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MARIINSKY THEATER VALERY GERGIEV JOLANTHE 10. FEBRUAR 2018 ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL

MARIINSKY THEATER - Elbphilharmonie · 2018-02-07 · KIRA LOGINOVA BRIGITTA, JOLANTHES FREUNDIN YEKATERINA SERGEYEVA LAURA, JOLANTHES FREUNDIN NATALIA YEVSTAFIEVA MARTHA, JOLANTHES

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MARIINSKY THEATERVALERY GERGIEV JOLANTHE

10. FEBRUAR 2018ELBPHILHARMONIE GROSSER SAAL

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Samstag, 10. Februar 2018 | 20 Uhr | Elbphilharmonie Großer Saal Elbphilharmonie Abo 1 | 3. Konzert

19 Uhr | Einführung mit Francis Hüsers im Großen Saal

CHOR UND ORCHESTER DES MARIINSKY THEATERS IRINA CHURILOVA JOLANTHE, BLINDE KÖNIGSTOCHTER

NAJMIDDIN MAVLYANOV VAUDÉMONT, EIN BURGUNDISCHER RITTER

ALEXEI MARKOV ROBERT, BURGUNDISCHER HERZOG

STANISLAV TROFIMOV RENÉ, PROVENZALISCHER KÖNIG ROMAN BURDENKO IBN-HAKIA, MAURISCHER ARZT

YURI VOROBIEV BERTRAND

ANDREI ZORIN ALMÉRIC

KIRA LOGINOVA BRIGITTA, JOLANTHES FREUNDIN

YEKATERINA SERGEYEVA LAURA, JOLANTHES FREUNDIN

NATALIA YEVSTAFIEVA MARTHA, JOLANTHES AMME

MARINA MISHUK SPRACHCOACH

DIRIGENT VALERY GERGIEV

Peter I. Tschaikowsky (1840–1893) Jolanthe / Lyrische Oper in einem Akt op. 69 (1891) Konzertante Aufführung in russischer Sprache

keine Pause / Dauer ca. 90 Min.

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Liebe macht blind, sagt man, doch in Tschaikowskys Oper Jolanthe verhält es sich genau umgekehrt. Die Königstochter Jolanthe ist bereits blind, allerdings ohne sich dieser Tatsache bewusst zu sein. Nur der Wunsch, das Licht zu sehen, könnte sie heilen. Aber wie soll man einer Blinden das Licht erklären? Am Ende kann nur die Liebe sie retten … Mit ihrem poetischen Textbuch ist Tschaikowskys letzte Oper auch eine seiner schönsten. Und für die heutige konzertante Auffüh-rung sind ausgewiesene Tschaikowsky-Experten in die Elbphilharmonie gekom-men: Chor und Orchester des legendären Mariinsky Theaters aus Sankt Petersburg, wo Jolanthe vor 125 Jahren ihre Urauffüh-rung erlebte. Am Pult steht Chefdirigent Valery Gergiev höchstpersönlich.

WILLKOMMEN FASZINATION ELBPHILHARMONIE

Das Buch zur Eröffnungssaison D I E E R S T E S A I S O N : K Ü N S T L E R , K O N Z E R T E , E M O T I O N E N

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Foto: Peter Hundert PhotographyFoto: Peter Hundert Photography

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Jolanthe wird von ihren Freundinnen in den Schlaf gesungen.

Der Knappe Alméric wird vom Wächter Bertrand in den Garten eingelassen und kündigt König René an. Der König bringt den maurischen Arzt Ibn-Hakia mit, der Jolanthe heilen soll. Ibn-Hakia aber erinnert ihn daran, dass weder Gott noch die Wissenschaft garantieren kann, dass Jolanthe geheilt wird. Der König bittet Gott um Vergebung dafür, dass Jolanthe ihre Blindheit verheimlicht wird.

Um seiner Tochter den Schmerz zu ersparen, will König René ihr weiterhin die Wahrheit vorenthalten. Der Arzt ermahnt ihn: Jolanthe müsse erfahren, dass sie blind sei, da Heilung nur auf ihren eigenen Wunsch hin möglich sei. Der König verspricht, sich zu besinnen.

Jolanthe wurde bereits als Kind Robert, Herzog von Burgund, versprochen. Doch der liebt inzwischen eine andere Frau und möchte die Verlobung mit Jolanthe lösen. Zusammen mit seinem Freund, Graf Godefroy de Vaudémont, kommt er im Garten an. Robert preist seine geliebte Mathilde, Vaudémont sehnt sich nach einem engelsgleichen Wesen, das ihm im Traum erschien.

Vaudémont entdeckt die schlafende Jolanthe, erkennt sie als seine Traumge-stalt und verliebt sich in sie. Jolanthe erwacht und fragt, wer die beiden Män-ner seien. Robert wittert Gefahr und zieht sich zurück, um seine Truppen zu Hilfe zu holen. Jolanthe verliebt sich in Vaudémonts Stimme. Als er als Pfand für seine Liebe eine rote Rose erbittet, reicht Jolanthe ihm eine weiße Blüte. Vaudémont erkennt, dass sie blind ist, und sagt ihr dies auch. Er bemitleidet Jolanthe, weil sie das Licht nicht sehen und so Gottes Schöpfung nicht preisen könne. Jolanthe widerspricht: Um Gott zu loben, bedürfe es des Sehens nicht!

Jolanthe und Vaudémont werden entdeckt. König René hört mit Schrecken, dass seine Tochter durch Vaudémont von ihrer Blindheit erfuhr. Ibn-Hakia begrüßt diese Wendung als Chance, einen Heilungsversuch zu unternehmen. Jolanthe, von Liebe zu Vaudémont erfüllt, wünscht sich selbst die Heilung. Vaudémont bittet den König um Jolanthes Hand – auch für den Fall, dass sie blind bliebe.

Robert von Burgund kommt mit seinen Truppen hinzu und bittet den König, die Verlobung mit Jolanthe zu lösen, weil sie einst zwischen Kindern geschlossen wurde. König René ist einverstanden – auch, dass Jolanthe behandelt wird. Alle beten darum, dass sie geheilt werde. Schließlich kehrt der Arzt mit Jolanthe zurück. Sie kann sehen! Zunächst ist Jolanthe verwirrt von der Fülle an Licht, Farben und Bildern. Erst durch Berühren erkennt sie die ihr längst vertrauten Menschen. Die Liebe hat gesiegt. Alle danken Gott.

Ein Schloss in den Vogesen, Ende des 15. Jahrhunderts. Jolanthe, König Renés Tochter, ist von Geburt an blind und lebt mit ihren Dienerinnen in einem Garten voll üppiger Pflanzen. Es ist bei Todesstrafe verboten, Jolanthe zu sagen, dass sie nicht sehen kann; ebenso ist es Fremden untersagt, den Garten zu betreten.

3. SZENE

4. SZENE

5. SZENE

6. SZENE

7. SZENE

8. SZENE

9. SZENE

Martha, Brigitta und Laura versuchen der blinden Jolanthe mit Gesang die Zeit zu vertreiben. Sie fragt sich, warum Augen nur zum Weinen geschaffen seien.

Um Jolanthe von ihren traurigen Gedanken abzulenken, bringen die Mädchen ihr Blumen und singen ein Frühlingslied.

1. SZENE

2. SZENE

»Träumende Jolanthe«

Butter-Skulptur von Caroline S.

Brooks, 1876

DIE HANDLUNG

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LIEBE MACHT SEHEND

Peter I. Tschaikowsky: Jolanthe

Es war ein Doppelleben, dass Peter Iljitsch Tschaikowsky zeit seines Lebens führte und dessen Enthüllung nicht nur mit gesellschaftlicher Ächtung verbunden gewesen wäre, sondern schlimmstenfalls mit Gefängnis und Verbannung: Tschaikowsky war homosexuell. Um sich eine bürgerliche Fassade zu geben, heiratete der Komponist daher 1877 Antonina Iwanowna Milju-kowa. An seinen Bruder Modest, der seine verborgene Gefühls-welten kannte, schrieb er: »Durch eine Heirat mit einer Frau möchte ich das ganze Pack zum Schweigen bringen, das ich zwar verachte, das aber den Menschen, die mir nahestehen, Kummer bereiten kann.« Die Verbindung mit Antonina war von kurzer Dauer: Wenige Wochen nach der Trauung erlitt Tschai-kowsky einen Nervenzusammenbruch. Es folgte die Trennung, obwohl das Ehepaar offiziell nie geschieden wurde.

Zu Tschaikowskys Zeit wurden Männer, die Männer liebten, stigmatisiert – in seinem Heimatland Russland ist dies bis heute der Fall –, und in den Ausgaben seiner Briefe und Tagebücher wurden Stellen und Passagen gekürzt oder gestrichen, in denen der Komponist von seinen sexuellen Neigungen und Beziehun-gen sprach. Das offizielle Bild eines russischen Genies sollte nicht gefährdet werden. So schrieb Tschaikowsky an seinen Bruder Anatoly: »Es stimmt, dass die verfluchte Homosexualität zwischen mir und den meisten Menschen einen unüberschreit-baren Abgrund bildet. Sie verleiht meinem Charakter Entfrem-dung, Angst vor Menschen, Scheu, unermessliche Schüchtern-heit, Misstrauen – mit einem Wort: tausend Eigenschaften, die mich immer menschenscheuer machen.«

Es liegt nahe, Tschaikowskys Werke vor diesem Hintergrund zu deuten. Und auch in seiner letzten Oper um die blinde Königstocher Jolanthe zeigte sich der Komponist entschlossen, seine Erfahrung gesellschaftlicher Ausgrenzung einzubringen. Jolanthe spielt in einer paradiesischen Traumwelt, doch die Oper wird zu Tschaikowskys Traum. Er träumt von nichts Geringerem als von einer Gesellschaft ohne Ausgrenzung und entwirft die Utopie eines gleichberechtig-ten Miteinanders.

