht unterstand und somit derRest auch nicht zum Besten des Familien-vermögens eingebracht werden konnte.

Somit waren die Mays Besitzer einesnun schuldenfreien Hauses, aber arm.Und trotzdem wirtschafteten sie, wohlaufgrund der finanziellen Vorsicht derMutter gegenüber dem eigenen weiblichenErbe, besser als andere Hausbesitzer inErnstthal. Am 24. Juni 1839 wird FrauChristiane Wilhelmine Keid gemäß KAUF-UND HANDELSBUCH ERNSTTHAL 10, Folio511ff. , mit einem »zur Concursmasse weil.Franz Castagna’s allhier gehörige(n)Wohnhaus mit Zubehör und Gärtchen am

Mays Geburtshaus (Hinteransicht) um 1910.

Page 6: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

––– 6 –––

Beobachter-Bibliothek Nr. 1 / Juli 2019

Kar

l M

ay –

Leb

en u

nd

Wer

k 26. Mai 1838, als am Subhastationstermine, für ihr Meist-gebot an 580 Gulden« erstanden, belehnt. Diesem fi-nanziellen Fiasko, das aufgrund Heinrich August MaysVerhalten nicht unwahrscheinlich gewesen sein dürfte,ist die Familie entgangen.

Seinerzeit 1838 wird das geerbte Haus lokalisiert als»auf der Niedergasse allhier zwischen Krügers undRichters Häusern sub No: 111.« Beim Verkauf 1845 je-doch steht, dieses sei das »in der unteren Reihe derNiedergasse zwischen Krügers und der BohnischenErben Wohnhäuser belegene, mit Nummer 122. be-zeichnete, und im Flurbuche hiesiger Stadt unter Num-mer 124. aufgeführte, mit 45,00 Steuereinheiten belas-tete« Wohnhaus. Schon länger war bekannt, dass zwi-schen Kauf und Verkauf irgendwann einmal in ganzErnstthal eine Umnummerierung im Brandversiche-rungskataster vorgenommen worden war.6 Der bishe-rige Forschungsstand ist, dass diese erst irgendwannnach der Geburt Karl Mays erfolgte. Seinerzeit wur-den, anders als heutzutage fast überall, die Gemeindennicht straßenweise nummeriert, sondern an einer mar-kanten Stelle eingesetzt und alle Gebäude der Kom-mune fortlaufend mit Nummern versehen. Später ein-gemeindete Ortsteile hatten natürlich eigene Numme-rierungen, ebenso oft Vorstädte. Nach Jahrzehnten unddem Neubau oder der auch vorkommenden Teilungvon Häusern war die Grundkatasternummerierungjedoch in ganz Sachsen einschließlich der Schön-burgschen Rezeßherrschaften, zu denen Ernstthal undHohenstein gehörten, so unübersichtlich geworden,dass eine Neuvergabe notwendig wurde.

Bei einer Durchsicht der seit einigen Jahren mikro-verfilmten KAUF- UND HANDELSBÜCHER 10 und 11 vonErnstthal7 in der Hoffnung, Vorgänge zu finden, diefür Karl Mays Biografie vor 1880 interessant oder garrelevant sein könnten, stieß ich auf mehrere Verträgemit Doppelnummerierung der verkauften Häuser. Au-ßerdem konnte ich von mehreren ebenfalls mikro-verfilmten Ernstthal betreffenden Archivalien dereinstigen Schönburgischen Gesamtkanzlei, für dieich in diesem Beitrag die Kurzbezeichnungen COM-MUNKASSENBEITRÄGE, VERZEICHNIß DER HAUSBESITZER

und VERZEICHNIß DER HAUSGENOSSEN8 verwende, Ko-pien ziehen. Diese Dokumente sind leider undatiert,weisen dem Geburtshaus Mays aber alle die ›122‹ alsHausnummer zu; sämtliche Hausbesitzer von der Rei-hung von 118 bis 130 sind in den drei Hausbesitzer-verzeichnissen identisch. Im Gegensatz zu COM-MUNKASSENBEITRÄGE enthalten diese bedauerlicherweisekeine Namen von Mietern und das VERZEICHNIß DER

HAUSGENOSSEN wiederum keine der Hausbesitzer. Die-ses führt jedoch in der ›111‹ als Mieter Heinrich GotthilfNadler, einen Weber, und Carl Friedrich Wilhelm Stein-

bach, einen Strumpfwirker, auf, kann also unmöglichnach der alten Nummerierung erstellt worden sein.

Diese Funde veranlassten mich zu einer erneuten,intensiveren Durchforstung der beiden vorgenanntenKaufbücher. Dabei stieß ich auf einen Vorgang imKAUF- UND HANDELSBUCH 11, Folio 15, der beide Haus-nummern enthält : »sub No: 85 alter und 94: neuer Be-zeichnung«, datiert stadtgerichtlich vom 5. 6. 1840, wäh-rend die Belehnung im Amte am 11. 6. 1840 erfolgte.Beides sind folglich Termine vor der Geburt Karl Mays.Stadtrichter Friedrich Wilhelm Layritz verkauft ein»Wohnhaus samt Zubehör und Gärtchen«, das er am18. Februar 1840 aus dem »Schuldenwesen« des verstor-benen Bürgers und Webers Karl Gottlob Wendler um390 Thaler meistbietend erstanden hatte, an den Bür-ger und Weber Christian Wilhelm Vogel um 401 Thaler22 Groschen 6 Pfennig.

Da nicht auszuschließen war, dass diese Numme-rierung ein Einzelfall war, unterzog ich sämtliche Haus-käufe 1839 – 1841 einer eingehenden Untersuchung.Schließlich stellte sich heraus, dass im KAUF- UND

HANDELSBUCH 10 stets die alte Nummerierung verwen-det wurde, zuletzt Folio 539ff. bei der Belehnung derHeineschen Erben mit dem hinterlassenen Wohnhausdes Vaters »auf hiesiger Hintergasse sub No: 29. zwi-schen Ebersbachs und Bohne’s Häusern« im Stadt-gericht am 19. Dezember 1839 und im Amte 2. April1840. Dieses trägt laut COMMUNKASSENBEITRÄGE aber dieNr. 30. Wegen des geringen Unterschiedes in derNumerierung 29 zu 30 wurde der vorherige Kaufver-trag im KAUF- UND HANDELSBUCH 10 herangezogen. Am13. September 1839 verkaufen vor den Stadtgerichtendie Wuthschen Erben laut Folio 520ff. das Haus samtHofraum auf der Niedergasse »zwischen GottlobSpindlers und Käufers, Gottlob Schülers Häusern subNo: 121.« an den Bürger, Webermeister und Handels-mann Christian Gottlob Schüler um 361 Thaler. InCOMMUNKASSENBEITRÄGE ist das aber die 132. Schülerverkauft dieses Haus gemäß Kaufbuch 11 Folio 8bff.bereits am 7. Mai 1840 wieder, und zwar an den Bürgerund Weber Carl Wilhelm Schwalbe um 350 Thaler ( !).Das Haus befindet sich laut diesem Vertrag »zwischenGottlob Spindlers und seinem, Verkäufers Schülers,Häusern sub No: 132.« Dieser Vertrag jedoch ist nichtder erste Besitzwechsel in jenem Kaufbuch.

Am 9. April 1840 verkauft gemäß Folio 4ff. der Bür-ger und Weißbäckermeister Gottlob Friedrich Scheer»sein im hiesigen Leichenwege sub 256. bezeichnetes[…] zwischen Mothes’s und Schuberts Häusern gele-genes« Haus samt Gärtchen an den Bürger und Weber-meister Friedrich August Scheer, seinen jüngsten Sohn,um 700 Thaler. Die Belehnung im Amte erfolgt am 11.Juni 1840. Auch laut COMMUNKASSEN-BEITRÄGE ist die-

Page 7: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

Nr. 1 / Juli 2019

––– 7 –––

Beobachter-Bibliothek

Kar

l M

ay –

Leb

en u

nd

Wer

kses Haus nummeriert mit der 256. Die Eintragung derVorgänge erfolgte eindeutig stets erst nach der amtli-chen Belehnung. Unzweifelhaft ist nun jedoch, dass dieNeunummerierung sämtlicher Häuser in Ernstthal imJahr 1840 vor Karl Mays Geburt erfolgte. Nur wenigeEinträge im KAUF- UND HANDELSBUCH 11 nennen beideHausnummern; der des Verkaufs des GeburtshausesKarl Mays ist möglicherweise deren letzter. Folglich istKarl May im Haus Niedergasse 122 geboren worden.9

Die bisherige Sekundärliteratur, die stets auf die alteHausnummer 111 verweist, muss dahingehend korrigiertwerden. Inzwischen hat Hainer Plaul auf eine weitereQuelle hingewiesen.10 Im Rahmen meiner Nach-forschungen zu diesem Themenkomplex war ichauch selbst zweimal im Stadtarchiv von Hohenstein-Ernstthal, jedoch waren damals Teile der Beständewegen der sachsenweit erfolgten Neuerfassung undumfangreicher Verfilmungsmaßnahmen nicht zugäng-lich.

Aufgrund dieser Erkenntnisse war jedoch einegenauere Datierung von COMMUNKASSENBEITRÄGE undVERZEICHNIß DER HAUSBESITZER notwendig, die beideder neuen Nummerierung folgen, ebenso wie das spä-ter zu behandelnde VERZEICHNIß DER HAUSGENOSSEN,da sich hieraus Rückschlüsse auf Namen von Nach-barn und Stadtbewohnern ergeben, die der junge KarlMay gekannt haben kann. Zudem stellen diese Archi-valien einen Vorläufer späterer Adressbücher dar. NachAbgleich der mir vorliegenden Verträge ergab sich derZeitraum zwischen 12. Mai 1842 und 31. Dezember 1842für COMMUNKASSENBEITRÄGE, denn VERZEICHNIß DER

HAUSBESITZER enthält den Besitzstand nach letztge-nanntem Kauf, der am 8. September 1842 zum 1. Januar1843 abgeschlossen wurde. Demzufolge dürfte ersteres,das auch die Mieter, geordnet nach Hausnummern, ent-

hält, die Haushaltungsvorstände in den Monaten knappnach der Geburt Karl Mays nennen.

Eine weitere Quellensichtung galt den Kaufverträ-gen jener beiden Häuser am Markt in Ernstthal, inwelchen die Mays nach dem Verkauf ihres Hauses inder Niedergasse nacheinander lebten. Noch ist unbe-kannt, wann sie aus dem Knoblochschen in dasSelbmannsche wechselten. Den Knoblochschen Ver-trag fand bereits vor Jahrzehnten Hainer Plaul.11 DerKauf vom 14. April 1803 enthält einige Einzelheiten derBaulichkeit, die die Wohnung der Mays innerhalb desHauses ein wenig genauer lokalisierbar machen könn-ten. Außerdem stellte sich heraus, dass Carl AugustKnobloch das »Wohnhaus und Garten, wie solches amhiesigen Markte zwischen August Friedrich Lohsens,und Christian Friedrich Meyers Häußern innenlieget,und mit No. 166 signiret« nicht direkt vom Vater über-nahm, da dieser schon lange verstorben war, sondernvon Bruder Carl Friedrich sowie der Mutter AnnaRosina verwitwete Johann Gottfried Knobloch gebo-rene Marsteller als zweiter Ehefrau und leiblicher Mut-ter der beiden im Kaufvertrag genannten Söhne um600 Gulden erwarb. Mutter und älterer Bruder hattendieses Haus zusammen nach dem Tode des Ehegattenund Vaters in Lehn am 25. September 1776 erhalten.Laut COMMUNKASSENBEITRÄGE war das Haus mit 81,81Steuereinheiten eingetragen, zur Berechnung wurdenjedoch nur deren 75 herangezogen.

Ein gewisser Carl Friedrich Knobloch, Bürger undWeber in Ernstthal, entweder der Bruder des CarlAugust oder dessen Sohn, erwirbt übrigens am 13. Ok-tober 1821 von »Demoiselle Amalia Friedericka Trüben-bachin« deren »alhier am Markte zwischen MattheßensHauß und dem Martinischen Gärtgen befindlichesWohn=Hauß, mit Hofraum No. 236 bezeichnet,« um260 Thaler. Dieses Haus ist unter der späteren Num-mer 266 laut COMMUNKASSENBEITRÄGE noch immer imBesitz eines Carl Friedrich Knobloch und oben amMarktplatz lokalisierbar, nahe der Einmündung des

Ausr iss aus der Ernstthaler Brandkataster-Abschr ift von 1839 mit der neuen Nr.122. Faksimile : Hainer Plaul .

Page 8: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

––– 8 –––

Beobachter-Bibliothek Nr. 1 / Juli 2019

Kar

l M

ay –

Leb

en u

nd

Wer

k Leichenwegs (heutige Bergstraße). Laut Verkauf desWohnhauses samt Gärtchen der Eva Rosine verwitweteMotheß an ihren Schwiegersohn, den Bürger und We-ber Karl Friedrich Beyer, am 18. September 1841 um 450Thaler ist das mit diesem Vertrag verkaufte Gebäude»am Markte sub No: 1« »zwischen Knobloch’s undMatthäß’s Häusern« zu suchen und somit diesesknoblochsche das letzte Privatgebäude in der Numme-rierung; danach folgen nur noch Jägerhaus und dieKirche. Schließlich erwirbt am 3. Februar 1821 der Bür-ger und Glaser Johann Christian Knobloch das Haussamt Garten »neben Lachs« in der Nähe des Malz- undBrauhauses unter der alten Nummer 177 von seinerkranken Ehefrau Johanna Christiana geborene Schultzgeschiedene Selbmann um 500 Gulden. Meister Christi-an Friedrich Selbmann, Bürger und Leinewebermeisterin Ernstthal, verzichtet seinem Stiefvater JohannChristian Knobloch wegen ihm gemäß Testament derMutter aus vorstehendem Kauf zustehender 210 Thalerals seinem Erbteil bereits am 24. April 1824.12 Zu Zeitenvon COMMUNKASSENBEITRÄGE befindet sich dieses Hausin anderen Händen.

Der Lehnschein für das Selbmann-Haus vom 10.September 1840 liegt in Kopie vor. Er ist im KAUF- UND

HANDELSBUCH 11, Folio 71ff. , enthalten. Seinerzeit wur-de die Witwe Johanne Christiane des Bürgers und We-bers Christian Friedrich Selbmann mit dem ererbten»Wohnhaus mit Zubehör und Gärtchen« belehnt, dabeide Söhne noch unmündig waren, Sohn ChristianFriedrich laut Gerichtsbuch 20½ Jahre, Sohn Carl Hein-rich, dessen Altersangabe im Kaufvertrag fehlt, 8¼ Jah-re. Diese beiden verkauften das ererbte Haus samtGärtchen »sub No: 168 alter und 185. neuer Bezeich-nung am Markte zwischen Christian Friedrich Haase’sGasthofe und der Mädchenschule« – laut COMMUN-KASSENBEITRÄGE identisch mit dem Kantorat – an dieMutter um 490 Thaler alter oder 503 Thaler 18 Neu-groschen 3 Pfennig neuer Währung. Die Kaufsummewird jedoch nicht ausbezahlt, sondern mit vier ProzentVerzinsung auf dem Haus als Hypothek eingetragen,da das Geld den Söhnen zur Sicherstellung ihres Erb-teils dient; davon stehen Carl Heinrich 436 Gulden 6Neugroschen 7½ Pfennig zu, Sohn Christian Friedrich70 Thaler 13 Neugroschen 6½ Pfennig. Auch hier las-sen gewisse Einzelheiten des Vertrages Rückschlüsseauf das Grundstück zu.

In welcher familiären Beziehung der Glaser Knob-loch zu den Webern Knobloch stand und ob er deren

Die Westseite des Ernstthaler Marktes um 1865. Archiv der St .-Tr initatis-Kirche Ernstthal .

Page 9: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

Nr. 1 / Juli 2019

––– 9 –––

Beobachter-Bibliothek

Kar

l M

ay –

Leb

en u

nd

Wer

kStiefbruder war, bedarf noch der Klärung. Diese könnteeventuell erhellen, warum die Familie May irgendwannaus dem knoblochschen Hause Nummer 183 ausgerech-net zwei Häuser weiter in das selbmannsche mit derNummer 185 am Markte umzog.

