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+ Barmherzige Schwestern Geschichte

Schwestern · Marguerite Naseau inne wurde, daß nur Arme den Armen wirksam helfen können und in der Folge junge Frauen, „Landmädchen“, als Dienerinnen für die Armen einsetzte,

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+BarmherzigeSchwestern

Geschichte

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Wir müssen zu der geistlichen Not unseres Nächsten eilen, wie zum FeuerlöschenVinzenz von Paul

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Kongregation

der Barmherzigen Schwestern

vom heiligen Vinzenz von Paul

Töchter der Christlichen Liebe

in Wien-Gumpendorf

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DAS LEBEN DER STIFTER

GESCHICHTE

DER KONGREGATION

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INHALT

Das Leben der Stifter

Hl. Vinzenz von Paul 6

Hl. Louise von Marillac 11

Geschichte der Kongregation 15

Anhang 29

Ursprünge der Kongregation 30

Zeittafel 32

Verzeichnis der Niederlassungen 36

Neufassungen und Neuauflagen der Konstitutionen und der Direktorien 48

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DAS LEBEN DER STIFTER

Vinzenz von Paul

war Bauernsohn, Priester, Ratgeber vonKönigen, Bekämpfer von Irrlehren, Reformer desKlerus, vor allem aber: Begründer derorganisierten Karitasarbeit und Ordensgründer.Die Bedeutung dieses Heiligen in der Geschichtekann nicht hoch genug eingeschätzt werden.Nicht umsonst findet man sein Standbild inzahlreichen französischen Kirchen. Er lebt imBewusstsein des französischen Volkes nicht nurals großer Heiliger, sondern auch als einNationalheld, da sein Wirken in der Kirche wiein der Politik gleichermaßen einen großen undsegensreichen Einfluss ausübte.

Vincent de Paul wurde am 24. April 1581 inPouy in der Gascogne, Südfrankreich, als Sohneines Bauern geboren. Die Familie, in der eraufwuchs, war nicht reich, aber wohlgeordnet.„Ich bin bloß ein Schweinehirt“, sagte ermanchmal in höfischen Kreisen – wahrscheinlichmit spitzbübischem Schmunzeln, denn damitkonnte er den Standesdünkel der Adeligenziemlich in Frage stellen. Dass er als Junge dieSchweine seines väterlichen Hofes hütete, warwohl selbstverständlich. Weniger selbstverständlichwar, dass Vater Jean de Paul den aufgewecktenJungen zum Priesterstudium bestimmte undauch ein Paar Ochsen verkaufte, um das Studiumfinanzieren zu können.

Die Beweggründe des jungen Vinzenz, Priesterzu werden, waren nicht nur edel. Einerseits lebtein ihm der Wunsch nach einer Pfründe, um

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seine Familie unterstützen zu können – dieseHoffnung setzte auch seine Familie in ihn – undandererseits bot ihm nur der kirchliche Dienstdie Chance, auch als Bauernsohn Karrieremachen zu können. Bereits im Jahre 1600 wurdeer zum Priester geweiht. Was war es, das dannaus ihm den großen Heiligen machte?

Diese Frage kann niemand genau beantworten.War es die geistliche Führung durch KardinalPierre Bérulle, waren es seine Stellungen beiKönigin Margarete von Valois alsAlmosenverteiler (1609) oder bei der gräflichenFamilie de Gondi als Hauslehrer (1613 – 1625),wo er nicht nur mit dem höfischen Leben,sondern auch mit dem ganzen Elend des armenVolkes in Berührung kam? Wir wissen ausseinem eigenen Bericht von seiner Erfahrung,dass der Dienst an den Armen ihn im Glaubenund in der Liebe stärkte und ihm den Friedendes Herzens schenkte. Hier, in der Ausübung dertätigen Nächstenliebe, fand er Gott. Armendienstist Gottesdienst – diese Erkenntnis wurde diewesentliche Grundlage seiner Spiritualität.

Es waren zwei Schlüsselerlebnisse, die für seineOrdensgründungen entscheidend waren. Beidefielen in das Jahr 1617. In Folleville rief manihn zu einem todkranken Bauern, der noch dieBeichte ablegen und die Sterbesakramenteempfangen wollte. Dieses Beichtgespräch offen-barte Vinzenz die ganze geistliche Verlassenheitdes armen Landvolkes, das gleichermaßen von Hunger wie von Unwissenheit heimgesuchtwar. Kurze Zeit später erlebte er im DorfChâtillon-les-Dombes, wie eine ganze Familie soschwer erkrankt war, daß keiner mehr dem

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andern helfen konnte. Nach seinem Aufruf zurNachbarschaftshilfe eilte zwar eine große Zahlvon Leuten in dieses Haus, aber dem gutenWillen fehlte die ordnende Hand, so dass es trotzallem an vielem mangelte. Vinzenz erkannte:helfen zu wollen allein ist zu wenig. Soll die Hilfevon Nutzen sein, so muss sie organisiert werden.

Aus diesen Erlebnissen entstanden noch imselben Jahr die ersten Karitasvereine (Dames dela Charité), im Jahre 1625 die Kongregation derMissionspriester (Lazaristen), die vornehmlichfür die Seelsorge (Volksmissionen) bestimmtwaren, und schließlich 1633 die Gemeinschaftder Barmherzigen Schwestern, die Töchter derchristlichen Liebe (Filles de la Charité), berufen,den Armen zu dienen. Diese Gründung ist alsMeilenstein in der Geschichte der Ordenanzusehen: Es entsteht die neue Form einerreligiösen Gemeinschaft von Frauen, die ihrLeben in Gemeinschaft nach den evangelischenRäten ohne Klausur leben. VollkommeneVerfügbarkeit für den Dienst rechtfertigt dasLeben in der Welt (außerhalb der Klausur), dennfür Vinzenz sind Gottesdienst und Armendiensteins: „Den Armen dienen ist zu Gott gehen.“Seine Idee einer nicht klausurverpflichtetenSchwesterngemeinschaft im karitativen Dienstwar bahnbrechend für die weitere Entwicklungder Frauenorden, aber auch für die soziale undgesellschaftliche Entwicklung Europas.

Verstärkt durch die von ihm gegründetenGemeinschaften, unterstützt von Louise deMarillac, wuchs die Liebestätigkeit des heiligenVinzenz ins schier Grenzenlose. Er setzte sich für

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eine menschenwürdigere Behandlung derGaleerensträflinge ein, rettete durch seinFindelkinder-Werk das Leben tausender Kinder,half den durch Krieg und Hunger fast zerstörtenProvinzen Lothringen, Picardie und Champagnemit umfangreichen Hilfsaktionen und sandteMissionare und Schwestern an verschiedensteOrte inner- und außerhalb Frankreichs. SeinHerz glühte für die Armen – es glühte auch fürdie Kirche. Mit Eifer und Zähigkeit setzte er sichfür die Durchführung der Reformen desTridentinischen Konzils ein und trug wesentlichdazu bei, daß der Klerus in Frankreich erneuertwurde. Er erkannte auch die Gefahr desJansenismus und bekämpfte ihn erfolgreich. Dasalles unternahm Vinzenz neben der Bildung undFührung der beiden Gemeinschaften in einemZeitraum von ungefähr 30 Jahren. Er wird mitgutem Grund als „Genie der Nächstenliebe“oder als „Mystiker der Tat“ bezeichnet – Letzteres eine Bezeichnung, die auf den erstenBlick widersprüchlich erscheint. Doch seineHingabe an Gott ist so stark und innig, daß derDienst an den Notleidenden seine mystischeSchau nicht beeinträchtigt. In den Armen findetVinzenz Gott. Vor dem Allerheiligsten in derKapelle, wo er stundenlang kniet, findet er Gott.Gott tritt ihm überall entgegen. Er lebt dieEinheit mit Christus im Gebet und in der tätigenNächstenliebe. Es ist die Hochachtung JesuChristi, mit der Vinzenz den Mitmenschenbegegnet, und es ist die Liebe Jesu Christi, diedurch Vinzenz Wirklichkeit wird. So wurdedurch Vinzenz von Paul ein Stück unserer Weltverändert.

