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PASOPFERDE Mai 2013 | 4.- 20 Jahre Jubiläums-Ausgabe

Mai 2013 | 4.- - Pasopferde-Verband e. V.€¦ · Caballo de Paso, Paso Peruano und Paso Fino – einige der Begriffe, die von Pferdebegeisterten fast schon mit Bewunde-rung ausgesprochen

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Noticiero 32013

Ein junger Mann, der sich eine Geflügelfarm angeschafft hat, kommt

zum Rabbiner, um sich Rat zu holen: Seine Hühner siechen dahin, täg-

lich sterben mehrere von ihnen. Ohne zögern rät ihm der Rabbiner, die

Tiere mit Maiskörnern zu füttern. Nach einer Woche kommt der junge

Mann wieder, das Mittel hat nicht geholfen. Der Rabbi fragt: „Hast du

dem Geflügel die Körner roh oder gekocht gegeben?“ „Roh“, antwortet

der unglückliche Züchter. - „Also füttere sie ausschließlich mit gekochten

Maiskörnern, dann wird alles gut sein“. Wenige Tage später kommt der

Mann verzweifelt wieder, es ist schlimmer denn je. - „Womit nährst die

die Hühner?“ „Wie Ihr geraten habt, mit gekochten Maiskörner.“ „Kalt

oder warm?“ fragt der Rabi. - „Kalt“. „Dann geh nach Hause und füttere

sie nur mit heißen Körnern.“ „Gewalt, Rabbi!“, ruft der Züchter, als er

nach zwei Tagen wiederkommt, „meine Hühner krepieren noch schneller

als vorher“. „Wie gibst du ihnen die Maiskörner, trocken oder im Koch-

wasser?“ „Trocken“, erwidert er. Ihm wird geraten, sie nur im warmen

Wasser zu verabreichen. Wieder zwei Wochen später klagt der junge

Mann verzweifelt: „Es ist furchtbar, die Hühner sterben mir alle weg.

Habt Ihr vielleicht noch einen Rat für mich?“ - „Sei getrost“, antwortet

der Rabbi, „solange dir noch Hühner bleiben, solange werde ich Rat-

schläge für dich haben“.

FAZIT:

Man soll sich erst aufhängen, wenn alle Stricke reißen.

Editorial

Fast wie ein VorwortVon: Dr. Kai. C. Otte

Titel:Kalenderblatt von BANCO DE CREDITO, Lima/Peru

Noticiero4 2013 Noticiero 52013

3 Editorial

6 Termine

Das neue Buch von Heinz Meyer:

7 Die Skala und das System der Ausbildung

Porzellanhochzeit 8 für den Pasopferde Verband

En tiempos pasados – es war einmal

16 Der Werdegang der Pasorassen

Das interessiert den Aficionado

Was Sie schon immer über den 18 Paso Peruano wissen wollten

Die Überzäumung des Pferdes

26 Roll-Kur

Panamá war eine Reise wert

Erste Begegnung mit dem 30 Paso Iberoamerikano

36 Sport, Spiel, Spannung

38 Hengstliste

Haben die Pasos ein Problem? 44

GWP – Förderpreise 2012 56

Der American Paso Fino 58

Qualität auf Punkt und Komma

Das Pasopferd in der Materialprüfung 66

Pasopersönlichkeit und Stempelhengst

Sol de Oro VieJo 68

Neue LPO und WBO 78

Sport mit Pasopferden 80

Sieben Gerüchte, die man schnell vergessen sollte 92

Presseschau 94

Richtige Kennzeichnung von Equiden 102

Wie anders sind Pasopferde? 105

Vorstandschaft und Impressum 106

Inhalts-verzeichnis

Noticiero6 2013 Noticiero 72013

TermineMessen • Turniere • Kurse

2013

05.09. - 08.09.2013 IDGM der IGV, Aegidienberg - GPZ

04.09. - 08.09.2013 FN Bundeschampionat, Warenhof

September

12.10. - 13.10.2013 Reitkurs mit Stephan Vierhaus, Grävenwiesbach

21.10. - 23.10.2013 Iberian Emotions, bei A. Jänisch, Chieming

29.10. - 03.11.2013 Faszination Pferd, Messe Nürnberg

Oktober

05.12. - 08.12.2013 Messe Pferd & Jagd, HannoverDezember

04.08. - 11.08.2013 WM Islandpferde, Berlin

28.08. - 01.09.2013 Americana, Augsburg

August

05.07. - 07.07.2013 20 Jahre Paso Peruanos in Armstorf

27.07. - 28.07.2013 Hausturnier Vierhaus, Borken

Juli

15.06.2013 3. Töltdistanz u. Breitensportwochenende, Streckenroth

22.06. - 23.06.2013 Reitkurs mit Stephan Vierhaus, Grävenwiesbach

Juni

06.04.2013 Frühlingsritt PPE, Vogelstockerhof

09.05. - 12.05.2013 Pferd International, OR-Anlage München-Riem

April & Mai In diesem Buch wird die „Skala der Ausbildung“

nüchtern und kritisch als ein Bestandteil der

Reit- und Ausbildungstheorie der Deutschen Rei-

terlichen Vereinigung beleuchtet. Diverse verbrei-

tete Ansichten über die „Skala“ werden korrigiert: Die

„Skala“ ist relativ jung; Sie wurde erst 1979 in einem

FN-Lehrbuch formuliert. Die in die „Skala“ aufgenom-

menen Grundsätze sind nicht unumstößlich. In ihrem

Zusammenhang mit den Phasen der Ausbildung wur-

den sie bereits mehrfach verändert und auch erweitert.

Heinz Meyer stellt mit seinem Buch klar, dass die „Ska-

la“ dem komplexen Verlauf der Ausbildung eines Pfer-

des nicht gerecht wird, da sie die realen Prozesse zu

sehr vereinfacht.

Im ersten Teil seines Buches kommen die Befürworter

der „Skala“ wie Michael Strick und Britta Schöffmann

zu Wort, im zweiten die Kritiker, u.a. Kurd Albrecht von

Ziegner oder Philippe Karl. Daran schließt sich die Ge-

schichte der „Skala“ an und eine zusammenfassende Be-

gründung der Kritik. Im Anschluss wird ausführlich ein

alternatives Ausbildungssystem vorgestellt und in einer

graphischen Übersicht zusammengefasst. Heinz Meyer

ist überzeugt: Dieses System wird der Komplexität der

Ausbildung des Pferdes eher gerecht. Es respektiert so-

wohl die unterschiedlichen Bereiche als auch die ver-

schiedenen Stadien der Schulung. Das Buch schließt mit

dem Kapitel „Zum Lernen des Pferdes“, das auf die Prob-

leme der Vermittlung der reiterlichen Ziele aufgrund der

biologischen Voraussetzungen beim Pferd eingeht.

Prof. Dr. phil. habil. Heinz Meyer, mit Pferden aufge-

wachsen, in seiner Jugend erfolgreich in Spring- und

Dressurprüfungen, Diplom-Psychologe und promo-

vierter Soziologe, habilitierte sich im Fachbereich So-

ziologie und lehrte an den Hochschulen in Aachen und

Wuppertal. Mehr als vierzig Jahre kommentierte er in

Fachzeitschriften den internationalen Turniersport,

insbesondere Dressurwettbewerbe und schrieb zahlrei-

che Beiträge zur Theorie des Reitens und zur Praxis der

Ausbildung des Pferdes. Er war als Chefredakteur und

später als ständiger Mitarbeiter des „St. Georg“ sowie

als hippologischer Fachberater der „Reiter Revue“ tätig

und hat etliche Bücher veröffentlicht.

Das neue Buch von Heinz Meyer:

die skala und das system der ausbildungEine kritische Interpretation

Heinz Meyer

270 Seiten mit Fotos und Zeichnungen

978-3-930953-82-0

www.wu-wei-verlag.com

29,95 Euro

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Preis: Aktualisierungen bitte unserer Homepage entnehmen.

Noticiero8 2013 Noticiero 92013

man, dass immer nach einer ersten Phase mit „Exoten-

bonus“ ein wohldurchdachtes, für Pferd, Reiter und Zu-

schauer attraktives Sportgeschehen die Szene unerhört

belebt hat.

Seit über 30 Jahren finden die Pasopferde aus Südame-

rika auch immer neue Freunde in Europa. Caballo de

Paso, Paso Peruano und Paso Fino – einige der Begriffe,

die von Pferdebegeisterten fast schon mit Bewunde-

rung ausgesprochen werden: die Pasopferde wirken in

der Tat in der zunehmend farbiger werdenden Palette

des hiesigen Rassenspektrums besonders brilliant. Was

macht ihre Faszination aus? Die Summe vieler Eigen-

schaften, die diese Pferde haben, aber auch sehr viel

Flair, das in Worten schwer zu beschreiben ist: Man

nehme: eine gute Portion iberischen Blutes. Seit alters-

her waren iberische Pferde etwas besonderes. Konse-

quente, ja rigorose Selektion auf Leistungsfähigkeit

und beste Charaktereigenschaften schuf Pferde, die

als der Inbegriff von Ausdauer und Rittigkeit gelten.

Ihr Verbringen in die neue Welt führte dazu, dass die

bequeme Gangart Tölt in Südamerika erhalten, gefes-

tigt und verfeinert wurde. So sind die Pasopferde in

der heutigen Hipposzene eine einmalige Erscheinung:

sie können unwidersprochen das Prädikat des besten

Naturtölters für sich in Anspruch nehmen. Leistungsfä-

hig, leistungsbereit, leichtrittig, nervenstark, sensibel,

bequem, menschenbezogen – die ausgeprägteste Form

des Genießens im Sattel ist im Pasopferd verwirklicht

worden.

Für alle Pasorassen gilt als das Grundkonzept: größt-

mögliche Bequemlichkeit und nobler Charakter. Un-

terschiede zwischen den Pasoschlägen sind – abgese-

hen von anatomischen Details – hauptsächlich in der

Gangmanier zu finden. Wo z.B. der Paso Peruano mit

weiten Bewegungen und ausgeprägter Aktion der Vor-

hand daherkommt, macht der Paso Fino mit kurzen,

In einer Zusammenstellung von Ehe-Jubiläen

habe ich obigen Begriff für eine 20 Jahre andau-

ernde Beziehung gefunden und finde er passt gut

für unser Verhältnis zum Pasopferde Verband. Et-

was zerbrechlich, etwas kostbar, etwas erhaltenswert,

etwas verstaubt, irgendwie etwas interessant. Ehe- und

andere Jubiläen haben neben ihrer Nostalgie auch im-

mer etwas Bilanzierendes. Da werden dann frühe Träu-

me und kühne Pläne mit den späteren Resultaten zu

vergleichen sein um, eigentlich sozusagen in Resümee's

neue Aufgaben anzupacken. Diesbezüglich darf ich auf

unsere „kurze Besinnung zu Beginn eines neuen Jahr-

zehnts“ in Noticiero 2010 verweisen. Hier möchte ich

eher fragen, welche Ideen, ja Wunschträume den Pas-

opferde Verband beflügelt und letztlich auch so lange

getragen haben.

Seit über drei Jahrzehnten gibt es nun schon Pasopferde

in Europa und ihre Zahl steigt stetig. Dennoch entstand

vor einiger Zeit bei Insidern wie bei neutralen Beobach-

tern der Szene der Eindruck einer gewissen Stagnation

sowohl im züchterischen wie im sportlichen Bereich.

Ein Grund hierfür mag in dem ambivalenten Selbstver-

ständnis der Pasopferdeleute liegen: Der superbequeme

sanfte Naturtölter fordert nicht unbedingt denjenigen

heraus, der sich sportlich profilieren will. Dabei bie-

ten sich diese Pferde aufgrund ihres ungewöhnlichen

Arbeitseifers, ihrer Leistungsbereitschaft und Men-

schenbezogenheit geradezu dafür an, dass man mehr

mit ihnen unternimmt als „nur“ Spazierenreiten. Blickt

man auf andere hippologische Minderheiten, so erkennt

Porzellanhochzeit für den Pasopferde VerbandText: K. C. Otte

Seit über drei Jahrzehnten gibt es nun schon Pasopferde in Europa und ihre Zahl steigt stetig

Noticiero10 2013 Noticiero 112013

sen“ und Paso-Partbreds dar. In den Prüfungen des

PV starten Paso Peruanos, Paso Finos, Trochadores,

Paso Argentinos, Troton-Galoperos, und andere ne-

ben Partbreds (mit einem Pasoblutanteil von 50% und

mehr) gleichberechtigt nebeneinander. Nichtsdestowe-

niger ist ein Teil der Prüfungen so konzipiert, dass die

„rassetypischen“ Merkmale der einzelnen Pasoschläge

gefordert und gefördert werden. Der „Einheitspaso“ ist

züchterisch nicht sinnvoll und sportlich nicht attraktiv.

Das Reiten im PV soll bunt und vielfältig sein: für die

rein ideologische Rassendiskussion ist hier kein Platz.

Tradition wird dort erhalten, wo sie sich bewährt hat -

auf allzu hinderliche Zöpfe verzichtet man. Pasoreiten

ist erheblich mehr als Brauchtumspflege: Es ist echter

Sport im wohlgemeinten Wortsinn.

Es gilt zu vermeiden, dass die sattsam bekannten und

sich in jedem Land wiederholenden Streitigkeiten zwi-

schen den sogenannten Traditionalisten und selbster-

nannten Fortschrittlichen in die Reihen der Pasobegeis-

terten getragen werden. Zukunftsweisend ist dabei das

Grundkonzept von CONFEPASO (Confederacion Inter-

nacional de Criadores de Caballos de Paso), wie es in

seinem umfangreichen Regelwerk dargelegt ist. Danach

gehören alle Pasopferde einer gemeinsamen Rasse an:

„Caballo de Paso“ (Paso-Pferd). Im letzten Abschnitt sei-

ner Zuchtgeschichte (im wesentlichen seit etwa 40er bis

50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts) haben sich

zunächst lokal in den Ursprungsländern die uns be-

kannten Schläge (Modalidades – Lokalrassen) heraus-

geschält: Classic Fino, Trochador, Peruano, etc., die sich

nun auch europaweit tummeln.

Dieses Konzept einer gemeinsamen Rassetypengruppe

wird nicht nur durch die gemeinsame Geschichte (z.B.

gleicher Ursprung, gleiches bisheriges Zuchtziel, d.h.

Arbeitspferd mit bequemer Gangart, Austausch von

genetischem Material, etc.) und durch die praktische

Züchtererfahrung getragen, sondern auch durch mo-

derne DNA-Fingerprint-Untersuchungen (=genetischer

Fingerabdruck) wissenschaftlich gestützt.

Die zuständigen Gremien von CONFEPASO haben auch

dem anderen Grundprinzip des PV, „Tradition und Zu-

schnellen Schritten Boden gut oder besticht der Paso

Iberoamericano durch sein Dressurtalent. Hauptsache

Tölt. Ob Paso Llano im Reisetempo, verstärkt oder ver-

sammelt; ob Paso Corto, Largo oder Classic Fino – jedes

Tempo hat seinen Liebhaber, nur: bequem muss es sein.

Wo englisch-germanische Reiterei in Schwerstarbeit

auszuarten droht, macht der Pasoreiter einen großen

Bogen und reitet entspannt weiter; Markenzeichen: Lä-

cheln im Gesicht. Das Prinzip der schwingungsfreien

Zone in der Sattellage ist bei allen Pasopferden perfekt

verwirklicht. Wer es sich leistet, die Qualitäten seines

Pferdes nicht mit Stoppuhr und Maßband zu ermitteln,

wer gerne etwas abseits vom Hufschlag seine Wege

sucht; wer genug hat von schwierigen Pferden, wenig

pferdegerechten Reitweisen und körperlichem Dauer-

stress der probiert's mal mit einem Pasopferd.

Am 09. Oktober 1993 trafen sich im fränkischen Ober-

scheinfeld zahlreiche Pasofreunde, um den „Pasopferde

Verband“ ins Leben zu rufen. Grundidee bei der Ziel-

setzung des neuen Verbandes war, die gesamte Palette

der Pasopferde mit all ihren Typen unter einem Dach zu

betreuen. Darüberhinaus wollte man Pasopferde durch

rassegerechte Sportprüfungen auch für den ambitio-

nierten Reiter attraktiver präsentieren. Dabei darf der

Begriff „Sport“ nicht missgedeutet werden als Stoppuh-

renfetisch im athletischen Grenzbereich. Der Sport mit

Pasopferden umfasst eine weite Palette von der iberisch

geprägten Dressur- und Rittigkeitsprüfung über den

wettkampfmäßigen Langstreckenritt bis zum organi-

sierten Wanderreiten. Jeder Pasoreiter wird in der Prü-

fungsordnung ein maßgeschneidertes Paket vorfinden,

welches seinen persönlichen Neigungen und den Mög-

lichkeiten seines Pferdes besonders entgegenkommt.

Hintergedanke dieser sportlichen Neuorientierung ist

die rasche, aber nachhaltige Auswirkung auf das Zucht-

geschehen. Wer nicht in den Geruch des Schau-Schön-

lings geraten will, muss Leistungsfähigkeit unter Be-

weis stellen. Eine exterieurorientierte Zuchtbeurteilung

kann dies nur begrenzt. Gesundheit, Härte, Arbeitseifer,

Ausdauer lassen sich nur im sportlichen Rahmen do-

kumentieren. So sind denn auch alle Prüfungen so an-

gelegt, dass der Züchter ganz eindeutig Stärken und

Schwächen eines Individuums erkennen und durch

Auswahl der Zuchttiere nach diesen Erkenntnissen han-

deln kann.

Ein weiteres Novum für die Pasopferde stellt die

prinzipielle Gleichstellung der einzelnen „Pasoras-

Das Reiten im PV soll bunt und vielfältig sein

Paso Peruano Hengst „El Destino PvF

Noticiero12 2013 Noticiero 132013

und Zäumungen, die anderen Reitkulturen angehören,

erwünscht seien, etc. Warum diese „Deutschtümelei“?

fragt G. Waiditschka. Hat nicht die Western-Reiterei so

stark an Popularität gewonnen, weil man sich mit dem

Mythos „Cowboy“ identifizieren kann? Wäre das nicht

auch ein Argument für mehr „Freizügigkeit“ in der Aus-

rüstung, solange diese einem Land mit traditioneller

Arbeitsreitweise entspringt?

Die Antwort von Stefan Baumgartner lautete unter an-

derem: „Von ablehnen kann nicht die Rede sein. Ganz im

Gegenteil. Wir haben den anderen Nationen und deren

Reitkultur gegenüber den allergrößten Respekt. Des-

halb wollen und dürfen wir sie nicht imitieren. Deutsch-

land hat selbst eine großartige Reitkultur – wenn auch

betrüblicherweise meist militärischen Ursprungs und

nicht von Schöngeistern und höfischen Reitakademien

geprägt. Aber das hat nichts mit Deutschtümelei zu tun.

Außerdem ist es eine der Grundpräambel der weltweit

aktiven Working Equitation, die kulturelle Eigenstän-

digkeit der einzelnen Nationen auch reiterlich zu reprä-

sentieren. Diese Präambel betrifft nicht nur die Ausrüs-

tung von Ross und Reiter, sondern geht so weit, dass

auch die teilnehmenden Pferderassen, wenn möglich,

die nationale Pferdezucht repräsentieren sollen. Auf in-

ternationalen Turnieren ist es beispielsweise nicht ge-

stattet, in einer anderen als der eigenen Nation entspre-

chenden Kleidung, Zaumzeug usw. teilzunehmen. Genau

aus diesem Grund wurde, auf unsere Initiative hin, ein

deutscher Offizierszaum reproduziert. Dieser hat sich

europaweit als Markenzeichen der Deutschen „Worker“

durchgesetzt. Wäre doch auch komisch, wenn die spa-

nische Mannschaft auf Sätteln aus der Camargue reiten

würde, oder? Kostümreiten lehnen wir kategorisch ab.“

Das Konzept des PV ist denkbar einfach: Bessere Zucht

durch besseren Sport. Pasopferde und deren Reiter

scheinen von ihrer Grundidee übertriebenen sportli-

chen Ambitionen zuwider zu laufen. Schließlich kann

man keinen Wettkampf im Genießen ausschreiben. Doch

bald schon stellte sich heraus, wie effizient dieses Kon-

zept ist. Eine Zucht ohne sportliche Leistungskontrolle

beraubt sich selbst ihres besten Selektionskriteriums.

So dient der Sport nicht nur dem Zweck einer gehobe-

nen Reitqualität, sondern auch als Mittel zum Zweck ei-

kunft“, große Anerkennung gezollt. Sehr froh war man

über die Tatsache, dass wir in Deutschland unter Tradi-

tion nicht das Nachbeten vorgestriger Weisheiten, nicht

Import-Folklore mit Poncho, Strohhut oder Zamarros

und auch nicht gedankenloses Pferdekarussell um einen

Palo verstehen, sondern die züchterische Bearbeitung

der alten Pasotugenden Fortaleza und Nobleza. Das Tra-

ditionskonzept ist also Pasopferd = Arbeitspferd (Reit-

pferd), die Zukunft liegt in der genetischen Fixierung

der Eigenschaften, die für das Reitpferde-Konzept we-

sentlich sind. Das ist Zukunftsarbeit mit den Pferden,

die uns die Bemühungen früherer Züchtergenerationen

beschert haben, eben „Tradition und Zukunft“. In die

gleiche Kerbe schlagen auch maßgebliche Pasozüchter

in Argentinien, speziell in der traditionellen Pasohoch-

burg SALTA (früher als Altoperu Teil des Vizekönigtums

Peru, die sogar in den letzten Jahren ihre Prüfungs-

ordnung umgestaltet haben, damit die alte Pasotugend

FORTALEZA, dort Rusticidad genannt, vor lauter Schau-

begeisterung hinten runterfällt. Daran hat mich wieder

der Bericht von K. Decruppe in der 2/2012 Ausgabe von

Pasollano News lebhaft erinnert. Der dort geäußerten

Empfehlung, sich mal die kritischen Artikel von C. Le-

cuona de Prat diesbezüglich zu Gemüte zu führen, kann

ich mich nur anschließen, besonders weil sie lebhaft an

die in den Jahren 1982 – 1992, dort wie in Peru, geführ-

ten heißen Debatten zum Thema gemahnen.

Alle Beteiligten sind sich über zuchtideologische

Grenzen hinweg einig, dass auf diesem Gebiet Hand-

lungsbedarf besteht. Mit einem reinen Fortschreiten

traditioneller, teilweise folkloristisch angehauchter Be-

urteilungskriterien aus dem Mutterland erweist man

dem Paso in Europa einen Bärendienst. In nächster Zu-

kunft sind verantwortungsbewusste Züchter gefragt,

die bereit sind, auf dem schmalen Grat zwischen Tra-

dition und Ketzerei zu gehen. Es geht darum, eine der

interessantesten Erscheinungen der Pferdewelt zu er-

halten, vielleicht zu verbessern und für unsere Bedürf-

nisse einzurichten.

In diesem Zusammenhang finde ich eine Bemerkung

von Stefan Baumgartner sehr bedenkenswert. Als einer

der Gründerväter der bei uns „neuen“ Bewegung der

WORKING EQUITATION wurde er in einem Interview

(EQUUS 1/2013) nach seinem Verhältnis zur iberischen

Tradition gefragt, die sich doch auch im Dress der Equi-

tationsreiter zeigen sollte. So heißt es im Reglement für

die Masterklasse beispielsweise, dass der Englische

Sattel zu bevorzugen sei, keine Verzierungen, Sätteln

Bessere Zucht durch besseren Sport

Noticiero14 2013 Noticiero 152013

wieder einen höheren Stellenwert bekommen. Nicht

jede Stute ist zuchttauglich und nicht jeder Hengst

muss eingesetzt werden.

Somit beinhaltet die Idee dieses Vorhabens zwei Schwer-

punkte unseres momentan dringlichen Zuchtauftrages:

Wir müssen die orthopädische Situation ernster neh-

men als bislang geschehen – auch wenn viele es nicht

mehr hören wollen. Der Käufer will gesunde Pferde und

keine Entschuldigungen.

Ein gutes Pferd hat nicht nur keine Farbe, sondern kann

auch gut auf eine Reihe anderer Attribute wie üppige

Mähne, geringe Abzeichen oder kleine Ohren verzichten.

Die gesamte Exterieurbeurteilung muss ausschließ-

lich unter funktionalen Aspekten erfolgen. Gut ist, was

funktioniert und haltbar bleibt.

Man muss das Freizeitpferd vom Stigma der Zweitklas-

sigkeit befreien. Der hochspezialisierte Extremsportler

ist zwar u. U. als Genreserve geeignet, er darf aber nicht

das Zuchtziel der gesamten Population werden.

Lebensleistung muss eines der angestrebten Zuchtziele

sein.

Wer die Spezialprüfungen der Töltiberer studiert - oder

besser noch absolviert – hat, wird ein Estrem bemer-

ken: die Vieseitigkeit. Ein Pferd, das im Distanzritt Här-

te beweist, in der Gangprüfung Variabilität zeigt und in

der Rittigkeit einen guten Eindruck hinterlässt, ist ein

Leistungssportler. Diesmal mit der Lizenz zum Züchten.

Die sportlichen Qualitäten eines Pferdes erkennt man

mit fünf Jahren, die Alltagstauglichkeit mit zehn und die

Gesundheit mit zwanzig Jahren. So kann ein Züchter im

Laufe seines Lebens für den wichtigsten Bereich der Zucht

vielleicht mal gerade drei Generationen überblicken.

Wer sich hier verschätzt, fügt der vielleicht interessan-

testen hippologischen Herausforderung großen Scha-

den zu: der Zucht des bequemen, ehrlichen und harten

Naturtölters. Das bekannte Motto gilt also auch umge-

kehrt: besseren Sport durch bessere Zucht.

So bleibt das Zuchtziel Pasopferd eine Idee mit vielen Facetten:

Eigentlich zuviel „Programm“ für die kleine europäi-

sche Pasogemeinde, aber im Zuge dieser PORZELLAN-

HOCHZEIT war es angezeigt, auf die Problematik hin-

zuweisen, zumal auch unsere argentinischen, einige

ner Zucht mit gesunden, leistungsfähigen und leichtrit-

tigen Pferden. Das „Ja“ zum Sport fällt umso leichter,

als in der Sportprüfungsordnung des PV für wirklich

jeden Geschmack etwas zu finden ist:

Die Zucht benötigt aber auch ausbildungs- und rei-

terunabhängige Beurteilungskriterien. In der Pasop-

ferde- Materialprüfung wird dem Pferd – analog der

FEIF-Prüfung der Isländer – gründlich auf den Zahn

gefühlt, und das bis auf zwei Stellen hinter dem Kom-

ma. Ergänzend legen Hengste die staatlich vorgeschrie-

bene Leistungsprüfung ab. Auch hier hat der PV einen

neuen Akzent gesetzt: Die bisherige Beurteilung nach

der Stoppuhr war wenig pasogerecht; eine Ausdauer-

prüfung mit Bewertung der Töltqualität dokumentiert

am ehesten die Leistung, die der Pasoreiter verlangt:

endlosen Tölt in seiner besten Form. Erfreulicherwei-

se finden die Zuchtprüfungen zunehmend Anklang auch

bei den Stutenbesitzern. In den vergangenen Jahren ist

die züchterische Basis durch zahlreiche Importe erfreu-

lich breiter geworden. Mit insgesamt mehr als zwanzig

Pasoschlägen in den südamerikanischen Ursprungs-

ländern ist einer züchterischen Rassenvielfalt auch bei

uns Tür und Tor geöffnet.

Ob es denn wirklich das schlechtere Wegenetz war, das

die Pasopferde in Südamerika überleben ließ, sei einmal

dahingestellt. Vielleicht verstehen die Südamerikaner

nur einfach mehr vom komfortablen Reiten. Die Idee

des Naturtölters ist jedenfalls eine große hippologische

Herausforderung. Nur: in der Biologie gibt es keinen

perfekten Endzustand, sondern bestenfalls einen be-

friedigenden Status quo.

Darum stellen wir erstmal fest bis wir vielleicht irgend-

wann noch klüger sind und einigen uns auf folgendes

Programm:

• Reinzucht ist kein Qualitätsmerkmal per se. Solange

in den Ursprungsländern die Stutbücher offen sind,

müssen wir nicht krampfhaft versuchen, an einem

Mythos zu stricken.

• Der Leistungs- und Gesundheitsaspekt muss in der

Pasopferdezucht vorrangig bleiben.

• Ein Zuchtziel darf sich nie auf die Ausprägung eines

Extrems, sondern nur auf die Vielzahl guter Eigen-

schaften definieren.

• Die Erhaltung vieler guter Eigenschaften erfordert

genausoviel züchterishcen Aufwand wie die Verbesse-

rung einer Einzeltugend.

• Die Selektion muss gegenüber der gezielten Anpaarung

Pasopferde“, Noticiero 2011) nicht nur auf taube Ohren

stößt. Mithin: Lasst uns die nächsten 20 Jahre im Zei-

chen der FORTALEZA angehen nachdem die ersten De-

kaden der weltweiten Pasozucht den idealen Pisos (i.e.

Gangvermögen) und Belleza (Schönheit und Eleganz)

gewidmet waren.

der peruanischen und manche der nordamerikanischen

Züchterkollegen zunehmend lauter ins gleiche Horn

stoßen. Manche „moderne“ Pasoexemplare scheinen

zu zeigen, dass diese Botschaft (siehe auch die Gedan-

ken dazu in „Die gute Botschaft vom neuen Feld“ aus

Noticiero 2009 oder „Bessere Zucht für besseren Sport“,

Noticiero 2010 bzw. „Fortaleza – Kardinalstugend für

Noticiero16 2013 Noticiero 172013

Nun beginnt der Rückimport des vielleicht aufregends-

ten Phänomens der Tierzucht: der Tölt kehrt zurück.

Seit Anfang der 1970er Jahre kamen kleinere Gruppen

von Pasopferden entweder direkt aus den Ursprungs-

ländern oder via USA zu uns. Nach einigen organisa-

torischen Fehl- und Frühstarts – das Pasopferd als

Über-Isländer oder für den reiterlichen Ignoranten;

folkloreüberladen; Zucht mit kleinster Population –

hat sich mittlerweile eine reiterliche und züchterische

Szene entwickelt, die weit über den Exotenstatus hin-

ausgeht. Mit etwa 1000 registrierten Pferden liegen die

Pasos unter den Gangpferden nach den Isländern an

zweiter Stelle.

Diese Position wird der Paso behaupten. Seine extreme

Typenvielfalt sichert ihm einen breiten Interessenten-

kreis. Der wetterfeste Wanderreiter findet sich in ihm

ebenso wieder wie der Show- und Sportreiter im Büh-

nenlicht. Der eine findet Gefallen an der traditionellen

Einbindung, der nächste an dem genetischen Töltpo-

tential – und alle begeistern sich für den Tölt in einer

Qualtiät, die keine andere Pferderasse der Welt für sich

in Anspruch nehmen kann.

Ein Pferd, genannt ASTURCON oder TIELDON.

Es handelte sich um Zelter ältesten Geblütes,

in dessen Adern sich das harte Geschlecht

der iberischen Nordpferde mit den Heißspor-

nen der Südsteppen inniglich vermischte.

... eine Stute mit Namen IBERICA, die Stammmutter al-

ler erfolgreichen Reitpferde der Alten und Neuen Welt.

Ihre Töchter ließen sich mit allerlei Hengsten orientali-

schen und germanischen Geblütes ein – so entstanden

die GENETAS, jene harten und begehrten Streitrosse ...

... ein Pferd namens ANDALUZ, das wegen seiner

Schönheit und orientalischen Abstammung von allen

bewundert wurde. Christoph Kolumbus nahm diesen

edlen Hengst bei seiner zweiten Reise in die Neue Welt

mit. Zusammen mit anderen adligen Pferden ....

Wie man sieht, besteht an Erklärungen, Theorien und

Mythen über die Entstehung der Pasopferde kein Man-

gel. In jedem Märchen steckt ein bisschen Wahrheit.

Welche Gene wann wo wie mitgespielt haben, lässt

sich kaum rekonstruieren. Es ist für das Verstehen des

Phänomens Pasopferd auch nicht erforderlich. Versu-

chen wir es mit einer Version, die der Wahrheit vermut-

lich recht nahe kommt.

In Nordwest- und Zentralspanien gab es harte Arbeits-

pferde vom Cobtyp (Jacas), die aus den sog. Protokalt-

blütern, also Wald- und Tundrenpferden und Protoo-

rientalen, den Südpferden, hervorgegangen waren. Ihr

Erbe ist heute noch in den Pasopferden präsent. In Süd-

amerika wurden sie mit (Vor-)Sorraiapferden gekreuzt,

die im Küstengebiet und in den savannenartigen Zucht-

regionen bevorzugt wurden.

Dass in Südamerika der Tölter als erklärtes Zuchtziel

gegolten hat, wird gemeinhin damit erklärt, dass in

Europa das bessere Straßennetz und das Kavalleriewe-

sen Trabpferde erforderte, während im unwegsamen (?)

En tiempos pasados – es war einmal

Der Werdegang der Pasorassen

Südamerika der Tölter das Fortbewegungsmittel der

Wahl war. Aber selbst diese Interpretation ist fragwür-

dig; sind doch auch in ganz Südamerika nur etwa 1/3

aller Pferde Tölter; hinzu kommen Heerscharen von

meist nichttöltenden Eseln und Mulis. In Peru z.B. sind

weniger als 1% aller Pferde als Caballo Peruano de Paso

registriert; nichtsdestoweniger gilt der Paso Peruano

als die nationale Pferderasse.

Wie viele Pferde aus Spanien nach Südamerika wirklich

gelangt sind, ist nicht mehr nachvollziehbar. Die kreo-

lische Pferdezucht wurde sehr schnell autonom. Schon

die Pferde, die Pizarro und Jiminez de Quesada bei ihren

Kolonialisierungszügen einsetzten, stammten aus ka-

ribischen und zentralamerikanischen Nachzuchten. Es

waren je nach Verwendungszweck die leichteren, rittigen

Asturcones, Marismenos oder Galicenos oder die kalibri-

geren Ibericos und Castellanos. Für die reine Zugarbeit

wurden Pferde vom schweren Villano-Typ eingesetzt.

Die Indios und Mestizen lernten schnell, aus verwil-

derten Kolonialpferden ein für ihre Zwecke geeignetes

Pferd zu züchten, dessen Nachkomme heute als „Caballo

Criollo“ bezeichnet wird (Diese Bezeichnung darf nicht

mit der offiziellen Rassebezeichnung „Criollo“ verwech-

selt werden; einer heutigen offiziellen Zuchtrasse mit

definiertem Zuchtziel).

Diese Criollopferde hatten sehr viel Gangvermögen

und Härte. Aus ihnen entstanden die caballos con paso

fino oder die caballos con paso castellano: elegante

Naturtölter mit der Genügsamkeit der nordspanischen

Bergponies, der Gangvariabilität von Trocha bis Ambla-

dura, die die mittelspanischen Jacas auszeichnet, und

der Rittigkeit der südspanischen Reitpferde. Cartuja-

nos, Estremenos und Andaluces wurden zur Verbesse-

rung von Adel, Ausdruck und Präsenz eingesetzt; damit

nahmen auch Stockmaß und Masse zu. Die Gangquali-

tät im Sinne des perfekten Naturtölters wurde dadurch

allerdings nicht positiv beeinflusst.

Die Ursprünge des CABALLO DE PASO sind also viel-

fältig. Der Begriff „Rasse“ im heutigen tierzüchteri-

schen Sinn ist kaum anwendbar. Was heute als „Rein-

zucht“ und „Rassetyp“ deklariert wird, entspringt eher

gedanklicher Fixierung auf das Objekt der Begierde

als tierzüchterischer Präzision. Zu groß wohl was das

Exterieur wie auch die Gangveranlagung angeht. Erst

seit kurzer Zeit bilden sich die Subtypen (modalidad)

in der Form heraus, die wir heute als „rassespezifisch“

oder „rassetypisch“ darstellen. Die Zuchtbücher wurden

erst in jüngster Zeit geschlossen (Paso Peruano: 1992,

Paso Fino: teilweise noch offen.). Die südamerikanischen

Züchter sind mit Sicherheit eher pragmatisch handeln-

de als bürokratisch verwaltende Menschen. Bei allem

Respekt vor biologischem und kulturellem Erbe sollte

man diese Tradition der Flexibilität beibehalten.

Zurück nach Europa

Aus unserem Blickwinkel liest sich die weitere Bio-

graphie der Pasopferde folgendermaßen: Die Töltver-an-

lagung wanderte in die Neue Welt aus, wurde dort erhal-

ten und verfeinert, während sie hierzulande ausstarb.