COMMUNKASSENBEITRÄGE verrät aufgrund der Na-men der Mieter etwas über die Aufteilung beider spä-ter von den Mays bewohnter Häuser. Da ChristianFriedrich sein Erbteil verkauft zu haben scheint, ist dasHaus später an den jüngsten Sohn und somit laut säch-sischem Recht Kür-, also Alleinerben, Carl HeinrichSelbmann weitergegeben worden. In Sachsen war, mei-nes Wissens mindestens bis zur Reichsgründung 1871,im Gegensatz zu den anderen deutschen Staaten stetsder insgesamt jüngste Sohn, auch wenn der Vater meh-rere Ehen geschlossen hatte, erster Erbberechtigter.

Das knoblochsche Grundstück einschließlich Gar-ten war das größte und auch am höchsten abgaben-belastete der drei Häuser, in denen Karl May inErnstthal vor 1880 lebte. Für das selbmannsche Hauswaren 51 Steuereinheiten zugrunde gelegt, dafür in dieCommunkasse jährlich zu zahlen 1 Thaler 4 Neu-groschen, für das knoblochsche 1 Thaler 25 Neu-groschen 1 Pfennig, die Mays hatten 1 Thaler zu

entrichten. Sowohl das Geburtshaus als auch dasselbmannsche haben, wie aus den Verkäufen und Be-lehnungen hervorgeht, jeweils nur ein »Gärtchen«, dasKnoblochsche hingegen einen richtigen Garten. DesKäufers Mutter bedingt sich bei Knoblochs Kauf 1803nicht nur »die kleine Oberstube, nebst der daran be-findlichen Kammer, ingleichen einen Holzraum« aus,sondern auch »den 3ten Theil von dem alljährlich zuerbauenden Obste«. Das ist ein Indiz für einen nichtgerade kleinen Garten, denn wenn dort kaum etwasoder nur eine Sorte gewachsen wäre, hätte sich nichtgelohnt, einen Anteil daran festzulegen. Eine auch nurähnliche Bedingung findet sich beim SelbmannschenVorgang nicht, vom Geburtshaus ganz zu schweigen.

Bis heute ist unbekannt, wo Karl Mays Tante, dieVatersschwester, Christiane Wilhelmine ( !) geboreneMay, lebte, ob zusammen mit der Familie May und ih-rer Mutter oder anderswo. Dass sie schon damals beiihrem Ehemann ab 1849, Carl Friedrich Heidner, wohn-te, ist absolut unwahrscheinlich, da dieses damalsgeradezu verpönt war. Dieser gehörte auch nicht zuden Hausbesitzern. Eventuell zählte sie, wie seinerzeithäufig, bei einem der vermögenderen Ernstthaler – vondenen einige ihre großen Häuser ohne Mieter bewohn-

Der Markt in Ernstthal um 1843. Archiv : Wolfgang Hallmann.

Page 10: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

––– 10 –––

Beobachter-Bibliothek Nr. 1 / Juli 2019

Kar

l M

ay –

Leb

en u

nd

Wer

k ten – zu den Dienstboten, da sie nirgendwo in Ernstthalals Mieterin nachgewiesen werden kann. Wahrschein-lich lebte sie nach Stand der Dinge auch nicht alsBewohnerin im Armenhaus der Stadt Ernstthal, dennsie hatte ja seinerzeit einen Lehnsträger für Hausbesitzzum Bruder, der für sie versorgungspflichtig gewesenwäre. Wann sie ihren »schweren Fall« hatte, an dessenFolgen sie »verkrüppelte«13, geht aus der Autobiogra-fie Karl Mays nicht hervor; dieser muss aber Tatsachesein, da seine beiden damals noch lebenden Schwes-tern, die ja ihre Tante auch noch gekannt hatten, niedieser Erinnerung widersprachen.

COMMUNKASSENBEITRÄGE teilt uns die Namen derMieter etwa zum Zeitraum der Geburt Karl Mays mit,da nicht nur die Hausbesitzer, sondern auch die Mieterdie hier aufgelisteten jährlichen Abgaben an die StadtErnstthal zu zahlen hatten. Im Knobloch-Haus befin-den sich drei, im Selbmann-Haus ein Mieter. Im Ge-burtshaus ist eindeutig kein Mieter vorhanden. Für dasSelbmann-Haus nachgewiesen ist Carl Andrä, für dasKnobloch-Haus Johann Gottlob Feldmann, GottliebHeld und Ludwig Triemer. Andrä hat insgesamt 8 ThalerMiethzins zu entrichten, Feldmann 12, Held 6 undTriemer 7. Andrä entrichtet 16 Neugroschen in dieCommunkasse, Feldmann 24, Held 12 und Triemer 14.Interessant ist : lediglich der Name Triemer erscheintnicht, auch nicht leicht verändert, in Karl Mays Werk.Einer der drei, Feldmann, Held oder eben Triemer, istdefinitiv der Maysche Vormieter in diesem Hause, nichtbewiesen hingegen ist eine direkte Folge in der Woh-nung. Nach weiteren Indizien, wer der Betreffende seinkönnte, war zu suchen, vermutlich aber war HeinrichAugust May finanziell nicht imstande, die größte an-zumieten.

Aus ungenannter Zeit zwischen 1841 und dem Ver-kauf des Hauses Niedergasse 122 im April 1845 istdas VERZEICHNIß DER HAUSGENOSSEN erhalten. In die-sem existiert kein May als Mieter. Teilweise nenntdieses andere Mieter und jährliche Mietzinsen alsCOMMUNKASSENBEITRÄGE. Andrä in 185 zahlt jetzt 9Thaler Miete und hat 13 Neugroschen 5 Pfennig pro Jahrzur Communanlage zu entrichten; genannt wird auchdessen vermutlicher Sohn Friedrich Herrmann,allerdings ohne Mietzahlung; er wird lediglich mit 10Neugroschen für die »Abgabebeträge zur Com-munanlage« herangezogen. Das gilt bei gleichem Zinsauch für Feldmann in der 183, der 18 Neugroschen zurCommunanlage zahlt, samt einem Friedrich WilhelmFeldmann, der 10 Neugroschen entrichtet. In der 185wohnt jetzt auch Christian Friedrich Selbmann, ältererSohn der Hausbesitzerin, der bei der Belehnung seinerMutter im September 1840 20½ Jahre zählt , ungibt 8 Thaler Miete sowie 12 Neugroschen zur Com-

munanlage. Im Haus 183 lebt nun der Weber Carl Gott-lob Uhlemann und hat 7 Thaler Miete zu zahlen sowie10 Neugroschen 5 Pfennig zur Communanlage ; inCOMMUNKASSENBEITRÄGE hingegen ist er als Mieter inErnstthal unauffindbar. Ludwig Triemer ist umgezo-gen in die 17 und lebt dort für 9 Thaler. In diesem Hausstand anscheinend eine Wohnung leer, denn COMMUN-KASSENBEITRÄGE nennt dort keine Mieter. Carl GottlobHeld in 78 ist trotz des sehr ähnlichen Namens nichtidentisch mit dem Carl Gottlieb Held der COMMUN-KASSENBEITRÄGE, denn er wohnte laut dieser Quelleschon damals in diesem Hause. Somit könnte GottliebHeld, der in jenem Mieterverzeichnis fehlt, ohne dassein anderer an dessen Stelle genannt wäre, durchausder Vormieter gewesen und die Mays in eine leerste-hende Wohnung gezogen sein.

Nach Stand der Dinge ist dieses den älteren SohnSelbmann als Mieter in der 185 enthaltende HAUS-GENOSSENVERZEICHNIß jünger als COMMUNKASSEN-BEITRÄGE. Das HAUSGENOSSENVERZEICHNIß nennt zwareinen weiteren Christian Friedrich Selbmann als Mie-ter in der 192, jedoch ist dieser als Friedrich Selbmannbereits in COMMUNKASSENBEITRÄGE enthalten und istsomit höchstwahrscheinlich mit dem älteren Selbmann-Sohn nicht identisch. Die Wohnung in der 185 stand,wie oben ausgeführt, mit 8 Thalern Mietzins zu Buche,die in der 192 mit 10 Thalern.

Wir dürfen davon ausgehen, dass die Hausbesitzerselbst in ihren Häusern gelebt haben. Vielleicht kannermittelt werden, wann Andrä wegging oder verstarb,denn vermutlich in seine Wohnung im Selbmann-Hausdürften die Mays gezogen sein, direkt nach ihm odereinem Zwischenmieter, vielleicht dessen wahrscheinli-chem Sohn Friedrich Hermann.

Einer der sowohl in COMMUNKASSENBEITRÄGE alsauch in VERZEICHNIß DER HAUSGENOSSEN aufgeführ-ten Mieter ist der Weber Friedrich Wilhelm Stiezel, dermit dem Hauskäufer des Geburtshauses Wilhelm Au-gust Friedrich Stiezel identisch sein dürfte. Er wohntin der 124, also zwei Häuser weiter. Sein Mietzins be-trägt laut COMMUNKASSENBEITRÄGE 10 Thaler jährlich.

Aufgrund der neugewonnenen Erkenntnisse ergibtsich, dass einige Geschehnisse seiner Kindheit, an diesich Karl May in MEIN LEBEN UND STREBEN erinnert,zwar wie beschrieben zugetragen haben werden, jedochnicht im Geburtshaus mit seinem Gärtchen.14 Als MaysMutter das Geburtshaus verkaufte, war ihr Sohn Karlgerade einmal drei Jahre und einige Wochen alt, also zujung, um sich intensiv an die genauen Gegebenheitenim Grundstück erinnern zu können; brauchbaren op-tischen Eindrücken stand zudem sein Lidverschlussentgegen.15 Alles über das Gebäude Niedergasse 122, waser nach Stand der Dinge korrekt über dieses in seiner

Page 11: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

Nr. 1 / Juli 2019

––– 11 –––

Beobachter-Bibliothek

Kar

l M

ay –

Leb

en u

nd

Wer

kAutobiografie niederschrieb, wird er von der ältestenSchwester, den Eltern oder sogar der Großmutter er-fahren haben; allerdings kann davon ausgegangen wer-den, dass ihm das vom südöstlichen Teil des Marktsaus gut sichtbare Haus gezeigt worden ist und er eineErinnerung vom Aussehen der Fassade in seinem Ge-dächtnis aufbewahrte. Beim Niederschreiben von MEIN

LEBEN UND STREBEN war ihm jedoch verwehrt, dieGrundstücke oder gar Wohnungen seiner Kindheits-erlebnisse nach 1845 noch einmal zu betreten und soseine Erinnerungen aufzufrischen, da beide Gebäudeam Markt seit einem Großbrand im Jahr 1898 nicht mehrin der früher erlebten Gestalt existierten, vor allem auf-gestockt und mit teils stark veränderten Frontansichtenwiedererrichtet wurden.

Karl May erinnerte sich: »Der Hof war grad so groß,daß wir fünf Kinder uns aufstellen konnten, ohne

einander zu stoßen. Hieran grenzte der Garten, in demes einen Holunderstrauch, einen Apfel-, einen Pflau-menbaum und einen Wassertümpel gab, den wir als›Teich‹ bezeichneten. Der Hollunder lieferte uns denTee zum Schwitzen, wenn wir uns erkältet hatten, hieltaber nicht sehr lange vor, denn wenn das Eine sich er-kältete, fingen auch alle Andern an, zu husten undwollten mit ihm schwitzen. Der Apfelbaum blühteimmer sehr schön und sehr reichlich; da wir aber nurzu wohl wußten, daß die Aepfel gleich nach der Blüteam besten schmecken, so war er meist schon AnfangJuni abgeerntet. Die Pflaumen aber waren uns heilig.Großmutter aß sie gar zu gern. Sie wurden täglich ge-zählt, und niemand wagte es, sich an ihnen zu vergrei-fen. Wir Kinder bekamen doch mehr, viel mehr davon,als uns eigentlich zustand. Was den ›Teich‹ betrifft, sowar er sehr reich belebt, doch leider nicht mit Fischen,

Der Ernstthaler Neumarkt im Juni 2019. Dort standen das Knobloch-Haus , der Gasthof ›Stadt Glauchau‹ und das Selbmann-Haus .

Page 12: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

––– 12 –––

Beobachter-Bibliothek Nr. 1 / Juli 2019

sondern mit Fröschen. Die kannten wir alle einzeln,sogar an der Stimme. Es waren immer so zwischen zehnund fünfzehn. Wir fütterten sie mit Regenwürmern,Fliegen, Käfern und allerlei andern guten Dingen, diewir aus gastronomischen oder ästhetischen Gründennicht selbst genießen konnten, und sie waren uns auchherzlich dankbar dafür. Sie kannten uns. Sie kamen andas Ufer, wenn wir uns ihnen näherten. Einige ließensich sogar ergreifen und streicheln. Der eigentlicheDank aber erklang uns des Abends, wenn wir am Ein-schlafen waren. Keine Sennerin kann sich mehr überihre Zither freuen als wir über unsere Frösche. Wirwußten ganz genau, welcher es war, der sich hören ließ,ob der Arthur, der Paul oder Fritz, und wenn sie gar zuduettieren oder im Chor zu singen begannen, so spran-gen wir aus den Federn und öffneten die Fenster, ummitzuquaken, bis Mutter oder Großmutter kam unduns dahin zurückbrachte, wohin wir jetzt gehörten.«16

Ein Hof, so breit, dass gerade einmal die fünf Kin-der nebeneinander Platz hatten, dürfte nur für dasSelbmann-Haus ab etwa Ende 1850 zutreffen, denn erstdann waren stets fünf Maysche Kinder am Leben unddie Kleinste, Mitte 1849 geboren, imstande zu stehenund zu laufen. Sollte sich diese Szene schon imKnobloch-Haus ereignet haben, waren möglicherweiseNachbarskinder beteiligt an dieser ungewöhnlichenVermessungsaktion. Im Selbmann-Haus spielten dieKinder sicherlich auch im Gärtchen. Der jüngere Sohnder Hausbesitzerin, Carl Heinrich, 1832 geboren, warseinerzeit bereits aus der Lehre. Spielkameraden in Per-son selbmannscher Kinder können jedoch vorhandengewesen sein.

Eher im größeren knoblochschen Garten wird sichdas Froschkonzert abgespielt haben. Da May diesesaber in seinen Kinderzeiten vor 1848 ansetzt, hat dasnach Stand der Dinge in einem anderen Grundstückstattgefunden als das Nebeneinanderaufstellen imHofe. Auch dass die Großmutter den Kindern ver-spricht, später jedes ein eigenes Haus zu haben, deutetdarauf hin, dass sich dieses Ereignis nicht im Gartendes Geburtshauses, der ja Besitz der Mutter war, zuge-tragen haben kann : »Doch weiß ich noch ganzbestimmt, daß Großmutter, um dem ungeheuernSchmerz ein Ende zu machen, uns die Versicherunggab, ein jedes von uns werde genau nach zehn Jahrenein dreimal größeres Haus mit einem fünfmal größe-ren Garten erben, in dem es einen zehnmal größerenTeich mit zwanzigmal größeren Fröschen gebe. […]Das geschah in der Zeit, als ich nicht mehr blind warund schon laufen konnte.«17 Wir wissen nicht, wie dieStiegen oder Treppen im Knobloch-Haus aussahen;vielleicht waren sie von einer Beschaffenheit, ohneGeländer, die den kleinen Karl ängstigte. »Ein blindes

Kind erlernt das Stehen normalerweise im gleichen Al-ter wie das sehende, es braucht aber wesentlich länger,bis es allein laufen kann«18, noch dazu in einer Zeit, alsallenthalben eine schwere Hungersnot herrschte. »Ob-wohl er noch kaum gehen konnte und teilweise getra-gen werden mußte, durfte er die Schule des kleinenStädtchens besuchen.«19 Auch aus diesem Grund kannsich das Froschkonzert zeitlich nicht auf dem Grund-stück des Geburtshauses abgespielt haben.

Leider sind die beiden Gärten am Markt nicht mehrin ihrer ursprünglichen Form erhalten oder gar öffent-lich zugänglich rekonstruierbar, weswegen die Darstel-lung dieser Kindheitserinnerungen Karl Mays imGrundstück des Geburtshauses, wo sie eigentlich nichthingehören, die einzige Möglichkeit darstellt, sie für In-teressierte quasi plastisch erlebbar zu machen.