Tschaikowsky lernte die Vorlage zu seiner Oper Jolanthe 1883 kennen, als er das Drama König Renés Tochter des dänischen Dichters Heinrich Hertz in der Zeitung Russki westnik in einer russischen Übersetzung las. Das 1845 in Kopen-hagen uraufgeführte Schauspiel überzeugte Tschaikowsky durch die Originalität der Handlung. Die Entscheidung zur Vertonung fiel aber erst fünf Jahre später, nachdem Tschaikowsky mit der Komposition seiner Fünften Sinfonie begonnen

Peter I. Tschaikowsky

DIE MUSIK

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hatte. Mit dem Libretto beauftragte er seinen Bruder Modest, der für ihn auch schon als Textdichter für die Oper Pique Dame tätig gewesen war. Modest griff für seine Gesangsverse zu Jolanthe auf eine neue russische Übersetzung von Wladimir Sotow zurück, in der das Schauspiel von Heinrich Hertz in Moskau und Sankt Petersburg gespielt wurde. Ende 1891 schloss Tschaikowsky die Partitur zu Jolanthe ab. Danach blieb ihm nur noch die Komposition seiner Sechsten Sinfonie, der Pathétique.

Die Premiere von Jolanthe erfolgte knapp ein Jahr später in Sankt Petersburg, zusammen mit dem Ballett Der Nussknacker. Ein Tag zuvor fand in Anwesen-heit von Zar Alexander III. eine öffentliche Generalprobe statt. »Die Ausführung beider Werke war großartig. Seine Majestät waren entzückt, ließen mich in die Loge rufen und überschütteten mich mit Komplimenten«, konnte Tschaikowsky am folgenden Tag seinem Bruder Anatoly berichten. Die Presse war weniger beeindruckt: sowohl das Ballett als auch die Oper wurden ausgesprochen nega-tiv behandelt. Der Komponist zeigte sich über die schlechten Kritiken gelas-sen. »Die ganze Petersburger Presse befasste sich mit den Beschimpfungen meiner Schöpfungen«, schrieb er seinem Bruder Anatoly. »Aber das macht mir nichts aus; denn das ist nicht neu, und ich weiß, dass ich letzten Endes mein Ziel

erreichen werde.« Nach der Uraufführung, die es auf nur elf Folgevorstellungen brachte, wurde Jolanthe 1893 erstmals in Deutschland am Hamburger Opern-haus unter der musikalischen Leitung von Gustav Mahler gespielt.

Die Dominanz des Orchesterparts sowie die vorzugsweise rezitativisch-arios geführten Vokalpartien deuten auf eine Orientierung am Kompositionsstil Richard Wagners hin, ohne dass Tschaikowsky dabei seinen Personalstil verleug-net hätte. Für ihn bedeutete es zudem eine kompositorische Herausforderung, die Blindheit Jolanthes mit musikalischen Mitteln zu versinnbildlichen. Hierfür entwickelte er eine harmonische Disposition, die durch den Kontrast zwischen den dunklen B-Tonarten zu Beginn seiner Partitur und dem hellen C-Dur des Finales gekennzeichnet ist. Die Orchestereinleitung erhält ihren besonderen Reiz durch eine lediglich aus Holzbläsern und Hörnern bestehende Instrumentation, die beim Aufgehen des Vorhangs durch eine intim anmutende Kombination von Harfe und Streichern abgelöst wird. Tschaikowsky nimmt durch den Wechsel von Holzbläsern zu Harfen- und Streicherklängen die Entwicklung seiner Protago-nistin voraus, die vom Dunkeln ins Licht geführt wird.

Der Garten, in dem die Handlung spielt, wird zur Allegorie. Er symbolisiert das Paradies, die Kindheit, aus dessen umhegter Sicherheit und Abgeschlossenheit der Mensch in die Fremdheit des Lebens hinaus geschickt wird. Im Verlauf der Oper wird das Idyll durch die hereindringende Realität durchbrochen, der schöne Schein erweist sich als trügerisch. Was zuvor abgeschlossen war, ist durchlässig geworden, was einst verschwiegen und verborgen werden musste, liegt offen: Jolanthe ist blind. Die Begegnung zwischen ihr und Graf Vaudémont, der sie über ihre Blindheit aufklärt, wird nicht nur wegen des rauschhaften Duetts zur Schlüsselszene der Oper.

Doch trotz ihrer Blindheit, von der Jolanthe nun weiß, zeigt sie sich selbstbe-wusst: Um die Schönheit des Universums zu erkennen, brauche es kein Licht. »Kann man denn das Zwitschern der Vögel im Rosenstrauch sehen oder das Murmeln des Baches?« Vaudémont wird mit einem Menschen konfrontiert, der durch sein Anders- und Ausgegrenztsein nicht minder fähig ist, »Gott zu prei-sen« und vollwertig für sich zu sprechen. Jolanthe besteht trotz ihrer Behinde-rung und ihres Außenseitertums auf ihrem Sein als ganzem Menschen. Sie sagt nichts weniger als: Ich bin ein Mensch! Ich will mein Leben.

Mit Jolanthe schrieben die Tschaikowsky-Brüder eine Oper, in der niemand bestraft, niemand abgewiesen wird oder entsagen muss; sie zeigen ihre Vision einer Gesellschaft ohne Ausgrenzung. Im Finale wird kein hohes Paar besun-gen oder eine Errungenschaft, sondern etwas Umfassenderes: Die Erfüllung des persönlichen Glücks. Die »Sonne Gottes« erscheint als allumfassend und strahlt auch noch aus dem »geringsten« seiner Geschöpfe.

JÜRGEN GAUERT

Die Tschaikowsky-Brüder (v.l.n.r.): Anatol, Nikolai, Ippolit, Peter und Modest

DIE MUSIK

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INTRODUKTION1. SZENE

Ein schöner Garten mit üppigen Pflanzen und einem kleinen Pavillon. Jolanthe sammelt Früchte, die sie tastend in den Bäumen sucht. Brigitta, Laura und einige Dienerinnen reichen ihr Zweige mit reifen Früchten zu. Martha hält einen Korb, in den Jolanthe das Obst hineinlegt. Ihre Bewegungen werden langsam, schließlich lässt sie den Kopf hängen und die Arme sinken.

MarthaJolanthe, mein Vögelchen, bist Du müde?

JolantheOb ich müde bin? Ich weiß nicht … ja! Amme, sag mir …

MarthaWas, mein Täubchen?

JolantheWas fehlt mir? Das möchte ich wissen. Vater, Du, Martha, Ihr, liebe Freundinnen, Ihr alle lebt nur für mich. Mit Zärtlichkeit und Glück verschönt ihr mir das Leben, und ich kann Eure Liebe mit nichts vergelten!

MarthaDir zu dienen ist unsere Pflicht: Du bist die Herrin, wir die Diener!

JolantheNein, das ist nicht wahr, Ihr seid meine Freunde. O Martha, ich wünsche mir etwas. Aber was? Das weiß ich selbst nicht.(Sie weint.)

MarthaJolanthe, Täubchen, hör auf zu weinen!

JolantheWarte! Komm her zu mir, komm näher … (berührt Marthas Augen) Du weinst? Warum?

MarthaKann ich ungerührt sein, wenn Du weinst?

JolantheJa, ich weine. Aber meine Stimme war fest und gelassen, nicht so wie Deine. Woher also weißt Du, dass ich weine?(Peinliches Schweigen.)

Ah, Ihr wollt mir etwas verschweigen!

MarthaGenug!

BrigittaDie Musik hat Euch traurig gestimmt.

MarthaOh, ja, natürlich, die Musik.(zu den Musikern) Genug, es reicht!

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LauraWenn sie etwas Fröhliches gespielt hätten …

JolantheNicht nötig!(zu den Musikern) Vielen Dank, Freunde, Ihr habt gut gespielt, aber jetzt ist’s genug. Später, wenn die Sonne uns nicht mehr wärmt, kommt wieder, um mich zu erheitern.

Brigitta, LauraWas möchtest Du tun? Möchtest Du spinnen oder singen?

ChorOder Märchen hören?

JolantheNein, ich brauche nichts. Ich bin tatsächlich müde. Pflückt mir Blumen. Ich werde sie berühren, und der Duft der frischen, zarten Blütenblätter gibt mir vielleicht Ruhe … Die ganze Nacht habe ich ohne Schlaf verbracht. Sind uns die Augen wirklich nur gegeben, um zu weinen? Sag es mir, Martha!

ARIOSOWarum kannte ich früher keine Sehnsucht, keinen Kummer, keine Tränen? Einst flossen die Tage zwischen himmlischen Klängen und Rosen dahin. Kaum hörte ich das Zwitschern der Vögel, kaum rauschte der Wind im fernen Nadelwald, fiel ich ein in den feierlichen Chor! Doch jetzt weckt alles einen unerklärlichen Vorwurf in mir, und der Chor der Vögel und der Natur wirkt wie eine Klage des Schicksals. Warum sind mir das Schweigen der Nacht und die Kühle lieber geworden, warum höre ich ein Schluchzen, wenn die Nachtigall singt? Warum? Sprich, Martha!

2. SZENE

MarthaGenug, meine Liebe. Du sollst Dich nicht zu sehr quälen. Wer weint, ohne zu wissen worüber, der erzürnt Gott!

Brigitta, Laura, ChorHier hast Du Ranunkeln und Kornblumen, Mimosen und Rosen und Blüten der Levkoje; Lilien, Maiglöckchen, Zauber des Frühlings, Balsaminen und Jasmine, von Duft erfüllt.

Brigitta, LauraBerühre sie – wie wunderbar duftend, frisch und rein!

Brigitta, MarthaMag ihr Duft Dich in den Schlaf wiegen und Dich Qualen und Zweifel vergessen lassen.