Paso Peruano, CONCuRsO NATIONAL, Peru/Lima

Noticiero18 2013 Noticiero 192013

Der Paso Peruano ist das bequemste Pferd der

Welt". Diesen Anspruch erhebt auch diese

Rasse. Verglichen mit anderen Rassen, ist

der Paso Peruano, besonders für Reitanfän-

ger, relativ einfach zu reiten. Das ist ja zunächst ganz

positiv! Allerdings hat diese Medaille auch eine Kehr-

seite! Eben gerade weil diese Pferde so bequem zu sit-

zen sind und ein sehr ausgeglichenes und freundliches

Wesen haben, ziehen sie eine unverhältnismäßig große

Anzahl von unerfahrenen und unsportlichen Reitern an.

Welchen Einfluss hat dies nun auf die Rasse? Leute, die

gerade wissen wo das Futter rein- und der Mist raus-

kommt, die mit einem Pferd, dessen Gangarten ihnen

körperlich etwas mehr reiterliches Können abverlangen

würde nicht zurechtkommen, schimpfen sich nach kur-

zer Beschäftigung mit unserer Rasse bereits „Experten"

und/oder „Trainer". Es ist eine Sache über ein Thema

viel zu lesen und zu wissen, solange dieses Wissen nur

für triviale Konversation während einer Cocktailparty

benutzt wird. Aber es steht auf einem gänzlich ande-

ren Blatt, diese theoretischen Kenntnisse in die Praxis

umzusetzen und sie anderen praktisch zu vermitteln.

Genau das ist nämlich die Crux an der Sache und im

Licht der Reitbahn trennt sich sehr schnell die Spreu

vom Weizen!

Ich bin der „Zeig mir" Typ. Ich lerne am besten von Leu-

ten, die Ihre Theorien auch in die Tat umsetzen. Aller-

dings gibt es eine ganze Menge, die besser schreiben als

reiten! Meiner Meinung nach, können genau die, die am

meisten schreiben tatsächlich reiterlich am wenigsten.

Dies trifft auch auf die Paso-Szene zu: Die produktivs-

ten und bekanntesten Autoren und Experten auf die-

sem Gebiet haben die wenigste praktische Erfahrung

Das interessiert den Aficionado

Was Sie schon immer über den Paso Peruano wissen wollten - aber Sie wussten nicht, wen Sie fragen sollten

Text: Donald Parker West

Paso Peruano, CONCuRsO NATIONAL, Peru/Lima

Noticiero20 2013 Noticiero 212013

mit dieser Rasse, falls sie überhaupt jemals ein solches

Pferd geritten haben. Ich bin immer wieder erstaunt,

dass sonst eigentlich sehr vernünftige Menschen an

jedem Wort dieser vermeintlichen Gurus hängen. Ich

frage mich, ob sie auch dem Ratschlag eines bankrot-

ten Finanzberaters so blind folgen oder sich auf einen

vorbestraften Anwalt verlassen würden?

Aber wir wissen alle, dass es in unserer modernen Welt

oft wichtiger ist, jemanden zu kennen als etwas zu wis-

sen. Dieses Gesetz gilt auch in der kleinen Welt des Paso

Peruano. Nationalität, Politik und Gesellschaft bestim-

men, wer wichtig ist und gehört wird - oder wer von

den Paso Peruano Päpsten und dem ihnen hörigen Ge-

folge nicht beachtet, geächtet oder gar verbannt wird.

Die heutige Paso Peruano Legende stammt aus der Zeit

als die ersten Tiere nach Amerika kamen, und diente

dazu den Status und den politischen Einfluss der Paso

Peruano Importeure und ihrer peruanischen Freunde zu

steigern. Über die Jahre hinweg wurde sie zu einem fes-

ten Bestandteil der populären Mythologie dieser Rasse,

so dass es jetzt ketzerisch wäre, diese zu hinterfragen

oder (noch schlimmer) als falsch zu bezeichnen.

Größtenteils wird die „Entstehungsgeschichte" der

Rasse und die Unantastbarkeit alles Peruanischen (ein-

schließlich der Menschen) für bare Münze genommen.

Wir Amerikaner sind ja so leichtgläubig, besonders

wenn etwas einen so romantischen Touch hat.

Außerdem möchten wir auch, dass andere an unserer

neu gefundenen „Religion" teil haben. Folglich hört man

dieselben Predigten immer und immer wieder, wie eine

Mantra wird sie von neu gewonnenen Aficionados wei-

tererzählt, gerade so als ob sie das „Wort Gottes" ver-

künden würden.

Jeder von uns hat etwas, das ihm besonders am Herzen

liegt. Sie bestimmt auch. Jeder hat auch Hoffnungen

und Träume, nicht wahr? Informativ und (hoffentlich)

lehrreich für andere, versuche ich hier auf meine Art

einige persönliche Dinge ein für allemal ad Acta zu le-

gen. Ich habe meinen Traum begraben, meinen Lebens-

unterhalt von der Zucht, Aufzucht und dem Training

von Paso Peruanos bestreiten zu können und verwende

meine Energie und Neugier auf andere Themen. Die eine

Tür schließt sich und eine andere geht auf! Ich werde

dem Paso Peruano immer sehr zugetan sein und hof-

fentlich auch Exemplare dieser Rasse besitzen und rei-

ten. Allerdings zeige ich auch offen meinen Frust über

die stagnierende Entwicklung der Population, über die

schlechte Vermarktung der Rasse und über die Weige-

rung der Leute amerikanische Trainer zu nutzen oder

auch nur anzuerkennen. Meine Paso-Karriere hat meine

physischen und finanziellen Ressourcen erschöpft. Die

Quintessenz meiner beruflichen Erfahrung mit dieser

Rasse: „Ich habe zu lange, zu hart für zu wenig gear-

beitet".

Jeder neuen Herausforderung begegnete ich mit dem

Satz: „Es sind die Steine im Wasser, die dem Fluss seine

Melodie geben". Ich kann sehr wohl behaupten, „dass

ich den Glauben niemals verloren habe". Ich habe mich

meiner Paso-Karriere mit Leib und Seele verschrieben.

Es sind die Höhen und Tiefen, die eine gute Ballade aus-

machen und ich kannte sie beide! Im großen und ganzen

lässt sich meine anhaltende Beziehung zu dieser Rasse

mit einem wunderschönem Stück melancholischer, ge-

fühlvoller Andenmusik beschreiben, die harmonisch

untermalt wird von dem paca-paca Rhythmus der Hufe.

Ich habe hunderte von Paso Peruanos besessen, gezüch-

tet, betreut und trainiert. Tagein tagaus, Jahr für Jahr,

15 lange Jahre habe ich so viele dieser Pferde getränkt,

gestriegelt, verarztet und mich um sie gekümmert, dass

ich mich an die genaue Zahl nicht mehr erinnern kann.

Ich habe ihre Hufe gepflegt, Ställe und Paddocks gemis-

tet, hunderte von Stuten decken lassen und eine stolze

Anzahl Deckhengste betreut ...ein überwältigender Pro-

zess in seiner Einfachheit. Verglichen mit der komple-

xen Welt unserer modernen menschlichen Beziehungen

ist der Umgang mit Pferden wie saubere, frische Luft.

Ich war bei der Geburt von Dutzenden von Fohlen da-

bei - ein Wunder, das nie aufgehört hat mich mit Ehr-

furcht zu erfüllen. Mehr als 15 Jahre lang war der Paso

Peruano mein Leben. Er war ebenso Beruf wie Beru-

fung. Ich war gleichzeitig Herr und Sklave.

Das Leben ist ein ewig währender Prozess und kein

Endprodukt. Ich weiß heute, dass das wichtigste an ei-

ner Reise nicht das Ziel, sondern die Reise selbst ist.

Wer nie etwas versucht, kann auch keine Erfahrungen

sammeln. Jemand ohne Erfahrung hat auch nicht ge-

lebt. Wer nicht gelebt hat, kann nichts wissen und wer

nichts weiß, kann auch kein Wissen vermitteln. lch

schreibe nur über Dinge, die ich selbst erfahren habe.

Wer nie etwas versucht, kann auch keine Erfahrungen sammeln

Paso Peruano

Noticiero22 2013 Noticiero 232013

lch hoffe, dass sie aus meinen persönlichen, teilweise

auf die harte Tour gemachten Erfahrungen lernen und

mein Wissen ihre eigene Entdeckungsreise zum Paso

Peruano etwas leichter und einfacher gestaltet. Ich

wünsche ihnen auf jeden Fall, dass sie immer ein gu-

tes Pferd auf dem Pfad des Lebens reiten - einen Paso

Peruano. Guten Ritt!

Von Anfang an war mir klar, dass ich Pasopferde züch-

ten wollte, die „schön anzusehen, komfortabel zu reiten

und unkompliziert im Umgang" sein sollten. Sie waren

nie ein Spielzeug oder ein Kuscheltier für mich, sondern

Lebewesen: Partner in meinen Abenteuern! Ich wollte

meine Pferde immer reiten. Zusätzlich zu den bereits

oben erwähnten Eigenschaften sollten sie hart sein.

Natürlich habe ich mein Zuchtziel nicht immer erreicht,

aber manchmal habe ich es sogar übertroffen. Nach 15

Jahren als professioneller Züchter und Trainer behaup-

te ich jedoch, dass wir unserem ursprünglichen Zucht-

ziel schon ein ganzes Stuck näher gekommen sind.

Eines der am häufigsten miß(brauchten) und am we-

nigsten verstandenen Wörter, das gerne von vielen

Aficionados und Verkäufern verwendet wird, um naive

Neulinge zu umgarnen und zu gewinnen ist das Wort

„Blutlinie". Ich habe einige der schlechtesten Exemplare

dieser Rasse für viel Geld den Besitzer wechseln sehen

wegen der „tollen Blutlinie", während wirklich gute und

gesunde Tiere nicht beachtet wurden aufgrund ihrer

weniger glorreichen oder bekannten Abstammung. Im

Gegensatz zu den Ratschlägen und dem Beispiel von

vielen modernen Paso Peruano Züchtern habe ich mich

weder einer einzigen Blutlinie ganz und gar verschrie-

ben noch habe ich versucht die negativen Eigenschaften

eines meiner Pferde durch die Anpaarung mit einem an-

deren zu korrigieren - nicht wenn dies bedeutet hätte,

sich andere noch gravierendere Fehler einzuhandeln!

Stattdessen habe ich mich ganz auf meinen Instinkt

und meine Erfahrung verlassen. Ich betrachte Pferde

immer als Ganzes und kreuze sie mit anderen „gan-

zen" Pferden, behalte nur die besten und verkaufe den

Rest. Durch diese Zuchtpolitik haben wir in West's Paso

Peruano Center von Generation zu Generation nur einen

bestimmten einheitlichen Pasotyp gezüchtet, was man

nur selten in den Herden anderer Züchter sieht. Gutaus-

sehende Eltern haben meistens hübsche Kinder. Was

den Rest angeht, na ja manchmal hat man eben Glück!

Eine alte Reiterweisheit besagt: „Man reitet nicht auf

dem Kopf". Das traf sicherlich zu als man das Pferd

noch als reines Transportmittel nutzte, aber heute ver-

bringen die Leute mehr Zeit mit der Bewunderung und

dem Putzen ihrer Pferde als mit dem Reiten, und wer

möchte schon ein hässliches Pferd? Ich bevorzuge ein

schönes Pferd mit einem feinen Kopf.

Diejenigen von uns, die Paso Peruanos mit schönen

Köpfen bevorzugen, werden immer bezichtigt, den Paso

Peruano zu „arabisieren". Da ist sicher etwas Wahres

dran - zumal Araber wirklich oft sehr schöne Köpfe ha-

ben. Allerdings können unsere Pferde feine Köpfe ha-

ben, ohne gleich wie ein Araber auszusehen. Ich möch-

te, dass meine Pferde schöne „Paso-Köpfe" haben. Wenn

Leute (die keine Ahnung von Pferden haben) behaupten:

„Eure Pferde sehen wie Araber aus" meinen sie damit

ganz bestimmt nicht, dass unsere Pferde lange, dünne

Schwanenhälse mit einem Hechtkopf haben oder flache

Kruppen mit hohem Schweifansatz. Nein, sie finden sie

ganz einfach edel. lch persönlich hätte auch lieber ein

Pferd mit einem hübschen Kopf, wenn ich die Wahl hät-

te. Sie doch auch?

Zusätzlich sollen unsere Pasos einen langen, lockigen

Behang haben. Die Farbe ist eigentlich nebensächlich,

solange sie nicht zu viele weiße Abzeichen haben. Na-

türlich möchten wir elegante, wohlgeformte Körper mit

ausreichend Gurtentiefe, einen kurzen Rücken, gerade

Beine und gesunde Hufe. Wir möchten unsere Pferde ja

für eine lange Zeit haben. Egal ob angebunden oder in

Bewegung unsere Pasos sollen atemberaubend sein.

Außerdem sollen sie auch „bequem zu reiten" sein. Das

Wichtigste am Paso sind seine Pisos - sein gleichmä-

ßiger, lateraler 4-Takt-Tölt (die weichste aller Gangar-

ten). Unsere Pferde sollen Pasollano von der perfekten

Versammlung bis hin zum schnellen Tempo gehen, ohne

den Takt zu verschieben. Die Zucht von Pasopferden, die

vom Typ her „vielseitiger" ausgerichtet sind und z.B.

einen besseren Trab, Galopp oder Paß zeigen, ist kon-

tra-produktiv und sollte unterlassen werden. Die Ein-

zigartigkeit des Paso Peruano (auch innerhalb der Paso

Szene) liegt in seinen genetisch tief verwurzelten Pisos;

d.h. die Eigenschaft des Paso Peruano unter dem Sattel

Die Farbe ist eigentlich neben-sächlich, solange sie nicht zu viele weiße Abzeichen haben

Paso Peruano Hengst FPd Proviciano

Noticiero24 2013 Noticiero 252013

Aber ganz allmählich passen sich die Leute der Realität

an und mit der Zeit siegt die Vernunft dann doch. Hof-

fentlich!

Ich habe mehr Paso Peruanos halfterführig gemacht

und geritten als es Sand am Meer gibt - manchmal ha-

ben sie auch mich „gezähmt". Jedes Tier hatte seine

eigene Persönlichkeit und ich lernte von jedem dieser

Pferde. Ich versuchte Geduld zu haben und viel von ih-

nen zu lernen. Meine Philosophie heißt: „Es ist schwer

aus Fehlern zu lernen, die man nie gemacht hat". Ich

habe mehr als genug Fehler begangen und habe teilwei-

se eine harte Schule durchlaufen, aber ich kenne auch

das Gefühl tiefer Zufriedenheit, die man in zahllosen

Stunden mit diesen wunderbaren Pferden erhält.

natürlichen TöIt zu gehen! Wenn wir diese aufs Spiel

setzen, haben wir alles verloren!

Abschließend noch einige Bemerkungen zu „unkom-

pliziert im Umgang". Brio ist ein heißdiskutiertes The-

ma. Er wird oft falsch interpretiert sogar von Paso

Aficionados. lch habe ausgewachsene Pasos vor Nervo-

sität zittern sehen, die sich vor Angst in ihre Boxen ver-

krochen haben, sobald sich ein Fremder. näherte. Ihre

stolzen Besitzer nannten dies „Brio"! Sorry - aber das

ist kein Brio, sondern Ängstlichkeit.

Die wirkliche Bedeutung des Wortes Brio habe ich von

einem Hengst namens Granadero gelernt. Er hat sei-

ne Leistungsbereitschaft an viele seiner Nachkommen

weitervererbt, einige davon reite ich heute noch täg-

lich. Sie sind weder Schoßhündchen noch nervös oder

ängstlich. Sie zittern nicht in Gegenwart des Menschen.

Sie sind etwas arrogant. Am besten arbeiten sie, wenn

man sie respektvoll behandelt. Sie werden niemals her-

kommen, um getätschelt zu werden, aber sie sind willig,

aufmerksam und haben Respekt vor dem Menschen -

an der Hand wie auch unter dem Sattel. Sie sind mutig,

wach und behalten die Nerven auch bei Dingen, die ih-

nen fremd sind. Sie sind voller Energie und Arbeitsei-

fer, immer bereit ohne jemals schwierig zu sein. Kurz

gesagt, sie haben Herz!

Für einen richtigen Pferdemenschen sind sie unkompli-

ziert! Aber diejenigen, die glauben sie könnten reiten,

wenn sie sich wie ein Sack von einem ruhigen, unter-

würfigen und ausgeglichenen Pferd herumtragen lassen

- für solche Leute hat diese Art Pferd schon eine ganze

Menge Temperament! Allerdings, jemand, der bereits ge-

lernt hat auf einem Pferd im Gleichgewicht zu sitzen,

mehr seine Schenkel und sein Gewicht als die Zügel ein-

zusetzen, der wird an der Energie dieser Paso Peruanos

seine wahre Freude haben. Das verstehe ich unter „Brio".

Der Paso Peruano ist nicht mehr das starke, zähe Ar-

beitspferd, das er einmal vor der Landreform war, ob-

wohl dies viele Freunde und Züchter dieser Rasse heftig

bestreiten. Der Paso Peruano war nicht das Endprodukt

eines ausgeklügelten und wohl durchdachten Lang-

zeitplans. Jahrhundertelang wurden Pferde nach dem

Prinzip „Survival of the Fittest" produziert. Die Pferde

wurden als Transportmittel und zur Überwachung der

Plantagenarbeit eingesetzt, ihre Funktionalität stand

an erster SteIle. Um ihre Arbeit verrichten zu können

mussten die Tiere hart sein.

Die Züchter des modernen Paso Peruano haben diese

Härte den bequemen und spektakulären Gängen geop-

fert. So wichtig diese Eigenschaften auch sein mögen,

sie können mangelnde Ausdauer nicht wettmachen. Vie-

le Paso Peruanos haben bereits als Jungpferde Fessel-

probleme. Das ist Tatsache! Eine genetische Schwäche,

die von Generation zu Generation weitergegeben wird.

Man kann sie nur verhindern, indem man die Tiere hart

arbeitet und diejenigen, die dem nicht Stand halten aus

der Zucht ausschließt.

Anfangs habe ich nur Peruanische Ausrüstung verwen-

det. Allerdings fand ich sehr schnell heraus, dass die

Sättel meinen Pferden überhaupt nicht passten. Die

steilen, geraden Sattelbäume hatten nur wenig Kon-

takt mit dem Pferderücken und waren somit unbequem

für die Pferde. Ich war viel zu weit weg vom Pferd, um

im Gleichgewicht sitzen oder Hilfen geben zu können.

Die Carona, die Lederdecke zwischen Pad und Sattel,

rutschte unter dem Sattel nach vorn, sobald ich berg-

auf ritt. Die Holzbügel und Retrancas (lange Lederrie-

men zu beiden Seiten der Guarnición) verhakten sich im

Gestrüpp. Diese Dinge waren nicht nur lästig, sondern

auch gefährlich. Stieg ich bei heftigem Wind vom Pferd,

flog die Pellerona davon, erschreckte das Pferd und

mein Ritt endete in einem Mini-Rodeo! Nirgends konn-

te ich Satteltaschen oder ein Vorderzeug befestigen. Die

Schnallen und Riemen gingen häufig kaputt, meistens

in den unpassendsten Augenblicken. Das Kopfzeug war

steif und genauso umständlich in der Handhabung wie

teuer in der Anschaffung. Sobald das Leder weicher

wurde, riss es auch schon. Man konnte es nicht reparie-

ren. Einige Teile, wie die Tapa ojos oder die Befestigung

am Reithalfter sowie das Bosal und die Führleine konn-

te ich überhaupt nicht gebrauchen.

Sehr bald ging ich dazu über mein peruanisches Outfit

zu „verschandeln“, indem ich andere Schnallen, Reit-

halfter, Führstrick, Steigbügel, Kopfzeug, Bosal, Na-

senriemen etc. verwendete und so meine ursprüngliche

Absicht „peruanisch" zu reiten in den Wind schrieb.

Schließlich gab ich völlig auf. Ich kam zu der logischen

Schlussfolgerung, dass der beste Platz für meine peru-

anische Ausrüstung nicht auf meinem Pferd war, son-

dern in meinem Wohnzimmer!

Zuerst brachte ich meine neuen Sättel zu den Shows

mit und zeigte sie dort Interessierten. Allerdings stellte

ich mit Erstaunen und zu meiner großen Enttäuschung

fest, dass zunächst nur wenig Interesse bestand. Ich

war vollkommen unvorbereitet, auf wieviel anfängliche

Zurückhaltung, Ablehnung, ja manchmal sogar Feindse-

ligkeit meine Idee stieß das peruanische Outfit zu ver-

bessern. Man hätte glauben können, ich hätte irgend-

ein Heiligtum entweiht! Alteingesessene Vorstellungen,

selbst wenn sie negativ sind, sterben nur langsam aus.

Der Paso Peruano war nicht das Endprodukt eines ausgeklü-gelten und wohl durchdachten Langzeitplans

Paso Peruano, CONCuRsO NATIONAL, Peru/Lima

Noticiero26 2013 Noticiero 272013

Anschließend untersucht der Autor selektiv verschiede-

ne Reit- und Ausbildungssysteme von der hethitischen

und griechischen Antike bis in unsere Zeit, wobei er

sein Augenmerk besonders auf dort empfohlenen Hals-

und Kopfstellungen richtet. Dabei kommt er zu dem Er-

gebnis, dass wohl die meisten Autoren früherer Jahr-

hunderte und Jahrzehnte für eine Beizäumung plädiert,

jedoch sich gegen eine markante Überzäumung ausge-

sprochen hätten. Die begrenzte Beizäumung sei regel-

mäßig als Basis für den Gehorsam bzw. die Kultivierung

des Pferdes verstanden worden.

Nach einigen grundsätzlichen Bemerkungen zur Ausbil-

dung stellt er nun die Aussagen von Anwendern und Be-

fürwortern der extremen Überzäumung vor. Dann stellt

er veterinärmedizinische Untersuchungen zum Einfluss

der Kopf- Hals-Position auf den Bewegungsablauf dar.

Aufgrund dieser Schritte kommt er dann zur Synthese,

die er mit „die kritische Analyse“ überschreibt. Diene

die Rollkur also wirklich, wie von ihren Befürwortern

behauptet, der Gymnastizierung, namentlich der Los-

gelassenheit des Pferdes oder eher lediglich einer voll-

kommenen Unterwerfung? Aufgrund zahlreicher Studi-

en, wie vor allem die der Universität Zürich aus dem

Jahre 2005 lege den Schluss nahe, dass die Rollkur al-

lein den Zweck habe, das Pferd zu unterwerfen.

Diese bedingungslose Unterordnung bedeute aber ei-

nen Widerspruch zu den „Ethischen Grundsätzen“

der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, die sich die

„größtmögliche Harmonie zwischen Pferd und Mensch

wünschten“.

Demnach dürfe die Überzäumung jedenfalls so lange

nicht angewandt werden, bis deren Folgenlosigkeit für

das Pferd nachgewiesen sei und nicht solange prakti-

ziert werden, bis zur zweifelsfreien Dokumentation

nicht hinnehmbarer physischer und psychischer Belas-

tungen.

Auch wenn eine echte Auseinandersetzung mit diesem

Buch hier nicht erfolgen kann, erscheint es dem Rezen-

senten wichtig, dass im vorliegenden Werk aufgezeigt

wurde, dass der Turniersport jedenfalls Gefahr laufe,

die Basis eines an der Natur des Pferdes orientierten

Trainings zu verlieren, wenn nicht schon verloren habe.

Das Buch ist sehr lehrreich und lesenswert.

Anm.: Siehe auch Noticiero 2009, Seite 27

In der Zeitschrift Equus Arabian (05.2012) wird das

Buch unter anderem von Ludwig Massmann wie

folgt besprochen: Es ist ein monumentales Werk

von 609 Seiten, das Heinz Meyer hier vorlegt. Der

Autor ist viele Jahre mit diversen Artikeln vor allem in

der Zeitschrift „Reiterrevue“ in Erscheinung getreten.

Schon von März 1980 bis März 1983 veröffentlichte er

dort eine Serie von Ausbildungsartikeln, die dann 1988

in Buchform unter dem Titel „Reiten und Ausbilden“ im

Olms-Verlag erschienen. Seit 1992 befassen sich seine

Veröffentlichungen mit dem Thema der Überzäumung

in tiefer Einstellung, die im Jargon genau so gerne wie

unpräzise mit dem Begriff „Rollkur“ bezeichnet wird.

Meyer setzt sich im Kern mit der Behauptung auseinan-

der, die Rollkur sei eine neue, auf heutige Erkenntnisse

vor allem auch der Tiermedizin basierende Methode,

die eine Verbesserung der Gymnastizierung des Pferdes

erlaube. Dies bedeutet, dass zum einen das Überzäumen

des Pferdes keine neue Methode darstelle, zum anderen,

dass sie dem Pferde nütze und nicht schade und somit

der konventionellen Reitlehre überlegen sei.

roll-Kurvon Heinz Meier

Die Überzäumung des Pferdes. Zwecke und Auswirkungen. Geschichte und aktuelle Diskussion.

Kalenderblatt von BANCO DE CREDITO, Lima/Peru

Noticiero28 2013 Noticiero 292013

RuGENDAs: La Fiesta de san Juan, Amancaes Hinweis: Die Fiesta de san Juan en Amanchaes war vor der Zeit des A.N.C.P.C.P.P. die Zentrale Pferdeshow / Vorläufer des Concurso National für Lima (24. Juni jedes Jahr)

Noticiero30 2013 Noticiero 312013

Die Einladung für CONFEPASO nach Panamá

City zu kommen stammte vom Vorstand

des Pasozuchtverbands ASOFINO und das

erwies sich als Segen für die Pasofinos co-

lombianos in Panamá, denn es war der entscheidene

Schritt, der die längst fällige Reunion mit der Schwes-

tervereinigung (warum man sich vor Jahren getrennt

hatte, wußte niemand mehr genau zu sagen) ASOPACO

zum Abschluß brachte. Das Beispiel, das CONFEPASO

durch die Zusammenarbeit so vieler Länder und so un-

terschiedlicher Vertreter von differenten Pasomodali-

täten den Panameños plastisch vor Augen führte, gab

doch vielen der Vorstandsmitglieder in beiden Vereinen

stark zu denken, deren Mitglieder ja schon vorher durch

zahlreiche Doppelmitgliedschaften überdeutlich signa-

lisiert hatten, dass sie eine weitere Trennung für wenig

sinnvoll hielten. CONFEPASO als Friedensstifter, auch

schön, oder? In wieweit auch die ersten Kontakte zu den

offiziellen Vertretern anderer Pasomodalitäten, insbe-

sondere Paso peruano und Paso iberoamericano, letzt-

In der Artikelserie »Aus Pasourzeiten« lesen Sie heute:

Panamá war eine Reise wert – Erste Begegnung mit dem Paso Iberoamerikano

Text: K. C. Otte

Paso Iberoamerikano Hengst Centenario II / Costa Rica

Noticiero32 2013 Noticiero 332013

ren aus Kolumbien oder Venezuela, die in Trocha- oder

Trote-Prüfungen vorgestellt werden greift dagegen das

Scheck-Verbot. Das ist für die Zukunft sicher eine et-

was unbefriedigende Regelung, hat sich CONFEPASO

doch vorgenommen, eine Vereinheitlichung der Regeln

und Vorschriften anzustreben und so zumindest eine

gewisse Harmonisierung zu erreichen. Mal sehen, was

der neue Vorstand da auf den Weg bringt.

Wirklich aufschlußreich wurde die Panamá-Reise für

mich als Aficionado erst dann, als es ins Landesinnere

zu einigen Haziendas ging. Panamá bei uns als Pferde-

land weitgehend unbekannt, ist für uns Pasoleute hip-

pologisch eigentlich sehr interessant. Einmal als Wiege

der Paso peruanos, stammten doch die Pferde Pizarros

und viele der Tiere seiner Nachfolger aus Panamá. Zum

anderen war Panamá nicht unwesentlich an der Ent-

wicklung des moderen Paso colombiano beteiligt, denn

es war bis 1914 ein Teil der früheren Republik Großko-

lumbien. Viele der zur Zeit des Vizekönigtums NUEUA

GRANADA und der in der früheren Republik Colombia

getätigten Pferdeimporte, vor allem solche von Pasos

aus Peru und Andalusiern aus Südspanien, kamen über

Panamá nach Kolumbien, wo sie ihren wichtigen Bei-

trag zur Entstehung der heutigen Trochadores bzw.

Paso finos dieses Landes leisteten.

Etwas merkwürdig und daher auch wiederum bemer-

kenswert verlief die Pasozucht in Mittelamerika (u.a.

Panamá, Honduras und teilweise Costa Rica) in jüngs-

ter Zeit. Die angestammte Rasse der Paso criollos bzw.

Paso costaricenses wurde von einer zunehmenden An-

zahl von Züchtern und Aficionados als zu „degeneriert“

betrachtet: Die Pferde waren den Leuten im Laufe der

Zeit einfach zu klein, zu unscheinbar und zu unsicher

im Tölt geworden. Je nach Neigung der Hazendados

wurden nun Paso peruanos, Paso colombianos, Caballos

andaluces oder Lucitanos importiert und entweder in

die bestehende Population autochtoner Pasos und

Criollos eingekreuzt oder rein weitergezüchtet (z.B. hat

Costa Rica neben Spanien eine der besten und größten

P.R.E.-Zuchten der Welt). Auf vielen Gestüten hat man

sowohl experimentiert als auch schlagrein weiterge-

züchtet mit dem Ergebnis, dass wir z.B. auf dem Gut

„El Rosario“ der Familie Aráuz in Penónome neben den

vier ortsüblichen Pasoschlägen (Paso criollo, Paso co-

lombiano, Paso peruano und Paso iberoamericano) auch

reinrassige P.R.E, Quarter Horses, Appalousa und Asil

Araber vorfanden und auch jede Art von Kreuzung die-

ser Pferde untereinander. Die Panameños sehen das

endlich zum gleichen Ergebnis führen werden, bleibt

abzuwarten. Die Attraktivität von CONFEPASO wäre für

sie natürlich viel größer (sie d. h. Paso iberoamericano

und Paso costaricense) wenn es schon ein Reglement

für sie gäbe wie bereits für die Peruanos, Finos Colom-

bianos, Trochadores, etc. Aber die Kollegen von CON-

FEPASO halten nichts von vorauseilendem Gehorsam,

sie meinen (zurecht) die Länder (Costa Rica, Argentina,

Ecuador, usw.) sollten erst der Organisation beitreten

und dann hätten die von ihnen gezüchteten Pasoschläge

auch ein Recht, im Internationalen Reglement vertreten

zu sein.

Schon eher spannend finde ich den Hinweis, den der

Vertreter der USA, Dr. Laracuente auch mit zahlreichen

wissenschaftlichen Gutachten untermauerte, dass es

bisher keinen Beleg dafür gibt, dass eine bestimmte

Farbe, bzw. spezielle Abzeichen oder Fleckungen des

Pferdefells irgendeine Beziehung zur Reitqualität des

betreffenden Pferdes haben. Die entsprechende Diskus-

sion entfachte sich an der unterschiedlichen Wertung

die Leute aus Südamerika und solche aus Europa oder

Nordamerika den Schecken oder stark gezeichneten

Pferden entgegenbringen. Ebenso läßt sich bisher kein

wissenschaftlicher Beleg dafür erbringen, dass weiße

Hufe schlechter seien als dunkle, denn das ist von Pferd

zu Pferd verschieden; es gibt Pasos mit schwarzen Hu-

fen, deren Hornqualität weniger gut ist als die der wei-

ßen Hufe eines anderen Individuum, und umgekehrt.

Sinnigerweise hatte kurz zuvor (s. Nuestro Caballo 1/98)

die Peruvian Paso Horse Registry of N.A. beschlossen,

künftig weiße Abzeichen an PP nicht mehr mit Straf-

punkten zu belegen.

Man einigte sich schließlich für die Pferde, die auf den

CONFEPASO-Meisterschaften auftreten sollen in der

Weise, dass jeweils die Klasse, in der sie gezeigt wer-

den maßgeblich für die zugehörigen Schaubedingun-

gen sein soll, d.h. also z.B. dass Pferde aus USA, die

in „Performance“ oder „Western Riding“, o. ä. gezeigt

werden sollen, auch gescheckt sein dürfen oder große

weiße Abzeichen haben können, ohne dass ihnen das

von den Richtern als Fehler angekreuzt würde. Bei Tie-

Panamá war nicht unwesentlich an der Entwicklung des moderen Paso colombiano beteiligt

Paso Iberoamerikano Wallach Nuno

Noticiero34 2013 Noticiero 352013

keineswegs „rein“ vererben, denn noch ist die Variati-

on zwischen den Typen nicht größer als innerhalb einer

Typpopulation. Die Aufteilung in verschiedenen Rassen

folgt als einem idiologischen, teilweise verbandspoli-

tischen Schema, entbehrt aber jeglicher biologischer

Grundlage.

Man ist leider schnell geneigt, etwas bisher unbekann-

tes als „schlechter“ abzutun, als das bisher gewohnte.

Es lebe die Liebe zur Tradition. Auf der anderen Seite

kennt nicht nur die Tierzucht, speziell die Pferdezucht,

das Phänomen der „unbekannten Gleichzeitigkeit“, will

heißen, an verschiedenen Orten haben Züchter und Rei-

ter unabhängig voneinander gleichzeitig erkannt, dass

sie mit ihren bisherigen Möglichkeiten nicht weiter-

kommen. Man importiert, man experimentiert, man re-

üssiert. Bei den Pasopferden auch in neuerer Zeit ganz

eklatant: Puertoricaner importieren Pasos colombianos

und kreieren den neuen „Paso fino de America“; Argenti-

nier, Panameños oder Ecuadorianer verwenden Paso pe-

ruano - Hengste und „veredeln“ auf diese Weise ihre von

ihnen als schon etwas „degeneriert“ angesehenen Paso

criollos oder Kolombianer und Costarikaner kümmern

sich vermehrt um die Zucht von iberischen Pferden und

testen erfolgreich deren Eignung als Blutauffrischer

für ihre Landrassen. Es ist eher unwahrscheinlich, dass

einer vom anderen abgeguckt oder kopiert hat, denn

vor 50 - 60 Jahren waren multimediale Möglichkeiten

gering, Nationalstolz und Züchterdünkel aber wurden

groß geschrieben. Alle hatten sie „das beste Pferd der

Welt“ und erklärten es gleich großspurig zum „nationa-

len Kulturgut“. Wir heutigen profitieren von der so ent-

standenen Pasovielfalt und sollten uns darüber freuen,

dass freizügige Verwendung von Pasopferden jedweder

Nationalität genauso zur „Pasotradition“ gehört, wie

die Selektion auf Brio, Gangvermögen oder Schönheit.

Die in Panamá, und ganz Mittelamerika, angetroffene

Rassenvielfalt auf der Basis der spanischen Kolonial-

pferde erinnert uns daran, dass die Pasowelt keines-

wegs einfach in zwei Lager teilbar ist, hier die Gerech-

ten (d.h. meine „Pasorasse“ - Fino oder Peruaner je nach

Glaubensbekenntnis) und dort die Verdammten (die

relativ pragmatisch: Für die Rinderarbeit kreuzen sie

Quarter oder Iberer in ihre Landschläge ein; für beque-

mes Reiten verlassen sie sich auf die Pasopferde und

in den Schauen sehen sie am liebsten iberische Pferde

mit möglichst so viel Knie- und Hankenaktion, so dass

selbst Hackneys blaß vor Neid werden könnten. Um die

Sprach- und Rassenverwirrung noch größer zu machen,

nennen die Leute ihre Pferde „Criollos finos“ wenn sie

guten Tölt zeigen, also viel Peruaner- oder Kolombianer-

Blut führen. Mit „Criollo de Trote“ ist meist die erste Ge-

neration aus einer Criollo x Iberer - Kreuzung gemeint.