Die dem Autor dieses Beitrags vorliegenden Kauf-verträge aus den Kauf- und Handelsbüchern Ernstthal10 und 11 lassen interessante Rückschlüsse auf die Grö-ße der Gärten der jeweiligen Grundstücke zu. DieNiedergasse alter Nummer 112 »zwischen May undSchwalbe« hatte laut Verkauf vom 18. Juni 1838 an Hein-rich Gottlob Bohne ein Gärtchen sowie ein besonde-res Gartengrundstück bis zur Lichtensteiner Grenzevorzuweisen, 14¾ Ellen breit und 110 Ellen lang, gele-gen »zwischen Krügers und Schwalbes Gärten«. Beider Belehnung des Hauses unter der alten Nummer 114»zwischen Schwalbe und Stöhrel« an die Vorbesitzers-witwe Marie Magdalene Ebersbach ist ebenfalls voneinem Garten die Rede, dessen Lage aber nicht beschrie-ben ist und der somit an das Haus angegrenzt habendürfte. Beim Verkauf der alten Nummer Niedergasse121 »zwischen Gottlob Spindlers und Käufers, GottlobSchülers Häusern« am 13. September 1839 findet einHofraum Erwähnung, jedoch kein Gärtchen oder garGarten. Als Stadtrichter Friedrich Wilhelm Layritz am5. Mai 1840 an den Bürger und Zimmermann JohannGottlieb Mehnert ein Stückchen Garten »in hiesigemLeichenweg zwischen Barthel’s , Motheß’s undKnobloch’s Garten«, eindeutig jenem des oben amMarkte wohnenden Knobloch, »12½ Ellen breit und35½ Ellen lang, wie er solches am 20. September 1824mit seinem Wohnhause und noch einem Garten er-kauft«, weiterveräußert, muss darüber ein gesonderterVertrag geschlossen werden. Beim Wohnhauskauf samtHofraum, Seitengebäude, Wagenschuppen und Obst-garten der Christiane Rebecca verehelichte StadtrichterFriedrich Wilhelm Layritz von ihrer Mutter JohanneChristiane Concordia verwitwete Bäckermeister Friedel,gelegen an der Ecke der Strumpfwirkergasse neben demWolfschen Gasthof und mit der neuen Nummer 80versehen, wird am 25. Januar 1842 zwar nicht die Größedes Gartens, wohl aber dessen Standort genau beschrie-

Kar

l M

ay –

Leb

en u

nd

Wer

k

Page 13: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

Nr. 1 / Juli 2019

––– 13 –––

Beobachter-Bibliothek

Kar

l M

ay –

Leb

en u

nd

Wer

kben, und zwar ein hinter dem Haus befindlicher »Obst-garten mit hinein gebauter Scheuer«, der »gegen Mor-gen an den Neusorger Fahrweg, gegen Mittag an ein inhiesiger Stadtflur gelegenes Wiesengrundstück des Post-verwalters Herold zu Oberlungwitz, gegen Abend andie Strumpfwirkergasse und gegen Mitternacht an dassub a beniemte Wohnhaus und den Wolfschen Gast-hof grenzt«. In diesem Haus verzeichnet COMMUN-KASSENBEITRÄGE keine Mieter.

Alle Kaufverträge unterscheiden bei der Beschrei-bung des im Grundstück befindlichen unbebauten Teilsstets zwischen »Garten« und »Gärtchen«. So wird auchbei Wohnhauskäufen im Jahre 1803 verfahren, unddas erlaubt deswegen den Rückschluss, dass zumKnoblochschen Haus stets ein richtiger Gartengehörte, wovon beim Geburtshaus keine Rede seinkann. Interessant sind die Preise, die bei den Käufenentrichtet werden: 503 Thaler 18 Groschen 3 Pfennig

Schmuck an der Gedenktafel zu Mays 140. Geburtstag durch Adolf Stärz am 25. Februar 1982 angebracht .

Die Nummer 122 war damals noch erkennbar. – Archiv : Wolfgang Hallmann.

Page 14: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

––– 14 –––

Beobachter-Bibliothek Nr. 1 / Juli 2019

Kar

l M

ay –

Leb

en u

nd

Wer

k bei der Selbmannschen Transaktion und 515 Thalerbeim Geburtshausverkauf, 600 Thaler beim Bohne-schen Kauf einschließlich Gartengrundstück. Dieebersbachsche Belehnung ist als eine von direktenErben ohne aktuelle Preisangabe, Schüler zahlt361 Thaler, Mehnert entrichtet für das Stück Garten100 Thaler, beim Layritzschen Kauf hingegen stehen1600 Thaler zu Buche. Dieses Grundstück zählte nichteinmal zu den höchstbesteuerten; allerdings nenntCOMMUNKASSENBEITRÄGE den Stadtrichter FriedrichWilhelm Layritz als Eigentümer – beziehungsweise imFalle des Besitzes seiner Ehegattin als Lehnsträger –von vier Häusern mit insgesamt über 290 Steuer-einheiten.

Das in COMMUNKASSENBEITRÄGE mit 247,44 Steuer-einheiten am höchsten taxierte Ge-bäude ist das Webermeisterhaus unterneuer Nummer 143, das spätere König-liche Gerichtsamt. Viele Häuser inErnstthal hingegen standen mit weni-ger Steuereinheiten zu Buche als dasGeburtshaus, insgesamt knapp 90 von268 Nummern. Davon betreffen vier-zehn öffentliche Gebäude, die steuer-frei waren. Zwei Häuser sind in a undb unterteilt; auch zwei Scheunen habenHausnummern. Johanna Sophia Nürn-bergers Haus Nummer 239 ist als kleins-tes mit 15,07 Steuereinheiten eingetra-gen. Den 254 Hausbesitzern stehen lautVERZEICHNIß DER HAUSGENOSSEN 376gezählte Mieter gegenüber, darunter 310Weber ( !). Das Haus Niedergasse 122gehörte also bei weitem nicht zu dengeringsten in Ernstthal . Hochbe-steuerte Gebäude mit mehr als 100Steuereinheiten sind jedoch nur 25 vor-handen, darunter das Haus 99 im Be-

sitze des Stadtrichters Friedrich Wilhelm Layritz mit123,74, der Gasthof des Christian Friedrich Haase, spä-ter ›Stadt Glauchau‹, mit der Nummer 184 zwischenKnobloch und Selbmanns Witwe mit 105,66 und dasHaus 213 mit Eigentümer Stadtrichter Friedrich WilhelmLayritz, taxiert auf 151,45 Steuereinheiten. Von denenbeherbergte nur die layritzsche 213 mehrere Miet-parteien, darunter einen Schieferdecker Johann Hein-rich Gottfried Lautenschläger, ein Familienname, derdem Karl-May-Kenner sofort bekannt vorkommenwird. So heißt der Stadtrichter in Mays früher Erzäh-lung IM SEEGERKASTEN. Nun erweist sich, dass in derRealität zumindest in Mays Kindheit Lautenschläger derName eines Mieters in einem Haus des StadtrichtersLayritz war; auch hier verarbeitet May augenzwinkernd

Das Standardwerk »ICH« aus dem Karl-May-

Verlag ist nach wie vor einer der wichtigsten und

authentischsten Biographiebände in der Sekun-

därliteratur.

Page 15: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

Nr. 1 / Juli 2019

––– 15 –––

Beobachter-Bibliothek

1 Amtsgericht Hohenstein-Ernstthal : KAUF- UND HANDELSBUCH ERNSTTHAL 10, Folio 429b–430b.

2 Vgl. Hainer Plaul : DER SOHN DES WEBERS. ÜBER KARL MAYS ERSTE KINDHEITSJAHRE 1842–1848. In: Jb-KMG 1979, Hamburg 1979,S. 12ff. , hier insbesondere s. 29.

3 Karl May: MEIN LEBEN UND STREBEN, Freiburg i. Br. [1910], S. 13.

4 Als Nummer 311 befindet sich die Sammlung biblischer Holzschnitte mit den handschriftlichen Kommentaren aus dem 18.Jahrhundert noch heute in Mays Bibliothek in Radebeul.

5 Ebd. , S. 18.

6 Vgl. Hainer Plaul, wie Anm. 2, S. 31.

7 Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, Gerichtsbücher Hohenstein-Ernstthal, KAUF- UND HANDELSBÜCHER ERNSTTHAL 10 (1830–1840) und 11 (1841–1846). Zu Vergleichszwecken herangezogen wurden auch die KAUF- UND HANDELSBÜCHER ERNSTTHAL 7 bis 9. DieMikroverfilmungen dieser Gerichtsbücher sind sowohl im Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden als auch in den StaatsarchivenChemnitz und Leipzig einsehbar. Plaul unterliegt allerdings im Anmerkungsapparat zu DER SOHN DES WEBERS, wie Anm. 2, mit derAngabe von Seitenzahlen in den genannten Quellen einem Irrtum. Die betreffenden Bände sind durchgängig foliiert, haben alsoeine Blattzählung.

8 Sächsisches Staatsarchiv Chemnitz, Bestand 6.1. Landes- und Rezeßherrschaften, Signatur 30575 Gesamtkanzlei Glauchau, Nr. 230,ENTWURF ZUR VERTHEILUNG DER ZU LEISTENDEN COMMUNKASSENBEITRÄGE NACH VERHÄLTNIß DES BESITZSTANDES, UND NACH

MAASGABE DER STEUER=EINHEITEN, LAUT STEUER-CATASTER UND FLURBUCH ZU ERNSTTHAL, Nr. 231–233 (mit identischen Titeln)VERZEICHNIß DER HAUSBESITZER NEBST DEREN STEUEREINHEITEN AUF DEN WOHNHÄUSERN UND DEM JÄHRLICHEN ABGABENBETRAGE

ZUR COMMUNANLAGE ERNSTTHAL, Nr. 234, VERZEICHNIß DER HAUSGENOSSEN NEBST MIETHZINS IHRER WOHNUNG UND JÄHRLICHEN

BETRAG DER ABGABE ZUR COMMUNANLAGE ERNSTTHAL.

9 Faksimile aus VERZEICHNIß DER HAUSBESITZER ERNSTTHAL. Sächsisches Staatsarchiv Chemnitz. – Das Nummernschild ›122‹ befandsich noch 1982 links über der Eingangstür (siehe Foto S. 13). Ausgerechtet dieses so wichtige museale Objekt ist heute nicht mehram Karl-May-Haus vorhanden.

10 Vgl. : Hainer Plaul : ÜBER KARL MAYS GEBURTSADRESSE. In: DER BEOBACHTER AN DER ELBE, Nr. 25, Radebeul 2015, S. 14ff.

11 Vgl. Hainer Plaul, wie Anm. 2, S. 67.

12 Kauf des Carl August Knobloch: KAUF- UND HANDELSBUCH ERNSTTHAL 7, Fol. 582b–588; Kauf des Carl Friedrich Knobloch: KAUF-UND HANDELSBUCH ERNSTTHAL 8, Fol. 606b–608b; Kauf des Johann Christian Knobloch: KAUF- UND HANDELSBUCH ERNSTTHAL 9,Fol. 73–75.

13 MEIN LEBEN UND STREBEN, wie Anm. 3, S. 23.

14 Vgl. Hans Zesewitz: ALTE URKUNDEN SPRECHEN. In: KARL-MAY-JAHRBUCH 1932, Radebeul 1932, S. 41; ferner Hainer Plaul im Anhangzum Olms-Reprint MEIN LEBEN UND STREBEN, Hildesheim 1997, Anm. 3, S. 327* u. Anm 10, S 332*.

15 Karl May war mit großer Wahrscheinlichkeit aufgrund eines entzündlichen Augenlidverschlusses (Blepharospasmus) monatelangfunktionell erblindet, was zu einem Verlernen des Sehens führte. Vgl. Ralf Harder/Harald Mischnick: DIE HUNGERSNOT DER

1840ER JAHRE UND IHRE AUSWIRKUNGEN AM BEISPIEL KARL MAYS UND SEINER FRÜHKINDLICHEN ERBLINDUNG. In: M-KMG, Nr. 127,März 2001, S. 11. Ferner: Christina Alschner: KARL MAYS FRÜHKINDLICHES AUGENLEIDEN. In: KARL-MAY-HAUS-INFORMATION,Heft 19/2005, S. 38ff.

16 MEIN LEBEN UND STREBEN, wie Anm. 3, S. 14f.

17 Ebd. , S. 15f.

18 Zit. nach Ralf Harder: KARL MAYS BLINDHEIT. DAS KURLÄNDER PALAIS – SCHICKSALSSTÄTTE FÜR KARL MAY. Internetfassung:http://www.karl-mays-blindheit.de

19 Heinrich Wagner: KARL MAY UND SEINE WERKE, Passau 1907, S. 5.

20 MEIN LEBEN UND STREBEN, wie Anm. 3, S. 44.

21 Das INNUNGSBUCH DER ZEUG-, LEINEN- UND WOLLWEBERINNUNG VON ERNSTTHAL 1692–1870 (Textil- und RennsportmuseumHohenstein-Ernstthal) enthält die Eintragung, dass Heinrich August May 1856 das Meisterrecht erworben hatte. Ferner wird diesim JOURNAL DER WEBERINNUNG ZU ERNSTTHAL 1855 (Stadtarchiv Hohenstein-Ernstthal) bestätigt.

Kar

l M

ay –

Leb

en u

nd

Wer

kdie Realität in der Fiktion. Der Hausbesitzer Haase istnach Stand der Dinge identisch mit dem von May inMEIN LEBEN UND STREBEN genannten FleischermeisterHaase.20

Obige Zahlen sind Belege dafür, dass die Schere zwi-schen arm und reich in Ernstthal doch sehr auseinan-

derklaffte. Der Verkauf des Hauses 122 ohne nachfol-genden Neukauf bedeutete für die Familie May zudemeinen sozialen Abstieg, den der Vater für sich erst Jah-re später mit der Erlangung des Meisterrechts 185621 einwenig kompensieren konnte.

Harald Mischnick

Dieser Beitrag erschien erstmals in DER BEOBACHTER AN DER ELBE, Nr. 6, Radebeul 2006, und wurde für diese Ausgabe aktualisiert.

Page 16: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

––– 16 –––

Beobachter-Bibliothek Nr. 1 / Juli 2019

Kar

l M

ay –

Leb

en u

nd

Wer

k

Die Karl-May-Vereinigung

Nach meines Lebens schwerem Arbeitstag Soll Feierabend sein im heil’gen Alter.Und was ich hier vielleicht noch schauen mag, Das sing ich Euch zur Harfe und zum Psalter.Ich habe nicht für mich bei Euch gelebt; Ich gab Euch alles, was mir Gott beschieden,Und wenn Ihr nun mir Haß für Liebe gebt, So bin ich auch mit solchem Dank zufrieden.

Nach meines Lebens schwerem Leidenstag Leg allen Gram ich nun in Gottes Hände.Und was mich hier vielleicht noch treffen mag, Das führe er in mir zum frohen Ende.Ich hab’ die Schuld, die Ihr auf mich gelegt, Gewißlich nicht allein für mich getragen,Doch was dafür sich irdisch in mir regt, Das will ich gern nur noch dem Himmel sagen.

Nach meines Lebens schwerem Prüfungstag Wird nun wohl bald des Meisters Spruch erklingen,Doch, wie auch die Entscheidung fallen mag, Sie kann mir nichts als nur Erlösung bringen.Ich juble auf. Des Kerkers Schloß erklirrt; Ich werde endlich, endlich nun entlassen.Ade! Und wer sich weiter in mir irrt, Der mag getrost mich auch noch weiter hassen!1

N ach diesen Versen folgt in Karl Mays Autobio- graphie MEIN LEBEN UND STREBEN das gewich-

tige Wort »Ende«. – War dies wirklich das Ende? Auchwenn der Dichter zwei Jahre später starb, so mar-kiert jener Todestag, der 30. März 1912, tatsächlichden Beginn diverser Bestrebungen, die Erinnerungan May und sein Werk zu bewahren.

Bereits im April 1912, siebenundzwanzig Monate vorAusbruch des Ersten Weltkriegs, wendet sich der Ber-liner Buchdruckereibesitzer Paul Zimmermann mit ei-nem pathetischen Aufruf an »alle Freunde des großenToten«. Die darin enthaltene Wortwahl wie »im Rei-che der Edelmenschen« mag aus heutiger Sicht selt-sam anmuten, es sollte aber lediglich an Mays letztenVortrag ›Empor ins Reich der Edelmenschen‹, den eram 22. März 1912 in Wien hielt, erinnert werden.