MarthaFrieden und Freude werden Dein sein.

Laura, ChorWie wohlriechend und zart! Du wirst die Zweifel vergessen, und wonnige Träume vertreiben die Leiden, die Zweifel, die Qualen.

MarthaDer Kummer verschwindet,Freude löst die Traurigkeit ab,o Blumen, o Frühling!

Laura, BrigittaAller Kummer verschwindet, süße Träume lösen die Traurigkeit ab.

ChorJa, süße Träume lösen die Traurigkeit ab! O Blumen, schönste Gabe des Frühlings.

3. SZENE

Jolanthe(fasst Lauras Hand) Brigitta, bist Du das?

LauraNein, ich bin Laura!

Jolanthe(hält Lauras Hand fest und streckt die andere Brigitta entgegen)Ich danke Euch, meine Lieben. Wie kann ich Euch diese Freundschaft vergelten?

Brigitta, LauraDeine Liebe ist der schönste Lohn!

JolantheWo ist Martha?

MarthaHier, meine Liebe!

JolantheKomm zu mir. Lass mich, wie früher in der Kindheit, den Kopf an Deine Schulter lehnen, und sing mir das Lied, Du erinnerst Dich … mein Lieblingslied!

MarthaGut.(zu Brigitta und Laura)Und Ihr singt mit mir!

JolantheNein, sie langweilen sich!

Brigitta, LauraJa, was denkst Du denn?

Brigitta, Laura, MarthaSchlafe! Mögen die Engel, die lautlos und gütig über uns schweben, mit ihren Flügeln Träume heranwehen. Baju, baju, schlafe!

ChorSchlafe, Kind, möge ein wonniger Traum Dich beschützen!

Brigitta, LauraGott schenkt dem kindlichen Gebet Gehör. Vom Himmel sendet er Glück, Freude, Ruhe und Frieden herab.

Martha, ChorVom Himmel schaut der Herr des Alls auf Dich und sendet Dir Glück, Freude und Ruhe.

Brigitta, Laura. Martha, ChorSchlafe einen süßen Schlaf, Du strahlender Engel. Baju, bajuschki baju, schlafe!

(Jolanthe schläft ein.)

4. SZENEDer Wächter Bertrand erscheint. In der Ferne hört er das Hornsignal einer Jagdgesellschaft. Gleichzeitig klopft es an die Pforte des Gartens.

BertrandAh, das Signal zum Sammeln … Doch wer ist dieser unerwartete Gast?(Er öffnet. Der Knappe Alméric tritt ein.) Wer immer Du bist, keinen Schritt weiter! Der Zutritt ist bei Todesstrafe verboten!

AlméricAuf Geheiß des Königs bin ich hier, und ich werde nicht gehen, ohne den Befehl des Königs ausgeführt zu haben.

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BertrandWenn der König einen Befehl überbringen will, schickt er den Knappen Raoul.

AlméricDu sollst wissen: Raoul ist gestern gestorben.

BertrandGestorben, mein armer Freund! Und ich durfte nicht von ihm Abschied nehmen. Herr, schenke seiner Seele Frieden … Aber wer bist Du?

AlméricIch habe Raoul abgelöst. Hier ist der Ring des Königs und hier sein Brief!

BertrandDen Ring kenne ich. Der Brief trägt sein Siegel. Nun denn, der Eingang steht Euch offen.

AlméricSo höre die Botschaft des Königs: Er trifft bald hier ein, und mit ihm ein berühmter maurischer Arzt. Doch nun sagt: Wo bin ich hier, was ist das für ein paradiesischer Garten, wer lebt hier?

BertrandHier lebt die Tochter des Königs René, die blinde Jolanthe, die Braut Roberts, des Herzogs von Burgund!

AlméricDie Tochter des Königs ist blind?

BertrandSie kennt das Licht nicht!

AlméricIch dachte, dass sie in Spanien in einem Kloster lebt, bei den Schwestern von Santa Clara.

BertrandNein, sie lebt hier mit ihrer alten Amme, meiner Frau, fast seit dem Tag ihrer Geburt.

AlméricWarum denn?

BertrandDer König wünscht, Jolanthes Unglück bis zur Heilung vor Herzog Robert zu verbergen.

(Martha tritt auf.)Frau! Der Knappe Alméric. Mit einem Brief des Königs und der Nachricht, dass der Herr bald hier sein wird, zusammen mit einem berühmten maurischen Arzt.

MarthaIst er in Jolanthes Geheimnis eingeweiht?

AlméricEuer Ehemann hat mir alles eröffnet.

MarthaAber hat er auch erwähnt, dass die Arme nichts weiß von ihrer Blindheit und dass man ihr gegenüber das Licht nicht erwähnen darf, die Schönheit all dessen, was unsere Augen sehen? Hütet Euch außerdem, ihren Vater »König« zu nennen. Für sie ist er der reiche Ritter René, mehr nicht. So hat er es befohlen.

AlméricSein Wunsch ist mir Gesetz.

BertrandDas Signalhorn! Diesmal ist es der König!

KönigHier ist es, weiser Arzt, das friedliche Kloster meines armen Täubchens Jolanthe! Du weißt

LIBRETTO

jetzt alles. In Deinen Händen liegt die letzte Hoffnung auf Heilung!

Ibn-HakiaAber wo ist sie? Ich muss sie sehen.

MarthaSie ist gerade eingeschlafen, ermüdet von der Glut der Sonne und dem Spaziergang.

Ibn-HakiaUmso besser. Im Schlaf kann ich sie bequemer untersuchen.

KönigMartha und Bertrand, führt den Arzt zu ihr. Ich erwarte gespannt seinen Befund.

Ibn-HakiaAllah ist groß, hoffe auf ihn. (Er geht.)

KönigWas wird er sagen? Welche Antwort wird seine Wissenschaft geben? Wird Jolanthe das Licht sehen, oder ist mir auf ewig das Leid beschieden, meine Tochter von Finsternis umgeben zu wissen?O Gott, erbarme Dich meiner! Mein Gott, wenn ich sündig bin, warum leidet ein reiner Engel? Warum hast Du meinetwegen ihren strahlenden Blick in Finsternis gestürzt?Oh, bring mir die frohe Botschaft, tröste mich mit der Hoffnung auf Heilung! Für sie bin ich bereit, meine Krone, meine Macht, meinen Besitz zum Opfer zu bringen. Nimm mir alles, Frieden und Glück, alles werde ich demütig ertragen, für alles werde ich Dich preisen! Sieh, ich bin bereit, zugrunde zu gehen, alles zu verlieren, alles herzugeben, doch lass mich nur mein Kind nicht mehr von Finsternis umgeben wissen! Gott, erbarme Dich meiner!

5. SZENE(Ibn-Hakia kehrt zurück.)

KönigDein Gesicht ist unbewegt, verschlossen und finster, wie Deine Wissenschaft; vergebens versuche ich in Deinen Zügen lesen.

Ibn-HakiaHoffe, Herr, Allah ist groß!

KönigEr ist wahrlich groß und gütig.

Ibn-HakiaSo lass mich meine Diagnose verkünden. Ja, Herr, Heilung ist möglich, aber nur …

KönigSprich, um welchen Preis! Alles geb’ ich her, über das ich Macht besitze, nur lass sie, o Arzt, das Licht sehen!

Ibn-HakiaSie muss ihr Unglück erfahren.

KönigVon ihrer Blindheit?! Gibst Du mir das Verspre-chen, ihr das Sehvermögen zurückzugeben?

Ibn-HakiaDas liegt in Gottes Hand. Die Wissenschaft ist nicht allmächtig; versprechen kann ich es nicht …

KönigUnd ich soll ihr von dem düsteren Los ihrer Verkrüppelung erzählen, die ganze Tiefe ihres Unglückes aufdecken, ohne ein gutes Ende erwarten zu können?

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O grausamer Maure, empfindest Du kein Mitleid für die Leiden eines armen Vaters? Wie habe ich mich getäuscht! Jetzt glaube ich niemandem mehr! Ade!

Ibn-HakiaGanz, wie Du meinst. Aber vorher lass mich Dir sagen: Du kannst Dich meinem Urteil beugen oder nicht, aber ich bin verpflichtet, Dir einen Rat zu geben.Denn zwei Welten sind in allen Formen der Existenz vereint: eine körperliche und eine geistige. Es gibt keinen Eindruck, den der Körper allein wahrnehmen könnte, denn der Sinn des Sehens liegt nicht nur in ihm. Und bevor die körperlichen, sterblichen Augen das Licht sehen, muss die ewige Seele dieses Gefühl erfahren. Nur wenn das Bewusstsein der großen Wahrheit im Geist erscheint, dann, mächtiger Herrscher, ist es möglich, dass der Wunsch das Licht in der körperlichen Finsternis weckt.

KönigO mein Gott! Sollte ich mich bisher wirklich geirrt haben? Ein schrecklicher Zweifel keimt in mir auf …

Ibn-HakiaNun kennst Du mein Urteil. Entscheiden musst Du. Ich kann mit der Heilung nicht beginnen, solange Jolanthe nichts von ihrer Blindheit weiß und nicht nach Heilung verlangt. Bis zum Abend werde ich hier im Schloss auf Deine Entscheidung warten.

KönigO meine Tochter! Jolanthe! Nein, nein! Das kann nicht sein! Ich ließ sie doch eigens hierher bringen, und wer ihr Geheimnis entdeckt, ist des Todes, auf dass ihr Unglück

vor ihr selbst verborgen bleibe. So habe ich beschlossen, und so bleibt es.

6. SZENERobert, Herzog von Burgund, und sein Freund, Graf Godefroy de Vaudémont, nähern sich dem Garten.

RobertDränge nicht so, hier ist es so dunkel.

VaudémontVorwärts! Ich sehe ein Tor vor uns.

RobertWas für ein Tor?