Daher wurde der Caballo / Paso iberoamerico ursprüng-

lich als Arbeitspferd von den iberisch orientierten Tradi-

tionalisten in vielen mittelamerikanischen Pferdezuch-

ten geschaffen (der „Yankee“- orientierte, sogenannte

moderne Pferdezüchter verwendete dafür Quarter Hor-

ses oder „Apaluza“). Auf der Basis der Criollos cento-

americanos mit iberischen Hengsten ( Lusitanos / An-

dalusier) begründet sich heute auch eine mehr oder

weniger ausgeprägte Schauszene. Dazu begann man mit

verstärkter Knie- und Hankenaktion die spektakulären

Gänge der Iberer immer mehr zu fördern und damit die

Töltveranlagung wieder zu vernachlässigen. Heute wer-

den überall neben den Ursprungsrassen Paso criollo

und P.R.E. auch Caballos iberoamericanos (im Typ eines

kolumbianischen Trote/Galope) und Pasos iberoameri-

canos (im Typ eines aktionsbetonten Trochapferdes) in

ganz Mittelamberika gezüchtet. Relativ zahlreich ver-

treten sind auch Pasos vom Schlag eines Paso argenti-

no, die durch Verwendung von Paso peruano - Hengsten

für Paso criollo - Stuten entstehen; eine organisier-

te Zucht (mit Verband, Stutbuch und Regelwerk) fehlt

diesen Pasopferden allerdings noch, während die Paso

iberoamericanos genausogut etabliert und amtlich an-

erkannt durch Asociaciones vertreten sind, wie die Paso

peruanos oder die Paso finos colombianos. Über die

Paso iberoamericanos wird sicher noch mehr zu sagen

sein, da sie eine für Europa sehr reizvolle Pasovariante

darstellen. Sicher aber ist, dass sie mit ebenso viel Fug

und Recht als eigene Modalität, Subrasse oder „Rasse“

bezeichnet werden können, wie ein Paso argentino, ein

Caballo de paso de ecuador oder ein Paso fino colom-

biano, etc. Vom Standpunkt eines Tierzüchters sind

diese allerdings alle keine eigenen Rassen, da sie sich

Wir heutigen profitieren von der so entstandenen Pasovielfalt

Vieles von der Traditions- propaganda ist mehr geschickte Geschäftspolitik als echte Zuchtphilosophie

Ketzer der Gegenseite) sondern dass die Lateiner sehr

pragmatische Leute sind, die hervorragend ihre eigenen

Bedürfnisse mit der Realität der Umwelt zu versöhnen

wissen, und wenn das einer besonders pfiffig kann, nen-

nen ihn die Peruaner „Criollo“. So kürzlich geschehen in

Peru als das so bombastisch wieder Mal geschlossene

Stutbuch kurzerhand durch die Schaffung eines Vorbu-

ches wieder geöffnet wurde. Sie sind selbst also weit-

aus realistischer als sie gläubigen Gringos gerne einre-

den, und vieles von der Traditionspropaganda ist mehr

geschickte Geschäftspolitik als echte Zuchtphilosophie.

Man nennt das auch nicht Outcross, Fremdzucht oder

Kreuzung, wenn man geeignete Individuen aus der Lan-

deszucht (i.e. Paso criollos) zur Zucht verwendet, son-

dern Blutauffrischung. Was sie selbst bisher, und alle

ihre lateinamerikanischen Kollegen immer schon ge-

macht haben, führten die Peruaner also durch die Hin-

tertür eines neuen „Registro Absorbente“ wieder ein:

Gott sei Dank. Und was sie in Südamerika „degenerado“

nennen, ist nicht eigentlich degeneriert in unserem Sin-

ne einer Krüppelzucht oder eines Erbschadens, sondern

heißt eigentlich „etwas aus der Art geschlagen“, womit

bedeutet wird, dass dies liebe Tier wohl nicht mehr

ganz den modernen Vorstellungen entspricht, somit ge-

ändert, umgezüchtet, veredelt, was sie wollen, werden

muss. Wir sollten daher auch unsere hiesige Pasozucht,

die großenteils andere Ziele verfolgt, als die in Panamá

oder Puerto Rico unter den Werbespruch von Holger

Jung belassen:

„GUT sein, nicht SCHLECHT machen“

Paso Iberoamerikano Hengst Jupiter | Costa Rica

Noticiero36 2013 Noticiero 372013

Als der Pasopferde Verband 1993 ins Leben ge-

rufen wurde, hatten alle Initiatoren langjäh-

rige einschlägige Erfahrung mit Pasopferden

und deren sportlichem Einsatz einzubringen.

Der Züchter benötigt ein Instrument zur Kontrolle des

Zuchtfortschritts; dazu dienen Leistungswettbewerbe.

Wenn aber Sport und Genießen so eng beieinander lie-

gen wie bei den Pasopferden, muss eine Prüfungsord-

nung sehr gut ausgetüftelt sein. Die Prüfungen müssen

rasse- und typgerecht sein; sie müssen bezüglich der

Leistungsfähigkeit des Pferdes aussagekräftig sein; das

folkloristische Element soll eher klein sein und letztlich:

die Prüfungen müssen auch dem Reiter Spaß machen.

Platz oder Gelände?Die Palette der Pasopferde ermöglicht sprotliche Betä-

tigung in jedem Sektor: vom Langstreckenritt bis zur

artistischen Präsentation im Schauring, von der hoch-

spezialisierten Gangprüfung bis zum Westerntrail.

Damit der ewige Streit darüber, ob die zuverlässige

Ausdauerleistung oder die athletische Spitzenleistung

wichtiger ist, die Gemüter nicht weiter bewegt, wurde

in der Prüfungsordnung (SPO) eine Trennung nach In-

teressen- und Veranlagungsschwerpunkten eingeführt.

Im internen Jargon sind dies die Platzprüfungen (Gang-

prüfungen, Rittigkeitsprüfungen) und die Geländeprü-

fungen (Streckenritte, Trail, Arbeitsprüfungen).

Die Gangprüfungen bilden das Kernstück der SPO. Sie

finden auf der Ovalbahn statt. In der Prüfung G 1 wird

der Paso Peruano in seinem Paradegang, dem Pasollano,

vorgestellt. Die G 2 verlangt den Pasollano in drei deut-

lich differenzierten Tempi. Es ist sowohl eine Frage der

Veranlagung des Pferdes wie seines Ausbildungsstan-

des, welche der beiden Pasollano-Prüfungen in Frage

kommt.

Die rassetypischen Prüfungen für Paso Finos sind die

Pleasureprüfung G 4, die Performanceprüfung G 5 und

die Classic Fino-Prüfung G 6. Auch hier ist die Veranla-

gung des Pferdes entscheidend. Wo das Pleasure-Pferd

zuverlässig und eher gelassen seine Aufgaben erfüllt,

sprüht das Performance-Pferd vor Arbeitseifer. Auch

hier werden deutliche Tempounterschiede (Paso Corto

= versammelter Tölt; Paso Largo = Arbeitstempo Tölt)

erwartet. Der Classic Fino hat demgegenüber kaum Am-

bitionen, von der Stelle zu kommen: Tölt in höchster

Versammlung mit minimalem Raumgewinn – für den

Reiter ein Genuss, vergleichbar mit Piaffe und Passage.

Für die nichttöltenden Fino-Varianten (Trochador =

Trabtölter; Troton Galopero = Trab ohne Schwebephase)

gibtes ebenso eigene Gangprüfungen wie für die Paso

Partbreds.

Besondere Highlights der Turniere sind immer wie-

der die rasseübergreifenden Gangprüfungen. Bei

Naturtölter- und Dreigangprüfung vergleichen die

Aficionados gerne „ihre“ Rasse mit der Konkurrenz. Bis-

herige Bilanz: das bessere Pferd gewinnt.

Die Rittigkeitsprüfungen E, A und L sind in Aufbau und

Anforderungen an die vergleichbaren Prüfungen der

europäischen Dressurreiterei angelehnt. Auch wenn sie

bislang kein Publikumsmagnet sind, zeigen sie doch,

dass man auch als Dressurreiter mit dem Paso eine be-

friedigende sportliche Betätigung findet.

Die Trailprüfungen werden zwar auf dem Turnierplatz

durchgeführt, zählen aber sinngemäß zu den Gelände-

prüfungen, weil hier in konzentrierter Form und abge-

stuften Schwierigkeitsgraden (T 1 – T 4) das verlangt

wird, was das Pferd im Gelände an Nervenstärke und

Ausbildung benötigt. Die Versatility beinhaltet neben

Trailelementen auch Komponenten der Gangprüfungen

und der Dressur, so dass man sie als kleine Vielseitig-

keitsprüfung einstufen darf.

Die großen Vielseitigkeitsprüfungen (Prueba de trabajo

= Arbeitsprüfung) sind die Königsdisziplin des Rei-

tens mit Pasopferden. Nach einem ausgewachsenen

Streckenritt über 25, 35 oder 45 km müssen die Proban-

den ihre Gangqualitäten in einer Gangprüfung unter

Beweis stellen; ihr gutes Benehmen wird im Trail über-

prüft und Pferd und Reiter müssen sich auch mit den

Grundlagen des Dressurreitens auskennen. Die Prue-

bas sind die vielseitigste, interessanteste und sympa-

thischste Herausforderung an Pferd und Reiter.

Bei Pasoturnieren werden teilweise auch Jungpferde-

und Zuchtprüfungen ausgeschrieben. Die Halfterprü-

Sport, Spiel, Spannung

fungen der Jungpferde haben teils den Charakter einer

Nachzuchtschau, teils sollen sie die sinnvolle Beschäf-

tigung mit Jungpferden zur Vorbereitung auf ihre spä-

tere Karriere dokumentieren.

Die Sportprüfungsordnung – für jeden etwasAlle sportlichen Erfolge werden dokumentiert und am

Jahresende zur High Point-Liste zusammengefasst.

Die Wertung erfolgt getrennt nach Rassen und nach

Platzprüfung/Geländeprüfung. Schon jetzt ist das High

Point-Register ein aussagekräftiges Dokument der kon-

tinuierlichen Turnierarbeit; sein Wert wird mit jedem

Jahrgang größer.

Die populärste aller Prüfungen allerdings ist und bleibt

ein fröhlich-feuchter Geschicklichkeitstest, bei dem Sekt

gleich literweise vernichtet wird. Die abendliche Copa de

Champan rundet das Pasoturnier ab. Da Sekt mit Sport

wenig und mit Zucht fast nichts zu tun hat, wurden Prü-

fungen dieser Art aus der eigentliche SPO herausgenom-

men. Für das südländische Ambiente des Pasoturniers

sind sie nichtsdestoweniger unentbehrlich.

Kaja stührenberg mit Paso Iberoamerikano Nuno

Noticiero38 2013 Noticiero 392013

der nächsten Ausgabe. Wenn es dringlicher ist, der wen-

det sich an den PV.

4. Es ist Sache des Stutenbesitzers, sich nähere Infor-

mationen über die Hengste einzuholen, bzw. liegt es in

der Hand der Hengstbesitzer, die Stutenhalter durch

aussagefähige Anzeigen besser zu unterrichten. Gewis-

se Anhaltspunkte zur Einschätzung eines Hengstes lie-

fert auch die entsprechende Materialprüfung (PV bzw.

IGV) oder eine Auflistung in den jeweiligen Top Ten /

High Point Listen.

5. Dieses Hengstverzeichnis ist somit nur als Orientie-

rungshilfe für Stutenbesitzer gedacht, kann aber detail-

lierte Auskünfte durch den Hengsthalter nicht ersetzen.

Fragen Sie besonders nach speziellen Voraussetzungen,

die Ihre Stute zu erfüllen hat und erkundigen Sie sich

ausdrücklich danach, ob der von Ihnen ausgesuchte

Hengst ordnungsgemäß Körung und Leistungsprüfung

absolviert hat und ob er von einer anerkannten Züch-

tervereinigung betreut wird, damit ihr Fohlen seine

amtliche Zuchtbescheinigung bekommt (wie Abstam-

mungsnachweis; nicht nur Geburtsbescheinigung, die

übrigens die mehrfache Gebühr kostet). Beachten Sie

1. Es sind nur die Hengste angegeben, deren Besitzer

der Redaktion bekannt sind. Auf Antrag können auch

andere aufgeführt werden. Das gilt auch für Partbred o.

a. Hengste die für Pasostuten offiziell zugelassen sind.

Die Eintragung in diese Liste ist nicht an eine Mitglied-

schaft beim PV gebunden und für den Hengstbesitzer

kostenlos.

2. Die Redaktion ist nicht für die Vollständigkeit der

Liste verantwortlich; schon bei früheren Veröffentli-

chungen der Hengstliste wurden die Hengsthalter um

ergänzende/korrigierende Angaben gebeten. Das gilt

sinngemäß auch für die Anschriften der Hengsthalter,

die den Züchterverzeichnissen von PV, PFAE, PPE, PCI

oder IGV zu entnehmen sind.

3. Die Aufnahme in die Liste bedeutet in keinem Fall

eine Bewertung des Hengstes, daher sind auch weder

bei K = Körung noch bei LP = Leistungsprüfung die er-

zielten Notenergebnisse vermerkt. Wo keine Jahreszahl

angegeben ist, sind die entsprechenden Daten noch

nicht bekannt bzw. die Prüfungen wurden noch nicht

abgelegt. Hengste die nach dem Erscheinungsdatum

der Liste gekört wurden, erscheinen normalerweise in

Vorbemerkungen von: Dr. Kai. C. Otte

Pasopferde

Hengstliste

Aegidienberger Hengst someroBesitzerin: Marie Wendelwww.berghof-rod.de

dabei, dass für in Deutschland geborene Pferde auslän-

dische „Papiere“ wertlos sind, da sie laut FN-Beschluss

von den hiesigen Zuchtverbänden nicht anerkannt wer-

den sollten. Die Zuchtbescheinigung muss also EG-weit

von der für den Geburtsort des Fohlens zuständigen

Züchtervereinigung (i.e. Zuchtverband) ausgestellt sein,

um Gültigkeit zu haben. Auch stellt der Equidenpass

als solcher weder eine Eigentumsurkunde noch eine

Zuchtbescheinigung dar sondern dient ausschließlich

veterinär-polizeilichen Zwecken.

6. Vor allem möchten wir alle Hengsthalter, die ihren

Hengst in dieser Liste nicht wiederfinden, nochmals

auffordern, sich umgehend mit uns in Verbindung zu

setzen, damit sie in einer Neuauflage der Hengstlis-

te berücksichtigt werden können. Die Einteilung der

Hengste entsprechend ihrer Pasorasse (Modalidad nach

Confepaso) entspricht der ZVO-FN von 2006. Demnach

werden bei den der FN angeschlossenen Züchterverei-

nigungen vier verschiedene Zuchtbücher für Pasopferde

geführt: CP; PF; PI; und PP.

7. Die Abkürzung für Farbe und Abzeichen im vorlie-

genden Verzeichnis sind E. Meyer: „Farbe und Abzeichen

bei Pferden“ (1981) entnommen. Bei der Angabe von Suf-

fixen/Präfixen haben wir uns an den üblichen Modus an-

gelehnt. Leider wird das nicht konsequent angewandt,

so dass immer wieder Verwechslungen vorkommen. Bit-

te melden Sie auch Ihr eigenes Züchterzeichen bei den

Registerstellen der Zuchtverbände bzw. Pasovereine an.

Aus datentechnischen Gründen werden alle Züchterkür-

zel dem Pferdenamen nachgestellt, anders also als in

den Ursprungsländern oder in den USA üblich. Offiziell

anerkannt sind nur die Suffixe bzw. Präfixe die über die

FN (beim Zuchtverband einreichen) der International

Registry gemeldet oder im FN Register verzeichnet wur-

den. Pferdenamen mit offiziellem Kürzel gelten lebens-

lang, d.h. müssen auch nach eventueller Namensände-

rung in Klammern stets mit angegeben werden.

8. Bekanntlich braucht man zum Züchten Hengst und

Stute. Bedenken Sie bitte bei einer geplanten Erstbede-

ckung Ihrer Jungstute, dass in der freien Wildbahn nur

1% der zweijährigen und erst 35 - 40% der dreijährigen

Nachwuchsstuten zur Fortpflanzung kommen. Es mag

zwar aus wirtschaftlichen Gründen interessant sein,

zwei- oder dreijährige Stuten zu bedecken, dem natür-

lichen Verlauf entspricht es nicht. Artgerechte Haltung?

Verantwortungsvolle Zucht?

9. Nicht den Erstbesten! Ein trefflicher Aufruf, den

man immer wieder in Pferdezeitschriften lesen kann.

Pasopferdebesitzer haben die Möglichkeit, die Quali-

tät des von Ihnen vorselektierten Hengstes näher unter

die Lupe zu nehmen. Fragen Sie nach absolvierten Ma-

terial- oder Turnierprüfungen! Fragen Sie sich und den

Besitzer warum man diesen oder jenen Hengst nie im

Arbeitseinsatz zu sehen bekommt.

10. Vergessen Sie nicht: Um evtl. Fehler Ihrer Stute

ausgleichen zu können, darf der Hengst nicht sozusa-

gen den „Gegenfehler aufweisen“ (z.B. ein langer Rücken

- sehr kurzer Rücken; zu steile Fessel - horizontale Fes-

sel), sondern er sollte die zu verbessernde Eigenschaft

möglichst optimal ausgeprägt haben. Das „Milch-Kaf-

fee-Prinzip“ geht in der Pferdezucht langfristig mit Si-

cherheit in die Hose.

11. Um der in Punkt 10 gestellten Falle zu entgehen,

müssten Sie natürlich schonungslos über Ihre Stute/n

Bescheid wissen. Selbstverständlich kennen Sie sie, aber

vielleicht ist das Urteil einer Fachkommission trotzdem

interessant: Die Pasopferdematerialprüfung ist da ein

guter Tipp. Auch 2007 haben Sie mehrmals die Möglich-

keit, Ihre Stute/n entsprechend vorzustellen. Sie sollten

eine der Gelegenheiten nutzen (siehe Terminkalender

der verschiedenen Pasovereine bzw. Zuchtverbände).

12. Der richtige Hengst ist der, der am besten zu Ih-

rer Stute passt. Das ist sicher trivial, kann aber nicht

oft genug betont werden. Denn das „passen“ hat nichts

mit der Entfernung zwischen Hengst und Stutenstall

zu tun. Und auch nichts mit Mode („der ist doch chic“)

oder Seltenheit („den hat noch niemand“). In jedem Fall

hat der „richtige Hengst“ zumindest die HLP absolviert

und ist in der High-Point-Liste möglichst weit oben zu

finden, denn ein Vatertier ohne dokumentierte Leistung

sollte in keinem Falle in Erwägung gezogen werden.

Es hat immer Gründe, die Züchter bedenklich stimmen

müssen, wenn Hengste nicht geritten werden. Allein das

Alter ist keine ausreichende Lebensleistung!

„Zuchterfolg ist kein Zufall, man muss den Weg

dorthin Stufe für Stufe erklimmen“

Kontaktadressen

• www.pasopferde-verband.de

• www.pfae.de

• www.ppe.abit.de

• www.pasoclubinternational.com

oder bei den Geschäftsstellen der Pasovereine

Noticiero40 2013 Noticiero 412013

Paso Peruano - PPName / Jahrgang Farbe Vater / Mutter Züchter Besitzer K / LP*

Armatan EA1990

Braun RyR GalileoMM Maria Almandra

E.A. LlonaPeru

K. DecruppeNuthe

K = 2010LP=

Arriba SMC2002

Brauner Antar SRVSalida del Sol M

Stone MountainCreek, ( C )

Gest. RiedwiesenhofReiskirchen

K = 2007LP=

Baccarat CSM1997

Fuchs GalanteQuien Sabe CSM

CSM Frankreich A.u.V. TschümperlinBaar - CH

K = LP=

Bailarin MP1990

Fuchs Bonni HBSonata DLG

M. PlagAsbach

Ariane GlaessAsbach-Ditscheid

K = 1993LP= 1994

Bailarin del Sol CSM1997

Fuchs GalanteSalida del Sol CSM

CSM Frankreich R. KellerRosbach

K = 2001LP=

Barniz Negro2006

Rappe Biru AzulParlatina RBV

Peru Ariane GlaessAsbach-Ditscheid

K = 2008LP=

Bolero CMG2003

Brauner Armatan EADiva FTB

C. GrittiItalien

BoersBelgien

K = 2009LP=

Boquito MK2006

Brauner Jeque RDLFBerenice MK

GestütNaafbachtal

T. MundtKempten

K = 2009LP=

Brillante CSM1997

Fuchs BoleroMarquesa CSM

CSM Frankreich A.u.V. TschümperlinBaar - CH

K = 2010LP=

Carpera Guairuri Brauner Manantial RMPN.N. - MOH

Peru Felipe WeissWihr au Val, F.

K = 2010LP=

Diamente PK2003

Falbe RDS-Domingo ReyJumera HB

Petra KüenziCH-Wangem

S.v. KeitzGräfenheinrich

K = CH 2006LP=

Domingo de Mayo RDS1991

Fuchs Domingo RDSCinco de Mayo

R. Del SolarKalifornien

A.u.V. TschümperlinBaar - CH

K = 1995LP= 1997

Domingo Rey RDS1992

Brauner Rey de ReyesLunascia

R. Del SolarKalifornien

VoigtländerErlbach

K = 1995LP= 1997

Duende PT1999

Palomino Garrido EMLDiana DLG

Piehler/ThomasRittmarshausen

Piehler/ThomasRittmarshausen

K = 2003LP=

El Destino PVF2007

Brauner Don Miguel EAATent a Dora PDP

U.S.A. M.v. MeerNienover

K = 2011LP=

Emperador GK1994

Falbe Sokrates ERMFineza de Ica CWE

G. KnörzerGB

S. SchraderGrethen

K = 2003LP=

Exposito MK2008

Brauner Altivo KCON.N. MK

Gestüt Naafbachtal

M. WendelRott

K = 2010LP=

Expression EML2000

Fuchs Elegante HBExquisita DLG

E.+M. LunzLonnerstadt

M. SteinerDischingen

K = 2003LP=

Faldero HB1998

Palomino Fantasma BlancoLa Vanessa

H. BargholzHagen

D. ZimmermannBurgwalbach

K = 2003LP= 2003

Fantoche MP2000

Brauner Feliciano GKSonata DLG

M. PlagAsbach

A. GlaessAsbach

K = 2002LP=

Flagrante PT1996

Brauner Omyx DLGFresa CC

Piehler-ThomasGleichen

Piehler-ThomasGleichen

K = 2000LP=

Flor del Cardon Tupac1994

Brauner Indio PZBraceador Electra

J. R. RodoAR

A. RameschNetphen

K = 1999LP=

Futuro FTP2003

Brauner Oro de Ica HNSFutura OV

F. ThorndikePeru

M.v. MeerNienover

K = 2011LP=

Gallego MK2000

Rappe Feliciano GKGalactica RyR

Micheline KleinGestüt Naafbachtal

D. V. BülowNienburg

K = 2003LP=

Gallito EMV Brauner Moreno MKGranada

Ilona PrößdorfThüringen

K = 2009LP=

Galpon R & R1996

Fuchs Principe AE La SolanaGala R & R

R. RissoUSA

P. KuenziWangen – CH

K = 1998LP=

Garrido EML1993

Palomino Trovador JJB KFGenoveva PV

E.+ M. LunzLonnerstadt

M. BoeringerWagenfeld

K = 1997LP=

Geronimo EML1994

Palomino MercurioGenoveva PV

E.+ M. LunzLonnerstadt

G. BoutonMünchen

K = 1997LP=

Gaseoso SR2008

Creme Gitano Suave RVFelischa Timbalero

USA Gitta Ber K = 2012LP=

Gaucho EK2007

Braun Ellen KorsgaardHorsholm, DK

E.K. K = LP=

Gitano Suaverv2003

Falbe Flamenco GKNaranja DLG

R. VerchKleve

J. PerniceEußerthal

K = 2006LP=

Graciliano KSS2004

Palomino Garrido EMLPicara KSS

K. u. S. SteffensArmsdorf

I. HellwigObererbach

K = 2006LP=

Imperioso MvM1999

Fuchs SansonPrincesa PdT

M.v. MeerMannik

R. SergiÖsterreich

K = 2001LP=

Juego GK1999

Rappe ERM Socrates Anaconda GK

G. KnörzerEngland

U. SchmidtDiessen

K = 2003LP=

Jupiter IMS2009

Fuchs Expression EMLFaldeno Juliana

M. + I. SchneiderDischingen

M. + I. SchneiderDischingen

K = 2012LP=

Marquez CDB1987

Fuchs CarismaCanaria

C. Duarte BLima/Peru

Fam. KüttnerHof Martinsberg

K = 1991LP= 1991

* K = Körung; LP= Leistungsprüfung

Caballo de Paso - CPName / Jahrgang Farbe Vater / Mutter Züchter Besitzer K / LP*

Chango / 1991Trochador

Brauner CalarcaLa Juliana

Kolumbien Thomas ReymannRancho el Rey

K = 1995LP= 1995

Destello de REY / 1998Trote / Galope

Brauner ChangoNatalia de Jardines

Th. ReymannKühbach

E. ReymannKühbach

K = 2005LP=2005

Fulmine / 2001Paso Criollo

Braun-schimmel

Armatan EARusa Maria

C.M. GrittiItalien

A. JänischSeebruck

K = 2007LP= 2011

Paso Iberoamericano - PIName / Jahrgang Farbe Vater / Mutter Züchter Besitzer K / LP*

Bonlucio1997

Brauner Bonitao de Cad.Lucia v. Kreiswald

Töltgut Holländer Dr. K. GerberBerlin

K = 2001LP= 2012

Bandreao KCO1998

Brauner Bonitao de CadavalTulula AAB

K. C. OtteOberadlhof

Töltgut A. JänischHeitersheim

K = 2003LP=2005

Jacero KCO2003

Schimmel JaraneroHechicera

K. C. OtteOberadlhof

D. Friesecke Wildberg, CH

K = 2007LP=2011

Xenio2003

Brauner He-XenoAracatuba

R. SchmittKreiswald

R. SchmittKreiswald

K = 2006LP=

Name / Jahrgang Farbe Vater / Mutter Züchter Besitzer K / LP*

Mezcal Azul EF2006

Rappe Biru AzulMagnolia RBV

Eggert & Feyerer Eggert & Feyerer K = 2009LP=

Moreno MK2002

Rappe Altivo KCOMelinda HB

GestütNaafbachtal

VoigtländerUrsprung

K = 2005LP=

Napoli MLM2000

Brauner Genoves ERMRiviera MLM

M.+L. MewhinneyUSA

G. SmitsBelgien

K = 2003LP=

Nevado ACR2004

Fuchs El Pinturas FTBLa Chorrillana ACR

Peru E. SvobodaÖsterreich

K = 2011LP=

Pacifico MK2008

Brauner Altivo KCON.N. MK

M. Klein Naafbachtal

Andrea RameschNetphen

K = 2011LP=

Papero MK2007

Schimmel Altivo KCOPrima Dona RyR

GestütNaafbachtal

M. KleinNaafbachtal

K = 2009LP=

Payaso del Robles2003

Fuchs SansonLa Fenicia MK

I. HellwigObererbach

I. HellwigObererbach

K = 2005LP=

Pepino MK2007

Fuchs Feliciano MKPimenta MK

GestütNaafbachtal

M. KleinNaafbachtal

K = 2009LP=

Perfecto MK2002

Brauner Altivo KCOPrima Dona RyR

M. KleinNaafbachtal

M. KleinNaafbachtal

K = 2006LP=

Pizarro DS2006

Brauner Fantoche MPVioleta AG

D. KringsMeckenheim

D. KringsMeckenheim

K = 2008LP=

Rayo de Obir JJ2007

Fuchs Nevado ACRRetama

E.M. SvobodaÖsterreich

E.M. SvobodaÖsterreich

K = LP=

Rey de Fuego WPR1990

Brauner El FuegoRemolinita

J. WardKalifornien

SchraderGrethen

K = 1995LP=

Rodrigo2009

Fuchs Rey de Fuego Nirvana EML

Gisela BoutonMünchen

Gisela BoutonMünchen

K = 2009LP=

Romancero HK1998

Fuchs Rey de Fuego WPRMarequita PT

H. KramerBuxtehude

L. HofmannNL Ruinen

K = 2006LP=

Sanson1989

Fuchs DestinoReina Victoria

M. DonaldUSA

Mireille van MeerNienover

K = 1996LP=

Soberano1996

Brauner Soberbio MOHMagia Negra

J. SchumacherReken

R. DornigBottrop

K = LP=

Soberbio MOH1989

Schimmel Solterito MOHSoledad d.M. VTS

M. u.O. HeinLima/Peru

W.FeldmannAegidienberg

K = 1994LP= 1994

Talus RTP2000

Brauner Soberano CMLigeia RTP

RaintreeUSA

Ellen KorsgaardHorsholm, DK

K = 2009LP=

Tornado CMG2002

Brauner Armatan EADiva FTB

G.M. GrittiItalien

W. CampeiMeran

K = 2006LP=

Valentino AG2003

Brauner Bailarin MPLa Vanesa

Ariane GlaessAsbach-Ditscheid

S. GaackMildstedt

K = 2006LP=

Zingaro GG2001

Fuchs El Campeador RDSCoralia GG

Green Gate RanchUSA

N. MattauschMarkt Nordheim

K = 2006LP=

Noticiero42 2013

Für Pasostuten gekörte HengsteName / Jahrgang / Typ Farbe Vater / Mutter Züchter Besitzer K / LP*

Calfiao Chingolo1990 / CR

Falbsch. CharqueBallenera

Argentinien J. JoestLobbach

K = 1995LP= 1996

Dorito III1992 / P.R.E./P.I.

Rappe Centenario VDorita II

A. GuiralBarcelona /Sp.

H. KahnPittenhart

K = 2000LP= 2000

He-XenoP.S.L.

Schimmel XaquiroSuica

Portugal A. JänischSeebruck

K = 2005LP=

Tape Isidoro1995 / CR

Brauner Santa Cruz IncausoTape Rubia

Uruguay M. MeyerPetersaurach

K = 2002LP=2003

Anmerkung: P.I. = Paso Iberoamericano; CR = CriolloWeitere Hengste für Pasostuten nach der ZBO-FN zugelassenen Rassen: siehe dort

HINWEIS:Die oben genannten Hinweise zur Zuchtbuchordnung (ZBO-FN) finden Sie unter „Rassesteckbriefe“.Aktualisierungen bitte unserer Homepage entnehmen.

* K = Körung; LP= Leistungsprüfung

Paso Fino - PFName / Jahrgang Farbe Vater / Mutter Züchter Besitzer K / LP*

Beech Tree Maestro1994

Brauner El Classico de PlebeyoBeech Tree Sinfonia

USA Cl. Greb-SchortaSchocherswil/CH

K = 2005LP=

Bochica de Arrebol1996

Schimmel Arrebol La EstrellaBrasilia del Juncal

S. MarienBriedeler Heck

M. WendelBerghof

K = 2000LP=

Cienfuegos de La Terrazza1998

Falbe EscandaloBlondy

H.P. Guntern Termen H.P. Guntern Termen K = 2002LP=

Cupido del Paso1989

Rappe Simbolo de Che-MelCuriosa

T. MasudUSA

A. Segur-CabanacÖsterreich

K =LP=

Dilema del 81990

Fuchs CastellanoChunguita

Fabio OchoaKolumbien

Thomas ReymannRancho el Rey

K = 1995LP= 1995

Dinamo Qc1997

Grau-Falbe Impecable de CarmenCordela Carbal Carbal

Chiapetta, USA England K = 2000LP=

Don Juan CSR1990

Falbe Juan JuanLucera que tal

Robin WilliamsUSA

Irland K = 1995LP= 1995

El Aji del Juncal1995

Falbe Ambar del OchoAstromelia de Chicamocha

A. MejiaUSA

Claudia GrebFreiensten, CH

K = 2000LP= 2002

Ensueno de Classico2001

Brauner Profeta de BesiluClassiquita del Rey

USA Doris SperberSternberghof

K = 2005LP= 2006

Exito del Arabe1995

Fuchs USA N.N.Wiesentheid

K = 2012LP=

Guerrillero1995

Rappe DanubioRosella

M. KellyDom. Republik

H.-P. GunternSchweiz

K = 1999LP= 1999

Halago Sin Par1985

Pinto Hilachoso Sin ParDali Sin Par

H. RatlihUSA

Claudia GrebFreiensten, CH

K = 2000LP= 2000

Helicon del Gavilan1999

Fuchs Ponderosa Cosmos DosFabulosa La Estella

Doris SperberSternberghof

N.N.Niesterberg

K = 2003LP= 2004

Jazmin La Estrella1993

Falbe Ensueño de ColombiaFlint Oak Eclipse

Alvaro IriateUSA

Chris DubbertNiederlande

K = 1997LP=

Kapoho del Cardo2006

Schecke SpurecoBriboncima

USA B. GuckenbergerMarkt Bibart

K = 2012LP=

Kosmos Tres del Gavilan2002

Rappe Ponderosa Cosmos DosAmapola Dos

Doris SperberSternberghof

Doris SperberSternberghof

K = LP=

Leneus del Gavilan2003

Fuchs NegrexcoAmapola Dos

Doris SperberSternberghof

Doris SperberSternberghof

K = 2011LP= 2011

Merengue2009

Rappe Arco Iris de Cap.Aphrodisia de Unit.

USA Doris SpergerMarkt Nordheim

K = 2012LP=

Mister Tailor Haberkorn2003

- -M. Schneider M. Schneider K = 2007

LP=

Negresco1994

Rappe Nevado La Nancy

Ernie SaenzUSA

Doris SperberSternberghof

K = 1997LP= 1999

Pescador del Juncal1992

Schimmel Petrolero del JuncalLa Separada Univ.

A. MejiaUSA

S. MarienBriedeler Heck

K = 1997LP= 1999

Ponderosa Cosmos Dos1989

Fuchs CosmosFavorita

Marion KlingKolumbien

KildareIrland

K = 1998LP= 1998

Shadow Dancer Mako1992

Schimmel AlicanteMajestosa Promisa

Betty KleinUSA

M. WendelWeilrod

K = 1995LP= 1997

Sincope de Veleta2001

Brauner Sindbad de Sol ReyeDinamica del Paso

USA Cl. Greb-SchortaSchocherswil/CH

K = 2005LP=

Soberano La Estrella1990

Schimmel Ensueno de ColombiaHechisera La Estancia

Alvaro IriateUSA

Sylvia GrossmannZwerenberg

K = 1995LP= 1995

Springtime Rapido1989

Fuchs NevadoColorina de Besilu

C.L. SpringUSA

Petra FürstMünchen

K = 1994LP= 1994

Paso

Fin

o H

engs

t: Po

nder

osa

Cos

mos

| G

estü

t: La

Pan

dero

sa, B

ogot

a / K

olum

bien

Noticiero44 2013 Noticiero 452013

So fragte dereinst (2000) der bekannte Andalusier-

freund und Barockreiter E. Eder. Dabei war und ist man

in Pasokreisen immer noch der Meinung man hätte das

Rad erfunden und könne auch ohne Wasser kochen. Bei-

des ist nur bedingt wahr und ein Blick in den Korral

einer anderen alten Kulturrasse zeigt, dort kennt man

ähnliche Probleme. So beichtet der renomierte Ara-

berkenner und Züchter H. J. Nagel in seinem oft und

kontrovers diskutiertem Buch (Hanan - „Die Geschichte

einer arabischen Stute und der Arabischen Pferderas-

se“ (1998)) über uns irgendwie bekannte Probleme, also

haben nicht nur Pasos ein bzw. mehrere Probleme? Aber

lesen Sie selbst, zuerst bei Eder und dann bei Nagel.

Anschließend „sprechen wir uns wieder.“

E. Eder fragte: „Hat die Paso- szene ein Problem? Eines??“*

Natürlich haben wir alle unsere „Problemchen“. Be-

trachten wir sie als Herausforderung und schon kehrt

sich alles ins Positive.

Vor sieben Jahren wurde der Pasopferdeverband ge-

gründet. Warum? Es gab doch schon andere Vereine und

alle die sich damals zur Gründungsversammlung trafen

waren bereits irgendwo Mitglied.

Das mit den Finos alleine hat nie so recht funktioniert,

viele der Peruanos wollten ausschliesslich nach einem

selbstdefinierten Reinheitsgebot handeln und somit

war es an der Zeit für tolerante Freigeister der Vielfalt

der Pasopferde eine Chance zu geben.

Haben die Pasos ein Problem?

Text: K. C. Otte

Nicht woher sie kommen, sondern was sie leisten da-

nach wollen wir sie beurteilen!

Ein weises Wort. Zu wahr für jene die meinen: Woher

sie kommen .... oder, was sie kosten .... Mancher Züchter

und Pferdeverkäufer hat eigenste Interessen. Manche

sind sogar legitim und leicht verständlich (folge dem

Geld und du kommst der Wahrheit am nächsten).

Prestige und schnöder Mammon sind wichtig und bei-

des wäre reichlich zu ernten. Über gute Pferdequalität

nämlich. Klar, auch wir gewöhnlichen Pferdefreunde

sind empfänglich für flotte Werbesprüche und Insider

Exklusivitäten. Was uns jedoch am meisten beeindruckt

sind schöne, gesunde Pferde und gleichgesinnte Freun-

de mit denen sich gute Zeiten verbringen lassen (da wo

man singt, da lass dich fröhlich nieder). Fröhlich, nicht

eigennützig um andere für sich singen zu lassen.

Strandet ein Engländer auf einer einsamen Insel, was

tut er als erstes? Er baut zwei Clubs. Einen den er be-

sucht, einen zu dem er nicht hingeht.

Ende Juni passierte etwas ähnliches. Man versuchte ei-

nen Club zu diskriminieren und einen neuen zu gründen.

Hat nicht funktioniert das Ganze. Letztendlich hat die

Vernunft gesiegt, oder besser gesagt, die Unvernünftigen

waren zu gering in der Zahl und zu schwach im Argument.