In seinem kulturkritisch-pazifistischen Spätwerkhatte May den Begriff ›Edelmensch‹ von seiner ausÖsterreich stammenden Seelengefährtin, der Frie-densnobelpreisträgerin Bertha von Suttner, über-

Page 17: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

Nr. 1 / Juli 2019

––– 17 –––

Beobachter-Bibliothek

nommen. Dieser »uns heute so fremd klingende Ter-minus kommt nicht vom ›Übermenschen‹ Nietzschesher, und er ist erst recht nicht, wie von Ahnungslosenimmer wieder kolportiert wird, eine Ausgeburt jenesberüchtigten ›Wesens‹, an dem die Welt ›genesen‹ soll-te; er hat seinen Ursprung in der Weltfriedensbewe-gung, zu deren Pionieren auch May gehört, und dessensollten wir mit Achtung gedenken«2, wie Claus Roxinanmerkt.

Klara May unterstützte die Bestrebungen, für ihrenverstorbenen Gatten eine Karl-May-Vereinigung zu

gründen. Leider erlosch aus unbekannten GründenZimmermanns Interesse plötzlich, »und so blieben ein-gehende Briefe, Anfragen und Beitrittserklärungenunbearbeitet, bis endlich, wohl nach Monaten, einRundschreiben über die Gründungsversammlung vom27. Juni 1912 und die Wahl des Vorstandes unterrichte-te. Zum Vorsitzenden war anstelle des unzuverlässi-gen Zimmermann ein Josef Coböken, Chefredakteurin Berlin, Friedrichstraße 246, gewählt worden, zumSchatzmeister Richard Draemert, Berlin-Groß Lichter-felde. Aber auch mit dem neuen Vorsitzenden hatte die

kaum zum Leben erweckte Karl May-Vereinigung kein Glück«; der in Geld-nöten steckende Josef Coböken trat»Ende 1912 resigniert zurück«3, wieErich Heinemann (1929–2002) in sei-ner lesenswerten Chronik EINE GE-SELLSCHAFT FÜR KARL MAY mitteilt. Sei-ne Angaben stützen sich auf Material,das er Anfang der 1970er Jahre beiAlfred Schneider (1905 – 1987), demGründer der Karl-May-Gesellschaft,einsehen konnte.4

Heinemann führt weiter aus: »Einneuer Vorsitzender mußte her. DieWahl fiel auf Adolf Droop, den Ver-fasser der Broschüre ›Karl May, eineAnalyse seiner Reiseerzählungen‹. Warer, der eine kluge Arbeit über Karl Maygeschrieben hatte, aber auch der geeig-nete Mann, an der Spitze einer schwa-chen, innerlich zerstrittenen Organisa-tion zu stehen, die die schwere Aufga-be meistern sollte, Karl Mays beschä-digtes Ansehen wiederherzustellen ?[…]

Am 29. Januar 1913 trat die Haupt-versammlung unter Droops Leitungzusammen und beschloß die Grün-dung von Ortsgruppen ›im ost- undwestelbischen Preußen‹, im Gebietnördlich der Mainlinie, in Süddeutsch-land sowie in Österreich. Die zentrale›Oberleitung‹ sollte in Berlin, Schloß-straße 30/31 (Droops Wohnung) blei-ben, von Berlin sollten die ›Direktiven‹kommen.

Erster Höhepunkt dieser neuenÄra war die offenbar recht gelungene›Karl-May-Gedächtnisfeier‹ zum Ge-burtstag des Schriftstellers am 25. Feb-ruar 1913 im Nollendorfhof, Bülow-straße 2. […]

Kar

l M

ay –

Leb

en u

nd

Wer

k

Page 18: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

––– 18 –––

Beobachter-Bibliothek Nr. 1 / Juli 2019

Kar

l M

ay –

Leb

en u

nd

Wer

k Klara May kehrte mit frohem Herzen nach Radebeulheim. ›Die lieben, lieben Menschen haben mich innigerfreut durch die stimmungsvolle Mayfeier‹ schrieb siean Fritz Barthel. Barthel, Redakteur in Berlin, hatte zudem Neu-Anfang der May-Vereinigung wesentlich bei-getragen, […].«5 In seinem Buch LETZTE ABENTEUER

UM KARL MAY berichtet er:»Mancher Name ist unter unserer kleinen Gruppe,

den die Karl-May-Freunde später als Mitarbeiter an denKarl-May-Jahrbüchern kennenlernten: Wenzel Urban,Ernst Barthold, Leiter einer Versicherungsgesellschaft,Rektor Gustav Kiehn, Lu Fritsch, die sich als Mit-arbeiterin der Ufa einen Ruf erwarb durch den Film›Die Lieblingsfrau des Maharadscha‹ mit GunnarTolnaes, Dr. Adolf Droop, Dr. Rudolf Beißel und derTreuesten eine: Helene Godow.«6

»Wie hoch die Mitgliederzahl war«, so Heinemann,»läßt sich allenfalls noch schätzen: kaum mehr alseinige Dutzend. Auf Rudolf Beissel, der als Zwanzig-jähriger den Weg zur May-Ver-einigung fand, machte eine Ver-sammlung, die er im März 1913besuchte, einen kläglichen Ein-druck. Keine zwölf Anwesende,eine müde verlaufende Debatte,gelangweilte Gesichter.

Immerhin erscheint im April1913 die erste Ausgabe der (einst-weilen noch hektographierten)›Mitteilungen‹ (Umfang 7 Sei-ten). Der siebenköpfige Vor-stand stellt sich vor. Die Aufga-be des Blattes wird umrissen: Essoll die Mitglieder einandernäherbringen, sie informierenüber alles, was den Verein be-trifft und für die ›Bewertung vonPerson und Wirken Karl Maysbedeutsam ist‹. Abgedruckt istdie Ansprache, die der Vorsit-zende Droop am 25. Februarhielt. Man wolle nicht ›den Kul-tus blinder Verehrung‹ treiben,heißt es darin, sondern MaysLeben in seinen Tiefen erfahrenund nicht die Augen verschlie-ßen vor dem ›Unvollendet-Menschlichen in ihm‹«.7

Im November 1913 folgte inverbesserter und gedruckterForm die Nr. 2 der MITTEILUN-GEN, eine weitere Ausgabe imApril 1914. Damit hatte die Karl-

May-Vereinigung, wenn auch mit personellen Proble-men, recht verheißungsvoll begonnen. Leider hemmtedie Unerfahrenheit der Akteure, den Verein effektiv zuführen, die Gestaltungskraft. Der Erste Weltkrieg, derab Sommer 1914 die Menschen ins Unglück stürzte,beendete dann im Folgejahr 1915 mit dem neuen Vor-sitzenden Fritz Barthel8 sämtliche Aktivitäten. EkkehardBartsch kommentiert :

»Der große Zeitabstand zwischen dem Erscheinenvon Nr. 3 und 4 (April 1914 und September 1915) läßtahnen, welch umwälzendes weltpolitisches Ereignisdazwischen lag: der Ausbruch des Weltkriegs. So ist dasHeft 4 ganz geprägt von den Kriegsereignissen und ver-sucht, der Mentalität der ›Feldgrauen‹ gerecht zu wer-den. […]

Die Hefte 3 und 4 der ›Mitteilungen der Karl-May-Vereinigung‹ tragen die Zeichen des Unvollendeten.Angekündigte ›Fortsetzungen‹ bleiben aus, es gibt einHinausschieben auf die Zeit »nach dem Kriege« – : daß

Page 19: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

Nr. 1 / Juli 2019

––– 19 –––

Beobachter-Bibliothek

dieser noch drei volle Jahre dauern würde, konntefreilich niemand ahnen.

Bald nach Erscheinen des Heftes 4 zerbrach dieKarl-May-Vereinigung und fand erst nach dem Kriegeihre (allerdings auch sehr kurzlebige) Fortsetzung im›Karl-May-Bund‹«.9

Nachdem sich dieser Verein aufgrund eines Streitszwischen dem Leiter des Karl-May-Verlags EucharAlbrecht Schmid und Rudolf Beissel bereits 1920aufgelöst hatte, sollten über zwei Jahrzehnte ver-gehen, bis 1942 der Oberschüler Gerhard Hennigeraus Großkamsdorf in Thüringen einen ›DeutschenKarl-May-Bund‹ (DKMB) gründete, der dann abervon der Gestapo überwacht und schließlich 1944verboten wurde. Eine Reaktivierung war nach demZweiten Weltkrieg in der sowjetischen Besatzungs-zone nicht möglich, so scheiterten dort auch dieBemühungen, eine ›Karl-May-Gesellschaft‹ zu grün-den.10

Allerdings gab es ab 1963 fünf Jahre lang unter derSchirmherrschaft des Karl-May-Verlags in Bamberg die›Arbeitsgemeinschaft Karl-May-Biographie‹, die alsVereinigung, nicht als eingetragener Verein, von Pro-fessor Heinz Stolte eingerichtet worden war. Namhaf-te Karl-May-Forscher aus der damaligen DDR zähltenzu den 21 Mitgliedern. Ziel war eine umfassende nachwissenschaftlichen Gesichtspunkten erarbeitete Karl-May-Biographie, die jedoch nicht verwirklicht werdenkonnte.11 Allerdings entstanden wichtige Vorarbeiten,die den Weg zur ›Karl-May-Gesellschaft‹ ebneten, die2019, also in diesem Jahr, ihr fünfzigjähriges Bestehenfeiert.

Am 20. Mai 2006 wurde die ›Arbeits- und For-schungsgemeinschaft BEOBACHTER AN DER ELBE‹ vonder Redaktion des gleichnamigen Museumsmagazinsgegründet12, aus der inwischen die ›Arbeits- undForschungsgemeinschaft der Karl-May-Stiftung‹ ent-standen ist. Sie verwendet als Reminiszenz den histo-

rischen Namen ›Karl-May-Vereinigung‹, der an das ver-dienstvolle Wirken der erstenGeneration von May-Freun-den erinnern soll.

Damals wie heute stehenwir vor demselben Problem:Karl May wird weniger gele-sen, seine Bücher verschwin-den zunehmend aus demBuchhandel. War einst dieRufmord- und Anti-Schund-Kampagne gegen May dieUrsache, so sind es gegenwär-tig die digitalen Medien ,insbesondere die unzähligenFilme auf DVD und Blu-rayDisc, welche die gedruckteLektüre, das klassische Buch,teilweise verdrängen. Das Sa-telliten- und Kabelfernsehensowie das Internet haben diegesellschaftlichen Bedürfnissemaßgeblich verändert. Die Er-wartungshaltung der Men-schen ist völlig anders als vorzwanzig Jahren. Karl MaysKernwerte – Toleranz, Völ-kerverständigung und Frie-densliebe – sind jedoch nachwie vor brandaktuell . Seinerzählerisches Gesamtwerkmit allen verfügbaren Me-dien transmedial aufzuberei-

Kar

l M

ay –

Leb

en u

nd

Wer

k

Page 20: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

––– 20 –––

Beobachter-Bibliothek Nr. 1 / Juli 2019

Kar

l M

ay –

Leb

en u

nd

Wer

k ten, ist eine große Herausforde-rung. Selbst damals suchte manbereits nach Lösungsmodellen,Bücher anderweitig zu popularisie-ren, so wollte Marie Luise (Lu)Droop kurz nach dem ErstenWeltkrieg als Produzentin der dreiKarl-May-Stummfilme13, das Inte-resse für unseren Autor wecken.Heutzutage gibt es immer wiederähnliche Bestrebungen …

Letztlich wollen wir aber auchdas gedruckte Wort nicht aus demAuge lassen, ob in traditionellerBuchform oder als E-Book. Die»Mitwirkung bei der VerbreitungMays in Bibliotheken, Lesehallen«sowie »die Förderung einer KarlMay-Stiftung, durch Werbung vonFreunden und Gönnern«, zähltezu den satzungsgemäßen Zielender von Klara May unterstütztenalten Karl-May-Vereinigung, de-nen wir uns selbstverständlichebenso verpflichtet fühlen.

Gemeinsam mit dem 2015 inRadebeul gegründeten Museums-beirat unterstützt die erneuerteKarl-May-Vereinigung als Arbeits-und Forschungsgemeinschaft derKarl-May-Stiftung umfassend ihrMuseum als zentrale Forschungs-stätte, desgleichen »bei ausgewähl-ten Aufgaben«14 für andere säch-sische May-Stätten, insbesonderefür das Karl-May-Haus in Hohen-stein-Ernstthal, um u. a. den May-Tourismus in Sachsen zu beleben.

Die Karl-May-Vereinigung solldarüber hinaus offene Fragen inder Karl-May-Forschung zu klärenversuchen. Beispielhaft ist die akri-bische Auswertung und Kom-mentierung der Bibliothek KarlMays in der Villa »Shatterhand .«

durch Hans Grunert. Der Rück-kauf war nach der deutschen Wie-dervereinigung mit staatlichenFördermitteln erfolgt, weshalbdie wissenschaftliche Aufarbei-tung und das Publizieren zu denPflichten des Karl-May-Museumsin Radebeul gehören. Die For-

Page 21: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

Nr. 1 / Juli 2019

––– 21 –––

Beobachter-Bibliothek

Kar

l M

ay –

Leb

en u

nd

Wer

kschungsergebnisse werden in den Magazinen DER BE-OBACHTER AN DER ELBE und SCHACHT UND HÜTTE ver-öffentlicht. Damit ein Erscheinen auch künftig gewähr-leistet ist, muss ein leistungsfähiges ehrenamtlichesTeam tätig sein.

Damals wie heute sind aktuelle Themen, die KarlMay berühren, aufzugreifen. Im September 1915 berich-tete die Karl-May-Vereinigung in ihrer Kriegsausgabe:

»Aus den Schützengräben, aus den Batterien, ausden Etappen und aus den Kasernen, in denen unsereFreunde des Augenblickes harren, der sie an den Feindführt, häufen sich die Nachfragen nach dem Erschei-nen der ›Mitteilungen der Karl-May-Vereinigung‹. Wirmüssen gestehen, wir waren im Zweifel, ob in dieserZeit des Schwertes man die Feder nicht besser ruhenlassen sollte.«15

Nach dieser Situationsbeschrei-bung folgen national-patriotische Äu-ßerungen, die noch eine gewisseSiegeseuphorie erkennen lassen. Diegrausame Realität ist bekannt. DerErste Weltkrieg forderte unter denSoldaten fast zehn Millionen Todes-opfer und etwa 20 Millionen Verwun-dete. Die Anzahl der zivilen Opferwird auf weitere sieben Millionen ge-schätzt. Im Deutschen Reich leistetenim Kriegsverlauf 13,25 Millionen MannMilitärdienst, davon starben 2 Millio-nen.

»Die Erde sehnt sich nach Ruhe,die Menschheit nach Frieden, und dieGeschichte will nicht mehr Taten derGewalt und des Hasses, sondern Ta-ten der Liebe verzeichnen. Sie beginnt,sich ihrer bisherigen rohen, blutigenHeldentümer zu schämen. Sie schmie-det neue, goldene und diamanteneReifen, um von nun an nur noch Hel-den der Wissenschaft und der Kunst,des wahren Glaubens und der edlenMenschlichkeit, der ehrlichen Arbeitund des begeisterten Bürgersinnes zukrönen. Die Gewalt herrsche nurnoch heut, länger aber nicht.«16

Karl Mays Worte aus ARDISTAN

UND DSCHINNISTAN sind auch heutenoch so aktuell wie damals. Mit sei-nem pazifistischen und mystischenAlterswerk hatte er die literarischeHochebene erreicht.

Wenige Wochen vor Ende des Ers-ten Weltkriegs kam es zwischen Mays

Der Brunnenengel 1924 im Garten der Villa

»Shatterhand.« – Archiv : Karl-May-Verlag.