VaudémontKomm! – Oh, wo sind wir? Ich erblicke ein Paradies inmitten wilder Felsen!

RobertSchau, hier hat jemand geschrieben: »Kehre um, von Furcht erfüllt! Der Zutritt ist bei Todesstrafe verboten!«

VaudémontWas soll das heißen, Robert?

RobertDas verstehe ich auch nicht.

VaudémontLass uns lieber wieder gehen!

RobertO nein, diesen paradiesischen Garten möchte ich nicht verlassen! Nicht wieder auf den weiten Weg durch Waldesdickicht und Felsen! Wir sind schon zu viel herumgeirrt.

VaudémontUnd wenn jemand kommt und uns hier findet?

RobertNa und? Er wird zornig sein und sich wieder beruhigen. Denn wir besänftigen ihn mit dem Schwert! Außerdem: Je länger ich nicht zu König René komme, desto besser. Ach, würde Jolanthe doch spurlos verschwinden! Ich wäre sogar froh, mich selbst zu verlaufen, um ihr und mir die Schande zu ersparen.

VaudémontVielleicht wird der König ja einwilligen, Deine Brautwerbung aufzuheben. Man sagt, er sei so gütig und klug!

RobertAch, vielleicht, vielleicht, Vaudémont!

VaudémontOder womöglich ist sie voller Liebreiz …

RobertWer, Jolanthe?

VaudémontJa!

Robert… wahrscheinlich affektiert, hochmütig. Glaub mir, ich kenne die Nonnen und ihre Schüler. Mit ihrem »benedicite« und »amen« sind sie kalt und seelenlos wie Stein. Nichts jedenfalls gegen meine Mathilde!

Ihre schwarzen Augen blitzen wie Funken, wie die Sterne am Himmel herbstlicher Nächte! Alles an ihr ist wunderbar, voll feuriger Zärt- lichkeit, alles an ihr berauscht und glüht wie Wein. Blickt sie Dich nur an, schlägt schon

der Blitz ein, und die Flamme der Liebe er- glüht im Blut! Lacht sie oder stimmt ein Lied an, glänzen ihre Zähne wie Perlen. Und ihre Augen sprechen von brodelnder, stürmischer, glühender Leidenschaft und locken zur Glückseligkeit: zur Seligkeit der Küsse und des Verlangens, zu den zärtlichen Berührungen ihrer schneeweißen Hände, zum Vergessen des Kummers und zu maßlosem Glück, ohne Ende und Grenzen!

ROMANZE DES VAUDÉMONT

VaudémontNein, der Zauber der Zärtlichkeiten Deiner stürmischen Schönheit sagt mir nichts. Ein schmachtender Blick weckt in mir nicht den leidenschaftlichen Wunsch zärtlicher Liebe … Nein! Versunken in mitternächtlicher Ruhe, schläft die wahre Liebe träumend in mir. Sie träumt von einem unbefleckten Engel, ein himmlischer, holder, wunderschö-ner Anblick. Das Abbild einer jungfräulichen Göttin, von majestätischer Schönheit, mit einem Blick voll Gnade und engelsgleicher Güte. HeIler als der Frühlingsschnee, reiner als das Maiglöckchen im Wald, friedlicher als die Lilien auf den Feldern. Das ist, was ich erwarte und ersehne! O komm, strahlendes Traumbild, Quell der Liebe, erwärme die verborgenen Seiten des Herzens, belebe sie! Zerreiße die dunklen Wolken und erhelle, o lichter Strahl, die Dämmerung der feurigen Seele. Das Herz schmachtet, ich warte. O komm! Ich erwarte Dich, strahlender Engel!

LIBRETTO

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7. SZENE

VaudémontAber wo sind wir hier? WeIcher Zauberer lebt in einem solchen Paradies? Robert, sieh, die Spuren entzückender kleiner Füße …

RobertSicher von irgendeiner Fee!

VaudémontSie führen zur Terrasse …

RobertKlopf an die Tür!

VaudémontSie war nicht verschlossen und hat sich sofort geöffnet, ich habe sie kaum berührt.

RobertSieh nach … was ist dort?

VaudémontMein Gott, Robert! Was sehe ich?

RobertEine Zauberin?

VaudémontNein, einen Engel! Wie schön sie ist!

RobertLass mich auch sehen! Ein junges Mädchen!

VaudémontDu Blinder! Wie kalt Du das gesagt hast! Weckt diese jungfräulich schöne Gestalt denn nicht ein Beben in der Brust?

RobertLass uns gehen, Godefroy! Mir scheint, es ist gefährlich, hierzubleiben. Dieser seltsame Schlaf der Schönen, wie sonderbar! Aber was ist Dir? Du bist blass, Vaudémont!

VaudémontGott! Wie ist ihre Ruhe göttlich!

RobertEr ist behext. Godefroy! Antworte! Lass uns fliehen! Schüttele den Zauber ab, mir nach!

VaudémontSchweig, Robert! Störe nicht den stillen Schlaf dieses friedlichen, himmlischen Geschöpfes.

RobertIch werde Dich auf jeden Fall retten. Ich lasse nicht zu, dass Du hier zurückbleibst.

VaudémontO Engel, öffne nicht Deine Augen! Ich werde diesen Glanz nicht ertragen … O Gott, Robert, sie ist aufgewacht, Du hast sie geweckt!

RobertIch erlaube nicht, dass sie Dich berührt …‚ Lass uns fliehen!

VaudémontNein, nein, niemals!

JolantheWer ist da?

VaudémontEin Ritter von Burgund, er …

RobertSag ihr nicht, wer wir sind! Schweig!

VaudémontIch heiße Vaudémont …

RobertSchweig!

JolantheIch kenne eure Stimmen nicht. Wer seid ihr?

VaudémontWir haben uns verirrt, als wir durch Waldes-dickicht und Felsen zogen.

JolantheDann seid ihr sicher erschöpft? Wartet, ich hole Wein, um eure Kräfte wiederzubeleben.

VaudémontOh, das ist ein Paradies!

RobertNein, eine Falle! Hier droht uns Unheil, ich spüre es! Bleibe Du hier; ich laufe los und hole einen Trupp Soldaten. Dann kehre ich zurück, um Dich und Deine Schöne zu retten.Hab keine Angst, warte auf mich! Ade!

JolantheHier, ihr Ritter, ist der Wein. Der Lieblingswein meines Vaters!

Vaudémont Will sie mich wirklich etwa vergiften? Egal. Aus ihren Händen empfange ich den Tod mit Freuden!

JolantheUnd wo ist Dein Freund?

VaudémontEr ist fortgegangen, aber er kommt zurück.

Jolanthe Er ist fortgegangen? Wie schade …

VaudémontSchade? Warum?

JolantheIch freue mich über jeden, der hier ist. Ich bin selten allein. Meine Freunde haben mich zur Schlafenszeit verlassen, und jetzt wissen sie nicht, dass ich aufgewacht bin.

VaudémontDas war ich, ich habe Euren Schlaf gestört. Verzeiht! Ihr seid vor mir aufgetaucht wie eine Erscheinung von himmlischer, reiner Schönheit, wie das Bild eines süßen Traumes, wie das makellose Abbild einer Inspiration. Mein unwillkürlicher Aufschrei des Entzückens hat Euch geweckt, und plötzlich schien ein Engel des Himmels irdisch geworden! Doch ich sehe ja, Ihr seid keine Erscheinung. Das Schicksal hat Euch gegeben zu leben, Liebe zu erwecken, zu leiden, zu lieben!

JolantheDu sprichst so unverständlich … Deine Worte zu hören ist für mich seltsam angenehm, aber mir schwindelt von ihnen. Sollte ich Dir überhaupt zuhören? Wofür lobst Du mich? Du stehst zum ersten Mal vor mir.

VaudémontIhr habt recht. Ich werde meine Leidenschaft fortan vor Euch verbergen. Doch ich bitte Euch um ein Andenken, damit ich weiß, dass diese Begegnung kein Traum gewesen ist. Pflückt mir zum Abschied eine von den roten Rosen dort – zur Erinnerung an unser Treffen und an die heiße Röte der Wangen.

LIBRETTO

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(Sie pflückt eine weiße Rose und reicht sie ihm.)

VaudémontPardon, ich bat um eine rote.

JolantheWas für eine ist das? Ich weiß es nicht.

VaudémontNun, von denen dort drüben.

JolantheWelche? Ich verstehe nicht. Gib mir die zurück, die ich Dir gab, und ich pflücke eine andere.

VaudémontO nein, sie ist so strahlend hell wie Ihr, die werde ich zur Erinnerung aufbewahren, als Sinnbild Eurer Reinheit. Pflückt mir noch eine rote Rose, und ich werde beide als Wappen nehmen und ihnen treu sein bis ins Grab.

JolantheNun denn.(Sie pflückt wieder eine weiße.)

VaudémontWie? Ihr habt mir wieder eine weiße gegeben?

(Verwirrt pflückt sie noch eine weiße Rose.)

VaudémontUnd noch eine? Um eine rote bat ich …

JolantheWas bedeutet »eine rote«?

VaudémontWelch ein Gedanke!(Er pflückt einige Rosen.)Sagt mir: Wieviele Rosen habe ich gepflückt?

Jolanthe(ihre Hände ausstreckend) Soll das ein Witz sein? Das ist einfach. Gib sie mir!

VaudémontNein! Ohne sie zu berühren!

JolantheOhne sie zu berühren?! Ist das denn möglich?

VaudémontO Gott, sie ist blind! Die Unglückliche!

JolantheJa, was ist denn? Wo sind Deine Blumen? O Ritter, wo bist Du denn? Ich verstehe Dein Schweigen nicht. Wodurch haben meine Worte Dich verstört? Weißt Du, ich bin noch jung, ich treffe selten Fremde, ich weiß noch nicht viel. Lehre mich! – Doch Du schweigst? Willst Du nicht mehr mit mir zusammen sein? Nun, wenn Du nicht willst … Ich werde meinen Kummer vor den anderen verbergen.Aber nun ist es an mir, Dich zu bitten: Pflücke mir eine Rose zum Andenken, damit ich weiß, dass unsere Begegnung kein Traum war.