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Vinzenz von Paul starb am 27. September 1660in Paris. Seine Gebeine ruhen in der Mutter-hauskirche der Vinzentiner (Lazaristen) in Paris,sein Herz wird in der Erscheinungskapelle imMutterhaus der Barmherzigen Schwestern in der Rue du Bac verehrt. Papst Benedikt XIII.sprach ihn am 13. August 1729 selig und PapstClemens XII. am 16. Juni 1737 heilig. 1885wurde er von Papst Leo XIII. zum Patron allerkatholischen karitativen Vereinigungen ernannt.

Vinzenz von Paul gilt als Begründer derorganisierten Karitas. Sein Werk und seinCharisma leben weiter in unzähligen Männernund Frauen, die sich als Lazaristen, BarmherzigeSchwestern, als Mitglieder der verschiedenenvinzentinischen Gemeinschaften oderKaritasvereine der Menschen in Not annehmen.

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Louise von Marillac,

die bedeutendste Mitarbeiterin des heiligenVinzenz, war gerade das Gegenteil von ihm. Ob sie einander deshalb so gut ergänzten?Louise wurde am 12. August 1591 in derHerrschaft von Ferrières in der Nähe von Parisgeboren. Ihr Vater, Herr Louis de Marillac,entstammte einem alten Adelsgeschlecht, ihreMutter blieb unbekannt. Louise, zwar vom Vateranerkannt, jedoch trotz allem mit dem Makeleiner unehelichen Geburt behaftet, wurde schonals kleines Kind zur Erziehung in ein Klostergegeben und hat nie die Geborgenheit einesFamilienlebens erfahren. Sie erhielt eineausgezeichnete Erziehung sowohl in klassischerBildung als auch in häuslichen Arbeiten, sie warintelligent, überaus sensibel und künstlerischbegabt, von leicht angegriffener Gesundheit undgroßer Skrupulosität. Schon in früher Jugendzeiterwachte in ihr der Wunsch, als Ordensfrau ihrLeben Gott zu weihen.

Auf Grund ihrer schwachen Gesundheit fandman sie für die Strenge in einem beschaulichenKloster nicht geeignet, sondern bestimmte sie fürdie Ehe. So heiratete sie Antoine Le Gras, einenSekretär der Königin, dem sie einen SohnMichael schenkte. Die Ehe war nicht von langerDauer; Herr Le Gras erkrankte schwer undstarb im Jahre 1625.

Zwei Jahre vorher, 1623, war Louise das erste Mal Vinzenz begegnet. Nach anfänglichembeiderseitigem Zögern hatte Vinzenz durchVermittlung von Franz von Sales Louisesgeistliche Führung übernommen. Er half ihr in

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den ersten schweren Jahren ihrer Witwenschaft,regelte organisatorische Fragen beim Wechselder Wohnung sowie in der Versorgung undAusbildung ihres Sohnes, ermunterte sie in ihrerHilfstätigkeit für die Armen und führte sielangsam aus der seelischen Enge ihrer Skrupelund Ängste in die Weite des Vertrauens und derLiebe zu Gott. 1629 bat er sie zum ersten Mal,ihn in der Führung und Leitung der Karitas-vereine zu unterstützen.

Diese erste offizielle Einbindung Louises in die karitative Tätigkeit des Herrn Vinzenzmarkiert den Beginn eines einander ergänzendenZusammenwirkens der beiden Heiligen, das die großen Werke der Karitas ermöglichte. Als Vinzenz in der Begegnung mit der HirtinMarguerite Naseau inne wurde, daß nur Armeden Armen wirksam helfen können und in der Folge junge Frauen, „Landmädchen“, alsDienerinnen für die Armen einsetzte, davertraute er deren Erziehung und AusbildungLouise von Marillac an. 1633 gilt als Gründungs-jahr der „Compagnie des Filles de la Charité“,denn in diesem Jahr hatte Louise fünf Mädchenin ihre Wohnung aufgenommen. Mit ihnenbildete sie eine Lebensgemeinschaft, derenGrundlage die Hingabe an Gott für denArmendienst war.

Louises großes Verdienst war die Formung derGemeinschaft der Barmherzigen Schwestern, dieVinzenz als Dienerinnen der Armen bezeichnete.Wie niemand sonst hat sie Herrn Vinzenzverstanden, der erfasste, dass in dem von wahrerLiebe getragenen Dienst an den Armen zugleich

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die höchste Gottesverehrung liegt. Die Tag fürTag geübte Liebe zu den Armen findet schließlichdarin ihren Ausdruck, dass die Schwestern dieGelübde der Armut, der Keuschheit und desGehorsams ablegen. Unermüdlich und mitgroßer Sorge wachte Louise darüber, dass dieSchwestern nicht der Versuchung unterliegen,klausurierte Nonnen zu werden oder sich an dieWelt zu verlieren. Denn die Gefahr, in die eineoder andere Richtung abzugleiten, ist immergegeben – heute wie damals.

Louises Bildung in Theologie und klassischenSprachen befähigte sie auch, Exerzitien für dieDamen der Pariser Gesellschaft zu geben. Sieverfasste überdies einen kleinen Katechismusund erstellte Unterrichtsprogramme für diearmen Kinder. Viele Schwestern fanden in ihrdie erste Lehrerin im Lesen und Schreiben, denn für die meisten von ihnen hatte es keineGelegenheit gegeben, eine Schule zu besuchen.

Durch Louises organisatorisches Geschick und die Klugheit, mit der sie die Schwesternausbildete und einsetzte, konnten die vielenWerke des Herrn Vinzenz in die Tat umgesetztwerden. Die Reformen in den Spitälern mit derAusbildung in der Krankenpflege, das Werk der Findelkinder, die Betreuung der Galeeren-sträflinge, der Soldaten auf dem Feld und der verhungernden Frauen und Kinder in denvom Bürgerkrieg heimgesuchten ProvinzenFrankreichs – immer waren Louises Hand undGeist spürbar. Vinzenz hörte auf ihren Rat undließ ihr – gerade was die Formung der jungenGemeinschaft betraf – in vielem freie Hand.

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Wir verdanken ihr die solide Grundlage unsererGemeinschaft, deren kirchliche Anerkennung injahrelangem und zähem Ringen erreicht wurde.Sie setzte sich dafür ein, dass der jeweiligeGeneralsuperior der Lazaristen und nicht einBischof der Leiter der Gemeinschaft wurde,womit es gelang, dass diese damals so ungewöhn-liche Form einer religiösen Frauengemeinschaftweiter bestehen konnte.

Über die Regel hinaus hat sie durch unzähligeBriefe an ihre Schwestern den Geist und die Sendung der Gemeinschaft vermittelt undfestgehalten. Neben den Konferenzen des hl. Vinzenz gehören diese Briefe zum größtenSchatz der Barmherzigen Schwestern. Louise von Marillac wird daher mit vollemRecht als Mitbegründerin der BarmherzigenSchwestern bezeichnet.

Am 15. März 1660 starb Louise in Paris. Ihre Gebeine ruhen in der Mutterhauskapelle der Barmherzigen Schwestern in Paris. PapstBenedikt XV. erklärte sie am 9. Mai 1920 fürselig, Papst Pius XI. sprach sie am 11. März1934 heilig. Papst Johannes XXIII. ernannte sie am 10. Februar 1960 zur Schutzpatroninaller sozial-karitativ Tätigen.