Page 22: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

––– 22 –––

Beobachter-Bibliothek Nr. 1 / Juli 2019

1 Zitiert nach Karl May: MEIN LEBEN UND STREBEN, Freiburg [1910], S. 320.

2 Claus Roxin: DAS ZWEITE JAHRBUCH. In: JAHRBUCH DER KARL-MAY-GESELLSCHAFT 1971, Hamburg 1971, S. 10.

3 Erich Heinemann: EINE GESELLSCHAFT FÜR KARL MAY. 25 JAHRE LITERARISCHE FORSCHUNG, Husum 1994, S. 12f.

4 Ebd. , S. 24, Endnote 6.

5 Ebd. , S. 13f.

6 Fritz Barthel : LETZTE ABENTEUER UM KARL MAY, Bamberg 1955, S. 203f.

7 Erich Heinemann, wie Anm. 3, S. 14.

8 Am 12. Januar 1915 wurde Fritz Barthel zum 1. Vorsitzenden der ›Karl-May-Vereinigung‹ gewählt und löste damit Adolf Droop ab,der seit Januar 1913 im Amt war, nachdem sein Vorgänger Josef Coböken Ende 1912 auf Druck von E. A. Schmid und Klara Mayzurücktreten musste.

9 Ekkehard Bartsch: MITTEILUNGEN DER KARL-MAY-VEREINIGUNG. ZWEITE SAMMLUNG (1914/15). In: COLLECTION DIE SCHATULLE

(Privatdruck), KARL MAY – LEBEN – WERK – WIRKUNG. EINE ARCHIV-EDITION, Abteilung III: Wirkung, Bad Segeberg 1996, S. 3f.

10 Vgl. Erich Heinemann, wie Anm. 3, S. 17ff.

11 Vgl. Erich Heinemann, wie Anm. 3, S. 23f. – Es sollte fast 40 Jahre dauern, bis Gerhard Henniger in Sachen Karl May wieder aktivwerden konnte. Zu den ersten ab 1982 in der DDR erschienenen Karl-May-Ausgaben (Verlag Neues Leben) steuerte er jeweils einNachwort bei.

12 Vgl. Ralf Harder: EINE ›ARBEITS- UND FORSCHUNGSGEMEINSCHAFT‹ FÜR KARL MAY. In: DER BEOBACHTER AN DER ELBE, Nr. 6,Radebeul 2006, S. 26.

13 1920/21 produzierte die Filmgesellschaft Ustad-Film Dr. Droop & Co drei Stummfilme, die verschollen sind: ›Auf den Trümmerndes Paradieses‹, ›Die Teufelsanbeter‹, ›Die Todeskarawane‹.

14 Die Satzung der Karl-May-Stiftung, § 2 Stiftungszweck, Absatz b, lautet : »Erhaltung und Pflege der stiftungseigenen Gedenkstät-ten, insbesondere des Wohnhauses Karl Mays und seiner Grabstätte sowie Unterstützung des Karl-May-Hauses Hohenstein-Ernstthal bei ausgewählten Aufgaben«.

15 MITTEILUNGEN DER KARL-MAY-VEREINIGUNG (Kriegsausgabe), No. 4, Berlin 1915, erste Seite (S. 17).

16 Karl May: ARDISTAN UND DSCHINNISTAN II, Freiburg i. Br. 1909, S. 633.

17 Zit. nach Karl May: BRIEFWECHSEL MIT SASCHA SCHNEIDER, hrsg. von Hartmut Vollmer und Hans-Dieter Steinmetz, Bamberg/Radebeul 2009, S. 350.

Witwe Klara und dem Künstler Sascha Schneider zueinem bedeutsamen Gedankenaustausch. Karl Mays›Brunnenengel‹ aus ARDISTAN UND DSCHINNISTAN, eineArt zu Stein gewordener Schutzengel, der Trinkwasserspendet, vor dem Verdursten bewahrt, sollte im Gar-ten der Villa »Shatterhand.« an Mays pazifistische Welt-anschauung erinnern. Für dieses Kunstwerk konnte derBildhauer Paul Peterich (1864–1937), ein Freund SaschaSchneiders, gewonnen werden. Sascha Schneiderschrieb am 25. Oktober 1918 an Klara May:

»Mir gefällt der grosse Engel mit der Schale in derHand ganz ausgezeichnet, und ich habe Peterich zudieser Figur geraten. […] Es wird ein grosses, schönesOpus, das unseres lieben Karl May würdig ist und auchden Künstler in seiner ganzen Eigenart repräsentiert.«17

54 Jahre lang zierte der Brunnenengel mit seinemWasserspiel den Garten der Villa »Shatterhand.«, bis

das imposante Kunstwerk aufgrund einer verfehltenKulturpolitik 1974 demontiert wurde.

Im vergangenen Jahr, am 11. November 2018, jährtesich das Endes des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal.Aus diesem Anlass wurde der Brunnenengel zum 90-jährigen Jubiläum des Karl-May-Museums am 1. De-zember 2018 originalgetreu rekonstruiert. Nun ist KarlMays ARDISTAN UND DSCHINNISTAN mit seine Friedens-gedanken und Pazifismusideen, die von visionärerWeitsicht geprägt sind, für den Museumsbesucher plas-tisch erlebbar. Obwohl nur wenige Monate nach sei-ner Enthüllung vergangen sind, zählt der Brunnenengelbereits jetzt schon zu den besonderen Sehenswürdig-keiten in der Stadt Radebeul. Möge er nie wieder zer-stört werden !

Ralf Harder

Kar

l M

ay –

Leb

en u

nd

Wer

k

Dieser Beitrag erschien erstmals in DER BEOBACHTER AN DER ELBE, Nr. 23, Radebeul 2014, und wurde für diese Ausgabe aktualisiert.Ich danke Ekkehard Bartsch, Bad Segeberg, für die Bereitstellung der Faksimiles von der historischen Karl-May-Vereinigung.

Page 23: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

Nr. 1 / Juli 2019

––– 23 –––

Beobachter-Bibliothek

Besuch in Hannibal (Missouri)Mark Twain starb vor 109 Jahren,

in der Stadt am Mississippi aber ist er lebendig geblieben

I came in with Halley’s Comet in 1835. It is coming again, and I expect I’ll go out with it, habe Mark

Twain der Überlieferung nach gesagt: »Ich bin 1835mit dem Halleyschen Kometen angekommen. Er wirdwieder erscheinen und ich rechne damit, dass ich mitihm weggehe.«

Der von dem eng-lischen Astrono-men Halley (1656–1742) berechneteund nach ihm be-nannte Komet istder eindrucks-vollste mit blo-

ßem Auge sichtbare, periodisch umlaufende Schweifst-ern. Am 16. November 1835 erfolgte ein Periheldurch-gang: Zwei Wochen später wurde der Junge geboren.

Die nächste Wiederkehr war für den 19. April 1910 be-rechnet worden: Nur zwei Tage darauf starb MarkTwain.

Er behielt den Humor bis zuletzt, überspielte da-mit wachsende Verbitterung über den Zustand der Welt,den Kummer um den Tod der Tochter Jean am Heilig-abend 1909 wie die Gewissheit von seinem nahen Ende.Herzattacken und chronische Bronchitis quälten ihn einganzes Jahr. Die sonnige Wärme auf den Bermudasbrachte keine Linderung.

Auf den Atlantikinseln aber rollte seit Anfang 1910der gleiche Rummel um den Halleyschen Kometen wiein Amerika und Europa. Denn die Schweifsterne sorg-ten stets für Aufsehen, in früheren Jahrhunderten auchfür schlimme Ängste. Zwar war ihr Ruch als ›Zuchtru-ten Gottes‹ geschrumpft, was jedoch Wahrsager nichtdavon abhielt, abermals vom Weltuntergang zu künden.Und das wiederum regte Karikaturisten an; in Deutsch-land etwa glossierte eine ganze Postkartenserie dieAngst vor dem drohenden Ende des Erdendaseins.Dass ein Hellseher den 19. Mai statt des 19. April pro-phezeite, war ohne Belang. Mark Twain jedenfalls rea-gierte mit Galgenhumor auf das Kometenspektaktel:Was scherzhaft klang, wandelte sich am 21. April 1910zur Wahrheit.

Zu Ehren von Mark Twain sind seit 1948 in allerWelt weit über 100 Briefmarken erschienen, ein großerTeil davon lässt mit Walt-Disney-Figuren Werke undZitate lebendig werden. Zwei Ausgaben von 1985 (Ma-lediven, Turks & Caicos) illustrieren die Kometen-legende.1

Twai

n-

un

d M

ay-T

ouri

smu

s

Page 24: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

––– 24 –––

Beobachter-Bibliothek Nr. 1 / Juli 2019

Weil sich Gedankenbrücken aus der Heimat MarkTwains nach Hohenstein-Ernstthal und Radebeul schla-gen lassen, liefert das 500-jährige Jubiläum der Stadtam Hohen Stein zusätzlichen Anstoß zur Erinnerungan den großen Amerikaner und an eine legendäre Stadtam Mississippi.2

»Mark Twain ist«, ur-teilt George BernardShaw, »der bei weitembedeutendste ameri-kanische Schriftsteller.«Für Rudyard Kipling ister gar »der bedeutends-te Mann, den es in Ame-rika gibt«, für ErnestHemingway stammt»die ganze moderneamerikanische Literatur[…] von einem Buchvon Mark Twain ab, das›Huckleberry Finn‹heißt .« Viele solcheProminentenstimmen

kann man sammeln: Mark Twain (1835–1910) gilt welt-weit als der populärste amerikanische Autor.

Seine Berichte und Erzählungen aus dem WildenWesten lassen einen ersten Bogen zu Karl May schla-gen. Das abenteuerliche Genre, die Beliebtheit wie auchdie negativen Kritiken, Ausfälligkeiten und Indi-zierungen, denen beide Autoren ausgesetzt waren, le-gen weitere Vergleiche nahe: 1899 hatte man Mays Wer-ke aus den Bibliotheken einiger bayrischer Mittelschu-len entfernt; eine entsprechende Meldung aus demBAYERISCHEN COURIER griff Fedor Mamroth am 3. Juni1899 in der FRANKFURTER ZEITUNG auf – eine Presse-kampagne nahm ihren Anfang. 1910 drohte Mays Spät-werken nach anonymer Denunziation die Aufnahmeauf den ›Index Romanus‹.

Tom Sawyer und erst recht Huckleberry Finn, MarkTwains volkstümlicher Erzählton und die Mundart-eigenheiten des gesellschaftlichen Outsiders Huck wi-dersprachen allen Klischees von Kinder- und Jugend-büchern. Als THE ADVENTURES OF TOM SAWYER (1876)und THE ADVENTURES OF HUCKLEBERRY FINN (1884) er-schienen waren, insbesondere nach dem zweiten Titel,warnten amerikanische Rezensenten vor einer Unter-grabung der Moral. Zumindest ›Huck‹ steht noch heu-te auf schwarzen Listen einiger amerikanischer Schu-len, die Library of Congress nahm das Buch zunächstnicht in ihre Bestände auf.

Twai

n-

un

d M

ay-T

ouri

smu

s

›Mark Twain Boyhood Home‹ (Mitte), Museumsanbau (links), Wettbewerbszaun (rechts).

Page 25: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

Nr. 1 / Juli 2019

––– 25 –––

Beobachter-Bibliothek

Ob Karl May etwas von Tom Sawyer und Huck Finnwusste, ist uns unbekannt. In seinem handschriftlichen›Katalog‹ sind drei Nummern ohne nähere Angabenverzeichnet (Faksimile, Bargfeld 1995, S. 80). Nach Aus-kunft von Hans Grunert, Radebeul, – dafür recht herz-lichen Dank – sind das drei der sechs Bändchen AUS-GEWÄHLTE SKIZZEN, die in Reclams Universal-Biblio-thek (Leipzig 1885ff.) erschienen waren.

Mark Twain war nur wenig älter als Karl May. AlsSamuel Langhorne Clemens wurde er am 30. Novem-ber 1835 in dem winzigen Nest Florida in Missouri ge-boren. Als er vier Jahre alt war, zog die Familie in dasnur ein paar Meilen entfernte Hannibal an denMississippi. Damals gab es dort 500 Einwohner, heutesind es 18 000 – ein Städtchen also wie Hohenstein-Ernstthal.

Sam Clemens verlebte Kindheit und Jugend,insgesamt die Jahre von 1839 bis 1853, in Hannibal, kehrtespäter noch viele Male zurück. Dieser Ort prägte seinLeben und späteres Schaffen, er ist seit langem ›dieMark-Twain-Stadt‹ der USA. In den Romanen kehrt esals Petersburg wieder.

Das Mark Twain Boyhood Home, später durch denMark Twain Museum Annex erweitert, liegt gerade maleinen Steinwurf vom Mississippi entfernt. Und ganz

im Banne des mächtigen Stromes verliefen die Jahre inHannibal und prägten das Leben des kleinen Sam wieauch des großen Mark Twain. Im Buch LIFE ON THE

MISSISSIPPI (1883) hat er davon ein eindruckvolles Bildgezeichnet.

Zweimal am Tage legte ein Steamboat an: »Ehe sichdieses Doppelereignis vollzogen hatte, war alles Lebenund Erwartung. Sobald es vorüber war, wurde der Tagöde und leer.«

Ein farbiger Lastträger sah das »schwarze Rauch-wölkchen hinter einer jener fernen Landzungen« als ers-ter und »stößt den Ruf aus : ›D-a-mpf-b-o-o-tk-o-mmt‹, und wie mit einem Zauberschlag ist die Sze-ne verwandelt ! Der Ortstrunkenbold reibt sich die Au-gen; die Ladendiener erwachen; Wagen rasseln undKarrenrollen ertönt […]« Am Landungsplatz »heftensich alle Blicke auf das herandampfende Boot, als wärees ein Wunder, das sich ihnen zum erstenmale enthüllt.Und das ist auch thatsächlich ein wunderhübscher An-blick – dieses Boot […] Es hat zwei hohe, oben ver-zierte Rauchfänge, zwischen denen ein goldenes Em-blem in der Sonne glitzert […] wie ein Zuckerbäcker-kunstwerk […]«

Unter den Kameraden der Kindheit »am westlichenUfer des Mississippi gab es nur einen beständigen Ehr-

Twai

n-

un

d M

ay-T

ouri

smu

s

Histor ische Aufnahme : Mark Twain vor dem ›Boyhood Home‹.

Page 26: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

––– 26 –––

Beobachter-Bibliothek Nr. 1 / Juli 2019

geiz: ein ›Dampfbootmann‹ zu werden. Wohl hattenwir hin und wieder flüchtige Begierden anderer Art […]die Lebensstellung eines Clowns […] eines Negro Mins-trel-Sängers […] oder Seeräubers. Aber alle diese Wün-sche und Träume zerrannen wieder. Nur der Ehrgeiz,ein Dampfbootmann zu werden, blieb fest in unserenSeelen.« (Zitiert nach der deutschen Übersetzung,Stuttgart 1893, S. 21ff.)

Den Kindheitswunsch hat sich Sam Clemens danntatsächlich erfüllt. Zuerst fuhr er als Gehilfe und von1857 bis 1860 als Lotse auf dem Mississippi. Sein Pseud-onym lauschte er den Steamboatmen ab: »Zwei Faden«riefen sie, wenn das Lot 366 cm Wassertiefe unter demKiel anzeigte. Das war ausreichend und sicher: Markezwei Faden – Mark Twain.

Von mancherlei Mississippi-Abenteuern zwischenSt. Louis und New Orleans kann Mark Twain berich-ten. Auch Old Shatterhand ist einmal auf dieser Stre-cke gefahren: »Ich kaufte mir Wäsche u.s.w. […] unddampfte nach dem Süden ab.« Das war irgendwannnach dem 24./25. April 1862. Denn an jenenbeiden Tagen hatte David G. Farragut (1801–1870) die Flottille der Südstaaten vor und aufdem Mississippi vernichtet und den militäri-schen Widerstand von New Orleans gebrochen.Und dann hatte »der berühmte AdmiralFarragut«, so Karl May, den Mississippi »wiederin die Gewalt der Nordstaaten gebracht, den-noch aber wurde die Fahrt des Steamers, aufdem ich mich befand, durch allerlei Maßrege-lungen, die freilich wohl notwendig waren, sehrverzögert […]« (Karl May : WINNETOU DER

ROTE GENTLEMAN. 2. BAND. Freiburg i. Br. 1893,S. 5f.) Mehr wird über das Steamboatin in aufre-gender Zeit nicht berichtet.

Einiges zu den Paddlewheelsteamers ist imMuseum in Hannibal zu erfahren. Und natür-lich auch zum Ol’ Man River . Denn MarkTwains Bücher machten den Mississippi be-rühmt, und ohne den Mississippi wäre er nichtder Autor geworden, als den wir ihn kennen.