VaudémontMeine Liebe, bitte keine Tränen!

Jolanthe Du bist noch nicht fortgegangen?

VaudémontArmes Kind! Sagt mir, ist Euch wirklich noch niemals, auch nur für einen Moment, der Gedanke gekommen, dass das Schicksal Euch einer kostbaren Gabe beraubt hat? Wisst Ihr wirklich nicht, wozu bei Euch die leblosen Augen glänzen?

JolantheWozu mir die Augen gegeben sind? Um zu weinen.

VaudémontWeinen im ewigen Dunkel der Nacht!

JolantheWeißt Du denn nicht, dass durch die Tränen der Kummer leichter und schneller vergeht? So wie in der Natur nach dem Sommergewitter alles duftiger und munterer wird.

VaudémontSoll das heißen, Du verspürst gar nicht den Wunsch, das Licht und den Glanz der Welt zu sehen?

JolantheWas bedeutet »sehen«?

VaudémontDas göttliche Licht zu erkennen.

JolantheRitter, was ist dieses Licht?

VaudémontDas wunderbare erste Werk der Schöpfung, Gottes erste Gabe an die Welt, die Offenbarung göttlicher Herrlichkeit, die schönste Perle in seiner Krone! Die Sonne, der Himmel, das Licht der Sterne erfüllen die ganze Schöpfung mit unsagbarer Schönheit! Wer das Licht nicht kennt, der kann die göttliche Welt in Finsternis gehüllt nicht so lieben und Gott den Herrn im Dunkel nicht so schätzen wie im Licht! Durch das Licht erkannte ich Unwürdiger Euch, schöne Jungfrau, Euren mädchenhaften und schlanken Wuchs, die liebe Gestalt und Eure Gesichtszüge.

Ja, es ist das erste Werk der Schöpfung, des Schöpfers beste Gabe an die Welt.

JolantheDu sprichst so lieblich! Ich weiß nicht, wie mir geschieht. Niemals habe ich so ein Glück erfahren! Doch Du irrst Dich. Um Gott ewig zu preisen, brauche ich kein Licht. Die Gnade Gottes ist grenzenlos! In der Mittagsglut, in den Düften, in den Klängen und in mir selbst, in allen Geschöpfen spiegelt sich der unsicht-bare und gütige Gott. Kann man denn das Zwitschern der Vögelchen im Rosenstrauch sehen oder das Murmeln des Baches?

VaudémontJa, das ist wahr. Die Gnade Gottes ist in der Tat grenzenlos! Du hast recht: In Deiner Brust leuchtet das Licht der Wahrheit, und vor ihm ist unser irdisches Licht vergänglich und erbärmlich. Und ich stimme Dir zu: Es ist möglich, den Schöpfer zu schätzen, ohne das Heil des Lichts zu kennen. Die Gnade Gottes ist ohne Ende!

JolantheKann man denn im Himmel das Rollen des Donners sehen oder die Triller der Nachtigall, oder den Duft der Blüte, Deine Stimme, Deine Worte? Nein, um Gott ewig zu preisen, brauche ich kein Licht! Aber um zu werden wie Du, würde ich gern das Licht der Sonne kennen-lernen. Dieses erste Werk der Schöpfung, des Schöpfers erste Gabe an die Welt, die Offen-barung göttlicher Herrlichkeit, die schönste Perle in seiner Krone!

LIBRETTO

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8. SZENE

Martha, Laura, Brigitta, ChorJolanthe! Wo bist du?

JolantheAh, meine Freundinnen rufen mich; sie sind erstaunt, dass ich wach bin …

KönigWo ist meine Tochter?

JolantheDie Stimme meines Vaters! Er ist hier! Nun kannst Du ihn kennenlernen!

Martha, Laura, Brigitta, René, ChorJolanthe! Wo bist du?

Martha, Laura, BrigittaHimmel! Ein unbekannter Ritter ist bei ihr!

KönigWo ist meine Tochter?

JolantheO Vater!

KönigLiebe Tochter … Doch was ist das? Du bist nicht allein! Wer bist Du, Unverschämter, und wie bist Du hier hereingekommen?

VaudémontIch bin ein Ritter aus Burgund. Ich bin zufällig vorbeigekommen, als ich durch die Wälder und Felsen der Vogesen irrte.

KönigDu hast doch mit ihr über nichts gesprochen?

JolantheO doch, Vater, er hat mir vieles eröffnet, von dem ich vorher nichts wusste. Seine Worte klangen so erfreulich, als er mir erklärte, was »Licht« bedeutet, und er hat mich so bedauert, dass ich nicht sehen kann!

AlleO Himmel!

KönigUnglücklicher! Was hast Du angerichtet! Gott, wofür hast Du diese Strafe verhängt?

Ibn-HakiaDas ist keine Strafe, sondern die Rettung Deiner Tochter! Du warst von einem falschen Gedanken geblendet, König, als Du versuchtest, ihr Unglück vor ihr zu verbergen. Doch wie Du siehst, war es unmöglich, den Begriff des Lichts vor ihr geheimzuhalten. Denn die Wahrheit lässt sich nicht auf ewig verbergen. Nun ist das Bewusstsein in ihr erwacht. Das gibt mir Hoffnung, dass der Wunsch nach Heilung in ihr das Licht erweckt.

JolantheEr hat mir von dem hellen Schein erzählt, vom Glanz des sonnigen Tages. In ihm war so viel Mitgefühl! Er hat mir die Wahrheit eröffnet, und mir war so froh zumute! In seinen Worten klangen Liebkosungen, Zärtlichkeit, Mitgefühl, und mit Entzücken hörte ich ihm zu.

VaudémontWas habe ich angerichtet, wohin führte die Leidenschaft meiner Worte! Statt Glück habe ich meiner Schönen Kummer gebracht! O mein Gott, sei nachsichtig! Bewahre sie vor schlimmer Not!

BertrandDu dreister Narr! Wie kannst Du so frech sein, das Verbot zu übertreten? Du wirst sterben und mit Deinem Kopf für Deine Dreistigkeit bezahlen! Wieviel Kummer, wieviel Not hast Du gebracht! O Gott, sei nachsichtig, rette sie vor schlimmer Not!

Martha, Laura, Brigitta, AlméricWie frech, den Befehl zu missachten, dreister Narr? Du hast unverhofftes Leid gebracht! Du wirst Deine Tat mit dem Tod bezahlen! Rette sie vor schlimmer Not, mein Gott!

KönigJolanthe, meine Tochter, ich habe einen Arzt mitgebracht. Er kann Dich zum Licht zurück-führen. Sag mir: Willst Du ihn empfangen?

JolantheWie kann ich mir das brennend wünschen, was ich nur verworren verstehe? Aber wenn mein Vater will, werde ich demütig gehorchen.

Ibn-HakiaNun verliere ich die Hoffnung auf Heilung. Siehst Du, König, dies sind die Früchte Deiner Methoden: Sie hat noch immer nicht den Wunsch, die Gabe des Sehens zu erlangen und das Licht zu erblicken.

KönigWarte! Ich sehe ein, dass Du recht hattest. Noch ist die Hoffnung nicht verloren, mir ist eine Idee gekommen.Beginne mit der Behandlung, großer Arzt! Gott der Herr wird Dir helfen.Und Du, der Du an dem Kummer schuld bist, antworte! Als Du hier hereinkamst, hast Du diese Aufschrift gelesen?

VaudémontJa, habe ich.

KönigUnd doch bist Du in den Garten eingedrungen?

VaudémontWie Du siehst: ja.

KönigDu erinnerst Dich: Die Aufschrift verurteilt alle zum Tode, der hier ohne Erlaubnis eindringen?

VaudémontIch erinnere mich, ja!

KönigSo höre: Wenn die Behandlung Jolanthe nicht hilft, wirst Du sterben!

AlleO Gott! Der unglückliche, arme Ritter!

Ibn-HakiaWas hat er sich da einfallen lassen?

JolantheWarte, Vater, habe ich recht verstanden, dass er sterben soll?

KönigJa, er muss bestraft werden.

JolantheNein, das glaube ich nicht, das kann nicht sein! Vater, Du bist barmherzig, Du kannst doch nicht so unmenschlich sein!

KönigEr stirbt, wenn die Behandlung nicht hilft.

L IBRETTO

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Alle anderenDie arme Jolanthe, wie sie leidet! O Herr, erbarme Dich Deiner Tochter!

KönigNein, er stirbt, das Flehen ist vergeblich!

Ibn-HakiaIch habe verstanden … jetzt ist Rettung möglich!

JolantheArzt! Wo bist du? Sag schnell, was muss ich tun? Muss ich Schmerzen ertragen?

Ibn-HakiaO nein! Du muss Dir nur brennend wünschen, das Licht zu sehen.

JolantheNein, ruf Qualen, Leid und Schmerz herbei; um ihn zu retten, würde ich alles ertragen. Er ist mir lieb und teuer, er hat mir das geistige Licht gezeigt und mir das Herz erwärmt. Jetzt glaube und weiß ich, dass es Licht gibt, das wunderbare erste Werk der Schöpfung, des Schöpfers erste Gabe an die Welt, die Offenbarung göttlicher Herrlichkeit, die schönste Perle in seiner Krone!

Vaudémont Strahlender Engel! O Heilige, vor Dir knie ich nieder! Ob Du sehen wirst oder blind bleibst, Du bist auf ewig mein! Ich schwöre, als Ritter, bei meiner Ehre, nur Dir zu gehören – muss ich auch Strafe erdulden oder für Dich den Tod auf mich nehmen.