Für Schwarz-Weiß-Maler wird die Welt niemals bunt

und vielfältig werden. Eigentlich schade!

Und um den Kreis zum Problem, zur Herausforderung

zu schließen: Bemüht euch um gesunde Pasopferde (egal

wie sie heißen) mit denen wir Freizeitreiter viel Freude

haben und wenn ihr besser sein wollt als andere, zeigt

es uns, am besten nachhaltig im Sattel. Wenn ihr euch

dann auch noch zu uns setzt um fröhlich mit zu singen

verdient ihr unsere Aufmerksamkeit und Achtung.

Alles andere ergibt sich dann ganz von alleine und das

ein oder andere zwischenmenschliche Geplänkel wird

wieder den rechten Stellenwert einnehmen. Unwichtig

aber unterhaltsam.

… la, la vida loca ….Euer Eugen Eder

PS: Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Pasos ihren

gebührlichen Stellenwert in der europäischen Pferde-

welt erst einnehmen können wenn ihre Interessenver-

tretung koordiniert und einheitlich erfolgt.

Nach E. Eder zitieren wir aus dem genannten Buch

HANAN etwas ausführlicher einige, wie ich meine, sehr

aufschlussreiche Passagen. Denn H. J. Nagel schreibt

zur vergleichbaren Problematik in der Araberszene un-

ter anderem: „Die arabische Pferderasse kann auf eine

lange und reiche Tradition zurückblicken. Sie ist die ein-

zige Rasse dieser Welt, der eine weit in die Vergangen-

heit zurückreichende Geschichte zugeschrieben wird,

wie etwa einem Land, einer Stadt oder Familie. Da diese

Geschichte im Orient, oder wie der Name sagt, in Arabi-

en beginnt, entspricht sie in ihrer Art, wie sie festgehal-

ten und überliefert wurde, vielen anderen historischen

Ereignissen dieses Gebiets, an deren grundsätzlichem

Wahrheitsgehalt zwar nicht gezweifelt wird, wenn es

jedoch um die Festlegung von Einzelheiten geht, die

Meinungen darüber oft sehr voneinander abweichen.

Mündliche Überlieferung, übersprudelnde Phantasie,

verspätete und sich widersprechende Aufzeichnungen

und zusätzlich die große Mobilität der dortigen Bevöl-

kerung machen es schwer, den Spreu vom Weizen zu

trennen.“ …..

„Das sogenannte Pedigree, die Auflistung der Ahnen,

eingebettet in Geschichten, Erzählungen oder kritische

Betrachtungen, soweit wie möglich zurückverfolgt, ist

das eine, die Beschreibung der heute lebenden Pferde,

ihre Fähigkeit und Verwendung das andere. Fraglos ist

das Erste zur Schreibtischarbeit geworden. Wenn sie

korrekt gemacht ist, kann sie die zuverlässige Basis für

das Studium anderer bilden oder findet eine befriedi-

gende Bestätigung in sich selbst. Das zweite, die Dar-

stellung und das tatsächliche Erscheinungsbild des

Pferdes, sollte das lebendige Spiegelbild dieser zuver-

lässigen Feststellung sein. Doch diese Rechnung geht in

vielen Fällen nur unzureichend auf, und häufig ist die

Diskrepanz enorm. Zum einen will ein als gut erachtetes

Pedigree überhaupt nicht zu dem recht unarabisch aus-

sehenden Pferde passen, zum anderen präsentiert sich

hier ein Pferd vom Typ und Adel, doch seine Geschichte

ist lückenhaft und kurz. Es ist schon Glück, ein gutes

arabisches Pferd zu finden, das gleichzeitig in seiner

Abstammung durch ein makelloses, allgemein akzepta-

bles und weit in die Geschichte zurückreichendes Pedi-

gree abgesichert ist.“ …..

„Die statische Betrachtung einer Zucht hat heutzutage

ausgedient, ist überholt und ein leeres Gerüst längst

veralteten Wissens. Die Einführung neuer dynamischer

Betrachtungsweisen auf Überlebensprozesse und For-

menbildung damals und heute hilft Erklärungslücken

zu schließen. Altes und Unbrauchbares abzuwerfen und

wegzuräumen, ist eine Notwendigkeit; aktuelles Wissen

in die historische und gegenwärtige Bewertung einer LEONDE ANGRAND: un Retorno de la Fiesta de Amancaes

Noticiero46 2013 Noticiero 472013

großen und berühmten Rasse in ihrer Mannigfaltigkeit

einzubringen, eine weitere.“ …....

„Nicht jedes arabische Pferd, das aus dem Orient einge-

führt wurde, hat den Test in der neuen Heimat bestan-

den. Doch allein die Tatsache, ein Orientimport zu sein,

gab ihm den Wert eines Exoten. In Wirklichkeit war das

Pferd oft nicht mehr als das. Unter den kenntnisreichen

Verhältnissen auf Staatsgütern und unter Beachtung

strenger Zuchtziele sind solche „Blindgänger“ ausge-

schieden und sehr schnell verschwunden. Doch wo-

anders, besonders wenn es sich um geschenkte Pferde

handelte, blieben viele in der Zucht und ließen jeglichen

realen Wert zur Zuchteignung vermissen. Wozu ein Ori-

entale, wenn er nicht wenigstens in einer Eigenschaft

brillierte: Entweder Typ und Adel oder Härte und Leis-

tung. Ein Durchschnittsaraber ohne das eine oder das

andere, war selbst im Orient nicht gefragt.“ …...

„Bis in die Anfänge des 19. Jahrhunderts ordnete man

das arabische Pferd überwiegend nach Regionen. Man

sprach, wie schon erwähnt, von Nejd-Arabern, syri-

schen Arabern, irakischen Arabern usw. Man teilte diese

Pferde denjenigen Räumen zu, in denen sie lebten. Nur

was die Nejd-Araber betraf, war der Ausdruck Koheilan

schon immer gleichbedeutend mit den dort gehaltenen

Pferden. Koheilan stand für den Araber, der den südli-

chen Nomadenstämmen zuzuordnen war. Koheilan be-

deutete für den arabischen Sprachraum soviel wie das

typische arabische Pferd.“ …..

„Die Stammeszugehörigkeit, so dachte man, war we-

nigstens ein Anhaltspunkt, wenn auch nur ein schwa-

cher. Namen wie Obeyan, Dahman, Saklawi und Had-

ban erschienen zunächst in der Umgangssprache unter

Fachleuten, später in der Literatur. Schließlich wurden

arabische Pferde entsprechend diesen Stammesnamen

systematisch aufgelistet und geordnet. Besonders Eu-

ropäern, also Orientfremden, gefiel dieser ungewohn-

te exotische Brauch. Bei den Beduinen und in Arabien

damals und heute bedeutete ein Name wie Saklawi die

Tatsache, dass eine zu diesem Stamm gehörende Stute

in ihrer weiblichen Abstammung fest zu diesem Stamm

zählte und ihren Fohlen diesen Stammesnamen weiter-

geben würde. Auf den benutzten Hengst und den Va-

ter dieser Nachkommen nahm man in der Benennung

keine Rücksicht. Nur selten ist allerdings ein Hinweis

zu finden, dass Stuten mit Hengsten gleichen Stammes

gepaart wurden. Das eine – die Stute – diente der Kon-

tinuität, das andere – der Vater – der möglichen Verbes-

serung. Auf jeden Fall war diese Methode und der Bezug

auf den Mutterstamm ein höchst einfaches und prakti-

sches Mittel, die Vergangenheit und die Gegenwart im

Griff zu halten.“ …..

„Wie solche Stämme anfänglich zu ihren Namen ka-

men, ist unbekannt. Dass der Ursprung der wichtigsten

Stämme die fünf Stuten des Propheten – die „Al Khamsa“

mit den jeweiligen Stammesnamen, seien, ist ohne Fra-

ge nur eine aus frommem, ehrerbietigem Glauben er-

dachte Geschichte. Stammesnamen enthalten eine be-

schreibende Bedeutung, wie Hadban, das Pferd mit der

seidenen langen Mähne oder Augenwimpern, Koheilan,

das mit der schwarzen Haut, Obeyan, dasjenige, das in

der Bewegung den Schweif hoch trägt, Dahman, das

mit dem grauen Fell und Muniqi, das mit dem langen

Hals und viele andere mehr. Allerdings war, wie gesagt,

die Zugehörigkeit eines arabischen Pferdes zu einem

bestimmten Stutenstamm nur ein denkbar schwacher

Hinweis für spätere züchterische Qualität. Eine Sakla-

wi-Stute, die man in Bahrain erworben hatte oder eine,

die in Mosul, im Norden Iraks, zu Hause war oder eine

weitere, die man auf dem Pferdebasar in Aleppo fand,

hatten mit größter Wahrscheinlichkeit keine Gemein-

samkeiten.“ …..

„Denn unübersehbar war und ist gerade diese einzig-

artige Art und Weise der Namensgebung: eine Saklawi-

Stute konnte einen Hadban-Hengst zum Vater haben

und ein Saklawi-Hengst, seine Mutter war eine Saklawi,

einen Koheilan-Vater. Beide, Hengst und Stute, blieben

gleichwohl Saklawi und ebenfalls ein Fohlen dieser bei-

den. Nach Raswan gälte ein solches Fohlen als „Sakla-

wi, rein im Stamme“; jedoch in der Realität sind es nur

höchstens 50%, die andere Hälfte fehlt. Für Hengste gibt

es nun einmal kein „Register“ in Arabien.“ …..

„So mag sich denn auch mit Recht mancher vernünftige

Mensch dazu gedrängt fühlen, Araberenthusiasten zu

empfehlen, einfache, normale und natürliche Vorgänge

nicht als etwas ganz Besonderes auszusondern und für

gewisse Tatbestände über eine angemessene Wortwahl

nachzudenken, als zum Beispiel die Begriffe „Reinheit

und rein“ immer wieder zu strapazieren und allzu groß-

zügig und täuschend zu verwenden.“ …..

„Pferde im Koheilan-Typ sind tiefer und kräftiger, die

im Saklawi-Typ feiner und hochstehender. Pferde zu

60% im Koheilan und 40% im Saklawi-Typ zum Beispiel

eine Mischung. Jeder Fachmann weiß ziemlich genau, Paso Peruano, CONCuRsO NATIONAL, Peru/Lima

Noticiero48 2013 Noticiero 492013

was hier gemeint ist. Diese qualitativen Standards ha-

ben, nicht die geeringste Beziehung zu den Stammes-

bezeichnugen á la Arabien, unter denen viele Pferde

heute in Stutbüchern verzeichnet und die als Nachweis

für Stammeszugehörigkeit in den Pedigrees aufgeführt

sind. Historisch sind Stammesnamen ein Überbleibsel

eines schlichten Brauchtums, Pferde in ihrer Vergan-

genheit zu verhaften und sie durch weitere Zusätze für

Eigentümer und Fremde kenntlich zu machen. Wem

es Freude macht, mag gerne seine Stammestafeln mit

solchen Namen schmücken. Doch andere und er selber

sollten wissen, was er damit tut.“ …..

„Eine Typenordnung jedoch, biologisch begründbar, äu-

ßerlich erkennbar oder bewusst entsprechend entwi-

ckelt, wie es die arabischen Namen der Stutenstämme

vermuten lassen und in die man versucht hat, eine sol-

che Bedeutung „hineinzudichten“, gibt es nicht.“ …..

„Zwei Themen beschäftigen, teils hilfreich, teils belas-

tend, die Zucht arabischer Pferde: Die Wichtigkeit des

Pedigrees und das Problem der Reinheit des Blutes re-

spektive der Rasse. Diese beiden Themen stehen in ei-

nem engen ursächlichen Zusammenhang. Das Pedigree

ist die Ahnentafel, der Abstammungsnachweis eines

Pferdes. Jedes Lebewesen, das aus einer väterlichen

und mütterlichen Verbindung stammt, hat eine solche

Vorgeschichte. Gerade wenn es um arabische Pferde

geht, bevorzugen viele einen weit in der Vergangenheit

zurückliegenden Anfang. Geschichten dieser Art begin-

nen im Orient meistens mit viel Farbe und mit Phanta-

sie. Auch die Geschichte des Arabers beginnt früh. Wie

viele Versionen es davon auch geben mag, sie alle atmen

die gleiche wunderbare Simplizität: Seien die Pferde

aus dem Wüstenstaub geboren oder dem Propheten aus

der Wildnis zugelaufen und viele mehr. Dahinter steht

wahrscheinlich überwiegend die Idee, hier sei etwas

besonderes passiert, das diesem Tier eine elitäre Ein-

maligkeit verliehen und es deshalb über das sonstige

Pferdevolk hinaus erhoben habe. Am Anfang einer jeden

Zucht oder neuen Rasse steht die Auswahl bestimm-

ter einander ähnlicher Tiere, die zu einer Gruppe oder

Herde zusammengefasst und entsprechend gewollten

Wunschvorstellungen in einer zunächst von der Natur

gesetzten Umwelt vermehrt und auch selektiert wur-

den. Das gilt bis heute für alle Rassen, auch für das ara-

bische Pferd. Sie sind alle Menschenwerk und biogene-

tisches Resultat zugleich. Eine große Erstgeburt einer

Rasse hat sicherlich nicht stattgefunden.“ …..

„Die Ahnenreihe soll nur „reine Araber“ ausweisen. Kei-

nerlei Anteile fremder Rassen sind erlaubt. Diese Bedin-

gung scheint zwar schwer erfüllbar, früher besonders

in Anbetracht des Schreibens und Lesens unkundiger

nomadisch strukturierter Gesellschaften und späterhin

aufgrund mangelhafter und unvollständiger Aufzeich-

nungen außerhalb Arabiens. Wer täuschen wollte, hat-

te dazu reichlich freien Raum. Absichtlich geschickter

Betrug fiel sicherlich nicht auf und wenn sich dadurch

Vorteile einholen ließen und das Gewissen weit genug

war, wird er geschehen sein.“ …..

„Ist es nicht das Pferd als Kreatur und die Qualität sei-

ner Nachkommen, die hier helfen könnten, die Zweifel

des Anfangs zumindest auf ein akzeptables Maß zu-

rückzuführen? Das erscheint solider und natürlicher,

als das Ausweichen auf Vertrauen und die unterstellte

Redlichkeit jener Menschen, die nur eine einzige flüch-

tige Begegnung zu einem einmaligen Geschäftspartner

gemacht hat. Keine Züchtergruppe, nicht die Anhänger

des „Blue Catalogues“ in den USA und die „Asilen“ in

aller Welt, können für sich die unbedingte Sicheheit des

Ursprungs in Anspruch nehmen.“ …..

„Es gibt nun einmal kein einziges arabisches Pferd, das

historisch nachweisbar aus einer Reinzucht stammt. So

mag die eine Meinung lauten, denn Reinzucht in Ara-

bien gab es nicht. Es mangelte an einer züchterischen

Definition, die diesen Tatbestand abdeckt respektive

einem glaubhaften, sicheren historischen Nachweises.

Reinzucht verlangt einen bestimmten Grad an Homoge-

nität. Nirgendwo ist er gegeben. Dieser wichtige Tatbe-

stand, der den Begriff „Reinzucht“ rechtfertigt, ist ein-

fach nicht erfüllt.“ …..

„Pferde kamen aus diesem arabischen Großraum in der

Zeit von 1800 – ca. 1950 in die Zuchten der Welt. Sie ka-

men aus den südlichen Regionen um Riad im heutigen

Saudi-Arabien, bis weithin aus dem Norden, aus dem

Gebiet um Mosul, an der kurdischen Grenze. Alle mit

dem Attribut:“ Das sind die reinen Originale“. Handel

war das Metier, in dem der Orientale von alters her

am besten brillierte. Es wäre naiv anzunehmen, dass

die Pferdehändler von damals übersehen hätten, wel-

Das Pedigree ist die Ahnentafel, der Abstammungsnachweis eines Pferdes

„Sachliche Begriffe, die für jedermann verständlich und

erkennbar sind, sind das eine, die Feststellung histori-

scher Tatsachen in einer Form, wie es sich für ein sol-

ches lebendes, naturwissenschaftliches Thema geziemt,

ist das andere, das dieser Problematik guttun würde.

Dafür gibt es genügende gedankliche und sachlich-at-

traktive Ansätze:

Die ursprünglichen arabischen Pferde, mit rassetyp-

ischen Merkmalen ausgestattet, entstammen mit größ-

ter Wahrscheinlichkeit relativ fest abgeschlossenen

Zuchtbeständen. In einer solchen Abgeschlossenheit

konnten sich rassetypische Merkmale entwickeln, wur-

den erhalten und genetisch gefestigt. Umwelteinflüsse

und menschliche Präferenzen haben an dieser Typen-

und Formenbildung mitgewirkt. Es gibt viele Hinweise

aus historischer Sicht, dass es einen kleineren, trocke-

neren südlichen Typ gegeben hat, den Nejd-Araber, im

Gebiet des heutigen Saudi-Arabien und einen größeren,

kräftigen, mehr leistungsfähigen nördlichen Araber – in

Syrien und Mesopotamien. Der südliche Teil der Rasse

war für längere Zeit und relativ sicherer abgeschlossen,

er war mehr umweltbezogen. Der nördliche Part dage-

gen wahrscheinlich weniger geprägt durch alle diese

obigen Umstände. Der Austausch von Zuchtmaterial er-

folgte deutlich stark von Süd nach Nord, seltener um-

gekehrt. Ein sehr großer Teil der nördlichen Population

wurde durch südliche Einflüsse geprägt und teilweise

sind beide identisch. Jedes in ein von der WAHO aner-

kanntes Stutbuch eingetragenes Pferd trägt also den

Stempel des „purebred“. Diese seit 1972 gültige Defini-

tion ersetzt alle früheren, die besseren, die unvollstän-

digen oder sogar fälschlichen, die aus historisch unbe-

legbaren oder sehr persönlich geprägten Anschauungen

entstanden sind. Wenn ein Araber die Formen eines ty-

pischen Rennpferdes zeigt, bleibt es trotzdem noch ein

Vollblutaraber, aber die an „Show Horses“ orientierten

Züchter werden ihn nur mit Mühe akzeptieren. Diejeni-

gen, die Leistungsaraber bevorzugen, bringen vielleicht

wenig Verständnis für Bemühungen auf, eine klassisch-

historische Zuchtrichtung zu verfolgen.“ …..

ches die Wünsche ihrer Kundschaft waren. Sie waren

erfahren und wussten sicherlich sehr bald, auf welchen

Pferdetyp die Käufer setzten. Die verkauften Pferde ver-

schwanden, störten und zerstörten nichts. Wozu da Vor-

sicht und die Chance ausschlagen, die sich ihnen bot?

Im Gegenteil, alles wurde versucht, die geforderte Leis-

tung zu erbringen, auch in Wort und Schrift. So hielten

denn die Beduinen Kontakt zu Händlern, die des Lesens

und des Schreibens kundig waren, um die Wünsche der

fremden Käufer so gut wie möglich zu erfüllen. Der An-

kaufsakt verlief doch sicherlich in der Form, dass der

Fremde wählte, was ihm gefiel und was ihm von zu Hau-

se aufgetragen war. Es entsprach seiner Vorstellung,

seinem Zweck. Wenn er es dann auch bekommen konnte

und es verkäuflich war, waren die Papiere schließlich

nur das Ende des Geschäftes. Sie beschrieben die Quelle

und im Prinzip war das genug.“ …..

„Gutgläubige und dem Orient Wohlgesonnene geben sich

erdenkliche Mühe, den sogenannten Reinheitsgedanken

in der Araberzucht, insbesondere bei einigen besonders

ausgewählten Pferden, als etwas Exklusives wach zu

halten und zu begründen. Die einen glauben, dass der

Anfang ohne Makel war, sie vertrauen dem geschriebe-

nen Wort, den Schwüren der damaligen Scheichs und

den Zusicherungen der Händler. Sie vergessen, dass die

Abgeschlossenheit nach außen eine der wichtigsten We-

senszüge arabischer Sozialordnung ist. Diese Tatsache

zu unterschätzen, kann nur als schwerer Fehler oder un-

verzeihliche Unkenntnis gewertet werden. Die anderen,

die etwas Vorsichtigeren und Skeptischen, bemühen ge-

netisches Wissen. Nach solcher Formel wird das „fremde

Blut“, wenn es denn doch vorhanden war, im Laufe der

Zeit verdrängt und nach den berühmten 13 Generatio-

nen ist ein Reinheitsgrad von 99,9% erreicht, der Rest

bleibt schließlich ohne Einfluss. Das erste, die Gutgläu-

bigkeit, bleibt Glaubenssache, das zweite, die Mathema-

tik, ist höchstwahrscheinlich falsch. Für eine Zucht mit

derartig wenigen Einzelindividuen trifft dieser Denkan-

satz nicht zu, sondern nur auf den Durchschnitt einer

sehr viel größeren Population, wenn sie denn bewusst in

eine solche Richtung gezüchtet wird.“ …..

„Wie man es auch dreht und wendet, weder sachlich

noch historisch ist die Theorie des reinen Blutes be-

gründbar, noch haltbar. Sie ist der falsche Ansatz und

wird auch dann nicht realistischer, wenn man sie noch

so eifrig und fanatisch propagiert. Je schneller und tie-

fer sie begraben, um so weiter und freier wird der Raum

für aktuelle Sachlichkeit.“ …..

Jedes in ein von der WAHO anerkanntes Stutbuch eingetragenes Pferd trägt also den Stempel des „purebred“

Noticiero50 2013 Noticiero 512013

Nach diesem Blick über den Zaun in arabische Gefilde,

sollte manch ein Aficionado nachdenklich werden und

etwas vorsichtiger mit den Begriffen „500jährige Rein-

zucht“ oder „reinrassig“ umgehen, denn problemlos

könnte man in den obigen Zitaten den Araber durch den

Paso ersetzen. Abschließend umreißen sicherlich „Zwölf

wichtige Argumente für echte Aficionados“ von KCO

(2003) ganz treffend den Bezug zu den Pasos und ihren

diesbezüglichen „Problemen“, die wir haben:

» Weil wir nicht wissen wollen, dass in Lateinameri-

ka, der Heimat unserer Pasopferde, alle guten Tölter

Caballo con paso fino, kurz Paso Fino oder auch Mar-

chador heißen.

» Weil wir für strenge Reinzucht sind, aber vergessen

haben, dass z.B. das Paso Fino Horse von Nordamerika

aus sechs verschiedenen „Rassen“ erkreuzt wurde und

wir auch sonst einiges Prinzipielles aus der Zuchtge-

schichte verdrängt haben.

» Weil wir den Equino Criollo Colombiano für einen

Paso Fino halten und daher die Tiere aus der Kategorie

„Trote y Galope“ bei uns ebenfalls als Tölter einstufen,

(PFTG), obwohl sie für diese Gangart in ihrer Heimat

Kolumbiens disqualifiziert werden.

» Weil wir wissen, dass der bessere der Feind des guten

Paso ist und diesen Grundsatz sinnigerweise auf Rasse-

typen statt auf Individuen anwenden.

» Weil wir vergessen wollen, dass unsere Rasse hip-

pologisch korrekt, und nach den Kriterien seines Welt-

verbandes (CONFEPASO), eigentlich Caballo Criollo de

Paso heißt, was wörtlich übersetzt „Südamerikanische

Tölter iberischer Herkunft“ bedeutet und dies im Eng-

lischen dann „Paso Fino Horse“ bzw. in Brasilien „Cava-

los Marchadores“ genannt wird. Alle anderen Bezeich-

nungen beziehen sich auf lokale Rassesubtypen bzw.

sogenannte „Schläge“.

» Weil wir Toleranz für eine Einbahnstraße halten und

daher der Meinung sind, dass alle Pasos zwar gleich,

die Paso Finos oder Paso Peruanos aber noch gleicher

sind. (Frei nach George Orwell).

» Weil uns entfallen ist (oder wir es nie gewusst haben),

dass man die natürliche Evolution ebensowenig aufhal-

ten kann, wie die züchterische Weiterentwicklung. Eine

Rasse, d.h. Gruppe von Tieren, hier Pasopferden, lässt

sich somit nicht statisch erhalten, sondern nur in ge-

wünschten Sinne weiterzüchten, eben als Schaupferd

oder Arbeitspferd, ganz wie gewünscht.

d.h. ohne Fremdgenbeteiligung, nur auf der Basis der

Klonierung möglich ist. Die Verteidigung der Reinzucht

hat also rein kommerzielle Gründe, da ihre biologische

Grundlage noch fehlt. Und wir übersehen weiterhin,

dass es weder Haustiere noch Pferderassen ohne Kreu-

zungen gäbe, weil nur durch Genaustausch Evolution

und Domestikation möglich sind.

» Weil wir glauben, dass Exklusivität Qualität erset-

zen und somit nur der wahre Fino ein guter Paso oder

nur der „reine Peruano“ echt sein kann. Es genügt also

völlig, die eigenen Ställe „sauber“ zu halten schon darf

man dann alle anderen für minderwertig erklären.

» Weil wir davon überzeugt sind, dass die richtige

Rasse viel wichtiger als das richtige Pferd ist, denn eine

feine Rasse kann keine unfeinen Tiere erzeugen.

Aber wer will das alles überhaupt wissen und wozu soll

das wichtig sein? Es lebe Sankt Fetisch, der Schutzpa-

tron aller Rassegläubigen! Also, haben oder hatten die

Pasos ein Problem?

„Hoffentlich wird es nicht so schlimm, wie es schon ist.“

Karl Valentin

» Weil man uns schon in frühester Jugend eingebleut

hat, dass wenn zwei das Gleiche tun, es noch lange nicht

das Gleiche ist: Quod licet Jovi ...... Das heißt, wenn die

Paso Fino Horse Association of NA z.B. Hengste der

Rass6e „Equino Criollo Colombiano“ einkreuzt, heißt

das VEREDELUNG, wenn aber die Asociación Costari-

cense de Criadores Vatertiere der Rasse „Cavalo Lusita-

no“ verwendet, heißt das nun BASTARDIERUNG, vulgo

mixen. Von der „Mixerei“ an den Grenzen des heutigen

Peru (früher zusammen als „Virreinato Peru“) und der

Entstehung des Paso Salteño bzw. Caballo Ecuatoriano

de Paso ganz zu schweigen.

» Weil uns niemand erklärt hat, dass der Gesetzgeber

(s. EG-Richtlinie bzw. Tierzuchtgesetz) den Cubano de

Paso einem Paso Fino Horse of NA oder den Florida Cra-

cker einem Caballo Peruano de Paso völlig gleichstellt

und dass es hier keinerlei Sonderrechte für Erstgekom-

mene gibt. Das gilt natürlich gleichermaßen für alle

übrigen mehr als dreißig reinen Pasorassen, oder sind

es doch nur zwölf verschieden geographische Schläge

einer Rasse? Auch das würde einer Gleichbehandlung

natürlich nicht im Wege stehen. Überflüssigerweise ha-

ben sie alle auch noch offene Stutbücher: REINZUCHT?

» Weil wir immer überlesen, dass echte REINZUCHT,

LEONDE ANGRAND: un Retorno de la Fiesta de Amancaes Paso Peruano: LB Ca Pela | Gestüt san Luis, Pueribo / Equador

Noticiero52 2013 Noticiero 532013

Anmerkung: CR = Criollo de Paso; PI = Paso Iberoamericano;

Fohlenjahrgang 2012: Paso FinoName Geschl. Geb. 2012 Farbe Vater Mutter Züchter

Aida del Aliso Stute 23.03 Rappe Mr. Tailor H.v.H. Arrogancia QC Marion Lesswing (D)

Apiana de Pavoreal Stute 07.06. Braun Hidalgo de Evangeline Danesa Aparta del Gavilan Yvonne Bowen (GB)

Aurora de los Lobos Stute 14.04. Braun Ensueno de Classico Sinergia de La Tierra Meike Wolf (D)

Bacano del Reflejo Hengst 08.07. Fuchs El Bacan del Consuelo Evita del Gavilan Katrin Bedacht (D)

Calena del Retorno Stute 10.04. Braun Mr. Tailor H.v.H. La Cirueta de La Tierra Richard Oré (D)

Carmelita de la Mariposa Stute 19.06. Braun Enero de la Suiza Fajita del Gavilan Michaela Fraefel-Chialina (CH)

Casanova del Emia Hengst 08.06. Falbe Encantador del Emia Tomaria‘s Excelencia Claudia Metting (D)

Cascabel del Retorno Hengst 24.04. Grullo Mr. Tailor H.v.H. Carlota la Perla Richard Oré (D)

Chulo de la Mariposa Hengst 18.05. Rappschimmel Sincope de Veleta Bonita de Molino Michaela Fraefel-Chialina (CH)

Dea del Cavador Stute 06.06. Fuchsschecke Kapoho del Cardo Diosa del Rio Christine Griebel (D)

El Soldado de Pavoreal Hengst 14.04. Buckskin Destello IA Isabel del Cielo Yvonne Bowen (GB)

Empezario de los Lobos Hengst 12.04. Fuchsschecke Kapoho del Cardo Esperanza del Emia Meike Wolf (D)

Flicka Vivendo el Sueno Stute 23.05. Dunkelbraun Destello IA Estrella del Gavilan Dr. A. Burnfield & S. Johns (GB)

Fortaleza del Retorno Stute 31.03. Fuchs Helicon del Gavilan La Fiera del Aliso Richard Oré (D)

Immaculada del Sastre Stute 09.05. Braun Negresco La Paloma del Caron Conni Schneider (D)

Impacto Dos del Sastre Hengst 24.04. Rappschimmel Destello IA Angelita de Pavoreal Conni Schneider (D)

Maestra de la Suiza Stute 09.04. Braun Beech Tree Maestro Talkita del Mistico Swiss Paso Fino Farm (CH)

Magin de la Suiza Hengst 04.06. Braun Enero de la Suiza Francesca de la Suiza Swiss Paso Fino Farm (CH)

Manifiesto de la Suiza Hengst 04.06. Mausfalbe Enero de la Suiza Capistrana Swiss Paso Fino Farm (CH)

Manuelita de Pavoreal Stute 31.05. Fuchs Hidalgo de Evangeline Magnolia de Poker Yvonne Bowen (GB)

Manuelito de la Suiza Stute 07.04. Braun Enero de la Suiza Fernanda de la Suiza Swiss Paso Fino Farm (CH)

Mariposa de la Suiza Stute 23.06. Braun Enero de la Suiza Finura de la Suiza Swiss Paso Fino Farm (CH)

Menina de la Suiza Stute 09.06. Braunschecke Beech Tree Maestro La Mancha de Veleta Swiss Paso Fino Farm (CH)

Milagro de la Suiza Hengst 17.06. Fuchsschecke Sincope de Veleta Galaxia de la Suiza Swiss Paso Fino Farm (CH)

Mira bién de la Suiza Stute 14.06. Braun Sjincope de Veleta Gimena de la Suiza Swiss Paso Fino Farm (CH)

Jerezana del Retorno Stute 10.04. Fuchs Mr. Tailor H.v.H. Julia Real Richard Oré (D)

NN Hengst 2012 Braun El Aji del Juncal Paulina de Veleta Swiss Paso Fino Farm (CH)

Orquidea de Pavoreal Stute 12.04. Rappe Destello IA Mandolina de Evangeline Yvonne Bowen (GB)

Ulyssa del Gavilan Stute 17.06. Falbe Ensueno de Classico Policarpa Salavarieta Doris Sperber (D)

Unico del Gavilan Hengst 18.05. Braunschecke Kapoho del Cardo Shaherazade de La Tierra Doris Sperber (D)

Universo del Gavilan Hengst 01.07. Braunfalbe Romeo del Cardo Limoges del Cardo Doris Sperber (D)

GESAMT: 31 PF Fohlen davon 14 Hengste und 17 Stuten

HINWEIS: Aktualisierungen bitte unserer Homepage entnehmen.

Fohlenjahrgang 2012: Caballo de Paso und Paso Iberoamericano

Name Geschl. Geb. 2012 Farbe Vater Mutter Züchter

Farume KCO / CP Hengst 08.04. Braun Fulmine (CP) Baraca KCO (CP) KCO & NVG Oberadlhof

Osita SCH / CP Stute 09.06. Schecke Kapoho del Cardo (PF) Gina SCH (PP) U. Schmidt, Diessen

Juan Rudolfo de la Fuente / PI Hengst 24.06. Schimmel Heroi (LUS) Adorada la Roca (PF) H.+P. Schöner Quellberghof

Braxena MMAH / PI Stute 30.04. Schimmel He-Xeno (LUS) Braveza NVG (PP) M. Heimler Lammerthal

Fohlenjahrgang 2012: Paso PeruanoName Geschl. Geb. 2012 Farbe Vater Mutter Züchter

Primera Belleza Stute 29.04 Braun Tornado CMG Pitufina AG MPA

Negrito Hengst 22.04 Rappe Futuro de Oro FTP Gloria MVM M. van Meer - MvM

Nuria Stute 08.05 Braun El Destino PVF Fulgida MDS M. van Meer - MvM

Naranjo Hengst 22.04 Braun El Destino PVF Felicia MVM M. van Meer - MvM

Jaguar Hengst 11.07 Fuchs Expression EML Faldeño Juliana Steiner, J. u. M.

Mojito Hengst 18.07 Rappe Moreno MK Esencia RyR IMV

Caballito Garanon Hengst 12.05 Crem. Gaseoso del Fantasma Ferezza de Pasiones MB

Quebrada Stute 10.06 Braun Mezcal Azul EF Jocosidad HB EF

Sophia Stute 16.05 Schimmel Barniz Negro AG Serafina MP MP

Tulio Hengst 02.06 Braun Talus RTP Berenica MK SCL

Zingara Stute 21.06 Braun Zingaro GG Vainilla DS RO

Quiron Hengst 14.05 Braun EL Destino PVF Magnolia RBV EF

Pinta Stute 08.06 Braun Bailarin MP Pavana AG Ariane Glaess - AG

Vino Hengst 22.04 Braun Bailarin MP La Vanessa Ariane Glaess - AG

Leon Hengst 04.01 Crem. Sol de Plata Playa AG CM

Olivia Flechaza Stute 14.05 Braun Futuro de Oro FTP Perla Azul RBV M. van Meer - MvM

Talisma Flechazo Hengst 10.03 Braun Talus RTP Patricia KSS E.K.

Nikita Stute 27.05. Braun Juego GK Bonita SCH U. Schmidt

GESAMT: 18 PP Fohlen davon 10 Hengste und 8 Stuten

HINWEIS: Weitere PP Fohlen bei PPE (paso-peruano.de) bzw. PF Fohlen bei PFAE (pfae.de)Aktualisierungen bitte unserer Homepage entnehmen.

Fohlenjahrgang 2011: Caballo de Paso und Paso IberoamericanoName Geschl. Geb. 2010 Farbe Vater Mutter Züchter

Marima / CP Stute 11.04. Braun Fulmine (CP) Mystica (CP) A. Jänisch

Lucero de la Fuente / PI Hengst 01.06. Braun Napoli MLM (PP) Bonita de la Rocca (PI) H.+P. Schöner

Fohlenjahrgang 2010: Caballo de Paso und Paso Iberoamericano

Name / Rasse Geschl. Geb. 2010 Farbe Vater Mutter Züchter

Capirota MH / CP Stute 02.08 Schecke Nevado ACR Capuchina MH M. Heimler

Cevada NvG / PI Stute 08.06 Schimmel Nevado ACR (PP) Cerinera NvG NvG

Corado KCO / PI Hengst 23.05 Schimmel Nevado ACR (PP) Corazon KCO

N.N. / PI Hengst 06.06. Braun Bandreao KCO (PF) Mariposa Deissner, Berg

Bailador / PI Hengst Schimmel Shadow Dancer (PF) Bonita de la Rocca H.+P. Schöner

Noticiero54 2013 Noticiero 552013

Hinweis: Die Fiesta de san Juan en Amanchaes war vor der Zeit des A.N.C.P.C.P.P. die Zentrale Pferdeshow / Vorläufer des Concurso National für Lima (24. Juni jedes Jahr)LEONDE ANGRAND: un Retorno de la Fiesta de Amancaes

Noticiero56 2013 Noticiero 572013

In der zweiten Kategorie der Master- beziehungsweise

Diplomarbeiten gewann Aline Gülden. Sie untersuchte

in ihrer Arbeit, die sie an der Universität Göttingen

schrieb, das Verhalten von Pferden in Gruppenhaltung

an Kraftfutterstationen. Dabei ging es um das Fütte-

rungsmanagement und den Einfluss von Austreibhil-

fen auf das Verhalten der Pferde. Untersucht wurde,

warum es an Fütterungsstationen zu lagen Warte-

und Parkzeiten der Pferde kommt. Platz zwei ging an

Lisa Hoppe von der Hochschule Osnabrück. Sie schrieb

eine Arbeit zum Thema „Bodenaufbau und Pflege von

Longierhallen“. Für den dritten Platz und ihre Master-

arbeit zum Thema Reitpferdesättel wurde Jana Göing

geehrt. Sie studiert an der Universität Göttingen und

ihr Thema lautete „Vergleichende Analyse der Pass-

form von Reitpferdesätteln anhand eines thermogra-

phischen und eines konventionellen Verfahrens“.

