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STIMMT ES, DASS . . . KINDERFRAGE: WARUM . . . Nicht unbedingt. Wer glaubt, Geschirr von Spülmittel befreien zu müssen, weil es sonst giftig wäre, der irrt. Spülmittel enthalten zwar Tenside. Sie sind für glänzende und Oberflächen frei von Wasserflecken verantwortlich. Es bleiben Rückstände. Wenn man im Laufe seines Lebens alle Gläser und Teller abschlecken würde, wäre das noch immer nicht giftig. . . . man Geschirr nachspülen muss? 70 | LEBENSART KLEINE ZEITUNG SONNTAG, 19. OKTOBER 2008 des Waldviertels sponsern die Unternehmen die Druckkosten. Gemein ist den Systemen, dass sie nicht wie heutiges Geld auf ei- ner Umlaufsicherung beruhen. Auf Zins und Zinseszins. „Einen unmittelbaren Nutzen hat man nicht. Es droht sogar Verlust“, sagt Schwar. Wenn man den Waldviertler nämlich nicht le eines Zusammenbruchs eine Rettungsboot-Funktion bieten und ein Instrument gegen dro- hende Rezessionen sein.“ Regionale Währungen seien lebendige Systeme und damit auch nachhaltig. Sie unterstützen Firmen vor Ort und nicht die Finanzmärkte. „Die Ressourcen bleiben in der Region.“ Im Falle Verein für soziales Wirtschaften. „Es geht darum, dass das Geld in der Region bleibt, die regionale Liquidität zu erhalten und zu er- höhen.“ Ganz nach dem Motto Regionalisierung statt Globali- sierung. „Dabei handelt es sich um Firmen vor Ort. Bei Billa, Spar oder Hofer kann man damit nicht zahlen.“ Je nach Saison seien bis zu 15.000 W im Umlauf. „Manch- mal herrscht allerdings Endstati- on und der Trafikant, der seine Zigaretten eben nicht aus der Re- gion beziehen kann, muss bei der Bank umtauschen.“ Nutzen statt Gewinn „Komplementäre Währungen sind komplexe Parallelsysteme, die anders als Banken nicht ge- winn-, sondern nutzenorientiert sind“, nennt Margrit Kennedy, deutsche Alternativwährungsex- pertin der ersten Stunde ihr wichtigstes Merkmal. Ein totaler Ersatz des Euro kön- nen weder der Waldviertler in Niederösterreich noch der Roland in Bremen sein. „Komple- mentäre Währungen sind als Ergänzung zum heutigen Geld- system zu verstehen“, sagt Ken- nedy. Aber: „Sie können dabei helfen, unser heutiges Geldsys- tem zu stabilisieren – und im Fal- Tausche Roland gegen Rollmops! Neben Euro und Co. haben sich komplementäre Währungen behauptet. Gerade in Krisenzeiten sind sie eine intelligente Wahl. JULIA SCHAFFERHOFER S ie nennen sich Chiemgauer, Roland, Havelblüte, Wald- viertler oder Sterntaler. Das klingt alles wenig seriös, dafür umso mehr verspielt. Erinnert an die Moneten des Gesellschafts- spiels DKT, nicht an ernst zu neh- mende Währungen. Und den- noch: Sie alle haben sich bewährt, als so genannte komplementäres Zahlungsmittel, als Alternative zum Euro. Alleine in Deutschland sind es 60 solcher Systeme, angesiedelt in Chiemgau oder im Allgäu, in erster Linie am Land. Weltweit sollen es bereits 4000 sein, die neben Euro, Dollar oder Yen be- stehen. Mehr Schein(e) für die Welt Im Waldviertel spielt man seit 2005 regionales Monopoly. Man kauft Waldviertler (W): 40 Cent für die 20 W-Scheine. Und statt die Melange im Kaffeehaus, den neuen Haarschnitt oder die Badezimmermatte mit Euros zu begleichen, zahlt man im Wald- viertel regelmäßig mit W. „Ungefähr 200 Mitgliedsbe- triebe akzeptieren den Wald- viertler mittlerweile“, sagt Hans Schwar, freiwilliger Aktiver beim Weil ihre Füße beinahe die selbe Tempe- ratur haben wie das Eis, auf dem sie stehen. Deswegen kann das Eis nicht anschmelzen und wieder frieren. Sie bekommen solche „Eisfüße“ deswegen, weil das Blut auf dem Weg in die Füße stark abkühlt, insbesondere auf dem Weg, in dem das kalte Blut in den Körper zurück strömt. CORBIS (2), KK . . . frieren Pinguine nicht am Eis fest?

Margrit Kennedy - Tausche Roland gegen Rollmops!