JolantheNein, Ritter! Das Leben ist so wunderschön, Du musst leben! Ich werde sehen … Gib mir die Hand; lass mich Dein Gesicht berühren.

Ja, so! Arzt, beginne mit der Behandlung, jetzt werde ich alles ertragen. Vater, drück mich an Deine Brust! Hoffe! Ich werde sehen, und er wird leben!

AlleDer Herr sei mit Dir, reiner Engel!

KönigJetzt glaube ich selbst an Deine Rettung, Täubchen, mein Engel! Wie ein Opferlamm geht sie zur Folter. Mein Gott!

9. SZENE

KönigVerzeih mir, Ritter, ich habe Dich getäuscht, um in meiner Tochter den Wunsch zu wecken, sehen zu können. Du warst zum Tode verurteilt, jetzt bist Du frei.

VaudémontDu bist berechtigt, mich für meine dreiste Tat zu strafen. Aber wer bist Du, dass Du so gebieterisch über das Schicksal von Menschen entscheidest?

KönigMir scheint, dass ich eher Dich das fragen kann.

VaudémontIch bin Godefroy de Vaudémont, Graf von Issoudin, der Champagne, Clairvaux und Montargis, der Freund Roberts, des Herzogs von Burgund. Und bist Du auch reich und angesehen, Du würdest Deinen Rang nicht erniedrigen, wenn Du einwilligen würdest, mir Deine Tochter zur Frau zu geben.

KönigNein, Ritter: Auch wenn die Verbindung mit Dir für mich schmeichelhaft ist, muss ich Dir absagen. Meine Tochter ist schon als Kind mit einem anderen verlobt worden.

VaudémontAber ich kann ihm sein Recht streitig machen.

KönigNein, vor ihm wirst Du Dich demütig verneigen.

VaudémontWer ist es denn?

KönigWarte, ich höre Lärm … Was bedeutet das? Wer ist dort?

AlméricVerzeiht, Herr, ich sehe einen Trupp bewaffneter Männer, die entschlossen hierher marschieren.

VaudémontDas ist mein Freund, der Herzog von Burgund.

KönigAlméric, lass sie unverzüglich herein! Jetzt weißt Du, Ritter, wer Dein Konkurrent ist.

RobertGodefroy, ich bin gekommen, Dir zu helfen.Doch wen sehe ich? König René!

VaudémontRené? Der König der Provence?

KönigJa, mein tapferer Ritter, jetzt verstehst Du es: Du liebst Jolanthe, die Braut des Herzogs Robert!

Vaudémont Robert, mein Herzog, mein Freund! Du wolltest doch dem König alles gestehen.

RobertNein, jetzt ist nicht die rechte Zeit und nicht der rechte Ort.

VaudémontJetzt oder nie! Robert, Dein Geständnis wird mir das Leben schenken. Ich habe Jolanthe liebgewonnen bis zum Tode, und ohne sie gibt es für mich kein Glück auf dieser Welt. Robert, ich flehe Dich an!

RobertHerr! Ich bin hier, um mein Versprechen zu erfüllen. Aber als ich mit Jolanthe verlobt wurde, war ich noch ein Kind. Als Erwachsener verliebte ich mich in Mathilde, die Gräfin von Lothringen. Nun liegt mein Schicksal in Euren Händen: Wenn Ihr es befehlt, werde ich mit Eurer Tochter vor den Altar treten. Mit dem Herzen aber werde ich Mathilde stets treu sein.

KönigIhr seid edelmütig in Eurer Offenheit. Ich gebe Euch Euer Wort zurück.

RobertO Herr, Ihr seid großmütig!

KönigJetzt, lieber Graf, bin ich einverstanden, Euch Jolanthe zur Frau zu geben, wenn sie ihr Seh- vermögen wiedererlangt.

VaudémontMein Herr, ich liebe Eure Tochter, so wie sie ist, und wünsche mir, ihr Halt zu sein, in Leid und Glück, ob sie das Licht sieht oder nicht.

LIBRETTO

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KönigSie ist Dein, lieber Sohn!

VaudémontMein gütiger Vater!

RobertIst Jolanthe wirklich blind?

KönigIhr Schicksal liegt in den Händen des Arztes. Bertrand, sprich, was ist nun mit der Heilung?

BertrandSie ist vollbracht!

Vaudémont, Robert, KönigMein Gott, Jolanthe sieht!

BertrandIch weiß nicht, ich konnte nicht länger bleiben; sogar Steine wären zu Tränen geschmolzen bei diesem Anblick. Friedlich wie ein Schäf-chen und unerschütterlich wie ein Fels saß sie da, unser Täubchen, und wiederholte leise: »O mein Ritter, Du sollst leben!«

Vaudémont, Alméric, Robert, KönigHerr, sei uns gnädig!

Brigitta, Laura, Martha, ChorJolanthe sieht! Jolanthe sieht das Licht!

AlleO Glück, o Freude, Jolanthe sieht das Licht!

KönigStill! Der Arzt, ihr Retter, führt sie her!

ChorStill, still!

KönigGott! Für diesen Augenblick nimm’ den Rest meines ganzen Lebens!

JolantheWo bin ich? Wohin führst Du mich, Arzt? Oh, lass mich wieder das wunderbare Licht sehen, das plötzlich vor mir aufblitzte!

(Ibn-Hakia nimmt den Verband ab.)

Da ist es wieder! O unerträglicher Glanz! Was ist das?

Ibn-HakiaDein Garten, Deine Bäume, Deine Blumen!

JolantheNein! Nein! Ich kenne sie nicht! Ich bin hier niemals gewesen! Ich habe Angst! Arzt! Wo bist du? Furchtbar! Von allen Seiten dringt es auf mich ein, als ob alles über mich herfallen will! Ich sterbe! Arzt! Rette mich!

Ibn-HakiaSieh nach oben. Der Himmel wird Dich nicht erschrecken!

JolantheOh, wie wunderschön! Wie hell! Was ist das? Gott? Der göttliche Geist?

Ibn-HakiaDas Licht und der Himmel.

JolantheDer Himmel? Im Himmel ist Gott! Ich knie vor Dir, Gott! Guter, großer, ewiger Gott, in der Dunkelheit hast Du Dich mir gezeigt. Lass mich jetzt, Schöpfer des Alls, Dich auch im Tageslicht erkennen!

Ibn-HakiaSieh Dich jetzt um.

JolantheWer ist das? Ich verstehe das nicht.

Ibn-HakiaDas sind Menschen …

JolantheMenschen, wie auch ich?

Ibn-HakiaDu kennst sie.

JolantheIch kenne sie nicht.

KönigTochter! Kennst Du auch mich nicht?

JolantheO Gott, mein Gott! Wer ist das?Mein Vater! Ich habe Deine Gesichtszüge erkannt, ich flehe Dich an, sei mein Schutz in der neuen Welt des Lichts.

KönigMein Engel, ich bin alt; meine Kräfte werden schwächer. Hier ist Dein Beschützer.

VaudémontEin treuer Beschützer bis ins Grab!

JolantheO mein Freund, da höre ich Dich wieder! Du gabst mir Licht, Du gabst mir Liebe!

VaudémontUnd ein Leitstern wird mir dieses Licht für immer sein!

AlleLob dem Schöpfer, dem Spender allen Heils, Lob dem Schöpfer!

JolantheNimm an das Lob einer demütigen Sklavin. Meine Stimme ist schwach und zaghaft mein Blick, vor Dir steht eine selige Menge und die Cherubim! Aber Du bist groß in Deiner Gnade, Deine Liebe ist grenzenlos, und in der kleinsten Deiner Schöpfungen glänzt Du wie in einem Tropfen das Sonnenlicht!

KönigNimm an das Lob Deiner demütigen Sklaven, mein Gott! Mein flehendes Gebet hast Du erhört, Herr! Preis Dir! Du hast Deine Sklavin dem Dunkel der Finsternis entrissen!

Alle anderenGott, nimm an das Lob Deiner demütigen Sklaven! Es ist vollbracht! Du hast ihr das Licht herabgesandt! Du hast Gnade vom Himmel herabgesandt! Almächtiger Herr, Preis Dir! Deine Liebe ist grenzenlos, und in der kleinsten Deiner Schöpfungen glänzt Du wie in einem Tropfen das Sonnenlicht!Du hast ein Wunder vollbracht, O Schöpfer! Du hast Deine Sklavin dem Dunkel der Finsternis entrissen! Du hast unsere Gebete erhört! Preis Dir, o Gott, Spender des Heils!

ChorNimm an das Lob Deiner demütigen Sklaven! Im Staub knien wir vor Dir!

AllePreis Dir, allmächtiger Schöpfer! Hosanna in der Höhe! Du bist der helle Schein des Lichts der Wahrheit. Preis Dir, allmächtiger Gott! Preis Dir!

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IRINA CHURILOVA JOLANTHE, BLINDE KÖNIGSTOCHTER

2009 schloss Irina Churilova am Glinka-Kon-servatorium von Nowosibirsk ihr Studium ab; Meisterkurse belegte sie unter anderem bei Montserrat Caballé. Ab 2008 gehörte sie zum Ensemble des Staatlichen Akademischen Opern- und Ballett-Theaters von Nowosibirsk. 2013 folgte ihr Debüt am Mariinsky Theater als Marguerite in Gounods Faust. Seither ist sie viele Male in Sankt Petersburg aufgetre-ten, so war sie am Mariinsky Theater in den Verdi-Opern Simon Boccanegra und Les vêpres siciliennes zu erleben. Für ihre Darstellung der Liza in Pique Dame wurde sie für die »Gol-dene Maske« nominiert, die jährlich in Moskau verliehen wird. In der Saison 2016/17 gab Irina Churilova ihr Debüt am Opernhaus Graz als Norma und in der Arena von Verona als Aida.