Das Elternhaus wurde in den authentischen Zustandvon vor über 160 Jahren versetzt, um die Inspirationenfür Tom Sawyers Abenteuer nacherlebbar werden zulassen. Sogar die Gerüche aus der Küche und die Ge-spräche im Wohnzimmer soll man sich vorstellen kön-nen. Neben solchen nostalgischen Originaleindrückenwerden natürlich alle modernen Museumsregister ge-zogen. Die s e l f - gu id ed Tour beginnt mit einemzehnminütigen Video über Leben und Werk des Schrift-stellers und seinen Platz in der amerikanischen Kultur.Viele Bilder, darunter zahlreiche zeitgenössische Fo-tos jener Menschen, die ihn zu Romanfiguren anreg-ten, knappe prägnante Texte, etliche alte Buchausgaben,persönliche Memorabilien wie das berühmte weiße Ja-ckett oder seine Orchestrelle und vieles mehr sind zusehen. Und natürlich gibt es auch einen großen Gift

Shop.Alljährlich vom 1. bis 4. Juli finden in Hannibal die

National Tom Sawyer Days statt – ein Familienfest mitvielen Sport- und Kulturwettbewerben und einem

Twai

n-

un

d M

ay-T

ouri

smu

s

Tom and Huck Statue .

Page 27: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

Nr. 1 / Juli 2019

––– 27 –––

Beobachter-Bibliothek

Riesenfeuerwerk an der Riverfront zum Abschluss. Hö-hepunkt sind jedoch die National Fence Painting Cham-

pionships am Zaun neben dem Mark Twain Boyhood

Home nach der bekannten Szene bei TOM SAWYER.Nur zwei Häu-

serblöcke weiter, inder Main Street, prä-sentiert sich TheNew Mark TwainMuseum. Hier sindunter anderem 15Originalgemäldevon Norman Rock-well zu sehen, nachdenen Illustratio-nen für ›Tom‹ und›Huck‹ entstanden,darunter auch die›Zaunweißmalerei‹,die auf einer USA-

Briefmarke von 1972 dargestellt ist. Außerdem gibt esBilder von Dan Beard , dem Mitbegründer deramerikanischen Boy Scouts, und natürlich wieder ei-nen großen Gift Shop.

Ganz Hannibal steht im Zeichen von Mark Twain.Überall weisen Informationstafeln auf die Sehenswür-digkeiten hin. So vis-à-vis dem Boyhood Home auf The

Haunsted House an Hill Street & Wax Museum. Das ge-samte Figurenensemble aus TOM SAWYER und HUCK

FINN wie auch Mark Twain selbst und seine Familiesind hier in Wachs versammelt, alle lebensgroß, auchin den 28 Szenen aus den beiden berühmten Werken.Wer diese Wachswelt ausreichend bewundert hat, be-gibt sich im Spukhaus auf den schaurigen Gruselpfadmit Schädelraum, Leichenzimmer und Friedhof.

Wieder im Freien, kann man Clemens Law Off ice

besuchen, wo der Vater als Friedensrichter wirkte. Oderdas jetzige Becky Thatcher Book Shop – das Haus dereinstigen Schulkameradin Laura Hawkins, aus der imRoman Toms Freundin wurde. Es gibt die ›Mark TwainHöhle‹, in der sich Tom und Becky verirrten, und imMississippi liegt Jackson’s Island, wo Tom und seinePiraten Unterschlupf suchten.

Auf einem Rundgang Downtown – auf einerHeartland Walking Tour – sind insgesamt 81 Sehens-würdigkeiten angezeigt, von denen die meisten an MarkTwain und Tom und Huck erinnern, darunter auch dasHuck Finn Home Site. Im armseligen Bau lebte Tom

Twai

n-

un

d M

ay-T

ouri

smu

s

Vor dem Denkmal im Riverview Park.

Page 28: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

––– 28 –––

Beobachter-Bibliothek Nr. 1 / Juli 2019

Blankenship, das Vorbild für Huck. Hier steht heuteein modernes Haus, aber die Stelle ist markiert.

Am nördlichen Ende der Main Street erhebt sichseit 1926 die ›Tom and Huck Statue‹ und oben imRiverview Park – mit weitem Blick über den Mississippi– schon seit 1913 das überlebensgroße Mark Twain-Denkmal. Mit dem Twainland Express geht es überdie Mark Twain Avenue in die Berge hinauf.

Hohenstein-Ernstthal und Radebeul sind ver-gleichsweise zu Hannibal, was die lebendigen Tradi-tionen und die Vermarktung eines berühmten Bürgersder Stadt betreffen, harmlose Waisenkinder. InHannibal geht man ins Huck Finn Shopping Center ein-kaufen, speist im Mark Twain Family Restaurant, imBecky Thatcher Restaurant oder in ähnlich klangvollenLokalen, man nächtigt im Mark Twain Hotel oder imTom ’N Huck Motel, betritt dasUfer am Mark Twain Riverboat

Landing, knabbert etwas Herzhaf-tes aus der Twainland Cheesecake

Company , schaut sich im Mark

Twain Antiques um, zeltet imMark Twain Cave Campground,vergnügt sich im Sawyer’s Creek

Fun Park , besucht das Mark

Twain Outdoor Theatre oder dasMark Twain Memorial Lighthouse,badet im Mark Twain Lake. Undso weiter.

Außer zu den National Tom

Sawyer Days lädt Hannibal nochzu einer langen Reihe andererEvents ein, so im Juli zum Mark

Twain Rodeo , im September zuden Mark Twain Lake Bull Ride

Finals oder im November zumLand of Mark Twain Bluegrass

Festival .

Die große Zeit der Steamboatsist längst vorüber. Heute fahren

nur noch ein paar als Touristenattraktionen. VonHannibal aus kann man mit dem Mississippi Riverboat›Mark Twain‹ von Mai bis Oktober täglich zu einerSightseeing Cruises oder Evening Dinning Cruises auf-brechen. Und dann gibt es die drei großen Dampfermit dem knallroten Paddlewheel, die für ein paar Tageoder auch zwei Wochen zwischen New Orleans, Mem-phis und St. Louis fahren. Zwischen drei- und sechs-mal im Jahr dampfen die ›Delta Queen‹ (Baujahr 1926),›Mississippi Queen‹ (1975) oder ›American Queen‹ (1995)aber auch via Hannibal hinauf ins nördliche Minnesota.Die Docking dates sind als besondere Events im jeweilsaktuellen Hannibal Visitor’s Guide angezeigt.

Es sind tatsächlich herausragende Ereignisse für daskleine Städtchen. Eine Dixieland Band spielt zur Be-grüßung, Tom und Becky laden zum Fotografieren ein,

Twai

n-

un

d M

ay-T

ouri

smu

s

Die ›Mi s s i s s i pp i Que en ‹ ha t i n

Hannibal angelegt , vorn der Autor.

Page 29: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

Nr. 1 / Juli 2019

––– 29 –––

Beobachter-Bibliothek

1 Christian Heermann: 2 FADEN TIEF / Mark Twain und der Mississippi (Titelthema). In: DEUTSCHE BRIEFMARKEN-ZEITUNG (Nassau),74. Jg. / Nr.14, 2. Juli 1999. 1. US, S. 8 – 13

2 Christian Heermann: BLICKE ÜBER LÄNDERGRENZEN (3) / MARK TWAIN BOYHOOD HOME & MUSEUM. In: Karl-May-Haus Information(Hohenstein-Ernstthal), Nr. 15 (2002), S. 67–70.

Bild oben: Angebot zur Hannibal-Rundfahrt mit Tom und Becky; im Hintergrund das ›Boyhood Home‹ Aufnahmen / Repros: Archiv Heermann

die Steamboaters besuchen Museen und besichtigen Se-henswürdigkeiten und lassen eine ganze Menge Dol-lars im Städtchen. Wenn sie Stunden später auf dasFlussschiff zurückkehren, bleibt Mark Twain allgegen-wärtig. Denn vieles vom Interieur ist im nostalgischenFlair gestaltet.

Es scheint, als ob Mark Twain etwas vom Steam-

boatin unserer Tage geahnt hat: Someone , some day will

build the big gest steamboat the world has ever known,

and that one shall be the Queen of the Mississippi ! hatteer vor über 100 Jahren gesagt. Aber vorerst blieb es beimTraum. Als Chuck Berry 1964 ›Memphis Tennessee‹textet, komponiert und interpretiert, taucht eine ›Mis-sissippi Queen‹ auf, und als die Digedags im MOSAIK –in der einzigen Comiczeitschrift der DDR – im Juli 1969in Amerika eintreffen, geht es fünf Monate lang (MO-

SAIk Nr. 152–156) um eine Steamboat-Wettfahrt auf demMississippi. Siegerin des Wettbewerbes wird die›Mississippi Queen‹!

Am 30. April 1975 verwandelten sich die Visionenzur Wirklichkeit : Auf der Jeffboat Shipyard im kleinenJeffersonville, IN, wurde ein majestätischer Schaufel-

dampfer auf den Namen ›Mississippi Queen‹ getauft.Wenn das 116 m lange Schiff mit der 165-köpfigen Crewund den 414 Touristen in Hannibal anlegt, ist dasverständlicherweise stets ein ganz besonderer Höhe-punkt. Nicht nur im Museum in der Hill Street werdendie Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finnund die alten Zeiten am Mississippi wieder lebendig.

Christian Heermann

Twai

n-

un

d M

ay-T

ouri

smu

s

Dieser Beitrag erschien erstmals in DER BEOBACHTER AN DER ELBE, Nr. 14, Radebeul 2010, mit dem Unteritel »Mark Twain starb vor 100 Jahren«.

Page 30: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

––– 30 –––

Beobachter-Bibliothek Nr. 1 / Juli 2019

Kar

l-M

ay-T

ouri

smu

s in

Sac

hse

n

Einen Spaziergang wert – die Karl-May-Höhle im Oberwald

D ie Karl-May-Höhle geht auf frühen Erzbergbau zurück, es handelt sich also nicht um eine Höhle

im eigentlichen Sinn, sondern um einen Stollen, derauf der Suche nach Eisenerz ins Serpentingestein ge-trieben wurde. Karl May suchte hier im Jahre 1869mehrfach Zuflucht. Die Höhle ist vom kleinen Park-platz am Badteich durch den die A 4 unterquerendenTunnel in nördlicher Richtung über den Steinbruch-weg zu erreichen. Das alte Forsthaus, das gleich linkshinter dem Tunnel stand, steht nicht mehr, es fielvor Jahren dem sechsspurigen Ausbau der Autobahnzum Opfer. Am Serpentinitsteinbruch angekommen,wendet man sich nach links und folgt dem Verlaufdes Pechgrabens und gelangt nach ca. 10 Minutenzur Höhle. Vom Gasthaus ›Zum Fichtenthal‹ führtebenfalls ein ausgeschilderter, etwa 1,5 Kilometer lan-ger Weg in westlicher Richtung zur Karl-May-Höhle.

Ihre romantische Lage hat Karl May in DIE ROSE VON

ERNSTTHAL (1874) trefflich beschrieben. Er lässt einenHandwerksburschen, der in der Höhle nächtigte, er-wachen und aus dem Stolleneingang hinausblicken:

»Es war ein goldener, sonniger Julimorgen. Längstschon hatte die Feuchtigkeit des nächtlichen Thauesden Weg zum Aether gefunden; die Wärme des Ta-ges wallte sichtbar um die braunen Stengel dernoch blüthenlosen Erica und erquickender Duftfluthete durch die Zweige des stillen, geheimnisvollenWaldes.

Die Vögel, ermüdet durch die Morgenabtheilungihres täglichen Concertprogrammes, saßen sinnendunter dem grünen Plafond, durch dessen Öffnung sichdas Licht in zauberischen Tönen brach, der Bachmurmelte sein ewiges, einschläferndes Schlummerlied…«

Erstveröf fentlichung von DIE ROSE VON ERNSTTHAL, in : DEUTSCHE NOVELLEN-FLORA, Verlag von Hermann Oeser, Neusalza 1874.

Page 31: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

Nr. 1 / Juli 2019

––– 31 –––

Beobachter-Bibliothek

Kar

l-M

ay-T

ouri

smu

s in

Sac

hse

n

Eingang der Karl-May-Höhle im Oberwald , heutige Ansicht .

Page 32: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

––– 32 –––

Beobachter-Bibliothek Nr. 1 / Juli 2019

Kar

l-M

ay-T

ouri

smu

s in

Sac

hse

n

Zeichnung vom Eingang zur ›großen Eisen-

höhle‹ rechts unten im Bild , sie entstand um

das Jahr 1910. Im Hintergrund rechts er-

kennt man den steilen Anstieg zum Stein-

berg. Zwischen dem kleinen Hügel über dem

Stollen und dem Anstieg lag damals der ei-

gentliche Serpentinitsteinbruch. Links vom

Bild liegt eine Schneise , die als Kniebreche

bekannt ist .

Gabelung des Stollens in der Karl-May-Höhle 20 Meter nach dem Eingang in einen 9 Meter langen linken Gang und einen 13 langen

rechten Gang. Beide enden im gewachsenen Fels , von gerüchteweise vorhandenen Geheimgängen , die bis nach Falken reichen , keine Spur.

Aufnahme 1984.

Page 33: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

Nr. 1 / Juli 2019

––– 33 –––

Beobachter-Bibliothek

Kar

l-M

ay-T

ouri

smu

s in

Sac

hse

n

Dr. Christian Heermann, Dr. Hainer

Plaul und Andreas Barth am Pechgraben

vor der Karl-May-Höhle . Dieser Besuch

erfolgte am 13. September 2016 anlässlich

des 80. Geburtstages von Dr. Heermann.

Schnappschuss aus dem TV-Kr imi ›Gefährliche Fahndung‹ bei Dreharbeiten 1976. Der Streifen f limmerte 1978 im DDR-Fernsehen über den

Bildschirm. Dabei wird bei einer Szene am Pechgraben der Eingang der Karl-May-Höhle mit dem alten Schr iftzug ›K. May Höhle‹ , die der

Steinbruchmeister Richard Clauß 1933 einmeiselte , sichtbar.

Page 34: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

––– 34 –––

Beobachter-Bibliothek Nr. 1 / Juli 2019

Kar

l-M

ay-T

ouri

smu

s in

Sac

hse

n Jene Eisenhöhle und mindestens einen zweiten Stol-len soll ein Lungwitzer Bürger namens Haugk 1620 inden Kiefernberg, der inmitten des Oberwaldes liegt,getrieben haben. Der Chronist Christian FriedrichMarburg notierte im nachhinein: Haugk »trieb etwa 20Lachter Stoln (ca. 40 Meter, d. A.), da es ihm an Unter-stützung fehlte, so verarmte er darüber.« Tatsächlichlegte man Anfang des 17. Jahrhunderts mehrere Stollenam Kiefern- beziehungsweise am vorgelagerten Stein-berg an. Nur die Karl-May-Höhle blieb bis heute er-halten. Sie führt 33 Meter in den gewachsenen Fels hin-ein. Nach 20 Metern gabelt sich der Stollen in einenlinken 9 Meter und einen rechten 13 Meter langen, zu-nehmend enger werdenden Gang. Die Karl-May-Höhlewar zu DDR-Zeiten über lange Jahre bergamtlich ver-wahrt und das Betreten nicht gestattet. Inzwischen istsie seit einigen Jahrzehnten für den interessierten Be-sucher wieder begehbar gemacht. Wanderern sei die

Mitnahme einer Taschenlampe empfohlen. Der vonKarl May vermutlich wirklich als Unterschlupf genutzteStollen, auch der große Eisenstollen genannt, soll etwa60 Meter lang und viel geräumiger gewesen sein. Er lagam Steinberg unmittelbar im Steinbruchbereich. ZuZeiten Karl Mays ging dieser Gegend im Oberwald keinguter Ruf voraus, was aber nichts mit Karl May zu tunhatte. Die alten Stollen am Kiefern- bzw. Steinberg tru-gen den Namen ›Räuberhöhlen‹, eine Bezeichnung, diesich aus Ereignissen der Jahre 1771/72 herleitet, alsMißernten Teuerung und Hungersnot mit sich brach-ten. Eine Räuberbande unter dem HohensteinerChristian Friedrich Harnisch trieb in der Umgegend ihrUnwesen. Nach Ergreifung der Räuber fand man dasDiebesgut im Wert von etwa 15 000 Talern in eben die-sem Stollen. Das kann auf keinen Fall der heute alsKarl-May-Höhle bekannte Stollen gewesen sein, er istviel zu nass, zu eng und zu niedrig.