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Neben Euro und Co. haben sich komplementäre Währungen behauptet. Gerade in Krisenzeiten sind sie eine intelligenteW ahl. le eines Zusammenbruchs eine Rettungsboot-Funktion bieten und ein Instrument gegen dro- hende Rezessionen sein.“ Regionale Währungen seien lebendige Systeme und damit auch nachhaltig. Sie unterstützen Firmen vor Ort und nicht die Finanzmärkte. „Die Ressourcen bleiben in der Region.“ Im Falle

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Page 1: Margrit Kennedy - Tausche Roland gegen Rollmops!

STIMMT ES, DASS . . . KINDERFRAGE: WARUM . . .

Nicht unbedingt. Wer glaubt, GeschirrvonSpülmittelbefreienzumüssen,weilessonst giftig wäre, der irrt. Spülmittelenthalten zwar Tenside. Sie sind fürglänzende und Oberflächen frei vonWasserflecken verantwortlich. Es bleibenRückstände. Wenn man im Laufe seinesLebens alle Gläser und Teller abschleckenwürde, wäre das noch immer nicht giftig.

. . . man Geschirr nachspülen muss?

70 | LEBENSART KLEINE ZEITUNGSONNTAG, 19. OKTOBER 2008

des Waldviertels sponsern dieUnternehmen die Druckkosten.Gemein ist den Systemen, dasssie nicht wie heutiges Geld auf ei-ner Umlaufsicherung beruhen.Auf Zins und Zinseszins.

„Einen unmittelbaren Nutzenhat man nicht. Es droht sogarVerlust“, sagt Schwar. Wenn manden Waldviertler nämlich nicht

le eines Zusammenbruchs eineRettungsboot-Funktion bietenund ein Instrument gegen dro-hende Rezessionen sein.“

Regionale Währungen seienlebendige Systeme und damitauch nachhaltig. Sie unterstützenFirmen vor Ort und nicht dieFinanzmärkte. „Die Ressourcenbleiben in der Region.“ Im Falle

Verein für soziales Wirtschaften.„Es geht darum, dass das Geld inder Region bleibt, die regionaleLiquidität zu erhalten und zu er-höhen.“ Ganz nach dem MottoRegionalisierung statt Globali-sierung. „Dabei handelt es sichum Firmen vor Ort. Bei Billa, Sparoder Hofer kann man damit nichtzahlen.“ Je nach Saison seien biszu 15.000 W im Umlauf. „Manch-mal herrscht allerdings Endstati-on und der Trafikant, der seineZigaretten eben nicht aus der Re-gion beziehen kann, muss bei derBank umtauschen.“

Nutzen statt Gewinn„Komplementäre Währungensind komplexe Parallelsysteme,die anders als Banken nicht ge-winn-, sondern nutzenorientiertsind“, nennt Margrit Kennedy,deutsche Alternativwährungsex-pertin der ersten Stunde ihrwichtigstes Merkmal.

Ein totaler Ersatz des Euro kön-nen weder der Waldviertler inNiederösterreich noch derRoland in Bremen sein. „Komple-mentäre Währungen sind alsErgänzung zum heutigen Geld-system zu verstehen“, sagt Ken-nedy. Aber: „Sie können dabeihelfen, unser heutiges Geldsys-tem zu stabilisieren – und im Fal-

Tausche Rolandgegen Rollmops!Neben Euro und Co. haben sich komplementäre Währungenbehauptet. Gerade in Krisenzeiten sind sie eine intelligente Wahl.

JULIA SCHAFFERHOFER

Sie nennen sich Chiemgauer,Roland, Havelblüte, Wald-viertler oder Sterntaler. Das

klingt alles wenig seriös, dafürumso mehr verspielt. Erinnert andie Moneten des Gesellschafts-spiels DKT, nicht an ernst zu neh-mende Währungen. Und den-noch: Sie alle haben sich bewährt,als so genannte komplementäresZahlungsmittel, als Alternativezum Euro.

Alleine in Deutschland sind es60 solcher Systeme, angesiedeltin Chiemgau oder im Allgäu, inerster Linie am Land. Weltweitsollen es bereits 4000 sein, dieneben Euro, Dollar oder Yen be-stehen.

Mehr Schein(e) für die WeltIm Waldviertel spielt man seit2005 regionales Monopoly. Mankauft Waldviertler (W): 40 Centfür die 20 W-Scheine. Und stattdie Melange im Kaffeehaus, denneuen Haarschnitt oder dieBadezimmermatte mit Euros zubegleichen, zahlt man im Wald-viertel regelmäßig mit W.

„Ungefähr 200 Mitgliedsbe-triebe akzeptieren den Wald-viertler mittlerweile“, sagt HansSchwar, freiwilliger Aktiver beim

Weil ihre Füße beinahe die selbe Tempe-ratur haben wie das Eis, auf dem siestehen. Deswegen kann das Eis nichtanschmelzen und wieder frieren. Siebekommen solche „Eisfüße“ deswegen,weil das Blut auf dem Weg in die Füßestark abkühlt, insbesondere auf demWeg, in dem das kalte Blut in den Körperzurück strömt. CORBIS (2), KK

. . . frieren Pinguine nicht am Eis fest?