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DIE KONGREGATION DER BARMHERZIGEN

SCHWESTERN VOM HEILIGEN VINZENZ VON

PAUL IN WIEN-GUMPENDORF

wurde am 2. März 1832 gegründet. Das war derTag, an dem Schwester Josefa Nikolina Lins mitdrei Schwestern und zwei Kandidatinnen vonZams in Tirol nach Wien kam und das kleineHaus im Vorort Gumpendorf bezog. Dieses Hauswar das Wohnhaus für die Schwestern. Zugleichwar es auch ein Spital, das in höchster Eilenotdürftig hergerichtet werden musste: In Wienwar die Cholera ausgebrochen. Im darauffolgenden Herbst konnte man dann das Spitalseinem eigentlichen Zweck, der unentgeltlichenVersorgung der armen Kranken, zuführen.

Sr. Josefa Nikolina Lins war eine Tirolerin. Ihr Noviziat hatte sie bei den BarmherzigenSchwestern vom hl. Vinzenz von Paul inStraßburg absolviert. 1822 kehrte sie nachZams in Tirol zurück, um eine Schwestern-gemeinschaft nach der Straßburger Regel zu gründen und das Krankenhaus in Zams zuleiten. 1825 wurde diese Kongregation vomBischof genehmigt; sie war die erste Gründungeiner vinzentinisch ausgerichteten Gemeinschaftauf österreichischem Boden.

In Wien hatte sich Domherr Graf Coudenhovezuerst bemüht, von Paris die sogenannten „GrauenSchwestern“ (Soeurs Grises) des hl.Vinzenz für diePflege der armen Kranken zu gewinnen. Da dies nicht gelang, erhielt er schließlich mitUnterstützung der Kaiserin Karolina Augusta imJahr 1831 die Genehmigung durch Kaiser Franz I.,

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die Barmherzigen Schwestern vom heiligenVinzenz von Paul von Zams nach Wien zu berufen.Die Schwestern von Straßburg nannten sich„Barmherzige Schwestern vom heiligen Vinzenzvon Paul“, die Schwestern von Zams nanntensich so, und auch die Gumpendorfer Schwesternreichten für die Genehmigung ihrer Niederlassungbei der niederösterreichischen Landesregierungdie Statuten von Zams unter diesem Namen ein.Die Landesregierung aber wünschte die Vorlageder „ursprünglichen Regel“ des hl. Vinzenz für die Genehmigung der Zulassung einerGemeinschaft, die sich „Barmherzige Schwesternvom heiligen Vinzenz von Paul“ nennt. Und nun begann eine seltsame Geschichte.

Weder in Zams noch in Straßburg gab es dieRegel des hl. Vinzenz. Die Gründung in Straßburgging auf den Erzbischof von Straßburg, KardinalSoubise, zurück, der 1734 Paulusschwestern inseine Diözese berief. Die Gemeinschaft derPaulusschwestern wiederum war eine Gründung,die 1696 in Levesville in der Nähe von Chartreszur Ausübung der Karitas entstanden war. Den Straßburger Paulusschwestern wurdebereits einige Jahre nach ihrer Gründung durchihren Spiritual Jeanjean die Gestalt des heiligenVinzenz so nahe gebracht, daß sie ihn als ihren besonderen Patron verehrten und sichschließlich nach ihm benannten, ohne jedoch dievinzentinische Regel als solche zu besitzen odergar mit dem Pariser Mutterhaus verbunden zusein. Superior Jeanjean verfasste 1760 eineeigene Regel für die Barmherzigen Schwesternvon Straßburg, in die er zwar vieles von derRegel der Paulusschwestern übernahm, die aber

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doch als eigenständige Straßburger Regel zubetrachten war. Diese Straßburger Regel, dienach den napoleonischen Kriegen erneutüberarbeitet worden war, hatte Sr. JosefaNikolina nach Zams mitgebracht.

Es gab also keine Regel des hl. Vinzenz bei denGumpendorfer Schwestern – und somit keineGenehmigung der Niederlassung durch diestaatliche Behörde. Die einzige Niederlassungvon Pariser Barmherzigen Schwestern in derDonaumonarchie gab es in Lemberg in Galizien,die von Warschau aus gegründet worden war.Von Lemberg kam schließlich eine Abschrift derRegel nach Wien, die dem Wiener ErzbischofMilde vorgelegt wurde. Erzbischof Mildeüberarbeitete zwar manches, ließ aber den Kernunberührt, so dass diese Wiener Regel als dieRegel des heiligen Vinzenz anzusehen war. Die Genehmigung durch die Landesbehörde unddie Approbation durch den Heiligen Stuhlgingen dann im Jahre 1835 sehr raschvonstatten. Die Gemeinschaft der BarmherzigenSchwestern von Wien-Gumpendorf wurde alswahre vinzentinische Gemeinschaft anerkanntund im Jahre 1877 dem Mutterhaus in Paris affiliiert.

Die Kongregation entwickelte sich rasch. Von den vielen Wohltätern der ersten Stunde ist außer der Kaiserin Karolina Augusta undGraf Coudenhove vor allem ErzherzogMaximilian d’Este zu nennen, dem nicht nur dieErrichtung des Mutterhauses und des Spitals zuverdanken ist, sondern auch andere namhafteUnterstützungen, die die Ausbreitung derKongregation ermöglichten.

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1841 wurden die Schwestern nach Linz gerufen,um dort ein Krankenhaus zu errichten, dasbereits im Frühjahr 1842 mit 36 Betten eröffnetwerden konnte. Es war dies die ersteNiederlassung außerhalb der Erzdiözese Wien.

1841 ist auch das Jahr, in dem HerzoginErnestine von Arenberg die Schenkungsurkundeunterzeichnete, mit der sie den BarmherzigenSchwestern das Gut Patschlawitz in Mährenüberließ. Die Herzogin verpflichtete darin dieSchwestern, dass aus diesem Vermögen inKremsier „eine Filiale ihres ... ersprießlichenInstituts“ gegründet werde. Vier Jahre später, imJahre 1845, fand die feierliche Eröffnung desOrdensspitals in Kremsier statt. Bald führten dieSchwestern dort auch einen Kindergarten undeine Handarbeitsschule.

1842 reiste Schwester Xaveria Strasser mit sechsSchwestern und drei Kanidatinnen nach Szatmárin Ungarn (heute: Satu Mare in Rumänien), umdem Ruf des dortigen Bischofs Ham zu folgen,der ein Institut von Barmherzigen Schwestern inseiner Diözese wünschte. Zu diesem Zweck hatteer bereits einige Mädchen aus Ungarn nachWien-Gumpendorf zur Ausbildung gesandt. Zieldieser Gründung war die Pflege der Kranken ineinem Armenspital, sowie die Führung einerLehr- und Erziehungsanstalt für Mädchen. Das Institut der Barmherzigen Schwestern vonSzatmár wurde bereits 1844 selbständig undbreitete sich in der Folge rasch aus. Schwerpunktder Tätigkeit der Barmherzigen Schwestern vonSzatmár war Unterricht und Erziehung.

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Als Besonderheiten in der Versorgung derKranken ist zu bemerken, dass die Schwesternvon Gumpendorf von Anfang an auch dieHauskrankenpflege ausübten. Sie pflegten nichtnur Frauen, sondern auch Männer – was damalsfür geistliche Schwestern nicht üblich war. Auch in der medizinischen Fachwelt spielten dieBarmherzigen Schwestern eine nichtunbeachtliche Rolle: Das Wiener Spital war dieeinzige homöopathische Heil- und Lehranstaltder Stadt und erlangte als solche weit über dieGrenzen des Kaiserreichs hinaus Bedeutung.Zahlreiche Ärzte aus der Donaumonarchie undaus anderen europäischen Ländern kamenhierher, um die Homöopathie am Krankenbett zu lernen. Das Krankenhaus wurde reinhomöopathisch geführt und war somit das „erste homöopathische Krankenhaus der Welt“ 1.