Winnetou war tatsächlich in der Karl-May-Höhle . Gojko Mitic beim Verlassen der Höhle am 27. Februar 1988.

Page 35: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

Nr. 1 / Juli 2019

––– 35 –––

Beobachter-Bibliothek

Kar

l-M

ay-T

ouri

smu

s in

Sac

hse

nDer Brunnenbauer Kurt Kunze erhielt vor 1930 denAuftrag diesen großen Stollen zu sprengen. HansZesewitz berichtete 1933, die große Eisenhöhle sei schonJahre von Abraum verschüttet gewesen. Der Steinbruchflorierte in den 30er-Jahren, so dass die Befürchtungbestand, die kleine Eisenhöhle könne auch zerstörtwerden. Hans Zesewitz setzte sich für deren Erhalt ein,er mobilisierte dazu Fürst Günther von Schönburg-Wal-denburg, den Verleger E. A. Schmid aus Radebeul, dieStadt Hohenstein-Ernstthal und schließlich denSteinbruchbesitzer Otto Uhlig aus Zöblitz. RichardClauß, der Steinbruchmeister, meiselte in einen Steinüber dem Eingang »K. May Höhle«. Die oben genann-ten fanden sich am 18. Mai 1933 vor Ort ein und be-nannten die Höhle offiziell nach dem Schriftsteller.

Sicher ist die Karl-May-Höhle wohl die meist-besuchte Stätte im Oberwald, selten ist man dort ganzallein, wenn man eine Zeit verweilt. Von Zeit zu Zeit

machte die Karl-May-Höhle von sich reden. 1976 drehtedas DDR-Fernsehen am Pechgraben für densiebenteiligen Krimi ›Gefährliche Fahndung‹, in einerkurzen Szene tauchte der teils noch verwahrte Eingangmit der erwähnten Schrift ›K. May Höhle‹ auf. Ein Teildieses Steines befindet sich heute im Karl-May-Haus.Die heutige Inschrift wurde in den 80er-Jahreneingemeiselt. 1984 drehte das Fernsehen eine viertel-stündige ›Ansichtskarte‹ mit dem im Umbau befindli-chen Karl-May-Haus und mit der Innenansicht derHöhle. In diesem Jahr kommt die Karl-May-Höhlewieder ins Gespräch, da sich Karl May vor 150 Jahrenbei Kuhschnappel aus dem Gewahrsam eines Beam-ten befreite, in Richtung Wald floh und sich in derHöhle verschanzte. Die ganze Geschichte findet sichim Gemeindespiegel St. Egidien in einem ausführlichenArtikel von Andreas Barth. Sicher steht das Karl-May-Haus für May-Verehrer aus aller Welt bei einem Auf-

Einmeiselung über dem Eingang zur Karl-May-Höhle aus den 1980er-Jahren , so f indet man sie heute vor.

Page 36: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

––– 36 –––

Beobachter-Bibliothek Nr. 1 / Juli 2019

Kar

l-M

ay-T

ouri

smu

s in

Sac

hse

n

enthalt in Hohenstein-Ernstthal im Zentrum und dieganze Stadt wurde bisher als ein Freilichtmuseum imZeichen Karl Mays mit vielen Maystätten, wozu auchdie Karl-May-Höhle gehört, wahrgenommen, aber dasFlair geht mehr und mehr verloren. Eine historischeAnsicht nach der anderen, ebenso Karl-May-Stättenverschwinden aus dem Stadtbild. Wie anderen Ortssolche Stätten für touristische Zwecke genutzt werden,zeigte Dr. Christian Heermann (1936–2017), der lang-jährige Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats desKarl-May-Hauses, am Beispiel von Hannibal, der Hei-matstadt von Mark Twain, auf. Die Besuchermagneten

Tom Sawyer und Huckleberry Finn sind die unverzicht-baren Botschafter der Stadt am Mississippi. Könntennicht in ähnlicher Weise Mays literarische Schöpfun-gen, manche gar mit Heimatbezug wie die ›Rose vonErnstthal‹, das Stadtbild in Hohenstein-Ernstthal füreinen ganzjährigen Karl-May-Tourismus beleben?

Über die Standorte der Karl-May-Stätten in Hohen-stein-Ernstthal geben zwei Übersichtspläne im weitverbreiteten Band »ICH« der Gesammelten Werke desKarl-May-Verlages nach wie vor Auskunft.

Wolfgang Hallmann

Page 37: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

Nr. 1 / Juli 2019

––– 37 –––

Beobachter-Bibliothek

Anz

eige

Kar

l-M

ay-T

ouri

smu

s in

Sac

hse

n

Über 50 Jahre Forschung zu Person, Werk und Wirkung Karl Mays haben die Karl- May- Gesellschaft zum Sammelpunkt aller ernsthaft an Karl May Interessierten gemacht. Werden Sie jetzt Mitglied!

Karl-May-Gesellschaft e.V. GF Hartmut Wörner Mittlere Uferstraße 105/1 73614 Schorndorf

[email protected]

Wir danken dem Karl-May-Verlag für die Abdruckgenehmigung seiner Übersichtspläne aus dem Band »ICH«.

Alle Fotos, Repros: Wolfgang Hallmann.

Page 38: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

––– 38 –––

Beobachter-Bibliothek Nr. 1 / Juli 2019

Das Karl-May-Geburtshaus im Juni 2019.

Hoh

enst

ein

-Ern

stth

al

Page 39: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

Nr. 1 / Juli 2019

––– 39 –––

Beobachter-Bibliothek

Veranstaltungen in der Karl-May-Geburtsstadt

Anreisewege zum Karl-May-Haus

Autobahn (A 4) Eisenach – Dresden: Abfahrt Hohenstein-Ernstthal (5 km) oder Abfahrt Wüstenbrand (8 km);Autobahn (A 72): Hof – Plauen – Chemnitz: Abfahrt Hartenstein (ca. 20 km) oder Abfahrt Stollberg (ca. 20 km);Fernstraße (B 173) Dresden – Chemnitz – Zwickau – Hof; Fernstraße (B 180) Stollberg – Altenburg. Parkplätzebefinden sich gegenüber vom Karl-May-Geburtshaus (für Reisebusse am Neumarkt – ca. 100 m entfernt).

Öffnungszeiten

Dienstag bis Sonntag: 10.00–17.00 Uhr

Karl-May-Haus • Karl-May-Straße 54 • 09337 Hohenstein-Ernstthalhttp://www.karl-may-haus.de

Karl-May-Begegnungsstätte

Dienstag, 22. Oktober 2019, 18.00 Uhr,Dr. Jochen Rascher (Dresden):DER WESTERN-AUTOR G. F. UNGER –EIN KARL MAY DES 20. JAHRHUNDERTS?

Dienstag, 12. November 2019, 18.00 Uhr,Hartmut Schmidt (Berlin):IM BANNE KARL MAYS: PATTY FRANK

Freitag, 6. Dezember 2019, 18.00 Uhr,André Neubert (Hohenstein-Ernstthal):KORL MAI – DORR GROHSE SÄGGSCHE GLASSIGGER UND

DAS WAHRE DEUDSCH IN SEIM LÄHM UND SEIM WÄRG

Informationen, Reservierungen und Anfragen unter:Tel. : (03723) 42159, Fax: (03723) 628895E-Mail : [email protected]

Freundeskreis Geologie & Bergbau Hohenstein-Ernstthal e. V.

Sonnabend, 27. Juli 2019, 9.00 bis 12.00 Uhr,HUTHAUSÖFFNUNG UND BESUCHERBEFAHRUNGEN

Sonnabend, 31. August 2019, 9.00 bis 12.00 Uhr,HUTHAUSÖFFNUNG UND BESUCHERBEFAHRUNGEN

Donnerstag, 19. September 2019, 19.00 Uhr,Peter Köhler: DAS GRANULITGEBIRGE

Sonnabend, 28. September 2019, 9.00 bis 12.00 UhrHUTHAUSÖFFNUNG UND BESUCHERBEFAHRUNGEN

Donnerstag, 24. Oktober 2019, 19.00 Uhr,Stefan Köhler: BAD SCHLEMA

Sonnabend, 26. Oktober 2019, 9.00 bis 12.00 UhrHuthausöffnung und Besucherbefahrungen

Sommabend, 7. Dezember 2019, ab 16.30 Uhr,TRADITIONELLE METTENSCHICHT

Huthaus des ehemaligen St. Lampertus-SchachtesDresdner Straße 109, 09337 Hohenstein-Ernstthal

[email protected] http://www.lampertus.de/

– Änderungen vorbehalten –

Hoh

enst

ein

-Ern

stth

al

Page 40: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

––– 40 –––

Beobachter-Bibliothek Nr. 1 / Juli 2019

Der rekonstruierte Brunnenengel von Professor Paul Peter ich im Karl-May-Museum Radebeul .

Rad

ebeu

l b

ei D

resd

en

Page 41: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

Nr. 1 / Juli 2019

––– 41 –––

Beobachter-Bibliothek

Veranstaltungen im Karl-May-Museum Radebeul

Sonntag, 30. Juli 2019, 11 – 12 Uhr,INDIANISCHE LEGENDEN MIT KEVIN MANYGOATS (Navajo)

Donnerstag, 8. August 2019, 19.00 Uhr,KAMINGESPRÄCH ZUR JAHRESAUSSTELLUNG

›UND FRIEDE AUF ERDEN!‹ – ALTERNATIV LEBEN

Samstag, 24. August 2019, ab 11.00 Uhr,MAGIE DES ORIENTS:FAMILIENFEST MIT MUSIK UND TANZ AUS ÄGYPTEN

Freitag, 13. September 2019, 18.30 Uhr,Bernd Damisch (Reichenbach i.V.)INDIANISCHE KULTUREN VOR KOLUMBUS’ ANKUNFT

Freitag, 18. Oktober 2019, 18.30 Uhr,Dr. Eckehard Koch (Herne):DER ›INDIAN WAY OF LIFE‹ – KÖNNEN WIR HEUTE NOCH

VON DEN INDIANERN LERNEN?

Donnerstag, 7. November 2019, 19.00 Uhr,KAMINGESPRÄCH ZUR JAHRESAUSSTELLUNG

›UND FRIEDE AUF ERDEN!‹ – JUGENDSTIL IN DRESDEN

Freitag, 15. November 2019, 18.30 Uhr,Gunnar Sperveslage (Köln):»DIE SPHINX IST LANGE NICHT SO IMPOSANT …« – KARL

MAY UND DAS ALTE ÄGYPTEN

Freitag, 6. Dezember 2019, 18.30 Uhr,Willi Stroband (Ahlen):›ET IN TERRA PAX‹ – KARL MAYS FRIEDENSGEDANKEN

20. Juli, 24. August und 19. Oktober 2019, jeweilsSonnabend um 15.00 Uhr, Treffpunkt am Museum,›AUF DEN SPUREN VON KARL MAY‹ –THEMATISCHE FÜHRUNG DURCH RADEBEUL

22. Juni – 27. Oktober 2019, 14.00 Uhr,KabinettausstellungKARL MAYS REISE IN DEN ORIENT

1. Dezember 2019 – 29. November 2020,JahresausstellungDIE DEUTSCHEN UND IHRE INDIANER

1. Dezember 2019 – 7. Juni 2020,KabinettausstellungINDIANER IN DER DDR

Weitere Termine unter:https ://www.karl-may-museum.de/de/termine/termine-2019/

– Änderungen vorbehalten –

Öffnungszeiten

März bis Oktober:Dienstag bis Sonntag 9.00–18.00 Uhr

November-Februar:Dienstag bis Sonntag 10.00–17.00 Uhr

Montags (außer an Feiertagen),1. Januar, 24. , 25. , 31. Dezember geschlossen.

Anreisewege

Über die A 4 Abfahrt Radebeul / Dresden NeustadtRichtung Radebeul – folgen Sie den Wegweisern. DasMuseum befindet sich in Radebeul-Ost neben derLutherkirche. Busse können vor dem Museum halten.Der Busparkplatz befindet sich ca. 200 Meter vomMuseumseingang auf der Schumannstraße. Bei Reise-gruppen sind Voranmeldungen erwünscht.

Rad

ebeu

l b

ei D

resd

en

Page 42: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

––– 42 –––

Beobachter-Bibliothek Nr. 1 / Juli 2019

Ragout von wilden Pilzen

Zutaten für 6 Personen

1,5 kg gemischte Wildpilze3 Esslöffel Erdnussöl2 kleine Zwiebeln in Würfel geschnitten2 zerkleinerte Knoblauchzehen40 g Butter3 Esslöffel frisch gehackte BlattpetersilieSalz, schwarzer Pfeffer aus der Mühle

Hasso Segschneider, Jahrgang 1940, war in den sechziger Jahren Küchenchef auf dem schwedischen Luxusliner ›Grips-holm‹, volontierte bei den Dreisterneköchen Paul Bocuse in Lyon sowie den Brüdern Troisgros in Roanne. Er war späterselbstständig im Union-Club in Frankfurt und im Casino der J. P. Morgan-Bank in Frankfurt. Er bereiste fast dengesamten Erdball. Insgesamt war er 48-mal beruflich in der Karibik und 36-mal am Nordkap. Mit ihm als Mannschaftska-pitän gewann das deutsche Team zweimal die Koch-Olympiade. Er wurde unter anderem in Bern, Berlin, Jerusalem,Osaka und Singapur mit insgesamt 25 internationalen Goldmedaillen ausgezeichnet. Seine Spezialität sind dekorativgestaltete Tellergerichte. Er ist Ehrenmitglied der Japan Cooks Association. Regelmäßig erscheinen im BEOBACHTER AN

DER ELBE und in SCHACHT UND HÜTTE Kochrezepte von Hasso Segschneider.

Zubereitung: In einem großen Topf oder einer Pfanne das Öl gut erhitzen (bis es fast raucht !). Jetzt alle Zutatendazugeben und 3–5 Minuten anbraten und zum Schluss mit gehackter Blattpetersilie bestreuen, nochmals ab-schmecken mit Salz und Pfeffer (Mühle).

Dieses Ragout kann man auch mit Zuchtpilzen zubereiten.

Koc

hrez

ept u

nd I

llust

ratio

nen

: Has

so S

egsc

hnei

der

Lu

ku

llis

che

Fed

er –

Koc

hre

zep

t

Page 43: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

Nr. 1 / Juli 2019

––– 43 –––

Beobachter-Bibliothek

Les

erfo

rum

– A

ller

lei

AllerleiAllerleiAllerleiAllerleiAllerlei

Wissenswertes

Karl May übernahm am 8. März 1875 die Redaktion desBEOBACHTER AN DER ELBE, nachdem sich sein Vorgän-ger Otto Freitag mit dem Verleger Heinrich GottholdMünchmeyer überworfen hatte. Nur wenige Tage spä-ter erschien am 16. März 1875 im BÖRSENBLATT FÜR DEN

DEUTSCHEN BUCHHANDEL eine Annonce, in der »auf an-tiquarischem Wege eine Anzahl das Berg-, Hütten- undMaschinenwesen behandelnder Bücher und Zeitschrif-ten« zu kaufen gesucht wurde. Mays Vorarbeiten fürdie belehrende Zeitschrift SCHACHT UND HÜTTE began-

nen somit gleich zu Beginn seiner Redakteurtätigkeit.Ab September 1875 erschienen bei Münchmeyer die vonKarl May redaktionell betreuten Blätter SCHACHT UND

HÜTTE und DEUTSCHES FAMILIENBLATT, ein Jahr späterFEIERSTUNDEN AM HÄUSLICHEN HEERDE. In SCHACHT UND

HÜTTE tauchte zum ersten Mal seine LeserrubrikALLERLEI auf, die 1877/78 für das UnterhaltungsblattFROHE STUNDEN im Dresdener Verlag von Bruno Radellierneut Verwendung fand.