Für die beste Bachelorarbeit ging der erste Preis an

Katrin Sophie Edelmann aus Rostock. Sie machte eine

„Feldstudie zum Energiebedarf zur Energieaufnahme

von Warmbluthengsten im Jugendtraining“. Dabei

arbeitete sie eng mit dem Landgestüt Redefin zusam-

men. Platz zwei ging an Luisa von Allwörden von der

Universität Göttingen. Sie stellte in ihrer Bachelorar-

beit die Frage: „Die traditionelle Pferdezucht auf land-

wirtschaftlichen Familienbetrieben in Niedersachsen

– ein Auslaufmodell?“ Der dritte Platz kam aus dem

Bereich Fütterung und wurde von Stephanie Witten

aus Rostock geschrieben. Das Thema hieß „Untersu-

chungen zum Aminosäurenmuster in der Proteinfrak-

tion der Milch von Stuten in einer mittleren, späten

und sehr späten Laktationsperiode“.

Die Preisträger erhielten neben der Ehrung Geld- und

Sachpreise. Derby Spezialfutter sowie die R+V Versi-

cherungen unterstützen den GWP – Förderpreis finan-

ziell, die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) und

der FNverlag mit Gutscheinen zum Besuch der DKB-

Bundeschampionate und Buchpräsenten für die Preis-

träger.

Anmerkung:

Die GWP und die GFP fusionieren zu einem bundes-

weiten Verein zur Unterstützung der Wissenschaft um

das Pferd.

Näheres finden sie unter:

www.forschung-pferd.de und www.pferd-forschung.de

Weimar (GWP/fn-ress). Der GWP-För-

derpreis 2012 ist im Rahmen der FN-

Tagungen in Weimar verliehen worden.

Die Gesellschaft zur Förderung der

Wissenschaft um das Pferd (GWP) hat es sich zur Aufga-

be gemacht, die Forschung um das Pferd zu fördern und

den Wissenstransfer von der Wissenschaft in die Pra-

xis zu unterstützen. Geehrt wurden in Weimar die drei

besten Dissertationen, Master- und Bachelorarbeiten,

wobei die drei Gewinner der verschiedenen Kategori-

en die Ergebnisse ihrer Arbeiten auch kurz vorstellten.

„Wir freuen uns, ein Vermittler zwischen Wissenschaft

und Praxis zu sein und ein Mittel dazu ist die Vergabe

des Förderpreises“, erklärte der Vorsitzende der GWP,

Dr. Hanfried Haring (Warendorf).

Der erste Preis für die beste Dissertation, der mit 750,-

Euro dotiert ist, ging an Kati Schöpke von der Univer-

sität Halle-Wittenberg. Thema ihrer Arbeit ist „Ent-

wicklung einer Zuchtwertschätzung für das deutsche

Sportpferd“. Auf Platz zwei kam Felix Garlipp von der

Universität Göttingen. Er schrieb seine Dissertation

zum Thema „Evaluierung verschiedener prozesstech-

nischer Handlungsoptionen zur Reduktion luftgetra-

gener Partikel beim Einsatz von Einstreumaterialien

und der Vorlage von Rau- und Kraftfuttermitteln in

der Pferdehaltung“. Geehrt für die drittbeste Disser-

tation wurde Carina Nadja Krumbiegel, die an der

Universität München eine Arbeit aus dem Bereich Füt-

terung erstellte. Das Thema hieß: „Studie zum Prote-

in- und Aminosäurenbedarf bei Warmblutfohlen“. Die

Untersuchungen dafür wurden im Haupt- und Land-

gestüt Marbach durchgeführt.

GWP – Förderpreise 2012

Paso

Fin

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Noticiero58 2013 Noticiero 592013

Es wird noch Jahre dauern bis es eine exakte

Beschreibung des American Paso Fino geben

wird. Man müsste ausgedehnte Reisen nach

Mittel- und Südamerika, Europa und Nordaf-

rika unternehmen, um die nötigen Informationen über

die Vorfahren dieser Pferde einzuholen und unzählige

zukünftige Generationen müssten kritisch beobachtet

werden, um die Zukunft dieser Rasse voraussagen zu

können. Im Augenblick gibt es nur sehr wenig umfas-

sendes und objektives Material über den Paso Fino in

Englisch, das einem in dieser Richtung weiterhelfen

könnte.

Wir haben versucht die Entwicklung des American Paso

Fino in Nordamerika und von seiner ursprünglichen

Heimat, Puerto Rico und Kolumbien, Kuba, der Domi-

nikanischen Republik und Peru (die letzten drei Länder

hatten allerdings geringeren Einfluss) her aufzuzeigen.

Kategorische Aussagen über Reinzucht und genealogi-

sche Abstammung sowie eine Bewertung bestimmter

Linien wurden absichtlich unterlassen. Unserer Erfah-

rung nach entspringen die meisten Behauptungen über

die herausragenden Qualitäten bestimmter Zuchten

einem natürlichen und deshalb verständlichen Natio-

nalstolz und der Liebe zu den heimischen Rassen. Vie-

le Trainingsmethoden ebenso wie die Ausrüstung sind

traditionsgeprägt und somit länderspezifisch.

Die genaue Abstammung der meisten Pferde in vielen

lateinamerikanischen Ländern ist nicht nachweisbar.

Dadurch, dass man viel mehr Wert auf die Hengste leg-

te, bekam man bei einem Besuch dieser Länder sehr

schnell den Eindruck als ob die Fohlen gar keine Müt-

ter hätten. Auf die Frage nach den Eltern eines Pferdes,

wurde einem immer mit großem Stolz der Name des

Hengstes genannt und alle seine Vorzüge in vielen Ein-

zelheiten beschrieben. Die Frage nach der Stute aber

wurde nur mit einem Achselzucken beantwortet. Viele

die Stuten trugen gar keine Namen sondern nur eine

Nummer. Manchmal jedoch hatte man auch Glück und

der Besitzer wusste welcher Hengst der Vater der Stute

war. Unserer Meinung nach ist die Stute mindestens ge-

nauso wichtig wie der Hengst, wenn nicht sogar wich-

tiger, um ein qualitativ sehr gutes Fohlen mit natürli-

chem Tölt zu züchten.

Eine andere Tradition der Pferdezüchter in den la-

teinamerikanischen Ländern war, dass Männer einen

Hengst reiten sollten; dies spielte für die Zucht eine

nicht unbedeutende Rolle, da viele weniger gute Hengs-

te, die besser kastriert worden wären, doch noch in der

Zucht zum Einsatz kamen. Darüber hinaus wurde jede

Stute mit dem derzeit besten Show-Hengst angepaart,

ungeachtet der Schwächen und Mängel beider Tiere.

Diese Umstände führten zu Nachkommen, die teilweise

nicht gerade eine Verbesserung der Zucht darstellten.

Allerdings muss man den Züchtern zu Gute halten, dass

sich der natürliche Tölt immer mehr herauskristalli-

sierte, da dieses Kriterium das Einzige war, worauf die

Züchter immer Wert legten. Die Betonung dieser natür-

lichen Gangart führte nicht nur zu einigen Merkmalen

im Exterieur, sondern auch zu der heutigen Vielfalt an

Farben und Paso Pferde Typen.

Wir möchten die Gemeinsamkeiten aller Paso Fino Ty-

pen herausstellen und keinesfalls den Drahtseilakt wa-

gen, den einen über den anderen zu stellen, denn wir

sind der Meinung, dass durch eine selektive Zuchtaus-

wahl die besten Eigenschaften aller Paso Fino Typen ge-

mäß amerikanischer Tradition vereint werden können,

um den absolut besten Paso Fino hervorzubringen - den

American Paso Fino.

Momentan ist es sehr verwirrend den Überblick zu be-

halten bei all den verschiedenen Rasse-Bezeichnungen

- Paso Fino, Paso Peruano, Paso Colombiano - und der

Vielzahl an spanischen Begriffen für die Tempi und die

Variationen des natürlichen Tölts. Wir möchten uns hier

auf die beim American Paso Fino erwünschten Gangar-

Der American Paso FinoText: George J. LaHood und Rosalie MacWilliam

Noticiero60 2013 Noticiero 612013

Die Herauskristallisierung des Paso Pferdes begann in

Nordafrika mit den Berbern. Diese wurden dann in Spa-

nien durch den Andalusier verbessert und in die Neue

Welt als sog. Spanische Genetten importiert.

Diese edle Rasse wird von vielen Autoren in den un-

terschiedlichsten Ländern (von Irland über Italien bis

Kanada und den südwestlichen Staaten der USA) mit

großem Respekt erwähnt; momentan wird sie als „aus-

gestorbene Rasse" bezeichnet. Wir behaupten das Ge-

genteil - die Spanische Genette existiert noch und ist

unter anderem als American Paso Fino bekannt.

Das Stockmaß einiger Paso-Schläge wurde über die

Jahrhunderte durch das Leben in den Tropen beein-

trächtigt, in denen Parasiten die Stärke und Vitalität

aus Mensch und Tier saugen. Unterschiedliche Typen

entstanden auch bedingt durch die Anforderungen an-

derer Kulturen, aber die Rasse an sich blieb bestehen.

Die Puerto Ricaner wollten ein schickes Showpferd, die

Kolumbianer bevorzugten ein vielseitiges Arbeitspferd

und in Peru entstand der Kult um den Termino. Den-

noch haben die Zuchtauslese nach bestimmten Merk-

malen und die verschiedenen Geschmäcker weder dem

Aussehen noch dem Gangvermögen der Spanischen Ge-

nette groß etwas anhaben können. Das alte starke Blut

überlebte einfach.

Vielen Leuten fallen Gemeinsamkeiten zwischen Mor-

gan Horse, Connemara Pony und Paso Fino auf. Dies

ist nicht weiter verwunderlich, weil die Geschichte des

Morgan Horse spanischen Einfluss zeigt und die Chro-

nik über die Abstammung des Connemara verweist auf

die stolze Spanische Genette. Als die Straßen in Neu-

England und Irland besser wurden und trabende Pferde

mit hoher Knieaktion in Mode kamen, wurde der gebro-

chene Paß oder amble, wie er genannt wurde, aus diesen

Rassen eliminiert. In Neu-England ging der Tölt ver-

loren, als man Kaltblüter und Englische Vollblüter zu

züchten begann; dort wurde der natürliche Tölt durch

den unbequemen Trab ersetzt.

In Irland kannte man die Spanische Genette unter der

Bezeichnung Palfrey, ein seit über tausend Jahren be-

nutztes bequemes Reisepferd für die Reichen im west-

lichen Europa. 1580 empfahl Blundeville Züchtern von

töltenden Pferden, Pferde spanischer Herkunft zu kau-

fen. Allerdings geschah auch hier dasselbe wie in an-

deren Ländern, sobald die Straßen besser wurden, war

der Bedarf an Pferden für Wagen und Kutschen groß

und man begann schwere Kaltblüter mit den leichten

Rassen zu kreuzen und der bequeme Tölt verschwand

zugunsten des harten Trabs eines Kutschpferdes.

Diese bequemen Pferde werden sogar noch früher in

der Geschichte erwähnt. Das früheste Zitat über diese

Rasse war wohl um 190 AD als der römische Hippologe

Ferrentino Varro Pferde mit verwirrenden Gängen sah.

Er schrieb: „Alles was ich dazu sagen kann ist, dass sie

eine Gangart zwischen Paß und Galopp gehen." Heute

würden wir dies als paso largo bezeichnen.

Man kann heute noch nachlesen, dass unter den Pferden,

die Kolumbus für seine zweite Reise in die Neue Welt

kaufte, auch einige sogenannte „Herren-Pferde" waren.

So wurden in diesen Tagen die bequemen Spanischen

Genetten bezeichnet. Von 1493 bis 1550 wurden unzäh-

lige Pferde von Spanien in die Gestüte der Karibik ge-

bracht, um dort die Spanier für ihre Eroberungszüge mit

robusten und zuverlässigen Pferden beritten zu machen.

In den Jahrhunderten vor der Wiedereinführung des

Pferdes in die Länder der westlichen Hemisphäre (die

Spezies war dort vor Millionen von Jahren ausgestor-

ben) wurde die Genette oder der Paso von stolzen Adeli-

gen gezüchtet und durch die vorsichtige Anpaarung mit

Berbern und Andalusiern veredelt. Da der Tölt diesen

Züchtern immer noch wichtig war, wurde er eher ver-

stärkt und damit erhalten.

Zum Glück für die heutigen Liebhaber dieser Rasse leg-

ten die Züchter damals großen Wert auf diese Gangart

- sie haben nämlich die direkten Vorfahren unserer heu-

tigen Pasopferde gezüchtet. Der Verlauf der Geschichte

und der Weg der Konquistadoren auf ihren Eroberungs-

zügen ist uns allen bekannt - den gleichen Weg nahm

die Entwicklung der Paso Pferde. Zunächst gab es sie

nur in der Karibik, von dort kamen sie nach Mittel- und

Südamerika. Mit den wachsenden Handelsbeziehungen

zwischen den Ländern mischten sich die verschiedenen

Schläge, aber später bemühte man sich, die einzelnen

Rassen rein zu halten. In vielen Ländern Südamerikas

fand man Gefallen an der hohen Knieaktion des Andalu-

siers und der große Einfluss dieser Pferde führte zu den

Trochadores bzw. den Trote Pferden. Trabende Pferde

konnten nie richtig Fuß fassen in der Karibik und der

Die Blütezeit des Paso Fino begann in den USA um 1959

ten und Tempi beschränken: paso fino, paso corto und

paso largo. Außerdem möchten wir den Namen unsere

Rasse keinesfalls kompromittieren, denn in allen Her-

kunftsländern wird der Begriff fino nur für die wirk-

lich besten Tiere verwendet: Das Wort paso dagegen

bezeichnet nur die Gangveranlagung, aber sagt nichts

über die Qualität aus.

Deswegen trägt unser Artikel die Überschrift Der Ame-

rican Paso Fino. Wir möchten damit keine Rasse oder

Gegend zurücksetzen, denn der Begriff American be-

zieht sich nicht nur auf den nördlichen Teil, sondern auf

die zwei großen Kontinente der westlichen Hemisphäre.

Die eigentliche Herkunft einer Rasse verliert sich oft

im Nebel der Zeit und im Schleier der Sagen und Le-

genden. Wenn man die Wurzeln einer modernen Pfer-

derasse finden will, muss man den gewundenen Pfaden

der Vergangenheit in vielen, weit verstreuten Teilen der

Erde folgen. In jedem der westlichen Länder, in denen

sich der Paso Fino, unter welchem Namen auch immer

entwickelte, glaubt man zunächst, dass der Herrgott

den Boden berührte und daraus der Paso Fino in seiner

ganzen heutigen Herrlichkeit entsprang. Zuerst ist man

wirklich versucht dies zu glauben, besonders wenn man

aus den USA kommt, wo es, zumindest unserem Wissen

nach, keine natürlich töltende Rasse gab.

Der Anblick von südamerikanischen Arbeitspferden auf

der Straße, die einen so exzellenten TöIt zeigten wie er

„eigentlich“ nur von gut trainierten Showpferden er-

wartet wird, war sehr erstaunlich und beeindruckend.

Diese Pferde waren meist unbeschlagen und die Stuten

hatten oft ein Fohlen bei Fuß, das ebenso grazil und

natürlich töltete. Nach kurzer Zeit siegen Vernunft und

Neugier, man beginnt mit der Suche nach dem Ursprung

dieser interessanten Pferde.

Einheimische schickten einen oft auf die falsche Fährte,

wenn man sie nach den Vorfahren ihrer Pferde fragte

und behaupteten, dass arabische Pferde die Rasse ge-

prägt hätten. Abgesehen von der Größe und der Eleganz

der beiden Rassen, gibt es aber keine Gemeinsamkei-

ten. Nachforschungen haben ergeben, dass der Araber,

der Berber und die Libyschen Rassen gemeinsame Vor-

fahren hatten. Libysche Rassen und Berberschläge be-

einflussten die Spanische Genette, aber nur durch die-

se gemeinsamen Ur-Vorfahren gibt es eine Verbindung

zwischen dem Araber und der Spanischen Genette, so-

mit auch mit dem Paso Fino.

Paso Fino Hengst | Caracas, Veneuela

Noticiero62 2013 Noticiero 632013

Paso Fino Besitzer müssen lernen, die bewährten Spiel-

regeln auf Veranstaltungen zu befolgen. Schimpfwör-

ter, Beleidigungen und laute Streitereien schaden jeder

Rasse und zeigen den wahren Charakter des Besitzers.

Niemand verliert gerne, aber ganz gleich in welchem

Wettbewerb - es gibt immer einen Verlierer. Es ist für

die Vermarktung einer Rasse wichtig, dass sie inner-

halb der Pferdewelt und in der Öffentlichkeit ein gutes

Image hat. Jeder Paso Fino Besitzer sollte deswegen ein

tadelloses Auftreten an den Tag legen. Außerdem muss

jeder, der Paso Finos richten will, wissen, dass es im

Augenblick mehrere Typen gibt. Mit zunehmender Stan-

dardisierung der Rasse werden diese Typen wohl mehr

und mehr verschwinden.

Die meisten Paso Fino Besitzer sind sich darüber einig,

dass es praktisch kein Pferd gibt, das sich in den vier

Grundprüfungen behaupten kann. Classic Fino, Versa-

tility, Performance und Pleasure Prüfungen verlangen

jeweils nach Pferden, die in Gebäude und Gangvertei-

lung sehr unterschiedlich sein müssen, so dass es schon

eines Überpferdes bedarf, um den verschiedenen Anfor-

derungen jeder Prüfung gerecht zu werden.

Ein letzter Punkt: Jeder Richter sollte versuchen dem

Publikum und dem Besitzer die Gründe für seine Ent-

scheidung mitzuteilen. Falls es die Zeit erlaubt, kann

eine Gegenüberstellung der zwei oder drei besten Pfer-

de jeweils die Pluspunkte eines jeden Tieres herausstel-

len und das beste von allen kann leicht ermittelt wer-

den. Dies spielt eine besonders wichtige Rolle bei den

Grand Nationals.

Die zugrundeliegende Prüfungsordnung für Paso Finos

spiegelt den Standard wider wie er sich in den anfäng-

lichen Jahren der Showszene in den USA etablierte.

Meine Co-Autorin und ich waren maßgeblich daran be-

teiligt. Diese Prüfungsordnung weicht etwas vom der-

zeitigen Regelwerk der Paso Fino Horse Association ab

und wir empfehlen sich im Zweifelsfall auf das jährlich

erscheinende Regelwerk zu verlassen.

Die Pferde werden so natürlich wie möglich vorgestellt.

Falls sie unbeschlagen geritten werden, sollen die Hufe

entsprechend dem natürlichen Fesselstand des Pferdes

zugerichtet sein. Bei einem unbeschlagenen Pferd darf

die Zehe maximal 10cm, bei einem beschlagen Pferd

maximal 11 cm lang sein. Die Eisen dürfen maximal

280g wiegen.

und nicht danach, wie es sich früher präsentierte oder

unter einem anderen Reiter präsentieren könnte. Nicht

einmal eine andere Prüfung im selben Turnier darf in

die Entscheidung miteinfließen. Jede Prüfung ist sepa-

rat zu betrachten und getrennt zu richten.

In den ersten Lehrjahren, d.h. als man begann Paso

Fino Shows in den USA zu veranstalten gab es nur eine

Handvoll Richter, die qualifiziert waren, Paso Finos zu

beurteilen. Das Ergebnis: Viele Pferde wurden oft un-

gerecht bewertet. Es ist verständlich, dass Richter, die

eine ihnen vollkommen neue Prüfung richten, dazu

tendieren, das ganze so schnell wie möglich über die

Bühne zu bringen und sich lieber einer Prüfung wid-

men, mit der sie vertraut sind. Unqualifizierte Rich-

ter frustrierten so manchen Reiter, der viel Arbeit und

Geld investiert hatte, um sein Pferd vorzubereiten. Auf

der anderen Seite wurden viele Besitzer ermutigt, ihre

Pferde in Prüfungen zu starten, für die die Tiere eigent-

lich gar nicht prädestiniert waren, weil man sich einen

besseren Platz bei einem bestimmten Richter erhoffte,

der keine Erfahrung mit der Rasse hatte. Ein Paso Fino

Richter muss sich immer bewusst sein, dass seine fai-

ren und unparteiischen Entscheidungen im Showring

die zukünftige Entwicklung des American Paso Fino

stark beeinflussen.

Der Wunsch, ein natürlich töltendes Pferd ungezwungen

zu präsentieren findet sich im Regelwerk wieder unter

dem Kapitel Unerlaubte Hilfsmittel. Es wurde ebenfalls

versucht tierquälerische Trainingsmethoden auszu-

schließen, indem man vorbeugende Regeln schuf und

Tiere mit Narben auf dem Nasenrücken oder Wunden

an anderen Körperstellen disqualifizierte. Kein Richter

sollte Mißhandlungen und inkompetente Trainer unter-

stützen, indem er diese Anzeichen ignoriert.

Es dürfen nur vollkommen gesunde Pferde vorgestellt

werden - kranke oder lahme Tiere müssen disquali-

fiziert werden. Nur so schreckt man andere Reiter ab,

genau das gleiche zu tun. Die Verwendung von harten

Einlagen im Sperrhalfter oder scharfen Kinnketten soll-

ten auf Shows in den USA weder offiziell erlaubt noch

still geduldet werden.

Zunächst gab es nur eine Hand-voll Richter, die qualifiziert waren, Paso Finos zu beurteilen

Tölt blieb lange die vorherrschende Gangart der dorti-

gen Rassen. Obwohl es bereits vor 1959 einige Impor-

te gegeben hatte, begann die Blütezeit des Paso Fino in

den USA mit diesem Jahr.

Es ist ganz natürlich, dass jemand etwas auf das er

besonders stolz ist auch gerne herzeigen möchte. So

entstand wahrscheinlich der Gedanke Pferde in Wett-

bewerben vorzustellen. Nathaniel Webster bezeichnet

eine Person, die berufen wird, um den Sieger heraus-

zufinden, einen Streit zu schlichten, ein qualifiziertes

Urteil abzugeben oder den relativen Wert einer Sache

festzulegen als „Richter'. Seit 1967, als Paso Finos zum

ersten Mal auf einer Show in den USA gezeigt wurden,

musste jemand den Sieger bestimmen. Da diese Rasse

„neu" war, brauchte man schon eine gehörige Portion

Mut, diese Entscheidung zu treffen. In den meisten Fäl-

len wurde dieser Mut mit scharfer Kritik belohnt.

In den letzten Jahren gab es nur eine kleine Elite-Grup-

pe, die qualifiziert genug schien American Paso Finos

richtig zu beurteilen. Wir hoffen, dass die Informatio-

nen, die wir hier geben, den Richtern und solchen die es

werden wollen, helfen werden. Paso Fino Richter müs-

sen ihre Vorstellungen hinsichtlich aller anderen Ras-

sen vergessen, wenn sie diese Pferde beurteilen wollen.

Sie dürfen ihre Entscheidung nie aufgrund eines Ver-

gleichs mit einer anderen Pferderasse treffen. Der Paso

Fino ist eine eigenständige Rasse; so kann man we-

der sein Gebäude mit dem des Arabers oder dem des

Morgan Horse vergleichen noch entspricht er in seiner

Gangverteilung dem Tennesse Walker oder dem Ameri-

can Saddlebred. Ein offiziell bestellter Richter hat die

einzigartige Verpflichtung die Regeln aller Prüfungen

äußerst exakt anzuwenden und aus diesem Grund trägt

er große Verantwortung.

Die Richter werden oft bezichtigt Entscheidungen nach

ihrem persönlichen Gusto zu treffen. Dies stimmt wohl

bis zu einem bestimmten Grad, allerdings ist dies nicht

so schlimm solange sich ihr Urteil sich nach der Zucht-

ordnung der Rasse und der derzeitigen offiziellen Prü-

fungsordnung richtet.

Dieser Punkt kann nicht oft genug und nicht deutlich

genug herausgestellt werden. Niemals dürfen die per-

sönlichen Präferenzen hinsichtlich der Farbe oder der

Art sich zu bewegen eine dominante Rolle spielen.

Ein Richter darf niemals frühere Leistungen eines Pfer-

des mitberücksichtigen. Ein Pferd muss immer danach

beurteilt werden, wie es jetzt und hier vorgestellt wird

Paso Fino sportverein CONFEPAsO | Caracas, Venezuela (1996)

Noticiero64 2013 Noticiero 652013

Paso Fino Fohlen

Mähne, Schopf und Schweif sollten lang und natürlich

sein; ein sogenannter bridle path (am Genick des Pfer-

des) von 10cm kann geschoren werden, ausgenommen

Pferde, die jünger als 1 Jahr sind. Jedes in den USA

gezogene Pferd sollte durch den Richter von einer Ver-

anstaltung ausgeschlossen werden, wenn es Verletzun-

gen aufweist, die durch unsachgemäßen Einsatz von

Ausrüstungsgegenständen hervorgerufen wurden. Im-

portpferde dürfen aufgrund von Narben, die in ihrem

Abstammungsnachweis vermerkt sind, nicht disqua-

lifiziert werden, es sei denn diese Tiere hätten frische

Verletzungen.

Die Pferde sollten temperamentvoll sein und sich ele-

gant präsentieren. Der Gehorsam steht dabei an ersten

Stelle. Jeder Reiter, der unfähig ist sein Pferd zu kon-

trollieren sollte von der Prüfung ausgeschlossen wer-

den. Jede Taktunreinheit wird mit Punktabzug bestraft.

In den Prüfungen unter dem Sattel dominiert der takt-

klare Tölt über die anderen Gangarten wie Schritt oder

Galopp. Auch das Gebäude spielt dann eine untergeord-

nete Rolle.

Das ständig wachsende Interesse am American Paso

Fino, der in den 60er Jahren in den USA noch vollkom-

men unbekannt war, lässt uns vermuten, dass die Rasse

immer beliebter wird, nicht nur bei der Allgemeinheit,

sondern auch bei den amerikanischen Pferdezüchtern.

Die Vermischung der ursprünglichen Linien durch er-

fahrene und verantwortungsbewusste Züchter, die se-

lektive Zuchtauswahl und die Wünsche der amerikani-

schen Käufer werden den Paso Fino sicher verändern.

Dies betrifft wohl vor allem die Größe und das Ausse-

hen der Pferde. Die Durchschnittsgröße wird sich wohl

bei 150cm einpendeln. Es gibt heute schon einige Ex-

emplare, die so groß sind. Allerdings wird die Regel ja

bekanntlich durch die Ausnahme bestätigt. Ernsthafte

Züchter werden diesen Größenzuwachs fördern, um den

Wünschen ihrer Kunden gerecht zu werden.

Die Eleganz wird weiterhin eine wichtige Rolle für Paso

Pferde spielen und sie wird sich ebenso verbessern wie

das allgemeine Exterieur der Tiere. Die Köpfe werden

edler, die Brust tiefer und die Hinterhand kräftiger mit

höherem Schweifansatz. Der Tölt wird nur in positivem

Sinne beeinflusst, d.h. er wird taktklarer und siche-

rer durch selektive Zucht. All diese Trends lassen sich

schon heute aufgrund der Käuferwünsche erkennen.

Auf den Veranstaltungen wird die Standardisierung der

Rasse die auffälligste Veränderung sein, die durch die

Verschmelzung der einzelnen Linien entstehen wird.

Gut geschulte und erfahrene Richter, die wirklich an

der Rasse interessiert sind, werden diesen Prozess

unterstützen indem sie sich für die besten Pferde ent-

scheiden. Die grobschlächtigen, zu

In Zukunft wird es nicht mehr nötig sein, Pferde in

Prüfungen vorzustellen, für die sie eigentlich ungeeig-

net sind, weil genügend Teilnehmer für die einzelnen

Klassen zur Verfügung stehen. In den Classic Fino Prü-

fungen, die ein top trainiertes Pferd verlangen werden

weiterhin die klassischen“ Paso Finos so natürlich wie

möglich zu sehen sein – ohne Gewichte an den Eisen

und ohne tierquälerischer Ausrüstung, mit natürlicher

Aktion und unpräparierten Mähnen und Schweifen.

Der „fino fino“ Gang ist praktisch eine Art Dressur. Man

wird noch einige Figuren hinzufügen, um leichter ent-

scheiden zu können, welches Pferd nun das beste ist

und um die Prüfung für das Publikum spannender und

interessanter zu machen.

Reiter, die prinzipiell ein „Arbeitspferd“ haben möch-

ten werden nach und nach die Vielseitigkeit und die

Härte des Paso Fino entdecken. Die Rasse wird in viele

Bereiche vordringen, in denen sie heute noch gänzlich

unbekannt ist, darunter z.B. Schauveranstaltungen,

Distanzritte, Reiterspiele und vieles mehr. Reiter von

Orientierungsritten sind heute schon von der Leistung

ihrer Paso Finos begeistert.

Zusammenfassend behaupten wir, dass sich in nicht

allzu ferner Zeit ein verbesserter Paso Fino etabliert ha-

ben wird, dessen Identität und Tradition auf den Vor-

lieben des amerikanischen Reiters basiert. Diese Rasse

wird dann zu Recht „Der American Paso Fino“ genannt

werden und sich deutlich von seinen Vettern in den an-

deren Ländern unterscheiden.

Die Pferde sollten temperament-voll sein und sich elegant präsentieren

Noticiero66 2013 Noticiero 672013

Solange Haustiere ausschließlich Nutztiere wa-

ren, war nur der beabsichtigte Verwendungs-

zweck maßgeblich für die Selektion. Das Pferd

steht heute an der Schwelle zum „Luxustier“

und wird somit anfällig für kurzlebige züchterische

Trends. Tierzucht ohne Leistungskontrolle führt rasch

in die Sackgasse. Glücklicherweise haben viele Pferde-

kulturen traditionell eine spielerisch-sportliche Form

der Leistungskontrolle beibehalten – seien es die Rei-

terspiele asiatischer Steppenvölker oder das Turnierwe-

sen europäischer Prägung.

Schon früh hat man sich in Europa bemüht, für Pasop-

ferde – neben den schon etablierten Sportprüfungen –

Zuchtschauen nach dem Vorbild der Ursprungsländer

durchzuführen. Deren Aussagekraft war naturgemäß

perspektivisch teilweise etwas verzerrt. Man suchte

also nach objektiveren Kriterien zur Beurteilung des

Zuchttieres. Eine Anleihe beim Islandpferd, welches

schon seit zwei Jahrzehnten nach einem international

einheitlichen und bewährten Schema geprüft wird, gab

den entscheidenden Anstoß.

Was sich beim Islandpferd bewährt hatte, wurde in die

Pasopferde-Materialprüfung übernommen; den Unterschie-

den wurde durch Modifikationen Rechnung getragen.

Bei der Materialprüfung wird das Pferd zunächst un-

ter dem Reiter auf seine Reiteigenschaften geprüft. An-

schließend erfolgt die Beurteilung des Exterieurs.

Die einzelnen Beurteilungskriterien werden entspre-

chend ihrer Bedeutung mit Faktoren belegt. Die Materi-

alrichter – darunter ein Reiterrichter – vergeben Noten,

die mit den Faktoren multipliziert werden. Eigenschaf-

ten, die besonders wichtig sind, werden mit hohen Fak-

toren ausgestattet: für die Pasopferde liegt beispiels-

weise der Faktor für Tölt sehr hoch (24 unterm Sattel, 10

für Tölt an der Hand). Auch die Faktoren für Fundament

(12) und Charakter/Brio (16) sind höher als bei anderen

Pferderassen. Eher ästhetische Kriterien wie Kopfform

haben entsprechend niedrige Faktoren.

Insgesamt geht das Exterieur mit 40 Faktorenpunkten

in die Wertung ein, die Reit- und Charaktereigenschaf-

ten mit 60.

Ein Pferd mit Defiziten beim Tölt, im Charakter oder im

Fundament kann niemals eine gute Gesamtnote erzielen.

Die Festlegung der Faktoren war das Resultat langjäh-

riger Beobachtungen und Fachgespräche. So wird die

Materialprüfung den Pasopferden absolut gerecht. Der

Züchter, Besitzer oder Kaufinteressent erhält eine de-

taillierte Übersicht über Stärken und Schwächen eines

Pferdes.

Die Bedeutung der Materialprüfungen wird in Zukunft

immer größer werden. Die Konkurrenz schläft nicht;

ein weitgehend gesättigter Pferdemarkt garantiert nur

überdurchschnittlichen Pferden angemessene Preise.

Die Materialprüfung, die heute schon bei vielen Pfer-

derassen – siehe Isländer – eine Selbstverständlichkeit

ist, wird auch beim Pasopferd für Zucht, Sport und Ver-

marktung eine wesentliche Hilfestellung sein.

Qualität auf Punkt und KommaDas Pasopferd in der Materialprüfung

Paso Fino sportverein CONFEPAsO | Caracas, Venezuela (1996)

Noticiero68 2013 Noticiero 692013

In dieser Serie sollen einige Persönlichkeiten, Pfer-

de wie Menschen, vorgestellt werden. Da wir vie-

le Recherchen noch direkt „vor Ort“, d.h. bei den

betreffenden Leuten in Peru machen konnten,

werden die Artikel natürlich keine wörtliche Überset-

zung der früheren Peruvian Paso Horse World Review-

Reihe sein. Diese Tatsache sowie der Umstand, dass

weder Paso-Zeitschriften noch Paso-Bücher bei uns in

Deutschland leicht verfügbar sind (Stand: 1993), haben

zur Folge, dass viele Fakten aus der neueren Geschichte

der Pasopferde in Gefahr sind, schon wieder vergessen

zu werden. So ist es nur folgerichtig, wenn wir unsere

Serie aus Pasourzeiten fortsetzen mit

»Perus lebender Legende«,

wie V. Albright in seinem Buch „The Peruvian Paso and

his Classic Equitation“ den Hengst Sol de Oro (v) nann-

te. Es ist wohl über kein Pferd der peruanischen Zucht-

geschichte so leidenschaftlich diskutiert und so konträr

geurteilt worden, wie über diesen kleinen Fuchshengst

aus dem südlichen Vorandental von Llauta in der Pro-

vinz Lucanas.

SOL DE ORO VIEJO Text: K.C.Otte aus Pasollano Nr. 4/1993

Pasopersönlichkeit und Stempelhengst

Paso Peruano Hengst: sol de Oro Viejo

Noticiero70 2013 Noticiero 712013

Seit dem Triumph des SOL DE ORO-Sohnes CARAMELO

über die nordperuanische Konkurrenz 1960, die bis da-

hin auf den Concursos Nacionales von Lima dominiert

hatte, wurde jeder Champion of Champions in Peru, und

weltweit, von SOL DE OROs Nachkommen gestellt.

Aber das Unglaublichste an der Geschichte des SOL DE

ORO ist, dass eigentlich niemand seine Eltern mit ab-

soluter Sicherheit kannte, noch seinen Geburtstag oder

–Ort exakt anzugeben vermag. Über seine Entdeckung

werden die abenteuerlichsten Geschichten erzählt.

Doch im Laufe der Jahre und nicht zuletzt durch die

Nachforschungen von Fito Matellini und Don Alfredo

Elias V. hat sich die heute akzeptierte Version als die

wahrscheinlichste herauskristallisiert. Danach wollte

Gustavo de la Borda die alte Fama der berühmten Reit-

pferde „Made-in-Ica“, die durch den Bau der Paname-

ricana dem Untergang geweiht schien, wieder aufleben

lassen. Zu diesem Zweck begann er, in den Tälern am

Fuße der Anden, wohin die Motorisierung aus Mangel

an Kaufkraft noch nicht vorgedrungen war und wo die

Reitpferdezucht somit ihre alte Bedeutung behalten

hatte, nach den Nachkommen der berühmten Südpferde

Peru’s zu suchen. Dabei stieß er wie erwähnt bei seinem

alten Bekannten José Cancino von Palpa auf ein Pferd,

das ihn auf den ersten Blick in seinen Bann schlug und

in dem er alle guten Eigenschaften der Iqueños (Pferde

von Ica) vereinigt glaubte. So wird heute in den Abstam-

mungsnachweisen meist angegeben

Denn das Pferd stammte von einer Cancino-Stute aus

einer Bedeckung mit einem Hengst seines Freundes

Francisco De Gregori aus Llauta, den dieser von der

Familie Jurado in Calapalla erworben hat (auf Quet-

cha bedeutet der Name soviel wie „kahle Schlucht“; er

wird zuweilen, besonders bei Abstammungsnachweisen

aus USA, als Vatersname angegeben). Weitere Angaben

zu dem Vater von SOL DE ORO waren nicht erfragbar,

wenngleich heute oft in Artikeln noch mehr darüber zu

lesen ist. Somit sind alle drei Bezeichnungen gleichwer-

tig, wobei es durchaus damaligen Gepflogenheiten ent-

Mit 26 Jahren – bereits legendärer Stammvater zahlrei-

cher Meisterschaftssieger in Peru und den USA – wurde

SOL DE ORO zum ersten Mal fotografiert. Die Bilder zei-

gen ein zwar altes, doch starke Persönlichkeit ausstrah-

lendes Pferd, dessen eigenartiger Charme sogar auf den

dilettantischen Fotos wahrnehmbar ist. Damals, 1968,

war SOL DE ORO schon 12 Jahre auf der Hacienda von

Alfredo Elias V., der ihn eigentlich in die Zucht einge-

führt hat. Entdeckt hat ihn dessen Schwager Gustavo de

la Borda bei einem der bekanntesten Pferdezüchter der

Region von Palpa, José Cancino, der ihn als „unnützen

Fresser“ im Korral herumstehen hatte; wegen einer Ju-

gendverletzung, die SOL DE ORO sich auf einer Anden-

alm bei Laramate zugezogen hatte, war er zwar noch

reitbar, aber für einen andinen Viehzüchter, dessen nor-

male Ansprüche an ein Reittier im Arbeitseinsatz nur

von Maultieren erfüllt werden können, war SOL DE ORO

praktisch „nur“ als Vatertier brauchbar.