In der Homöopathie erwarben sich die Schwesterneinen guten Ruf – sechs Spitäler wurden vonihnen nach der Schule Hahnemanns geführt.Außer dem Spital in Gumpendorf waren das dieSpitäler in den Wiener Vorstädten Leopoldstadt(mit einer homöopathischen und einer allopa-thischen Abteilung) und Sechshaus, sowie dieKrankenhäuser in Linz, Kremsier und Steyr. Zueiner gewissen Berühmtheit brachte es dasLebenswarth‘sche Kinderspital in Gumpendorf,Liniengasse 19 (gegründet 1878), das „dasweltweit erste homöopathische Spital für Kinder“2

1 Ines Millbacher, Die Homöopathie – Prinzip und Anwendung, Manuskript, S. 7, Wien 1995

2 Manfred Skopec, Zur Geschichte der homöopathischen Spitäler Österreichs, in: Peter König (Hrsg.), Durch Ähnliches heilen, S. 52, Wien 1996

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war. Obwohl die medizinischen Erfolge in denKrankenhäusern durchaus gut waren, konnte derSieg der Allopathie nicht aufgehalten werden; siesetzte sich am Anfang des 20. Jahrhundertsüberall durch.

Die Entwicklung der Kongregation ist ähnlichjener der zahlreichen anderen im 19. Jahrhundertgegründeten karitativen Gemeinschaften.Kindergärten bzw. Kinderbewahranstalten,Waisenhäuser, Schulen und Spitäler waren diebevorzugten Orte der Tätigkeit, aber auchdirekte Armenpflege und Hauskrankenpflegewurden von den Barmherzigen Schwesternübernommen. Die karitativen Institutionen derOrden waren oft die einzige Hilfe für die Armen,deren Zahl in der Zeit der industriellenRevolution und des Frühkapitalismuserschütternd zunahm. Es gab viel zu wenigsoziale Einrichtungen des Staates und keinSystem, das die Menschen in Notsituationen wieKrankheit und Alter auffing.

So hatten die apostolisch-karitativenKongregationen einen großen Zulauf. Es gabviele junge Frauen, die ideal und gläubig warenund in der Tätigkeit für die Armen ihreLebenserfüllung sahen. Auch unsere Kongregationhatte ein stetiges Wachstum zu verzeichnen. Der Erste Weltkrieg brachte zwar einen Einbruch,der aber rasch aufgeholt werden konnte. In derZwischenkriegszeit (1918 – 1939) erlebte dieKongregation die größte Ausdehnung: Fasttausend Schwestern wirkten in 59 Niederlassungen.

In dieser Zeit vollzog sich allerdings ein Wandel:Der Sozialstaat wurde geboren. Alte und kranke Arbeiter waren nicht länger

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Almosenempfänger, und auch die Kinder hatteneinen leichteren und besseren Zugang zu einerAusbildung. Damit wurden die OrdenseinrichtungenTeil eines Systems, in dem sie sich behauptenmussten. Die großen Förderer des Kaiserhausesund des Adels gab es nicht mehr – dieBarmherzigen Schwestern mussten auf eigenenFüßen stehen und die volle Verantwortung fürihre Institutionen und Niederlassungenübernehmen.

Eine Folge des Ersten Weltkrieges war dieEntstehung der autonomen Provinz Kremsier.Durch die Gründung des selbständigen StaatesTschechoslowakei wurde auch eine nationaleStrömung angeheizt, die die Trennung dertschechischen Schwestern vom WienerMutterhaus anstrebte. 1920 wurde einetschechische Provinz errichtet, die dann 1922als autonome Provinz der BarmherzigenSchwestern vom heiligen Vinzenz von Paul inder Tschechoslowakei mit Sitz in Kremsier vomHeiligen Stuhl genehmigt wurde. EineAbstimmung unter den Schwestern ergab, dassdie Niederlassungen Zwittau, Patschlawitz undEisendorf dem Wiener Mutterhaus unterstelltblieben, während die übrigen Filialen in derTschechoslowakei sich Kremsier anschlossen. Es erfolgte aber nie eine vollständige Trennungder Kremsierer Provinz von Wien, da der Staatdie Gründung einer neuen Kongregation nichtgenehmigte. Der Zweite Weltkrieg und dieMachtübernahme durch die Kommunisten imJahre 1948 ließen die tschechische Schwestern-gemeinschaft immer kleiner werden. 1966wurde der erste Kontakt mit dem Wiener

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Mutterhaus mit der Bitte um Wiedereingliederungaufgenommen. Als 1989 der Eiserne Vorhangfiel, gab es noch 75 zum Großteil ältereBarmherzige Schwestern in der TschechischenProvinz. Noch im selben Jahr baten wiederjunge Frauen um Aufnahme in die Gemeinschaft.Das Spital in Kremsier mit dem Provinzhaus(168 Betten, da auch das Provinzhaus als Spitalverwendet wurde) wurde den Schwestern imJahre 1990 zurückgegeben – allerdings in einemsehr schlechten Zustand und mit der Auflage,einen Zubau zu errichten. Nach dreijährigerBauzeit konnte der neue Krankentrakt mit 70Betten im Jahre 1997 eröffnet werden.

1994 wurde von der Tschechischen ProvinzKremsier formell die Bitte um Wiedervereinigungmit dem Mutterhaus in Wien gestellt. Im General-kapitel 1995 wurde dieser Bitte entsprochen unddie Provinz Kremsier als Tschechische Provinzder Kongregation eingegliedert.

Schon 1917 war ein neues Kirchenrechtpromulgiert worden. Dieses machte die Über-arbeitung der alten, von Lemberg erhaltenenund von Erzbischof Milde adaptierten Regelnotwendig. Die Neufassung der Konstitutionenwurde 1931 vom Heiligen Stuhl approbiert.

Der Nationalsozialismus (1938–1945) brachteeinen starken Einbruch in der Kongregation. Es mussten viele Wirkungsstätten aufgegebenwerden, etliche Schwestern verließen die Gemein-schaft. Erziehungs- und Unterrichtsstättenwurden aufgelöst, die Krankenhäuser wurden inLazarette umgewandelt. Sie unterstanden nuneiner nationalsozialistischen Führung.

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Am 5. November 1944 wurden in Wien dasMutterhaus und das Krankenhaus bombardiert,aber auch andere Niederlassungen hattenschwere Schäden durch den Krieg zu verzeichnen.

Nach 1945 ging die Gemeinschaft mitungebrochenem Lebensmut an den Wiederaufbau.Niederlassungen in Wien, Niederösterreich undOberösterreich wurden weiter geführt, ausgebautoder auch neu errichtet. Hier sind vor allem zu erwähnen: die durch einen Vertrag mit derLandesregierung ermöglichte Errichtungmehrerer Landeskindergärten in Niederösterreich,der Abschluss von Gestellungsverträgen inKranken- und Pflegeinrichtungen in Wien undOberösterreich, sowie der Kauf des Krankenhausesin Ried i. I. im Jahre 1954. Bis in die sechzigerJahre waren relativ zahlreiche Ordenseintritte zu verzeichnen. Eine neue Blütezeit schienanzubrechen, die aber nur von kurzer Dauer war.

1963 folgte die Kongregation dem Aufruf Roms,die Frauenorden mögen sich öffnen und Berufefür die Missionstätigkeit freigeben. DreiSchwestern meldeten sich und wurden von derKongregation für die Mission freigestellt. Ihrekonkrete Sendung lag in der Unterstützung derHerz-Jesu-Missionare auf der MissionsstationYalifafu im Kongo. Später folgten noch vierweitere Schwestern dem Ruf in die Mission.Ausübung von vinzentinischer Tätigkeit warauch mitten im Urwald Aufgabe der Schwestern:Pflege der Kranken, Unterricht und Erziehung –vor allem der Mädchen – und Pastoralarbeit inverschiedensten Bereichen. Aus Mangel an

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Nachwuchs und wegen der wachsenden Gefahrdurch die kriegerischen Auseinandersetzungenmussten die Schwestern im Jahre 1994 wiederabberufen werden.