Heute ist es fast vergessen, dass der Verlag vonH. G. Münchmeyer auf dem Dresdner Jagdweg derwohl produktivste Verlag mit eigener Druckerei im

Page 44: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

––– 44 –––

Beobachter-Bibliothek Nr. 1 / Juli 2019

Deutschen Reich war. Lediglich ›Werner Große’s Ver-lagsbuchhandlung in Berlin‹ konnte Schritt halten. Ne-ben Berlin galt Dresden als Hochburg des Kolportage-buchhandels. Namen wie Adolf Wolf, Bruno Radelliund C. Ewald, später noch Rich. Herm. Dietrich undAdolf Ander kennt kaum noch jemand. Und doch wa-ren es allesamt bekannte Dresdner Verleger, die inaller Munde waren. So mögen unsere Publikationen,ob gedruckt oder als Onlinemagazin, auch an die alteDresdner Verlagstradition erinnern.

Bücherecke

Mit dem Band GEOGRAPHISCHE PREDIGTEN (KMW I.1,herausgegeben von Joachim Biermann und Frank Wer-der) liegt seit 2015 der in der Zählung erste Band der›Historisch-kritischen Ausgabe‹ vor. Er enthält im We-sentlichen die Arbeiten, die Karl May als Redakteur ver-

schiedener Zeitschriften anfertigte, bevor er endgültigzum freien Schriftsteller wurde. Im Zentrum stehen di-verse Aufsätze populärwissenschaftlicher Natur, allenvoran die GEOGRAPHISCHEN PREDIGTEN selbst, die Mayzeitlebens als Basis seines schriftstellerischen Schaffensbetrachtete. Hinzu kommen vielfältige Texte zurseinerzeit aktuellen Entwicklung in der Bergbau- undMaschinenindustrie , die May für die ZeitschriftSCHACHT UND HÜTTE zusammenstellte sowie redaktio-nelle Texte, darunter Mays sämtliche Leserbrief-antworten. Schließlich enthält der Band auch dieseinerzeit von May veröffentlichten frühen Gedichte,die Einblick in eine ganz andere Facette seines Schaf-fens geben.

Mit dem Band GEOGRAPHISCHE PREDIGTEN werdeninnerhalb der HKA frühe Texte Karl Mays vorgelegt,die der breiteren Öffentlichkeit bisher weitgehend un-bekannt waren.644 Seiten, Halbleinen-Band mit Lesebändchen, Buntpapierbezugund Silberprägung.

Nach Band 1 DURCH DIE WÜSTE liegt nun auch Band 2von Karl Mays Orientzyklus DURCHS WILDE KURDISTAN

in zweiter Auflage vor. Auch in diesem Fall wurde derText nicht nur noch einmal kritisch durchgesehen, son-dern der Band um einen ausführlichen editorischenBericht erweitert, der zunächst selbstverständlich dieTextgeschichte von DURCHS WILDE KURDISTAN ein-schließlich einer Bibliografie aller zu Mays Lebzeitenerschienenen Ausgaben und Auflagen sowie das detail-lierte Variantenverzeichnis enthält. Dieses informiertu. a. über das vielleicht interessanteste Detail, das KarlMay im Laufe der Zeit in seinem Orientroman seinensich ändernden Vorstellungen anpasste, nämlich die Be-schreibung der Gestalt der alten Kurdin MarahDurimeh, die nicht nur für die illustrierte Ausgabe derReiseerzählung, die als Ausgabe letzter Hand die Druck-vorlage des Bandes bildete, von May verändert wurde,sondern auch bereits zuvor in späteren Auflagen derBände der grünen Reihe der Reiseerzählungen eineBearbeitung erfuhr. Darüber hinaus dokumentiert der editorische Be-richt auch die Entstehungsgeschichte des gesamten gro-ßen Orientromans Karl Mays in der Zeitschriften-fassung und in der Fassung der ersten sechs Bände derReihen der ›gesammelten Reiseromane‹ und der ›illus-trierten Reiseerzählungen‹ im Verlag von FriedrichErnst Fehsenfeld, Freiburg i. Br. Herausgeber des Bandes ist Joachim Biermann, undals Bearbeiter waren Florian Schleburg und MarcusHöhn tätig.611 Seiten, Halbleinen-Band mit Lesebändchen, Buntpapierbezugund Silberprägung.

Les

erfo

rum

– A

ller

lei

Page 45: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

Nr. 1 / Juli 2019

––– 45 –––

Beobachter-Bibliothek

Les

erfo

rum

– A

ller

leiDer Trading Post – Onlineshop dient dem Erhalt des

Karl-May-Museums in Radebeul bei Dresden. UnserWarenlager ist gefüllt mit interessanten Angeboten rundum Karl May, Indianer und Wildwest-Souvenirs. Un-ser Sortiment wird ständig aktualisiert und erweitert.

http://www.tradingpost.de

Weltgeschichte der Großen

Im BEOBACHTER AN DER ELBE Nr. 20, S. 46, haben wirdas Buch von Dr. Eckehard Koch KLEINE WELTGE-SCHICHTE DER GROß EN. VON SARGON ÜBER ALEXANDER

UND FRIEDRICH BIS BHUMIBAL DEM GROßEN vorgestellt.Es erschien ursprünglich als Ebook (Neobooks Droe-mer/Knaur) und wurde 2016 von der Karl-May-Stif-tung ins Internet gestellt. Das Buch behandelt, einge-bettet in den geschichtlichen Rahmen, all die Persön-lichkeiten, die den Titel ›der‹ oder ›die Große‹ trugen,meist Herrschergestalten oder kirchliche Lehrer. Diewenigsten wie Karl, Alexander, Otto, Peter oderFriedrich der Große sind uns heute noch bekannt, an-dere, die zu ihrer Zeit bedeutend waren und die Ge-schichte beinflussten, sagen uns heute nichts mehr.Insofern schließt das Buch eine Lücke und lädt ein zumSchmökern über längst vergangene Jahrhunderte. Inder letzten Zeit haben sich nunmehr bei diversen Re-cherchen weitere Persönlichkeiten gefunden, die mitdem Titel ›der Große‹ bedacht wurden, darunter sogarein Maya-Fürst (Pakal) und ein Herrscher auf Mada-gaskar (Radama I.). Aber noch interessanter ist diehierzulande kaum bekannte Information, dass die indem Buch bereits behandelte Mystikerin Gertrud dieGroße zur Patronin, Schutzheiligen, der katholischenNeuen Welt gekürt wurde, eine unglaubliche Ehre. IhreSpuren lassen sich in Rio de Janeiro und vielen ande-ren Städten Südamerikas verfolgen, und in der Kathe-drale von Palma de Mallorca gibt es von ihr einBildnis. Diese und weitere Ergänzungen finden sich inder 2. aktualisierten Ausgabe von Eckehard KochsBuch, das unter folgender Adresse kostenfrei abrufbarist :

http ://www.karl-may-stiftung.de/forschung/weltgeschichte/index.html

Silberbüchse e. V.

Der Förderverein des Karl-May-Hauses wird auch indiesem Jahr im Amerika-Tierpark Limbach-Oberfrohnafür Karl May werben. Das Tierparkfest findet am22. September 2019 statt. Desgleichen engagiert sich derFörderverein am 30. November und 1. Dezember 2019mit Karl May im Tipi zur Schlossweihnacht in Walden-burg.

Museale Erweiterung

Der Abriss der beiden sogenannten Münch-Busch-Gebäude hat zugunsten des Erweiterungsbaus für dasKarl-May-Haus im Juni 2019 begonnen:

Der Bund unterstützt das Bauvorhaben südlich desNeumarktes mit 900.000 Euro, das Land Sachsen gibt978.000 Euro dazu. Die Gesamtkosten betragen 2,1Millionen. Damit bleibt für die Stadt ein Eigenanteilvon lediglich 240.000 Euro. Der barrierefreie Neubausoll vorrangig als Depot drei Indianistik und Western-Sammlungen beherbergen. Für Dezember 2020 ist dieNutzerübergabe vorgesehen. Die Finanzierung überFördermittel ist dem Parlamentarischen Staatssekretärbeim Bundesminister des Innern, Marco Wanderwitz,zu verdanken, dem das ideelle Erbe Karl Mays ein gro-ßes Anliegen ist.

Page 46: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

––– 46 –––

Beobachter-Bibliothek Nr. 1 / Juli 2019

Wir suchen den Kontakt mit unseren Lesern. Im Café el Kahira, den Diskussionsforen derKarl-May-Stiftung, können Sie unter der sachkundigen Moderation von Dr. GiesbertDamaschke über Karl May, die Indianer und die Abenteuerliteratur diskutieren; für dasInternet-Greenhorn gibt es ferner eine Hilfe-Rubrik.

http://www.karl-may-stiftung.de/kahira

Les

erfo

rum

– A

ller

lei Gewerbliche Notizen

Beim Meiningers International Craft Beer Award 2019wurde die Gersdorfer Brauerei mit ihren Spitzenbieren›Glückauf Bock Dunkel‹ und ›Gersdorfer HellerBock‹ ausgezeichnet. Die Jury wählte die besten Biereaus 24 Nationen – dabei konnte die Brauerei-Geschäfts-führerin Astrid Peiker bei der Preisverleihung am 17.Juni 2019 im Neustadter Saalbau (Rheinland-Pfalz)zweimal Silber nach Gersdorf holen.

Sachsen erlebt den Beginn einer neuen Bergbauepoche,wie die FREIE PRESSE in Chemnitz in einem Interviewmit dem Oberberghauptmann Bernhard Cramer imJuni 2019 berichtet. Auch nach 850 Jahren Bergbau gäbees im Erzgebirge noch sehr werthaltige Lagerstätten.In Zinnwald/Altenberg beabsichtigt die DeutscheLithium GmbH ca. 500.000 Tonnen Erz pro Jahr ab-zubauen. Vielversprechend sei das Projekt der SaxonyMinerals & Exploration (SME) bei Pöhla amFichtelberg. Es soll vor allem Zinn und Wolfram ge-fördert werden.

»Im Zwickauer Steinkohlenbezirke waren am 1. Januar1875 bei 55 Werken 120 Schächte in Betrieb. Die hier be-schäftigten 9,522 Arbeiter förderten für eine Lohn-summe von 3,217,546 Thaler 52,763,413 Centner Stein-kohlen. Durchschnittlich kommt auf jeden Häuer jähr-lich 10,975 Centner Förderung und ein Verdienst von336 Thaler auf den Kopf. Tödliche Verunglückungenfanden 35 statt. Das Vermögen der neuen Knappschafts-kassen betrug 673,335 Thaler.«

SCHACHT UND HÜTTE, Nr. 1 , 1 . Jhrg. 1875

Anekdoten

»Ein Trinker, welcher täglich 5 Schoppen Bier genießt,hat im Laufe eines vollen Jahres nicht mehr eigentli-chen Nahrungsstoff zu sich genommen, als ihm 5 Pfundgutes Roggenbrod oder 3 Pfund Fleisch gegebe hätten.«

SCHACHT UND HÜTTE, Nr. 31, 1 . Jhrg. 1875

Die Erziehung der jetzigen weiblichen Jugend ist sehroft eine solche, daß die jungen Mädchen eingebildetausgebildet werden, weßhalb wir uns nicht wunderndürfen, daß sie dann sehr ausgebildet eingebildet sind.

SCHACHT UND HÜTTE, Nr. 10, 1 . Jhrg. 1875

Briefkasten

Da wir gesonnen sind, jede Nummer unseres Maga-zins mit einem Briefkasten zu schließen, so ersuchenwir unsere Leser um zahlreiche Beteiligung und sehendarauf bezüglichen Zuschriften entgegen. Bitte vermer-ken Sie auch bei E-Mails Ihre vollständige Anschrift,da diese sonst als anonym gelten müssen und nichtveröffentlicht werden können. Die Redaktion behältsich den Abdruck und das Kürzen von Leserbriefen vor.Anonyme Zuschriften werden nicht berücksichtigt. –Die Rubrik ALLERLEI wurde von Karl May als Redak-teur kreiert. SCHACHT UND HÜTTE-Titelkopf und Teiledes BEOBACHTER-Layouts gleichen dem historischenVorbild von 1875.

Ralf Harder und Harald Mischnick

Page 47: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

Tra

din

g P

ost

– M

use

um

ssh

op

Einzeln oder als Abo bestellbar:www.beobachter-an-der-elbe.de

Inhalt der 32. Ausgabe

Christian Wacker: Editorial

Peter Hofmann: May und seine Annotationen zu Schopenhauer

Christian Wacker: Zeitgenössische indigene Kunst aus Nordamerika

Gerhard Schirmers: Eistaucher und der »Geist der nördlichen Seen«

Rainer Kottmann: Jenseits von Winnetou: Das Häuptlingstum bei den Apachen

Christian Feest: Der Beginn der indianischen Sammlungen in Deutschland

Peter Bolz: Geschichte der Berliner Nordamerika-Sammlung

Robin Leipold / Martin Schultz: Private Indianer-Sammlungs-Szene in den Zeiten von Patty Frank

Eckehard Koch: Indianer als Freunde und Verbündete der Weißen XIII

Michael Petzel: Martin Böttcher 1927–2019

Wir über uns: Neues aus dem Museum

Förderverein: Bericht der Geschäftsführerin

Hasso Segschneider: Lukullische Feder – Rinderchili vom Colorado

Redaktion: Allerlei

Inhalt der 31. Ausgabe

Redaktion: Editorial

Hermann Wohlgschaft: Religiöse Symbolik im Spätwerk Karl Mays

René Grießbach: Engel im Erzählwerk Karl Mays

Christian Wacker: ›Und Friede auf Erden!‹ – Jahresausstellung 2019

Andreas Dehmer: Die Radebeuler Brunnenfigur von Paul Peterich

Holger Kuße: Karl Mays Friedenswege: Pazifismus, Irenik und Lebensreform

Eckehard Koch: Indianer als Freunde und Verbündete der Weißen

Gunnar Sperveslage: Erlebnisse eines dreizehnjährigen Knaben

Robin Leipold: Ein Museum für Karl May

Christian Wacker: Neues aus dem Museum

Förderverein: Bericht der Geschäftsführerin

Willi Stroband: Zum Jahreswechsel

Hasso Segschneider: Lukullische Feder – Ente in Marinade gekocht

Redaktion: Allerlei

Page 48: Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen · Nr. 1 Juli 2019 Magazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen Diese Publikation unterstützt die satzungsgemäßen ethischen Ziele der

Inhalt

Redaktion Editorial

Harald Mischnick »In der unteren Reihe der Niedergasse«

Ralf Harder Die Karl-May-Vereinigung

Christian Heermann Besuch in Hannibal (Missouri)

Wolfgang Hallmann Einen Spaziergang wert – die Karl-May-Höhle im Oberwald

Redaktion Veranstaltungen

Hasso Segschneider Lukullische Feder – Ragout von wilden Pilzen

Redaktion Allerlei

Nachdruck sowie die Verbreitung jeder Art nur mit Genehmigung des Herausgebers gestattet.Die Beiträge entsprechen nicht unbedingt der Meinung der Redaktion oder des Herausgebers.

Korrektur: Hartmut Bauer, Wolfgang Hallmann, Harald Mischnick.Redaktionsschluss der modifizierten Fassung: 22. Juli 2019

Beobachter-Bibliothek – Schacht und HütteBeobachter-Bibliothek – Schacht und HütteBeobachter-Bibliothek – Schacht und HütteBeobachter-Bibliothek – Schacht und HütteBeobachter-Bibliothek – Schacht und HütteMagazin der Karl-May-Vereinigung in Sachsen

Karl-May-StiftungKarl-May-Straße 5, 01445 RadebeulTel. : 0351 / 8373010, Fax: 0351 / 8373055

Geschäftsführender Herausgeber : Ralf HarderKarl-May-Vereinigung – Arbeits- und Forschungsgemeinschaft

Chefredaktion/Layout: Ralf HarderE-Mail : [email protected]

Mitarbeiter der Redaktion: Harald MischnickE-Mail : [email protected]

Vertrieb: Online / Kostenfreier Download

Titelbild: Hohensteiner Markt um 1930. (Archiv: Wolfgang Hallmann)

© 2019 by Karl-May-Stiftung Radebeul, Titel-Verwendung ›Schacht und Hütte‹ (Bd. 72 GW) mit freundlicher Genehmigung des Karl-May-Verlags Bamberg/Radebeul

http://www.schacht-und-huette.dehttp://www.beobachter-an-der-elbe.dehttp://www.karl-may-stiftung.de

3

4

16

23

30

38

42

43