NAJMIDDIN MAVLYANOV VAUDÉMONT, EIN BURGUNDISCHER RITTER

Geboren im usbekischen Samarkand, studierte Najmiddin Mavlyanov am Staatlichen Konserva-torium von Usbekistan und war 2003 bis 2010 Ensemblemitglied des Navoi-Theaters in der usbekischen Hauptstadt Taschkent. Anschlie-ßend war er am Stanislawski- und Nemiro-witsch-Dantschenko-Musiktheater in Mos-kau engagiert. Sein Mariinsky-Debüt folgte im Jahr 2014 als Manrico in Verdis Il trovatore; seitdem war er dort in zahlreichen Produkti-onen zu hören. Weitere Engagements führten ihn unter anderem an das Royal Opera House Covent Garden in London, die Finnish National Opera, die Deutsche Oper am Rhein und an das Bolschoi-Theater.

DIE KÜNSTLERUTOPIE

27Apr—30

Mai

Ermöglicht durch

Musiktheater

Jan Dvořák: FrankensteinMusicbanda Franui: »Alles wieder gut«

Salvatore Sciarrino: Lohengrin Kurt Weill: Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny

Benjamin Britten: The Rape of Lucretia

www.musikfest-hamburg.de

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ALEXEI MARKOV ROBERT, BURGUNDISCHER HERZOG

Geboren in Wyborg, war Alexei Markov von 2001 bis 2008 zunächst Solist an der Mariinsky Aca-demy of Young Singers und wurde in dieser Zeit mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darun-ter 2005 der Erste Preis beim internationalen Elena-Obraztsova-Gesangswettbewerb, 2006 der Zweite Preis beim Opernwettbewerb in Dresden und 2007 der Erste Preis beim inter-nationalen Stanisław-Moniuszko-Wettbewerb in Warschau.

Seit 2008 ist Alexei Markov nun Ensemble-mitglied des Mariinsky Theaters, mit dem er unter anderem in Rotterdam, an der Deutschen Oper Berlin, beim Mikkeli-Festival in Finnland, im Lincoln Center in New York, in der Barbican Hall in London und in der Kölner Philharmonie zu Gast war. Daneben gab er Solokonzerte in ganz Europa und den USA.

STANISLAV TROFIMOV RENÉ, PROVENZALISCHER KÖNIG

Seine Opernkarriere begann Stanislav Trofimov 2008 am Opernhaus von Tscheljabinsk am Ural, anschließend führte ihn sein Weg an das Opern-haus von Jekaterinburg und an das Bolschoi-Theater. 2015 gab er sein Debüt am Mariinsky Theater als Mönch Pimen in Boris Godunov, schon bald darauf wurde er Ensemblemitglied.

Zu den Figuren, die Trofimov am Mariinsky Theater verkörpert, gehören Prinz Gremin aus Eugen Onegin und die Titelrolle von Boris Godu-nov sowie Giovanni da Procida (Les vêpres sicili-ennes), Filippo II (Don Carlo) und Jacopo Fiesco (Simon Boccanegra). Bei den Salzburger Fest-spielen war er zudem in einer Produktion von Schostakowitschs Lady Macbeth von Mzensk zu hören und beim Opernfestival in der Arena von Verona als Zaccaria in Nabucco.

ROMAN BURDENKO IBN-HAKIA, MAURISCHER ARZT

Roman Burdenko studierte am Glinka-Konser-vatorium in Nowosibirsk, bevor er ans Rimski-Korsakow-Konservatorium in Sankt Peters-burg wechselte, wo er 2008 seinen Abschluss machte. 2009 nahm er am Programm Young Opera Singers der Accademia Nazionale di Santa Cecilia teil. Er ist Preisträger mehre-rer Wettbewerbe, darunter der Competizione dell’ Opera, der Hans Gabor Belvedere Singing Competition und des von Plácido Domingo ins Leben gerufenen Operalia. Von 2006 bis 2011 war Roman Burdenko Solist des Michailowski-Theaters in Sankt Petersburg, anschließend an der Oper von Nowosibirsk.

Sein Debüt am Mariinsky Theater gab er 2013 in einer Neuinszenierung von Donizettis L’elisir d’amore, bevor er 2017 Mitglied der Kom-pagnie wurden. Als Gastsänger stand er zudem auf den Bühnen der Bayerischen Staatsoper, des Glyndebourne Festivals, des Opernhauses Zürich und des Bolschoi-Theaters.

YURI VOROBIEV BERTRAND

Yuri Vorobiev wurde in Sankt Petersburg gebo-ren und machte 1998 seinen Abschluss an der dortigen Glinka-Akademie. Anschließend stu-dierte er am Rimski-Korsakow-Konservato-rium. Ab 2002 gehörte er zu den Young Singers der Mariinsky-Akademie, seit 2009 ist er Solist am Mariinsky Theater. Zu seinen Rollen am Haus gehören Masetto (Don Giovanni), Sarastro (Die Zauberflöte), Gurnemanz (Parsifal), Wotan (Das Rheingold) und Rocco (Fidelio).

Darüber hinaus umfasst sein Konzertreper-toire die Requien von Mozart und Verdi, Bachs h-Moll-Messe und Schostakowitschs Sinfonie Nr. 14, die er auch schon unter Valery Gergievs Leitung im Amsterdamer Concertgebouw, in der New Yorker Carnegie Hall sowie in London und Tokio gesungen hat.

DIE KÜNSTLER

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ANDREI ZORIN ALMÉRIC

2002 machte Andrei Zorin seinen Abschluss an der Akademie der Künste in Wladiwos-tok, anschließend war er Young Singer an der Mariinsky-Akademie. Dem Ensemble des Mari-insky Theaters gehört er seit 2007 an. Zu sei-nen Rollen – überwiegend aus dem Buffo-Fach – zählen unter anderem Don Basilio (Le nozze di Figaro), Monostatos (Die Zauberflöte), Mime (Das Rheingold) und Herodes (Salome). Tour-neen führten Andrei Zorin nach Großbritannien, Deutschland, Schweden, Finnland und Spanien.

KIRA LOGINOVA BRIGITTA, JOLANTHES FREUNDIN

Kira Loginova hat Abschlüsse vom Rimski-Korsakow-Konservatorium und der staat-lich-pädagogischen »Herzen«-Universität in Sankt Petersburg. 2008 gehörte sie zu den Preisträgern des Internationalen Boris-Shto-kolov-Gesangswettbewerb, der ebenfalls in Sankt Petersburg verliehen wird. Bereits 2002 war sie Mitglied der Young Opera Singers der Mariinsky-Akademie; 2009 folgte ihr Debüt am Mariinsky Theater in Dvořáks Oper Rusalka.

Zu den Rollen, die sie seither dort verkör-perte, gehören Susanna (Le nozze die Figaro); Frasquita (Carmen), die Titelrolle in Rimski-Korsakows Der goldene Hahn und Prilepa in Tschaikowskys Pique Dame.

YEKATERINA SERGEYEVA LAURA, JOLANTHES FREUNDIN

Yekaterina Sergeyeva wurde in Sankt Peters-burg geboren, wo sie 2005 ihr Studium am Rimski-Korsakow-Konservatorium abschloss. Seit 2004 ist sie Mitglied der Mariinsky Aca-demy of Young Singers; seit 2017 gehört sie dem Mariinsky Theater an. Zu den Rollen, die sie am Haus sang, zählen Carmen, Char-lotte (Werther), Cherubino (Le nozze di Figaro), Polina (Pique Dame) und nicht zuletzt die Olga aus Eugen Onegin, die sie auch an der Baye-rischen Staatsoper, der Deutschen Oper Berlin und beim Glyndebourne Festival gab. Als Gast-solistin sang sie auch am Bolschoi-Theater in Moskau.

NATALIA YEVSTAFIEVA MARTHA, JOLANTHES AMME

Natalia Yevstafieva machte 1999 ihren Ab-schluss am Rimski-Korsakow-Konservato-rium in Sankt Petersburg. Von 1997 bis 2000 war sie Solistin am Mussorgsky-Staatsthea-ter in Sankt Petersburg, seit 2001 an der Mari-insky Academy of Young Singers. Ihr Debüt am Mariinsky Theater gab sie im selben Jahr als Marfa in Mussorgskys Die Fürsten Chowanski. Seit 2008 ist die Mezzosopranistin als Solistin am Mariinsky Theater engagiert, wo sie seither in rund 40 Produktionen auftrat. Tourneen mit dem Ensemble führten sie nach Deutschland, Portugal, Frankreich und in die USA.

Auf der Konzertbühne ist sie zudem regel-mäßig in Beethovens Neunter Sinfonie und Ver-dis Requiem sowie mit Arien und Romanzen russischer, italienischer, deutscher und fran-zösischer Komponisten zu hören.

DIE KÜNSTLER

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DIRIGENT VALERY GERGIEV Valery Gergiev ist einer der Hauptrepräsentanten der angesehenen Sankt Peters-burger Dirigentenschule. In Moskau geboren, studierte er Dirigieren am (dama-ligen) Leningrader Konservatorium. Bereits als Student war er Preisträger des renommierten Herbert-von-Karajan-Dirigierwett bewerbs in Berlin.

Sein Dirigierdebüt am Mariinsky Theater gab er 1978 mit Prokofjews Tolstoi-Vertonung Krieg und Frieden. 1988 wurde er zum Musikalischen Leiter ernannt, bevor er 1996 die Künstlerische Gesamtleitung und Generaldirektion des Mari-insky Theaters übernahm.

Unter seiner Leitung hat sich das Mariinsky zu einem Zentrum des Thea-ter- und Konzertbetriebs in Russland entwickelt. Die durch ihn realisierten Pro-jekte umfassen Übertragungen in Rundfunk und Internet und die Einrichtung eines Tonstudios. Auf Tourneen wirbt er auch im Ausland für die russische Oper. Zudem hat das Orchester sein Opern- und Ballettrepertoire ebenso erheblich erweitert wie das sinfonische.