Der große gesamtkirchliche Aufbruch durch dasII. Vatikanische Konzil (1962 – 1965) und diegesellschaftlichen Umbrüche – markiert durchdie 68er Revolution – bewegen das traditionelleOrdensleben und stellen manches in Frage.1968/69 wurde ein Reformkapitel abgehalten,die Konstitutionen wurden neu bearbeitet(Approbation 1981). Die Zahl der Berufungensank jedoch ständig: Immer wieder müssenNiederlassungen geschlossen werden.

Heute werden unsere Ordenseinrichtungen –Spitäler, Schulen, Kindergärten und Heime – vonder Gesellschaft längst nicht mehr als Liebeswerkefür arme Leute verstanden, sondern sind Teileines komplexen und anspruchsvollen Sozial-systems geworden. Professionalität wirdgefordert, Spiritualität erwartet. So ist es wohlentscheidend für unsere Zukunft, welcheAntwort wir als Barmherzige Schwestern auf denWandel der gesellschaftlichen Strukturen undEinstellungen im Sinne des heiligen Vinzenz zugeben wissen.

Wir haben erkannt, dass aus all diesen Gründenunsere traditionell geführten Ordenswerke denAnforderungen der heutigen Gesellschaft nichtmehr entsprechen. In der Verantwortung fürunsere Einrichtungen und für die Menschen, diedarin arbeiten - derzeit sind es bereits an diedreitausend - wurden neue Leitungsstruktureneingeführt. Wesentlich ist dabei die Umwandlungvon Familienbetrieben in professionell geführte

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Unternehmen. Die enge Verflochtenheit von Werkund Konvent wird gelöst, denn beide Bereiche –Werk und Ordensgemeinschaft – haben ihre jeeigenen Gesetzmäßigkeiten und Erfordernisse. Arbeitsintensive, gemeinnützigen Betriebe, wiees die modernen Krankenhäuser sind, professionellzu führen, ist nicht länger eine Aufgabe, der sicheine Barmherzige Schwester stellen kann undsoll. So wurde 1994 in den Krankenhäusern eineübergeordnete Geschäftsführung mit Rechtsträger-kompetenz eingesetzt, um eine Anpassung der Strukturen und Inhalte an die neuenGegebenheiten durchzuführen und um unseredrei Krankenhäuser (insgesamt ca. 1.400 Betten)unter einer Leitung enger zusammenzuschließen.1997 wurden die Krankenhäuser in Betriebs-gesellschaften ausgelagert und in eine Holdingeingebracht. Für die anderen Einrichtungen wurde1999 eine eigene Wirtschaftsdirektion geschaffen,und überall werden zunehmend Laienmitarbeiterin verantwortungsvolle Führungsaufgaben berufen.Unsere besondere Aufgabe als Träger bestehtnun darin, die Ziele für unsere Einrichtungen zuformulieren und deren Erfüllung einzufordern.„Jesus Christus als Quelle und Vorbild allerLiebe zu ehren und ihm leiblicher- undgeistlicherweise in den Armen zu dienen“ (1. Artikel der Konstitutionen): Es ist nicht soleicht, dieses Ziel, das der heilige Vinzenz vorgibt,in modernen Betrieben umzusetzen. Die Frageder „Verchristlichung“ unserer Organisationenist eine der größten Herausforderungen für unsund unsere Mitarbeiter. Sie betrifft Personenund Strukturen und verlangt eine partner-schaftliche und gleichwertige Zusammenarbeitvon geistlichen und weltlichen Mitarbeitern.

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Zu Beginn des Jahres 2000 gehören unsererKongregation 382 Schwestern an, davon leben50 in der Provinz Kremsier. Als ordenseigeneNiederlassungen sind zu nennen: drei Kranken-häuser (Wien, Linz, Ried), drei Altenheime(Wien, Baden, Maria Anzbach), zwei Schulenmit Hort (Wien, Steyr – letztere führt auch einVollinternat), ein Kindergarten (Wien), eineökologische Landwirtschaft in Laab i.Walde undein Langzeit-Krankenhaus in Kremsier. Inunseren Häusern Edlach und Gars sind Nieder-österreichische Landeskindergärten untergebracht.Wichtig für die Schwesterngemeinschaft ist dasKloster Laab, in dem die pflegebedürftigen undälteren Mitschwestern versorgt werden, das aberauch für Erholung, Exerzitien, Seminare undTagungen Platz bietet. Das Schwesternhaus amElmberg bei Linz, das Raphaelheim in Wien undder Wohnbereich in Alland dienen vor allem derErholung. Einige Schwestern arbeiten inGestellung in anderen sozialen Institutionen(Pflege, Kindergarten, Behindertenbetreuung),sowie in Pfarreien und Stiften. Im Jahr 2000wurde das Orthopädische Spital Speising alseigene Gesellschaft mit beschränkter Haftung indie Holding GmbH der Kongregation eingebracht(s. unten). In der Tschechischen Provinz konnten1998 und 1999 zwei Niederlassungen eröffnetwerden. Die Schwestern arbeiten in Gestellungim Kindergarten in Predborice und imAltenheim in Frydek-Mistek.

Krankenpflege, Altenpflege, Unterricht undErziehung stellen nach wie vor unsereHaupttätigkeiten dar. Darüber hinaus sind wirbemüht, Antworten auf spezielle Nöte zu geben,

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wie z. B. durch die Betreuung der Obdachlosen(„Vinzenzstüberl“ in Linz), durch die Begleitungunheilbar Kranker und Sterbender (Hospiz undPalliativstation in unseren Krankenhäusern Ried und Linz), durch spezielle Behandlung undBetreuung psychosomatisch Erkrankter(psychosomatisches Department im KrankenhausWien), durch die Beratung für Schwangere inNot (Beratungsstelle „Zoe“ in Zusammenarbeitmit der Diözese und der Aktion Leben in Linz),durch den ehrfürchtigen Umgang mit derSchöpfung (ökologischer Landwirtschaftsbetriebin Laab). Neben diesen institutionalisiertenHilfen gibt es zahlreiche Einsätze einzelnerSchwestern: in der Pastoral, in der Hilfe fürFlüchtlinge, in der Unterstützung der Missiondurch Sammlungen oder Sendung vonHilfsgütern, in der unmittelbaren Armen- undKrankenbetreuung. Es gilt, Augen, Herz undHände zu öffnen für die vielfachen Nöte unsererZeit, die im modernen Sozialstaat genauso zufinden sind wie in den Ländern des ehemaligenOstblocks oder der Dritten Welt.

Not unserer Zeit: Dies trifft auch aufOrdensgemeinschaften selbst zu, wenn sie ihreEinrichtungen nicht mehr führen können, aberihr Werk nicht einfach auflösen oder in fremdeHände geben wollen. In dieser Lage war dieMissionskongregation der Dienerinnen desHeiligen Geistes als Rechtsträgerin desOrthopädischen Spitals in Speising im 13. WienerGemeindebezirk (265 Betten). Sie konnte dieFührungsverantwortung für ihr Krankenhausnicht mehr weiter übernehmen. Mit unsererHolding-Struktur gelang es nun, diesem Kranken-

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haus den Weiterbestand als kirchliche Institutionzu sichern. Das Orthopädische Spital Speisingwurde zunächst von der Missionskongregation ineine Betriebsgesellschaft ausgegliedert, die dannmit 1. 1. 2000 in die Holding der BarmherzigenSchwestern übernommen werden konnte. Eswird nun als viertes Krankenhaus im Verbundmit den drei anderen Krankenhäusern geführt.