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AUFGESPÜRT ENTDECKUNG DER WOCHE UNNÜTZES WISSEN

Der Begriff Luder kommtursprünglich aus der Jäger-sprache. Nicht aus jener, der dermännliche Jagdinstinkt zu grun-de liegt. Nein: Ein Luder warursprünglich ein Köder aus Aas.Das Mittelhochdeutsche Wort„Luoder“ kann mit „Lockspei-se“ übersetzt werden.

So ein Luder!Wir sind, was wir sind, und wir sind viele.Die Rede ist von Körpersystemen wieImmunabwehr, Verdauung, Nerven etc..Wie sie genau funktionieren zeigt dieserprächtige Bildatlas im Detail. Er scanntden menschlichen Körper, beamt sich inBlutkreislauf und Zellen. Beeindruckend.„Der menschliche Körper“, Steve parker, DorlingKindersley Verlag, inklusive Dvd, 36 Euro

Blutfabrik und Zellkontrolle

WISSEN | 71KLEINE ZEITUNGSONNTAG, 19. OKTOBER 2008

Eine Klavierstunde gegen einmalBabysitten. Der Nutzen liegtbeim Konsumenten und nichtbeim Aktien-Kundenbetreuer.Allen gemein ist: Die Geschäftesind transparent und basieren aufechten Ressourcen.

Was man von den internationa-len Finanzmärkten derzeit so janicht behaupten kann.

standen aus einem Schulprojekt,hat er es mittlerweile zu eigenenBankomatkarten gebracht.

TauschgeschäfteEine Alternative zu gedrucktenScheinen und Münzen sindTauschringe. Sie handeln nichtmit Waren, sondern mit Dienst-leistungen. Oder mit Talenten.

unmittelbar verwendet, verlierter minimal an Wert.

Als erfolgreichstes alternativesVerrechnungssystem gilt derschweizerische WIR. Rund 20Prozent aller Mittel- und Klein-betriebe akzeptieren ihn.In Deutschland gilt der Chiem-gauer aus Prien am Chiemsee alsein Vorzeigeprojekt. 2004 ent-

WISSENSWERTKomplementäre Währungen sind,wie der Name schon sagt, ergän-zende Geldsysteme zu konventio-nellem Geld. Sie berufen sich häu-fig auf die ursprüngliche Funktionvon Geld als Tauschmittel.„Gehandelt“ wird mit Waren,Dienstleistungen & Gutschriften.

Weltweit soll es an die 4000 regio-nale Währungen geben.

Nachlese: Verein zur Erforschungvon Komplementärwährungen:www.monanet.org,Regiogelder im deutschen Raum:www.regiogeld.de, Online-Archivzu Forschungsergebnissen:www.uea.ac.uk/env/ijccr/Waldviertler-Regionalwährung:www.walviertler-regional.at,www.tauschkreise.at

Dass es sich bei dem Fundnicht um ein Grab von Herr

und Frau Otto-Normal-Ver-braucher aus der römischenKaiserzeit handelte, war schnellklar. Reiche Grabbeigaben unddie Ausstattung des Grabhauseszeigen, dass „die Bestatteten derephesischen Oberschicht ange-hörten“, betont die erste stell-vertretende GrabungsleiterinSabine Ladstätter. Unter Feder-führung des ÖsterreichischenArchäologischen Institutes hatman in Ephesos nahe der türki-schen Stadt Selcuk ein Grab-haus aus etwa 250 bis 500 n. Chr.gefunden und dabei fünf mehr-fach belegte Gräber und insge-

samt 55 Bestattungenfreigelegt.

Die Fundesind nicht nurwissenschaft-lich wertvoll,sondernauch kost-

bar – insbe-sondere der

Goldschmuck,Ohr-, Finger- und

Lockenringe. „Vonhöchsterhandwerkli-cher Qualitätzeugt einmassiverGoldring mit

einem Stein aus Onyx, in dendas Kultbild der Artemis Ephe-sia eingraviert ist“, sagt Ladstät-ter. Als Raritäten gelten auchdie antiken, beinahe 2000 Jahrealten Textilfunde mit Restenvon Brokat. Alles Belege für diebestattete High-Society vonEphesos von einst.

ARCHÄOLOGIE

High-Society-Friedhofin Ephesos entdeckt

Wie schnell schießen Schim-melpilze ihre Sporen ab, um denSchimmel zu verbreiten. For-schern aus Miami ist es mit Spe-zialkameras gelungen, das zudokumentieren. Fazit: Die Spo-ren sind der 20.000 bis 180.000-fachen Erdbeschleunigung aus-gesetzt und erreichen 90 km/h.

90 km/h-Schimmelpilze

Der Onyx-Steinbelegt dieZugehörigkeit zurOberschicht ÖAI

Mehr als nur einSpiel: Komplemen-täre Währungenergänzen Euro, Yenund Dollar IMAGO