Es sei das Verdienst von Don Gustavo, sagte Alfredo

Elias V., mit seinem geübten Züchterblick die besonde-

ren Qualitäten dieses Hengstes erkannt zu haben. Doch

ohne die systematische Förderung durch Alfredo Elias

V. hätte SOL DE ORO wohl kaum die Bedeutung erlangt,

die er in der modernen Zuchtgeschichte Perus nun ein-

mal innehat. Und in diesem Zusammenhang muss noch

ein Name fallen: Rodolfo „Fito“ Matellini, dem die Me-

riten zufallen, systematisch nahe Verwandte von SOL

DE ORO in den Andentälern zusammengesucht und mit

Erfolg in die Zucht eingeführt zu haben.

V. Albright sagt: „Ohne SOL DE ORO wäre der Paso

Peruano nicht das, was er heute darstellt, ja es ist frag-

lich, ob die vielen Hacienda-Linien Perus überhaupt zu

einer anerkannten Pferderasse zusammengeschweißt

worden wären“. Das ist gewiss keine Übertreibung und

sicherlich auch darin begründet, dass SOL DE ORO als

einer der großen Glücksfälle der Pferdezucht angesehen

werden muss, von denen man sagt, dass sie nicht nur

selbst das Zuchtziel in idealer Weise verkörpern, son-

dern auch imstande sind, ihre hervorragenden Eigen-

schaften an die Nachkommen weiterzugeben. Ein echter

Stempelhengst also, der sich durch Brio, Ausstrahlung,

Gangvermögen, Körperbau und Härte sowie seinen un-

nachahmlichen Adel auszeichnete.

Ohne SOL DE ORO wäre der Paso Peruano nicht das, was er heute darstellt

Potro de Llauta

oder

Potro de la Calapalla

oder

Potro de Gregori

Yegua de Cancino

SOL DE ORO

Ein Enkel von sol de Oro Viejo: AEV Heraldo

Nachkommen von sol de Oro aus der brühmnten Zucht AEV

Noticiero72 2013 Noticiero 732013

Unsere Pferdezüchter neigen dazu, den Pedigree über-

zubewerten, besonders was die früheren Generationen

betrifft; 5 und mehr Generationen haben herzlich we-

nig Einfluss auf das neue Fohlen, schon weniger als z.B.

schlechte Fütterung der Mutter während der Trächtig-

keit. Doch es sieht auf dem Abstammungspapier einfach

gut aus, wenn da „Champion of Champions“ steht.

Gustavo de la Borda hatte im Süden Peru’s die Züch-

terbedeutung, die Federico de la Torre Ugarte (FTU) im

Norden des Landes zugesprochen wird. Dennoch tau-

chen seine Initialen in den Pferde-Stammbüchern prak-

tisch nicht auf, da seine bedeutendsten Zuchterfolge

eigentlich erst nach seinem tragischen Tod aufgrund

seines hervorragenden Zuchtmaterials von seinem

Schwager realisiert wurden: Alfredo Elias V. (AEV). In

seiner engeren Heimat jedoch (San Javier, zwischen Pal-

pa und Nasza gelegen) und im weiten Umkreis bis ins

Andenhochland galt es noch zwanzig Jahre später als

besonderes Prädikat, wenn einer sagen konnte: „Mein

Pferd stammt von einem De la Borda ab!“, Denn die „de

la Borda“- Zucht hatte eine langjährige Tradition und

einen klangvollen Namen unter den „Iqueños“.

Nach den Erfolgen von Fernando Peschiera C. galt es

lange Zeit als heißer Tipp, eine Nordstute (FTU oder

JJP) mit einem Südhengst (AEV, HNS) zu bedecken, um

auf diese Weise dem Zuchtziel des Paso Peruano mög-

lichst nahe zu kommen; das was die Amerikaner heute

noch den „Golden Cross“ nennen. Inzwischen haben un-

sere Züchter dazugelernt – vor allem hinsichtlich des-

sen: Was für einen Concurso von Lima erfolgreich sein

kann, muss es noch lange nicht auch für einen Taunus-

Wanderritt sein.

Die Tatsache einer sog. jahrhundertelangen Reinzucht

an sich sagt noch nichts über die Qualität der daraus

entstandenen Rasse aus. Es wäre also sträflich, sich

züchterisch sozusagen auf diesen (eigentlich nicht vor-

handenen) Lorbeeren auszuruhen. (NB! Auch zu die-

sem Thema fänden bzw. finden Sie auf den Seiten von

Pasollano und Noticiero weiterführende Überlegungen.)

Die Vielfalt des Paso Peruano ist heute noch (zumindest

in Peru; außerhalb kennt man eigentlich nur die Pferde,

die mehr zum Schautyp neigen) so groß, wie sie bei den

von den Spaniern ins Land gebrachten Pferden bzw. bei

den Geschmacksrichtungen der verschiedenen Land-

adeligen und Hacendados war.

Europäische alte Lokalrassen, wie z.B. Rottaler und Alt-

württemberger in Süddeutschland sind auch Ausdruck

einer regionalen Vielfalt bei gleichzeitig viel gemein-

samen Zuchthintergrund. Ähnlich muss man auch die

Aussage der „altperuanischen Reinzucht“ sehen. Eben-

so wie über den ersten Teil des Wortes „Reinzucht“ (rein

– wie genetische Vielfalt bei ähnlicher Ausgangsbasis,

nicht wie sonst möglichst Homozygotie), kann man sich

auch über den zweiten Teil (Zucht) Gedanken machen:

Das war im alten Peru sicher nicht das, was wir heute

darunter verstehen, sondern eher die Kultivierung ver-

schiedener regionaler Schläge mit allmählichen gegen-

seitigen Übergängen, was letztlich zu den sog. Nord-,

Süd- und Lima-Typen als den extremen Ausprägungen

geführt hat. Diese Typisierungen haben eigentlich erst

die Amerikaner in die peruanische Pferdevielfalt hin-

eininterpretiert.

Die beobachtete Vielfalt war und ist aber sozusagen

(wenn auch ungewollt und ungelenkt) die Vorausset-

zung für die so erfolgreichen „Linienkreuzungen“, den

wirklichen Ursprung des eigentlichen Paso Peruano,

wie er heute sowohl in Peru als auch in den USA und so-

mit zwangsläufig auch bei uns geschätzt wird. Die Dis-

kussion, inwieweit dieser Typ unserem eigenen Zucht-

ziel nahe kommt oder etwa widerspricht, sollte nicht

aufhören.

Unterschiedliche Nutzung, verschiedener Geschmack

und verschiedene züchterische Möglichkeiten der

peruanischen Oberschicht brachten unter der Ägide

der Asociacion Nacional zumindest teilweise die heu-

tige Aufteilung in Schautyp und Arbeitstyp. Dieser Ar-

beitstyp ist daher in deren Sinn eher ein Paso Peruano-

Partbred mit dem „Criollo Peruano“. Erst seit wenigen

Jahren versuchen einige namhafte peruanische Züchter

dieser Tendenz der Rassenzweiteilung aktiv (und nicht

nur verbal, wie schon immer geschehen) Paroli zu bie-

ten. Sie bedauern auch den nun endgültig beschlosse-

nen stark erschwerten Neuzugang ins Zuchtbuch, was

die Hereinnahme bewährter Gene aus der Landeszucht

nach dem Vorbild eines SOL DE ORO heute praktisch

unmöglich macht. Für die Landeszucht, für die heutigen

„Criollos Peruanos“ oder „Chacareros“ gilt immer noch:

Fortaleza, Nobleza, Belleza, in dieser Reihenfolge (Stär-

ke, Edelmut, Schönheit), während im Grunde genom-

men die Reihenfolge Belleza, Nobleza, Fortaleza und die

konsequente Selektion in dieser Richtung den Schautyp

hervorbrachte.

sprach, ein Pferd nur Potro (Hengst), Yegua (Stute) oder

Caballo (Pferd) zu nennen.

Eine Notiz von Fito Matellini im Jahresbericht 1975 der

Asociacion Nacional zeigt nur ein Foto von 1934, auf

dem ein Pferd abgebildet ist, das von der Familie De

Gregory in Nasza bei Antonio Elias, einem weitläufigen

Verwandten von Alfredo Elias V., gekauft worden war.

Dieses Pferd, „ELEGANTE“, 1923 in Nasza geboren, soll

der Vater des Hengstes „CALAPALLA“ sein. Somit wäre

er der Großvater väterlicherseits von SOL DE ORO.

Aus der gleichen Verbindung (Yegua de Cancino und

Potro De Gregori) stammten auch die Stuten „CENTEL-

LA“ und „SULTANA“, wobei wahrscheinlich ist, dass

alle drei den „Potro de Calapalla“ zum Vater, jedoch

verschiedene Mütter aus der Cancino-Herde hatten.

Das erklärt auch die genetische Durchschlagkraft, die

die Verbindung SOL DE ORO mit CENTELLA (PILOTO;

LAUREL, DESTELLO) sowie mit SULTANA (CARAMELO,

REGIONAL, SORAJA) hatte und weist zugleich auf die

eben daraus resultierenden Gefahren bei PILOTO- bzw.

CARAMELO-Linienzucht hin.

Im Grunde kann man nicht über SOL DE ORO spre-

chen, ohne auf die Bedeutung (im negativen wie po-

sitiven Sinn) der Linien – sprich Inzucht in der Paso

Peruano-Geschichte aufmerksam zu machen. Famili-

en- bzw. Linienzucht hat mindestens soviel Potential,

Schaden anzurichten wie Gutes zu bewirken, und sie

sollte nur von solchen Züchtern angewandt werden, die

über das nötige Wissen verfügen und die erforderliche

Härte zu den unumgänglichen Konsequenzen (Merzen)

besitzen. Inzucht ist der schärfste genetische Test, den

man bei geschickter Anwendung gut für seine Zwecke

nutzen kann. Doch sollte man gleichzeitig bereit sein,

evtl. notwendige Konsequenzen herzlos zu ziehen. Man

geht hierzulande sicher nicht fehl, wenn man bei seinen

Kreuzungsprogrammen – insbesondere bei SOL DE ORO

und PILOTO – eine alte Züchterweisheit berücksichtigt,

die besagt, der Linienhengst sollte in keinem Stamm-

bau öfter auftreten, als Generationen angegeben sind.

Bei unseren Hauptstammbuchstuten mit den obligaten

4 Generationen sollte also der Name PILOTO, CARAME-

LO oder EL CID nicht häufiger als viermal auftauchen;

wegen des Altersabstandes wird SOL DE ORO dann ja

erst in der 5. oder 6. Generation erscheinen, sollte dann

aber auch nicht öfter als 5 bzw. 6 mal vertreten sein.

Linienhengst sollte in keinem Stammbau öfter auftreten, als Generationen angegeben sind

Paso Peruanos | Gestüt: san Fernandito, Chincha / Peru

Noticiero74 2013 Noticiero 752013

SOL DE ORO stammte aus der Wiege des Caballo criollo

peruano, wie der Paso Peruano noch bis zur Mitte un-

seres Jahrhunderts hieß, also aus dem Süden Peru’s, wo

immer die Hochburg der Reinzucht peruanischer Pferde

war. In ihrer Blütezeit um die Jahrhundertwende bedeu-

teten „Caballos de ICA“ eine Art Gütesiegel, wobei „ICA“

synonym für südlich von Lima benutzt wurde. Zum Teil

wurde da zwar aus der Not eine Tugend gemacht: Es

fehlten Mittel und Möglichkeiten, die Kreuzungsversu-

che der großen nordperuanischen Hacendados mitzu-

machen. Andererseits kultivierte man altbewährte Ibe-

rer-Eigenschaften wie Härte, Genügsamkeit und Gang-,

sprich Passveranlagung, von denen wir uns vor allem

erstere gerne mehr im modernen Paso Peruano erhalten

würden.

Später fehlten in den Andentälern Straßen und Finan-

zen, um die Motorisierung zum Nachteil des Pferdes

durchzuführen. Während der Zeit der peruanischen Ag-

rarreform (1968-78) „versteckten“ viele bekannte Züch-

ter ihre wertvollen Zuchtpferde in diesen „Quebradas“

bei Freunden oder Verwandten, um sie vor dem Zugriff

der Revolutioäre zu retten. Denn einer aus Ica, ein

„Iqueño“, war nicht nur notgedrungen, sondern aus Lei-

denschaft (afición) ein Pferdenarr. Natürlich wurden die

transferierten Tiere dort weiter in der Zucht eingesetzt,

teilweise auch mit den lokalen Stämmen der Criollos

verpaart.

Daher sind viele dieser Täler noch wahre Goldminen für

einen Aficionado, der sein Pferd noch reiten und nicht

nur vorführen will. Bedauerlicherweise verschütten

heute zwei Faktoren den Zugang zu diesen genetischen

Schätzen: Das unberechenbare Walten eines „Leuchten-

den Pfades“ (Sendero Luminoso) und die relativ strikte

Schließung des peruanischen Zuchtbuches.

SOL DE ORO half also nicht nur, die neue Rasse Paso

Peruano zu etablieren, stabilisieren, konkretisieren,

sondern er trug viel zur Einführung einer einheitlichen

Bezeichnung „Paso Peruano“ und zur Akzeptanz eines

Reglements bei den Concursos bei. Das wiederum half,

die Qualitäten des Paso Peruano per Richterspruch zu

unterstreichen und förderte so die Selektion der ge-

wünschten Eigenschaften. Auch in den Statuten der erst

relativ spät (1946) gegründeten Asociación Nacional

und deren Zuchtstandard findet sich das neue Selbst-

verständnis eines Paso Peruano wieder. Die Gründervä-

ter der Asociación sprechen zwar immer noch von einem

„Piurano“, „Chiclayano“ oder „Chinchano“ bzw. „Iqueño“,

aber viele der Neuzüchter – auch in Peru – könnten auf

Anhieb nicht einmal die alte Rassebezeichnung (Criollo

Peruano) nennen, sondern streiten sich eher darüber,

ob es Caballo de Paso Peruano oder Caballo Peruano

de Paso heißen sollte, d.h. für sie haben Begriffe wie

Nordpferd, oder Piurano bzw. Südpferd oder Iqueño,

eigentlich keine Bedeutung mehr, sie kennen nur noch

den Paso Peruano (in unserem Sinne den Schautyp), den

Criollo oder Morochuco (in unserem Sinne das alte Ar-

beitspferd) und alle Arten von Kreuzungen dieser bei-

den Subpopulationen des Caballo Peruano (in unserem

Sinne den Arbeitstyp).

Bemerkenswerterweise hat sich „El caballo viejo“ (Der

Alte), wie die Peruaner SOL DE ORO oft liebevoll nen-

nen, nach ihrer Meinung in seinen Söhnen sehr viel

ausgeprägter verwirklicht als in seinen Töchtern. Dabei

werden jedoch häufig Exterieurmerkmale der Töchter,

wie z.B. etwa grobe Köpfe mit Schlappohren, gegenüber

den positiven Eigenschaften, die sie zweifellos auf vom

„Alten“ mitbekommen haben (Brio, Härte), zu stark be-

wertet. Für einen Peruaner muss ein weibliches Wesen

in erster Linie hübsch sein, feminin wirken, und eben

das fehlte vielen SOL DE ORO-Töchtern.

Für Gustavo de la Borda und seine Freunde war SOL

DE ORO die reinste Reinkarnation des legendären „Süd-

pferdes“; da konnte man getrost über einige Schwach-

punkte hinwegsehen – so z.B. auch über das Manko,

dass SOL DE ORO nicht meisterschaftsfähig war. Er

hatte sich in der Jugend die rechte Vorderhand gebro-

chen, die dann schief verheilt war. Der daraus resultie-

rende Taktfehler im pasollano verhinderte einen erfolg-

reichen Auftritt auf einem Concurso, obwohl er reitbar

blieb und in seinem Arbeitseifer keinen Deut nachließ.

SOL DE ORO hatte nicht nur Brio, er verkörperte ihn

buchstäblich; „Brio“ und „SOL DE ORO-Blutführen“

wurde für viele peruanische Züchter zu Synonyma. Dem

wollten zwar viele der Pferdefreunde aus den nördli-

chen Provinzen Peru’s zuerst nicht so recht zustimmen.

Im Gegenteil. Viele waren anfänglich der Meinung, SOL

DE ORO verdürbe den Criollo Peruano (zu klein, zuviel

weiße Abzeichen, zuviel Temperament). Heute ist man

sich einig, dass es ohne SOL DE ORO den Paso Peruano

SOL DE ORO hatte nicht nur Brio, er verkörperte ihn buchstäblich

Paso

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Noticiero76 2013 Noticiero 772013

Was hat das alles mit SOL DE ORO zu tun? Sehr viel,

wie ich meine, denn sein Beispiel zeigt signifikant, was

an genetischem Potential in der Landeszucht steckt,

und sein Förderer Alfredo Elias V. hat über Jahrzehnte

hinweg systematisch versucht, diesen Genpool in den

Quebradas anzuzapfen. Wenn man Alfredo Elias V. in

seinem Gestüt in San Ramon de Ica heute besucht, kann

man den Erfolg dieser Züchterarbeit deutlich erkennen.

Erfolge, die nicht nur auf den Concursos gewonnenen

Siegesschleifen stehen, sondern die man auf ausge-

dehnten Geländeritten selbst erleben kann. Hier zeigt

sich auch, dass die Hereinnahme von „unedlen“, d.h.

nicht dem heutigen Schönheitsideal entsprechenden

Tieren in eine mit Bedacht betriebene Pasozucht durch-

aus den angestrebten Zuwachs an allgemeiner Fitness

bringen kann, ohne dass die Tiere an Attraktivität ver-

lieren müssen.

Zwar ist der Einfluss von Don Alfredo Elias in der Aso-

ciacion beträchtlich, doch teilen leider nur wenige seine

Züchterweisheit. Dazu gehört nicht nur der untrügliche

Blick für Gangveranlagung, Exterieur oder Charisma ei-

nes Pferdes, sondern auch die systematische Erprobung

im Arbeitseinsatz. Sein Freund Fernando Peschiera C.

war einer der wenigen, der anfänglich bereit war, wie

Alfredo Elias V. SOL DE ORO in der Zucht einzusetzen.

Als der Hengst bei ihm in San Fernandito de Chincha

stand, hat er ihn nach einem Rezept seines Großvaters

Fernando Carillo, der selbst ein begnadeter Züchter der

berühmten Südpferde gewesen war, getestet, und erst,

als SOL DE ORO nach schwerer Arbeit immer noch den

hohen Ansprüchen von Don Fernando hinsichtlich Här-

te, Brio und Gangvermögen voll genügen konnte, durfte

er seine besten Stuten decken, darunter z.B. SILVANA,

die dann ein außergewöhnliches Hengstfohlen brachte:

FPC EL CID.

Sicherlich werden wir in dieser Artikelserie noch mehr

Beispiele von echter peruanischer Horsemanship ken-

nenlernen, und diese Vorbilder waren es auch, die die

PPV veranlasst haben, in ihre Satzung den Hinweis „in

Anlehnung an die peruanische Tradition“ aufzunehmen.

Das hat nichts mit Flatterponcho und Strohhut zu tun

und nur wenig mit „Termino“ oder weißen Abzeichen,

jedoch viel mit „sachorientierter Pferdeliebe“, eben AFI-

CION, wie die Peruaner sagen.

Hoffentlich gelingt es den Reitenthusiasten unter den

Pasofreunden rechtzeitig, das Ruder im Laufe der zu-

künftigen Rassegeschichte soweit herumzudrehen, dass

das Schaupferd unter den Pasos wieder das wird bzw.

bleibt, was es auf den peruanischen oder kolumbiani-

schen Haciendas immer war: Ein liebenswerter Schnör-

kel an einer leistungsfähigen Rasse. Oder mit den Wor-

ten von Fernando Graña: Der Paso ist ein Arbeitspferd,

das auch Schauen gehen kann, aber kein arbeitsunfä-

higer Schönling. (NB! Angesichts der Richterpraxis von

Don Fernando Graña und deren Auswirkungen auf die

Rasseentwicklung muss dieser Satz, der übrigens auch

J.J. Prisillos unter anderem nachgesagt wird, eher als

Wunsch denn als Feststellung gewertet werden. Der

Wunsch bleibt weiterhin aktuell, weil noch nichts in

Erfüllung gegangen. Siehe auch C. Lecuono de Pratt o.ä.)

„Das Geheimnis des Erfolges ist die Beständigkeit,

das Ziel immer im Auge zu behalten“

Benjamin Disraeli

Paso Peruano Jungstute Adivina am Halfter | Peru

in seiner jetzigen Ausprägung nicht geben würde. (NB!

Wenngleich diese Aussage heute – 2013 – nicht mehr so

kategorisch stimmt, bleibt ihre Grundaussage wahr.)

Der eigentliche Siegeszug des SOL DE ORO-Pferde be-

gann dann 1961, als PILOTO Sub-Campeón der erwach-

senen Hengste und CARAMELO Sieger in der Bozalklas-

se wurde. Seinen letzten öffentlichen Auftritt hatte SOL

DE ORO 1974, als er mit seinen Nachkommen REGIO-

NAL, CASCABEL und DULZINEA den Sieg in der Klas-

se „Progenio de Padre“ (Hengst mit Nachkommen) da-

vontrug. Schon 1977 gewannen REGIONAL, CASCABEL,

SOLILUNA und LUNAREJA erneut diesen begehrten

Züchterpreis, und seitdem war kein Pferd ohne SOL DE

ORO-Blut erfolgreich. Trotzdem sagen viele Kenner der

Rasse (z.B. Ed. Peschiera R., José Musante H. Gustavo

Ferrer u.a.), dass SOL DE ORO von keinem seiner Nach-

kommen je voll erreicht worden ist, besonders hinsicht-

lich Gangvermögen, Brio und Ausstrahlung (Genio). Da-

raus resultieren auch jüngste Bemühungen, verstärkt

SOL DE ORO-Linienzucht zu betreiben. Im Hinblick auf

das vorstehend Gesagte und eingedenk der Tatsache,

dass SOL DE ORO kein einfaches Pferd war (manche sei-

ner Nachkommen wie z.B. PILOTO waren sogar ausge-

sprochen schwierig), können wir derartige Bestrebun-

gen nur mit gemischten Gefühlen verfolgen. Zu starke

Linienzucht trägt viele Züge einer deutlichen Inzucht;

das ist vor allem dann gefährlich, wenn sehr stark auf

einige wenige Merkmale als angestrebte Leistungen se-

lektiert wird (in Peru z.B. Schönheit, Gang, Brio). Denn

nach Lerner’s Theorie von der genetischen Homeostasis

führt andauernd erfolgreiche Selektion auf einseitige

Hochleistungen zu negativ korrelierten Erfolgen in der

Fitness und ihren Hauptkomponenten: Allgemeine Wi-

derstandskraft (Stressresistenz) und regelmäßige Fort-

pflanzung.

Unter natürlichen Verhältnissen führt die genetische

Homeostase eine einseitig hochselektierte Population

zu ausgewogeneren Genotypen zurück, weil die extre-

men Individuen wegen verminderter Fitness schlechtere

Überlebenschancen haben als genetisch ausgewogenere

Kompromisstypen. In der hochintensiven Nutztierpro-

duktion wird die verminderte Fitness durch verbesserte

Umweltgestaltung kaschiert; das trifft in vermehrtem

Maße auf die liebhabermäßig betriebene Pferdezucht

zu, wo auch ökonomische Überlegungen keinen Riegel

vorschieben und wo gesunder Tierschutz zu Gunsten

falschverstandener Tierliebe in den Hintergrund tritt

und somit auch nicht regulierend eingreifen kann (s. die

vielen Qualzüchtungen, auch bei Pferden).

Generell kann festgehalten werden, dass genetische

Antagonismen (zwischen Hochleistung und allgemei-

ner Fitness) in Reinzuchtpopulationen durch einseitige

Überbetonung bestimmter Teilzuchtziele (Gangweich-

heit, schöner Kopf o.ä.) und die zu lange Vernachlässi-

gung negativer Korrelationen, entstehen und verschärft

werden. Wenn man daher Reinzucht in einer Population

für antagonistische Zuchtzielkomponenten betreiben

will, sollte man dies von Anfang an mit ausgewoge-

nen Selektionsindizes tun. Ist die antagonistische ge-

netische Korrelation zwischen zwei Merkmalen jedoch

bereits fortgeschritten, so kann auch ein optimaler

Gewichtungs-Index keine nennenswerten Zuchterfolge

mehr bringen. Dann muss an die Stelle der Universal-

reinzucht eine Gebrauchskreuzung zwischen speziali-

sierten Elternpopulationen treten (z.B. zwischen Schau-

und Arbeitstyp).

Vor diesem Hintergrund und angesichts der Tatsache,

dass auch viele Paso Peruano-Schauhengste bisher er-

folgreich in der peruanischen Landeszucht verwendet

wurden und dort sehr ansprechende und äußerst leis-

tungsfähige Nachkommen gebracht haben, ist zu ver-

stehen, dass die Asociacion Nacional ihr Stutbuch für

eine stark begrenzte, kontrollierte und streng zu begut-

achtende Neuaufnahme doch noch etwas offen halten

will (Vorstandsbeschluss vom April ’92), nachdem zuvor

schon das Gegenteil, nämlich die vollständige Schlie-

ßung der Zuchtbücher so gut wie beschlossen war. (NB!

Dieser Vorgang wiederholte sich in den Folgejahren und

gipfelt heute in einer kontrollierten Verdrängungszucht

mit gesonderter Registrierung und Begrenzung auf die

Stuten.)

Es wäre auch züchterisch sträflicher Leichtsinn ge-

wesen, das enorme genetische Potential, das in der

peruanischen Landeszucht schlummert, schon nach

wenigen Jahren geordneter Zuchtbuchführung durch

Schließung der Register einfach zu verschenken. Qui

bono?

Viele kenner der Rasse sagen, dass SOL DE ORO von keinem seiner Nachkommen je voll erreicht worden ist.

Noticiero78 2013 Noticiero 792013

Linke und diese seite: Arbeitspasos auf einer Hacienda in Argentinien

Neu: „offene“ und „geschlossene“ PrüfungenDie gravierendste Änderung in der LPO betrifft die

Ausschreibung von „offenen“ und „geschlossenen“ Prü-

fungen. Letztere sind den weniger routinierten Reitern

vorbehalten und sollen 20 Prozent einer „normalen“

Turnierveranstaltung ausmachen. „Damit wollen wir

dem massiven Wunsch der Reiter nach mehr Chancen-

gleichheit entgegenkommen“, erklärt Otto-Erley, Leiter

der FN-Abteilung Turniersport und beruft sich dabei

insbesondere auf eine große Online-Umfrage der FN

im vergangenen Jahr, an der sich fast 15.000 Turnier-

teilnehmer beteiligten. Die im Lande häufig gebrauch-

ten Begriffe „Amateure“ und „Profis“ wird man in der

LPO allerdings vergebens suchen. Als zu schwierig hat

es sich in den zahlreichen Diskussionen erwiesen, bei-

de Gruppen eindeutig voneinander zu trennen. Und wie

soll man jemanden einstufen, der vor 15 Jahren mal

eine Ausbildung zum Pferdewirt gemacht hat, aber seit-

her einem ganz anderen Beruf nachgeht – Amateur oder

Profi?“, begründet Otto-Erley die Einteilung in „offene“

und „geschlossene“ Prüfungen.

Richter-Rotation und verbesserte PlanbarkeitEine weitere Neuregelung, die auf der Auswertung der

Umfrage basiert, ist das Rotationsverfahren für Rich-

ter. Demnach darf ein Richter maximal fünf Jahre in

Folge auf einem Turnier eingesetzt werden. Jedes Jahr

muss ein Richter einer Veranstaltung ausgetauscht

werden. Die LPO sieht ferner vor, dass in der vorläufi-

gen Zeiteinteilung der Zeitpunkt der Prüfung konkreter

definiert wird. Weiter Detailänderungen der LPO betref-

fen insbesondere die einzelnen Disziplinen, eine Erwei-

terung der Helmpflicht auch Dressurreiter und Fahrer

bis 18 Jahre und Teilnehmer an Dressurprüfungen der

Klasse E und A.

WBO – den Kinderschuhen entwachsenEbenfalls vom Verbandsrat verabschiedet wurde die

zweite Fassung der erstmals 2008 erschienenen WBO

mit Grundregeln, Tipps und Hinweisen für die Ausrich-

tung breitensportlich orientierter Pferdesportveranstal-

tungen. Die Veränderungen sind vor allem struktureller

Natur. Geblieben ist die Devise „Erlaubt ist, was gefällt“,

sofern die auf sieben Seiten zusammengefassten Grund-

regeln eingehalten werden. So bietet beispielsweise der

überarbeitete Teil II mit über hundert Wettbewerben

verschiedene Ausschreibungsmuster mit identischen

Aufbau und mit sämtlichen Details, Anforderungen, Be-

wertung, Ausrüstung, zusätzliche Bestimmungen sowie

ggf. Parcoursskizze oder Dressuraufgabe.

Neue LPO und WBO ab 01. Januar 2013

Im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen

Reiterlichen Vereinigung (FN) in Weimar hat der

Beirat Sport die Neufassungen der FN-Regelwerke

LPO (Leistungs-Prüfungs-Ordnung) und WBO

(Wettbewerbs-Ordnung) verabschiedet. Beide tre-

ten am 1. Januar 2013 in Kraft.

Der Verabschiedung voraus ging ein mehrjähriger

Beratungs- und Diskussions-prozess in zahlrei-

chen sach- und fachspe-zifischen Arbeitsgruppen

und Gesprächskreisen.

Noticiero80 2013 Noticiero 812013

Ja! Und es gibt uns mehr denn je! In Zeiten,

wo ein gemeinsames Feindbild die Menschen

schneller eint als ein gemeinsames Ziel, setzt

der PV auf ein altes Prinzip: Vielfalt statt Ein-

falt. Das Buschpferd bei der Galashow, der Spitzen-

sportler auf dem Wanderritt. Paso Largo für den fas-

zinierenden Geschwindigkeitsrausch, Pasollano für

den bequemen Ausritt, Trocha und Pasitrote für den

mehrtägigen Geländeritt, Classic Fino für den besonde-

ren Kick, Tölt für das Gangpferdeturnier, Trab für die

hohe Dressur, Galopp für das Gefühl von Freiheit und

Abenteuer. Paso Peruano, Paso Partbred, Paso Fino, Paso

Iberoamericano für die Züchter mit Visionen und die

Reiter mit Ambitionen.

Ziel des Pasopferde Verbandes bleibt es, diese geneti-

sche Vielfalt, die sich historisch aufgrund der geogra-

phischen Regionen Südamerikas entwickelt hat, durch

eine ebenso große Vielfalt an Einsatzmöglichkeiten zu

erhalten. Denn nur in einer genetisch breit angelegten

Paso-Zucht kann genügend Zukunftspotential stecken,

um nicht allzu schnell an Inzuchtbarrieren zu stoßen.

Die „verwirrende Vielfalt“ wird zusammengeführt in den

allen Pasoschlägen eigenen Grundtugenden Fortaleza,

Nobleza und Belleza. „Brio“ als gemeinsames Zuchtziel

für ein gelungenes Pasointerieur ist so auch eine Haupt-

eigenschaft die unsere große Pasofamilie eint: Sensibi-

lität, Reaktivität, Menschenbezogenheit, Gehwille. All

Sport mit PasopferdenText: K.C.Otte / Vorbemerkung zur Serie: »Sport mit Pasopferden«

Gibt es den PV eigentlich noch? So fragte

Kaja Stührenberg zum 10 jährigen

Bestehen des Pasopferde Verbandes.

Zwei Paso Peruanos unter dem Damensattel auf dem IGV Turnier in Aachen, 1989

Noticiero82 2013 Noticiero 832013

das, und oft noch mehr, verstehen die Aficionados al-

ler Pasoländer unter diesem für Einsatz der Pasopferde

auch im Sport so wichtigen Charakterzug.

Gibt es den PV eigentlich auch 20 Jahre nach seiner

Gründung noch? So mag sich der eine oder andere fra-

gen, doch ein kurzer Blick ins Internet und auf die Be-

sucherzahlen unserer Homepage bringt auch diesmal

die klare Antwort: „JA“. Aber auch wir müssen mit der

Zeit gehen, daher werden sich auch unsere Mitteilungs-

methoden den modernen Medien anpassen, sprich: ei-

nen „Noticiero“ wie in den vergangenen 10 Jahren (als

Nachfolger der „Pasopferde aktuell“) wird es als Print-

Ausgabe oder pdf-Download nicht mehr geben. Viel-

mehr bringen wir wichtige Rubriken (Hengstliste, Foh-

lenjahrgang, Beiträge) gesondert auf unserer Web-Seite

unter. Somit erfüllen wir unseren Lesern hiermit einen

langgehegten Wunsch, die früheren richtungsweisen-

den Beiträge zur Entwicklung der Pasowelt in Deutsch-

land (und teils auch in Europa) nochmals im vorliegen-

den Noticiero 2013 zur Verfügung zu stellen.

Einige Artikel zur Kritik von Trainingsmethoden siehe auch:Noticiero 2009: Wie passt das zusammen – Über den

Einsatz von ViceBreaker und anderen Geräten

Noticiero 2009: Rollkur – Eine Leseempfehlung

aus der Piaffe

Noticiero 2009: Doping bei Pferden – Ein offener Brief

und zur Einführung in die Problematik:„Von Gangpferden und solchen die es werden wollen.“

*E. Eder in Pasopferde aktuell No 24 (2001)

Die elementaren Erlebnisse rund um das kreative Ge-

schehen einer Pasopferdezucht sind so bedeutsam, dass

ein finanzielles Desaster oder ein züchterischer Flop

gerne übersehen oder, noch öfter, schöngeredet werden.

Das bedeutet, und das ist der betrüblichere Punkt die-

ses Prologs, dass wider besseres Wissen nach wie vor

auf breiter Ebene mit Tieren gezüchtet wird, auf deren

Gene man besser verzichten sollte. Bezogen auf die Po-

pulation mangelt es den Pasopferden nicht an Gang-

vermögen, hock action und Termino. Es mangelt leider

öfter an Gesundheit und Langlebigkeit – und manchmal

bedauerlicherweise auch an Charakter, da Brio falsch

verstanden wurde.

Züchten heißt gezielt anpaaren und selektieren. Früher

wurde im wesentlichen selektiert; ein mühsames, aber

erfolgversprechendes Unterfangen. Heute wird im we-

sentlichen gezielt angepaart: der „wirklich qualifizier-

te“ Züchter betet das Pedigree auf Knopfdruck bis in die

zehnte Generation herunter (wobei unter „gutem Pedi-

gree“ eigentlich immer nur die Hengste gemeint sind).

Dass auch eine Spitzenanpaarung nicht immer Spitzen-

nachzucht ergibt, weiß jeder kritische Züchter.

Die sportlichen Qualitäten eines Pferdes erkennt man

mit fünf Jahren, die Alltagstauglichkeit mit zehn und

die Gesundheit mit zwanzig Jahren. So kann ein Züchter

im Laufe seines Lebens für den wichtigsten Bereich der

Zucht vielleicht mal gerade drei Generationen überbli-

cken.Wer sich dabei verschätzt, verliert im schlimmsten

Fall einen Haufen Geld bzw. fügt der vielleicht inter-

essantesten hippologischen Herausforderung großen

Schaden zu: der Zucht des bequemen, ehrlichen und

harten Naturtölters. Das Motto des Pasopferde Verban-

des gilt also auch umgekehrt: besseren Sport durch bes-

sere Zucht.