In den Jahren 1995 – 1999 wurden dieKonstitutionen neu bearbeitet, da die Anpassungan das 1983 promulgierte Kirchenrechterforderlich war und eine Provinzverfassungerstellt werden musste. Am 18. November 1999wurde die Neufassung der Konstitutionen vomHeiligen Stuhl approbiert. Diese Konstitutionenverbinden unsere Provinzen und lassen unsgemeinsam den Weg in die Zukunft gehen. Dievinzentinische Spiritualität kommt gerade durchdie neuere Ordenstheologie zum Leuchten undzeigt uns eindringlich das große Ziel auf:Hingabe an Gott für den Dienst an den Armenin einem Leben in Gemeinschaft – und zwar alsKinder unserer Zeit.

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ANHANG

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Schwestern

UR S P R Ü N G E D E R

Paulusschwestern von Chartres, Levesville 1696

Barmherzige Schwestern von Straßburg, 1734 (geänderte Regel 1760 u. 1811)

Barmherzige Schwestern von Zams, 1825

Barmherzige Schwestern vom heiligen

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Regel

KO N G R E G AT I O N

Vinzenz von Paul, Louise von Marillac:Filles de la Charité, Paris 1633

Niederlassung in Warschau, 1652

Niederlassung in Lemberg, 1741

Vinzenz von Paul inWien-Gumpendorf, 1832

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ZEITTAFEL

Filles de la Charité Töchter der christlichen Liebe, Paris

1581 Vinzenz von Paul wird am 24. April in Pouy, Gascogne/Südfrankreich, geboren

1591 Louise von Marillac wird am 12. Augustin Ferrières bei Paris geboren

1617 Gründung des ersten Karitas-Vereines (Dames de la Charité)

1625 Gründung der Lazaristen (Volksmissionare)

1633 Gründung der Gemeinschaft der Filles de la Charité (Barmherzige Schwestern)

1655 Bischöfliche Approbation der Gemeinschaft als säkulare Genossenschaft

1660 Louise von Marillac stirbt am15. März in ParisVinzenz von Paul stirbt am 27. September in Paris

1668 Päpstliche Approbation der Gemeinschaft und ihrer Regel

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Barmherzige Schwestern in Wien-GumpendorfMeilensteine in der Entwicklung der Gemeinschaft(Ausbreitung der Kongregation, erstmaligeAufnahme einer Tätigkeit in einem neuenArbeitsfeld, wichtige Ereignisse, innere undäußere Entwicklungen)

1832 Ankunft der ersten Schwestern aus Zams unter Sr. Josefa Nikolina Lins:Gründungsjahr des Mutterhauses und des Krankenhauses

1835 Päpstliche Approbation der Gemeinschaft und der Regel

1837 Übernahme der Hauskrankenpflege

1839 Gründung der ersten Filiale (homöopathisches Spital in der Leopoldstadt); Errichtung eines kleinen Waisenhauses im Mutterhaus: Ausgangspunkt für die Übernahme der Tätigkeit in Erziehung und Unterricht

1841 Gründung der ersten Filiale außerhalb von Wien (Krankenhaus Linz)erste Gestellung in einem ordensfremden Haus (Wiedner Bezirkskrankenhaus)

1842 Gründung der ersten Niederlassung in Mähren (Patschlawitz)Gründung einer Niederlassung in Ungarn (Szatmár), ab 1844 selbständigeKongregation

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1850 Übernahme der Arbeit in Kindergarten und Kinderkrippe (erste Anstalt in Wien, Gumpendorfer Straße)

1865 Beginn der Anstaltspflege von alten Menschen sowie chronisch und psychiatrisch Kranken (Gestellung im Armenhaus – später Versorgungshaus – der Stadt Steyr)

1877 Affiliation mit den Barmherzigen Schwestern von Paris

1920 Errichtung der Tschechischen Provinz

1922 Abstimmung unter den tschechischen Schwestern und Anerkennung der Tschechischen Provinz durch den Hl. Stuhl als autonome Provinz mit Sitz in Kremsier

1931 Approbation der gemäß dem Kirchenrecht von 1917 überarbeiteten Konstitutionen

1963 Missionstätigkeit in Yalifafu, Kongo(bis 1994)

1968/ Reformkapitel nach dem 1969 II. Vatikanischen Konzil

1981 Approbation der gemäß den Konzilsdekreten überarbeiteten Konstitutionen

1990 Rückgabe des durch die Kommunisten beschlagnahmten Provinzhauses und Krankenhauses in Kremsier an die Tschechische Provinz der Barmherzigen Schwestern

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1994 Beginn der Strukturreformen in den Ordenswerken in Österreich

1995 Wiedereingliederung der Tschechischen Provinz in die Wiener Kongregation

1997 Ausgliederung der drei Krankenhäuser in Betriebsgesellschaften, Gründung einer Holding GmbH.

1999 Approbation der gemäß dem Kirchenrecht von 1983 überarbeiteten Konstitutionen mit Erstellung einer Provinzverfassung

2000 Übernahme des Orthopädischen Spitals in Speising in die Holding-GmbH der Kongregation

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VERZEICHNIS DER NIEDERLASSUNGEN UND

WERKE ZUM 1.1. 2000 (geordnet nachLändern in der Reihenfolge ihrer Gründung)

2. 3.1832 Gründung der Kongregation mit dem Mutterhaus in Wien-Gumpendorf

ÖSTERREICHISCHE PROVINZ

Wien

Krankenhaus Wien-Gumpendorf:

1832 wurde mit dem Mutterhaus auch dasKrankenhaus eingerichtet: Am 27. Juniwurden die ersten Cholera-Krankenaufgenommen. Nach Erlöschen der Seuchekonnte das „Ordensspital für arme Kranke“am 3. November 1832 seine reguläreTätigkeit beginnen. Es wurde ohneUnterbrechung weitergeführt undentsprechend dem Fortschritt in Medizinund Pflege sowie gemäß dem Versorgungs-auftrag als Bezirkskrankenhaus ausgebaut.1997 erfolgte die Verpachtung an dieBetriebsgesellschaft mit beschränkterHaftung und Eingliederung in dieHolding GmbH der Kongregation.

St. Marien – Volksschule, Hauptschule,Halbinternat:1839 richtete man ein kleines Heim für Waisen-

kinder im Mutterhaus ein, das 1859 aufdas Haus Gumpendorfer Straße 110ausgedehnt wurde. Dort befand sich auch

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die im Jahre 1874 genehmigte Schule.1898 konnte man schließlich Schule undWaisenhaus in einem eigenen Haus in derLiniengasse unterbringen. Die Errichtungeines selbständigen Konvents St. Marienerfolgte erst 1932. In den Jahren 1987 – 1997 wurden die alten Gebäudedurch einen Neubau ersetzt.

Kindergarten Gumpendorf:1850 wurden im Nachbarhaus Gumpendorfer

Straße 106 von der Gemeinde Gumpendorfein Säuglingsheim und eine Kinderbe-wahranstalt errichtet und den Schwesternübergeben. Heute besteht neben demdreigruppigen Kindergarten auch eineKleinkindgruppe (Eröffnung im Frühjahr 2000).

St. Katharina – Alten- und Pflegeheim:1879 wurde das Marienstift, ein Dienstbotenasyl

in der Gfrornergasse, übernommen. Nacheiner wechselvollen Geschichte wurde esschließlich ein Altenheim. 1984 übersiedelte dieses Altenheim in den Neubau in der Millergasse und wirdnun als Alten- und Pflegeheim geführt.

Raphaelheim – Erholungshaus für Schwestern:1963 Vermächtnis einer Liegenschaft im

14. Wiener Gemeindebezirk, dietestamentarisch für die Erholung derSchwestern gewidmet war. Es wurde dort in der Folge ein diesem Zweckeentsprechendes Haus errichtet.