Darüber hinaus verfolgt Gergiev eine herausragende internationale Karriere. Nach seinem Debüt 1992 an der Bayerischen Staatsoper, 1993 am Royal Opera House Covent Garden und 1994 an der Metropolitan Opera, steht er heute an den Pulten der bedeutendsten Opernhäuser der Welt. Von 1995 bis 2008 war er Chef-dirigent des Rotterdam Philharmonic Orchestra, von 2007 bis 2015 Musikalischer Leiter des London Symphony Orchestra. Seit Herbst 2015 steht er an der Spitze der Münchner Philharmoniker, mit denen er vor zwei Wochen auch in der Elb-philharmonie zu Gast war und begeistert gefeiert wurde.

Valery Gergiev ist Gründer und Leiter renommierter internationaler Festivals wie »Stars of the White Nights« oder dem Moskauer Osterfestival. Seit 2011 leitet er das Organisationskomitee des Internationalen Tschaikowsky-Wettbewerbs. Er wurde mit zahlreichen nationalen Ehrungen und Preisen verschiedener Länder bedacht – so in Russland, Armenien, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Polen, Frankreich und Japan.

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CHOR DES MARIINSKY THEATERS

Der Chor des Mariinsky-Theaters ist mit über 250 Auftritten pro Saison weit über die Grenzen Russlands hinaus bekannt. Die Musiker treten nicht nur als Opern-, sondern auch als Konzertensemble in Erscheinung und wirkten an zahlreichen CD-Einspielungen mit. Als traditionelle Institution ist die Geschichte des Chores eng mit der Entwicklung der russischen Musik verbunden.

Der Chor hatte seine ersten Auftritte am Mariinsky Theater Mitte des 19. Jahr-hunderts in den Opern von Borodin, Mussorgsky, Rimsky-Korsakow und Tschai-kowsky und wurde so zu einem integralen Bestandteil des Sankt Petersburger Opernensembles. Seit 2011, unter der Leitung von Andrei Petrenko, umfasst sein breites Repertoire neben einer Vielzahl russischer, italienischer, französischer, tschechischer und deutscher Opern auch Kantaten, Oratorien und A-cappella-Werke von Bach bis hin zu zeitgenössischen Komponisten wie Sofia Gubaidulina.

Zudem singt der Chor auf internationalen Festivals; Konzertreisen führten ihn unter anderem nach Finnland, Frankreich, Deutschland und Israel. Für die Auf-nahmen von Strawinskys Tanzkantate Les noces und seinem Opern-Oratorium Oedipus Rex erhielt das Ensemble 2011 den renommierten International Classi-cal Music Award.

ORCHESTER DES MARIINSKY THEATERS

Das Orchester des Mariinsky Theaters zählt zu den »Top 20« der international führenden Orchester. Als eines der ältesten rus-sischen Musikensembles reicht seine Geschichte mehr als 200 Jahre zurück. Im frühen 18. Jahrhundert aus der Kapelle am russischen Zarenhof hervorgegangen, erlebte das Orchester im 19. Jahrhundert einen Aufschwung unter Eduard Napravnik, der das Profil über ein halbes Jahrhundert maßgeblich prägte. Die herausragende Qualität des Klangkörpers lockte eine Vielzahl hochrangiger Dirigenten an, darunter Hector Berlioz, Richard Wagner, Hans von Bülow, Gustav Mahler und Sergej Rach-maninow. In seiner langen Geschichte brachte das Ensemble bedeutende sinfonische Werke, Opern und Ballette von Peter I. Tschaikowsky, Michail Glinka, Modest Mussorgsky, Nikolai Rim-ski-Korsakow, Aram Khatchaturian und Dmitri Schostakowitsch zur Uraufführung.

Seit 1988 wird das Orchester des Mariinsky-Theaters von Valery Gergiev geleitet, der das Repertoire stark ausweitete. Heute umfasst es nicht nur sämtliche Sinfonien Beethovens, Mahlers, Prokofjews und Schostakowitschs, sondern auch Requien von Mozart, Berlioz, Verdi und Brahms und zahlreiche Werke moderner Komponisten wie Messiaen, Dutilleux, Henze und Gubaidulina. Regelmäßig ist das Orchester in den großen Konzertsälen weltweit zu Gast und wurde für seine Aufnah-men mit renommierten Preisen bedacht, etwa mit dem MIDEM Classical Award für die Einspielung von Schostakowitschs Oper Die Nase.

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MUSIKTHEATER BEIM MUSIKFESTVom 27. April bis 30. Mai feiert Hamburg die dritte Ausgabe des Internationalen Musikfests. Und unter den insgesamt rund 60 Konzerten stehen gleich mehrere Musiktheater-Produktionen zur Auswahl – konzertant und szenisch, in der Elbphilharmonie und an anderen spannenden Orten; darunter das Gastspiel der Osterfestspiele Salzburg mit Salvatore Sciarrinos Oper Lohen-grin mit der großartigen Sopranistin Sarah Maria Sun (Foto). Auf Kampnagel gibt es zudem die neue Staatsopernproduktion Frankenstein zu erleben, und in Kooperation mit der Hochschule kommt Brittens The Rape of Lucretia zur Aufführung.

Alle Infos zu Konzerten und Tickets unter: www.musikfest-hamburg.de

Es ist nicht gestattet, während des Konzerts zu filmen oder zu fotografieren.

IMPRESSUMHerausgeber: HamburgMusik gGmbHGeschäftsführung: Christoph Lieben-Seutter (Generalintendant) Jack F. Kurfess, Jochen MargedantRedaktion: Clemens Matuschek, Simon Chlosta, Laura EtspülerLektorat: Reinhard HellingGestaltung und Satz: breeder typo – alatur, musialczyk, reitemeyerDruck: Flyer-Druck.de

Anzeigenvertretung: Antje Sievert, +49 40 450 698 03, [email protected]

BILDNACHWEISTräumende Jolanthe: Butter-Studie von Caroline S. Brooks (1876); Peter I. Tschaikowsky: Fotografie von E. Bieber, Hamburg (1888); Die Tschaikowsky-Brüder (Archiv des Tschaikowsky-Hauses Klin); Sängerfotos (Mariinsky Theater); Chor und Orchester des Mariinsky Theaters (Valentin Baranovsky); Valery Gergiev (Bernhard Bürklin); Sarah Maria Sun (Rüdiger Schestag)

VIOLINE IAnton Kozmin Mikhail RikhterKhristian ArtamonovDanara UrgadulovaAndrei ProkazinAkhan MeierbekovAnna GlukhovaEkaterina GribanovaKirill MurashkoDmitry DemidovFam Lan ChiMichael SchaffarczykOlga MikhaylovaElizaveta Goldenberg

VIOLINE IIElena LuferovaViktoria ShchukinaAnastasia LukirskayaNatalia PolevayaNina PirogovaAndrei Novodran Dmitry NeklyudovVyacheslav GrikurovElena ShirokovaMikhail ZagorodnyukElena Chernokoz

VIOLAYuri AfonkinDinara MuratovaMikhail AnikeyevIvanova IrinaAndrei PetushkovAndrei BaranovAndrei LyzoLiudmila KetovaAnastasia Nilova

CELLOOleg SendetskyAnton GakkelViktor KustovEkaterina Larina Vladimir YunovichOxana MorozTamara SakarDaria Zemskaya

KONTRABASSKirill KarikovSergei AkopovDmitry PopovYevgeny RyzhkovDenis KashinAngela Contreras ReyesSergei Trafimovich

FLÖTESofia VilandAleksandr MarineskuMikhail Pobedinskiy

OBOEPavel KundyanokAlexei FyodorovViktor Ukhalin

KLARINETTEIlin DmitryNikita VaganovVitaly Papyrin

FAGOTTRodion TolmachevRuslan MamedovMaksim Karpinskii

HORNDmitry VorontsovAlexander AfanasievZakhar KatsmanVladislav KuznetsovYuri Akimkin

TROMPETETimur MartynovVitaly ZaytsevStanislav Ilchenko

POSAUNEAleksandr GorbunovAleksandr DzhurriAleksandr Kovalchuk

BESETZUNG

VORSCHAUTUBANikolai Slepniov

SCHLAGWERKAndrei KhotinFedor KhandrikovYury AlexeyevVladimir Maslov

HARFEMaria Krushevskaya

SOPRANNatalya AndreyevaAngelina DashkovskayaMarina NigamatulinaNatalia OrlovaOlga ShakhanovaLarisa BorisovaSvetlana StavrovaIrina Shendevitskaya

ALTYevgenia BakanovaNatalya InkovaMaria PanfilovaOlga SemenovaValeria YermachenkovaYekaterina SobolkinaNadezhda Khadzheva

TENORAlexei BurtsevAlexander GoroshkovMikhail SludkinDmitry AntonovАlexander Shashkin

BASSAlexei KrotovNikolai KrukKonstantin Rylov*Oleg MitsuraVladimir Nefyodov

* Chormanager

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WIR DANKEN UNSEREN PARTNERN

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FÖRDERSTIFTUNGENKlaus-Michael Kühne StiftungKörber-StiftungHans-Otto und Engelke Schümann StiftungHaspa Musik StiftungHubertus Wald StiftungErnst von Siemens MusikstiftungCyril & Jutta A. Palmer StiftungMara & Holger Cassens StiftungHonorarkonsulat der Tschechischen Republik Hamburg

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ELBPHILHARMONIE CIRCLE

ALS OFFIZIELLER WEINPARTNER DER ELBPHILHARMONIE BEGRÜSSEN WIR HAMBURGS NEUES WAHRZEICHEN FÜR KULTUR.

ES IST DAS BESONDERE, DAS WELLEN SCHLÄGT.

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W W W. E L B P H I L H A R M O N I E . D E