Wieviel Sport darf es sein?*

Zusammen mit den südamerikanischen Pasopferden ist

auch eine Reittradition und Atmosphäre nach Europa

gekommen, die durch und durch iberisch-südamerika-

nisch ist. Gelassenheit und Temperament, Arbeitseifer

und Bequemheit, Genießen und „Brio" - für europäische

Reit-Denkschemata schwer zu vereinbarende und nach-

vollziehbare Dimensionen. In der europäischen Reittra-

dition rangiert das Interieur des Pferdes weit hinten;

der Name des Reiters dafür um so weiter vorne: So ganz

ohne Profilierungsambitionen geht es bei uns offen-

sichtlich nicht.

Gegenbeispiel Peru/USA: Sport in unserem Sinn wird

dort - zumindest mit dem Paso Peruano—nicht betrie-

ben. Die Mehrzahl der Präsentationen sind reine Show-

darbietungen oder zumindest gefährlich nahe dran; die

Fitness der Tiere reicht oft gerade für die Dauer der Vor-

stellung. So war denn auch die Ansbacher Meisterschaft

von 1989 in der amerikanischen Presse die „German

Championship Show" - ganz ohne Show geht drüben of-

fensichtlich nichts.

In der Prüfungsordnung für Pasopferde (PPO) findet

sich eine sehr detaillierte Sportordnung (SO). Ist es

nicht vielleicht doch die Quadratur des Kreises, eine

Genießerdisziplin in ein Punktschema zu zwängen? Ein

Unterfangen dem sich im Laufe der Zeit alle hiesigen

Pasovereine gewidmet haben.

Zunächst: Nichts ist so gut, als dass man es nicht ver-

bessern könnte. Eine geeignete (!) Überprüfung der Fä-

higkeiten von Ross und Reiter sind als Standortbestim-

mung sogar unerlässlich und bei Licht betrachtet bringt

das Umfeld zum oft verpönten Turnierbetrieb auch dem

Freizeitreiter eine Reihe von unleugbaren Vorteilen:

Die Vorbereitung auf ein Turnier fordert den Reiter;

er wird motiviert, an seiner eigenen Fitness und der

seines Pferdes zu arbeiten.

Untrainierte Pferde und Reiter sind einem erheblich

höheren Verletzungs- und Unfallrisiko ausgesetzt;

Training bedeutet geistige Vorbereitung und körper-

liche Arbeit.

Ein Vergleich im sportlichen Wettbewerb der einzel-

nen Pferde zeigt dem Interessierten, wo der Schwer-

punkt der jeweiligen Zuchtstätten und -linien zu se-

hen ist (Schau, Gelände, Ausdauer).

Das neutrale Richten der Pferde zeigt Schwachstellen

der Zucht. Lücken in der Ausbildung von Pferd und

Reiter treten zutage und zeigen den Bedarf für Zucht-

beratung und Kursprogramme.

Die intensivere Beschäftigung des Reiters mit seinem

Pferd bei der Vorbereitung auf das Turnier fördert

das Verständnis für die individuellen und rassespe-

zifischen Besonderheiten. Imagepflege an der Basis:

Vorzüge, Stärken können betont werden, Schwach-

stellen können erkannt und aufgearbeitet werden.

Sport darf nicht mit Hochleistungsschinderei ver-

wechselt werden: Kein Selbstzweck, sondern Mit-

tel zum Zweck der Gesunderhaltung von Tier und

Mensch.

Jedes Turnier hat auch Werbecharakter und dient so

der Selbstdarstellung der verschiedenen Pasorassen.

Artgerecht und rassespezifisch trainierte Pasopfer-

de fördern das Interesse der Reiterwelt an unseren

Pferden und vergrößern die Töltgemeinde.

Ein sportlicher Vergleich'— insbesondere im Rahmen

von Gemeinschaftsturnieren mit anderen Rassen

(z.B. bei der IGV) - beugt der „Betriebsblindheit" vor.

Der Blick über den Tellerrand der eigenen Rasse und

Reitkunst hat noch keinem geschadet.

Der Sport mit den Pasopferden muss rasseorientiert,

vielleicht sogar rassespezifisch sein. Ein ausgewie-

senes Springtalent ist der Paso sicher nicht; auch

vor dem Pflug macht er nur eine mäßige Figur. Seine

Stärken sind eine gute Ausdauerleistung bei unüber-

troffenem Komfort für den Reiter und seine immer

wieder überraschende Kooperationsbereitschaft und

sensible Gelehrigkeit.

Die Konkurrenz im Töltlager schläft aber nicht! Um

eingefleischte Ignoranten von den Vorzügen eines Töl-

ters zu überzeugen, ist ein Pasopferd nach wie vor

die sicherste und eleganteste Methode, die Schar der

Aficionados zu stärken.

Ausgehend von diesen Überlegungen haben die Paso-

vereine ihre Sportordnungen um eine wichtige Prüfung

erweitern: die PRUEBA DE TRABAJO oder ARBEITS-

PRÜFUNG (PT). Sie basiert auf dem altperuanischen

Grundgedanken, dass der Paso Peruano in erster Li-

nie ein Arbeitspferd sein soll und dadurch als ideales

Freizeitpferd prädestiniert ist. Dies gilt gleichermaßen

auch für die anderen Pasoschläge. Die PT soll eine Art

Abschlussexamen für die Ausbildung des Freizeitpfer-

des darstellen.

Die Prüfung wird in drei Schwierigkeitsgraden durch-

geführt, die den unterschiedlichen Ausbildungs- und

Trainingsmöglichkeiten von Pferd und Reiter Rechnung

tragen: Bronze, Silber, Gold. Die PT muss im Rahmen

einer offiziellen Veranstaltung abgelegt werden. Alle

Abschnitte müssen während eines Turniers und vom

gleichen Reiter bewältigt werden. Mittlerweile ist sie

auch von der FN für alle Pasorassen als alternative

Leistungsprüfung anerkannt.

Somit »Das Pasopferd - Sportler, aber kein Sportgerät?«*

Woher kommt das hohe Interesse an sportlicher Betäti-

gung mit Pasopferden? Ist es legitimes Bedürfnis nach

Selbstdarstellung? Suche nach Kontakt mit Ähnlichge-

sinnten? Eines bewegt die Akteure sicherlich nicht: die

Preisgelder. Die Teilnahme an einem Pasoturnier bleibt

auf absehbare Zeit ein Zuschussgeschäft- und das ist

auch sicher gut so.

Wenn den Pasopferden begrenzte Möglichkeiten zur

„echten" sportlichen Betätigung nachgesagt werden (

sie können nicht mal Springen!), so ist dieses enorme

Interesse doch einer genaueren Betrachtung wert. Das

Genießerpferd Paso zwischen Stoppuhr und Verfas-

sungskontrolle? Zugegeben - was den rein athletischen

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Noticiero84 2013 Noticiero 852013

Teil des Sports angeht, gibt es geeignetere Pferde, auch

unter den Gangpferden. Aber gerade die starke Beto-

nung der Rittigkeit der Pasopferde eröffnet uns Paso-

reitern die Möglichkeit der sportlichen Betätigung am

anderen Ende der Skala, wo weniger der Kraftprotz

und Renner gefragt ist, auch nicht der gedrillte Erfül-

lungsgehilfe, schon gar nicht der Springer, sondern der

Freund der leisen Töne: Reiten für Feinschmecker. Und

da scheinen die Pasopferde ihren Markt gefunden zu

haben. So ist es durchaus verständlich, dass nach einer

gewissen Zeit–schließlich hat man sich das Pasopferd

gekauft, weil man eigentlich keine Turnierambitionen

hat - doch das Verlangen nach einer Beurteilung auf-

keimt. Man möchte nicht so ganz im Niemandsland der

unbeobachteten Buschreiterei verharren; man möchte

sich und sein Pferd optimieren; man sucht die Stand-

ortbestimmung: Wie gut sind die anderen, wie gut sind

wir beide, mein Pferd und ich?

Die PPV hatte bald nach ihrer Gründung ein Regelwerk,

die Prüfungsordnung für Paso Peruanos (PPO), heraus-

gegeben. Pate standen die LPO und die IPO, aber vieles

musste auch vollkommen neu erarbeitet und für unsere

europäischen Vorstellungen umgestaltet werden. So ist

eine Prüfungsordnung immer nur eine Arbeitsgrund-

lage, die bei Bedarf geändert werden darf oder sogar

muss - wenn z. B. Lücken oder Widersprüche entdeckt

werden oder die Nachfrage nach einem anderen Typ von

Prüfung wächst.

Die PPO ist in ihrer aktuellen Version die Quintessenz

aus vielen Jahren Sport mit dem Paso. Bei der neuer-

lichen Überarbeitung hat ein Grundsatz verstärkt Pate

gestanden: Alle Pasoprüfungen müssen so gestaltet

sein, dass für jeden reiterlichen Anspruch und für jede

reiterliche Orientierung eine Prüfung angeboten wird.

Jeder Pasoreiter muss sich irgendwo in einer PPO wie-

derfinden können. Egal ob es die gekonnte Vorstellung

eines zukünftigen Zuchtpferdes an der Hand ist, die

Dressurkür oder der Langstreckenritt: Die Ausrede: für

mich bietet die PPO nichts - gilt nicht mehr. Alles, was

man sinnvollerweise in Sachen Sport mit Pasopferden

machen kann, hat in die entsprechenden Prüfungsord-

nungen, sei es der IGV, sei es der verschiedenen Pasove-

reine, Eingang gefunden.

Jeder nach seiner Fasson...Im Allgemeinen Teil einer PO werden die Fragen geregelt,

die in allen Prüfungen gleichermaßen von Bedeutung

sind, Zulassungsvoraussetzungen für Pferd und Reiter,

Ausrüstung, Hufbeschlag, Tierschutz, Turnierleitung,

Schiedsgericht, Ordnungsmaßnahmen. Drei Punkte aus

diesem Abschnitt sollen besonders erwähnt werden:

Das Hufbeschlagsreglement wurde gegenüber der

ursprünglichen Fassung weiter präzisiert. Wenn man

züchterisch den besten aller Naturtölter anstrebt,

so dürfen auf diesem Sektor keine Zweideutigkei-

ten möglich sein. Sicherlich wird man mit Zugewinn

weiterer Erkenntnisse auch an diesem Passus immer

wieder arbeiten müssen. Nichtsdestoweniger sei das

genaue Studium des Beschlagsreglements empfohlen.

Die Retranca, also der untere Riemen des Hinterge-

schirrs, ist in den Zuchtprüfungen nicht mehr zwin-

gend vorgeschrieben. Dies ist einerseits mit der in

Peru geübten Praxis zu vereinbaren.

Andererseits entspricht die traditionelle südameri-

kanische Ausrüstung nicht in jeder Hinsicht unseren

Sicherheitsvorstellungen. Es ist nicht–wie der Purist

vielleicht vermutet - der Beginn des Kulturbanausen-

tums. Es waren bei dieser Überlegung wirklich einzig

und allein Argumente im Spiel, die der Reitersicher-

heit und der Pferdegerechtigkeit dienen.

Der „Renner“ unter den Sportprüfungen scheint die

neue „Prueba de Trabajo" (Arbeitsprüfung) zu sein (siehe

oben). Sie dokumentiert wie keine andere Prüfung der PO

die Vielseitigkeit des Pasopferdes. Hier kann jedes Pferd

und jeder Reiter seine Stärken unter Beweis stellen und

auf der anderen Seite kleine Defizite wieder ausgleichen,

so dass das ganze Spektrum der Anforderungen, die an

ein gutes Freizeitpferd gestellt werden, in möglichst ob-

jektiver Form dokumentiert werden. Die drei Schwierig-

keitsgrade (Bronze, Silber, Gold) sind so gestaltet, dass

in der leichtesten Version die solide Grundausbildung

und Basiskondition ausreichend ist, während in der

schwersten Version nur das Ausnahmepferd und der

bestens vorbereitete Reiter bestehen können.

Einige Prüfungen wurden aus der Sportordnung he-

rausgenommen und als Empfehlung für Schaupro-

gramme weitergegeben. Die Copa de Champan und die

Damensattelklasse sind zwar sehr publikumswirksam,

sind aber im Grunde genommen keine ernsthaften Leis-

tungsprüfungen; das gilt auch für andere FUN-Prüfun-

gen, die auf jedem Turnier trotzdem ihre Existenzbe-

rechtigung haben.

Mit einer Pasoprüfungsordnung im Hinterkopf müssen

wir nun zwei Ziele verwirklichen:

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sabine Wieczorek auf der Paso Peruano stute Marita KCO im Trail | EuroPaso in Weihersmühle, 2000

Noticiero86 2013 Noticiero 872013

Reitern, die sich gerne im sportlichen Wettkampf

messen würden, aber noch unerfahren im Turnierge-

schehen sind, muss die SchweIlenangst genommen

werden. Auf einem Pasoturnier wird niemand bloß-

gestellt. Der Neuling wird überrascht sein, wie ko-

operativ die Atmosphäre und wie hilfsbereit die alten

Hasen sind.

Der absolute Turniermuffel sollte sich überzeugen

lassen, dass Turniere kein Selbstzweck sind. Sie sind

eine Messlatte für die Ausbildung des Pferdes, das

Können des Reiters. Insofern dienen sie dem Kennt-

niszuwachs im Bereich Zucht, Ausbildung und Hal-

tung und damit direkt dem Pferd.

Man kann wunderschön im stillen Kämmerlein musi-

zieren —ganz für sich allein - und seine Freude dran

haben. Man kann alleine durch den Busch reiten und

Erholung finden wie sonst nirgendwo. So wie das Kon-

zert für den Musiker Ansporn für die Feinarbeit ist, ist

es das Turnier für den Reiter. Bei dieser Pferderasse

und diesem Reglement besteht kaum Gefahr, dass ein

Pferd Opfer des Ehrgeizes wird. Dagegen entlohnt uns

die Turnierteilnahme mit neuen Erkenntnissen und po-

sitiven Eindrücken

Also: Ist Pasopferde-Reiten zeit-gemäß eine berechtigte Frage?*

Was ist eine zeitgemäße" Reitweise"? Doch wohl eine,

die die Bedürfnisse der heutigen Reiter mit den Be-

sonderheiten der Pferdenatur am besten in Einklang

bringt. Hierzu wurden in den letzten Jahren viele An-

sätze gemacht, doch abgeschlossen ist die Entwicklung

noch lange nicht, wann überhaupt?

Was sich besonders nach dem 2. Weltkrieg geändert hat

sind: Einsatzmöglichkeiten des Pferdes. Erkenntnis-

se über die Natur des Pferdes. Reiter von exotischen

Rassen haben hier, erstmals ohne eigenes Verdienst,

einen gewissen Vorteil, weil bei ihnen der Einsatz des

Pferdes und die dazugehörige Ausbildung noch eine ge-

wisse Einheit bilden, da sie der ureigensten Pferdear-

beitswelt entstammen.

Reiter von Pasopferden wollen sog. „Freizeitpferde"

(Berufspferde gibt es bei uns fast nur noch auf der

Rennbahn) das heißt zuverlässige Reitpartner für lan-

ge Stunden im Gelände. Genau diesen Einsatz erfahren

Pasopferde in ihren Ursprungsländern, manchmal so-

gar mehr als ihnen lieb ist.

Für „zeitgemäßes" Reiten hier ein Beispiel: Man weiß

heute, wie das Pferd „fokussiert“, das heißt die Seh-

schärfe reguliert. Nachdem dazu ein großes Maß an

Kopffreiheit nötig ist, kann „zeitgemäßes" Reiten im Ge-

lände nur am langen Zügel stattfinden. Wenn man den

veröffentlichten Statistiken glauben darf, tummelt sich

die überwiegende Mehrheit der Reiter in Wald und Feld

und nur ein verschwindend kleiner, publizistisch aber

sehr aktiver Teil, findet seine reiterliche Bestätigung

auf dem Turnierplatz. So gesehen, sind Paso-Reiter gar

nicht exotisch, sondern eher durchschnittlich normal.

Was ihr „Anderssein" ausmacht sind ihre Pferde und die

damit gepflegte Reitweise.

Im Grunde gibt es nur zwei Reitweisen: Gutes Reiten

und Schlechtes Reiten. Wo sich die Geister etwas schei-

den ist bei der Definition „gut", doch sind die Gemein-

samkeiten guten Reitens in allen Reitweisen größer, als

ihr äußerlich so unterschiedliches Gehabe vermuten

lässt.

Gutes, und damit „zeitgemäßes" Reiten beinhaltet die Harmonisierung von:

Reitweise

Reiter und Ziele

Pferdetyp

Sattelung und Zaumzeug

Das Ziel guten Reitens ist auch weitgehend gleich:

Erhalt der Gesundheit von Reiter und Pferd

gehorsame Mitarbeit des Pferdes

mehr Lebensqualität für alle Beteiligten

Eine Reitweise, die eine Gefährdung von Reiter oder

Pferd beinhaltet, ist eo ipso eine schlechte, nicht mehr

zeitgemäße Reitweise. Das lässt sich genauso katego-

risch für jede Hippo-Aktivität sagen die der physischen

oder/und psychischen Natur der Pferde zuwider läuft.

Wenn der Reitsport heute für viele Menschen attrak-

tiv sein soll, dann liegt es auf der Hand, die Vielfalt an

Rassen, Reiteigenschaften, Gangarten und Ausrüstun-

gen mit der Vielschichtigkeit von Wünschen und Zielen

der Reiter in Einklang zu bringen. Ganz unterschiedli-

che Motivationen bestimmen die Beziehung zum Pferd.

Das nicht wettkampfmäßige Reiten profiliert sich zuse-

hends; ja wir treffen heute „Gurus", die die Pferdehal-

tung nur oder doch auch gutheißen, wenn „Reiten" nicht

beabsichtigt oder möglich ist (Hempfling, Strasser ..).

Zeitgemäß ist sicherlich auch die Forderung, die auf

dem FN-Seminar über „Reitweisen der Welt' erhoben

wurde; die Natürlichkeit, das Lockere, die Fröhlichkeit

für alle Reitweisen in den Vordergrund zu stellen. Rei-

ten soll Mensch und Pferd Spaß machen, dann gelingt

es auch. Gemeinsame Arbeit mit dem Pferd als moderne

Alternative zum Arbeiten des Pferdes als Selbstzweck.

Wenn einzelne Ausbildungsschritte eine Eigendyna-

mik entwickeln und zum Selbstzweck werden (Halfter-

Vorführung; Dressur am Platz: Springreiten, etc.) wird

die Sache schnell einseitig, d.h. unnatürlich, nicht mehr

zeitgemäß. Ganz aus dem Ruder läuft die Angelegen-

heit, wenn persönlicher und wirtschaftlicher Erfolg der

Reiter maßgebend werden.

Selbstverständlich ist es fundamental wichtig, weder

während der Ausbildung noch später im Sport mehr zu

verlangen, als das Pferd anbietet und zu leisten imstan-

de ist. Aber ebenso fundamental und für das psychische

Wohlbefinden des Tieres wichtig, ist das Vermeiden von

Unterforderung und Langeweile. Wenn Harmonie und

Partnerschaft das moderne Reiten auszeichnen, das

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Jugendlicher Paso Fino Reiter auf der Confepaso Ms in Caracas, 1996

Noticiero88 2013 Noticiero 892013

Erlebnis von Natur und Kreatur im Vordergrund stehen

sollen, müssen Reitweise und Anforderung „pferdege-

recht“ gestaltet werden. Ein frustrierter Partner ist ein

schlechter Mitarbeiter. Daraus kann sich kein gutes Rei-

ten ergeben. Jede Reitweise, das kann man in den ent-

sprechenden Regelwerken nachlesen, will „zufrieden ge-

hende Pferde". Es geht allen um die gemeinsame Sache

Sport und Freizeit und um das gleiche Lebewesen Pferd.

Jedes Land hat im Laufe der Vergangenheit seine für

sich geeignete Pferderasse und Reitweise hervorge-

bracht: denn die Züchter selektieren immer darauf, was

die Reiter ihnen abkaufen; das ist nun einmal so, und

zwar weltweit. Solange diese Reitweisen und Pferderas-

sen seriös gepflegt werden, bilden sie eine große Berei-

cherung unserer Reitszene. Diese Seriosität darf aber

weder mit „traditionsstarrer Folklore" verwechselt wer-

den. noch ist die kritiklose Übernahme all dessen, was

aus den Ursprungsländern kommt, noch zeitgemäß. Ge-

rade die Pasoreiter, die nicht mit der kreolischen Men-

talität vertraut sind (die es den Lateinern oft schwer

macht durch Integration moderner hippologischer Er-

kenntnisse in die traditionelle Ausbildungs- und Reit-

weise zeitgemäßer zu werden) finden heute manchen

Anlass zur Kritik.

Das Bestreben der Pasofreunde unseres Landes ist, hier

eine Brücke zu bauen im Sinne von „Fortschritt und Tra-

dition", denn Pasopferde sollen auch solche bleiben, in

all ihrer VieIfalt an Schlägen und Reitweisen. Bei Vor-

führungen, auf Messen, o.ä. verzichten wir andererseits

ungern auf die Exotik südamerikanischer Ausrüstung.

Dennoch: Reform tut Not und sowohl der PV als auch

die anderen Gangpferdevereinigungen sollten sich da-

rum kümmern.

Zeitgemäße Reitweise ist die passende, den Bedürfnis-

sen und Zielen des Reiters ebenso angemessen, wie den

körperlichen und seelischen Voraussetzungen des Pfer-

des. Keine „richtige" Reitweise ohne die dazu passende

Ausbildung von Reiter und Pferd sowie die artgerechte

Pferdehaltung. lch kann nicht umhin, diese mir so wich-

tige Grundlage für zeitgemäßen Umgang mit Pferden

immer wieder zu betonen.

Kein Reiter kann locker Vertrauen signalisierend auf

einem Pferd sitzen, das die vergangenen Stunden und

Tage in einem pferdefeindlichen Gefängnis (sprich Box)

verbracht hat und entsprechend verspannt, expIosions-

bereit, frustriert ist. Der Reiter allein kann dem Pferd

nie ein ausgeglichenes Seelenleben vermitteln, das für

seine Sicherheit beim Reiten so wesentlich ist. Artge-

rechte Haltung rangiert hier immer noch vor Bequem-

lichkeit des Reiters. Dafür dürfen auch sogenannte Tur-

niererfolge mal auf der Strecke bleiben.

Kein Reiter kann mit leichter Hand und frohem Sinn

sein Pferd dirigieren, wenn er dessen „Knöpfe" nicht

kennt: Missverstehen und Frust sind programmiert,

wenn Ausbildungs- und spätere Reitweise nicht eine

Einheit bilden.

Während sich um die Jahrhundertwende der Turnier-

sport schon europaweit etabliert hatte, waren die meis-

ten Vorführungen der Pasopferde in ihren Ursprungs-

ländern bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts reine

Zuchtschauen, aus denen allerdings nach und nach teils

auch sportliche Wettkämpfe wurden.

Reine Schauvorführungen, also Pasopferdedarbietun-

gen mit Wettbewerbscharakter wurden rassespezifisch

erst in den USA entwickelt; zuerst nach dem traditionel-

len Reglement mit Anpassungen an die amerikanischen

Publikumserwartungen. Heute beobachten wir eine

Rückwirkung dieser „Pasoturniere" auf die Ursprungs-

länder mit all den, auch negativen, Seiteneffekten auf

Zuchtziel und Reitweise. Wir sind also aufgefordert,

das was mit den Pasopferden, zunächst aus USA, später

auch zunehmend aus den Ursprungsländern an ‚Reit-

kultur" und „Horse-Man-Ship" zu uns kommt, kritisch

zu betrachten und auf seine Zeitgemäßheit zu durch-

leuchten. Ist z.B. die Jungpferdearbeit am Palo" noch

zeitgemäß? Oder muss nicht die notwendige und tra-

ditionell übliche Bodenarbeit neu organisiert werden,

Jungpferde gerechter gestaltet werden? - Und wie steht

es um die Pferdegerechtheit des Bozal? - Wir wollen und

sollen ihn nicht missen; besonders in seiner vielseiti-

gen und freundlichen Form aus Kolumbien ist der Bozal

eine fast unverzichtbare Ausbildungszäumung für Pas-

opferde. Mittlerweile wissen Wanderreiter jeglicher

Couleur diese Zäumung zu schätzen.

In diesem Licht betrachtet mag nun dem einen oder an-

deren die SPO (Sportprüfungsordnung für Pasopferde)

verständlicher erscheinen: „Fortschritt mit Tradition“

zum Zwecke einer Sportausübung für die Verbesserung

der Zuchtbemühungen. Das klingt sehr kompliziert, ist

aber denkbar einfach, eben zeitgemäß.

Wieviel Sport muss sein?*

Zusammen mit den Pasopferden ist auch eine Reit-

tradition und Atmosphäre nach Europa gekommen,

die durch und durch iberisch-südamerikanisch ist.

Gelassenheit und Temperament, Arbeitseifer und Be-

quemheit, Genießen und „Brio“ – für europäische

Reit-Denkschemata schwer zu vereinbarende und

nachvollziehbare Dimensionen. In der europäischen

Reittradition rangiert das Interieur des Pferdes weit

hinten; der Name des Reiters dafür um so weiter vorne:

So ganz ohne Profilierungsambitionen geht es bei uns

offensichtlich nicht.

In den Prüfungsordnungen für Pasopferde (PPO) fin-

det sich eine sehr detaillierte Sportordnung (SO). Ist es

nicht vielleicht doch die Quadratur des Kreises, eine Ge-

nießerdisziplin in ein Punktschema zu zwängen?

Zunächst: Nichts ist so gut, als dass man es nicht ver-

bessern könnte. Eine geeignete (!) Überprüfung der Fä-

higkeiten von Ross und Reiter sind als Standortbestim-

mung sogar unerlässlich.

Bei Licht betrachtet bringt das Umfeld zum oft verpön-

ten Turnierbetrieb auch dem Freizeitreiter eine Reihe

von unleugbaren Vorteilen:

Die Vorbereitung auf ein Turnier fordert den Reiter;

er wird motiviert, an seiner eigenen Fitness und der

seines Pferdes zu arbeiten. Das gilt gleichermaßen

für das Wanderreittraining.

Untrainierte Pferde und Reiter sind einem erheblich

höheren Verletzungs- und Unfallrisiko ausgesetzt;

Training bedeutet geistige Vorbereitung und körper-

liche Arbeit.

Ein Vergleich im sportlichen Wettbewerb der einzel-

nen Pferde zeigt dem Interessierten, wo der Schwer-

punkt der jeweiligen Zuchtstätten und –linien zu se-

hen ist (Schau, Gelände, Ausdauer)

Das neutrale Richten der Pferde zeigt Schwachstellen

der Zucht. Lücken in der Ausbildung von Pferd und

Reiter treten zutage und zeigen den Bedarf für Zucht-

beratung und Kursprogramme.

Die intensivere Beschäftigung des Reiters mit seinem

Pferd bei der Vorbereitung auf das Turnier fördert

das Verständnis für die individuellen und rassespe-

zifischen Besonderheiten. Imagepflege an der Basis:

Vorzüge, Stärken können betont werden, Schwach-

stellen können erkannt und aufgearbeitet werden.

Sport darf nicht mit Hochleistungsschinderei ver-

wechselt werden: Kein Selbstzweck, sondern Mittel

zum Zweck der Gesunderhaltung von Tier und Mensch.

Jedes Turnier hat Werbecharakter und dient der

Selbstdarstellung der Rasse.

Artgerecht und rassespezifisch trainierte Pasos för-

dern das Interesse der Reiterwelt an unseren Pferden.

Ein sportlicher Vergleich – insbesondere im Rahmen

von Gemeinschaftsturnieren mit anderen Rassen –

beugt der „Betriebsblindheit“ vor. Der Blick über den

Tellerrand der eigenen Rasse und Reitkunst hat noch

keinem geschadet.

Der Sport mit dem Paso muss rasseorientiert, viel-

leicht sogar rassespezifisch sein. Ein ausgewiese-

nes Springtalent ist der Paso sicher nicht; auch vor

dem Pflug macht er nur eine mäßige Figur. Obwohl

ich ihn bei dieser Arbeit schon in Kuba oder Costa

Rica beobachten konnte. Seine Stärken sind eine gute

Ausdauerleistung bei unübertroffenem Komfort für

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Paso Fino auf der IDMG 2007

Noticiero90 2013 Noticiero 912013

den Reiter und seine immer wieder überraschende

Kooperationsbereitschaft und sensible Gelehrigkeit.

Die Konkurrenz im Töltlager schläft nicht; um einge-

fleischte Ignoranten von den Vorzügen eines bequemen

Tölters zu überzeugen, ist etwa der Paso Peruano nach

wie vor die sicherste und eleganteste Methode. Dage-

gen überzeugen Paso Finos eher beim Temperamenttölt

oder Paso Iberoamericano beim Dressurtölt.

Ausgehend von diesen Überlegungen haben die Pasove-

reine ihre Sportordnung um eine wichtige Prüfung er-

weitert: die Prueba de trabajo oder Arbeitsprüfung (PT).

Sie basiert auf einen altperuanischen Grundgedanken,

dass der Paso in erster Linie ein Arbeitspferd sein soll

und dadurch als ideales Freizeitpferd prädestiniert ist.

Sie soll eine Art Abschlussexamen für die Ausbildung

des Freizeitpferdes darstellen. Darüber hinaus gilt sie

FN-weit offiziell als Pasoleistungsprüfung. Die Prü-

fung wird in drei Schwierigkeitsgraden durchgeführt,

die den unterschiedlichen Ausbildungs- und Trainings-

möglichkeiten von Pferd und Reiter Rechnung tragen:

Bronze, Silber, Gold. Die PT muss im Rahmen einer of-

fiziellen Veranstaltung abgelegt werden. Alle Abschnitte

müssen während eines Turniers und vom gleichen Rei-

ter bewältigt werden.

Ein ideales Wanderreitpferd wie der Paso muss seinen

Reiter sicher und bequem durchs Gelände tragen kön-

nen. Es braucht entsprechende physische und psychi-

sche Konditionen. Diese werden in drei Teilabschnitten

überprüft: Kondition im Streckenritt, Gehorsam und

Reitsicherheit in den Rittigkeits- bzw. Traiprüfungen

und Reitkomfort in der Töltprüfung. Unter den Teilneh-

mern wird – getreu dem Motto eines Freizeitsports –

keine Rangierung vorgenommen. Die Prüfung wird nur

in zwei Kategorien bewertet: „bestanden“ oder „(noch)

nicht bestanden“. Letzteres Urteil soll nicht zum Aufge-

ben führen, sondern Anreiz zur Wiederholung der Prü-

fung geben.

Barrida von Paso Peruanos auf der Veranstaltung: "Bayern Pferd" in München / Riem (1994)Kaja stührenberg und Paso Iberoamerikano stute Batisma in der Piaffe (Deutsche Meister 2007)

Diese Prüfung ist allen Pasopferden auf den Leib ge-

schneidert. Viele Probeläufe in Einzeldisziplinen haben

gezeigt, dass die geforderten Leistungen – auch wenn

sie beim ersten Hinsehen als gering erachtet werden –

nicht unterschätzt werden dürfen und in der Kombina-

tion eine echte Leistungsprüfung (LP) darstellen.

Sie erfordert schon in der kleinsten Version ein hohes

Maß an gezieltem Training und Vorbereitung. Als um-

fassendste Leistungsprüfung kann hier der Paso seine

ideale Eignung als vielseitiges Freizeitpferd unter Be-

weis stellen. Gleichermaßen wird sie bei der Weiter-

entwicklung einer gesunden Population und eines in-

teressanten Sportgeschehens hilfreich sein. Von jedem

ernsthaften Hengsthalter zu erwarten, dass sein Tier im

Leistungsstutbuch seines Zuchtverbandes steht, ist das

gute Recht unserer Züchter. Andererseits sollte es de-

ren Ehrgeiz sein, möglichst nur mit leistungsgeprüften

Stuten zu züchten, denn nur diese können langfristig

Hengstmütter werden.

Epilog

Die Mäuse, die sehr unter einer Katze zu leiden haben,

beschließen, Abgesandte zum weisen Uhu, einem Pfer-

deguru, zu schicken und um Hilfe zu bitten. Er sagt:

„Die Lösung ist ganz einfach: Bindet der Katze eine Glo-

cke um, dann hört ihr's läuten, wenn sie sich nähert und

könnt verschwinden!“ Erfreut geht die Delegation heim

und berichtet. Da fragt eine Maus plötzlich in die allge-

meine Euphorie hinein: „Aber wie binden wir der Katze

die Glocke um?“ Die Delegation geht wieder zum Uhu

und trägt ihm das Problem vor. Er sagt ungehalten: „Ich

habe euch die Lösung in groben Zügen skizziert, um die

Details müsst ihr euch schon selbst kümmern!“

Noticiero92 2013 Noticiero 932013

Sieben Gerüchte, die man schnell vergessen sollte

Gerücht Nr. 1:

Ein Pasopferd braucht keine Ausbildung

Die große Kooperationsbereitschaft und natürliche

Töltveranlagung veranlassen viele Pasoreiter, wenig für

Aus- und Weiterbildung von Pferd und Reiter zu tun.

Basistraining und Gymnastizierung helfen, die Anlagen

auszuschöpfen. Oft ist es ein Tip eines erfahrenen Trai-

ners, der Pferd und Reiter in einer festgefahrenen Situ-

ation weiterhilft.

Gerücht Nr. 2:

Pasopferde sind Kinder- und Anfängerpferde

Ein guterzogener iberischer Vollblüter ist sicher und

zuverlässig. Ihre extreme Reaktionsbereitschaft und

Sensibilität machen das Reiten auf ihnen zum Genuss.

Ein absoluter Reitanfänger, der diese Reaktionsbereit-

schaft nicht umsetzen kann, ist damit eher überfordert.

Ruhige, eher ältere und abgeklärte Pferde sind hinge-

gen durchaus geeignet, einem Anfänger oder Kind das

erste Töltfeeling zu vermitteln.

Gerücht Nr. 3:

Pasos sind Kurzstreckenpferde

Von ihrer züchterischen Konzeption sind sie eher das

genaue Gegenteil: Arbeitspferde für den kräfteschonen-

den Dauereinsatz. Diese Qualitäten werden heute in den

Ursprungsländern immer noch überprüft; solche Prü-

fungen lenken aber nicht die große Aufmerksamkeit des

Publikums auf sich. Diese gilt den Shows. Es liegt an

uns, die Pferde wieder in ihrem ursprünglichen Sinn zu

trainieren und einzusetzen.

Gerücht Nr. 4:

Der Classic Fino ist ein Fachidiot

Die Beschränkung des Classic Fino-Pferdes auf ein

einziges Tempo bezieht sich auf das Prüfungswesen.

Freilaufend oder im Gelände bewegt sich das Classic

Fino-Pferd auch in anderen Gangarten und Tempi. Sie

dressurmäßig vorzustellen, ist ein besonderer Genuss.

Classic Fino kann man nicht herbeizwingen – weder

züchterisch noch durch Ausbildung. Die Natur gibt ihm

die Anlage zu dieser Gangvariante mit, der Reiter ruft

diese Veranlagung lediglich ab.

Gerücht Nr. 5:

Finos tippeln und Peruaner schaufeln

Jede Pferderasse weist Besonderheiten in der Gang-

manier auf. Der Trab des Friesen ist nicht mit dem des

Arabers zu vergleichen. Selektion im Hinblick auf den

Verwendungszweck bedingen Veränderungen der Gang-

manier. Das Prinzip der schwingungsfreien Zone in der

Sattellage kann auf verschiedene Weise verwirklicht

werden. Bei den Pasopferden ist es perfekt gelungen.

Weite Bewegungen und ausgeprägte Vorhandaktion plus

Termino sind ebenso berechtigt wie kurze, hochfrequen-

te Schritte mit viel Hinterhandaktion. Für Außenstehen-

de ist das eine wie das andere optisch gewöhnungsbe-

dürftig – das Erlebnis im Sattel ist entscheidend.

Gerücht Nr. 6:

Pasos werden sein 500 Jahren rein gezogen

Erstens: es stimmt nicht. Die Zuchtbücher wurden teilwei-

se erst vor wenigen Jahren geschlossen. Zweitens: wenn

es stimmen würde, wäre es genetisch höchst bedenklich,

mit so kleinen Populationen Reinzucht zu betreiben.

Es gibt also keinen Grund, diese Behauptung aufrecht-

zuerhalten. Was viel wesentlicher ist: die „gedankli-

che“ Reinzucht, das Zuchtziel vom superbequemen

Naturtölter, ist seit Jahrhunderten unverändert. Mehr

Rassemythos braucht ein gutes Pferd nicht.