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Orthopädisches Spital Speising:2000 wurde das Orthopädische Spital Speising

vom bisherigen Träger, der Missions-kongregation der Dienerinnen desHeiligen Geistes, der Holding GmbH derKongregation übergeben.

Niederösterreich

Baden – Marienheim, Alten- und Pflegeheim:1860 übernahmen die Schwestern die Führung

des Marienspitales, in dem vor allemkurbedürftige Patienten betreut wurden.1929 wurde in der Anstalt auch einKindergarten eingerichtet, in dem dieSchwestern bis zum Jahre 1997 wirkten.Seit mehr als dreißig Jahren wird dasMarienheim als Alten- und Pflegeheimgeführt.

Laab i. Walde – Kloster: Alten- und Pflegeheim,Erholungs- und Exerzitienhaus:1879 wurde die Liegenschaft Laab im Walde,

eine ehemalige Kaltwasserheilanstalt,gekauft. Das Haus wurde nach und nachvergrößert und dient als Erholungs- undExerzitienhaus, vor allem jedoch alsAlten- und Pflegeheim unsererSchwestern. In jüngster Zeit wird es auchals Ort für Seminare geschätzt.

Laab i. Walde – Landwirtschaft „Annahof“:Der in unmittelbarer Nähe des Klostersbefindliche landwirtschaftliche Betrieb

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wurde 1995 stillgelegt; ein neuer Hofwurde nach den Grundsätzen ökologischerBewirtschaftung errichtet. 1997 nahm derbiologisch-dynamisch geführte Annahofden Betrieb auf (Ackerbau, Viehzucht,Gartenbau, Direktvermarktung,Lehrbauernhof für die Universität fürBodenkultur).

Edlach a.d. Rax – Kindergarten:1883 errichtete man in Edlach eine Kinderbe-

wahranstalt und erbat für die FührungBarmherzige Schwestern. Heute beherbergtdas Haus einen NiederösterreichischenLandeskindergarten und ermöglicht fürSchwestern einen Urlaubsaufenthalt inden Bergen.

Gars am Kamp – Kindergarten:1888 erbat der Pfarrer von Gars Schwestern

für die Kinderbewahranstalt der Pfarre.Heute wird der Kindergarten ebenfalls alsKindergarten des Landes Niederösterreichgeführt, wobei mit Herbst 2000 dieSchwestern abberufen wurden. DieLiegenschaft wurde an die GemeindeGars verkauft.

Alland – Erholungshaus, Mitarbeit in der Pfarre:1889 kamen die ersten Schwestern zur

Betreuung der Kinder nach Alland. Aus der ursprünglichen Kinderbewahranstaltwurde ein Landeskindergarten, in dem bis1995 Schwestern wirkten. Heute ist nur

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noch ein Wohnbereich im Eigentum derSchwestern, so dass hier eine Erholungs-möglichkeit für einige Schwestern gegebenist. Die Schwestern in Alland helfen in derPfarre und führen den Pfarrhaushalt.

Maria Anzbach – St. Louise, Alten- und Pflegeheim:1898 wurde ein Bauernhof in Maria Anzbach

gekauft. Neben diesem Hof wurde 1900ein Ferienheim für die Kinder unseresseinerzeitigen Knabenasyls in Wien-Fünfhaus errichtet, das 1931 durch einenAnbau zur Unterbringung einesGenesungs- und Erholungsheimes fürSchwestern erweitert wurde. 1973 erfolgteder Umbau zu einem Altenheim. Derlandwirtschaftliche Betrieb wurde 1989aufgelöst, das Alten- und Pflegeheim inden Jahren 1998 – 2000 umgebaut undvergrößert.

Bernhardsthal – Gestellung:1925 fiel aus einem testamentarischen

Vermächtnis das Haus Bernhardsthal Nr. 60 den Schwestern zu. Zuerst richteteman dort einen Kindergarten und eineHandarbeitsschule ein, später wurdeletztere zu einem Altenheim umgebaut.1994 wurde das Haus der Gemeindeübergeben. Die Schwestern wirken dortweiterhin im nunmehr neu gestaltetenWohnheim für Betagte und imNiederösterreichischen Landeskindergarten.

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Oberösterreich

Linz – Krankenhaus:1841 kamen die Schwestern nach Linz, um

auf Bitten des dortigen Bischofs einKrankenhaus zu errichten. Am 30. Mai1842 wurde das Spital eröffnet; die Mittelwurden durch Schenkungen und Spendenaufgebracht. Das Krankenhaus wurde ohneUnterbrechung weitergeführt undentsprechend dem Fortschritt in Medizinund Pflege und gemäß dem Versorgungs-auftrag als Schwerpunktkrankenhausausgebaut. 1997 erfolgte die Verpachtungan die Betriebsgesellschaft mitbeschränkter Haftung und Eingliederungin die Holding GmbH der Kongregation.

Ried – Krankenhaus:1855 übernahmen die Schwestern die Pflege im

Armenspital der Stadtgemeinde Ried imInnkreis. 1902 wurde das Spital in dieBurg am Schloßberg verlegt. 1954 kauftedie Kongregation das Krankenhaus, dassich unter der Führung der Schwestern zueinem leistungsfähigen, dem medizinischenund pflegerischen Fortschritt entsprechendenRegionalkrankenhaus entwickelte. 1997 erfolgte die Verpachtung an dieBetriebsgesellschaft mit beschränkterHaftung und Eingliederung in dieHolding GmbH der Kongregation.

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Steyr - St. Anna, Volksschule, Hauptschule,Halbinternat und Internat:1861 wurde in Steyr ein Waisenhaus gestiftet

und den Schwestern übergeben. Bereits1879 wurde für die im Haus lebendenWaisenkinder eine Volksschule genehmigt,nach dem Ersten Weltkrieg auch dieHauptschule. Die großzügige Anlage desehemaligen Waisenhauses beherbergtauch das Internat und das Halbinternatder beiden Schulen.

Linz-Elmberg – Erholungs- und Exerzitienhaus:1894 kaufte die Kongregation ein Bauerngut

und eine kleine Villa am Elmberg in derNähe von Linz. Der landwirtschaftlicheBetrieb war von Nutzen für dasKrankenhaus, vor allem aber brauchteman für die Schwestern des LinzerKrankenhauses eine Erholungsmöglichkeit.Der landwirtschaftliche Betrieb wurde1999 eingestellt. Das Haus selbst wurdevergrößert, so dass nicht nur Platz fürErholungssuchende gegeben ist, sondernauch für Exerzitienkurse und Seminare.

Hartheim – Gestellung:1898 wurden die ersten Schwestern nach

Hartheim bei Alkoven berufen, um das sogenannte „Idiotenheim“ im alten SchloßHartheim zu führen. Im Dritten Reicherlitten die Geisteskranken undBehinderten ein grausames Schicksal, dasdie Schwestern trotz aller Bemühungennicht verhindern konnten. Das Heimhörte auf zu existieren. 1969 wurde in

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Hartheim ein Neuanfang gesetzt: Einmodernes Heim für Schwerstbehinderte inder Trägerschaft des Landeswohltätigkeits-vereines wurde feierlich eröffnet; Barmherzige Schwestern arbeiten dortwieder mit.

St. Isidor – Gestellung:1903 übernahmen die Schwestern

die Betreuung der Kinder in der neuerrichteten landwirtschaftlichenWaisenkolonie „St. Isidor“ in Hart beiLeonding. Nach dem Zweiten Weltkriegentstand dort ein Kinderdorf fürbehinderte Kinder. Die Schwestern wirkenin der Leitung und Versorgung diesesKinderdorfes und als Kinderdorfmütter,früher gab es Schwestern auch alsTherapeutinnen und Lehrerinnen.

Engelszell – Gestellung:1940 berief man Barmherzige Schwestern zur

Betreuung der Pfleglinge der Fürsorge-anstalt im Stift Engelszell. Diese Anstaltübersiedelte 1947 mit den Schwesternnach Schloßhaus, jedoch bliebenPfleglinge in Engelszell zurück. Man batum zusätzliche Schwestern für Engelszell,aber erst 1951 war es möglich, diese Bittezu erfüllen. 1997 wurde die Anstalt derCaritas der Diözese Linz übergeben. Diewenigen Schwestern arbeiten weiter iminzwischen modernisierten Pflegeheim„St. Bernhard“, sehen aber auch ihreAufgabe in der Betreuung der alten undpflegebedürftigen Mönche des Stiftes.

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Aufgaben in jüngster Zeit

Antworten auf neue Nöte:

1997 Annahof – ökologische Landwirtschaft, Laab i.W.

1998 Betreuungsstelle für Obdachlose, „Vinzenzstüberl“, in LinzHospiz und Palliativstation „St. Vinzenz“,Krankenhaus Ried

2000 Palliativstation „St. Louise“, Krankenhaus LinzKleinkindgruppe im Kindergarten WienSchwangerschaftsberatung „Zoe“ in Linz, in Zusammenarbeit mit der Diözese und der Aktion Leben

Schwestern werden geschult und eingesetztfür Mitarbeiterpastoral,Erwachsenenbildung undgeistliche Begleitung. Schwestern betreuen alteund pflegebedürftige Mitglieder vonMännerorden, sind Mitarbeiterinnen in Pfarren,in der ehrenamtlichen Hospizbetreuung, in derKrankenpastoral, bei Aktionen für die DritteWelt und Mission, bei Hilfeleistungen fürFlüchtlinge, sowie bei verschiedenen anderenapostolischen oder karitativen Werken.

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Antworten auf die wirtschaftliche Entwicklungunserer Zeit:

1994 Beginnende Strukturveränderungen durchdie Einsetzung einer Geschäftsführung in den Krankenhäusern

1997 Ausgliederung der drei Krankenhäuser in Betriebsgesellschaften und Gründungeiner gemeinsamen Holding GmbH

Gründung der Wirtschaftsbetriebe GmbH,in die die Krankenhauscafés und späterauch die Krankenhausküchen eingebrachtwerden

Gründung der HOMACON Krankenhaus-beratung GmbH für die Organisations-entwicklung vor allem in unseren, aberauch in anderen Krankenhäusern

1999 Schaffung einer gemeinsamenWirtschaftsdirektion für die Altenheime,die Schulen, den Kindergarten und denAnnahof, um die Verwaltung und neueStrukturen aufzubauen

2000 Durch die Struktur der Holding, unter der die einzelnen Betriebsgesellschaftenstehen, werden auch Kooperationen unddadurch Hilfestellungen für andereInstitutionen möglich (z.B. OrthopädischesSpital, Haus der Barmherzigkeit, Hospizder Caritas Socialis, u.a.)

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TSCHECHISCHE PROVINZ

Kremsier – Provinzhaus, Krankenhaus:

1845 wurde das Spital und das Kloster derBarmherzigen Schwestern in Kremsiergegründet, 1922 wurde dieses Haus auchdas Provinzhaus der autonomenTschechischen Provinz Kremsier.

Nach einer wechselvollen Geschichte undder Aufhebung des Klosters durch dieKommunisten wurde das Krankenhausohne Unterbrechung als öffentlichesLangzeitkrankenhaus geführt.

1990 erfolgte die Rückgabe des Hauses an dieSchwestern, wobei ein Teil wieder alsProvinzhaus umgewidmet wurde. 1997wurde ein neuer Krankenhaustrakteröffnet.

Schwestern von Kremsier arbeiten außerim Krankenhaus auch in Pfarren und inder Erziehung.

Frydek-Mistek – Altenheim:

1888 wurde den Schwestern im damaligenFriedek ein Haus für karitative Zweckeüberlassen. Zuerst richtete man dort eineKinderbewahranstalt ein, später erfolgteder Umbau zu einem Altenheim. DasAltenheim wurde unter demkommunistischen Regime von deröffentlichen Hand weitergeführt.

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1999 erhielten die Schwestern das Hauszurück, wobei das Altenheim von derCaritas geführt wird und die Schwesternin der Altenpflege tätig sind.

Bílá Voda – Altenheim der Schwestern:

1950 wurden durch die kommunistischeRegierung die Klöster aufgehoben. Die meisten Schwestern wurde nach Bílá Voda gebracht, wo sie in kleinerenHausgemeinschaften wohnten. Jeglicheapostolische Tätigkeit war ihnenuntersagt.

Heute befindet sich noch ein Teil derälteren Schwestern in Bílá Voda, wo sieihren Lebensabend verbringen.

Predborice – Kindergarten:

1998 kamen die Schwestern nach Predborice,um beim Aufbau eines Pfarrkindergartensmitzuhelfen. Schon 1999 konnten sie ihreTätigkeit im fertiggestellten Kindergartenaufnehmen.

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NEUFASSUNGEN UND NEUAUFLAGEN

DER KONSTITUTIONEN UND DER DIREKTORIEN

SEIT DER GRÜNDUNG

A) Konstitutionen

1831 Zulassung der Kongregation – Dekret von Kaiser Franz I. und Überlassung der Regel der in Lemberg wirkenden „Töchter der christlichen Liebe“

1835 Genehmigung der durch Erzbischof Milde geänderten Regel für die österreichischen Staaten von Kaiser Ferdinand I., Approbation durch Papst Gregor XVI.

1931 Genehmigung der Angleichung an das neue Ordensrecht

1968 Neubearbeitung nach dem II. Vatikanischen Konzil

1981 Approbation dieser Bearbeitung durch Rom

1995 Beschlussfassung des 11. Ordentlichen Generalkapitels, die Konstitutionen dem im Jahre 1983 promulgierten Kirchenrecht anzupassen und eine Provinzverfassung zu erstellen, die durch die Wiedereingliederung der Tschechischen Provinz notwendig wurde

1999 Abschluss der Neubearbeitung der Konstitutionen, Approbation am 18. November

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B) Direktorien (Generaldirektorium, Provinzdirektorium)

Gemäß den Konzilsbeschlüssen war eine Aufteilung der Konstitutionen in grundlegendeBestimmungen einerseits und die geübteLebensordnung (Direktorium) andererseitserwünscht. Diese Änderung wurde imaußerordentlichen Generalkapitel 1968/69beschlossen.

1970 Erstellung der ersten Lebensordnung nach der Neubearbeitung der Konstitutionen

1988 Zweite Überarbeitung der Lebensordnung:Bestätigung durch das Zehnte Ordentliche Generalkapitel im Jahre 1989 nach geringfügigen Änderungen

1995 Durch die Anpassung der Konstitutionen an das neue Kirchenrecht wurde es auch notwendig, das Direktorium zu überarbeiten. Es wurde ein Generaldirektorium für die gesamte Kongregation verfasst, wobei die Provinzen die Aufgabe erhielten, in der Folge Provinzdirektorien auf Grundlage des Generaldirektoriums für ihren Bereich zu erstellen.

1999 Bestätigung des Generaldirektoriums in der dritten Sitzung des Elften OrdentlichenGeneralkapitels (23. – 26. Mai)

2001 Erstellung und Genehmigung der Provinzdirektorien

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ImpressumVerleger und Herausgeber: Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul in Wien-GumpendorfVerfasserin: Schwester Josefa MichelitschA-1062 Wien, Gumpendorfer Straße 108Hersteller: Agens Werk . Geyer + Reisser© Wien 2001

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Wir müssen ganz Gott gehören, meine lieben Schwestern.

Und wer sind wir, dass wir selbst die Wahl unserer Wege treffen wollen?

Lassen wir Gott walten.Louise von Marillac

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