Gerücht Nr. 7:

Nur traditionelle Ausbildung und Ausrüstung bringen gute Pasos

Ausbildung und Ausrüstung der Pasopferde in den Ur-

sprungsländern sind stark traditionell orientiert. Wir soll-

ten von diesen Traditionen das übernehmen, was gescheit

ist. Vieles ist genial gut durchdacht – wie die Basisausbil-

dung mit dem Bosal; anderes umstritten, z.B. die frühzei-

tige Arbeit am Palo; manches ist reine Brauchtumspflege.

Silberne Beschläge am Sattel sehen elegant aus. Über die

Qualität des Pferdes sagen sie wenig.

LEONDE ANGRAND

Noticiero94 2013 Noticiero 952013

presseschau

Paso Peruano, CONCuRsO NATIONAL, Peru/Lima

Tierhaltungssysteme grundlegend überdenkenEs stand in: Deutsches Tierärzteblatt 8/2012

Deutsche Agrarforschungsallianz legt Strategiepa-

pier zur Zukunft der Nutztierhaltung vor.

Mit einem umfassenden und radikalen Ansatz soll die

heimische Nutztierhaltung besser in Übereinstimmung

mit den gesellschaftlichen Erwartungen gebracht wer-

den. Das geht aus einem Strategiepapier zur Tierhal-

tung hervor, welches die Deutsche Agrarforschungsal-

lianz (DAFA) jetzt beschlossen hat. Darin plädieren die

in der DAFA zusammengeschlossenen 55 Forschungs-

einrichtungen für die Entwicklung gänzlich neuer Pro-

duktionssysteme in der Schweine- und Geflügelhal-

tung. In ihrem Papier sprechen die Autoren von einer

„großen Herausforderung“, der sich die Wissenschaft

neben einer Weiterentwicklung bestehender Systeme

stellen müsse. Dabei müssten jedoch zugleich die Ver-

marktungspotenziale alternativer Produktionssysteme

untersucht werden. In der Milchviehhaltung sehen die

Forscher erheblichen Bedarf in der Verbesserung der

individuellen und der Herdengesundheit sowie in der

Gestaltung automatisierter Haltungssysteme. Bemü-

hen will sich die DAFA ferner um Konzepte zur Steu-

erung der räumlichen Verteilung der Nutztierhaltung

nach dem Nachhaltigkeitsprinzip. Schließlich betonen

die Forscher die Notwendigkeit, Indikatorensysteme

zur Bewertung von Haltungssystemen insbesondere

im Hinblick auf das Tierwohl zu entwickeln und ge-

sellschaftliche Erwartungen an die landwirtschaftliche

Tierhaltung zu analysieren.

Ziel der DAFA-Nutztierstrategie ist es, eine messbare

Verbesserung des Zustands der Nutztierhaltung her-

beizuführen und die Produktionssysteme bestmöglich

mit den Erwartungen der Gesellschaft in Einklang zu

bringen.

Um der komplexen Thematik gerecht zu werden, hatte

die DAFA sechs verschiedene Cluster eingerichtet. In

einigen sollte nach Auffassung der Wissenschaftler der

Versuch unternommen werden, die etablierten Produk-

tionssysteme komplett zu überdenken und grundlegend

andere Haltungsformen zu entwickeln.

Über den Tellerrand geschaut... Es stand in: Deutsches Tierärzteblatt 8/2012

„Guten Lauf gehabt?“

Die Bedeutung des Hundes nimmt in unserem Leben

einen immer größeren Raum ein. Hundeschulen und

Vereine erweitern stetig ihre Angebote: Angefangen bei

der Vielseitigkeitsprüfung für Gebrauchshunde (VPG)

über den Turnierhundesport (THS) bis hin zu Agility,

Obedience, Flyball, Frisbee, Treibball etc., die Palette

ist riesig – und in den meisten dieser Sportarten wird

von unseren tierischen Partnern nicht wenig verlangt.

Erkrankungen des Bewegungsapparates sind in den

letzten Jahren immer mehr zum Schreckgespenst des

ambitionierten Hundehalters geworden. Umso mehr

sollte der verantwortungsvolle Hundetrainer seine Auf-

gabe darin sehen, Auffälligkeiten im Gangbild seiner

Schützlinge erkennen und interpretieren zu können.

Nicht jeder Hund, nicht jede Rasse, ist für jede Sportart

geeignet. Nur ein gesunder Hund ist in der Lage, den

Anforderungen, die an ihn gestellt werden, mit Freu-

de und Eifer nachzukommen. Ziel des Seminares ist

die Blickschulung für Eigenheiten, bis hin zu eventu-

ell krankhaften Veränderungen im Gangbild, um einer

Fehl- bzw. Überbelastung des Hundes vorzubeugen. Es

sollte selbstverständlich sein, für jeden Hund die rich-

tige Sportart zu ermitteln und darüber hinaus das Trai-

ning an die individuelle Kondition anzupassen.

TierarzthaftungEs stand in: eutsches Tierärzteblatt 8/2012

Ein Tierarzt, der seine Pflichten aus einem Vertrag

über die Ankaufsuntersuchung eines Pferdes verletzt

und deshalb einen unzutreffenden Befund erstellt hat,

haftet unabhängig von einer etwaigen Haftung des

Pferdeverkäufers seinem Vertragspartner (hier: dem

Pferdekäufer) auf Ersatz des Schadens, der diesem da-

durch entstanden ist, dass er das Pferd aufgrund des

fehlerhaften Befundes erworben hat.

(BGH, Az.: VIIZR 164/22)

presseschau

Noticiero96 2013 Noticiero 972013

Nur in der teureren Premiumstufe sind die Vorgaben

beispielsweise beim Platz und Auslauf für Mastschwei-

ne und -hühner mit Ökostandards vergleichbar. Auch

bezüglich Schlachtalter gibt es teilweise vergleichba-

re Bestimmungen. Zudem sollen Bestandsobergrenzen

eine Abgrenzung von Ware ohne Zeichen gewährleisten.

www.tierschutzbund.de/tierschutzlabel.html

Ethik im Pferdesport

Die Reglements für das Doping im Pferdesport bedürfen

einer sorgfältigen Überarbeitung. Ziel des Tierschutzes

ist hier die Nulllösung.

Aus der Perspektive des Tierschutzes versteht man un-

ter Doping die Beeinflussung der Leistungsfähigkeit

eines Individuums durch die Verabreichung von Subs-

tanzen. Bei diesen Substanzen handelt es sich um Mit-

tel, welche die natürlichen Leistungsgrenzen nach oben

verschieben. Bei erkrankten Tieren das herabgesetzte

Allgemeinbefinden zu manipulieren kann unabsehbare

Folgen für das Pferd und auch für den Reiter haben.

Lange Zeit war Doping im Reitsport kein öffentliches

Thema. Wenn problematische Substanzen nachgewiesen

wurden, dann wurde meist keine bewusste Manipula-

tion unterstellt. Weiterhin schien das Wohl des Pferdes

den Beteiligten am wichtigsten zu sein. Durch die Vor-

fälle bei der Olympiade 2008 in China änderte sich das

Bild. Aufgrund von Capsaicin-Nachweisen wurden meh-

rere Reiter disqualifiziert. Das Anwenden von Capsaicin

an den Vorderbeinen erhöht die Schmerzempfindlichkeit,

sodass die Pferde deutlich berührungsempfindlicher

werden. Dies hat zur Folge, dass sie dem Stangenkon-

takt ausweichen und höher springen. Diese Anwendung

wird auch als chemisches Barren bezeichnet. In weite-

ren Wettkämpfen wurden bei Beprobungen Psychophar-

maka und stoffwechselanregende Mittel gefunden.

Diese Art der Anwendung hat mit dem Wohl des Tieres

natürlich nichts zu tun. Hier gilt nur der Wunsch

Gefährdung des Tieres reicht aus

Ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz liegt für einen

Pferdehalter nicht erst dann vor, wenn eine Unterernäh-

rung beim Tier tatsächlich vorliegt mit der Folge, dass

Leiden und Schäden für das Tier tatsächlich bereits

eingetreten sind. Die im Tierschutzgesetz genannten

Haltungsbedingungen sind vielmehr Ausdruck eines

Bedarfsdeckungs- und Schadenvermeidungsprinzips,

das bereits eine Gefährdung des Tieres ausschlie-

ßen soll. Dem entsprechend darf oder muss gegen die

tierschutzrechtlich verantwortliche Person bereits ein-

geschritten werden, wenn objektive Anhaltspunkte den

Verdacht begründen, dass eine Gefährdung des Tieres

wegen der Nicht- oder Schlechterfüllung der sich aus

dem Tierschutzgesetz ergebenden Verpflichtungen kon-

kret zu befürchten ist. In einem solchen Fall kann die

zuständige Veterinärbehörde die geeigneten Maßnah-

men gegen den Pferdehalter treffen und anordnen.

(VerwG Neustadt/Weinstr, Az.: 2 L 494/12.NW)

Der Deutsche Tierschutzbund hat ein Signet ent-

wickelt, das eine tiergerechte Fleischproduktion in

Deutschland im großen Stil ermöglichen soll.

Die Kennzeichnung richtet sich an eine breite Kund-

schaft. Der Start auf dem Markt ist für Anfang 2013 ge-

plant. Großschlachter wie Vion oder Wiesenhof wollen

Ware mit dem neuen Tierschutzlogo anbieten.

Von Standards, wie sie bei der Bioproduktion üblich

sind, ist das Tierschutzzeichen jedoch ein gutes Stück

entfernt. Es gibt weder geschlossene Betriebskreis-

läufe noch ein Verbot chemisch-synthetischer Pflan-

zenschutzmittel für den Anbau von Futtermitteln. Das

Zeichen bietet zwei Stufen, die Kunden an einem (Ein-

stiegsstufe) oder zwei Sternen (Premiumstufe) erkennen.

presseschau

Aus der Rechtsprechung

Tierschutzaspekte des Dopings

Es stand in: Deutsches Tierärzteblatt 1/2013

Es stand in: Der praktische Tierarzt 93, Heft 9 (2012)

Neues TierschutzlogoEs stand in: Ökologie & Landbau 165,1/2013

presseschau

Paso Iberoamerikano stute Batisma mit Kaja stührenberg

Noticiero98 2013 Noticiero 992013

kret zu befürchten ist. In einem solchen Fall kann die

zuständige Veterinärbehörde die geeigneten Maßnah-

men gegen den Pferdehalter treffen und anordnen.

(VerwG Neustadt/Weinstr, Az.: 2 L 494/12.NW)

Aktuelle Rechtsprechung

Will sich ein Landwirt im Baugenehmigungsverfahren

auf ein bevorzugt zulässiges Bauvorhaben im Außenbe-

reich für die Pferdehaltung, Pferdezucht und Pferdepen-

sion berufen, dann muss er gegenüber der Baubehörde

nachweisen, dass er das für die geplante Tierhaltung

benötigte Futter auf den zum landwirtschaftlichen

Betrieb gehörenden und landwirtschaftlich genutzten

Flächen zumindest erzeugen könnte. Um den Futterbe-

darf eines Pferdes abzudecken, sind mindestens 0,35

Hektar Grünland pro Pferd erforderlich, entschied das

Verwaltungsgericht Gelsenkirchen (Az. 5K2358/09). Bei

den erforderlichen Flächen muss es sich um solche han-

deln, die zumindest zur Erzeugung von Futtermitteln

tatsächlich und rechtlich geeignet sind. Erforderlich

ist ferner eine Zugehörigkeit jener Flächen zum Betrieb.

Dies setzt grundsätzlich eine gewisse räumliche Nähe

der Fläche zur Hofstelle voraus.

Stacheldrahtverbot rechtmäßig

Die Einfriedung von Pferdeweiden mit Stacheldrahtzäu-

nen verstößt gegen das Tierschutzgesetz, wenn nicht

durch einen geeigneten Innenzaun sichergestellt ist,

dass die Pferde keinen Kontakt mit dem Stacheldraht

haben können. Pferde sind Fluchttiere, die bei Schmerz,

Angst, Schreck oder Bedrohung zur Flucht in die Weite

und zu Panikreaktionen neigen. Eine solche Panikre-

aktion kann zum Beispiel dadurch ausgelöst werden,

dass das Pferd Kontakt zu den Stacheln des Drahtes

hat. Bleibt es dann bei seinem panikartigen Flucht-

versuch an den Stacheln hängen, kann es zu schweren

Verletzungen kommen. Die Anordnung des Veterinäram-

tes für eine tierschutzgerechte Umzäunung zu sorgen,

war damit gemäß Verwaltungsgericht Oldenburg (Az.

11A1266/11) rechtmäßig.

nach dem Sieg und dem Ehrgeiz der Reiter wird damit

Rechnung getragen. Aus Tierschutzsicht muss eine Null-

lösung für Dopingmittel greifen. Ferner sollen die Leis-

tungen, die Hochleistungspferde erbringen müssen, ei-

ner ernsthaften Überprüfung unterzogen werden. Auch

auf tierschutzwidrige Erziehungsmethoden muss das

Augenmerk gerichtet sein. Der Wunsch nach schwerwie-

genderer Ahndung von Verstößen wird ebenfalls immer

deutlicher laut. Nicht zu unterschätzen ist die Vorbild-

funktion, die Spitzenreiter für junge Reiter einnehmen.

Auch im Heimatstall sollten Doping und tierschutzwid-

rige Hilfsmittel ein Fremdwort bleiben.

Insgesamt kann festgestellt werden, dass das Ansehen

des Reitsports in der Öffentlichkeit durch Doping sehr

in Mitleidenschaft gezogen wurde. Durch Besprechun-

gen und Kontrollen mit der FN, Wiederbelebung des

Tierschutzbeirates und durch Gründung einer Arbeits-

gruppe zur fachlichen Prüfung von Erziehungsmetho-

den und Hilfsmitteln hofft der Autor auf eine Lösung

für die Problematik.

(Deininger E (2011): Doping im Pferdesport aus der Sichtweise des Tier-

schutzes. Tagung „Doping im Pferdesport“ 13.12.2011)

Gefährdung des Tieres reicht aus

Ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz liegt für einen

Pferdehalter nicht erst dann vor, wenn eine Unterernäh-

rung beim Tier tatsächlich vorliegt mit der Folge, dass

Leiden und Schäden für das Tier tatsächlich bereits

eingetreten sind. Die im Tierschutzgesetz genannten

Haltungsbedingungen sind vielmehr Ausdruck eines

Bedarfsdeckungs- und Schadenvermeidungsprinzips,

das bereits eine Gefährdung des Tieres ausschlie-

ßen soll. Dem entsprechend darf oder muss gegen die

tierschutzrechtlich verantwortliche Person bereits ein-

geschritten werden, wenn objektive Anhaltspunkte den

Verdacht begründen, dass eine Gefährdung des Tieres

wegen der Nicht- oder Schlechterfüllung der sich aus

dem Tierschutzgesetz ergebenden Verpflichtungen kon-

presseschau

Neues Tierschutzlogo

Baugenehmigung und Futterflächen

Es stand in: Deutsches Tierärzteblatt 1/2013

Es stand in: Pferdebetrieb 1/2013

DMRT3. Unter 352 untersuchten Pferden waren – mit ei-

ner einzigen Ausnahme – alle fünfgängigen Pferde rein-

erbig in Bezug auf das Merkmal. Die Forscher fanden

dann heraus, dass die Variante bei allen mehrgängigen

Rassen sehr häufig vorkommt – wie etwa auch beim Ten-

nessee Walking Horse (Schritt, Walk, Trab, Galopp) und

dem peruanischen Pasopferd (Schritt, Tölt, Trab, Galopp).

Das Fazit: Um Pass gehen zu können, müssen die Pferde

reinerbig in Bezug auf dieses genetische Merkmal sein.

Die Homozygotie ist aber als alleiniger Faktor nicht

ausreichend für Tölt, auch Umweltfaktoren wie etwa

Training spielen eine Rolle. Wahrscheinlich trat die

Mutation erstmals vor tausenden Jahren auf und hatte

einen starken Einfluss auf die Entwicklung der Haus-

pferde, heißt es in einer Mitteilung der Universität Upp-

sala. Die Menschen entdeckten vermutlich, dass einige

Pferde spezielle Bewegungsmuster hatten und sich we-

gen ihres geschmeidigen Ritts als besonders wertvoll

erwiesen.

Anm.: Diese Hypothese wird aber sonst durch keinerlei

Befunde unterstützt. Insgesamt sind Hinweise zu ge-

zielter Selektion auf Töltvermögen in der frühen Zucht-

geschichte der Pasopferde nicht belegt.

Ein Protein spielt wichtige Rolle für die Koordination

der Bewegungen. Experimente mit dem gleichen Gen

bei Mäusen zeigten, dass DMRT3-Nervenzellen bei den

Nagen die linke mit der rechten Seite verbinden und die

Beinbewegung kontrollieren, heißt es in dem Journal

weiter. Mäuse ohne DMRT3 konnten bei der Geburt ihre

Beine nicht koordinieren, doch nach und nach kompen-

sierten offenbar andere neuronale Netzwerke den Ver-

lust, so dass die ausgewachsenen Mäuse relativ normal

laufen konnten. Die Autoren folgern aus den beiden

Befunden, dass das untersuchte Gen bei der Koordina-

tion der Gangarten eine wichtige Rolle spielt. DMRT3

kommt bei allen Wirbeltieren vor, die bisher darauf un-

tersucht wurden. Es spielt sehr wahrscheinlich auch

beim Menschen eine entscheidende Rolle.

Anm.: Das vielbesungene „Töltgen“ ist damit sicher

nicht gefunden, da dessen Existenz als Einzelmerkmal

sowieso eher ein Wunschtraum war. Was aber vorliegt,

ist ein handfester Beweis für eines der „Modulatoren

-Gene“, wie sie schon seit längerem von Gangpferdege-

netikern postuliert werden (s. EADIE u.a.)

Download für Originalstudie: http//creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.o/)

Das Islandpferd ist bekannt für seine besonderen

Gangarten.

Doch der Bewegungsablauf im Tölt oder Rennpass ist

keinesfalls reine Dressur. Das Geheinmis liegt im Erbgut

dieser Rasse. Wissenschaftler der Universität Uppsala

untersuchten die Gene von etwa 350 Isländern und fan-

den eine Mutation, die offenbar den Gangwechsel vom

Trab in den Galopp verhindert. Es handelt sich hierbei

um ein Gen, das für die Herstellung des sogenannten

DMRT3-Proteins zuständig ist. Es beeinflusst moto-

rische Fähigkeiten, indem Neuronen eine Verbindung

zwischen rechter und linker Seite des Rückenmarks

herstellen. Außerdem sollen die Nervenzellen eine direk-

te Verbindung zu Motoneuronen haben, welche für die

Steuerung von Muskelbewegungen zuständig sind. Tests

an Mäusen bestätigen: „Das Nervensystem passt sich

an, selbst wenn ein entscheidendes Gen verloren geht“,

sagt Forscher Klas Kullander. Pferde mit drei Grund-

gangarten weisen keine Merkmale dieser Mutation auf.

Genvariante bestimmt Gangarten der Pferde

Vierter, fünfter Gang – so ein Tempo hat bislang nur das

Islandpferd drauf. Forscher fanden heraus, dass es für

Pferde-Gangarten wie Pass, Tölt oder Walk auf ein Gen

ankommt.

Nur Pferde mit einer bestimmten Genmutation kön-

nen Spezial-Gangarten wie Pass oder Tölt leicht erler-

nen. Schon lange war vermutet worden, dass besondere

Gänge eine starke genetische Komponente haben – nun

fanden Forscher heraus, dass ein einziges Gen entschei-

dend dazu beiträgt, ob Pferde mehr als die drei Stan-

dard-Gangarten Schritt, Trab und Galopp können. Die

Ergebnisse wurden im Fachjournal „Nature“ publiziert.

(NATURE 488, 642 – 646, Aug. 2012)

Das Team rund um Leif Andersson von der Universität

Uppsala untersuchte zunächst Islandpferde mit vier

Gangarten (Schritt, Tölt, Trab, Galopp) sowie Island-

pferde mit fünf Gangarten (Schritt, Tölt, Trab, Galopp

und Pass). Die Fähigkeit zum Passgang war eng verbun-

den mit dem Auftreten einer Genvariante des Proteins

presseschau

Das Gen für den GangEs stand in: www.mein-pferd.de 11/2012 und dpa/link

Noticiero100 2013 Noticiero 1012013

In diesem Buch zeigt diese Reitweise dem ambitionier-

ten Reiter neue Wege auf. Andere Ansätze, bestehende

Probleme zu lösen, neue Ziele zu erreichen und vor allem

eine bessere Basis und ein stärkeres Einverständnis mit

seinem Pferd zu erreichen.

Neben aller Theorie ist dieses Buch vor allem aber eine

Praxishilfe, die vom Reiter für Reiter geschrieben ist

und reichlich Vorschläge und Anleitungen für das Trai-

ning gibt. Man findet sowohl allgemeine Themen, wie

grundsätzliche Gedanken zum Training („Vertrauen,

Gehorsam und Leichtigkeit“ oder „Wie wird mein Pferd

durchlässig, wendig und elegant“), als auch Tipps für die

tägliche Arbeit.

So werden alle Bereiche der Working Equitation aus-

führlich vorgestellt: die Dressur ebenso wie Trail, Speed-

Trail und Rinderarbeit. Einen Hauptteil nimmt dabei

die Erklärung der Trail-Hindernisse ein. 15 verschie-

dene Hindernisse, ihr Sinn und Zweck, und die Art und

Weise, wie sie zu erarbeiten sind, werden genauestens

erklärt und mit nützlichen Praxis-Tipps und Kommen-

taren „garniert“, die nur jemand zu geben vermag, der

selber Erfahrung mit dieser Arbeit hat. Dass die Autorin

auch an ihren eigenen Erfahrungen und Entwicklungen

teilhaben lässt, unterstreicht einmal mehr den praxis-

orientierten Ton des Buches. In diesem Teil des Buches

zeigt sich besonders, wie vielfältig, tiefgreifend und

interessant dieses Training zu gestalten ist. Dies ist er-

kennbar das Herzstück des Buches und mit zahlreichen

graphischen Darstellungen, Zeichnungen und Skizzen

zur näheren Erläuterung versehen. Eine sehr wertvolle

und sinnvolle Ergänzung, da viele Dinge aus der Praxis

mit Worten allein schwer nachzuvollziehen sind.

Besonders gefallen hat mit, das Sinn und Zweck der ein-

zelnen Übungen aufgezeigt wurde: so z.B. Gehorsam und

Mut des Pferdes zu erfragen beim Überqueren der Holz-

brücke oder der punktgenaue Übergang Galopp-Schritt-

Galopp beim Umsetzen des Gegenstandes. Meines Er-

achtens hätte man die gymnastizierende und biegende

Wirkung und positive Auswirkung auf die Koordinati-

onsfähigkeit einiger Übungen noch erwähnen können.

Insgesamt ist dieses Buch, das vom äußeren Anschein her

eher bescheiden daherkommt, ein kleiner Meilenstein.

Eine ganz besondere Vorstellung eines außergewöhnli-

chen Reitstils, der trotz seiner uralten Traditionen und

Ein Buch von Angelika Graf

2011 ist es endlich erschienen: das erste (deutschspra-

chige) Trainings-Handbuch für die Working Equitation,

jene Reitweise, die aus den traditionellen Hirtenreitwei-

sen Süd-Europas entstand. Hinter dem für heutige Zei-

ten fast etwas bieder wirkenden Titel verbirgt sich eine

echte kleine „Buchperle“. Wann hat man schon einmal

ein Buch in der Hand, das eindeutig mehr bietet, als es

auf den ersten Blick verspricht? Auch das Cover ist eher

spartanisch und reduziert gehalten, was fast schade ist,

denn dieses Buch hat wirklich vielmehr zu bieten, als

man vom Titel her erwarten würde. Denn neben dem

„Hauptthema“, der Vorstellung der Trail-Hindernisse,

kommen eben auch Herkunft und Philosophie, Dressur-

training und Rinderarbeit und somit alle Aspekte der

Working Equitation nicht zu kurz.

Die Autorin, selbst Reiterin in diesem Reitstil, stellt mit

spürbarer Begeisterung diese traditionelle Arbeitsreit-

weise vor. Sie erklärt, was genau Working Equitation

überhaupt ist, zeigt den Weg dieser Reitweise von der Ar-

beit der Vaqueros auf dem Campo bis hin zur Turnierdis-

ziplin „Working Equitation“, wie man sie heute kennt. Sie

stellt die Besonderheiten der europäischen Hirtenreiterei

heraus, vor allem aber auch die besondere Einstellung der

Hirten zu ihrem Partner, dem Pferd. Denn ohne Frage ist

es eine ganz andere Verbindung, die durch diese tägliche

Arbeit entsteht. Daher betrachtet die Autorin eben auch

gerade den „philosophischen“ Hintergrund dieser Bezie-

hung zwischen dem Vaquero und seinem Arbeitspferd.

Schnell wird dem Leser deutlich, dass die Working Equi-

tation mehr ist als ein bloßer Reitstil, nämlich auch eine

Lebenseinstellung – und dass sie ein Lebensgefühl ver-

mittelt, welches vor allem Respekt vor dem Tier und der

Natur beinhaltet. Ein grundlegendes Bedürfnis nach Har-

monie und Einklang mit der Natur ist es, welches wohl

jeden Reiter und Pferdefreund gerade heute antreibt. Und

diese Reitweise vermag diesen Wunsch zu erfüllen. „Die

Working Equitation bildet zwar eine Nische im Reitsport,

aber eine, die es zu beachten gilt. Sie ist tiefgründig und

bodenständig, interessiert und fasziniert viele Menschen,

lässt Pferde zufrieden und gelassen werden und ihre Rei-

ter an den Aufgaben wachsen.“

presseschau

„Working Equitation – Trail-Training“ Es stand in: Equus Classic, Ausgabe 02/2012 von Caroline Jordan

haben auch Western und „FN-Reiten“ ihren Ursprung in

den Arbeitsreitweisen der Hirten Süd-Europas.

presseschau

Wurzeln viel zu lange ein Schattendasein geführt hat

neben den populären, moderneren Reitweisen. Dabei

Criollos bei der Rinderarbeit

Noticiero102 2013 Noticiero 1032013

» Für Zuchttiere, also Pferde/Ponys, die in einem

Zuchtbuch eingetragen oder dort vermerkt sind, ist der

Zuchtverband bzw. die Züchtervereinigung für die Aus-

stellung von Equidenpässen zuständig, der oder die das

Zuchtbuch für das entsprechende Tier führt. Der Ver-

band oder die Züchtervereinigung kann ihren Sitz auch

außerhalb Bayerns haben.

» Für Sportpferde („Turnierpferde“), die an Wettkämp-

fen nach LPO (Leistungsprüfungsordnung) teilnehmen

und für die eine Eintragung bei der Deutschen Reiterli-

chen Vereinigung (FN) erforderlich ist, ist diese die zu-

ständige Stelle.

» Für alle anderen in Bayern geborenen oder gehalte-

nen Equiden, sogenannte „nicht registrierte“ Equiden

(einschließlich „Freizeitsportpferde“), ist ausschließlich

der Landesverband Bayerischer Pferdezüchter berech-

tigt, Equidenpässe auszustellen.

» Die Deutsche Reiterliche Vereinigung ist nicht zur

Passausstellung in Bayern befugt. Equidenpässe, die

nach dem 1. November 2010 für in Bayern gehaltene

„nicht registrierte“ Equiden durch die FN ausgestellt

wurden, sind ungültig und müssen bis spätestens 31.

Seit 1. Juli 2009 gelten die neuen Regelungen zur Kenn-

zeichnung und Identifizierung von Equiden (Pferde,

Ponys, Esel, Zebras). Sie sind in der EU-Verordnung Nr.

504/2008 festgelegt. In der Praxis kommt es jedoch nach

wie vor zu Problemen bei der korrekten Umsetzung, ins-

besondere auch in Hinblick auf die Frage, wer für die

Ausstellung von Equidenpässen (Pferdepässen) in den

jeweiligen Bundesländern zuständig ist.

Das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Ge-

sundheit weist deshalb im Zusammenhang mit der Aus-

stellung von Equidenpässen auf Folgendes hin:

Richtige Kennzeichnung von Equiden

Auch wenn die Pferde einen Brandstempel besitzen, ist

das Setzen eines amtlichen Transponders erforderlich.

Da die EU-rechtlich vorgegebene Übergangsfrist aber

bereits abgelaufen ist, kann für diese Tiere nur mehr

ein sogenannter Ersatzpass ausgestellt werden. Eine

Schlachtung dieser Tiere zum menschlichen Verzehr ist

nicht mehr möglich.

» Für Equiden, die nach dem 1. Juli 2009 geboren wur-

den bzw. werden, muss grundsätzlich bis zum Ende des

Geburtsjahres ein Pass beantragt werden. Bei Fohlen,

die in der zweiten Jahreshälfte (1.7. - 31.12.) geboren

werden, beträgt die maximale Frist sechs Monate nach

der Geburt. Wird der Pass nicht innerhalb dieser Fristen

beantragt, kann ebenfalls nur mehr ein Ersatzpass aus-

gestellt werden, sodass eine spätere Schlachtung dieser

Tiere ebenfalls nicht mehr möglich ist.

» Beim Kauf eines Pferdes sollte unbedingt darauf ge-

achtet werden, dass das Pferd einen ordnungsgemäßen

Pferdepass besitzt. Das gilt insbesondere für Tiere aus

dem Ausland.

März 2013 gegen einen gültigen Pass ausgetauscht

werden. Dazu muss der ungültige Pass zusammen mit

dem Passantragsformular an den Landesverband Bay-

erischer Pferdezüchter geschickt werden. Das Antrags-

formular kann dort angefordert werden. Werden nach

dem 31. März 2013 ungültige Pässe durch die Veterinär-

behörden festgestellt, werden diese Pässe für nichtig

erklärt, mit der Folge, dass z. B. eine Verbringung der

Pferde in ein anderes EU-Mitgliedsland im Rahmen ei-

nes Turniers oder zum Verkauf nicht möglich ist. Eine

unter Umständen erforderliche Schlachtung ist später

ebenfalls nicht mehr möglich.

» Zur Kennzeichnung von Pferden dürfen ausschließ-

lich die amtlichen Transponder, die durch die oben ge-

nannten Pass ausstellenden Stellen ausgegeben werden,

verwendet werden. Mikrochips, wie sie für Hunde oder

Katzen verwendet werden, sind für die Kennzeichnung

von Equiden in Deutschland nicht zulässig. Dies muss

vor der Implantierung ggf. mit dem Tierarzt besprochen

werden.

» Für Equiden, die vor dem 1. Juli 2009 geboren wurden

und bisher noch keinen Pass besitzen, muss ebenfalls

bei der zuständigen Stelle ein Pass beantragt werden.

Paso Peruano stute Avatara mit Fohlen Tarita im schnee Paso Peruano: LB Capera | Gestüt: san Luis, Pueribo / Equador

Noticiero104 2013 Noticiero 1052013

Das Pferd eignet sich wie kein anderes Tier zu Legen-

denbildung. Von den durstenden Stuten Mohammeds

bis zu den Schwarzen Perlen – in jede Rasse lässt sich

ein Mythos projizieren, der in seiner Entstehung sogar

auf einem Fünkchen Wahrheit beruht. An dieser Stelle

sollen die wirklich offensichtlichen Unterschiede zu an-

deren Pferderassen angesprochen werden. Wir wollen

sparsam sein mit Superlativen, denn ihrer zu viele wir-

ken unglaubwürdig. Auf zwei Gebieten wird den Pasop-

ferden aber über alle Rassenfixierung hinweg zurecht

eine Ausnahmestellung zugebilligt:

• das extreme Maß an Töltveranlagung und

• die ausgeprägte Menschenbezogenheit

Naturtölter – kein ProblemIn anderen Gangpferdebereichen trägt der Begriff

„Naturtölter“ etwas abwertendes in sich. Mag der Nur-

Naturtölter z.B. beim Isländer eine gewisse Beschrän-

kung im sportlichen Einsatz bedingen, so hat das

klare Bekenntnis der südamerikanischen Züchter zur

bequemsten aller Gangarten Pferde geschaffen, deren

Reiz nicht in der verwirrenden Vielzahl von Gängen und

Gangvarianten liegt, sondern in der Perfektionierung

eines einzigen Ganges – egal, ob er Pasollano, Sobrean-

dando, Corto, Largo oder Fino Fino genannt wird.

„Jack of all Trades – Master of none“. Man kann sich

nicht auf alles spezialisieren. Pasopferde sind hinsicht-

lich der Töltveranlagung die am weitesten spezialisier-

ten Pferde. Immer nur Tölt – langweilig, wird der eine

sagen. Tölt ohne wenn und aber, ohne Spezialknöpfe

und Gebrauchsanweisung – das habe ich schon immer

gesucht, sagt der andere.

Der Reiz der Beschränkung auf das wesentliche, damit

der Kopf frei wird für anderes: Freude am Reiten, Aus-

bilden, Genießen.

Für den Kenner ist dies keine Langeweile, sondern eines

der spannendsten Phänomene der Reiterei.

Brio: mehr als nur temperamentvollDer Reiz dieses Extrems wird aber erst dann plausibel,

wenn man die oben erwähnte zweite Eigenschaft der

Pasopferde erkennt, abruft und fördert: ihre Menschen-

bezogenheit und ihren Charakter.

Leider heißt im Pferdealltag „temperamentvoll“ nur all-

zuoft „gefährlich“, heiß ist das Synonym für schwierig,

ruhig für faul. Pasopferde sind temperamentvoll, heiß,

ruhig – aber in der ursprünglichen Wortbedeutung. Des

Rätsels Lösung liegt in der Abstammung der Pferde

und der züchterischen Maxime. Von alters her galten

iberische Pferde als leistungsbereit, ehrlich, umgäng-

lich, aber trotzdem temperamentvoll. Ein Pferd, das

nicht nach diesen Kriterien gezüchtet wurde, wäre ei-

nem Spanier niemals in den Sinn und unter den Sat-

tel gekommen. Die Gänge änderten sich im Laufe der

Jahrhunderte, nicht aber die Zuchtphilosophie: das ibe-

rische Pferd war und ist Arbeitstier mit Repräsentati-

onspflichten. Diese Doppelfunktion kann nur ein Pferd

mit außergewöhnlichem Interieur erfüllen.

Im Sprachgebrauch werden die erwähnten Eigenschaf-

ten in dem schönen, aber kaum zu übersetzenden Be-

griff „Brio“ zusammengefasst. Spätestens hier muss alle

Theorie grau werden: Aufsitzen und „Brio“ erfahren!

Wie anders sind Pasopferde?

Noticiero106 2013 Noticiero 1072013

1. VorsitzenderDr. K.C. Otte | Oberadlhof | 92287 Schmidmühlen

Tel: 09474 - 1213 | Fax: 09474 - 910 104 | E-Mail: [email protected]

2. VorsitzendeJuliane Feuerecker | Saulhof 10 | 85414 Kirchdorf

E-Mail: [email protected]

Geschäftsstelle und FinanzenMichael von Gersdorff | Max Löw Str. 16 | 85579 Neubiberg

Tel: 089 - 6010208 | E-Mail: [email protected]

Referent für ZuchtDaniela Bruckmüller | Sonnenstr. 4 | 92287 Schmidmühlen

Tel: 09474 - 1057 | Fax: 09474 - 910 132

Referentin für SportMarie Wendel | Berghof Rod | 61276 Weilrod

Tel: 06083 - 940441 | E-Mail: [email protected]

KassenprüferNora von Gersdorff | Oberadlhof | 92287 Schmidmühlen

Tel: 09474 - 8624 | E-Mail: [email protected]

Ingeborg Städtler | Limbach 15 | 91567 Herrieden

Tel: 09825 - 4874 | E-Mail: [email protected]

Referentin für ÖffentlichkeitsarbeitMartina Heimler | Lammerthal 3 | 92277 Hohenburg

Tel: 09626 - 227 | E-Mail: [email protected]

Pasopferde NoticieroOffizielles Organ für den Pasopferde Verband e.V.

HerausgeberPasopferde Verband e.V., Max Löw Str. 16, 85579 Neubiberg

AutorenDr. K. C. Otte, Donald Parker West, George J. LaHood,

Rosalie MacWilliam, Verschiedene

FotografenT. Ruthof, Dr. K. C. Otte, D. Betz, C. Slawik, Verschiedene

GestaltungJohanna Hartwieg

Vorstandschaft des Pasopferde-Verbandes

Impressum

DruckfehlerWenn Sie einen Druckfehler finden, bedenken Sie bitte, dass er beabsichtigt war. Unser Blatt bringt für jeden etwas, auch für die, die nach Fehlern suchen. Und wer fündig wurde zeigt, dass er ein so aufmerksamer Leser ist wie wir ihn uns wünschen.

LEONDE ANGRAND

Noticiero 2013

Zu Risiken undNebenwirkungen fragen Sieunsere Geschäftsstelle:[email protected]